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2019 unternehmen [!] Magazin Ausgabe70 Dezember 2019

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 70 - Dezember 2019

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<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 70 | Dez <strong>2019</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 7 0<br />

Der Mann der<br />

klugen Netze<br />

Ob Strom, Wärme, Mobilität oder Daten. Die<br />

Zukunft gehört der Kombination der Sparten, sagt<br />

Klaus Eder, Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.<br />

WEIHNACHTSZIRKUS<br />

Wie Unternehmer Elmar Kretz<br />

seinen Kindheitstraum wahr<br />

werden lässt. Seite 20<br />

MIESMACHER<br />

Tipps für Chefs und Personaler im<br />

Umgang mit Dauermotzern im<br />

Betrieb. Seite 30<br />

NEGATIVZINSEN<br />

Welche Vermeidungsstrategien<br />

für Mittelständler sinnvoll sind –<br />

und welche nicht. Seite 38


2<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Überblick<br />

ist einfach.<br />

Weil die Sparkasse individuelle<br />

Lösungen für einen<br />

effizienten Zahlungsverkehr<br />

im In- und Ausland bietet.<br />

spkulm.de<br />

ksk-gp.de<br />

S Sparkasse<br />

Ulm<br />

S Kreissparkasse<br />

Göppingen


<strong>unternehmen</strong> [!] INHALT 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die Luft scheint raus zu sein aus der Konjunktur.<br />

Die Unternehmen im Südwesten beurteilen ihre<br />

gegenwärtige Lage deutlich schlechter als noch<br />

zu Mitte des Jahres – und die Mehrheit geht auch<br />

in Zukunft von schlechter werdenden Geschäften<br />

aus: Flaue Weltwirtschaft und kriselnde Autobranche<br />

samt Zulieferern in Nöten lassen grüßen.<br />

Mittlerweile können sich im Maschinenbau,<br />

der Paradebranche in Baden-Württemberg, auch<br />

die Bereiche Robotik und Automation nicht mehr<br />

der konjunkturellen Abkühlung entziehen. Da ist<br />

guter Rat teuer und die Kraft zur Veränderung<br />

gefragt. Wie ihm bei den vor Jahren noch kriselnden<br />

Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm die Kehrtwende<br />

gelang, erzählt deren Holding-Geschäftsführer<br />

Klaus Eder im Titelinterview (Seite 10). Diese<br />

Ausgabe hat noch mehr Positivbeispiele: Die reichen<br />

vom Erfolgsgeheimnis der Familien<strong>unternehmen</strong><br />

(Seite 32) über den Idealisten Elmar<br />

Kretz, der sich mit seinem Weihnachtszirkus in<br />

Ravensburg einen Kindheitsraum erfüllt hat, bis<br />

hin zu den jungen Gründern von Chill Choc (Seite<br />

36), die Entspannung mit Hanf-Kakao bieten.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

spezial<br />

6 Mehr Mut zur Datenanalyse<br />

Tipps für Mittelständler zur digitalen<br />

Transformation<br />

20 Träumer mit Bodenhaftung<br />

Warum Elmar Kretz das ganze Jahr für<br />

seinen Weihnachtscircus arbeitet<br />

titelthema<br />

10 Städte zukunftsfähig machen<br />

SWU-Chef Klaus Eder im Gespräch<br />

verantworten<br />

24 Die Null ist das Ziel<br />

Arbeitsschutz bei Wieland<br />

28 Das Personal schützen<br />

Sicherheit bei Events<br />

32 Lenker mit Weitsicht<br />

Darum sind Familien<strong>unternehmen</strong><br />

so erfolgreich<br />

führen<br />

30 Vom Umgang mit Motzern<br />

Bei der Beurteilung von Mitarbeitern<br />

hilft das ABC-Modell<br />

machen<br />

36 Entspannt abhängen<br />

Das Start-up Chill Choc und sein<br />

Hanf-Kakao<br />

42 Packend anders<br />

Beim Unternehmen Lohrmann steht<br />

Wachstum nicht an erster Stelle<br />

finanzieren<br />

38 Wohin bloß mit dem Geld?<br />

Wie Mittelständler, Negativzinsen umgehen<br />

können?<br />

leben<br />

44 Kunst ist seine Passion<br />

Wirtschaftsprüfer und Sammler<br />

Werner Schneider im Portrait<br />

48 Ein unschlagbarer Moment<br />

Umfrage unter Führungskräften<br />

namen & nachrichten<br />

4 Auf Jahre Staus und Ärger<br />

5 US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi<br />

50 Impressum<br />

20 30<br />

38<br />

36<br />

6


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Auf Jahre Staus und Ärger<br />

Verkehr Die Einbahnregelung vor dem Ulmer Hauptbahnhof bleibt länger bestehen als<br />

bislang gedacht. Der Grund: Verzögerungen auf den Baustellen.<br />

Infrastruktur Rückschlag für<br />

die Ulmer Innenstadt: Der<br />

schlechte Zustand von Kanälen,<br />

Schächten und Leitungen macht<br />

den Verantwortlichen der Großbaustelle<br />

rund um den Hauptbahnhof<br />

einen Strich durch den<br />

Zeitplan. Die Einbahnregelung<br />

in der Friedrich-Ebert-Straße<br />

muss länger als ursprünglich geplant<br />

bestehen bleiben – wohl<br />

bis mindestens Mitte 2022.<br />

Ursprünglich ging die Verwaltung<br />

davon aus, dass das verkehrstechnische<br />

Nadelöhr von<br />

Februar 2020 an der Vergangenheit<br />

angehört. Doch nun liegen<br />

die Fakten anders. Die Gestaltung<br />

des Bahnhofvorplatzes und<br />

die endgültige Nahverkehrs-Trasse<br />

zwischen Bahnhof<br />

und dem neuen Quartier Sedelhöfe<br />

verzögert sich. Derzeit sind<br />

zwei Szenarien in der Diskussion,<br />

wie die Bauarbeiten weiter<br />

vorangehen sollen.<br />

Auf die Verzögerungen reagierte<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

Otto Sälzle zunächst sprachlos.<br />

„Das ist ein weiterer Tiefschlag<br />

für die Ulmer Innenstadt.“<br />

Der Einzelhandel sei<br />

durch die Baustellen ohnehin<br />

schon bis an den Rand des Erträglichen<br />

belastet.<br />

OB Gunter Czisch hält die<br />

Kritik dagegen für unverhältnismäßig.<br />

Um die Auswirkungen<br />

für die Bevölkerung abzumildern,<br />

ist im Gespräch, ob die<br />

kostenfreien Samstage im<br />

ÖPNV bis zum Ende der Baustelle<br />

verlängert werden sollen.<br />

Die neue Situation hat laut<br />

Stadtverwaltung jedoch keinen<br />

Einfluss auf den Zeitplan der<br />

drei Großprojekte in direkter<br />

Nachbarschaft. Sie sollen wie<br />

zuletzt geplant fertig werden:<br />

die Sedelhöfe mit Handels- und<br />

Büroflächen sowie Wohnungen<br />

und die unterirdische Passage<br />

im Mai 2020, die städtische Tiefgarage<br />

mit 540 Plätzen im September<br />

2021. Insgesamt werden<br />

laut Czisch in den drei Projekten<br />

fast 600 Millionen Euro investiert.[!]<br />

cik, jkl<br />

Die Friedrich-Ebert-Straße wird wohl bis mindestens 2022 einspurig<br />

bleiben. <br />

Foto: Matthias Kessler<br />

Crash-Propheten auf großer Bühne<br />

Euro Vor sieben Jahren waren<br />

Marc Friedrich und Matthias<br />

Weik Nobodys. Für ihr Buch<br />

zur Finanzkrise und deren Folgen<br />

hagelte es anfangs Absagen<br />

von Verlagen. Heute erhalten<br />

die beiden Vermögensberater<br />

aus dem Remstal Einladungen<br />

ins Bundeswirtschaftsministerium<br />

und diskutieren mit namhaften<br />

Bankenvertretern. Nun<br />

haben sie ihr fünftes Werk herausgebracht:<br />

„Der größte Crash<br />

aller Zeiten“. Damit stiegen die<br />

beiden auf der Spiegel-Bestseller-Liste<br />

für Sachbücher von<br />

null auf Platz 1.<br />

Die Lesung zur Buchpremiere<br />

fand in Göppingen statt und<br />

die beiden bei der Veranstaltung<br />

NWZ-Lokalchef Helge Thiele (re.) und sein Stellvertreter Joa<br />

Schmid rahmen Marc Friedrich (2. von re.) und Matthias Weik ein.<br />

FOTO: GIACINTO CARLUCCI<br />

der „Neuen Württembergischen<br />

Zeitung“ (NWZ) die Stadthalle.<br />

So erfolgreich Friedrich und<br />

Weik sind, zu einem Leben als<br />

Autor reicht es nicht. „ Das<br />

meiste Geld bekommen Amazon<br />

und der Buchhandel. Für uns fallen<br />

50 bis 60 Cent pro Buch ab“,<br />

sagt Marc Friedrich.<br />

Angesichts des gigantischen<br />

Schuldenbergs der Staaten von<br />

mittlerweile 250 Billionen Dollar<br />

rechnen die beiden fest mit<br />

einem Crash. „Spätestens im<br />

Jahr 2023 wird der Euro Geschichte<br />

sein“, meint Matthias<br />

Weik. Die beiden Vermögensberater<br />

empfehlen daher, Erspartes<br />

ausschließlich in Sachwerte<br />

zu stecken. [!]<br />

amb


<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

US-Finanzinvestoren übernehmen Rafi<br />

Oaktree Der Elektrotechnikspezialist<br />

Rafi aus Berg bei Ravensburg<br />

ist in den vergangenen Jahren<br />

rasant gewachsen. Mit 2500<br />

Mitarbeitern, davon 1000 am<br />

Stammsitz, stellt das 120 Jahre<br />

alte Unternehmen unter anderem<br />

Bediensysteme zur Programmierung<br />

von Industrierobotern<br />

her, fertigt den Internetrouter<br />

Fritzbox, entwickelt für<br />

seine Kunden Steuereinheiten<br />

oder Bedienelemente für<br />

Waschmaschinen und andere<br />

Weiße Ware. Begonnen hatte<br />

Rafi mit der Produktion von<br />

Knöpfen und simplen Schaltern.<br />

Nachdem sich in den Familien<br />

der beiden Gesellschafter<br />

keine Nachfolgeregelung angeboten<br />

hatte, geben Albert Wasmeier<br />

und Gerhard Schenk ihre<br />

Anteile an den US-Finanzinvestor<br />

Oaktree ab. Wasmeier hatte<br />

das Unternehmen vor 25 Jahren<br />

im Rahmen eines Management-Buy-outs<br />

vom Stahlkonzern<br />

Hoesch übernommen und<br />

hält knapp 90 Prozent der Anteile,<br />

Gerhard Schenk, der wenig<br />

später eingestiegen war, hält<br />

die restlichen.<br />

„Mit Oaktree haben wir einen<br />

Investor gefunden, der die Stärken<br />

unseres Unternehmens erkannt<br />

hat“ und den Expansionskurs<br />

fortsetze, sagte Wasmeier.<br />

Die Mitarbeiter müssten sich<br />

keine Sorgen machen.<br />

Um auch im operativen Geschäft<br />

einen fließenden Übergang<br />

zu haben, war die Geschäftsführung<br />

in diesem Jahr<br />

aufgestockt worden: mit Lothar<br />

Seybold, der aufrückte, und dem<br />

kaufmännischen Geschäftsführer<br />

Lothar Arnold, der seit Juli<br />

dabei ist. [!]amb<br />

Blick in die Fertigung von Rafi in Berg bei Ravensburg: Hier arbeiten<br />

rund 1000 der insgesamt 2500 Mitarbeiter.<br />

Wechsel bei<br />

Transporeon<br />

Software Der wachstumsstarke<br />

Hersteller von Software für<br />

die Transportlogistik Transporeon<br />

hat einen neuen Chef<br />

(CEO): den Schweizer Stephan<br />

Sieber (44). Er übernimmt den<br />

Software-Service-Anbieter mit<br />

zuletzt 600 Mitarbeitern, davon<br />

300 in Ulm. Die Gründer<br />

Marc-Oliver Simon<br />

und Martin<br />

Mack bleiben<br />

an der<br />

Gruppe beteiligt<br />

und werden<br />

Stephan<br />

Sieber war<br />

vor seinem<br />

Wechsel nach<br />

Ulm bei Unit4.<br />

demnach die<br />

strategische<br />

Ausrichtung im<br />

Aufsichtsrat<br />

mitgestalten.<br />

Neuer Hauptgesellschafter<br />

ist<br />

der Finanzinvestor Hg Capital<br />

(London). Ziel sei es mit Big<br />

Data und Marktinformationen<br />

weiter die Prozesse zu digitalisieren<br />

und Leerfahrten zu reduzieren.<br />

Transporeon steigerte<br />

zuletzt den Umsatz deutlich auf<br />

76 Millionen Euro. [!] kö<br />

Starke Zahlen<br />

für Region Ulm<br />

Konjunktur Die IHK-Region<br />

Ulm erlebt seit dem Jahr 2000<br />

einen ungeheuren Boom. Beim<br />

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

pro Einwohner (BIP)<br />

rangieren die Kreise Ulm,<br />

Alb-Donau und Biberach auf<br />

Platz sechs hinter Frankfurt,<br />

Hamburg, Düsseldorf, München<br />

und Stuttgart. Das BIP ist um<br />

mehr als 77 Prozent auf 26 Milliarden<br />

Euro gewachsen. Der Industrieanteil<br />

betrage 37 Prozent,<br />

sei weit überdurchschnittlich<br />

und sei den starken Familien<strong>unternehmen</strong><br />

zu verdanken, sagte<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer Otto<br />

Sälzle, der zum Jahresende in<br />

Ruhestand geht. Die Region<br />

zählt auch bei der Arbeitsplatzdichte<br />

zu den Top-Ten, vor München.<br />

Seit 2000 wurden 48 000<br />

neue Stellen geschaffen. Vom<br />

hohen Bedarf an Arbeitskräften<br />

profitieren auch die Beschäftigten.<br />

Deren verfügbares Einkommen<br />

wuchs um 7600 auf 24 570<br />

Euro. Damit liegt Ulm auf Platz<br />

elf. Auf Rang eins steht München<br />

mit 27 342 Euro. [!] kö<br />

Kurzarbeit erwartet<br />

Konjunktur Die Region Göppingen<br />

bekommt die abflauende<br />

Konjunktur zu spüren. Autozulieferer<br />

wie Schuler und Allgaier<br />

begegnen der sich rapide verschlechternden<br />

Auftragslage<br />

mit Personalabbau. Werkzeugmaschinenhersteller<br />

wie MAG,<br />

Stama und Emag stellen sich<br />

laut IG Metall auf Kurzarbeit im<br />

Jahr 2020 ein. Doch schon jetzt<br />

wirkt sich die flaue Konjunktur<br />

aus. Zuletzt waren im Landkreis<br />

5121 Menschen ohne Arbeit, 657<br />

mehr als vor einem Jahr. Gernot<br />

Imgart, leitender Geschäftsführer<br />

der IHK-Bezirkskammer<br />

Göppingen, spricht von einem<br />

dramatischen Auftragseinbruch<br />

in der Industrie. Man dürfe aber<br />

nicht vergessen, von welch hohem<br />

Niveau dieser erfolge. „Die<br />

Industrie war über Jahre an ihrer<br />

Kapazitätsgrenze.“ [!] js<br />

Mieten steigen weiter<br />

Immobilien Es ist keine Überraschung<br />

mehr: Angesichts des<br />

ausgesprochen engen lokalen<br />

Wohnungsmarkts steigen die<br />

Mieten in Ulm und Neu-Ulm<br />

weiter. Der qualifizierte Mietspiegel<br />

<strong>2019</strong>, der für die kommenden<br />

zwei Jahre gilt, weist<br />

für die Doppelstadt eine durchschnittliche<br />

Netto-Kaltmiete<br />

von 8,37 Euro pro Quadratmeter<br />

Wohnfläche auf. Dies bedeutet<br />

einen Anstieg um fast 13 Prozent<br />

gegenüber der letzten Erhebung<br />

von 2017. Gleichzeitig<br />

braucht die boomende Region<br />

einer Studie der Industrie- und<br />

Handelskammer zufolge bis<br />

2035 zehntausende neue Wohnungen.<br />

Der Bedarf in der Stadt<br />

Ulm ist mit einem erforderlichen<br />

Zuwachs um rund 20 Prozent<br />

demnach doppelt so hoch<br />

wie im Umland. Laut Studie sind<br />

hier 12 500 zusätzliche Wohneinheiten<br />

erforderlich. [!] kö


6<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vom reinen Kaffeemaschinen-Hersteller<br />

zum ganzheitlichen<br />

Lösungs- und<br />

Service-Anbieter. Diese<br />

Entwicklung vollzieht Jan van Riet,<br />

Chef der Professional Coffee Machines<br />

WMF Group, gerade in seinem<br />

Unternehmen. „Unser Transformationsprozess<br />

hat gerade erst begonnen.“<br />

Der Mittelständler aus Geislingen<br />

an der Steige hat für seine digitalen<br />

Lösungen WMF Coffee-<br />

Connect und Schaerer Coffee Link<br />

bereits den „Best Practice Award<br />

Business Intelligence and Analytics“<br />

erhalten. Die Begründung der Jury:<br />

Die intelligente Kombination und<br />

gezielte Auswertung von Internet-of-Things-<br />

und klassischen Datenquellen<br />

habe dazu beigetragen,<br />

dass professionelle Anwender von<br />

Kaffeemaschinen mit diesem Wissen<br />

effizienter und wirtschaftlicher<br />

arbeiten können.<br />

Daniel Schallmo, Professor für<br />

Digitale Transformation und Entrepreneurship<br />

an der Hochschule<br />

Neu-Ulm, setzt noch einen obendrauf:<br />

„Die Digitalisierung gibt der<br />

WMF-Group und ihren Kunden völlig<br />

neue Möglichkeiten, das Kaffeemaschinengeschäft<br />

weiterzuentwickeln<br />

und neue Geschäftsmodelle zu<br />

entwickeln.“ Er hält vor allem die<br />

„tiefgreifenden analytischen Berichte<br />

zu Verkaufs- und Absatzzahlen“<br />

sowie die Möglichkeiten rund um<br />

vorausschauende Instandhaltung,<br />

Umsatzprognosen und Marktsegmentierung<br />

für hilfreich. Grundlage<br />

für solche intelligenten Services<br />

sei immer eine integrierte Datenbasis:<br />

„Sie ist das A und O.“<br />

Führungsteams zu ängstlich<br />

Viele Mittelständler beschäftigen<br />

sich derzeit mit der digitalen Transformation<br />

ihrer Geschäftsmodelle.<br />

„Big Data spielt dabei oft eine entscheidende<br />

Rolle“, sagt Schallmo.<br />

Studien zeigen, dass eine Daten-Analyse<br />

von mittelständischen<br />

Betrieben zwar als Chance gesehen<br />

wird, viele Häuser aber nur zögerlich<br />

investieren. Eine Ursache laut<br />

einer Commerzbank-Untersuchung:<br />

Die Führungsteams sind oft zu<br />

ängstlich. „Es braucht einen Weckruf,<br />

wenn der deutsche Mittelstand<br />

hier im internationalen Vergleich<br />

nicht ins Hintertreffen geraten will“,<br />

fordert Michael Reuther, Vorstand<br />

im Firmenkundengeschäft der Commerzbank.<br />

Mehr Mut zur<br />

Datenanalyse<br />

Big Data Kräftige Investitionen und weniger Angst raten Experten<br />

Mittelständlern, wenn es ums Thema digitale Transformation<br />

geht. Ansonsten könnten sie ins Hintertreffen geraten.<br />

Die Datenmengen<br />

wachsen auch<br />

in mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

exponentiell.<br />

Dirk Schürmann<br />

DXC Technology


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

SPEZIAL<br />

7<br />

Auch in mittelständischen<br />

Firmen wachsen<br />

die Datenmengen<br />

exponentiell.<br />

Dirk Schürmann<br />

DXC-Deutschlandchef<br />

Im Privaten ist der Blick aufs<br />

Smartphone längst Alltag. In<br />

mittelständischen Betrieben ist die<br />

digitale Transformation noch nicht<br />

flächendeckend angekommen.<br />

Auch Andreas Hoberg, Vertriebsvorstand<br />

des Ulmer Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

Ingenics, das Mittelständlern<br />

bei der digitalen Transformation<br />

und der Entwicklung von Industrie-4.0-Lösungen<br />

hilft, nennt<br />

fehlenden Mut als einen Grund für<br />

die Zurückhaltung vieler Firmen.<br />

Außerdem gehe es vielen Unternehmen<br />

aktuell mit Gewinnmargen von<br />

18 bis 20 Prozent wirtschaftlich so<br />

gut, dass sie keinen Veränderungsdruck<br />

spüren: „Und auch die Datenstruktur<br />

ist im Mittelstand nicht immer<br />

einfach.“ Vielerorts werde noch<br />

mit Excel-Tabellen, veralteten ERPund<br />

Zeiterfassungssystemen gearbeitet.<br />

Vor allem Automobilzulieferer<br />

der zweiten und dritten Ebene, die<br />

heute noch in scheinbar komfortablen<br />

Liefernetzwerken agieren, werden<br />

sich laut Hoberg in den nächsten<br />

Jahren der modernen Datenanalyse<br />

öffnen müssen. Als Beispiel für<br />

einen Mittelständler, der Big Data-Auswertungen<br />

schon intensiv<br />

nutzt, weil in seiner Branche harter<br />

Wettbewerb herrscht, nennt Hoberg<br />

die Ulmer Medizintechnikfirma<br />

Beu rer: „Sie analysiert genau das<br />

Kaufverhalten ihrer Kunden, um<br />

schnell und flexibel reagieren zu<br />

können.“<br />

Ingenics geht bei solchen Veränderungsprozessen<br />

in drei Dimensionen<br />

vor: Implementierung von Big<br />

Data-Tools zur Verbesserung der innerbetrieblichen<br />

Transparenz, Analyse<br />

der Daten, um Prognosen über<br />

zukünftige Entwicklungen erstellen<br />

und das Unternehmen optimal steuern<br />

zu können, und schließlich die<br />

Veränderung des bestehenden Geschäftsmodells<br />

oder die Entwicklung<br />

eines zweiten.<br />

Das IT-Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />

DXC Technology ist laut der<br />

ISG-Quadrant-Studie hierzulande<br />

Marktführer für Data Sciences Services<br />

und Analytics. Mehrere Hundert<br />

Datenwissenschaftler und<br />

Künstliche Intelligenz (KI)-Experten<br />

arbeiten hier für große und mittelständische<br />

Betriebe. Zu den gut<br />

500 Anwendungsfällen gehört die<br />

aktuelle Zusammenarbeit mit BMW<br />

zur Entwicklung fahrerloser Fahrzeuge.<br />

„Auch in mittelständischen<br />

Firmen wachsen die Datenmengen<br />

exponentiell“, weiß DXC-Deutschlandchef<br />

Dirk Schürmann. „Sie auszuwerten<br />

und die Erkenntnisse zu<br />

nutzen ist eine riesige Chance, die<br />

Zur Person<br />

Andreas Hoberg<br />

verantwortet seit<br />

Juli 2017 als CSO den<br />

Vertrieb von Ingenics.<br />

Er widmet sich<br />

unter anderem den<br />

Bereichen Produktions-<br />

und Logistikplanung<br />

sowie digitale<br />

Transformation.<br />

Zur Person<br />

Daniel Schallmo<br />

ist neben seiner<br />

Lehrtätigkeit an der<br />

Hochschule Neu-<br />

Ulm als Unternehmensberater<br />

aktiv<br />

und hat bereits zahlreiche<br />

Bücher und<br />

Fachartikel veröffentlicht.


8<br />

RESSORT SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Datenanalyse hilft auch bei der Suche nach einem neuen Firmenstandort<br />

Unter Einbeziehung der relevanten<br />

Parameter erstellt das Programm eine<br />

Karte mit dem geeigneten Standort.<br />

BÄCKEREI<br />

ILLUSTRATION: DROGATNEV/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Wo lohnt es, eine neue Bäckerei-Filiale zu<br />

eröffnen? Wo sollte ich meine geplante Boutique<br />

eröffnen? Diese Fragen können Firmenchefs<br />

und Gründer, die Standortentscheidungen<br />

früher aus dem Bauch treffen<br />

mussten, heute mit Hilfe von Algorithmen<br />

und Datenanalysen genauer, schneller und<br />

einfacher beantworten. Auch Investoren<br />

können die neuen Instrumente nutzen. Die<br />

auf Einzelhandelsobjekte spezialisierte Immobilienfirma<br />

Kintyre zum Beispiel setzt<br />

eine Lösung der Firma Realxdata ein, um auf<br />

Knopfdruck genaue und aktuelle Informationen<br />

über neue Standorte zu erhalten. „Wir<br />

können anhand der aktuellen und qualitativ<br />

hochwertigen Faktenlage jetzt gut begründete<br />

Investitionsentscheidungen treffen<br />

und unsere Geschäftspartner exzellent beraten“,<br />

sagt Khaled Shukri von Kintyre. Realxdata-Geschäftsführer<br />

Titus Albrecht erklärt<br />

das Prinzip: „Bei uns laufen Millionen<br />

Daten ein, Einzelinformationen aus hunderten<br />

Quellen etwa von kommunalen Datenbanken,<br />

Immobilienmarktstatistiken, aber<br />

auch Bilder und Kommentare von Social Media<br />

Plattformen. Sie werden auf unserer Datenplattform<br />

verknüpft und nach bestimmten<br />

Kriterien oder Fragestellungen ausgewertet.“<br />

Die Ergebnisse werden etwa als<br />

Umgebungskarten und Grafiken dargestellt.<br />

sich kein Betrieb entgehen lassen<br />

sollte.“ Sowohl eine bessere Steuerung<br />

des Unternehmens als auch die<br />

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle<br />

seien durch die Nutzung von Analyse-Tools<br />

möglich.<br />

Für die Umsetzung empfiehlt<br />

Schürmann vier Schritte: „Daten in<br />

vernünftiger Qualität erheben,<br />

strukturieren, mit externen Daten<br />

anreichern und entsprechend der<br />

Fragestellung auswerten.“ Zum<br />

Zweck der Visualisierung griffen immer<br />

mehr Unternehmen auf die<br />

computergestützte Automatisierung<br />

definierter Prozesse und die Mustererkennung<br />

zurück. Sinnvoll sei<br />

immer ein Pilotprojekt, um den Analyseprozess<br />

zu simulieren und iterativ<br />

zu verbessern. Die gewonnene<br />

Zur Person<br />

Johan van Riet ist<br />

seit 2017 bei der<br />

WMF-Gruppe als<br />

Chef des Bereichs<br />

Professional Coffee<br />

Machines tätig. Zuvor<br />

war van Riet bei<br />

Melitta Haushaltsprodukte<br />

Geschäftsführer.<br />

Transparenz erlaube es dem Firmenchef<br />

künftig auf eindeutigen Daten<br />

basierende Entscheidungen zu treffen:<br />

„Er muss sich nicht mehr auf<br />

sein Bauchgefühl verlassen“.<br />

Die Studie „Industrieller Mittelstand<br />

und Finanzierung 4.0“ der Online-Kreditplattform<br />

Creditshelf bestätigt,<br />

dass viele, vor allem kleinere<br />

Firmen gerade im Finanzbereich<br />

technisch kaum vom Fleck gekommen<br />

sind. „Nur jeder vierte Mittelständler<br />

vergleicht auf Knopfdruck<br />

über ein elektronisches Tool seine<br />

eigene Liquiditätsplanung mit den<br />

Zahlungsströmen tausender anderer<br />

Firmen“, legt Daniel Bartsch,<br />

Creditshelf-Vorstand, den Finger in<br />

die Wunde. „Nur wenige Industriebetriebe<br />

unterhalb der Konzerne<br />

nutzen Big Data-Lösungen für die<br />

Planung ihrer Ein- und Ausgaben.“<br />

Allerdings arbeite ein Großteil dieser<br />

Firmen an solchen Lösungen.<br />

Als Bremse wirken die Kosten,<br />

die mit der Einführung moderner<br />

Analyse-Tools verbunden sind. Das<br />

hält Professor Dirk Schiereck von<br />

der TU Darmstadt für fatal: „Diese<br />

Unternehmen sehen nicht, wie<br />

schnell sich die digitale Welt verändert<br />

und schieben wichtige Innovationen<br />

viel zu spät an.“<br />

Gute Datenbasis ist Grundlage<br />

Das gelte sowohl für die Frage, was<br />

man finanziere, als auch für die Frage<br />

„wie und mithilfe welcher Tools<br />

und Methoden ich mein Unternehmen<br />

finanziere“. Nach Überzeugung


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 9<br />

von Rudolf Weichert, Finanzchef<br />

der Indus-Holding, zu der<br />

47 mittelständische Firmen gehören,<br />

kommt Business Analytics-<br />

oder Predictive Analytics-Tools<br />

in Zukunft besonders<br />

in der Planung und Steuerung<br />

der Liquidität eines Unterneh-<br />

Es muss<br />

ja nicht<br />

unbedingt jeder<br />

Betrieb den Fehler<br />

wiederholen.<br />

mens eine<br />

wichtige Rolle<br />

zu. Ein Beispiel<br />

seien etwa vertiefende<br />

Kenntnisse<br />

über das Nachfrageverhalten<br />

der Kunden<br />

und vorausschauende<br />

Be-<br />

Indus-Finanzchef<br />

Rudolf Weichert<br />

standsplanung.<br />

Voraussetzung sei eine möglichst<br />

gute Datenbasis.<br />

Mittelständler müssten dafür<br />

vielerorts noch vorhandene ältere<br />

ERP-Systeme ersetzen. Allerdings<br />

fehle vielen kleineren<br />

Betrieben das für die Implementierung<br />

neuer komplexer und intelligenter<br />

Lösungen notwendige<br />

Knowhow. Software- und Systemhäuser<br />

wiederum machten<br />

bei der Einführung oft Fehler,<br />

„weil sie die Individualität eines<br />

Unternehmens nicht kennen<br />

und erfahrene<br />

Implementierungsberater<br />

schwer zu finden<br />

sind“. Deshalb<br />

unterstütze<br />

die Indus-Gruppe<br />

ihre Portfoliofirmen<br />

dabei,<br />

voneinander<br />

zu lernen: „Wir<br />

betreiben unter unserem Dach<br />

Knowhow-Sharing. Es muss ja<br />

nicht unbedingt jeder Betrieb<br />

den bereits woanders gemachten<br />

Fehler wiederholen.“ [!] <br />

Jürgen Hoffmann Aus tausenden von Daten lassen sich Prognosen erstellen.<br />

FOTO: ELNUR/SHUTTERSTOCK.COM<br />

www.ep-group.de<br />

„Wertschätzend, verantwortungsvoll,<br />

wirtschaftlich und fl exibel – unsere<br />

Werte als Familien<strong>unternehmen</strong><br />

sind die Basis für unseren langfristigen<br />

Erfolg als kompetenter<br />

Partner für Engineering und IT.<br />

Bald auch gemeinsam mit Ihnen?“<br />

Winfried Keppler<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

unsere branchen<br />

Maschinenbau<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Elektrotechnik<br />

IT & Kommunikation<br />

Luft- & Raumfahrt<br />

Medizintechnik<br />

Mechatronik<br />

Schiffbau<br />

Anlagenbau<br />

engineering people. supporting experts.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 11<br />

„Wir machen Städte<br />

zukunftsfähig“<br />

Klaus Eder Energie liefern war gestern. Längst helfen die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />

Unternehmen Energie effizienter einzusetzen, bauen die Infrastruktur für die digitale Zeit<br />

und bieten dank Sensor- und Funktechnik neue Dienstleistungen an.<br />

Stadtwerke waren früher die Goldesel der Kommunen,<br />

sie galten als verstaubte Staatsbetriebe,<br />

die kaum wettbewerbsfähig sind. Wie sehen<br />

Sie das?<br />

Die Stadtwerke wurden schon mehrfach totgesagt,<br />

beispielsweise in den 1990er Jahren von den<br />

großen Energiekonzernen. Doch es ist genau das<br />

Gegenteil eingetreten. Damals gab es rund 600<br />

Stadtwerke, heute sind es etwa 800 Stadtwerke<br />

und Regionalversorger. Man sollte mit solchen<br />

Prognosen vorsichtig sein, schon weil die Stadtwerke<br />

einen kommunalen Auftrag zur Daseinsvorsorge<br />

haben. Natürlich wird es schwieriger<br />

und wir müssen uns mehr anstrengen. Allein<br />

wenn man sich die Wünsche und Anforderungen<br />

an den öffentlichen Nahverkehr anschaut, wird<br />

das klar.<br />

Der ÖPNV ist nur eines Ihrer großen Themen. Ihre<br />

Aufgaben werden komplexer und der Wettbewerb<br />

härter.<br />

Kostenloser<br />

ÖPNV in der<br />

Region würde pro<br />

Jahr 40 Millionen<br />

Euro kosten.<br />

Das ist richtig. Die Stadtwerke<br />

Ulm/Neu-Ulm decken mit einer<br />

großen Bandbreite an Produkten<br />

und Dienstleistungen die Bedürfnisse<br />

von mehr als 200 000 Menschen<br />

in der Region Ulm/Neu-<br />

Ulm ab. Das reicht von Energie,<br />

Trinkwasser, Telekommunikation<br />

bis hin zu Mobilität. Damit<br />

müssen wir uns als kommunales Unternehmen<br />

intensiv mit den Megathemen Energiewende,<br />

künftige Mobilität und Digitalisierung auseinandersetzen.<br />

In der Klimaschutzdebatte gibt es die Forderung<br />

nach Gratis-ÖPNV. Was würde das in der Region<br />

Ulm/Neu-Ulm kosten?<br />

Die SWU haben aktuell Fahrgeldeinnahmen von<br />

etwa 18 Millionen Euro. Am Ende tragen wir ein<br />

Defizit von rund 20 Millionen Euro. Sprich: Es<br />

müssten also mindestens 40 Millionen Euro für<br />

den ÖPNV bereitgestellt werden, um diesen in<br />

der aktuellen Qualität weiterzuführen.<br />

Wie sinnvoll ist kostenloser ÖPNV?<br />

Das ist zu allererst eine politische Frage. Wenn<br />

das so von unseren Gesellschaftern gewollt wird,<br />

müssen wir mit der Politik eine Finanzierungslösung<br />

finden. Bisher gleichen die Erträge anderer<br />

SWU-Geschäftsbereiche das Defizit aus.<br />

Was ist Ihre persönliche Meinung?<br />

Anstatt eines kostenlosen ÖPNVs würde ich einen<br />

Teil der 40 Millionen dafür verwenden, die<br />

Infrastruktur an sich zu verbessern oder den<br />

Komfort in den Fahrzeugen zu erhöhen. Meines<br />

Erachtens ist es nicht der Ticketpreis, der Menschen<br />

davon abhält, öffentliche Verkehrsmittel<br />

zu benutzen. Eine viel größere Rolle spielen der<br />

Komfort und die Qualität, die sich noch deutlich<br />

verbessern können.<br />

Wie soll das geschehen?<br />

Dafür sind massive Investitionen nötig, in Ticketsysteme,<br />

Abrechnungssysteme,<br />

Echtzeitauskünfte und vieles<br />

mehr. Also letztlich alles, was dazu<br />

führt, dass die Kunden die Mobilität<br />

angeboten bekommen, die sie<br />

brauchen, um auf ihr eigenes Auto<br />

zu verzichten.<br />

Apropos Klimaschutz, wie sieht<br />

die Klimabilanz der SWU aus?<br />

Gut, denn wir sind schon seit mehr als zehn Jahren<br />

im Umwelt- und Klimaschutz tätig. Früher<br />

war das auch Bestandteil unseres Werbeslogans,<br />

heute heben wir vor allem auf Verlässlichkeit ab.<br />

Aber wir setzen unsere Anstrengungen fort. Allein<br />

mit dem Bau der Straßenbahnlinie 2 konnten<br />

wir 11 alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzen,<br />

die mit SWU-Naturstrom betrieben werden.<br />

Das ist eine 100-prozentige CO2-Einsparung.<br />

Über Contracting und effizientere Anlagen<br />

sparen wir ebenfalls Emissionen ein. Wir sind<br />

auf einem guten Weg. Nicht zuletzt auch durch<br />

die erneuerbaren Energien in der Grundversorgung.<br />

Klaus Eder ist seit Juli 2015 Geschäftsführer der Holding der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.<br />

Zur Person<br />

Klaus Eder kam<br />

2015 zu den Stadtwerken<br />

Ulm/Ulm und<br />

war wegen der damals<br />

hohen Verluste<br />

gleich als Krisenmanager<br />

gefragt. Der<br />

45-Jährige Allgäuer<br />

(Blaichach) absolvierte<br />

nach der Fachoberschule<br />

zunächst eine<br />

Lehre als Elektroniker<br />

bei Bosch, studierte<br />

später Elektrotechnik.<br />

Während er beim Versorger<br />

MVV in Mannheim<br />

arbeitete, studierte<br />

er berufsbegleitend<br />

Betriebswirtschaft.<br />

Über die<br />

Stadtwerke Überlingen<br />

und Friedrichshafen,<br />

an deren Fusion<br />

er maßgeblich beteiligt<br />

war, kam er nach<br />

Ulm als Chef der<br />

SWU-Holding. Eder<br />

(verheiratet, drei Kinder<br />

im Alter von 5 bis<br />

10 Jahren) ist begeisterter<br />

Skifahrer, wandert,<br />

fährt Mountainbike<br />

und kocht gerne.


12<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ich bin<br />

ein sehr<br />

großer Fan der<br />

Wasserstoff-<br />

Technik.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Von Januar an stellen wird die gesamte Grundversorgung<br />

im Strom auf erneuerbare Energien um.<br />

Jeder Kunde, der bei uns in der Grundversorgung<br />

ist, wird dann Strom aus Wasserkraft bekommen.<br />

Diesen erzeugen wir nicht komplett selbst, sondern<br />

kaufen ihn über Zertifikate zu. Doch auch das<br />

führt dazu, dass Investitionsmittel für Wasserkraft<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Warum tun Sie das, Sie haben doch auch eine Beteiligung<br />

am Kohle-Kraftwerk Lünen?<br />

Wir sehen das als unseren Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Den Strom aus dem Kraftwerk in Lünen<br />

vermarkten wir anderweitig. Wir sehen den Kohleausstieg<br />

ebenfalls positiv und als Aufgabe für<br />

uns, auch in diesem Kontext die Versorgung sicherzustellen.<br />

Dies wir uns aller Voraussicht nach<br />

auch gelingen.<br />

Zurück zum ÖPNV: Wann fahren Ihre Busse mit<br />

Brennstoffzellen?<br />

Ich bin ein großer Fan der Wasserstoff-Technik.<br />

Mir gefällt die Idee, überschüssige erneuerbare<br />

Energie, die wir vor allem in den nördlichen Bundesländern<br />

haben, in Wasserstoff zwischenspeichern<br />

zu können und diesen dann für Mobilität<br />

oder andere Anwendungen per Brennstoffzelle zu<br />

nutzen. Das ist deutlich sinnvoller als im Schwerlastverkehr<br />

mit Batterien zu fahren, denn die<br />

Fahrzeuge sind zu schwer. Daher sollten beide<br />

Technologien weiterverfolgt werden, um für die<br />

jeweilige Technik die besten Einsatzmöglichkeiten<br />

zu finden.<br />

Woran hapert es?<br />

Bis vor kurzem waren die deutschen Bushersteller<br />

nicht in der Lage, batteriebetriebene Fahrzeuge auf<br />

den Markt zu bringen. Bei der Brennstoffzelle sieht<br />

es leider ähnlich aus. Dennoch gehe ich davon aus,<br />

dass sich irgendwann ein Mix aus beiden Antriebsarten<br />

ergeben wird, in dem Kurzstrecken<br />

mit batteriebetriebenen Autos bewältigt<br />

werden und die Brennstoffzelle im<br />

Schwerlastverkehr und im überregionalen<br />

Verkehr zum Einsatz kommt.<br />

Klaus Eder trimmte die<br />

Stadtwerke auf Effizienz und<br />

führte sie so aus der Krise. Die<br />

Kosten sanken dauerhaft um bis<br />

zu 15 Millionen Euro.<br />

Die SWU hätten doch aber auch die<br />

Möglichkeit, E-Busse an den Haltestellen<br />

zu laden.<br />

Grundsätzlich ja, allerdings stehen die Busse<br />

an den Endhaltestellen nur maximal zehn<br />

Minuten. Diese Zeiten sind als Pausen für die<br />

Fahrer gedacht und können meist nur eingehalten<br />

werden, wenn der Fahrplan funktioniert.<br />

Durch die vielen Störungen im Stadtverkehr<br />

verkürzen sich die Pausen allerdings oft von zehn<br />

auf vier Minuten. Die kurzen Standzeiten würden<br />

nicht ausreichen, um die Busse wieder aufzuladen.<br />

Zum andern ist die Bereitstellung einer solchen<br />

Infrastruktur sehr teuer. Bei unseren zehn Linien<br />

bräuchten wir 20 Ladeeinrichtungen an den Endpunkten<br />

der Linien. Das würde hohe Investitionen<br />

erfordern.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 13<br />

Vor vier Jahren steckten die SWU tief in der Krise<br />

und schrieben hohe Verluste. Wie haben Sie die<br />

Kehrtwende geschafft?<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte haben sich 2015<br />

zusammengesetzt und sich unsere Themen angeschaut.<br />

Daraus haben wir das Programm „SWU<br />

2025“ erstellt.<br />

Mit welchem Ergebnis?<br />

Wir haben zwei Punkte in den Fokus gerückt: Einerseits<br />

stellen wir den Kunden noch stärker in<br />

den Mittelpunkt. Das zweite Hauptaugenmerk lag<br />

auf unserem Image. Wir wollten als verlässlicher<br />

Partner für Menschen in der Region wahrgenommen<br />

werden, der von Energie über Wasser und<br />

Wärme bis hin zur Mobilität alles aus einer Hand<br />

zuverlässig liefert.<br />

Davon werden doch aber die Zahlen nicht besser?<br />

Wir haben uns zudem unsere Prozesse genau angeschaut.<br />

Viele Abläufe hatten sich historisch entwickelt.<br />

Da gab es jede Menge Potenzial, effizienter<br />

zu werden. Wir haben über natürliche Fluktuation<br />

Personal in den Bereichen abgebaut, die überbesetzt<br />

waren. Inzwischen bauen wir wieder Stellen<br />

auf, weil wir für unsere neuen Geschäftsfelder Personal<br />

benötigen.<br />

Wie lief das konkret?<br />

Nehmen Sie unsere Kundenakquise. Bis vor zehn<br />

Jahren sind wir davon ausgegangen, dass die Kunden<br />

irgendwann bei uns vorbeikommen, um sich<br />

ein Strom- oder Gasangebot zu holen. Heute läuft<br />

das zu 90 Prozent über Online-Vergleichsportale.<br />

Die Menschen wollen ein günstiges Angebot – völlig<br />

unabhängig von den Öffnungszeiten eines Anbieters.<br />

Wie haben Sie darauf reagiert?<br />

Wir haben unsere drei gesonderten Kundenzentren<br />

für Netz-, Verkehrs- und Telekommunikationskunden<br />

zu einem zusammengefasst. Das hat<br />

auch die Arbeitswelten der Mitarbeiter verändert.<br />

Unsere Effizienzmaßnahmen haben aber unsere<br />

Kosten dauerhaft um zehn bis 15 Millionen Euro<br />

gesenkt.<br />

Niedrigere Kosten sind bitter nötig, denn die Margen<br />

aus dem Verkauf von Strom und Gas sind deutlich<br />

gesunken?<br />

Keine Frage, der Wettbewerb hat stark zugenommen.<br />

Als Stadtwerk haben wir allerdings den Vorteil,<br />

dass wir verschiedene Sektoren haben. Wir<br />

können beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage<br />

planen, bauen und den daraus entstehenden Strom<br />

Heute läuft das<br />

Neugeschäft<br />

zu 90 Prozent über<br />

Vergleichsportale<br />

im Internet.<br />

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klassisches Design, klare Formen, unaufdringliche Eleganz.<br />

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Der Kabelmesstrupp der<br />

Stadtwerke-Netzgesellschaft<br />

ist im Einsatz. Im<br />

Umspannwerk West in<br />

Ulm-Söflingen rollen die<br />

Techniker Prüfkabel aus,<br />

um Fehler im Stromnetz<br />

genau zu orten.<br />

vermarkten. Es gibt nur wenige Anbieter, die zu<br />

solchen Komplettlösungen in der Lage sind. Außerdem<br />

schaffen wir uns neue Geschäftsfelder,<br />

indem wir einzelne Bereiche koppeln.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Bei unserem Carsharing-Angebot swu2go kombinieren<br />

wir Ladesäulen aus dem Netzgeschäft,<br />

den Stromvertrieb aus der<br />

Energie und das Mobilitätsangebot<br />

aus dem Verkehr. Auf diese Weise<br />

entstehen neue Dienstleistungen<br />

und Produkte, mit denen wir im<br />

kommenden Jahr bereits eine Million<br />

Euro erwirtschaften werden.<br />

Wir koppeln<br />

unsere<br />

Angebote. Das<br />

macht uns flexibler<br />

und effizienter.<br />

Warum ist diese Kopplung von Energieträgern<br />

so wichtig?<br />

Das ist eine neue Phase der Energiewende, diese findet<br />

ja nicht nur im Strombereich statt. Wir brauchen<br />

Lösungen für alle Bereiche der Energie, Wärme oder<br />

eben Strom und Mobilität. Nur wenn wir alle gemeinsam<br />

betrachten, kann die Wende gelingen. Deshalb<br />

freut es mich, dass die SWU verschiedene Sektoren<br />

koppeln können.<br />

Was ist der große Vorteil daran?<br />

Wir haben erst vor kurzem im Ulmer Norden eine<br />

Anlage in Betrieb genommen, die Solarthermie mit<br />

einem Blockheizkraftwerk kombiniert, also Strom<br />

und Wärme gleichzeitig erzeugen<br />

kann. Wir können also entscheiden,<br />

ob wir mit der Anlage überwiegend<br />

Strom oder Wärme produzieren.<br />

Das macht uns flexibler und effizienter.<br />

Warum gewinnen solche Kombinationen<br />

erst jetzt an Bedeutung?<br />

Stadtwerke haben aus der Tradition<br />

heraus sehr stark in Sparten gedacht. Diese agierten<br />

meist relativ autonom. Die Vorgabe für die Verantwortlichen<br />

lautete: Unternehmer im Unternehmen<br />

sein und die eigene Sparte vorantreiben. Daraus ergab<br />

sich eine gewollte Konkurrenzsituation zwischen<br />

den Bereichen.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA<br />

Wie ist das heute?<br />

Heute steht die Kooperation der Unternehmensbereiche<br />

im Vordergrund. Das bedeutet, dass manchmal<br />

eine Sparte etwas zurückstecken muss, damit<br />

eine andere sich entwickeln kann. Aus diesem<br />

Grund haben wir vor vier Jahren auch die Zielvereinbarungen<br />

aller Mitarbeiter vereinheitlicht, die<br />

zentrale Größe für alle ist seither das Konzernergebnis.<br />

Was ist mit Blick auf ihr Programm „SWU 2025“ die<br />

größte Herausforderung bei der Stromerzeugung?<br />

Der Ausbau der erneuerbaren Energien. Nehmen<br />

wir den Kohleausstieg ernst, brauchen wir hier in<br />

der Region dreimal mehr erneuerbare Energien, als<br />

wir derzeit haben. Die SWU als versorgungssicherndes<br />

Unternehmen sieht ihre Aufgabe darin, in<br />

solche Anlagen in der Region zu investieren. Aus<br />

diesen neuen Anlagen werden wir finanzielle Rückflüsse<br />

haben, die Organisation dieser Anlagen und<br />

das Management in den Netzen sind andererseits<br />

die Basis, weitere Dienstleistungen zu entwickeln.<br />

Gibt es überhaupt genügend Standorte, um den Anteil<br />

von erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 zu<br />

verdreifachen?<br />

Schauen Sie sich auf den Dächern in der Region<br />

um. Allein was Photovoltaik betrifft, gibt es noch<br />

ein immenses Potenzial. Und das, obwohl wir in<br />

Ulm bereits einen hohen Anteil an Photovoltaik<br />

haben. Das liegt zum einen an dem früheren Programm<br />

der Solarstiftung, zum anderen an der<br />

EEG-Förderung. An unseren zwei Modellorten<br />

Hittistetten und Einsingen haben wir mehr Photovoltaik-Leistung<br />

in den Netzen, als wir brauchen,<br />

um die Menschen dort zu versorgen – zu Spitzenzeitpunkten<br />

und mengenmäßig sowieso. In Ulm ist<br />

das Potenzial erst ausgeschöpft, wenn alle nutzbaren<br />

Dächer mit Ausnahme des Münsters mit<br />

PV-Anlagen bedeckt sind.<br />

Wie sieht es bei der Windkraft aus?<br />

Da sind die Potenziale schwieriger einzuschätzen.<br />

Das liegt vor allem daran, dass man sich in der Vergangenheit<br />

auf die windstärkeren Regionen im Nor-<br />

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16<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

200 000 Kunden, 5000 Kilometer Netze und 36,8 Millionen Fahrgäste<br />

Mit der neuen Linie 2 haben die SWU Ulm/Neu-Ulm elf alte Dieselbusse durch Straßenbahnen ersetzt.<br />

Foto: Oliver Schulz<br />

Die Wurzeln der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />

gehen auf das Jahr 1853 zurück. Im Jahr 2018<br />

erzielten die SWU mit rund 950 Mitarbeitern<br />

einen Jahresumsatz von 471 Millionen Euro<br />

und einen Gewinn von 3,3 Millionen Euro. Allerdings<br />

sind in den Vorjahren hohe Verluste<br />

aufgelaufen, so dass der Konzernbilanzverlust<br />

immer noch 75,7 Millionen Euro beträgt.<br />

94 Prozent der Anteile hält die Stadt Ulm,<br />

6 Prozent die Stadt Neu-Ulm. Mit ihren<br />

5000 Kilometer langen Netzen betreuen die<br />

Stadtwerke insgesamt rund 200 000 Kunden.<br />

Zum 1. Januar steigt der Preis für eine<br />

Kilowattstunde in der Grundversorgung um<br />

2,51 Cent auf 31,59 Cent brutto.<br />

Die SWU Energie GmbH produzierte im<br />

vergangenen Jahr 371,4 Millionen Kilowattstunden<br />

(kWh) selbst, verkaufte aber rund<br />

1,2 Milliarden kWh . Von der Eigenproduktion<br />

entfielen 55 Prozent auf die Beteiligung am<br />

Kohlekraftwerk Lünen, der Rest unter anderem<br />

auf regionale Wasserkraftanlagen<br />

(21 Prozent). Der Unternehmensbereich<br />

Nahverkehr beförderte 36,8 Millionen Fahrgäste<br />

auf 18 Linien mit einer Gesamtlänge<br />

von 224 Kilometern – in 52 Linienbussen und<br />

22 Straßenbahnen. Der Neubau der Straßenbahnlinie<br />

2 kostete samt Fahrzeugkauf rund<br />

269 Millionen Euro.<br />

Wir helfen<br />

Firmen<br />

dabei, Energie<br />

effizienter zu<br />

nutzen oder<br />

einzusparen.<br />

den Deutschlands konzentriert hat. Bayern und Baden-Württemberg<br />

haben wenig dafür getan, dass<br />

Windkraft-Anlagen entstehen können. Wenn sich<br />

dies in den nächsten Jahren ändert und Hersteller<br />

auch im Süden ein wirtschaftliches Potenzial sehen,<br />

werden sicher auch für Schwachwind-Gebiete effiziente<br />

Anlagen entstehen. Dann werden wir sicher<br />

darüber diskutieren, wo Windkraft-Anlagen in der<br />

Region entstehen können.<br />

Wie verändert sich Ihr Geschäftsmodell generell?<br />

Wir wandeln uns vom reinen Energielieferanten<br />

zum Dienstleister und Ermöglicher für Kommunen<br />

und Gewerbe- und Industriekunden. Ein Beispiel ist<br />

das Energie-Contracting. Das heißt konkret, wir<br />

helfen Unternehmen dabei, Energie effizienter zu<br />

nutzen oder einzusparen und dabei Investitionen in<br />

diese Richtung zu bewerkstelligen. Bei Investitionen<br />

beispielsweisee in neue Heizungsanlagen,<br />

Kraftwärmekopplungsanlagen oder eine neue Beleuchtung<br />

unterstützen wir und setzen diese für die<br />

Unternehmen um.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Es kann passieren, dass die Energiezentrale aus einem<br />

Unternehmen gelöst wird und wir diese übernehmen,<br />

sanieren, neu aufbauen und die benötigte<br />

Energie anschließend effizienter und zu günstigeren<br />

Konditionen bereitstellen. Insbesondere in der<br />

Wärmeerzeugung. Wir können in der Kraftwärmekopplung<br />

Blockheizkraftwerke effizient einsetzen<br />

und die Wärme günstig an den Kunden herausgeben,<br />

indem wir den Strom vermarkten. Der Einsatz<br />

dieser Anlagen wird im Übrigen von unserer Leitstelle<br />

gemanagt, die rund um die Uhr besetzt ist.<br />

Wo sehen Sie noch Perspektiven für die SWU?<br />

Wir bieten Kommunen die Unterstützung bei Quartiersentwicklungen<br />

an. So geschehen unter anderem<br />

beim Projekt „Wohnen am Illerpark“ in Neu-<br />

Ulm. Dort, wo Städte neue Baugebiete ausweisen,<br />

entwickeln wir mit ihnen zusammen ein Konzept<br />

zur Wärme-, Strom- und Mobilitätsversorgung vor<br />

Ort.<br />

Was ist daran besonders?<br />

Früher hat jede Sparte der SWU ihre Leitungen<br />

reingelegt. Heute findet eine ganzheitliche Betrachtung<br />

statt. In Neu-Ulm etwa entsteht eine Wärmeversorgung<br />

per Wärmepumpe, für die wir den Illerkanal<br />

anzapfen, über den wir per Wasserkraft auch<br />

Strom erzeugen. Wir legen Glasfaserkabel bis in die


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 17<br />

Wohnungen und ermöglichen über Straßenlaternen<br />

5G-Internet-Verbindungen und über den Quartierspeicher,<br />

der die PV-Energie aufnimmt, das Nutzen<br />

von Elektromobilität. Ein sehr komplexes System,<br />

welches nur wir als Dienstleister in seiner Gesamtheit<br />

aufbauen und steuern können. Deshalb versuchen<br />

wir mit den Kommunen immer mehr solcher<br />

Zukunftsprojekte zu realisieren.<br />

Gas, Strom, Wasser, Internet: Die SWU verfügt über<br />

einen Schatz von Daten. Wie lassen sich darüber<br />

neue Geschäftsmodelle ableiten?<br />

Gemeinsam mit drei Ulmer IT-Firmen haben wir als<br />

SWU die Citysens GmbH gegründet. Schon allein<br />

diese Tatsache ist eine Premiere in der Stadtwerke-Landschaft:<br />

Ein kommunales Unternehmen geht<br />

eine Verbindung mit IT-Firmen ein. Gemeinsam<br />

wollen wir ausloten, welche neuen Geschäftsmodelle<br />

durch die Digitalisierung möglich sind.<br />

Wie funktioniert das?<br />

Die Intiative „ulm.digital“, die von der Stadt gegründet<br />

wurde und in der die SWU Mitglied sind, hat<br />

ein Niederfrequenz-Funknetzwerk (Lorawan) aufgebaut<br />

und stellt es allen Interessierten kostenlos<br />

zur Verfügung. Es ist ein Netz für das Internet der<br />

Dinge.<br />

Wie nutzen die SWU und Citysens dieses Funknetzwerk?<br />

Es eröffnet uns Möglichkeiten, Bürgern neue<br />

Dienstleistungen anzubieten oder unsere Abläufe<br />

zu optimieren. So lässt sich mit Sensoren und Lorawan<br />

beispielsweise sehr gut zeigen, wo freie Parkplätze<br />

am Straßenrand sind. Ebenso kann man das<br />

Lademanagement für Elektroautos steuern.<br />

Wie geht das?<br />

Denken Sie an Ladesäulen in Parkhäusern. Die Nutzer<br />

können künftig kommen und sagen, bis wann ihr<br />

Auto aufgeladen werden soll und wir organisieren,<br />

dass genügend Leistung zur Verfügung steht und<br />

der Akku zur gewünschten Zeit voll ist. Es wird Leute<br />

geben, die ihr Fahrzeug fünf Tage stehen lassen<br />

aber auch Menschen, die in zwei Stunden 30 Prozent<br />

mehr Ladung in dem Fahrzeug brauchen, um<br />

eine weite Strecke zu bewältigen. Diese Abläufe<br />

versuchen wir mit Daten, Erfahrungen aber auch<br />

mit Sensorik zu organisieren. Mit solchen Modellen<br />

machen wir die Städte zukunftsfähig.<br />

Gibt es weitere Beispiele?<br />

Wir prüfen, wie wir mit Sensorik die Füllstände öffentlicher<br />

Mülleimer messen können. Heutzutage<br />

laufen Müllwerker ihre Strecken ab und agieren auf<br />

Basis von Erfahrungswerten. Wir wollen diesen<br />

Prozess automatisieren. Müllbehälter und beispielsweise<br />

Glascontainer sollen nur noch geleert werden,<br />

wenn die Behälter voll sind.<br />

Mit Hilfe von Sensoren und<br />

eines Funknetzwerkes will<br />

Klaus Eder künftig unter<br />

anderem Ladesäulen für<br />

E-Autos und die Leerung<br />

von Containern besser<br />

steuern.<br />

www.kaelberer-gruppe.de<br />

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Carl-Zeiss-Str. 1-3 • 73079 Süßen<br />

Geyrenwald 6 • 73113 Ottenbach


SWU-Geschäftsführer<br />

Klaus Eder im Gespräch<br />

mit Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter des<br />

<strong>Magazin</strong>s <strong>unternehmen</strong>[!].<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

Unternehmen [!]<br />

Dokumentation:<br />

Ronja Gysin<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

Gibt es schon greifbare Ergebnisse bei Citysens?<br />

Citysens bietet Stadtwerken und Kommunen bundesweit<br />

das Know-how an, wie Lorawan-Netzwerke<br />

entstehen: also wieviel Antennen man benötigt, um<br />

eine Stadt zu versorgen, wie man das organisiert,<br />

welche Hardware und Software nötig ist. Das wird<br />

sehr gut angenommen. Zudem haben wir bei freiwilligen<br />

Kunden 40 Lorawan-Stromzähler in unseren<br />

Netzen.<br />

Welcher Gedanke steckt da dahinter?<br />

Wir wollen in Echtzeit Stromzähler<br />

auslesen, um schneller an die<br />

Daten zu kommen und unsere Prozesse<br />

effizienter zu machen. Ein<br />

anderes Projekt ist noch etwas<br />

greifbarer. Dabei haben wir alle<br />

Menschen gezählt, die über den<br />

Bahnhofssteg gingen, um festzustellen,<br />

ob dieser ausreichend ist<br />

oder vergrößert werden sollte.<br />

Aufgaben dieser Art erfüllen wir mit der Citysens<br />

GmbH und bereiten die Daten so auf, dass sie für<br />

die Städte und Kommunen nutzbar werden.<br />

Wir bieten<br />

unser<br />

Know-how mit<br />

Sensoren anderen<br />

Kommunen an.<br />

Wenn die Auslesung von Stromzählern über Lorawan<br />

möglich ist, welchen Grund gibt es noch für<br />

Smart-Meter, die Zählerwerte speichern, Daten<br />

verarbeiten und versenden?<br />

Die Bundesnetzagentur und die Bundesregierung<br />

sind der Auffassung, dass Smart Meter unterstützend<br />

wirken beim Einsparen und Monitoring vom Stromverbrauch<br />

und haben die Einführung der vergleichsweise<br />

teuren Geräte vereinbart. Das sehen wir eher<br />

kritisch. Allerdings werden wir früher oder später<br />

leider dazu verpflichtet sein, Smart Meter einzubauen.<br />

Warum sehen Sie das kritisch?<br />

Weil wir es mithilfe des Smart Meter nicht schaffen<br />

werden, den Stromverbrauch zu senken.<br />

Schließlich hat auch die Verbrauchsanzeige in<br />

Pkws nicht dazu geführt, dass der Spritverbrauch<br />

gesunken ist. Stattdessen brauchen wir effizientere<br />

Geräte. Auch für die Steuerung<br />

der Netze sind Smart Meter nicht<br />

nötig. In Einsingen und Hittistetten<br />

haben wir gesehen, dass es<br />

ausreicht, wenn wir an bestimmten<br />

Schwerpunkten wie Trafo-Stationen<br />

oder Schaltanlagen in den<br />

Netzen messen und steuern.<br />

Wie groß sind die Sicherheitsrisiken<br />

von Smart Meter?<br />

Die sind nicht so dramatisch, wie es manche darstellen.<br />

Es gibt Gateways, als Übergabestellen, die<br />

als digitale Türen zu den Zählern fungieren. Die<br />

Anforderungen an diese sind höher als an die Software<br />

von Geldautomaten. Allerdings gibt es bisher<br />

nur ein Gateway, das diese hohen Ansprüche erfüllt<br />

und zugelassen ist. Aber selbst, wenn es einem<br />

Hacker gelänge, in ein Smart Meter einzudringen,<br />

könnte er nur wenig Schaden anrichten.<br />

Er könnte momentan nur den Stromverbrauch des<br />

Kunden sehen.


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />

19<br />

Mittelstand finanzieren<br />

in turbulenten Zeiten<br />

Die Märkte sind in Bewegung. Umso wichtiger<br />

ist es für Unternehmer aus dem schwäbischen<br />

Mittelstand, dass sie einen verlässlichen<br />

Partner an ihrer Seite haben. Mit Beratern,<br />

die sie verstehen. Mit Zusagen, auf<br />

die sie auch in turbulenten Zeiten zählen<br />

können. Und mit Finanzierungslösungen,<br />

die genau auf den Bedarf ihres Unternehmens<br />

zugeschnitten sind.<br />

Patchwork auf der Passivseite der Bilanz: Für<br />

die Finanzierungsexperten bei der HypoVereinsbank<br />

Baden-Württemberg Ost ist das<br />

nichts Ungewöhnliches. Oft kommen Unternehmer<br />

zu ihnen, die mit der Finanzierungsstruktur<br />

ihrer Firma nicht mehr zufrieden<br />

sind. Bei manchen Unternehmen hat sich<br />

über die Jahre ein Flickenteppich aus unterschiedlichen<br />

Krediten angesammelt. Das<br />

kann irgendwann zur Belastung werden. Viele<br />

Bedingungen, unterschiedliche Fälligkeiten,<br />

ständig anzupassende Linien, dazu die Reporting-Pflichten<br />

– das alles effizient zu managen,<br />

kostet viel Energie.<br />

„Viele Unternehmen kommen irgendwann an<br />

einen Punkt, an dem sie auch für ihre Finanzierung<br />

eine ganzheitliche Strategie entwickeln<br />

wollen“, sagt Guido Krickl, Leiter des Firmenkundengeschäfts<br />

der HypoVereinsbank<br />

in der Region Baden-Württemberg Ost. Oft<br />

gibt ein äußerer Anlass dafür den Anstoß: ein<br />

Wachstumssprung, eine größere Akquisition<br />

oder die Übergabe an eine neue Generation<br />

zum Beispiel. In solchen Momenten ist es<br />

wichtig, die Finanzierung optimal an die strategischen<br />

Anforderungen der neuen Unternehmensphase<br />

anzupassen. Es lohnt sich jedoch,<br />

bereits zu einem früheren Zeitpunkt<br />

Kontakt mit einer kompetenten Bank aufzunehmen.<br />

Denn Banken sind oft ein guter Sparringspartner.<br />

Die Hausbank kennt das Unternehmen<br />

in der Regel sehr gut, verfügt aber<br />

auch über Erfahrung von anderen Unternehmen<br />

in vergleichbarer Situation.<br />

Verlässliche Partner<br />

Die Entscheidung für eine bestimmte Form<br />

der Finanzierung hat natürlich auch etwas mit<br />

der Größe einer Firma oder dem Grad der Internationalisierung<br />

zu tun. Üblicherweise<br />

folgt auf eine Ansammlung bilateraler Kredite<br />

zunächst die Entscheidung für eine Syndizierung<br />

in einem Konsortialkredit. Dabei werden<br />

mehrere bilaterale Kredite abgelöst durch eine<br />

strukturierte Finanzierungslösung, an der<br />

sich mehrere Banken beteiligen. Der Konsortialkredit<br />

gibt den Unternehmen Sicherheit:<br />

Durch eine feste Laufzeit – in der Regel fünf<br />

Jahre – bietet er ihnen für diesen Zeitraum Finanzierungssicherheit.<br />

Zweitens ist sichergestellt,<br />

dass einzelne Banken innerhalb der vereinbarten<br />

Frist nicht einfach ihr Engagement<br />

zurückfahren können.<br />

Und schließlich drittens: Statt mehrerer Verträge<br />

muss das Unternehmen fortan nur noch<br />

einen klaren Vertrag erfüllen. Der Managementaufwand<br />

reduziert sich dadurch in der Regel<br />

deutlich. Anders gesagt: Das Plus an Sicherheit<br />

wiegt in der Regel den anfänglich etwas<br />

höheren Strukturierungsaufwand mehr als<br />

auf. Schuldscheindarlehen oder gar die Ausgabe<br />

einer Unternehmensanleihe kommen<br />

erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzu, wenn<br />

das Unternehmen eine gewisse Größe erreicht<br />

und professionelle Strukturen im Finanzmanagement<br />

aufgebaut hat. Damit sich<br />

der Aufwand lohnt, sollte das Finanzierungsvolumen<br />

einer Unternehmensanleihe mindestens<br />

200 bis 250 Millionen Euro betragen.<br />

Schuldscheine sind dagegen schon ab einem<br />

Volumen von etwa 20 bis 30 Millionen Euro<br />

möglich.<br />

Vorsprung durch internationale<br />

Marktkompetenz<br />

Bei der Expansion in internationale Märkte<br />

kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Marktkompetenz.<br />

Eine stabile Beziehung zu einer<br />

Bank mit internationaler Erfahrung ist in dieser<br />

Phase oft erfolgsentscheidend. Denn die<br />

Expansion ins Ausland stellt viele Unternehmen<br />

vor große Herausforderungen. Dazu gehören<br />

genaue Kenntnisse über die Eigenheiten<br />

des Marktes ebenso wie die Absicherung<br />

vor Ausfallrisiken und die Organisation von<br />

reibungslosen Prozessen, zum Beispiel im<br />

Zahlungsverkehr.<br />

„Wie auch immer die konkrete Lösung im Einzelfall<br />

aussieht: Die Gelegenheit für eine Neuordnung<br />

der Passivseite ist auf jeden Fall<br />

günstig. Und das nicht nur wegen der zurzeit<br />

niedrigen Refinanzierungskosten“, sagt Guido<br />

Krickl. Mit einer Strukturierung der Passivseite<br />

können Unternehmen ihre Kernbanken<br />

langfristig an sich binden und in verlässliche<br />

Bankbeziehungen investieren. Das nützt am<br />

Ende beiden Seiten. Darüber hinaus zahlt sich<br />

eine Partnerschaft mit einer starken, international<br />

aufgestellten Bank auch langfristig aus.<br />

Mit einer 150-jährigen Tradition im deutschen<br />

Markt begleitet die HypoVereinsbank Unternehmen<br />

vertrauensvoll auf ihrem Weg und<br />

steht ihnen bei vielen ihrer Finanztransaktionen<br />

zur Seite. Dank des voll integrierten Corporate<br />

und Investment Banking profitieren<br />

Unternehmen nicht nur von einem führenden<br />

Produktangebot im Auslandszahlungsverkehr,<br />

dem Währungsgeschäft, der Zinssicherung<br />

oder beispielsweise dem Cash Management,<br />

sondern auch im Kapitalmarktgeschäft<br />

und strukturierten Finanzierungen.<br />

Guido Krickl<br />

Direktor<br />

Leiter Baden-Württemberg Ost<br />

HypoVereinsbank – Unternehmer Bank<br />

Mobil (0172) 8524373<br />

eMail: guido.krickl@unicredit.de<br />

www.hvb.de


20<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Träumer mit<br />

Bodenhaftung<br />

Weihnachtszirkus Eine Saison dauert drei Wochen. Dafür arbeitet<br />

Elmar Kretz das ganze Jahr. Das Porträt eines Idealisten.<br />

Mit dem Weihnachtszirkus hat sich Elmar Kretz einen Kindheitstraum erfüllt.<br />

Wir verdienen<br />

Geld, um Zirkus<br />

zu machen<br />

und nicht anders<br />

herum.<br />

Elmar Kretz<br />

Zirkusdirektor<br />

FOTOS: MARISA MADER<br />

Als kleiner Junge hatte<br />

Elmar Kretz einen<br />

Traum: Zirkusdirektor<br />

werden! Das Problem<br />

war: Seine Eltern führten einen<br />

Gasthof im Westallgäu – weit<br />

weg von Artistik, Akrobatik und<br />

jeder Art von Zirkusleben. Doch<br />

Elmar Kretz gab nicht auf. Nach<br />

einer Ausbildung zum Koch ist<br />

der 40-Jährige heute tatsächlich<br />

das, was er sich als Kind erträumt<br />

hat. Seit zwölf Jahren ist<br />

er Direktor und Veranstalter des<br />

Ravensburger Weihnachtscircus.<br />

Mittlerweile kommen zwischen<br />

Ende <strong>Dezember</strong> und Anfang<br />

Januar rund 40 000 Menschen<br />

zu den 30 Veranstaltungen.<br />

„In den letzten Jahren<br />

haben wir es geschafft, eine große<br />

Vertrauensbasis zu schaffen“,<br />

sagt Elmar Kretz und meint mit<br />

„wir“ die Elmar Kretz Entertainment<br />

GmbH. „Erste Tickets kaufen<br />

die Zuschauer bereits im<br />

März, ohne das Programm genau<br />

zu kennen“, erzählt er. „Wir<br />

haben festgestellt, dass Besucher<br />

eine Fahrt von bis zu hundert<br />

Kilometern auf sich nehmen.“<br />

Rund 60 Prozent der zwischen<br />

18 und 49 Euro teuren Eintrittskarten<br />

gingen schon im<br />

Vorverkauf weg. Zu den Anfangszeiten<br />

seien das nur zehn<br />

Prozent gewesen.<br />

„Wir haben mit verdammt<br />

kleinen Brötchen angefangen.<br />

Die ersten drei Jahre waren<br />

knallhart“, erklärt Elmar Kretz.<br />

„Dafür hatten wir in den letzten<br />

Jahren fast immer vier bis fünf<br />

Prozent Umsatzplus.“ Das sei<br />

ein extrem konstantes und gesundes<br />

Wachstum. Sein Umsatz<br />

liegt im siebenstelligen Bereich.<br />

Der Unterschied zu vielen anderen<br />

in diesem Gewerbe: Kretz<br />

hat keinen familiären Zirkus-Hintergrund.<br />

Aber viel Enthusiasmus.<br />

„Wir verdienen<br />

Geld, um Zirkus zu machen und<br />

nicht anders herum“, sagt er.<br />

„Die Leidenschaft steht für mich<br />

im Vordergrund, nicht der Kommerz.<br />

Ich produziere das, was<br />

mir gefällt, weil ich hoffe, dass<br />

es auch beim Publikum ankommt.“<br />

Wildtiere spielen in den<br />

Shows nur eine untergeordnete<br />

Rolle, auch wenn die Nachfrage<br />

ganz klar da sei. Viel wichtiger<br />

als reine Exotik ist ihm die Qualität:<br />

„Wir verkaufen eine Mischung<br />

aus artistischer Höchstleistung<br />

und Emotionen.“ Elmar<br />

Kretz selbst konzentriert sich<br />

auf seine Pferde. Er hat sich<br />

mittlerweile mit Pferde-Shows<br />

und als Trainer einen Namen gemacht.<br />

Friedhofsgärtner wird Portier<br />

Alle Pferde aus seinen Vorstellungen<br />

gehören ihm selbst. Sie<br />

leben in seiner Allgäuer Heimat<br />

und werden dort von ihm fast<br />

täglich mehrere Stunden lang<br />

trainiert. Außerdem kümmert<br />

sich eine Vollzeitangestellte um<br />

die Tiere. Zwei Teilzeit-Angestellte<br />

unterstützen Elmar Kretz<br />

bei Pressearbeit und Marketing.<br />

Erst zur Zirkuszeit wächst<br />

das Team auf rund 50 Personen<br />

an. Das besondere daran ist,<br />

dass viele Helfer unterm Jahr<br />

ganz normalen Berufen nachgehen<br />

und nur im <strong>Dezember</strong> Zirkusluft<br />

schnuppern. Dafür aber<br />

alle Jahre wieder. Peter Deck begrüßt<br />

zum Beispiel seit Beginn


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 21<br />

Ein Modell des Zelts hat Kretz digital auf seinem Tablet.<br />

Wenige Wochen im Jahr steht das Zelt, die meiste Zeit ist es eingelagert.<br />

Sobald wir<br />

plakatiert<br />

haben, geht der<br />

Ticketverkauf<br />

steil nach oben.<br />

an die Zirkus-Besucher in seiner<br />

Funktion als Portier – ist<br />

aber sonst als Friedhofsgärtner<br />

tätig.<br />

Rund 2,50 Euro beträgt das<br />

Marketing-Budget pro Besucher.<br />

Online-Werbung macht Elmar<br />

Kretz, „weil es dazu gehört“ – einen<br />

spürbaren Erfolg kann er<br />

dadurch nicht erkennen. Ganz<br />

anders bei der Plakatierung:<br />

„Sobald wir plakatiert haben,<br />

geht der Ticketverkauf steil<br />

nach oben.“<br />

Doch diese Werbeform ist<br />

mühsam. Tausende der Plakate<br />

hängen in der Region. Viele<br />

davon an Privathäusern. Das bedeutet:<br />

hinfahren, klingeln, anfragen,<br />

Plakat aufhängen – und<br />

auch wieder abhängen. Das ist<br />

zwar aufwendig, aber Elmar<br />

Kretz sagt: „Bei uns in der Zirkuswelt<br />

gilt: Geht nicht gibt‘s<br />

nicht!“<br />

Vergleichbar mit Oktoberfest<br />

Das Zelt gehört dem Zirkusdirektor<br />

selbst. Im vergangenen<br />

Jahr ließ Kretz es für rund<br />

1 Do., 06.02.2020<br />

Thomas Baschab<br />

Mentalkraft<br />

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für Abonnenten der<br />

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Seien Sie dabei, wenn die gefragtesten Top-Experten Deutschlands erneut zu Gast in Ulm sind.<br />

2 Do., 05.03.2020<br />

Leander Govinda<br />

Greitemann<br />

Perspektivenwechsel<br />

3 Do., 02.04.2020<br />

Eric Standop<br />

Gesichtssprache<br />

4 Do., 28.05.2020<br />

Eva Ullmann<br />

Humorfaktor<br />

5 Do., 10.09.2020<br />

Laura Kellermann<br />

Leichtigkeit<br />

6 Do., 08.10.2020<br />

Paul Johannes<br />

Baumgartner<br />

Begeisterungsfähigkeit<br />

Veranstaltungsort:<br />

Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm<br />

Jeweils von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Sponsorpartner:<br />

7 Do., 12.11.2020<br />

Dr. Marco Freiherr<br />

von Münchhausen<br />

Selbstmotivation<br />

Preise: Einzelkarte 49,– €* | 59,– € || 8er Abo 343,– €* | 413,– €<br />

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SPRECHERHAUS® | +49 2561 9792888 | www.sprecherhaus-shop.de oder unter www.südwestimpuls.de<br />

8 Do., 17.12.2020<br />

Dr. Henning Beck<br />

Ideenreichtum


22<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vom Reitplatz zur Gastronomie<br />

Das Jahr über trainiert Kretz mit seinen Pferden für die Auftritte beim Weihnachtszirkus.<br />

FOTO: MARESA MADER<br />

Im kommenden Jahr übernimmt Elmar<br />

Kretz den Gasthof Adler seiner Eltern in<br />

Oberreute im Allgäu zwischen Lindenberg<br />

und Oberstaufen. Kretz hat große Pläne und<br />

will aus dem Gasthof, der seit 1864 im Familienbesitz<br />

ist, ein neues Familien-Freizeitziel<br />

machen: mit einer Arena für kommentierte<br />

Pferdetrainings, Spielplatz mit großer Rutsche,<br />

Indoor-Kletterparcour, Markt- oder<br />

Manufakturhalle und Gastronomie. Angedacht<br />

ist ein „Pay by Ride“-Modell ohne generellen<br />

Eintritt. Bezahlt wird nur, was genutzt<br />

wird. Wichtig ist Elmar Kretz, dass es<br />

für Familien erschwinglich bleibt.<br />

Der Ravensburger Weihnachtscircus<br />

startet am 21. <strong>Dezember</strong> in seine zwölfte<br />

Saison mit neuem Programm. Der 40-Jährige<br />

selbst tritt bereits seit 16 Jahren in der<br />

Manege auf. Zwischenzeitlich produzierte<br />

der gebürtige Allgäuer auch eine eigene Dinner-Varieté-Show.<br />

100 000 Euro runderneuern. Es lagert<br />

in einer Halle und wird in seltenen<br />

Fällen für Großveranstaltungen<br />

vermietet. Das Equipment für<br />

Sound und Licht wird jedes Jahr angemietet.<br />

Die Gagen der Künstler, Abgaben<br />

an die Künstlersozialkasse, Kosten<br />

für Visa, Flüge und Hotels, Tierfutter<br />

und so weiter – da kommt einiges<br />

zusammen. Beeinträchtigungen<br />

gibt es manchmal auch von Seiten,<br />

von denen man sie auf den ersten<br />

Blick nicht vermutet: Die Terroranschläge<br />

in Paris im November 2015<br />

haben dem Weihnachtszirkus beispielsweise<br />

ein Minus von rund<br />

zehn Prozent beschert.<br />

Wir haben nur<br />

rund drei Wochen<br />

Zeit, um unseren<br />

Jahresumsatz zu<br />

machen.<br />

Das ist ärgerlich, denn finanziell<br />

gesehen hat der Weihnachtszirkus<br />

ein großes Ziel: „Wir haben nur<br />

rund drei Wochen Zeit, um unseren<br />

Jahresumsatz zu machen“, sagt Elmar<br />

Kretz. „Das ist vergleichbar mit<br />

einem Festzelt auf dem Oktoberfest.<br />

Auch da ist ähnlich wenig Zeit, um<br />

den Hauptjahresumsatz zu generieren.“<br />

Er könne mehr erwirtschaften,<br />

wenn er rein finanziell dächte, sagt<br />

er. So besteht zum Beispiel sein Orchester<br />

aus 14 Musikern. Wären es<br />

nur neun, würden die Zuschauer den<br />

Unterschied kaum merken – aber<br />

der Direktor! „Ich bin eben ein Träumer,<br />

der mit den Füßen auf dem Boden<br />

steht.“ [!] <br />

Julia Rizzolo<br />

Zur Person<br />

Elmar Kretz ist als<br />

ältester Sohn einer<br />

Land- und Gastwirtsfamilie<br />

im Allgäu<br />

aufgewachsen.<br />

Nach Tätigkeiten in<br />

der Gastronomie,<br />

präsentierte er mit<br />

24 seine erste Darbietung<br />

mit Pferden.


<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />

Vetter setzt<br />

auf Roboter<br />

Automatisierung Die Vetter<br />

Pharma International GmbH<br />

aus Ravensburg setzt in Zukunft<br />

verstärkt auf kollaboratives Arbeiten<br />

zwischen Mensch und<br />

Maschine. Bei Vetter unterstützt<br />

der kollaborative Zweiarmroboter<br />

YuMi seit 2018 automatisierte<br />

Vorgänge im Bereich Sekundärverpackung.<br />

Nun sollen zwei<br />

weitere dieser Art angeschafft<br />

werden. Das Familien<strong>unternehmen</strong><br />

Vetter ist internationaler<br />

Spezialist in der Fertigung von<br />

vorgefüllten Injektionssystemen<br />

mit 4600 Mitarbeitern. Der Umsatz<br />

im Jahr 2018 lag bei 595 Millionen<br />

Euro.<br />

Neue Zentrale<br />

geplant<br />

Anlagenbau Die Stadler Anlagenbau<br />

GmbH hat ihre neue<br />

Zentrale in Altshausen in Betrieb<br />

genommen. Allein der dritte<br />

Bauabschnitt des Verwaltungsgebäudes<br />

kostete 7,6 Millionen<br />

Euro. Insgesamt investierte<br />

das Unternehmen hier in<br />

den letzten fünf Jahren 30 Millionen<br />

Euro. Die Stadler Anlagenbau<br />

GmbH ist Spezialist für<br />

die Herstellung von automatisierten<br />

Sortieranlagen für die<br />

Recyclingindustrie. Sie hat über<br />

300 Mitarbeiter und Vertriebsniederlassungen<br />

in mehr als 20<br />

Ländern.<br />

Raiba Aulendorf<br />

erwägt Fusion<br />

Bank Die Aulendorfer Raiffeisenbank<br />

überlegt, mit einer benachbarten<br />

Genossenschaftsbank<br />

zu fusionieren. Es laufen<br />

bereits Sondierungsgespräche.<br />

Eine Abstimmung könnte im<br />

Jahr 2020 erfolgen. Die Niedrigzinspolitik<br />

der Europäischen<br />

Zentralbank schränkt den Zinsüberschuss<br />

und damit die<br />

Haupteinnahmequelle bei Kreditinstituten<br />

enorm ein. Die Genossenschaftsbank<br />

hat rund<br />

1500 Mitglieder. Der Provisionsüberschuss<br />

stieg im Geschäftsjahr<br />

2018 um knapp 60 Prozent<br />

auf 474 000 Euro.<br />

Für die Arbeit auf der ISS trainieren die Astronautinnen am Boden. <br />

Airbus bildet Astronautinnen aus<br />

US-Standort<br />

wird ausgebaut<br />

Biopharma Rentschler aus<br />

Laupheim plant Mitte 2020 einen<br />

500-Liter-Bioreaktor zur<br />

Protein-Gewinnung aus Zellkulturen<br />

in Milford/USA in Betrieb<br />

zu nehmen. Seit rund einem Jahr<br />

ist die Firma dort mit 80 Mitarbeitern<br />

aktiv. Die Rentschler<br />

Biopharma SE ist ein führendes<br />

Dienstleistungs <strong>unternehmen</strong><br />

für Biopharmazeutika mit rund<br />

850 Mitarbeitern.<br />

OSK plant neues<br />

Parkhaus<br />

Erweiterung Das St. Elisabethen-Klinikum<br />

in Ravensburg<br />

soll ein neues Großparkhaus bekommen.<br />

Dies hat der Ravensburger<br />

Kreistag beschlossen.<br />

Die derzeit 765 Parkplätze reichen<br />

nicht aus. Mitte 2020 soll<br />

es detaillierte Planungen dazu<br />

geben. Das Krankenhaus gehört<br />

zum Verbund der Oberschwabenklinik<br />

gGmbH. Das kommunal<br />

getragene Unternehmen versorgt<br />

jährlich mehr als 175 000<br />

Patienten.<br />

11 Millionen Euro<br />

für Milchbauern<br />

Landwirtschaft Freude bei den<br />

Bauern der Omira Oberland<br />

Milchverwertung: Mehr als 97<br />

Prozent ihrer Geschäftsguthaben<br />

sind durch liquide Mittel gedeckt.<br />

Davon sollen nun 11 Millionen<br />

Euro ausbezahlt werden.<br />

Vor zwei Jahren war die Molkerei<br />

für 27 Millionen Euro an die<br />

französische Lactalis-Gruppe<br />

verkauft worden. Aktuell verarbeitet<br />

die Omira-Gruppe mit<br />

Foto: Airbus/Mathias Pikelj<br />

Die beiden Astronautinnen aus Dr. Insa Thiele-Eich<br />

und Dr. Suzanna Randall werden derzeit<br />

unter anderem von Airbus darauf vorbereitet, im<br />

Jahr 2021 zur Internationalen Raumstation ISS zu<br />

fliegen. Das Training findet auch am Airbus-Standort<br />

in Friedrichshafen statt. Dort werden Forschungsanlagen<br />

für die ISS entwickelt. Airbus Defence<br />

and Space ist eine Division des Airbus-Konzerns<br />

– das führende Verteidigungs- und Raumfahrt<strong>unternehmen</strong><br />

Europas. 38 000 Mitarbeiter<br />

sind es weltweit, 2250 davon in Friedrichshafen.<br />

Der Umsatz liegt bei 14 Milliarden Euro.<br />

ihren 550 Mitarbeitern pro Jahr<br />

etwa 822 Millionen Kilo Milch<br />

an den zwei Standorten in Ravensburg<br />

und Neuburg an der<br />

Donau.<br />

ZF kooperiert<br />

mit Start-up<br />

Zulieferer Die ZF Friedrichshafen<br />

AG erweitert ihr Entwicklungsnetzwerk<br />

im Bereich<br />

Künstliche Intelligenz durch<br />

eine Partnerschaft mit den israelischen<br />

Start-up Cognata and<br />

Optimal-Plus. Ziel ist die Weiterentwicklung<br />

der Automatisierung,<br />

um Fahrzeuge sehen,<br />

denken und handeln zu lassen.<br />

Die ZF zählt zu den weltweit<br />

größten Autozulieferern. Sie beschäftigt<br />

146 000 Mitarbeiter an<br />

rund 230 Standorten. Der Umsatz<br />

2018 betrug 36,9 Milliarden<br />

Euro. [!] riz


24<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Null ist<br />

das Ziel<br />

Arbeitsschutz Die Zahl der Unfälle in<br />

Betrieben ist gesunken. Dem Vorstand der<br />

Wieland Werke ist das nicht genug, die<br />

Sicherheit der Mitarbeiter ist Chefsache.<br />

Jeder einzelne<br />

Arbeitsunfall<br />

hat auch eine<br />

persönliche<br />

Komponente<br />

Stefan Delacher<br />

Sicherheitsingenieur bei Wieland<br />

Präzisionsarbeit: Im Walzwerk wird das Kupfer so lange bearbeitet, bis es nur wenige Millimeter dick ist.<br />

Stefan Delacher nimmt<br />

seinen Job ernst. Wie<br />

ernst, das zeigt sich an<br />

vermeintlichen Kleinigkeiten.<br />

Etwa an einer Treppe.<br />

„Bitte benutzen Sie den<br />

Handlauf“, sagt er. „Es ist den<br />

allerwenigsten bekannt, aber in<br />

Deutschland passieren die meisten<br />

tödlichen Unfälle durch<br />

Treppenstürze.“ Deswegen wird<br />

Delacher nicht müde, die Mitarbeiter<br />

bei Wieland darauf hinzuweisen.<br />

„Wenn jemand nicht<br />

den Handlauf benutzt, spreche<br />

ich ihn darauf an. Egal ob Präsident<br />

oder Schichtarbeiter.“<br />

Das gehört zu seinem Job.<br />

Der 36-Jährige ist bei der Ulmer<br />

Wieland-Werke AG für die Sicherheit<br />

zuständig. Mehr noch,<br />

er verkörpert sie. Wenn er auf<br />

dem Werksgelände in Vöhringen<br />

unterwegs ist, trägt er eine<br />

hellgelbe Jacke mit der Aufschrift:<br />

„saftey at work“. „Wir<br />

haben den Slogan selber ausgewählt“,<br />

sagt der Ingenieur stolz.<br />

Warum Wieland so einen wie<br />

Delacher braucht, ist leicht zu<br />

verstehen. Man muss nur das<br />

Portfolio der Firma anschauen.<br />

Smartphones, Schlüssel, Wasserhähne<br />

– in all diesen Alltagsgegenständen<br />

stecken Produkte<br />

von Wieland. Der Grund: Das<br />

Unternehmen ist Europas größter<br />

Kupferverarbeiter, stellt die<br />

Rohfassung des begehrten Metalls<br />

her. Damit ist Wieland<br />

überaus erfolgreich. Fünf Milliarden<br />

Euro Umsatz, 90 Standorte<br />

weltweit, 9000 Mitarbeiter.<br />

„Wir sind nicht perfekt“<br />

Der Wohlstand der Firma zeigt<br />

sich in Vöhringen. In der Stadt<br />

im Landkreis Neu-Ulm steht<br />

eine riesige Fabrik. Mehr als<br />

zwei Kilometer lang, eine Gesamtfläche<br />

von 73 Fußballfeldern,<br />

2500 Arbeiter. Entsprechend<br />

lebhaft geht es zu. Zugmaschinen,<br />

Transporter und Gabelstapler<br />

fahren zwischen den<br />

Produktionshallen. Die Arbeiter<br />

geben Gas, halten an, biegen ab.<br />

Mittendrin im Fahrzeug-Dschungel:<br />

Fußgänger.<br />

Delacher ist an diesem kalten<br />

Morgen einer von ihnen. „Ganz<br />

wichtig: Immer rechts laufen<br />

und Blickkontakt mit dem Fahrer<br />

suchen“, erklärt er. Es sind<br />

diese kleinen Rituale, auf die der<br />

36-Jährige großen Wert legt – er<br />

will jedes Risiko minimieren.<br />

Auch wenn es noch so gering erscheint.<br />

„Jeder Unfall hat eine<br />

persönliche Komponente“, sagt<br />

Delacher. „Ich bin vor kurzem<br />

Vater geworden. Würde mir etwas<br />

bei der Arbeit passieren,<br />

hätte das Auswirkungen für meine<br />

ganze Familie.“


<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 25<br />

Trotzdem weiß Delacher,<br />

dass er noch nicht am Ziel ist.<br />

„Wir sind nicht perfekt“, sagt er.<br />

Denn Fakt ist: In der Unternehmensgruppe<br />

passiert im Schnitt<br />

ein Unfall pro Woche. Fakt ist<br />

aber auch: Die Vorfälle werden<br />

seltener. Allein in den vergangenen<br />

drei Jahren hat sich die<br />

Zahl fast halbiert. Woran liegt<br />

das? Ulrich Altstetter muss es<br />

wissen. Der Mann, groß, silbernes<br />

Haar, freundliches Lächeln,<br />

ist Technischer Vorstand der<br />

Wieland-Gruppe – und damit<br />

der oberste Sicherheitschef.<br />

Spricht man<br />

ihn auf das<br />

Thema an,<br />

wird er ernst:<br />

„Wir akzeptieren<br />

keine unsicheren<br />

Handlungen“,<br />

sagt<br />

Sicherheit<br />

kommt vor<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Ulrich Altstetter<br />

Vorstandsmitglied für Technik<br />

er bestimmt.<br />

Und, um es<br />

noch deutlicher zu machen: „Sicherheit<br />

kommt bei uns vor<br />

Wirtschaftlichkeit.“ Die Wieland-Führung<br />

hat daher eine<br />

Absichtserklärung unterzeichnet.<br />

Der erste Satz: „Arbeitssicherheit<br />

hat die höchste Priorität<br />

und wird mit höchster Konsequenz<br />

eingefordert.“<br />

Diese Maxime hat auf alle Bereiche<br />

Auswirkungen. Das verdeutlichen<br />

auch die gläsernen<br />

Behälter, die in jeder Produktionshalle<br />

stehen. Darin sind Ohrenschützer.<br />

Die sind in der Produktion<br />

Pflicht. Genau wie<br />

Schutzbrille und Sicherheitsschuhe.<br />

Auch im Vöhringer<br />

Walzwerk. Dort hängt neben der<br />

Eingangstüre ein unscheinbares<br />

Plakat. Es zeigt den Leiter des<br />

Werkes, der die vorgeschriebene<br />

Schutzkleidung trägt.<br />

Führungskräfte als Vorbilder<br />

Welchen Nutzen das Plakat hat,<br />

ist zu hinterfragen. Vermutlich<br />

laufen viele der Arbeiter daran<br />

vorbei, ohne sich etwas zu denken.<br />

Trotzdem ist das Plakat für<br />

Altstetter<br />

wichtig. Es<br />

geht ihm um<br />

die Botschaft,<br />

die hinter dem<br />

Foto steckt.<br />

„Wir Führungskräfte<br />

müssen Vorbilder<br />

sein. Wenn<br />

ich in die Fertigung gehe, dann<br />

habe ich Sicherheitskleidung an<br />

und verhalte mich sicher“, sagt<br />

das Vorstandsmitglied. Dieses<br />

Vorbild-Verhalten ist Teil des Sicherheitskonzepts<br />

bei Wieland.<br />

Es wurde 2014 rundum erneuert.<br />

Der Plan: Die Mitarbeiter so<br />

zu sensibilisieren, dass sie sich<br />

selber für ihre Sicherheit verantwortlich<br />

fühlen. Aber wie kann<br />

das gelingen? „Man muss die<br />

Mitarbeiter emotional erreichen“,<br />

sagt Altstetter. Zum Bei-<br />

Oben: SWP-Redaktionsmitglied Chris Kern (li.) im Betrieb mit<br />

Sicherheitsingenieur Stefan Delacher (Mitte) und Schichtführer<br />

Johann Mautsch vor einer Walze – und unten im Gespräch mit<br />

Wieland-Vorstandsmitglied Ulrich Altstetter. Fotos: Marc Hörger


26<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

spiel mit Workshops. Ingenieur Delacher<br />

entwickelte einen eintägigen<br />

Sicherheitsparcours, der den Mitarbeitern<br />

die Arbeitsrisiken für Hände<br />

und Finger vor Augen führte.<br />

„Das ist ein anderes Schulungsmedium.<br />

Man sitzt nicht in einem<br />

Raum und hat eine Frontalpräsentation,<br />

sondern macht was mit den<br />

Händen“, sagt Delacher. Das Ergebnis:<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

gab es elf Handverletzungen. 2017<br />

waren es noch 39 gewesen. Kein<br />

Wunder, dass Delacher bereits den<br />

zweiten Parcours zum Thema stolpern<br />

und stürzen plant.<br />

Sicher, aber teuer<br />

Prävention statt Reaktion – so lautet<br />

der Plan des Unternehmens. Es<br />

ist Delachers Aufgabe, ihn in die Tat<br />

umzusetzen. Der Sicherheitsingenieur<br />

arbeitet seit Anfang 2018 in<br />

Vöhringen, hat mit seinem Chef Stephan<br />

Schuster zahlreiche Innovationen<br />

durchgesetzt. Die Gabelstabler<br />

haben ein Kamerasystem, das Personen<br />

erkennt und bei Gefahr automatisch<br />

abbremst. Die Mitarbeiter<br />

der Gießerei bekommen Anfang<br />

2020 neue Kleidung aus einem<br />

Spezialstoff, der extrem schwer entflammbar<br />

ist.<br />

Auch Johann Mautsch profitiert<br />

von Delacher. Der Mann mit sympathisch-schwäbischem<br />

Dialekt ist<br />

Schichtführer in der Stückblech-Produktion.<br />

Stolz steht er neben<br />

der neuesten Erfindung in der<br />

Produktionshalle: der Walze 59.<br />

Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis<br />

sie fertig war. Kosten: gut eine Millionen<br />

Euro. Die Maschine legt die<br />

Bleche eigenständig aufs Band, die<br />

dann gewalzt werden. Früher muss-<br />

Zur Person<br />

Ulrich Altstetter,<br />

Jahrgang 1958, arbeitet<br />

seit 41 Jahren bei<br />

Wieland. Mit einem<br />

Studium an der Berufsakademie<br />

startete<br />

er seine Laufbahn.<br />

Er arbeitete<br />

als Konstrukteur und<br />

Instandhaltungsingenieur,<br />

bevor er<br />

Führungsaufgaben<br />

übernahm und Karriere<br />

machte. Seit<br />

dem Jahr 2012 ist<br />

Altstetter Mitglied<br />

des Vorstands und<br />

verantwortet die Bereiche<br />

Technik und<br />

Produktion.<br />

ten die Arbeiter das selbst machen.<br />

„Griff man in den falschen Spalt,<br />

waren die Finger weg“, sagt<br />

Mautsch. „Bei so einem Unfall ist<br />

jeder betroffen.“<br />

Solche Momente gab es bei Wieland<br />

immer wieder. Mitarbeiter verletzten<br />

sich schwer, in wenigen Fällen<br />

sogar tödlich. Das hat einerseits<br />

mit den Arbeitsbedingungen zu tun.<br />

Hohe Temperaturen, Säure, Brandgefahr<br />

– mit diesen Risiken müssen<br />

die Beschäftigten in den Kupfer-Gießereien<br />

und Walzwerken klarkommen.<br />

Andererseits räumt Altstetter<br />

ein, dass das Thema in der Vergangenheit<br />

nicht konsequent genug angegangen<br />

wurde.<br />

Das hat sich geändert. Bei jeder<br />

Besprechung ist Arbeitssicherheit<br />

Thema Nummer eins. „Sicherheit ist<br />

eine Kultur. Und es dauert, die Kultur<br />

zu etablieren“, sagt Delacher.<br />

Was den Prozess beschleunigt:<br />

Kommunikation, Kommunikation,<br />

Kommunikation. Delacher tauscht<br />

sich daher regelmäßig mit Kollegen<br />

aus. Er gibt Ratschläge, fragt um Rat.<br />

Bei internen Gesprächen und Meetings<br />

mit anderen Firmen. „Wir wollen<br />

den Honig aus den Sicherheitskonzepten<br />

der Besten saugen“, sagt<br />

sein Vorgesetzter Schuster.<br />

Kooperation mit der Konkurrenz<br />

Dass man dafür konkurrierenden<br />

Firmen einen Einblick in das eigene<br />

Sicherheitskonzept gewährt, stört<br />

Altstetter nicht. „Es darf in Sachen<br />

Arbeitsschutz keinen Wettbewerb<br />

geben.“ Schließlich profitieren alle.<br />

Auch Wieland. „Die Orientierung an<br />

guten Unternehmen hat uns einen<br />

deutlichen Schritt vorangebracht“,<br />

sagt Altstetter. Jetzt ist Wieland das<br />

gute Unternehmen. In der Metall-Branche<br />

gehört die Firma zu den<br />

besten, was die Unfallzahlen angeht.<br />

Dennoch sagt Altstetter: „Wir sind<br />

noch nicht zufrieden.“<br />

Noch passierten zu viele Unfälle.<br />

Noch gebe es Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Standorten. Damit<br />

sich das ändert, hat Wieland<br />

eine ungewöhnliche Taktik gewählt:<br />

Sicherheitsalarme. Dahinter verbirgt<br />

sich ein DIN-A-4-Blatt mit<br />

gelb-schwarzem Rand. Darauf wird<br />

jeder Unfall penibel dokumentiert.<br />

Das Papier wird digital an alle<br />

Standorte gesendet. „Wenn ein Sicherheitsalarm<br />

übers Netz kommt,<br />

Man muss die<br />

Mitarbeiter<br />

emotional erreichen<br />

Ulrich Altstetter<br />

Wieland-Vorstandsmitglied<br />

verschickt Konzernchef Erwin Mayr<br />

umgehemd eine E-Mail an den zuständigen<br />

Bereich“, sagt Altstetter.<br />

„Wir messen eine Führungskraft<br />

auch an ihren Unfallzahlen.“<br />

Hohe Investitionen, penible Kontrolle,<br />

klare Absprachen – das Ziel<br />

von all diesen Anstrengungen ist<br />

klar. Irgendwann will Wieland unfallfrei<br />

sein. „Ich habe keine Zweifel<br />

daran, dass die Vision möglich ist“,<br />

sagt Altstetter. Dazu gehöre etwas<br />

Glück, extreme Disziplin – und kompetente<br />

Mitarbeiter. Beispielsweise<br />

solche, die ihre Kollegen höflich darauf<br />

hinweisen, beim Treppensteigen<br />

den Handlauf zu benutzen.[!]<br />

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28<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Eventaufbau in großer<br />

Höhe: Auch dabei muss der<br />

Arbeitgeber für den Schutz<br />

seiner Mitarbeiter sorgen.<br />

Foto: A.Punpleng/<br />

Shutterstock.com<br />

Das Personal<br />

schützen<br />

Arbeitsrecht Bei Events müssen neben den<br />

Besuchern auch alle Mitarbeiter sicher sein.<br />

Dafür gibt es klare Regeln.<br />

Woran es<br />

scheitert,<br />

ist manchmal<br />

die Umsetzung<br />

in der Praxis.<br />

Doreen Biskup<br />

Stellvertr. Vorsitzende des VDVO<br />

Fußballspiele in Arenen,<br />

Messen in Hallen, Konferenzen<br />

in Hotels – wer<br />

bei Veranstaltungen wie<br />

diesen an die Sicherheit denkt,<br />

sorgt sich meist um das Wohl<br />

der Besucher. Häufig vergessen<br />

werden all die Mitarbeiter, die<br />

rund um diese Events im Einsatz<br />

sind. Sie sorgen für eben<br />

diesen Schutz der Gäste, planen,<br />

bauen auf und ab, kümmern sich<br />

um das Catering. Auch deren Sicherheit<br />

ist wichtig – und in<br />

Deutschland klar geregelt.<br />

Allgemein beruht der Arbeitsschutz<br />

in Deutschland auf<br />

zwei Säulen: Zum einen erlässt<br />

der Staat Gesetze wie das Arbeitszeit-<br />

oder das Arbeitsschutzgesetz,<br />

zum anderen machen<br />

Berufsgenossenschaften<br />

Vorschriften. Beide gelten auch<br />

für die Event-Branche. Der Arbeitgeber<br />

muss seinen Arbeitnehmern<br />

Arbeitsschutz auf Veranstaltungen<br />

gewähren.<br />

„Durch diese Gesetze bewegen<br />

wir uns in einem sehr engen<br />

Rahmen. Das Einzige, woran es<br />

scheitert, ist manchmal die Umsetzung<br />

in der Praxis“, sagt Doreen<br />

Biskup, die stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende des<br />

Verbandes der Ver anstaltungsorganisatoren<br />

(VDVO). Das zeige<br />

sich auch an den Ergebnissen<br />

einer Studie unter Mitarbeitern<br />

der Meeting- und Veranstaltungsbranche.<br />

Deren Fazit: Der<br />

Arbeitsschutz wird nur unzureichend<br />

eingehalten.<br />

Häufigster Kritikpunkt bei<br />

Events ist die Arbeitszeit – besonders<br />

Projektleiter seien während<br />

der Veranstaltung häufig<br />

tagelang fast durchgehend im<br />

Einsatz und übermüdet, sagt<br />

Biskup. „Klassiker“ seien auch<br />

Beamer, die nur mit Kabelbinder<br />

befestigt sind oder zugestellte<br />

Rettungswege. „Solange<br />

alles gut geht, sind alle glücklich.<br />

Erst wenn etwas passiert,<br />

kommt zum Vorschein, ob ein<br />

Event gut geplant war oder<br />

nicht“, sagt Biskup.<br />

Biskups Rat? „Alle Akteure<br />

wie Veranstalter, Dienstleister,<br />

Teilnehmer und Behörden sollten<br />

in die Planung, Umsetzung<br />

und Nachbereitung der Veranstaltung<br />

involviert werden.“ Ab<br />

5000 Besucherplätzen oder<br />

wenn es die „Art der Veranstaltung“<br />

erfordere, müsse der Betreiber<br />

nach der Muster-Versammlungsstättenverordnung<br />

ein Sicherheitskonzept aufstellen.<br />

Es regelt betriebliche Sicherheitsmaßnahmen<br />

und zum<br />

Beispiel auch, wie viele Rettungskräfte<br />

vor Ort sein müssen.<br />

Gegen Schäden versichern<br />

Während eines Events sollen<br />

neben dem Personal auch die<br />

Besucher sicher sein. Laut dem<br />

Maklerbüro „transparent-beraten.de“<br />

in Berlin haften Veranstalter<br />

voll für Sach- und Personenschäden,<br />

zu denen es auf ihrer<br />

Veranstaltung kommt. Allerdings<br />

nur für solche, die sie<br />

direkt oder indirekt selbst verschulden.<br />

Als Beispiel für einen Unfall<br />

nennt das Berliner Maklerbüro<br />

den Ball eines Schützenvereins:<br />

ein Gast stolpere über ein loses<br />

Kabel und stürze. Habe der<br />

Schützenverein eine Veranstalterhaftpflichtversicherung<br />

abgeschlossen,<br />

zahle die den Personenschaden<br />

bis zur Deckungssumme.<br />

Das gelte aber nur,<br />

wenn der Schaden nicht grob<br />

fahrlässig verursacht wurde –<br />

das Kabel also nicht völlig ungesichert<br />

war.<br />

Allgemein raten die Berliner<br />

Experten besonders bei Events<br />

mit vielen Besuchern zu einem<br />

solchen freiwilligen Versicherungsschutz.<br />

„Im Ernstfall kann<br />

er Sie vor einem großen Schuldenberg<br />

bewahren“, sagt der<br />

Versicherungsmakler Daniel<br />

Kirsten. Die Versicherung übernehme<br />

die Ansprüche Dritter<br />

bei Sach-, Personen- und Vermögensschäden,<br />

die während<br />

des Events und der Auf- und Abbauarbeiten<br />

passieren. [!]<br />

<br />

Luca Stettner


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30<br />

FÜHREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Pia Meier kennt sie kaum<br />

noch: Die Stinkstiefel,<br />

die morgens schon die<br />

Mundwinkel hängen<br />

lassen, an allem Möglichen herummosern<br />

und kontinuierlich<br />

das Betriebsklima versauen.<br />

„Wir haben uns für eine Kultur<br />

der Freude und des Helfens entschieden“,<br />

sagt die Personalchefin<br />

und Prokuristin der Seidel<br />

GmbH & Co. KG.<br />

C-Mitarbeiter nennt sie diese<br />

Kollegen seit sie vor drei Jahren<br />

den Giengener Personalberater<br />

Jörg Knoblauch kennengelernt<br />

hat, der die ABC-Personal-Strategie<br />

für deutsche<br />

Mittelständler entwickelte. „Das<br />

klingt zunächst sehr hart“, gibt<br />

die 51-jährige Personalerin zu.<br />

Sie sagt, dass jeder eine Chance<br />

verdient und auch bekommt.<br />

Doch wenn alle Gespräche und<br />

jegliche Unterstützung nicht<br />

fruchten, dann scheut sie selbst<br />

den Gang vor das Arbeitsgericht<br />

nicht. Denn letztlich gehe es um<br />

das Wohl des Unternehmens<br />

und aller Mitarbeiter.<br />

Machen Sie den<br />

Mitarbeitern<br />

klar, dass sie<br />

ihren Arbeitsplatz<br />

gefährden.<br />

Jörg Knoblauc h<br />

Personalberater<br />

Aktuell schätzt sie den Anteil<br />

der C-Mitarbeiter auf lediglich<br />

zwei, drei Prozent. Im Gegenzug<br />

hat der metallverarbeitende<br />

Mittelständler, der Aluminium-<br />

und Kunststoffverpackungen<br />

für die Kosmetik- und Pharmabranche<br />

herstellt, zweimal<br />

hintereinander das erfolgreichste<br />

Geschäftsjahr hingelegt.<br />

Der Krankenstand<br />

der 300 Produktionsmitarbeiter<br />

liegt bei drei Prozent, während<br />

der Branchenschnitt bei sechs<br />

Prozent liegt. Die Kununu-Bewertung<br />

liegt bei einer guten 4,2<br />

und die Empfehlungsquote bei<br />

ausgezeichneten 96 Prozent.<br />

Jörg Knoblauch hat einen einfachen<br />

Leistungsbeurteilungsbogen<br />

entwickelt, der die<br />

Grundlage für die Einteilung in<br />

Vom Umgang<br />

mit Motzern<br />

Personal Konsequenz in der Beurteilung von<br />

Mitarbeitern zahlt sich für Unternehmen aus.<br />

Dabei hilft das ABC-Modell.<br />

Die Bandbreite von Motivation und<br />

Leistungsnachweis der Mitarbeiter<br />

variiert in jedem Unternehmen. Die<br />

Frage ist nur, wie die Verantwortlichen<br />

mit der Situation umgehen.<br />

Montage: Max Meschkowski<br />

Illus: stickerama/Shutterstock.com<br />

A-, B- und C-Mitarbeiter darstellt.<br />

Während A-Mitarbeiter<br />

Freude an der Arbeit haben und<br />

mitdenken, laufen B-Mitarbeiter<br />

eher unauffällig mit. Richtig<br />

kritisch sind C-Mitarbeiter, die<br />

den Laden ausbremsen. Knoblauch<br />

verwendet dieses Schema<br />

sowohl im eigenen Unternehmen<br />

wie in der Beratung.<br />

Vor dem jährlichen Mitarbeitergespräch<br />

beurteilen Mitarbeiter<br />

und Führungskraft unabhängig<br />

voneinander etwa Fachkenntnisse,<br />

Einsatzbereitschaft,<br />

Arbeitstempo und -qualität oder<br />

Selbstständigkeit. Über unterschiedliche<br />

Kriterien ergeben<br />

sich dann jeweils Noten von<br />

1 bis 5. Eigen- und Fremdbild<br />

sind eine solide Grundlage<br />

für eine intensive Diskussion.<br />

Ergebnis kann<br />

sein, dass eventuell ein<br />

Positions- und Aufgabenwechsel<br />

hilfreich ist oder<br />

eine Weiterbildung. Doch<br />

manchmal werden Mitarbeiter<br />

auch durch ihre Chefs an ihrer<br />

Entfaltung behindert, weil sie<br />

mehr Freiraum benötigen oder<br />

ihnen zu wenig zugetraut wird.<br />

C-Mitarbeiter zerstören Firma<br />

Ziel der ABC-Strategie ist die<br />

Verteilung 80–20–0. „Unternehmer<br />

sagen oft: Das ist aufgrund<br />

des Fachkräftemangels unmöglich“,<br />

so der Tempus-Geschäftsführer<br />

Knoblauch. In Deutschland<br />

gelten C-Mitarbeiter als<br />

heißes Eisen. Es sei unmenschlich<br />

oder gar unfair, klar mit ihrer<br />

schlechten Leistung umzugehen.<br />

Doch das Gegenteil ist<br />

der Fall, findet der Personal-Berater:<br />

C-Mitarbeiter zerstören<br />

die Firma. Sie verderben das Betriebsklima,<br />

weil sie viel motzen<br />

und die engagierten Mitarbeiter<br />

für sie mitarbeiten müssen.<br />

Das sei nicht fair, findet der<br />

christlich geprägte Unternehmer:<br />

Firma und Kollegen werden<br />

ausgenutzt. Schlimmer: Das<br />

machen A-Mitarbeiter eine Weile<br />

mit, aber irgendwann sind sie<br />

frustriert, dass dieses Verhalten<br />

keine Konsequenzen hat und<br />

verlassen schlussendlich das<br />

Unternehmen.<br />

Wenn ein C-Mitarbeiter eine<br />

ruhige Kugel schiebt, fordert<br />

Jörg Knoblauch Klarheit und


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

FÜHREN<br />

31<br />

Transparenz: „Sagen Sie Ihren Mitarbeitern,<br />

wo sie stehen, wie Sie sie<br />

einschätzen und dass sie als C-Mitarbeiter<br />

ihren Arbeitsplatz gefährden.“<br />

Doch: Schlechte Leistung<br />

muss zunächst benannt werden, so<br />

der Inhaber des Unternehmens mit<br />

50 Mitarbeitern.<br />

Im Mitarbeitergespräch<br />

ist es<br />

wichtig, festzustellen,<br />

ob ein<br />

C-Mitarbeiter<br />

nicht kann oder<br />

nicht will. Im<br />

ersten Fall muss<br />

er eine Chance<br />

bekommen, zumindest<br />

B zu<br />

Vor allem Herz<br />

und Seele<br />

werden im Zuge der<br />

Digitalisierung den<br />

Unterschied machen.<br />

Pia Meier<br />

Seidel-Personalchefin<br />

werden. Im zweiten Fall – jemand<br />

will nicht – heißt es Trennung ohne<br />

Umschweife. „Wer nicht will, der<br />

gehört nicht in das Unternehmen.“<br />

Pia Meier macht bislang sehr<br />

gute Erfahrungen mit dem Personalfragebogen.<br />

Im Zuge der zunehmenden<br />

Digitalisierung werden vor<br />

allem „Herz und Seele“ den Unterschied<br />

ausmachen, ist sie sich sicher.<br />

Viele Mitarbeiter sind dankbar<br />

für das strukturierte und klare<br />

Feedback, denn es gehe nicht darum,<br />

einen Menschen schlecht zu<br />

machen, sondern<br />

sein Verhalten<br />

zu kritisieren<br />

oder den Aufgaben<br />

anzupassen.<br />

Sie legt Wert<br />

darauf, alle<br />

700 Mitarbeiter<br />

des Unternehmens<br />

mit Namen<br />

zu kennen und<br />

sie mit Handschlag<br />

zu begrüßen, wenn sie sich<br />

treffen: „Die Mitarbeiter“, so Meier,<br />

„nehmen mir ab, dass dies kein<br />

aufgesetztes Verhalten ist, sondern<br />

tatsächlich meiner Wertschätzung<br />

für sie entspringt.“ [!]<br />

<br />

Michael Sudahl<br />

Firmenchefs müssen die Leistung<br />

ihrer Mitarbeiter klar benennen.<br />

Zur Person<br />

Jörg Knoblauch ist<br />

Verfechter der<br />

ABC-Personal-Strategie.<br />

Er absolvierte<br />

ein Ingenieur- und<br />

Betriebswirtschaftsstudium.<br />

Knoblauch<br />

ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter<br />

der Unternehmensberatung<br />

Tempus.<br />

Traumbüro<br />

im Stadtkern.<br />

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32<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Lenker mit<br />

Weitsicht<br />

Mittelstand Die nächste Generation im Blick<br />

denken Familienunternehmer nachhaltig –<br />

ein Grund für ihre Paraderolle hierzulande.<br />

FOTO: INTERIOR DESIGN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Der beste Parkplatz vor<br />

dem Eingang gehört<br />

dem Boss, in der Kantine<br />

gibt es immer donnerstags<br />

das Lieblingsgericht<br />

des Seniorchefs und im Flur vor<br />

dem Sekretariat hängt ein Ölgemälde<br />

des Firmengründers.<br />

Achtung Klischee! Doch jeder<br />

hat eben sein Bild eines typischen<br />

deutschen Familienbetriebs<br />

im Kopf, und damit von<br />

einem hierzulande nicht zu toppenden<br />

Unternehmensmodell.<br />

90 Prozent der deutschen Firmen<br />

sind familienkontrollierte<br />

Unternehmen, die 52 Prozent<br />

der Umsätze erzielen und circa<br />

58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

stellen, so die<br />

Zahlen der Münchner Stiftung<br />

Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Bei den meisten sitzt längst<br />

nicht mehr der Firmengründer<br />

auf dem Chefsessel, sondern die<br />

Söhne, die Töchter oder gar<br />

schon die Enkelkinder. „Grundsätzlich<br />

waren es die politischen<br />

Rahmenbedingungen nach 1950,<br />

die den Mittelstand von Beginn<br />

an besonders positiv begleitet<br />

haben“, erklärt Gerd Stiefel,<br />

Vorsitzender des Clubs der Industrie<br />

Ulm/Neu-Ulm. Damals<br />

habe es zum Beispiel bei Neugründungen<br />

nur einen Bruchteil<br />

der heutigen Bundes- und Landesvorschriften<br />

gegeben. „Die<br />

Banken waren freier in ihrem<br />

Handeln, konnten vor der Einführung<br />

vieler Regularien Neugründungen<br />

und Wachstum des<br />

Mittelstandes sehr einfach und<br />

FOTO: 501ROOM & YSBRAND COSIJN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

pragmatisch unterstützen.“<br />

Für den Geschäftsführer der<br />

Fritz Stiefel GmbH im Neu-Ulmer<br />

Stadtteil Burlafingen, einem<br />

mittelständischen Systemlieferanten<br />

für Produkte und Dienstleistungen<br />

aus dem Bereich Hydraulik<br />

und Pneumatik, hat dieser<br />

Gründerboom einen Namen:<br />

Ludwig Erhard, der Vater der<br />

Sozialen Marktwirtschaft.<br />

Ruf als Erfindernation<br />

Doch was macht das Geschäftsmodell<br />

so erfolgreich? Sind es<br />

gar magische Kräfte? Für Albrecht<br />

von der Hagen besitzen<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> in der Tat<br />

so eine Art Zaubertrank: „Die<br />

Idee, ein Unternehmen an die eigenen<br />

Kinder weitergeben zu<br />

können, verleiht Flügel.“<br />

Die Idee, den<br />

Betrieb an die<br />

Kinder weitergeben<br />

zu können, verleiht<br />

Flügel.<br />

Albrecht von der Hagen<br />

Verband Familienunternehmer<br />

Die Rolle des Firmenchefs hat sich in vielen Familien<strong>unternehmen</strong> geändert. Das Gemälde aber bleibt.


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

VERANTWORTEN<br />

33<br />

Zur Person<br />

Stefan Heidbreder<br />

war nach seinem<br />

Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />

zunächst für<br />

Familienbetriebe tätig.<br />

Seit 2005 ist er<br />

Geschäftsführer der<br />

gemeinnützigen Stiftung<br />

Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Zudem<br />

lehrt er an der TU<br />

München und an der<br />

Zeppelin Universität<br />

Friedrichshafen.<br />

Hinzu komme, dass die meisten<br />

Familienunternehmer so sehr auf<br />

ihre Kunden ausgerichtet sind, dass<br />

die Weiterentwicklung von Produkten<br />

viel schneller geschieht als bei<br />

anderen Unternehmen. „So hat etwa<br />

die Geschäftsführung von familiengelenkten<br />

Weltmarktführern fünfmal<br />

mehr Kundenkontakte als die<br />

Geschäftsführung von börsennotierten<br />

Unternehmen“, sagt der Hauptgeschäftsführer<br />

vom Verband „Die<br />

Familienunternehmer“. Hieraus resultiere<br />

Deutschlands Ruf als Erfindernation.<br />

„All dies passiert übrigens oft fern<br />

von Forschungssubventionen und<br />

Drittmitteln. Familienunternehmer<br />

gehen meist mit ihrem eigenen Kapital<br />

ins Risiko.“ Dadurch seien sie<br />

schneller und wendiger als fremdkapitalisierte<br />

Konzerne. Nach von<br />

der Hagens Worten denken Familienunternehmer<br />

dabei nicht so kurzfristig<br />

in Quartalsberichten wie angestellte<br />

Manager, die immerzu Analysten<br />

begeistern müssen. Weil Familienunternehmer<br />

in Generationen<br />

denken, seien ihre Unternehmensentscheidungen<br />

meist eher langfristig<br />

und nachhaltig orientiert. „Auf<br />

diese Weise prägen sie unsere komplette<br />

Wirtschaftsstruktur.“<br />

Stark in der Krise<br />

Soll heißen: Auf Familien<strong>unternehmen</strong><br />

kann man sich<br />

verlassen, auch<br />

wenn in Deutschland<br />

die Konjunktur<br />

schwächelt.<br />

Denn auch dann<br />

gelten sie in der Bevölkerung<br />

als stabi-<br />

Eher schießen<br />

sie Kapital in<br />

das Unternehmen,<br />

als reflexartig zu<br />

entlassen.<br />

Albrecht von der Hagen<br />

Verband Familienunternehmer<br />

lisierende Wirtschaftskräfte.<br />

Ein Grund sind die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Die übergroße Mehrheit der Bundesbürger<br />

schätzt von der Hagen zufolge<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> als verlässliche<br />

Arbeitgeber mit regionaler<br />

Verwurzelung und guten Arbeitsbedingungen.<br />

„Sie sind bekannt für ihr gesellschaftliches<br />

Engagement. Auch haben<br />

Familienunternehmer in der Regel<br />

einen direkten Bezug zu ihren<br />

Mitarbeitern.“ Diese enge Bindung<br />

zur Belegschaft<br />

führe dazu, dass<br />

diese Unternehmen<br />

Krisenzeiten<br />

besonders gut<br />

überstehen können.<br />

„In der Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise<br />

haben<br />

Familien<strong>unternehmen</strong><br />

beispielsweise<br />

ihre Mitarbeiter<br />

eher gehalten<br />

und von Massenentlassungen<br />

oder gar Standortverlagerungen<br />

ins<br />

Ausland abgesehen.“<br />

Das liege auch<br />

daran, dass Familienbetriebe<br />

den demografischen<br />

Wandel und den Fachkräftemangel<br />

besonders früh zu spüren bekommen,<br />

denn sie sind häufiger in den<br />

Regionen als in den trendigen Metropolen<br />

zu finden. Sie halten daher<br />

eher an Fachkräften fest, auch wenn<br />

es kurzzeitig weniger zu tun gibt.<br />

„Eher schießen sie neues Kapital in<br />

das Unternehmen nach, als reflexartig<br />

sofort zu entlassen.“<br />

FOTO: 501ROOM /SHUTTERSTOCK.COM GEMÄLDE: MAX MESCHKOWSKI<br />

Mehr Beschäftigte<br />

Für Stefan Heidbreder<br />

macht gerade<br />

das Planen auf<br />

lange Sicht Familien<strong>unternehmen</strong><br />

zu<br />

einer festen Größe<br />

im Land. „Während<br />

viele Konzerne im<br />

anonymen Streubesitz<br />

zwangsläufig<br />

der Kurzatmigkeit<br />

der Kapitalmärkte<br />

genügen müssen, meiden Familien<strong>unternehmen</strong><br />

unkalkulierbare Risiken.“,<br />

erklärt der Geschäftsführer<br />

der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Davon profitiere eine ganze Volkswirtschaft.<br />

„Zwischen 2007 und 2016 erhöhten<br />

die 500 größten Familien<strong>unternehmen</strong><br />

ihre Beschäftigung um<br />

23 Prozent während die Vergleichsgruppe<br />

der nicht-familiengeführten<br />

Dax-Konzerne sie nur um 4 Prozent<br />

steigern konnte.“<br />

Gegründet 1907<br />

und seit 1966 in<br />

Göppingen am<br />

Hauptfriedhof.<br />

Derzeit in der<br />

4.+5. Generation<br />

immer für Sie da.<br />

Andreas Lüttig<br />

Steinmetz-<br />

& Steinbildhauermeister<br />

Hohenstaufenstr. 95<br />

73033 Göppingen<br />

Tel.: 0 71 61 / 7 40 48<br />

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www.luettig-grabmale.de


34<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

FOTO: 501ROOM & ELENA BLOKHINA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Die Urform des Wirtschaftens<br />

Der Kupferstich von 1909 zeigt ein Werk der heutigen The Coatinc Company.<br />

Eine Schmiede machte<br />

den Anfang. Die ältesten Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />

die sich<br />

am längsten im Besitz einer<br />

oder mehrerer miteinander<br />

verbundener Familien befinden<br />

und durchgängig wirtschaftsaktiv<br />

waren, sind die 1502 gegründete<br />

The Coatinc Company<br />

Holding GmbH aus Siegen,<br />

Heidbreder sieht durch die regionale<br />

Verwurzelung von inhabergeführten<br />

Betrieben zudem<br />

Vorteile: „Familien<strong>unternehmen</strong><br />

sind an ihren Standorten häufig die<br />

größten Arbeitgeber. Viele Gesellschafterfamilien<br />

sind hier sozial<br />

verwurzelt.“ Das alles trage dazu<br />

bei, dass sich die Mitarbeiter mit<br />

ihrem Arbeitgeber vor Ort identifizieren<br />

und auch auf lange Sicht<br />

verbunden bleiben. „Das hat am<br />

Ende Vorteile für alle: Mitarbeiter,<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> und die ganze<br />

Region“, ist Heidbreder überzeugt.<br />

die William Prym Holding<br />

GmbH (1530) aus Stolberg sowie<br />

die Freiherr von Poschinger<br />

Glasmanufaktur e. K. (1568)<br />

aus Frauenau. Die Namen findet<br />

man in einer Liste, die die<br />

Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />

veröffentlicht hat. Demnach<br />

sind neun der ältesten deutschen<br />

Familien<strong>unternehmen</strong><br />

Anpassung ist alles<br />

Auch Gerd Stiefel sieht<br />

ein nachhaltig geprägtes<br />

Denken und Handeln als<br />

Erfolgsfaktor für mittelständische,<br />

inhabergeführte Betriebe:<br />

„Familien<strong>unternehmen</strong> denken<br />

oftmals langfristiger und sind<br />

durch die kleinere Größe in der Lage<br />

schneller und flexibler auf Veränderungen<br />

im Markt zu reagieren.“ Sehr<br />

große Unternehmen benötigen Stiefels<br />

Ansicht nach hier deutlich mehr<br />

Zeit. Frei nach Charles Darwin: „Es<br />

ist nicht die stärkste Spezies, die<br />

überlebt, auch nicht die intelligen-<br />

bereits seit mehr als 400 Jahren<br />

in Familienhand. „Die Erhebung<br />

zeigt, dass Familien<strong>unternehmen</strong><br />

von jeher ein untrennbarer<br />

Teil unserer Gesellschaft<br />

sind. Im Grunde die Urform des<br />

Wirtschaftens überhaupt“,<br />

sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer<br />

der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Heute brauchen<br />

die Menschen<br />

keinen Ersatzvater<br />

im Unternehmen,<br />

sondern einen Mentor.<br />

Gerd Stiefel<br />

Geschäftsführer Fritz Stiefel GmbH<br />

teste, sondern eher diejenige, die am<br />

ehesten bereit ist, sich anzupassen.“<br />

Für den Neu-Ulmer Unternehmer<br />

muss das jedoch nicht zwingend<br />

in der Region geschehen, in<br />

der das Familien<strong>unternehmen</strong> über<br />

Jahrzehnte gewachsen ist: „Ich kenne<br />

kaum noch ein kleineres, mittelständisches<br />

Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />

das heute nicht in Osteuropa eine<br />

Fertigungs- oder Vertriebsstätte betreibt.<br />

Dazu muss man kein Globalplayer<br />

sein.“<br />

Es treffe nicht mehr zu, dass ein<br />

Unternehmer seine Fachkräfte und<br />

sein technisches Wissen ausschließlich<br />

aus der Region bezieht. Das will<br />

Stiefel auch als Warnung an all die<br />

Kommunalpolitiker verstanden wissen,<br />

die sich nicht vorstellen können,<br />

dass kleine Firmen abwandern<br />

könnten. „Hier sind schon ganze<br />

Wertschöpfungsketten weggebrochen,<br />

weil die Arbeit in Osteuropa<br />

zu 50 Prozent von der EU subventioniert<br />

wird.“<br />

Für Gerd Stiefel sind die alten<br />

Zeiten längst vorbei. Familien<strong>unternehmen</strong><br />

seien nicht nur zunehmend<br />

international unterwegs, sondern<br />

würden zudem auch modern und<br />

nicht mehr wie früher oftmals gutsherrenmäßig<br />

geführt: „Damals war –<br />

etwas flapsig ausgedrückt – der<br />

Seniorchef der Vater des gesamten<br />

Unternehmens und<br />

alle andern waren die Kinder.<br />

Das geht heute nicht<br />

mehr. Heute brauchen die Menschen<br />

keinen Ersatzvater im Unternehmen,<br />

sondern einen guten<br />

Mentor.“<br />

Das Gemälde des einstigen<br />

Firmengründers muss deshalb<br />

noch lange nicht weichen.<br />

[!] <br />

Stefan Loeffler


Anzeige<br />

Kreative Lösungen für die „Letzte Meile“<br />

Attraktivere Innenstädte vs. steigendes Warensendungsvolumen und geforderte Lieferzeitverkürzung<br />

durch E­Commerce und Co.<br />

Obergeschoss. Ganz nebenbei wird so ein<br />

Mehrwert für die Anwohner geschaffen: Sie<br />

können sich ihre Bestellung direkt in solchen<br />

Verteilzentren abholen.<br />

Weiterer Ansatz ist die Untervermietung von<br />

(Lager-)Flächen bestehender Einzelhändler:<br />

Hierdurch werden nicht nur zusätzliche Mieteinnahmen<br />

zur eigenen „Stabilisierung“ generiert,<br />

sondern insbesondere zusätzliche<br />

Kundenfrequenz.<br />

Ist allein eine Lagernutzung denkbar, so können<br />

diese Flächen als sog. ‚Urban Fulfillment<br />

Center‘ eine Zwischenstation auf dem Weg<br />

vom Versandhändler zum Kunden sein. Oder<br />

– eine kleinere Variante - Mikrodepots, in denen<br />

dann lediglich die Sendungen für einen<br />

einzelnen Block gesammelt werden.<br />

In Deutschland spitzt sich die Lage an den<br />

innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten<br />

immer weiter zu. Dies nicht zuletzt aufgrund<br />

des boomenden E-Commerce und<br />

dem deshalb weiter steigenden Lieferverkehr:<br />

Same-Day- oder Same-Hour-Delivery-<br />

Optionen sind mittlerweile gängige Anforderungen<br />

der Konsumenten und das Paketsendungsvolumen<br />

wird weiter steigen.<br />

Als ausgewiesener Spezialist für Gewerbeund<br />

Investmentimmobilien erreichen Objekta<br />

Real Estate Solutions GmbH tagtäglich „ungewöhnliche“<br />

Flächengesuche der Logistikdienst<br />

leister:<br />

Die bislang geläufigen riesigen Logistikhubs<br />

an Autobahnkreuzen können diese Anforderungen<br />

des Endverbrauchers nicht bedienen<br />

– gebraucht werden kleinere, zentral gelegene<br />

Verteilzentren mit schnellem Zugang zu dicht<br />

bevölkerten Stadtlagen; nur eine dementsprechend<br />

schnelle und effiziente „Last-Mile-Logistik“<br />

macht eine Same-Day- und insbesondere<br />

Same-Hour-Belieferung erst möglich.<br />

Aber gerade im verdichteten urbanen Raum<br />

konkurriert der zwingend notwendige zentrale<br />

Logistikstandort mit Büro- und sonstigen<br />

Dienstleistungsflächen und - politisch weitaus<br />

brisanter – der Forderung nach mehr und<br />

bezahlbarem innerstädtischen Wohnraum.<br />

Doch welche Lösungsansätze gibt es hier?<br />

Da für solche Büro- und Wohnnutzungen<br />

Obergeschosse prädestiniert sind, ist der zentrale<br />

Lösungsansatz, nicht mehr genutzte<br />

bzw. ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend<br />

nicht mehr nutzbare Erdgeschoss-Flächen<br />

für die Zwecke der Last-Mile-Logistik<br />

umzuwidmen: Aufgrund weiter steigender Internetbestellungen<br />

stehen immer mehr innerstädtische<br />

Verkaufsflächen leer. Im Normalfall<br />

verfügen diese aufgrund ihrer ursprünglichen<br />

Nutzung auch über entsprechende<br />

Anliefermöglichkeiten. Das bisherige Allheilmittel,<br />

hier Gastronomie unterzubringen,<br />

funktioniert nur in guten Lagen. Doch auch<br />

dieser Markt ist irgendwann gesättigt; zudem<br />

sind solche Lagen für eine City-Logistik<br />

schlichtweg nicht bezahlbar.<br />

Insofern geht es hier um 2er-Lagen abwärts –<br />

und die gibt es immer mehr. Sollte die EG-Fläche<br />

nicht ausreichen, so verfügen diese Geschäfte<br />

in aller Regel über zusätzliche Lagerflächen<br />

im Unter- oder auch in einem<br />

Als Spezialist für Industrie- und Logistikimmobilien<br />

sowie Büro- und Handelsflächen ist<br />

Objekta Real Estate Solutions das Scharnier<br />

gerade zwischen der herkömmlichen Logistik<br />

und dem städtischen Einzelhandel. Michael<br />

Wägerle, Geschäftsführer bei Objekta: „Die<br />

Anforderungen an die Last-Mile-Logistikfläche<br />

unterscheiden sich erheblich von denen<br />

an die klassische Logistikfläche“, erklärt er,<br />

„Eigentlich ist es nicht möglich, abstrakte Anforderungen<br />

zu formulieren, sondern letztendlich<br />

ist jede freie bzw. in Betracht kommende<br />

Fläche zu prüfen, ob bzw. inwieweit<br />

diese für Last-Mile-Logistik-Zwecke in Betracht<br />

kommt. Da die Dienstleister mittlerweile<br />

auch mit Ober- bzw. Untergeschossflächen,<br />

Lastenaufzügen oder gesicherten Parkflächen<br />

zu Recht kommen, ist die Identifizierung<br />

solchermaßen geeigneter Flächen eine spannende<br />

Aufgabe“.<br />

www.objekta­realestate.de


36<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

MONATGE: MAX MESCHJKOWSKI FOTOS: OLEKSANDRUM & FAENKOVA ELENA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Entspannt abhängen<br />

mit Hanf-Kakao<br />

Chill Choc Ein Stuttgarter Start-up hat ein Getränk entwickelt,<br />

das gegen Entzündungen, Krämpfe und Stress helfen soll.<br />

Nach anderthalb Jahres ist es<br />

soweit: 17 Partner von Südamerika<br />

bis Österreich liefern die Rohstoffe<br />

für die erste Charge des Getränks,<br />

das Menschen die Gelassenheit<br />

eines Faultiers verleihen soll.<br />

A„Angefangen hat alles mit<br />

einem Agrarprojekt in Guatemala“,<br />

erinnert sich<br />

Dave Tjiok, CEO und Mitgründer<br />

bei Chill Choc. Als Volontär<br />

für die Initiative „Dein Stück<br />

Erde“ setzte er sich 2016 zusammen<br />

mit seinem Freund Burkhard von Stackelberg<br />

und anderen Umweltschützern<br />

für die Erhaltung von fruchtbaren<br />

Böden ein. Während die Forschungsgruppe<br />

die Wirkweise von<br />

sogenannter Terra Preta untersuchte<br />

– einer fruchtbaren Schwarzerde,<br />

die zum größten Teil aus Pflanzenkohle<br />

und Kompost entsteht – probierten<br />

die Kakao-Fans Trinkschokolade<br />

aus örtlichen Manufakturen.<br />

„Das Geschmackserlebnis hatte wenig<br />

mit dem in Deutschland verbreiteten<br />

Pulver zu tun“, sagt Tjiok.<br />

Nur wenig THC<br />

Die entscheidende Idee, die Chill<br />

Choc von anderen Kakao-Getränken<br />

unterscheidet, kommt den beiden<br />

aber erst ein Jahr später. „Burkhards<br />

Freundin leidet unter der Autoimmunerkrankung<br />

Multiple Sklerose“, erzählt<br />

der Stuttgarter Start-up Gründer.<br />

„Um ihre Muskelkrämpfe zu lindern,<br />

experimentierten wir deshalb<br />

mit Nutzhanf.“<br />

Illegal ist das nicht.<br />

Denn anders als die<br />

zur Herstellung der<br />

weithin bekannten Rauschmittel<br />

Marihuana und Haschisch<br />

genutzte Cannabis-Art enthält<br />

Nutzhanf nur geringste Mengen<br />

des Halluzinogens THC. Wohl aber<br />

den Wirkstoff Cannabidiol (CBD),<br />

der entzündungshemmend, krampflösend<br />

und entspannend wirkt. Tjiok:<br />

„Perfekt also für den Durchschnittsbürger.“<br />

Denn laut einer Studie der Techniker<br />

Krankenkasse fühlt sich jeder<br />

dritte Deutsche regelmäßig gestresst.<br />

Schnell ist den beiden klar, dass sie<br />

ihren heißgeliebten Kakaogeschmack<br />

mit den heilsbringenden Eigenschaften<br />

des Hanfs kombinieren<br />

wollen. Dabei bringt der hohe Kakaogehalt<br />

neben dem typisch schokoladigen<br />

Geschmack einen weiteren<br />

Vorteil. „Der Kakao dient als Trägerstoff<br />

und sorgt dafür, dass das<br />

CBD seine volle Wirkung entfalten<br />

kann.“<br />

Chill Choc, der Anti-Stress-<br />

Drink, ist geboren. Bevor die ersten<br />

fertig abgefüllten Produkttüten auf<br />

dem Tisch stehen, ist es allerdings


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 37<br />

Das Gründungsteam von Chill Choc: (von li.) Dave Tjiok, Laura<br />

Rothgang, Christian Veit, Lena Glässel, Burkhard von Stackelberg.<br />

ein weiter Weg. Neben etlichen<br />

Geschmackstests muss das<br />

braune Pulver unter anderem<br />

auch wissenschaftliche Analysen<br />

verschiedener staatlicher<br />

Labore bestehen und die Freigabe<br />

der Bundesopiumstelle erhalten.<br />

„Wir haben das Rezept gut<br />

100 Mal verändert“, berichtet<br />

der CEO, der hauptverantwortlich<br />

für alle juristischen, strategischen<br />

und organisatorischen<br />

Aufgaben im Social Start-up ist.<br />

65 000 Euro aus eigener Tasche<br />

Nach anderthalb Jahren und<br />

65 000 Euro Investitionen aus<br />

eigener Tasche ist es endlich soweit,<br />

die erste Chill Choc Charge<br />

wird produziert. Inzwischen<br />

liefern 17 Zulieferer etwa aus<br />

Kolumbien, Peru und der Dominikanischen<br />

Republik aber auch<br />

aus Deutschland und Österreich<br />

die hochwertigen Rohstoffe,<br />

welche in Brandenburg nach geheimer<br />

Rezeptur und eigens<br />

entwickelten Verfahren weiterverarbeitet<br />

werden.<br />

„Unser Ziel ist es nach und<br />

nach ausschließlich mit kleinen,<br />

nachhaltigen Kooperativen zusammenzuarbeiten“,<br />

erklärt<br />

Tjiok den für das Start-up Team<br />

wichtigen Umweltaspekt. Teile<br />

der Chill Choc-Erlöse fließen<br />

zudem in Open-Source-Projekte<br />

für den Humusaufbau, Bodenschutz<br />

und die Bildung von<br />

Die richtigen<br />

Partner sind<br />

das A und O. Werte<br />

und Ziele müssen<br />

zusammenpassen.<br />

Dave Tjiok<br />

Mitgründer von Chill Choc<br />

Gründer-Duo<br />

Chill Choc wurde im Juni<br />

2016 von Dave Tjiok und<br />

Burkhard von Stackelberg<br />

gegründet. Seit 2018 bereichern<br />

Christian Veit, Laura<br />

Rothgang und Lena Glässel<br />

als Co-Founder das Gründungsteam.<br />

Das Social<br />

Start-Up produziert ein Kakao-Hanf-Pulver<br />

zur Herstellung<br />

eines entspannenden,<br />

nicht-halluzinogenen<br />

Anti-Stress-Getränks. Chill<br />

Choc ist per Amazon oder<br />

Online-Shop in den Sorten<br />

Original, DoubleChoc, Minze-Verbene,<br />

Chili und seit<br />

neustem „Extra“ mit extra<br />

viel Hanf erhältlich. Bis<br />

2020 soll Chill Choc auch<br />

im Einzelhandel und als<br />

Fertiggetränk verfügbar<br />

sein. Mehr Informationen<br />

unter: www.chillchoc.de<br />

Kleinbauern in Sri Lanka und<br />

Brasilien.<br />

Das Prinzip ist einfach: Gesunde<br />

Böden sorgen für gesunde<br />

Pflanzen, aus denen gesunde<br />

Nahrungsmittel für gesunde<br />

Menschen hergestellt werden.<br />

Nachhaltigkeit, die schmeckt,<br />

wie die Vorbestellungen im<br />

Wert von mehr als 11 000 Euro<br />

durch die Crowdfunding-Kampagne<br />

beweisen. Erste Fans findet<br />

das Entspannungsgetränk<br />

auf Messen, Festivals und durch<br />

die Kampagne. Schnell entsteht<br />

eine Community: In Sportlerkreisen<br />

wird der Hanf-Kakao bereits<br />

als Geheimtipp gegen Muskelkater<br />

und Krämpfe gehandelt,<br />

junge Frauen freuen sich<br />

über die schmackhafte Linderung<br />

von Regelbeschwerden.<br />

„Zu unserer Zielgruppe gehört<br />

jeder, der Kakao mag und ab und<br />

zu Stress hat“, so der Kakao-Netzwerker,<br />

der das Getränk<br />

auch mal spontan im überfüllten<br />

Bahnwagon vorstellt.<br />

Fünf hochmotivierte Gründer<br />

Aus dem einstigen Zwei-Mann-<br />

Betrieb ist inzwischen ein fünfköpfiges<br />

hochmotiviertes Gründer-Team<br />

geworden. „Während<br />

Laura, Lena und Chris sich um<br />

Marketing und Vertrieb kümmern,<br />

können Burkhard und ich<br />

uns auf die Produktentwicklung<br />

konzentrieren“, freut sich der<br />

studierte Maschinenbauer und<br />

Chemiker. Ganz ohne Hilfe geht<br />

es manchmal aber dennoch<br />

nicht. Etwa wenn plötzlich eine<br />

komplette Ladung bestellter Kakao<br />

auf der Reise nach Deutschland<br />

verloren geht.<br />

„Plötzlich mussten wir uns<br />

kurzfristig um Ersatz bemühen,<br />

die Zusatzfinanzierung stemmen<br />

und Rezepturen anpassen.“<br />

Unterstützung und Räumlichkeiten<br />

finden die Jungunternehmer<br />

in solchen Fällen beispielsweise<br />

bei den Coaches des Social<br />

Impact Labs im Stuttgarter<br />

Osten. „Die richtigen Partner<br />

sind das A und O. Werte und<br />

Ziele müssen unbedingt zusammenpassen“,<br />

gibt der Gründer<br />

seine Erfahrung an andere weiter.<br />

Und wenn es doch mal drunter<br />

und drüber geht, hilft eine<br />

Tasse Chill Choc beim Gedanken<br />

ordnen. [!] Ronja Gysin


38<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wohin bloß<br />

mit dem Geld?<br />

Vermögensmanagement Dank der guten<br />

Konjunkturentwicklung und höherer<br />

Finanzpolster treffen auch Mittelständler<br />

die Negativzinsen. Doch es gibt<br />

Ausweichmöglichkeiten – nicht alle<br />

sind sinnvoll.<br />

Die Zinsen in<br />

der Eurozone<br />

werden auch in<br />

den kommenden<br />

Jahren so niedrig bleiben wie<br />

heute – dieser Satz hat Mario<br />

Draghi, ehemaliger Chef der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB)<br />

auf der letzten Pressekonferenz<br />

seiner Amtszeit Ende Oktober<br />

fallen lassen. Er wird nicht nur<br />

institutionellen Investoren und<br />

privaten Anlegern lange Zeit in<br />

den Ohren klingeln. Auch vielen<br />

Mittelständlern bereitet die<br />

ultra-lockere Geldpolitik der<br />

EZB zunehmend Kopfzerbrechen.<br />

Denn die Geschäftsbanken<br />

müssen für die Einlagen, die<br />

sie bei der EZB unterhalten, Negativzinsen<br />

zahlen – zurzeit einen<br />

halben Prozentpunkt. Diese<br />

Kosten geben sie zunehmend<br />

an ihre vermögenden Privatkunden,<br />

aber auch an<br />

Firmenkunden weiter.<br />

Davon betroffen sind nicht<br />

nur Großkonzerne, sondern immer<br />

häufiger auch kleinere und<br />

mittlere Unternehmen (KMU)<br />

in klassischen Industriebereichen.<br />

Dank der positiven Konjunkturentwicklung<br />

der vergangenen<br />

Jahre ist die Eigenkapitalquote<br />

vieler Unternehmen stetig<br />

gestiegen, sagt Volker<br />

Wittberg, Prorektor der Fachhochschule<br />

des Mittelstands<br />

(FHM). Untersuchungen seines<br />

Instituts zufolge verfügt mehr<br />

als die Hälfte des Mittelstands<br />

über ein nennenswertes Finanzpolster.<br />

„Im Durchschnitt beträgt<br />

die freie Liquidität 2,5 Millionen<br />

Euro“, sagt Wittberg.<br />

ILLUSTRATIONEN: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Dieser Zuwachs an Finanzkraft<br />

wird gerade für KMU aber<br />

zum Bumerang. Für höhere Guthaben<br />

auf dem laufenden Konto<br />

– der konkrete Freibetrag variiert<br />

je nach Geldinstitut zwischen<br />

100 000 und 1 Million<br />

Euro – werden die Unternehmen<br />

mit Verwahrentgelten zur<br />

Kasse gebeten. Unter Umständen<br />

sind Firmeneigentümer<br />

gleich doppelt davon betroffen,<br />

wenn sie auch auf ihrem Privatkonto<br />

Reserven vorhalten. Nach<br />

einer aktuellen Commerzbank-Studie<br />

haben 29 Prozent<br />

der deutschen Mittelständler in<br />

Im Durchschnitt<br />

beträgt die<br />

freie Liquidität<br />

der Betriebe 2,5<br />

Millionen Euro.<br />

Volker Wittberg<br />

Prorektor FH Mittelstand<br />

Mini- und Negativzinsen<br />

stehen einem großen<br />

Anlagebedarf der<br />

Unternehmen gegenüber.<br />

den vergangenen zwölf Monaten<br />

Negativzinsen bezahlt.<br />

Zwei grundsätzliche Optionen<br />

„Viele Firmenverantwortliche<br />

stellen sich in dieser paradoxen<br />

Situation, in der Guthabenzinsen<br />

– letztlich aus politischen<br />

Gründen – abgeschafft worden<br />

sind, die Frage, wie sie reagieren<br />

sollen“, sagt Ralph Blankenberg,<br />

Vorstandssprecher der<br />

Volksbank Ulm-Biberach. Erste<br />

Option mit gleichzeitig der<br />

höchsten Rendite ist zweifellos<br />

mit frei verfügbaren Geldern<br />

Kredite zu tilgen. Eine geringe-


<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 39<br />

re Verschuldung senkt die laufenden<br />

Fremdkapitalkosten –<br />

und zwar in Höhe der gesparten<br />

Zinsen. Allerdings: Mit der Ablösung<br />

von Krediten sind diese<br />

Mittel dem laufenden Betrieb<br />

dauerhaft entzogen. Angesichts<br />

der unsicheren Konjunkturaussichten<br />

zögern viele Unternehmen,<br />

ihre finanziellen Reserven<br />

auf diese Weise zu schmälern.<br />

Doch häufig mangelt es Geschäftsführern<br />

und Eigentümern<br />

an einer durchdachten<br />

Anlagestrategie dafür – meist,<br />

weil sie sich mit diesem Thema<br />

bislang nie beschäftigen mussten.<br />

Das ist eines der Ergebnisse<br />

einer aktuellen Umfrage der<br />

Commerzbank zum Anlageverhalten<br />

deutscher Unternehmen.<br />

Befragt wurden 500 Entscheider<br />

in Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />

von mehr als 15 Millionen<br />

Euro. Nach den Worten<br />

von Commerzbank-Manager<br />

Haibt verfolgen die meisten Firmenverantwortlichen<br />

eine Art<br />

Vermeidungsstrategie oder sie<br />

halten es mit dem Prinzip:<br />

Schuster, bleib bei deinen Leisten.<br />

37 Prozent der Befragten legen<br />

laut Haibt freie Mittel in sichere<br />

Anlagen an, 32 Prozent investieren<br />

in den eigenen Betrieb.<br />

Immerhin ein Fünftel<br />

(26 Prozent) erwägt jedoch den<br />

Wechsel der Bank oder die Eröffnung<br />

einer zweiten Bankverbindung<br />

– meist, um dort Gelder<br />

anzulegen.<br />

Termineinlagen stehen dabei<br />

der Umfrage zufolge ganz oben<br />

auf der Liste der bevorzugten<br />

Anlageformen. 41 Prozent der<br />

befragten Firmen parken zumindest<br />

einen Teil ihrer Liquidität<br />

befristet für einen Monat oder<br />

länger auf einem Festgeldkonto.<br />

Der Haken dabei: Die Zinsen für<br />

kurze Laufzeiten liegen im Moment<br />

nur knapp über der Nulllinie.<br />

Dennoch legen nach den<br />

Worten von Haibt die Hälfte der<br />

Unternehmen ihr Geld mit einem<br />

Zeithorizont von bis zu einem<br />

Jahr an. Im Vorjahr seien<br />

noch längerfristige Anlagen im<br />

Vordergrund gestanden, sagt<br />

der Commerzbank-Manager.<br />

Nur wenig Festgeld-Angebote<br />

Viele Banken bieten aber überhaupt<br />

keine Festgeldkonten<br />

mehr an, weil sie mit Geldern<br />

überflutet werden. Die Commerzbank<br />

zum Beispiel arbeitet<br />

daher für ihre Kunden mit dem<br />

Portal Weltsparen.de zusammen.<br />

Dort bieten zum Beispiel<br />

portugiesische, italienische oder<br />

bulgarische Banken Festgeldanlagen<br />

an. Je nach Laufzeit werden<br />

dafür zwischen 0,5 und<br />

1,5 Prozent geboten.<br />

Grundsätzlich gilt: Die Anlagedauer<br />

des Geldes sollte der<br />

Betrieb genau mit seinen laufen-<br />

INDIVIDUELLE<br />

EINRICHTUNGS-<br />

BERATUNG<br />

von<br />

Gestalten Sie mit uns<br />

Ihren persönlichen<br />

Wohntraum<br />

P


40<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

ILLUSTRATION: ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Spezialmodell für günstigere Konditionen<br />

Besseren Zinserträgen nachzujagen, birgt auch deutlich höhere Risiken.<br />

den Liquiditätsanforderungen abgleichen<br />

und daran anpassen. Anders<br />

als beim Giro- oder Tagesgeldkonto<br />

ist eine vorzeitige Verfügung<br />

bei Terminanlagen nicht möglich.<br />

Die Anlagedauer muss daher gut<br />

überlegt sein.<br />

Für Unternehmen, die einen<br />

Teil ihrer Liquidität langfristig<br />

investieren können, haben<br />

einige Kreditinstitute ein<br />

besonderes Modell parat: Die<br />

Firma erwirbt eine oder mehrere<br />

Wohnimmobilien. Diese<br />

Objekte dienen die Unternehmen<br />

unmittelbar der Hausbank<br />

als Sicherheit für die Einräumung<br />

einer Kontokorrentlinie<br />

an. Weil die Banken mit<br />

den – üblicherweise schuldenfreien<br />

– Immobilien eine Sicherheit<br />

an die Hand bekommen<br />

und die Zinsen am Kapitalmarkt<br />

niedrig sind, können<br />

sie diese Linie im Vergleich zu<br />

einem normalen Kontokorrentkredit<br />

zu sehr günstigen<br />

Alternative Geldmarktfonds<br />

„Außerdem sollte beachtet werden,<br />

dass der Einlageschutz in vielen<br />

Ländern nicht so hoch ist wie in<br />

Deutschland. Selbst bei einer Bankenpleite<br />

in einem EU-Land braucht<br />

es erfahrungsgemäß viel Zeit, bis die<br />

Einlagekunden ihr Geld zurückhaben“,<br />

gibt Blankenberg zu bedenken.<br />

„Unternehmensverantwortliche<br />

sollten sich daher fragen, ob dieses<br />

Risiko für ein paar Zehntel Prozentpunkte<br />

wirklich lohnt. Schließlich<br />

müssen sie sicherstellen, dass ihr liquides<br />

Vermögen sicher und verfügbar<br />

ist. Das ist existenzielle Grundlage<br />

ihres Betriebs.“<br />

Firmen, die kein nennenswertes<br />

Auslandsgeschäft haben, empfiehlt<br />

Blankenberg als Alternative ihre<br />

„Bodensatzliquidität“ in Geldmarktfonds<br />

anzulegen. Diese Fonds legen<br />

ihre Mittel am Geldmarkt und in sicheren<br />

Anleihen mit sehr kurzen<br />

Restlaufzeiten an. Das Anlagerisiko<br />

ist dadurch vergleichsweise gering,<br />

Kursverluste aber nicht gänzlich<br />

ausgeschlossen.<br />

Die Anteile können werktäglich<br />

an die Fondsgesellschaft zurückgegeben<br />

und damit zu Geld gemacht<br />

werden.Hohe Renditen sind bei die-<br />

Konditionen anbieten. Der Effekt:<br />

Das Unternehmen hat<br />

seine langfristige Liquidität<br />

untergebracht. Gleichzeitig<br />

verfügt es über eine kostengünstige<br />

Finanzierungsmöglichkeit<br />

und profitiert im Idealfall<br />

noch vom langfristigen<br />

Wertzuwachs der erworbenen<br />

Immobilien.<br />

Zur Person<br />

Ralph Blankenberg<br />

war im Laufe seiner<br />

Karriere unter anderem<br />

für die Landesbank<br />

Baden-Württemberg<br />

und die DZ-<br />

Bank tätig. 2011 kam<br />

er zur Volksbank<br />

Ulm-Biberach, seit<br />

2013 ist er deren Vorstandssprecher.<br />

sem Anlagekonzept derzeit nicht zu<br />

erwarten, aber genauso wie bei einer<br />

Terminanlage umgehen Firmen<br />

mit der Umschichtung von liquiden<br />

Mitteln in ein Fondsinvestment Abgaben<br />

auf hohe Guthabenbestände.<br />

Für Unternehmen mit hohem Exportanteil<br />

bietet sich eine andere<br />

Möglichkeit an. „Wer zum Beispiel<br />

sehr viel Geschäft in Nordamerika<br />

macht, kann überlegen entweder<br />

hier oder vor Ort ein Dollar-Anlagekonto<br />

zu eröffnen und damit von<br />

den höheren US-Zinsen zu profitieren“,<br />

sagt Blankenberg. „Allerdings<br />

kommt eine solche Anlage wirklich<br />

nur dann infrage, wenn die Firma in<br />

dem entsprechenden Währungsraum<br />

auch nennenswertes Geschäft<br />

macht, so dass dort regelmäßig Umsätze<br />

anfallen und Zahlungen zu tätigen<br />

sind. Sonst ist das Währungsrisiko<br />

zu groß.“<br />

Firmenchefs<br />

müssen sich<br />

fragen, ob sich dieses<br />

Risiko für ein paar<br />

Zehntel Prozent lohnt.<br />

Ralph Blankenberg<br />

Volksbank Ulm-Biberach<br />

Angesichts der vertrackten Situation<br />

hält es der Volksbank-Vorstandschef<br />

für ratsam, dass sich jeder<br />

Finanzverantwortliche Gedanken<br />

über die Struktur der Liquidität<br />

machen. „Entscheidend ist die Frage:<br />

Welcher Teil der vorhandenen<br />

Liquidität ist unmittelbar betriebsnotwendig?“,<br />

so Blankenberg. Die<br />

Antwort darauf ist im Einzelfall<br />

nicht immer einfach zu finden. Aber<br />

häufig lässt sich anhand der betriebseigenen<br />

Finanzdaten ermitteln<br />

wie viel Liquidität erfahrungsgemäß<br />

zum Beispiel für 30 oder 90 Tage<br />

vorgehalten werden muss. Auf dieser<br />

Basis können dann für die darüber<br />

hinausgehenden Mittel entsprechende<br />

Anlagen getätigt werden.<br />

„Eine Ideallösung gibt es in der<br />

derzeitigen Zins- und Anlagesituation<br />

nicht“, sagt er.<br />

Für die Firmen gehe es bei ihrem<br />

Liquiditätsmanagement darum, von<br />

zwei Übeln das kleinere zu wählen:<br />

„Den Verzicht auf Verwahrungsentgelte<br />

erkaufen sie sich mit mehr<br />

oder weniger höheren Anlagerisiken.“<br />

[!] Thomas Luther


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />

41<br />

Hier ist Weitsicht eingebaut.<br />

Das ZEISS Forum als besonderer Ort für Veranstaltungen und Treffen<br />

in modernem Ambiente<br />

Was macht das ZEISS Forum in Oberkochen<br />

zu einem besonderen Veranstaltungsort?<br />

Wir bieten exzellenten Service und optimale<br />

Rahmenbedingungen für Veranstaltungen und<br />

Meetings in unterschiedlicher Form. Unsere<br />

Veranstaltungsräume sind selbstverständlich<br />

mit modernster Technik ausgestattet. Nichts<br />

anderes wird erwartet, wenn man sich bei ZEISS<br />

trifft. Aber das, was unser ZEISS Forum so besonders<br />

macht, ist die einzigartige Kombination<br />

aus erlebbarer Technologie- und Innovationsgeschichte,<br />

sowie die Ausrichtung auf Zukunft, die<br />

in allen Räumen spürbar ist. Denn ZEISS steht<br />

für die Vernetzung von Wissenschaft, angewandter<br />

Forschung und Technologieentwicklung<br />

auf höchstem Niveau.<br />

Das kann man im ZEISS Museum der Optik, im<br />

Herzen des ZEISS Forum, hautnah erleben. Es<br />

führt aus der Geschichte der optischen Industrie<br />

in die Gegenwart und Zukunft der modernen<br />

Optik. Hinzu kommt eine besondere Aura, denn<br />

in unseren Räumlichkeiten diskutieren die kreativsten<br />

Köpfe über die zukunftsweisenden Innovationen<br />

und Technologien von Morgen. Das ist<br />

das sogenannte „gewisse Etwas“, das uns auch<br />

unsere Gäste immer wieder bestätigen. Unsere<br />

Räumlichkeiten haben eine Strahlkraft, die jede<br />

Veranstaltung bereichern kann.<br />

Welche Veranstaltung und welche Gäste sind<br />

Ihnen in Erinnerung geblieben?<br />

Das Forum wurde in diesem Jahr 5 Jahre alt, und<br />

wir können auf eine Fülle von Veranstaltungen<br />

zurückblicken, die nicht nur auf Firmenevents<br />

oder Business-Meetings beschränkt, und jeweils<br />

sehr unterschiedlich waren. Gäste im Forum<br />

waren auch Künstler, Musiker, Politiker,<br />

Wissenschaftler bis hin zu Nobelpreisträgern,<br />

aber auch Top Manager großer Unternehmen<br />

und andere Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

So gab es viele unterschiedliche Veranstaltungen<br />

mit interessanten Gästen. Ich möchte<br />

gar keine Person explizit herausstellen, da für<br />

uns jedes Event einzigartig ist.<br />

Beschreiben Sie doch kurz Ihr Team und den<br />

Service, den Sie den Gästen bieten?<br />

Wir bieten Veranstaltungsmanagement auf<br />

höchstem Niveau. Dafür arbeiten wir mit zuverlässigen<br />

Dienstleistungspartnern zusammen,<br />

um den Erfolg einer jeden Veranstaltung zu gewährleisten.<br />

Das fängt mit einer maßgeschneiderten<br />

Planung der Veranstaltung an und geht<br />

über Deko und Catering bis hin zur kompetenten<br />

Betreuung vor Ort. Unser Ziel ist es, einen<br />

exklusiven Rahmen zu schaffen, der individuell<br />

auf den Event zugeschnitten ist. Hinzu kommt,<br />

dass unsere Tagungsräume modern und technisch<br />

sehr gut ausgestattet sind. Erst kürzlich<br />

haben wir umfangreiche Modernisierungsarbeiten<br />

abgeschlossen und unsere Räume strahlen<br />

nun in neuem Glanz. Es macht einen stolz, einen<br />

idealen Veranstaltungsort anbieten zu können,<br />

an dem fast alles möglich ist.<br />

In Zahlen:<br />

Flexibel gestaltbare Räume für<br />

5 – 260 Personen auf rund 2000 m 2<br />

Mod. Präsentations- & Veranstaltungstechnik<br />

Ausstellungsflächen auf drei Ebenen<br />

Catering<br />

hauseigener Steinway-Flügel<br />

Übersetzungs-, Foto- und Videoteam a. A.<br />

Servicepaket (Rahmenprogramm, Hotelbuchungen,<br />

Shuttle-Service)<br />

Ihr Kontakt<br />

Sabine Weiland<br />

Leiterin ZEISS Forum<br />

Carl-Zeiss-Strasse 22<br />

73447 Oberkochen<br />

Telefon: +49 (0) 73 64 - 20 4040<br />

Telefax: +49 (0) 73 64 - 20 62451<br />

E-Mail: zeissforum@zeiss.com<br />

https://www.zeiss.de/zeissforum


42 MACHEN<br />

Das Gesamtpaket muss<br />

stimmen, um letztlich Kunden<br />

und Unternehmer zufrieden<br />

zu stellen, davon sind die<br />

Geiger-Brüder überzeugt.<br />

100 Jahre<br />

MONATGE : MAX MESCHKOWSKI FOTOS: GIACINTO CARLUCCI & KUNERTUS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Die Carl Lohrmann<br />

GmbH wurde 1919<br />

von Carl Lohrmann in<br />

Göppingen gegründet<br />

und 1948 von dessen<br />

Neffen Ludwig Geiger<br />

übernommen. In der<br />

Nachfolge seines Sohnes<br />

Peter Geiger leiten<br />

nun seine Enkel Michael<br />

(Dipl.-Betriebswirt)<br />

und Christian (Software-Ingenieur)<br />

das inzwischen<br />

in Albershausen<br />

ansässige Familien<strong>unternehmen</strong><br />

in vierter<br />

Generation. Am Standort<br />

Albershausen stehen<br />

dem Unternehmen vier<br />

Hallen zur Verfügung. Im<br />

vergangenen Jahr hat das<br />

Unternehmen rund drei<br />

Millionen Euro erwirtschaftet.<br />

<strong>2019</strong> feiert die Firma ihr<br />

100-jähriges Jubiläum.<br />

Packend anders<br />

Lohrmann Die Geschäftsführer Michael und Christian Geiger führen das Unternehmen für<br />

Verpackungstechnik in vierter Generation. Wachstum ist nicht ihr oberstes Ziel.<br />

Der Wachstumsdruck,<br />

der andere Manager<br />

umtreibt, scheint an<br />

Michael und Christian<br />

Geiger schlichtweg abzuperlen.<br />

Die beiden Brüder leiten das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> Lohrmann<br />

in Albershausen. Zusammen<br />

mit zehn Mitarbeitern versorgen<br />

sie Kunden mit Verpackungs-<br />

und Befestigungstechnik.<br />

So ist es seit Jahren und so<br />

soll es bleiben: „Unsere Größe<br />

ist perfekt“, findet Michael Geiger,<br />

der einst als Vertriebler in<br />

den Familienbetrieb eingestiegen<br />

ist. Mit ihm und Bruder<br />

Christian sitzt inzwischen die<br />

vierte Generation am Steuer<br />

des 1919 von Carl Lohrmann gegründeten<br />

Unternehmens. Viele<br />

Mitarbeiter gehören seit<br />

Jahrzehnten zur verlängerten<br />

Familie und darin – so Geiger –<br />

liegt ein Teil<br />

des Erfolgsrezeptes.<br />

„Kontinuität<br />

und Zusammenhalt<br />

sind uns wichtiger<br />

als der<br />

Kontinuität<br />

und<br />

Zusammenhalt<br />

sind uns wichtiger<br />

als schneller Erfolg.<br />

schnelle Erfolg.“<br />

Dennoch Michael Geiger<br />

steigt der Jahresumsatz,<br />

den<br />

Geschäftsführer<br />

die Albershäuser unter anderem<br />

mit Kartonagen und Folien,<br />

Umreifungs- und Stretchmaschinen<br />

sowie Druckluftnagelgeräten<br />

erwirtschaften. Kein<br />

Wunder, denn zahlreiche Unternehmen<br />

zwischen Stuttgart<br />

und Ulm setzen auf die Expertise<br />

der Packprofis.<br />

„Unsere<br />

Kunden kommen<br />

aus Industrie<br />

und<br />

Handwerk“,<br />

sagt Geiger.<br />

Das Spektrum<br />

reicht vom<br />

kleinen Dachdeckerbetrieb<br />

über metalloder<br />

holzverarbeitende Mittelständler<br />

bis hin zu Automobilund<br />

Luftfahrtkonzernen. Eine<br />

gelungene Mischung, wie der<br />

41-Jährige findet. Denn so ist<br />

Lohrmann nicht vom Wohlergehen<br />

einer einzelnen Branche<br />

abhängig.<br />

Wichtig ist den Geschäftsführern<br />

eine verbindliche, ehrliche<br />

Art des Miteinanders, sowohl<br />

im Team als auch mit Kunden<br />

und Lieferanten. „Es ist<br />

eine der größten Herausforderungen<br />

unserer Zeit, dafür zu<br />

sorgen, dass sowohl unsere<br />

Umwelt als auch unsere psychische<br />

und physische Gesundheit<br />

erhalten bleiben. Das verstehe<br />

ich unter dem Begriff Nachhaltigkeit.“<br />

Auf Produktseite wird<br />

dieser Wert etwa durch Innovationen<br />

wie die Power-Stretchfolie<br />

sichtbar. Hergestellt aus


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 43<br />

Hochleistungsgranulat besitzt<br />

die Folie ein höheres<br />

Dehnvermögen und senkt<br />

den Materialverbrauch um<br />

bis zu 50 Prozent.<br />

Dass die Nachfrage nach<br />

umweltfreundlichen Produkten<br />

steigt, merken die<br />

Albershäuser bereits seit einigen<br />

Monaten. Und auch,<br />

dass nicht alles Gold ist,<br />

was glänzt. So kann Luftpolsterfolie<br />

aus Plastik mit<br />

Blick auf die Gesamt-Ökobilanz<br />

sinnvoller sein als<br />

Papierfüllmaterial, weil von<br />

dieser 15 Mal weniger Material<br />

benötigt wird. „Auf<br />

der Suche nach den besten<br />

Lösungen müssen wir die<br />

Thematik unbedingt ganzheitlich<br />

betrachten“, sagt<br />

Geiger. Cradle-to-cradle<br />

nennt er das, was im übertragenen<br />

Sinn „Von der Wiege<br />

zur Wiege“ bedeutet.<br />

Innovationen in der Verpackungsindustrie müssen nicht aus Papier sein: Die Power-Stretchfolie ist<br />

Geiger zufolge dermaßen dehnfähig, dass bis zu 50 Prozent des Materials eingespart werden können.<br />

Wissen wir,<br />

dass ein Kunde<br />

häufig zu spät<br />

bestellt, rufen wir<br />

an und erinnern ihn.<br />

Michael Geiger<br />

Lohrmann GmbH<br />

Online-Tool in Arbeit<br />

Dabei handelt es sich um ein<br />

Konzept für eine durchgängige<br />

Kreislaufwirtschaft. Materialien<br />

werden entweder in biologische<br />

Kreisläufe zurückgeführt<br />

– also natürlich abgebaut<br />

– oder dauerhaft im Kreislauf<br />

gehalten. „Wir setzen<br />

daher stark auf wiederverwendbare<br />

Materialien.“ Um<br />

diese Fachexpertise auch den<br />

Kunden zugänglich zu machen,<br />

arbeiten die Brüder momentan<br />

an einem Online-Tool, das per<br />

Ampelfunktion die Stärken und<br />

Schwächen verschiedener Verpackungsoptionen<br />

im Gesamtprozess<br />

betrachtet. Dazu hat<br />

das Team Daten aus unabhängigen<br />

Quellen gesammelt und<br />

aufbereitet.<br />

Auch in Bezug auf die Kundenbeziehungen<br />

selbst legen<br />

die Brüder Wert auf Langfristigkeit.<br />

Diese entsteht nicht selten<br />

über eine persönliche Ebene.<br />

„Wissen wir beispielsweise,<br />

dass ein Kunde häufig zu<br />

spät bestellt, rufen wir an und<br />

erinnern ihn. Genauso fragen<br />

wir nach, wenn Kunden für sie<br />

ungewöhnliche Mengen bestellen.“<br />

Lohrmann agiert sozusagen<br />

als ausgelagerte Verpackungsabteilung.<br />

Diese Verlässlichkeit<br />

und das Mitdenken machen<br />

sich bezahlt.<br />

Werbung ist für Lohrmann<br />

ein Fremdwort. Die Verpackungs-<br />

und Befestigungsexperten<br />

gewinnen neue Kunden<br />

größtenteils per Mundpropaganda.<br />

Um das ihnen entgegengebrachte<br />

Vertrauen auch während<br />

des Generationenwechsels<br />

aufrechtzuerhalten, haben<br />

sich Vater und Söhne viel Zeit<br />

zur Übergabe des Zepters gelassen.<br />

Beinahe zehn Jahre.<br />

„Eine Phase, die ich in sehr positiver<br />

Erinnerung habe“, sagt<br />

Michael Geiger. Nicht zuletzt,<br />

weil die drei Männer bis dato<br />

selten so viel Zeit miteinander<br />

verbracht haben. Erst 2016 zieht<br />

sich Peter Geiger, der 40 Jahre<br />

lang die Geschicke von Lohrmann<br />

geleitet hat, zurück.<br />

Noch heute verbringt der<br />

70-Jährige einen Teil seiner<br />

Freizeit im nachbarschaftlichen<br />

Betrieb. Das Verhältnis zwischen<br />

Vater und Söhnen ist<br />

herzlich und eng, ebenso das<br />

der beiden Brüder. „Trotzdem<br />

bleiben hitzige Diskussionen<br />

nicht aus“, schmunzelt der Ältere.<br />

Letztendlich werde man<br />

sich aber immer einig. Auch<br />

wenn es um das Ziel des jährlichen<br />

Brüderwochenendes geht<br />

– bei dem die Firma ganz bewusst<br />

Zuhause bleibt. [!] <br />

Ronja Gysin<br />

Wir planen und bauen<br />

anspruchsvolle Holzwelten für Morgen,<br />

die Funktion und Nachhaltigkeit<br />

höchst effizient miteinander verbinden.<br />

Industriehallen, Gewerbehallen und Bürogebäude im modernen<br />

System Holzbau – individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten.<br />

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44<br />

LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Kunst ist<br />

seine Passion<br />

Die private Seite Der Wirtschaftsprüfer<br />

Werner Schneider zeigt seine Sammlung<br />

nicht nur in den Räumen seiner Kanzlei.<br />

Einige Werke sind öffentlich zugänglich.<br />

Kunst begegnet dem Besucher<br />

überall: in den<br />

Büros, Treppenhäusern<br />

und Fluren, an der Fassade<br />

und in allen Niederlassungen<br />

der Wirtschaftskanzlei SGP.<br />

Für Werner Schneider gehört<br />

sie dort auch hin, in den Alltag.<br />

Ob es die Mitarbeiter positiv beeinflusst<br />

kann er nicht sagen,<br />

„aber schaden tut es jedenfalls<br />

nicht“.<br />

Die persönliche<br />

Beziehung<br />

zwischen Künstler,<br />

Kunst und mir hat<br />

Auswirkungen.<br />

Werner Schneider<br />

Wirtschaftsprüfer und Sammler<br />

Dieser lockere Umgang mit<br />

Kunst, mit einer Sammlung die<br />

bedeutende und weniger bekannte<br />

Künstler vereint, kennzeichnet<br />

den Neu-Ulmer Sammler.<br />

Er lässt nicht kaufen, sondern<br />

kauft von Künstlern, die er<br />

kennt und sammelt Kunst, die<br />

ihm gefällt. „Die persönliche Beziehung<br />

zwischen dem Künstler,<br />

seiner Kunst und mir hat<br />

Auswirkungen auf meine Sammlertätigkeit.<br />

Das ist das einzige<br />

Kriterium – die Sammlung verfolgt<br />

daher wenig Sinn“, konstatiert<br />

er augenzwinkernd.<br />

Das ist keine Koketterie. Effekthascherei<br />

und Selbstinszenierung<br />

passen nicht zu der eher<br />

zurückgenommen Art des erfolgreichen<br />

Unternehmers. Die<br />

Ausnahmen, Werke von Künstlern<br />

wie Joseph Beuys, die er<br />

nicht persönlich kennt oder<br />

FOTOS: MATTHIAS KESSLER<br />

Egal ob Engel<br />

oder Abstraktes:<br />

Kunst, die<br />

Werner Schneider<br />

kauft und<br />

sammelt, muss<br />

ihm zuallererst<br />

gefallen.<br />

nicht kennenlernen konnte, machen<br />

nur rund 5 Prozent der gesamten<br />

Sammlung aus.<br />

Sich mit Kunst, mit Künstlern,<br />

mit Theater und Design zu<br />

beschäftigen war für Werner<br />

Schneider bereits während seiner<br />

Studienzeit in Wien ein wesentlicher<br />

Lebensinhalt. Das<br />

war Mitte der 1960er Jahre, der<br />

Zeit des Fantastischen Realismus,<br />

und der 21-jährige Student<br />

fand in der Wiener Kunstszene<br />

ein sehr spannendes Pendant<br />

zum Studium der Wirtschaftswissenschaften.<br />

Prägende Erfahrung in Wien<br />

„Die Präsenz war entsprechend<br />

verteilt“ meint er schmunzelnd.<br />

Seine Aufmerksamkeit galt wohl<br />

beiden Bereichen gleichermaßen.<br />

Deutschlandweit und auch<br />

international wurde Schneider<br />

zu einem der bekanntesten<br />

Wirtschaftsprüfer und Insolvenzverwalter.<br />

Die Begegnung mit der<br />

Kunstszene blieb dennoch prägend<br />

für sein weiteres Leben.<br />

Als Insolvenzverwalter war<br />

Werner Schneider einige Jahre<br />

in Kanada und in New York tätig<br />

und betrieb in der Stadt<br />

auch eine Galerie. Zusammen<br />

mit der Ehefrau des Künstlers<br />

Shimon Okshteyn vertrat<br />

er Progressive Kunst.<br />

„Das war spannend, aber<br />

wirtschaftlich ein Flop.“<br />

Zu Schneiders<br />

Sammlung<br />

gehört auch<br />

diese Skulptur<br />

von Bernar<br />

Venet.


<strong>unternehmen</strong> [!] LEBEN 45<br />

Im Garten der Wirtschaftskanzlei SGP in Neu-Ulm hat Werner Schneider einen „Kunstpark“ angelegt. Foto: Matthias Kessler<br />

Werner Schneider kaufte erste<br />

Kunstwerke, war einer der intensivsten<br />

Sammler von Werken<br />

des russischen Künstlers Shimon<br />

Okshteyn mit dem ihm<br />

nicht zuletzt über dessen Frau<br />

noch heute eine enge Freundschaft<br />

verbindet. Aktuell hat er<br />

zusammen mit Okshteyn einen<br />

monografischen Bildband publiziert.<br />

Der einzige bislang, denn<br />

eine Publikation über die Sammlung<br />

selbst gibt<br />

Seine<br />

Bibliothek<br />

von Kunstbänden<br />

stellt er seinen<br />

Mitarbeitern zur<br />

Verfügung.<br />

es nicht. „Mir<br />

reicht, dass es<br />

digital archiviert<br />

ist, damit<br />

ich weiß, wo<br />

welches Kunstwerk<br />

hängt.“<br />

Mit der Expansion<br />

seines<br />

Unternehmens<br />

wuchs auch die Möglichkeit<br />

mehr Kunst aufzuhängen. Rund<br />

1300 Werke umfasst die Sammlung<br />

heute. Und es geht weiter,<br />

wenn auch langsamer. Inzwischen<br />

hat Schneider seine Unternehmensanteile<br />

an seinen<br />

Partner Arnd Geiwitz verkauft,<br />

und widmet sich der Verwaltung<br />

der gemeinsamen Beteiligungen<br />

und der Kunst.<br />

Im Herbst entstand auf dem<br />

Gelände der Unternehmensberatung<br />

in Neu-Ulm das größte<br />

Kunstwerk Süddeutschlands.<br />

Schneider ließ die Fassade eines<br />

Gebäudes vom Düsseldorfer<br />

Künstler Horst Schuler mit einer<br />

außergewöhnlichen Fassaden-<br />

und Lichtinstallation bespielen.<br />

Mit dem unübersehbaren<br />

Bogen von Bernar Venet an<br />

der Eingangsfassade und dessen<br />

Skulptur am neuen Gebäude<br />

Richtung Bahnhof holt Werner<br />

Schneider wie<br />

auch mit dem<br />

Skulpturenpark<br />

und der<br />

Lichtkastenartigen<br />

Gestaltung<br />

der Tiefgarage<br />

des<br />

Leipziger<br />

Künstler Kaeseberg<br />

einmal<br />

mehr Weltkunst nach Neu-Ulm.<br />

Die renommierte Kunstzeitschrift<br />

„art“ bildete in einem Artikel<br />

über Bernar Venet eine<br />

Skulptur in Hongkong neben<br />

der in Neu-Ulm ab. Ganzseitig,<br />

auf demselben Niveau. Das<br />

macht ihn stolz, und schmerzt<br />

zugleich, denn in Neu-Ulm wird<br />

die Bedeutung dieser Werke wenig<br />

wahrgenommen. Der Park<br />

und die Venet Skulpturen sind<br />

Teil des öffentlichen Raums und<br />

www.szp-ulm.de<br />

werbung muss groß sein.


46 LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Galerie und Kanzlei unter einem Dach<br />

Für die Mitarbeiter ist die Sammlung allgegenwärtig: im Flur, in den Büros, an der Fassade<br />

Die Wirtschaftskanzlei SGP<br />

Schneider Geiwitz besteht seit<br />

über 40 Jahren. 1972 startete<br />

Werner Schneider als Steuerberater<br />

und Insolvenzverwalter.<br />

Seit 1995 ist Arndt Geiwitz im<br />

Kanzleiverbund, 2004 wurde er<br />

Partner von Werner Schneider.<br />

Ende 2016 zog sich Schneider<br />

aus dem operativen Geschäft<br />

zurück. Die Kanzleigruppe beschäftigt<br />

derzeit rund 320 Mitarbeiter<br />

an bundesweit 23<br />

Standorten.<br />

Ein Teil der Sammlung ist im<br />

Skulpturenpark und und an der<br />

Fassade des Firmensitzes an der<br />

Neu-Ulmer Bahnhofstraße 41 zu<br />

sehen und frei zugänglich. Die<br />

Galerie im Venet-Haus adressiert<br />

an derselben Adresse und<br />

wird von Verena Schneider geführt.<br />

Dort sind Werke etwa von<br />

Barbara Husar, Benjamin Schubert,<br />

Dieter Blum oder auch<br />

Günther Uecker zu sehen. Öffnungszeiten:<br />

mittwochs bis freitags<br />

16 bis 19 Uhr.<br />

Zur Person<br />

Werner Schneider<br />

studierte Betriebswirtschaftslehre<br />

in<br />

Wien und Erlangen.<br />

Der in Ulm geborene<br />

Kunstsammler hat<br />

sich 2016 aus dem<br />

aktiven Geschäft der<br />

Kanzlei zurückgezogen.<br />

eine Bereicherung für die Stadt. Die<br />

bekommt von Schneider, genauer<br />

von seiner Stiftung – ebenso wie<br />

Ulm – eine jährliche Zuwendung<br />

von 30 000 Euro für Kunstankäufe<br />

oder ähnlich zweckgebundene Ausgaben.<br />

Seit er nicht mehr operativ im<br />

Unternehmen tätig ist, kann er sich<br />

neben der Kunst seiner zweiten Leidenschaft,<br />

den Büchern, widmen. Im<br />

Eingangsbereich des neuen Gebäudes<br />

stellt er seine Bibliothek repräsentativer<br />

Bildbände über Kunst,<br />

Möbeldesign und Architektur auch<br />

den Mitarbeitern zur Verfügung. Als<br />

Kontrast zu Nachschlagewerken<br />

zum Steuerrecht, so seine Begründung.<br />

Ob es genutzt wird weiß er<br />

nicht, aber es ist ein Angebot. Kunst<br />

Mir reicht, dass<br />

die Sammlung<br />

archiviert ist, damit<br />

ich weiß, wo welches<br />

Kunstwerk hängt.<br />

Werner Schneider<br />

Wirtschaftsprüfer<br />

ist seine ganz persönliche Passion,<br />

die von seiner Frau toleriert, aber<br />

nicht geteilt wird.<br />

Seine Leidenschaft lebt Werner<br />

Schneider seit über 50 Jahren. Immer<br />

mit dem Wunsch nach dem persönlichen<br />

Kontakt zum Künstler<br />

und der Herausforderung etwas zu<br />

seiner Entwicklung beizutragen.<br />

Durch Käufe, aber auch durch Kritik.<br />

Ist der Künstler langfristig erfolgreich<br />

und seine Arbeiten erfahren<br />

eine entsprechende Wertsteigerung<br />

freut das Werner Schneider in<br />

mehrfacher Hinsicht: als Freund des<br />

Künstlers, als Kunstliebhaber und<br />

Sammler, und nicht zuletzt als wirtschaftlich<br />

denkender Unternehmer,<br />

der die richtige Entscheidung getroffen<br />

hat. [!] Sigrid Balke


<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 47<br />

Humane Technik<br />

in der Pflege<br />

Studie Ein innovatives Pflegenetzwerk<br />

aus Praxis, Wirtschaft<br />

und Forschung – das ist eines<br />

der Ziele des Projekts Care Regio,<br />

das jetzt vom bayerischen<br />

Gesundheits- und Pflegeministeriums<br />

mit 500 000 Euro gefördert<br />

wird. Im Rahmen einer einjährigen<br />

Studie wollen die<br />

Hochschulen Kempten, Augsburg<br />

und Neu-Ulm gemeinsam<br />

ein Konzept für technisch und<br />

digital unterstützte Pflege erarbeiten.<br />

Beruflich und häuslich<br />

Pflegende sollen spürbar entlastet<br />

werden.<br />

Moderne<br />

Websites<br />

Vereine Um für junge Zielgruppen<br />

attraktiv zu sein, ist eine<br />

schicke Webpräsenz Pflicht.<br />

Weil Vereine sich das oft nicht<br />

leisten können, greifen Studierende<br />

der DHBW Heidenheim<br />

ihnen unter die Arme. So geschehen<br />

beim Kulturverein Königsbronn.<br />

Die neue Website<br />

glänzt mit einem virtuellen<br />

Rundgang auf dem Industriepfad<br />

der Gemeinde. Vereinsmitglieder<br />

werden in den notwendigen<br />

Anwendungen geschult.<br />

Diskutieren<br />

im Café<br />

Forum Die Zeppelin Universität<br />

und die Buchhandlung mit<br />

dem Friedrichshafener Café<br />

„Gessler 1862“ kooperieren in einer<br />

gemeinsamen Veranstaltungsreihe:<br />

„Zukunftsgespräche<br />

im Gessler 1862“. Jeweils am ersten<br />

Mittwoch im Monat geht es<br />

ab 19 Uhr um aktuelle Themen,<br />

die die ZU in der Forschung bewegen<br />

und zugleich Relevanz<br />

für die Region haben: von der<br />

Digitalisierung bis hin zur Mobilität.<br />

Informationen und Termine:<br />

www.gessler1862.de<br />

Der smarte Briefkasten erkennt, wenn etwas eingeworfen wird und<br />

meldet es per WLAN. <br />

Foto: DHBW Heidenheim<br />

Der Briefkasten<br />

wird smart<br />

Welche Alltagsprobleme sich mit bereits existierenden Technologien<br />

lösen lassen, haben Studierende der DHBW Heidenheim untersucht.<br />

Eines der Resultate, die Smart Post Box, ist ein Briefkasten<br />

der dank Sensorik und Lichtschranke den Posteingang per<br />

WLAN meldet (im Bild). Ein anderes Team hat einen Bierdeckel<br />

entwickelt, über welchen der Gast sein Getränk bestellen kann, bevor<br />

die Bedienung am Tisch war. Wird das leere Glas zurück auf<br />

den Bierdeckel gestellt, bestellt dieser das gleiche Getränk nach.<br />

Die entstehenden Prototypen sollen die Basis für künftige Geschäftsideen<br />

bilden.<br />

Award für Ulmer<br />

Forscher<br />

Auszeichnung Das Fahrzeug<br />

der Zukunft muss Entscheidungen<br />

in Echtzeit treffen, Gefahrensituationen<br />

einschätzen und<br />

sich gleichzeitig mit anderen<br />

Verkehrsteilnehmern austauschen.<br />

Mit seiner Forschung zu<br />

Spiegelersatz-Kameras hilft Professor<br />

Anestis Terzis von der<br />

TH Ulm, diese komplexen Szenarien<br />

beherrschbar zu machen.<br />

Deshalb wurde der Forscher auf<br />

der AutoSens kürzlich mit dem<br />

Award „Most Influential Research“<br />

ausgezeichnet. Terzis<br />

beschäftigt sich mit einer hybriden<br />

CMS-Architektur. Zusätzlich<br />

zum lokalen Steuergerät im<br />

Fahrzeug verfügt diese über eine<br />

Cloud-Anbindung, die Rechenleistung<br />

zur Verfügung stellt. So<br />

können rechenintensive Funktionen,<br />

wie beispielsweise Szenenerkennung<br />

in die Cloud verlagert<br />

werden.<br />

Neue Bibliothek<br />

für Studenten<br />

Universität 15 000 Bücher,<br />

100 Fachzeitschriften sowie Tageszeitung<br />

und aktuelle Wochenmagazine:<br />

Die HfWU hat in<br />

Nürtingen eine neue Bibliothek<br />

eröffnet, in der sich Studierende<br />

künftig mit Wissen versorgen<br />

können. Weitere 350 000<br />

Bücher und 18 000 Fachzeitschriften<br />

können zudem digital<br />

ausgeliehen werden.<br />

Smarte Bauteile<br />

für Autos<br />

Innovation Nicht nur das Auto<br />

wird intelligent, auch seine Bauteile:<br />

Die HS Ravensburg-Weingarten<br />

und die Universität Stuttgart<br />

zeigen in einem gemeinschaftlichen<br />

Forschungsprojekt,<br />

wie es geht. In Kooperation mit<br />

den Unternehmen Daimler,<br />

Bosch, DLR und BASF haben<br />

Akademiker erstmals Temperatur-,<br />

Lage- oder Vibrationssensoren<br />

in kohlefaserverstärkten<br />

Bauteilen integriert. Diese liefern<br />

schon während der Produktion<br />

Daten für die Qualitätssicherung.<br />

Später können Informationen<br />

über Belastungen und<br />

Vibrationen erfasst werden. So<br />

können etwa Service-Maßnahmen<br />

nur noch bei Bedarf erfolgen<br />

oder der Zustand von Straßen<br />

dargestellt werden. Das andauernde<br />

Forschungs<strong>unternehmen</strong><br />

wurde kürzlich mit dem<br />

AVK-Innovationspreis ausgezeichnet.<br />

KI soll Autisten<br />

helfen<br />

Integration Menschen mit Autismus<br />

tun sich in der Arbeitswelt<br />

oftmals schwer. Ein Projekt<br />

der HS Ravensburg-Weingarten<br />

und der HS Kempten soll die Integration<br />

künftig für beide Seiten<br />

erleichtern. Gemeinsam mit<br />

den Praxispartnern Dell und Auticon<br />

arbeiten Studierende aus<br />

drei Fakultäten an unterschiedlichen<br />

Lösungen, die Betroffene<br />

etwa bei der Kommunikation<br />

mit ihren Kollegen unterstützen.<br />

Künstliche Intelligenz soll beispielsweise<br />

beim Erkennen und<br />

Deuten von Mimik und Emotionen<br />

helfen. [!]<br />

gys


48<br />

LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der eine Moment ist<br />

unschlagbar<br />

FOTO: OLGA GAVRILOVA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Umfrage Für unseren freien Mitarbeiter Stefan Loeffler haben sechs Führungskräfte einen<br />

Blick zurück aufs Jahr <strong>2019</strong> geworfen und auch verraten, worauf sie sich 2020 freuen.<br />

1) Was war <strong>2019</strong> Ihre größte berufliche Herausforderung?<br />

2) Was war in diesem Jahr Ihr schönster Moment im Job?<br />

3) Welcher war es außerhalb der Arbeit?<br />

4) Was ist <strong>2019</strong> für Sie persönlich zu kurz gekommen?<br />

5) Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr?<br />

Rafael Baur, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Wenglor<br />

Sensoric GmbH in Tettnang,<br />

freut sich auf die Einführung<br />

neuer Produkte im kommenden<br />

Jahr.<br />

1Die Industrie befindet sich<br />

derzeit in einem strukturellen<br />

Wandel. Diese Parallele findet<br />

sich auch in unserem Unternehmen<br />

– wir haben dieses Jahr<br />

begonnen uns intensiv mit dem<br />

Thema Veränderung zu befassen.<br />

Einige Dinge sind bereits<br />

sichtbar und spürbar.<br />

2Mich freut es sehr, wenn<br />

Mitarbeiter aktiv und auch<br />

konstruktiv an Prozessen mitarbeiten.<br />

Oliver Wirth, Geschäftsführer<br />

der Bareiss Prüfgerätebau<br />

GmbH, freut sich über aktive<br />

und konstruktive Mitarbeiter.<br />

3Ein spontaner Kurztrip mit<br />

meiner Familie in die Berge.<br />

4Ich würde gerne einmal wieder<br />

einen längeren Urlaub<br />

mit meiner Familie verbringen.<br />

Das ist <strong>2019</strong> zu kurz gekommen.<br />

5Als Musikfan freue ich mich<br />

2020 auch auf einige tolle<br />

Konzerte und Events.<br />

FOTO: ASHARKYU/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1Das Rekrutieren von neuen<br />

Mitarbeitern, die Lust haben<br />

etwas zu bewegen und kulturell<br />

gut zu uns passen.<br />

2Wir haben einen 3D-Sensor<br />

entwickelt, der hochgenau<br />

Oberflächen dreidimensional<br />

vermessen kann. So kann er zum<br />

Beispiel Robotern helfen, unsortierte<br />

Teile zu greifen. Wir haben<br />

sehr viel Energie in das<br />

Produkt gesteckt. Als der<br />

erste große Auftrag kam<br />

war das ein richtiges Highlight.<br />

3Im Juni <strong>2019</strong> kam meine<br />

Tochter auf die Welt. Dieser<br />

eine Moment ist natürlich unschlagbar.<br />

4Mehr Sport geht immer. Ich<br />

hätte auch nichts dagegen,<br />

alte Freunde öfters zu treffen. Alles<br />

in allem bin ich aber ganz zufrieden,<br />

irgendwann ist der Tag<br />

eben vorbei.<br />

5Wir werden einige neue Produkte<br />

auf den Markt bringen,<br />

ich freue mich schon, sie unserem<br />

Vertrieb und unseren Kunden<br />

vorzustellen. Ich freue mich<br />

aber auch sehr darauf, weiterhin<br />

mit allen Kollegen daran zu arbeiten<br />

jeden Tag ein Stück besser<br />

zu werden.


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

LEBEN<br />

49<br />

Hätte gerne mehr Zeit für die<br />

Familie: Roland Schwarz,<br />

Geschäftsführer der Innungskrankenkasse<br />

IKK classic-Geschäftsstelle<br />

in Göppingen.<br />

Rosemarie Häußler-Mayer,<br />

Geschäftsführerin der Karl-<br />

Heinz Häußler GmbH, die das<br />

Backdorf in Heiligkreuztal<br />

betreibt, ist stolz auf die<br />

70-jährige Firmengeschichte.<br />

1Der Wandel von der Papierverwaltung<br />

hin zu einer digitalisierten<br />

Krankenkasse ist und<br />

bleibt eine Herausforderung.<br />

Dabei meine ich auch die<br />

Einführung digitaler Prozesse<br />

in der Sachbearbeitung<br />

und eine zeitgemäße<br />

Kommunikation mit unseren<br />

Kunden.<br />

2Das war zweifellos<br />

die Entscheidung für<br />

den Umzug der IKK<br />

classic in ein repräsentatives<br />

und<br />

zeitgemäßes Gebäude in der<br />

Stuttgarter Straße in Göppingen.<br />

3Es ist mehr die Summe vieler<br />

kleiner schöner Momente.<br />

Ich denke gern zurück an erfreuliche<br />

Ereignisse mit der Familie,<br />

aber auch schöne Erlebnisse<br />

mit Freunden, zum<br />

Beispiel bei gemeinsamen Rennrad-Touren<br />

und Wanderungen.<br />

4Zeit für mich und mit der Familie<br />

und etwas mehr für die<br />

körperliche Fitness zu tun.<br />

5Privat sind das ein Ski- und<br />

ein Radurlaub. Beruflich<br />

freue ich mich schon auf den<br />

Umzug in das neue Haus des<br />

Handwerks.<br />

1Die Optimierung unserer Prozesse<br />

sowie die Personalrekrutierung<br />

und -entwicklung.<br />

2Unser 70-jähriges Firmenjubiläum.<br />

Zu dem dreitägigen<br />

Fest für unsere Kunden und unser<br />

Team konnte wir knapp<br />

10 000 Gäste begrüßen. Es war<br />

toll zu erleben, welchen großen<br />

Zusammenhalt es in unserer Belegschaft<br />

gibt.<br />

3Es gab viele kleine schöne<br />

Momente, die allesamt<br />

enorm wertvoll sind. Dazu zählte<br />

unter anderem auch der 96.<br />

Geburtstag meiner Großmutter.<br />

4Ich selbst. Leider fand ich<br />

auch im privaten Bereich<br />

kaum Zeit, um innere Ruhe in<br />

mich einkehren zu lassen.<br />

5Ich freue mich wirklich sehr<br />

auf die Weiterentwicklung<br />

unseres Unternehmens. Ich bin<br />

sicher, dass wir 2020 sehr erfolgreich<br />

an das Jahr <strong>2019</strong> anknüpfen<br />

können.<br />

FOTO: FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM FOTO: ZERBOR/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Martin Traub, im Vorstand der<br />

Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß<br />

eG, genießt bei seiner<br />

alljährlichen großen Mountainbike-Tour<br />

mit Freunden den<br />

Blick auf die Berge.<br />

3Da gab es mehrere. Zum Beispiel<br />

schöne Momente mit<br />

der Familie sowie auch das tolle<br />

Gefühl beim alljährlichen Mountainbike-Ausflug<br />

nach stundenlangem<br />

Anstieg die Berge und<br />

den Ausblick zu genießen.<br />

4Dass sich auch die Freizeit<br />

mittlerweile schwer eigenständig<br />

planen lässt. Vieles<br />

kommt auch im privaten Bereich<br />

einfach zu kurz.<br />

5Wenn die Tage wieder länger<br />

und wärmer werden und ich<br />

die Abende bei einem kühlen<br />

Weizenbier auf der Terrasse ausklingen<br />

lassen kann.<br />

Sabine Meigel, Leiterin der<br />

städtischen Geschäftsstelle<br />

Digitale Agenda, freut sich, dass<br />

Ulm im Wettbewerb „Smart<br />

City“ erfolgreich abgeschnitten<br />

hat.<br />

1Das ist die langanhaltende<br />

Niedrigzinsphase. Denn das<br />

Nullzinsniveau hat natürlich<br />

enorme negative Auswirkungen<br />

auf die Sparer und auch auf uns<br />

als Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß<br />

sowie auf alle regionalen<br />

Banken.<br />

2Die positiven Ergebnisse<br />

einer internen<br />

Befragung. Alle Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen<br />

haben uns bestätigt,<br />

dass sie große Freude<br />

an ihrem Job haben<br />

und das gute Miteinander<br />

in unserem Unternehmen<br />

schätzen.<br />

1In <strong>2019</strong> war die größte Herausforderung<br />

in nur vier Wochen<br />

für die Stadt Ulm selbst einen<br />

Wettbewerbsbeitrag als<br />

Smart City für eine bundesweite<br />

Jury zu verfassen, der auch 20<br />

Kooperationspartner aus der<br />

Region zufrieden stellte.<br />

2Als wir erfahren haben, dass<br />

sich die „Mega-Arbeit“ des<br />

Wettbewerbsbeitrags Smart<br />

City gelohnt hat und Ulm als<br />

eine von drei deutschen Großstädten<br />

aus 100 Beiträgen ausgewählt<br />

wurde.<br />

3Der Besuch des Guggenheim<br />

Museums von Frank Gehry<br />

in Bilbao, zusammen mit unserem<br />

ältesten Sohn.<br />

4Durch die vielen Umzüge<br />

unserer Söhne sind die Wochenenden<br />

in unserem Ferienhaus<br />

in Berchtesgaden in diesem<br />

Jahr leider sehr selten gewesen.<br />

5Auf die Eröffnung des Loraparks<br />

am Weinhof im Sommer<br />

2020, mit dem wir den Bürgern<br />

zeigen, wie digitale Techniken<br />

sinnvoll in das tägliche Leben<br />

integriert werden können.<br />

FOTO: SILBERKORN/SHUTTERSTOCK.COM


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Auszeichnung<br />

für Rentschler<br />

Pharma Grund zum Feiern<br />

beim Familien<strong>unternehmen</strong><br />

Rentschler: Der Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Nikolaus Rentschler<br />

hat gemeinsam mit CEO<br />

Frank Mathias<br />

den „EY Entrepreneur<br />

of the<br />

Year“-Award<br />

<strong>2019</strong> der Beratungsgesellschaft<br />

Ernst and<br />

Preisträger Young in der<br />

Nikolaus Kategorie Industrie<br />

gewon-<br />

Rentschler.<br />

nen. Eine<br />

38-köpfige unabhängige Jury<br />

wählte aus 38 im Finale stehenden<br />

Firmen insgesamt 14 Preisträger<br />

aus. Ausschlaggebend<br />

waren etwa Wachstum und Zukunftspotenzial.<br />

WMF-Chef geht<br />

in Ruhestand<br />

Jugendherberge mobil: Im Doppelstockbus konnten sich zwölf Festival-Gäste des Sonne-Mond-Sterne-Festivals<br />

erholen.<br />

Foto: Daimler<br />

Ein Setra als rollende Jugendherberge<br />

Statt auf der Isomatte oder Luftmatratze während<br />

des Festivals im Stockbett übernachten – das ist<br />

möglich im ersten Reisebus des Deutschen Jugendherbergswerks<br />

(DJH). Die Organisation hat dafür einen<br />

in Neu-Ulm gefertigten Setra-Doppelstockbus<br />

der Baureihe 400 umbauen lassen. Zwölf Gäste können<br />

mit dem Bus unterwegs sein. Im Unterdeck gibt<br />

es einen Gemeinschafts- und Lounge-Bereich samt<br />

Multimedia-Entertainment-System, Kühlschrank und<br />

Kaffeemaschine. Im Oberdeck sind dann zwölf<br />

Stockbetten untergebracht. Der Zugang ist über ein<br />

digitales Zahlenschloss möglich.<br />

Küchengeräte Der Hersteller<br />

WMF steht vor einem Führungswechsel.<br />

Geschäftsführer<br />

Volker Lixfeld geht Anfang 2020<br />

in Ruhestand. Wer auf ihn, der<br />

seit 2017 Chef der WMF-Gruppe<br />

ist, folgt, ist noch nicht bekannt.<br />

Die französische Gruppe<br />

SEB, die WMF 2016 übernommen<br />

hatte, gab zuletzt bekannt,<br />

dass Teile der Produktion bis<br />

Ende 2020 von Geislingen nach<br />

Frankreich und Italien verlagert<br />

werden. Von dem Umbauprogramm<br />

sind laut WMF rund 400<br />

Arbeitsplätze betroffen.<br />

Kanzleien<br />

fusionieren<br />

Insolvenzverwalter Die Ulmer<br />

Insolvenzkanzleien-Landschaft<br />

ordnet sich neu. Die Kanzlei<br />

Derra hat mit DMP Solutions<br />

ein Dach geschaffen, unter das<br />

nun als Gesellschafter auch Insolvenzverwalter<br />

Tobias Sorg<br />

(Ulm) – bisher bei der Kölner<br />

Insolvenzkanzlei Kübler – sowie<br />

Andreas Till als Nachfolger des<br />

Laupheimer Insolvenzverwalters<br />

Günther Weiß geschlüpft<br />

sind. DMP Solutions beschäftigt<br />

26 Mitarbeiter.<br />

Schuler<br />

sichert Jobs<br />

Umstrukturierung Der Werkzeugbau<br />

des Göppinger Pressenherstellers<br />

Schuler am<br />

Standort Weingarten ist langfristig<br />

gesichert. Wie die Gruppe<br />

mitteilt, soll der Betriebsteil<br />

mit knapp 60 Mitarbeitern künftig<br />

als eigenständiges Unternehmen<br />

mit der Firmierung PTW<br />

Powertrain Tools Weingarten<br />

GmbH innerhalb der konzerneigenen<br />

Aweba-Gruppe arbeiten.<br />

Im vergangenen Jahr erzielte die<br />

Schuler-Gruppe, die weltweit<br />

etwa 6600 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

einen Umsatz von 1,21 Milliarden<br />

Euro. [!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77 • 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel (Vorsitzender)<br />

Andreas Simmet, Matthias Bikowski<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

a.boegelein@swp.de, Julia Kling<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski<br />

(Montage & Layout)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Lars Schwerdtfeger,<br />

Oliver Schulz, Volkmar Könneke,<br />

Werkfotos, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter:<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste Ausgabe: 7. März <strong>2019</strong><br />

Die Themen<br />

Unternehmertag Ulm<br />

Verpacken – von Industrieprodukten<br />

bis zu einzelnen Artikeln<br />

Energie & Umwelt<br />

Controlling<br />

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Auflage: 18.000 Exemplare<br />

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