Bildhauersymposion <strong>2007</strong> – Skulpturenweg <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Verbandsgemeinde Konz <strong>2007</strong>, ein Jahr reich an großen Ereignissen in der Kunst: Dokumenta, Skulpturprojekte Münster; und auch in unserer Region inszenierten Luxemburg und seine Großregion gleichsam ein Festival <strong>für</strong> die bildenden Künste. Aber da gab es auch noch Raum und Aufsehen <strong>für</strong> ein internationales Bildhauersymposion mit zehn Künstler/innen in der Verbandsgemeinde Konz, einer Gemeinde, die durch Aktivitäten dieser Art längst von sich reden gemacht hat; anknüpfend an zwei frühere Bildhauersymposien an der Obermosel und eingebunden in das große Projekt des Skulpturenweges <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, der sich Jahr <strong>für</strong> Jahr ein Stück weiter durch unser Land bahnt. Im August/September haben Werner Bitzigeio und Jürgen Waxweiler aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Dorsten Diekmann aus Nordrhein-Westfalen, Johannes Michler aus Schleswig-Holstein, Birgit Knappe aus Berlin und Thomas Link aus Bayern sowie Eileen Mac Donagh aus Irland, Maria-Claudia Farina aus Italien, Sigrún Ólafsdóttir aus Island und Ton Kalle aus den Niederlanden in den Gemeinden Konz und Kanzem gearbeitet und <strong>für</strong> ihre Skulpturen und Plastiken an Bach- und Flussläufen ihren Standort gefunden. Hier steht nun Kunst nicht auf musealem Sockel, hier steht sie im öffentlichen und nicht im städtischen, sondern im ländlichen Raum. Das Bildhauersymposion hat Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit gegeben, Kunst in ihrem Werden bis zu ihrer Vollendung zu erleben. Viele Besucher haben beobachtet, mit welcher handwerklicher Kraftanstrengung einerseits und welcher Innerlichkeit und Sensibilität andererseits der künstlerische Arbeitsprozess vonstatten geht; ganz gleich welches Material, welche Vorgehensweise der Bildhauer gewählt hat. Es sind Orte entstanden, die zur Begegnung mit der Kunst einladen und die Anstöße geben. In wenigen Wochen sind die Skulpturen und Plastiken des Symposions zum Ziel von Spaziergängen, Radtouren und Ausflügen geworden. Die Skulpturen und Plastiken des Symposions bieten viele Ansichten, sie wollen entdeckt und erfahren werden, gilt es doch, sie unter vielen Blickwinkeln zu betrachten. Für mehr als vier Wochen tauschten die Künstler ihre Bildhauerwerkstatt gegen ein großartiges Freiluftatelier ein. Die Auseinandersetzung begann in und mit der Landschaft. Die Auswahl des möglichen Aufstellungsortes und des Steines folgten. Die erste Auseinandersetzung mit dem Stein beginnt im Steinbruch. Mit kreativen Ideen, kritischen Machbarkeitsüberlegungen gelangt der Bildhauer dann schon in eine gute Ausgangssituation. Das Material ist in unserem Fall der Udelfanger Sandstein, der auf der anderen Moselseite vor Millionen Jahren entstand und <strong>für</strong> Bildhauer- und andere Steingestaltungsarbeiten seit Beginn des 19. Jahrhunderts gebrochen wird. Der auserwählte Rohling wird begutachtet, gemessen, gewichtet, notiert, skizziert und markiert, bis er mit starken Maschinen zum Arbeitsort transportiert wird. Und dann geht es mit aller Zuversicht, mit Mut und Neugier, Hoffnung und Zweifel, mit ganz traditionellem und schwerem Gerät an die Arbeit. Nun ist es am Künstler, dem Stein seine Handschrift und eine neue Gestalt zu geben, ihm seine Form zu entlocken, ihm seine natürliche Haut zu lassen oder ihn neu zu gewanden, ihn <strong>für</strong> sein neues Umfeld und sein neues Ambiente zu bearbeiten. Bildhauerarbeit ist hier Aktion und Reaktion, ein Geben und Nehmen, eine individuelle Zwiesprache zwischen dem Künstler und seinem Material; sie wird überdies beeinflusst von der Atmosphäre des Symposions, dem Miteinander der Kollegen, den örtlichen Gegebenheiten, dem Interesse der Besucher. Etwas anders ist die Ausgangssituation bei den Metallbildhauern. Während die Steinbildhauer unmittelbar das Naturprodukt Stein gestalten, ist das Ausgangsmaterial <strong>für</strong> den Stahlbildhauer bereits artifiziell. Er komponiert geradezu etwas ganz Neues. Aus dem geschürften Erz und gegossenen Stahl, der jetzt erst <strong>für</strong> ihn beliebig formbar ist, gestaltet er in einem additiven Prozess sein Kunstwerk. Das Symposion ist eine publikumswirksame Art, auf Kunst aufmerksam und die Menschen aufnahmebereit <strong>für</strong> sie zu machen. 42
Maria-Claudia Farina „Passagio animato“, Sandstein Eileen Mac Donagh „Sentry“, Sandstein 43