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AKT ELL5/11 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.

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der Landwirtschaft. Nebenher betreute<br />

sie auch noch eine geraume<br />

Zeit eine ältere hilfsbedürftige, unselbständige<br />

Frau.<br />

1964 heiratete Lydia in Watenbüttel<br />

den Bauern Helmut Behme. Ihre<br />

angehende Schwiegermutter kaufte<br />

ihr aus zweiter Hand ein weißes<br />

Brautkleid mit langem Schleier.<br />

Die Tochter ihrer Cousine und<br />

zwei weitere kleine Blumenmädchen<br />

trugen voller Stolz den Schleier.<br />

Vor der Kirche hatten sich viele<br />

Leute eingefunden, die ein Spalier<br />

bildeten, und ein Posaunenchor<br />

blies einen Hochzeitsmarsch.<br />

Nach dem Tod der Schwiegereltern<br />

mussten sie jedoch den Hof aufgeben<br />

und beide nahmen dann eine<br />

andere Tätigkeit an. Nach 14 Jahren<br />

durfte sie 1973 das erste Mal wieder<br />

in die DDR zu ihren Geschwistern<br />

reisen. Diese waren inzwischen<br />

auch alle verheiratet und hatten<br />

Kinder. Wie damals üblich, konnte<br />

auch sie ihren Geschwistern hin<br />

und wieder kleine Pakete schicken,<br />

die immer etwas Besonderes vor<br />

allem für ihre Nichten und Neffen<br />

darstellten, da neben praktischen<br />

Dingen des täglichen Lebens auch<br />

Süßigkeiten mit geschickt wurden.<br />

35<br />

Im Jahr 2000 ist plötzlich ihr Mann<br />

verstorben. Da ihre Geschwister<br />

in der Nähe von Eberswalde<br />

wohnten, zog es sie auch wieder<br />

zurück in ihre Wahlheimat. Jedoch<br />

nicht nach Brodowin, sondern sie<br />

zog nach Eberswalde in eine kleine,<br />

gemütlich eingerichtete Wohnung<br />

im Brandenburgischen Viertel.<br />

Hier wohnt sie als Rentnerin<br />

auch heute noch mit ihrem inzwischen<br />

erblindeten Hund.<br />

Diese kurze Geschichte kann<br />

nicht alles wiedergeben, was Frau<br />

Behme in ihrem Leben, vor allem<br />

aber als Heranwachsende, an<br />

Freud und Leid erfahren musste.<br />

All die grausamen Bilder, die während<br />

der langen Flucht auf sie einwirkten,<br />

hat sie bis heute nicht aus<br />

ihrem Gedächtnis löschen können.<br />

Nachts träumt sie noch häufig von<br />

den furchtbaren Fluchterlebnissen.<br />

Daraus ergeben sich sicherlich<br />

auch ihre fortwährenden Ängstlichkeiten<br />

gegenüber fremden<br />

Menschen. Frau Behme wünscht<br />

sich nun nur noch „ein bisschen Frieden,<br />

ein bisschen Liebe und ein bisschen<br />

Wärme.“<br />

Text und Foto: Gerd Wiesner<br />

<strong>Volkssolidarität</strong> im Barnim 5|<strong>11</strong>

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