Mittendrin_Juli_2020
Unsere mittendrin aus der Bremer City im neuen Design
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E-Scooter empfindet Gaeth in Sachen Verkehrsmittelalternativen
eher als Ärgernis – zu häufig sieht sie Fahrer, die auf Gehwegen
damit unterwegs sind. „Alle müssen miteinander klarkommen,
das geht nur unter Einhaltung von Regeln“, sagt sie.
Bei der Anbindung des Schnoorviertels an die Fußgängerzone
ist ihrer Meinung nach noch Luft nach oben. „Durch die Schriftzüge
über den Schnoor-Eingängen ist es schon besser geworden“,
sagt sie. „Aber die Domsheide schneidet viel ab.“ Von dem Umbau
des Knotenpunkts, der für das Jahr 2022 geplant ist, erhofft sich
Gaeth attraktivere Wege in den Schnoor.
Kunden sehr gemischt: Neben Touristen und Auswärtigen habe
man ein treues Stammpublikum an Bremern. „Die Einzigartigkeit
muss unser Pfund in der Innenstadt werden“, sagt die Geschäftsführerin.
„Dann spielt auch das Verkehrsmittel bald
keine Rolle mehr.“
„DAS AUTO SPIELT EINE GROSSE
ROLLE FÜR DEN KUNDEN.“
„IN DER STADT GEHT ES UM
EINZIGARTIGKEIT.“
„Im Prinzip finde ich eine autofreie Innenstadt gut“, erläutert
Susanne Gerlach, Geschäftsführerin der Böttcherstraße
GmbH. „Aber mir fehlt ein richtiges Konzept. Es ist nicht zu
Ende gedacht.“ Vor allem bei Auswärtigen aus dem Bremer
Umland komme der Begriff autofreie Innenstadt nicht gut an.
„Diese Zielgruppe bekommt man derzeit nur mit dem Auto“, ist
Gerlach überzeugt. Sie wünscht sich gut gelegene, große Parkhäuser,
von denen aus die Besucher die Innenstadt leicht und
schnell erreichen können. „Man kann nicht einfach die Parkhäuser
schließen und dann keine Alternative bieten.“
Sie hält eine höhere Taktung und mehr Sauberkeit im öffentlichen
Nahverkehr sowie den Ausbau der Fahrradparkhäuser
für essenzielle Bestandteile, damit das Projekt autofreie Innenstadt
gelingen kann. Zudem würden weitere Buslinien ins
Bremer Umland für attraktive Alternativen bei der Wahl des
Verkehrsmittels sorgen. „Das wäre eine positive Wirkung der
autofreien Innenstadt“, sagt Gerlach und denkt dabei an einen
langfristigen Wandel bei der Mobilität der Citybesucher: „Irgendwann
sollte es so sein, dass sie lieber oder genauso gern
mit dem ÖPNV fahren wie mit dem eigenen Pkw.“ Dafür müsse
der öffentliche Nahverkehr allerdings günstiger werden. „Das
würde sich langfristig auszahlen.“
Doch Gerlach geht es bei der Diskussion um die Attraktivität
der Bremer Innenstadt nicht nur um den Aspekt der Mobilität:
„In der Stadt geht es um Einzigartigkeit, Vielfalt und Wohlfühlatmosphäre“,
sagt sie. „Die autofreie Innenstadt könnte ein
kleiner Teil davon sein.“ Die Böttcherstraße besticht aus ihrer
Sicht durch das ausgewählte Angebot an Geschäften, Gastronomie,
Handwerk und Hotels. Entsprechend seien auch die
„Im Kern ist eine autofreie Innenstadt reizvoll“, findet Gerald
Elfers, Inhaber des Geschäfts Heinrich Gleue Perser-Teppiche
im Fedelhören. Rund um den Marktplatz, die Domsheide, den
Schnoor und die Böttcherstraße – „da brauchen wir keinen Autoverkehr“,
sagt er. „Das muss ein Ort mit Aufenthaltsqualität sein.
Da stören Fahrzeuge, aber auch Fahrräder.“
Gerald Elfers, Inhaber von Heinrich Gleue Perser-Teppiche im Fedelhören.
Das beschränke sich jedoch auf den tatsächlichen Kern der
Stadt: „Was nicht sein muss, ist die Erweiterung des Gebiets“, betont
der Geschäftsmann. Hierzu zählen für ihn die vielen Einzelhändler,
die nicht in direkter zentraler Lage der Bremer Altstadt
liegen – darunter auch das Fedelhören, wo sich auf 150 Metern
ein bunter Mix an Einzelhändlern verteilt. Und dabei denkt Elfers
vor allem an ältere, wenig mobile Menschen und Kunden,
die zum Teil größere Einkäufe nach Hause bringen wollen. „Fahrradmobilität
ist toll, wenn man nichts transportieren muss oder
keine körperlichen Einschränkungen hat“, sagt er. Für den Geschäftsinhaber
ist auch die Kundenstruktur ein entscheidender
Faktor: „Wir haben hier hauptsächlich Bremer Kunden und solche
aus dem Umland“, erläutert Elfers. „Und die kommen nicht
mit dem ÖPNV zu uns.“ Die Anreise mit dem Pkw sei nach wie vor
das bevorzugte Verkehrsmittel seiner Besucher: „Das Auto spielt
eine große Rolle für den Kunden.“
FOTO: INSA LOHMANN
Susanne Gerlach, Geschäftsführerin der Böttcherstraße GmbH.
FOTO: INSA LOHMANN
Eine Verbesserung der Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs
an die Einkaufsstraße Fedelhören hält er für nicht realisierbar.
Wohl aber eine attraktivere Anbindung an die Bremer Altstadt:
„Ich sehe den Wall als grüne Barriere.“ Die einzige Querung der
beiden Gebiete sei derzeit die Bischofsnadel, die für Auswärtige
nicht immer leicht zu finden sei. „Man muss sich schon auskennen“,
ist der Geschäftsinhaber überzeugt. Er wünscht sich daher
eine Umgestaltung der Wallanlagen, beispielsweise mit einer
Terrasse auf dem Wasser. „Um lange Strecken zu unterbrechen“,
sagt Elfers, „und mehr Erlebnis auf dem Weg ins Fedelhören zu
bieten.“
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