Das ärgert mich so an Ihnen, Dolly - Volksoper Wien
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Hello, <strong>Dolly</strong>!<br />
Musikalische Komödie in zwei Akten<br />
von Jerry Herm<strong>an</strong><br />
Buch von Michael Stewart nach<br />
„The Matchmaker“ von Thornton Wilder<br />
Rudolph Reisenweber<br />
schätzt als Oberkellner Zucht und Ordnung<br />
in seinem Restaur<strong>an</strong>t. An jenem Abend<br />
jedoch kommt alles g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders …<br />
(Previn Moore)<br />
Premiere am 25. September 2010<br />
Voraufführungen am 22. und 23. September 2010<br />
Weitere Vorstellungen am 28. September,<br />
2., 4., 6., 9., 10., 12., 17., 18., 22., 24., 25., 27.,<br />
31. Oktober, 6., 12., 22. November 2010<br />
Dirigent: John Owen Edwards<br />
Inszenierung: Josef Ernst Köpplinger<br />
Bühnenbild: Sam Madwar<br />
Kostüme: Rainer Sinell<br />
Choreographie: Ricarda Regina Ludigkeit<br />
Choreinstudierung: Michael Tomaschek<br />
Dramaturgie: Christoph Wagner-Trenkwitz<br />
Mrs. <strong>Dolly</strong> Gallagher Levi: Sigrid Hauser<br />
Horace V<strong>an</strong>dergelder: Robert Meyer<br />
Cornelius Hackl: D<strong>an</strong>iel Prohaska/<br />
Jeffrey Treg<strong>an</strong>za<br />
Barnaby Tucker: Peter Lesiak/Oliver Arno<br />
Minnie Fay: Nadine Zeintl/Joh<strong>an</strong>na Arrouas<br />
Irene Molloy: Katja Reichert/Julia Koci<br />
Ambrose Kemper: Jeffrey Treg<strong>an</strong>za/<br />
Paul Schweinester<br />
Ermengarde: Joh<strong>an</strong>na Arrouas/Anna Veit<br />
Ernestina Money: Dagmar Hellberg<br />
Rudolph, Oberkellner: Previn Moore<br />
Richter: Gerhard Ernst<br />
6_7<br />
„Eine Frau, die gern<br />
was arr<strong>an</strong>giert“ …<br />
… <strong>so</strong> sieht sich <strong>Dolly</strong> Levi. Und zu dem „was“ gehören<br />
auch glückliche Ehen, derer sie in unserem Musical<br />
mindestens drei stiftet. Die arr<strong>an</strong>gierte Ehe – ein überkommenes<br />
Modell? Keineswegs, wie Sus<strong>an</strong>ne Gaschke<br />
in ihrem Buch „Die Em<strong>an</strong>zipationsfalle“ (2005) feststellt:<br />
„Vielleicht wäre die Antwort auf Scheidungsrekorde,<br />
Geburtenkrise und flächenbr<strong>an</strong>d-artige Einsamkeit<br />
tatsächlich eine neue Version der arr<strong>an</strong>gierten Ehe.<br />
L<strong>an</strong>gzeitstudien zwischen in traditioneller Weise<br />
arr<strong>an</strong>gierten indischen und westlichen ‚rom<strong>an</strong>tischen’<br />
Ehen ergeben, dass die arr<strong>an</strong>gierten Ehen zwar weniger<br />
glücklich begännen, dass aber nach fünf Jahren die Zufriedenheit<br />
der Partner die der ‚Rom<strong>an</strong>tiker’ übersteige.“<br />
Bei orthodoxen jüdischen Familien übernahm die Funktion<br />
der Heiratsvermittlung der oder die <strong>so</strong>gen<strong>an</strong>nte<br />
Schadchen. Um diese tüchtige Per<strong>so</strong>n männlichen oder<br />
weiblichen Geschlechts, um ihr Verh<strong>an</strong>dlungsgeschick<br />
und M<strong>an</strong>ipulationstalent, ihre Überredungsgabe und<br />
Diskutierfreude r<strong>an</strong>ken sich zahlreiche Geschichten und<br />
Witze, über die auch Sigmund Freud in seiner Schrift<br />
„Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten“ (1905)<br />
berichtete.<br />
Karl Emil Fr<strong>an</strong>zos hob (in „Leib Weihnachtskuchen<br />
und sein Kind“, 1896) die Ehrbarkeit des Berufsst<strong>an</strong>des<br />
hervor: „Ein Schadchen gebraucht m<strong>an</strong>cherlei Mittel,<br />
um ein schwieriges Geschäft zust<strong>an</strong>de zu bringen oder<br />
ein bedrohtes zu retten, aber einem ehrbaren M<strong>an</strong>ne<br />
listig eine Entehrte als Braut zuzuführen, mit <strong>so</strong>lcher<br />
Schuld belastet kein M<strong>an</strong>n dieser Zunft sein Gewissen.“<br />
Karl Kraus hingegen sah das Geschäft aus gegebenem<br />
Anlass kritischer: „Als der – noch nicht g<strong>an</strong>z neunundsiebzigjährige<br />
– König von Sp<strong>an</strong>ien nach <strong>Wien</strong> kam,<br />
wurden außer den Schadchen auch die Kupplerinnen<br />
<strong>Wien</strong>s mobilisiert.“<br />
<strong>Dolly</strong> Gallagher Levi hat als effiziente und originelle<br />
Vertreterin der Zunft jedenfalls unsere Sympathie.<br />
Geboren am 16. Jänner 1964 auf der Bühne des<br />
St. James Theatre, erhielt sie ein gutes halbes Jahr später<br />
eine Halbschwester: Die Heiratsvermittlerin Yente in<br />
„Fiddler on the Roof“ (alias „Anatevka“). Natürlich haben<br />
die Damen – wie <strong>so</strong> viele geborene Amerik<strong>an</strong>erinnen –<br />
europäische Wurzeln: <strong>Dolly</strong>s und Yentes tschechischer<br />
Urgroßvater, der Heiratsvermittler Kecal in Smet<strong>an</strong>as<br />
„Die verkaufte Braut“, zählte damals schon stolze 98<br />
Jahre.