Ahoi Leipzig, September 2020

Kunst
Kunst
LUISE RITTER
„Wer die
Karte
erstellt,
hat die
Deutungsmacht“
Die Leipziger Künstlerin Luise
Ritter beschäftigt sich mit Stadträumen
und ihren Veränderungen.
Einige ihrer Zeichnungen sind derzeit
in unserer Redaktion zu sehen.
LINDENOW
Kunst in Zeiten der Krise
Lindenow-Festival: Kunst im Leipziger Westen,
hier im Kunstraum NYG-West
In Krisenzeiten zeigt sich, wie kreativ die Sparte der
„Kreativen“ ist. Das Orga-Team des 16. Lindenow-
Festivals (Kunstraumrundgang Leipziger Westen)
hat die Chancen gesehen und sich mit anderen
Aktiven zusammengetan, um das TV-Sonderprogramm
„Lindenow In Time Of Crisis“ aufzulegen.
Dafür wurde eine digitale Plattform geschaffen,
die von „Äther Lindenow“ (Grethencrew) und der
Leipziger DIY-Streaming-Plattform „Hitness Club“
bespielt wird. Das temporäre TV-Studio hat dann
seinen Sitz in der Demmeringstraße 74. Das
gesamte Festival findet auch 2020 in der realen
Welt statt. [vot]
16. Lindenow, 2. – 4.10., verschiedene Kunsträume
im Leipziger Westen, www.lindenow.org
Fotostudenten zeigen
ihre Arbeiten im Bonanza,
u. a. die Arbeit
„Nina aus Leipzig“ von
Jana Hünerbein
AKADEMIE DEUTSCHE POP LEIPZIG
Der Mensch als Song als Foto
Jana Hünerbein, Daniel Richter, Nika Maria Müller und Ali Hamzov sind Fotostudenten
der Akademie Deutsche POP Leipzig. Für einen Abend zeigen sie am 5.
September ihre Arbeiten der Öffentlichkeit. Unter der Leitung von Dozent Arne
Reimer beschäftigten sich alle vier Studenten mit Porträts im weitesten Sinne – die
Verbindung zur Musik schwingt dabei mit. Pate für den Titel der Ausstellung ist
nämlich „Menschen sind wie Lieder“ – ein Song von „The Love Bülow“. „Menschen
haben so viele Facetten und persönliche Geschichten, dass man jede einzelne als
Lied vertonen könnte“, erzählt Jana Hünerbein.
Arne Reimer selbst ist renommierter Fotograf und vor allem im Jazzbereich
bekannt. Den Menschen in den Fokus zu stellen – das kann man besonders gut von
ihm lernen.
In der Ausstellung zu sehen sind Fotografien von Menschen, dokumentarisch,
künstlerisch-inszeniert oder cineastisch-erzählend von Kino und Film beeinflusst.
Der Eintritt ist frei. [evg]
Ausstellung „Menschen sind wie Lieder“, 5.9. ab 18 Uhr, Bonanza, Bornaische Straße
174, www.deutsche-pop.com, www.bonanza-leipzig.de
Ein antikes oder mittelalterliches
Schriftstück, von dem der
ursprüngliche Text abgeschabt
oder abgewaschen und das danach
neu beschriftet wurde“, so nennt man
laut Duden „Palimpsest“. Und so lautet
auch der Titel einer fortlaufenden
großformatigen Werkreihe Luise Ritters,
an der sie seit drei Jahren arbeitet.
Allerdings sind es hier keine Texte,
die überschrieben werden, sondern
feine Zeichnungen von Orten, die sie
seit ihrer Kindheit kennt.
VON ERINNERUNGEN
ZU UTOPIEN
Leipziger Straßenzüge und Plätze holt
Luise Ritter zeichnerisch so in die Gegenwart,
wie sie diese in Erinnerung
hat. „Mentale Kartierung“ nennt sie
das – der Elsterstraße, des Brühls oder
des Richard-Wagner-Platzes beispielsweise.
Wie sah sie diese aus ihrem jugendlichen
Blickwinkel und wie haben
sie sich seither verändert? Diese
haarscharfen Beobachtungen setzt sie
als Jetzt-Ebene darüber, akribischen
Architekturzeichnungen gleich. Dabei
entstehen multiperspektivische
Ansichten, die sie im Anschluss mit
freien farbigen, visionären Elementen
ergänzt. „Die hellgraue Bleistiftlinie
kennzeichnet die Gegenwart, der
dunkelgraue Strich die Vergangenheit
und die teils flächigen Farbstiftformen
die Zukunft“, fasst sie zusammen.
KOLLEKTIVE
STADTPLÄNE
Orte aus ihrer Erinnerung zu zeichnen,
machte Luise Ritter zu ihrer
Profession. Das gesamte Spinnereigelände
und die JVA Magdeburg hat
sie beispielsweise kartografiert. Seit
2016 arbeitet sie zudem partizipativ
Derzeit in der Ahoi-Redaktion: „Palimpsest/
Brühl Ecke Katharinenstraße“ von 2017,
Bleistift und Farbstift auf Papier, 69 x 90 cm
Luise Ritter in
ihrem Atelier:
Wenn sie nicht
gerade kartografiert,
arbeitet
sie an weniger
gegenständlichen
Zeichnungen
und involviert Bewohner aus Leipzig,
Meinersen oder zuletzt Saalfeld-
Rudolstadt in ihre Stadtraum-Erforschungen.
Gemeinsam wird dann
gezeichnet und über Straßenverläufe
diskutiert. „Darüber kommen die
Leute zum Reden.“ [evg]
www.luiseritter.com
• geboren 1987 in Leipzig
• Studium Malerei und Grafik an der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule
Halle (Diplom 2014)
• Grafikstudium an der Accademia
di Belle Arti di Roma
• Studium Illustration an der Hochschule
für Grafik und Buchkunst Leipzig
• diverse Stipendien, z. B. der
Kunststiftung des Landes Sachsen-
Anhalt und der Kloster Bergesche
Stiftung, im Künstlerhaus Meinersen
oder in der Internationalen Sommerakademie
Dresden
• Wissenschaftliche Mitarbeiterin an
der TU Dresden / Darstellungslehre
für Architekturstudenten
Fotos: Eva Grumeth, Luise Ritter (Zeichnung), Walther Le Kon, Jana Hünerbein
Dein MOVE
durch Leipzig
Flexibel und direkt
mit dem Bus oder der Bahn.
Deine App. Dein Weg.
leipzig-move.de
LVB_ANZ_LeipzigMove_MotivTram_B182xH122_RZ.indd 1 11.08.20 17:32
34 SEPTEMBER 2020 35
Ahoi
LEIPZIG