2019 unternehmen [!] Magazin Ausgabe70 Dezember 2019
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 70 - Dezember 2019
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 70 - Dezember 2019
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<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 70 | Dez <strong>2019</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 7 0<br />
Der Mann der<br />
klugen Netze<br />
Ob Strom, Wärme, Mobilität oder Daten. Die<br />
Zukunft gehört der Kombination der Sparten, sagt<br />
Klaus Eder, Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.<br />
WEIHNACHTSZIRKUS<br />
Wie Unternehmer Elmar Kretz<br />
seinen Kindheitstraum wahr<br />
werden lässt. Seite 20<br />
MIESMACHER<br />
Tipps für Chefs und Personaler im<br />
Umgang mit Dauermotzern im<br />
Betrieb. Seite 30<br />
NEGATIVZINSEN<br />
Welche Vermeidungsstrategien<br />
für Mittelständler sinnvoll sind –<br />
und welche nicht. Seite 38
2<br />
RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Überblick<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkasse individuelle<br />
Lösungen für einen<br />
effizienten Zahlungsverkehr<br />
im In- und Ausland bietet.<br />
spkulm.de<br />
ksk-gp.de<br />
S Sparkasse<br />
Ulm<br />
S Kreissparkasse<br />
Göppingen
<strong>unternehmen</strong> [!] INHALT 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die Luft scheint raus zu sein aus der Konjunktur.<br />
Die Unternehmen im Südwesten beurteilen ihre<br />
gegenwärtige Lage deutlich schlechter als noch<br />
zu Mitte des Jahres – und die Mehrheit geht auch<br />
in Zukunft von schlechter werdenden Geschäften<br />
aus: Flaue Weltwirtschaft und kriselnde Autobranche<br />
samt Zulieferern in Nöten lassen grüßen.<br />
Mittlerweile können sich im Maschinenbau,<br />
der Paradebranche in Baden-Württemberg, auch<br />
die Bereiche Robotik und Automation nicht mehr<br />
der konjunkturellen Abkühlung entziehen. Da ist<br />
guter Rat teuer und die Kraft zur Veränderung<br />
gefragt. Wie ihm bei den vor Jahren noch kriselnden<br />
Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm die Kehrtwende<br />
gelang, erzählt deren Holding-Geschäftsführer<br />
Klaus Eder im Titelinterview (Seite 10). Diese<br />
Ausgabe hat noch mehr Positivbeispiele: Die reichen<br />
vom Erfolgsgeheimnis der Familien<strong>unternehmen</strong><br />
(Seite 32) über den Idealisten Elmar<br />
Kretz, der sich mit seinem Weihnachtszirkus in<br />
Ravensburg einen Kindheitsraum erfüllt hat, bis<br />
hin zu den jungen Gründern von Chill Choc (Seite<br />
36), die Entspannung mit Hanf-Kakao bieten.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
spezial<br />
6 Mehr Mut zur Datenanalyse<br />
Tipps für Mittelständler zur digitalen<br />
Transformation<br />
20 Träumer mit Bodenhaftung<br />
Warum Elmar Kretz das ganze Jahr für<br />
seinen Weihnachtscircus arbeitet<br />
titelthema<br />
10 Städte zukunftsfähig machen<br />
SWU-Chef Klaus Eder im Gespräch<br />
verantworten<br />
24 Die Null ist das Ziel<br />
Arbeitsschutz bei Wieland<br />
28 Das Personal schützen<br />
Sicherheit bei Events<br />
32 Lenker mit Weitsicht<br />
Darum sind Familien<strong>unternehmen</strong><br />
so erfolgreich<br />
führen<br />
30 Vom Umgang mit Motzern<br />
Bei der Beurteilung von Mitarbeitern<br />
hilft das ABC-Modell<br />
machen<br />
36 Entspannt abhängen<br />
Das Start-up Chill Choc und sein<br />
Hanf-Kakao<br />
42 Packend anders<br />
Beim Unternehmen Lohrmann steht<br />
Wachstum nicht an erster Stelle<br />
finanzieren<br />
38 Wohin bloß mit dem Geld?<br />
Wie Mittelständler, Negativzinsen umgehen<br />
können?<br />
leben<br />
44 Kunst ist seine Passion<br />
Wirtschaftsprüfer und Sammler<br />
Werner Schneider im Portrait<br />
48 Ein unschlagbarer Moment<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
namen & nachrichten<br />
4 Auf Jahre Staus und Ärger<br />
5 US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi<br />
50 Impressum<br />
20 30<br />
38<br />
36<br />
6
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Auf Jahre Staus und Ärger<br />
Verkehr Die Einbahnregelung vor dem Ulmer Hauptbahnhof bleibt länger bestehen als<br />
bislang gedacht. Der Grund: Verzögerungen auf den Baustellen.<br />
Infrastruktur Rückschlag für<br />
die Ulmer Innenstadt: Der<br />
schlechte Zustand von Kanälen,<br />
Schächten und Leitungen macht<br />
den Verantwortlichen der Großbaustelle<br />
rund um den Hauptbahnhof<br />
einen Strich durch den<br />
Zeitplan. Die Einbahnregelung<br />
in der Friedrich-Ebert-Straße<br />
muss länger als ursprünglich geplant<br />
bestehen bleiben – wohl<br />
bis mindestens Mitte 2022.<br />
Ursprünglich ging die Verwaltung<br />
davon aus, dass das verkehrstechnische<br />
Nadelöhr von<br />
Februar 2020 an der Vergangenheit<br />
angehört. Doch nun liegen<br />
die Fakten anders. Die Gestaltung<br />
des Bahnhofvorplatzes und<br />
die endgültige Nahverkehrs-Trasse<br />
zwischen Bahnhof<br />
und dem neuen Quartier Sedelhöfe<br />
verzögert sich. Derzeit sind<br />
zwei Szenarien in der Diskussion,<br />
wie die Bauarbeiten weiter<br />
vorangehen sollen.<br />
Auf die Verzögerungen reagierte<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Otto Sälzle zunächst sprachlos.<br />
„Das ist ein weiterer Tiefschlag<br />
für die Ulmer Innenstadt.“<br />
Der Einzelhandel sei<br />
durch die Baustellen ohnehin<br />
schon bis an den Rand des Erträglichen<br />
belastet.<br />
OB Gunter Czisch hält die<br />
Kritik dagegen für unverhältnismäßig.<br />
Um die Auswirkungen<br />
für die Bevölkerung abzumildern,<br />
ist im Gespräch, ob die<br />
kostenfreien Samstage im<br />
ÖPNV bis zum Ende der Baustelle<br />
verlängert werden sollen.<br />
Die neue Situation hat laut<br />
Stadtverwaltung jedoch keinen<br />
Einfluss auf den Zeitplan der<br />
drei Großprojekte in direkter<br />
Nachbarschaft. Sie sollen wie<br />
zuletzt geplant fertig werden:<br />
die Sedelhöfe mit Handels- und<br />
Büroflächen sowie Wohnungen<br />
und die unterirdische Passage<br />
im Mai 2020, die städtische Tiefgarage<br />
mit 540 Plätzen im September<br />
2021. Insgesamt werden<br />
laut Czisch in den drei Projekten<br />
fast 600 Millionen Euro investiert.[!]<br />
cik, jkl<br />
Die Friedrich-Ebert-Straße wird wohl bis mindestens 2022 einspurig<br />
bleiben. <br />
Foto: Matthias Kessler<br />
Crash-Propheten auf großer Bühne<br />
Euro Vor sieben Jahren waren<br />
Marc Friedrich und Matthias<br />
Weik Nobodys. Für ihr Buch<br />
zur Finanzkrise und deren Folgen<br />
hagelte es anfangs Absagen<br />
von Verlagen. Heute erhalten<br />
die beiden Vermögensberater<br />
aus dem Remstal Einladungen<br />
ins Bundeswirtschaftsministerium<br />
und diskutieren mit namhaften<br />
Bankenvertretern. Nun<br />
haben sie ihr fünftes Werk herausgebracht:<br />
„Der größte Crash<br />
aller Zeiten“. Damit stiegen die<br />
beiden auf der Spiegel-Bestseller-Liste<br />
für Sachbücher von<br />
null auf Platz 1.<br />
Die Lesung zur Buchpremiere<br />
fand in Göppingen statt und<br />
die beiden bei der Veranstaltung<br />
NWZ-Lokalchef Helge Thiele (re.) und sein Stellvertreter Joa<br />
Schmid rahmen Marc Friedrich (2. von re.) und Matthias Weik ein.<br />
FOTO: GIACINTO CARLUCCI<br />
der „Neuen Württembergischen<br />
Zeitung“ (NWZ) die Stadthalle.<br />
So erfolgreich Friedrich und<br />
Weik sind, zu einem Leben als<br />
Autor reicht es nicht. „ Das<br />
meiste Geld bekommen Amazon<br />
und der Buchhandel. Für uns fallen<br />
50 bis 60 Cent pro Buch ab“,<br />
sagt Marc Friedrich.<br />
Angesichts des gigantischen<br />
Schuldenbergs der Staaten von<br />
mittlerweile 250 Billionen Dollar<br />
rechnen die beiden fest mit<br />
einem Crash. „Spätestens im<br />
Jahr 2023 wird der Euro Geschichte<br />
sein“, meint Matthias<br />
Weik. Die beiden Vermögensberater<br />
empfehlen daher, Erspartes<br />
ausschließlich in Sachwerte<br />
zu stecken. [!]<br />
amb
<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi<br />
Oaktree Der Elektrotechnikspezialist<br />
Rafi aus Berg bei Ravensburg<br />
ist in den vergangenen Jahren<br />
rasant gewachsen. Mit 2500<br />
Mitarbeitern, davon 1000 am<br />
Stammsitz, stellt das 120 Jahre<br />
alte Unternehmen unter anderem<br />
Bediensysteme zur Programmierung<br />
von Industrierobotern<br />
her, fertigt den Internetrouter<br />
Fritzbox, entwickelt für<br />
seine Kunden Steuereinheiten<br />
oder Bedienelemente für<br />
Waschmaschinen und andere<br />
Weiße Ware. Begonnen hatte<br />
Rafi mit der Produktion von<br />
Knöpfen und simplen Schaltern.<br />
Nachdem sich in den Familien<br />
der beiden Gesellschafter<br />
keine Nachfolgeregelung angeboten<br />
hatte, geben Albert Wasmeier<br />
und Gerhard Schenk ihre<br />
Anteile an den US-Finanzinvestor<br />
Oaktree ab. Wasmeier hatte<br />
das Unternehmen vor 25 Jahren<br />
im Rahmen eines Management-Buy-outs<br />
vom Stahlkonzern<br />
Hoesch übernommen und<br />
hält knapp 90 Prozent der Anteile,<br />
Gerhard Schenk, der wenig<br />
später eingestiegen war, hält<br />
die restlichen.<br />
„Mit Oaktree haben wir einen<br />
Investor gefunden, der die Stärken<br />
unseres Unternehmens erkannt<br />
hat“ und den Expansionskurs<br />
fortsetze, sagte Wasmeier.<br />
Die Mitarbeiter müssten sich<br />
keine Sorgen machen.<br />
Um auch im operativen Geschäft<br />
einen fließenden Übergang<br />
zu haben, war die Geschäftsführung<br />
in diesem Jahr<br />
aufgestockt worden: mit Lothar<br />
Seybold, der aufrückte, und dem<br />
kaufmännischen Geschäftsführer<br />
Lothar Arnold, der seit Juli<br />
dabei ist. [!]amb<br />
Blick in die Fertigung von Rafi in Berg bei Ravensburg: Hier arbeiten<br />
rund 1000 der insgesamt 2500 Mitarbeiter.<br />
Wechsel bei<br />
Transporeon<br />
Software Der wachstumsstarke<br />
Hersteller von Software für<br />
die Transportlogistik Transporeon<br />
hat einen neuen Chef<br />
(CEO): den Schweizer Stephan<br />
Sieber (44). Er übernimmt den<br />
Software-Service-Anbieter mit<br />
zuletzt 600 Mitarbeitern, davon<br />
300 in Ulm. Die Gründer<br />
Marc-Oliver Simon<br />
und Martin<br />
Mack bleiben<br />
an der<br />
Gruppe beteiligt<br />
und werden<br />
Stephan<br />
Sieber war<br />
vor seinem<br />
Wechsel nach<br />
Ulm bei Unit4.<br />
demnach die<br />
strategische<br />
Ausrichtung im<br />
Aufsichtsrat<br />
mitgestalten.<br />
Neuer Hauptgesellschafter<br />
ist<br />
der Finanzinvestor Hg Capital<br />
(London). Ziel sei es mit Big<br />
Data und Marktinformationen<br />
weiter die Prozesse zu digitalisieren<br />
und Leerfahrten zu reduzieren.<br />
Transporeon steigerte<br />
zuletzt den Umsatz deutlich auf<br />
76 Millionen Euro. [!] kö<br />
Starke Zahlen<br />
für Region Ulm<br />
Konjunktur Die IHK-Region<br />
Ulm erlebt seit dem Jahr 2000<br />
einen ungeheuren Boom. Beim<br />
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />
pro Einwohner (BIP)<br />
rangieren die Kreise Ulm,<br />
Alb-Donau und Biberach auf<br />
Platz sechs hinter Frankfurt,<br />
Hamburg, Düsseldorf, München<br />
und Stuttgart. Das BIP ist um<br />
mehr als 77 Prozent auf 26 Milliarden<br />
Euro gewachsen. Der Industrieanteil<br />
betrage 37 Prozent,<br />
sei weit überdurchschnittlich<br />
und sei den starken Familien<strong>unternehmen</strong><br />
zu verdanken, sagte<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Otto<br />
Sälzle, der zum Jahresende in<br />
Ruhestand geht. Die Region<br />
zählt auch bei der Arbeitsplatzdichte<br />
zu den Top-Ten, vor München.<br />
Seit 2000 wurden 48 000<br />
neue Stellen geschaffen. Vom<br />
hohen Bedarf an Arbeitskräften<br />
profitieren auch die Beschäftigten.<br />
Deren verfügbares Einkommen<br />
wuchs um 7600 auf 24 570<br />
Euro. Damit liegt Ulm auf Platz<br />
elf. Auf Rang eins steht München<br />
mit 27 342 Euro. [!] kö<br />
Kurzarbeit erwartet<br />
Konjunktur Die Region Göppingen<br />
bekommt die abflauende<br />
Konjunktur zu spüren. Autozulieferer<br />
wie Schuler und Allgaier<br />
begegnen der sich rapide verschlechternden<br />
Auftragslage<br />
mit Personalabbau. Werkzeugmaschinenhersteller<br />
wie MAG,<br />
Stama und Emag stellen sich<br />
laut IG Metall auf Kurzarbeit im<br />
Jahr 2020 ein. Doch schon jetzt<br />
wirkt sich die flaue Konjunktur<br />
aus. Zuletzt waren im Landkreis<br />
5121 Menschen ohne Arbeit, 657<br />
mehr als vor einem Jahr. Gernot<br />
Imgart, leitender Geschäftsführer<br />
der IHK-Bezirkskammer<br />
Göppingen, spricht von einem<br />
dramatischen Auftragseinbruch<br />
in der Industrie. Man dürfe aber<br />
nicht vergessen, von welch hohem<br />
Niveau dieser erfolge. „Die<br />
Industrie war über Jahre an ihrer<br />
Kapazitätsgrenze.“ [!] js<br />
Mieten steigen weiter<br />
Immobilien Es ist keine Überraschung<br />
mehr: Angesichts des<br />
ausgesprochen engen lokalen<br />
Wohnungsmarkts steigen die<br />
Mieten in Ulm und Neu-Ulm<br />
weiter. Der qualifizierte Mietspiegel<br />
<strong>2019</strong>, der für die kommenden<br />
zwei Jahre gilt, weist<br />
für die Doppelstadt eine durchschnittliche<br />
Netto-Kaltmiete<br />
von 8,37 Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche auf. Dies bedeutet<br />
einen Anstieg um fast 13 Prozent<br />
gegenüber der letzten Erhebung<br />
von 2017. Gleichzeitig<br />
braucht die boomende Region<br />
einer Studie der Industrie- und<br />
Handelskammer zufolge bis<br />
2035 zehntausende neue Wohnungen.<br />
Der Bedarf in der Stadt<br />
Ulm ist mit einem erforderlichen<br />
Zuwachs um rund 20 Prozent<br />
demnach doppelt so hoch<br />
wie im Umland. Laut Studie sind<br />
hier 12 500 zusätzliche Wohneinheiten<br />
erforderlich. [!] kö
6<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Vom reinen Kaffeemaschinen-Hersteller<br />
zum ganzheitlichen<br />
Lösungs- und<br />
Service-Anbieter. Diese<br />
Entwicklung vollzieht Jan van Riet,<br />
Chef der Professional Coffee Machines<br />
WMF Group, gerade in seinem<br />
Unternehmen. „Unser Transformationsprozess<br />
hat gerade erst begonnen.“<br />
Der Mittelständler aus Geislingen<br />
an der Steige hat für seine digitalen<br />
Lösungen WMF Coffee-<br />
Connect und Schaerer Coffee Link<br />
bereits den „Best Practice Award<br />
Business Intelligence and Analytics“<br />
erhalten. Die Begründung der Jury:<br />
Die intelligente Kombination und<br />
gezielte Auswertung von Internet-of-Things-<br />
und klassischen Datenquellen<br />
habe dazu beigetragen,<br />
dass professionelle Anwender von<br />
Kaffeemaschinen mit diesem Wissen<br />
effizienter und wirtschaftlicher<br />
arbeiten können.<br />
Daniel Schallmo, Professor für<br />
Digitale Transformation und Entrepreneurship<br />
an der Hochschule<br />
Neu-Ulm, setzt noch einen obendrauf:<br />
„Die Digitalisierung gibt der<br />
WMF-Group und ihren Kunden völlig<br />
neue Möglichkeiten, das Kaffeemaschinengeschäft<br />
weiterzuentwickeln<br />
und neue Geschäftsmodelle zu<br />
entwickeln.“ Er hält vor allem die<br />
„tiefgreifenden analytischen Berichte<br />
zu Verkaufs- und Absatzzahlen“<br />
sowie die Möglichkeiten rund um<br />
vorausschauende Instandhaltung,<br />
Umsatzprognosen und Marktsegmentierung<br />
für hilfreich. Grundlage<br />
für solche intelligenten Services<br />
sei immer eine integrierte Datenbasis:<br />
„Sie ist das A und O.“<br />
Führungsteams zu ängstlich<br />
Viele Mittelständler beschäftigen<br />
sich derzeit mit der digitalen Transformation<br />
ihrer Geschäftsmodelle.<br />
„Big Data spielt dabei oft eine entscheidende<br />
Rolle“, sagt Schallmo.<br />
Studien zeigen, dass eine Daten-Analyse<br />
von mittelständischen<br />
Betrieben zwar als Chance gesehen<br />
wird, viele Häuser aber nur zögerlich<br />
investieren. Eine Ursache laut<br />
einer Commerzbank-Untersuchung:<br />
Die Führungsteams sind oft zu<br />
ängstlich. „Es braucht einen Weckruf,<br />
wenn der deutsche Mittelstand<br />
hier im internationalen Vergleich<br />
nicht ins Hintertreffen geraten will“,<br />
fordert Michael Reuther, Vorstand<br />
im Firmenkundengeschäft der Commerzbank.<br />
Mehr Mut zur<br />
Datenanalyse<br />
Big Data Kräftige Investitionen und weniger Angst raten Experten<br />
Mittelständlern, wenn es ums Thema digitale Transformation<br />
geht. Ansonsten könnten sie ins Hintertreffen geraten.<br />
Die Datenmengen<br />
wachsen auch<br />
in mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
exponentiell.<br />
Dirk Schürmann<br />
DXC Technology
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
SPEZIAL<br />
7<br />
Auch in mittelständischen<br />
Firmen wachsen<br />
die Datenmengen<br />
exponentiell.<br />
Dirk Schürmann<br />
DXC-Deutschlandchef<br />
Im Privaten ist der Blick aufs<br />
Smartphone längst Alltag. In<br />
mittelständischen Betrieben ist die<br />
digitale Transformation noch nicht<br />
flächendeckend angekommen.<br />
Auch Andreas Hoberg, Vertriebsvorstand<br />
des Ulmer Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />
Ingenics, das Mittelständlern<br />
bei der digitalen Transformation<br />
und der Entwicklung von Industrie-4.0-Lösungen<br />
hilft, nennt<br />
fehlenden Mut als einen Grund für<br />
die Zurückhaltung vieler Firmen.<br />
Außerdem gehe es vielen Unternehmen<br />
aktuell mit Gewinnmargen von<br />
18 bis 20 Prozent wirtschaftlich so<br />
gut, dass sie keinen Veränderungsdruck<br />
spüren: „Und auch die Datenstruktur<br />
ist im Mittelstand nicht immer<br />
einfach.“ Vielerorts werde noch<br />
mit Excel-Tabellen, veralteten ERPund<br />
Zeiterfassungssystemen gearbeitet.<br />
Vor allem Automobilzulieferer<br />
der zweiten und dritten Ebene, die<br />
heute noch in scheinbar komfortablen<br />
Liefernetzwerken agieren, werden<br />
sich laut Hoberg in den nächsten<br />
Jahren der modernen Datenanalyse<br />
öffnen müssen. Als Beispiel für<br />
einen Mittelständler, der Big Data-Auswertungen<br />
schon intensiv<br />
nutzt, weil in seiner Branche harter<br />
Wettbewerb herrscht, nennt Hoberg<br />
die Ulmer Medizintechnikfirma<br />
Beu rer: „Sie analysiert genau das<br />
Kaufverhalten ihrer Kunden, um<br />
schnell und flexibel reagieren zu<br />
können.“<br />
Ingenics geht bei solchen Veränderungsprozessen<br />
in drei Dimensionen<br />
vor: Implementierung von Big<br />
Data-Tools zur Verbesserung der innerbetrieblichen<br />
Transparenz, Analyse<br />
der Daten, um Prognosen über<br />
zukünftige Entwicklungen erstellen<br />
und das Unternehmen optimal steuern<br />
zu können, und schließlich die<br />
Veränderung des bestehenden Geschäftsmodells<br />
oder die Entwicklung<br />
eines zweiten.<br />
Das IT-Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />
DXC Technology ist laut der<br />
ISG-Quadrant-Studie hierzulande<br />
Marktführer für Data Sciences Services<br />
und Analytics. Mehrere Hundert<br />
Datenwissenschaftler und<br />
Künstliche Intelligenz (KI)-Experten<br />
arbeiten hier für große und mittelständische<br />
Betriebe. Zu den gut<br />
500 Anwendungsfällen gehört die<br />
aktuelle Zusammenarbeit mit BMW<br />
zur Entwicklung fahrerloser Fahrzeuge.<br />
„Auch in mittelständischen<br />
Firmen wachsen die Datenmengen<br />
exponentiell“, weiß DXC-Deutschlandchef<br />
Dirk Schürmann. „Sie auszuwerten<br />
und die Erkenntnisse zu<br />
nutzen ist eine riesige Chance, die<br />
Zur Person<br />
Andreas Hoberg<br />
verantwortet seit<br />
Juli 2017 als CSO den<br />
Vertrieb von Ingenics.<br />
Er widmet sich<br />
unter anderem den<br />
Bereichen Produktions-<br />
und Logistikplanung<br />
sowie digitale<br />
Transformation.<br />
Zur Person<br />
Daniel Schallmo<br />
ist neben seiner<br />
Lehrtätigkeit an der<br />
Hochschule Neu-<br />
Ulm als Unternehmensberater<br />
aktiv<br />
und hat bereits zahlreiche<br />
Bücher und<br />
Fachartikel veröffentlicht.
8<br />
RESSORT SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Datenanalyse hilft auch bei der Suche nach einem neuen Firmenstandort<br />
Unter Einbeziehung der relevanten<br />
Parameter erstellt das Programm eine<br />
Karte mit dem geeigneten Standort.<br />
BÄCKEREI<br />
ILLUSTRATION: DROGATNEV/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Wo lohnt es, eine neue Bäckerei-Filiale zu<br />
eröffnen? Wo sollte ich meine geplante Boutique<br />
eröffnen? Diese Fragen können Firmenchefs<br />
und Gründer, die Standortentscheidungen<br />
früher aus dem Bauch treffen<br />
mussten, heute mit Hilfe von Algorithmen<br />
und Datenanalysen genauer, schneller und<br />
einfacher beantworten. Auch Investoren<br />
können die neuen Instrumente nutzen. Die<br />
auf Einzelhandelsobjekte spezialisierte Immobilienfirma<br />
Kintyre zum Beispiel setzt<br />
eine Lösung der Firma Realxdata ein, um auf<br />
Knopfdruck genaue und aktuelle Informationen<br />
über neue Standorte zu erhalten. „Wir<br />
können anhand der aktuellen und qualitativ<br />
hochwertigen Faktenlage jetzt gut begründete<br />
Investitionsentscheidungen treffen<br />
und unsere Geschäftspartner exzellent beraten“,<br />
sagt Khaled Shukri von Kintyre. Realxdata-Geschäftsführer<br />
Titus Albrecht erklärt<br />
das Prinzip: „Bei uns laufen Millionen<br />
Daten ein, Einzelinformationen aus hunderten<br />
Quellen etwa von kommunalen Datenbanken,<br />
Immobilienmarktstatistiken, aber<br />
auch Bilder und Kommentare von Social Media<br />
Plattformen. Sie werden auf unserer Datenplattform<br />
verknüpft und nach bestimmten<br />
Kriterien oder Fragestellungen ausgewertet.“<br />
Die Ergebnisse werden etwa als<br />
Umgebungskarten und Grafiken dargestellt.<br />
sich kein Betrieb entgehen lassen<br />
sollte.“ Sowohl eine bessere Steuerung<br />
des Unternehmens als auch die<br />
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle<br />
seien durch die Nutzung von Analyse-Tools<br />
möglich.<br />
Für die Umsetzung empfiehlt<br />
Schürmann vier Schritte: „Daten in<br />
vernünftiger Qualität erheben,<br />
strukturieren, mit externen Daten<br />
anreichern und entsprechend der<br />
Fragestellung auswerten.“ Zum<br />
Zweck der Visualisierung griffen immer<br />
mehr Unternehmen auf die<br />
computergestützte Automatisierung<br />
definierter Prozesse und die Mustererkennung<br />
zurück. Sinnvoll sei<br />
immer ein Pilotprojekt, um den Analyseprozess<br />
zu simulieren und iterativ<br />
zu verbessern. Die gewonnene<br />
Zur Person<br />
Johan van Riet ist<br />
seit 2017 bei der<br />
WMF-Gruppe als<br />
Chef des Bereichs<br />
Professional Coffee<br />
Machines tätig. Zuvor<br />
war van Riet bei<br />
Melitta Haushaltsprodukte<br />
Geschäftsführer.<br />
Transparenz erlaube es dem Firmenchef<br />
künftig auf eindeutigen Daten<br />
basierende Entscheidungen zu treffen:<br />
„Er muss sich nicht mehr auf<br />
sein Bauchgefühl verlassen“.<br />
Die Studie „Industrieller Mittelstand<br />
und Finanzierung 4.0“ der Online-Kreditplattform<br />
Creditshelf bestätigt,<br />
dass viele, vor allem kleinere<br />
Firmen gerade im Finanzbereich<br />
technisch kaum vom Fleck gekommen<br />
sind. „Nur jeder vierte Mittelständler<br />
vergleicht auf Knopfdruck<br />
über ein elektronisches Tool seine<br />
eigene Liquiditätsplanung mit den<br />
Zahlungsströmen tausender anderer<br />
Firmen“, legt Daniel Bartsch,<br />
Creditshelf-Vorstand, den Finger in<br />
die Wunde. „Nur wenige Industriebetriebe<br />
unterhalb der Konzerne<br />
nutzen Big Data-Lösungen für die<br />
Planung ihrer Ein- und Ausgaben.“<br />
Allerdings arbeite ein Großteil dieser<br />
Firmen an solchen Lösungen.<br />
Als Bremse wirken die Kosten,<br />
die mit der Einführung moderner<br />
Analyse-Tools verbunden sind. Das<br />
hält Professor Dirk Schiereck von<br />
der TU Darmstadt für fatal: „Diese<br />
Unternehmen sehen nicht, wie<br />
schnell sich die digitale Welt verändert<br />
und schieben wichtige Innovationen<br />
viel zu spät an.“<br />
Gute Datenbasis ist Grundlage<br />
Das gelte sowohl für die Frage, was<br />
man finanziere, als auch für die Frage<br />
„wie und mithilfe welcher Tools<br />
und Methoden ich mein Unternehmen<br />
finanziere“. Nach Überzeugung
<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 9<br />
von Rudolf Weichert, Finanzchef<br />
der Indus-Holding, zu der<br />
47 mittelständische Firmen gehören,<br />
kommt Business Analytics-<br />
oder Predictive Analytics-Tools<br />
in Zukunft besonders<br />
in der Planung und Steuerung<br />
der Liquidität eines Unterneh-<br />
Es muss<br />
ja nicht<br />
unbedingt jeder<br />
Betrieb den Fehler<br />
wiederholen.<br />
mens eine<br />
wichtige Rolle<br />
zu. Ein Beispiel<br />
seien etwa vertiefende<br />
Kenntnisse<br />
über das Nachfrageverhalten<br />
der Kunden<br />
und vorausschauende<br />
Be-<br />
Indus-Finanzchef<br />
Rudolf Weichert<br />
standsplanung.<br />
Voraussetzung sei eine möglichst<br />
gute Datenbasis.<br />
Mittelständler müssten dafür<br />
vielerorts noch vorhandene ältere<br />
ERP-Systeme ersetzen. Allerdings<br />
fehle vielen kleineren<br />
Betrieben das für die Implementierung<br />
neuer komplexer und intelligenter<br />
Lösungen notwendige<br />
Knowhow. Software- und Systemhäuser<br />
wiederum machten<br />
bei der Einführung oft Fehler,<br />
„weil sie die Individualität eines<br />
Unternehmens nicht kennen<br />
und erfahrene<br />
Implementierungsberater<br />
schwer zu finden<br />
sind“. Deshalb<br />
unterstütze<br />
die Indus-Gruppe<br />
ihre Portfoliofirmen<br />
dabei,<br />
voneinander<br />
zu lernen: „Wir<br />
betreiben unter unserem Dach<br />
Knowhow-Sharing. Es muss ja<br />
nicht unbedingt jeder Betrieb<br />
den bereits woanders gemachten<br />
Fehler wiederholen.“ [!] <br />
Jürgen Hoffmann Aus tausenden von Daten lassen sich Prognosen erstellen.<br />
FOTO: ELNUR/SHUTTERSTOCK.COM<br />
www.ep-group.de<br />
„Wertschätzend, verantwortungsvoll,<br />
wirtschaftlich und fl exibel – unsere<br />
Werte als Familien<strong>unternehmen</strong><br />
sind die Basis für unseren langfristigen<br />
Erfolg als kompetenter<br />
Partner für Engineering und IT.<br />
Bald auch gemeinsam mit Ihnen?“<br />
Winfried Keppler<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
unsere branchen<br />
Maschinenbau<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Elektrotechnik<br />
IT & Kommunikation<br />
Luft- & Raumfahrt<br />
Medizintechnik<br />
Mechatronik<br />
Schiffbau<br />
Anlagenbau<br />
engineering people. supporting experts.
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 11<br />
„Wir machen Städte<br />
zukunftsfähig“<br />
Klaus Eder Energie liefern war gestern. Längst helfen die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />
Unternehmen Energie effizienter einzusetzen, bauen die Infrastruktur für die digitale Zeit<br />
und bieten dank Sensor- und Funktechnik neue Dienstleistungen an.<br />
Stadtwerke waren früher die Goldesel der Kommunen,<br />
sie galten als verstaubte Staatsbetriebe,<br />
die kaum wettbewerbsfähig sind. Wie sehen<br />
Sie das?<br />
Die Stadtwerke wurden schon mehrfach totgesagt,<br />
beispielsweise in den 1990er Jahren von den<br />
großen Energiekonzernen. Doch es ist genau das<br />
Gegenteil eingetreten. Damals gab es rund 600<br />
Stadtwerke, heute sind es etwa 800 Stadtwerke<br />
und Regionalversorger. Man sollte mit solchen<br />
Prognosen vorsichtig sein, schon weil die Stadtwerke<br />
einen kommunalen Auftrag zur Daseinsvorsorge<br />
haben. Natürlich wird es schwieriger<br />
und wir müssen uns mehr anstrengen. Allein<br />
wenn man sich die Wünsche und Anforderungen<br />
an den öffentlichen Nahverkehr anschaut, wird<br />
das klar.<br />
Der ÖPNV ist nur eines Ihrer großen Themen. Ihre<br />
Aufgaben werden komplexer und der Wettbewerb<br />
härter.<br />
Kostenloser<br />
ÖPNV in der<br />
Region würde pro<br />
Jahr 40 Millionen<br />
Euro kosten.<br />
Das ist richtig. Die Stadtwerke<br />
Ulm/Neu-Ulm decken mit einer<br />
großen Bandbreite an Produkten<br />
und Dienstleistungen die Bedürfnisse<br />
von mehr als 200 000 Menschen<br />
in der Region Ulm/Neu-<br />
Ulm ab. Das reicht von Energie,<br />
Trinkwasser, Telekommunikation<br />
bis hin zu Mobilität. Damit<br />
müssen wir uns als kommunales Unternehmen<br />
intensiv mit den Megathemen Energiewende,<br />
künftige Mobilität und Digitalisierung auseinandersetzen.<br />
In der Klimaschutzdebatte gibt es die Forderung<br />
nach Gratis-ÖPNV. Was würde das in der Region<br />
Ulm/Neu-Ulm kosten?<br />
Die SWU haben aktuell Fahrgeldeinnahmen von<br />
etwa 18 Millionen Euro. Am Ende tragen wir ein<br />
Defizit von rund 20 Millionen Euro. Sprich: Es<br />
müssten also mindestens 40 Millionen Euro für<br />
den ÖPNV bereitgestellt werden, um diesen in<br />
der aktuellen Qualität weiterzuführen.<br />
Wie sinnvoll ist kostenloser ÖPNV?<br />
Das ist zu allererst eine politische Frage. Wenn<br />
das so von unseren Gesellschaftern gewollt wird,<br />
müssen wir mit der Politik eine Finanzierungslösung<br />
finden. Bisher gleichen die Erträge anderer<br />
SWU-Geschäftsbereiche das Defizit aus.<br />
Was ist Ihre persönliche Meinung?<br />
Anstatt eines kostenlosen ÖPNVs würde ich einen<br />
Teil der 40 Millionen dafür verwenden, die<br />
Infrastruktur an sich zu verbessern oder den<br />
Komfort in den Fahrzeugen zu erhöhen. Meines<br />
Erachtens ist es nicht der Ticketpreis, der Menschen<br />
davon abhält, öffentliche Verkehrsmittel<br />
zu benutzen. Eine viel größere Rolle spielen der<br />
Komfort und die Qualität, die sich noch deutlich<br />
verbessern können.<br />
Wie soll das geschehen?<br />
Dafür sind massive Investitionen nötig, in Ticketsysteme,<br />
Abrechnungssysteme,<br />
Echtzeitauskünfte und vieles<br />
mehr. Also letztlich alles, was dazu<br />
führt, dass die Kunden die Mobilität<br />
angeboten bekommen, die sie<br />
brauchen, um auf ihr eigenes Auto<br />
zu verzichten.<br />
Apropos Klimaschutz, wie sieht<br />
die Klimabilanz der SWU aus?<br />
Gut, denn wir sind schon seit mehr als zehn Jahren<br />
im Umwelt- und Klimaschutz tätig. Früher<br />
war das auch Bestandteil unseres Werbeslogans,<br />
heute heben wir vor allem auf Verlässlichkeit ab.<br />
Aber wir setzen unsere Anstrengungen fort. Allein<br />
mit dem Bau der Straßenbahnlinie 2 konnten<br />
wir 11 alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzen,<br />
die mit SWU-Naturstrom betrieben werden.<br />
Das ist eine 100-prozentige CO2-Einsparung.<br />
Über Contracting und effizientere Anlagen<br />
sparen wir ebenfalls Emissionen ein. Wir sind<br />
auf einem guten Weg. Nicht zuletzt auch durch<br />
die erneuerbaren Energien in der Grundversorgung.<br />
Klaus Eder ist seit Juli 2015 Geschäftsführer der Holding der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.<br />
Zur Person<br />
Klaus Eder kam<br />
2015 zu den Stadtwerken<br />
Ulm/Ulm und<br />
war wegen der damals<br />
hohen Verluste<br />
gleich als Krisenmanager<br />
gefragt. Der<br />
45-Jährige Allgäuer<br />
(Blaichach) absolvierte<br />
nach der Fachoberschule<br />
zunächst eine<br />
Lehre als Elektroniker<br />
bei Bosch, studierte<br />
später Elektrotechnik.<br />
Während er beim Versorger<br />
MVV in Mannheim<br />
arbeitete, studierte<br />
er berufsbegleitend<br />
Betriebswirtschaft.<br />
Über die<br />
Stadtwerke Überlingen<br />
und Friedrichshafen,<br />
an deren Fusion<br />
er maßgeblich beteiligt<br />
war, kam er nach<br />
Ulm als Chef der<br />
SWU-Holding. Eder<br />
(verheiratet, drei Kinder<br />
im Alter von 5 bis<br />
10 Jahren) ist begeisterter<br />
Skifahrer, wandert,<br />
fährt Mountainbike<br />
und kocht gerne.
12<br />
TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ich bin<br />
ein sehr<br />
großer Fan der<br />
Wasserstoff-<br />
Technik.<br />
Was meinen Sie damit?<br />
Von Januar an stellen wird die gesamte Grundversorgung<br />
im Strom auf erneuerbare Energien um.<br />
Jeder Kunde, der bei uns in der Grundversorgung<br />
ist, wird dann Strom aus Wasserkraft bekommen.<br />
Diesen erzeugen wir nicht komplett selbst, sondern<br />
kaufen ihn über Zertifikate zu. Doch auch das<br />
führt dazu, dass Investitionsmittel für Wasserkraft<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Warum tun Sie das, Sie haben doch auch eine Beteiligung<br />
am Kohle-Kraftwerk Lünen?<br />
Wir sehen das als unseren Beitrag zum Klimaschutz.<br />
Den Strom aus dem Kraftwerk in Lünen<br />
vermarkten wir anderweitig. Wir sehen den Kohleausstieg<br />
ebenfalls positiv und als Aufgabe für<br />
uns, auch in diesem Kontext die Versorgung sicherzustellen.<br />
Dies wir uns aller Voraussicht nach<br />
auch gelingen.<br />
Zurück zum ÖPNV: Wann fahren Ihre Busse mit<br />
Brennstoffzellen?<br />
Ich bin ein großer Fan der Wasserstoff-Technik.<br />
Mir gefällt die Idee, überschüssige erneuerbare<br />
Energie, die wir vor allem in den nördlichen Bundesländern<br />
haben, in Wasserstoff zwischenspeichern<br />
zu können und diesen dann für Mobilität<br />
oder andere Anwendungen per Brennstoffzelle zu<br />
nutzen. Das ist deutlich sinnvoller als im Schwerlastverkehr<br />
mit Batterien zu fahren, denn die<br />
Fahrzeuge sind zu schwer. Daher sollten beide<br />
Technologien weiterverfolgt werden, um für die<br />
jeweilige Technik die besten Einsatzmöglichkeiten<br />
zu finden.<br />
Woran hapert es?<br />
Bis vor kurzem waren die deutschen Bushersteller<br />
nicht in der Lage, batteriebetriebene Fahrzeuge auf<br />
den Markt zu bringen. Bei der Brennstoffzelle sieht<br />
es leider ähnlich aus. Dennoch gehe ich davon aus,<br />
dass sich irgendwann ein Mix aus beiden Antriebsarten<br />
ergeben wird, in dem Kurzstrecken<br />
mit batteriebetriebenen Autos bewältigt<br />
werden und die Brennstoffzelle im<br />
Schwerlastverkehr und im überregionalen<br />
Verkehr zum Einsatz kommt.<br />
Klaus Eder trimmte die<br />
Stadtwerke auf Effizienz und<br />
führte sie so aus der Krise. Die<br />
Kosten sanken dauerhaft um bis<br />
zu 15 Millionen Euro.<br />
Die SWU hätten doch aber auch die<br />
Möglichkeit, E-Busse an den Haltestellen<br />
zu laden.<br />
Grundsätzlich ja, allerdings stehen die Busse<br />
an den Endhaltestellen nur maximal zehn<br />
Minuten. Diese Zeiten sind als Pausen für die<br />
Fahrer gedacht und können meist nur eingehalten<br />
werden, wenn der Fahrplan funktioniert.<br />
Durch die vielen Störungen im Stadtverkehr<br />
verkürzen sich die Pausen allerdings oft von zehn<br />
auf vier Minuten. Die kurzen Standzeiten würden<br />
nicht ausreichen, um die Busse wieder aufzuladen.<br />
Zum andern ist die Bereitstellung einer solchen<br />
Infrastruktur sehr teuer. Bei unseren zehn Linien<br />
bräuchten wir 20 Ladeeinrichtungen an den Endpunkten<br />
der Linien. Das würde hohe Investitionen<br />
erfordern.
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 13<br />
Vor vier Jahren steckten die SWU tief in der Krise<br />
und schrieben hohe Verluste. Wie haben Sie die<br />
Kehrtwende geschafft?<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte haben sich 2015<br />
zusammengesetzt und sich unsere Themen angeschaut.<br />
Daraus haben wir das Programm „SWU<br />
2025“ erstellt.<br />
Mit welchem Ergebnis?<br />
Wir haben zwei Punkte in den Fokus gerückt: Einerseits<br />
stellen wir den Kunden noch stärker in<br />
den Mittelpunkt. Das zweite Hauptaugenmerk lag<br />
auf unserem Image. Wir wollten als verlässlicher<br />
Partner für Menschen in der Region wahrgenommen<br />
werden, der von Energie über Wasser und<br />
Wärme bis hin zur Mobilität alles aus einer Hand<br />
zuverlässig liefert.<br />
Davon werden doch aber die Zahlen nicht besser?<br />
Wir haben uns zudem unsere Prozesse genau angeschaut.<br />
Viele Abläufe hatten sich historisch entwickelt.<br />
Da gab es jede Menge Potenzial, effizienter<br />
zu werden. Wir haben über natürliche Fluktuation<br />
Personal in den Bereichen abgebaut, die überbesetzt<br />
waren. Inzwischen bauen wir wieder Stellen<br />
auf, weil wir für unsere neuen Geschäftsfelder Personal<br />
benötigen.<br />
Wie lief das konkret?<br />
Nehmen Sie unsere Kundenakquise. Bis vor zehn<br />
Jahren sind wir davon ausgegangen, dass die Kunden<br />
irgendwann bei uns vorbeikommen, um sich<br />
ein Strom- oder Gasangebot zu holen. Heute läuft<br />
das zu 90 Prozent über Online-Vergleichsportale.<br />
Die Menschen wollen ein günstiges Angebot – völlig<br />
unabhängig von den Öffnungszeiten eines Anbieters.<br />
Wie haben Sie darauf reagiert?<br />
Wir haben unsere drei gesonderten Kundenzentren<br />
für Netz-, Verkehrs- und Telekommunikationskunden<br />
zu einem zusammengefasst. Das hat<br />
auch die Arbeitswelten der Mitarbeiter verändert.<br />
Unsere Effizienzmaßnahmen haben aber unsere<br />
Kosten dauerhaft um zehn bis 15 Millionen Euro<br />
gesenkt.<br />
Niedrigere Kosten sind bitter nötig, denn die Margen<br />
aus dem Verkauf von Strom und Gas sind deutlich<br />
gesunken?<br />
Keine Frage, der Wettbewerb hat stark zugenommen.<br />
Als Stadtwerk haben wir allerdings den Vorteil,<br />
dass wir verschiedene Sektoren haben. Wir<br />
können beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage<br />
planen, bauen und den daraus entstehenden Strom<br />
Heute läuft das<br />
Neugeschäft<br />
zu 90 Prozent über<br />
Vergleichsportale<br />
im Internet.<br />
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Der Kabelmesstrupp der<br />
Stadtwerke-Netzgesellschaft<br />
ist im Einsatz. Im<br />
Umspannwerk West in<br />
Ulm-Söflingen rollen die<br />
Techniker Prüfkabel aus,<br />
um Fehler im Stromnetz<br />
genau zu orten.<br />
vermarkten. Es gibt nur wenige Anbieter, die zu<br />
solchen Komplettlösungen in der Lage sind. Außerdem<br />
schaffen wir uns neue Geschäftsfelder,<br />
indem wir einzelne Bereiche koppeln.<br />
Was meinen Sie damit?<br />
Bei unserem Carsharing-Angebot swu2go kombinieren<br />
wir Ladesäulen aus dem Netzgeschäft,<br />
den Stromvertrieb aus der<br />
Energie und das Mobilitätsangebot<br />
aus dem Verkehr. Auf diese Weise<br />
entstehen neue Dienstleistungen<br />
und Produkte, mit denen wir im<br />
kommenden Jahr bereits eine Million<br />
Euro erwirtschaften werden.<br />
Wir koppeln<br />
unsere<br />
Angebote. Das<br />
macht uns flexibler<br />
und effizienter.<br />
Warum ist diese Kopplung von Energieträgern<br />
so wichtig?<br />
Das ist eine neue Phase der Energiewende, diese findet<br />
ja nicht nur im Strombereich statt. Wir brauchen<br />
Lösungen für alle Bereiche der Energie, Wärme oder<br />
eben Strom und Mobilität. Nur wenn wir alle gemeinsam<br />
betrachten, kann die Wende gelingen. Deshalb<br />
freut es mich, dass die SWU verschiedene Sektoren<br />
koppeln können.<br />
Was ist der große Vorteil daran?<br />
Wir haben erst vor kurzem im Ulmer Norden eine<br />
Anlage in Betrieb genommen, die Solarthermie mit<br />
einem Blockheizkraftwerk kombiniert, also Strom<br />
und Wärme gleichzeitig erzeugen<br />
kann. Wir können also entscheiden,<br />
ob wir mit der Anlage überwiegend<br />
Strom oder Wärme produzieren.<br />
Das macht uns flexibler und effizienter.<br />
Warum gewinnen solche Kombinationen<br />
erst jetzt an Bedeutung?<br />
Stadtwerke haben aus der Tradition<br />
heraus sehr stark in Sparten gedacht. Diese agierten<br />
meist relativ autonom. Die Vorgabe für die Verantwortlichen<br />
lautete: Unternehmer im Unternehmen<br />
sein und die eigene Sparte vorantreiben. Daraus ergab<br />
sich eine gewollte Konkurrenzsituation zwischen<br />
den Bereichen.
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA<br />
Wie ist das heute?<br />
Heute steht die Kooperation der Unternehmensbereiche<br />
im Vordergrund. Das bedeutet, dass manchmal<br />
eine Sparte etwas zurückstecken muss, damit<br />
eine andere sich entwickeln kann. Aus diesem<br />
Grund haben wir vor vier Jahren auch die Zielvereinbarungen<br />
aller Mitarbeiter vereinheitlicht, die<br />
zentrale Größe für alle ist seither das Konzernergebnis.<br />
Was ist mit Blick auf ihr Programm „SWU 2025“ die<br />
größte Herausforderung bei der Stromerzeugung?<br />
Der Ausbau der erneuerbaren Energien. Nehmen<br />
wir den Kohleausstieg ernst, brauchen wir hier in<br />
der Region dreimal mehr erneuerbare Energien, als<br />
wir derzeit haben. Die SWU als versorgungssicherndes<br />
Unternehmen sieht ihre Aufgabe darin, in<br />
solche Anlagen in der Region zu investieren. Aus<br />
diesen neuen Anlagen werden wir finanzielle Rückflüsse<br />
haben, die Organisation dieser Anlagen und<br />
das Management in den Netzen sind andererseits<br />
die Basis, weitere Dienstleistungen zu entwickeln.<br />
Gibt es überhaupt genügend Standorte, um den Anteil<br />
von erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 zu<br />
verdreifachen?<br />
Schauen Sie sich auf den Dächern in der Region<br />
um. Allein was Photovoltaik betrifft, gibt es noch<br />
ein immenses Potenzial. Und das, obwohl wir in<br />
Ulm bereits einen hohen Anteil an Photovoltaik<br />
haben. Das liegt zum einen an dem früheren Programm<br />
der Solarstiftung, zum anderen an der<br />
EEG-Förderung. An unseren zwei Modellorten<br />
Hittistetten und Einsingen haben wir mehr Photovoltaik-Leistung<br />
in den Netzen, als wir brauchen,<br />
um die Menschen dort zu versorgen – zu Spitzenzeitpunkten<br />
und mengenmäßig sowieso. In Ulm ist<br />
das Potenzial erst ausgeschöpft, wenn alle nutzbaren<br />
Dächer mit Ausnahme des Münsters mit<br />
PV-Anlagen bedeckt sind.<br />
Wie sieht es bei der Windkraft aus?<br />
Da sind die Potenziale schwieriger einzuschätzen.<br />
Das liegt vor allem daran, dass man sich in der Vergangenheit<br />
auf die windstärkeren Regionen im Nor-<br />
Wirtschaftlich - Intelligent - Nachhaltig<br />
PIONIERE DER ENERGIEEFFIZIENZ!<br />
Energiemanagement / Beleuchtung /<br />
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16<br />
TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
200 000 Kunden, 5000 Kilometer Netze und 36,8 Millionen Fahrgäste<br />
Mit der neuen Linie 2 haben die SWU Ulm/Neu-Ulm elf alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzt.<br />
Foto: Oliver Schulz<br />
Die Wurzeln der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />
gehen auf das Jahr 1853 zurück. Im Jahr 2018<br />
erzielten die SWU mit rund 950 Mitarbeitern<br />
einen Jahresumsatz von 471 Millionen Euro<br />
und einen Gewinn von 3,3 Millionen Euro. Allerdings<br />
sind in den Vorjahren hohe Verluste<br />
aufgelaufen, so dass der Konzernbilanzverlust<br />
immer noch 75,7 Millionen Euro beträgt.<br />
94 Prozent der Anteile hält die Stadt Ulm,<br />
6 Prozent die Stadt Neu-Ulm. Mit ihren<br />
5000 Kilometer langen Netzen betreuen die<br />
Stadtwerke insgesamt rund 200 000 Kunden.<br />
Zum 1. Januar steigt der Preis für eine<br />
Kilowattstunde in der Grundversorgung um<br />
2,51 Cent auf 31,59 Cent brutto.<br />
Die SWU Energie GmbH produzierte im<br />
vergangenen Jahr 371,4 Millionen Kilowattstunden<br />
(kWh) selbst, verkaufte aber rund<br />
1,2 Milliarden kWh . Von der Eigenproduktion<br />
entfielen 55 Prozent auf die Beteiligung am<br />
Kohlekraftwerk Lünen, der Rest unter anderem<br />
auf regionale Wasserkraftanlagen<br />
(21 Prozent). Der Unternehmensbereich<br />
Nahverkehr beförderte 36,8 Millionen Fahrgäste<br />
auf 18 Linien mit einer Gesamtlänge<br />
von 224 Kilometern – in 52 Linienbussen und<br />
22 Straßenbahnen. Der Neubau der Straßenbahnlinie<br />
2 kostete samt Fahrzeugkauf rund<br />
269 Millionen Euro.<br />
Wir helfen<br />
Firmen<br />
dabei, Energie<br />
effizienter zu<br />
nutzen oder<br />
einzusparen.<br />
den Deutschlands konzentriert hat. Bayern und Baden-Württemberg<br />
haben wenig dafür getan, dass<br />
Windkraft-Anlagen entstehen können. Wenn sich<br />
dies in den nächsten Jahren ändert und Hersteller<br />
auch im Süden ein wirtschaftliches Potenzial sehen,<br />
werden sicher auch für Schwachwind-Gebiete effiziente<br />
Anlagen entstehen. Dann werden wir sicher<br />
darüber diskutieren, wo Windkraft-Anlagen in der<br />
Region entstehen können.<br />
Wie verändert sich Ihr Geschäftsmodell generell?<br />
Wir wandeln uns vom reinen Energielieferanten<br />
zum Dienstleister und Ermöglicher für Kommunen<br />
und Gewerbe- und Industriekunden. Ein Beispiel ist<br />
das Energie-Contracting. Das heißt konkret, wir<br />
helfen Unternehmen dabei, Energie effizienter zu<br />
nutzen oder einzusparen und dabei Investitionen in<br />
diese Richtung zu bewerkstelligen. Bei Investitionen<br />
beispielsweisee in neue Heizungsanlagen,<br />
Kraftwärmekopplungsanlagen oder eine neue Beleuchtung<br />
unterstützen wir und setzen diese für die<br />
Unternehmen um.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Es kann passieren, dass die Energiezentrale aus einem<br />
Unternehmen gelöst wird und wir diese übernehmen,<br />
sanieren, neu aufbauen und die benötigte<br />
Energie anschließend effizienter und zu günstigeren<br />
Konditionen bereitstellen. Insbesondere in der<br />
Wärmeerzeugung. Wir können in der Kraftwärmekopplung<br />
Blockheizkraftwerke effizient einsetzen<br />
und die Wärme günstig an den Kunden herausgeben,<br />
indem wir den Strom vermarkten. Der Einsatz<br />
dieser Anlagen wird im Übrigen von unserer Leitstelle<br />
gemanagt, die rund um die Uhr besetzt ist.<br />
Wo sehen Sie noch Perspektiven für die SWU?<br />
Wir bieten Kommunen die Unterstützung bei Quartiersentwicklungen<br />
an. So geschehen unter anderem<br />
beim Projekt „Wohnen am Illerpark“ in Neu-<br />
Ulm. Dort, wo Städte neue Baugebiete ausweisen,<br />
entwickeln wir mit ihnen zusammen ein Konzept<br />
zur Wärme-, Strom- und Mobilitätsversorgung vor<br />
Ort.<br />
Was ist daran besonders?<br />
Früher hat jede Sparte der SWU ihre Leitungen<br />
reingelegt. Heute findet eine ganzheitliche Betrachtung<br />
statt. In Neu-Ulm etwa entsteht eine Wärmeversorgung<br />
per Wärmepumpe, für die wir den Illerkanal<br />
anzapfen, über den wir per Wasserkraft auch<br />
Strom erzeugen. Wir legen Glasfaserkabel bis in die
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 17<br />
Wohnungen und ermöglichen über Straßenlaternen<br />
5G-Internet-Verbindungen und über den Quartierspeicher,<br />
der die PV-Energie aufnimmt, das Nutzen<br />
von Elektromobilität. Ein sehr komplexes System,<br />
welches nur wir als Dienstleister in seiner Gesamtheit<br />
aufbauen und steuern können. Deshalb versuchen<br />
wir mit den Kommunen immer mehr solcher<br />
Zukunftsprojekte zu realisieren.<br />
Gas, Strom, Wasser, Internet: Die SWU verfügt über<br />
einen Schatz von Daten. Wie lassen sich darüber<br />
neue Geschäftsmodelle ableiten?<br />
Gemeinsam mit drei Ulmer IT-Firmen haben wir als<br />
SWU die Citysens GmbH gegründet. Schon allein<br />
diese Tatsache ist eine Premiere in der Stadtwerke-Landschaft:<br />
Ein kommunales Unternehmen geht<br />
eine Verbindung mit IT-Firmen ein. Gemeinsam<br />
wollen wir ausloten, welche neuen Geschäftsmodelle<br />
durch die Digitalisierung möglich sind.<br />
Wie funktioniert das?<br />
Die Intiative „ulm.digital“, die von der Stadt gegründet<br />
wurde und in der die SWU Mitglied sind, hat<br />
ein Niederfrequenz-Funknetzwerk (Lorawan) aufgebaut<br />
und stellt es allen Interessierten kostenlos<br />
zur Verfügung. Es ist ein Netz für das Internet der<br />
Dinge.<br />
Wie nutzen die SWU und Citysens dieses Funknetzwerk?<br />
Es eröffnet uns Möglichkeiten, Bürgern neue<br />
Dienstleistungen anzubieten oder unsere Abläufe<br />
zu optimieren. So lässt sich mit Sensoren und Lorawan<br />
beispielsweise sehr gut zeigen, wo freie Parkplätze<br />
am Straßenrand sind. Ebenso kann man das<br />
Lademanagement für Elektroautos steuern.<br />
Wie geht das?<br />
Denken Sie an Ladesäulen in Parkhäusern. Die Nutzer<br />
können künftig kommen und sagen, bis wann ihr<br />
Auto aufgeladen werden soll und wir organisieren,<br />
dass genügend Leistung zur Verfügung steht und<br />
der Akku zur gewünschten Zeit voll ist. Es wird Leute<br />
geben, die ihr Fahrzeug fünf Tage stehen lassen<br />
aber auch Menschen, die in zwei Stunden 30 Prozent<br />
mehr Ladung in dem Fahrzeug brauchen, um<br />
eine weite Strecke zu bewältigen. Diese Abläufe<br />
versuchen wir mit Daten, Erfahrungen aber auch<br />
mit Sensorik zu organisieren. Mit solchen Modellen<br />
machen wir die Städte zukunftsfähig.<br />
Gibt es weitere Beispiele?<br />
Wir prüfen, wie wir mit Sensorik die Füllstände öffentlicher<br />
Mülleimer messen können. Heutzutage<br />
laufen Müllwerker ihre Strecken ab und agieren auf<br />
Basis von Erfahrungswerten. Wir wollen diesen<br />
Prozess automatisieren. Müllbehälter und beispielsweise<br />
Glascontainer sollen nur noch geleert werden,<br />
wenn die Behälter voll sind.<br />
Mit Hilfe von Sensoren und<br />
eines Funknetzwerkes will<br />
Klaus Eder künftig unter<br />
anderem Ladesäulen für<br />
E-Autos und die Leerung<br />
von Containern besser<br />
steuern.<br />
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Geyrenwald 6 • 73113 Ottenbach
SWU-Geschäftsführer<br />
Klaus Eder im Gespräch<br />
mit Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter des<br />
<strong>Magazin</strong>s <strong>unternehmen</strong>[!].<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
Unternehmen [!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
Gibt es schon greifbare Ergebnisse bei Citysens?<br />
Citysens bietet Stadtwerken und Kommunen bundesweit<br />
das Know-how an, wie Lorawan-Netzwerke<br />
entstehen: also wieviel Antennen man benötigt, um<br />
eine Stadt zu versorgen, wie man das organisiert,<br />
welche Hardware und Software nötig ist. Das wird<br />
sehr gut angenommen. Zudem haben wir bei freiwilligen<br />
Kunden 40 Lorawan-Stromzähler in unseren<br />
Netzen.<br />
Welcher Gedanke steckt da dahinter?<br />
Wir wollen in Echtzeit Stromzähler<br />
auslesen, um schneller an die<br />
Daten zu kommen und unsere Prozesse<br />
effizienter zu machen. Ein<br />
anderes Projekt ist noch etwas<br />
greifbarer. Dabei haben wir alle<br />
Menschen gezählt, die über den<br />
Bahnhofssteg gingen, um festzustellen,<br />
ob dieser ausreichend ist<br />
oder vergrößert werden sollte.<br />
Aufgaben dieser Art erfüllen wir mit der Citysens<br />
GmbH und bereiten die Daten so auf, dass sie für<br />
die Städte und Kommunen nutzbar werden.<br />
Wir bieten<br />
unser<br />
Know-how mit<br />
Sensoren anderen<br />
Kommunen an.<br />
Wenn die Auslesung von Stromzählern über Lorawan<br />
möglich ist, welchen Grund gibt es noch für<br />
Smart-Meter, die Zählerwerte speichern, Daten<br />
verarbeiten und versenden?<br />
Die Bundesnetzagentur und die Bundesregierung<br />
sind der Auffassung, dass Smart Meter unterstützend<br />
wirken beim Einsparen und Monitoring vom Stromverbrauch<br />
und haben die Einführung der vergleichsweise<br />
teuren Geräte vereinbart. Das sehen wir eher<br />
kritisch. Allerdings werden wir früher oder später<br />
leider dazu verpflichtet sein, Smart Meter einzubauen.<br />
Warum sehen Sie das kritisch?<br />
Weil wir es mithilfe des Smart Meter nicht schaffen<br />
werden, den Stromverbrauch zu senken.<br />
Schließlich hat auch die Verbrauchsanzeige in<br />
Pkws nicht dazu geführt, dass der Spritverbrauch<br />
gesunken ist. Stattdessen brauchen wir effizientere<br />
Geräte. Auch für die Steuerung<br />
der Netze sind Smart Meter nicht<br />
nötig. In Einsingen und Hittistetten<br />
haben wir gesehen, dass es<br />
ausreicht, wenn wir an bestimmten<br />
Schwerpunkten wie Trafo-Stationen<br />
oder Schaltanlagen in den<br />
Netzen messen und steuern.<br />
Wie groß sind die Sicherheitsrisiken<br />
von Smart Meter?<br />
Die sind nicht so dramatisch, wie es manche darstellen.<br />
Es gibt Gateways, als Übergabestellen, die<br />
als digitale Türen zu den Zählern fungieren. Die<br />
Anforderungen an diese sind höher als an die Software<br />
von Geldautomaten. Allerdings gibt es bisher<br />
nur ein Gateway, das diese hohen Ansprüche erfüllt<br />
und zugelassen ist. Aber selbst, wenn es einem<br />
Hacker gelänge, in ein Smart Meter einzudringen,<br />
könnte er nur wenig Schaden anrichten.<br />
Er könnte momentan nur den Stromverbrauch des<br />
Kunden sehen.
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />
19<br />
Mittelstand finanzieren<br />
in turbulenten Zeiten<br />
Die Märkte sind in Bewegung. Umso wichtiger<br />
ist es für Unternehmer aus dem schwäbischen<br />
Mittelstand, dass sie einen verlässlichen<br />
Partner an ihrer Seite haben. Mit Beratern,<br />
die sie verstehen. Mit Zusagen, auf<br />
die sie auch in turbulenten Zeiten zählen<br />
können. Und mit Finanzierungslösungen,<br />
die genau auf den Bedarf ihres Unternehmens<br />
zugeschnitten sind.<br />
Patchwork auf der Passivseite der Bilanz: Für<br />
die Finanzierungsexperten bei der HypoVereinsbank<br />
Baden-Württemberg Ost ist das<br />
nichts Ungewöhnliches. Oft kommen Unternehmer<br />
zu ihnen, die mit der Finanzierungsstruktur<br />
ihrer Firma nicht mehr zufrieden<br />
sind. Bei manchen Unternehmen hat sich<br />
über die Jahre ein Flickenteppich aus unterschiedlichen<br />
Krediten angesammelt. Das<br />
kann irgendwann zur Belastung werden. Viele<br />
Bedingungen, unterschiedliche Fälligkeiten,<br />
ständig anzupassende Linien, dazu die Reporting-Pflichten<br />
– das alles effizient zu managen,<br />
kostet viel Energie.<br />
„Viele Unternehmen kommen irgendwann an<br />
einen Punkt, an dem sie auch für ihre Finanzierung<br />
eine ganzheitliche Strategie entwickeln<br />
wollen“, sagt Guido Krickl, Leiter des Firmenkundengeschäfts<br />
der HypoVereinsbank<br />
in der Region Baden-Württemberg Ost. Oft<br />
gibt ein äußerer Anlass dafür den Anstoß: ein<br />
Wachstumssprung, eine größere Akquisition<br />
oder die Übergabe an eine neue Generation<br />
zum Beispiel. In solchen Momenten ist es<br />
wichtig, die Finanzierung optimal an die strategischen<br />
Anforderungen der neuen Unternehmensphase<br />
anzupassen. Es lohnt sich jedoch,<br />
bereits zu einem früheren Zeitpunkt<br />
Kontakt mit einer kompetenten Bank aufzunehmen.<br />
Denn Banken sind oft ein guter Sparringspartner.<br />
Die Hausbank kennt das Unternehmen<br />
in der Regel sehr gut, verfügt aber<br />
auch über Erfahrung von anderen Unternehmen<br />
in vergleichbarer Situation.<br />
Verlässliche Partner<br />
Die Entscheidung für eine bestimmte Form<br />
der Finanzierung hat natürlich auch etwas mit<br />
der Größe einer Firma oder dem Grad der Internationalisierung<br />
zu tun. Üblicherweise<br />
folgt auf eine Ansammlung bilateraler Kredite<br />
zunächst die Entscheidung für eine Syndizierung<br />
in einem Konsortialkredit. Dabei werden<br />
mehrere bilaterale Kredite abgelöst durch eine<br />
strukturierte Finanzierungslösung, an der<br />
sich mehrere Banken beteiligen. Der Konsortialkredit<br />
gibt den Unternehmen Sicherheit:<br />
Durch eine feste Laufzeit – in der Regel fünf<br />
Jahre – bietet er ihnen für diesen Zeitraum Finanzierungssicherheit.<br />
Zweitens ist sichergestellt,<br />
dass einzelne Banken innerhalb der vereinbarten<br />
Frist nicht einfach ihr Engagement<br />
zurückfahren können.<br />
Und schließlich drittens: Statt mehrerer Verträge<br />
muss das Unternehmen fortan nur noch<br />
einen klaren Vertrag erfüllen. Der Managementaufwand<br />
reduziert sich dadurch in der Regel<br />
deutlich. Anders gesagt: Das Plus an Sicherheit<br />
wiegt in der Regel den anfänglich etwas<br />
höheren Strukturierungsaufwand mehr als<br />
auf. Schuldscheindarlehen oder gar die Ausgabe<br />
einer Unternehmensanleihe kommen<br />
erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzu, wenn<br />
das Unternehmen eine gewisse Größe erreicht<br />
und professionelle Strukturen im Finanzmanagement<br />
aufgebaut hat. Damit sich<br />
der Aufwand lohnt, sollte das Finanzierungsvolumen<br />
einer Unternehmensanleihe mindestens<br />
200 bis 250 Millionen Euro betragen.<br />
Schuldscheine sind dagegen schon ab einem<br />
Volumen von etwa 20 bis 30 Millionen Euro<br />
möglich.<br />
Vorsprung durch internationale<br />
Marktkompetenz<br />
Bei der Expansion in internationale Märkte<br />
kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Marktkompetenz.<br />
Eine stabile Beziehung zu einer<br />
Bank mit internationaler Erfahrung ist in dieser<br />
Phase oft erfolgsentscheidend. Denn die<br />
Expansion ins Ausland stellt viele Unternehmen<br />
vor große Herausforderungen. Dazu gehören<br />
genaue Kenntnisse über die Eigenheiten<br />
des Marktes ebenso wie die Absicherung<br />
vor Ausfallrisiken und die Organisation von<br />
reibungslosen Prozessen, zum Beispiel im<br />
Zahlungsverkehr.<br />
„Wie auch immer die konkrete Lösung im Einzelfall<br />
aussieht: Die Gelegenheit für eine Neuordnung<br />
der Passivseite ist auf jeden Fall<br />
günstig. Und das nicht nur wegen der zurzeit<br />
niedrigen Refinanzierungskosten“, sagt Guido<br />
Krickl. Mit einer Strukturierung der Passivseite<br />
können Unternehmen ihre Kernbanken<br />
langfristig an sich binden und in verlässliche<br />
Bankbeziehungen investieren. Das nützt am<br />
Ende beiden Seiten. Darüber hinaus zahlt sich<br />
eine Partnerschaft mit einer starken, international<br />
aufgestellten Bank auch langfristig aus.<br />
Mit einer 150-jährigen Tradition im deutschen<br />
Markt begleitet die HypoVereinsbank Unternehmen<br />
vertrauensvoll auf ihrem Weg und<br />
steht ihnen bei vielen ihrer Finanztransaktionen<br />
zur Seite. Dank des voll integrierten Corporate<br />
und Investment Banking profitieren<br />
Unternehmen nicht nur von einem führenden<br />
Produktangebot im Auslandszahlungsverkehr,<br />
dem Währungsgeschäft, der Zinssicherung<br />
oder beispielsweise dem Cash Management,<br />
sondern auch im Kapitalmarktgeschäft<br />
und strukturierten Finanzierungen.<br />
Guido Krickl<br />
Direktor<br />
Leiter Baden-Württemberg Ost<br />
HypoVereinsbank – Unternehmer Bank<br />
Mobil (0172) 8524373<br />
eMail: guido.krickl@unicredit.de<br />
www.hvb.de
20<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Träumer mit<br />
Bodenhaftung<br />
Weihnachtszirkus Eine Saison dauert drei Wochen. Dafür arbeitet<br />
Elmar Kretz das ganze Jahr. Das Porträt eines Idealisten.<br />
Mit dem Weihnachtszirkus hat sich Elmar Kretz einen Kindheitstraum erfüllt.<br />
Wir verdienen<br />
Geld, um Zirkus<br />
zu machen<br />
und nicht anders<br />
herum.<br />
Elmar Kretz<br />
Zirkusdirektor<br />
FOTOS: MARISA MADER<br />
Als kleiner Junge hatte<br />
Elmar Kretz einen<br />
Traum: Zirkusdirektor<br />
werden! Das Problem<br />
war: Seine Eltern führten einen<br />
Gasthof im Westallgäu – weit<br />
weg von Artistik, Akrobatik und<br />
jeder Art von Zirkusleben. Doch<br />
Elmar Kretz gab nicht auf. Nach<br />
einer Ausbildung zum Koch ist<br />
der 40-Jährige heute tatsächlich<br />
das, was er sich als Kind erträumt<br />
hat. Seit zwölf Jahren ist<br />
er Direktor und Veranstalter des<br />
Ravensburger Weihnachtscircus.<br />
Mittlerweile kommen zwischen<br />
Ende <strong>Dezember</strong> und Anfang<br />
Januar rund 40 000 Menschen<br />
zu den 30 Veranstaltungen.<br />
„In den letzten Jahren<br />
haben wir es geschafft, eine große<br />
Vertrauensbasis zu schaffen“,<br />
sagt Elmar Kretz und meint mit<br />
„wir“ die Elmar Kretz Entertainment<br />
GmbH. „Erste Tickets kaufen<br />
die Zuschauer bereits im<br />
März, ohne das Programm genau<br />
zu kennen“, erzählt er. „Wir<br />
haben festgestellt, dass Besucher<br />
eine Fahrt von bis zu hundert<br />
Kilometern auf sich nehmen.“<br />
Rund 60 Prozent der zwischen<br />
18 und 49 Euro teuren Eintrittskarten<br />
gingen schon im<br />
Vorverkauf weg. Zu den Anfangszeiten<br />
seien das nur zehn<br />
Prozent gewesen.<br />
„Wir haben mit verdammt<br />
kleinen Brötchen angefangen.<br />
Die ersten drei Jahre waren<br />
knallhart“, erklärt Elmar Kretz.<br />
„Dafür hatten wir in den letzten<br />
Jahren fast immer vier bis fünf<br />
Prozent Umsatzplus.“ Das sei<br />
ein extrem konstantes und gesundes<br />
Wachstum. Sein Umsatz<br />
liegt im siebenstelligen Bereich.<br />
Der Unterschied zu vielen anderen<br />
in diesem Gewerbe: Kretz<br />
hat keinen familiären Zirkus-Hintergrund.<br />
Aber viel Enthusiasmus.<br />
„Wir verdienen<br />
Geld, um Zirkus zu machen und<br />
nicht anders herum“, sagt er.<br />
„Die Leidenschaft steht für mich<br />
im Vordergrund, nicht der Kommerz.<br />
Ich produziere das, was<br />
mir gefällt, weil ich hoffe, dass<br />
es auch beim Publikum ankommt.“<br />
Wildtiere spielen in den<br />
Shows nur eine untergeordnete<br />
Rolle, auch wenn die Nachfrage<br />
ganz klar da sei. Viel wichtiger<br />
als reine Exotik ist ihm die Qualität:<br />
„Wir verkaufen eine Mischung<br />
aus artistischer Höchstleistung<br />
und Emotionen.“ Elmar<br />
Kretz selbst konzentriert sich<br />
auf seine Pferde. Er hat sich<br />
mittlerweile mit Pferde-Shows<br />
und als Trainer einen Namen gemacht.<br />
Friedhofsgärtner wird Portier<br />
Alle Pferde aus seinen Vorstellungen<br />
gehören ihm selbst. Sie<br />
leben in seiner Allgäuer Heimat<br />
und werden dort von ihm fast<br />
täglich mehrere Stunden lang<br />
trainiert. Außerdem kümmert<br />
sich eine Vollzeitangestellte um<br />
die Tiere. Zwei Teilzeit-Angestellte<br />
unterstützen Elmar Kretz<br />
bei Pressearbeit und Marketing.<br />
Erst zur Zirkuszeit wächst<br />
das Team auf rund 50 Personen<br />
an. Das besondere daran ist,<br />
dass viele Helfer unterm Jahr<br />
ganz normalen Berufen nachgehen<br />
und nur im <strong>Dezember</strong> Zirkusluft<br />
schnuppern. Dafür aber<br />
alle Jahre wieder. Peter Deck begrüßt<br />
zum Beispiel seit Beginn
<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 21<br />
Ein Modell des Zelts hat Kretz digital auf seinem Tablet.<br />
Wenige Wochen im Jahr steht das Zelt, die meiste Zeit ist es eingelagert.<br />
Sobald wir<br />
plakatiert<br />
haben, geht der<br />
Ticketverkauf<br />
steil nach oben.<br />
an die Zirkus-Besucher in seiner<br />
Funktion als Portier – ist<br />
aber sonst als Friedhofsgärtner<br />
tätig.<br />
Rund 2,50 Euro beträgt das<br />
Marketing-Budget pro Besucher.<br />
Online-Werbung macht Elmar<br />
Kretz, „weil es dazu gehört“ – einen<br />
spürbaren Erfolg kann er<br />
dadurch nicht erkennen. Ganz<br />
anders bei der Plakatierung:<br />
„Sobald wir plakatiert haben,<br />
geht der Ticketverkauf steil<br />
nach oben.“<br />
Doch diese Werbeform ist<br />
mühsam. Tausende der Plakate<br />
hängen in der Region. Viele<br />
davon an Privathäusern. Das bedeutet:<br />
hinfahren, klingeln, anfragen,<br />
Plakat aufhängen – und<br />
auch wieder abhängen. Das ist<br />
zwar aufwendig, aber Elmar<br />
Kretz sagt: „Bei uns in der Zirkuswelt<br />
gilt: Geht nicht gibt‘s<br />
nicht!“<br />
Vergleichbar mit Oktoberfest<br />
Das Zelt gehört dem Zirkusdirektor<br />
selbst. Im vergangenen<br />
Jahr ließ Kretz es für rund<br />
1 Do., 06.02.2020<br />
Thomas Baschab<br />
Mentalkraft<br />
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2 Do., 05.03.2020<br />
Leander Govinda<br />
Greitemann<br />
Perspektivenwechsel<br />
3 Do., 02.04.2020<br />
Eric Standop<br />
Gesichtssprache<br />
4 Do., 28.05.2020<br />
Eva Ullmann<br />
Humorfaktor<br />
5 Do., 10.09.2020<br />
Laura Kellermann<br />
Leichtigkeit<br />
6 Do., 08.10.2020<br />
Paul Johannes<br />
Baumgartner<br />
Begeisterungsfähigkeit<br />
Veranstaltungsort:<br />
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Jeweils von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />
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8 Do., 17.12.2020<br />
Dr. Henning Beck<br />
Ideenreichtum
22<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Vom Reitplatz zur Gastronomie<br />
Das Jahr über trainiert Kretz mit seinen Pferden für die Auftritte beim Weihnachtszirkus.<br />
FOTO: MARESA MADER<br />
Im kommenden Jahr übernimmt Elmar<br />
Kretz den Gasthof Adler seiner Eltern in<br />
Oberreute im Allgäu zwischen Lindenberg<br />
und Oberstaufen. Kretz hat große Pläne und<br />
will aus dem Gasthof, der seit 1864 im Familienbesitz<br />
ist, ein neues Familien-Freizeitziel<br />
machen: mit einer Arena für kommentierte<br />
Pferdetrainings, Spielplatz mit großer Rutsche,<br />
Indoor-Kletterparcour, Markt- oder<br />
Manufakturhalle und Gastronomie. Angedacht<br />
ist ein „Pay by Ride“-Modell ohne generellen<br />
Eintritt. Bezahlt wird nur, was genutzt<br />
wird. Wichtig ist Elmar Kretz, dass es<br />
für Familien erschwinglich bleibt.<br />
Der Ravensburger Weihnachtscircus<br />
startet am 21. <strong>Dezember</strong> in seine zwölfte<br />
Saison mit neuem Programm. Der 40-Jährige<br />
selbst tritt bereits seit 16 Jahren in der<br />
Manege auf. Zwischenzeitlich produzierte<br />
der gebürtige Allgäuer auch eine eigene Dinner-Varieté-Show.<br />
100 000 Euro runderneuern. Es lagert<br />
in einer Halle und wird in seltenen<br />
Fällen für Großveranstaltungen<br />
vermietet. Das Equipment für<br />
Sound und Licht wird jedes Jahr angemietet.<br />
Die Gagen der Künstler, Abgaben<br />
an die Künstlersozialkasse, Kosten<br />
für Visa, Flüge und Hotels, Tierfutter<br />
und so weiter – da kommt einiges<br />
zusammen. Beeinträchtigungen<br />
gibt es manchmal auch von Seiten,<br />
von denen man sie auf den ersten<br />
Blick nicht vermutet: Die Terroranschläge<br />
in Paris im November 2015<br />
haben dem Weihnachtszirkus beispielsweise<br />
ein Minus von rund<br />
zehn Prozent beschert.<br />
Wir haben nur<br />
rund drei Wochen<br />
Zeit, um unseren<br />
Jahresumsatz zu<br />
machen.<br />
Das ist ärgerlich, denn finanziell<br />
gesehen hat der Weihnachtszirkus<br />
ein großes Ziel: „Wir haben nur<br />
rund drei Wochen Zeit, um unseren<br />
Jahresumsatz zu machen“, sagt Elmar<br />
Kretz. „Das ist vergleichbar mit<br />
einem Festzelt auf dem Oktoberfest.<br />
Auch da ist ähnlich wenig Zeit, um<br />
den Hauptjahresumsatz zu generieren.“<br />
Er könne mehr erwirtschaften,<br />
wenn er rein finanziell dächte, sagt<br />
er. So besteht zum Beispiel sein Orchester<br />
aus 14 Musikern. Wären es<br />
nur neun, würden die Zuschauer den<br />
Unterschied kaum merken – aber<br />
der Direktor! „Ich bin eben ein Träumer,<br />
der mit den Füßen auf dem Boden<br />
steht.“ [!] <br />
Julia Rizzolo<br />
Zur Person<br />
Elmar Kretz ist als<br />
ältester Sohn einer<br />
Land- und Gastwirtsfamilie<br />
im Allgäu<br />
aufgewachsen.<br />
Nach Tätigkeiten in<br />
der Gastronomie,<br />
präsentierte er mit<br />
24 seine erste Darbietung<br />
mit Pferden.
<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />
Vetter setzt<br />
auf Roboter<br />
Automatisierung Die Vetter<br />
Pharma International GmbH<br />
aus Ravensburg setzt in Zukunft<br />
verstärkt auf kollaboratives Arbeiten<br />
zwischen Mensch und<br />
Maschine. Bei Vetter unterstützt<br />
der kollaborative Zweiarmroboter<br />
YuMi seit 2018 automatisierte<br />
Vorgänge im Bereich Sekundärverpackung.<br />
Nun sollen zwei<br />
weitere dieser Art angeschafft<br />
werden. Das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Vetter ist internationaler<br />
Spezialist in der Fertigung von<br />
vorgefüllten Injektionssystemen<br />
mit 4600 Mitarbeitern. Der Umsatz<br />
im Jahr 2018 lag bei 595 Millionen<br />
Euro.<br />
Neue Zentrale<br />
geplant<br />
Anlagenbau Die Stadler Anlagenbau<br />
GmbH hat ihre neue<br />
Zentrale in Altshausen in Betrieb<br />
genommen. Allein der dritte<br />
Bauabschnitt des Verwaltungsgebäudes<br />
kostete 7,6 Millionen<br />
Euro. Insgesamt investierte<br />
das Unternehmen hier in<br />
den letzten fünf Jahren 30 Millionen<br />
Euro. Die Stadler Anlagenbau<br />
GmbH ist Spezialist für<br />
die Herstellung von automatisierten<br />
Sortieranlagen für die<br />
Recyclingindustrie. Sie hat über<br />
300 Mitarbeiter und Vertriebsniederlassungen<br />
in mehr als 20<br />
Ländern.<br />
Raiba Aulendorf<br />
erwägt Fusion<br />
Bank Die Aulendorfer Raiffeisenbank<br />
überlegt, mit einer benachbarten<br />
Genossenschaftsbank<br />
zu fusionieren. Es laufen<br />
bereits Sondierungsgespräche.<br />
Eine Abstimmung könnte im<br />
Jahr 2020 erfolgen. Die Niedrigzinspolitik<br />
der Europäischen<br />
Zentralbank schränkt den Zinsüberschuss<br />
und damit die<br />
Haupteinnahmequelle bei Kreditinstituten<br />
enorm ein. Die Genossenschaftsbank<br />
hat rund<br />
1500 Mitglieder. Der Provisionsüberschuss<br />
stieg im Geschäftsjahr<br />
2018 um knapp 60 Prozent<br />
auf 474 000 Euro.<br />
Für die Arbeit auf der ISS trainieren die Astronautinnen am Boden. <br />
Airbus bildet Astronautinnen aus<br />
US-Standort<br />
wird ausgebaut<br />
Biopharma Rentschler aus<br />
Laupheim plant Mitte 2020 einen<br />
500-Liter-Bioreaktor zur<br />
Protein-Gewinnung aus Zellkulturen<br />
in Milford/USA in Betrieb<br />
zu nehmen. Seit rund einem Jahr<br />
ist die Firma dort mit 80 Mitarbeitern<br />
aktiv. Die Rentschler<br />
Biopharma SE ist ein führendes<br />
Dienstleistungs <strong>unternehmen</strong><br />
für Biopharmazeutika mit rund<br />
850 Mitarbeitern.<br />
OSK plant neues<br />
Parkhaus<br />
Erweiterung Das St. Elisabethen-Klinikum<br />
in Ravensburg<br />
soll ein neues Großparkhaus bekommen.<br />
Dies hat der Ravensburger<br />
Kreistag beschlossen.<br />
Die derzeit 765 Parkplätze reichen<br />
nicht aus. Mitte 2020 soll<br />
es detaillierte Planungen dazu<br />
geben. Das Krankenhaus gehört<br />
zum Verbund der Oberschwabenklinik<br />
gGmbH. Das kommunal<br />
getragene Unternehmen versorgt<br />
jährlich mehr als 175 000<br />
Patienten.<br />
11 Millionen Euro<br />
für Milchbauern<br />
Landwirtschaft Freude bei den<br />
Bauern der Omira Oberland<br />
Milchverwertung: Mehr als 97<br />
Prozent ihrer Geschäftsguthaben<br />
sind durch liquide Mittel gedeckt.<br />
Davon sollen nun 11 Millionen<br />
Euro ausbezahlt werden.<br />
Vor zwei Jahren war die Molkerei<br />
für 27 Millionen Euro an die<br />
französische Lactalis-Gruppe<br />
verkauft worden. Aktuell verarbeitet<br />
die Omira-Gruppe mit<br />
Foto: Airbus/Mathias Pikelj<br />
Die beiden Astronautinnen aus Dr. Insa Thiele-Eich<br />
und Dr. Suzanna Randall werden derzeit<br />
unter anderem von Airbus darauf vorbereitet, im<br />
Jahr 2021 zur Internationalen Raumstation ISS zu<br />
fliegen. Das Training findet auch am Airbus-Standort<br />
in Friedrichshafen statt. Dort werden Forschungsanlagen<br />
für die ISS entwickelt. Airbus Defence<br />
and Space ist eine Division des Airbus-Konzerns<br />
– das führende Verteidigungs- und Raumfahrt<strong>unternehmen</strong><br />
Europas. 38 000 Mitarbeiter<br />
sind es weltweit, 2250 davon in Friedrichshafen.<br />
Der Umsatz liegt bei 14 Milliarden Euro.<br />
ihren 550 Mitarbeitern pro Jahr<br />
etwa 822 Millionen Kilo Milch<br />
an den zwei Standorten in Ravensburg<br />
und Neuburg an der<br />
Donau.<br />
ZF kooperiert<br />
mit Start-up<br />
Zulieferer Die ZF Friedrichshafen<br />
AG erweitert ihr Entwicklungsnetzwerk<br />
im Bereich<br />
Künstliche Intelligenz durch<br />
eine Partnerschaft mit den israelischen<br />
Start-up Cognata and<br />
Optimal-Plus. Ziel ist die Weiterentwicklung<br />
der Automatisierung,<br />
um Fahrzeuge sehen,<br />
denken und handeln zu lassen.<br />
Die ZF zählt zu den weltweit<br />
größten Autozulieferern. Sie beschäftigt<br />
146 000 Mitarbeiter an<br />
rund 230 Standorten. Der Umsatz<br />
2018 betrug 36,9 Milliarden<br />
Euro. [!] riz
24<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Null ist<br />
das Ziel<br />
Arbeitsschutz Die Zahl der Unfälle in<br />
Betrieben ist gesunken. Dem Vorstand der<br />
Wieland Werke ist das nicht genug, die<br />
Sicherheit der Mitarbeiter ist Chefsache.<br />
Jeder einzelne<br />
Arbeitsunfall<br />
hat auch eine<br />
persönliche<br />
Komponente<br />
Stefan Delacher<br />
Sicherheitsingenieur bei Wieland<br />
Präzisionsarbeit: Im Walzwerk wird das Kupfer so lange bearbeitet, bis es nur wenige Millimeter dick ist.<br />
Stefan Delacher nimmt<br />
seinen Job ernst. Wie<br />
ernst, das zeigt sich an<br />
vermeintlichen Kleinigkeiten.<br />
Etwa an einer Treppe.<br />
„Bitte benutzen Sie den<br />
Handlauf“, sagt er. „Es ist den<br />
allerwenigsten bekannt, aber in<br />
Deutschland passieren die meisten<br />
tödlichen Unfälle durch<br />
Treppenstürze.“ Deswegen wird<br />
Delacher nicht müde, die Mitarbeiter<br />
bei Wieland darauf hinzuweisen.<br />
„Wenn jemand nicht<br />
den Handlauf benutzt, spreche<br />
ich ihn darauf an. Egal ob Präsident<br />
oder Schichtarbeiter.“<br />
Das gehört zu seinem Job.<br />
Der 36-Jährige ist bei der Ulmer<br />
Wieland-Werke AG für die Sicherheit<br />
zuständig. Mehr noch,<br />
er verkörpert sie. Wenn er auf<br />
dem Werksgelände in Vöhringen<br />
unterwegs ist, trägt er eine<br />
hellgelbe Jacke mit der Aufschrift:<br />
„saftey at work“. „Wir<br />
haben den Slogan selber ausgewählt“,<br />
sagt der Ingenieur stolz.<br />
Warum Wieland so einen wie<br />
Delacher braucht, ist leicht zu<br />
verstehen. Man muss nur das<br />
Portfolio der Firma anschauen.<br />
Smartphones, Schlüssel, Wasserhähne<br />
– in all diesen Alltagsgegenständen<br />
stecken Produkte<br />
von Wieland. Der Grund: Das<br />
Unternehmen ist Europas größter<br />
Kupferverarbeiter, stellt die<br />
Rohfassung des begehrten Metalls<br />
her. Damit ist Wieland<br />
überaus erfolgreich. Fünf Milliarden<br />
Euro Umsatz, 90 Standorte<br />
weltweit, 9000 Mitarbeiter.<br />
„Wir sind nicht perfekt“<br />
Der Wohlstand der Firma zeigt<br />
sich in Vöhringen. In der Stadt<br />
im Landkreis Neu-Ulm steht<br />
eine riesige Fabrik. Mehr als<br />
zwei Kilometer lang, eine Gesamtfläche<br />
von 73 Fußballfeldern,<br />
2500 Arbeiter. Entsprechend<br />
lebhaft geht es zu. Zugmaschinen,<br />
Transporter und Gabelstapler<br />
fahren zwischen den<br />
Produktionshallen. Die Arbeiter<br />
geben Gas, halten an, biegen ab.<br />
Mittendrin im Fahrzeug-Dschungel:<br />
Fußgänger.<br />
Delacher ist an diesem kalten<br />
Morgen einer von ihnen. „Ganz<br />
wichtig: Immer rechts laufen<br />
und Blickkontakt mit dem Fahrer<br />
suchen“, erklärt er. Es sind<br />
diese kleinen Rituale, auf die der<br />
36-Jährige großen Wert legt – er<br />
will jedes Risiko minimieren.<br />
Auch wenn es noch so gering erscheint.<br />
„Jeder Unfall hat eine<br />
persönliche Komponente“, sagt<br />
Delacher. „Ich bin vor kurzem<br />
Vater geworden. Würde mir etwas<br />
bei der Arbeit passieren,<br />
hätte das Auswirkungen für meine<br />
ganze Familie.“
<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 25<br />
Trotzdem weiß Delacher,<br />
dass er noch nicht am Ziel ist.<br />
„Wir sind nicht perfekt“, sagt er.<br />
Denn Fakt ist: In der Unternehmensgruppe<br />
passiert im Schnitt<br />
ein Unfall pro Woche. Fakt ist<br />
aber auch: Die Vorfälle werden<br />
seltener. Allein in den vergangenen<br />
drei Jahren hat sich die<br />
Zahl fast halbiert. Woran liegt<br />
das? Ulrich Altstetter muss es<br />
wissen. Der Mann, groß, silbernes<br />
Haar, freundliches Lächeln,<br />
ist Technischer Vorstand der<br />
Wieland-Gruppe – und damit<br />
der oberste Sicherheitschef.<br />
Spricht man<br />
ihn auf das<br />
Thema an,<br />
wird er ernst:<br />
„Wir akzeptieren<br />
keine unsicheren<br />
Handlungen“,<br />
sagt<br />
Sicherheit<br />
kommt vor<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Ulrich Altstetter<br />
Vorstandsmitglied für Technik<br />
er bestimmt.<br />
Und, um es<br />
noch deutlicher zu machen: „Sicherheit<br />
kommt bei uns vor<br />
Wirtschaftlichkeit.“ Die Wieland-Führung<br />
hat daher eine<br />
Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Der erste Satz: „Arbeitssicherheit<br />
hat die höchste Priorität<br />
und wird mit höchster Konsequenz<br />
eingefordert.“<br />
Diese Maxime hat auf alle Bereiche<br />
Auswirkungen. Das verdeutlichen<br />
auch die gläsernen<br />
Behälter, die in jeder Produktionshalle<br />
stehen. Darin sind Ohrenschützer.<br />
Die sind in der Produktion<br />
Pflicht. Genau wie<br />
Schutzbrille und Sicherheitsschuhe.<br />
Auch im Vöhringer<br />
Walzwerk. Dort hängt neben der<br />
Eingangstüre ein unscheinbares<br />
Plakat. Es zeigt den Leiter des<br />
Werkes, der die vorgeschriebene<br />
Schutzkleidung trägt.<br />
Führungskräfte als Vorbilder<br />
Welchen Nutzen das Plakat hat,<br />
ist zu hinterfragen. Vermutlich<br />
laufen viele der Arbeiter daran<br />
vorbei, ohne sich etwas zu denken.<br />
Trotzdem ist das Plakat für<br />
Altstetter<br />
wichtig. Es<br />
geht ihm um<br />
die Botschaft,<br />
die hinter dem<br />
Foto steckt.<br />
„Wir Führungskräfte<br />
müssen Vorbilder<br />
sein. Wenn<br />
ich in die Fertigung gehe, dann<br />
habe ich Sicherheitskleidung an<br />
und verhalte mich sicher“, sagt<br />
das Vorstandsmitglied. Dieses<br />
Vorbild-Verhalten ist Teil des Sicherheitskonzepts<br />
bei Wieland.<br />
Es wurde 2014 rundum erneuert.<br />
Der Plan: Die Mitarbeiter so<br />
zu sensibilisieren, dass sie sich<br />
selber für ihre Sicherheit verantwortlich<br />
fühlen. Aber wie kann<br />
das gelingen? „Man muss die<br />
Mitarbeiter emotional erreichen“,<br />
sagt Altstetter. Zum Bei-<br />
Oben: SWP-Redaktionsmitglied Chris Kern (li.) im Betrieb mit<br />
Sicherheitsingenieur Stefan Delacher (Mitte) und Schichtführer<br />
Johann Mautsch vor einer Walze – und unten im Gespräch mit<br />
Wieland-Vorstandsmitglied Ulrich Altstetter. Fotos: Marc Hörger
26<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
spiel mit Workshops. Ingenieur Delacher<br />
entwickelte einen eintägigen<br />
Sicherheitsparcours, der den Mitarbeitern<br />
die Arbeitsrisiken für Hände<br />
und Finger vor Augen führte.<br />
„Das ist ein anderes Schulungsmedium.<br />
Man sitzt nicht in einem<br />
Raum und hat eine Frontalpräsentation,<br />
sondern macht was mit den<br />
Händen“, sagt Delacher. Das Ergebnis:<br />
Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
gab es elf Handverletzungen. 2017<br />
waren es noch 39 gewesen. Kein<br />
Wunder, dass Delacher bereits den<br />
zweiten Parcours zum Thema stolpern<br />
und stürzen plant.<br />
Sicher, aber teuer<br />
Prävention statt Reaktion – so lautet<br />
der Plan des Unternehmens. Es<br />
ist Delachers Aufgabe, ihn in die Tat<br />
umzusetzen. Der Sicherheitsingenieur<br />
arbeitet seit Anfang 2018 in<br />
Vöhringen, hat mit seinem Chef Stephan<br />
Schuster zahlreiche Innovationen<br />
durchgesetzt. Die Gabelstabler<br />
haben ein Kamerasystem, das Personen<br />
erkennt und bei Gefahr automatisch<br />
abbremst. Die Mitarbeiter<br />
der Gießerei bekommen Anfang<br />
2020 neue Kleidung aus einem<br />
Spezialstoff, der extrem schwer entflammbar<br />
ist.<br />
Auch Johann Mautsch profitiert<br />
von Delacher. Der Mann mit sympathisch-schwäbischem<br />
Dialekt ist<br />
Schichtführer in der Stückblech-Produktion.<br />
Stolz steht er neben<br />
der neuesten Erfindung in der<br />
Produktionshalle: der Walze 59.<br />
Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis<br />
sie fertig war. Kosten: gut eine Millionen<br />
Euro. Die Maschine legt die<br />
Bleche eigenständig aufs Band, die<br />
dann gewalzt werden. Früher muss-<br />
Zur Person<br />
Ulrich Altstetter,<br />
Jahrgang 1958, arbeitet<br />
seit 41 Jahren bei<br />
Wieland. Mit einem<br />
Studium an der Berufsakademie<br />
startete<br />
er seine Laufbahn.<br />
Er arbeitete<br />
als Konstrukteur und<br />
Instandhaltungsingenieur,<br />
bevor er<br />
Führungsaufgaben<br />
übernahm und Karriere<br />
machte. Seit<br />
dem Jahr 2012 ist<br />
Altstetter Mitglied<br />
des Vorstands und<br />
verantwortet die Bereiche<br />
Technik und<br />
Produktion.<br />
ten die Arbeiter das selbst machen.<br />
„Griff man in den falschen Spalt,<br />
waren die Finger weg“, sagt<br />
Mautsch. „Bei so einem Unfall ist<br />
jeder betroffen.“<br />
Solche Momente gab es bei Wieland<br />
immer wieder. Mitarbeiter verletzten<br />
sich schwer, in wenigen Fällen<br />
sogar tödlich. Das hat einerseits<br />
mit den Arbeitsbedingungen zu tun.<br />
Hohe Temperaturen, Säure, Brandgefahr<br />
– mit diesen Risiken müssen<br />
die Beschäftigten in den Kupfer-Gießereien<br />
und Walzwerken klarkommen.<br />
Andererseits räumt Altstetter<br />
ein, dass das Thema in der Vergangenheit<br />
nicht konsequent genug angegangen<br />
wurde.<br />
Das hat sich geändert. Bei jeder<br />
Besprechung ist Arbeitssicherheit<br />
Thema Nummer eins. „Sicherheit ist<br />
eine Kultur. Und es dauert, die Kultur<br />
zu etablieren“, sagt Delacher.<br />
Was den Prozess beschleunigt:<br />
Kommunikation, Kommunikation,<br />
Kommunikation. Delacher tauscht<br />
sich daher regelmäßig mit Kollegen<br />
aus. Er gibt Ratschläge, fragt um Rat.<br />
Bei internen Gesprächen und Meetings<br />
mit anderen Firmen. „Wir wollen<br />
den Honig aus den Sicherheitskonzepten<br />
der Besten saugen“, sagt<br />
sein Vorgesetzter Schuster.<br />
Kooperation mit der Konkurrenz<br />
Dass man dafür konkurrierenden<br />
Firmen einen Einblick in das eigene<br />
Sicherheitskonzept gewährt, stört<br />
Altstetter nicht. „Es darf in Sachen<br />
Arbeitsschutz keinen Wettbewerb<br />
geben.“ Schließlich profitieren alle.<br />
Auch Wieland. „Die Orientierung an<br />
guten Unternehmen hat uns einen<br />
deutlichen Schritt vorangebracht“,<br />
sagt Altstetter. Jetzt ist Wieland das<br />
gute Unternehmen. In der Metall-Branche<br />
gehört die Firma zu den<br />
besten, was die Unfallzahlen angeht.<br />
Dennoch sagt Altstetter: „Wir sind<br />
noch nicht zufrieden.“<br />
Noch passierten zu viele Unfälle.<br />
Noch gebe es Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Standorten. Damit<br />
sich das ändert, hat Wieland<br />
eine ungewöhnliche Taktik gewählt:<br />
Sicherheitsalarme. Dahinter verbirgt<br />
sich ein DIN-A-4-Blatt mit<br />
gelb-schwarzem Rand. Darauf wird<br />
jeder Unfall penibel dokumentiert.<br />
Das Papier wird digital an alle<br />
Standorte gesendet. „Wenn ein Sicherheitsalarm<br />
übers Netz kommt,<br />
Man muss die<br />
Mitarbeiter<br />
emotional erreichen<br />
Ulrich Altstetter<br />
Wieland-Vorstandsmitglied<br />
verschickt Konzernchef Erwin Mayr<br />
umgehemd eine E-Mail an den zuständigen<br />
Bereich“, sagt Altstetter.<br />
„Wir messen eine Führungskraft<br />
auch an ihren Unfallzahlen.“<br />
Hohe Investitionen, penible Kontrolle,<br />
klare Absprachen – das Ziel<br />
von all diesen Anstrengungen ist<br />
klar. Irgendwann will Wieland unfallfrei<br />
sein. „Ich habe keine Zweifel<br />
daran, dass die Vision möglich ist“,<br />
sagt Altstetter. Dazu gehöre etwas<br />
Glück, extreme Disziplin – und kompetente<br />
Mitarbeiter. Beispielsweise<br />
solche, die ihre Kollegen höflich darauf<br />
hinweisen, beim Treppensteigen<br />
den Handlauf zu benutzen.[!]<br />
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28<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Eventaufbau in großer<br />
Höhe: Auch dabei muss der<br />
Arbeitgeber für den Schutz<br />
seiner Mitarbeiter sorgen.<br />
Foto: A.Punpleng/<br />
Shutterstock.com<br />
Das Personal<br />
schützen<br />
Arbeitsrecht Bei Events müssen neben den<br />
Besuchern auch alle Mitarbeiter sicher sein.<br />
Dafür gibt es klare Regeln.<br />
Woran es<br />
scheitert,<br />
ist manchmal<br />
die Umsetzung<br />
in der Praxis.<br />
Doreen Biskup<br />
Stellvertr. Vorsitzende des VDVO<br />
Fußballspiele in Arenen,<br />
Messen in Hallen, Konferenzen<br />
in Hotels – wer<br />
bei Veranstaltungen wie<br />
diesen an die Sicherheit denkt,<br />
sorgt sich meist um das Wohl<br />
der Besucher. Häufig vergessen<br />
werden all die Mitarbeiter, die<br />
rund um diese Events im Einsatz<br />
sind. Sie sorgen für eben<br />
diesen Schutz der Gäste, planen,<br />
bauen auf und ab, kümmern sich<br />
um das Catering. Auch deren Sicherheit<br />
ist wichtig – und in<br />
Deutschland klar geregelt.<br />
Allgemein beruht der Arbeitsschutz<br />
in Deutschland auf<br />
zwei Säulen: Zum einen erlässt<br />
der Staat Gesetze wie das Arbeitszeit-<br />
oder das Arbeitsschutzgesetz,<br />
zum anderen machen<br />
Berufsgenossenschaften<br />
Vorschriften. Beide gelten auch<br />
für die Event-Branche. Der Arbeitgeber<br />
muss seinen Arbeitnehmern<br />
Arbeitsschutz auf Veranstaltungen<br />
gewähren.<br />
„Durch diese Gesetze bewegen<br />
wir uns in einem sehr engen<br />
Rahmen. Das Einzige, woran es<br />
scheitert, ist manchmal die Umsetzung<br />
in der Praxis“, sagt Doreen<br />
Biskup, die stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende des<br />
Verbandes der Ver anstaltungsorganisatoren<br />
(VDVO). Das zeige<br />
sich auch an den Ergebnissen<br />
einer Studie unter Mitarbeitern<br />
der Meeting- und Veranstaltungsbranche.<br />
Deren Fazit: Der<br />
Arbeitsschutz wird nur unzureichend<br />
eingehalten.<br />
Häufigster Kritikpunkt bei<br />
Events ist die Arbeitszeit – besonders<br />
Projektleiter seien während<br />
der Veranstaltung häufig<br />
tagelang fast durchgehend im<br />
Einsatz und übermüdet, sagt<br />
Biskup. „Klassiker“ seien auch<br />
Beamer, die nur mit Kabelbinder<br />
befestigt sind oder zugestellte<br />
Rettungswege. „Solange<br />
alles gut geht, sind alle glücklich.<br />
Erst wenn etwas passiert,<br />
kommt zum Vorschein, ob ein<br />
Event gut geplant war oder<br />
nicht“, sagt Biskup.<br />
Biskups Rat? „Alle Akteure<br />
wie Veranstalter, Dienstleister,<br />
Teilnehmer und Behörden sollten<br />
in die Planung, Umsetzung<br />
und Nachbereitung der Veranstaltung<br />
involviert werden.“ Ab<br />
5000 Besucherplätzen oder<br />
wenn es die „Art der Veranstaltung“<br />
erfordere, müsse der Betreiber<br />
nach der Muster-Versammlungsstättenverordnung<br />
ein Sicherheitskonzept aufstellen.<br />
Es regelt betriebliche Sicherheitsmaßnahmen<br />
und zum<br />
Beispiel auch, wie viele Rettungskräfte<br />
vor Ort sein müssen.<br />
Gegen Schäden versichern<br />
Während eines Events sollen<br />
neben dem Personal auch die<br />
Besucher sicher sein. Laut dem<br />
Maklerbüro „transparent-beraten.de“<br />
in Berlin haften Veranstalter<br />
voll für Sach- und Personenschäden,<br />
zu denen es auf ihrer<br />
Veranstaltung kommt. Allerdings<br />
nur für solche, die sie<br />
direkt oder indirekt selbst verschulden.<br />
Als Beispiel für einen Unfall<br />
nennt das Berliner Maklerbüro<br />
den Ball eines Schützenvereins:<br />
ein Gast stolpere über ein loses<br />
Kabel und stürze. Habe der<br />
Schützenverein eine Veranstalterhaftpflichtversicherung<br />
abgeschlossen,<br />
zahle die den Personenschaden<br />
bis zur Deckungssumme.<br />
Das gelte aber nur,<br />
wenn der Schaden nicht grob<br />
fahrlässig verursacht wurde –<br />
das Kabel also nicht völlig ungesichert<br />
war.<br />
Allgemein raten die Berliner<br />
Experten besonders bei Events<br />
mit vielen Besuchern zu einem<br />
solchen freiwilligen Versicherungsschutz.<br />
„Im Ernstfall kann<br />
er Sie vor einem großen Schuldenberg<br />
bewahren“, sagt der<br />
Versicherungsmakler Daniel<br />
Kirsten. Die Versicherung übernehme<br />
die Ansprüche Dritter<br />
bei Sach-, Personen- und Vermögensschäden,<br />
die während<br />
des Events und der Auf- und Abbauarbeiten<br />
passieren. [!]<br />
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30<br />
FÜHREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Pia Meier kennt sie kaum<br />
noch: Die Stinkstiefel,<br />
die morgens schon die<br />
Mundwinkel hängen<br />
lassen, an allem Möglichen herummosern<br />
und kontinuierlich<br />
das Betriebsklima versauen.<br />
„Wir haben uns für eine Kultur<br />
der Freude und des Helfens entschieden“,<br />
sagt die Personalchefin<br />
und Prokuristin der Seidel<br />
GmbH & Co. KG.<br />
C-Mitarbeiter nennt sie diese<br />
Kollegen seit sie vor drei Jahren<br />
den Giengener Personalberater<br />
Jörg Knoblauch kennengelernt<br />
hat, der die ABC-Personal-Strategie<br />
für deutsche<br />
Mittelständler entwickelte. „Das<br />
klingt zunächst sehr hart“, gibt<br />
die 51-jährige Personalerin zu.<br />
Sie sagt, dass jeder eine Chance<br />
verdient und auch bekommt.<br />
Doch wenn alle Gespräche und<br />
jegliche Unterstützung nicht<br />
fruchten, dann scheut sie selbst<br />
den Gang vor das Arbeitsgericht<br />
nicht. Denn letztlich gehe es um<br />
das Wohl des Unternehmens<br />
und aller Mitarbeiter.<br />
Machen Sie den<br />
Mitarbeitern<br />
klar, dass sie<br />
ihren Arbeitsplatz<br />
gefährden.<br />
Jörg Knoblauc h<br />
Personalberater<br />
Aktuell schätzt sie den Anteil<br />
der C-Mitarbeiter auf lediglich<br />
zwei, drei Prozent. Im Gegenzug<br />
hat der metallverarbeitende<br />
Mittelständler, der Aluminium-<br />
und Kunststoffverpackungen<br />
für die Kosmetik- und Pharmabranche<br />
herstellt, zweimal<br />
hintereinander das erfolgreichste<br />
Geschäftsjahr hingelegt.<br />
Der Krankenstand<br />
der 300 Produktionsmitarbeiter<br />
liegt bei drei Prozent, während<br />
der Branchenschnitt bei sechs<br />
Prozent liegt. Die Kununu-Bewertung<br />
liegt bei einer guten 4,2<br />
und die Empfehlungsquote bei<br />
ausgezeichneten 96 Prozent.<br />
Jörg Knoblauch hat einen einfachen<br />
Leistungsbeurteilungsbogen<br />
entwickelt, der die<br />
Grundlage für die Einteilung in<br />
Vom Umgang<br />
mit Motzern<br />
Personal Konsequenz in der Beurteilung von<br />
Mitarbeitern zahlt sich für Unternehmen aus.<br />
Dabei hilft das ABC-Modell.<br />
Die Bandbreite von Motivation und<br />
Leistungsnachweis der Mitarbeiter<br />
variiert in jedem Unternehmen. Die<br />
Frage ist nur, wie die Verantwortlichen<br />
mit der Situation umgehen.<br />
Montage: Max Meschkowski<br />
Illus: stickerama/Shutterstock.com<br />
A-, B- und C-Mitarbeiter darstellt.<br />
Während A-Mitarbeiter<br />
Freude an der Arbeit haben und<br />
mitdenken, laufen B-Mitarbeiter<br />
eher unauffällig mit. Richtig<br />
kritisch sind C-Mitarbeiter, die<br />
den Laden ausbremsen. Knoblauch<br />
verwendet dieses Schema<br />
sowohl im eigenen Unternehmen<br />
wie in der Beratung.<br />
Vor dem jährlichen Mitarbeitergespräch<br />
beurteilen Mitarbeiter<br />
und Führungskraft unabhängig<br />
voneinander etwa Fachkenntnisse,<br />
Einsatzbereitschaft,<br />
Arbeitstempo und -qualität oder<br />
Selbstständigkeit. Über unterschiedliche<br />
Kriterien ergeben<br />
sich dann jeweils Noten von<br />
1 bis 5. Eigen- und Fremdbild<br />
sind eine solide Grundlage<br />
für eine intensive Diskussion.<br />
Ergebnis kann<br />
sein, dass eventuell ein<br />
Positions- und Aufgabenwechsel<br />
hilfreich ist oder<br />
eine Weiterbildung. Doch<br />
manchmal werden Mitarbeiter<br />
auch durch ihre Chefs an ihrer<br />
Entfaltung behindert, weil sie<br />
mehr Freiraum benötigen oder<br />
ihnen zu wenig zugetraut wird.<br />
C-Mitarbeiter zerstören Firma<br />
Ziel der ABC-Strategie ist die<br />
Verteilung 80–20–0. „Unternehmer<br />
sagen oft: Das ist aufgrund<br />
des Fachkräftemangels unmöglich“,<br />
so der Tempus-Geschäftsführer<br />
Knoblauch. In Deutschland<br />
gelten C-Mitarbeiter als<br />
heißes Eisen. Es sei unmenschlich<br />
oder gar unfair, klar mit ihrer<br />
schlechten Leistung umzugehen.<br />
Doch das Gegenteil ist<br />
der Fall, findet der Personal-Berater:<br />
C-Mitarbeiter zerstören<br />
die Firma. Sie verderben das Betriebsklima,<br />
weil sie viel motzen<br />
und die engagierten Mitarbeiter<br />
für sie mitarbeiten müssen.<br />
Das sei nicht fair, findet der<br />
christlich geprägte Unternehmer:<br />
Firma und Kollegen werden<br />
ausgenutzt. Schlimmer: Das<br />
machen A-Mitarbeiter eine Weile<br />
mit, aber irgendwann sind sie<br />
frustriert, dass dieses Verhalten<br />
keine Konsequenzen hat und<br />
verlassen schlussendlich das<br />
Unternehmen.<br />
Wenn ein C-Mitarbeiter eine<br />
ruhige Kugel schiebt, fordert<br />
Jörg Knoblauch Klarheit und
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
FÜHREN<br />
31<br />
Transparenz: „Sagen Sie Ihren Mitarbeitern,<br />
wo sie stehen, wie Sie sie<br />
einschätzen und dass sie als C-Mitarbeiter<br />
ihren Arbeitsplatz gefährden.“<br />
Doch: Schlechte Leistung<br />
muss zunächst benannt werden, so<br />
der Inhaber des Unternehmens mit<br />
50 Mitarbeitern.<br />
Im Mitarbeitergespräch<br />
ist es<br />
wichtig, festzustellen,<br />
ob ein<br />
C-Mitarbeiter<br />
nicht kann oder<br />
nicht will. Im<br />
ersten Fall muss<br />
er eine Chance<br />
bekommen, zumindest<br />
B zu<br />
Vor allem Herz<br />
und Seele<br />
werden im Zuge der<br />
Digitalisierung den<br />
Unterschied machen.<br />
Pia Meier<br />
Seidel-Personalchefin<br />
werden. Im zweiten Fall – jemand<br />
will nicht – heißt es Trennung ohne<br />
Umschweife. „Wer nicht will, der<br />
gehört nicht in das Unternehmen.“<br />
Pia Meier macht bislang sehr<br />
gute Erfahrungen mit dem Personalfragebogen.<br />
Im Zuge der zunehmenden<br />
Digitalisierung werden vor<br />
allem „Herz und Seele“ den Unterschied<br />
ausmachen, ist sie sich sicher.<br />
Viele Mitarbeiter sind dankbar<br />
für das strukturierte und klare<br />
Feedback, denn es gehe nicht darum,<br />
einen Menschen schlecht zu<br />
machen, sondern<br />
sein Verhalten<br />
zu kritisieren<br />
oder den Aufgaben<br />
anzupassen.<br />
Sie legt Wert<br />
darauf, alle<br />
700 Mitarbeiter<br />
des Unternehmens<br />
mit Namen<br />
zu kennen und<br />
sie mit Handschlag<br />
zu begrüßen, wenn sie sich<br />
treffen: „Die Mitarbeiter“, so Meier,<br />
„nehmen mir ab, dass dies kein<br />
aufgesetztes Verhalten ist, sondern<br />
tatsächlich meiner Wertschätzung<br />
für sie entspringt.“ [!]<br />
<br />
Michael Sudahl<br />
Firmenchefs müssen die Leistung<br />
ihrer Mitarbeiter klar benennen.<br />
Zur Person<br />
Jörg Knoblauch ist<br />
Verfechter der<br />
ABC-Personal-Strategie.<br />
Er absolvierte<br />
ein Ingenieur- und<br />
Betriebswirtschaftsstudium.<br />
Knoblauch<br />
ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der Unternehmensberatung<br />
Tempus.<br />
Traumbüro<br />
im Stadtkern.<br />
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32<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Lenker mit<br />
Weitsicht<br />
Mittelstand Die nächste Generation im Blick<br />
denken Familienunternehmer nachhaltig –<br />
ein Grund für ihre Paraderolle hierzulande.<br />
FOTO: INTERIOR DESIGN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Der beste Parkplatz vor<br />
dem Eingang gehört<br />
dem Boss, in der Kantine<br />
gibt es immer donnerstags<br />
das Lieblingsgericht<br />
des Seniorchefs und im Flur vor<br />
dem Sekretariat hängt ein Ölgemälde<br />
des Firmengründers.<br />
Achtung Klischee! Doch jeder<br />
hat eben sein Bild eines typischen<br />
deutschen Familienbetriebs<br />
im Kopf, und damit von<br />
einem hierzulande nicht zu toppenden<br />
Unternehmensmodell.<br />
90 Prozent der deutschen Firmen<br />
sind familienkontrollierte<br />
Unternehmen, die 52 Prozent<br />
der Umsätze erzielen und circa<br />
58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigungsverhältnisse<br />
stellen, so die<br />
Zahlen der Münchner Stiftung<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Bei den meisten sitzt längst<br />
nicht mehr der Firmengründer<br />
auf dem Chefsessel, sondern die<br />
Söhne, die Töchter oder gar<br />
schon die Enkelkinder. „Grundsätzlich<br />
waren es die politischen<br />
Rahmenbedingungen nach 1950,<br />
die den Mittelstand von Beginn<br />
an besonders positiv begleitet<br />
haben“, erklärt Gerd Stiefel,<br />
Vorsitzender des Clubs der Industrie<br />
Ulm/Neu-Ulm. Damals<br />
habe es zum Beispiel bei Neugründungen<br />
nur einen Bruchteil<br />
der heutigen Bundes- und Landesvorschriften<br />
gegeben. „Die<br />
Banken waren freier in ihrem<br />
Handeln, konnten vor der Einführung<br />
vieler Regularien Neugründungen<br />
und Wachstum des<br />
Mittelstandes sehr einfach und<br />
FOTO: 501ROOM & YSBRAND COSIJN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
pragmatisch unterstützen.“<br />
Für den Geschäftsführer der<br />
Fritz Stiefel GmbH im Neu-Ulmer<br />
Stadtteil Burlafingen, einem<br />
mittelständischen Systemlieferanten<br />
für Produkte und Dienstleistungen<br />
aus dem Bereich Hydraulik<br />
und Pneumatik, hat dieser<br />
Gründerboom einen Namen:<br />
Ludwig Erhard, der Vater der<br />
Sozialen Marktwirtschaft.<br />
Ruf als Erfindernation<br />
Doch was macht das Geschäftsmodell<br />
so erfolgreich? Sind es<br />
gar magische Kräfte? Für Albrecht<br />
von der Hagen besitzen<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> in der Tat<br />
so eine Art Zaubertrank: „Die<br />
Idee, ein Unternehmen an die eigenen<br />
Kinder weitergeben zu<br />
können, verleiht Flügel.“<br />
Die Idee, den<br />
Betrieb an die<br />
Kinder weitergeben<br />
zu können, verleiht<br />
Flügel.<br />
Albrecht von der Hagen<br />
Verband Familienunternehmer<br />
Die Rolle des Firmenchefs hat sich in vielen Familien<strong>unternehmen</strong> geändert. Das Gemälde aber bleibt.
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
VERANTWORTEN<br />
33<br />
Zur Person<br />
Stefan Heidbreder<br />
war nach seinem<br />
Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
zunächst für<br />
Familienbetriebe tätig.<br />
Seit 2005 ist er<br />
Geschäftsführer der<br />
gemeinnützigen Stiftung<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Zudem<br />
lehrt er an der TU<br />
München und an der<br />
Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen.<br />
Hinzu komme, dass die meisten<br />
Familienunternehmer so sehr auf<br />
ihre Kunden ausgerichtet sind, dass<br />
die Weiterentwicklung von Produkten<br />
viel schneller geschieht als bei<br />
anderen Unternehmen. „So hat etwa<br />
die Geschäftsführung von familiengelenkten<br />
Weltmarktführern fünfmal<br />
mehr Kundenkontakte als die<br />
Geschäftsführung von börsennotierten<br />
Unternehmen“, sagt der Hauptgeschäftsführer<br />
vom Verband „Die<br />
Familienunternehmer“. Hieraus resultiere<br />
Deutschlands Ruf als Erfindernation.<br />
„All dies passiert übrigens oft fern<br />
von Forschungssubventionen und<br />
Drittmitteln. Familienunternehmer<br />
gehen meist mit ihrem eigenen Kapital<br />
ins Risiko.“ Dadurch seien sie<br />
schneller und wendiger als fremdkapitalisierte<br />
Konzerne. Nach von<br />
der Hagens Worten denken Familienunternehmer<br />
dabei nicht so kurzfristig<br />
in Quartalsberichten wie angestellte<br />
Manager, die immerzu Analysten<br />
begeistern müssen. Weil Familienunternehmer<br />
in Generationen<br />
denken, seien ihre Unternehmensentscheidungen<br />
meist eher langfristig<br />
und nachhaltig orientiert. „Auf<br />
diese Weise prägen sie unsere komplette<br />
Wirtschaftsstruktur.“<br />
Stark in der Krise<br />
Soll heißen: Auf Familien<strong>unternehmen</strong><br />
kann man sich<br />
verlassen, auch<br />
wenn in Deutschland<br />
die Konjunktur<br />
schwächelt.<br />
Denn auch dann<br />
gelten sie in der Bevölkerung<br />
als stabi-<br />
Eher schießen<br />
sie Kapital in<br />
das Unternehmen,<br />
als reflexartig zu<br />
entlassen.<br />
Albrecht von der Hagen<br />
Verband Familienunternehmer<br />
lisierende Wirtschaftskräfte.<br />
Ein Grund sind die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Die übergroße Mehrheit der Bundesbürger<br />
schätzt von der Hagen zufolge<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> als verlässliche<br />
Arbeitgeber mit regionaler<br />
Verwurzelung und guten Arbeitsbedingungen.<br />
„Sie sind bekannt für ihr gesellschaftliches<br />
Engagement. Auch haben<br />
Familienunternehmer in der Regel<br />
einen direkten Bezug zu ihren<br />
Mitarbeitern.“ Diese enge Bindung<br />
zur Belegschaft<br />
führe dazu, dass<br />
diese Unternehmen<br />
Krisenzeiten<br />
besonders gut<br />
überstehen können.<br />
„In der Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise<br />
haben<br />
Familien<strong>unternehmen</strong><br />
beispielsweise<br />
ihre Mitarbeiter<br />
eher gehalten<br />
und von Massenentlassungen<br />
oder gar Standortverlagerungen<br />
ins<br />
Ausland abgesehen.“<br />
Das liege auch<br />
daran, dass Familienbetriebe<br />
den demografischen<br />
Wandel und den Fachkräftemangel<br />
besonders früh zu spüren bekommen,<br />
denn sie sind häufiger in den<br />
Regionen als in den trendigen Metropolen<br />
zu finden. Sie halten daher<br />
eher an Fachkräften fest, auch wenn<br />
es kurzzeitig weniger zu tun gibt.<br />
„Eher schießen sie neues Kapital in<br />
das Unternehmen nach, als reflexartig<br />
sofort zu entlassen.“<br />
FOTO: 501ROOM /SHUTTERSTOCK.COM GEMÄLDE: MAX MESCHKOWSKI<br />
Mehr Beschäftigte<br />
Für Stefan Heidbreder<br />
macht gerade<br />
das Planen auf<br />
lange Sicht Familien<strong>unternehmen</strong><br />
zu<br />
einer festen Größe<br />
im Land. „Während<br />
viele Konzerne im<br />
anonymen Streubesitz<br />
zwangsläufig<br />
der Kurzatmigkeit<br />
der Kapitalmärkte<br />
genügen müssen, meiden Familien<strong>unternehmen</strong><br />
unkalkulierbare Risiken.“,<br />
erklärt der Geschäftsführer<br />
der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Davon profitiere eine ganze Volkswirtschaft.<br />
„Zwischen 2007 und 2016 erhöhten<br />
die 500 größten Familien<strong>unternehmen</strong><br />
ihre Beschäftigung um<br />
23 Prozent während die Vergleichsgruppe<br />
der nicht-familiengeführten<br />
Dax-Konzerne sie nur um 4 Prozent<br />
steigern konnte.“<br />
Gegründet 1907<br />
und seit 1966 in<br />
Göppingen am<br />
Hauptfriedhof.<br />
Derzeit in der<br />
4.+5. Generation<br />
immer für Sie da.<br />
Andreas Lüttig<br />
Steinmetz-<br />
& Steinbildhauermeister<br />
Hohenstaufenstr. 95<br />
73033 Göppingen<br />
Tel.: 0 71 61 / 7 40 48<br />
info@luettig-grabmale.de<br />
www.luettig-grabmale.de
34<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
FOTO: 501ROOM & ELENA BLOKHINA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Urform des Wirtschaftens<br />
Der Kupferstich von 1909 zeigt ein Werk der heutigen The Coatinc Company.<br />
Eine Schmiede machte<br />
den Anfang. Die ältesten Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />
die sich<br />
am längsten im Besitz einer<br />
oder mehrerer miteinander<br />
verbundener Familien befinden<br />
und durchgängig wirtschaftsaktiv<br />
waren, sind die 1502 gegründete<br />
The Coatinc Company<br />
Holding GmbH aus Siegen,<br />
Heidbreder sieht durch die regionale<br />
Verwurzelung von inhabergeführten<br />
Betrieben zudem<br />
Vorteile: „Familien<strong>unternehmen</strong><br />
sind an ihren Standorten häufig die<br />
größten Arbeitgeber. Viele Gesellschafterfamilien<br />
sind hier sozial<br />
verwurzelt.“ Das alles trage dazu<br />
bei, dass sich die Mitarbeiter mit<br />
ihrem Arbeitgeber vor Ort identifizieren<br />
und auch auf lange Sicht<br />
verbunden bleiben. „Das hat am<br />
Ende Vorteile für alle: Mitarbeiter,<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> und die ganze<br />
Region“, ist Heidbreder überzeugt.<br />
die William Prym Holding<br />
GmbH (1530) aus Stolberg sowie<br />
die Freiherr von Poschinger<br />
Glasmanufaktur e. K. (1568)<br />
aus Frauenau. Die Namen findet<br />
man in einer Liste, die die<br />
Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />
veröffentlicht hat. Demnach<br />
sind neun der ältesten deutschen<br />
Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Anpassung ist alles<br />
Auch Gerd Stiefel sieht<br />
ein nachhaltig geprägtes<br />
Denken und Handeln als<br />
Erfolgsfaktor für mittelständische,<br />
inhabergeführte Betriebe:<br />
„Familien<strong>unternehmen</strong> denken<br />
oftmals langfristiger und sind<br />
durch die kleinere Größe in der Lage<br />
schneller und flexibler auf Veränderungen<br />
im Markt zu reagieren.“ Sehr<br />
große Unternehmen benötigen Stiefels<br />
Ansicht nach hier deutlich mehr<br />
Zeit. Frei nach Charles Darwin: „Es<br />
ist nicht die stärkste Spezies, die<br />
überlebt, auch nicht die intelligen-<br />
bereits seit mehr als 400 Jahren<br />
in Familienhand. „Die Erhebung<br />
zeigt, dass Familien<strong>unternehmen</strong><br />
von jeher ein untrennbarer<br />
Teil unserer Gesellschaft<br />
sind. Im Grunde die Urform des<br />
Wirtschaftens überhaupt“,<br />
sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer<br />
der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Heute brauchen<br />
die Menschen<br />
keinen Ersatzvater<br />
im Unternehmen,<br />
sondern einen Mentor.<br />
Gerd Stiefel<br />
Geschäftsführer Fritz Stiefel GmbH<br />
teste, sondern eher diejenige, die am<br />
ehesten bereit ist, sich anzupassen.“<br />
Für den Neu-Ulmer Unternehmer<br />
muss das jedoch nicht zwingend<br />
in der Region geschehen, in<br />
der das Familien<strong>unternehmen</strong> über<br />
Jahrzehnte gewachsen ist: „Ich kenne<br />
kaum noch ein kleineres, mittelständisches<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />
das heute nicht in Osteuropa eine<br />
Fertigungs- oder Vertriebsstätte betreibt.<br />
Dazu muss man kein Globalplayer<br />
sein.“<br />
Es treffe nicht mehr zu, dass ein<br />
Unternehmer seine Fachkräfte und<br />
sein technisches Wissen ausschließlich<br />
aus der Region bezieht. Das will<br />
Stiefel auch als Warnung an all die<br />
Kommunalpolitiker verstanden wissen,<br />
die sich nicht vorstellen können,<br />
dass kleine Firmen abwandern<br />
könnten. „Hier sind schon ganze<br />
Wertschöpfungsketten weggebrochen,<br />
weil die Arbeit in Osteuropa<br />
zu 50 Prozent von der EU subventioniert<br />
wird.“<br />
Für Gerd Stiefel sind die alten<br />
Zeiten längst vorbei. Familien<strong>unternehmen</strong><br />
seien nicht nur zunehmend<br />
international unterwegs, sondern<br />
würden zudem auch modern und<br />
nicht mehr wie früher oftmals gutsherrenmäßig<br />
geführt: „Damals war –<br />
etwas flapsig ausgedrückt – der<br />
Seniorchef der Vater des gesamten<br />
Unternehmens und<br />
alle andern waren die Kinder.<br />
Das geht heute nicht<br />
mehr. Heute brauchen die Menschen<br />
keinen Ersatzvater im Unternehmen,<br />
sondern einen guten<br />
Mentor.“<br />
Das Gemälde des einstigen<br />
Firmengründers muss deshalb<br />
noch lange nicht weichen.<br />
[!] <br />
Stefan Loeffler
Anzeige<br />
Kreative Lösungen für die „Letzte Meile“<br />
Attraktivere Innenstädte vs. steigendes Warensendungsvolumen und geforderte Lieferzeitverkürzung<br />
durch ECommerce und Co.<br />
Obergeschoss. Ganz nebenbei wird so ein<br />
Mehrwert für die Anwohner geschaffen: Sie<br />
können sich ihre Bestellung direkt in solchen<br />
Verteilzentren abholen.<br />
Weiterer Ansatz ist die Untervermietung von<br />
(Lager-)Flächen bestehender Einzelhändler:<br />
Hierdurch werden nicht nur zusätzliche Mieteinnahmen<br />
zur eigenen „Stabilisierung“ generiert,<br />
sondern insbesondere zusätzliche<br />
Kundenfrequenz.<br />
Ist allein eine Lagernutzung denkbar, so können<br />
diese Flächen als sog. ‚Urban Fulfillment<br />
Center‘ eine Zwischenstation auf dem Weg<br />
vom Versandhändler zum Kunden sein. Oder<br />
– eine kleinere Variante - Mikrodepots, in denen<br />
dann lediglich die Sendungen für einen<br />
einzelnen Block gesammelt werden.<br />
In Deutschland spitzt sich die Lage an den<br />
innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten<br />
immer weiter zu. Dies nicht zuletzt aufgrund<br />
des boomenden E-Commerce und<br />
dem deshalb weiter steigenden Lieferverkehr:<br />
Same-Day- oder Same-Hour-Delivery-<br />
Optionen sind mittlerweile gängige Anforderungen<br />
der Konsumenten und das Paketsendungsvolumen<br />
wird weiter steigen.<br />
Als ausgewiesener Spezialist für Gewerbeund<br />
Investmentimmobilien erreichen Objekta<br />
Real Estate Solutions GmbH tagtäglich „ungewöhnliche“<br />
Flächengesuche der Logistikdienst<br />
leister:<br />
Die bislang geläufigen riesigen Logistikhubs<br />
an Autobahnkreuzen können diese Anforderungen<br />
des Endverbrauchers nicht bedienen<br />
– gebraucht werden kleinere, zentral gelegene<br />
Verteilzentren mit schnellem Zugang zu dicht<br />
bevölkerten Stadtlagen; nur eine dementsprechend<br />
schnelle und effiziente „Last-Mile-Logistik“<br />
macht eine Same-Day- und insbesondere<br />
Same-Hour-Belieferung erst möglich.<br />
Aber gerade im verdichteten urbanen Raum<br />
konkurriert der zwingend notwendige zentrale<br />
Logistikstandort mit Büro- und sonstigen<br />
Dienstleistungsflächen und - politisch weitaus<br />
brisanter – der Forderung nach mehr und<br />
bezahlbarem innerstädtischen Wohnraum.<br />
Doch welche Lösungsansätze gibt es hier?<br />
Da für solche Büro- und Wohnnutzungen<br />
Obergeschosse prädestiniert sind, ist der zentrale<br />
Lösungsansatz, nicht mehr genutzte<br />
bzw. ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend<br />
nicht mehr nutzbare Erdgeschoss-Flächen<br />
für die Zwecke der Last-Mile-Logistik<br />
umzuwidmen: Aufgrund weiter steigender Internetbestellungen<br />
stehen immer mehr innerstädtische<br />
Verkaufsflächen leer. Im Normalfall<br />
verfügen diese aufgrund ihrer ursprünglichen<br />
Nutzung auch über entsprechende<br />
Anliefermöglichkeiten. Das bisherige Allheilmittel,<br />
hier Gastronomie unterzubringen,<br />
funktioniert nur in guten Lagen. Doch auch<br />
dieser Markt ist irgendwann gesättigt; zudem<br />
sind solche Lagen für eine City-Logistik<br />
schlichtweg nicht bezahlbar.<br />
Insofern geht es hier um 2er-Lagen abwärts –<br />
und die gibt es immer mehr. Sollte die EG-Fläche<br />
nicht ausreichen, so verfügen diese Geschäfte<br />
in aller Regel über zusätzliche Lagerflächen<br />
im Unter- oder auch in einem<br />
Als Spezialist für Industrie- und Logistikimmobilien<br />
sowie Büro- und Handelsflächen ist<br />
Objekta Real Estate Solutions das Scharnier<br />
gerade zwischen der herkömmlichen Logistik<br />
und dem städtischen Einzelhandel. Michael<br />
Wägerle, Geschäftsführer bei Objekta: „Die<br />
Anforderungen an die Last-Mile-Logistikfläche<br />
unterscheiden sich erheblich von denen<br />
an die klassische Logistikfläche“, erklärt er,<br />
„Eigentlich ist es nicht möglich, abstrakte Anforderungen<br />
zu formulieren, sondern letztendlich<br />
ist jede freie bzw. in Betracht kommende<br />
Fläche zu prüfen, ob bzw. inwieweit<br />
diese für Last-Mile-Logistik-Zwecke in Betracht<br />
kommt. Da die Dienstleister mittlerweile<br />
auch mit Ober- bzw. Untergeschossflächen,<br />
Lastenaufzügen oder gesicherten Parkflächen<br />
zu Recht kommen, ist die Identifizierung<br />
solchermaßen geeigneter Flächen eine spannende<br />
Aufgabe“.<br />
www.objektarealestate.de
36<br />
MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
MONATGE: MAX MESCHJKOWSKI FOTOS: OLEKSANDRUM & FAENKOVA ELENA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Entspannt abhängen<br />
mit Hanf-Kakao<br />
Chill Choc Ein Stuttgarter Start-up hat ein Getränk entwickelt,<br />
das gegen Entzündungen, Krämpfe und Stress helfen soll.<br />
Nach anderthalb Jahres ist es<br />
soweit: 17 Partner von Südamerika<br />
bis Österreich liefern die Rohstoffe<br />
für die erste Charge des Getränks,<br />
das Menschen die Gelassenheit<br />
eines Faultiers verleihen soll.<br />
A„Angefangen hat alles mit<br />
einem Agrarprojekt in Guatemala“,<br />
erinnert sich<br />
Dave Tjiok, CEO und Mitgründer<br />
bei Chill Choc. Als Volontär<br />
für die Initiative „Dein Stück<br />
Erde“ setzte er sich 2016 zusammen<br />
mit seinem Freund Burkhard von Stackelberg<br />
und anderen Umweltschützern<br />
für die Erhaltung von fruchtbaren<br />
Böden ein. Während die Forschungsgruppe<br />
die Wirkweise von<br />
sogenannter Terra Preta untersuchte<br />
– einer fruchtbaren Schwarzerde,<br />
die zum größten Teil aus Pflanzenkohle<br />
und Kompost entsteht – probierten<br />
die Kakao-Fans Trinkschokolade<br />
aus örtlichen Manufakturen.<br />
„Das Geschmackserlebnis hatte wenig<br />
mit dem in Deutschland verbreiteten<br />
Pulver zu tun“, sagt Tjiok.<br />
Nur wenig THC<br />
Die entscheidende Idee, die Chill<br />
Choc von anderen Kakao-Getränken<br />
unterscheidet, kommt den beiden<br />
aber erst ein Jahr später. „Burkhards<br />
Freundin leidet unter der Autoimmunerkrankung<br />
Multiple Sklerose“, erzählt<br />
der Stuttgarter Start-up Gründer.<br />
„Um ihre Muskelkrämpfe zu lindern,<br />
experimentierten wir deshalb<br />
mit Nutzhanf.“<br />
Illegal ist das nicht.<br />
Denn anders als die<br />
zur Herstellung der<br />
weithin bekannten Rauschmittel<br />
Marihuana und Haschisch<br />
genutzte Cannabis-Art enthält<br />
Nutzhanf nur geringste Mengen<br />
des Halluzinogens THC. Wohl aber<br />
den Wirkstoff Cannabidiol (CBD),<br />
der entzündungshemmend, krampflösend<br />
und entspannend wirkt. Tjiok:<br />
„Perfekt also für den Durchschnittsbürger.“<br />
Denn laut einer Studie der Techniker<br />
Krankenkasse fühlt sich jeder<br />
dritte Deutsche regelmäßig gestresst.<br />
Schnell ist den beiden klar, dass sie<br />
ihren heißgeliebten Kakaogeschmack<br />
mit den heilsbringenden Eigenschaften<br />
des Hanfs kombinieren<br />
wollen. Dabei bringt der hohe Kakaogehalt<br />
neben dem typisch schokoladigen<br />
Geschmack einen weiteren<br />
Vorteil. „Der Kakao dient als Trägerstoff<br />
und sorgt dafür, dass das<br />
CBD seine volle Wirkung entfalten<br />
kann.“<br />
Chill Choc, der Anti-Stress-<br />
Drink, ist geboren. Bevor die ersten<br />
fertig abgefüllten Produkttüten auf<br />
dem Tisch stehen, ist es allerdings
<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 37<br />
Das Gründungsteam von Chill Choc: (von li.) Dave Tjiok, Laura<br />
Rothgang, Christian Veit, Lena Glässel, Burkhard von Stackelberg.<br />
ein weiter Weg. Neben etlichen<br />
Geschmackstests muss das<br />
braune Pulver unter anderem<br />
auch wissenschaftliche Analysen<br />
verschiedener staatlicher<br />
Labore bestehen und die Freigabe<br />
der Bundesopiumstelle erhalten.<br />
„Wir haben das Rezept gut<br />
100 Mal verändert“, berichtet<br />
der CEO, der hauptverantwortlich<br />
für alle juristischen, strategischen<br />
und organisatorischen<br />
Aufgaben im Social Start-up ist.<br />
65 000 Euro aus eigener Tasche<br />
Nach anderthalb Jahren und<br />
65 000 Euro Investitionen aus<br />
eigener Tasche ist es endlich soweit,<br />
die erste Chill Choc Charge<br />
wird produziert. Inzwischen<br />
liefern 17 Zulieferer etwa aus<br />
Kolumbien, Peru und der Dominikanischen<br />
Republik aber auch<br />
aus Deutschland und Österreich<br />
die hochwertigen Rohstoffe,<br />
welche in Brandenburg nach geheimer<br />
Rezeptur und eigens<br />
entwickelten Verfahren weiterverarbeitet<br />
werden.<br />
„Unser Ziel ist es nach und<br />
nach ausschließlich mit kleinen,<br />
nachhaltigen Kooperativen zusammenzuarbeiten“,<br />
erklärt<br />
Tjiok den für das Start-up Team<br />
wichtigen Umweltaspekt. Teile<br />
der Chill Choc-Erlöse fließen<br />
zudem in Open-Source-Projekte<br />
für den Humusaufbau, Bodenschutz<br />
und die Bildung von<br />
Die richtigen<br />
Partner sind<br />
das A und O. Werte<br />
und Ziele müssen<br />
zusammenpassen.<br />
Dave Tjiok<br />
Mitgründer von Chill Choc<br />
Gründer-Duo<br />
Chill Choc wurde im Juni<br />
2016 von Dave Tjiok und<br />
Burkhard von Stackelberg<br />
gegründet. Seit 2018 bereichern<br />
Christian Veit, Laura<br />
Rothgang und Lena Glässel<br />
als Co-Founder das Gründungsteam.<br />
Das Social<br />
Start-Up produziert ein Kakao-Hanf-Pulver<br />
zur Herstellung<br />
eines entspannenden,<br />
nicht-halluzinogenen<br />
Anti-Stress-Getränks. Chill<br />
Choc ist per Amazon oder<br />
Online-Shop in den Sorten<br />
Original, DoubleChoc, Minze-Verbene,<br />
Chili und seit<br />
neustem „Extra“ mit extra<br />
viel Hanf erhältlich. Bis<br />
2020 soll Chill Choc auch<br />
im Einzelhandel und als<br />
Fertiggetränk verfügbar<br />
sein. Mehr Informationen<br />
unter: www.chillchoc.de<br />
Kleinbauern in Sri Lanka und<br />
Brasilien.<br />
Das Prinzip ist einfach: Gesunde<br />
Böden sorgen für gesunde<br />
Pflanzen, aus denen gesunde<br />
Nahrungsmittel für gesunde<br />
Menschen hergestellt werden.<br />
Nachhaltigkeit, die schmeckt,<br />
wie die Vorbestellungen im<br />
Wert von mehr als 11 000 Euro<br />
durch die Crowdfunding-Kampagne<br />
beweisen. Erste Fans findet<br />
das Entspannungsgetränk<br />
auf Messen, Festivals und durch<br />
die Kampagne. Schnell entsteht<br />
eine Community: In Sportlerkreisen<br />
wird der Hanf-Kakao bereits<br />
als Geheimtipp gegen Muskelkater<br />
und Krämpfe gehandelt,<br />
junge Frauen freuen sich<br />
über die schmackhafte Linderung<br />
von Regelbeschwerden.<br />
„Zu unserer Zielgruppe gehört<br />
jeder, der Kakao mag und ab und<br />
zu Stress hat“, so der Kakao-Netzwerker,<br />
der das Getränk<br />
auch mal spontan im überfüllten<br />
Bahnwagon vorstellt.<br />
Fünf hochmotivierte Gründer<br />
Aus dem einstigen Zwei-Mann-<br />
Betrieb ist inzwischen ein fünfköpfiges<br />
hochmotiviertes Gründer-Team<br />
geworden. „Während<br />
Laura, Lena und Chris sich um<br />
Marketing und Vertrieb kümmern,<br />
können Burkhard und ich<br />
uns auf die Produktentwicklung<br />
konzentrieren“, freut sich der<br />
studierte Maschinenbauer und<br />
Chemiker. Ganz ohne Hilfe geht<br />
es manchmal aber dennoch<br />
nicht. Etwa wenn plötzlich eine<br />
komplette Ladung bestellter Kakao<br />
auf der Reise nach Deutschland<br />
verloren geht.<br />
„Plötzlich mussten wir uns<br />
kurzfristig um Ersatz bemühen,<br />
die Zusatzfinanzierung stemmen<br />
und Rezepturen anpassen.“<br />
Unterstützung und Räumlichkeiten<br />
finden die Jungunternehmer<br />
in solchen Fällen beispielsweise<br />
bei den Coaches des Social<br />
Impact Labs im Stuttgarter<br />
Osten. „Die richtigen Partner<br />
sind das A und O. Werte und<br />
Ziele müssen unbedingt zusammenpassen“,<br />
gibt der Gründer<br />
seine Erfahrung an andere weiter.<br />
Und wenn es doch mal drunter<br />
und drüber geht, hilft eine<br />
Tasse Chill Choc beim Gedanken<br />
ordnen. [!] Ronja Gysin
38<br />
FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wohin bloß<br />
mit dem Geld?<br />
Vermögensmanagement Dank der guten<br />
Konjunkturentwicklung und höherer<br />
Finanzpolster treffen auch Mittelständler<br />
die Negativzinsen. Doch es gibt<br />
Ausweichmöglichkeiten – nicht alle<br />
sind sinnvoll.<br />
Die Zinsen in<br />
der Eurozone<br />
werden auch in<br />
den kommenden<br />
Jahren so niedrig bleiben wie<br />
heute – dieser Satz hat Mario<br />
Draghi, ehemaliger Chef der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB)<br />
auf der letzten Pressekonferenz<br />
seiner Amtszeit Ende Oktober<br />
fallen lassen. Er wird nicht nur<br />
institutionellen Investoren und<br />
privaten Anlegern lange Zeit in<br />
den Ohren klingeln. Auch vielen<br />
Mittelständlern bereitet die<br />
ultra-lockere Geldpolitik der<br />
EZB zunehmend Kopfzerbrechen.<br />
Denn die Geschäftsbanken<br />
müssen für die Einlagen, die<br />
sie bei der EZB unterhalten, Negativzinsen<br />
zahlen – zurzeit einen<br />
halben Prozentpunkt. Diese<br />
Kosten geben sie zunehmend<br />
an ihre vermögenden Privatkunden,<br />
aber auch an<br />
Firmenkunden weiter.<br />
Davon betroffen sind nicht<br />
nur Großkonzerne, sondern immer<br />
häufiger auch kleinere und<br />
mittlere Unternehmen (KMU)<br />
in klassischen Industriebereichen.<br />
Dank der positiven Konjunkturentwicklung<br />
der vergangenen<br />
Jahre ist die Eigenkapitalquote<br />
vieler Unternehmen stetig<br />
gestiegen, sagt Volker<br />
Wittberg, Prorektor der Fachhochschule<br />
des Mittelstands<br />
(FHM). Untersuchungen seines<br />
Instituts zufolge verfügt mehr<br />
als die Hälfte des Mittelstands<br />
über ein nennenswertes Finanzpolster.<br />
„Im Durchschnitt beträgt<br />
die freie Liquidität 2,5 Millionen<br />
Euro“, sagt Wittberg.<br />
ILLUSTRATIONEN: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Dieser Zuwachs an Finanzkraft<br />
wird gerade für KMU aber<br />
zum Bumerang. Für höhere Guthaben<br />
auf dem laufenden Konto<br />
– der konkrete Freibetrag variiert<br />
je nach Geldinstitut zwischen<br />
100 000 und 1 Million<br />
Euro – werden die Unternehmen<br />
mit Verwahrentgelten zur<br />
Kasse gebeten. Unter Umständen<br />
sind Firmeneigentümer<br />
gleich doppelt davon betroffen,<br />
wenn sie auch auf ihrem Privatkonto<br />
Reserven vorhalten. Nach<br />
einer aktuellen Commerzbank-Studie<br />
haben 29 Prozent<br />
der deutschen Mittelständler in<br />
Im Durchschnitt<br />
beträgt die<br />
freie Liquidität<br />
der Betriebe 2,5<br />
Millionen Euro.<br />
Volker Wittberg<br />
Prorektor FH Mittelstand<br />
Mini- und Negativzinsen<br />
stehen einem großen<br />
Anlagebedarf der<br />
Unternehmen gegenüber.<br />
den vergangenen zwölf Monaten<br />
Negativzinsen bezahlt.<br />
Zwei grundsätzliche Optionen<br />
„Viele Firmenverantwortliche<br />
stellen sich in dieser paradoxen<br />
Situation, in der Guthabenzinsen<br />
– letztlich aus politischen<br />
Gründen – abgeschafft worden<br />
sind, die Frage, wie sie reagieren<br />
sollen“, sagt Ralph Blankenberg,<br />
Vorstandssprecher der<br />
Volksbank Ulm-Biberach. Erste<br />
Option mit gleichzeitig der<br />
höchsten Rendite ist zweifellos<br />
mit frei verfügbaren Geldern<br />
Kredite zu tilgen. Eine geringe-
<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 39<br />
re Verschuldung senkt die laufenden<br />
Fremdkapitalkosten –<br />
und zwar in Höhe der gesparten<br />
Zinsen. Allerdings: Mit der Ablösung<br />
von Krediten sind diese<br />
Mittel dem laufenden Betrieb<br />
dauerhaft entzogen. Angesichts<br />
der unsicheren Konjunkturaussichten<br />
zögern viele Unternehmen,<br />
ihre finanziellen Reserven<br />
auf diese Weise zu schmälern.<br />
Doch häufig mangelt es Geschäftsführern<br />
und Eigentümern<br />
an einer durchdachten<br />
Anlagestrategie dafür – meist,<br />
weil sie sich mit diesem Thema<br />
bislang nie beschäftigen mussten.<br />
Das ist eines der Ergebnisse<br />
einer aktuellen Umfrage der<br />
Commerzbank zum Anlageverhalten<br />
deutscher Unternehmen.<br />
Befragt wurden 500 Entscheider<br />
in Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />
von mehr als 15 Millionen<br />
Euro. Nach den Worten<br />
von Commerzbank-Manager<br />
Haibt verfolgen die meisten Firmenverantwortlichen<br />
eine Art<br />
Vermeidungsstrategie oder sie<br />
halten es mit dem Prinzip:<br />
Schuster, bleib bei deinen Leisten.<br />
37 Prozent der Befragten legen<br />
laut Haibt freie Mittel in sichere<br />
Anlagen an, 32 Prozent investieren<br />
in den eigenen Betrieb.<br />
Immerhin ein Fünftel<br />
(26 Prozent) erwägt jedoch den<br />
Wechsel der Bank oder die Eröffnung<br />
einer zweiten Bankverbindung<br />
– meist, um dort Gelder<br />
anzulegen.<br />
Termineinlagen stehen dabei<br />
der Umfrage zufolge ganz oben<br />
auf der Liste der bevorzugten<br />
Anlageformen. 41 Prozent der<br />
befragten Firmen parken zumindest<br />
einen Teil ihrer Liquidität<br />
befristet für einen Monat oder<br />
länger auf einem Festgeldkonto.<br />
Der Haken dabei: Die Zinsen für<br />
kurze Laufzeiten liegen im Moment<br />
nur knapp über der Nulllinie.<br />
Dennoch legen nach den<br />
Worten von Haibt die Hälfte der<br />
Unternehmen ihr Geld mit einem<br />
Zeithorizont von bis zu einem<br />
Jahr an. Im Vorjahr seien<br />
noch längerfristige Anlagen im<br />
Vordergrund gestanden, sagt<br />
der Commerzbank-Manager.<br />
Nur wenig Festgeld-Angebote<br />
Viele Banken bieten aber überhaupt<br />
keine Festgeldkonten<br />
mehr an, weil sie mit Geldern<br />
überflutet werden. Die Commerzbank<br />
zum Beispiel arbeitet<br />
daher für ihre Kunden mit dem<br />
Portal Weltsparen.de zusammen.<br />
Dort bieten zum Beispiel<br />
portugiesische, italienische oder<br />
bulgarische Banken Festgeldanlagen<br />
an. Je nach Laufzeit werden<br />
dafür zwischen 0,5 und<br />
1,5 Prozent geboten.<br />
Grundsätzlich gilt: Die Anlagedauer<br />
des Geldes sollte der<br />
Betrieb genau mit seinen laufen-<br />
INDIVIDUELLE<br />
EINRICHTUNGS-<br />
BERATUNG<br />
von<br />
Gestalten Sie mit uns<br />
Ihren persönlichen<br />
Wohntraum<br />
P
40<br />
FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
ILLUSTRATION: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Spezialmodell für günstigere Konditionen<br />
Besseren Zinserträgen nachzujagen, birgt auch deutlich höhere Risiken.<br />
den Liquiditätsanforderungen abgleichen<br />
und daran anpassen. Anders<br />
als beim Giro- oder Tagesgeldkonto<br />
ist eine vorzeitige Verfügung<br />
bei Terminanlagen nicht möglich.<br />
Die Anlagedauer muss daher gut<br />
überlegt sein.<br />
Für Unternehmen, die einen<br />
Teil ihrer Liquidität langfristig<br />
investieren können, haben<br />
einige Kreditinstitute ein<br />
besonderes Modell parat: Die<br />
Firma erwirbt eine oder mehrere<br />
Wohnimmobilien. Diese<br />
Objekte dienen die Unternehmen<br />
unmittelbar der Hausbank<br />
als Sicherheit für die Einräumung<br />
einer Kontokorrentlinie<br />
an. Weil die Banken mit<br />
den – üblicherweise schuldenfreien<br />
– Immobilien eine Sicherheit<br />
an die Hand bekommen<br />
und die Zinsen am Kapitalmarkt<br />
niedrig sind, können<br />
sie diese Linie im Vergleich zu<br />
einem normalen Kontokorrentkredit<br />
zu sehr günstigen<br />
Alternative Geldmarktfonds<br />
„Außerdem sollte beachtet werden,<br />
dass der Einlageschutz in vielen<br />
Ländern nicht so hoch ist wie in<br />
Deutschland. Selbst bei einer Bankenpleite<br />
in einem EU-Land braucht<br />
es erfahrungsgemäß viel Zeit, bis die<br />
Einlagekunden ihr Geld zurückhaben“,<br />
gibt Blankenberg zu bedenken.<br />
„Unternehmensverantwortliche<br />
sollten sich daher fragen, ob dieses<br />
Risiko für ein paar Zehntel Prozentpunkte<br />
wirklich lohnt. Schließlich<br />
müssen sie sicherstellen, dass ihr liquides<br />
Vermögen sicher und verfügbar<br />
ist. Das ist existenzielle Grundlage<br />
ihres Betriebs.“<br />
Firmen, die kein nennenswertes<br />
Auslandsgeschäft haben, empfiehlt<br />
Blankenberg als Alternative ihre<br />
„Bodensatzliquidität“ in Geldmarktfonds<br />
anzulegen. Diese Fonds legen<br />
ihre Mittel am Geldmarkt und in sicheren<br />
Anleihen mit sehr kurzen<br />
Restlaufzeiten an. Das Anlagerisiko<br />
ist dadurch vergleichsweise gering,<br />
Kursverluste aber nicht gänzlich<br />
ausgeschlossen.<br />
Die Anteile können werktäglich<br />
an die Fondsgesellschaft zurückgegeben<br />
und damit zu Geld gemacht<br />
werden.Hohe Renditen sind bei die-<br />
Konditionen anbieten. Der Effekt:<br />
Das Unternehmen hat<br />
seine langfristige Liquidität<br />
untergebracht. Gleichzeitig<br />
verfügt es über eine kostengünstige<br />
Finanzierungsmöglichkeit<br />
und profitiert im Idealfall<br />
noch vom langfristigen<br />
Wertzuwachs der erworbenen<br />
Immobilien.<br />
Zur Person<br />
Ralph Blankenberg<br />
war im Laufe seiner<br />
Karriere unter anderem<br />
für die Landesbank<br />
Baden-Württemberg<br />
und die DZ-<br />
Bank tätig. 2011 kam<br />
er zur Volksbank<br />
Ulm-Biberach, seit<br />
2013 ist er deren Vorstandssprecher.<br />
sem Anlagekonzept derzeit nicht zu<br />
erwarten, aber genauso wie bei einer<br />
Terminanlage umgehen Firmen<br />
mit der Umschichtung von liquiden<br />
Mitteln in ein Fondsinvestment Abgaben<br />
auf hohe Guthabenbestände.<br />
Für Unternehmen mit hohem Exportanteil<br />
bietet sich eine andere<br />
Möglichkeit an. „Wer zum Beispiel<br />
sehr viel Geschäft in Nordamerika<br />
macht, kann überlegen entweder<br />
hier oder vor Ort ein Dollar-Anlagekonto<br />
zu eröffnen und damit von<br />
den höheren US-Zinsen zu profitieren“,<br />
sagt Blankenberg. „Allerdings<br />
kommt eine solche Anlage wirklich<br />
nur dann infrage, wenn die Firma in<br />
dem entsprechenden Währungsraum<br />
auch nennenswertes Geschäft<br />
macht, so dass dort regelmäßig Umsätze<br />
anfallen und Zahlungen zu tätigen<br />
sind. Sonst ist das Währungsrisiko<br />
zu groß.“<br />
Firmenchefs<br />
müssen sich<br />
fragen, ob sich dieses<br />
Risiko für ein paar<br />
Zehntel Prozent lohnt.<br />
Ralph Blankenberg<br />
Volksbank Ulm-Biberach<br />
Angesichts der vertrackten Situation<br />
hält es der Volksbank-Vorstandschef<br />
für ratsam, dass sich jeder<br />
Finanzverantwortliche Gedanken<br />
über die Struktur der Liquidität<br />
machen. „Entscheidend ist die Frage:<br />
Welcher Teil der vorhandenen<br />
Liquidität ist unmittelbar betriebsnotwendig?“,<br />
so Blankenberg. Die<br />
Antwort darauf ist im Einzelfall<br />
nicht immer einfach zu finden. Aber<br />
häufig lässt sich anhand der betriebseigenen<br />
Finanzdaten ermitteln<br />
wie viel Liquidität erfahrungsgemäß<br />
zum Beispiel für 30 oder 90 Tage<br />
vorgehalten werden muss. Auf dieser<br />
Basis können dann für die darüber<br />
hinausgehenden Mittel entsprechende<br />
Anlagen getätigt werden.<br />
„Eine Ideallösung gibt es in der<br />
derzeitigen Zins- und Anlagesituation<br />
nicht“, sagt er.<br />
Für die Firmen gehe es bei ihrem<br />
Liquiditätsmanagement darum, von<br />
zwei Übeln das kleinere zu wählen:<br />
„Den Verzicht auf Verwahrungsentgelte<br />
erkaufen sie sich mit mehr<br />
oder weniger höheren Anlagerisiken.“<br />
[!] Thomas Luther
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />
41<br />
Hier ist Weitsicht eingebaut.<br />
Das ZEISS Forum als besonderer Ort für Veranstaltungen und Treffen<br />
in modernem Ambiente<br />
Was macht das ZEISS Forum in Oberkochen<br />
zu einem besonderen Veranstaltungsort?<br />
Wir bieten exzellenten Service und optimale<br />
Rahmenbedingungen für Veranstaltungen und<br />
Meetings in unterschiedlicher Form. Unsere<br />
Veranstaltungsräume sind selbstverständlich<br />
mit modernster Technik ausgestattet. Nichts<br />
anderes wird erwartet, wenn man sich bei ZEISS<br />
trifft. Aber das, was unser ZEISS Forum so besonders<br />
macht, ist die einzigartige Kombination<br />
aus erlebbarer Technologie- und Innovationsgeschichte,<br />
sowie die Ausrichtung auf Zukunft, die<br />
in allen Räumen spürbar ist. Denn ZEISS steht<br />
für die Vernetzung von Wissenschaft, angewandter<br />
Forschung und Technologieentwicklung<br />
auf höchstem Niveau.<br />
Das kann man im ZEISS Museum der Optik, im<br />
Herzen des ZEISS Forum, hautnah erleben. Es<br />
führt aus der Geschichte der optischen Industrie<br />
in die Gegenwart und Zukunft der modernen<br />
Optik. Hinzu kommt eine besondere Aura, denn<br />
in unseren Räumlichkeiten diskutieren die kreativsten<br />
Köpfe über die zukunftsweisenden Innovationen<br />
und Technologien von Morgen. Das ist<br />
das sogenannte „gewisse Etwas“, das uns auch<br />
unsere Gäste immer wieder bestätigen. Unsere<br />
Räumlichkeiten haben eine Strahlkraft, die jede<br />
Veranstaltung bereichern kann.<br />
Welche Veranstaltung und welche Gäste sind<br />
Ihnen in Erinnerung geblieben?<br />
Das Forum wurde in diesem Jahr 5 Jahre alt, und<br />
wir können auf eine Fülle von Veranstaltungen<br />
zurückblicken, die nicht nur auf Firmenevents<br />
oder Business-Meetings beschränkt, und jeweils<br />
sehr unterschiedlich waren. Gäste im Forum<br />
waren auch Künstler, Musiker, Politiker,<br />
Wissenschaftler bis hin zu Nobelpreisträgern,<br />
aber auch Top Manager großer Unternehmen<br />
und andere Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
So gab es viele unterschiedliche Veranstaltungen<br />
mit interessanten Gästen. Ich möchte<br />
gar keine Person explizit herausstellen, da für<br />
uns jedes Event einzigartig ist.<br />
Beschreiben Sie doch kurz Ihr Team und den<br />
Service, den Sie den Gästen bieten?<br />
Wir bieten Veranstaltungsmanagement auf<br />
höchstem Niveau. Dafür arbeiten wir mit zuverlässigen<br />
Dienstleistungspartnern zusammen,<br />
um den Erfolg einer jeden Veranstaltung zu gewährleisten.<br />
Das fängt mit einer maßgeschneiderten<br />
Planung der Veranstaltung an und geht<br />
über Deko und Catering bis hin zur kompetenten<br />
Betreuung vor Ort. Unser Ziel ist es, einen<br />
exklusiven Rahmen zu schaffen, der individuell<br />
auf den Event zugeschnitten ist. Hinzu kommt,<br />
dass unsere Tagungsräume modern und technisch<br />
sehr gut ausgestattet sind. Erst kürzlich<br />
haben wir umfangreiche Modernisierungsarbeiten<br />
abgeschlossen und unsere Räume strahlen<br />
nun in neuem Glanz. Es macht einen stolz, einen<br />
idealen Veranstaltungsort anbieten zu können,<br />
an dem fast alles möglich ist.<br />
In Zahlen:<br />
Flexibel gestaltbare Räume für<br />
5 – 260 Personen auf rund 2000 m 2<br />
Mod. Präsentations- & Veranstaltungstechnik<br />
Ausstellungsflächen auf drei Ebenen<br />
Catering<br />
hauseigener Steinway-Flügel<br />
Übersetzungs-, Foto- und Videoteam a. A.<br />
Servicepaket (Rahmenprogramm, Hotelbuchungen,<br />
Shuttle-Service)<br />
Ihr Kontakt<br />
Sabine Weiland<br />
Leiterin ZEISS Forum<br />
Carl-Zeiss-Strasse 22<br />
73447 Oberkochen<br />
Telefon: +49 (0) 73 64 - 20 4040<br />
Telefax: +49 (0) 73 64 - 20 62451<br />
E-Mail: zeissforum@zeiss.com<br />
https://www.zeiss.de/zeissforum
42 MACHEN<br />
Das Gesamtpaket muss<br />
stimmen, um letztlich Kunden<br />
und Unternehmer zufrieden<br />
zu stellen, davon sind die<br />
Geiger-Brüder überzeugt.<br />
100 Jahre<br />
MONATGE : MAX MESCHKOWSKI FOTOS: GIACINTO CARLUCCI & KUNERTUS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Carl Lohrmann<br />
GmbH wurde 1919<br />
von Carl Lohrmann in<br />
Göppingen gegründet<br />
und 1948 von dessen<br />
Neffen Ludwig Geiger<br />
übernommen. In der<br />
Nachfolge seines Sohnes<br />
Peter Geiger leiten<br />
nun seine Enkel Michael<br />
(Dipl.-Betriebswirt)<br />
und Christian (Software-Ingenieur)<br />
das inzwischen<br />
in Albershausen<br />
ansässige Familien<strong>unternehmen</strong><br />
in vierter<br />
Generation. Am Standort<br />
Albershausen stehen<br />
dem Unternehmen vier<br />
Hallen zur Verfügung. Im<br />
vergangenen Jahr hat das<br />
Unternehmen rund drei<br />
Millionen Euro erwirtschaftet.<br />
<strong>2019</strong> feiert die Firma ihr<br />
100-jähriges Jubiläum.<br />
Packend anders<br />
Lohrmann Die Geschäftsführer Michael und Christian Geiger führen das Unternehmen für<br />
Verpackungstechnik in vierter Generation. Wachstum ist nicht ihr oberstes Ziel.<br />
Der Wachstumsdruck,<br />
der andere Manager<br />
umtreibt, scheint an<br />
Michael und Christian<br />
Geiger schlichtweg abzuperlen.<br />
Die beiden Brüder leiten das<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> Lohrmann<br />
in Albershausen. Zusammen<br />
mit zehn Mitarbeitern versorgen<br />
sie Kunden mit Verpackungs-<br />
und Befestigungstechnik.<br />
So ist es seit Jahren und so<br />
soll es bleiben: „Unsere Größe<br />
ist perfekt“, findet Michael Geiger,<br />
der einst als Vertriebler in<br />
den Familienbetrieb eingestiegen<br />
ist. Mit ihm und Bruder<br />
Christian sitzt inzwischen die<br />
vierte Generation am Steuer<br />
des 1919 von Carl Lohrmann gegründeten<br />
Unternehmens. Viele<br />
Mitarbeiter gehören seit<br />
Jahrzehnten zur verlängerten<br />
Familie und darin – so Geiger –<br />
liegt ein Teil<br />
des Erfolgsrezeptes.<br />
„Kontinuität<br />
und Zusammenhalt<br />
sind uns wichtiger<br />
als der<br />
Kontinuität<br />
und<br />
Zusammenhalt<br />
sind uns wichtiger<br />
als schneller Erfolg.<br />
schnelle Erfolg.“<br />
Dennoch Michael Geiger<br />
steigt der Jahresumsatz,<br />
den<br />
Geschäftsführer<br />
die Albershäuser unter anderem<br />
mit Kartonagen und Folien,<br />
Umreifungs- und Stretchmaschinen<br />
sowie Druckluftnagelgeräten<br />
erwirtschaften. Kein<br />
Wunder, denn zahlreiche Unternehmen<br />
zwischen Stuttgart<br />
und Ulm setzen auf die Expertise<br />
der Packprofis.<br />
„Unsere<br />
Kunden kommen<br />
aus Industrie<br />
und<br />
Handwerk“,<br />
sagt Geiger.<br />
Das Spektrum<br />
reicht vom<br />
kleinen Dachdeckerbetrieb<br />
über metalloder<br />
holzverarbeitende Mittelständler<br />
bis hin zu Automobilund<br />
Luftfahrtkonzernen. Eine<br />
gelungene Mischung, wie der<br />
41-Jährige findet. Denn so ist<br />
Lohrmann nicht vom Wohlergehen<br />
einer einzelnen Branche<br />
abhängig.<br />
Wichtig ist den Geschäftsführern<br />
eine verbindliche, ehrliche<br />
Art des Miteinanders, sowohl<br />
im Team als auch mit Kunden<br />
und Lieferanten. „Es ist<br />
eine der größten Herausforderungen<br />
unserer Zeit, dafür zu<br />
sorgen, dass sowohl unsere<br />
Umwelt als auch unsere psychische<br />
und physische Gesundheit<br />
erhalten bleiben. Das verstehe<br />
ich unter dem Begriff Nachhaltigkeit.“<br />
Auf Produktseite wird<br />
dieser Wert etwa durch Innovationen<br />
wie die Power-Stretchfolie<br />
sichtbar. Hergestellt aus
<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 43<br />
Hochleistungsgranulat besitzt<br />
die Folie ein höheres<br />
Dehnvermögen und senkt<br />
den Materialverbrauch um<br />
bis zu 50 Prozent.<br />
Dass die Nachfrage nach<br />
umweltfreundlichen Produkten<br />
steigt, merken die<br />
Albershäuser bereits seit einigen<br />
Monaten. Und auch,<br />
dass nicht alles Gold ist,<br />
was glänzt. So kann Luftpolsterfolie<br />
aus Plastik mit<br />
Blick auf die Gesamt-Ökobilanz<br />
sinnvoller sein als<br />
Papierfüllmaterial, weil von<br />
dieser 15 Mal weniger Material<br />
benötigt wird. „Auf<br />
der Suche nach den besten<br />
Lösungen müssen wir die<br />
Thematik unbedingt ganzheitlich<br />
betrachten“, sagt<br />
Geiger. Cradle-to-cradle<br />
nennt er das, was im übertragenen<br />
Sinn „Von der Wiege<br />
zur Wiege“ bedeutet.<br />
Innovationen in der Verpackungsindustrie müssen nicht aus Papier sein: Die Power-Stretchfolie ist<br />
Geiger zufolge dermaßen dehnfähig, dass bis zu 50 Prozent des Materials eingespart werden können.<br />
Wissen wir,<br />
dass ein Kunde<br />
häufig zu spät<br />
bestellt, rufen wir<br />
an und erinnern ihn.<br />
Michael Geiger<br />
Lohrmann GmbH<br />
Online-Tool in Arbeit<br />
Dabei handelt es sich um ein<br />
Konzept für eine durchgängige<br />
Kreislaufwirtschaft. Materialien<br />
werden entweder in biologische<br />
Kreisläufe zurückgeführt<br />
– also natürlich abgebaut<br />
– oder dauerhaft im Kreislauf<br />
gehalten. „Wir setzen<br />
daher stark auf wiederverwendbare<br />
Materialien.“ Um<br />
diese Fachexpertise auch den<br />
Kunden zugänglich zu machen,<br />
arbeiten die Brüder momentan<br />
an einem Online-Tool, das per<br />
Ampelfunktion die Stärken und<br />
Schwächen verschiedener Verpackungsoptionen<br />
im Gesamtprozess<br />
betrachtet. Dazu hat<br />
das Team Daten aus unabhängigen<br />
Quellen gesammelt und<br />
aufbereitet.<br />
Auch in Bezug auf die Kundenbeziehungen<br />
selbst legen<br />
die Brüder Wert auf Langfristigkeit.<br />
Diese entsteht nicht selten<br />
über eine persönliche Ebene.<br />
„Wissen wir beispielsweise,<br />
dass ein Kunde häufig zu<br />
spät bestellt, rufen wir an und<br />
erinnern ihn. Genauso fragen<br />
wir nach, wenn Kunden für sie<br />
ungewöhnliche Mengen bestellen.“<br />
Lohrmann agiert sozusagen<br />
als ausgelagerte Verpackungsabteilung.<br />
Diese Verlässlichkeit<br />
und das Mitdenken machen<br />
sich bezahlt.<br />
Werbung ist für Lohrmann<br />
ein Fremdwort. Die Verpackungs-<br />
und Befestigungsexperten<br />
gewinnen neue Kunden<br />
größtenteils per Mundpropaganda.<br />
Um das ihnen entgegengebrachte<br />
Vertrauen auch während<br />
des Generationenwechsels<br />
aufrechtzuerhalten, haben<br />
sich Vater und Söhne viel Zeit<br />
zur Übergabe des Zepters gelassen.<br />
Beinahe zehn Jahre.<br />
„Eine Phase, die ich in sehr positiver<br />
Erinnerung habe“, sagt<br />
Michael Geiger. Nicht zuletzt,<br />
weil die drei Männer bis dato<br />
selten so viel Zeit miteinander<br />
verbracht haben. Erst 2016 zieht<br />
sich Peter Geiger, der 40 Jahre<br />
lang die Geschicke von Lohrmann<br />
geleitet hat, zurück.<br />
Noch heute verbringt der<br />
70-Jährige einen Teil seiner<br />
Freizeit im nachbarschaftlichen<br />
Betrieb. Das Verhältnis zwischen<br />
Vater und Söhnen ist<br />
herzlich und eng, ebenso das<br />
der beiden Brüder. „Trotzdem<br />
bleiben hitzige Diskussionen<br />
nicht aus“, schmunzelt der Ältere.<br />
Letztendlich werde man<br />
sich aber immer einig. Auch<br />
wenn es um das Ziel des jährlichen<br />
Brüderwochenendes geht<br />
– bei dem die Firma ganz bewusst<br />
Zuhause bleibt. [!] <br />
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44<br />
LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Kunst ist<br />
seine Passion<br />
Die private Seite Der Wirtschaftsprüfer<br />
Werner Schneider zeigt seine Sammlung<br />
nicht nur in den Räumen seiner Kanzlei.<br />
Einige Werke sind öffentlich zugänglich.<br />
Kunst begegnet dem Besucher<br />
überall: in den<br />
Büros, Treppenhäusern<br />
und Fluren, an der Fassade<br />
und in allen Niederlassungen<br />
der Wirtschaftskanzlei SGP.<br />
Für Werner Schneider gehört<br />
sie dort auch hin, in den Alltag.<br />
Ob es die Mitarbeiter positiv beeinflusst<br />
kann er nicht sagen,<br />
„aber schaden tut es jedenfalls<br />
nicht“.<br />
Die persönliche<br />
Beziehung<br />
zwischen Künstler,<br />
Kunst und mir hat<br />
Auswirkungen.<br />
Werner Schneider<br />
Wirtschaftsprüfer und Sammler<br />
Dieser lockere Umgang mit<br />
Kunst, mit einer Sammlung die<br />
bedeutende und weniger bekannte<br />
Künstler vereint, kennzeichnet<br />
den Neu-Ulmer Sammler.<br />
Er lässt nicht kaufen, sondern<br />
kauft von Künstlern, die er<br />
kennt und sammelt Kunst, die<br />
ihm gefällt. „Die persönliche Beziehung<br />
zwischen dem Künstler,<br />
seiner Kunst und mir hat<br />
Auswirkungen auf meine Sammlertätigkeit.<br />
Das ist das einzige<br />
Kriterium – die Sammlung verfolgt<br />
daher wenig Sinn“, konstatiert<br />
er augenzwinkernd.<br />
Das ist keine Koketterie. Effekthascherei<br />
und Selbstinszenierung<br />
passen nicht zu der eher<br />
zurückgenommen Art des erfolgreichen<br />
Unternehmers. Die<br />
Ausnahmen, Werke von Künstlern<br />
wie Joseph Beuys, die er<br />
nicht persönlich kennt oder<br />
FOTOS: MATTHIAS KESSLER<br />
Egal ob Engel<br />
oder Abstraktes:<br />
Kunst, die<br />
Werner Schneider<br />
kauft und<br />
sammelt, muss<br />
ihm zuallererst<br />
gefallen.<br />
nicht kennenlernen konnte, machen<br />
nur rund 5 Prozent der gesamten<br />
Sammlung aus.<br />
Sich mit Kunst, mit Künstlern,<br />
mit Theater und Design zu<br />
beschäftigen war für Werner<br />
Schneider bereits während seiner<br />
Studienzeit in Wien ein wesentlicher<br />
Lebensinhalt. Das<br />
war Mitte der 1960er Jahre, der<br />
Zeit des Fantastischen Realismus,<br />
und der 21-jährige Student<br />
fand in der Wiener Kunstszene<br />
ein sehr spannendes Pendant<br />
zum Studium der Wirtschaftswissenschaften.<br />
Prägende Erfahrung in Wien<br />
„Die Präsenz war entsprechend<br />
verteilt“ meint er schmunzelnd.<br />
Seine Aufmerksamkeit galt wohl<br />
beiden Bereichen gleichermaßen.<br />
Deutschlandweit und auch<br />
international wurde Schneider<br />
zu einem der bekanntesten<br />
Wirtschaftsprüfer und Insolvenzverwalter.<br />
Die Begegnung mit der<br />
Kunstszene blieb dennoch prägend<br />
für sein weiteres Leben.<br />
Als Insolvenzverwalter war<br />
Werner Schneider einige Jahre<br />
in Kanada und in New York tätig<br />
und betrieb in der Stadt<br />
auch eine Galerie. Zusammen<br />
mit der Ehefrau des Künstlers<br />
Shimon Okshteyn vertrat<br />
er Progressive Kunst.<br />
„Das war spannend, aber<br />
wirtschaftlich ein Flop.“<br />
Zu Schneiders<br />
Sammlung<br />
gehört auch<br />
diese Skulptur<br />
von Bernar<br />
Venet.
<strong>unternehmen</strong> [!] LEBEN 45<br />
Im Garten der Wirtschaftskanzlei SGP in Neu-Ulm hat Werner Schneider einen „Kunstpark“ angelegt. Foto: Matthias Kessler<br />
Werner Schneider kaufte erste<br />
Kunstwerke, war einer der intensivsten<br />
Sammler von Werken<br />
des russischen Künstlers Shimon<br />
Okshteyn mit dem ihm<br />
nicht zuletzt über dessen Frau<br />
noch heute eine enge Freundschaft<br />
verbindet. Aktuell hat er<br />
zusammen mit Okshteyn einen<br />
monografischen Bildband publiziert.<br />
Der einzige bislang, denn<br />
eine Publikation über die Sammlung<br />
selbst gibt<br />
Seine<br />
Bibliothek<br />
von Kunstbänden<br />
stellt er seinen<br />
Mitarbeitern zur<br />
Verfügung.<br />
es nicht. „Mir<br />
reicht, dass es<br />
digital archiviert<br />
ist, damit<br />
ich weiß, wo<br />
welches Kunstwerk<br />
hängt.“<br />
Mit der Expansion<br />
seines<br />
Unternehmens<br />
wuchs auch die Möglichkeit<br />
mehr Kunst aufzuhängen. Rund<br />
1300 Werke umfasst die Sammlung<br />
heute. Und es geht weiter,<br />
wenn auch langsamer. Inzwischen<br />
hat Schneider seine Unternehmensanteile<br />
an seinen<br />
Partner Arnd Geiwitz verkauft,<br />
und widmet sich der Verwaltung<br />
der gemeinsamen Beteiligungen<br />
und der Kunst.<br />
Im Herbst entstand auf dem<br />
Gelände der Unternehmensberatung<br />
in Neu-Ulm das größte<br />
Kunstwerk Süddeutschlands.<br />
Schneider ließ die Fassade eines<br />
Gebäudes vom Düsseldorfer<br />
Künstler Horst Schuler mit einer<br />
außergewöhnlichen Fassaden-<br />
und Lichtinstallation bespielen.<br />
Mit dem unübersehbaren<br />
Bogen von Bernar Venet an<br />
der Eingangsfassade und dessen<br />
Skulptur am neuen Gebäude<br />
Richtung Bahnhof holt Werner<br />
Schneider wie<br />
auch mit dem<br />
Skulpturenpark<br />
und der<br />
Lichtkastenartigen<br />
Gestaltung<br />
der Tiefgarage<br />
des<br />
Leipziger<br />
Künstler Kaeseberg<br />
einmal<br />
mehr Weltkunst nach Neu-Ulm.<br />
Die renommierte Kunstzeitschrift<br />
„art“ bildete in einem Artikel<br />
über Bernar Venet eine<br />
Skulptur in Hongkong neben<br />
der in Neu-Ulm ab. Ganzseitig,<br />
auf demselben Niveau. Das<br />
macht ihn stolz, und schmerzt<br />
zugleich, denn in Neu-Ulm wird<br />
die Bedeutung dieser Werke wenig<br />
wahrgenommen. Der Park<br />
und die Venet Skulpturen sind<br />
Teil des öffentlichen Raums und<br />
www.szp-ulm.de<br />
werbung muss groß sein.
46 LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Galerie und Kanzlei unter einem Dach<br />
Für die Mitarbeiter ist die Sammlung allgegenwärtig: im Flur, in den Büros, an der Fassade<br />
Die Wirtschaftskanzlei SGP<br />
Schneider Geiwitz besteht seit<br />
über 40 Jahren. 1972 startete<br />
Werner Schneider als Steuerberater<br />
und Insolvenzverwalter.<br />
Seit 1995 ist Arndt Geiwitz im<br />
Kanzleiverbund, 2004 wurde er<br />
Partner von Werner Schneider.<br />
Ende 2016 zog sich Schneider<br />
aus dem operativen Geschäft<br />
zurück. Die Kanzleigruppe beschäftigt<br />
derzeit rund 320 Mitarbeiter<br />
an bundesweit 23<br />
Standorten.<br />
Ein Teil der Sammlung ist im<br />
Skulpturenpark und und an der<br />
Fassade des Firmensitzes an der<br />
Neu-Ulmer Bahnhofstraße 41 zu<br />
sehen und frei zugänglich. Die<br />
Galerie im Venet-Haus adressiert<br />
an derselben Adresse und<br />
wird von Verena Schneider geführt.<br />
Dort sind Werke etwa von<br />
Barbara Husar, Benjamin Schubert,<br />
Dieter Blum oder auch<br />
Günther Uecker zu sehen. Öffnungszeiten:<br />
mittwochs bis freitags<br />
16 bis 19 Uhr.<br />
Zur Person<br />
Werner Schneider<br />
studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
in<br />
Wien und Erlangen.<br />
Der in Ulm geborene<br />
Kunstsammler hat<br />
sich 2016 aus dem<br />
aktiven Geschäft der<br />
Kanzlei zurückgezogen.<br />
eine Bereicherung für die Stadt. Die<br />
bekommt von Schneider, genauer<br />
von seiner Stiftung – ebenso wie<br />
Ulm – eine jährliche Zuwendung<br />
von 30 000 Euro für Kunstankäufe<br />
oder ähnlich zweckgebundene Ausgaben.<br />
Seit er nicht mehr operativ im<br />
Unternehmen tätig ist, kann er sich<br />
neben der Kunst seiner zweiten Leidenschaft,<br />
den Büchern, widmen. Im<br />
Eingangsbereich des neuen Gebäudes<br />
stellt er seine Bibliothek repräsentativer<br />
Bildbände über Kunst,<br />
Möbeldesign und Architektur auch<br />
den Mitarbeitern zur Verfügung. Als<br />
Kontrast zu Nachschlagewerken<br />
zum Steuerrecht, so seine Begründung.<br />
Ob es genutzt wird weiß er<br />
nicht, aber es ist ein Angebot. Kunst<br />
Mir reicht, dass<br />
die Sammlung<br />
archiviert ist, damit<br />
ich weiß, wo welches<br />
Kunstwerk hängt.<br />
Werner Schneider<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
ist seine ganz persönliche Passion,<br />
die von seiner Frau toleriert, aber<br />
nicht geteilt wird.<br />
Seine Leidenschaft lebt Werner<br />
Schneider seit über 50 Jahren. Immer<br />
mit dem Wunsch nach dem persönlichen<br />
Kontakt zum Künstler<br />
und der Herausforderung etwas zu<br />
seiner Entwicklung beizutragen.<br />
Durch Käufe, aber auch durch Kritik.<br />
Ist der Künstler langfristig erfolgreich<br />
und seine Arbeiten erfahren<br />
eine entsprechende Wertsteigerung<br />
freut das Werner Schneider in<br />
mehrfacher Hinsicht: als Freund des<br />
Künstlers, als Kunstliebhaber und<br />
Sammler, und nicht zuletzt als wirtschaftlich<br />
denkender Unternehmer,<br />
der die richtige Entscheidung getroffen<br />
hat. [!] Sigrid Balke
<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 47<br />
Humane Technik<br />
in der Pflege<br />
Studie Ein innovatives Pflegenetzwerk<br />
aus Praxis, Wirtschaft<br />
und Forschung – das ist eines<br />
der Ziele des Projekts Care Regio,<br />
das jetzt vom bayerischen<br />
Gesundheits- und Pflegeministeriums<br />
mit 500 000 Euro gefördert<br />
wird. Im Rahmen einer einjährigen<br />
Studie wollen die<br />
Hochschulen Kempten, Augsburg<br />
und Neu-Ulm gemeinsam<br />
ein Konzept für technisch und<br />
digital unterstützte Pflege erarbeiten.<br />
Beruflich und häuslich<br />
Pflegende sollen spürbar entlastet<br />
werden.<br />
Moderne<br />
Websites<br />
Vereine Um für junge Zielgruppen<br />
attraktiv zu sein, ist eine<br />
schicke Webpräsenz Pflicht.<br />
Weil Vereine sich das oft nicht<br />
leisten können, greifen Studierende<br />
der DHBW Heidenheim<br />
ihnen unter die Arme. So geschehen<br />
beim Kulturverein Königsbronn.<br />
Die neue Website<br />
glänzt mit einem virtuellen<br />
Rundgang auf dem Industriepfad<br />
der Gemeinde. Vereinsmitglieder<br />
werden in den notwendigen<br />
Anwendungen geschult.<br />
Diskutieren<br />
im Café<br />
Forum Die Zeppelin Universität<br />
und die Buchhandlung mit<br />
dem Friedrichshafener Café<br />
„Gessler 1862“ kooperieren in einer<br />
gemeinsamen Veranstaltungsreihe:<br />
„Zukunftsgespräche<br />
im Gessler 1862“. Jeweils am ersten<br />
Mittwoch im Monat geht es<br />
ab 19 Uhr um aktuelle Themen,<br />
die die ZU in der Forschung bewegen<br />
und zugleich Relevanz<br />
für die Region haben: von der<br />
Digitalisierung bis hin zur Mobilität.<br />
Informationen und Termine:<br />
www.gessler1862.de<br />
Der smarte Briefkasten erkennt, wenn etwas eingeworfen wird und<br />
meldet es per WLAN. <br />
Foto: DHBW Heidenheim<br />
Der Briefkasten<br />
wird smart<br />
Welche Alltagsprobleme sich mit bereits existierenden Technologien<br />
lösen lassen, haben Studierende der DHBW Heidenheim untersucht.<br />
Eines der Resultate, die Smart Post Box, ist ein Briefkasten<br />
der dank Sensorik und Lichtschranke den Posteingang per<br />
WLAN meldet (im Bild). Ein anderes Team hat einen Bierdeckel<br />
entwickelt, über welchen der Gast sein Getränk bestellen kann, bevor<br />
die Bedienung am Tisch war. Wird das leere Glas zurück auf<br />
den Bierdeckel gestellt, bestellt dieser das gleiche Getränk nach.<br />
Die entstehenden Prototypen sollen die Basis für künftige Geschäftsideen<br />
bilden.<br />
Award für Ulmer<br />
Forscher<br />
Auszeichnung Das Fahrzeug<br />
der Zukunft muss Entscheidungen<br />
in Echtzeit treffen, Gefahrensituationen<br />
einschätzen und<br />
sich gleichzeitig mit anderen<br />
Verkehrsteilnehmern austauschen.<br />
Mit seiner Forschung zu<br />
Spiegelersatz-Kameras hilft Professor<br />
Anestis Terzis von der<br />
TH Ulm, diese komplexen Szenarien<br />
beherrschbar zu machen.<br />
Deshalb wurde der Forscher auf<br />
der AutoSens kürzlich mit dem<br />
Award „Most Influential Research“<br />
ausgezeichnet. Terzis<br />
beschäftigt sich mit einer hybriden<br />
CMS-Architektur. Zusätzlich<br />
zum lokalen Steuergerät im<br />
Fahrzeug verfügt diese über eine<br />
Cloud-Anbindung, die Rechenleistung<br />
zur Verfügung stellt. So<br />
können rechenintensive Funktionen,<br />
wie beispielsweise Szenenerkennung<br />
in die Cloud verlagert<br />
werden.<br />
Neue Bibliothek<br />
für Studenten<br />
Universität 15 000 Bücher,<br />
100 Fachzeitschriften sowie Tageszeitung<br />
und aktuelle Wochenmagazine:<br />
Die HfWU hat in<br />
Nürtingen eine neue Bibliothek<br />
eröffnet, in der sich Studierende<br />
künftig mit Wissen versorgen<br />
können. Weitere 350 000<br />
Bücher und 18 000 Fachzeitschriften<br />
können zudem digital<br />
ausgeliehen werden.<br />
Smarte Bauteile<br />
für Autos<br />
Innovation Nicht nur das Auto<br />
wird intelligent, auch seine Bauteile:<br />
Die HS Ravensburg-Weingarten<br />
und die Universität Stuttgart<br />
zeigen in einem gemeinschaftlichen<br />
Forschungsprojekt,<br />
wie es geht. In Kooperation mit<br />
den Unternehmen Daimler,<br />
Bosch, DLR und BASF haben<br />
Akademiker erstmals Temperatur-,<br />
Lage- oder Vibrationssensoren<br />
in kohlefaserverstärkten<br />
Bauteilen integriert. Diese liefern<br />
schon während der Produktion<br />
Daten für die Qualitätssicherung.<br />
Später können Informationen<br />
über Belastungen und<br />
Vibrationen erfasst werden. So<br />
können etwa Service-Maßnahmen<br />
nur noch bei Bedarf erfolgen<br />
oder der Zustand von Straßen<br />
dargestellt werden. Das andauernde<br />
Forschungs<strong>unternehmen</strong><br />
wurde kürzlich mit dem<br />
AVK-Innovationspreis ausgezeichnet.<br />
KI soll Autisten<br />
helfen<br />
Integration Menschen mit Autismus<br />
tun sich in der Arbeitswelt<br />
oftmals schwer. Ein Projekt<br />
der HS Ravensburg-Weingarten<br />
und der HS Kempten soll die Integration<br />
künftig für beide Seiten<br />
erleichtern. Gemeinsam mit<br />
den Praxispartnern Dell und Auticon<br />
arbeiten Studierende aus<br />
drei Fakultäten an unterschiedlichen<br />
Lösungen, die Betroffene<br />
etwa bei der Kommunikation<br />
mit ihren Kollegen unterstützen.<br />
Künstliche Intelligenz soll beispielsweise<br />
beim Erkennen und<br />
Deuten von Mimik und Emotionen<br />
helfen. [!]<br />
gys
48<br />
LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der eine Moment ist<br />
unschlagbar<br />
FOTO: OLGA GAVRILOVA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Umfrage Für unseren freien Mitarbeiter Stefan Loeffler haben sechs Führungskräfte einen<br />
Blick zurück aufs Jahr <strong>2019</strong> geworfen und auch verraten, worauf sie sich 2020 freuen.<br />
1) Was war <strong>2019</strong> Ihre größte berufliche Herausforderung?<br />
2) Was war in diesem Jahr Ihr schönster Moment im Job?<br />
3) Welcher war es außerhalb der Arbeit?<br />
4) Was ist <strong>2019</strong> für Sie persönlich zu kurz gekommen?<br />
5) Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr?<br />
Rafael Baur, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Wenglor<br />
Sensoric GmbH in Tettnang,<br />
freut sich auf die Einführung<br />
neuer Produkte im kommenden<br />
Jahr.<br />
1Die Industrie befindet sich<br />
derzeit in einem strukturellen<br />
Wandel. Diese Parallele findet<br />
sich auch in unserem Unternehmen<br />
– wir haben dieses Jahr<br />
begonnen uns intensiv mit dem<br />
Thema Veränderung zu befassen.<br />
Einige Dinge sind bereits<br />
sichtbar und spürbar.<br />
2Mich freut es sehr, wenn<br />
Mitarbeiter aktiv und auch<br />
konstruktiv an Prozessen mitarbeiten.<br />
Oliver Wirth, Geschäftsführer<br />
der Bareiss Prüfgerätebau<br />
GmbH, freut sich über aktive<br />
und konstruktive Mitarbeiter.<br />
3Ein spontaner Kurztrip mit<br />
meiner Familie in die Berge.<br />
4Ich würde gerne einmal wieder<br />
einen längeren Urlaub<br />
mit meiner Familie verbringen.<br />
Das ist <strong>2019</strong> zu kurz gekommen.<br />
5Als Musikfan freue ich mich<br />
2020 auch auf einige tolle<br />
Konzerte und Events.<br />
FOTO: ASHARKYU/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Das Rekrutieren von neuen<br />
Mitarbeitern, die Lust haben<br />
etwas zu bewegen und kulturell<br />
gut zu uns passen.<br />
2Wir haben einen 3D-Sensor<br />
entwickelt, der hochgenau<br />
Oberflächen dreidimensional<br />
vermessen kann. So kann er zum<br />
Beispiel Robotern helfen, unsortierte<br />
Teile zu greifen. Wir haben<br />
sehr viel Energie in das<br />
Produkt gesteckt. Als der<br />
erste große Auftrag kam<br />
war das ein richtiges Highlight.<br />
3Im Juni <strong>2019</strong> kam meine<br />
Tochter auf die Welt. Dieser<br />
eine Moment ist natürlich unschlagbar.<br />
4Mehr Sport geht immer. Ich<br />
hätte auch nichts dagegen,<br />
alte Freunde öfters zu treffen. Alles<br />
in allem bin ich aber ganz zufrieden,<br />
irgendwann ist der Tag<br />
eben vorbei.<br />
5Wir werden einige neue Produkte<br />
auf den Markt bringen,<br />
ich freue mich schon, sie unserem<br />
Vertrieb und unseren Kunden<br />
vorzustellen. Ich freue mich<br />
aber auch sehr darauf, weiterhin<br />
mit allen Kollegen daran zu arbeiten<br />
jeden Tag ein Stück besser<br />
zu werden.
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
LEBEN<br />
49<br />
Hätte gerne mehr Zeit für die<br />
Familie: Roland Schwarz,<br />
Geschäftsführer der Innungskrankenkasse<br />
IKK classic-Geschäftsstelle<br />
in Göppingen.<br />
Rosemarie Häußler-Mayer,<br />
Geschäftsführerin der Karl-<br />
Heinz Häußler GmbH, die das<br />
Backdorf in Heiligkreuztal<br />
betreibt, ist stolz auf die<br />
70-jährige Firmengeschichte.<br />
1Der Wandel von der Papierverwaltung<br />
hin zu einer digitalisierten<br />
Krankenkasse ist und<br />
bleibt eine Herausforderung.<br />
Dabei meine ich auch die<br />
Einführung digitaler Prozesse<br />
in der Sachbearbeitung<br />
und eine zeitgemäße<br />
Kommunikation mit unseren<br />
Kunden.<br />
2Das war zweifellos<br />
die Entscheidung für<br />
den Umzug der IKK<br />
classic in ein repräsentatives<br />
und<br />
zeitgemäßes Gebäude in der<br />
Stuttgarter Straße in Göppingen.<br />
3Es ist mehr die Summe vieler<br />
kleiner schöner Momente.<br />
Ich denke gern zurück an erfreuliche<br />
Ereignisse mit der Familie,<br />
aber auch schöne Erlebnisse<br />
mit Freunden, zum<br />
Beispiel bei gemeinsamen Rennrad-Touren<br />
und Wanderungen.<br />
4Zeit für mich und mit der Familie<br />
und etwas mehr für die<br />
körperliche Fitness zu tun.<br />
5Privat sind das ein Ski- und<br />
ein Radurlaub. Beruflich<br />
freue ich mich schon auf den<br />
Umzug in das neue Haus des<br />
Handwerks.<br />
1Die Optimierung unserer Prozesse<br />
sowie die Personalrekrutierung<br />
und -entwicklung.<br />
2Unser 70-jähriges Firmenjubiläum.<br />
Zu dem dreitägigen<br />
Fest für unsere Kunden und unser<br />
Team konnte wir knapp<br />
10 000 Gäste begrüßen. Es war<br />
toll zu erleben, welchen großen<br />
Zusammenhalt es in unserer Belegschaft<br />
gibt.<br />
3Es gab viele kleine schöne<br />
Momente, die allesamt<br />
enorm wertvoll sind. Dazu zählte<br />
unter anderem auch der 96.<br />
Geburtstag meiner Großmutter.<br />
4Ich selbst. Leider fand ich<br />
auch im privaten Bereich<br />
kaum Zeit, um innere Ruhe in<br />
mich einkehren zu lassen.<br />
5Ich freue mich wirklich sehr<br />
auf die Weiterentwicklung<br />
unseres Unternehmens. Ich bin<br />
sicher, dass wir 2020 sehr erfolgreich<br />
an das Jahr <strong>2019</strong> anknüpfen<br />
können.<br />
FOTO: FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM FOTO: ZERBOR/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Martin Traub, im Vorstand der<br />
Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß<br />
eG, genießt bei seiner<br />
alljährlichen großen Mountainbike-Tour<br />
mit Freunden den<br />
Blick auf die Berge.<br />
3Da gab es mehrere. Zum Beispiel<br />
schöne Momente mit<br />
der Familie sowie auch das tolle<br />
Gefühl beim alljährlichen Mountainbike-Ausflug<br />
nach stundenlangem<br />
Anstieg die Berge und<br />
den Ausblick zu genießen.<br />
4Dass sich auch die Freizeit<br />
mittlerweile schwer eigenständig<br />
planen lässt. Vieles<br />
kommt auch im privaten Bereich<br />
einfach zu kurz.<br />
5Wenn die Tage wieder länger<br />
und wärmer werden und ich<br />
die Abende bei einem kühlen<br />
Weizenbier auf der Terrasse ausklingen<br />
lassen kann.<br />
Sabine Meigel, Leiterin der<br />
städtischen Geschäftsstelle<br />
Digitale Agenda, freut sich, dass<br />
Ulm im Wettbewerb „Smart<br />
City“ erfolgreich abgeschnitten<br />
hat.<br />
1Das ist die langanhaltende<br />
Niedrigzinsphase. Denn das<br />
Nullzinsniveau hat natürlich<br />
enorme negative Auswirkungen<br />
auf die Sparer und auch auf uns<br />
als Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß<br />
sowie auf alle regionalen<br />
Banken.<br />
2Die positiven Ergebnisse<br />
einer internen<br />
Befragung. Alle Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen<br />
haben uns bestätigt,<br />
dass sie große Freude<br />
an ihrem Job haben<br />
und das gute Miteinander<br />
in unserem Unternehmen<br />
schätzen.<br />
1In <strong>2019</strong> war die größte Herausforderung<br />
in nur vier Wochen<br />
für die Stadt Ulm selbst einen<br />
Wettbewerbsbeitrag als<br />
Smart City für eine bundesweite<br />
Jury zu verfassen, der auch 20<br />
Kooperationspartner aus der<br />
Region zufrieden stellte.<br />
2Als wir erfahren haben, dass<br />
sich die „Mega-Arbeit“ des<br />
Wettbewerbsbeitrags Smart<br />
City gelohnt hat und Ulm als<br />
eine von drei deutschen Großstädten<br />
aus 100 Beiträgen ausgewählt<br />
wurde.<br />
3Der Besuch des Guggenheim<br />
Museums von Frank Gehry<br />
in Bilbao, zusammen mit unserem<br />
ältesten Sohn.<br />
4Durch die vielen Umzüge<br />
unserer Söhne sind die Wochenenden<br />
in unserem Ferienhaus<br />
in Berchtesgaden in diesem<br />
Jahr leider sehr selten gewesen.<br />
5Auf die Eröffnung des Loraparks<br />
am Weinhof im Sommer<br />
2020, mit dem wir den Bürgern<br />
zeigen, wie digitale Techniken<br />
sinnvoll in das tägliche Leben<br />
integriert werden können.<br />
FOTO: SILBERKORN/SHUTTERSTOCK.COM
50<br />
NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Auszeichnung<br />
für Rentschler<br />
Pharma Grund zum Feiern<br />
beim Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Rentschler: Der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Nikolaus Rentschler<br />
hat gemeinsam mit CEO<br />
Frank Mathias<br />
den „EY Entrepreneur<br />
of the<br />
Year“-Award<br />
<strong>2019</strong> der Beratungsgesellschaft<br />
Ernst and<br />
Preisträger Young in der<br />
Nikolaus Kategorie Industrie<br />
gewon-<br />
Rentschler.<br />
nen. Eine<br />
38-köpfige unabhängige Jury<br />
wählte aus 38 im Finale stehenden<br />
Firmen insgesamt 14 Preisträger<br />
aus. Ausschlaggebend<br />
waren etwa Wachstum und Zukunftspotenzial.<br />
WMF-Chef geht<br />
in Ruhestand<br />
Jugendherberge mobil: Im Doppelstockbus konnten sich zwölf Festival-Gäste des Sonne-Mond-Sterne-Festivals<br />
erholen.<br />
Foto: Daimler<br />
Ein Setra als rollende Jugendherberge<br />
Statt auf der Isomatte oder Luftmatratze während<br />
des Festivals im Stockbett übernachten – das ist<br />
möglich im ersten Reisebus des Deutschen Jugendherbergswerks<br />
(DJH). Die Organisation hat dafür einen<br />
in Neu-Ulm gefertigten Setra-Doppelstockbus<br />
der Baureihe 400 umbauen lassen. Zwölf Gäste können<br />
mit dem Bus unterwegs sein. Im Unterdeck gibt<br />
es einen Gemeinschafts- und Lounge-Bereich samt<br />
Multimedia-Entertainment-System, Kühlschrank und<br />
Kaffeemaschine. Im Oberdeck sind dann zwölf<br />
Stockbetten untergebracht. Der Zugang ist über ein<br />
digitales Zahlenschloss möglich.<br />
Küchengeräte Der Hersteller<br />
WMF steht vor einem Führungswechsel.<br />
Geschäftsführer<br />
Volker Lixfeld geht Anfang 2020<br />
in Ruhestand. Wer auf ihn, der<br />
seit 2017 Chef der WMF-Gruppe<br />
ist, folgt, ist noch nicht bekannt.<br />
Die französische Gruppe<br />
SEB, die WMF 2016 übernommen<br />
hatte, gab zuletzt bekannt,<br />
dass Teile der Produktion bis<br />
Ende 2020 von Geislingen nach<br />
Frankreich und Italien verlagert<br />
werden. Von dem Umbauprogramm<br />
sind laut WMF rund 400<br />
Arbeitsplätze betroffen.<br />
Kanzleien<br />
fusionieren<br />
Insolvenzverwalter Die Ulmer<br />
Insolvenzkanzleien-Landschaft<br />
ordnet sich neu. Die Kanzlei<br />
Derra hat mit DMP Solutions<br />
ein Dach geschaffen, unter das<br />
nun als Gesellschafter auch Insolvenzverwalter<br />
Tobias Sorg<br />
(Ulm) – bisher bei der Kölner<br />
Insolvenzkanzlei Kübler – sowie<br />
Andreas Till als Nachfolger des<br />
Laupheimer Insolvenzverwalters<br />
Günther Weiß geschlüpft<br />
sind. DMP Solutions beschäftigt<br />
26 Mitarbeiter.<br />
Schuler<br />
sichert Jobs<br />
Umstrukturierung Der Werkzeugbau<br />
des Göppinger Pressenherstellers<br />
Schuler am<br />
Standort Weingarten ist langfristig<br />
gesichert. Wie die Gruppe<br />
mitteilt, soll der Betriebsteil<br />
mit knapp 60 Mitarbeitern künftig<br />
als eigenständiges Unternehmen<br />
mit der Firmierung PTW<br />
Powertrain Tools Weingarten<br />
GmbH innerhalb der konzerneigenen<br />
Aweba-Gruppe arbeiten.<br />
Im vergangenen Jahr erzielte die<br />
Schuler-Gruppe, die weltweit<br />
etwa 6600 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
einen Umsatz von 1,21 Milliarden<br />
Euro. [!]<br />
Impressum<br />
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Frauenstraße 77 • 89073 Ulm<br />
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Redaktion<br />
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a.boegelein@swp.de, Julia Kling<br />
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(Montage & Layout)<br />
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74321 Bietigheim-Bissingen<br />
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Nächste Ausgabe: 7. März <strong>2019</strong><br />
Die Themen<br />
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Controlling<br />
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Auflage: 18.000 Exemplare<br />
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