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Stiftung 2007 Internet.indd - Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur

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Publikation des Fotobandes „Fotografien 1967 bis <strong>2007</strong>“<br />

Erika Sulzer-Kleinemeier, Gleisweiler<br />

Ein fotografisches Archiv der Zeitgeschichte im Stroemfeld Verlag Frankfurt und Basel: In dem Werk<br />

von Erika Sulzer-Kleinemeier ist Geschichte ein dynamischer Prozess und nicht die Folge statisch<br />

abgelichteter Ereignisse. Seit den 60er Jahren arbeitet die Fotografin <strong>für</strong> „Spiegel“, „Zeit“, „Publik“,<br />

„Stern“, „taz“, „Rheinischer Merkur“ und in eigenem Auftrag und konnte auf diese Weise ein unglaublich<br />

spannendes Archiv der deutschen Zeitgeschichte zusammentragen. Denn wo war sie nicht überall<br />

dabei! Bei Adenauers Beerdigung, bei Brandts und Stophs Treffen in Kassel, bei Demonstrationen im<br />

Frankfurter Westend, in Mutlangen, beim Pershing II-Transport mitten durch den Pfälzer Wald. Auch<br />

während der aufregenden Tage der deutsch-deutschen Wiedervereinigung 1989 hat sie fotografiert,<br />

als die Mauer zu bröckeln begann: Völlig ratlos in den Westen blickende Vopos auf dem „antifaschistischen<br />

Schutzwall“ stehend zum Beispiel. Oder einen Jungen, der während der Leipziger Kohl-Rede 1990<br />

völlig geistesabwesend die Faust reckt, weil er es nicht anders gewohnt ist. Auf bestechend lakonische<br />

Weise stellt die seit 1976 in Gleisweiler lebende Bildjournalistin die Objektivität des Mediums in Frage<br />

und entwickelt ihrerseits Strategien, um die geheime und sich oft unheimlich ähnelnde Choreografie<br />

politisch motivierter „Aufläufe“ zu entlarven.<br />

Zu den Fotos schreibt Erika Sulzer-Kleinemeier:<br />

Oktober 1983: Um ihren Widerstand gegen den Nato-Doppelbeschluss zu artikulieren, in dessen Folge<br />

an den 3 Standorten Heilbronn, Mutlangen und Neu-Ulm die amerikanischen Pershing II-Raketen mit<br />

ihren atomaren Sprengköpfen stationiert wurden, rief der Koordinierungsausschuss der süddeutschen<br />

Friedensbewegung zu der Menschenkette auf. Die Route begann am Sitz des EUCOM, der Europäischen<br />

Kommandozentrale der amerikanischen Streitkräfte <strong>für</strong> Europa und führte über die Bundesstraße 10<br />

bis nach Neu-Ulm. Aus allen Teilen Deutschlands waren Sonderzüge gechartert worden, die alle den<br />

ihnen zugewiesenen Zielbahnhof anfuhren. Unser Zug fuhr von Landau nach Reichenbach. Ab 12 Uhr<br />

30 verteilten sich die Menschen auf der <strong>für</strong> 30 Minuten gesperrten B 10. Um 13 Uhr fassten sich über<br />

200 000 Menschen an den Händen. Die Kette war geschlossen.<br />

Der Abzug: Dank der rheinland-pfälzischen Polizei konnte ich dieses Foto auf der pfälzischen Seite<br />

der Rheinbrücke bei Wörth machen. Wenige Meter weiter auf der badischen Seite der Rheinbrücke<br />

verbot die baden-württembergische Polizei das Fotografieren. Ich war froh, als die letzte Rakete über<br />

die Rheinbrücke fuhr und der Spuk zu Ende war.<br />

66<br />

Rheinbrücke<br />

bei Wörth

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