Oberneuland Magazin
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EIN TINY HOUSE IM<br />
KüSTERGARTEN<br />
Wenn die Terrasse und der Carport zum Lagerplatz werden, wenn<br />
sie nicht wissen, wie viele Personen in ihrem Haus übernachten und<br />
Vaters Werkzeug wochenlang blockiert ist, dann bauen die Söhne ein<br />
Tiny House im Garten.<br />
Ein Tiny House ist ein kleines, transportables<br />
Haus. Deshalb stand seit Dezember 2018 ein<br />
Doppelachstrailer im Küstergarten: 2,7 Tonnen<br />
zulässiges Gesamtgewicht und 2,20 Meter mal<br />
5,00 Meter Nutzfläche. Darauf wurde von Februar<br />
bis April in Holzständerbauweise das kleine Haus<br />
gebaut.<br />
Andreas Wokurka stand seinen Söhnen Markus<br />
und Simeon mit Rat und Tat zur Seite. Wirklich<br />
aufregend wurde schließlich die TÜV-Abnahme.<br />
Nachdem alle Maße, Überstände, Gewichte und<br />
Materialien für gut befunden wurden, folgte eine<br />
Probefahrt. Der freundliche TÜV- Mitarbeiter<br />
bestand darauf, den geliehenen Transporter selbst<br />
zu fahren. Er bezweifelte nicht, dass das Haus stabil<br />
gebaut wurde, aber anders könne er es nicht überprüfen,<br />
da die Holzständer schon vollständig verkleidet<br />
waren. Also musste ein harter Praxistest die<br />
Straßentauglichkeit beweisen: Vollbremsungen, mit<br />
Schmackes um die Kurven und über die Straßenbahngleise,<br />
auch die 100 km/h wurden getestet.<br />
Etwas bleich stiegen Vater und Sohn nach der<br />
Probefahrt aus dem Auto und begutachteten erst<br />
einmal das liebevoll gebaute Tiny House. Alle Teile<br />
waren noch an ihrem Platz und die Fensterscheiben<br />
heil geblieben. Nicht so selbstverständlich bei dem<br />
zwei Tonnen schweren und 3,70 Meter hohen<br />
Häuschen. Der Mitarbeiter vom TÜV wies während<br />
der rasanten Fahrt noch auf die fehlenden oberen<br />
Positionsleuchten und die Fensterverkleidung hin.<br />
So konnte die Überführung nach Regensburg, dort<br />
studieren Markus und Simeon, doch recht gelassen<br />
angegangen werden, denn unser Tiny House wurde<br />
auf Herz und Nieren geprüft.<br />
Warum gerade ein Tiny House? Markus und<br />
Simeon Wokurka berichten über den erlebnisreichen<br />
Bau und sprechen über ihre Motivation,<br />
ein solches Haus zu bauen und darin zu leben.<br />
Markus: Das kann ich gar nicht mehr so genau<br />
sagen. Ich hatte seit Längerem den Gedanken<br />
einen Bus auszubauen, um ihn nutzen zu können,<br />
darin zu wohnen und für meine Reisen. Irgendwann<br />
kam die Idee mit dem Tiny House. Es folgten<br />
Gespräche über das Projekt zusammen mit meinen<br />
Eltern und meinem Bruder. Die Idee vom Tiny<br />
House fand ich sehr reizvoll, da ich darin eine<br />
Möglichkeit sah, ziemlich schnell und relativ günstig<br />
etwas herzustellen, das sich darüber hinaus den<br />
eigenen Ansprüchen anpasst.<br />
Ein sehr wichtiges Kriterium für die Intention<br />
sind die steigenden Mietpreise. Günstig und alternativ<br />
wohnen sind für mich sehr wichtig, ich wohne<br />
gerne im Grünen und trotzdem auch gerne in der<br />
Stadt.<br />
Solche Orte sind rar und schwer zu finden.<br />
Mit einem kleinen Haus auf Rädern ist man beweglicher.<br />
Das war für mich die stärkste Intention in<br />
Bezug auf unseren Hausbau. Wir wollten uns ausprobieren<br />
und selbstverwirklichen. So kam es zu<br />
der Aktion, letztendlich auch sehr spontan, um das<br />
Projekt als solches auch leben zu können.<br />
Simeon: Wann und wie genau die Idee für das<br />
Tiny House entstand, kann ich rückblickend gar<br />
nicht mehr genau sagen. Seit ein paar Jahren hatte<br />
ich den Wunsch, auf pragmatische und günstige Art<br />
zu leben. Wenn ich als Student nebenbei noch viel<br />
arbeiten muss, um nicht jeden einzelnen Euro umdrehen<br />
zu müssen, dann kam mir doch die Frage<br />
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