Koproduktion Urbaner Resilienz
ISBN 978-3-86859-641-0
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eich dabei ist es, wenn sie ihre jeweiligen<br />
Interessen, Handlungsrationalitäten und<br />
Wertvorstellungen in Bezug auf die ursächlichen<br />
Probleme und mögliche Lösungen<br />
offen und ehrlich darlegen. Dadurch können<br />
sie Verständnis füreinander entwickeln<br />
und ein belastbares Vertrauensverhältnis<br />
aufrecht erhalten – oder gegebenenfalls<br />
aufbauen, wie sich aus meinen Realexperimenten<br />
ergeben hat (siehe Kapitel<br />
3.2.2 und 3.2.3). Zentral ist außerdem der<br />
transparente Umgang mit Informationen,<br />
die für die Zusammenarbeit relevant sind.<br />
Diese sollten unter den Kooperationspartner*innen<br />
bereitwillig ausgetauscht<br />
werden, auch wenn es sich um interne Dokumente<br />
einer der beteiligten Organisationen<br />
handelt. Solche vertrauensbildenden Maßnahmen<br />
bieten Kooperationspartner*innen<br />
eine erfolgversprechende Grundlage, um<br />
Interessenskonflikte besser zu bewältigen<br />
und auch unter problematischen und sich<br />
verändernden Rahmenbedingungen kooperativ<br />
zu handeln.<br />
5.2 ENTSCHEIDUNGS-<br />
UND HANDLUNGS-<br />
MACHT AUSGEWOGEN<br />
AUFTEILEN<br />
Wenn Bürger*innen, Politiker*innen und<br />
Entscheidungsträger*innen in der Verwaltung<br />
kooperieren, um Stadträume zu<br />
entwickeln, sind die öffentlichen Akteur*innen<br />
oft in einer mächtigeren Position. Sie<br />
verfügen in der Regel über mehr Entscheidungs-<br />
und Handlungsmacht, denn sie<br />
haben die kommunale Planungshoheit<br />
inne und entscheiden in vielen Fällen auch<br />
über die Bereitstellung von Ressourcen<br />
– etwa in Form von Geld, Gebäuden und<br />
Grundstücken. Aus dieser Position heraus<br />
handeln Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen<br />
in den Verwaltungen<br />
mitunter paternalistisch und beachten die<br />
Belange ihrer Kooperationspartner*innen<br />
nicht in dem Maße, wie diese es einfordern<br />
(siehe Kapitel 2.3). Bürger*innen können<br />
dagegen eher vorübergehend ihre Machtposition<br />
ausbauen, insbesondere durch<br />
öffentlichkeitswirksame Handlungen, die<br />
Politiker*innen unter Druck setzen.<br />
Im Fall des Gängeviertels erreichten die<br />
Aktiven durch die Besetzung und öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen, dass die Stadt<br />
Hamburg das Gängeviertel vom Investor zurückkaufte,<br />
dem sie bereits den weitgehenden<br />
Abriss genehmigt hatte, und dass sie<br />
stattdessen in Kooperation mit den Aktiven<br />
die Gebäude sanieren ließ (siehe Kapitel 4.1).<br />
Jedoch können unausgewogenen Machtverhältnisse<br />
für die kooperative Entwicklung<br />
von Stadträumen langfristig zum Problem<br />
werden, wie sich am Kooperationsprozess<br />
und besonders am Planungsstopp gezeigt<br />
hat (siehe Kapitel 4.4.1). Denn falls Kooperationspartner*innen<br />
in Konfliktsituationen<br />
ihre Machtpositionen nutzen, um Druck<br />
aufzubauen und Zugeständnisse zu erwirken,<br />
schadet das dem gegenseitigen Vertrauen<br />
und damit auch der <strong>Koproduktion</strong><br />
<strong>Urbaner</strong> <strong>Resilienz</strong>, wenn in Folge wie im Fall<br />
des Planungsstopps Maßnahmen blockiert<br />
werden, die zur <strong>Resilienz</strong> einer Stadt beitragen<br />
würden.<br />
Im Gängeviertel gelang es, den Planungsstopp<br />
und damit die Blockade der<br />
operativen Maßnahmen zu beheben, indem<br />
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