Mittendrin_Juli_2020
Unsere mittendrin aus der Bremer City im neuen Design
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VERKEHR & MOBILITÄT
NEUES VERKEHRSKONZEPT
UND AUTOARME INNENSTADT
In der Bremer City herrscht Aufbruchstimmung: Neben mehreren großen Bauprojekten, die künftig das Stadtbild prägen
werden, spielt auch das Thema Verkehr eine große Rolle. Ein Aspekt dabei ist die autoarme Innenstadt, oft auch autofreie
Innenstadt genannt – doch was halten die Bremer Geschäftsleute davon?
sich dieser andere Einkaufsmöglichkeiten suche. „Wenn wir den
Kunden zum Umdenken bewegen wollen, müssen wir ihn mitnehmen
und ihm die Vorteile eines veränderten Verhaltens aufzeigen,
anstatt ihn mit Verboten abzuschrecken“, sagt Caesar.
Norbert Caesar, Vorstand der Interessengemeinschaft Das Viertel.
„WIR MÜSSEN VOM
KUNDEN HER DENKEN.“
Norbert Caesar, der seit 1996 das gleichnamige Haushaltswarengeschäft
im Ostertorsteinweg 13 führt, wünscht sich einen
reflektierten Umgang mit dem Thema autoarme Innenstadt,
bei dem vor allem die Stärken der City in den Vordergrund gestellt
werden. Denn eine attraktive Innenstadt zeichnet sich für
ihn vor allem durch eine hohe Aufenthaltsqualität und ein abwechslungsreiches
Angebot aus. Dazu kommt die problemlose
Erreichbarkeit für alle Verkehrsträger sowie einfach auszumachende
Parkmöglichkeiten in akzeptabler Nähe zum Einkaufsziel.
„Die Leute müssen nicht bis zur Käsetheke fahren“, betont
der Einzelhändler.
Denkbar sei beispielsweise ein Ringverkehr, der die Kunden vom
Bahnhof ins Viertel und die Innenstadt bringt – das Auto könnte
solange an der Bürgerweide parken. Rund 30 bis 40 Prozent seiner
Kunden kämen aus dem Bremer Umland oder von weiter her.
„Viele kommen gerade hierher, weil sie die Kombination aus Viertel
und Innenstadt mögen", sagt Caesar. Seine Forderung: Mehr
Geld in den Ausbau des Nahverkehrs investieren und Kombi-
Angebote wie das Parkticket PLUS stärker vermarkten.
„Der Begriff autofrei, der die Diskussion gegenwärtig dominiert,
ist für mich schon an sich negativ besetzt. Er signalisiert dem
Pkw-Fahrer: Du bist unerwünscht, denn autofrei bedeutet nicht
notwendigerweise attraktiv für den Kunden oder Besucher“, erläutert
der Geschäftsmann. Er ist überzeugt: „Wir denken zu wenig
vom Kunden aus.“ Daher schlägt er gezielte Befragungen vor,
um Kundenwünsche und -bedürfnisse abzufragen. Eine Entscheidung
für die autoarme Innenstadt, ohne den Kunden einzubeziehen
und ihm ein attraktives Ziel zu bieten, führe nur dazu, dass
FOTO: INSA LOHMANN
„SIND E-SCOOTER EINE
SINNVOLLE ERGÄNZUNG?“
Jutta Gaeth ist mit ihrem Teestübchen seit mehr als 20 Jahren
im Schnoor ansässig und kann sich eine autoarme Innenstadt gut
vorstellen. „Allerdings muss die Versorgung der Geschäftsleute
und Anlieger gewährleistet sein“, betont sie. Rund 60 Prozent ihrer
Gäste sind Touristen, die mit Reisebussen nach Bremen kommen
und die Stadt überwiegend zu Fuß erkunden. „Die Besucher wollen
so viel wie möglich von den Sehenswürdigkeiten sehen“, sagt
die Geschäftsinhaberin. Aber auch Buten- und Binnenbremer
gehören zu ihren Stammkunden. Diese kommen häufig mit dem
Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln in den Schnoor, das
Auto spiele eine eher untergeordnete Rolle bei der Anreise.
Jutta Gaeth, Inhaberin des Teestübchens im Schnoor.
„Ich würde mir einen verbesserten Personennahverkehr mit
einer höheren Taktung und sauberen Wagen wünschen“, sagt
sie. Auch ein Ausbau der Straßenbahn- und Buslinien nach
Niedersachsen würde die Attraktivität für ihre Gäste erhöhen –
ebenso spricht sich die Inhaberin des Teestübchens für einen
Nulltarif der öffentlichen Verkehrsmittel im Innenstadtbereich
aus. „Es gibt viele, die sich mit dem Auto nicht nach Bremen
trauen“, erläutert Gaeth. Für dieses Klientel wäre ein Ausbau
des ÖPNV ein großer Zugewinn. Bei einem gut ausgebauten
Nahverkehr könnten auch die Parkhäuser stärker an den Rand
der Bremer Altstadt wandern.
FOTO: INSA LOHMANN
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