verkehrsmanagement - Marko Barth
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GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
der Lehrgebiete Landschaftsplanung und<br />
Grünordnungsplanung & Ökologische Planung<br />
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
NETZWERK<br />
UND<br />
HAUS DER NACHHALTIGKEIT<br />
im Biosphärenreservat Pfälzerwald / Nordvogesen<br />
Bearbeiter:<br />
Sven Reininger - Kerstin Hornbostel
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
der Lehrgebiete Landschaftsplanung und<br />
Grünordnungsplanung & Ökologische Planung<br />
Bearbeiter:<br />
Kerstin Hornbostel 342901<br />
Sven Reininger 343348<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dipl.-Ing. Hanns Stephan Wüst<br />
Dipl.-Ing. Mark Schlick<br />
Prof. Dr. Kai Tobias<br />
Lehrgebiet<br />
Landschaftsplanung<br />
und<br />
Grünordnungsplanung<br />
Lehrgebiet<br />
Ökologische Planung
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Einleitung und Aufgabenstellung 04<br />
1. FREIZEITVERKEHR IM PFÄLZERWALD 06<br />
1.1 Ausgangslage 06<br />
1.2 Das Biosphärenreservat als Erholungsgebiet 07<br />
1.3 Problematik Freizeitverkehr 09<br />
1.3.1 Negative Folgen des Freizeitverkehrs 12<br />
1.3.2 Herkunft der Erholungssuchenden 15<br />
1.4 Bestandsanalyse der Straßeninfrastruktur 15<br />
2. WEGENUTZUNG 20<br />
2.1 Einführung 20<br />
2.2 Waldwege 20<br />
2.2.1 Nutzer der Waldwege 20<br />
2.2.2 Konfliktpotential 21<br />
2.3 Wandern 23<br />
2.3.1 Tourismuspotential Wandern 23<br />
2.3.2 Vorlieben der Wanderer 24<br />
2.4 Leitfaden zur Verbesserung der Wanderinfrastruktur 26<br />
2.4.1 Markierungen von Wanderwegen 26<br />
2.4.2 Qualitätskriterien 29<br />
2.5 Bestandsaufnahme 31<br />
2.6 Planungsvorschläge 34<br />
2.6.1 Verbesserung der Wegebeschilderung 34<br />
2.6.2 Verbesserung der Wege 35<br />
3. PARKRAUM 42<br />
3.1 Einführung 42<br />
3.2 Parkplätze – Anlagen des ruhenden Verkehrs 43<br />
3.3 Analyse der Parkraumsituation 45<br />
3.4 "Parkplatz Johanniskreuz" 50<br />
3.4.1 Entwurfskriterien 51<br />
3.4.2 Bauliche Gestaltung und Ausstattung 55<br />
3.4.3 Grüngestaltung 55<br />
1
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
3.5 Planungsvorschlag – "Parkplatz Johanniskreuz" 57<br />
3.6 Parkraumorganisation für Fahrräder 62<br />
3.6.1 Bedarfsermittlung 63<br />
3.6.2 Standortwahl 65<br />
3.6.3 Dimensionierung und Ausstattung der Abstellanlagen 65<br />
3.6.4 Ausführungsformen und Wahl der Fahrradhalter 69<br />
3.6.5 Planungsempfehlung 71<br />
4. ÖPNV 74<br />
4.1 Einführung 74<br />
4.2 Grundlagen des ÖPNV 74<br />
4.2.1 ÖPNV im Allgemeinen 74<br />
4.2.2 ÖPNV im ländlichen Raum 75<br />
4.2.3 ÖPNV in ländlichen Gebieten in den Randzonen von<br />
Verdichtungsräumen 75<br />
4.3 Differenzierte Bedienung 76<br />
4.3.1 Konzept 76<br />
4.3.2 Betriebsmöglichkeiten 79<br />
4.3.3 Betriebsmittel 93<br />
4.4 Bestandsanalyse ÖPNV 95<br />
4.5 Planungsansätze 97<br />
4.5.1 Normaler Linienbetrieb auf Johanniskreuz 97<br />
4.5.2 Differenzierte Bedienung von Johanniskreuz 99<br />
4.6 Planungsvorschlag 102<br />
4.6.1 Bedienweise 102<br />
4.6.2 Zusätzliche Möglichkeiten zur Attraktivierung des ÖPNV 105<br />
5. VERKEHRSBERUHIGUNG 108<br />
5.1 Einführung 108<br />
5.2 Grundlagen der Verkehrsberuhigung 109<br />
5.3 Analyse der Ausgangssituation 113<br />
5.4 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung 119<br />
2
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
5.5 Planungssituation Johanniskreuz – Lösungsansatz 120<br />
5.5.1 "Harte" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit 123<br />
5.5.2 "Weiche" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit 129<br />
5.5.3 Alternative Umgehungsstraße? 130<br />
5.5.4 Sonstige Alternativen 132<br />
6. FAZIT 134<br />
ANHANG LITERATURVERZEICHNIS<br />
ANHANG INTERNETQUELLEN<br />
ANHANG TABELLENVERZEICHNIS<br />
ANHANG ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
3
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Einleitung und Aufgabenstellung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Urlaubs- und Freizeitaktivitäten haben in den letzten Jahren einen weiteren<br />
Aufschwung erlebt. Hierbei stehen vor allem naturnahe Erholungsformen mit hohem<br />
Erlebniswert im Vordergrund. Gerade für die städtische Bevölkerung stellt der<br />
Aufenthalt in der Natur einen Ausgleich für den stressigen Alltag dar. Der Naturraum<br />
ist aufgrund der Vielzahl der Erholungssuchenden, durch die zeitliche und örtliche<br />
Konzentration der Besucherströme und deren Aktivitäten, stetig wachsenden<br />
Belastungen ausgesetzt. Diese können dazu führen, dass die Funktion als<br />
Erholungsgebiet beeinträchtigt oder gar gefährdet wird. 1<br />
Der Themenbereich Verkehrsmanagement befasst sich mit der Problematik, dass<br />
auch die Erholungsinfrastruktur Schäden nach sich zieht. Hierfür sind vor allem die<br />
Erschließung der Landschaft, als auch die durch den motorisierten Individualverkehr<br />
(MIV) hervorgerufenen Belastungen und negativen Auswirkungen verantwortlich.<br />
Gefragt sind vielerorts Kompromisse, die einerseits die Natur für den Menschen<br />
zugänglich machen, auf der anderen Seite aber auch ein "Entfernen vom Idealbild<br />
der Natur" möglichst verhindern sollen. Auch bei bereits erschlossenen<br />
Landschaften muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer<br />
Attraktivitätsminderung (z.B. durch Umweltschäden wie Baumsterben) kommt, da<br />
hierdurch eine Umorientierung der Erholungssuchenden auf andere, weniger<br />
erschlossene Landschaften einsetzt. 2<br />
Im Zusammenhang mit dem Projekt "Netzwerk und Haus der Nachhaltigkeit (HdN) -<br />
Johanniskreuz" haben sich drei Themenfelder als Bearbeitungsschwerpunkte<br />
herausgebildet:<br />
1. Wegenutzung<br />
Ziel ist die Entwicklung eines Konzeptes für eine harmonische Nutzung der<br />
Waldwege. Durch die Ausrichtung der Wegeinfrastruktur an den<br />
Bedürfnissen der Nutzer soll eine Besucherlenkung erreicht werden, die die<br />
sensiblen Bereiche des Naturraums schont. Zudem kann dadurch der<br />
Wandertourismus in der Region gefördert werden.<br />
1 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />
Raumordnung für Naherholungsgebiete; Vorwort<br />
2 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />
Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.37-38<br />
4
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
2. Parkraum<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Ziel ist die Verbesserung der Parkraumorganisation für Pkw-, Motorrad- und<br />
Radfahrer auf Johanniskreuz. Durch die Optimierung des vorhandenen<br />
Parkraums soll das Stellplatzangebot verbessert und stärker der Nachfrage<br />
angepasst werden.<br />
3. Verkehrsbelastung<br />
Ziel ist die Verringerung der Verkehrsbelastung in der Ortslage und rund um<br />
Johanniskreuz. Ansatzpunkte stellen hierbei die Anbindung durch den ÖPNV,<br />
sowie die Möglichkeit der Realisierung einer Verkehrsberuhigung dar.<br />
In dem hier vorliegenden Abschussbericht werden die nun vorliegenden Ergebnisse<br />
dargelegt.<br />
5
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
1. FREIZEITVERKEHR IM PFÄLZERWALD<br />
1.1 Ausgangslage<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Pfälzerwald stellt ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar. Die<br />
infrastrukturelle Erschließung begann schon zu Zeiten der Gründung des<br />
"Pfälzerwald-Vereins e.V." im Jahre 1902. Als Wander- und Heimatverein setzte er<br />
sich von Beginn an stark für die Entwicklung des Erholungswesens im Pfälzerwald<br />
ein. 1958 wurde der Pfälzerwald zum Naturpark erklärt. Bestehende<br />
Erholungseinrichtungen wurden ausgebaut, neue geschaffen. Durch die intensive<br />
Bewerbung des Gebietes stieg die Popularität sehr stark an. Hierbei stand vor allem<br />
der Naherholungsverkehr im Vordergrund, der später auch durch Kurzzeit- und<br />
Erholungsreisetourismus ergänzt wurde. Zahlen belegen, dass bei nahezu<br />
konstanter Einwohnerzahl der Quellgebiete, der Naherholungsverkehr stark<br />
zugenommen hat. Dies hat zu einer stetig anwachsenden Zahl an Parkplätzen,<br />
Rundwanderwegen und bewirtschafteten Hütten geführt. Das markierte<br />
Wanderwegenetz beläuft sich heute auf über 7.000 Kilometer – kein<br />
bundesdeutscher Naturpark bietet mehr.<br />
Die intensive Besucherfrequentierung bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Auch<br />
"sanfte" Erholungsnutzungen, wie beispielsweise Wandern, gehen einher mit<br />
Beeinträchtigungen wie Umweltverschmutzung durch weggeworfene Abfälle, das<br />
Entstehen von Trampelpfaden, etc.. Meist sind solche Beeinträchtigungen auf das<br />
Umfeld von bewirtschafteten Hütten beschränkt, in manchen Fällen sind aber auch<br />
ökologisch hochwertige und sensible Landschaftsbestandteile betroffen. 3 Erst in<br />
jüngerer Zeit wird über einen möglichen Rückbau des bestehenden<br />
Wanderwegenetzes diskutiert 4 , um besonders belastete und sensible Bereiche des<br />
Waldes zu schützen. Der Wunsch nach einer effektiven Besucherlenkung ist daher<br />
allgegenwärtig.<br />
3 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />
Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.157-161<br />
4 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />
Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.167<br />
6
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
1.2 Das Biosphärenreservat als Erholungsgebiet<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Beim Biosphärenreservat handelt es sich um einen Naturpark, der zwischen den<br />
Verdichtungsräumen Rhein-Neckar, Karlsruhe und Saarbrücken liegt. Das<br />
Biosphärenreservat umfasst eine Fläche von 179.800 ha und stellt somit eines der<br />
größten Biosphärenreservate in Deutschland dar. Seine Ausdehnung umfasst in<br />
Nord-Süd-Richtung ca. 60, in seiner Ost-West-Ausdehnung ca. 30-40 km. 5<br />
Aufgrund seiner Größe und den daraus resultierenden Erholungsqualitäten stellt der<br />
Pfälzerwald ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar.<br />
Naturschutz und Tourismus werden häufig als Konkurrenten betrachtet. Der<br />
Tourismus gilt als einer der Hauptverursacher von Natur- und Landschaftsschäden,<br />
währenddessen der Naturschutz als Hinderungsgrund für die Entfaltung des<br />
Tourismus angesehen wird.<br />
Bei dieser Betrachtungsweise sollte aber auch berücksichtigt werden, dass eine<br />
intakte Natur und Landschaft die wichtigste Grundlage des Tourismus darstellt.<br />
Naturschutz und Tourismus sind daher weniger als Konkurrenten, sondern vielmehr<br />
als Partner zu begreifen – letztendlich muss der Erhalt der intakten Natur und<br />
Landschaft ein gemeinsames Ziel beider Interessen sein.<br />
Dass dieses Verständnis nicht als selbstverständlich anzusehen ist, zeigen die<br />
vielen Probleme, die durch den Tourismus entstanden sind. Es ist sogar so, dass<br />
der Tourismus nach der Land- und Forstwirtschaft als wichtiger Grund für den<br />
Rückbau von Lebensräumen von Flora und Fauna gilt. Die Hauptursache für<br />
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch den Tourismus liegen vor<br />
allem 6 :<br />
• im Bau der Freizeitinfrastruktureinrichtungen,<br />
• dem fließenden sowie dem ruhenden Verkehr,<br />
• der Überbeanspruchung von Ausflugszielen und sensibler Gebiete, sowie<br />
• dem Verlassen der Wege.<br />
5 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.26<br />
6 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.41<br />
7
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Folgende Umweltbelastungen werden durch den gesamten Tourismus in<br />
Großschutzgebieten und somit auch im Pfälzerwald verursacht:<br />
Umweltbelastungen durch den Tourismus in Großschutzgebieten<br />
betroffener Umweltfaktor Veränderungen, Belastungen Ursachenbeispiele<br />
Klima, Luft Abgase<br />
•<br />
Lärm<br />
Boden verändertes Mikro- und<br />
Mesoklima<br />
•<br />
Verdichtung und Versiegelung,<br />
damit erhöhter<br />
Oberflächenabfluss<br />
•<br />
flächen-, punkt- und linienförmige<br />
Erosion<br />
Wasser Grund- und<br />
Oberflächenwasserbelastung<br />
durch Stoffeintrag, Eutrophierung<br />
•<br />
verminderte<br />
Grundwasserneubildung<br />
Tierarten und deren<br />
Lebensräume (Biotope)<br />
Pflanzenarten und deren<br />
Lebensräume (Biotope)<br />
Artenveränderungen/<br />
-verschiebungen, Beunruhigung<br />
von scheuen Tierarten durch<br />
Lärm<br />
•<br />
Isolierung oder Zerschneidung<br />
von Lebensräumen<br />
Artenveränderungen/<br />
-verschiebungen durch<br />
veränderte Standortbedingungen,<br />
mechanische Verletzung von<br />
Vegetation<br />
•<br />
Isolierung oder Zerschneidung<br />
von Lebensräumen<br />
Landschaftsbild großflächige Veränderungen des<br />
Landschaftsbildes<br />
Tabelle 1: Umweltbelastungen durch den Tourismus in Großschutzgebieten<br />
Urlaubs- und Ausflugsverkehr,<br />
Motorboot- oder Motocrossfahren<br />
•<br />
großflächiges Versiegeln von<br />
Boden für Gebäude, Parkplätze<br />
und Straßen<br />
wildes Camping, Parken,<br />
befestigte Plätze und Wege, häufig<br />
begangene Trampelpfade<br />
•<br />
wildes Mountainbiking,<br />
Trampelpfade, Tritterosion<br />
Baden (Sonnencreme), Einsatz<br />
von Chemikalien und Dünger in<br />
Freizeitanlagen<br />
•<br />
Drainage von Freizeitanlagen,<br />
großflächiges Versiegeln von<br />
Boden für Gebäude, Parkplätze<br />
und Straßen<br />
Mountainbiking, Angeln, Klettern,<br />
Kanufahren<br />
•<br />
Freizeitinfrastruktur,<br />
Freizeitanlagen<br />
Bau und Betrieb von<br />
Freizeitanlagen, wildes<br />
Mountainbiking, Camping, Parken,<br />
Blumenpflücken<br />
•<br />
Freizeitinfrastruktur,<br />
Freizeitanlagen<br />
Bau und Betrieb von nicht<br />
landschaftsangepassten<br />
Freizeitanlagen<br />
8
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die hier genannten Umweltbelastungen sind abhängig von der Quantität der<br />
touristischen Nutzung (Ort und Ausmaß), sowie der Empfindlichkeit von Natur und<br />
Landschaft 7 .<br />
Insgesamt ist trotz der noch immer vorherrschenden Konfliktsituation eine<br />
Veränderung des Umweltbewusstseins innerhalb der Gesellschaft zu verzeichnen.<br />
Die Sensibilisierung hinsichtlich umweltbezogender Probleme hat zu einem<br />
veränderten Trend bezüglich des Urlaubsverhaltens und der Erholung geführt. So<br />
ist die Nachfrage nach landschaftsbezogener, naturnaher Erholung, Ruhe und<br />
Entspannung, sowie gesundheitsfördernden Urlaubsformen enorm gestiegen. 8<br />
Aktivitäten im Biosphärenreservat "Naturpark Pfälzerwald" – Beliebtheitsskala<br />
1. Wandern und Spazierengehen 50,4 %<br />
2. Besichtigungen 12,3 %<br />
3. Aktivitäten rund um den Wein – z.B. Weinfeste/-proben 8,6 %<br />
4. Baden/Sonnen 5,1 %<br />
5. Besuche von Verwanden und Bekannten 4,5 %<br />
6. Besuche von Erlebnis- und Tierparken 4,8 %<br />
7. Mountainbiking / Radfahren 2,8 %<br />
8. kulturelle Veranstaltungen 2,8 %<br />
9. Fitness 1,5 %<br />
10. Essen gehen 1,2 %<br />
Tabelle 2: Beliebtheitsskala der Aktivitäten<br />
1.3 Problematik Freizeitverkehr<br />
Für Planungen und Entwicklungen des Freizeitverkehrs in Biosphärenreservaten<br />
lässt sich aus den Beschlüssen der Konferenz der Vereinigten Nationen für Umwelt<br />
und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) direkt die übergeordnete Forderung nach<br />
Nachhaltigkeit ableiten 9 . Diese Forderung ist somit auch auf das<br />
Biosphärenreservat Pfälzerwald übertragbar.<br />
Problematisch ist hierbei, dass Johanniskreuz unter erheblichen Verkehrsproblemen<br />
zu leiden hat. Verantwortlich sind hierbei vor allem die verkehrlichen<br />
7<br />
Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz – Grundlagen und Praxis. Freizeit,<br />
Tourismus und Umwelt. Band 11; S.56<br />
8<br />
Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz – Grundlagen und Praxis. Freizeit,<br />
Tourismus und Umwelt. Band 11; S.61<br />
9<br />
Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; Einführung, S.IV<br />
9
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Spitzenbelastungen an den Wochenenden, die vor allem durch den Freizeitverkehr<br />
der Motorradfahrer verursacht werden 10 .<br />
Auf Motorradfahrer übt der Pfälzer Wald aufgrund seiner reizvollen<br />
Streckenführungen eine besondere Anziehungskraft aus. Bekannter Treffpunkt ist<br />
hier vor allem Johanniskreuz, verkehrsgünstig an der B 48 zwischen Hochspeyer<br />
und Rinnthal gelegen 11 .<br />
Freizeitverkehr wird häufig als eine Art "Restverkehr" bezeichnet. Unter<br />
"Restverkehr" fallen diejenigen Verkehrswege, die nicht aus Berufs-, Geschäfts-,<br />
Einkaufs- und Versorgungsgründen getätigt werden. Hierzu gehören also auch –<br />
fachlich ausgedrückt – Ortsveränderungen mit dem Ziel der Freizeitgestaltung.<br />
Hierunter fallen somit auch alle Urlaubsreisen. Urlaubsreisen beinhalten jedoch<br />
nicht nur die An- und Abreise zum Ziel, sondern auch Fahrten am Zielort. 12<br />
Für den hohen Anteil des MIV ist hauptsächlich die Unabhängigkeit, Schnelligkeit<br />
und Bequemlichkeit des Pkw verantwortlich. Alternativen wie der ÖPNV werden<br />
häufig als zu umständlich, unflexibel und unpraktisch charakterisiert. Auch wenn der<br />
Freizeitverkehr als "Restverkehr" bezeichnet wird, ist es doch der bedeutsamste<br />
Fahrtzweck im Personenverkehr Deutschlands. 13<br />
Verkehrsaufkommen im Personennahverkehr nach<br />
Fahrtzwecken – Deutschland 1994<br />
Ausbildung 7,31 %<br />
Geschäft 8,61 %<br />
Beruf 19,22 %<br />
Einkauf 26,63 %<br />
Urlaub 0,20 %<br />
Freizeit 38,04 %<br />
Verkehrsmittelwahl im Freizeitverkehr<br />
(Modal-Split) – Deutschland 1994<br />
MIV 53 %<br />
ÖPNV 12 %<br />
Luftverkehr 14 %<br />
Fahrrad 5 %<br />
zu Fuß 16 %<br />
Tabelle 3: Verkehrsaufkommen<br />
nach Fahrtzwecken<br />
Tabelle 4: Verkehrsmittelwahl im<br />
Freizeitverkehr<br />
10 Johanniskreuz ist überregional bekannt als Treffpunkt der Motorradszene<br />
11 Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand: 14.12.03<br />
12 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.09<br />
13 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.11<br />
10
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Tabelle zeigt, dass rund die Hälfte aller getätigten Fahrten in Deutschland dem<br />
Freizeitverkehr zuzuordnen sind. Im Freizeitverkehr wird meist der private Pkw für<br />
die Fortbewegung genutzt.<br />
Freizeitverkehr (als Bündelung der unterschiedlichsten Verkehrswege) ist statistisch<br />
schwer zu erfassen. Grund hierfür ist die Koppelung vieler Fahrten mit anderen<br />
Verkehrszwecken, beispielsweise dem Einkaufen. Der Freizeitverkehr wird zudem<br />
stärker in Fahrtketten eingebunden, was die Abgrenzung der einzelnen<br />
Verkehrsarten voneinander schwierig, oder gar unmöglich macht. Geradezu typisch<br />
für die Situation auf Johanniskreuz ist die Tatsache, dass zunehmend die Fahrt<br />
selbst den Charakter einer Freizeitaktivität annimmt (z.B. in Form von Motorrad-<br />
und Cabriofahren) – die Erfassung solcher Fahrten ist besonders schwierig. 14<br />
Freizeitverkehr kann in einem ersten Schritt in nicht-alltäglichen und alltäglichen<br />
Freizeitverkehr unterteilt werden. Alltäglicher Freizeitverkehr bezeichnet hierbei den<br />
wohnumfeldnahen und regel- bzw. routinemäßigen Freizeitverkehr. Der nicht-<br />
alltägliche Freizeitverkehr lässt sich (je nach Dauer) nochmals in drei weitere<br />
Kategorien unterteilen 15 :<br />
Freizeitverkehr<br />
Beruf Geschäft Einkaufen Versorgung Freizeit<br />
Abbildung 1: Freizeitverkehr als "Restverkehr"<br />
• Tagesausflugsverkehr (ohne Übernachtung)<br />
• Kurzreiseverkehr (1-3 Übernachtungen)<br />
• Urlaubsreiseverkehr (ab 4 Übernachtungen)<br />
14<br />
Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997);Freizeit und Mobilität. Neue Lösungen für den<br />
Freizeitverkehr; S.16ff.<br />
15<br />
Lanzendorf, Martin; (1997); in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; S.35<br />
11
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Im Pfälzerwald ist der nicht-alltägliche Freizeitverkehr dominierend. Besonders<br />
häufig ist er Reiseziel von Tagesausflügen und Kurzzeitreisen. Indiz hierfür ist der<br />
vor allem am Wochenende auftretende Freizeitverkehr mit seinen hohen<br />
Belastungsspitzen.<br />
Eine Besonderheit der Ortslage Johanniskreuz besteht, wie bereits angesprochen,<br />
in der Tatsache, dass die Hauptbelastung durch Motorradfahrer hervorgerufen wird.<br />
Auf die Gesamtheit des Pfälzerwaldes bezogen, liegt jedoch der Pkw-Anteil bei<br />
mindestens 90 %. Hieraus lässt sich schließen, dass die Problematik bezüglich der<br />
Motorradfahrer hauptsächlich auf die an der B 48 liegenden Ortschaften begrenzt<br />
ist.<br />
alltäglicher<br />
Freizeitverkehr<br />
Freizeitverkehr<br />
Tagesausflugsverkehr<br />
1.3.1 Negative Folgen des Freizeitverkehrs<br />
Der Freizeitverkehr, als Teil des Gesamtverkehrs, ist verantwortlich für eine ganze<br />
Reihe ökologischer Beeinträchtigungen. Nicht nur auf Flora und Fauna, sondern<br />
auch auf den Menschen – den eigentlichen Verursacher – hat der Freizeitverkehr<br />
negative Auswirkungen. Für das Ausmaß der entstehenden Umweltbelastungen<br />
durch den Freizeitverkehr sind folgende Indikatoren entscheidend:<br />
• die zurückgelegte Distanz vom Wohn- zum Freizeitort,<br />
• die Fahrtenhäufigkeit und<br />
• die Verkehrszusammensetzung<br />
nicht-alltäglicher<br />
Freizeitverkehr<br />
Kurzreiseverkehr<br />
Abbildung 2: Räumliche und zeitliche Dimensionen des Freizeitverkehrs<br />
(Art, Stärke, Dauer, zeitlicher Verlauf, Modal-Split).<br />
Urlaubsreiseverkehr<br />
12
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Neben diesen Indikatoren sind auch die Empfindlichkeit und die Vorbelastung des<br />
jeweiligen Natur- und Landschaftshaushalts in Bezug auf die Auswirkungen der<br />
Belastungen entscheidend. 16<br />
Folgende Belastungen werden durch den Freizeitverkehr verursacht 17 :<br />
• Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes<br />
Der Naturhaushalt wird durch die im Verkehr verursachten Emissionen<br />
beeinträchtigt.<br />
• Zerschneidung von Lebensräumen<br />
Die relativ dünn besiedelten Gebiete Deutschlands, so auch der<br />
Pfälzerwald, sind Lebensräume besonders störempfindlicher Tierarten.<br />
Aber gerade diese Räume werden gerne durch Erholungssuchende<br />
aufgesucht, was zu einem hohen Freizeitverkehr führt. Folge ist die<br />
Zunahme von Verkehrsflächen, die die Lebensräume der Tiere und<br />
ökologischen Einheiten zerschneiden. Dies kann sich unter<br />
Umständen auf die gesamte Tierpopulation auswirken.<br />
• Flächenverbrauch<br />
Der Flächenverbrauch hat in den letzten Jahren permanent<br />
zugenommen. Dies hat dazu geführt, dass Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen immer stärker wertvolle land- und forstwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen in Anspruch nehmen. Verkehrsflächen werden nach<br />
heutigen Standards größer dimensioniert, um dem ansteigenden<br />
Verkehrsaufkommen und insbesondere den dabei auftretenden<br />
Spitzenbelastungen gerecht zu werden. Am Entstehen von<br />
Spitzenbelastungen trägt der Freizeitverkehr maßgeblichen Anteil und<br />
ist somit für den Ausbau der Verkehrsflächen mitverantwortlich. Des<br />
Weiteren sind auch die zu der Verkehrsinfrastruktur zählenden<br />
Parkflächen ein weiterer Faktor des Flächenverbrauchs.<br />
• Bodenversiegelung<br />
Mit der Zunahme der Verkehrsflächenausdehnung ging auch die<br />
Zunahme der Bodenversiegelung einher. Die Versiegelung des<br />
16 Herzog, Stephan; Schäfli, Barbara; Rapp, Peter; Gros, Dominique; (1994); Freizeit –<br />
Freizeitverkehr – Umwelt. Tendenzen und Beeinflussungsmöglichkeiten; S.68<br />
17 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.12-14<br />
13
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Bodens führt zu vielfältigen ökologischen Auswirkungen auf die<br />
natürliche Umwelt – unter anderem auf Flora und Fauna, den<br />
Wasserhaushalt und das Mikroklima. Hinzu kommt der ästhetische<br />
Aspekt, da die Verkehrsflächen zur Beeinträchtigung des<br />
Landschaftsbildes führen.<br />
Im Biosphärenreservat Pfälzerwald erfolgt eine zusätzliche<br />
mechanische Versiegelung bzw. Zerstörung der Flora durch<br />
Fahrzeuge, die "wild" an Wald- und Wegerändern geparkt werden.<br />
• Lärmbeeinträchtigung<br />
Lärmbeeinträchtigungen werden zu 80% vom Verkehr verursacht.<br />
Damit ist der Verkehr – dabei eingeschlossen auch der Freizeitverkehr<br />
– Hauptverursacher der Lärmbeeinträchtigungen. Lärm führt zu<br />
physischen und psychischen Belastungen des Menschen und durch<br />
Verlärmung entlang der Straßen zur Störung der Tierwelt.<br />
• Luftverschmutzung<br />
Die entscheidenden Auswirkungen der Luftverunreinigung sind<br />
gesundheitsschädliche Beeinträchtigungen des Menschen, der Tier-<br />
und Pflanzenwelt, die Belastung von Gewässern und der Böden, sowie<br />
der Abbau der Ozonschicht. Insgesamt beträgt der Anteil der durch<br />
den MIV im Freizeitverkehr verursachten Luftverschmutzung an den<br />
gesamten MIV-Luftverschmutzungen des Gesamtverkehrs in<br />
Deutschland ca. 50%.<br />
• Treibhauseffekt / globale Erwärmung<br />
Bei der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe durch die Motoren<br />
der Kraftfahrzeuge entsteht Kohlendioxid – dies ist einer der<br />
Hauptverursacher des Treibhauseffektes bzw. der globalen<br />
Klimaerwärmung.<br />
• Energieverbrauch / Eintrag von Schadstoffen<br />
Der Verkehr, somit auch der Freizeitverkehr, trägt in Deutschland<br />
einen großen Anteil am Gesamtenergieverbrauch bei. Ein Vorteil des<br />
Freizeitverkehrs ist die relativ hohe Auslastung der Fahrzeuge, so<br />
dass der Pkw-Personenkilometer im Vergleich zu anderen<br />
Wegezwecken des MIV energiegünstiger liegt.<br />
14
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Ästhetische Beeinträchtigungen / Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes<br />
Ästhetische Beeinträchtigungen und Beeinträchtigungen des<br />
Landschaftsbildes treten vor allem durch die bereitgestellte<br />
Infrastruktur für den ruhenden und fließenden Verkehr und außerdem<br />
durch die Fahrzeuge selbst auf. Parkende Autos an Waldrändern und<br />
an Wegen, sowie großflächige Parkplätze mitten in Wiesen- oder<br />
Waldflächen, führen zu optischen Verlusten der ursprünglichen<br />
Landschaftsgestalt.<br />
1.3.2 Herkunft der Erholungssuchenden<br />
Nach den Ergebnissen einer empirischen Erhebung der Universität Mannheim aus<br />
dem Jahr 1994 18 liegen die Herkunftsschwerpunkte der Besucher in den nahe<br />
gelegenen Oberzentren der Region:<br />
• Ludwigshafen (13,1%)<br />
• Mannheim (9,7%)<br />
• Bad Dürkheim (6,1%)<br />
• Kaiserslautern (5,2%)<br />
Zur Ermittlung der Daten wurden die Zahlen sämtlicher Erholungssuchenden (somit<br />
auch Kurzurlauber und Urlaubsgäste) herangezogen. Eine ausdrückliche<br />
Berücksichtigung der Naherholungsgäste würde erheblich höhere Prozentanteile für<br />
die nahe gelegenen Gebiete ergeben.<br />
1.4 Bestandsanalyse der Straßeninfrastruktur<br />
Bei Betrachtung der Straßeninfrastruktur stellt man schnell fest, dass das<br />
Biosphärenreservat Pfälzerwald gut an das überörtliche Fernstraßennetz<br />
angebunden ist.<br />
18 Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg; (1994); Fallstudien zum Freizeit- und Fremdenverkehr<br />
im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.67<br />
15
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Das Gebiet wird von mehreren Autobahnen und Bundesstraßen umschlossen 19 :<br />
aus Richtung Norden<br />
• A 61 aus Richtung Mainz/Bad Kreuznach<br />
• A 62 Trier<br />
• A 63 Mainz<br />
• B 270 Idar-Oberstein<br />
• B 48 Bad Kreuznach<br />
• B 40 Kirchheim-Bolanden<br />
• B 271 Alzey<br />
aus Richtung Osten<br />
• A 6 Frankenthal/Ludwigshafen/Mannheim<br />
• A 65 Ludwigshafen/Hassloch<br />
• A 650 Ludwigshafen/Mannheim<br />
• B 37 Bad Dürkheim<br />
• B 38 Neustadt/Landau/Bad Bergzabern<br />
• B 39 Hassloch/Speyer<br />
• B 272 Germersheim<br />
• B 427 Karlsruhe<br />
aus Richtung Süden<br />
• Grenzübergang Wissembourg<br />
• Grenzübergang St. Germanshof<br />
• Grenzübergang Hirschtal<br />
aus Richtung Westen<br />
• A 6 Saarbrücken<br />
• A 8 Neunkirchen/Saarlouis<br />
19 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.53-55<br />
16
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Innerhalb des Pfälzerwaldes verläuft die Straßenerschließung in der Hauptrichtung<br />
West-Ost, entsprechend dem Verlauf der Täler. Das Gebiet ist durch folgende<br />
Autobahnen und Bundesstraßen erschlossen:<br />
• A 6 Ludwigshafen – Kaiserslautern<br />
(verläuft durch das nördliche Biosphärenreservatsgebiet)<br />
• B 10 Landau – Pirmasens<br />
(verläuft entlang des Queichtals)<br />
• B37 Bad Dürkheim – Kaiserslautern<br />
(verläuft entlang der Isenach-Hochspeyerbachlinie)<br />
• B 39 Neustadt – Richtung Kaiserslautern<br />
(verläuft entlang des Hochspeyerbachs)<br />
• B 427 Bad Bergzabern – Pirmasens<br />
(quert das Dahner Felsenland)<br />
• B 48 Nord-Süd-Richtung<br />
(elementare Nord-Süd-Verbindung, der für die innere<br />
Erschließung des Pfälzerwaldes eine zentrale Bedeutung<br />
zukommt)<br />
Die Verbindungen B 271, B 38 und A 652 erschließen hierbei in Nord-Süd-Richtung<br />
den Haardtrand und die Weinstraße. Ergänzt wird diese Erschließung durch ein<br />
Netz untergeordneter Kreisstraßen. Somit ist das Biosphärenreservat in<br />
ausreichendem Maße verkehrlich erschlossen.<br />
Das rheinland-pfälzische Landesamt für Straßen und Verkehrswesen verfügt über<br />
keine Verkehrszählung, die sich speziell mit dem Freizeitverkehr befasst. Daher soll<br />
auf eine Verkehrserhebung, die den Gesamtverkehr berücksichtigt, zurückgegriffen<br />
werden, um Aussagen zum Straßenverkehr tätigen zu können. Folgende<br />
durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken (DTV) wurden auf den übergeordneten<br />
Straßen erfasst:<br />
• A 6 ca. 30.000 KFZ (ohne Güterverkehr)<br />
• B 10 ca. 20.000 KFZ, bei Pirmasens ca. 30.000 KFZ<br />
• B 37 ca. 5.000 KFZ, von Frankenstein bis<br />
Kaiserslautern ca. 10.000 KFZ<br />
• B 39 ca. 20.000 KFZ<br />
17
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
• B 427 ca. 10.000 KFZ<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• B 48 ca. 8.750 KFZ Strecke Bad Bergzabern – Annweiler,<br />
ca. 5.000 Strecke Annweiler – Johanniskreuz,<br />
ca. 2.000 KFZ Strecke ab Johanniskreuz<br />
Das Biosphärenreservat ist schwerpunktmäßig von Durchgangsverkehr betroffen.<br />
Dieser Durchgangsverkehr verläuft im Wesentlichen zwischen den westlich<br />
(Kaiserslautern / Pirmasens / Saarland) und östlich (Rhein-Neckar-Raum)<br />
gelegenen Ballungszentren. Erhöhte Verkehrsmengen sind daher vor allem auf der<br />
A 6, B 10 und B 39 festzustellen. Anzumerken ist, dass der allgemeine Verkehr das<br />
Biosphärenreservat meist nur streift, während der Freizeitverkehr aus allen<br />
Richtungen in das Biosphärenreservat einströmt.<br />
Abbildung 3: Straßeninfrastruktur überregional<br />
18
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Abbildung 4: Straßeninfrastruktur regional<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
19
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
2. WEGENUTZUNG<br />
2.1 Einführung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Waldwege werden von einer Vielzahl an Nutzern in Anspruch genommen, die<br />
alle unterschiedliche Ansprüche an deren Ausstattung stellen. Teilweise kommt es<br />
bei der gleichzeitigen Nutzung von unterschiedlichen Zielgruppen auch zu<br />
Konflikten untereinander. Um dem zu begegnen, muss das Konfliktpotential<br />
zwischen den unterschiedlichen Zielgruppen analysiert werden, um dann<br />
Möglichkeiten der Vermeidung zu suchten.<br />
Des Weiteren sind die Waldwege so zu gestalten, dass sie den Ansprüchen der<br />
einzelnen Zielgruppen entgegen kommen, ohne jedoch den Wald unnötig zu<br />
belasten. Bei bedarfsgerechter Ausstattung der Wege kann der Wald sogar vor<br />
weiteren Schäden bewahrt werden. Durch einen gezielten Ausbau von Wegen kann<br />
eine Besucherlenkung erreicht werden, die die sensiblen Bereiche im Wald vor<br />
einer zusätzlichen Beeinträchtigung bewahren kann.<br />
Dem Bereich Wandern kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da sich diese<br />
Form der Freizeitaktivität einer steigenden Beliebtheit erfreut. Nicht zu<br />
unterschätzen ist dabei auch die Bedeutung, die sich hieraus für den Tourismus<br />
ergib. Um dieses Potential nutzen zu können bedarf es jedoch einer Infrastruktur,<br />
die den Anforderungen der Wanderer gerecht wird 20 .<br />
2.2 Waldwege<br />
2.2.1 Nutzer der Waldwege<br />
Der Wandel der Gesellschaft hin zur Freizeitgesellschaft führt dazu, dass auch der<br />
Naturraum immer stärker zur Freizeitgestaltung genutzt wird 21 . Der Druck der sich<br />
20<br />
Vgl.: Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband E.V.; Wanderbares Deutschland,<br />
Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus<br />
21<br />
Arbeitsgemeinschaft Stadt Kaiserslautern, Universität Kaiserslautern; (2000) Stadtvision<br />
Kaiserslautern 2030, S.13<br />
20
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
hieraus für die Erholungsgebiete ergibt wächst ständig. Zudem kann es durch den<br />
Andrang der unterschiedlichsten Nutzergruppen zu einem erhöhten Konfliktpotential<br />
zwischen den einzelnen Gruppen kommen.<br />
Als Zielgruppen für die Nutzung von Waldwegen lassen sich vor allem folgende<br />
Gruppen feststellen:<br />
• Wanderer<br />
• Radfahrer<br />
• Mountainbiker<br />
• Reiter<br />
Aufgrund der teilweise ähnlichen Ansprüche der Nutzer an die Wege, in<br />
Kombination mit unterschiedlichen Bewegungsgeschwindigkeiten, führt zu der<br />
Problematik, dass es im Begegnungsfall zu Konflikten kommen kann. Im Folgenden<br />
soll deshalb das Konfliktpotential zwischen den einzelnen Gruppen analysiert<br />
werden.<br />
2.2.2 Konfliktpotential<br />
Wanderer und Radfahrer<br />
Zwischen Wanderern und Radfahrern kommt es eher selten zu Nutzungskonflikten,<br />
da sie unterschiedliche Ansprüche an die Wege stellen. Radfahrer benötigen<br />
befestigte breite Wege, Wanderer bevorzugen hingegen geschwungene<br />
naturbelassene Pfade.<br />
Wanderer und Mountainbiker<br />
Zwischen Wanderern und Mountainbikern kommt es häufiger zu<br />
Nutzungskonflikten, da sie ähnliche Anforderungen an die Wege stellen. So fühlt<br />
sich eine große Anzahl der Wanderer, durchschnittlich 20–25%, durch die<br />
Mountainbiker gestört. Der Anteil der Mountainbiker, die sich durch Wanderer<br />
beeinträchtigt fühlt, ist hingegen wesentlich geringer. Da es generell allen Personen<br />
möglich sein sollte die Wege zu nutzen, ist es schwierig, diese beiden Zielgruppen<br />
voneinander fernzuhalten. Gerade Ortsfremde können jedoch durch das Ausweisen<br />
von speziellen Wegen für Wanderer und Mountainbiker gelenkt werden.<br />
Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Zahl der tatsächlichen<br />
21
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Begegnungen fast gegen Null tendiert 22 . Wichtig ist zudem, dass sich die Gruppen<br />
ein gewisses Maß an gegenseitiger Akzeptanz entgegen bringen.<br />
Wanderer und Reiter<br />
Nach dem Inkrafttreten des neuen Landeswaldgesetzes 2001 ist das ausdrückliche<br />
Verbot von Reiten auf Wanderwegen aufgehoben worden. Reiter bevorzugen aber<br />
ähnlich wie die Wanderer naturbelassene, unbefestigte Wege. Da es sich bei den<br />
Reitern meistens um Ortsansässige handelt, die ohnehin die ihnen bekannten Wege<br />
benutzen, kann eine Lenkung durch ausgewiesene Reitwege kaum funktionieren.<br />
Deshalb muss in diesem Bereich auf die gegenseitige Rücksichtnahme vertraut<br />
werden.<br />
Radfahrer und Mountainbiker<br />
Zwischen diesen Gruppen kommt es eher selten zu Konflikten, da sie in der Regel<br />
unterschiedliche Ansprüche an die Wege stellen. Die Häufigkeit der Begegnungen<br />
ist daher relativ gering. Zudem finden diese vermutlich eher auf den von Radfahrern<br />
bevorzugten breiteren Wegen statt, wo sie meist kein größeres Problem darstellen.<br />
Für das Konfliktpotential zwischen Radfahrern und Reitern kann von einem<br />
vergleichbaren Konfliktpotential ausgegangen werden.<br />
Mountainbiker und Reiter<br />
Das Konfliktpotential zwischen Mountainbikern und Reitern ist wohl am höchsten<br />
einzuschätzen. Hier können neben der allgemeinen Störung zusätzlich Probleme<br />
auftreten, wenn sich die Tiere durch die Fahrbewegungen der Mountainbiker gestört<br />
fühlen. Da bestehende Wege grundsätzlich beiden Gruppen zugänglich sind, ist es<br />
schwer möglich, diese voneinander zu trennen.<br />
22 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />
Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 26<br />
22
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
2.3 Wandern<br />
2.3.1 Tourismuspotential Wandern<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Aufgrund der großen Bedeutung des Wanderns – gerade für das<br />
Biosphärenreservat Pfälzerwald – soll nun vertieft auf das Thema Wandern<br />
eingegangen werden.<br />
Wandern hat in Deutschland eine lange Tradition und ist noch immer eine der<br />
beliebtesten Freizeit- und Urlaubsaktivitäten in Deutschland und Europa. So<br />
wandert fast jeder zweite Deutsche in seiner Freizeit. Auch in den Nachbarländern<br />
werden ähnlich hohe Werte erreicht und die Tendenz ist weiter steigend. Dem<br />
Wandertourismus und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Potential für die<br />
regionale Entwicklung kommt damit eine große Bedeutung zu, die lange Zeit<br />
verkannt und unterschätzt wurde. Darin ist vermutlich auch ein Grund zu suchen,<br />
weshalb der größte Teil des Wanderbooms an Deutschland vorbei geht.<br />
So haben die fehlenden Investitionen und Marketingmaßnahmen in der<br />
Vergangenheit zur Folge, dass es die meisten deutschen Wandertouristen nach<br />
Österreich oder in die Schweiz zieht. Ziele für die Zukunft sollten deshalb sein:<br />
• der Abbau von Informationsdefiziten bei Entscheidungsträgern auf Politik-<br />
und Planungsebene,<br />
• eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Tourismus- und<br />
Wanderverantwortlichen, sowie<br />
• die Qualitätssteigerung der angebotenen Wanderprodukte 23 .<br />
Wandern hat in Deutschland unter den Freizeit- und Urlaubsaktivitäten einen<br />
absoluten Spitzenplatz. So wird die Zahl der Wander- und Outdooranhänger von der<br />
Deutschen Gesellschaft für Freizeit mit 15 Millionen allein in Deutschland<br />
angegeben. Mindestens 7 Millionen davon wandern besonders gern und häufig.<br />
Dass es sich beim Wandertourismus nicht um eine Marktnische handelt zeigt, dass<br />
zwei Drittel der Inlandsurlauber und sogar drei Viertel der Mittelgebirgstouristen<br />
während ihres Urlaubsaufenthalts wandern. Wanderreiseveranstalter haben zum<br />
Teil zweistellige Zuwachsraten und auch die geführten Wanderungen der Gebirgs-<br />
und Wandervereine erfreuen sich größter Beliebtheit.<br />
23 Ebenda; S. 4<br />
23
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Dieser Trend hat aber auch einen Wandel der Wandergäste zur Folge. Stellte das<br />
Wandern früher oft die einzige Möglichkeit zur aktiven Erholung in der Natur dar, hat<br />
man heute eine große Auswahl an Natur- und Trendsportarten. Der heutige<br />
Wanderer entscheidet sich somit ganz bewusst für diesen sanften Natursport. Damit<br />
einher gehen aber auch gewisse Anforderungen an die Wegeinfrastruktur, die<br />
Unterkünfte und das Marketing. Darauf hin sollten die derzeitigen Einrichtungen<br />
untersucht werden 24 .<br />
2.3.2 Vorlieben der Wanderer<br />
Um die Infrastruktur der Waldwege auf die Bedürfnisse der Wanderer abzustimmen,<br />
muss man sich zunächst einmal mit den Gewohnheiten und Bedürfnissen der<br />
Wanderer beschäftigen.<br />
Tourengestaltung<br />
• Wanderer bevorzugen es, die Touren nach ihren eigenen Vorlieben zu<br />
gestalten. Die geplanten Routen können hierbei vor Ort noch spontane<br />
Veränderungen erfahren. Wanderer unternehmen meist Rundwanderungen,<br />
die eine halb- oder ganztägige Dauer haben. 80% der Wanderer fährt mit<br />
dem Auto zum Ausgangspunkt.<br />
• Wanderer legen durchschnittlich eine Strecke von 13 km zurück. Die<br />
Wanderdauer der einzelnen Touren beträgt in etwa 4 Stunden. Wanderer, die<br />
eine mehrtägige Tour unternehmen, wandern durchschnittlich 17 km pro<br />
Etappe. Die Unterschiede im Bezug auf das Leistungsvermögen und die<br />
Leistungsbereitschaft sind recht groß. Deutlich mehr als 20 km wird jedoch<br />
nur von "Ausnahmewanderern" geleistet.<br />
• Ziel der Wanderung ist der Aufenthalt in einer möglichst „unberührten Natur“.<br />
Die Wanderer bevorzugen hierbei abwechslungsreiche Wälder und Wiesen,<br />
natürliche Gewässer und Waldränder, sowie frische Luft und die natürliche<br />
Stille.<br />
• Naturgewachsene, gewundene Wege und Pfade werden den breiten und<br />
24 Ebenda; S. 7<br />
geraden Wirtschaftwegen deutlich vorgezogen. Gemieden werden zudem<br />
24
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Schotter- oder Asphalttrassen und vor allem das Wandern entlang von<br />
Straßen.<br />
• Wanderer wollen auf ihrer Wanderung möglichst wenig von „Alltagsplagen“<br />
wie Verkehr, Lärm, Müll und Gestank mitbekommen. Auch das Durchqueren<br />
von tristen Siedlungen und "Agrarwüsten" ist eher unerwünscht.<br />
• Wanderer bevorzugen mittlere Höhen und Mittelgebirge, wo sie besonders<br />
aussichtsreiche Wege schätzen.<br />
• Die Wandersaison erstreckt sich praktisch über das ganze Jahr, allerdings<br />
mit Einschränkungen im Winter 25 .<br />
Ansprüche an das Wanderleitsystem<br />
• Wanderer haben in der freien Natur ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis –<br />
daher wird versucht, das Verlaufen zu vermeiden.<br />
• Gewandert wird häufig eine Kombination aus bereits bekannten und neuen<br />
Strecken, da meist wenig Vertrauen in komplett neue Strecken gesetzt wird.<br />
• Als Orientierungshilfen werden Wegweiser bevorzugt (möglichst mit<br />
Entfernungsangaben in km), gefolgt von Wandermarkierungen und<br />
Wanderkarten. Idealerweise stehen alle drei Orientierungshilfen gleichzeitig<br />
zur Verfügung. Eine weniger wichtige Rolle spielen Wandertafeln und<br />
Wegbeschreibungen.<br />
• Wanderer bemängeln am Urlaubsort meist die unzureichenden und falschen<br />
Orientierungshilfen der Wege.<br />
• Wanderkarten dienen meist nur zur groben Orientierung und haben eher eine<br />
Sicherheitsfunktion.<br />
Beliebte Tourenziele<br />
• Natürliche Höhepunkte in der Landschaft stellen ein bevorzugtes Ausflugsziel<br />
dar. Hierbei kann es sich beispielsweise um aussichtsreiche Gipfel,<br />
Felsschluchten, wildblühende Wiesen, offene Heiden, Seen, Quellen oder<br />
Wasserfälle handeln.<br />
25 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />
Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />
Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />
25
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Auch Burgen und Schlösser sind ein beliebtes Ziel. Andere kulturelle<br />
Sehenswürdigkeiten haben eher eine untergeordnete Bedeutung.<br />
• Auch Lehrpfaden jeder Art, sowie natur- und kulturkundlichen Zentren stehen<br />
nicht im Mittelpunkt des Interesses.<br />
• Unbeliebt sind vor allem Trimmpfade, Rastplätze, etc. 26 .<br />
Ansprüche an die Wanderwege<br />
• Wanderwege sollten möglichst naturbelassen sein. Wanderer bevorzugen<br />
erdige und pfadige Wege.<br />
• Geschotterte und asphaltierte Wege sind sehr unbeliebt.<br />
• Auch der Kontakt mit der asphaltierten Straße wird eher gemieden 27 .<br />
Vorlieben von Wanderern<br />
Schöne Landschaften, weite Aussichten 90%<br />
Naturnahe Wege, natürliche Stille 80%<br />
Individuelle Touren á la carte 80%<br />
Zuverlässiges Wanderleitsystem 80%<br />
Mittlere Höhen 70%<br />
Tabelle 5: Vorlieben der Wanderer<br />
2.4 Leitfaden zur Verbesserung der Wanderinfrastruktur<br />
2.4.1. Markierung von Wanderwegen<br />
Markierte Wanderwege stellen die Grundlage einer jeden Wanderinfrastruktur dar.<br />
Da sie ein wichtiges Entscheidungskriterium für Touristen bei der Wahl ihrer<br />
Wanderregion darstellen, kommt der Wegausweisung eine große Bedeutung zu.<br />
Markierungen können in Form von Wegweisern, Markierungszeichen, Wegtafeln<br />
und Orientierungstafeln vorgenommen werden – am sinnvollsten ist eine<br />
Kombination aus allen Möglichkeiten. Eine einfache, gut nachvollziehbare und<br />
lückenlose Wegausweisung ist wichtig, um dem Wanderer jederzeit das Gefühl zu<br />
26 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />
Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />
Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />
27 Ebenda; S.12<br />
26
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
vermitteln, auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Untersuchung der<br />
Forschungsgruppe Wandern an der Universität Marburg hat ergeben, dass die<br />
meisten Wanderer am liebsten nach Wegweisern, gefolgt von Markierungszeichen<br />
wandern.<br />
Wegweiser<br />
Wegweiser haben den Vorteil, dass sie einen eindeutigen Richtungshinweis geben<br />
und leicht verständlich sind. Sie bieten außerdem die Möglichkeit für die Angabe<br />
weiterer Informationen wie:<br />
• die Angabe verschiedener Wanderziele mit den dazugehörigen<br />
Entfernungsangaben,<br />
• die Abbildung des Markierungszeichens des Wanderweges,<br />
• die Angabe der betreuenden Institution, sowie<br />
• die Bezeichnung des Wegweiserstandortes, eventuell sogar mit<br />
Höhenangabe.<br />
Markierungszeichen<br />
Markierungszeichen sind in Deutschland die am weitesten verbreitete Art der<br />
Wegemarkierung. Bei der Ausweisung mit Wegweisern dienen sie oft als<br />
zusätzliche Ergänzung. Die Markierungszeichen sollten möglichst einfach gestaltet<br />
sein – am besten mit nur wenigen Farben, dafür aber mit einfachen und<br />
einprägsamen Symbolen dargestellt.<br />
Orientierungstafeln<br />
Orientierungstafeln mit einer Routenbeschreibung stellen eine gute Ergänzung zu<br />
den Wegweisern und Markierungszeichen dar. Ihre Aufstellung empfiehlt sich vor<br />
allem an Wanderparkplätzen, Bahnhöfen und Ortszentren.<br />
Bei der Markierung von Wanderwegen ist zudem von Bedeutung, dass die<br />
gegebenen Hinweise bewusst als Lenkungsinstrument eingesetzt werden können.<br />
Besucher können so zu besonders attraktiven Standorten herangeführt werden.<br />
Gleichzeitig können sie aber auch von sensiblen Bereichen ferngehalten werden.<br />
27
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Wichtig hierfür ist ein Angebot an attraktiven Wegen, da sonst der Wanderer<br />
verleitet wird, sich verstärkt abseits der Wege aufzuhalten 28 .<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
Welche Mittel und Techniken zur Markierung der Wege benutzt werden, hängt<br />
häufig auch von den örtlichen Gegebenheiten und den Vorgaben durch<br />
Forstbehörden, Wald- und Grundstückseigentümer oder Naturschutzbehörden ab.<br />
Die Wandervereine verfügen zwar über eine grundsätzliche Befugnis zum<br />
Markieren von Wanderwegen, dennoch müssen Wegemarkierungen genehmigt<br />
werden, da dieses Recht nicht die Befugnis beinhaltet, Gegenstände, Gebäude und<br />
Anlagen in fremden Eigentum ohne die Zustimmung des Eigentümers in Gebrauch<br />
zu nehmen 29 .<br />
Wanderkarten<br />
Neben den Wegweisern und den Markierungen sind Wanderkarten ein wichtiges<br />
Hilfsmittel zur Orientierung. Sie dienen zudem im Vorfeld der Routenauswahl und<br />
Tourenplanung. Während der Wanderung werden sie eher zur groben Orientierung<br />
genutzt und zur Sicherheit mitgenommen.<br />
Wichtige Merkmale für Wanderkarten<br />
• aktueller Datenstand<br />
• genauer Wanderwegeverlauf<br />
• selbsterklärende Darstellung<br />
• mit den wegebetreuenden Institutionen abgestimmt<br />
• mit Haupt- Radwegen, evtl. auch Reitwegen, zur Konfliktvermeidung<br />
• Maßstab wandergerecht (1:20.000 - 1:50.000)<br />
• Handliche Kartenblattgröße<br />
• Handliche Falzgröße (Taschenformat)<br />
• Geeignete Reliefdarstellung(Schummerung und Höhenlinien)<br />
• GPS- tauglich<br />
• Strapazierfähiges (witterungsbeständiges) Material<br />
28 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />
Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 17<br />
29 Ebenda; S. 18<br />
28
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Vollständiges Verzeichnis der markierten Wanderwege<br />
• Abbildung der Markierungszeichen<br />
• Angaben eines Ansprechpartners für Korrekturhinweise: Wandervereine<br />
(E- Mail, Internet, Postanschrift)<br />
• Mögliche Informationen über interessante Wanderziele auf der<br />
Kartenrückseite<br />
• Gebiets- und Tourenvorstellung<br />
• Touristische Informationen und Adressen 30<br />
2.4.2 Qualitätskriterien für Wanderwege<br />
Der Deutsche Wanderverein hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />
Tourismusverband e.V. Kriterien zur Bewertung der Qualität von Wanderwegen<br />
entwickelt. Die Vorgaben orientieren sich an den oben aufgeführten Vorlieben und<br />
Aversionen der Wanderer. Ziel des Konzeptes ist es, ein deutschlandweites Netz<br />
von Wanderwegen aufzubauen, die das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares<br />
Deutschland“ tragen. Die Auszeichnung der Wanderwege mit diesem Prädikat soll<br />
den Wandertourismus stärken und dem Wanderer die Gewissheit geben, vor Ort<br />
nicht enttäuscht zu werden. Die Kriterien, die zur Beurteilung herangezogen<br />
werden, decken vier große Themenbereiche ab:<br />
• 1. Wegeformat<br />
• 2. Natur/Landschaft<br />
• 3. Kultur/Zivilisation<br />
• 4. Wanderleitsystem<br />
Es müssen nicht alle Kriterien der jeweiligen Themenbereiche erfüllt werden um den<br />
Qualitätsansprüchen zu genügen, sondern es sind je 4 km-Abschnitt mindestens 10<br />
der Punkte aus der folgenden Tabelle zu erfüllen 31 .<br />
30 Ebenda; S. 21<br />
31 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />
Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 17<br />
29
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Wegeformat<br />
1. auf befahrenen Straßen<br />
einschließlich ungesicherter Straßenquerung<br />
2. neben befahrenen Straßen<br />
bis zu einem Abstand von einer Straßenbreite zum Fahrbahnrand<br />
3. Verbunddecken<br />
Teer, Beton, Pflaster, auf der Gehspur<br />
4.Schotter<br />
aufgeschüttete Bruchsteindecke auf der Gehspur (mit mehr als einem<br />
Flächendrittel an Steinen > 15 mm ohne Feinabdeckung<br />
5. naturbelassene Erdwege<br />
erdig, grasig, aber gut begehbar<br />
6. Pfade<br />
Gehspur von weniger als 1 m Breite unabhängig von 5.)<br />
7. Abwechslung<br />
im Großen wechselnde Landschaftsformationen<br />
Natur/Landschaft<br />
(Wald, Wiesen, Heiden, Moor, Bergrücken, Talauen, Siedlungen u.ä.)<br />
8. besonders attraktive Naturlandschaften<br />
wie Altwälder, Waldwiesen, Heiden, eindrucksvolle Biotope, Parks,<br />
gärtnerische Anlagen (außer Vorgärten)<br />
9. natürliche Gewässer<br />
z.B. naturnahe Quellen, Bäche und Flüsse, Seen, Moore<br />
10. punktuelle Naturattraktionen<br />
z.B. eindruckvolle Gipfel, Felsen, Schluchten, Höhlen, Baumveteranen,<br />
Naturdenkmäler<br />
11. eindrucksvolle Aussichten<br />
mit dauerhaft freiem Blickfeld von mindestens 45 Grad Öffnung und 1 km<br />
Tiefe.<br />
Kultur/Zivilisation<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
12. Intensiv genutztes Umfeld<br />
z.B. geschlossene Siedlungen, Gewerbegebiete, Kläranlagen,<br />
13. gefällige Ortszenen<br />
z.B. Altstadtstraßen, Marktplätze, Allen, Promenaden<br />
14. kulturelle Sehenswürdigkeiten<br />
von regionaler Bedeutung, z.B. Burgen, Kirchen, Ausgrabungsstätten<br />
15. nationales Baudenkmal<br />
z.B. Schloss, Dom, Wasserspiele<br />
16. Gasthäuser<br />
wenn ab mittags geöffnet (mit Hinweisschild bis zu 500 m Wegabstand)<br />
17. Haltepunkt für ÖPNV, PKW<br />
Haltestellen und Parkplätze (mit Hinweisschild bis zu 500 m Wegabstand)<br />
Höchstens<br />
50 m<br />
Höchstens<br />
300 m<br />
Höchstens<br />
500 m<br />
Höchstens<br />
1000 m<br />
Mindestens<br />
1000 m<br />
Mindestens<br />
500 m<br />
Mindestens 2<br />
Formationswechsel<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Höchstens 300 m<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Mindestens 1<br />
(mehr zählt doppelt)<br />
Zählt doppelt<br />
Mindestens 1<br />
Mindestens 1<br />
30
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Wanderleitsystem<br />
18. Basism arkierung<br />
fehlerfrei und eindeutig<br />
19. nutzerfreundliche Markierung<br />
dichte Sichtmarkierung, Beruhigungszeichen, Richtungspfeile<br />
20. Wegweiserstandorte<br />
mit Entfernungsangabe<br />
21. Vernetzung<br />
mit anderen markierten Wanderwegen<br />
22. Rastmöglichkeiten<br />
z.B. Bänke, Sitzgruppen, Hütten<br />
2.5 Bestandsaufnahme<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
lückenlos<br />
Weitgehend in<br />
Sichtweite<br />
Mindestens 4<br />
Mindestens 1<br />
Mindestens 2<br />
Um sich eine Übersicht über den Zustand und die Ausstattung der Wanderwege auf<br />
Johanniskreuz zu verschaffen, wurde eine Bestandsaufnahme vor Ort durchgeführt.<br />
Aufgrund der räumlichen Ausdehnung des zu untersuchenden Gebietes und der<br />
Anzahl der Wege war es hierbei jedoch nicht möglich, eine genaue Analyse der<br />
einzelnen Wege durchzuführen. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme beruht daher<br />
auf einer stichprobenartigen Untersuchung der bestehenden Wanderwege.<br />
Positiv<br />
Tabelle 6: Bewertungskriterien Wandern<br />
Rund um Johanniskreuz besteht bereits ein relativ dichtes Wanderwegenetz. So hat<br />
sowohl der Pfälzerwald-Verein, als auch das Forstamt verschiedene Wanderwege<br />
ausgewiesen. Bei den Wanderwegen des Pfälzerwald-Vereins handelt es sich um<br />
10 Wanderwege, deren Länge zwischen 2,5 und 10 km liegt. Ausgangs- und<br />
Endpunkt der Routen ist jeweils Johanniskreuz. Bei den Wanderwegen, die das<br />
Forstamt ausgewiesen hat, handelt es sich um thematische Wanderwege unter dem<br />
Motto „Spurensuche“. Hierbei werden verschiedene Stationen abgewandert, an<br />
denen sich historische Schauplätze, Rittersteine, alte Bäume oder besondere<br />
Baumarten befinden. Die Länge der Strecken beträgt zwischen 14,5 und 21 km.<br />
Drei der vier Wanderwege haben ihren Ausgangspunkt auf Johanniskreuz.<br />
Daneben existiert noch der Holzlandwanderweg. Dieser Rundwanderweg hat eine<br />
Länge von 48 km. Ergänzt wird der Rundwanderweg durch Querspangen<br />
unterschiedlicher Länge, die auch an Johanniskreuz entlangführen. Des Weiteren<br />
verlaufen Streckenabschnitte des Jakobswanderwegs und des<br />
Skulpturenwanderwegs über Johanniskreuz.<br />
31
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Ausschilderung der Wanderwege am "Parkplatz Johanniskreuz" mittels<br />
Orientierungstafeln ist als gut zu beurteilen. Der Wanderer hat hier die Möglichkeit,<br />
sich einen Überblick über die angebotenen Wanderwege zu verschaffen und seine<br />
persönliche Route zu planen.<br />
Abbildung 5: Orientierungstafeln<br />
Negativ<br />
Auffallend schlecht ist die Beschilderung der Wanderwege. Es bestehen große<br />
Lücken zwischen den einzelnen Markierungszeichen und teilweise fehlen sogar die<br />
an wichtigen Wegekreuzungen notwendigen Richtungspfeile. Ob die Markierungen<br />
erst im Laufe der Zeit, z.B. durch das Fällen von Bäumen, verschwunden sind oder<br />
nie existent waren, lies sich nicht feststellen. Da das Wanderleitsystem ein wichtiges<br />
Kriterium für einen attraktiven Wanderweg und das Sicherheitsgefühl der Wanderer<br />
ist, besteht hier dringend Nachbesserungsbedarf. Ein weiterer Vorteil einer guten<br />
Beschilderung ist zudem, dass es als Besucherleitsystem eingesetzt werden kann.<br />
Die Gäste können so zu besonders attraktiven Orten geführt, oder von sensiblen<br />
Bereichen ferngehalten werden. Etwas verwirrend ist zudem die große Vielzahl der<br />
Markierungen, da jeder, der einen Wanderweg ausgewiesen hat, unterschiedliche<br />
Zeichen verwendete. Auch der Zustand der Markierungen ist teilweise mangelhaft.<br />
So sind diese mitunter überwachsen oder auf Grund ihres Alters kaum mehr lesbar.<br />
In diesem Zusammenhang muss auch der schlechte Zustand der Skulptur<br />
„Ersatzteillager für Baumkronen“ erwähnt werden. Es scheint wichtig darauf<br />
hinzuweisen, dass die Ausweisung und Ausstattung der Wanderwege keine<br />
32
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
einmalige Sache ist. Die Infrastruktur der Wege bedarf einer regelmäßigen Wartung<br />
und Kontrolle, damit sie ihre Attraktivität behält.<br />
Abbildung 6: Skulptur „Ersatzteillager für Baumkronen“<br />
Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass viele Waldwirtschaftswege im Rahmen<br />
der Wanderrouten genutzt werden. Die meisten Wanderer bevorzugen jedoch eher<br />
schmale, naturbelassene Pfade zum Wandern. Die intensive Waldwirtschaft am<br />
Wegerand der Waldwirtschaftswege trägt zudem zu einer weiteren Abwertung der<br />
Attraktivität dieser Wege bei. Die wenigen Wanderwege, die über schmalere Pfade<br />
führen, sind häufig sehr stark mit Vegetation bedeckt, was die Nutzbarkeit deutlich<br />
einschränkt.<br />
Abbildung 7: Unübersichtliche Markierung und zugewachsener Weg<br />
33
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Auch das Wegesystem der Wanderwege ist nicht optimal. Es besteht ausschließlich<br />
aus Wegeschleifen, die eine spontane Erweiterung der gewählten Wanderroute<br />
kaum zulassen.<br />
Ein weiteres Problem stellt die Länge der Wanderwege der "Spurensuche“ dar. Mit<br />
einer Mindestlänge von 14,5 km liegen sie über der durchschnittlichen Wanderlänge<br />
von Wanderern. Diese legen durchschnittlich 13 km auf ihren Touren zurück 32 .<br />
Spaziergänger und Familien mit Kindern werden von diesen Wegen erst gar nicht<br />
angesprochen.<br />
Durch das geplante Haus der Nachhaltigkeit ist damit zu rechnen, dass das Gebiet<br />
einen verstärkten Zuspruch auch von diesen Zielgruppen erhält. Daher sollte über<br />
eine Möglichkeit nachgedacht werden, auch deren Wünsche zu berücksichtigen.<br />
.<br />
2.6 Planungsvorschläge<br />
Im Vorfeld soll darauf hingewiesen werden, dass die Vorschlägen zur Verbesserung<br />
und Attraktivierung der Wege lediglich dazu beitragen können, die Wege auf die<br />
Bedürfnisse der Wanderer abzustimmen. Ob sich ein Gebiet zu einer attraktiven<br />
Wanderregion entwickelt hängt nicht zu letzt von der allgemeinen Attraktivität der<br />
Landschaft ab. Des Weitere sind begleitende Maßnahmen wie ein verstärktes<br />
Marketing notwendig. Um eine Region als Wanderregion zu etablieren, müssen<br />
auch die übrigen Angebote, wie z.B. die Gastronomie, auf die Ansprüche der<br />
Wanderer abgestimmt werden.<br />
7.6.1 Verbesserung der Wegebeschilderung<br />
Wanderer wandern am liebsten mit Hilfe von Wegweisern. Diese finden jedoch bei<br />
der Beschilderung der Wanderwege auf Johanniskreuz kaum Verwendung. Es wäre<br />
daher wünschenswert, dass zumindest die Wegkreuzungen durch solche Zeichen<br />
markiert werden. Durch die Ergänzung mit Wegweisern an Kreuzungen, an denen<br />
zwei oder mehrere Wege aufeinander treffen, wäre es für Wanderer zudem<br />
einfacher ihre Tour zu ändern oder zu ergänzen. Hierbei könnten beispielsweise<br />
32 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />
Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />
Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />
34
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
auch Informationen über Sehenswürdigkeiten entlang der Strecken oder<br />
Entfernungsangaben dargestellt werden. Auch das für den jeweiligen Weg<br />
verwendete Markierungszeichen ist auf dem Wegweiser anzugeben.<br />
Bei der Analyse der bestehenden Wanderwege fiel auf, dass die vorhandenen<br />
Wegemarkierungen der meisten Wege lückenhaft sind. Die Vollständigkeit ist<br />
jedoch eine wichtige Voraussetzung, um das Sicherheitsbedürfnis des Wanderers<br />
zu befriedigen. Somit ist es unerlässlich, eine durchgehende Markierung der Wege<br />
vorzunehmen.<br />
Da es immer passieren kann, dass ein Zeichen aufgrund von natürlichen<br />
Verwitterungsprozessen, Baumfällarbeiten oder Vandalismus verschwindet, sollte<br />
der Weg mindestens ein mal im Jahr abgelaufen werden, um die Vollständigkeit und<br />
den Zustand der Wegemarkierungen zu überprüfen. Da es sich bei den meisten<br />
Wegen um Rundwege handelt, sollten diese von beiden Gehrichtungen aus<br />
markiert werden. Aus Gründen der besseren Wahrnehmung, sollten die Zeichen<br />
möglichst so angebracht werden, dass sie direkt ins Auge fallen. Zudem sollten die<br />
Zeichen auch schon aus der Ferne zu erkennen sein. Auch auf längeren Strecken<br />
ohne Abzweigung sollten in regelmäßigen Abständen Zeichen angebracht werden,<br />
um den Wanderer die Sicherheit zu geben, dass er sich noch immer auf dem<br />
richtigen Weg befindet 33 .<br />
In Bezug auf die Art der Markierung sind auf Johanniskreuz eine Vielzahl von<br />
unterschiedlichen Zeichen festzustellen. Eine Vereinheitlichung dieser wäre<br />
wünschenswert. Zu empfehlen ist ein Zeichen, das repräsentativ für die<br />
Wanderwege bzw. die Region steht. Um das Wandern für Kinder attraktiver zu<br />
machen, wären auch Markierungen in Form eines „Maskottchens“ denkbar. Dieses<br />
könnte dann von den Kindern jedes Mal aufs Neue entdeckt werden.<br />
33 Brämer,Rainer; www.staff.uni-marburg.de; Stand: 20.05.2003<br />
35
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
2.6.2 Verbesserung der Wege<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Für die Ausweisung von Wanderwegen empfiehlt sich vor allem das Verwenden von<br />
schmalen, naturbelassenen Pfaden. Auch hier ist eine regelmäßige Wartung der<br />
Wege notwendig. Die Wege sollten ebenfalls einmal im Jahr auf ihren Zustand hin<br />
untersucht werden.<br />
Die Benutzung von Wegen entlang von Straßen wurde auf Johanniskreuz<br />
größtenteils vermieden. Es wurden jedoch häufig Waldwirtschaftswege verwendet,<br />
die zudem durch eine intensive Waldwirtschaft gekennzeichnet sind. Dieses<br />
Problem kann sicherlich nicht gänzlich gelöst werden und ist auch nicht weiter<br />
problematisch, solange nicht der größte Teil des Wanderwegenetzes über diese<br />
Waldwirtschaftswege geführt wird.<br />
Verkürzte „Spurensuche“<br />
Wie bei der Betrachtung der Wegelängen der Wanderwege „Spurensuche“<br />
festgestellt wurde, liegen alle Wege über der durchschnittlichen Wanderlänge von<br />
Wanderern. Da diese Wege zudem auch für Familien mit Kindern und ältere<br />
Menschen attraktiv gemacht werden sollen, wurde bei der Planung einer verkürzten<br />
Spurensuche als Richtwert eine Länge von 5 km angenommen. Die Stationen des<br />
Weges orientieren sich hierbei an den bereits vom Forstamt ausgewiesenen<br />
„Spurensuche“-Wanderwegen.<br />
36
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Abbildung 8: Verkürzte Spurensuche<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
37
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Die Stationen im Einzelnen:<br />
• Station 1 (150m)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Ausgangspunkt der Wanderung stellt das historische Johanniskreuz dar. Dabei<br />
handelt es sich um ein Wege- und Geleitkreuz, das die Grenzen der<br />
Wilensteiner und Leininger Herrschaften markiert.<br />
• Station 2<br />
Hier befindet sich das alte Forsthaus. Es wurde 1822 von der damaligen<br />
königlich bayrischen Forstverwaltung erbaut. Es diente zunächst als Dienstsitz<br />
des Revierförsters. Im Zug der großen Organisationsänderung von 1885, erhielt<br />
das Forstamt Johanniskreuz, das vorher zum Forstamt Elmstein gehörte, den<br />
Rang eines Forstamtes erhielt. Von da an, bis zum Jahre 1928 diente das Haus<br />
als Forstamtsgebäude.<br />
Abbildung 9: Stationen 1 und 2 der verkürzten Spurensuche<br />
• Station 3 (560m)<br />
Bei dem „Allbrechtshain“ handelt es sich um einen parkartigen Bestand, der<br />
nach dem Veteran des Pfälzerwaldes, Philipp Allbrecht, benannt wurde. Philipp<br />
Allbrecht war seit 1864 Verwalter des Forstreviers, ab 1885 bis 1901<br />
Amtsvorstand des Forstamtes Johanniskreuz. Auf dem angrenzenden<br />
Lagerplatz werden die Werteichen des Forstamtes zur Versteigerung angeboten.<br />
• Station 4 (700m)<br />
Die Eiben, die sich hier befinden, stellen eine botanische und forstliche<br />
Seltenheit dar. Bis zum Mittelalter waren diese Bäume hier noch weit verbreitet,<br />
sie fielen schließlich der Herstellung von Bogen und Armbrust zum Opfer.<br />
38
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
• Station 5 (800m)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Links und rechts des Weges befinden sich einzelne Bäume, die üblicherweise<br />
eher aus Gärten oder Parks bekannt sind. Hierbei handelt sich es sich um<br />
Exemplare der Baumart Chamaecyparis lawsoniana, der sogenannten<br />
Scheinzypresse. Ursprünglich stammt sie aus den pazifischen Küstenregion der<br />
USA. Dort erreicht sie eine Höhe von bis zu 60 m und einen Stammdurchmesser<br />
bis zu 120 cm. Die amerikanische Bezeichnung lautet “Oregon-cedar“ oder auch<br />
Lawsen Cypress“. Diese trägt zum einen ihrem Hauptverbreitungsgebiet und<br />
zum anderen dem schottischen Baumschulbesitzer Lawson Rechnung, der die<br />
Art erstmals 1854 planmäßig anbaute. Zu Beginn des 18. Jhts., aber verstärkt<br />
seit 1870 führte man in Deutschland Probeanbauten forstlich interessanter<br />
Baumarten aus Nordamerika durch. Die Scheinzypresse konnte sich hierbei<br />
nicht durchsetzen.<br />
• Station 6 (1 km)<br />
Der Grundstein für diese 30-jährigen Traubeneichen wurde mit der Saat im<br />
Jahre 1968 gelegt. In der Werteichenwirtschaft bestehen hoher Anforderungen<br />
an die Anlage von Kulturanlagen und Pflege der Jungbestände, um die<br />
gewünschte Anzahl wertvoller Eichen zu erhalten. Die letzte Pflegemaßnahme<br />
fand im Sommer 1999 statt. Die ausgewählten und markierten „Zukunftsbäume“<br />
wurden dabei von zu nah wachsenden Nachbarbäumen befreit.<br />
Abbildung 10: Stationen 3 und 6 der verkürzten Spurensuche<br />
• Station 7 (1,45 km)<br />
Die ca. 350 Jahre alte „Hindenburgkiefer“ erhielt ihren Namen von dem zweiten<br />
Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Generationsmarschall Paul von<br />
Hindenburg. Bis ins Jahre 1902 hießt sie noch „Burenkiefer“. Dies war Ausdruck<br />
der damaligen Begeisterung für das Unabhängigkeitsstreben der Buren. Sie hat<br />
eine Höhe von 35 m und einem Durchmesser von 102 cm in Brusthöhe. Damit<br />
weist die Kiefer einen Festgehalt von über 12 m³ auf.<br />
39
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
• Station 8 (2,8km)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Dies ist die Nachbildung eines Dreimärkers aus dem Jahre 1773. Er weist auf<br />
das Zusammentreffen historischer Grenzen entlang der sogenannten<br />
Gräfensteiner Linie hin. Der Orginalstein kennzeichnete die Grenzscheide<br />
zwischen dem Lauberwald im Besitz der Probstei Eußerthal, der Frankenweide<br />
und dem Gräfkensteinerwald, der seinerzeit zur Markgrafschaft Baden gehörte.<br />
Nachdem das Kloster Eußerthal aufgehoben wurde, wurde der Lauberwald dem<br />
geistlichen Güteradministrator in Heidelberg unterstellt. Der Lauberwald wurde<br />
1803, als die Pfalz zur französischen Republik gehörte, zum Nationalgut erklärt.<br />
Dies geschah ebenfalls während der beiden anderen Territorialherrschaften. Die<br />
Frankenweide wurde zur Zeit der fränkischen Könige als Waldweidegebiet<br />
genutzt. Sie gehörte dem Graf von Leiningen zunächst als Lehnen und später<br />
dann als Eigentum. Die Herzöge von Zweibrücken waren zeitweise<br />
Miteigentümer. 1816 wurden alle drei ehem. Territorialherrschaften vom<br />
Königreich Bayern als Staatswald übernommen. Heute laufen an diesem Punkt<br />
die Grenzen dreier Verbandsgemeinden zusammen.<br />
• Station 9 (3,6km)<br />
Hier stand bis zu den Stürmen 1990 die bekannte Kaiser-Wilhelm-Buche. Sie<br />
wies eine eigenartige Wuchsform auf, da ihr Stamm sich in geringer Höhe in drei<br />
fast gleich starke Teile gabelte. Deshalb wurde sie auch Harfenbuche genannt.<br />
Heute stehen hier ein Gedenkstein und eine neu gepflanzte Buche die an den<br />
langjährigen Regierungspräsidenten Hans Keller erinnern.<br />
Abbildung 11: Stationen 8 und 9 der verkürzten Spurensuche<br />
40
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
• Station 10 (5,2km)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Westlich des alten Hofstätter Weges sind mächtige 15-jährige Weißtannen<br />
auszumachen. Diese Nadelbaumart ist normalerweise in Süddeutschland<br />
beheimatete. Sie hat hohe Ansprüche an die Wasserversorgung und ist nicht so<br />
frosthart wie die Fichte. Besonderes Merkmal der Tanne ist ihre hohe<br />
Schattentoleranz, die es ihr möglich macht trotz geringen Jugendwachstums<br />
gegenüber lichtbedürftigen Mischbaumarten zu bestehen. Im Pfälzerwald ist die<br />
Weißtanne nur südlich der B10 aufzufinden. 34<br />
34 Forstamt Johanniskreuz;(2001); Spurensuche – Kultur- und Forstgeschichte im Johanniskreuzer<br />
Wald<br />
41
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3. PARKRAUM<br />
3.1 Einführung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Parkplätze stellen einen klaren Eingriff in die Natur und Landschaft dar. Daneben<br />
muss aber auch berücksichtigt werden, dass sie den Menschen, als Teil der<br />
Verkehrsinfrastruktur, auch die Erholung und die Begegnung mit der Natur<br />
ermöglichen. Zudem können Parkplätze als Instrument der Besucherlenkung dazu<br />
beitragen, den Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald zu ordnen –<br />
geparkt wird schließlich da, wo auch ein Angebot geschaffen wurde. Für die<br />
Ausstattung von Johanniskreuz mit einem ausreichend dimensionierten Parkplatz<br />
sprechen die zentrale Lage im Pfälzerwald und die Tatsache, dass Johanniskreuz<br />
einen idealen Ausgangspunkt für ein Naturerlebnis (z.B. Wandern und Radfahren)<br />
oder für den Besuch im zukünftigen HdN darstellt. Übersichtstafeln und die<br />
Beschilderung von Wegen tragen hierzu bei.<br />
Im Fall des Pfälzerwaldes ist problematisch, dass über einen langen Zeitraum eine<br />
Vielzahl von Parkplätzen ausgewiesen wurde. Dies geschah ohne übergeordnete<br />
Konzeption oder Steuerung. Heute ist die Situation so, dass wenige überlastete<br />
Parkplätze einer hohen Zahl an kaum genutzten Parkplätzen gegenüberstehen. 35<br />
Eine ganze Reihe negativer Begleiterscheinungen sind der Fall – neben direkten<br />
Auswirkungen durch die Bodenversiegelung besteht auch immer die Gefahr von<br />
Altöleinträgen durch die Fahrzeuge in das Erdreich. Angemerkt werden muss auch,<br />
dass ohne regelmäßige Pflege ein Parkplatz schnell zum Anziehungspunkt für die<br />
private Müllentledigung wird. Auch hierdurch können Gefahren für einen sensiblen<br />
Naturhaushalt ausgehen 36 .<br />
Wo Kapazitäten an Parkflächen bei annähernd gleich bleibender Nachfrage<br />
ausgebaut werden, stellt sich immer die Frage, an welchen Stellen ein Überangebot<br />
besteht, das einen Rückbau möglich macht. Dieser Rückbau verringert die<br />
negativen Folgen für den Pfälzerwald und ist an vielen Stellen zu begrüßen.<br />
35 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.92-98<br />
36 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />
Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.37<br />
42
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Aktuell kommt es zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten zu einer Überlastung des<br />
Parkraumangebotes für PKW- und Motorradfahrer. Die Folge ist das "wilde"<br />
Abstellen der Fahrzeuge mit den bereits beschrieben Folgen. Ziel unserer Arbeit soll<br />
es sein, Lösungsansätze für diese Problematik aufzuzeigen. Auch über die<br />
Möglichkeit des geordneten Abstellens von Fahrrädern soll nachgedacht werden.<br />
3.2 Parkplätze – Anlagen des ruhenden Verkehrs<br />
Zu den Anlagen des ruhenden Verkehrs zählen Parkflächen im öffentlichen<br />
Straßenraum, Parkplätze und Parkbauten, die der Öffentlichkeit zur allgemeinen<br />
Benutzung zur Verfügung stehen, sowie private Flächen und Bauten, die dem<br />
Abstellen von Kraftfahrzeugen dienen. Weiterhin dazu gezählt werden können<br />
Abstellanlagen für Fahrräder im öffentlichen Straßenraum und auf privaten<br />
Grundstücken. 37<br />
Der Einbindung des ruhenden Verkehrs in die Stadt- und Verkehrsplanung kommt<br />
eine große Bedeutung zu. Ziel ist eine möglichst gelungene städtebauliche bzw.<br />
naturräumliche Eingliederung, die benutzerfreundliche Ausstattung, sowie der<br />
technisch einwandfreie Einzelentwurf. Die Parkraumplanung umfasst die Struktur,<br />
die räumliche Verteilung, den Umfang und die Steuerung des Parkraumangebotes.<br />
Durch die Art und Weise der Parkraumbereitstellung kann in erheblichem Maße<br />
Einfluss genommen werden auf:<br />
• die Flächennutzung,<br />
• die Ziel- und Verkehrsmittelwahl, sowie<br />
• auf die Qualität des Verkehrsflusses.<br />
Die ständig steigende Motorisierung führt jedoch zur verstärkten Problematik, den<br />
ruhenden Verkehr verträglich unterzubringen. 38<br />
Die Nutzer von Parkplätzen wünschen im Allgemeinen einen möglichst kurzen und<br />
bequemen Weg zwischen den geparkten Fahrzeugen und dem Ziel – zudem sollte<br />
der Parkplatz kostengünstig sein. Nicht immer ist es möglich, die gestellten<br />
37 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.07<br />
38 Ebenda; S.07<br />
43
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Ansprüche zu erfüllen. Daher muss ein Interessensausgleich zwischen den<br />
Ansprüchen der Nachfragegruppen und den Zielsetzungen der Stadt- und<br />
Verkehrsplanung in Abhängigkeit von der Gebietsstruktur erfolgen.<br />
Bei der Parkraumplanung sind im Wesentlichen 5 Nachfragegruppen – alle mit<br />
unterschiedlichen Nutzungsansprüchen – zu beachten. Dies sind 39 :<br />
• die Bewohner,<br />
• der Berufs- und Ausbildungsverkehr,<br />
• der Einkaufs- und Versorgungsverkehr,<br />
• der Besucherverkehr, sowie<br />
• der Liefer- und Wirtschaftsverkehr<br />
Charakteristika der Nachfragegruppen<br />
Parkdauer<br />
kurz<br />
lang<br />
auf das Parken im öffentlichen Straßenraum<br />
angewiesen<br />
Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel<br />
möglich<br />
Fußweg zumutbar<br />
Gebührenerhebung zweckmäßig<br />
durch Informationssysteme ansprechbar<br />
Tabelle 7: Merkmale und Empfindlichkeiten der<br />
Nachfragergruppen<br />
Bewohner<br />
Berufs- und<br />
Ausbildungsverkehr<br />
Einkaufs- und<br />
Besorgungsverkehr<br />
Besucherverkehr<br />
trifft zu<br />
Liefer- und<br />
Wirtschaftsverkehr<br />
trifft teilweise zu<br />
trifft nicht zu<br />
Freizeitverkehr<br />
Johanniskreuz<br />
39 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />
44
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Zur Nachfragesituation auf Johanniskreuz ist zu sagen, dass hier nahezu<br />
ausschließlich der Besucherverkehr von Bedeutung ist. Die höchsten Belastungen<br />
treten hierbei jahreszeitlich bedingt und am Wochenende auf. Der Parkraumbedarf<br />
des Besucherverkehrs stellt sich unterschiedlich dar, da er abhängig vom<br />
Fahrtzweck ist. Dementsprechend variieren das zeitliche Auftreten der Nachfrage<br />
und die Parkdauer.<br />
Bei der Planung gilt es einen Kompromiss zwischen dem Erholungszweck einerseits<br />
und dem Erhalt der naturräumlichen Gegebenheiten andererseits zu finden.<br />
Hierdurch werden die Lage und Größe der Parkflächen wesentlich mitbestimmt. 40<br />
3.3 Analyse der Parkraumsituation<br />
Allgemein wird die Parkraumsituation bestimmt durch das Parkraumangebot und die<br />
Parkraumnachfrage. Um Abschätzungen im konkreten Fall durchführen zu können,<br />
ist eine Bestandsaufnahme vor Ort notwendig. Die Parkraumnachfrage kann durch<br />
die Erhebung der folgenden Daten beschrieben und quantifiziert werden:<br />
• Nachfragegruppen,<br />
• zeitliche Verteilung von Zufluss und Abfluss,<br />
• Parkdauer und Belegung der Parkstände (Auslastung),<br />
• Fußwegeentfernung zwischen Parkstand und Zielen, sowie<br />
• Falschparkeranteil.<br />
Gerade Falschparker sind ein Indiz dafür, dass das Parkraumangebot den<br />
Erfordernissen nicht entspricht. Hier zeigt sich, dass das Parkraumangebot auf<br />
Johanniskreuz einer Optimierung bedarf, da es gerade zu Spitzenzeiten in den<br />
Sommermonaten regelmäßig zu Überlastungserscheinungen kommt. 41<br />
Bei Überlegungen hinsichtlich einer Optimierung steht man zwangsläufig vor der<br />
Frage, ob in einem Untersuchungsgebiet die Nachfrage (auch zu Spitzenzeiten)<br />
überhaupt gedeckt werden kann. In vielen Fällen ist eine 100 %ige Deckung des<br />
Bedarfs nicht leistbar. Für Johanniskreuz bedeutet dies, dass es im Wesentlichen<br />
von Belang ist, bestehende Kapazitäten effektiver zu nutzen. Hier sind jedoch<br />
40 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />
45
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Grenzen gesetzt – Parkplatzkapazitäten, wie sie beispielsweise beim Katholikentag<br />
nachgefragt werden, über das ganze Jahr vorzuhalten, ist unmöglich.<br />
In den "Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91 42 " heißt es:<br />
"In Gebieten, in denen der Parkraumbedarf das Angebot übersteigt und<br />
dieses Defizit ausgeglichen werden soll, gilt es, zusätzliche Parkflächen zu<br />
schaffen 43 ".<br />
Hierbei ist unter städtebaulichen und verkehrlichen Aspekten zu prüfen, ob wenige<br />
größere Anlagen, oder mehrere kleinere (dezentrale) zweckmäßiger sind. Von einer<br />
generellen Vermeidung der Neuschaffung von Flächen wird hingegen nicht<br />
gesprochen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es nicht – auch im Sinne der<br />
Nachhaltigkeit (z.B. Thema Flächenverbrauch) – andere Möglichkeiten gibt,<br />
vorhandenen Parkraum effizienter zu nutzen und dadurch die Neuversiegelung<br />
bisher unbelasteter Flächen zu vermeiden.<br />
In einer anderen Empfehlung der EAR 91 heißt es:<br />
"In Gebieten, in denen die Parkraumnachfrage das Angebot übersteigt und<br />
das Defizit nicht ausgeglichen werden kann oder soll, sollte durch weiteren<br />
Ausbau und Attraktivitätssteigerung der öffentlichen Verkehrsmittel und<br />
Förderung des Radverkehrs versucht werden, eine Änderung der<br />
Verkehrsmittelwahl herbeizuführen und so den Parkraumbedarf zu<br />
reduzieren. 44 "<br />
Dass dieser Lösungsansatz in Anbetracht der Problematik Freizeitverkehr und des<br />
in der Region Johanniskreuz nur wenig entwickelten ÖPNV-Angebotes erhebliche<br />
41<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.09<br />
42<br />
Die Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs enthalten Bestimmungen, Grundsätze und<br />
Hinweise für Planung, Entwurf, Bau und Betrieb von Parkflächen im öffentlichen Straßenraum, von<br />
Parkplätzen und Parkbauten sowie von mechanischen Parksystemen<br />
43<br />
Zitat: Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für<br />
Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.14<br />
44<br />
Zitat: Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für<br />
Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.14<br />
46
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Schwierigkeiten birgt – gar unerreichbar scheint, erhärtet den Vorschlag einer<br />
Parkraum-Optimierung.<br />
Bestandsaufnahme – Parkraum<br />
Abbildung 12: Bestandsaufnahme Parkraum<br />
Abbildung 13: Café Nicklis (z.T. privat)<br />
A) Café Nicklis<br />
B) Waldhotel Johanniskreuz<br />
C) Gasthaus Restaurant<br />
Johanniskreuz<br />
1) PP Café Nicklis (z.T. privat)<br />
2) Waldparkplatz<br />
3) PP Forstamt / Planung HdN<br />
4) PP Waldhotel (privat)<br />
5) "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
47
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Abbildung 14: Waldparkplatz – Nähe Café Nicklis<br />
Abbildung 15: Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />
Abbildung 16: Parkplatz Waldhotel (privat)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
48
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Abbildung 17: "Parkplatz Johanniskreuz" – Vor dem Gasthaus Restaurant Johanniskreuz<br />
Die Bestandsaufnahme vor Ort hat ergeben, dass bereits an vielen Stellen<br />
öffentliche, als auch private Parkplätze geschaffen wurden. Im Folgenden soll die<br />
aktuelle Situation in Form einer "Kurzcharakterisierung" dargestellt werden:<br />
1. Café Nicklis<br />
Das Café Nicklis bietet nur wenige (private) Parkplätze, die den Gästen des<br />
Cafés zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist es möglich eine begrenzte Anzahl<br />
von Pkw auf dem angrenzenden Erschließungsweg abzustellen. Der<br />
Untergrund ist voll versiegelt. Nach Einschätzung der Bearbeiter bieten sich<br />
an dieser Stelle keine Möglichkeiten einer Optimierung.<br />
2. Waldparkplatz<br />
Der Waldparkplatz zeigt sich als eine für ein touristisch erschlossenes<br />
Waldgebiet "typische" Abstellfläche. Der Untergrund ist nicht versiegelt. Der<br />
Parkplatz wird vorwiegend durch Wanderer und Gäste des Café Nicklis<br />
benutzt und ist nur in seltenen Fällen wirklich ausgelastet. Eine Optimierung<br />
hinsichtlich der Erhöhung der Stellplatzkapazität scheint daher nicht<br />
angemessen. In diesem Zusammenhang wäre auch die Tatsache<br />
problematisch, dass der Untergrund unversiegelt ist.<br />
49
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3. Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der aktuell vorhandene Parkplatz des Forstamtes ist voll versiegelt und<br />
präsentiert sich als wenig gepflegt. Die Planung des HdN sieht vor, diesen<br />
Parkplatz durch weitere Stellplätze zu vergrößern. Bis auf eine optische<br />
Aufwertung sehen wir wenig Anlass für eine Umgestaltung, da erkennbar<br />
versucht wurde, die Stellflächen in die Umgebung zu integrieren.<br />
4. Privater Parkplatz Waldhotel<br />
Bei dem Parkplatz handelt es sich um einen reinen Gästeparkplatz des<br />
Waldhotels. Der Untergrund ist gepflastert, Stellplätze sind in ihrer<br />
Anordnung markiert. Eine Optimierung erscheint nicht von Nöten.<br />
5. "Parkplatz Johanniskreuz" – vor dem Gasthaus Johanniskreuz<br />
Der "Parkplatz Johanniskreuz" stellt die zentrale Abstellmöglichkeit für Pkw<br />
und vor allem auch Motorräder dar. Daneben fungiert der Parkplatz auch als<br />
Treffpunkt der Motorradszene. Es fällt auf, dass es bei einer hohen<br />
Auslastung häufig zu chaotischen Parkverhältnissen kommt. Des Weiteren ist<br />
anzumerken, dass für die einzelnen Nutzergruppen keine ausgewiesenen<br />
Bereiche bzw. Stellplatz-Markierungen (Pkw, Behinderte, Omnibusse,<br />
Motorräder) vorhanden sind. Nach unserer Einschätzung bietet der<br />
"Parkplatz Johanniskreuz" die größte und für die Ortslage auch verträglichste<br />
Möglichkeit einer Optimierung. Im Rahmen dieser Ausarbeitung sollen daher<br />
konkrete Vorschläge gemacht werden, wie Verbesserungen zu erzielen sind.<br />
3.4 "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
Generell sollten große, zentral gelegene Parkplätze in möglichst kurzer, fußläufiger<br />
Entfernung zum Schwerpunkt des Bedarfs errichtet werden. Dies ist auf<br />
Johanniskreuz geschehen – Hauptanziehungspunkt ist hier das Restaurant<br />
Johanniskreuz. Gerade bei großen Parkplätzen ist darauf zu achten, dass der<br />
Parkplatz nicht selbst in den Mittelpunkt rückt. Dies wird auf Johanniskreuz nur<br />
schwer zu vermeiden sein, da der Parkplatz selbst für die Motorradfahrer als<br />
Treffpunkt fungiert.<br />
50
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Parkanlagen sind auf die Größe der Kraftfahrzeuge und deren Bewegungsraum<br />
zugeschnitten. Häufig tritt das Problem auf, dass Anlagen nur schwer mit ihrer<br />
Umgebung vereinbar sind (maßstäblich, gestalterisch, etc.) – dies stellt hohe<br />
Anforderungen an das Geschick der Planer, die Parkfläche möglichst erfolgreich in<br />
die Umgebung einzufügen. Unter den Gesichtspunkten der Einfügung in das Orts-<br />
und Landschaftsbild sind folgende Kriterien von Bedeutung 45 :<br />
• sorgfältige Standortwahl der Gesamtanlage,<br />
• geschickte topographische Anordnung,<br />
• eine für die Anlage verträgliche Anlagengröße,<br />
• Währung der Maßstäblichkeit im Vergleich zum Umfeld,<br />
• Einbeziehung der charakteristischen Gegebenheiten des Umfeldes,<br />
• Berücksichtigung des Denkmal- und Ensembleschutzes,<br />
• verträgliche Baumaterialauswahl, sowie<br />
• ansprechende und ausreichende Begrünung der Parkplätze.<br />
Die Auflistung der Kriterien ist hierbei nicht abschließend, da spezifische<br />
Gegebenheiten des Umfeldes nach individuellen und situationsbezogenen<br />
Lösungen verlangen. Trotzdem lässt sich unschwer ein erheblicher<br />
Verbesserungsspielraum für den "Parkplatz Johanniskreuz" erkennen.<br />
3.4.1 Entwurfskriterien<br />
Der "Parkplatz Johanniskreuz" ermöglicht die Ein- und Ausfahrt aus zwei<br />
Richtungen. Nach Ansicht der Bearbeiter sollte dieser Zweirichtungsverkehr<br />
beibehalten werden. Aus diesem Grund empfiehlt sich die Senkrechtaufstellung der<br />
Pkw- und Motorradstellplätze 46 . Die Größe der Parkstände wird hierbei im<br />
Wesentlichen bestimmt durch:<br />
• die Abmessungen der Pkws und der Motorräder, sowie<br />
• den Abständen zwischen den Fahrzeugen untereinander.<br />
45<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.15<br />
46<br />
Die Schrägstellung der Parkbuchten verhindert einen Zweirichtungsverkehr auf dem Parkplatz.<br />
51
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Ausreichend große Abstände gewährleisten einen freien Schutzraum um die<br />
Fahrzeuge und sind notwendig für das Ein- und Ausparken sowie für die<br />
Zugänglichkeit der Fahrzeuge.<br />
A) Entwurfskriterien für Pkw 47<br />
Als wesentlicher Faktor für die Kapazität eines Parkplatzes ist die Parkstandsbreite<br />
anzusehen. Bei einer Senkrechtaufstellung sollte der lichte seitliche Abstand<br />
zwischen den Fahrzeugen beim Pkw 0,75 m betragen. Als Gesamtbreite des<br />
Parkstandes ergibt sich daraus:<br />
• für Pkw-Nutzung, in Verbindung mit einem bequemen Ein- und Ausparken<br />
2,50 m (Pkw-Breite: ca. 1,75 m + Abstände: ca. 0,75 = 2,50 m).<br />
Die Breite von 2,50 m sollte jedoch nicht nur aus Gründen des Ein- und Ausparkens<br />
erreicht werden, sondern auch um den Besuchern ein gewisses Maß an<br />
Bequemlichkeit und Beladungsspielraum (z.B. für Fahrrad-Dachträger)<br />
einzuräumen. Als Mindestmaß der Parkstandsbreite gelten 2,30 m.<br />
Pkws benötigen eine Parkstandlänge von 5,00 m – diese ist bei<br />
Senkrechtaufstellung mit der Parkstandstiefe identisch.<br />
Parkstände für bequemes<br />
Ein- und Ausparken<br />
Abbildung 18: Abmessungen von Parkständen<br />
Parkstände für beengtes<br />
Ein- und Ausparken<br />
47 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.18<br />
52
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Im Fall von Johanniskreuz wird zum Ein- und Ausparken bei einer Parkstandbreite<br />
von 2,50 m eine Fahrgassenbreite von rund 5,00 bis 6,00 m benötigt.<br />
Senkrechtaufstellung<br />
Tiefe ab Fahrgassenrand<br />
t-ü (m)<br />
4,30 (4,00)<br />
Überhangstreifen<br />
ü (m)<br />
0,70 (0,50)<br />
Breite des Parkstands<br />
b (m)<br />
2,50<br />
Straßenfrontlänge<br />
Einparken vorwärts 2,50<br />
l (m) Einparken rückwärts 2,50<br />
Notwendige Fahrgassenbreite Einparken vorwärts 6,00<br />
g (m) Einparken rückwärts 4,50<br />
Breite des Parkstands<br />
b (m)<br />
2,30<br />
Straßenfrontlänge<br />
Einparken vorwärts 2,30<br />
l (m) Einparken rückwärts 2,30<br />
Notwendige Fahrgassenbreite Einparken vorwärts 7,70 (5,50)<br />
g (m) Einparken rückwärts 5,00 (4,50)<br />
bequemes<br />
Ein- und<br />
Ausparken<br />
beengtes<br />
Ein- und<br />
Ausparken<br />
Tabelle 8: Senkrechtaufstellung<br />
Bei der Planung von Parkständen für Pkw sollte nicht vergessen werden, auch<br />
spezielle Plätze für Behinderte einzuplanen. Hierbei ist sowohl die Zugänglichkeit<br />
des Platzes, als auch dessen Nähe zum Ziel entscheidend. Auf dem "Parkplatz<br />
Johanniskreuz" sollten die Stellflächen daher möglichst nahe am Gasthaus<br />
Johanniskreuz gelegen sein.<br />
Für die Abmessungen der Fläche ist zu beachten, dass abweichend zu einem<br />
"normalen" Stellplatz, der lichte seitliche Abstand auf mindestens 1,75 m zu<br />
vergrößern ist. Die Parkstandsbreite beträgt dann mindestens 3,50 m (Pkw-Breite:<br />
ca. 1,75 m + Abstände: ca. 1,75 = 3,50 m).<br />
53
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
B) Entwurfskriterien für Motorräder 48<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Abstellanlagen für Motorräder beschränken sich in der Regel auf freizuhaltende<br />
Flächen zum Aufbocken des Motorrades. Hierbei sollte die Fläche nicht geneigt sein<br />
und eine ebene Oberfläche aufweisen. Ansonsten sind keine weiteren Abstell- und<br />
Sicherungshilfen notwendig. Bei der Abschätzung der Kapazität einer Fläche kann<br />
man davon ausgehen, dass ein Motorrad eine Parkstandsbreite von ca. 1,50 m und<br />
eine Parkstandstiefe von ca. 2,20 m benötigt.<br />
C) Entwurfskriterien für Omnibusse und Nutzfahrzeuge 49<br />
Es ist damit zu rechnen, dass Johanniskreuz auch von Omnibussen angefahren<br />
wird. Bei der Anlage von Parkständen für Busse ist darauf zu achten, dass die<br />
Parkstände vorwärts anzufahren sind und auch vorwärts wieder verlassen werden<br />
können. Die Einfahrt in den Parkstand sollte möglichst im Linksbogen, die Ausfahrt<br />
im Rechtsbogen erfolgen. Parkstände können aber auch am Rand von Parkplätzen<br />
oder am Straßenrand in Form von Längsparkstreifen angelegt werden. Dies kann in<br />
bestimmten Fällen zu einer besseren Ausnutzung der vorhandenen Flächen führen.<br />
Für ein unabhängiges Ausfahren ist je Omnibus ein Zuschlag von 3,00 m bei der<br />
Längenbemessung notwendig. Hieraus ergeben sich Parkstandslängen von 15,00<br />
m für einen Omnibus, bei einer Breite des Parkstandes von 3,00 m. Für das<br />
Ausfahren wird eine mindestens 3,50 m breite Gasse benötigt.<br />
48<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.28-29<br />
49<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.26-28<br />
Abbildung 19 : Parkstände für Rollstuhlfahrer<br />
54
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3.4.2 Bauliche Gestaltung und Ausstattung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Eine funktionsgerechte bauliche Gestaltung und eine funktionsgerechte Ausstattung<br />
sind bei einem Parkplatz wichtige Kriterien für die Akzeptanz durch die Nutzer. Der<br />
"Parkplatz Johanniskreuz" weist eine voll versiegelte Oberfläche auf – die zentralen<br />
Grünflächen ausgeschlossen. Auch wenn hier die Ansichten auseinander gehen –<br />
diese Art der Befestigung erweist sich für Johanniskreuz als notwendig. Zum einen<br />
müssen die statischen Belastungen durch den ruhenden Verkehr verkraftet werden<br />
und zum anderen soll die Oberfläche auch ausreichend Schutz gegen äußere<br />
Einwirkungen wie<br />
• Verschmutzungen,<br />
• Mineralöle und<br />
• Kraftstoffe bieten.<br />
Markierungen auf den Parkflächen sollen vor allem dabei helfen, gefährliche<br />
Bereiche zu kennzeichnen und Fehlverhalten seitens der Nutzer zu reduzieren.<br />
Somit tragen sie dazu bei, einen reibungslosen Verkehrsablauf zu gewährleisten.<br />
Die Kennzeichnung sollten in ihrer Aussage klar zu verstehen und optisch<br />
ausreichend erkennbar sein. Neben dem reibungslosen Verkehrsablauf, können die<br />
Markierungen auch dazu eingesetzt werden, die Parkweise bzw. die Parkstände<br />
verbindlich vorzuschreiben. Dies sollte bei dauerhaft genutzten Parkplätzen generell<br />
geschehen. Da auf Johanniskreuz keinerlei Markierungen vorhanden sind und<br />
dementsprechend Parkabstände von den Nutzern frei gewählt werden können,<br />
ergeben sich hieraus Potentiale, die Parkplatzkapazität zu erhöhen. 50<br />
3.4.3 Grüngestaltung<br />
Die Grüngestaltung von Parkplätzen kann maßgeblich dazu beitragen diesen<br />
städtebaulich und vor allem auch naturräumlich zu integrieren. Dass dies gerade in<br />
einer Ortslage wie Johanniskreuz – mitten im Pfälzerwald gelegen – notwendig ist,<br />
erscheint selbstverständlich. Wie den folgenden Abbildungen zu entnehmen ist,<br />
erscheint die aktuelle Grüngestaltung des "Parkplatz Johanniskreuz" als gerade<br />
noch ausreichend.<br />
50 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.36-37<br />
55
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Zentrale Grünflächen Straßenrand zur B 48<br />
Abbildung 20: Begrünung "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
Als besonders dringlich erscheint eine Aufwertung der zentralen Grünflächen, als<br />
auch des Straßenrandes hin zur B 48. Diese Maßnahme dient nicht nur der<br />
Integration des Parkplatzes in den Naturraum, sondern ist auch für die<br />
Verkehrssicherheit sinnvoll, da auf diese Weise psychologisch eine<br />
Geschwindigkeitsreduzierung erreicht werden kann. Auf dieses Thema wird im<br />
Rahmen dieser Ausarbeitung noch eingegangen.<br />
Als Pflanzen für eine Grünaufwertung kommen vor allem in Frage:<br />
• Bäume,<br />
• Sträucher,<br />
• Stauden,<br />
• Gräser und<br />
• Kletterpflanzen.<br />
Die Auswahl geeigneter Pflanzen erfolgt nach den spezifischen<br />
Nutzungsanforderungen und Gestaltungsabsichten, sowie nach den<br />
Standortbedingungen. Parkplätze sollten wenigstens mit schattenspendenden<br />
Bäumen bepflanzt werden – nach Möglichkeit voll umgrünt und außerdem räumlich<br />
gegliedert werden. Sträucher und Stauden können als Unter- und Begleitpflanzung<br />
von Bäumen, aber auch als eigenständige Bepflanzung von Grünflächen verwendet<br />
werden. Die Ergänzung der Baumpflanzungen durch Sträucher oder Stauden ist<br />
wünschenswert, weil dadurch die Artenvielfalt verbessert wird.<br />
56
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Beschädigung von Bäumen und Sträuchern (in Form von Ast-, Stamm- und<br />
Wurzelverletzungen) ist durch den Einsatz von Schutzbügeln, Pollern, Pfosten, etc.<br />
zu verhindern. Solche Maßnahmen schützen zugleich die Vegetationsfläche vor<br />
Bodenverdichtung durch Überfahren. Gerade bei bepflanzten Parkplätzen ist an den<br />
Ein- und Ausfahrten des Parkplatzes, sowie an den Einmündungen und Kreuzungen<br />
von Fahrgassen, auf die Erhaltung ausreichender Sichtverhältnisse zu achten. Dies<br />
kann am besten durch den Einsatz von niedrigbleibenden Gehölzen (Bodendecker)<br />
erreicht werden. 51<br />
3.5 Planungsvorschlag – "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
Für die Entwicklung einer Planungsempfehlung wurde zunächst der "Parkplatz<br />
Johanniskreuz" vermessen, da zur Bearbeitung kaum brauchbare Datenbestände<br />
zur Verfügung standen. Auf Grundlage dieser Vermessung und den bereits<br />
formulierten Ansprüchen der jeweiligen Nutzergruppen an einen Parkplatzes, wurde<br />
so "Stück für Stück" ein Konzept entwickelt, wie Verbesserungen zu erzielen sind.<br />
Primäres Ziel ist es, die Kapazität und vor allem Auslastung der Stellfläche zu<br />
erhöhen. Zudem sollen die Ansprüche der jeweiligen Benutzergruppen eine größere<br />
Beachtung finden.<br />
Funktionsskizze:<br />
Vermessung<br />
Funktionsskizze:<br />
Behinderte<br />
Funktionsskizze:<br />
Pkw<br />
51 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />
des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.39<br />
57
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Funktionsskizze:<br />
Omnibus<br />
Funktionsskizze:<br />
Motorräder<br />
Abbildung 21: Funktionsskizzen "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
A) Behinderte<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Funktionsskizze:<br />
Planungsvorschlag<br />
Die Planung des Parkplatzes wurde damit begonnen, dass zuerst die Parkplätze für<br />
Behinderte (Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer) geplant wurden. Für diese Gruppe ist<br />
es bedeutsam, dass die Parkstände möglichst zielorientiert platziert werden. Wie<br />
der Funktionsskizze zu entnehmen ist, befinden sich die Parkplätze in direkter<br />
Entfernung zum Gasthaus Johanniskreuz, was zu kurzen Wegstrecken für die<br />
Behinderten beiträgt.<br />
Abweichend von einem "normalen" Stellplatz wurde eine Parkstandsbreite von 3,50<br />
m gewählt, um das Ein- und Aussteigen in den Pkw zu erleichtern. Die<br />
Parkstandstiefe ist mit 5,0 m mit der eines "normalen" Stellplatzes identisch.<br />
B) Pkw<br />
In einem zweiten Schritt wurden die Stellplätze für Pkws festgelegt. Als eine<br />
Besonderheit des "Parkplatz Johanniskreuz" ist anzumerken, dass hier die Anzahl<br />
der Pkw-Stellplätze in Bezug auf die Gesamtgröße des Parkplatzes relativ gering<br />
ausfällt. Dies hat damit zu tun, dass der Parkplatz als Motorrad-Treffpunkt dient und<br />
dementsprechend eine Hohe Anzahl an Motorrad-Parkflächen vorgehalten werden<br />
58
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
sollte. Wie der Funktionsskizze zu entnehmen ist, ermöglicht die<br />
Senkrechtaufstellung der Fahrzeuge das Beibehalten eines Zweirichtungsverkehrs.<br />
Bei der Planung wurde von Parkstandsabmessungen für ein bequemes Ein- und<br />
Ausparken ausgegangen (Parkstandsbreite 2,50 m). Die Breite von 2,50 m sollte<br />
nicht unterschritten werden, da neben dem Kriterium Ein- und Ausparken auch die<br />
Bequemlichkeit, sowie der Beladungsspielraum (z.B. für Fahrrad-Dachträger) für die<br />
Akzeptanz der Stellplätze eine große Rolle spielt. Die gängige Parkstandstiefe von<br />
5,0 m wurde eingehalten.<br />
C) Omnibus<br />
Da davon ausgegangen werden kann, dass Johanniskreuz auch von Omnibussen<br />
angefahren wird, wurde auch ein Bus-Parkplatz integriert. Hierbei wurde darauf<br />
geachtet, dass in den Stellplatz von beiden Richtungen aus vorwärts ein-, als auch<br />
ausgeparkt werden kann. Dies hat neben dem einfacheren Parkvorgang auch den<br />
Vorteil, dass beide Einfahrten des Parkplatzes genutzt werden können. Zudem ist<br />
auch das Absetzen der Fahrgäste direkt vor dem Gasthaus Johanniskreuz möglich.<br />
Die gängige Breite des Stellplatzes beträgt 3,0 m, auf einen Gehweg kann<br />
verzichtet werden. Die Länge des Parkstandes beträgt 15,0 m um Probleme beim<br />
Ausparken zu vermeiden.<br />
D) Motorräder<br />
Abstellflächen für Motorräder spielen auf Johanniskreuz eine besondere Rolle, da<br />
hierfür zu Spitzenzeiten eine rege Nachfrage besteht. Da sich die Abstellanlagen für<br />
Motorräder in der Regel auf eingezeichnete Flächen beschränken, wurde auf eine<br />
genauere Einzeichnung von Stellplatzmarkierungen verzichtet. So ist es zudem<br />
möglich, die Abstände zwischen Motorrädern je nach Auslastung frei zu wählen.<br />
Während beim Pkw der Planungsspielraum begrenzt ist, bieten sich beim Motorrad<br />
aufgrund der kompakteren Abmessungen eine Vielzahl von Planungsalternativen<br />
an.<br />
Der Planungsentwurf sieht vor, das zentrale Grün des Parkplatzes zu einem<br />
zusammenhängenden Grünstreifen auszubauen und diesen in Richtung des<br />
Busparkplatzes zu verlängern. Neben einem ordnenden Effekt ist es zudem<br />
möglich, den Parkplatz stärker in seine Umgebung zu integrieren. Entlang dieses<br />
Grünstreifens wurde ein Parkstreifen für Motorräder mit einer Tiefe von rund 2,20<br />
59
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
bis 2,5 m Tiefe vorgesehen. Die Tiefe selbst ist hierbei von geringerer Bedeutung,<br />
da für die Pkw ausreichende Abstände zum Ein- und Ausparken jederzeit<br />
gewährleistet sind.<br />
Neben der Anordnung der Motorräder in der Mitte des Parkplatzes wurde auch ein<br />
Stellbereich in einer Randzone vorgesehen, die aktuell meist von Pkws genutzt<br />
wird. Aufgrund der um 7,0 m versetzten Stellflächen ergibt sich für Pkws eine nur<br />
unzureichende Auslastung. Motorräder sind im Stande, diesen Bereich weit<br />
effektiver zu nutzen und sollten daher an dieser Stelle platziert werden.<br />
E) Planungsvorschlag<br />
Nachdem die Ansprüche der jeweiligen Nutzergruppen berücksichtigt wurden (=<br />
Hauptaufgabe des Parkplatzes), stellt sich die Frage, wie weitere Verbesserungen<br />
zu erzielen sind. Neben einer intensiveren Begrünung des zentralen Grüns bietet<br />
sich auch eine Begrünung am Randstreifen zur B 48 hin an. Dieser Streifen ist breit<br />
genug, um dort auch Bäume aufzustellen, die die Einsehbarkeit des Parkplatzes<br />
verringern. Neben der naturräumlichen Integration wirkt sich diese "weiche"<br />
Maßnahme der Verkehrsberuhigung positiv auf die Sicherheit auf Johanniskreuz<br />
aus. Auf diese Thematik wird in Punkt 5 dieser Ausarbeitung noch vertieft<br />
eingegangen.<br />
Als weiterer Ansatz die Sicherheit zu erhöhen, bietet sich eine Umgestaltung der<br />
Ein- und Ausfahrten des Parkplatzes an. Hierbei sind der Umsetzung – im<br />
Gegensatz zur B 48 – kaum (rechtliche) Schranken gesetzt. Daher wäre es möglich,<br />
die Breite der Ein- und Ausfahrten zu verringern um somit die Ein- und<br />
Ausfahrgeschwindigkeiten zu senken. Unterstützt würde diese Maßnahme durch<br />
eine (sehr gemäßigte) Aufpflasterung des "Kreuzungsbereichs" hin zur B 48. Bei der<br />
Wahl baulicher Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung ist jedoch Vorsicht<br />
geboten, da eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer (z.B. durch zu extreme<br />
Aufpflasterungen oder Fahrbahnverengungen) auf jeden Fall ausgeschlossen<br />
werden muss.<br />
60
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Letztendlich lässt sich sagen, dass der "Parkplatz Johanniskreuz" an vielen Punkten<br />
Spielraum für Verbesserungen bietet. Wie aber auch unschwer zu erkenn ist, sind<br />
der Kapazität enge Grenzen gesetzt. Aus unserer Sicht wird es daher nicht möglich<br />
sein, einer Nachfrage, wie sie zu Spitzenzeiten auftritt, im vollen Umfang gerecht zu<br />
werden. Dies wäre nur durch die Ausweisung neuer Stellflächen zu realisieren.<br />
An dieser Stelle setzt in der Planung jedoch die Abwägung ein, die verlangt,<br />
zwischen den Ansprüchen der Verkehrsteilnehmer und den Ansprüchen der Natur<br />
gerecht abzuwägen. Da sich der Parkplatz in einem Biosphärenreservat befindet,<br />
wären nach unserer Einschätzung die Belange der Natur in der Weise höher zu<br />
bewerten, als dass eine Neuausweisung neuer (vollversiegelter) Stellflächen nicht<br />
zu rechtfertigen wäre.<br />
61
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3.6 Parkraumorganisation für Fahrräder<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Beobachtungen vor Ort haben ergeben, dass es zurzeit noch kein großes<br />
Aufkommen an Fahrrädern auf Johanniskreuz gibt. Dennoch macht die<br />
Bereitstellung von Parkraum für Fahrradfahrer Sinn. Wie bereits erwähnt, haben<br />
naturnahe Urlaubs- und Freizeitaktivitäten in den letzten Jahren einen weiteren<br />
Aufschwung erlebt. Dies lässt erwarten, dass zukünftig auch verstärkt das<br />
Fahrradfahren im Pfälzerwald nachgefragt wird. Die Realisierung des<br />
"Mountainbike-Park Pfälzerwald" untermauert diese Annahme.<br />
Auch wenn der Trend in Richtung des Fahrrades geht – von alleine wird<br />
Johanniskreuz nicht zum Anziehungspunkt für Radfahrer werden. Hierzu bedarf es<br />
neben geeigneten Wegen – die zum Teil auch schon vorhanden sind – auch einer<br />
bedarfsgerechten Parkraumorganisation für Fahrräder. Der Begriff "bedarfsgerecht"<br />
ist mit der Forderung verbunden, dass Abstellanlagen für Fahrräder zahlenmäßig<br />
ausreichend, sowie zielorientiert platziert werden. Daneben ist auch die<br />
benutzerfreundliche Gestaltung Ziel der Planungen. In der Realität sieht es jedoch<br />
häufig so aus, dass Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen.<br />
Damit Fahrradabstellanlagen zahlenmäßig ausreichend vorhanden sind ist es<br />
wichtig, die Kapazität der Anlagen auf den Bedarf abzustimmen. Hierbei soll das<br />
regelmäßig auftretende Radverkehrsaufkommen bewältigt, aber auch<br />
Erweiterungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Generell lässt sich das Vorgehen<br />
bei der Planung so beschreiben 52 :<br />
• Begutachtung der Situation vor Ort<br />
• Bedarf abschätzen<br />
• Formulierung von Anforderungen ("Pflichtenheft")<br />
• Wahl des Standortes<br />
• Auswahl des für den Standort geeigneten Abstell-Systems<br />
• Überprüfung, ob Gegebenheiten der Bedarfsschätzung entsprechen können<br />
• Kostenabschätzung<br />
52 Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />
Abstellanlagen Planen; S.07<br />
62
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3.6.1 Bedarfsermittlung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Bei der Planung von Fahrradabstellanlagen steht man zwangsläufig vor der Frage,<br />
wie stark die Nachfrage bzw. wie hoch der Bedarf an solchen Anlagen seitens der<br />
Nutzer ist. Generell sind Fahrradabstellanlagen überall dort notwendig, wo<br />
regelmäßig Fahrräder abgestellt werden. Der Bedarf an Stellplätzen ist jedoch von<br />
verschiedenen Faktoren abhängig, was eine korrekte Schätzung schwierig macht.<br />
Bei einer Schätzung – dem ersten Ansatz einer Bedarfsermittlung – wird zunächst<br />
erfasst, wie hoch die Zahl der abgestellten Fahrräder im Plangebiet ist. Zudem<br />
bedeutsam ist die städtebauliche Nutzungsstruktur und -dichte. Diese wäre auf<br />
Johanniskreuz vergleichbar mit der Anzahl an möglichen Zielen<br />
(touristisch/naturräumlich). Daneben findet auch die Quantität und Qualität der<br />
Wegeinfrastruktur Berücksichtigung.<br />
Das Ergebnis einer solchen Erhebung ist stark abhängig von der Jahreszeit und<br />
dem Wetter. Als idealer Zeitpunkt für eine Erhebung gelten trockenes Wetter, sowie<br />
die Monate Mai/Juni und September/Oktober. Erhebungen an Regentagen können<br />
hierbei Aufschluss über den Grundbedarf geben. Auch zu berücksichtigen sind die<br />
Betriebs- und Öffnungszeiten der Einrichtungen am Zielort (Werks-, Schul-, oder<br />
Semesterferien, besondere Veranstaltungen, etc.). 53<br />
Neben einer Bestandsaufnahme vor Ort und der Berücksichtigung geeigneter<br />
Zeitpunkte für die Erhebung, sollten auch folgende Zusammenhänge<br />
Berücksichtigung finden 54 :<br />
• Je größer die gesellschaftliche Akzeptanz des Fahrradfahrens ist, desto<br />
häufiger wird das Fahrrad als Verkehrsmittel gewählt.<br />
• Je höher der Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr ist, desto größer ist der<br />
Bedarf an Abstelleinrichtungen im privaten und öffentlichen Raum.<br />
• Je attraktiver die Wegeinfrastruktur für das Radfahren ist (z.B. im Wald die<br />
Attraktivität der Wegeführung), desto häufiger wird das Fahrrad gewählt.<br />
• Je besser die Zugänglichkeit zu Abstelleinrichtungen im privaten wie im<br />
öffentlichen Raum ist, desto eher fällt die Wahl auf das Verkehrsmittel<br />
Fahrrad.<br />
53<br />
Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.05<br />
54<br />
Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.06<br />
63
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Je stärker die Sicherheitsbelange bei den Abstelleinrichtungen berücksichtigt<br />
sind, desto besser werden diese Anlagen angenommen.<br />
• Je besser das Fahrtenangebot des ÖPNVs ist, desto öfter wird in<br />
Außenbereichen das Fahrrad im Vortransport genutzt.<br />
• Je schlechter das Angebot im ÖPNV ist, desto höher ist die Bedeutung des<br />
Fahrrads bei der Verkehrsmittelwahl.<br />
• Je geringer die zurückzulegende Distanz oberhalb akzeptierter<br />
Fußwegeentfernungen (ca. 300-500 m) ist, desto häufiger wird das Fahrrad<br />
benutzt.<br />
Die Bedarfsschätzung für Fahrradabstellanlagen erweist sich als schwieriges<br />
Thema. Bei bestehenden Bauten ist die Besichtigung vor Ort und zu repräsentativen<br />
Zeiten entscheidend. Daneben existieren Planungsrichtwerte (für die Anzahl der<br />
Plätze), sowie eine Methode zur Korrektur und Verfeinerung dieser Richtwerte mit<br />
einem Punktesystem. Mit Hilfe dieser Kombination lassen sich auch Aussagen für<br />
den Bedarf von noch in Planung befindlichen Bauten oder Anlagen treffen. 55<br />
Problematisch ist die Tatsache, dass Planungsrichtwerte im Einzelfall nur selten<br />
zutreffend sind 56 . Sie geben praktisch nur Richtgrößen für die minimale Anzahl von<br />
Abstellplätzen an. Für die Situation auf Johanniskreuz existieren nach unserer<br />
Information und nach den uns zugänglichen Quellen kaum geeignete Richtgrößen,<br />
um einen Bedarf sinnvoll abschätzen zu können. Daher wird eine möglichst<br />
zutreffende Schätzung nur nach Fertigstellung des HdN vor Ort möglich sein. Als<br />
Ansatz einer Abschätzung im Vorfeld kann man max. 1 Stellplatz pro 4 Beschäftigte,<br />
sowie max. 3 Stellplätze pro 10 Besucher als Orientierungswerte heranziehen 57 .<br />
Praxisgerechter dürfte jedoch knapp die Hälfte dieser Werte sein.<br />
55<br />
Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />
Abstellanlagen Planen; S.10<br />
56<br />
Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />
Abstellanlagen Planen; S.12<br />
57<br />
Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />
Abstellanlagen Planen; S.13<br />
64
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3.6.2 Standortwahl<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
An die Abstellanlagen für Fahrräder wird eine ganze Reihe von Anforderungen<br />
gestellt. Daher sollte ihr Standort wohl überlegt sein. Primär sollten sie direkt dem<br />
Ziel zugeordnet werden und ungehindert erreichbar sein. Zudem ist darauf zu<br />
achten, dass die Anlagen verkehrssicher an das Radverkehrsnetz angebunden<br />
werden und ihr Standort und die Gestaltung möglichst "offen" bleiben.<br />
Bei der Auswahl von Material, Form und Farbe sollte darauf geachtet werden, dass<br />
sich alles möglichst gut in das Straßen-, Orts- und Landschaftsbild einpasst. Ein<br />
eigenständiges, einprägsames Design kann angestrebt werden (evtl. auch zu<br />
Werbezwecken). 58<br />
Auf Johanniskreuz kommen aufgrund der B 48 nur Abstellanlagen außerhalb des<br />
öffentlichen Straßenverkehrs in Frage. Auf diese Weise lässt sich zudem eine<br />
größere Zielnähe realisieren und auch der Sicherheitsaspekt findet eine größere<br />
Berücksichtigung. Neben der aktiven Sicherheit für den Fahrradfahrer ergibt sich<br />
aber auch eine erhöhte Diebstahl-Sicherheit für die Fahrräder, da sie einer größeren<br />
sozialen Kontrolle obliegen. Generell ist die soziale Kontrolle ein bedeutender<br />
Faktor, da er direkt zur verstärkten Nutzung des Fahrrades beitragen kann 59 .<br />
3.6.3 Dimensionierung und Ausstattung der Abstellanlagen<br />
Für die verschiedenen Einsatzzwecke des Fahrradparkens bestehen<br />
unterschiedliche Anforderungen an die Standorte, Aufstellung und Konstruktion des<br />
Fahrradhalters. Auch die Parkdauer bedingt neben den unterschiedlichen<br />
Anwendungsbereichen eine weitere Differenzierung 60 :<br />
• Kurzfristiges Parken von wenigen Minuten bis zu etwa zwei Stunden<br />
• Langzeitiges Parken über zwei Stunden<br />
• Langfristiges Parken (Dauerparken) über mehrere Tage und Wochen<br />
58<br />
Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.06<br />
59<br />
Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />
Abstellanlagen Planen; S.09<br />
60<br />
Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.07<br />
65
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Auf Johanniskreuz ist die Parkdauer sehr differenziert. Von einer kurzen Rast, bis<br />
hin zu einem Fahrrad-Urlaub ist theoretisch alles denkbar. Tendenziell sind stark<br />
frequentierte, nur für kurzfristiges Parken verwendete Anlagen großzügiger<br />
anzulegen (größere Abstände zwischen den Fahrrädern), bei überwiegendem<br />
Langzeitparken können geringere Abstände gewählt werden.<br />
Im Rahmen dieser Ausarbeitung sollen vor allem Abstellanlagen für das kurzfristige<br />
bis langzeitige Parken (max. 3-6 Stunden) berücksichtigt werden, da die<br />
Bereitstellung von Anlagen für ein langfristiges Parken (z.B. Garagen,<br />
verschließbare Räume, etc.) in den Aufgabenbereich der Anbieter von<br />
Übernachtungen (Café Nicklis, Waldhotel und Gasthaus Restaurant Johanniskreuz)<br />
fällt. Generell haben die Anlagen die Aufgabe, den ruhenden (Fahrrad-)Verkehr zu<br />
ordnen. Dies ist notwendig um das "wilde" Abstellen zu vermeiden. Behinderungen<br />
von Fußgängern und Fahrradfahrern soll so vorgebeugt werden.<br />
Abstellanlagen für das kurzfristige bis langzeitige Parken sollten im Fall von<br />
Johanniskreuz möglichst kompakt gehalten werden, um eine Integration in die<br />
Umgebung zu ermöglichen. Auf große Anlagen mit Wetterschutz und Beleuchtung,<br />
wie sie beispielsweise an Bahnhöfen vorzufinden sind, kann daher getrost verzichtet<br />
werden. Auch sollte man berücksichtigen, dass aktuell noch keine große Nachfrage<br />
nach Abstellanlagen vorhanden ist.<br />
A) Platzbedarf von Fahrrädern<br />
Welchen Platzbedarf welcher Fahrradtyp benötigt, kann der folgenden Tabelle<br />
entnommen werden.<br />
Abmessungen<br />
Fahrrad<br />
Liegeräder<br />
Breite ca. 0,60 m (Lenker) – bei neueren Konstruktionen eher mehr<br />
ca. 0,25 m (Hinterrad/Gepäckträger)<br />
ca. 0,45 m (falls Kindersitz oder Korb/Gepäcktaschen montiert)<br />
Höhe ca. 1,00 m (ohne Kindersitz)<br />
ca. 1,50 m (mit Kindersitz)<br />
Länge ca. 1,90 bis 2,00 m<br />
Breite siehe Fahrrad<br />
Länge bis zu 2,35 m<br />
Tandems<br />
Breite siehe Fahrrad<br />
Höhe siehe Fahrrad<br />
Länge bis zu 2,60 m<br />
Fahrradanhänger Breite ca. 1,00 m<br />
(Abm. variieren) Länge ca. 1,60 m<br />
Tabelle 9: Platzbedarf verschiedener Fahrradtypen<br />
66
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
B) Aufstellungsformen<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Generell unterscheidet man zwischen der höhenversetzten, höhengleichen und<br />
Doppelaufstellung 61 . Die höhenversetzte Aufstellung ist aufgrund der kompakten<br />
Unterbringung der Fahrräder weit verbreitet (Flächengewinn). Nachteilig ist die<br />
erhöhte Gefahr des Verhakens der Lenker und des Zubehörs (Beschädigung von<br />
Kabeln, Beleuchtung, Bremszüge, etc.). Auch ein seitliches Herantreten zum<br />
Fahrrad (z.B. Abschließen, Be- und Entladen) ist nicht möglich.<br />
Die höhengleiche Aufstellung ist daher trotz des erhöhten Flächenverbrauchs der<br />
höhenversetzten Aufstellung vorzuziehen. Bei der Doppelaufstellung ist in der Regel<br />
die Überlappung der Vorderräder möglich.<br />
Höhenversetzte Aufstellung Höhengleiche<br />
Aufstellung<br />
Abbildung 22: Aufstellungsformen<br />
Doppelaufstellung<br />
Bei Fahrradhaltern richten sich die Achsabstände nach der gewollten/benötigten<br />
Manövrierfläche (Ein- und Ausparken, Bewegungsspielraum zwischen den<br />
abgestellten Fahrrädern). Hierbei ist auch die Ausstattung der Räder mit Körben<br />
oder Kindersitzen von Belang. Als Durchgangsmaß zwischen seitlichen<br />
Begrenzungen können für erwachsene Menschen 0,75 m für bequeme<br />
Zugänglichkeit und 0,55 m für beengte Zugänglichkeit angenommen werden. Wird<br />
der Achsabstandswert für beengte Zugänglichkeit unterschritten, sinkt der Anteil der<br />
tatsächlich genutzten Stellplätze, was zur Unwirtschaftlichkeit der Ausnutzung führt.<br />
In der freien Aufstellung an Lenker- oder Vorderradhaltern sind folgende<br />
Achsabstände bei der Planung zu berücksichtigen:<br />
• Bequeme Zugänglichkeit: Achsabstand 1,20 m<br />
• Beengte Zugänglichkeit: Achsabstand 0,80 m<br />
61 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.09-10<br />
67
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Zu beachten ist, dass die beengte Zugänglichkeit das Durchgangsmaß auf 0,35 m<br />
verringert, falls benachbarte Fahrräder mit Körben/Gepäcktaschen ausgestattet<br />
sind.<br />
Werden die Fahrräder an Rahmenhaltern angeschlossen, ist danach zu<br />
unterscheiden, ob eine ein- oder beidseitige Nutzung mit oder ohne<br />
Vorderradüberlappung vorgesehen ist. Folgende Achsabstände sind zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Einseitige Nutzung: Achsabstand 1,20 m<br />
• Beidseitige Nutzung: Achsabstand 1,50 m<br />
Zugänglichkeit<br />
bequem beengt¹ bequem²<br />
Lenker- und Vorderradhalter Rahmenhalter<br />
¹) Bei Fahrrädern mit Körben verringert sich das Durchgangsmaß auf 0,35 m.<br />
²) Beengte Zugänglichkeit ist aufgrund der notwendigen Manövrierfläche nicht möglich, bei Fahrrädern<br />
ausschließlich mit Körben verringert sich das Durchgangsmaß auf 0,55 m.<br />
Abbildung 23: Achsabstände der Fahrradhalter<br />
C) Fahrgassenbreiten<br />
Vor dem Fahrradhalter ist eine Verkehrsfläche notwendig, deren Breite dadurch<br />
bestimmt wird, in welchem Aufstellungswinkel die Fahrräder abgestellt werden. Bei<br />
einer senkrechten, also rechtwinkligen Aufstellung, beträgt die Fahrgassenbreite<br />
1,80 m. Bei entsprechender Schrägstellung der Fahrräder verringert sich die<br />
benötigte Breite. 62<br />
62 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.10<br />
68
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
3.6.4 Ausführungsformen und Wahl der Fahrradhalter<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Fahrradhalter gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Die Auswahl des<br />
geeigneten Systems wird wesentlich durch die folgenden Faktoren bestimmt 63 :<br />
• Einsatzzweck,<br />
• Flächenverfügbarkeit,<br />
• Wartungsintensität, sowie<br />
• Gestalt.<br />
Um die Eignung bestimmter Lenkerhalter-Typen beurteilen zu können, ist es wichtig<br />
sich klar zu machen, welche Anforderungen generell an die Halter gestellt werden.<br />
Abstellanlagen für Fahrräder sollten gewährleisten, dass<br />
• Fahrräder mit allen gängigen Laufradgrößen und Reifenbreiten gleich gut<br />
aufgenommen werden und auch unter Seitenwind oder Gepäckbelastung<br />
nicht kippen können,<br />
• ein bequemes Einparken, Abschließen und Ausparken auch dann möglich<br />
ist, wenn die angrenzenden Fahrradstände belegt sind,<br />
• ein diebstahlsicheres Anschließen des Fahrrades an der Abstellvorrichtung<br />
möglich ist,<br />
• die einzelnen Halterungsteile der Abstellvorrichtung sich nicht verformen<br />
können,<br />
• ihr Standort und die Konstruktion Verletzungsgefahr oder Stürze von<br />
Passanten ausschließen und<br />
• sie sich durch die Gestaltung in die Umgebung einpassen.<br />
A) Rahmenhalter<br />
Rahmenhalter gehören zur einfachsten Form der Fahrradhalter und sind für alle<br />
Fahrradtypen einsetzbar. Ein Unterholm (in ca. 0,40 m Höhe) ermöglicht zudem das<br />
Abschließen von Kinderfahrrädern, sowie das Anbringen von Werbetafeln. Durch<br />
eine gegenläufige Aufstellung bei beidseitiger Benutzung wird das Verharken von<br />
63 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.12<br />
69
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Lenkstangen verhindert. Rahmenhalter erfüllen daher die an einen praxisgerechten<br />
Fahrradhalter gestellten Anforderungen am besten. 64<br />
B) Lenkerhalter<br />
Lenkerhalter gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Hierbei wird der Lenker<br />
in eine Vorrichtung am Oberrohr des Halters eingehängt, das Vorderrad befindet<br />
sich frei in der Luft. Lenkerhalter erfüllen die Anforderungen an Fahrradhalter nur<br />
unzureichend aufgrund eines Mangels an Stabilität. Zudem sind sie für<br />
Kinderfahrräder nicht geeignet. Problematisch ist auch, dass Fahrradzubehör wie<br />
Tachos, Körbe oder Steckleuchten in Konflikt mit den Lenkerhalterungen geraten<br />
können. 65<br />
C) Vorderradhalter<br />
Bei Vorderradhaltern wird das Vorderrad lediglich am Vorderrad gehalten. Aus Sicht<br />
der Benutzer ist dieser Typ der ungeeignetste Halter und wird daher häufig<br />
gemieden. Auch Diebstahlschutz und Standfestigkeit sind mangelhaft. 66<br />
D) Transportable Fahrradhalter<br />
Transportable Fahrradhalter werden häufig von Geschäften, Arztpraxen oder<br />
Apotheken verwendet, da sie sehr gut mit einer Werbetafel versehen werden<br />
können. Um Diebstahl oder Beschädigungen zu vermeiden, können sie abends<br />
hereingeholt werden. Dieser Typ Fahrradhalter eignet sich sehr gut zur<br />
vorübergehenden Deckung eines erhöhten Bedarfs an Stellfläche (z.B. bei Events).<br />
Eine Fixierung am Boden aus Gründen des Diebstahlschutzes ist möglich (im<br />
Boden eingelassene Gewinde, die mit Spezialwerkzeug festgeschraubt werden).<br />
Eine Ausführung nach dem Prinzip der Rahmenhalter ist zu empfehlen. 67<br />
64 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />
Fahrradparken; S.12<br />
65 Ebenda; S.13<br />
66 Ebenda; S.13<br />
67 Ebenda; S.14<br />
70
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Beispiel: Rahmenhalter Beispiel: Lenkerhalter<br />
Beispiel: Vorderradhalter Beispiel: transportabler Fahrradhalter<br />
Abbildung 24: Fahrradhalter<br />
3.6.5 Planungsempfehlung<br />
Bis jetzt sind auf Johanniskreuz so gut wie keine Abstellanlagen für Fahrräder<br />
geschaffen worden. Da aber, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, das Fahrradfahren<br />
als umweltfreundliche Alternative zum MIV zu unterstützen ist, sollte hier ein<br />
Angebot geschaffen werden. Damit ein Angebot auch von der Zielgruppe<br />
wahrgenommen wird, gilt es, einige Regeln zu beachten. Diese wurden im Rahmen<br />
dieser Ausarbeitung beschrieben. Auf Johanniskreuz gilt es folgende vier<br />
touristische Anziehungspunkte mit solchen Anlagen auszustatten. Diese wären:<br />
• das Café Nicklis,<br />
• das HdN bzw. indirekt auch das Forstamt,<br />
• das Waldhotel und<br />
• der "Parkplatz Johanniskreuz" bzw. indirekt auch der Gasthof Restaurant<br />
Johanniskreuz.<br />
Das Café Nicklis, sowie das Waldhotel sind hierbei selbst verantwortlich für die<br />
Investition in eine solche Anlage, zumal zu überlegen ist, ob nicht auch Angebote<br />
für das Langzeit-Parken (auch über mehrere Tage) geschaffen werden sollten.<br />
71
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der "Parkplatz Johanniskreuz" ist generell wenig geeignet für die Aufstellung<br />
größerer Anlagen, da hier die Pkw- und Motorradnutzung absolut dominierend ist<br />
und dies auch so bleiben sollte. Dies heißt, dass hier Fahrradhalter vorwiegend die<br />
Aufgabe erfüllen sollten, dass Fahrräder nicht den Platz des MIV beanspruchen.<br />
Empfohlen werden könnte hierzu der Einsatz von transportablen Fahrradhaltern. Ihr<br />
Vorteil liegt darin, dass sie aufgrund ihrer Mobilität sehr flexibel eingesetzt werden<br />
können (z.B. bei erhöhter Nachfrage bei Events). Weiterhin können sie evtl. ganz,<br />
oder zum Teil durch Werbung finanziert werden.<br />
Für das HdN sind vor allem Rahmenhalter zu empfehlen. Auch diese können mit<br />
Werbetafeln versehen werden, die z.B. auf das HdN hinweisen. Zudem lassen sie<br />
sich aufgrund ihrer relativ geringen Ausmaße gut in das Landschaftsbild integrieren.<br />
Bei der Aufstellung sollte darauf geachtet werden, dass der Fußweg zum HdN<br />
möglichst kurz ist und die Halter möglichst gut eingesehen werden können ("soziale<br />
Kontrolle"). Bei besonderen Events könnte das Angebot durch transportable<br />
Fahrradhalter ergänzt werden.<br />
Über genaue Standorte für die Fahrradhalter möchten wir an dieser Stelle noch<br />
keine Aussagen treffen, da dies erst nach der Realisierung des HdN sinnvoll ist.<br />
Zudem lässt sich noch nicht die Nachfrage abschätzen. Es sollte jedoch darauf<br />
geachtet werden, erst mit einem geringeren Angebot an Stellplätzen aufzuwarten<br />
und dieses dann bei bestehender Nachfrage aufzustocken.<br />
Generell sollte man sich bei der Planung von Fahrradabstellanlagen die Frage<br />
stellen, ob die gefundene Lösung auch wirklich der Nachfrage entspricht. Um dies<br />
beurteilen zu können kann folgender Fragenkatalog hilfreich sein 68 :<br />
1. Bedienungsfreundlichkeit<br />
• Kann das Fahrrad ohne Probleme in den Fahrradständer geschoben<br />
werden?<br />
• Versteht der Benutzer, wie er den Fahrradständer zu benutzen hat?<br />
• Ist der Abstellvorgang arbeitsaufwändig?<br />
• Welchen Kraftaufwand muss der Benutzer leisten?<br />
• Ist der Ständer universell für verschiedene Fahrradtypen einsetzbar?<br />
68 Institut für Normierung und Forschung im Erd-, Wasser- und Straßenbau und in der<br />
Verkehrstechnik – Niederlande; (1994); Radverkehrsplanung von A bis Z; S.253-254<br />
72
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
2. Diebstahlsicherheit<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Bietet der Fahrradständer Diebstahlschutz? (Am besten ist es, wenn sowohl<br />
Vorderrad als auch der Rahmen am Fahrradständer angeschlossen werden<br />
können)<br />
• Ist die Anlage gut erreichbar?<br />
• Reizt das System auch nicht zum Vandalismus?<br />
3. Schutz vor Beschädigungen des Fahrrades<br />
• Bietet der Fahrradständer, sofern zutreffend, eine ausreichende Halterung für<br />
das Laufrad?<br />
• Steht das Fahrrad stabil?<br />
• Besteht die Gefahr der Beschädigung des Fahrrades (z.B. durch scharfe<br />
Kanten)?<br />
4. Qualität und Haltbarkeit des Fahrradständers<br />
• Welche technische Qualität hat der Ständer?<br />
• Wie ist die Ausführung im Hinblick auf die Wetterfestigkeit?<br />
• Ist der Fahrradständer Vandalismussicher (Stabilität, Art der Verankerung,<br />
etc.)?<br />
5. Flächenbedarf<br />
• Wie groß ist der Flächenbedarf pro abgestelltes Fahrrad?<br />
• Welche Anordnungsmöglichkeiten gibt es (z.B. Reihe, Kreis, etc.)<br />
• Preis, Preis-Leistungsverhältnis<br />
• Wie hoch sind die Kosten pro Stellplatz?<br />
• Wie ist das Verhältnis von Preis und Qualität?<br />
6. Design<br />
• Wie ist der Fahrradständer gestaltet?<br />
• Passt sich der Fahrradständer in die Umgebung ein?<br />
73
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
4. ÖPNV<br />
4.1 Einführung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der ÖPNV gilt als öffentliche Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge. Er soll somit<br />
eine Grundversorgung an Mobilität für die Bevölkerung gewährleisten. In ländlichen<br />
Gebieten stößt der ÖPNV jedoch oft an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, da eine<br />
Bevölkerungsdichte ,die auf eine gewisse Nachfrage schließen lässt, hier oft nicht<br />
gegeben ist. Des Weiteren ist der ländliche Raum durch einen hohen Grad an<br />
Motorisierung geprägt, der aber auch aus dem mangelnden Angebot an attraktiven<br />
Alternativen resultiert. Daher muss für diese Gebiete nach Lösungen gesucht<br />
werden, die sowohl die Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigen, aber auch die<br />
Wirtschaftlichkeit des Betriebes nicht gefährden 69 .<br />
Johanniskreuz liegt in einem eher schwach besiedelten Gebiet. An den<br />
Wochentagen ist das Verkehrsaufkommen vor allem durch den Berufs- und<br />
Ausbildungsverkehr geprägt. Die Wochenenden sind hingegen durch den<br />
Freizeitverkehr in Form des MIV gekennzeichnet.<br />
Derzeit besteht keine ÖPNV-Anbindung von Johanniskreuz. Daher soll ein Konzept<br />
entwickelt werden, das sich an den Gegebenheiten des Raumes und den<br />
Bedürfnissen der Bevölkerung orientiert, aber auch die wirtschaftlichen Interessen<br />
nicht vernachlässigt.<br />
4.2 Grundlagen des ÖPNV<br />
4.2.1 ÖPNV im Allgemeinen<br />
Laut § 1 des Gesetzes zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(RegG) stellt der ÖPNV eine öffentliche Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge dar.<br />
Die Aufgabe des öffentliche Personennahverkehr ist „die allgemein zugängliche<br />
Beförderung von Personen mit Verkehrsmitteln im Linienverkehr, die überwiegend<br />
dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr<br />
69 Vgl.: Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum,<br />
Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18<br />
74
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
zu befriedigen. Das soll im Zweifel der Fall sein, wenn in der Mehrzahl der<br />
Beförderungsfälle eines Verkehrsmittels die gesamte Reiseweite 50 Kilometer oder<br />
die gesamte Reisezeit eine Stunde nicht übersteigt.“ (§ 2 RegG)<br />
In § 2 Abs. 1 des Landesgesetzes Rheinland-Pfalz über den öffentlichen<br />
Personennahverkehr wird zudem darauf hingewiesen, dass auch in dünn<br />
besiedelten Regionen eine Grundversorgung gewährleistet sein soll. Außerdem soll<br />
der ÖPNV unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Umweltschutzes und der<br />
Verkehrssicherheit zu einer Verringerung des motorisierten Individualverkehrs<br />
beitragen 70 .<br />
4.2.2 ÖPNV im ländlichen Raum<br />
Aufgrund der gestiegenen Mobilität der Bevölkerung verliert der ÖPNV immer mehr<br />
an Bedeutung. In den Ballungsräumen führt der drohende Verkehrsinfarkt zu der<br />
Entwicklung von neuen Ideen und Konzepten, um den ÖPNV dort zu stärken. In den<br />
ländlichen Regionen fehlt dieser Druck. Zudem lässt die meist niedrige<br />
Bevölkerungsdichte einen wirtschaftlichen Betrieb des ÖPNV oft nicht zu.<br />
Um im ländlichen Raum nicht Gefahr zu laufen, bald ähnliche Verkehrs- und<br />
Umweltbelastungen wie in Ballungsräumen zu erleben, muss auch hier ein<br />
funktionsfähiges ÖPNV-Konzept geschaffen werden, dass sowohl den motorisierten<br />
Individualverkehr einschränkt, als auch die Mobilität der Bevölkerung ohne eigenes<br />
Fahrzeug gewährleistet 71 .<br />
4.2.3 ÖPNV in ländlichen Gebieten in den Randzonen von Verdichtungsräumen<br />
Da Johanniskreuz in der Randzone des Oberzentrums Kaiserslautern liegt, soll nun<br />
auf die spezifischen Anforderungen dieser Gebiete eingegangen werden. Aufgrund<br />
der räumlichen Nähe zu den Verdichtungsräumen werden diese Gebiete meist in<br />
die Verbundplanung miteinbezogen und besitzen deshalb häufig einen<br />
vergleichsweise hohen ÖPNV-Standard. Der vorrangige Einsatz des ÖPNV liegt<br />
jedoch auf Fahrten des Berufs- und Ausbildungsverkehrs aus dem ländlichen<br />
Umland in die Oberzentren. Im Freizeitverkehr wird meist nur eine Grundversorgung<br />
70 Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung – ÖPNV im Allgemeinen<br />
71 Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum<br />
Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18; S.9.<br />
75
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
sichergestellt. Da dieser Bereich aber zunehmend an Bedeutung gewinnt, sollte<br />
auch hier über eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots nachgedacht werden.<br />
Hierbei sind auch alternative Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die eine ÖPNV-<br />
Bedienung sowohl zu Hauptverkehrszeiten, als auch zu Zeiten geringer Nachfrage<br />
gewährleisten 72 .<br />
4.3 Differenzierte Bedienung<br />
4.3.1 Konzept<br />
Im Folgenden soll nun das Konzept der differenzierten Bedienung vorgestellt<br />
werden. Es umfasst sämtliche Betriebsformen und -mittel des ÖPNV, kombiniert<br />
diese jedoch so, dass sie den Anforderungen der jeweiligen Situation entsprechen.<br />
Die Bandbreite der Möglichkeiten ist hierbei sehr groß:<br />
• Die Bedienung kann über einen starr festgelegten Linienweg erfolgen,<br />
über den Routenbetrieb oder den Flächenbetrieb.<br />
• Die Anzahl und Abstände der Haltestellen variiert von wenigen<br />
Haltestellen mit großen Abständen beim Schnellbus, bis hin zum<br />
kompletten Wegfall von Haltestellen beim Trampbus.<br />
• Die Fahrzeuggrößen reichen vom Pkw bis zum Gelenkbus.<br />
• Die Bedienungszeit unterteilt sich in die regulären Takt-Verkehrszeiten<br />
und in Angebote die nur in besonderen Fällen angeboten werden.<br />
Die Einführung der differenzierten Bedienweise resultiert aus der zunehmenden<br />
Zersiedelung vor allem im ländlichen Raum und dem Rückgang der Fahrgastzahlen,<br />
die die Wirtschaftlichkeit des ÖPNV zunehmend gefährden.<br />
Verschiedene Entwicklungstrends, wie der Rückgang der Bevölkerungszahlen, die<br />
Veränderung des Altersaufbaus, die steigende Arbeitslosigkeit und die allgemeine<br />
Motorisierung, haben, gerade in den Schwachlastzeiten, in den letzten Jahren zu<br />
einem erheblichen Rückgang der Fahrgastnachfrage geführt. Um ihre<br />
Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden waren die meisten Verkehrsunternehmen somit<br />
72 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />
den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. A-20<br />
76
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
gezwungen, der zurückgehenden Nachfrage mit einem rückläufigen Angebot zu<br />
begegnen.<br />
Gerade in ländlichen Bereichen ist der ÖPNV durch einen hohen Anteil an Berufs-<br />
und Ausbildungsverkehr gekennzeichnet. Das daraus resultierende Fahrtenangebot<br />
im Linienverkehr weist dementsprechend große Lücken auf und ist zu<br />
Schwachlastzeiten mangelhaft bis nicht existent. Auch wenn der ÖPNV durch die<br />
Kommunen bezuschusst wird, ist ein optimales Linienbus-Fahrtenangebot aufgrund<br />
der geringen Nachfrage und des oft nicht ausreichenden Fahrgastpotentials meist<br />
nicht finanzierbar. Die differenzierte Bedienung stellt daher gerade in ländlichen<br />
Räumen eine gute Möglichkeit dar, Kosten zu sparen und trotzdem eine attraktive<br />
und kundengerechte Gestaltung des ÖPNV zu erreichen 73 .<br />
ÖPNV-Paket<br />
Das ÖPNV-Paket besteht aus einer Kombination der ÖPNV-Produkte für ein<br />
Verkehrsgebiet. Das Kernstück dieses Angebotes bildet der Linienverkehr, der als<br />
Massenverkehrsmittel den Großteil der Fahrgäste bedient. Ergänzt wird der normale<br />
Linienverkehr durch Angebote für bestimmte Zielgruppen – dies kann<br />
beispielsweise durch Schnellbusse oder Discobusse geschehen. In schwach<br />
besiedelten Gebieten und zu Zeiten geringer Nachfrage werden zudem<br />
bedarfsorientierte Angebote mit Kleinbussen, Taxen, Mietwagen etc. eingesetzt. Die<br />
Zuständigkeit für alle Angebote liegt beim Verkehrsbetrieb, um einen effizienten<br />
Einsatz der differenzierten Bedienweise zu gewährleisten.<br />
Räumliche Differenzierung<br />
Die Bedienungsweisen werden meist nach der räumlichen Differenzierung der<br />
Linienwege abgegrenzt:<br />
A) Linienbetrieb<br />
Der Linienbetrieb stellt die am Häufigsten eingesetzte Betriebsart dar. Er ist durch<br />
folgende Merkmale gekennzeichnet:<br />
• Normaler Linienverkehr, auch Schnell- oder Eilbusse, für große<br />
Fahrgastmengen<br />
73 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />
Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.9<br />
77
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Fahrradbusse, Bürgerbusse, Nacht- und Discobusse für bestimmte<br />
Fahrgastgruppen mit speziellen Bedürfnissen<br />
• Verschiedene Formen des Ersatzes von Bussen durch Taxen im<br />
Linienverkehr bei sehr geringen Fahrgastmengen<br />
B) Richtungsband- bzw. Routenbetrieb<br />
Bei dieser Betriebsform werden die Merkmale des normalen Linienbetriebs, wie<br />
regelmäßige Fahrtenfolge und feste Route, mit denen des bedarfsorientierten<br />
Betriebs, wie individuelle Bedienung und freie Beweglichkeit der Fahrzeuge,<br />
verknüpft.<br />
C) Flächenbetrieb<br />
Abbildung 25: Linienbetrieb<br />
Abbildung 26: Richtungsbandbetrieb<br />
Beim Flächenbetrieb muss der Fahrgast seinen Fahrtenwunsch meist im Vorfeld<br />
anmelden. Dies gilt in der Regel auch dann, wenn ein öffentlicher Fahrplan besteht.<br />
Merkmale dieser Betriebsform sind:<br />
• Der Einstieg erfolgt an festgelegten Abfahrtstellen.<br />
• Der Fahrweg wird durch die angemeldeten Fahrtwünsche bestimmt.<br />
• Der Ausstieg erfolgt am gewünschten Fahrtziel, z.B. vor der Haustür.<br />
78
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Das Anruf-Sammeltaxi stellt hierbei die am häufigsten angewandte<br />
Beförderungsform des Flächenbetriebs dar.<br />
D) Mischformen<br />
Wenn es nicht möglich ist eine vollständige Erschließung über den Linienverkehr zu<br />
ermöglichen, bietet sich der Mischbetrieb an. Hierbei werden der Linien- und der<br />
Bedarfsbetrieb in zeitlicher und räumlicher Abhängigkeit vom Fahrgastaufkommen<br />
eingesetzt. Als Betriebsmittel können dabei z.B. der Taxibus oder der Rufbus zum<br />
Einsatz kommen 74 .<br />
4.3.2 Betriebsmöglichkeiten<br />
Abbildung 27: Flächenbetrieb<br />
1) Linienbetrieb mit Omnibussen<br />
Der Linienbetrieb ist die häufigste Beförderungsart des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs. Die Fahrzeuge verkehren hierbei auf einem festgelegten<br />
Linienweg und nach einem geregelten Fahrplan. Zu Abweichungen kommt es<br />
lediglich in Ausnahmefällen, wie Störungen, Baustellen etc.. Um eine möglichst<br />
geringe Fahrzeit zu erreichen wird, die Fahrtroute oft möglichst geradlinig<br />
angelegt 75 . Die Differenzierung beim liniengebundenen Betrieb bezieht sich zum<br />
einen auf die Art der Bedienung und zum anderen auf die eingesetzten Fahrzeuge.<br />
74 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />
Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.10,11<br />
75 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />
den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. A-20<br />
79
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
A) Normaler Linienbetrieb mit Omnibussen<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der ÖPNV auf der Straße wird meist als Linienverkehr nach dem § 42<br />
Personenbeförderungsgesetz (PBefG) durchgeführt. Über 95% aller Fahrgäste<br />
werden im Rahmen dieser Betriebsform transportiert. Er stellt das Hauptelement<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs dar. Hierbei werden Omnibusse eingesetzt,<br />
die nach einem Fahrplan über die gesamte Linienlänge alle Haltestellen in beiden<br />
Richtungen bedienen. In Bezug auf die Linienform stehen neben der Standardlinie<br />
zudem die Verzweigungslinie, die Stichlinie und die Ringlinie zur Verfügung.<br />
Die Vorteile dieser Betriebsform sind die einfache Handhabung, da keine<br />
Anmeldung erforderlich ist, sowie die einprägsamen Informationen, vor allem wenn<br />
ein Taktfahrplan besteht. Nachteile ergeben sich, wenn aufgrund einer geringen<br />
Verkehrsnachfrage zu Schwachverkehrszeiten, oder in dünner besiedelten<br />
Räumen, das Bedienungsangebot soweit reduziert wird, dass ein attraktives<br />
Angebot nicht mehr gewährleistet werden kann.<br />
Grundsätzlich sollte der Linienverkehr anderen Betriebsformen vorgezogen werden<br />
und erst dann auf andere Betriebsformen umgestellt werden, wenn eine sinnvolle<br />
Bedienung mit dem Linienverkehr nicht mehr möglich ist. In diesem Fall bietet sich<br />
die differenzierte Betriebsweise an, die jedoch auf einer aktiveren Beteiligung der<br />
Fahrgäste basiert. Hierfür ist es notwendig, die Kunden genau zu informieren 76 .<br />
Abbildung 28: Normaler Linienverkehr<br />
B) Differenzierte Bedienweise mit dem Omnibus<br />
Neben der räumlichen Untergliederung des ÖPNV in Binnenverkehr,<br />
Regionalverkehr etc., ist es außerdem möglich, eine Unterscheidung im Bezug auf<br />
den Fahrtzweck und die Zielgruppe zu treffen. Diese Unterteilung ist wichtig, da die<br />
Ansprüche der jeweiligen Zielgruppen an das Verkehrsangebot sehr unterschiedlich<br />
76 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />
Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S. 12<br />
80
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
sein können. So ergeben sich aus dem Fahrtzweck „ Beruf und Ausbildung“ andere<br />
Ansprüche, als aus dem Fahrtzweck „Freizeit“. Diese unterschiedlichen<br />
Anforderungen an die Beförderung lediglich durch den Linienverkehr abzudecken,<br />
wird zunehmend schwieriger. Daher ist es notwendig die Angebote der Nachfrage<br />
entsprechend zu differenzieren 77 .<br />
C) Schnellbus<br />
Der Schnellbus dient als direkte Verbindung zwischen einem Ober- und<br />
Unterzentrum. Er stellt meist die Anbindung eines starken Quellgebiets an ein<br />
bevorzugtes Zielgebiet dar. Bei den Quellgebieten kann es sich z.B. um<br />
Unterzentren oder Wohngebiete handeln, die Zielgebiete sind oft Stadtzentren. Als<br />
Schnellbus-Einsatzgebiete eignen sich z.B. die Räume, die zwischen<br />
Schnellbahnachsen liegen, da dort eine schnelle City-Anbindung durch den<br />
systembedingten Umsteigezwang von Bus auf die Schiene häufig nicht gegeben ist.<br />
Der Einsatz des Schnellbusses kann in solchen Gebieten die Fahrtzeit deutlich<br />
verkürzen. Grundvoraussetzung ist, dass eine genügend hohe Verkehrsnachfrage<br />
besteht und eine deutlich kürzere Fahrtzeit erzielt werden kann. Letzteres lässt sich<br />
vor allem durch eine ausreichend großen Entfernung, einem verkürzten Linienweg<br />
und einer Reduzierung der Haltestellen erreichen. Wichtig ist auch, dass auf der<br />
Normalbuslinie ein ausreichendes Nachfragepotential erhalten bleibt, da eine<br />
geringere Nachfrage auf der Normalbuslinie ohne damit einhergehende<br />
Fahrzeugreduzierung zur Unwirtschaftlichkeit der Bedienung führt. Der Schnellbus<br />
wird daher meist nur zu Hauptverkehrszeiten eingesetzt.<br />
Weiteres Merkmal der Schnellbuslinien ist ein in der Regel größerer Komfort der<br />
Fahrzeuge, wie z.B. die Bequemlichkeit der Sitzplätze, Musikübertragung oder das<br />
Auslegen von Zeitungen. Hierfür ist es jedoch üblich, einen Sondertarif zu<br />
berechnen.<br />
77 Ebenda; S.13<br />
81
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
D) Eilbus<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Das Prinzip des Eilbusses oder auch Direktbusses ist ähnlich wie das des<br />
Schnellbusses. Er dient ebenfalls zur Anbindung eines Unterzentrums an das<br />
benachbarte Oberzentrum. Der Eilbus bedient dabei jedoch im Bereich des<br />
Unterzentrums meist alle Haltestellen und fährt dann ohne Zwischenstop zum<br />
Zielpunkt, dabei kann es sich neben der Innenstadt auch um eine<br />
Schnellbahnhaltestelle handeln. Um möglichst schnell wieder die<br />
Ausgangshaltestelle zu erreichen, fahren die Busse in der Gegenrichtung meist<br />
ohne Fahrgastmitnahme. Vormittags geschieht dies stadtauswärts, nachmittags<br />
stadteinwärts.<br />
Die Zeitvorteile des Eilbusses sind oft geringer als die des Schnellbusses.<br />
Außerdem bestehen Informationsprobleme, da sich das Angebot des Eilbusses<br />
nicht sonderlich von dem des normalen Linienverkehrs unterscheidet. Die<br />
Ausstattung und der Tarif des Eilbusses entspricht dem der Normalbusse 78 .<br />
E) Trampbus<br />
Die Trampbusse gehören zum normalen Linienverkehr. Allerdings ermöglichen sie<br />
es den Fahrgästen zu Zeiten oder in Gebieten geringer Verkehrsnachfrage auch<br />
78 Ebenda, S.14<br />
Abbildung 29: Schnellbus<br />
Abbildung 30: Eilbus<br />
82
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
zwischen den Haltestellen ein- bzw. auszusteigen. Eine Abweichung vom regulären<br />
Linienverlauf findet hierbei nicht statt. Die gesetzliche Grundlage für diesen Betrieb<br />
stellt der § 2 Abs. 7 PBefG, die „Experimentierklausel“, dar. Dieser Paragraph<br />
gewährt Abweichungen von denen in § 42 PBefG vorgeschriebenen Vorschriften für<br />
den Linienverkehr, um die praktische Erprobung neuer Verkehrsmittel oder<br />
Verkehrsarten zu ermöglichen.<br />
Der Trampbus stellt eine äußerst benutzerfreundliche Bedienungsform dar, da sie<br />
eine haustürnahe Anbindung der Fahrgäste ermöglicht. Mit einer merkbaren<br />
Verzögerung der Fahrtzeit ist nicht zu rechnen, da letztlich die selben Kunden nur<br />
an anderen Stellen aus- oder einsteigen. Die Anwendung dieses Konzeptes bietet<br />
sich vor allem im ländlichen Raum an, da es dort die Verkehrsituation eher zulässt<br />
außerhalb der Haltestellenbereiche zu halten. In Städten beschränkt sich die<br />
Einsatzzeit dieser Betriebsart meist auf die Abendstunden, während der sie aber zur<br />
Befriedigung der Sicherheitsbedürfnisse der Fahrgäste beitragen kann.<br />
Vorteil des Trampbusses ist, dass ein benutzerfreundliches Angebot geschaffen<br />
werden kann, ohne dass dem Verkehrsbetrieb zusätzliche Kosten entstehen 79 .<br />
F) Bürgerbus<br />
Die Idee des Bürgerbusses basiert auf dem niederländischen "Buurtbus". Für den<br />
Einsatz dieser Bedienungsform bedarf es eines aktiven Mitwirkens seitens der<br />
Bürger, da sie als ehrenamtliche Fahrer der Busse eingesetzt werden. Für die<br />
Organisation dieses Verkehrs ist es notwendig, dass die Bürger einen Verein<br />
gründen. Im Bereich der Planung und der Durchführung werden sie meistens von<br />
den ansässigen Verkehrsunternehmen unterstützt. Der Einsatz des Bürgerbusses<br />
erstreckt sich meist auf gering besiedelte Räume und auf Zeiten, in denen keine<br />
79 Ebenda; S. 16<br />
Abbildung 31: Trampbus<br />
83
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
öffentlichen Verkehrsmittel mehr verkehren. Die Bürgerbusse fahren nach einem<br />
festen Fahrplan und bedienen auf einem festgelegten Linienweg festgelegte<br />
Haltestellen. Genutzt werden kann dieses Angebot von jedem. Die Bürgerbusse<br />
stellen einen normalen Linienbetrieb nach § 42 PBefG dar.<br />
Im Gegensatz zu den Niederlanden konnte sich der Bürgerbus in Deutschland nie<br />
richtig durchsetzen. Gründe hierfür können u.a. die relativ hohe Netzdichte in<br />
Deutschland aber auch der große organisatorische und zeitliche Aufwand sein, der<br />
von Seiten der Bürger zu leisten ist 80 .<br />
G) Weitere Bedienungsformen<br />
Im Rahmen der differenzierten Bedienungsweise mit Omnibussen bestehen noch<br />
weitere Bedienungsformen, wie der Nachtbus, der Quartiersbus oder der Discobus.<br />
Auf diese soll im Rahmen dieser Ausarbeitung jedoch nicht näher eingegangen<br />
werden, da sie keinerlei Relevanz für das Untersuchungsgebiet aufweisen.<br />
II) Differenzierte Bedienungsweisen im Linienverkehr durch das Taxi<br />
A) Linientaxi<br />
Selbst in Ballungsräumen kommt es in den Abendstunden zu einem Rückgang der<br />
Nachfrage im Bezug auf den ÖPNV. Da der öffentliche Personennahverkehr aber<br />
ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge ist, ist es kaum durchsetzbar, den<br />
ÖPNV zu Zeiten geringerer Nachfrage ganz einzustellen. Um dennoch eine<br />
wirtschaftlich vertretbare Bedienung zu gewährleisten, ist eine Angebotsanpassung<br />
während der Schwachverkehrszeiten notwendig. Hierbei werden die Netzelemente<br />
des ÖPNV, wie Wagenfolge, Betriebsdauer, Streckenführung und<br />
80 Ebenda; S. 20<br />
Abbildung 32: Bürgerbus<br />
84
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Beförderungsmittel, der Nachfrage angepasst. Dabei kann z.B. das normale ÖPNV-<br />
Angebot durch ein integriertes Linien-Taxi-Netz zur Anbindung von<br />
Siedlungsbereichen mit schwachem Verkehrsaufkommen ergänzt werden.<br />
Linien-Taxen sind Taxen, die zu verkehrsschwachen Zeiten auf Strecken eingesetzt<br />
werden, auf denen nur eine geringe, aber ständige Verkehrsnachfrage besteht. Sie<br />
bedienen anstelle von Omnibussen den selben Linienweg nach festgelegten<br />
Fahrplanzeiten. Die Haltestellen und Tarife entsprechen denen des normalen<br />
Linienverkehrs. Je nach Bedarf werden normale Taxen (4 Sitzplätze) oder<br />
Großraumtaxen (8 Sitzplätze) eingesetzt, die während ihres Einsatzes speziell<br />
gekennzeichnet werden. Grundsätzlich stellt das Linien-Taxi eine kostengünstige<br />
Alternative zum Linienbus dar.<br />
Der Einsatz eines Taxis rechnet sich für ein Verkehrsunternehmen jedoch nur, wenn<br />
dadurch entsprechende Personal- und Sachmittel eingespart werden können.<br />
Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Personalkosten, die den Hauptkostenfaktor<br />
darstellen. Beim Einsatz von Taxen sollte deshalb darauf geachtet werden, dass<br />
möglichst eine volle Dienstschicht eingespart werden kann.<br />
Die rechtliche Grundlage für den Einsatz von Linien-Taxen bilden die § 42 und § 21<br />
des PBefG 81 .<br />
B) Linien-Taxi mit Flächenerschließung<br />
Wie das Linien-Taxi ersetzt das Linien-Taxi mit Flächenerschließung den<br />
Omnibusverkehr im Nachtverkehr. Anders als beim Linien-Taxi, werden die<br />
Fahrgäste meist in stadtauswärtiger Richtung in einem festgelegten Bereich bis vor<br />
die Haustür gebracht. Dies dient in erster Linie dem Sicherheitsbedürfnis des<br />
81 Ebenda; S. 22<br />
Abbildung 33: Linientaxi/Anschlusstaxi<br />
85
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Fahrgastes. In die Gegenrichtung erfolgt die Fahrgastaufnahme jedoch nur an den<br />
festgelegten Haltestellen des Linienverkehrs. Diese Betriebsform basiert auf dem §<br />
42 in Verbindung mit § 2 des PBefG. Ansonsten entsprechen die Merkmale des<br />
Linien-Taxis mit Flächenerschließung denen des Linien-Taxis.<br />
C) Anschluss-Linien-Taxi<br />
Auch diese Betriebsform wird zu Zeiten eingesetzt, zu denen sich der Einsatz von<br />
Bussen nicht rechnet. Sie bedienen meist nur einen Streckenabschnitt des<br />
regulären Linienverkehrs. Die Anfangs- bzw. Endpunkte der Fahrten stellt die<br />
zurückgesetzte Endhaltestelle des jeweiligen Linien-Busses dar. Die Ankunfts- und<br />
Abfahrtszeiten sind auf die des Linienbusses abgestimmt.<br />
Der Einsatz der Taxen auf Teilstrecken des Linienverkehrs ist jedoch nur dann<br />
wirtschaftlich, wenn die Kosten für deren Anmietung, die Einsparungen im<br />
Linienbetrieb nicht übersteigen 82 .<br />
D) Abruf-Linien-Taxi<br />
Im Gegensatz zum Anschluss-Linien-Taxi wird beim Abruf-Linien-Taxi nicht ständig<br />
ein Taxi bereitgestellt, sondern nur bei entsprechendem Bedarf von einer<br />
zurückgezogenen Endhaltestelle, anstelle des Omnibusses eingesetzt. Bei dieser<br />
Betriebsart ist es notwendig, dass der Fahrgast sich rechtzeitig an das Fahrpersonal<br />
wendet, damit ein Taxi zur Verfügung steht. Es gelten hierbei die gleichen<br />
Haltestellen und Tarifbestimmungen wie beim Linienbetrieb.<br />
Die Einsparungsmöglichkeiten sind bei dieser Betriebsform größer als beim<br />
Anschluss-Linien-Taxi, da die Fahrzeuge nur bei Bedarf eingesetzt werden. Die<br />
Nachteile sind, dass eine fahrplanmäßig festgelegte Rückfahrtmöglichkeit auf dem<br />
vom Bus nicht mehr bedienten Streckenabschnitt entfällt. Außerdem kann es bei<br />
Dunkelheit zu Sicherheitsproblemen kommen, wenn das bestellte Taxi später als<br />
der Omnibus an der Endhaltestelle eintrifft.<br />
82 Ebenda; S. 23<br />
86
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
E) Taxi-Ruf-Service<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Bei dieser Betriebsform handelt es sich lediglich um einen erweiterten Service des<br />
Verkehrsunternehmens. Sie stellt eine Kombination aus Linien- und Taxibetrieb dar.<br />
Der Fahrgast meldet hierbei seinen Fahrtwunsch beim Fahrer an, der dann über<br />
Funk ein Taxi zur gewünschten Haltestelle bestellt. Die Vermittlung ist für den<br />
Fahrgast kostenlos. Die Fahrtkosten ergeben sich aus den jeweiligen<br />
Tarifbestimmungen des Verkehrsunternehmens und den Tarifen des<br />
Taxigewerbes 83 .<br />
Abbildung 34: Abruf-/Anruf-Linientaxi<br />
III) Linienverkehr mit Abweichungen vom Linienbetrieb<br />
Merkmal dieser Betriebsform ist die bedarfsorientierte Bedienung der Haltestellen.<br />
So sind Abweichungen vom festgelegten Linienweg meist innerhalb eines<br />
festgelegten Gebietes möglich. Die Fahrzeuggröße variiert je nach Nachfrage und<br />
Straßenverhältnissen zwischen Taxi und Linienbus.<br />
A) Linienverkehr im Richtungsband<br />
Der Richtungsbandbetrieb stellt eine Kombination aus Elementen des<br />
Linienbetriebs, u.a. regelmäßige Fahrtenfolge und feste Routen, und des<br />
Bedarfsbetriebs, also individuelle Bedienung und freie Beweglichkeit der Fahrzeuge,<br />
dar. Der Streckenverlauf geht bei dieser Betriebsform zwar in eine bestimmte, fest<br />
vorgegeben Richtung, bedient innerhalb eines bestimmten Fahrkorridors aber nur<br />
die Haltestellen, bei denen Bedarf besteht. Der Routenverlauf ergibt sich somit bei<br />
jeder Fahrt je nach Bedarf. Innerhalb eines bestimmten Gebietes ergibt sich somit<br />
eine in vorgegebener Richtung vorstrukturierte Flächenbedienung. Allgemein sind<br />
beim Richtungsbandbetrieb zwei Arten von Haltestellen zu unterscheiden: die<br />
Fixpunkthaltestellen und die Bedarfshaltestellen. Zu den Fixpunkthaltestellen zählen<br />
87
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
die Haltestellen, die bei jeder Fahrt bedient werden. Dies sind in jedem Fall die<br />
Ausgangs- und die Endhaltestelle, sowie beim Richtungsband als<br />
Routenabweichung die Haltestellen der Stammroute. Bedarfshaltestellen sind die<br />
Haltestellen, an denen eine schwankende Nachfrageintensität besteht. Sie werden<br />
daher nur angesteuert, wenn Fahrtenwünsche vorliegen. Hierbei ist es notwendig,<br />
dass der Fahrgast seinen Beförderungswunsch im Voraus dem<br />
Verkehrsunternehmen mitteilt, damit eine Bedienung der Haltestelle gewährleistet<br />
wird 84 .<br />
Man unterscheidet den Richtungsbandbetrieb in vier unterschiedliche<br />
Betriebsstrategien:<br />
• Richtungsband mit Linienabweichung<br />
Bei dieser Form des Richtungsbandbetriebes gibt es eine feste<br />
83 Ebenda; S.25<br />
84 Ebenda; S.26<br />
Abbildung 35: Linienverkehr im Richtungsbandbetrieb<br />
Stammroute, die auf jeden Fall bedient wird. Bei Bedarf können aber<br />
auch Haltestellen außerhalb der Grundroute angefahren werden.<br />
Diese Form der Streckenanpassung lässt sich relativ einfach<br />
bewältigen. Sie gilt als Minimalversion des Richtungsbandbetriebs. Sie<br />
eignet sich besonders zur Erschließung von Siedlungsbändern mit<br />
wenigen, außerhalb des Bandes gelegenen Siedlungen.<br />
88
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
• Richtungsband mit Linienaufweitung<br />
Bei der Linienaufweitung erfolgt die Bedienung zunächst entlang einer<br />
Route mit festen Haltestellen und mündet dann in eine flächenhafte<br />
Erschließung mit bedarfsorientierten Haltestellen.<br />
• Richtungsband als Korridor-Bandbetrieb<br />
Hierbei sind lediglich die Anfangs- und Endhaltestellen als<br />
Fixpunkthaltestellen festgelegt. Die dazwischen liegenden Haltestellen<br />
werden nur bei Bedarf angefahren. Diese Art des<br />
Richtungsbandbetriebs ist besonders dann geeignet, wenn die<br />
Siedlungsstruktur die Form eines Korridors mit nachfrageschwachen<br />
Orten innerhalb des Korridors und nachfragestärkeren Orten an den<br />
Anfangs- und Endpunkten des Korridors aufweist (siehe Abbildung).<br />
• Richtungsband als Sektorbetrieb<br />
Beim Sektor-Richtungsbandbetrieb wird nur die Anfangs- bzw.<br />
Endhaltestelle fest bedient, die übrigen Haltestellen werden nur bei<br />
Nachfrage angefahren. Dieser Art des Betriebs bietet sich als<br />
Zubringer- oder Verteilerverkehr an 85 .<br />
Abbildung 36: Ausprägungen des Richtungsbandbetrieb<br />
85 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />
den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. B-2<br />
89
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Vorteil des Richtungsbandbetriebes ist es, dass auch zu Zeiten mit geringer<br />
Nachfrage ein Fahrtbetrieb aufrecht erhalten wird. Die Berechnung des Fahrpreises<br />
erfolgt zudem nach dem normalen Tarif.<br />
Als Nachteil ist hingegen der Anmeldezwang bei den Bedarfshaltestellen<br />
anzusehen. Auch eine festgelegte Zeit, an den die Grundhaltestellen bedient<br />
werden, gibt es oft nicht, da sich der Zeitablauf je nach Anzahl und Position der<br />
Haltestellen ändert. Deshalb muss an den Fixpunkthaltestellen zum Teil mit<br />
längeren Wartezeiten gerechnet werden.<br />
B) Linienverkehr mit Flächenerschließung<br />
Der Linienverkehr mit Flächenerschließung wird ebenfalls zu Zeiten mit geringer<br />
Verkehrsnachfrage eingesetzt. Er bedient dabei von einen Verkehrsknotenpunkt<br />
aus ein bestimmtes abgegrenztes Gebiet. Der Einstieg erfolgt über<br />
Pflichthaltestellen, der Ausstieg kann von dem Fahrgast innerhalb eines bestimmten<br />
Gebietes frei gewählt werden. Die Anzahl der vom normalen Linienverlauf<br />
abweichenden Fahrten sollte jedoch relativ gering bleiben, da ansonsten keine<br />
verlässlichen Abfahrtszeiten für die Pflichthaltestellen angegeben werden können<br />
und so mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist. Um die Attraktivität dieser<br />
Betriebsform zu erhalten, sollte sie nur zu Zeiten und in Räumen geringer<br />
Nachfrage eingesetzt werden. Die Betriebssteuerung kann relativ einfach realisiert<br />
werden, da die Fahrtwünsche unmittelbar dem Fahrer mitgeteilt werden, der diese<br />
dann in eine sinnvolle Tourenplanung umsetzt. Da sich die Flächenerschließung nur<br />
in einem abgegrenzten Raum mit geeignetem Straßennetz und in der Regel auch<br />
nur der Ausstieg in die Fläche, also stadtauswärts, möglich ist, bietet sich diese<br />
Betriebsform vor allem für stark einseitig gerichteten Verkehr an. Als Fahrtmittel<br />
können Klein- oder Minibusse, sowie Großraum- oder Normaltaxen eingesetzt<br />
werden.<br />
Da es aufgrund von längeren Fahrzeiten meist zu zusätzlichen Betriebskosten<br />
kommt, wird in den meisten Fällen ein Aufschlag zum normalen Tarif berechnet.<br />
Durch die haustürnahe Bedienung erfährt der Kunde jedoch auch eine wesentlich<br />
höhere Beförderungsqualität und kann gerade während der Abendstunden sein<br />
Sicherheitsbedürfnis erfüllen 86 .<br />
86 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />
Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.28<br />
90
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
C) Der Rufbus<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Name „Rufbus“ steht nicht für eine bestimmte Betriebsart, sondern ist eher ein<br />
Überbegriff für verschiedene Betriebsweisen und Bedienungskonzepte. Sie alle<br />
verbindet, dass die Fahrtrouten- und Fahrtzeit erst während des Betriebs für den<br />
nächsten Fahrtabschnitt geplant wird. Dabei ist eine ständige Kommunikation<br />
zwischen Fahrgast, Betriebsstelle und Fahrzeug unerlässlich. Da die Route ständig<br />
neu berechnet werden muss, sind für den Einsatz von Rufbussen meist spezielle<br />
technische Einrichtungen für die Steuerung des Fahrtablaufs notwendig.<br />
Die Rufbus-Systeme können in zwei Betriebsarten unterschieden werden: die<br />
kombinierte und die flexible Betriebsweise. Bei der kombinierten Betriebsweise<br />
handelt es sich um eine Mischung aus Elementen des Linien- und des<br />
Bedarfsbetriebs. Ändert sich die Art der Kombination im Laufe des Tages, dann<br />
handelt es sich um die flexible Betriebsweise. Dieser Art des Betriebs stellt jedoch<br />
höhere Anforderungen an die Kommunikations- und Steuerungsprozesse 87 .<br />
IV) Flächenbetrieb<br />
Abbildung 37: Linienverkehr mit Flächenerschließung<br />
Hierbei erfolgt die Fahrgastbedienung innerhalb eines bestimmten, abgegrenzten<br />
Gebietes ohne Einschränkung auf bestimmte Haltestellen und vorgegebene<br />
Fahrtwege. Selbst wenn es einen veröffentlichten Fahrplan gibt, muss der Fahrgast<br />
seinen Fahrtwunsch im Vorfeld anmelden. Die Aufnahme des Fahrgastes erfolgt in<br />
der Regel an bestimmten Abfahrtstellen, z.B. an Haltestellen des Linienverkehrs.<br />
Der Fahrtweg variiert von Fahrt zu Fahrt und ergibt sich durch die eingegangenen<br />
91
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Fahrtwünsche. Der Fahrer ist dabei für die Planung der jeweiligen Fahrtroute<br />
verantwortlich. Der Ausstieg findet unmittelbar am Fahrtziel oder in der Nähe statt.<br />
A) Anruf-Sammeltaxi (AST)<br />
Diese Betriebsform wird vor allem zu Zeiten und in Räumen mit einer schwachen<br />
Verkehrsnachfrage eingesetzt. Grundbedingung für den Anruf-Sammeltaxi-Betrieb<br />
ist ein leistungsfähiges örtliches Taxiunternehmen, das über eine, während der<br />
Betriebszeit des AST, besetzte Zentrale verfügt. Die Taxen müssen während ihres<br />
Einsatzes als Anruf-Sammeltaxi besonders gekennzeichnet werden. Der Einstieg<br />
erfolgt an besonders kenntlich gemachten Abfahrtstellen und nur zu bestimmten<br />
Zeiten. Der Fahrtwunsch muss im Vorfeld schriftlich oder telefonisch bei der<br />
Fahrzentrale angemeldet werden.<br />
Vorteil des AST ist, dass die Beförderung auf dem kürzesten Weg erfolgt und somit<br />
mit kurzen Fahrtzeiten zu rechnen ist. Außerdem erfolgt die Fahrt meist bis<br />
unmittelbar an das Fahrtziel, was dem Sicherheitsbedürfnis des Fahrgastes<br />
entgegen kommt und den Bedienungskomfort eines Taxis bietet. Die Preise sind<br />
dabei relativ günstig.<br />
Das AST kann als Ersatz des Linienverkehrs eingesetzt werden. In diesem Fall<br />
können beispielsweise einzelne Omnibuslinien ganztägig oder nur zu<br />
Schwachverkehrszeiten durch das AST ersetzt werden. Da dies in der Regel mit<br />
einer zeitlichen Ausdehnung des Gesamtangebotes einhergeht, kann dadurch die<br />
Attraktivität des Gesamtbetriebs gefördert werden.<br />
Eine weitere Einsatzmöglichkeit des AST ist die Ergänzung des<br />
Linienverkehrangebots. Hierbei wird das AST lediglich zu Zeiten und in Räumen, in<br />
denen kein Linienverkehr erfolgt, eingesetzt. Dies würde ebenfalls zu einer<br />
Steigerung der Attraktivität des ÖPNV-Betriebs führen, da die Betriebszeiten und<br />
-räume ausgedehnt werden. Durch den Einsatz des AST ist es somit möglich auch<br />
Gebiete an den öffentlichen Verkehr anzubinden, die bisher nicht erschlossen sind<br />
und damit eine Bedienung des gesamten Stadtgebietes zu ermöglichen.<br />
Das Anruf-Sammeltaxi kann auch als Verdichtung des Linienverkehrs, z.B. tagsüber<br />
in Fahrplanlöchern, eingesetzt werden 88 .<br />
87 Ebenda; S.30<br />
88 Ebenda; S.32<br />
92
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
4.3.3 Betriebsmittel<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Bezüglich der Betriebsmittel kann aus einem breiten Spektrum an Fahrzeugen<br />
ausgewählt werden.<br />
Abbildung 37: Anrufsammeltaxi<br />
Betriebsmittel und -größen<br />
Fahrzeugart Anzahl der Sitz- und Stehplätze<br />
Standart-Gelenkbus 104 – 113<br />
Standart-Überlandbus 64 – 75<br />
Standart-Linienbus 64 – 75<br />
Midibus 31 – 55<br />
Kleinbus 8 – 34<br />
Großraum-Pkw 4 – 6<br />
Pkw 4<br />
Tabelle 10: Betriebsmittel und -größen<br />
Der wichtigste Punkt bei der Entscheidung über den Einsatz der Betriebsmittels ist<br />
die Wirtschaftlichkeit. Deshalb müssen bei der Auswahl der Fahrzeuge die<br />
erwartete Verkehrsnachfrage, die Betriebsform, sowie die geplante Laufleistung<br />
berücksichtigt werden. Weitere Kriterien sind die Zuverlässigkeit und die Eignung im<br />
Bezug auf Straßensituation im Einsatzgebiet. Im ländlichen Raum kommen oft<br />
Überland- oder Standardlinienbusse mit hohen Platzkapazitäten zum Einsatz. Im<br />
Falle des bedarfsgesteuerten Betriebs und bei geringer Nachfrage sind kleinere<br />
Busse meist sinnvoller. Im Linienverkehr zwischen den zentralen Orten ist zu<br />
Hauptverkehrszeiten meist der Einsatz von Standardbussen mit hoher<br />
Platzkapazität notwendig. Die Straßenverhältnisse bereiten den Fahrzeugen dort<br />
93
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
meist keine Schwierigkeiten. In Gebieten ohne Stoßverkehr und in den<br />
Abendstunden bzw. am Wochenende können auch Fahrzeuge mit reduziertem<br />
Platzangebot eingesetzt werden.<br />
Eignung der Fahrzeuge nach Betriebsart<br />
Linien- Richtungsbandbetrieb<br />
betriebLinienLinien- Fahrzeuggröße<br />
abweichungaufweitung Standardbus X X X<br />
Midibus X X X<br />
Kleinbus (15 – 34<br />
Personen)<br />
Kleinbus (8 – 15<br />
Personen)<br />
Korridor Sektor<br />
X X X X<br />
Flächen-<br />
betrieb<br />
X X X X<br />
Großraum – Pkw X X X X<br />
Pkw X<br />
Lieferwagen X<br />
Tabelle 11: Eignung der Fahrzeuge<br />
Die Laufleistung von Standardlinienbussen und Midibussen unterscheidet sich<br />
deutlich von der der Kleinbusse, da sie über robustere Fahrgestelle, die für den<br />
ÖPNV-Betrieb konzipiert sind, verfügen. Die Anschaffungskosten eines<br />
Standardlinienbusses liegen bei etwa 215.000 €, die eines Kleinbusses mit 15 bis<br />
20 Sitzplätzen zwischen 60.000 und 110.000 €. Der Standardlinienbus erreicht dafür<br />
etwa die doppelte Lebensdauer. Dies bedeutet, dass die billigeren Kleinbusse bei<br />
der selben jährlichen Laufleistung innerhalb eines kürzeren Zeitraums<br />
abgeschrieben werden müssen. Der Einsatz von kleineren Fahrzeugen kann sich<br />
jedoch auch positiv auf den Kraftstoffverbrauch auswirken.<br />
Verglichen mit den Personalkosten, die etwa 60 bis 70% der Betriebskosten<br />
ausmachen, stehen die Fahrzeugkosten nur an zweiter Stelle. Dennoch ist es<br />
wichtig den Einsatz der Fahrzeuge so zu planen, dass sie innerhalb des<br />
Abschreibungszeitraums ihre maximale Laufleistung erreichen 89 .<br />
89 Vgl.: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche<br />
94
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
4.4 Bestandsanalyse ÖPNV<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Zuständig für den ÖPNV in der Westpfalz ist der Westpfalz Verkehrsverbund<br />
(WVV). Im folgenden soll deshalb zunächst der Verbund und seine räumliche<br />
Abgrenzung vorgestellt werden.<br />
In dem am 1.April 2000 neu geschaffene WVV Westpfalz Verkehrsverbund<br />
vereinigen sich 7 Städte und Landkreise, die den Zweckverband Westpfalz<br />
Verkehrsverbund bilden, und die 11 Verkehrsunternehmen der Region zu einer<br />
gemeinsamen Gesellschaft. Hierzu zählen die Städte Kaiserslautern, Pirmasens<br />
und Zweibrücken sowie die Landkreise Donnersberg, Kaiserslautern, Kusel und<br />
Südwestpfalz 90 .<br />
Abbildung 39: Westpfalz Verkehrsverbund<br />
Mit der Gründung des WVV wurde das ÖPNV-Angebot in der Region vereinheitlicht.<br />
Es ist nun möglich alle (Nah-)Verkehrsmittel der unterschiedlichen<br />
Verkehrsunternehmen in dem Verbundgebiet mit einer Fahrkarte und mit einem<br />
einheitlichen Tarifsystem zu nutzen. Des Weiteren wurden die Fahrpläne<br />
aufeinander abgestimmt. Dies führt zu einer erheblichen Steigerung der<br />
90 Westpfalz Verkehrsverbund; www.wvv-info.de; Stand: 11.12. 2003<br />
95
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Beförderungsqualität. Resultat der Verbesserungen ist eine Fahrgaststeigerung von<br />
etwa 3% seit Gründung des WVV 91 .<br />
Insgesamt wird der Landkreis Kaiserslautern nahezu flächendeckend erschlossen.<br />
Die Hauptausrichtung der Buslinien erfolgt auf das Oberzentrum Kaiserslautern hin.<br />
Das Angebot konzentriert sich allerdings auf die Hauptverkehrszeiten. Zu Zeiten<br />
geringer Nachfrage wird die Fläche nur durch wenige Linien bedient. Dies führt<br />
häufig zu einer Verlängerung der Reisezeiten und verschlechtert die Attraktivität des<br />
ÖPNV.<br />
An Wochenenden und Feiertagen wird das Angebot noch stärker reduziert, oder<br />
ganz eingestellt. Einige Gemeinden sind an diesen Tagen gar nicht mit dem ÖPNV<br />
erreichbar 92 .<br />
91 Harms, Silke; (2003); Kundenbindung von jungen Erwachsenen an den ÖPNV in einem ländlich<br />
geprägten Raum; Kaiserslautern; S. 70<br />
92 Ebenda, S. 75<br />
Abbildung 40: Linienplan WVV<br />
96
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Wie der Linienplan des WVV zeigt, besteht derzeit keine Anbindung von<br />
Johanniskreuz an das Liniennetz. Der nächstgelegene Linienverlauf ist der, der<br />
Linie 6512. Bis vor einigen Jahren bestand eine ÖPNV-Anbindung des<br />
Johanniskreuzes per Bus, die jedoch aus Mangel an Fahrgästen eingestellt wurde.<br />
In Verbindung mit dem Haus der Nachhaltigkeit soll Johanniskreuz in Zukunft<br />
jedoch wieder an das ÖPNV-Netz angeschlossen werden. Hierfür hat der WVV<br />
bereits eine Planungsversion, den so genannten „Luchsbus“, entwickelt. Im<br />
Folgenden sollen nun, in Anlehnung an die zuvor vorgestellten Bedienungsweisen,<br />
die Möglichkeiten zur Anbindung des Johanniskreuzes an den ÖPNV vorgestellt<br />
und bewertet werden. Ansätze von Routenvorschlägen werden hierbei jedoch nur<br />
für die Alternativen entwickelt, die als Anbindung sinnvoll erscheinen. Des Weitern<br />
sollen Möglichkeiten vorgestellt werden, die die Attraktivität des ÖPNV verbessern<br />
können.<br />
4.5 Planungsansätze<br />
4.5.1 Normaler Linienbetrieb auf Johanniskreuz<br />
Zur Vorstellung eines normalen Linienbetriebs am Johanniskreuz dient die<br />
Planungsversion des Luchsbusses. Die Bedienung soll als Linienbetrieb erfolgen,<br />
also über einen festen Fahrplan, der jedoch bestimmte Haltestellen nur zu<br />
bestimmten Zeiten bedient. Johanniskreuz soll nach dieser Planungsversion<br />
lediglich am Wochenende angefahren werden. Die Hauptroute der Strecke erfolgt<br />
von Kaiserslautern über Stelzenberg, Trippstadt und Heltersberg nach<br />
Waldfischbach-Burgalben.<br />
Als Fahrtmittel für den Betrieb ist ein Standard-Linienbus geplant.<br />
97
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Geplante Haltestellen<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
1 Kaiserslautern Hermann Lönsstraße 26 Trippstadt Bartelsberg<br />
2 Kaiserslautern Hbf 27 Oberhammer<br />
3 Kaiserslautern Rosenstraße 28 Sägmühle Eingang<br />
4 Kaiserslautern Kaufhalle 29 Sägmühle Wendeplatz<br />
5 Kaiserslautern Pfaffplatz 30 Neuhof Kapellchen<br />
6 Kaiserslautern Rundbau 31 Hoheneckenbahnhof<br />
7 Kaiserslautern Blücherstr. Abzweig 32 Gelterswoog Seehotel<br />
8 Kaiserslautern Dammstr. 33 Karlsthal Abzweig<br />
9 Kaiserslautern Uni Abzweig 34 Trippstadt Klugsche Mühle<br />
10 Kaiserslautern Rote Hohl 35 Trippstadt Johanniskreuz<br />
11 Aschbacherhof Abzweig 36 Plicker-Weiher<br />
12 Aschbacherhof 37 Meisertal<br />
13 Alte Schmelz 38 Schmalenberg alter Wasserturm<br />
14 Queidersbach Regionale Schule 39 Schmalenberg Pfarramt<br />
15 Stelzenberg Sparkasse 40 Schmalenberg Schuhfabrik<br />
16 Stelzenberg Lindenstr. 41 Geiselberg Bürgerhaus<br />
17 Stelzenberg Ortsmitte 42 Geiselberg Friedhof<br />
18 Langensohl Ort 43 Heltersberg Seeberg<br />
19 Langensohl Abzweig 44 Heltersberg Heimbachstraße<br />
20 Trippstadt Wohnstift 45 Heltersberg Kindergarten<br />
21 Trippstadt Denkmal 46 Heltersberg Bürgermeisteramt<br />
22 Trippstadt Bürgermeisteramt 47 Waldfischbach-Burgalben<br />
Abzweig<br />
Hangstraße<br />
23 Trippstadt Grundschule 48 Waldfischbach-Burgalben Welchstraße<br />
24 Trippstadt Kindergarten 49 Waldfischbach-Burgalben Schule<br />
25 Trippstadt Unterdorf 50 Waldfischbach-Burgalben Bahnhof<br />
Tabelle 12: Geplante Haltestelle<br />
Bedienung mind. 18 mal am Tag<br />
Bedienung mind. 10 mal am Tag<br />
Bedienung weniger als 10 mal am Tag<br />
Bedienung nur am Wochenende<br />
Vorteil des Linienverkehrs ist, dass sich der Fahrgast im Vorfeld um nichts kümmern<br />
muss, da der Linienverkehr fahrplanmäßig auf einer festen Route verkehrt. Dies ist<br />
auch für Ortsunkundige ein großer Vorteil, da sie sich nicht erst mit den örtlichen<br />
Anmeldeverfahren, wie es bei dem Bedarfsbetrieb notwendig ist, auseinandersetzen<br />
müssen. Gerade am Wochenende wird Johanniskreuz regelmäßig von einer<br />
Vielzahl an Auswärtigen besucht, die dort ihre Freizeit verbringen. Um auch für<br />
diese Zielgruppe das ÖPNV-Angebot attraktiv zu gestalten, ist es deshalb<br />
besonders wichtig, eine Anbindung zu gewährleisten, mit der sie schnell und ohne<br />
Probleme ihr Ziel erreichen.<br />
Nachteile ergeben sich bei dieser Betriebsform, wenn die Nachfrage nicht groß<br />
genug ist, um den Betrieb wirtschaftlich zu rechtfertigen.<br />
98
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
So ist auch die Realisierung dieser Strecke nach Aussage von Herr Zappe vom<br />
WVV stark davon abhängig, ob ein Sponsor für die Finanzierung dieser Strecke<br />
gefunden wird. Ohne Betriebskostenzuschuss wird das Angebot für dieses Gebiet<br />
nicht realisiert werden 93 .<br />
Im Folgenden sollen nun Alternativen dargestellt werden, die gegebenenfalls einen<br />
wirtschaftlich besser tragbaren Betrieb ermöglichen und zu einer stärkeren<br />
Auslastung der Strecke führen können. Grundlage für die Planung der Alternativen<br />
sind hierbei die bereits angeführten unterschiedlichen Betriebsweisen.<br />
4.5.2 Differenzierte Bedienung von Johanniskreuz<br />
I) Differenzierte Bedienung im Linienverkehr mit dem Omnibus<br />
A) Schnellbus<br />
Da es sich bei dem Werktagsverkehr meist um Beruf- und Ausbildungsverkehr<br />
handelt, der sich von den Unterzentren der Region auf das Oberzentrum<br />
Kaiserslautern richtet, bietet sich zu diesen Zeiten der Einsatz eines Schnellbusses<br />
an. Vorteile dieser Betriebsart sind, dass die Fahrgäste schnell und ohne Umsteigen<br />
das Ziel erreichen. Dies könnte sich positiv auf die Fahrgastzahlen auswirken, da es<br />
eine echte Alternative zum MIV darstellt. Der Routenverlauf dieser Strecke könnte<br />
sich an dem Fahrplan des geplanten Luchsbusses orientieren, die Haltestellen<br />
müssten jedoch ausgedünnt werden, damit eine schnelle Verbindung gewährleistet<br />
werden kann. So sollten pro Ort möglichst nur ein bis zwei Haltestellen angefahren<br />
werden. Die Ausdünnung der Haltestellen kann dabei mit Hilfe eines attraktiven Bike<br />
& Ride-Angebotes ausgeglichen werden. Die Einsatzzeit des Schnellbusses würde<br />
sich allerdings auf die Hauptverkehrszeiten beschränken.<br />
Fraglich ist, ob das erhöhte Komfortangebot und der erhöhte Tarif, den der Einsatz<br />
des Schnellbusses nach sich zieht, auf dieser Strecke wirklich gewünscht sind.<br />
Am Wochenende bietet sich der Einsatz des Schnellbusses nicht an, da in dieser<br />
Zeit der Verkehr eher in die andere Richtung verläuft, also vom Oberzentrum in die<br />
Fläche. Eine besonders schnelle Strecke ist hier nicht erforderlich.<br />
93 Email von Herr Zappe, Westpfalz Verkehrverbund vom 02.02.04<br />
99
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
B) Eilbus<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Prinzipiell bietet der Eilbus ähnliche Vorteile wie der Schnellbus. Fraglich ist jedoch<br />
ob er sich ebenso positiv auf die Fahrgastzahlen auswirkt, da er meist eine<br />
geringere Zeitersparnis als der Schnellbus bietet. Es besteht somit die Möglichkeit,<br />
dass der Eilbus nicht mit dem Pkw mithalten kann und somit nicht in der Lage sein<br />
wird, neue Kunden zu gewinnen. Dass die Ausstattung und der Tarif dem des<br />
normalen Linienbetriebs entspricht, ist hingegen als positiv zu bewerten.<br />
C) Trampbus<br />
Der Trampbus stellt eigentlich keine eigene Betriebsform dar, sonder eher eine<br />
Serviceleistung. Hierbei können die Fahrgäste entlang der Fahrtroute auch<br />
zwischen den Haltestellen aus- oder einsteigen. Der Trampbus könnte somit, im<br />
Falle einer normalen Linienerschließung von Johanniskreuz, eine Ergänzung des<br />
Angebotes darstellen. Häufig wird diese Serviceleistung in ländlichen Gebieten<br />
bereits „unter der Hand“ praktiziert 94 .<br />
D) Bürgerbus<br />
Der Bürgerbus wird von den Bürgern selbst gefahren und organisiert. Diese<br />
Betriebsart stellt jedoch für die Anbindung von Johanniskreuz keine wirkliche<br />
Alternative zum normalen Linienverkehr dar. Zum einen ist es fraglich, ob sich<br />
genügend ehrenamtliche Bürger finden, um damit ein attraktives Angebot zu<br />
verwirklichen und zum anderen stellt der Bürgerbus oft nur eine Ergänzung des<br />
eigentlichen Linienverkehrs dar.<br />
II) Differenzierte Bedienungsweisen im Linienverkehr mit dem Taxi<br />
Die differenzierte Bedienungsweise im Linienverkehr mit dem Taxi bietet sich für die<br />
grundsätzliche Erschließung von Johanniskreuz durch den ÖPNV nicht an, sondern<br />
kann eher als Ergänzung zum normalen Angebot eingesetzt werden. So kann auch<br />
während der Schwachverkehrszeiten eine ÖPNV-Anbindung bereitgestellt werden,<br />
die wirtschaftlich vertretbar ist.<br />
94 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />
Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.28<br />
100
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
A) Linien-Taxi mit Flächenerschließung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Für Johanniskreuz würde das Linien-Taxi mit Flächenerschließung sicherlich die<br />
praktikabelste Lösung darstellen. Es ist jedoch fraglich, ob durch den Einsatz des<br />
Linien-Taxis zu verkehrsschwachen Zeiten auf dieser Strecke genügend Personal-<br />
und Betriebskosten eingespart werden können, damit sich der Einsatz für das<br />
Verkehrsunternehmen rechnet.<br />
B) Anschluss-Linien-Taxi<br />
Das Anschluss-Linien-Taxi stellt für dieses Gebiet keine geeignete Lösung dar, da<br />
es sich auf dieser Strecke nicht rentiert, die End- bzw. Anfangshaltestelle<br />
zurückzuversetzen um dann den restlichen Streckenabschnitt mit einem Taxi zu<br />
bedienen.<br />
C) Abruf-Linien-Taxi<br />
Für das Abruf-Linien-Taxi gilt prinzipiell dasselbe wie für das Anschluss-Linien-Taxi.<br />
Allerdings würde diese Betriebsart sicherlich die wirtschaftlichere Lösung darstellen,<br />
da nicht immer ein Taxi vorgehalten werden müsste.<br />
D) Taxi-Ruf-Service<br />
Der Taxi-Ruf-Service stellt für das Verkehrsunternehmen keinen Mehraufwand dar,<br />
dient aber zur Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses der Fahrgäste. Als<br />
zusätzliches Serviceangebot ist der Taxi-Ruf deshalb sicherlich wünschenswert.<br />
A) Linienverkehr im Richtungsband<br />
Der Richtungsbandbetrieb stellt eine gute Möglichkeit zur Anbindung von<br />
Johanniskreuz dar. So können die Hauptquellgebiete jederzeit angebunden werden<br />
und die Gebiete, in denen es nur vereinzelt oder zu Stoßzeiten eine Nachfrage<br />
besteht, müssen nur bei Bedarf bedient werden. Somit ist eine Erschließung eines<br />
relativ großen Raumes möglich. Diese erfolgt zusätzlich recht wirtschaftlich, da auch<br />
nur die Haltestellen angefahren werden, an denen auch Fahrgäste zusteigen.<br />
Der Richtungsbandbetrieb mit Linienabweichung bietet sich für die Anbindung des<br />
Gebietes gut an. Orientiert man sich an den Haltestellen des Luchsbusses, könnte<br />
die Hauptroute von Kaiserslautern über Stelzenberg, Trippstadt, Schmalenberg und<br />
Heltersberg nach Waldfischbach-Burgalben verlaufen. Die übrigen Haltestellen<br />
101
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
müssten nur bei Bedarf bedient werden. Nachteilig ist jedoch, dass das Anmelden<br />
des Fahrtwunsches die Menschen abschrecken könnte, die sich mit diesem Prinzip<br />
nicht auskennen.<br />
B) Der Rufbus<br />
Das Rufbuskonzept stellt prinzipiell eine recht gute Lösung dar, da in diesem Fall<br />
nur die Haltestellen angefahren werden müssen, an denen Bedarf besteht. Es ist<br />
jedoch zu vermuten, dass sich eine gewisse Hauptroute bei diesem Konzept<br />
herausbilden würde, da als Hauptquellgebiete die Gemeinden Waldfischbach-<br />
Burgalben, Trippstadt, Stelzenberg und Heltersberg angesehen werden können.<br />
Das Hauptzielgebiet stellt das Oberzentrum Kaiserslautern dar. Der Vorteil dieses<br />
Konzeptes, jedes Mal auf Nachfragen flexibel reagieren zu können, würde sich in<br />
diesem Gebiet nicht auszahlen. Zudem sind meist spezielle technische<br />
Einrichtungen für die Steuerung des Fahrtablaufs notwendig.<br />
IV) Flächenbetrieb<br />
A) Anruf-Sammeltaxi (AST)<br />
Das Anruf-Sammeltaxi stellt keine geeignete Alternative für die Erschließung von<br />
Johanniskreuz dar. Es könnte lediglich als Ersatz vom regulären Betrieb während<br />
der Schwachverkehrszeiten eingesetzt werden.<br />
4.6 Planungsvorschlag<br />
4.6.1 Bedienungsweise<br />
Für die Anbindung von Johanniskreuz und die Erschließung der Region mit dem<br />
ÖPNV bietet sich eine Mischform der Betriebsarten an. So empfiehlt sich an den<br />
Werktagen das Einsetzen des Richtungsbandbetriebs mit Linienabweichung, da<br />
diese Art der Betriebsform gezielt auf den vorhandenen Bedarf reagieren kann und<br />
somit eine höhere Wirtschaftlichkeit erzielt. Die Betriebszeiten sollten sich an den<br />
Hauptverkehrszeiten orientieren und in dieser Zeitspanne mindestens einmal pro<br />
Stunde verkehren. In den Abendstunden ist nur noch ein eingeschränkter Betrieb<br />
notwendig, da die Nachfrage wohl keine Vollbedienung rechtfertigen würde. Als<br />
Betriebsmittel bietet sich der Standardlinienbus an.<br />
102
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Linienverlauf orientiert sich an den geplanten Haltestellen des Luchsbusses. Es<br />
sollten dabei Fixpunkthaltestellen in Kaiserslautern, Stelzenberg, Trippstadt,<br />
Heltersberg und Waldfischbach-Burgalben eingerichtet werden. Die übrigen<br />
Haltestellen werden nur bei angemeldetem Bedarf angefahren.<br />
Abbildung 41: Planungsversion Richtungsbandbetrieb<br />
An den Wochenenden sollte ein normaler Linienverkehr eingerichtet werden, da zu<br />
diesen Zeiten eine Vielzahl von Menschen ihre Freizeit in der Region verbringen.<br />
Das Potential dieser Zielgruppe wird zur Zeit noch nicht annähernd ausgenutzt.<br />
Zudem würde die Anbindung von Johanniskreuz auch erheblich zur Beruhigung des<br />
Verkehrs beitragen. Ein regulärer Linienverkehr an den Wochenenden ist zudem für<br />
die Attraktivität der ÖPNV-Verbindung notwendig. Wenn Auswärtige ihre Freizeit in<br />
der Region verbringen wollen, möchten sie dies möglichst tun, ohne sich vorher um<br />
ihre weitere Verbindung zu kümmern. Als Fahrzeug bietet sich hier wieder der<br />
Standard-Linienbus an. Die Linienführung orientiert sich an der Linie des<br />
Richtungsbandbetriebes, allerdings werden nun auch bedarfsorientierte Haltestellen<br />
angefahren. Die Anzahl der Haltestellen sollte sich jedoch auf maximal 3<br />
Haltestellen in größeren Orten, wie z.B. Trippstadt und auf 1 Haltestelle in kleineren<br />
Orten beschränken. Abseitsgelegene Orte wie Queidersbach sollten nicht<br />
103
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
angefahren werden, da die Fahrtstrecke und die Fahrtzeit sonst zu lang werden und<br />
eine attraktive Bedienung nicht mehr möglich ist.<br />
Die Betriebszeiten sollten sich auch wieder auf die Hauptverkehrszeiten<br />
beschränken, da die Erholungssuchenden meist in den Nachmittagsstunden bzw.<br />
am frühen Abend das Gebiet wieder verlassen. Das Anbieten eines Anruf-<br />
Sammeltaxis wäre wünschenswert.<br />
Bezüglich des Linienverkehrs an den Wochenenden ist darüber nachzudenken, ob<br />
dieser nicht lediglich zur Hauptsaison von Mitte April bis Oktober angeboten<br />
werden sollte. In der übrigen Zeit könnte auf den Richtungsbandbetrieb umgestellt<br />
werden, da sich die Zahl der Erholungssuchenden auf Johanniskreuz deutlich<br />
reduzieren wird.<br />
Abbildung 42: Planungsversion Linienbetrieb<br />
Das Konzept stellt einen Versuch dar, die wirtschaftlichen Interessen des<br />
Verkehrsunternehmens mit den Mobilitätsansprüchen der Bevölkerung in Einklang<br />
zu bringen. Ob dies wirklich dazu führt, dass eine Verlagerung vom MIV auf den<br />
ÖPNV stattfindet ist fraglich. Das Mobilitätsverhalten vieler Menschen, gerade in<br />
den dünn besiedelten Regionen, ist stark auf den MIV ausgerichtet. Um dieses<br />
104
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Verhalten zu beeinflussen bedarf es nicht nur einer Attraktivierung des ÖPNV,<br />
sondern vielmehr einer Veränderung der Lebensstile, auf die jedoch nur schwer<br />
Einfluss zu nehmen ist 95 .<br />
4.6.2 Weitere Möglichkeiten zur Attraktivierung des ÖPNV<br />
Neben dem Angebot einer attraktiven ÖPNV-Anbindung gibt es noch weitere<br />
Maßnahmen, die begleitend eingesetzt werden können, um die Attraktivität des<br />
ÖPNV zu steigern. Einige dieser Möglichkeiten sollen im Folgenden kurz erläutert<br />
werden.<br />
Bike and Ride<br />
Bike and Ride stellt eine Möglichkeit dar, den Einzugsbereich der Haltestellen zu<br />
vergrößern und somit eine größeren Personenkreis an den ÖPNV anzubinden. Dies<br />
stellt gerade in Außenbereichen von Städten und in ländlichen Gebieten eine gute<br />
Ergänzung zum ÖPNV-Angebot dar, da es dort aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />
immer möglich ist, das Liniennetz so dicht zu gestalten, dass die Haltestellen für<br />
jeden fußläufig und gut zu erreichen sind. Der Einzugsbereich einer Haltestelle liegt<br />
normalerweise bei 300 bis 400 m 96 . Durch das Errichten von attraktiven<br />
Fahrradabstellanlagen könnte der Einzugsbereich auf bis zu 5 km ausgeweitet<br />
werden. Für das Verkehrsunternehmen ergibt sich hieraus zum einen der Vorteil,<br />
dass neues Kundenpotential gewonnen werden kann und zum anderen kann das<br />
Anbieten von B+R sich auch positiv auf das Image des Unternehmens auswirken 97 .<br />
Fahrradmitnahme<br />
Im Westpfalzverkehrsverbund besteht grundsätzlich die Möglichkeit Fahrräder<br />
mitzunehmen. Voraussetzung ist jedoch, dass genügend Platz im Fahrzeug<br />
vorhanden ist. Zu beachten ist zudem, dass nur so viele Fahrräder mitgenommen<br />
werden dürfen, dass dadurch die Ordnung und Sicherheit des Betriebes nicht<br />
gefährdet wird. Die Beförderung von Kinderwagen und Rollstühlen genießt<br />
außerdem Vorrang vor dem Transport von Fahrrädern.<br />
95 Klein, Stefan; (1999); Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl im Personenverkehr; S.137<br />
96 Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung – ÖPNV im Allgemeinen<br />
97 Blöcher, Peter; Wiedemann, Johannes; (2002); Gemeinsam stärker: Rad und ÖPNV; Der<br />
Nahverkehr Nr.3; S.25<br />
105
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Soweit keine besonderen Befestigungsmöglichkeiten bestehen, sind die Fahrgäste<br />
zudem dazu angehalten, ihr Fahrrad ständig festzuhalten. Für durch den Transport<br />
entstandene Schäden sind die Radfahrer haftbar zu machen.<br />
Kosten<br />
Im Bahnbetrieb erfolgt die Fahrradmitnahme Montags bis Freitags ab neun Uhr und<br />
Samstags sowie Sonn- und Feiertags kostenlos. Vor neun Uhr muss ein<br />
Einzelfahrschein „Kinder“ für das Fahrrad gelöst werden. Auch im Bus ist es zu<br />
bestimmten Zeiten möglich, das Fahrrad kostenfrei zu transportieren:<br />
• RSW: Montags bis Freitags ab 9.00 Uhr, samstags, sonn- und feiertags den<br />
ganzen Tag<br />
• ORN, BRN: an Schultagen nicht vor 9.00 Uhr und in der Zeit von 11.30 und<br />
14.00<br />
• TWK, SW PS, VGZ: Montag bis Feitag täglich ab 20.00 Uhr, samstags ab<br />
14.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen den ganzen Tag 98<br />
Verbesserung der Fahrradmitnahme<br />
Um die Nutzung des ÖPNV auch für Fahrradfahrer attraktiv zu gestalten, sollten die<br />
Busanbindungen zum Johanniskreuz neben begrenzten Beförderungsmöglichkeiten<br />
innerhalb des Busses noch zusätzliche Transportmöglichkeiten für die Räder<br />
anbieten. Eine Möglichkeit stellt z.B. das Anbringen eines Heckträgers dar. Dieser<br />
kann von dem Radfahrer selbstständig bestückt werden, muss jedoch von dem<br />
Fahrer nach den Vorschriften des BOKraft auf die ordnungsgemäße Einstellung und<br />
Sicherung überprüft werden. Dieses Angebot würde den ÖPNV für den Radfahrer<br />
sicherlich interessanter machen, da so auch eine größere Gruppe den Bus nutzen<br />
kann, ohne das Probleme auftreten. Die Möglichkeit von Reservierungen der<br />
Fahrradplätze würde zudem zu einer erhöhten Planungssicherheit bei Ausflügen<br />
führen 99 .<br />
98<br />
Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Informationen, Tarifbestimmungen,<br />
Beförderungsbedingungen; S.39<br />
99<br />
Brunsing, Jürgen; Triebstein, Annedore; Schmidt, Roland; (2002); Freizeitlinien: mehr als<br />
„Luchsus“?; Der Nahverkehr Nr.6; S. 55<br />
106
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Kombi-Ticket<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Um den Besuchern des HdN einen Anreiz für die Anreise mit dem ÖPNV zu geben,<br />
stellt ein Kombi-Ticket eine gute Möglichkeit dar. Hierbei würde die Eintrittkarte für<br />
das Haus der Nachhaltigkeit gleichzeitig als Fahrkarte gelten. Somit würden die<br />
Besucher sich nicht nur über Nachhaltigkeit informieren, sondern diese auch gleich<br />
praktizieren.<br />
107
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
5. VERKEHRSBERUHIGUNG<br />
5.1 Einführung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Umweltschutz in Deutschland war in den letzten Jahren auf vielen Gebieten<br />
erfolgreich. Ein erheblicher Handlungsbedarf besteht aber noch immer im Bereich<br />
der negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs. Probleme, die durch den<br />
Straßenverkehr hervorgerufen werden, führen zu einer Verminderung der<br />
Lebensqualität bis hin zu Gesundheitsbeeinträchtigungen der Menschen. Aber auch<br />
die Natur ist in einem breiten Spektrum an negativen Auswirkungen betroffen.<br />
Als wesentliche Ursache der negativen Auswirkungen des Verkehrs gilt das<br />
veränderte Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. In Folge des gewachsenen<br />
Wohlstandes werden immer mehr Wege mit dem eigenen Auto zurückgelegt.<br />
Hingegen war es in den 50er und 60er Jahren noch selbstverständlich, sich zu Fuß,<br />
mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen – heute ist<br />
für viele Menschen eine Mobilität ohne das eigene Auto nahezu unvorstellbar.<br />
Sowohl die Attraktivität der Städte, als auch der Zustand der Landschaft und des<br />
Naturraums hat unter dieser Tatsache gelitten. Um der "Autoflut" gerecht zu<br />
werden, wurden in der Vergangenheit Verkehrswege großzügig ausgebaut. Die<br />
Hoffnungen auf eine Lösung des Problems haben sich jedoch nicht erfüllt, teilweise<br />
war sogar eine Verschlimmerung der Lage feststellbar.<br />
Die verbesserte Straßeninfrastruktur wurde verstärkt genutzt und immer häufiger<br />
wurden auch weit entfernte Ziele mit dem Pkw angesteuert. In der Folge nahm die<br />
Verkehrsbelastung stetig zu. Auch die Landschaft ist durch die Aufwertung der<br />
Straßeninfrastruktur gezeichnet – vielerorts findet eine Zersiedelung der Landschaft<br />
statt. Von den Auswirkungen sind sowohl Menschen, Tiere und die Pflanzenwelt<br />
gleichermaßen betroffen. 100 Es stellt sich die Frage, wie man dieser Entwicklung<br />
begegnen kann.<br />
100 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; Vorwort<br />
108
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
5.2 Grundlagen der Verkehrsberuhigung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gehören mittlerweile zum Planungskonzept<br />
jeder Kommune. Die Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastung müssen<br />
nicht nur eine generelle Verringerung des Geschwindigkeitsniveaus herbeiführen,<br />
sondern zu einer gleichmäßigeren, niedertourigeren Fahrweise führen. So lässt sich<br />
eine Reduzierung der Schadstoffbelastung erreichen. Die Kombination aus<br />
Geschwindigkeitsreduktion, gleichmäßiger und niedertouriger Fahrweise kann nur<br />
durch mehrere, aufeinander abgestimmte Maßnahmen erfolgen – auf diese Weise<br />
können mögliche Entlastungspotentiale am ehesten ausgeschöpft werden. 101 Die<br />
Abstimmung derer ist Aufgabe der Planung.<br />
A) Verkehrslärm 102<br />
Verkehrslärmbekämpfung "an der Quelle" umfasst im Wesentlichen die folgenden<br />
Werkzeuge:<br />
• Reduzierung der Verkehrsstärke,<br />
• Reduzierung des Lkw-Anteils und die<br />
• Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten mit Verstetigung des<br />
Geschwindigkeitsverlaufs.<br />
Die Reduzierung der Verkehrsstärke lässt sich vereinfacht wie folgt beschreiben:<br />
• viele Fahrzeuge viel Lärm<br />
• weniger Fahrzeuge weniger Lärm<br />
• keine Fahrzeuge kein Lärm<br />
Dieser Zusammenhang wird auch in der nachfolgenden Abbildung verdeutlicht.<br />
101<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.01-02<br />
102<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.03 ff.<br />
109
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Abbildung 43: Geräuschminderung durch Reduzierung der Verkehrsstärke<br />
Die Reduzierung des Lkw-Anteils kann auf Johanniskreuz als lärmmindernde<br />
Maßnahme außer Acht gelassen werden, da hier die Problematik fast ausschließlich<br />
durch den Freizeitverkehr hervorgerufen wird. Daher soll auf eine tief greifende<br />
Betrachtung der Thematik verzichtet werden. Trotzdem sei erwähnt, dass auf<br />
Straßen mit hohem Lkw-Anteil die Geräuschbelastung durch den Pkw in den<br />
Hintergrund tritt, da ein Lkw bei Tempo 50 quasi die gleiche Geräuschbelastung<br />
hervorruft wie 19 Pkw.<br />
Für Johanniskreuz ausschlaggebend ist die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit<br />
mit einer Verstetigung des Geschwindigkeitsverlaufs, da von dieser Maßnahme alle<br />
Verkehrsbereiche – also auch der Freizeitverkehr – erfasst werden. Normalerweise<br />
als letzter Schritt der Verkehrslärmbekämpfung eingesetzt, zeigt sich auf<br />
Johanniskreuz eine besondere Bedeutung dieses Werkzeuges. Vereinfacht lässt<br />
sich sagen:<br />
• langsamer + gleichmäßiger = leiser<br />
Mit dem Begriff Geschwindigkeitsverlauf wird die Änderung der Geschwindigkeit im<br />
Fahrtverlauf bezeichnet. Ist die Ausgangssituation durch ungleichmäßigen<br />
Geschwindigkeitsverlauf gekennzeichnet und gelingt es, durch die<br />
Verkehrsberuhigung eine Verstetigung zu erreichen, so erhält man einen weiteren<br />
Minderungsbetrag.<br />
110
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Minderungspotential: Verringerung der<br />
Geschwindigkeit<br />
Minderungspotential: Niedertourige<br />
Fahrweise<br />
Abbildung 44: Geräuschminderungspotentiale<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Minderungspotential: Verstetigung der<br />
Geschwindigkeit<br />
Minderungspotential: Reduzierung und<br />
Verstetigung der Geschwindigkeit<br />
Für Johanniskreuz ist besonders interessant, dass die niedertourige Fahrweise<br />
gerade bei Motorrädern zur Minderung des Geräuschpegels erheblich beiträgt.<br />
B) Schadstoffemissionen 103<br />
Die Höhe der Schadstoffemissionen des Verkehrs wird bestimmt von:<br />
• der Verkehrsstärke,<br />
• dem Lkw-Anteil,<br />
• der Straßenkategorie (Fahrgeschwindigkeit, Fahrzustände, Kaltstartanteile)<br />
und<br />
• der Flottenzusammensetzung (Anteil Dieselfahrzeuge, Kat-Fahrzeuge, etc.).<br />
103 Vgl.: Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.08 ff.<br />
111
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Besonders hoch ist der Einfluss von Verkehrsstärke und Lkw-Anteil, da mit<br />
zunehmendem Lkw-Anteil die Emissionen ansteigen, da die spezifischen<br />
Emissionen (Emissionen je Fahrzeug und Kilometer) erheblich höher sind, als bei<br />
einem Pkw. Auch die Anzahl von Stop+Go-Zuständen lässt die Emission<br />
überproportional ansteigen. Die Straßenkategorie beeinflusst ebenfalls die Höhe der<br />
Emissionen (bei gleicher Verkehrsbelastung und gleichem Lkw-Anteil) über die<br />
beiden Parameter Geschwindigkeitsniveau und Geschwindigkeitsverlauf, sowie<br />
über die Kaltstartanteile 104 .<br />
Das auf einer Straße vorherrschende Geschwindigkeitsniveau und<br />
Geschwindigkeitsverlauf werden auf einer konventionellen Tempo 50-<br />
Innerortsstraße vor allem bestimmt durch:<br />
• die zulässige Höchstgeschwindigkeit,<br />
• den Ausbauzustand,<br />
• die Knotenpunktabstände und Knotenpunktregelungen und<br />
• die aktuelle Verkehrsbelastung.<br />
Die B 48 im Bereich Johanniskreuz 105 ist vom Geschwindigkeitsniveau mit einer gut<br />
ausgebauten Tempo 50 Innerortsstraße vergleichbar. Unterschiede ergeben sich<br />
hauptsächlich in der Tatsache, dass es nahezu zu keinen Stillstandszeiten des<br />
Verkehrs kommt (Ausnahmen wie z.B. der Katholikentag seien an dieser Stelle<br />
ausgenommen). Dies trägt (positiv ausgedrückt) dazu bei, dass der<br />
Geschwindigkeitsverlauf relativ stetig verläuft, was dazu führt, dass die<br />
wegebezogenen Schadstoffemissionen auf diese Weise "relativ gering" ausfallen.<br />
Diese Tatsache ist von Belang, wenn man sich in einem späteren<br />
Bearbeitungsschritt Gedanken über mögliche Maßnahmen der<br />
Geschwindigkeitsreduktion macht. Wie bei der Lärmminderung gilt auch hier die<br />
Formel:<br />
• langsamer + gleichmäßiger = schadstoffärmer<br />
Was in der Theorie einfach klingt, erweist sich in der Praxis häufig als schwieriges<br />
Unterfangen. Daher ist es wichtig alle Maßnahmen vor Ort abzuwägen und diese in<br />
ein integriertes Gesamtkonzept zu integrieren. Hierbei gilt es, eine Vielzahl von<br />
104 Kaltstartanteile sind für die Benzol-Emissionen von Bedeutung<br />
105 die erlaubte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50 km/h<br />
112
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Anforderungen an den Straßenraum gegeneinander abzuwägen. Berücksichtigt<br />
werden hierbei alle verkehrlichen, städtebaulichen und Umweltaspekte. Die Aufgabe<br />
baulicher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung liegt nicht nur in der Beeinflussung<br />
des Geschwindigkeitsniveaus und des Geschwindigkeitsverlaufs, sondern sie sind<br />
auch ein Beitrag zur Verkehrssicherheit und Umweltentlastung.<br />
Abbildung 45: System eines integrierten Gesamtkonzepts<br />
5.3 Analyse der Ausgangssituation<br />
Die Analyse der Ausgangssituation entscheidet darüber, in welcher Art und in<br />
welcher Kombination Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchgeführt werden<br />
müssen. Diese Analyse, sowie eine Abschätzung der Auswirkungen von<br />
Verkehrsberuhigungsmaßnahmen kann auf der Grundlage der bereits dargestellten<br />
prinzipiellen Zusammenhänge zwischen Fahrgeschwindigkeit,<br />
Geschwindigkeitsverlauf und Fahrweise einerseits und Geräuschentwicklung,<br />
Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen andererseits, erfolgen. Jede Straße<br />
besitzt ihre eigene Charakteristik, der sich das Bewertungsinstrumentarium und die<br />
baulichen Maßnahmen anpassen müssen. Allgemeingültige Kategorien, in die sich<br />
die Straßen einordnen lassen, können daher nur schwer gebildet werden. In den<br />
113
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
meisten Fällen müssen hierfür qualitative Einschätzungen anhand von<br />
Beobachtungen vor Ort genügen. 106<br />
Eine Überprüfung, ob die Verkehrsdichte auf Johanniskreuz einen generellen<br />
Rückbau der vorhandenen Fahrbahnbreite zulässt erübrigt sich, da eine<br />
Straßenbreite von 6,50 m gemessen wurde. Diese Fahrbahnbreite ist dem<br />
Straßentyp als Bundesstraße in der Ortslage angemessen und sollte – bezogen auf<br />
die Gesamtstrecke – nicht verringert werden.<br />
Wenn es darum geht, das Geschwindigkeitsniveau einer Strecke zu begutachten, ist<br />
von Belang, wie viele Fahrzeuge die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
überschreiten. Falls 20% aller Fahrzeuge schneller fahren als zulässig, besteht<br />
Bedarf an Maßnahmen (bauliche/sonstige) zur Geschwindigkeitsreduzierung. Diese<br />
ergeben meist auch positive Effekte hinsichtlich der Geräuschentwicklung.<br />
Folgende Situationen bedürfen ebenfalls einer weiteren Untersuchung 107 :<br />
• Es kommt häufig zu Behinderungen oder Gefährdungen durch Parkvorgänge<br />
oder Lieferverkehr.<br />
• Es besteht ein besonders hoher Parkdruck (ständige Auslastung der<br />
Parkplatzkapazitäten).<br />
• Es existieren Gefahrenquellen, die bei einer Vielzahl der Verkehrsteilnehmer<br />
starkes Bremsen hervorruft.<br />
• Es gibt Stellen, an denen häufig Querungen versucht werden oder stattfinden<br />
(ggf. ist hier die Einrichtung einer Querungshilfe von Nöten).<br />
Die Einrichtung von Querungshilfen für Fußgänger haben noch einen anderen<br />
entscheidenden Vorteil. Bei dieser Maßnahme liegt neben der Erhöhung der<br />
Sicherheit ein weiterer Vorteil in der Tatsache, dass Fußgängerquerungen<br />
konzentriert werden (also an bestimmten Stellen stattfinden) und somit der<br />
Verkehrsfluss verstetigt wird – mit all den bereits genannten Vorteilen.<br />
106<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.22<br />
107<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.26<br />
114
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Bewertung der Ausgangssituation auf Johanniskreuz 108<br />
Straßentyp<br />
Verkehrstechnische Bedeutung<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Johanniskreuz ist an der Bundesstraße 48 gelegen. Diese erfüllt als solche eine<br />
überörtliche Verkehrsfunktion.<br />
Baustruktur<br />
Art und Maß der angrenzenden Bebauung<br />
Nutzung der angrenzenden Bebauung<br />
Gestaltung des Straßenraumes<br />
Auf Johanniskreuz ist vorherrschend die Gastronomie bzw. auch das<br />
Beherbergungsgewerbe anzutreffen (Café Nicklis, Waldhotel Johanniskreuz,<br />
Gasthaus Restaurant Johanniskreuz). Des Weiteren existieren das Forstamt, sowie<br />
das Gebäude des alten Forsthauses, das sich in Privatbesitz befindet. Das HdN ist<br />
aktuell noch im Bau und wird voraussichtlich ab 2005 seinen regulären Betrieb<br />
aufnehmen. Der Straßenraum weist kaum Gestaltungselemente auf.<br />
Straßenraum<br />
Zahl der Fahrspuren<br />
Breite und Belag der Fahrbahnen<br />
Abbiegespuren<br />
Querungshilfen<br />
Anordnung des ruhenden Verkehrs<br />
Signalisierung<br />
sonstige Ge- und Verbote<br />
öffentlicher Verkehr / Haltestellen<br />
Die B 48 ist auf Höhe der Ortslage Johanniskreuz einspurig ausgebaut. Die mittlere<br />
Breite der asphaltierten Strecke beträgt 6,50 m. Separate Abbiegespuren, LS-<br />
Anlagen (Ampeln) sowie Querungshilfen existieren nicht. Der ruhende Verkehr wird<br />
ausschließlich außerhalb des Straßenraumes auf Parkplätzen untergebracht.<br />
Johanniskreuz ist bisher nicht an den ÖV angebunden, daher existieren auch keine<br />
Haltestellen. Sonstige Ge- und Verbote sind nicht bekannt.<br />
Verkehrsdaten<br />
Verkehrsstärke<br />
Verkehrszusammensetzung (v.a. Lkw-Anteile)<br />
Fahrgeschwindigkeiten<br />
Geschwindigkeitsverläufe<br />
Die Verkehrsstärke unterliegt auf Johanniskreuz sehr starken Schwankungen.<br />
Dominierend ist zu Spitzenzeiten vor allem der Motorradverkehr. Der Lkw-Anteil ist<br />
gering. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 50 km/h – diese wird jedoch<br />
häufig überschritten, zudem sind die Einfahrgeschwindigkeiten in die Ortslage sehr<br />
hoch. Der Geschwindigkeitsverlauf ist stetig.<br />
108 Vgl. Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; Auswertung erfolgte auf Grundlage des auf den Seiten 22-25 dargestellten<br />
vereinfachten Bewertungsverfahren<br />
115
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Verkehrsbeobachtung<br />
Verkehrskonflikte<br />
Park- und Liefervorgänge<br />
Verkehrsfluss<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Fußgänger- und Radfahrerquerungen<br />
Verkehrskonflikte treten nur selten auf – Indiz hierfür ist der stetige<br />
Geschwindigkeitsverlauf. Park- und Liefervorgänge sind in der Regel auf die<br />
außerhalb des Straßenraumes liegenden Parkplätze beschränkt. Der Verkehrsfluss<br />
ist meist ungehindert. Fußgänger- und Radfahrerüberquerungen finden relativ selten<br />
statt. Besucher des HdN werden sicherlich vor die Problematik gestellt sein, bei<br />
starken Verkehr und hohem Geschwindigkeitsniveau die Straßenseite wechseln zu<br />
müssen.<br />
Merkmalen an<br />
Straßenquerschnitten<br />
Verkehrsstärke<br />
Verkehrszusammensetzung<br />
Verkehrsfluss<br />
Geschwindigkeitsniveau<br />
Geschwindigkeitsverlauf<br />
Parkvorgänge<br />
Linienverkehr<br />
Verkehrskonflikte<br />
Fußgänger- und Radfahrerquerungen<br />
Die Anzahl der Querschnitte richtet sich nach der individuellen Problemstellung vor<br />
Ort. In der Regel sind ein bis zwei Querschnitte vor Ort ausreichend, wobei für<br />
Straßen mit ähnlichen Struktur- und Verkehrsparametern nur ein Querschnitt erfasst<br />
zu werden braucht.<br />
Im Wesentlichen wurde bereits zu den relevanten Punkten Stellung bezogen. Zu<br />
erwähnen ist die Tatsache, dass die Verkehrscharakteristik über die gesamte<br />
Strecke der B 48 auf Johanniskreuz nahezu identisch ist.<br />
Geschwindigkeitsverlauf<br />
ungleichmäßig (z.B. Kreuzungen und Einmündungen)<br />
überwiegend ungleichmäßig<br />
überwiegend gleichmäßig<br />
gleichmäßig (nahezu konstante Geschwindigkeit)<br />
Der Geschwindigkeitsverlauf ist sehr gleichmäßig – es liegt nahezu konstant ein<br />
relativ hohes Geschwindigkeitsniveau vor.<br />
Verkehrsfluss<br />
Unbehinderte Fahrt Kfz durchfährt den beobachteten<br />
Straßenabschnitt mit frei gewählter und durch<br />
nichts eingeschränkter Geschwindigkeit<br />
Kolonnenfahrt Die Geschwindigkeit wird durch ein<br />
vorausfahrendes Kfz bestimmt<br />
Behinderte Fahrt Behinderung des Kfz durch LSA,<br />
Vorfahrtsregeln, ein- oder abbiegende Kfz,<br />
durch Fußgänger oder Radfahrer (Merkmal:<br />
aufleuchtende Bremslichter)<br />
Überholvorgänge Zwei Fahrzeuge überholen sich, wenn ein<br />
Fahrzeug die Gegenfahrbahn oder eine<br />
Parallelfahrbahn benutzt.<br />
Auf Johanniskreuz ist der Verkehrsfluss meist ungehindert – von Zeiten der<br />
absoluten Überlastung natürlich abgesehen.<br />
116
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
Parkvorgänge<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Parkplatzangebot Alle legalen, fahrbahnbegrenzenden und<br />
öffentlichen Abstellmöglichkeiten auf dem<br />
Beobachtungsabschnitt<br />
Parkraumbelegung Anzahl der legal und illegal geparkten<br />
Fahrzeuge zu Beginn und am Ende eines<br />
Beobachtungszeitraumes<br />
Das Parkplatzangebot und die Parkraumbelegung wurde in Punkt 3 dieser<br />
Ausarbeitung behandelt. Parkmöglichkeiten bestehen außerhalb des<br />
Straßenraumes, zu Spitzenzeiten sind ausgeprägte Überlastungserscheinungen zu<br />
verzeichnen. Der Verkehrsfluss der B 48 kann durch am Rand der Bundesstraße<br />
illegal abgestellte Fahrzeuge behindert werden.<br />
Lieferverkehr<br />
Anzahl der während des Beobachtungszeitraumes im Straßenraum<br />
zur Anlieferung stehenden Fahrzeuge.<br />
Der Straßenraum wird in der Regel nicht beparkt.<br />
Verkehrskonflikte<br />
Konflikte sind Gefahrensituationen, in denen sich Verkehrsteilnehmer<br />
räumlich und zeitlich so annähern, dass eine Abstimmung des Fahr-<br />
und Gehverhaltens zur Abwendung einer Kollisionsgefahr erforderlich<br />
ist. Konfliktgegner können jeweils Fußgänger, Radfahrer oder Kfz mit<br />
einem anderen Kfz sein.<br />
Schweregrad 1 Kontrolliertes Bremsen und/oder<br />
Ausweichen, um Kollisionen zu verhindern<br />
Schweregrad 2 Starkes Bremsen oder Beschleunigen<br />
und/oder abruptes Ausweichen, um<br />
Kollisionen zu verhindern<br />
Schweregrad 3 Notbremsung oder sehr starkes<br />
Beschleunigen und/oder Ausweichen "in<br />
letzter Sekunde"<br />
Verkehrskonflikte sind in der Regel nicht zu verzeichnen. Das Hauptproblem auf<br />
Johanniskreuz besteht eher in dem konstant hohen Geschwindigkeitsniveau<br />
innerhalb der Ortslage und in Beschleunigungsvorgängen zum Ortseingang bzw.<br />
Ortsausgang. Hiermit ist eine allgemeine Gefährdung verbunden.<br />
Fußgänger- und<br />
Radfahrerquerungen<br />
Erhoben werden soll die Gesamtzahl der Fußgänger und Radfahrer,<br />
die die Fahrbahn queren. Sofern LSA 109 vorhanden:<br />
Bei LSA "Grün" Anzahl der Fußgänger innerhalb des<br />
gesicherten Überwegs bei Fußgänger-"Grün"<br />
Bei LSA "Rot" Wie oben, Querung jedoch bei Fußgänger-<br />
"Rot"<br />
Freie Querung Anzahl der Fußgängerquerungen an nicht<br />
durch Überwege jedweder Art gesicherten<br />
Fahrbahnabschnitten<br />
Radfahrer Anzahl der Querungen von Radfahrern im<br />
beobachten Straßenabschnitt, unabhängig<br />
von Querungshilfen<br />
Auf Johanniskreuz sind keine Ampeln vorhanden.<br />
109 LSA: Licht-Signal-Anlagen (Ampeln)<br />
117
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die möglichen Ausgangssituationen einer bestimmten Straße lassen sich in<br />
folgende Kategorien einteilen 110 :<br />
Typ Geschwindigkeitsniveau<br />
Verkehrsfluss Beispiele<br />
I A niedrig gleichmäßig Höherbelastete Geschäftsstraßen, Straßen in<br />
mittelalterlichen Stadtkernen<br />
I B niedrig ungleichmäßig Geringerbelastete Geschäftsstraßen mit hohem<br />
Parkdruck, ungünstige Verkehrsregelungen<br />
II A hoch gleichmäßig Kurze Ortsdurchfahrten, breite,<br />
vorfahrtsberechtigte Wohn- und Sammelstraßen<br />
II B hoch ungleichmäßig Hochbelastete Hauptverkehrsstraßen, breite, nicht<br />
vorfahrtsberechtigte Wohn- und Sammelstraßen<br />
Tabelle 13: Ausgangssituationen<br />
Ein niedriges Geschwindigkeitsniveau ist dadurch charakterisiert, dass die<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit mindestens 10% unter der angemessenen<br />
Zielgeschwindigkeit (= nutzungsverträgliche Geschwindigkeit) liegt. Die<br />
Zielgeschwindigkeit ist abhängig von den örtlichen Bedingungen. Ein gleichmäßiger<br />
Verkehrsfluss kann angenommen werden, wenn drei von vier Pkw mit nahezu<br />
konstanter Geschwindigkeit fahren.<br />
Johanniskreuz entspricht vom Typ her am ehesten Typ II A – es herrscht ein hohes<br />
Geschwindigkeitsniveau in Kombination mit einem gleichmäßigen Verkehrsfluss. Zu<br />
beachten ist, dass es sich bei der B 48 um eine Bundesstraße (= überörtliche<br />
Verkehrsfunktion) handelt und diese nicht mit innerörtlichen Verkehrs- bzw.<br />
Wohnstraßen gleichzusetzen ist.<br />
Typ II A ist in der Regel anzutreffen im Bereich von Ortsdurchfahrten ( B 48–<br />
Johanniskreuz), bei Verkehrsstraßen mit geringer Kapazitätsauslastung, sowie bei<br />
breiten, vorfahrtsberechtigten Wohn- und Sammelstraßen.<br />
Eine Verringerung der Fahrgeschwindigkeit und Umweltbelastung ist in der<br />
Regel nur mit restriktiven baulichen Maßnahmen oder intensiver<br />
Überwachung zu erreichen. 111<br />
110<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.27<br />
111<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.28-29<br />
118
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist auf Johanniskreuz auf 50 km/h festgesetzt.<br />
Dies entspricht bereits unterem Niveau einer Bundesstraße. Der Schwerpunkt<br />
weiterer Überlegungen wird daher nicht in den Möglichkeiten einer weiteren<br />
Herabsetzung, sondern eher in den Möglichkeiten liegen, wie die Beschränkung<br />
eingehalten werden kann. Es stellt sich somit die Frage, wie durch geeignete<br />
Maßnahmen das Geschwindigkeitsniveau reduziert werden, dabei aber eine<br />
gleichmäßige Fahrweise erhalten werden kann (= Verhinderung von<br />
umweltbelastenden Beschleunigungen zwischen den Maßnahmen).<br />
5.4 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung<br />
Generell ist die Geschwindigkeit, die erreicht werden soll, für die Auswahl der<br />
Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung entscheidend 112 . Wichtig ist, dass<br />
Maßnahmen mit geschwindigkeitsdämpfender Wirkung im Streckenverlauf<br />
regelmäßig aufeinander folgen. Nur so lässt sich ein gleichmäßiger<br />
Geschwindigkeitsverlauf erreichen. Der Abstand der Maßnahmen sollte so knapp<br />
bemessen sein, dass zwischenzeitliches Beschleunigen zwischen diesen keine<br />
Zeitvorteile für die Verkehrsteilnehmer bringt. Bei den Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der Geschwindigkeit unterscheidet man hierbei zwischen:<br />
• "harten" und<br />
• "weichen" Maßnahmen.<br />
"Harte" Maßnahmen erzwingen die Einhaltung einer bestimmten<br />
Fahrgeschwindigkeit. Dies wird mit Hilfe baulicher Veränderungen erreicht.<br />
"Weiche" Maßnahmen beeinflussen die Geschwindigkeitswahl der<br />
Verkehrsteilnehmer eher indirekt. Hierzu zählen Baumtore, ein belebtes Straßenbild<br />
oder auch Pflanzbeete. Meist wirken sie unterstützend zu harten Maßnahmen (z.B.<br />
Kombination zwischen Engstellen und Baumtor) – alleine angewendet zeigen sie<br />
kaum Wirkung. Daher ist die Kombination aus "harten" und "weichen" Maßnahmen<br />
am sinnvollsten.<br />
Um eine aufgewogene Mischung und Kombination der unterschiedlichen<br />
Maßnahmen vornehmen zu können ist die Kenntnis über deren Wirkung notwendig.<br />
112 Vgl.: Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.30 ff.<br />
119
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Nur so ist es möglich, individuelle Lösungen für die jeweilige Situation zu schaffen.<br />
Entscheidend bei der Wahl der Einzelelemente sind der Straßentyp, die Lage im<br />
Straßennetz und die Länge der Straße.<br />
Als Abstand zwischen "harten" Einzelmaßnahmen sind in der Regel 50 m als<br />
sinnvoll zu erachten 113 . Dabei gilt die Regel, dass eine geringe Zielgeschwindigkeit<br />
einen geringeren, eine höhere Zielgeschwindigkeit einen größeren Abstand bedingt.<br />
Hierbei besteht ein Zusammenhang zwischen:<br />
• der Geschwindigkeit am Einzelelement,<br />
• der gewünschten (gleichmäßigen) Zielgeschwindigkeit und<br />
• den Abständen zwischen den Maßnahmen.<br />
Die meisten Empfehlungen sind als "Faustregel" zu verstehen. Im Einzelfall müssen<br />
verschiedene Rahmenbedingungen wie Verkehrsbelastung, Parkvorgänge,<br />
Fahrbahnbreite, Belebtheit, Schleichverkehre, Vorfahrtsregeln etc. beachtet werden.<br />
Diese können die Maßnahmenwirkung verstärken oder abschwächen.<br />
Ist eine Maßnahme zu großzügig für eine auftretende Verkehrsmenge ausgelegt, ist<br />
ihr Wirkungsgrad sehr gering. Potentiale können so nicht ausgeschöpft werden.<br />
Ebenfalls negativ ist es, wenn Maßnahmen zu beschränkend gewählt sind. Dadurch<br />
wird die Geschwindigkeit punktuell zu stark verringert, was eine Verunstetigung des<br />
Verkehrs bedeutet.<br />
5.5 Planungssituation Johanniskreuz – Lösungsansatz<br />
Johanniskreuz wird zu Spitzenzeiten sehr stark vom Verkehr belastet. Damit<br />
verbunden sind ein erheblicher Verkehrslärm, schädigende Schadstoffemissionen<br />
und ein hohes Geschwindigkeitsniveau, was aus Gründen der Verkehrssicherheit<br />
bedenklich erscheint.<br />
Der Verkehrslärm lässt sich, wie bereits in Punkt 5.1 beschrieben, im Wesentlichen<br />
durch eine Reduzierung der Verkehrsstärke, des Lkw-Anteils und der<br />
Fahrgeschwindigkeit (in Kombination mit einer Verstetigung des<br />
113 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.37<br />
120
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Geschwindigkeitsverlaufs) erreichen. Die Verringerung der Geschwindigkeit gilt<br />
hierbei im Allgemeinen als letzter Schritt.<br />
Die Reduzierung der Verkehrsstärke dient zwar als plakative Forderung – auch im<br />
Sinne der Nachhaltigkeit – wird sich aber in der Realität so nicht realisieren lassen.<br />
Johanniskreuz wird weiterhin als touristisches Freizeit- und Erholungsziel durch den<br />
MIV angefahren werden. Auch eine Reduzierung des MIV durch ein besseres<br />
Angebot im ÖPNV wird keine Abhilfe schaffen, da es sich auf Johanniskreuz zum<br />
Großteil um Freizeitverkehr handelt. Die Problematik des Freizeitverkehrs wurde in<br />
Punkt 1.2.1 erläutert – niemand wird ernsthaft der Überzeugung sein, dass<br />
beispielsweise die Motorradfahrer ihren fahrbaren Untersatz gegen einen Linienbus<br />
o.ä. eintauschen werden, um Johanniskreuz zu erreichen.<br />
Auch die Reduzierung des Lkw-Anteils stellt keinen wirksamen Lösungsansatz dar,<br />
da die auf Johanniskreuz bestehenden Belastungen nicht durch Lkws, sondern<br />
durch den Freizeitverkehr hervorgerufen werden.<br />
Somit bleibt als letzter Schritt noch die Maßnahme der<br />
Geschwindigkeitsreduzierung. Auf der B 48 ist auf Höhe von Johanniskreuz bereits<br />
ein Tempolimit von 50 km/h festgesetzt. Eine weitere Herabsetzung der zulässigen<br />
Höchstgeschwindigkeit ist nicht möglich 114 . In Anbetracht der zum Teil deutlichen<br />
Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, liegt die Forderung nach<br />
baulichen Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung nahe. Auf diese Weise<br />
ließen sich neben einem Sicherheitsgewinn zudem der Verkehrslärm und die<br />
entstehenden Schadstoffemissionen reduzieren. Die Folge wäre eine Steigerung<br />
der Aufenthaltsqualität auf Johanniskreuz. Leider schränkt der "Status" der B 48 als<br />
Bundesstraße den Handlungsspielraum für die Verkehrsplanung erheblich ein.<br />
Warum ist dies so? Die für den Bau und Ausbau klassifizierter Straßen (z.B. B 48)<br />
maßgebliche Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAS) wurde durch<br />
Empfehlungen für die Anlage von Hauptverkehrsstraßen (EAHV) ergänzt. Diese<br />
Empfehlung enthält auch Maßnahmen, wie sie auf Johanniskreuz von Nöten wären.<br />
Der Begriff "Empfehlung" macht deutlich, dass die gemachten Vorschläge nicht<br />
schematisch angewendet werden sollen, sondern je nach Funktion der Straße einer<br />
Abwägung unterzogen werden müssen. Dieser Abwägung ist ein<br />
Ermessungsspielraum eingeräumt.<br />
114 Vgl. Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1993); Empfehlungen für die<br />
Anlage von Hauptverkehrsstraßen; Einführungserlass<br />
121
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Einführungserlass des Bundesministeriums für Verkehr (BMV) zur EAHV 93 /5/<br />
macht jedoch deutlich, dass bei Ortdurchfahrten von Bundesstraßen dieser<br />
Ermessenspielraum deutlich eingeschränkt ist, da Interessen des überörtlichen<br />
Verkehrs generell höher einzustufen sind als lokale Belange, wie die Forderung<br />
nach einer erhöhten Aufenthaltsqualität. Danach haben Bundesstraßen<br />
entsprechend den fernstraßengesetzlichen Regelungen dem weiträumigen Verkehr<br />
zu dienen. Eine Bundesstraße stellt im Sinne der RAS-N (RAS, Teil Netz) eine<br />
großräumige oder überregionale Straßenverbindung dar, bei der die aus der<br />
Verbindungsfunktion resultierenden Ansprüche erheblich sind. Bauliche<br />
Maßnahmen und somit auch "harte" Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung<br />
aus städtebaulichen Gründen ( Aufenthaltsfunktion) wären somit nicht zu<br />
realisieren. Dennoch besteht für Johanniskreuz nach unserer Einschätzung die<br />
Möglichkeit, zumindest in Teilabschnitten eine deutliche Verbesserung der aktuellen<br />
Situation zu erreichen.<br />
Baumaßnahmen auf einer Bundesstraße können durchgeführt werden, wenn sie<br />
verkehrlich (nicht städtebaulich) begründet sind. Insbesondere Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Sicherheit fallen unter diese verkehrlichen Aspekte. Dabei sind jedoch<br />
die Belange des motorisierten Verkehrs und des nichtmotorisierten Verkehrs in<br />
abgewogener Weise zu berücksichtigen.<br />
Großraum Johanniskreuz Januar – Januar – Januar –<br />
September 2001 September 2002 September 2003<br />
Polizeilich erfasste Motorradunfälle 63 72 61<br />
…mit Personenschäden 46 59 44<br />
…mit Sachschaden 17 13 17<br />
…außerhalb geschl. Ortschaften 57 69 52<br />
…Alleinunfall 37 40 34<br />
Verunglückte insgesamt<br />
51 70 51<br />
…Getötete 2 5 0<br />
…Schwerverletzte 23 34 23<br />
…Leichtverletzte 26 31 28<br />
Gesamtschaden<br />
nicht erfasst 359.780 € 204.900 €<br />
Tabelle 14: Unfallbilanz Großraum Johanniskreuz<br />
122
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Laut Einführungserlass der EAHV 93 /5/ sind aufgrund der Bedeutung der<br />
Bundesstraßen für den weiträumigen Verkehr in den Ortsdurchfahrten dieser<br />
Straßen folgende Dinge zu beachten:<br />
• Eine Befahrbarkeit mit der innerorts zulässigen Höchstgeschwindigkeit von<br />
50 km/h ist sicherzustellen.<br />
• Unabhängig von der Stärke des Schwerverkehrs ist die Begegnung zweier<br />
Lkw mit uneingeschränktem Bewegungsspielraum zu gewährleisten (was in<br />
der Regel eine Fahrbahnbreite von 6,50 m erforderlich macht).<br />
• Von der Anlage von Senkrechtparkständen, Fahrbahnanhebungen und von<br />
Fahrbahneinengungen auf weniger als 6,50 m ist abzusehen.<br />
• Die Einhaltung der Funktion der Bundesstraße für den weiträumigen Verkehr<br />
ist auch bei einem Umbau zu gewährleisten.<br />
Diese Vorgaben machen es schwierig, auf Johanniskreuz einen<br />
situationsangepassten Verkehrsablauf zu ermöglichen, da die örtlichen Interessen<br />
denen des überörtlichen Verkehrs nachstehen. Im Prinzip müsste daher bei<br />
gravierenden Nutzungskonflikten eine Umgehungsstraße angestrebt werden. Zu<br />
diesem Thema werden im Folgenden noch Aussagen getroffen.<br />
Es stellt sich nun die Frage, welche "harten" baulichen Maßnahmen für<br />
Johanniskreuz im Sinne der Erhöhung der Verkehrssicherheit sinnvoll erscheinen.<br />
5.5.1 "Harte" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />
Die Überprüfung vor Ort hat ergeben, dass nach unserer Einschätzung an drei<br />
Stellen bauliche Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung denkbar wären.<br />
A) Ortseinfahrt / Ortsausfahrt (Richtung Kaiserslautern)<br />
Problematisch am Ortseingang nach Johanniskreuz (B 48, aus Kaiserslautern<br />
kommend) ist die Tatsache, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h<br />
häufig überschritten wird. Eine Ursache hierfür dürfte die sehr gut ausgebaute<br />
Strecke sein. Neben der Gefährdung durch die hohe Geschwindigkeit (für<br />
Passanten, aber auch die Verkehrsteilnehmer selbst) kommt es auch zu<br />
erheblichen Lärmbelastungen, die die Aufenthaltsqualität einschränken.<br />
123
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
…Ortseingang B 48 von KL kommend, Blick<br />
auf altes Forsthaus…<br />
Abbildung 46: Ortseingang / Ortsausgang (Richtung<br />
KL)<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
…B 48 Ortsausgang, Richtung KL…<br />
Die B 48 ist im Bereich der Ortseinfahrt leicht ansteigend, was zur Folge hat, dass<br />
das Verkehrsgeschehen hinter der Kuppe nur schwer bzw. spät einsehbar ist. Das<br />
von vielen Verkehrsteilnehmern praktizierte "Hineinbremsen" nach Johanniskreuz<br />
ist besonders problematisch, da sich kurz nach dem alten Forsthaus die Kreuzung<br />
mit der L 499 befindet. Von der L 499 kommend ist die B 48 zur linken Seite nur<br />
unzureichend bzw. über ein Spiegelschild (Schwierigkeit der<br />
Geschwindigkeitseinschätzung) einsehbar.<br />
Besonders gefährdend kommt hinzu, dass auf Höhe des alten Forsthauses kein<br />
ausreichend dimensionierter Bürgersteig vorhanden ist. Passanten sind so<br />
gezwungen, die in diesem Bereich verkehrlich problematische Bundesstraße zu<br />
betreten. Verschärfend ist diese Gefahrenlage für ältere Menschen, Behinderte<br />
(Rollstuhlfahrer), Kinder oder Eltern mit Kinderwagen.<br />
…Einsehbarkeit der B 48 von der L 499<br />
kommend…<br />
…fehlender Bürgersteig auf Höhe altes<br />
Forsthauses…<br />
Abbildung 47: Kreuzung B 48 – L 499 / fehlender Bürgersteig am alten Forsthaus<br />
124
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Planungsziel muss es daher sein, das Geschwindigkeitsniveau – und damit auch<br />
verbunden die Lärmbelastung – herunterzusetzen. Eine deutliche Verringerung der<br />
Einfahrgeschwindigkeit würde zudem die Problematik des "Hineinbremsens"<br />
verringern, was einer Erhöhung der Sicherheit auf Höhe der L 499 gleichzusetzen<br />
ist. Der Bau eines ausreichend dimensionierten Bürgersteigs würde ebenfalls<br />
maßgeblich zur Erhöhung der Sicherheit beitragen. Hierzu wäre es jedoch<br />
notwendig, die Streckenführung der B 48 um ca. 1,0 bis 1,5 m zu verlegen<br />
(zusätzlich zur Umbaumaßnahme). Hierdurch würde sich zugleich der Einsehwinkel<br />
von der L 499 vergrößern und die Verkehrssituation wäre übersichtlicher.<br />
Es stellt sich die Frage, wie die Einfahrgeschwindigkeit bzw.<br />
Ausfahrgeschwindigkeit verringert werden kann. Als Lösung empfiehlt sich eine<br />
• Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt 115<br />
Abbildung 48: Lage / Beisp. Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt<br />
Eine Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt ist besonders dann sinnvoll, wenn<br />
mit relativ hohen Annäherungsgeschwindigkeiten von "außen" an die Torsituation<br />
bzw. Ortseinfahrt zu rechnen ist. Der Ausbau des Tores kann mit unterschiedlichen<br />
Einzelelementen durchgeführt werden, je nach räumlicher Situation. Auf<br />
Johanniskreuz würde sich eine Baumbepflanzung anbieten. Hierdurch wird ein<br />
deutlicher Übergang zwischen freier Strecke und Ortsdurchfahrt geschaffen. Die<br />
Wirkung der Torsituation beschränkt sich auf die abbremsende Wirkung des<br />
115 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.98<br />
125
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
eingebauten Einzelelements. Diese hängt auch von der Höhe der<br />
Ausgangsgeschwindigkeit ab. Die Torsituation muss durch nachfolgende<br />
Einzelelemente unterstützt werden, um die Zielgeschwindigkeit auf dem<br />
gewünschten Niveau zu halten.<br />
Bei einer Geschwindigkeitsreduzierung durch die Torsituation um 30% (z.B. von 70<br />
auf 50 km/h) kann eine Reduzierung des Vorbeifahrtpegel um knapp 4-5 db(A) und<br />
des Mittelungspegel und ca. 2-3 db(A) erwartet werden.<br />
B) Fußgängerquerung Höhe Waldhotel<br />
Auf Höhe des Waldhotels ist, gerade in den touristisch interessanten<br />
Sommermonaten, mit einer erhöhten Anzahl an Fußgängerquerungen zu rechnen.<br />
Aufgrund der Straßenbreite der B 48 gestaltet sich dies bei hoher<br />
Verkehrsbelastung als schwierig. Hinzu kommt, dass vielfach die erlaubte<br />
Höchstgeschwindigkeit nicht eingehalten wird. Ein Grund hierfür liegt in der geraden<br />
Streckenführung, die es ermöglicht den Ortseingang/Ortsausgang einzusehen –<br />
dies führt zu Beschleunigungsvorgängen innerhalb der Ortslage.<br />
Abbildung 49: Waldhotel / B 48, Höhe Waldhotel<br />
Planungsziel muss sein, das Geschwindigkeitsniveau herunterzusetzen und dabei<br />
gleichzeitig den Fußgängern eine sichere Querungshilfe zu bieten. Bei der<br />
Errichtung einer Querungshilfe ist zudem damit zu rechnen, dass der<br />
Fußgängerverkehr an dieser Stelle gebündelt wird, was die Gefahr "unerwarteter"<br />
Querungsversuche für den Verkehr vermindert.<br />
126
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Als Einzelmaßnahme, die sowohl geschwindigkeitsmindernd, als auch als<br />
Querungshilfe für Fußgänger wirkt empfiehlt sich eine<br />
• Mittelinsel mit integrierter Querungshilfe. 116<br />
Abbildung 50: Lage / Beisp. Mittelinsel mit integrierter Querungshilfe<br />
Die Mittelinsel bildet eine deutliche optische Unterbrechung des<br />
Fahrgassenverlaufs, was zu einer Verringerung des Geschwindigkeitsniveaus führt.<br />
Generell kann eine Mittelinsel nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch<br />
städtebaulich als gute Lösung der Situation angesehen werden. Daneben liegt der<br />
Haupteinsatzzweck in der Sicherung von Querungsstellen für Fußgänger.<br />
Die Bemessung der Mittelinsel erfolgt gemäß EAE 85/95. Es ist zudem darauf zu<br />
achten, dass die Mittelinsel durch vertikale Elemente (z.B. Bepflanzung) für den<br />
fließenden Verkehr klar erkennbar ist.<br />
C) Ortseinfahrt / Ortsausfahrt (Richtung Annweiler)<br />
In beiden Richtungen wird dieser Abschnitt häufig mit sehr hohen<br />
Geschwindigkeiten durchfahren (zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50<br />
km/h). Grund hierfür liegt sicherlich in der gut ausgebauten Fahrbahn und der guten<br />
Einsehbarkeit. Auch der "Parkplatz Johanniskreuz" ermöglicht ein zügiges<br />
Einbiegen bzw. Ausfahren, da auch hier der Straßenraum sehr breit bemessen ist<br />
und zudem nicht durch einen abgesenkten Bordstein von der B 48 baulich getrennt<br />
ist. Dies kann zu einer Gefährdung sowohl auf der Bundesstraße, als auch auf dem<br />
Parkplatz führen.<br />
127
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Aufgrund der freien Sicht ist häufig ein Herausbeschleunigen von Motorradfahrern<br />
aus der Ortsausfahrt zu beobachten. Die entstehende Lärmbelastung kommt<br />
erschwerend hinzu.<br />
…Ortseingang B 48, aus Richtung Annweiler<br />
kommend, links "Parkplatz Johanniskreuz"…<br />
Abbildung 51: Ortseingang / Ortsausgang (Richtung Annweiler)<br />
…Ortsausgang B 48, Richtung Annweiler…<br />
Als Planungsziel gilt auch hier das Geschwindigkeitsniveau zu senken. Die<br />
Verringerung der Einfahrgeschwindigkeit trägt dazu bei, das Hereinbremsen zu<br />
verringern und somit die Sicherheit auf der B 48 und dem Parkplatz zu erhöhen. Als<br />
Lösung empfiehlt sich auch an dieser Stelle eine<br />
• Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt 117<br />
Abbildung 52: Lage / Beisp. Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt<br />
116<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.101<br />
117<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.98<br />
128
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Die Funktionsweise dieser Einzelmaßnahmen wurde bereits in diesem Punkt der<br />
Ausarbeitung beschrieben.<br />
Aus städtebaulicher Sicht wäre es wünschenswert, weitergehende Maßnahmen<br />
vorzuschlagen – auch verkehrstechnisch ist es nicht möglich, den "empfohlenen"<br />
Abstand von rund 50 m zwischen den "harten" Maßnahmen einzuhalten. Es ist<br />
jedoch fraglich, ob weitere Maßnahmen verkehrstechnisch (Sicherheitsaspekte) zu<br />
begründen wären.<br />
5.5.2 "Weiche" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />
Als Kombination zu den "harten" Maßnahmen sind die "weichen" Maßnahmen zur<br />
Reduzierung der Geschwindigkeit anzusehen. Hierzu gehört die Möglichkeit, die<br />
drei vorgeschlagenen "harten" Maßnahmen zu bepflanzen bzw. diese zu einem<br />
Baumtor auszubilden (Ortsein- bzw. -ausfahrt). Diese Maßnahmen führen zu einer<br />
Unterbrechung des Straßenverlaufs und verleiten die Verkehrsteilnehmer zusätzlich<br />
zu einer Verminderung der Geschwindigkeit.<br />
Ebenso verhält es sich mit der in Punkt 5.5 vorgeschlagenen Begrünung des<br />
"Parkplatz Johanniskreuz", der durch das Anpflanzen von Bäumen weniger<br />
einsehbar wird. Auch diese Maßnahme unterstützt – neben dem positiven Effekt der<br />
besseren naturräumlichen Integration – positiv das Geschwindigkeitsniveau.<br />
Wie man unschwer erkennen kann, sind die Maßnahmen zur<br />
Geschwindigkeitsreduzierung für Johanniskreuz begrenzt. Vor allem baulich wären<br />
noch wirkungsvollere Maßnahmen, z.B. eine Verengung der Fahrbahn,<br />
wünschenswert. Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen ist dies jedoch nicht<br />
möglich.<br />
129
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
5.5.3 Alternative Umgehungsstraße?<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Einführungserlass des BMV zur EAHV 93 /5/ macht deutlich, dass auf<br />
Bundesstraßen die Interessen des überörtlichen Verkehrs höher einzustufen sind<br />
als lokale Belange. In Fällen, in denen die Aufenthaltsfunktion über Gebühr<br />
beeinträchtigt wird, sollte man ggf. über eine Ortsumgehung nachdenken. 118<br />
Der stark zunehmende Verkehr der 60er und 70er Jahre führte dazu, dass das<br />
vorhandene Straßennetz an seine Grenzen der Leistungsfähigkeit stieß. Das<br />
historische Straßennetz, das bisher eine Verbindungsfunktion von nahe gelegenen<br />
Ortschaften übernahm, musste plötzlich auch überörtlichen Verkehr verkraften.<br />
Dementsprechend wurden vorhandene Straßen verkehrsgerecht den neuen<br />
Anforderungen angepasst. "Verkehrsgerecht" bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass sich der Straßenbau an den Erfordernissen des Verkehrs orientiert. Somit<br />
wurden auch Ortsdurchfahrten verkehrsgerecht gestaltet, was teilweise zu einem<br />
erheblichen Verlust der Aufenthaltsqualität führte.<br />
Wie auf Johanniskreuz stellen Ortsdurchfahrten von Bundesstraßen häufig<br />
besonders problematische Bereiche im Straßennetz dar. Dies ist sowohl im Hinblick<br />
auf ihre verkehrstechnische Funktion, als auch ihrer städtebaulichen und<br />
soziologischen Aufgabe der Fall.<br />
Als Lösung des Problems sollen Umgehungsstraßen die Ansprüche des Verkehrs<br />
umleiten und dadurch die Aufenthaltsqualität in den Ortschaften gewährleisten. Der<br />
überörtliche Verkehr wird somit auf einen eigenen Verkehrsraum verlagert. Vor dem<br />
Bau ist jedoch zu prüfen, ob die im Bereich der Ortsdurchfahrt vorhandenen Mängel<br />
durch die Ortsumgehung behoben werden können. 119<br />
Bereits Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre war bereits eine<br />
Umgehungsstraße für Johanniskreuz im Gespräch, welche aber nie realisiert wurde.<br />
118<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />
Verkehrsberuhigung; S.21<br />
119<br />
Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; (1986); Entwicklung einer Methode zur<br />
Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die Notwendigkeit des Baus von<br />
Umgehungsstraßen; S.01<br />
130
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Abbildung 53: Geplante Umgehung, Stand 1980<br />
Für Johanniskreuz ist es auch aus heutiger Sicht sehr fraglich, ob eine<br />
Ortsumgehung zur Behebung der vorhandenen verkehrlichen Mängel beitragen<br />
kann. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass die verkehrlichen Probleme im<br />
Wesentlichen nicht durch den überörtlichen Durchfahrtsverkehr verursacht werden,<br />
sondern letztendlich durch den Freizeitverkehr. Dieser steuert Johanniskreuz<br />
bewusst als Ziel an – daran würde auch der Bau einer Umgehung nichts ändern.<br />
Zudem ist fraglich, ob die Nutzung der Umgehungsstraße zu merklichen<br />
Reisezeitgewinnen führen würde – diese sind für die Akzeptanz einer Umfahrung<br />
entscheidend. Auch die Auslastung steht nicht im Verhältnis zum Aufwand und den<br />
damit verbundenen Kosten, da der Freizeitverkehr zeitlich auf wenige Monate und<br />
vor allem auf die Wochenenden begrenzt ist.<br />
Zudem ist auch der Bau einer solchen Umgehung für ein Biosphärenreservat nicht<br />
unproblematisch. Neben dem Flächenanspruch des Straßenkörpers und der damit<br />
131
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
verbundenen Versiegelung kommt es auch zu einer Trennwirkung durch die Straße<br />
selbst. Diese kann besonders für die Tierwelt nachteilig sein, da räumlich-<br />
funktionale Beziehungen unterbrochen würden. Auch die Nebenflächen der<br />
Umgehungsstraße würden in ihrer naturräumlichen Funktion beeinträchtigt. 120<br />
Auch wenn man die negativen Voraussetzungen für die Realisierung einer<br />
Umgehungsstraße außer Acht lässt, besteht ein erheblicher Zweifel daran, ob in<br />
Zeiten geringer Investitionsvolumen der Öffentlichen Hand ein solches Projekt auch<br />
finanziell tragbar wäre. Daher lehnen wir eine Umgehungsstraße als<br />
Lösungsansatz der verkehrlichen Probleme auf Johanniskreuz ab.<br />
5.5.4 Sonstige Alternativen<br />
Wenn bestehende Möglichkeiten zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />
ausgeschöpft sind und die zulässige Höchstgeschwindigkeit noch immer deutlich<br />
überschritten wird, bestehen nach unserer Einschätzungen nur noch zwei<br />
Möglichkeiten, der Situation zu begegnen:<br />
• Aufklärung zur Verkehrssicherheit und<br />
• verstärkte Kontrollen der Geschwindigkeit.<br />
Das Polizeipräsidium Westpfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, speziell über die<br />
Gefahren des Motorradfahrens entlang der B 48 aufzuklären. Hierzu wird seit 2001<br />
jährlich ein Verkehrssicherheitstag durchgeführt 121 . Im Rahmen solcher<br />
Veranstaltungen kann nicht nur über die Gefahren des Motorradfahrens allgemein,<br />
sondern auch über die spezielle Situation von Johanniskreuz Aufklärung betrieben<br />
werden. Letztendlich ist die Öffentlichkeitsarbeit die kostengünstigste Art der<br />
Verkehrsberuhigung, da hierbei versucht wird eine Verhaltensänderung "im Kopf"<br />
herbeizuführen.<br />
Falls alle Versuche und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung ohne Wirkung<br />
bleiben, sollte über verstärkte Kontrollen versucht werden, diesem Problem zu<br />
begegnen. Dies hat auch die Polizei erkannt und führt speziell in Frühjahr und in<br />
120 Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; (1986); Entwicklung einer Methode zur<br />
Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die Notwendigkeit des Baus von<br />
Umgehungsstraßen; S.66<br />
121 Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand: 11.12.03<br />
132
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
den Sommermonaten Geschwindigkeitskontrollen entlang der B 48 durch. Ob sich<br />
durch diese Maßnahme aber langfristig die Situation verbessert, bleibt fraglich.<br />
133
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
6. FAZIT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Der Pfälzerwald stellt ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar. Folglich<br />
hat bei nahezu konstanter Einwohnerzahl der Quellgebiete, der Erholungsverkehr in<br />
den letzten Jahren stark zugenommen. Dies führt zu einer intensiven touristischen<br />
Erschließung des Gebietes, mit einer Vielzahl an Wanderwegen, Parkplätzen und<br />
bewirtschafteter Gastronomie. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen, wie auf<br />
Johanniskreuz deutlich erkennbar ist. Gerade der Freizeitverkehr führt hier in den<br />
Sommermonaten zu erheblichen Beeinträchtigungen der Aufenthaltsqualität.<br />
Es stellt sich die Frage, wie dieser Entwicklung begegnet werden kann und wie<br />
mögliche Lösungsansätze konkret aussehen könnten.<br />
Wandern<br />
Wie sich gezeigt hat, sind auch die Waldwege einer steigenden Zahl an<br />
Erholungssuchenden ausgesetzt. Die Folgen sind die mögliche Beeinträchtigung<br />
des Naturraums und das steigende Konfliktpotential zwischen einzelnen<br />
Nutzergruppen. Um den Beeinträchtigungen der Natur entgegenzuwirken, sollte die<br />
Markierung und Ausweisung der Wege gezielt dazu eingesetzt werden, die<br />
Besucher von sensiblen Bereichen des Naturraums fernzuhalten. Des Weiteren<br />
kann die Ausweisung und Markierung von Wegen für spezielle Zielgruppen dazu<br />
beitragen, konfliktträchtige Nutzergruppen voneinander zu trennen. Die Leitwirkung<br />
dieser Maßnahmen kann aber nur bis zu einem gewissen Maße steuernd auf das<br />
Verhalten der Menschen einwirken. Der vollständige Schutz sensibler Naturräume<br />
bleibt somit illusorisch.<br />
Des Weiteren ist es wichtig, das Potential des Naturraumes zu erkennen und es zur<br />
Förderung des Tourismus zu nutzen. Zu beachten ist dabei, dass der Naturraum<br />
nicht durch eine zu starke Inanspruchnahme gefährdet wird. Als sanfte Form des<br />
Tourismus kommt dabei dem Wandern eine große Bedeutung zu. Um den<br />
Wandertourismus gezielt zu fördern, bedarf es jedoch einer geeigneten<br />
Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund wurde für die Waldwege im Umfeld von<br />
Johanniskreuz ein Konzept entwickelt, welches die Infrastruktur auf die Bedürfnisse<br />
der Wanderer anpasst.<br />
134
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Auf eine umfassende Analyse wurde hierbei bewusst verzichtet – es sollten<br />
vielmehr Ansätze aufgezeigt werden, wie die aktuelle Situation verbessert werden<br />
kann. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass es vor allem darauf ankommt, einer<br />
möglichst breiten Zielgruppe spezielle Wege vorzuhalten und diese durch klar<br />
verständliche Markierungen auszuschildern. Wie das Ansprechen einer weiter<br />
gefassten Zielgruppe (z.B. Familien mit Kindern oder ältere Menschen) aussehen<br />
kann, wurde in Form der "verkürzten" Spurensuche dargelegt.<br />
Parkraum<br />
Der Freizeitverkehr führt speziell in den Sommermonaten zu einer regelmäßigen<br />
Überlastung der Parkflächen auf Johanniskreuz. Ziel unserer Arbeit war es,<br />
konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie die Nachfrage nach Stellplätzen mit den<br />
Ansprüchen eines sensiblen Naturraums zu vereinbaren ist. Hierzu wurde auf die<br />
aktuelle Situation eingegangen und anhand des "Parkplatz Johanniskreuz" konkrete<br />
Planungsansätze unterbreitet. Primäres Ziel war es hierbei, die Kapazität und<br />
Auslastung der Stellflächen zu erhöhen. Zudem sollte den Ansprüchen der<br />
jeweiligen Benutzergruppen ein höherer Stellenwert eingeräumt werden.<br />
Es hat sich gezeigt, dass an vielen Punkten Spielraum für Verbesserungen besteht.<br />
Dennoch wird es nicht möglich sein, durch eine reine Optimierung der bestehenden<br />
Parkflächen ein jederzeit ausreichendes Angebot an Stellplätzen vorzuhalten.<br />
Dennoch sollte nach unserer Einschätzung im Zuge der Abwägung zwischen den<br />
Ansprüchen des Verkehrs und denen eines Biosphärenreservates, auf die<br />
Neuausweisung zusätzlicher Parkflächen verzichtet werden.<br />
Neben der Bereitstellung von Parkplätzen für den MIV sollte zudem über die<br />
Anschaffung geeigneter Abstellanlagen für Fahrräder nachgedacht werden. Auch<br />
bei aktuell noch geringer Nachfrage sollte nicht darüber hinweg gesehen werden,<br />
dass das Fahrrad als Freizeitgerät zunehmende Bedeutung erlangt. Diese<br />
Entwicklung kann durch die Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur unterstützt<br />
werden.<br />
ÖPNV<br />
Der öffentliche Personennahverkehr in dünn besiedelten Regionen ist eine<br />
schwierige Angelegenheit, da hier die wirtschaftlichen Interessen der<br />
Verkehrsunternehmen und die Mobilitätsansprüche der Bevölkerung oft nicht in<br />
135
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Einklang zu bringen sind. Die dünne Besiedlung der Gebiete macht den Einsatz<br />
eines hoch getakteten Linienverkehrs nicht rentabel. Das stark ausgedünnte<br />
Angebot, das deshalb in ländlichen Gebieten zu finden ist, entspricht wiederum<br />
nicht den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />
der Pkw zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und somit meist dem ÖPNV<br />
vorgezogen wird.<br />
Da ländlich geprägte Gebiete oft die Funktion von Naherholungsgebieten erfüllen,<br />
verstärkt die Zunahme des Freizeitverkehrs die Belastungen dieser Regionen noch<br />
weiter. Hiervon ist auch die Verkehrssituation von Johanniskreuz geprägt. Deshalb<br />
wurde in dieser Ausarbeitung versucht, ein Konzept zu entwickeln, das die<br />
wirtschaftlichen Interessen der Verkehrsbetriebe mit den Bedürfnissen der<br />
Bevölkerung in Einklang bringt.<br />
Es muss jedoch festgehalten werden, dass dies lediglich als „Angebotsplanung“<br />
verstanden werden kann. Dass es durch das Anbieten einer ÖPNV-Anbindung zu<br />
einer deutlichen Reduzierung des MIV kommt ist nicht zu erwarten, da dem Trend<br />
einer zunehmenden Motorisierung nicht nur mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot<br />
begegnet werden kann. Hierzu bedarf es vielmehr einem Wandel der individuellen<br />
Lebensstile, auf die jedoch schwer Einfluss genommen werden kann.<br />
Verkehrsberuhigung<br />
Die Verkehrsberuhigung stellt ein komplexes Thema dar, bei dem verschiedenste<br />
Wechselwirkungen von Belang sind. Johanniskreuz hat gerade in den<br />
Sommermonaten unter der Problematik des Freizeitverkehrs zu leiden. Dieser führt<br />
nicht nur zu Verkehrslärm und Schadstoffemissionen, sondern stellt aufgrund der<br />
häufigen Geschwindigkeitsübertretungen der Verkehrsteilnehmer – vor allem der<br />
Motorradfahrer – ein erhebliches Sicherheitsproblem dar. Diesem ist jedoch nur<br />
schwer zu begegnen, da die B 48 als "Bundesstraße" eine überörtlicher<br />
Verkehrsfunktion zu erfüllen hat, der örtliche Belange wie die Aufenthaltsqualität<br />
unterzuordnen sind. Auch einem weiteren Herabsetzen der zulässigen<br />
Höchstgeschwindigkeit sind rechtliche Grenzen gesetzt. Dennoch besteht auf<br />
Johanniskreuz die Möglichkeit, zumindest an den dringlichsten Bereichen, in Form<br />
von baulichen Maßnahmen für Abhilfe zu sorgen. Diese wurden erläutert und in<br />
ihrem Funktionsprinzip erklärt. Daneben existieren noch weitere Möglichkeiten, wie<br />
der Belastungssituation begegnet werden kann.<br />
136
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Letztlich lässt sich sagen, dass es keine "vollständige" Lösung für die<br />
Verkehrsproblematik geben kann. Hierbei kann jedoch nicht alleine auf rechtliche<br />
Schranken verwiesen werden – vielmehr ist die starke Orientierung der Gesellschaft<br />
hin zum MIV und die Attraktivität von Johanniskreuz als Ausflugsziel dafür<br />
verantwortlich, dass es auch zukünftig zu Einschränkungen der Aufenthaltsqualität<br />
durch den Freizeitverkehr kommen wird.<br />
137
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
ANHANG LITERATURVERZEICHNIS<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
� Arbeitsgemeinschaft Stadt Kaiserslautern, Universität Kaiserslautern; (2000);<br />
Stadtvision Kaiserslautern 2030<br />
� Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; Umweltschonende Konzepte<br />
der Raumordnung für Naherholungsgebiete; Im Selbstverlag der<br />
Geographischen Gesellschaft Trier in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />
Geographie an der Universität Trier; Trier 1991<br />
� Blöcher, Peter; Wiedemann, Johannes; (2002); Gemeinsam stärker: Rad und<br />
ÖPNV; Der Nahverkehr Nr.3<br />
� Brunsing, Jürgen; Triebstein, Annedore; Schmidt, Roland; (2002);<br />
Freizeitlinien: mehr als „Luchsus“?; Der Nahverkehr Nr.6<br />
� Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang (Hrsg.); Umweltschutz –<br />
Grundlagen und Praxis. Freizeit, Tourismus und Umwelt. Band 11; Bonn<br />
1998<br />
� Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche<br />
� Degrell, Claudia; Freizeitverkehr im Biosphärenreservat; Diplomarbeit an der<br />
TU Kaiserslautern, Fachbereich ARUBI; Kaiserslautern 2000<br />
� Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband E.V.;<br />
Wanderbares Deutschland, Praxisleitfaden zur Förderung des<br />
Wandertourismus<br />
� Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />
Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />
Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte<br />
138
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
� Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; Entwicklung einer<br />
Methode zur Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die<br />
Notwendigkeit des Baus von Umgehungsstraßen; Herausgegeben vom<br />
Bundesminister für Verkehr, Abteilung Straßenbau; Bonn-Bad Godesberg<br />
1986<br />
� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />
Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; Köln 1991<br />
� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />
Empfehlungen für die Anlage von Hauptverkehrsstraßen – EAHV 93; Köln<br />
1993<br />
� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />
Hinweise zum Fahrradparken; Köln 1995<br />
� Forstamt Johanniskreuz;(2001); Spurensuche – Kultur- und Forstgeschichte<br />
im Johanniskreuzer Wald<br />
� Harms, Silke; (2003); Kundenbindung von jungen Erwachsenen an den<br />
ÖPNV in einem ländlich geprägten Raum; Kaiserslautern<br />
� Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; Freizeit und Mobilität. Neue Lösungen<br />
für den Freizeitverkehr; Hannover 1997<br />
� Herzog, Stephan; Schäfli, Barbara; Rapp, Peter; Gros, Dominique; Freizeit –<br />
Freizeitverkehr – Umwelt. Tendenzen und Beeinflussungsmöglichkeiten;<br />
Bericht 58A des Nationalen Forschungsprogramms "Stadt und Verkehr";<br />
CH/Zürich 1994<br />
� Institut für Normierung und Forschung im Erd-, Wasser- und Straßenbau und<br />
in der Verkehrstechnik – Niederlande; (1994); Radverkehrsplanung von A bis<br />
Z; C.R.O.W - Publikationen; S.253-254<br />
139
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
� Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im<br />
ländlichen Raum, Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18<br />
� Klein, Stefan; (1999); Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl im<br />
Personenverkehr<br />
� Lanzendorf, Martin; in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; Bonn 1997<br />
� Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg (Hrsg.); Fallstudien zum Freizeit-<br />
und Fremdenverkehr im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald;<br />
Arbeitsbericht 8 des Arbeitskreises Tourismus am Geographischen Institut<br />
der Universität Mannheim; Mannheim 1994<br />
� Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr (Hrsg.); Wie Wo<br />
Velo – Zweiradabstellanlagen Planen; CH/ Basel 1993<br />
� Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung; ÖPNV im Allgemeinen<br />
� Umweltbundesamt (Hrsg.); Planungsempfehlungen für eine<br />
umweltentlastende Verkehrsberuhigung; Forschungsbericht 291 54 507;<br />
Berlin 2000<br />
� Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage<br />
� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Informationen, Tarifbestimmungen,<br />
Beförderungsbedingungen<br />
� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Liniennetzplan Regional<br />
� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Planungsversion des „Luchsbus“<br />
140
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
ANHANG INTERNETQUELLEN<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Brämer, Rainer; www.staff.uni-marburg.de; Stand: 20.05.2003<br />
Polizeipräsidium Westpfalz; www.polizei.rlp.de; Stand: 14.12.03<br />
Westpfalz Verkehrsverbund; www.wvv-info.de; Stand: 11.12. 2003<br />
ANHANG TABELLENVERZEICHNIS<br />
� Tabelle 1: Umweltbelastungen durch den Tourismus in<br />
Großschutzgebieten<br />
Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz –<br />
Grundlagen und Praxis. Freizeit, Tourismus und Umwelt.; S.65<br />
� Tabelle 2: Beliebtheitsskala der Aktivitäten<br />
Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg; (1994); Fallstudien zum Freizeit-<br />
und Fremdenverkehr im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald;<br />
S.43<br />
� Tabelle 3: Verkehrsaufkommen nach Fahrzweck<br />
Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997); Freizeit und Mobilität. Neue<br />
Lösungen für den Freizeitverkehr; S.13<br />
� Tabelle 4: Verkehrsmittelwahl im Freizeitverkehr<br />
Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997); Freizeit und Mobilität. Neue<br />
Lösungen für den Freizeitverkehr; S.13<br />
141
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
� Tabelle 5: Vorlieben von Wanderern<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />
Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />
Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte; S.04<br />
� Tabelle 6: Bewertungskriterien Wandern<br />
Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />
Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />
Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte; S.16-17<br />
� Tabelle 7: Merkmale und Empfindlichkeiten der Nachfragergruppen<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />
Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />
� Tabelle 8: Senkrechtaufstellung<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />
Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.22<br />
� Tabelle 9: Platzbedarf verschiedener Fahrradtypen<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />
Hinweise zum Fahrradparken; S.09-10<br />
� Tabelle 10: Betriebsmittel und -größen<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche,<br />
Bad Homburg, S.B-4<br />
� Tabelle 11: Eignung der Fahrzeuge<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche,<br />
Bad Homburg, S.B-24<br />
� Tabelle 12: Geplante Haltestellen<br />
Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Planungsversion des „Luchsbus“<br />
142
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
� Tabelle 13: Ausgangsituationen<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine<br />
umweltentlastende Verkehrsberuhigung; S.27<br />
� Tabelle 14 Unfallbilanz Großraum Johanniskreuz<br />
Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand:<br />
14.12.03<br />
ANHANG ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
� Abbildung 1: Freizeitverkehr als "Restverkehr"<br />
Eigene Darstellung<br />
� Abbildung 2: Räumliche und zeitliche Dimensionen des Freizeitverkehrs<br />
Lanzendorf, Martin; (1997);in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; S.35<br />
� Abbildung 3: Straßeninfrastruktur überregional<br />
Eigene Darstellung<br />
� Abbildung 4: Straßeninfrastruktur regional<br />
Eigene Darstellung<br />
� Abbildung 5: Orientierungstafeln<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 6: Skulptur „ Ersatzteillager für Baumkronen“<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 7: Unübersichtliche Markierung und zugewachsener Weg<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 8: Verkürzte Spurensuche<br />
Eigene Darstellung<br />
143
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
� Abbildung 9: Station 1 und 2 der verkürzten Spurensuche<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 10: Station 3 und 6 der verkürzten Spurensuche<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 11: Station 8 und 9 der verkürzten Spurensuche<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 12: Bestandsaufnahme Parkraum<br />
Eigene Darstellung<br />
� Abbildung 13: Parkplatz Café Nicklis (z.T privat)<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 14: Waldparkplatz – Nähe Café Nicklis<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 15: Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />
Eigenes Foto / Ausschnitt: Bebauungsplan HdN<br />
� Abbildung 16: Parkplatz Waldhotel (privat)<br />
Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de;<br />
Stand: 14.12.03 / Eigenes Foto<br />
� Abbildung 17: "Parkplatz Johanniskreuz" – Vor dem Gasthaus<br />
Restaurant Johanniskreuz<br />
Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de;<br />
Stand: 14.12.03 / Eigenes Foto<br />
� Abbildung 18: Abmessungen von Parkständen<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />
Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.19<br />
144
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
� Abbildung 19: Parkstände für Rollstuhlfahrer<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />
Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.19<br />
� Abbildung 20: Begrünung "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
Eigenes Foto<br />
� Abbildung 21: Funktionsskizzen "Parkplatz Johanniskreuz"<br />
Eigene Darstellung<br />
� Abbildung 22: Aufstellungsformen<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />
Hinweise zum Fahrradparken; S.09<br />
� Abbildung 23: Achsabstände der Fahrradhalter<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />
Hinweise zum Fahrradparken; S.10<br />
� Abbildung 24: Fahrradhalter<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />
Hinweise zum Fahrradparken; S.12-14<br />
� Abbildung 25: Linienbetrieb<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />
S.B-1<br />
� Abbildung 26: Richtungsbandbetrieb<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />
S.B-1<br />
145
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
� Abbildung 27: Flächenbetrieb<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />
S.B-1<br />
� Abbildung 28: Normaler Linienverkehr<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.12<br />
� Abbildung 29: Schnellbus<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.14<br />
� Abbildung 30: Eilbus<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.14<br />
� Abbildung 31: Trampbus<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.16<br />
� Abbildung 32: Bürgerbus<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.20<br />
� Abbildung 33: Linientaxi / Anschlusstaxi<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.23<br />
146
VERKEHRSMANAGEMENT<br />
� Abbildung 34: Abruf- / Anruf-Linientaxi<br />
GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.25<br />
� Abbildung 35: Linienverkehr im Richtungsbandbetrieb<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />
Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />
Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S. 27<br />
� Abbildung 36: Ausprägungen des Richtungsbandbetrieb<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />
Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />
S. B-2<br />
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