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Elektronik für Physiker - Physik-Institut

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KAPITEL 1. STROM, SPANNUNG, WIDERSTAND 24<br />

Damit wird <strong>für</strong> ω ≈ ω0 = R/L die Wellenzahl β nicht mehr genau proportional zu ω,<br />

sondern etwas grösser. Die Phasengeschwindigkeit ω/β somit frequenzabhängig kleiner,<br />

d.h. wir haben Dispersion, die Signale werden verzerrt übertragen. Ebenfalls ist dann<br />

Z frequenzabhängig (siehe 1.38) und wird <strong>für</strong> kleine Frequenzen grösser.<br />

�<br />

Für kleine Frequenzen, bzw. grosse Drahtwiderstände (ω ≪ ω0) wird β = ωRC/2<br />

und damit α = β. Das heisst die Dämpfung wird mit der Wurzel der Frequenz schlimmer.<br />

Für grosse Frequenzen bzw. kleine Drahtwiderstände wird β = ω/v0, Z = Z0 und<br />

demnach α = R/2Z0. Die Dispersion verschwindet also <strong>für</strong> hohe Frequenzen.<br />

Der Skineffekt bewirkt aber, dass die Stromdichte an der Oberfläche eines metallischen<br />

Körpers gegen innen exponentiell abnimmt (siehe zum Beispiel [Jack90]. Die<br />

mittlere Eindringtiefe des Stromes ist<br />

δ =<br />

�<br />

2ρ<br />

ωµ<br />

(1.46)<br />

(ρ Leitfähigkeit). Typische Werte sind <strong>für</strong> Kupfer bei 1 MHz 70µm, bei 1 GHz 2 µm. Deshalb<br />

nimmt der effektive Kabelwiderstand mit √ ω zu, und entsprechend hat man auch<br />

bei grossen Frequenzen noch eine √ ω – Abhängigkeit der Dämpfung. Um die Oberfläche<br />

zu vergrössern, nimmt man <strong>für</strong> HF – Anwendungen deshalb manchmal Kupferfolien oder<br />

mehrere Litzen.<br />

Zahlenbeispiel: Koaxkabel RG 178: Z = 50Ω , R = 0.45 Ω /m, L = 240 nH/m,<br />

C = 95 pF/m. Bei 2 MHz und 100 m Länge wird das Signal um einen Drittel reduziert.<br />

Bei 200 MHz überleben nur gerade noch 1% des Signals nach 100 m. Bessere Kabel<br />

müssen dicker sein. Die kritische Frequenz wird etwa ω0 = 2 MHz. In diesem Bereich<br />

gibt es Dispersion, die kleineren Frequenzen kommen verspätet an (Tiefpassverhalten).<br />

Die Dispersion wird offensichtlich signifikant, wenn ω > ωg = (Rl · Cl) −1 , der Tiefpassgrenzfrequenz.<br />

Für z.B. 20 MHz ist das bei einer Kabellänge von ca. l = 30m der<br />

Fall. Beachte, dass die Tiefpassgrenzfrequenz mit der Kabellänge im Quadrat kleiner<br />

wird, die Übertragungsqualität eines Kabels wird demnach mit dem Quadrat der Länge<br />

schlechter.<br />

Falls gerade R/L = G/C ist, spricht man von einer verzerrungsfreien Leitung,<br />

da dann die Dispersion gerade verschwindet (v =const) und die Impedanz und die<br />

Dämpfung frequenzunabhängig werden.<br />

Die Sache ist allerdings wie immer in der Praxis komplizierter, da es auch Verluste<br />

wegen frequenzabhängiger Polarisation des Dielektrikums gibt. Bei ganz hohen<br />

Frequenzen schliesslich werden die Hohlleitermode wichtig, das ist aber erst in der<br />

Grössenordnugn 10 GHz der Fall. Für den praktischen Einsatz eines Kabels muss man<br />

die Abschwächung und Phasenverzerrung messen, bzw. die numerischen Herstellerangaben<br />

zu Rate ziehen.

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