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verkehrsmanagement - Marko Barth

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GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

der Lehrgebiete Landschaftsplanung und<br />

Grünordnungsplanung & Ökologische Planung<br />

VERKEHRSMANAGEMENT<br />

NETZWERK<br />

UND<br />

HAUS DER NACHHALTIGKEIT<br />

im Biosphärenreservat Pfälzerwald / Nordvogesen<br />

Bearbeiter:<br />

Sven Reininger - Kerstin Hornbostel


GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

der Lehrgebiete Landschaftsplanung und<br />

Grünordnungsplanung & Ökologische Planung<br />

Bearbeiter:<br />

Kerstin Hornbostel 342901<br />

Sven Reininger 343348<br />

Betreuer:<br />

Prof. Dipl.-Ing. Hanns Stephan Wüst<br />

Dipl.-Ing. Mark Schlick<br />

Prof. Dr. Kai Tobias<br />

Lehrgebiet<br />

Landschaftsplanung<br />

und<br />

Grünordnungsplanung<br />

Lehrgebiet<br />

Ökologische Planung


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Einleitung und Aufgabenstellung 04<br />

1. FREIZEITVERKEHR IM PFÄLZERWALD 06<br />

1.1 Ausgangslage 06<br />

1.2 Das Biosphärenreservat als Erholungsgebiet 07<br />

1.3 Problematik Freizeitverkehr 09<br />

1.3.1 Negative Folgen des Freizeitverkehrs 12<br />

1.3.2 Herkunft der Erholungssuchenden 15<br />

1.4 Bestandsanalyse der Straßeninfrastruktur 15<br />

2. WEGENUTZUNG 20<br />

2.1 Einführung 20<br />

2.2 Waldwege 20<br />

2.2.1 Nutzer der Waldwege 20<br />

2.2.2 Konfliktpotential 21<br />

2.3 Wandern 23<br />

2.3.1 Tourismuspotential Wandern 23<br />

2.3.2 Vorlieben der Wanderer 24<br />

2.4 Leitfaden zur Verbesserung der Wanderinfrastruktur 26<br />

2.4.1 Markierungen von Wanderwegen 26<br />

2.4.2 Qualitätskriterien 29<br />

2.5 Bestandsaufnahme 31<br />

2.6 Planungsvorschläge 34<br />

2.6.1 Verbesserung der Wegebeschilderung 34<br />

2.6.2 Verbesserung der Wege 35<br />

3. PARKRAUM 42<br />

3.1 Einführung 42<br />

3.2 Parkplätze – Anlagen des ruhenden Verkehrs 43<br />

3.3 Analyse der Parkraumsituation 45<br />

3.4 "Parkplatz Johanniskreuz" 50<br />

3.4.1 Entwurfskriterien 51<br />

3.4.2 Bauliche Gestaltung und Ausstattung 55<br />

3.4.3 Grüngestaltung 55<br />

1


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

3.5 Planungsvorschlag – "Parkplatz Johanniskreuz" 57<br />

3.6 Parkraumorganisation für Fahrräder 62<br />

3.6.1 Bedarfsermittlung 63<br />

3.6.2 Standortwahl 65<br />

3.6.3 Dimensionierung und Ausstattung der Abstellanlagen 65<br />

3.6.4 Ausführungsformen und Wahl der Fahrradhalter 69<br />

3.6.5 Planungsempfehlung 71<br />

4. ÖPNV 74<br />

4.1 Einführung 74<br />

4.2 Grundlagen des ÖPNV 74<br />

4.2.1 ÖPNV im Allgemeinen 74<br />

4.2.2 ÖPNV im ländlichen Raum 75<br />

4.2.3 ÖPNV in ländlichen Gebieten in den Randzonen von<br />

Verdichtungsräumen 75<br />

4.3 Differenzierte Bedienung 76<br />

4.3.1 Konzept 76<br />

4.3.2 Betriebsmöglichkeiten 79<br />

4.3.3 Betriebsmittel 93<br />

4.4 Bestandsanalyse ÖPNV 95<br />

4.5 Planungsansätze 97<br />

4.5.1 Normaler Linienbetrieb auf Johanniskreuz 97<br />

4.5.2 Differenzierte Bedienung von Johanniskreuz 99<br />

4.6 Planungsvorschlag 102<br />

4.6.1 Bedienweise 102<br />

4.6.2 Zusätzliche Möglichkeiten zur Attraktivierung des ÖPNV 105<br />

5. VERKEHRSBERUHIGUNG 108<br />

5.1 Einführung 108<br />

5.2 Grundlagen der Verkehrsberuhigung 109<br />

5.3 Analyse der Ausgangssituation 113<br />

5.4 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung 119<br />

2


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

5.5 Planungssituation Johanniskreuz – Lösungsansatz 120<br />

5.5.1 "Harte" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit 123<br />

5.5.2 "Weiche" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit 129<br />

5.5.3 Alternative Umgehungsstraße? 130<br />

5.5.4 Sonstige Alternativen 132<br />

6. FAZIT 134<br />

ANHANG LITERATURVERZEICHNIS<br />

ANHANG INTERNETQUELLEN<br />

ANHANG TABELLENVERZEICHNIS<br />

ANHANG ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

3


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Einleitung und Aufgabenstellung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Urlaubs- und Freizeitaktivitäten haben in den letzten Jahren einen weiteren<br />

Aufschwung erlebt. Hierbei stehen vor allem naturnahe Erholungsformen mit hohem<br />

Erlebniswert im Vordergrund. Gerade für die städtische Bevölkerung stellt der<br />

Aufenthalt in der Natur einen Ausgleich für den stressigen Alltag dar. Der Naturraum<br />

ist aufgrund der Vielzahl der Erholungssuchenden, durch die zeitliche und örtliche<br />

Konzentration der Besucherströme und deren Aktivitäten, stetig wachsenden<br />

Belastungen ausgesetzt. Diese können dazu führen, dass die Funktion als<br />

Erholungsgebiet beeinträchtigt oder gar gefährdet wird. 1<br />

Der Themenbereich Verkehrsmanagement befasst sich mit der Problematik, dass<br />

auch die Erholungsinfrastruktur Schäden nach sich zieht. Hierfür sind vor allem die<br />

Erschließung der Landschaft, als auch die durch den motorisierten Individualverkehr<br />

(MIV) hervorgerufenen Belastungen und negativen Auswirkungen verantwortlich.<br />

Gefragt sind vielerorts Kompromisse, die einerseits die Natur für den Menschen<br />

zugänglich machen, auf der anderen Seite aber auch ein "Entfernen vom Idealbild<br />

der Natur" möglichst verhindern sollen. Auch bei bereits erschlossenen<br />

Landschaften muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer<br />

Attraktivitätsminderung (z.B. durch Umweltschäden wie Baumsterben) kommt, da<br />

hierdurch eine Umorientierung der Erholungssuchenden auf andere, weniger<br />

erschlossene Landschaften einsetzt. 2<br />

Im Zusammenhang mit dem Projekt "Netzwerk und Haus der Nachhaltigkeit (HdN) -<br />

Johanniskreuz" haben sich drei Themenfelder als Bearbeitungsschwerpunkte<br />

herausgebildet:<br />

1. Wegenutzung<br />

Ziel ist die Entwicklung eines Konzeptes für eine harmonische Nutzung der<br />

Waldwege. Durch die Ausrichtung der Wegeinfrastruktur an den<br />

Bedürfnissen der Nutzer soll eine Besucherlenkung erreicht werden, die die<br />

sensiblen Bereiche des Naturraums schont. Zudem kann dadurch der<br />

Wandertourismus in der Region gefördert werden.<br />

1 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />

Raumordnung für Naherholungsgebiete; Vorwort<br />

2 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />

Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.37-38<br />

4


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

2. Parkraum<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Ziel ist die Verbesserung der Parkraumorganisation für Pkw-, Motorrad- und<br />

Radfahrer auf Johanniskreuz. Durch die Optimierung des vorhandenen<br />

Parkraums soll das Stellplatzangebot verbessert und stärker der Nachfrage<br />

angepasst werden.<br />

3. Verkehrsbelastung<br />

Ziel ist die Verringerung der Verkehrsbelastung in der Ortslage und rund um<br />

Johanniskreuz. Ansatzpunkte stellen hierbei die Anbindung durch den ÖPNV,<br />

sowie die Möglichkeit der Realisierung einer Verkehrsberuhigung dar.<br />

In dem hier vorliegenden Abschussbericht werden die nun vorliegenden Ergebnisse<br />

dargelegt.<br />

5


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

1. FREIZEITVERKEHR IM PFÄLZERWALD<br />

1.1 Ausgangslage<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Pfälzerwald stellt ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar. Die<br />

infrastrukturelle Erschließung begann schon zu Zeiten der Gründung des<br />

"Pfälzerwald-Vereins e.V." im Jahre 1902. Als Wander- und Heimatverein setzte er<br />

sich von Beginn an stark für die Entwicklung des Erholungswesens im Pfälzerwald<br />

ein. 1958 wurde der Pfälzerwald zum Naturpark erklärt. Bestehende<br />

Erholungseinrichtungen wurden ausgebaut, neue geschaffen. Durch die intensive<br />

Bewerbung des Gebietes stieg die Popularität sehr stark an. Hierbei stand vor allem<br />

der Naherholungsverkehr im Vordergrund, der später auch durch Kurzzeit- und<br />

Erholungsreisetourismus ergänzt wurde. Zahlen belegen, dass bei nahezu<br />

konstanter Einwohnerzahl der Quellgebiete, der Naherholungsverkehr stark<br />

zugenommen hat. Dies hat zu einer stetig anwachsenden Zahl an Parkplätzen,<br />

Rundwanderwegen und bewirtschafteten Hütten geführt. Das markierte<br />

Wanderwegenetz beläuft sich heute auf über 7.000 Kilometer – kein<br />

bundesdeutscher Naturpark bietet mehr.<br />

Die intensive Besucherfrequentierung bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Auch<br />

"sanfte" Erholungsnutzungen, wie beispielsweise Wandern, gehen einher mit<br />

Beeinträchtigungen wie Umweltverschmutzung durch weggeworfene Abfälle, das<br />

Entstehen von Trampelpfaden, etc.. Meist sind solche Beeinträchtigungen auf das<br />

Umfeld von bewirtschafteten Hütten beschränkt, in manchen Fällen sind aber auch<br />

ökologisch hochwertige und sensible Landschaftsbestandteile betroffen. 3 Erst in<br />

jüngerer Zeit wird über einen möglichen Rückbau des bestehenden<br />

Wanderwegenetzes diskutiert 4 , um besonders belastete und sensible Bereiche des<br />

Waldes zu schützen. Der Wunsch nach einer effektiven Besucherlenkung ist daher<br />

allgegenwärtig.<br />

3 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />

Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.157-161<br />

4 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />

Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.167<br />

6


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

1.2 Das Biosphärenreservat als Erholungsgebiet<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Beim Biosphärenreservat handelt es sich um einen Naturpark, der zwischen den<br />

Verdichtungsräumen Rhein-Neckar, Karlsruhe und Saarbrücken liegt. Das<br />

Biosphärenreservat umfasst eine Fläche von 179.800 ha und stellt somit eines der<br />

größten Biosphärenreservate in Deutschland dar. Seine Ausdehnung umfasst in<br />

Nord-Süd-Richtung ca. 60, in seiner Ost-West-Ausdehnung ca. 30-40 km. 5<br />

Aufgrund seiner Größe und den daraus resultierenden Erholungsqualitäten stellt der<br />

Pfälzerwald ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar.<br />

Naturschutz und Tourismus werden häufig als Konkurrenten betrachtet. Der<br />

Tourismus gilt als einer der Hauptverursacher von Natur- und Landschaftsschäden,<br />

währenddessen der Naturschutz als Hinderungsgrund für die Entfaltung des<br />

Tourismus angesehen wird.<br />

Bei dieser Betrachtungsweise sollte aber auch berücksichtigt werden, dass eine<br />

intakte Natur und Landschaft die wichtigste Grundlage des Tourismus darstellt.<br />

Naturschutz und Tourismus sind daher weniger als Konkurrenten, sondern vielmehr<br />

als Partner zu begreifen – letztendlich muss der Erhalt der intakten Natur und<br />

Landschaft ein gemeinsames Ziel beider Interessen sein.<br />

Dass dieses Verständnis nicht als selbstverständlich anzusehen ist, zeigen die<br />

vielen Probleme, die durch den Tourismus entstanden sind. Es ist sogar so, dass<br />

der Tourismus nach der Land- und Forstwirtschaft als wichtiger Grund für den<br />

Rückbau von Lebensräumen von Flora und Fauna gilt. Die Hauptursache für<br />

Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch den Tourismus liegen vor<br />

allem 6 :<br />

• im Bau der Freizeitinfrastruktureinrichtungen,<br />

• dem fließenden sowie dem ruhenden Verkehr,<br />

• der Überbeanspruchung von Ausflugszielen und sensibler Gebiete, sowie<br />

• dem Verlassen der Wege.<br />

5 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.26<br />

6 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.41<br />

7


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Folgende Umweltbelastungen werden durch den gesamten Tourismus in<br />

Großschutzgebieten und somit auch im Pfälzerwald verursacht:<br />

Umweltbelastungen durch den Tourismus in Großschutzgebieten<br />

betroffener Umweltfaktor Veränderungen, Belastungen Ursachenbeispiele<br />

Klima, Luft Abgase<br />

•<br />

Lärm<br />

Boden verändertes Mikro- und<br />

Mesoklima<br />

•<br />

Verdichtung und Versiegelung,<br />

damit erhöhter<br />

Oberflächenabfluss<br />

•<br />

flächen-, punkt- und linienförmige<br />

Erosion<br />

Wasser Grund- und<br />

Oberflächenwasserbelastung<br />

durch Stoffeintrag, Eutrophierung<br />

•<br />

verminderte<br />

Grundwasserneubildung<br />

Tierarten und deren<br />

Lebensräume (Biotope)<br />

Pflanzenarten und deren<br />

Lebensräume (Biotope)<br />

Artenveränderungen/<br />

-verschiebungen, Beunruhigung<br />

von scheuen Tierarten durch<br />

Lärm<br />

•<br />

Isolierung oder Zerschneidung<br />

von Lebensräumen<br />

Artenveränderungen/<br />

-verschiebungen durch<br />

veränderte Standortbedingungen,<br />

mechanische Verletzung von<br />

Vegetation<br />

•<br />

Isolierung oder Zerschneidung<br />

von Lebensräumen<br />

Landschaftsbild großflächige Veränderungen des<br />

Landschaftsbildes<br />

Tabelle 1: Umweltbelastungen durch den Tourismus in Großschutzgebieten<br />

Urlaubs- und Ausflugsverkehr,<br />

Motorboot- oder Motocrossfahren<br />

•<br />

großflächiges Versiegeln von<br />

Boden für Gebäude, Parkplätze<br />

und Straßen<br />

wildes Camping, Parken,<br />

befestigte Plätze und Wege, häufig<br />

begangene Trampelpfade<br />

•<br />

wildes Mountainbiking,<br />

Trampelpfade, Tritterosion<br />

Baden (Sonnencreme), Einsatz<br />

von Chemikalien und Dünger in<br />

Freizeitanlagen<br />

•<br />

Drainage von Freizeitanlagen,<br />

großflächiges Versiegeln von<br />

Boden für Gebäude, Parkplätze<br />

und Straßen<br />

Mountainbiking, Angeln, Klettern,<br />

Kanufahren<br />

•<br />

Freizeitinfrastruktur,<br />

Freizeitanlagen<br />

Bau und Betrieb von<br />

Freizeitanlagen, wildes<br />

Mountainbiking, Camping, Parken,<br />

Blumenpflücken<br />

•<br />

Freizeitinfrastruktur,<br />

Freizeitanlagen<br />

Bau und Betrieb von nicht<br />

landschaftsangepassten<br />

Freizeitanlagen<br />

8


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die hier genannten Umweltbelastungen sind abhängig von der Quantität der<br />

touristischen Nutzung (Ort und Ausmaß), sowie der Empfindlichkeit von Natur und<br />

Landschaft 7 .<br />

Insgesamt ist trotz der noch immer vorherrschenden Konfliktsituation eine<br />

Veränderung des Umweltbewusstseins innerhalb der Gesellschaft zu verzeichnen.<br />

Die Sensibilisierung hinsichtlich umweltbezogender Probleme hat zu einem<br />

veränderten Trend bezüglich des Urlaubsverhaltens und der Erholung geführt. So<br />

ist die Nachfrage nach landschaftsbezogener, naturnaher Erholung, Ruhe und<br />

Entspannung, sowie gesundheitsfördernden Urlaubsformen enorm gestiegen. 8<br />

Aktivitäten im Biosphärenreservat "Naturpark Pfälzerwald" – Beliebtheitsskala<br />

1. Wandern und Spazierengehen 50,4 %<br />

2. Besichtigungen 12,3 %<br />

3. Aktivitäten rund um den Wein – z.B. Weinfeste/-proben 8,6 %<br />

4. Baden/Sonnen 5,1 %<br />

5. Besuche von Verwanden und Bekannten 4,5 %<br />

6. Besuche von Erlebnis- und Tierparken 4,8 %<br />

7. Mountainbiking / Radfahren 2,8 %<br />

8. kulturelle Veranstaltungen 2,8 %<br />

9. Fitness 1,5 %<br />

10. Essen gehen 1,2 %<br />

Tabelle 2: Beliebtheitsskala der Aktivitäten<br />

1.3 Problematik Freizeitverkehr<br />

Für Planungen und Entwicklungen des Freizeitverkehrs in Biosphärenreservaten<br />

lässt sich aus den Beschlüssen der Konferenz der Vereinigten Nationen für Umwelt<br />

und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) direkt die übergeordnete Forderung nach<br />

Nachhaltigkeit ableiten 9 . Diese Forderung ist somit auch auf das<br />

Biosphärenreservat Pfälzerwald übertragbar.<br />

Problematisch ist hierbei, dass Johanniskreuz unter erheblichen Verkehrsproblemen<br />

zu leiden hat. Verantwortlich sind hierbei vor allem die verkehrlichen<br />

7<br />

Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz – Grundlagen und Praxis. Freizeit,<br />

Tourismus und Umwelt. Band 11; S.56<br />

8<br />

Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz – Grundlagen und Praxis. Freizeit,<br />

Tourismus und Umwelt. Band 11; S.61<br />

9<br />

Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; Einführung, S.IV<br />

9


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Spitzenbelastungen an den Wochenenden, die vor allem durch den Freizeitverkehr<br />

der Motorradfahrer verursacht werden 10 .<br />

Auf Motorradfahrer übt der Pfälzer Wald aufgrund seiner reizvollen<br />

Streckenführungen eine besondere Anziehungskraft aus. Bekannter Treffpunkt ist<br />

hier vor allem Johanniskreuz, verkehrsgünstig an der B 48 zwischen Hochspeyer<br />

und Rinnthal gelegen 11 .<br />

Freizeitverkehr wird häufig als eine Art "Restverkehr" bezeichnet. Unter<br />

"Restverkehr" fallen diejenigen Verkehrswege, die nicht aus Berufs-, Geschäfts-,<br />

Einkaufs- und Versorgungsgründen getätigt werden. Hierzu gehören also auch –<br />

fachlich ausgedrückt – Ortsveränderungen mit dem Ziel der Freizeitgestaltung.<br />

Hierunter fallen somit auch alle Urlaubsreisen. Urlaubsreisen beinhalten jedoch<br />

nicht nur die An- und Abreise zum Ziel, sondern auch Fahrten am Zielort. 12<br />

Für den hohen Anteil des MIV ist hauptsächlich die Unabhängigkeit, Schnelligkeit<br />

und Bequemlichkeit des Pkw verantwortlich. Alternativen wie der ÖPNV werden<br />

häufig als zu umständlich, unflexibel und unpraktisch charakterisiert. Auch wenn der<br />

Freizeitverkehr als "Restverkehr" bezeichnet wird, ist es doch der bedeutsamste<br />

Fahrtzweck im Personenverkehr Deutschlands. 13<br />

Verkehrsaufkommen im Personennahverkehr nach<br />

Fahrtzwecken – Deutschland 1994<br />

Ausbildung 7,31 %<br />

Geschäft 8,61 %<br />

Beruf 19,22 %<br />

Einkauf 26,63 %<br />

Urlaub 0,20 %<br />

Freizeit 38,04 %<br />

Verkehrsmittelwahl im Freizeitverkehr<br />

(Modal-Split) – Deutschland 1994<br />

MIV 53 %<br />

ÖPNV 12 %<br />

Luftverkehr 14 %<br />

Fahrrad 5 %<br />

zu Fuß 16 %<br />

Tabelle 3: Verkehrsaufkommen<br />

nach Fahrtzwecken<br />

Tabelle 4: Verkehrsmittelwahl im<br />

Freizeitverkehr<br />

10 Johanniskreuz ist überregional bekannt als Treffpunkt der Motorradszene<br />

11 Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand: 14.12.03<br />

12 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.09<br />

13 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.11<br />

10


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Tabelle zeigt, dass rund die Hälfte aller getätigten Fahrten in Deutschland dem<br />

Freizeitverkehr zuzuordnen sind. Im Freizeitverkehr wird meist der private Pkw für<br />

die Fortbewegung genutzt.<br />

Freizeitverkehr (als Bündelung der unterschiedlichsten Verkehrswege) ist statistisch<br />

schwer zu erfassen. Grund hierfür ist die Koppelung vieler Fahrten mit anderen<br />

Verkehrszwecken, beispielsweise dem Einkaufen. Der Freizeitverkehr wird zudem<br />

stärker in Fahrtketten eingebunden, was die Abgrenzung der einzelnen<br />

Verkehrsarten voneinander schwierig, oder gar unmöglich macht. Geradezu typisch<br />

für die Situation auf Johanniskreuz ist die Tatsache, dass zunehmend die Fahrt<br />

selbst den Charakter einer Freizeitaktivität annimmt (z.B. in Form von Motorrad-<br />

und Cabriofahren) – die Erfassung solcher Fahrten ist besonders schwierig. 14<br />

Freizeitverkehr kann in einem ersten Schritt in nicht-alltäglichen und alltäglichen<br />

Freizeitverkehr unterteilt werden. Alltäglicher Freizeitverkehr bezeichnet hierbei den<br />

wohnumfeldnahen und regel- bzw. routinemäßigen Freizeitverkehr. Der nicht-<br />

alltägliche Freizeitverkehr lässt sich (je nach Dauer) nochmals in drei weitere<br />

Kategorien unterteilen 15 :<br />

Freizeitverkehr<br />

Beruf Geschäft Einkaufen Versorgung Freizeit<br />

Abbildung 1: Freizeitverkehr als "Restverkehr"<br />

• Tagesausflugsverkehr (ohne Übernachtung)<br />

• Kurzreiseverkehr (1-3 Übernachtungen)<br />

• Urlaubsreiseverkehr (ab 4 Übernachtungen)<br />

14<br />

Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997);Freizeit und Mobilität. Neue Lösungen für den<br />

Freizeitverkehr; S.16ff.<br />

15<br />

Lanzendorf, Martin; (1997); in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; S.35<br />

11


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Im Pfälzerwald ist der nicht-alltägliche Freizeitverkehr dominierend. Besonders<br />

häufig ist er Reiseziel von Tagesausflügen und Kurzzeitreisen. Indiz hierfür ist der<br />

vor allem am Wochenende auftretende Freizeitverkehr mit seinen hohen<br />

Belastungsspitzen.<br />

Eine Besonderheit der Ortslage Johanniskreuz besteht, wie bereits angesprochen,<br />

in der Tatsache, dass die Hauptbelastung durch Motorradfahrer hervorgerufen wird.<br />

Auf die Gesamtheit des Pfälzerwaldes bezogen, liegt jedoch der Pkw-Anteil bei<br />

mindestens 90 %. Hieraus lässt sich schließen, dass die Problematik bezüglich der<br />

Motorradfahrer hauptsächlich auf die an der B 48 liegenden Ortschaften begrenzt<br />

ist.<br />

alltäglicher<br />

Freizeitverkehr<br />

Freizeitverkehr<br />

Tagesausflugsverkehr<br />

1.3.1 Negative Folgen des Freizeitverkehrs<br />

Der Freizeitverkehr, als Teil des Gesamtverkehrs, ist verantwortlich für eine ganze<br />

Reihe ökologischer Beeinträchtigungen. Nicht nur auf Flora und Fauna, sondern<br />

auch auf den Menschen – den eigentlichen Verursacher – hat der Freizeitverkehr<br />

negative Auswirkungen. Für das Ausmaß der entstehenden Umweltbelastungen<br />

durch den Freizeitverkehr sind folgende Indikatoren entscheidend:<br />

• die zurückgelegte Distanz vom Wohn- zum Freizeitort,<br />

• die Fahrtenhäufigkeit und<br />

• die Verkehrszusammensetzung<br />

nicht-alltäglicher<br />

Freizeitverkehr<br />

Kurzreiseverkehr<br />

Abbildung 2: Räumliche und zeitliche Dimensionen des Freizeitverkehrs<br />

(Art, Stärke, Dauer, zeitlicher Verlauf, Modal-Split).<br />

Urlaubsreiseverkehr<br />

12


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Neben diesen Indikatoren sind auch die Empfindlichkeit und die Vorbelastung des<br />

jeweiligen Natur- und Landschaftshaushalts in Bezug auf die Auswirkungen der<br />

Belastungen entscheidend. 16<br />

Folgende Belastungen werden durch den Freizeitverkehr verursacht 17 :<br />

• Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes<br />

Der Naturhaushalt wird durch die im Verkehr verursachten Emissionen<br />

beeinträchtigt.<br />

• Zerschneidung von Lebensräumen<br />

Die relativ dünn besiedelten Gebiete Deutschlands, so auch der<br />

Pfälzerwald, sind Lebensräume besonders störempfindlicher Tierarten.<br />

Aber gerade diese Räume werden gerne durch Erholungssuchende<br />

aufgesucht, was zu einem hohen Freizeitverkehr führt. Folge ist die<br />

Zunahme von Verkehrsflächen, die die Lebensräume der Tiere und<br />

ökologischen Einheiten zerschneiden. Dies kann sich unter<br />

Umständen auf die gesamte Tierpopulation auswirken.<br />

• Flächenverbrauch<br />

Der Flächenverbrauch hat in den letzten Jahren permanent<br />

zugenommen. Dies hat dazu geführt, dass Siedlungs- und<br />

Verkehrsflächen immer stärker wertvolle land- und forstwirtschaftlich<br />

genutzte Flächen in Anspruch nehmen. Verkehrsflächen werden nach<br />

heutigen Standards größer dimensioniert, um dem ansteigenden<br />

Verkehrsaufkommen und insbesondere den dabei auftretenden<br />

Spitzenbelastungen gerecht zu werden. Am Entstehen von<br />

Spitzenbelastungen trägt der Freizeitverkehr maßgeblichen Anteil und<br />

ist somit für den Ausbau der Verkehrsflächen mitverantwortlich. Des<br />

Weiteren sind auch die zu der Verkehrsinfrastruktur zählenden<br />

Parkflächen ein weiterer Faktor des Flächenverbrauchs.<br />

• Bodenversiegelung<br />

Mit der Zunahme der Verkehrsflächenausdehnung ging auch die<br />

Zunahme der Bodenversiegelung einher. Die Versiegelung des<br />

16 Herzog, Stephan; Schäfli, Barbara; Rapp, Peter; Gros, Dominique; (1994); Freizeit –<br />

Freizeitverkehr – Umwelt. Tendenzen und Beeinflussungsmöglichkeiten; S.68<br />

17 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.12-14<br />

13


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Bodens führt zu vielfältigen ökologischen Auswirkungen auf die<br />

natürliche Umwelt – unter anderem auf Flora und Fauna, den<br />

Wasserhaushalt und das Mikroklima. Hinzu kommt der ästhetische<br />

Aspekt, da die Verkehrsflächen zur Beeinträchtigung des<br />

Landschaftsbildes führen.<br />

Im Biosphärenreservat Pfälzerwald erfolgt eine zusätzliche<br />

mechanische Versiegelung bzw. Zerstörung der Flora durch<br />

Fahrzeuge, die "wild" an Wald- und Wegerändern geparkt werden.<br />

• Lärmbeeinträchtigung<br />

Lärmbeeinträchtigungen werden zu 80% vom Verkehr verursacht.<br />

Damit ist der Verkehr – dabei eingeschlossen auch der Freizeitverkehr<br />

– Hauptverursacher der Lärmbeeinträchtigungen. Lärm führt zu<br />

physischen und psychischen Belastungen des Menschen und durch<br />

Verlärmung entlang der Straßen zur Störung der Tierwelt.<br />

• Luftverschmutzung<br />

Die entscheidenden Auswirkungen der Luftverunreinigung sind<br />

gesundheitsschädliche Beeinträchtigungen des Menschen, der Tier-<br />

und Pflanzenwelt, die Belastung von Gewässern und der Böden, sowie<br />

der Abbau der Ozonschicht. Insgesamt beträgt der Anteil der durch<br />

den MIV im Freizeitverkehr verursachten Luftverschmutzung an den<br />

gesamten MIV-Luftverschmutzungen des Gesamtverkehrs in<br />

Deutschland ca. 50%.<br />

• Treibhauseffekt / globale Erwärmung<br />

Bei der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe durch die Motoren<br />

der Kraftfahrzeuge entsteht Kohlendioxid – dies ist einer der<br />

Hauptverursacher des Treibhauseffektes bzw. der globalen<br />

Klimaerwärmung.<br />

• Energieverbrauch / Eintrag von Schadstoffen<br />

Der Verkehr, somit auch der Freizeitverkehr, trägt in Deutschland<br />

einen großen Anteil am Gesamtenergieverbrauch bei. Ein Vorteil des<br />

Freizeitverkehrs ist die relativ hohe Auslastung der Fahrzeuge, so<br />

dass der Pkw-Personenkilometer im Vergleich zu anderen<br />

Wegezwecken des MIV energiegünstiger liegt.<br />

14


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Ästhetische Beeinträchtigungen / Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes<br />

Ästhetische Beeinträchtigungen und Beeinträchtigungen des<br />

Landschaftsbildes treten vor allem durch die bereitgestellte<br />

Infrastruktur für den ruhenden und fließenden Verkehr und außerdem<br />

durch die Fahrzeuge selbst auf. Parkende Autos an Waldrändern und<br />

an Wegen, sowie großflächige Parkplätze mitten in Wiesen- oder<br />

Waldflächen, führen zu optischen Verlusten der ursprünglichen<br />

Landschaftsgestalt.<br />

1.3.2 Herkunft der Erholungssuchenden<br />

Nach den Ergebnissen einer empirischen Erhebung der Universität Mannheim aus<br />

dem Jahr 1994 18 liegen die Herkunftsschwerpunkte der Besucher in den nahe<br />

gelegenen Oberzentren der Region:<br />

• Ludwigshafen (13,1%)<br />

• Mannheim (9,7%)<br />

• Bad Dürkheim (6,1%)<br />

• Kaiserslautern (5,2%)<br />

Zur Ermittlung der Daten wurden die Zahlen sämtlicher Erholungssuchenden (somit<br />

auch Kurzurlauber und Urlaubsgäste) herangezogen. Eine ausdrückliche<br />

Berücksichtigung der Naherholungsgäste würde erheblich höhere Prozentanteile für<br />

die nahe gelegenen Gebiete ergeben.<br />

1.4 Bestandsanalyse der Straßeninfrastruktur<br />

Bei Betrachtung der Straßeninfrastruktur stellt man schnell fest, dass das<br />

Biosphärenreservat Pfälzerwald gut an das überörtliche Fernstraßennetz<br />

angebunden ist.<br />

18 Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg; (1994); Fallstudien zum Freizeit- und Fremdenverkehr<br />

im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.67<br />

15


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Das Gebiet wird von mehreren Autobahnen und Bundesstraßen umschlossen 19 :<br />

aus Richtung Norden<br />

• A 61 aus Richtung Mainz/Bad Kreuznach<br />

• A 62 Trier<br />

• A 63 Mainz<br />

• B 270 Idar-Oberstein<br />

• B 48 Bad Kreuznach<br />

• B 40 Kirchheim-Bolanden<br />

• B 271 Alzey<br />

aus Richtung Osten<br />

• A 6 Frankenthal/Ludwigshafen/Mannheim<br />

• A 65 Ludwigshafen/Hassloch<br />

• A 650 Ludwigshafen/Mannheim<br />

• B 37 Bad Dürkheim<br />

• B 38 Neustadt/Landau/Bad Bergzabern<br />

• B 39 Hassloch/Speyer<br />

• B 272 Germersheim<br />

• B 427 Karlsruhe<br />

aus Richtung Süden<br />

• Grenzübergang Wissembourg<br />

• Grenzübergang St. Germanshof<br />

• Grenzübergang Hirschtal<br />

aus Richtung Westen<br />

• A 6 Saarbrücken<br />

• A 8 Neunkirchen/Saarlouis<br />

19 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.53-55<br />

16


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Innerhalb des Pfälzerwaldes verläuft die Straßenerschließung in der Hauptrichtung<br />

West-Ost, entsprechend dem Verlauf der Täler. Das Gebiet ist durch folgende<br />

Autobahnen und Bundesstraßen erschlossen:<br />

• A 6 Ludwigshafen – Kaiserslautern<br />

(verläuft durch das nördliche Biosphärenreservatsgebiet)<br />

• B 10 Landau – Pirmasens<br />

(verläuft entlang des Queichtals)<br />

• B37 Bad Dürkheim – Kaiserslautern<br />

(verläuft entlang der Isenach-Hochspeyerbachlinie)<br />

• B 39 Neustadt – Richtung Kaiserslautern<br />

(verläuft entlang des Hochspeyerbachs)<br />

• B 427 Bad Bergzabern – Pirmasens<br />

(quert das Dahner Felsenland)<br />

• B 48 Nord-Süd-Richtung<br />

(elementare Nord-Süd-Verbindung, der für die innere<br />

Erschließung des Pfälzerwaldes eine zentrale Bedeutung<br />

zukommt)<br />

Die Verbindungen B 271, B 38 und A 652 erschließen hierbei in Nord-Süd-Richtung<br />

den Haardtrand und die Weinstraße. Ergänzt wird diese Erschließung durch ein<br />

Netz untergeordneter Kreisstraßen. Somit ist das Biosphärenreservat in<br />

ausreichendem Maße verkehrlich erschlossen.<br />

Das rheinland-pfälzische Landesamt für Straßen und Verkehrswesen verfügt über<br />

keine Verkehrszählung, die sich speziell mit dem Freizeitverkehr befasst. Daher soll<br />

auf eine Verkehrserhebung, die den Gesamtverkehr berücksichtigt, zurückgegriffen<br />

werden, um Aussagen zum Straßenverkehr tätigen zu können. Folgende<br />

durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken (DTV) wurden auf den übergeordneten<br />

Straßen erfasst:<br />

• A 6 ca. 30.000 KFZ (ohne Güterverkehr)<br />

• B 10 ca. 20.000 KFZ, bei Pirmasens ca. 30.000 KFZ<br />

• B 37 ca. 5.000 KFZ, von Frankenstein bis<br />

Kaiserslautern ca. 10.000 KFZ<br />

• B 39 ca. 20.000 KFZ<br />

17


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

• B 427 ca. 10.000 KFZ<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• B 48 ca. 8.750 KFZ Strecke Bad Bergzabern – Annweiler,<br />

ca. 5.000 Strecke Annweiler – Johanniskreuz,<br />

ca. 2.000 KFZ Strecke ab Johanniskreuz<br />

Das Biosphärenreservat ist schwerpunktmäßig von Durchgangsverkehr betroffen.<br />

Dieser Durchgangsverkehr verläuft im Wesentlichen zwischen den westlich<br />

(Kaiserslautern / Pirmasens / Saarland) und östlich (Rhein-Neckar-Raum)<br />

gelegenen Ballungszentren. Erhöhte Verkehrsmengen sind daher vor allem auf der<br />

A 6, B 10 und B 39 festzustellen. Anzumerken ist, dass der allgemeine Verkehr das<br />

Biosphärenreservat meist nur streift, während der Freizeitverkehr aus allen<br />

Richtungen in das Biosphärenreservat einströmt.<br />

Abbildung 3: Straßeninfrastruktur überregional<br />

18


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Abbildung 4: Straßeninfrastruktur regional<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

19


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

2. WEGENUTZUNG<br />

2.1 Einführung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Waldwege werden von einer Vielzahl an Nutzern in Anspruch genommen, die<br />

alle unterschiedliche Ansprüche an deren Ausstattung stellen. Teilweise kommt es<br />

bei der gleichzeitigen Nutzung von unterschiedlichen Zielgruppen auch zu<br />

Konflikten untereinander. Um dem zu begegnen, muss das Konfliktpotential<br />

zwischen den unterschiedlichen Zielgruppen analysiert werden, um dann<br />

Möglichkeiten der Vermeidung zu suchten.<br />

Des Weiteren sind die Waldwege so zu gestalten, dass sie den Ansprüchen der<br />

einzelnen Zielgruppen entgegen kommen, ohne jedoch den Wald unnötig zu<br />

belasten. Bei bedarfsgerechter Ausstattung der Wege kann der Wald sogar vor<br />

weiteren Schäden bewahrt werden. Durch einen gezielten Ausbau von Wegen kann<br />

eine Besucherlenkung erreicht werden, die die sensiblen Bereiche im Wald vor<br />

einer zusätzlichen Beeinträchtigung bewahren kann.<br />

Dem Bereich Wandern kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da sich diese<br />

Form der Freizeitaktivität einer steigenden Beliebtheit erfreut. Nicht zu<br />

unterschätzen ist dabei auch die Bedeutung, die sich hieraus für den Tourismus<br />

ergib. Um dieses Potential nutzen zu können bedarf es jedoch einer Infrastruktur,<br />

die den Anforderungen der Wanderer gerecht wird 20 .<br />

2.2 Waldwege<br />

2.2.1 Nutzer der Waldwege<br />

Der Wandel der Gesellschaft hin zur Freizeitgesellschaft führt dazu, dass auch der<br />

Naturraum immer stärker zur Freizeitgestaltung genutzt wird 21 . Der Druck der sich<br />

20<br />

Vgl.: Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband E.V.; Wanderbares Deutschland,<br />

Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus<br />

21<br />

Arbeitsgemeinschaft Stadt Kaiserslautern, Universität Kaiserslautern; (2000) Stadtvision<br />

Kaiserslautern 2030, S.13<br />

20


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

hieraus für die Erholungsgebiete ergibt wächst ständig. Zudem kann es durch den<br />

Andrang der unterschiedlichsten Nutzergruppen zu einem erhöhten Konfliktpotential<br />

zwischen den einzelnen Gruppen kommen.<br />

Als Zielgruppen für die Nutzung von Waldwegen lassen sich vor allem folgende<br />

Gruppen feststellen:<br />

• Wanderer<br />

• Radfahrer<br />

• Mountainbiker<br />

• Reiter<br />

Aufgrund der teilweise ähnlichen Ansprüche der Nutzer an die Wege, in<br />

Kombination mit unterschiedlichen Bewegungsgeschwindigkeiten, führt zu der<br />

Problematik, dass es im Begegnungsfall zu Konflikten kommen kann. Im Folgenden<br />

soll deshalb das Konfliktpotential zwischen den einzelnen Gruppen analysiert<br />

werden.<br />

2.2.2 Konfliktpotential<br />

Wanderer und Radfahrer<br />

Zwischen Wanderern und Radfahrern kommt es eher selten zu Nutzungskonflikten,<br />

da sie unterschiedliche Ansprüche an die Wege stellen. Radfahrer benötigen<br />

befestigte breite Wege, Wanderer bevorzugen hingegen geschwungene<br />

naturbelassene Pfade.<br />

Wanderer und Mountainbiker<br />

Zwischen Wanderern und Mountainbikern kommt es häufiger zu<br />

Nutzungskonflikten, da sie ähnliche Anforderungen an die Wege stellen. So fühlt<br />

sich eine große Anzahl der Wanderer, durchschnittlich 20–25%, durch die<br />

Mountainbiker gestört. Der Anteil der Mountainbiker, die sich durch Wanderer<br />

beeinträchtigt fühlt, ist hingegen wesentlich geringer. Da es generell allen Personen<br />

möglich sein sollte die Wege zu nutzen, ist es schwierig, diese beiden Zielgruppen<br />

voneinander fernzuhalten. Gerade Ortsfremde können jedoch durch das Ausweisen<br />

von speziellen Wegen für Wanderer und Mountainbiker gelenkt werden.<br />

Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Zahl der tatsächlichen<br />

21


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Begegnungen fast gegen Null tendiert 22 . Wichtig ist zudem, dass sich die Gruppen<br />

ein gewisses Maß an gegenseitiger Akzeptanz entgegen bringen.<br />

Wanderer und Reiter<br />

Nach dem Inkrafttreten des neuen Landeswaldgesetzes 2001 ist das ausdrückliche<br />

Verbot von Reiten auf Wanderwegen aufgehoben worden. Reiter bevorzugen aber<br />

ähnlich wie die Wanderer naturbelassene, unbefestigte Wege. Da es sich bei den<br />

Reitern meistens um Ortsansässige handelt, die ohnehin die ihnen bekannten Wege<br />

benutzen, kann eine Lenkung durch ausgewiesene Reitwege kaum funktionieren.<br />

Deshalb muss in diesem Bereich auf die gegenseitige Rücksichtnahme vertraut<br />

werden.<br />

Radfahrer und Mountainbiker<br />

Zwischen diesen Gruppen kommt es eher selten zu Konflikten, da sie in der Regel<br />

unterschiedliche Ansprüche an die Wege stellen. Die Häufigkeit der Begegnungen<br />

ist daher relativ gering. Zudem finden diese vermutlich eher auf den von Radfahrern<br />

bevorzugten breiteren Wegen statt, wo sie meist kein größeres Problem darstellen.<br />

Für das Konfliktpotential zwischen Radfahrern und Reitern kann von einem<br />

vergleichbaren Konfliktpotential ausgegangen werden.<br />

Mountainbiker und Reiter<br />

Das Konfliktpotential zwischen Mountainbikern und Reitern ist wohl am höchsten<br />

einzuschätzen. Hier können neben der allgemeinen Störung zusätzlich Probleme<br />

auftreten, wenn sich die Tiere durch die Fahrbewegungen der Mountainbiker gestört<br />

fühlen. Da bestehende Wege grundsätzlich beiden Gruppen zugänglich sind, ist es<br />

schwer möglich, diese voneinander zu trennen.<br />

22 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />

Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 26<br />

22


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

2.3 Wandern<br />

2.3.1 Tourismuspotential Wandern<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Aufgrund der großen Bedeutung des Wanderns – gerade für das<br />

Biosphärenreservat Pfälzerwald – soll nun vertieft auf das Thema Wandern<br />

eingegangen werden.<br />

Wandern hat in Deutschland eine lange Tradition und ist noch immer eine der<br />

beliebtesten Freizeit- und Urlaubsaktivitäten in Deutschland und Europa. So<br />

wandert fast jeder zweite Deutsche in seiner Freizeit. Auch in den Nachbarländern<br />

werden ähnlich hohe Werte erreicht und die Tendenz ist weiter steigend. Dem<br />

Wandertourismus und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Potential für die<br />

regionale Entwicklung kommt damit eine große Bedeutung zu, die lange Zeit<br />

verkannt und unterschätzt wurde. Darin ist vermutlich auch ein Grund zu suchen,<br />

weshalb der größte Teil des Wanderbooms an Deutschland vorbei geht.<br />

So haben die fehlenden Investitionen und Marketingmaßnahmen in der<br />

Vergangenheit zur Folge, dass es die meisten deutschen Wandertouristen nach<br />

Österreich oder in die Schweiz zieht. Ziele für die Zukunft sollten deshalb sein:<br />

• der Abbau von Informationsdefiziten bei Entscheidungsträgern auf Politik-<br />

und Planungsebene,<br />

• eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Tourismus- und<br />

Wanderverantwortlichen, sowie<br />

• die Qualitätssteigerung der angebotenen Wanderprodukte 23 .<br />

Wandern hat in Deutschland unter den Freizeit- und Urlaubsaktivitäten einen<br />

absoluten Spitzenplatz. So wird die Zahl der Wander- und Outdooranhänger von der<br />

Deutschen Gesellschaft für Freizeit mit 15 Millionen allein in Deutschland<br />

angegeben. Mindestens 7 Millionen davon wandern besonders gern und häufig.<br />

Dass es sich beim Wandertourismus nicht um eine Marktnische handelt zeigt, dass<br />

zwei Drittel der Inlandsurlauber und sogar drei Viertel der Mittelgebirgstouristen<br />

während ihres Urlaubsaufenthalts wandern. Wanderreiseveranstalter haben zum<br />

Teil zweistellige Zuwachsraten und auch die geführten Wanderungen der Gebirgs-<br />

und Wandervereine erfreuen sich größter Beliebtheit.<br />

23 Ebenda; S. 4<br />

23


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Dieser Trend hat aber auch einen Wandel der Wandergäste zur Folge. Stellte das<br />

Wandern früher oft die einzige Möglichkeit zur aktiven Erholung in der Natur dar, hat<br />

man heute eine große Auswahl an Natur- und Trendsportarten. Der heutige<br />

Wanderer entscheidet sich somit ganz bewusst für diesen sanften Natursport. Damit<br />

einher gehen aber auch gewisse Anforderungen an die Wegeinfrastruktur, die<br />

Unterkünfte und das Marketing. Darauf hin sollten die derzeitigen Einrichtungen<br />

untersucht werden 24 .<br />

2.3.2 Vorlieben der Wanderer<br />

Um die Infrastruktur der Waldwege auf die Bedürfnisse der Wanderer abzustimmen,<br />

muss man sich zunächst einmal mit den Gewohnheiten und Bedürfnissen der<br />

Wanderer beschäftigen.<br />

Tourengestaltung<br />

• Wanderer bevorzugen es, die Touren nach ihren eigenen Vorlieben zu<br />

gestalten. Die geplanten Routen können hierbei vor Ort noch spontane<br />

Veränderungen erfahren. Wanderer unternehmen meist Rundwanderungen,<br />

die eine halb- oder ganztägige Dauer haben. 80% der Wanderer fährt mit<br />

dem Auto zum Ausgangspunkt.<br />

• Wanderer legen durchschnittlich eine Strecke von 13 km zurück. Die<br />

Wanderdauer der einzelnen Touren beträgt in etwa 4 Stunden. Wanderer, die<br />

eine mehrtägige Tour unternehmen, wandern durchschnittlich 17 km pro<br />

Etappe. Die Unterschiede im Bezug auf das Leistungsvermögen und die<br />

Leistungsbereitschaft sind recht groß. Deutlich mehr als 20 km wird jedoch<br />

nur von "Ausnahmewanderern" geleistet.<br />

• Ziel der Wanderung ist der Aufenthalt in einer möglichst „unberührten Natur“.<br />

Die Wanderer bevorzugen hierbei abwechslungsreiche Wälder und Wiesen,<br />

natürliche Gewässer und Waldränder, sowie frische Luft und die natürliche<br />

Stille.<br />

• Naturgewachsene, gewundene Wege und Pfade werden den breiten und<br />

24 Ebenda; S. 7<br />

geraden Wirtschaftwegen deutlich vorgezogen. Gemieden werden zudem<br />

24


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Schotter- oder Asphalttrassen und vor allem das Wandern entlang von<br />

Straßen.<br />

• Wanderer wollen auf ihrer Wanderung möglichst wenig von „Alltagsplagen“<br />

wie Verkehr, Lärm, Müll und Gestank mitbekommen. Auch das Durchqueren<br />

von tristen Siedlungen und "Agrarwüsten" ist eher unerwünscht.<br />

• Wanderer bevorzugen mittlere Höhen und Mittelgebirge, wo sie besonders<br />

aussichtsreiche Wege schätzen.<br />

• Die Wandersaison erstreckt sich praktisch über das ganze Jahr, allerdings<br />

mit Einschränkungen im Winter 25 .<br />

Ansprüche an das Wanderleitsystem<br />

• Wanderer haben in der freien Natur ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis –<br />

daher wird versucht, das Verlaufen zu vermeiden.<br />

• Gewandert wird häufig eine Kombination aus bereits bekannten und neuen<br />

Strecken, da meist wenig Vertrauen in komplett neue Strecken gesetzt wird.<br />

• Als Orientierungshilfen werden Wegweiser bevorzugt (möglichst mit<br />

Entfernungsangaben in km), gefolgt von Wandermarkierungen und<br />

Wanderkarten. Idealerweise stehen alle drei Orientierungshilfen gleichzeitig<br />

zur Verfügung. Eine weniger wichtige Rolle spielen Wandertafeln und<br />

Wegbeschreibungen.<br />

• Wanderer bemängeln am Urlaubsort meist die unzureichenden und falschen<br />

Orientierungshilfen der Wege.<br />

• Wanderkarten dienen meist nur zur groben Orientierung und haben eher eine<br />

Sicherheitsfunktion.<br />

Beliebte Tourenziele<br />

• Natürliche Höhepunkte in der Landschaft stellen ein bevorzugtes Ausflugsziel<br />

dar. Hierbei kann es sich beispielsweise um aussichtsreiche Gipfel,<br />

Felsschluchten, wildblühende Wiesen, offene Heiden, Seen, Quellen oder<br />

Wasserfälle handeln.<br />

25 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />

Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />

Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />

25


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Auch Burgen und Schlösser sind ein beliebtes Ziel. Andere kulturelle<br />

Sehenswürdigkeiten haben eher eine untergeordnete Bedeutung.<br />

• Auch Lehrpfaden jeder Art, sowie natur- und kulturkundlichen Zentren stehen<br />

nicht im Mittelpunkt des Interesses.<br />

• Unbeliebt sind vor allem Trimmpfade, Rastplätze, etc. 26 .<br />

Ansprüche an die Wanderwege<br />

• Wanderwege sollten möglichst naturbelassen sein. Wanderer bevorzugen<br />

erdige und pfadige Wege.<br />

• Geschotterte und asphaltierte Wege sind sehr unbeliebt.<br />

• Auch der Kontakt mit der asphaltierten Straße wird eher gemieden 27 .<br />

Vorlieben von Wanderern<br />

Schöne Landschaften, weite Aussichten 90%<br />

Naturnahe Wege, natürliche Stille 80%<br />

Individuelle Touren á la carte 80%<br />

Zuverlässiges Wanderleitsystem 80%<br />

Mittlere Höhen 70%<br />

Tabelle 5: Vorlieben der Wanderer<br />

2.4 Leitfaden zur Verbesserung der Wanderinfrastruktur<br />

2.4.1. Markierung von Wanderwegen<br />

Markierte Wanderwege stellen die Grundlage einer jeden Wanderinfrastruktur dar.<br />

Da sie ein wichtiges Entscheidungskriterium für Touristen bei der Wahl ihrer<br />

Wanderregion darstellen, kommt der Wegausweisung eine große Bedeutung zu.<br />

Markierungen können in Form von Wegweisern, Markierungszeichen, Wegtafeln<br />

und Orientierungstafeln vorgenommen werden – am sinnvollsten ist eine<br />

Kombination aus allen Möglichkeiten. Eine einfache, gut nachvollziehbare und<br />

lückenlose Wegausweisung ist wichtig, um dem Wanderer jederzeit das Gefühl zu<br />

26 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />

Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />

Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />

27 Ebenda; S.12<br />

26


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

vermitteln, auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Untersuchung der<br />

Forschungsgruppe Wandern an der Universität Marburg hat ergeben, dass die<br />

meisten Wanderer am liebsten nach Wegweisern, gefolgt von Markierungszeichen<br />

wandern.<br />

Wegweiser<br />

Wegweiser haben den Vorteil, dass sie einen eindeutigen Richtungshinweis geben<br />

und leicht verständlich sind. Sie bieten außerdem die Möglichkeit für die Angabe<br />

weiterer Informationen wie:<br />

• die Angabe verschiedener Wanderziele mit den dazugehörigen<br />

Entfernungsangaben,<br />

• die Abbildung des Markierungszeichens des Wanderweges,<br />

• die Angabe der betreuenden Institution, sowie<br />

• die Bezeichnung des Wegweiserstandortes, eventuell sogar mit<br />

Höhenangabe.<br />

Markierungszeichen<br />

Markierungszeichen sind in Deutschland die am weitesten verbreitete Art der<br />

Wegemarkierung. Bei der Ausweisung mit Wegweisern dienen sie oft als<br />

zusätzliche Ergänzung. Die Markierungszeichen sollten möglichst einfach gestaltet<br />

sein – am besten mit nur wenigen Farben, dafür aber mit einfachen und<br />

einprägsamen Symbolen dargestellt.<br />

Orientierungstafeln<br />

Orientierungstafeln mit einer Routenbeschreibung stellen eine gute Ergänzung zu<br />

den Wegweisern und Markierungszeichen dar. Ihre Aufstellung empfiehlt sich vor<br />

allem an Wanderparkplätzen, Bahnhöfen und Ortszentren.<br />

Bei der Markierung von Wanderwegen ist zudem von Bedeutung, dass die<br />

gegebenen Hinweise bewusst als Lenkungsinstrument eingesetzt werden können.<br />

Besucher können so zu besonders attraktiven Standorten herangeführt werden.<br />

Gleichzeitig können sie aber auch von sensiblen Bereichen ferngehalten werden.<br />

27


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Wichtig hierfür ist ein Angebot an attraktiven Wegen, da sonst der Wanderer<br />

verleitet wird, sich verstärkt abseits der Wege aufzuhalten 28 .<br />

Rechtliche Grundlagen<br />

Welche Mittel und Techniken zur Markierung der Wege benutzt werden, hängt<br />

häufig auch von den örtlichen Gegebenheiten und den Vorgaben durch<br />

Forstbehörden, Wald- und Grundstückseigentümer oder Naturschutzbehörden ab.<br />

Die Wandervereine verfügen zwar über eine grundsätzliche Befugnis zum<br />

Markieren von Wanderwegen, dennoch müssen Wegemarkierungen genehmigt<br />

werden, da dieses Recht nicht die Befugnis beinhaltet, Gegenstände, Gebäude und<br />

Anlagen in fremden Eigentum ohne die Zustimmung des Eigentümers in Gebrauch<br />

zu nehmen 29 .<br />

Wanderkarten<br />

Neben den Wegweisern und den Markierungen sind Wanderkarten ein wichtiges<br />

Hilfsmittel zur Orientierung. Sie dienen zudem im Vorfeld der Routenauswahl und<br />

Tourenplanung. Während der Wanderung werden sie eher zur groben Orientierung<br />

genutzt und zur Sicherheit mitgenommen.<br />

Wichtige Merkmale für Wanderkarten<br />

• aktueller Datenstand<br />

• genauer Wanderwegeverlauf<br />

• selbsterklärende Darstellung<br />

• mit den wegebetreuenden Institutionen abgestimmt<br />

• mit Haupt- Radwegen, evtl. auch Reitwegen, zur Konfliktvermeidung<br />

• Maßstab wandergerecht (1:20.000 - 1:50.000)<br />

• Handliche Kartenblattgröße<br />

• Handliche Falzgröße (Taschenformat)<br />

• Geeignete Reliefdarstellung(Schummerung und Höhenlinien)<br />

• GPS- tauglich<br />

• Strapazierfähiges (witterungsbeständiges) Material<br />

28 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />

Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 17<br />

29 Ebenda; S. 18<br />

28


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Vollständiges Verzeichnis der markierten Wanderwege<br />

• Abbildung der Markierungszeichen<br />

• Angaben eines Ansprechpartners für Korrekturhinweise: Wandervereine<br />

(E- Mail, Internet, Postanschrift)<br />

• Mögliche Informationen über interessante Wanderziele auf der<br />

Kartenrückseite<br />

• Gebiets- und Tourenvorstellung<br />

• Touristische Informationen und Adressen 30<br />

2.4.2 Qualitätskriterien für Wanderwege<br />

Der Deutsche Wanderverein hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Tourismusverband e.V. Kriterien zur Bewertung der Qualität von Wanderwegen<br />

entwickelt. Die Vorgaben orientieren sich an den oben aufgeführten Vorlieben und<br />

Aversionen der Wanderer. Ziel des Konzeptes ist es, ein deutschlandweites Netz<br />

von Wanderwegen aufzubauen, die das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares<br />

Deutschland“ tragen. Die Auszeichnung der Wanderwege mit diesem Prädikat soll<br />

den Wandertourismus stärken und dem Wanderer die Gewissheit geben, vor Ort<br />

nicht enttäuscht zu werden. Die Kriterien, die zur Beurteilung herangezogen<br />

werden, decken vier große Themenbereiche ab:<br />

• 1. Wegeformat<br />

• 2. Natur/Landschaft<br />

• 3. Kultur/Zivilisation<br />

• 4. Wanderleitsystem<br />

Es müssen nicht alle Kriterien der jeweiligen Themenbereiche erfüllt werden um den<br />

Qualitätsansprüchen zu genügen, sondern es sind je 4 km-Abschnitt mindestens 10<br />

der Punkte aus der folgenden Tabelle zu erfüllen 31 .<br />

30 Ebenda; S. 21<br />

31 Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband e.V.;(2002); Wanderbares Deutschland,<br />

Praxisleitfaden zur Förderung des Wandertourismus; S. 17<br />

29


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Wegeformat<br />

1. auf befahrenen Straßen<br />

einschließlich ungesicherter Straßenquerung<br />

2. neben befahrenen Straßen<br />

bis zu einem Abstand von einer Straßenbreite zum Fahrbahnrand<br />

3. Verbunddecken<br />

Teer, Beton, Pflaster, auf der Gehspur<br />

4.Schotter<br />

aufgeschüttete Bruchsteindecke auf der Gehspur (mit mehr als einem<br />

Flächendrittel an Steinen > 15 mm ohne Feinabdeckung<br />

5. naturbelassene Erdwege<br />

erdig, grasig, aber gut begehbar<br />

6. Pfade<br />

Gehspur von weniger als 1 m Breite unabhängig von 5.)<br />

7. Abwechslung<br />

im Großen wechselnde Landschaftsformationen<br />

Natur/Landschaft<br />

(Wald, Wiesen, Heiden, Moor, Bergrücken, Talauen, Siedlungen u.ä.)<br />

8. besonders attraktive Naturlandschaften<br />

wie Altwälder, Waldwiesen, Heiden, eindrucksvolle Biotope, Parks,<br />

gärtnerische Anlagen (außer Vorgärten)<br />

9. natürliche Gewässer<br />

z.B. naturnahe Quellen, Bäche und Flüsse, Seen, Moore<br />

10. punktuelle Naturattraktionen<br />

z.B. eindruckvolle Gipfel, Felsen, Schluchten, Höhlen, Baumveteranen,<br />

Naturdenkmäler<br />

11. eindrucksvolle Aussichten<br />

mit dauerhaft freiem Blickfeld von mindestens 45 Grad Öffnung und 1 km<br />

Tiefe.<br />

Kultur/Zivilisation<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

12. Intensiv genutztes Umfeld<br />

z.B. geschlossene Siedlungen, Gewerbegebiete, Kläranlagen,<br />

13. gefällige Ortszenen<br />

z.B. Altstadtstraßen, Marktplätze, Allen, Promenaden<br />

14. kulturelle Sehenswürdigkeiten<br />

von regionaler Bedeutung, z.B. Burgen, Kirchen, Ausgrabungsstätten<br />

15. nationales Baudenkmal<br />

z.B. Schloss, Dom, Wasserspiele<br />

16. Gasthäuser<br />

wenn ab mittags geöffnet (mit Hinweisschild bis zu 500 m Wegabstand)<br />

17. Haltepunkt für ÖPNV, PKW<br />

Haltestellen und Parkplätze (mit Hinweisschild bis zu 500 m Wegabstand)<br />

Höchstens<br />

50 m<br />

Höchstens<br />

300 m<br />

Höchstens<br />

500 m<br />

Höchstens<br />

1000 m<br />

Mindestens<br />

1000 m<br />

Mindestens<br />

500 m<br />

Mindestens 2<br />

Formationswechsel<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Höchstens 300 m<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Mindestens 1<br />

(mehr zählt doppelt)<br />

Zählt doppelt<br />

Mindestens 1<br />

Mindestens 1<br />

30


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Wanderleitsystem<br />

18. Basism arkierung<br />

fehlerfrei und eindeutig<br />

19. nutzerfreundliche Markierung<br />

dichte Sichtmarkierung, Beruhigungszeichen, Richtungspfeile<br />

20. Wegweiserstandorte<br />

mit Entfernungsangabe<br />

21. Vernetzung<br />

mit anderen markierten Wanderwegen<br />

22. Rastmöglichkeiten<br />

z.B. Bänke, Sitzgruppen, Hütten<br />

2.5 Bestandsaufnahme<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

lückenlos<br />

Weitgehend in<br />

Sichtweite<br />

Mindestens 4<br />

Mindestens 1<br />

Mindestens 2<br />

Um sich eine Übersicht über den Zustand und die Ausstattung der Wanderwege auf<br />

Johanniskreuz zu verschaffen, wurde eine Bestandsaufnahme vor Ort durchgeführt.<br />

Aufgrund der räumlichen Ausdehnung des zu untersuchenden Gebietes und der<br />

Anzahl der Wege war es hierbei jedoch nicht möglich, eine genaue Analyse der<br />

einzelnen Wege durchzuführen. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme beruht daher<br />

auf einer stichprobenartigen Untersuchung der bestehenden Wanderwege.<br />

Positiv<br />

Tabelle 6: Bewertungskriterien Wandern<br />

Rund um Johanniskreuz besteht bereits ein relativ dichtes Wanderwegenetz. So hat<br />

sowohl der Pfälzerwald-Verein, als auch das Forstamt verschiedene Wanderwege<br />

ausgewiesen. Bei den Wanderwegen des Pfälzerwald-Vereins handelt es sich um<br />

10 Wanderwege, deren Länge zwischen 2,5 und 10 km liegt. Ausgangs- und<br />

Endpunkt der Routen ist jeweils Johanniskreuz. Bei den Wanderwegen, die das<br />

Forstamt ausgewiesen hat, handelt es sich um thematische Wanderwege unter dem<br />

Motto „Spurensuche“. Hierbei werden verschiedene Stationen abgewandert, an<br />

denen sich historische Schauplätze, Rittersteine, alte Bäume oder besondere<br />

Baumarten befinden. Die Länge der Strecken beträgt zwischen 14,5 und 21 km.<br />

Drei der vier Wanderwege haben ihren Ausgangspunkt auf Johanniskreuz.<br />

Daneben existiert noch der Holzlandwanderweg. Dieser Rundwanderweg hat eine<br />

Länge von 48 km. Ergänzt wird der Rundwanderweg durch Querspangen<br />

unterschiedlicher Länge, die auch an Johanniskreuz entlangführen. Des Weiteren<br />

verlaufen Streckenabschnitte des Jakobswanderwegs und des<br />

Skulpturenwanderwegs über Johanniskreuz.<br />

31


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Ausschilderung der Wanderwege am "Parkplatz Johanniskreuz" mittels<br />

Orientierungstafeln ist als gut zu beurteilen. Der Wanderer hat hier die Möglichkeit,<br />

sich einen Überblick über die angebotenen Wanderwege zu verschaffen und seine<br />

persönliche Route zu planen.<br />

Abbildung 5: Orientierungstafeln<br />

Negativ<br />

Auffallend schlecht ist die Beschilderung der Wanderwege. Es bestehen große<br />

Lücken zwischen den einzelnen Markierungszeichen und teilweise fehlen sogar die<br />

an wichtigen Wegekreuzungen notwendigen Richtungspfeile. Ob die Markierungen<br />

erst im Laufe der Zeit, z.B. durch das Fällen von Bäumen, verschwunden sind oder<br />

nie existent waren, lies sich nicht feststellen. Da das Wanderleitsystem ein wichtiges<br />

Kriterium für einen attraktiven Wanderweg und das Sicherheitsgefühl der Wanderer<br />

ist, besteht hier dringend Nachbesserungsbedarf. Ein weiterer Vorteil einer guten<br />

Beschilderung ist zudem, dass es als Besucherleitsystem eingesetzt werden kann.<br />

Die Gäste können so zu besonders attraktiven Orten geführt, oder von sensiblen<br />

Bereichen ferngehalten werden. Etwas verwirrend ist zudem die große Vielzahl der<br />

Markierungen, da jeder, der einen Wanderweg ausgewiesen hat, unterschiedliche<br />

Zeichen verwendete. Auch der Zustand der Markierungen ist teilweise mangelhaft.<br />

So sind diese mitunter überwachsen oder auf Grund ihres Alters kaum mehr lesbar.<br />

In diesem Zusammenhang muss auch der schlechte Zustand der Skulptur<br />

„Ersatzteillager für Baumkronen“ erwähnt werden. Es scheint wichtig darauf<br />

hinzuweisen, dass die Ausweisung und Ausstattung der Wanderwege keine<br />

32


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

einmalige Sache ist. Die Infrastruktur der Wege bedarf einer regelmäßigen Wartung<br />

und Kontrolle, damit sie ihre Attraktivität behält.<br />

Abbildung 6: Skulptur „Ersatzteillager für Baumkronen“<br />

Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass viele Waldwirtschaftswege im Rahmen<br />

der Wanderrouten genutzt werden. Die meisten Wanderer bevorzugen jedoch eher<br />

schmale, naturbelassene Pfade zum Wandern. Die intensive Waldwirtschaft am<br />

Wegerand der Waldwirtschaftswege trägt zudem zu einer weiteren Abwertung der<br />

Attraktivität dieser Wege bei. Die wenigen Wanderwege, die über schmalere Pfade<br />

führen, sind häufig sehr stark mit Vegetation bedeckt, was die Nutzbarkeit deutlich<br />

einschränkt.<br />

Abbildung 7: Unübersichtliche Markierung und zugewachsener Weg<br />

33


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Auch das Wegesystem der Wanderwege ist nicht optimal. Es besteht ausschließlich<br />

aus Wegeschleifen, die eine spontane Erweiterung der gewählten Wanderroute<br />

kaum zulassen.<br />

Ein weiteres Problem stellt die Länge der Wanderwege der "Spurensuche“ dar. Mit<br />

einer Mindestlänge von 14,5 km liegen sie über der durchschnittlichen Wanderlänge<br />

von Wanderern. Diese legen durchschnittlich 13 km auf ihren Touren zurück 32 .<br />

Spaziergänger und Familien mit Kindern werden von diesen Wegen erst gar nicht<br />

angesprochen.<br />

Durch das geplante Haus der Nachhaltigkeit ist damit zu rechnen, dass das Gebiet<br />

einen verstärkten Zuspruch auch von diesen Zielgruppen erhält. Daher sollte über<br />

eine Möglichkeit nachgedacht werden, auch deren Wünsche zu berücksichtigen.<br />

.<br />

2.6 Planungsvorschläge<br />

Im Vorfeld soll darauf hingewiesen werden, dass die Vorschlägen zur Verbesserung<br />

und Attraktivierung der Wege lediglich dazu beitragen können, die Wege auf die<br />

Bedürfnisse der Wanderer abzustimmen. Ob sich ein Gebiet zu einer attraktiven<br />

Wanderregion entwickelt hängt nicht zu letzt von der allgemeinen Attraktivität der<br />

Landschaft ab. Des Weitere sind begleitende Maßnahmen wie ein verstärktes<br />

Marketing notwendig. Um eine Region als Wanderregion zu etablieren, müssen<br />

auch die übrigen Angebote, wie z.B. die Gastronomie, auf die Ansprüche der<br />

Wanderer abgestimmt werden.<br />

7.6.1 Verbesserung der Wegebeschilderung<br />

Wanderer wandern am liebsten mit Hilfe von Wegweisern. Diese finden jedoch bei<br />

der Beschilderung der Wanderwege auf Johanniskreuz kaum Verwendung. Es wäre<br />

daher wünschenswert, dass zumindest die Wegkreuzungen durch solche Zeichen<br />

markiert werden. Durch die Ergänzung mit Wegweisern an Kreuzungen, an denen<br />

zwei oder mehrere Wege aufeinander treffen, wäre es für Wanderer zudem<br />

einfacher ihre Tour zu ändern oder zu ergänzen. Hierbei könnten beispielsweise<br />

32 Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband e.V.; (2003); Wanderbares<br />

Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für Wanderwege, wanderfreundliche<br />

Gastgeber und Wanderprospekte; S. 8<br />

34


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

auch Informationen über Sehenswürdigkeiten entlang der Strecken oder<br />

Entfernungsangaben dargestellt werden. Auch das für den jeweiligen Weg<br />

verwendete Markierungszeichen ist auf dem Wegweiser anzugeben.<br />

Bei der Analyse der bestehenden Wanderwege fiel auf, dass die vorhandenen<br />

Wegemarkierungen der meisten Wege lückenhaft sind. Die Vollständigkeit ist<br />

jedoch eine wichtige Voraussetzung, um das Sicherheitsbedürfnis des Wanderers<br />

zu befriedigen. Somit ist es unerlässlich, eine durchgehende Markierung der Wege<br />

vorzunehmen.<br />

Da es immer passieren kann, dass ein Zeichen aufgrund von natürlichen<br />

Verwitterungsprozessen, Baumfällarbeiten oder Vandalismus verschwindet, sollte<br />

der Weg mindestens ein mal im Jahr abgelaufen werden, um die Vollständigkeit und<br />

den Zustand der Wegemarkierungen zu überprüfen. Da es sich bei den meisten<br />

Wegen um Rundwege handelt, sollten diese von beiden Gehrichtungen aus<br />

markiert werden. Aus Gründen der besseren Wahrnehmung, sollten die Zeichen<br />

möglichst so angebracht werden, dass sie direkt ins Auge fallen. Zudem sollten die<br />

Zeichen auch schon aus der Ferne zu erkennen sein. Auch auf längeren Strecken<br />

ohne Abzweigung sollten in regelmäßigen Abständen Zeichen angebracht werden,<br />

um den Wanderer die Sicherheit zu geben, dass er sich noch immer auf dem<br />

richtigen Weg befindet 33 .<br />

In Bezug auf die Art der Markierung sind auf Johanniskreuz eine Vielzahl von<br />

unterschiedlichen Zeichen festzustellen. Eine Vereinheitlichung dieser wäre<br />

wünschenswert. Zu empfehlen ist ein Zeichen, das repräsentativ für die<br />

Wanderwege bzw. die Region steht. Um das Wandern für Kinder attraktiver zu<br />

machen, wären auch Markierungen in Form eines „Maskottchens“ denkbar. Dieses<br />

könnte dann von den Kindern jedes Mal aufs Neue entdeckt werden.<br />

33 Brämer,Rainer; www.staff.uni-marburg.de; Stand: 20.05.2003<br />

35


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

2.6.2 Verbesserung der Wege<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Für die Ausweisung von Wanderwegen empfiehlt sich vor allem das Verwenden von<br />

schmalen, naturbelassenen Pfaden. Auch hier ist eine regelmäßige Wartung der<br />

Wege notwendig. Die Wege sollten ebenfalls einmal im Jahr auf ihren Zustand hin<br />

untersucht werden.<br />

Die Benutzung von Wegen entlang von Straßen wurde auf Johanniskreuz<br />

größtenteils vermieden. Es wurden jedoch häufig Waldwirtschaftswege verwendet,<br />

die zudem durch eine intensive Waldwirtschaft gekennzeichnet sind. Dieses<br />

Problem kann sicherlich nicht gänzlich gelöst werden und ist auch nicht weiter<br />

problematisch, solange nicht der größte Teil des Wanderwegenetzes über diese<br />

Waldwirtschaftswege geführt wird.<br />

Verkürzte „Spurensuche“<br />

Wie bei der Betrachtung der Wegelängen der Wanderwege „Spurensuche“<br />

festgestellt wurde, liegen alle Wege über der durchschnittlichen Wanderlänge von<br />

Wanderern. Da diese Wege zudem auch für Familien mit Kindern und ältere<br />

Menschen attraktiv gemacht werden sollen, wurde bei der Planung einer verkürzten<br />

Spurensuche als Richtwert eine Länge von 5 km angenommen. Die Stationen des<br />

Weges orientieren sich hierbei an den bereits vom Forstamt ausgewiesenen<br />

„Spurensuche“-Wanderwegen.<br />

36


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Abbildung 8: Verkürzte Spurensuche<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

37


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Die Stationen im Einzelnen:<br />

• Station 1 (150m)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Ausgangspunkt der Wanderung stellt das historische Johanniskreuz dar. Dabei<br />

handelt es sich um ein Wege- und Geleitkreuz, das die Grenzen der<br />

Wilensteiner und Leininger Herrschaften markiert.<br />

• Station 2<br />

Hier befindet sich das alte Forsthaus. Es wurde 1822 von der damaligen<br />

königlich bayrischen Forstverwaltung erbaut. Es diente zunächst als Dienstsitz<br />

des Revierförsters. Im Zug der großen Organisationsänderung von 1885, erhielt<br />

das Forstamt Johanniskreuz, das vorher zum Forstamt Elmstein gehörte, den<br />

Rang eines Forstamtes erhielt. Von da an, bis zum Jahre 1928 diente das Haus<br />

als Forstamtsgebäude.<br />

Abbildung 9: Stationen 1 und 2 der verkürzten Spurensuche<br />

• Station 3 (560m)<br />

Bei dem „Allbrechtshain“ handelt es sich um einen parkartigen Bestand, der<br />

nach dem Veteran des Pfälzerwaldes, Philipp Allbrecht, benannt wurde. Philipp<br />

Allbrecht war seit 1864 Verwalter des Forstreviers, ab 1885 bis 1901<br />

Amtsvorstand des Forstamtes Johanniskreuz. Auf dem angrenzenden<br />

Lagerplatz werden die Werteichen des Forstamtes zur Versteigerung angeboten.<br />

• Station 4 (700m)<br />

Die Eiben, die sich hier befinden, stellen eine botanische und forstliche<br />

Seltenheit dar. Bis zum Mittelalter waren diese Bäume hier noch weit verbreitet,<br />

sie fielen schließlich der Herstellung von Bogen und Armbrust zum Opfer.<br />

38


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

• Station 5 (800m)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Links und rechts des Weges befinden sich einzelne Bäume, die üblicherweise<br />

eher aus Gärten oder Parks bekannt sind. Hierbei handelt sich es sich um<br />

Exemplare der Baumart Chamaecyparis lawsoniana, der sogenannten<br />

Scheinzypresse. Ursprünglich stammt sie aus den pazifischen Küstenregion der<br />

USA. Dort erreicht sie eine Höhe von bis zu 60 m und einen Stammdurchmesser<br />

bis zu 120 cm. Die amerikanische Bezeichnung lautet “Oregon-cedar“ oder auch<br />

Lawsen Cypress“. Diese trägt zum einen ihrem Hauptverbreitungsgebiet und<br />

zum anderen dem schottischen Baumschulbesitzer Lawson Rechnung, der die<br />

Art erstmals 1854 planmäßig anbaute. Zu Beginn des 18. Jhts., aber verstärkt<br />

seit 1870 führte man in Deutschland Probeanbauten forstlich interessanter<br />

Baumarten aus Nordamerika durch. Die Scheinzypresse konnte sich hierbei<br />

nicht durchsetzen.<br />

• Station 6 (1 km)<br />

Der Grundstein für diese 30-jährigen Traubeneichen wurde mit der Saat im<br />

Jahre 1968 gelegt. In der Werteichenwirtschaft bestehen hoher Anforderungen<br />

an die Anlage von Kulturanlagen und Pflege der Jungbestände, um die<br />

gewünschte Anzahl wertvoller Eichen zu erhalten. Die letzte Pflegemaßnahme<br />

fand im Sommer 1999 statt. Die ausgewählten und markierten „Zukunftsbäume“<br />

wurden dabei von zu nah wachsenden Nachbarbäumen befreit.<br />

Abbildung 10: Stationen 3 und 6 der verkürzten Spurensuche<br />

• Station 7 (1,45 km)<br />

Die ca. 350 Jahre alte „Hindenburgkiefer“ erhielt ihren Namen von dem zweiten<br />

Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Generationsmarschall Paul von<br />

Hindenburg. Bis ins Jahre 1902 hießt sie noch „Burenkiefer“. Dies war Ausdruck<br />

der damaligen Begeisterung für das Unabhängigkeitsstreben der Buren. Sie hat<br />

eine Höhe von 35 m und einem Durchmesser von 102 cm in Brusthöhe. Damit<br />

weist die Kiefer einen Festgehalt von über 12 m³ auf.<br />

39


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

• Station 8 (2,8km)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Dies ist die Nachbildung eines Dreimärkers aus dem Jahre 1773. Er weist auf<br />

das Zusammentreffen historischer Grenzen entlang der sogenannten<br />

Gräfensteiner Linie hin. Der Orginalstein kennzeichnete die Grenzscheide<br />

zwischen dem Lauberwald im Besitz der Probstei Eußerthal, der Frankenweide<br />

und dem Gräfkensteinerwald, der seinerzeit zur Markgrafschaft Baden gehörte.<br />

Nachdem das Kloster Eußerthal aufgehoben wurde, wurde der Lauberwald dem<br />

geistlichen Güteradministrator in Heidelberg unterstellt. Der Lauberwald wurde<br />

1803, als die Pfalz zur französischen Republik gehörte, zum Nationalgut erklärt.<br />

Dies geschah ebenfalls während der beiden anderen Territorialherrschaften. Die<br />

Frankenweide wurde zur Zeit der fränkischen Könige als Waldweidegebiet<br />

genutzt. Sie gehörte dem Graf von Leiningen zunächst als Lehnen und später<br />

dann als Eigentum. Die Herzöge von Zweibrücken waren zeitweise<br />

Miteigentümer. 1816 wurden alle drei ehem. Territorialherrschaften vom<br />

Königreich Bayern als Staatswald übernommen. Heute laufen an diesem Punkt<br />

die Grenzen dreier Verbandsgemeinden zusammen.<br />

• Station 9 (3,6km)<br />

Hier stand bis zu den Stürmen 1990 die bekannte Kaiser-Wilhelm-Buche. Sie<br />

wies eine eigenartige Wuchsform auf, da ihr Stamm sich in geringer Höhe in drei<br />

fast gleich starke Teile gabelte. Deshalb wurde sie auch Harfenbuche genannt.<br />

Heute stehen hier ein Gedenkstein und eine neu gepflanzte Buche die an den<br />

langjährigen Regierungspräsidenten Hans Keller erinnern.<br />

Abbildung 11: Stationen 8 und 9 der verkürzten Spurensuche<br />

40


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

• Station 10 (5,2km)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Westlich des alten Hofstätter Weges sind mächtige 15-jährige Weißtannen<br />

auszumachen. Diese Nadelbaumart ist normalerweise in Süddeutschland<br />

beheimatete. Sie hat hohe Ansprüche an die Wasserversorgung und ist nicht so<br />

frosthart wie die Fichte. Besonderes Merkmal der Tanne ist ihre hohe<br />

Schattentoleranz, die es ihr möglich macht trotz geringen Jugendwachstums<br />

gegenüber lichtbedürftigen Mischbaumarten zu bestehen. Im Pfälzerwald ist die<br />

Weißtanne nur südlich der B10 aufzufinden. 34<br />

34 Forstamt Johanniskreuz;(2001); Spurensuche – Kultur- und Forstgeschichte im Johanniskreuzer<br />

Wald<br />

41


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3. PARKRAUM<br />

3.1 Einführung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Parkplätze stellen einen klaren Eingriff in die Natur und Landschaft dar. Daneben<br />

muss aber auch berücksichtigt werden, dass sie den Menschen, als Teil der<br />

Verkehrsinfrastruktur, auch die Erholung und die Begegnung mit der Natur<br />

ermöglichen. Zudem können Parkplätze als Instrument der Besucherlenkung dazu<br />

beitragen, den Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald zu ordnen –<br />

geparkt wird schließlich da, wo auch ein Angebot geschaffen wurde. Für die<br />

Ausstattung von Johanniskreuz mit einem ausreichend dimensionierten Parkplatz<br />

sprechen die zentrale Lage im Pfälzerwald und die Tatsache, dass Johanniskreuz<br />

einen idealen Ausgangspunkt für ein Naturerlebnis (z.B. Wandern und Radfahren)<br />

oder für den Besuch im zukünftigen HdN darstellt. Übersichtstafeln und die<br />

Beschilderung von Wegen tragen hierzu bei.<br />

Im Fall des Pfälzerwaldes ist problematisch, dass über einen langen Zeitraum eine<br />

Vielzahl von Parkplätzen ausgewiesen wurde. Dies geschah ohne übergeordnete<br />

Konzeption oder Steuerung. Heute ist die Situation so, dass wenige überlastete<br />

Parkplätze einer hohen Zahl an kaum genutzten Parkplätzen gegenüberstehen. 35<br />

Eine ganze Reihe negativer Begleiterscheinungen sind der Fall – neben direkten<br />

Auswirkungen durch die Bodenversiegelung besteht auch immer die Gefahr von<br />

Altöleinträgen durch die Fahrzeuge in das Erdreich. Angemerkt werden muss auch,<br />

dass ohne regelmäßige Pflege ein Parkplatz schnell zum Anziehungspunkt für die<br />

private Müllentledigung wird. Auch hierdurch können Gefahren für einen sensiblen<br />

Naturhaushalt ausgehen 36 .<br />

Wo Kapazitäten an Parkflächen bei annähernd gleich bleibender Nachfrage<br />

ausgebaut werden, stellt sich immer die Frage, an welchen Stellen ein Überangebot<br />

besteht, das einen Rückbau möglich macht. Dieser Rückbau verringert die<br />

negativen Folgen für den Pfälzerwald und ist an vielen Stellen zu begrüßen.<br />

35 Degrell, Claudia; (2000); Freizeitverkehr im Biosphärenreservat Pfälzerwald; S.92-98<br />

36 Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; (1991); Umweltschonende Konzepte der<br />

Raumordnung für Naherholungsgebiete; S.37<br />

42


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Aktuell kommt es zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten zu einer Überlastung des<br />

Parkraumangebotes für PKW- und Motorradfahrer. Die Folge ist das "wilde"<br />

Abstellen der Fahrzeuge mit den bereits beschrieben Folgen. Ziel unserer Arbeit soll<br />

es sein, Lösungsansätze für diese Problematik aufzuzeigen. Auch über die<br />

Möglichkeit des geordneten Abstellens von Fahrrädern soll nachgedacht werden.<br />

3.2 Parkplätze – Anlagen des ruhenden Verkehrs<br />

Zu den Anlagen des ruhenden Verkehrs zählen Parkflächen im öffentlichen<br />

Straßenraum, Parkplätze und Parkbauten, die der Öffentlichkeit zur allgemeinen<br />

Benutzung zur Verfügung stehen, sowie private Flächen und Bauten, die dem<br />

Abstellen von Kraftfahrzeugen dienen. Weiterhin dazu gezählt werden können<br />

Abstellanlagen für Fahrräder im öffentlichen Straßenraum und auf privaten<br />

Grundstücken. 37<br />

Der Einbindung des ruhenden Verkehrs in die Stadt- und Verkehrsplanung kommt<br />

eine große Bedeutung zu. Ziel ist eine möglichst gelungene städtebauliche bzw.<br />

naturräumliche Eingliederung, die benutzerfreundliche Ausstattung, sowie der<br />

technisch einwandfreie Einzelentwurf. Die Parkraumplanung umfasst die Struktur,<br />

die räumliche Verteilung, den Umfang und die Steuerung des Parkraumangebotes.<br />

Durch die Art und Weise der Parkraumbereitstellung kann in erheblichem Maße<br />

Einfluss genommen werden auf:<br />

• die Flächennutzung,<br />

• die Ziel- und Verkehrsmittelwahl, sowie<br />

• auf die Qualität des Verkehrsflusses.<br />

Die ständig steigende Motorisierung führt jedoch zur verstärkten Problematik, den<br />

ruhenden Verkehr verträglich unterzubringen. 38<br />

Die Nutzer von Parkplätzen wünschen im Allgemeinen einen möglichst kurzen und<br />

bequemen Weg zwischen den geparkten Fahrzeugen und dem Ziel – zudem sollte<br />

der Parkplatz kostengünstig sein. Nicht immer ist es möglich, die gestellten<br />

37 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.07<br />

38 Ebenda; S.07<br />

43


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Ansprüche zu erfüllen. Daher muss ein Interessensausgleich zwischen den<br />

Ansprüchen der Nachfragegruppen und den Zielsetzungen der Stadt- und<br />

Verkehrsplanung in Abhängigkeit von der Gebietsstruktur erfolgen.<br />

Bei der Parkraumplanung sind im Wesentlichen 5 Nachfragegruppen – alle mit<br />

unterschiedlichen Nutzungsansprüchen – zu beachten. Dies sind 39 :<br />

• die Bewohner,<br />

• der Berufs- und Ausbildungsverkehr,<br />

• der Einkaufs- und Versorgungsverkehr,<br />

• der Besucherverkehr, sowie<br />

• der Liefer- und Wirtschaftsverkehr<br />

Charakteristika der Nachfragegruppen<br />

Parkdauer<br />

kurz<br />

lang<br />

auf das Parken im öffentlichen Straßenraum<br />

angewiesen<br />

Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel<br />

möglich<br />

Fußweg zumutbar<br />

Gebührenerhebung zweckmäßig<br />

durch Informationssysteme ansprechbar<br />

Tabelle 7: Merkmale und Empfindlichkeiten der<br />

Nachfragergruppen<br />

Bewohner<br />

Berufs- und<br />

Ausbildungsverkehr<br />

Einkaufs- und<br />

Besorgungsverkehr<br />

Besucherverkehr<br />

trifft zu<br />

Liefer- und<br />

Wirtschaftsverkehr<br />

trifft teilweise zu<br />

trifft nicht zu<br />

Freizeitverkehr<br />

Johanniskreuz<br />

39 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />

44


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Zur Nachfragesituation auf Johanniskreuz ist zu sagen, dass hier nahezu<br />

ausschließlich der Besucherverkehr von Bedeutung ist. Die höchsten Belastungen<br />

treten hierbei jahreszeitlich bedingt und am Wochenende auf. Der Parkraumbedarf<br />

des Besucherverkehrs stellt sich unterschiedlich dar, da er abhängig vom<br />

Fahrtzweck ist. Dementsprechend variieren das zeitliche Auftreten der Nachfrage<br />

und die Parkdauer.<br />

Bei der Planung gilt es einen Kompromiss zwischen dem Erholungszweck einerseits<br />

und dem Erhalt der naturräumlichen Gegebenheiten andererseits zu finden.<br />

Hierdurch werden die Lage und Größe der Parkflächen wesentlich mitbestimmt. 40<br />

3.3 Analyse der Parkraumsituation<br />

Allgemein wird die Parkraumsituation bestimmt durch das Parkraumangebot und die<br />

Parkraumnachfrage. Um Abschätzungen im konkreten Fall durchführen zu können,<br />

ist eine Bestandsaufnahme vor Ort notwendig. Die Parkraumnachfrage kann durch<br />

die Erhebung der folgenden Daten beschrieben und quantifiziert werden:<br />

• Nachfragegruppen,<br />

• zeitliche Verteilung von Zufluss und Abfluss,<br />

• Parkdauer und Belegung der Parkstände (Auslastung),<br />

• Fußwegeentfernung zwischen Parkstand und Zielen, sowie<br />

• Falschparkeranteil.<br />

Gerade Falschparker sind ein Indiz dafür, dass das Parkraumangebot den<br />

Erfordernissen nicht entspricht. Hier zeigt sich, dass das Parkraumangebot auf<br />

Johanniskreuz einer Optimierung bedarf, da es gerade zu Spitzenzeiten in den<br />

Sommermonaten regelmäßig zu Überlastungserscheinungen kommt. 41<br />

Bei Überlegungen hinsichtlich einer Optimierung steht man zwangsläufig vor der<br />

Frage, ob in einem Untersuchungsgebiet die Nachfrage (auch zu Spitzenzeiten)<br />

überhaupt gedeckt werden kann. In vielen Fällen ist eine 100 %ige Deckung des<br />

Bedarfs nicht leistbar. Für Johanniskreuz bedeutet dies, dass es im Wesentlichen<br />

von Belang ist, bestehende Kapazitäten effektiver zu nutzen. Hier sind jedoch<br />

40 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />

45


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Grenzen gesetzt – Parkplatzkapazitäten, wie sie beispielsweise beim Katholikentag<br />

nachgefragt werden, über das ganze Jahr vorzuhalten, ist unmöglich.<br />

In den "Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91 42 " heißt es:<br />

"In Gebieten, in denen der Parkraumbedarf das Angebot übersteigt und<br />

dieses Defizit ausgeglichen werden soll, gilt es, zusätzliche Parkflächen zu<br />

schaffen 43 ".<br />

Hierbei ist unter städtebaulichen und verkehrlichen Aspekten zu prüfen, ob wenige<br />

größere Anlagen, oder mehrere kleinere (dezentrale) zweckmäßiger sind. Von einer<br />

generellen Vermeidung der Neuschaffung von Flächen wird hingegen nicht<br />

gesprochen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es nicht – auch im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit (z.B. Thema Flächenverbrauch) – andere Möglichkeiten gibt,<br />

vorhandenen Parkraum effizienter zu nutzen und dadurch die Neuversiegelung<br />

bisher unbelasteter Flächen zu vermeiden.<br />

In einer anderen Empfehlung der EAR 91 heißt es:<br />

"In Gebieten, in denen die Parkraumnachfrage das Angebot übersteigt und<br />

das Defizit nicht ausgeglichen werden kann oder soll, sollte durch weiteren<br />

Ausbau und Attraktivitätssteigerung der öffentlichen Verkehrsmittel und<br />

Förderung des Radverkehrs versucht werden, eine Änderung der<br />

Verkehrsmittelwahl herbeizuführen und so den Parkraumbedarf zu<br />

reduzieren. 44 "<br />

Dass dieser Lösungsansatz in Anbetracht der Problematik Freizeitverkehr und des<br />

in der Region Johanniskreuz nur wenig entwickelten ÖPNV-Angebotes erhebliche<br />

41<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.09<br />

42<br />

Die Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs enthalten Bestimmungen, Grundsätze und<br />

Hinweise für Planung, Entwurf, Bau und Betrieb von Parkflächen im öffentlichen Straßenraum, von<br />

Parkplätzen und Parkbauten sowie von mechanischen Parksystemen<br />

43<br />

Zitat: Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für<br />

Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.14<br />

44<br />

Zitat: Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für<br />

Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.14<br />

46


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Schwierigkeiten birgt – gar unerreichbar scheint, erhärtet den Vorschlag einer<br />

Parkraum-Optimierung.<br />

Bestandsaufnahme – Parkraum<br />

Abbildung 12: Bestandsaufnahme Parkraum<br />

Abbildung 13: Café Nicklis (z.T. privat)<br />

A) Café Nicklis<br />

B) Waldhotel Johanniskreuz<br />

C) Gasthaus Restaurant<br />

Johanniskreuz<br />

1) PP Café Nicklis (z.T. privat)<br />

2) Waldparkplatz<br />

3) PP Forstamt / Planung HdN<br />

4) PP Waldhotel (privat)<br />

5) "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

47


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Abbildung 14: Waldparkplatz – Nähe Café Nicklis<br />

Abbildung 15: Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />

Abbildung 16: Parkplatz Waldhotel (privat)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

48


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Abbildung 17: "Parkplatz Johanniskreuz" – Vor dem Gasthaus Restaurant Johanniskreuz<br />

Die Bestandsaufnahme vor Ort hat ergeben, dass bereits an vielen Stellen<br />

öffentliche, als auch private Parkplätze geschaffen wurden. Im Folgenden soll die<br />

aktuelle Situation in Form einer "Kurzcharakterisierung" dargestellt werden:<br />

1. Café Nicklis<br />

Das Café Nicklis bietet nur wenige (private) Parkplätze, die den Gästen des<br />

Cafés zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist es möglich eine begrenzte Anzahl<br />

von Pkw auf dem angrenzenden Erschließungsweg abzustellen. Der<br />

Untergrund ist voll versiegelt. Nach Einschätzung der Bearbeiter bieten sich<br />

an dieser Stelle keine Möglichkeiten einer Optimierung.<br />

2. Waldparkplatz<br />

Der Waldparkplatz zeigt sich als eine für ein touristisch erschlossenes<br />

Waldgebiet "typische" Abstellfläche. Der Untergrund ist nicht versiegelt. Der<br />

Parkplatz wird vorwiegend durch Wanderer und Gäste des Café Nicklis<br />

benutzt und ist nur in seltenen Fällen wirklich ausgelastet. Eine Optimierung<br />

hinsichtlich der Erhöhung der Stellplatzkapazität scheint daher nicht<br />

angemessen. In diesem Zusammenhang wäre auch die Tatsache<br />

problematisch, dass der Untergrund unversiegelt ist.<br />

49


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3. Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der aktuell vorhandene Parkplatz des Forstamtes ist voll versiegelt und<br />

präsentiert sich als wenig gepflegt. Die Planung des HdN sieht vor, diesen<br />

Parkplatz durch weitere Stellplätze zu vergrößern. Bis auf eine optische<br />

Aufwertung sehen wir wenig Anlass für eine Umgestaltung, da erkennbar<br />

versucht wurde, die Stellflächen in die Umgebung zu integrieren.<br />

4. Privater Parkplatz Waldhotel<br />

Bei dem Parkplatz handelt es sich um einen reinen Gästeparkplatz des<br />

Waldhotels. Der Untergrund ist gepflastert, Stellplätze sind in ihrer<br />

Anordnung markiert. Eine Optimierung erscheint nicht von Nöten.<br />

5. "Parkplatz Johanniskreuz" – vor dem Gasthaus Johanniskreuz<br />

Der "Parkplatz Johanniskreuz" stellt die zentrale Abstellmöglichkeit für Pkw<br />

und vor allem auch Motorräder dar. Daneben fungiert der Parkplatz auch als<br />

Treffpunkt der Motorradszene. Es fällt auf, dass es bei einer hohen<br />

Auslastung häufig zu chaotischen Parkverhältnissen kommt. Des Weiteren ist<br />

anzumerken, dass für die einzelnen Nutzergruppen keine ausgewiesenen<br />

Bereiche bzw. Stellplatz-Markierungen (Pkw, Behinderte, Omnibusse,<br />

Motorräder) vorhanden sind. Nach unserer Einschätzung bietet der<br />

"Parkplatz Johanniskreuz" die größte und für die Ortslage auch verträglichste<br />

Möglichkeit einer Optimierung. Im Rahmen dieser Ausarbeitung sollen daher<br />

konkrete Vorschläge gemacht werden, wie Verbesserungen zu erzielen sind.<br />

3.4 "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

Generell sollten große, zentral gelegene Parkplätze in möglichst kurzer, fußläufiger<br />

Entfernung zum Schwerpunkt des Bedarfs errichtet werden. Dies ist auf<br />

Johanniskreuz geschehen – Hauptanziehungspunkt ist hier das Restaurant<br />

Johanniskreuz. Gerade bei großen Parkplätzen ist darauf zu achten, dass der<br />

Parkplatz nicht selbst in den Mittelpunkt rückt. Dies wird auf Johanniskreuz nur<br />

schwer zu vermeiden sein, da der Parkplatz selbst für die Motorradfahrer als<br />

Treffpunkt fungiert.<br />

50


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Parkanlagen sind auf die Größe der Kraftfahrzeuge und deren Bewegungsraum<br />

zugeschnitten. Häufig tritt das Problem auf, dass Anlagen nur schwer mit ihrer<br />

Umgebung vereinbar sind (maßstäblich, gestalterisch, etc.) – dies stellt hohe<br />

Anforderungen an das Geschick der Planer, die Parkfläche möglichst erfolgreich in<br />

die Umgebung einzufügen. Unter den Gesichtspunkten der Einfügung in das Orts-<br />

und Landschaftsbild sind folgende Kriterien von Bedeutung 45 :<br />

• sorgfältige Standortwahl der Gesamtanlage,<br />

• geschickte topographische Anordnung,<br />

• eine für die Anlage verträgliche Anlagengröße,<br />

• Währung der Maßstäblichkeit im Vergleich zum Umfeld,<br />

• Einbeziehung der charakteristischen Gegebenheiten des Umfeldes,<br />

• Berücksichtigung des Denkmal- und Ensembleschutzes,<br />

• verträgliche Baumaterialauswahl, sowie<br />

• ansprechende und ausreichende Begrünung der Parkplätze.<br />

Die Auflistung der Kriterien ist hierbei nicht abschließend, da spezifische<br />

Gegebenheiten des Umfeldes nach individuellen und situationsbezogenen<br />

Lösungen verlangen. Trotzdem lässt sich unschwer ein erheblicher<br />

Verbesserungsspielraum für den "Parkplatz Johanniskreuz" erkennen.<br />

3.4.1 Entwurfskriterien<br />

Der "Parkplatz Johanniskreuz" ermöglicht die Ein- und Ausfahrt aus zwei<br />

Richtungen. Nach Ansicht der Bearbeiter sollte dieser Zweirichtungsverkehr<br />

beibehalten werden. Aus diesem Grund empfiehlt sich die Senkrechtaufstellung der<br />

Pkw- und Motorradstellplätze 46 . Die Größe der Parkstände wird hierbei im<br />

Wesentlichen bestimmt durch:<br />

• die Abmessungen der Pkws und der Motorräder, sowie<br />

• den Abständen zwischen den Fahrzeugen untereinander.<br />

45<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.15<br />

46<br />

Die Schrägstellung der Parkbuchten verhindert einen Zweirichtungsverkehr auf dem Parkplatz.<br />

51


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Ausreichend große Abstände gewährleisten einen freien Schutzraum um die<br />

Fahrzeuge und sind notwendig für das Ein- und Ausparken sowie für die<br />

Zugänglichkeit der Fahrzeuge.<br />

A) Entwurfskriterien für Pkw 47<br />

Als wesentlicher Faktor für die Kapazität eines Parkplatzes ist die Parkstandsbreite<br />

anzusehen. Bei einer Senkrechtaufstellung sollte der lichte seitliche Abstand<br />

zwischen den Fahrzeugen beim Pkw 0,75 m betragen. Als Gesamtbreite des<br />

Parkstandes ergibt sich daraus:<br />

• für Pkw-Nutzung, in Verbindung mit einem bequemen Ein- und Ausparken<br />

2,50 m (Pkw-Breite: ca. 1,75 m + Abstände: ca. 0,75 = 2,50 m).<br />

Die Breite von 2,50 m sollte jedoch nicht nur aus Gründen des Ein- und Ausparkens<br />

erreicht werden, sondern auch um den Besuchern ein gewisses Maß an<br />

Bequemlichkeit und Beladungsspielraum (z.B. für Fahrrad-Dachträger)<br />

einzuräumen. Als Mindestmaß der Parkstandsbreite gelten 2,30 m.<br />

Pkws benötigen eine Parkstandlänge von 5,00 m – diese ist bei<br />

Senkrechtaufstellung mit der Parkstandstiefe identisch.<br />

Parkstände für bequemes<br />

Ein- und Ausparken<br />

Abbildung 18: Abmessungen von Parkständen<br />

Parkstände für beengtes<br />

Ein- und Ausparken<br />

47 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.18<br />

52


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Im Fall von Johanniskreuz wird zum Ein- und Ausparken bei einer Parkstandbreite<br />

von 2,50 m eine Fahrgassenbreite von rund 5,00 bis 6,00 m benötigt.<br />

Senkrechtaufstellung<br />

Tiefe ab Fahrgassenrand<br />

t-ü (m)<br />

4,30 (4,00)<br />

Überhangstreifen<br />

ü (m)<br />

0,70 (0,50)<br />

Breite des Parkstands<br />

b (m)<br />

2,50<br />

Straßenfrontlänge<br />

Einparken vorwärts 2,50<br />

l (m) Einparken rückwärts 2,50<br />

Notwendige Fahrgassenbreite Einparken vorwärts 6,00<br />

g (m) Einparken rückwärts 4,50<br />

Breite des Parkstands<br />

b (m)<br />

2,30<br />

Straßenfrontlänge<br />

Einparken vorwärts 2,30<br />

l (m) Einparken rückwärts 2,30<br />

Notwendige Fahrgassenbreite Einparken vorwärts 7,70 (5,50)<br />

g (m) Einparken rückwärts 5,00 (4,50)<br />

bequemes<br />

Ein- und<br />

Ausparken<br />

beengtes<br />

Ein- und<br />

Ausparken<br />

Tabelle 8: Senkrechtaufstellung<br />

Bei der Planung von Parkständen für Pkw sollte nicht vergessen werden, auch<br />

spezielle Plätze für Behinderte einzuplanen. Hierbei ist sowohl die Zugänglichkeit<br />

des Platzes, als auch dessen Nähe zum Ziel entscheidend. Auf dem "Parkplatz<br />

Johanniskreuz" sollten die Stellflächen daher möglichst nahe am Gasthaus<br />

Johanniskreuz gelegen sein.<br />

Für die Abmessungen der Fläche ist zu beachten, dass abweichend zu einem<br />

"normalen" Stellplatz, der lichte seitliche Abstand auf mindestens 1,75 m zu<br />

vergrößern ist. Die Parkstandsbreite beträgt dann mindestens 3,50 m (Pkw-Breite:<br />

ca. 1,75 m + Abstände: ca. 1,75 = 3,50 m).<br />

53


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

B) Entwurfskriterien für Motorräder 48<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Abstellanlagen für Motorräder beschränken sich in der Regel auf freizuhaltende<br />

Flächen zum Aufbocken des Motorrades. Hierbei sollte die Fläche nicht geneigt sein<br />

und eine ebene Oberfläche aufweisen. Ansonsten sind keine weiteren Abstell- und<br />

Sicherungshilfen notwendig. Bei der Abschätzung der Kapazität einer Fläche kann<br />

man davon ausgehen, dass ein Motorrad eine Parkstandsbreite von ca. 1,50 m und<br />

eine Parkstandstiefe von ca. 2,20 m benötigt.<br />

C) Entwurfskriterien für Omnibusse und Nutzfahrzeuge 49<br />

Es ist damit zu rechnen, dass Johanniskreuz auch von Omnibussen angefahren<br />

wird. Bei der Anlage von Parkständen für Busse ist darauf zu achten, dass die<br />

Parkstände vorwärts anzufahren sind und auch vorwärts wieder verlassen werden<br />

können. Die Einfahrt in den Parkstand sollte möglichst im Linksbogen, die Ausfahrt<br />

im Rechtsbogen erfolgen. Parkstände können aber auch am Rand von Parkplätzen<br />

oder am Straßenrand in Form von Längsparkstreifen angelegt werden. Dies kann in<br />

bestimmten Fällen zu einer besseren Ausnutzung der vorhandenen Flächen führen.<br />

Für ein unabhängiges Ausfahren ist je Omnibus ein Zuschlag von 3,00 m bei der<br />

Längenbemessung notwendig. Hieraus ergeben sich Parkstandslängen von 15,00<br />

m für einen Omnibus, bei einer Breite des Parkstandes von 3,00 m. Für das<br />

Ausfahren wird eine mindestens 3,50 m breite Gasse benötigt.<br />

48<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.28-29<br />

49<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.26-28<br />

Abbildung 19 : Parkstände für Rollstuhlfahrer<br />

54


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3.4.2 Bauliche Gestaltung und Ausstattung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Eine funktionsgerechte bauliche Gestaltung und eine funktionsgerechte Ausstattung<br />

sind bei einem Parkplatz wichtige Kriterien für die Akzeptanz durch die Nutzer. Der<br />

"Parkplatz Johanniskreuz" weist eine voll versiegelte Oberfläche auf – die zentralen<br />

Grünflächen ausgeschlossen. Auch wenn hier die Ansichten auseinander gehen –<br />

diese Art der Befestigung erweist sich für Johanniskreuz als notwendig. Zum einen<br />

müssen die statischen Belastungen durch den ruhenden Verkehr verkraftet werden<br />

und zum anderen soll die Oberfläche auch ausreichend Schutz gegen äußere<br />

Einwirkungen wie<br />

• Verschmutzungen,<br />

• Mineralöle und<br />

• Kraftstoffe bieten.<br />

Markierungen auf den Parkflächen sollen vor allem dabei helfen, gefährliche<br />

Bereiche zu kennzeichnen und Fehlverhalten seitens der Nutzer zu reduzieren.<br />

Somit tragen sie dazu bei, einen reibungslosen Verkehrsablauf zu gewährleisten.<br />

Die Kennzeichnung sollten in ihrer Aussage klar zu verstehen und optisch<br />

ausreichend erkennbar sein. Neben dem reibungslosen Verkehrsablauf, können die<br />

Markierungen auch dazu eingesetzt werden, die Parkweise bzw. die Parkstände<br />

verbindlich vorzuschreiben. Dies sollte bei dauerhaft genutzten Parkplätzen generell<br />

geschehen. Da auf Johanniskreuz keinerlei Markierungen vorhanden sind und<br />

dementsprechend Parkabstände von den Nutzern frei gewählt werden können,<br />

ergeben sich hieraus Potentiale, die Parkplatzkapazität zu erhöhen. 50<br />

3.4.3 Grüngestaltung<br />

Die Grüngestaltung von Parkplätzen kann maßgeblich dazu beitragen diesen<br />

städtebaulich und vor allem auch naturräumlich zu integrieren. Dass dies gerade in<br />

einer Ortslage wie Johanniskreuz – mitten im Pfälzerwald gelegen – notwendig ist,<br />

erscheint selbstverständlich. Wie den folgenden Abbildungen zu entnehmen ist,<br />

erscheint die aktuelle Grüngestaltung des "Parkplatz Johanniskreuz" als gerade<br />

noch ausreichend.<br />

50 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.36-37<br />

55


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Zentrale Grünflächen Straßenrand zur B 48<br />

Abbildung 20: Begrünung "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

Als besonders dringlich erscheint eine Aufwertung der zentralen Grünflächen, als<br />

auch des Straßenrandes hin zur B 48. Diese Maßnahme dient nicht nur der<br />

Integration des Parkplatzes in den Naturraum, sondern ist auch für die<br />

Verkehrssicherheit sinnvoll, da auf diese Weise psychologisch eine<br />

Geschwindigkeitsreduzierung erreicht werden kann. Auf dieses Thema wird im<br />

Rahmen dieser Ausarbeitung noch eingegangen.<br />

Als Pflanzen für eine Grünaufwertung kommen vor allem in Frage:<br />

• Bäume,<br />

• Sträucher,<br />

• Stauden,<br />

• Gräser und<br />

• Kletterpflanzen.<br />

Die Auswahl geeigneter Pflanzen erfolgt nach den spezifischen<br />

Nutzungsanforderungen und Gestaltungsabsichten, sowie nach den<br />

Standortbedingungen. Parkplätze sollten wenigstens mit schattenspendenden<br />

Bäumen bepflanzt werden – nach Möglichkeit voll umgrünt und außerdem räumlich<br />

gegliedert werden. Sträucher und Stauden können als Unter- und Begleitpflanzung<br />

von Bäumen, aber auch als eigenständige Bepflanzung von Grünflächen verwendet<br />

werden. Die Ergänzung der Baumpflanzungen durch Sträucher oder Stauden ist<br />

wünschenswert, weil dadurch die Artenvielfalt verbessert wird.<br />

56


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Beschädigung von Bäumen und Sträuchern (in Form von Ast-, Stamm- und<br />

Wurzelverletzungen) ist durch den Einsatz von Schutzbügeln, Pollern, Pfosten, etc.<br />

zu verhindern. Solche Maßnahmen schützen zugleich die Vegetationsfläche vor<br />

Bodenverdichtung durch Überfahren. Gerade bei bepflanzten Parkplätzen ist an den<br />

Ein- und Ausfahrten des Parkplatzes, sowie an den Einmündungen und Kreuzungen<br />

von Fahrgassen, auf die Erhaltung ausreichender Sichtverhältnisse zu achten. Dies<br />

kann am besten durch den Einsatz von niedrigbleibenden Gehölzen (Bodendecker)<br />

erreicht werden. 51<br />

3.5 Planungsvorschlag – "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

Für die Entwicklung einer Planungsempfehlung wurde zunächst der "Parkplatz<br />

Johanniskreuz" vermessen, da zur Bearbeitung kaum brauchbare Datenbestände<br />

zur Verfügung standen. Auf Grundlage dieser Vermessung und den bereits<br />

formulierten Ansprüchen der jeweiligen Nutzergruppen an einen Parkplatzes, wurde<br />

so "Stück für Stück" ein Konzept entwickelt, wie Verbesserungen zu erzielen sind.<br />

Primäres Ziel ist es, die Kapazität und vor allem Auslastung der Stellfläche zu<br />

erhöhen. Zudem sollen die Ansprüche der jeweiligen Benutzergruppen eine größere<br />

Beachtung finden.<br />

Funktionsskizze:<br />

Vermessung<br />

Funktionsskizze:<br />

Behinderte<br />

Funktionsskizze:<br />

Pkw<br />

51 Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991); Empfehlungen für Anlagen<br />

des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.39<br />

57


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Funktionsskizze:<br />

Omnibus<br />

Funktionsskizze:<br />

Motorräder<br />

Abbildung 21: Funktionsskizzen "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

A) Behinderte<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Funktionsskizze:<br />

Planungsvorschlag<br />

Die Planung des Parkplatzes wurde damit begonnen, dass zuerst die Parkplätze für<br />

Behinderte (Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer) geplant wurden. Für diese Gruppe ist<br />

es bedeutsam, dass die Parkstände möglichst zielorientiert platziert werden. Wie<br />

der Funktionsskizze zu entnehmen ist, befinden sich die Parkplätze in direkter<br />

Entfernung zum Gasthaus Johanniskreuz, was zu kurzen Wegstrecken für die<br />

Behinderten beiträgt.<br />

Abweichend von einem "normalen" Stellplatz wurde eine Parkstandsbreite von 3,50<br />

m gewählt, um das Ein- und Aussteigen in den Pkw zu erleichtern. Die<br />

Parkstandstiefe ist mit 5,0 m mit der eines "normalen" Stellplatzes identisch.<br />

B) Pkw<br />

In einem zweiten Schritt wurden die Stellplätze für Pkws festgelegt. Als eine<br />

Besonderheit des "Parkplatz Johanniskreuz" ist anzumerken, dass hier die Anzahl<br />

der Pkw-Stellplätze in Bezug auf die Gesamtgröße des Parkplatzes relativ gering<br />

ausfällt. Dies hat damit zu tun, dass der Parkplatz als Motorrad-Treffpunkt dient und<br />

dementsprechend eine Hohe Anzahl an Motorrad-Parkflächen vorgehalten werden<br />

58


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

sollte. Wie der Funktionsskizze zu entnehmen ist, ermöglicht die<br />

Senkrechtaufstellung der Fahrzeuge das Beibehalten eines Zweirichtungsverkehrs.<br />

Bei der Planung wurde von Parkstandsabmessungen für ein bequemes Ein- und<br />

Ausparken ausgegangen (Parkstandsbreite 2,50 m). Die Breite von 2,50 m sollte<br />

nicht unterschritten werden, da neben dem Kriterium Ein- und Ausparken auch die<br />

Bequemlichkeit, sowie der Beladungsspielraum (z.B. für Fahrrad-Dachträger) für die<br />

Akzeptanz der Stellplätze eine große Rolle spielt. Die gängige Parkstandstiefe von<br />

5,0 m wurde eingehalten.<br />

C) Omnibus<br />

Da davon ausgegangen werden kann, dass Johanniskreuz auch von Omnibussen<br />

angefahren wird, wurde auch ein Bus-Parkplatz integriert. Hierbei wurde darauf<br />

geachtet, dass in den Stellplatz von beiden Richtungen aus vorwärts ein-, als auch<br />

ausgeparkt werden kann. Dies hat neben dem einfacheren Parkvorgang auch den<br />

Vorteil, dass beide Einfahrten des Parkplatzes genutzt werden können. Zudem ist<br />

auch das Absetzen der Fahrgäste direkt vor dem Gasthaus Johanniskreuz möglich.<br />

Die gängige Breite des Stellplatzes beträgt 3,0 m, auf einen Gehweg kann<br />

verzichtet werden. Die Länge des Parkstandes beträgt 15,0 m um Probleme beim<br />

Ausparken zu vermeiden.<br />

D) Motorräder<br />

Abstellflächen für Motorräder spielen auf Johanniskreuz eine besondere Rolle, da<br />

hierfür zu Spitzenzeiten eine rege Nachfrage besteht. Da sich die Abstellanlagen für<br />

Motorräder in der Regel auf eingezeichnete Flächen beschränken, wurde auf eine<br />

genauere Einzeichnung von Stellplatzmarkierungen verzichtet. So ist es zudem<br />

möglich, die Abstände zwischen Motorrädern je nach Auslastung frei zu wählen.<br />

Während beim Pkw der Planungsspielraum begrenzt ist, bieten sich beim Motorrad<br />

aufgrund der kompakteren Abmessungen eine Vielzahl von Planungsalternativen<br />

an.<br />

Der Planungsentwurf sieht vor, das zentrale Grün des Parkplatzes zu einem<br />

zusammenhängenden Grünstreifen auszubauen und diesen in Richtung des<br />

Busparkplatzes zu verlängern. Neben einem ordnenden Effekt ist es zudem<br />

möglich, den Parkplatz stärker in seine Umgebung zu integrieren. Entlang dieses<br />

Grünstreifens wurde ein Parkstreifen für Motorräder mit einer Tiefe von rund 2,20<br />

59


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

bis 2,5 m Tiefe vorgesehen. Die Tiefe selbst ist hierbei von geringerer Bedeutung,<br />

da für die Pkw ausreichende Abstände zum Ein- und Ausparken jederzeit<br />

gewährleistet sind.<br />

Neben der Anordnung der Motorräder in der Mitte des Parkplatzes wurde auch ein<br />

Stellbereich in einer Randzone vorgesehen, die aktuell meist von Pkws genutzt<br />

wird. Aufgrund der um 7,0 m versetzten Stellflächen ergibt sich für Pkws eine nur<br />

unzureichende Auslastung. Motorräder sind im Stande, diesen Bereich weit<br />

effektiver zu nutzen und sollten daher an dieser Stelle platziert werden.<br />

E) Planungsvorschlag<br />

Nachdem die Ansprüche der jeweiligen Nutzergruppen berücksichtigt wurden (=<br />

Hauptaufgabe des Parkplatzes), stellt sich die Frage, wie weitere Verbesserungen<br />

zu erzielen sind. Neben einer intensiveren Begrünung des zentralen Grüns bietet<br />

sich auch eine Begrünung am Randstreifen zur B 48 hin an. Dieser Streifen ist breit<br />

genug, um dort auch Bäume aufzustellen, die die Einsehbarkeit des Parkplatzes<br />

verringern. Neben der naturräumlichen Integration wirkt sich diese "weiche"<br />

Maßnahme der Verkehrsberuhigung positiv auf die Sicherheit auf Johanniskreuz<br />

aus. Auf diese Thematik wird in Punkt 5 dieser Ausarbeitung noch vertieft<br />

eingegangen.<br />

Als weiterer Ansatz die Sicherheit zu erhöhen, bietet sich eine Umgestaltung der<br />

Ein- und Ausfahrten des Parkplatzes an. Hierbei sind der Umsetzung – im<br />

Gegensatz zur B 48 – kaum (rechtliche) Schranken gesetzt. Daher wäre es möglich,<br />

die Breite der Ein- und Ausfahrten zu verringern um somit die Ein- und<br />

Ausfahrgeschwindigkeiten zu senken. Unterstützt würde diese Maßnahme durch<br />

eine (sehr gemäßigte) Aufpflasterung des "Kreuzungsbereichs" hin zur B 48. Bei der<br />

Wahl baulicher Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung ist jedoch Vorsicht<br />

geboten, da eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer (z.B. durch zu extreme<br />

Aufpflasterungen oder Fahrbahnverengungen) auf jeden Fall ausgeschlossen<br />

werden muss.<br />

60


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Letztendlich lässt sich sagen, dass der "Parkplatz Johanniskreuz" an vielen Punkten<br />

Spielraum für Verbesserungen bietet. Wie aber auch unschwer zu erkenn ist, sind<br />

der Kapazität enge Grenzen gesetzt. Aus unserer Sicht wird es daher nicht möglich<br />

sein, einer Nachfrage, wie sie zu Spitzenzeiten auftritt, im vollen Umfang gerecht zu<br />

werden. Dies wäre nur durch die Ausweisung neuer Stellflächen zu realisieren.<br />

An dieser Stelle setzt in der Planung jedoch die Abwägung ein, die verlangt,<br />

zwischen den Ansprüchen der Verkehrsteilnehmer und den Ansprüchen der Natur<br />

gerecht abzuwägen. Da sich der Parkplatz in einem Biosphärenreservat befindet,<br />

wären nach unserer Einschätzung die Belange der Natur in der Weise höher zu<br />

bewerten, als dass eine Neuausweisung neuer (vollversiegelter) Stellflächen nicht<br />

zu rechtfertigen wäre.<br />

61


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3.6 Parkraumorganisation für Fahrräder<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Beobachtungen vor Ort haben ergeben, dass es zurzeit noch kein großes<br />

Aufkommen an Fahrrädern auf Johanniskreuz gibt. Dennoch macht die<br />

Bereitstellung von Parkraum für Fahrradfahrer Sinn. Wie bereits erwähnt, haben<br />

naturnahe Urlaubs- und Freizeitaktivitäten in den letzten Jahren einen weiteren<br />

Aufschwung erlebt. Dies lässt erwarten, dass zukünftig auch verstärkt das<br />

Fahrradfahren im Pfälzerwald nachgefragt wird. Die Realisierung des<br />

"Mountainbike-Park Pfälzerwald" untermauert diese Annahme.<br />

Auch wenn der Trend in Richtung des Fahrrades geht – von alleine wird<br />

Johanniskreuz nicht zum Anziehungspunkt für Radfahrer werden. Hierzu bedarf es<br />

neben geeigneten Wegen – die zum Teil auch schon vorhanden sind – auch einer<br />

bedarfsgerechten Parkraumorganisation für Fahrräder. Der Begriff "bedarfsgerecht"<br />

ist mit der Forderung verbunden, dass Abstellanlagen für Fahrräder zahlenmäßig<br />

ausreichend, sowie zielorientiert platziert werden. Daneben ist auch die<br />

benutzerfreundliche Gestaltung Ziel der Planungen. In der Realität sieht es jedoch<br />

häufig so aus, dass Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen.<br />

Damit Fahrradabstellanlagen zahlenmäßig ausreichend vorhanden sind ist es<br />

wichtig, die Kapazität der Anlagen auf den Bedarf abzustimmen. Hierbei soll das<br />

regelmäßig auftretende Radverkehrsaufkommen bewältigt, aber auch<br />

Erweiterungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Generell lässt sich das Vorgehen<br />

bei der Planung so beschreiben 52 :<br />

• Begutachtung der Situation vor Ort<br />

• Bedarf abschätzen<br />

• Formulierung von Anforderungen ("Pflichtenheft")<br />

• Wahl des Standortes<br />

• Auswahl des für den Standort geeigneten Abstell-Systems<br />

• Überprüfung, ob Gegebenheiten der Bedarfsschätzung entsprechen können<br />

• Kostenabschätzung<br />

52 Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />

Abstellanlagen Planen; S.07<br />

62


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3.6.1 Bedarfsermittlung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Bei der Planung von Fahrradabstellanlagen steht man zwangsläufig vor der Frage,<br />

wie stark die Nachfrage bzw. wie hoch der Bedarf an solchen Anlagen seitens der<br />

Nutzer ist. Generell sind Fahrradabstellanlagen überall dort notwendig, wo<br />

regelmäßig Fahrräder abgestellt werden. Der Bedarf an Stellplätzen ist jedoch von<br />

verschiedenen Faktoren abhängig, was eine korrekte Schätzung schwierig macht.<br />

Bei einer Schätzung – dem ersten Ansatz einer Bedarfsermittlung – wird zunächst<br />

erfasst, wie hoch die Zahl der abgestellten Fahrräder im Plangebiet ist. Zudem<br />

bedeutsam ist die städtebauliche Nutzungsstruktur und -dichte. Diese wäre auf<br />

Johanniskreuz vergleichbar mit der Anzahl an möglichen Zielen<br />

(touristisch/naturräumlich). Daneben findet auch die Quantität und Qualität der<br />

Wegeinfrastruktur Berücksichtigung.<br />

Das Ergebnis einer solchen Erhebung ist stark abhängig von der Jahreszeit und<br />

dem Wetter. Als idealer Zeitpunkt für eine Erhebung gelten trockenes Wetter, sowie<br />

die Monate Mai/Juni und September/Oktober. Erhebungen an Regentagen können<br />

hierbei Aufschluss über den Grundbedarf geben. Auch zu berücksichtigen sind die<br />

Betriebs- und Öffnungszeiten der Einrichtungen am Zielort (Werks-, Schul-, oder<br />

Semesterferien, besondere Veranstaltungen, etc.). 53<br />

Neben einer Bestandsaufnahme vor Ort und der Berücksichtigung geeigneter<br />

Zeitpunkte für die Erhebung, sollten auch folgende Zusammenhänge<br />

Berücksichtigung finden 54 :<br />

• Je größer die gesellschaftliche Akzeptanz des Fahrradfahrens ist, desto<br />

häufiger wird das Fahrrad als Verkehrsmittel gewählt.<br />

• Je höher der Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr ist, desto größer ist der<br />

Bedarf an Abstelleinrichtungen im privaten und öffentlichen Raum.<br />

• Je attraktiver die Wegeinfrastruktur für das Radfahren ist (z.B. im Wald die<br />

Attraktivität der Wegeführung), desto häufiger wird das Fahrrad gewählt.<br />

• Je besser die Zugänglichkeit zu Abstelleinrichtungen im privaten wie im<br />

öffentlichen Raum ist, desto eher fällt die Wahl auf das Verkehrsmittel<br />

Fahrrad.<br />

53<br />

Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.05<br />

54<br />

Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.06<br />

63


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Je stärker die Sicherheitsbelange bei den Abstelleinrichtungen berücksichtigt<br />

sind, desto besser werden diese Anlagen angenommen.<br />

• Je besser das Fahrtenangebot des ÖPNVs ist, desto öfter wird in<br />

Außenbereichen das Fahrrad im Vortransport genutzt.<br />

• Je schlechter das Angebot im ÖPNV ist, desto höher ist die Bedeutung des<br />

Fahrrads bei der Verkehrsmittelwahl.<br />

• Je geringer die zurückzulegende Distanz oberhalb akzeptierter<br />

Fußwegeentfernungen (ca. 300-500 m) ist, desto häufiger wird das Fahrrad<br />

benutzt.<br />

Die Bedarfsschätzung für Fahrradabstellanlagen erweist sich als schwieriges<br />

Thema. Bei bestehenden Bauten ist die Besichtigung vor Ort und zu repräsentativen<br />

Zeiten entscheidend. Daneben existieren Planungsrichtwerte (für die Anzahl der<br />

Plätze), sowie eine Methode zur Korrektur und Verfeinerung dieser Richtwerte mit<br />

einem Punktesystem. Mit Hilfe dieser Kombination lassen sich auch Aussagen für<br />

den Bedarf von noch in Planung befindlichen Bauten oder Anlagen treffen. 55<br />

Problematisch ist die Tatsache, dass Planungsrichtwerte im Einzelfall nur selten<br />

zutreffend sind 56 . Sie geben praktisch nur Richtgrößen für die minimale Anzahl von<br />

Abstellplätzen an. Für die Situation auf Johanniskreuz existieren nach unserer<br />

Information und nach den uns zugänglichen Quellen kaum geeignete Richtgrößen,<br />

um einen Bedarf sinnvoll abschätzen zu können. Daher wird eine möglichst<br />

zutreffende Schätzung nur nach Fertigstellung des HdN vor Ort möglich sein. Als<br />

Ansatz einer Abschätzung im Vorfeld kann man max. 1 Stellplatz pro 4 Beschäftigte,<br />

sowie max. 3 Stellplätze pro 10 Besucher als Orientierungswerte heranziehen 57 .<br />

Praxisgerechter dürfte jedoch knapp die Hälfte dieser Werte sein.<br />

55<br />

Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />

Abstellanlagen Planen; S.10<br />

56<br />

Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />

Abstellanlagen Planen; S.12<br />

57<br />

Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />

Abstellanlagen Planen; S.13<br />

64


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3.6.2 Standortwahl<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

An die Abstellanlagen für Fahrräder wird eine ganze Reihe von Anforderungen<br />

gestellt. Daher sollte ihr Standort wohl überlegt sein. Primär sollten sie direkt dem<br />

Ziel zugeordnet werden und ungehindert erreichbar sein. Zudem ist darauf zu<br />

achten, dass die Anlagen verkehrssicher an das Radverkehrsnetz angebunden<br />

werden und ihr Standort und die Gestaltung möglichst "offen" bleiben.<br />

Bei der Auswahl von Material, Form und Farbe sollte darauf geachtet werden, dass<br />

sich alles möglichst gut in das Straßen-, Orts- und Landschaftsbild einpasst. Ein<br />

eigenständiges, einprägsames Design kann angestrebt werden (evtl. auch zu<br />

Werbezwecken). 58<br />

Auf Johanniskreuz kommen aufgrund der B 48 nur Abstellanlagen außerhalb des<br />

öffentlichen Straßenverkehrs in Frage. Auf diese Weise lässt sich zudem eine<br />

größere Zielnähe realisieren und auch der Sicherheitsaspekt findet eine größere<br />

Berücksichtigung. Neben der aktiven Sicherheit für den Fahrradfahrer ergibt sich<br />

aber auch eine erhöhte Diebstahl-Sicherheit für die Fahrräder, da sie einer größeren<br />

sozialen Kontrolle obliegen. Generell ist die soziale Kontrolle ein bedeutender<br />

Faktor, da er direkt zur verstärkten Nutzung des Fahrrades beitragen kann 59 .<br />

3.6.3 Dimensionierung und Ausstattung der Abstellanlagen<br />

Für die verschiedenen Einsatzzwecke des Fahrradparkens bestehen<br />

unterschiedliche Anforderungen an die Standorte, Aufstellung und Konstruktion des<br />

Fahrradhalters. Auch die Parkdauer bedingt neben den unterschiedlichen<br />

Anwendungsbereichen eine weitere Differenzierung 60 :<br />

• Kurzfristiges Parken von wenigen Minuten bis zu etwa zwei Stunden<br />

• Langzeitiges Parken über zwei Stunden<br />

• Langfristiges Parken (Dauerparken) über mehrere Tage und Wochen<br />

58<br />

Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.06<br />

59<br />

Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr; (1993); Wie Wo Velo – Zweirad-<br />

Abstellanlagen Planen; S.09<br />

60<br />

Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.07<br />

65


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Auf Johanniskreuz ist die Parkdauer sehr differenziert. Von einer kurzen Rast, bis<br />

hin zu einem Fahrrad-Urlaub ist theoretisch alles denkbar. Tendenziell sind stark<br />

frequentierte, nur für kurzfristiges Parken verwendete Anlagen großzügiger<br />

anzulegen (größere Abstände zwischen den Fahrrädern), bei überwiegendem<br />

Langzeitparken können geringere Abstände gewählt werden.<br />

Im Rahmen dieser Ausarbeitung sollen vor allem Abstellanlagen für das kurzfristige<br />

bis langzeitige Parken (max. 3-6 Stunden) berücksichtigt werden, da die<br />

Bereitstellung von Anlagen für ein langfristiges Parken (z.B. Garagen,<br />

verschließbare Räume, etc.) in den Aufgabenbereich der Anbieter von<br />

Übernachtungen (Café Nicklis, Waldhotel und Gasthaus Restaurant Johanniskreuz)<br />

fällt. Generell haben die Anlagen die Aufgabe, den ruhenden (Fahrrad-)Verkehr zu<br />

ordnen. Dies ist notwendig um das "wilde" Abstellen zu vermeiden. Behinderungen<br />

von Fußgängern und Fahrradfahrern soll so vorgebeugt werden.<br />

Abstellanlagen für das kurzfristige bis langzeitige Parken sollten im Fall von<br />

Johanniskreuz möglichst kompakt gehalten werden, um eine Integration in die<br />

Umgebung zu ermöglichen. Auf große Anlagen mit Wetterschutz und Beleuchtung,<br />

wie sie beispielsweise an Bahnhöfen vorzufinden sind, kann daher getrost verzichtet<br />

werden. Auch sollte man berücksichtigen, dass aktuell noch keine große Nachfrage<br />

nach Abstellanlagen vorhanden ist.<br />

A) Platzbedarf von Fahrrädern<br />

Welchen Platzbedarf welcher Fahrradtyp benötigt, kann der folgenden Tabelle<br />

entnommen werden.<br />

Abmessungen<br />

Fahrrad<br />

Liegeräder<br />

Breite ca. 0,60 m (Lenker) – bei neueren Konstruktionen eher mehr<br />

ca. 0,25 m (Hinterrad/Gepäckträger)<br />

ca. 0,45 m (falls Kindersitz oder Korb/Gepäcktaschen montiert)<br />

Höhe ca. 1,00 m (ohne Kindersitz)<br />

ca. 1,50 m (mit Kindersitz)<br />

Länge ca. 1,90 bis 2,00 m<br />

Breite siehe Fahrrad<br />

Länge bis zu 2,35 m<br />

Tandems<br />

Breite siehe Fahrrad<br />

Höhe siehe Fahrrad<br />

Länge bis zu 2,60 m<br />

Fahrradanhänger Breite ca. 1,00 m<br />

(Abm. variieren) Länge ca. 1,60 m<br />

Tabelle 9: Platzbedarf verschiedener Fahrradtypen<br />

66


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

B) Aufstellungsformen<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Generell unterscheidet man zwischen der höhenversetzten, höhengleichen und<br />

Doppelaufstellung 61 . Die höhenversetzte Aufstellung ist aufgrund der kompakten<br />

Unterbringung der Fahrräder weit verbreitet (Flächengewinn). Nachteilig ist die<br />

erhöhte Gefahr des Verhakens der Lenker und des Zubehörs (Beschädigung von<br />

Kabeln, Beleuchtung, Bremszüge, etc.). Auch ein seitliches Herantreten zum<br />

Fahrrad (z.B. Abschließen, Be- und Entladen) ist nicht möglich.<br />

Die höhengleiche Aufstellung ist daher trotz des erhöhten Flächenverbrauchs der<br />

höhenversetzten Aufstellung vorzuziehen. Bei der Doppelaufstellung ist in der Regel<br />

die Überlappung der Vorderräder möglich.<br />

Höhenversetzte Aufstellung Höhengleiche<br />

Aufstellung<br />

Abbildung 22: Aufstellungsformen<br />

Doppelaufstellung<br />

Bei Fahrradhaltern richten sich die Achsabstände nach der gewollten/benötigten<br />

Manövrierfläche (Ein- und Ausparken, Bewegungsspielraum zwischen den<br />

abgestellten Fahrrädern). Hierbei ist auch die Ausstattung der Räder mit Körben<br />

oder Kindersitzen von Belang. Als Durchgangsmaß zwischen seitlichen<br />

Begrenzungen können für erwachsene Menschen 0,75 m für bequeme<br />

Zugänglichkeit und 0,55 m für beengte Zugänglichkeit angenommen werden. Wird<br />

der Achsabstandswert für beengte Zugänglichkeit unterschritten, sinkt der Anteil der<br />

tatsächlich genutzten Stellplätze, was zur Unwirtschaftlichkeit der Ausnutzung führt.<br />

In der freien Aufstellung an Lenker- oder Vorderradhaltern sind folgende<br />

Achsabstände bei der Planung zu berücksichtigen:<br />

• Bequeme Zugänglichkeit: Achsabstand 1,20 m<br />

• Beengte Zugänglichkeit: Achsabstand 0,80 m<br />

61 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.09-10<br />

67


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Zu beachten ist, dass die beengte Zugänglichkeit das Durchgangsmaß auf 0,35 m<br />

verringert, falls benachbarte Fahrräder mit Körben/Gepäcktaschen ausgestattet<br />

sind.<br />

Werden die Fahrräder an Rahmenhaltern angeschlossen, ist danach zu<br />

unterscheiden, ob eine ein- oder beidseitige Nutzung mit oder ohne<br />

Vorderradüberlappung vorgesehen ist. Folgende Achsabstände sind zu<br />

berücksichtigen:<br />

• Einseitige Nutzung: Achsabstand 1,20 m<br />

• Beidseitige Nutzung: Achsabstand 1,50 m<br />

Zugänglichkeit<br />

bequem beengt¹ bequem²<br />

Lenker- und Vorderradhalter Rahmenhalter<br />

¹) Bei Fahrrädern mit Körben verringert sich das Durchgangsmaß auf 0,35 m.<br />

²) Beengte Zugänglichkeit ist aufgrund der notwendigen Manövrierfläche nicht möglich, bei Fahrrädern<br />

ausschließlich mit Körben verringert sich das Durchgangsmaß auf 0,55 m.<br />

Abbildung 23: Achsabstände der Fahrradhalter<br />

C) Fahrgassenbreiten<br />

Vor dem Fahrradhalter ist eine Verkehrsfläche notwendig, deren Breite dadurch<br />

bestimmt wird, in welchem Aufstellungswinkel die Fahrräder abgestellt werden. Bei<br />

einer senkrechten, also rechtwinkligen Aufstellung, beträgt die Fahrgassenbreite<br />

1,80 m. Bei entsprechender Schrägstellung der Fahrräder verringert sich die<br />

benötigte Breite. 62<br />

62 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.10<br />

68


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

3.6.4 Ausführungsformen und Wahl der Fahrradhalter<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Fahrradhalter gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Die Auswahl des<br />

geeigneten Systems wird wesentlich durch die folgenden Faktoren bestimmt 63 :<br />

• Einsatzzweck,<br />

• Flächenverfügbarkeit,<br />

• Wartungsintensität, sowie<br />

• Gestalt.<br />

Um die Eignung bestimmter Lenkerhalter-Typen beurteilen zu können, ist es wichtig<br />

sich klar zu machen, welche Anforderungen generell an die Halter gestellt werden.<br />

Abstellanlagen für Fahrräder sollten gewährleisten, dass<br />

• Fahrräder mit allen gängigen Laufradgrößen und Reifenbreiten gleich gut<br />

aufgenommen werden und auch unter Seitenwind oder Gepäckbelastung<br />

nicht kippen können,<br />

• ein bequemes Einparken, Abschließen und Ausparken auch dann möglich<br />

ist, wenn die angrenzenden Fahrradstände belegt sind,<br />

• ein diebstahlsicheres Anschließen des Fahrrades an der Abstellvorrichtung<br />

möglich ist,<br />

• die einzelnen Halterungsteile der Abstellvorrichtung sich nicht verformen<br />

können,<br />

• ihr Standort und die Konstruktion Verletzungsgefahr oder Stürze von<br />

Passanten ausschließen und<br />

• sie sich durch die Gestaltung in die Umgebung einpassen.<br />

A) Rahmenhalter<br />

Rahmenhalter gehören zur einfachsten Form der Fahrradhalter und sind für alle<br />

Fahrradtypen einsetzbar. Ein Unterholm (in ca. 0,40 m Höhe) ermöglicht zudem das<br />

Abschließen von Kinderfahrrädern, sowie das Anbringen von Werbetafeln. Durch<br />

eine gegenläufige Aufstellung bei beidseitiger Benutzung wird das Verharken von<br />

63 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.12<br />

69


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Lenkstangen verhindert. Rahmenhalter erfüllen daher die an einen praxisgerechten<br />

Fahrradhalter gestellten Anforderungen am besten. 64<br />

B) Lenkerhalter<br />

Lenkerhalter gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Hierbei wird der Lenker<br />

in eine Vorrichtung am Oberrohr des Halters eingehängt, das Vorderrad befindet<br />

sich frei in der Luft. Lenkerhalter erfüllen die Anforderungen an Fahrradhalter nur<br />

unzureichend aufgrund eines Mangels an Stabilität. Zudem sind sie für<br />

Kinderfahrräder nicht geeignet. Problematisch ist auch, dass Fahrradzubehör wie<br />

Tachos, Körbe oder Steckleuchten in Konflikt mit den Lenkerhalterungen geraten<br />

können. 65<br />

C) Vorderradhalter<br />

Bei Vorderradhaltern wird das Vorderrad lediglich am Vorderrad gehalten. Aus Sicht<br />

der Benutzer ist dieser Typ der ungeeignetste Halter und wird daher häufig<br />

gemieden. Auch Diebstahlschutz und Standfestigkeit sind mangelhaft. 66<br />

D) Transportable Fahrradhalter<br />

Transportable Fahrradhalter werden häufig von Geschäften, Arztpraxen oder<br />

Apotheken verwendet, da sie sehr gut mit einer Werbetafel versehen werden<br />

können. Um Diebstahl oder Beschädigungen zu vermeiden, können sie abends<br />

hereingeholt werden. Dieser Typ Fahrradhalter eignet sich sehr gut zur<br />

vorübergehenden Deckung eines erhöhten Bedarfs an Stellfläche (z.B. bei Events).<br />

Eine Fixierung am Boden aus Gründen des Diebstahlschutzes ist möglich (im<br />

Boden eingelassene Gewinde, die mit Spezialwerkzeug festgeschraubt werden).<br />

Eine Ausführung nach dem Prinzip der Rahmenhalter ist zu empfehlen. 67<br />

64 Forschungsgemeinschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995); Hinweise zum<br />

Fahrradparken; S.12<br />

65 Ebenda; S.13<br />

66 Ebenda; S.13<br />

67 Ebenda; S.14<br />

70


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Beispiel: Rahmenhalter Beispiel: Lenkerhalter<br />

Beispiel: Vorderradhalter Beispiel: transportabler Fahrradhalter<br />

Abbildung 24: Fahrradhalter<br />

3.6.5 Planungsempfehlung<br />

Bis jetzt sind auf Johanniskreuz so gut wie keine Abstellanlagen für Fahrräder<br />

geschaffen worden. Da aber, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, das Fahrradfahren<br />

als umweltfreundliche Alternative zum MIV zu unterstützen ist, sollte hier ein<br />

Angebot geschaffen werden. Damit ein Angebot auch von der Zielgruppe<br />

wahrgenommen wird, gilt es, einige Regeln zu beachten. Diese wurden im Rahmen<br />

dieser Ausarbeitung beschrieben. Auf Johanniskreuz gilt es folgende vier<br />

touristische Anziehungspunkte mit solchen Anlagen auszustatten. Diese wären:<br />

• das Café Nicklis,<br />

• das HdN bzw. indirekt auch das Forstamt,<br />

• das Waldhotel und<br />

• der "Parkplatz Johanniskreuz" bzw. indirekt auch der Gasthof Restaurant<br />

Johanniskreuz.<br />

Das Café Nicklis, sowie das Waldhotel sind hierbei selbst verantwortlich für die<br />

Investition in eine solche Anlage, zumal zu überlegen ist, ob nicht auch Angebote<br />

für das Langzeit-Parken (auch über mehrere Tage) geschaffen werden sollten.<br />

71


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der "Parkplatz Johanniskreuz" ist generell wenig geeignet für die Aufstellung<br />

größerer Anlagen, da hier die Pkw- und Motorradnutzung absolut dominierend ist<br />

und dies auch so bleiben sollte. Dies heißt, dass hier Fahrradhalter vorwiegend die<br />

Aufgabe erfüllen sollten, dass Fahrräder nicht den Platz des MIV beanspruchen.<br />

Empfohlen werden könnte hierzu der Einsatz von transportablen Fahrradhaltern. Ihr<br />

Vorteil liegt darin, dass sie aufgrund ihrer Mobilität sehr flexibel eingesetzt werden<br />

können (z.B. bei erhöhter Nachfrage bei Events). Weiterhin können sie evtl. ganz,<br />

oder zum Teil durch Werbung finanziert werden.<br />

Für das HdN sind vor allem Rahmenhalter zu empfehlen. Auch diese können mit<br />

Werbetafeln versehen werden, die z.B. auf das HdN hinweisen. Zudem lassen sie<br />

sich aufgrund ihrer relativ geringen Ausmaße gut in das Landschaftsbild integrieren.<br />

Bei der Aufstellung sollte darauf geachtet werden, dass der Fußweg zum HdN<br />

möglichst kurz ist und die Halter möglichst gut eingesehen werden können ("soziale<br />

Kontrolle"). Bei besonderen Events könnte das Angebot durch transportable<br />

Fahrradhalter ergänzt werden.<br />

Über genaue Standorte für die Fahrradhalter möchten wir an dieser Stelle noch<br />

keine Aussagen treffen, da dies erst nach der Realisierung des HdN sinnvoll ist.<br />

Zudem lässt sich noch nicht die Nachfrage abschätzen. Es sollte jedoch darauf<br />

geachtet werden, erst mit einem geringeren Angebot an Stellplätzen aufzuwarten<br />

und dieses dann bei bestehender Nachfrage aufzustocken.<br />

Generell sollte man sich bei der Planung von Fahrradabstellanlagen die Frage<br />

stellen, ob die gefundene Lösung auch wirklich der Nachfrage entspricht. Um dies<br />

beurteilen zu können kann folgender Fragenkatalog hilfreich sein 68 :<br />

1. Bedienungsfreundlichkeit<br />

• Kann das Fahrrad ohne Probleme in den Fahrradständer geschoben<br />

werden?<br />

• Versteht der Benutzer, wie er den Fahrradständer zu benutzen hat?<br />

• Ist der Abstellvorgang arbeitsaufwändig?<br />

• Welchen Kraftaufwand muss der Benutzer leisten?<br />

• Ist der Ständer universell für verschiedene Fahrradtypen einsetzbar?<br />

68 Institut für Normierung und Forschung im Erd-, Wasser- und Straßenbau und in der<br />

Verkehrstechnik – Niederlande; (1994); Radverkehrsplanung von A bis Z; S.253-254<br />

72


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

2. Diebstahlsicherheit<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Bietet der Fahrradständer Diebstahlschutz? (Am besten ist es, wenn sowohl<br />

Vorderrad als auch der Rahmen am Fahrradständer angeschlossen werden<br />

können)<br />

• Ist die Anlage gut erreichbar?<br />

• Reizt das System auch nicht zum Vandalismus?<br />

3. Schutz vor Beschädigungen des Fahrrades<br />

• Bietet der Fahrradständer, sofern zutreffend, eine ausreichende Halterung für<br />

das Laufrad?<br />

• Steht das Fahrrad stabil?<br />

• Besteht die Gefahr der Beschädigung des Fahrrades (z.B. durch scharfe<br />

Kanten)?<br />

4. Qualität und Haltbarkeit des Fahrradständers<br />

• Welche technische Qualität hat der Ständer?<br />

• Wie ist die Ausführung im Hinblick auf die Wetterfestigkeit?<br />

• Ist der Fahrradständer Vandalismussicher (Stabilität, Art der Verankerung,<br />

etc.)?<br />

5. Flächenbedarf<br />

• Wie groß ist der Flächenbedarf pro abgestelltes Fahrrad?<br />

• Welche Anordnungsmöglichkeiten gibt es (z.B. Reihe, Kreis, etc.)<br />

• Preis, Preis-Leistungsverhältnis<br />

• Wie hoch sind die Kosten pro Stellplatz?<br />

• Wie ist das Verhältnis von Preis und Qualität?<br />

6. Design<br />

• Wie ist der Fahrradständer gestaltet?<br />

• Passt sich der Fahrradständer in die Umgebung ein?<br />

73


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

4. ÖPNV<br />

4.1 Einführung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der ÖPNV gilt als öffentliche Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge. Er soll somit<br />

eine Grundversorgung an Mobilität für die Bevölkerung gewährleisten. In ländlichen<br />

Gebieten stößt der ÖPNV jedoch oft an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, da eine<br />

Bevölkerungsdichte ,die auf eine gewisse Nachfrage schließen lässt, hier oft nicht<br />

gegeben ist. Des Weiteren ist der ländliche Raum durch einen hohen Grad an<br />

Motorisierung geprägt, der aber auch aus dem mangelnden Angebot an attraktiven<br />

Alternativen resultiert. Daher muss für diese Gebiete nach Lösungen gesucht<br />

werden, die sowohl die Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigen, aber auch die<br />

Wirtschaftlichkeit des Betriebes nicht gefährden 69 .<br />

Johanniskreuz liegt in einem eher schwach besiedelten Gebiet. An den<br />

Wochentagen ist das Verkehrsaufkommen vor allem durch den Berufs- und<br />

Ausbildungsverkehr geprägt. Die Wochenenden sind hingegen durch den<br />

Freizeitverkehr in Form des MIV gekennzeichnet.<br />

Derzeit besteht keine ÖPNV-Anbindung von Johanniskreuz. Daher soll ein Konzept<br />

entwickelt werden, das sich an den Gegebenheiten des Raumes und den<br />

Bedürfnissen der Bevölkerung orientiert, aber auch die wirtschaftlichen Interessen<br />

nicht vernachlässigt.<br />

4.2 Grundlagen des ÖPNV<br />

4.2.1 ÖPNV im Allgemeinen<br />

Laut § 1 des Gesetzes zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

(RegG) stellt der ÖPNV eine öffentliche Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge dar.<br />

Die Aufgabe des öffentliche Personennahverkehr ist „die allgemein zugängliche<br />

Beförderung von Personen mit Verkehrsmitteln im Linienverkehr, die überwiegend<br />

dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr<br />

69 Vgl.: Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum,<br />

Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18<br />

74


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

zu befriedigen. Das soll im Zweifel der Fall sein, wenn in der Mehrzahl der<br />

Beförderungsfälle eines Verkehrsmittels die gesamte Reiseweite 50 Kilometer oder<br />

die gesamte Reisezeit eine Stunde nicht übersteigt.“ (§ 2 RegG)<br />

In § 2 Abs. 1 des Landesgesetzes Rheinland-Pfalz über den öffentlichen<br />

Personennahverkehr wird zudem darauf hingewiesen, dass auch in dünn<br />

besiedelten Regionen eine Grundversorgung gewährleistet sein soll. Außerdem soll<br />

der ÖPNV unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Umweltschutzes und der<br />

Verkehrssicherheit zu einer Verringerung des motorisierten Individualverkehrs<br />

beitragen 70 .<br />

4.2.2 ÖPNV im ländlichen Raum<br />

Aufgrund der gestiegenen Mobilität der Bevölkerung verliert der ÖPNV immer mehr<br />

an Bedeutung. In den Ballungsräumen führt der drohende Verkehrsinfarkt zu der<br />

Entwicklung von neuen Ideen und Konzepten, um den ÖPNV dort zu stärken. In den<br />

ländlichen Regionen fehlt dieser Druck. Zudem lässt die meist niedrige<br />

Bevölkerungsdichte einen wirtschaftlichen Betrieb des ÖPNV oft nicht zu.<br />

Um im ländlichen Raum nicht Gefahr zu laufen, bald ähnliche Verkehrs- und<br />

Umweltbelastungen wie in Ballungsräumen zu erleben, muss auch hier ein<br />

funktionsfähiges ÖPNV-Konzept geschaffen werden, dass sowohl den motorisierten<br />

Individualverkehr einschränkt, als auch die Mobilität der Bevölkerung ohne eigenes<br />

Fahrzeug gewährleistet 71 .<br />

4.2.3 ÖPNV in ländlichen Gebieten in den Randzonen von Verdichtungsräumen<br />

Da Johanniskreuz in der Randzone des Oberzentrums Kaiserslautern liegt, soll nun<br />

auf die spezifischen Anforderungen dieser Gebiete eingegangen werden. Aufgrund<br />

der räumlichen Nähe zu den Verdichtungsräumen werden diese Gebiete meist in<br />

die Verbundplanung miteinbezogen und besitzen deshalb häufig einen<br />

vergleichsweise hohen ÖPNV-Standard. Der vorrangige Einsatz des ÖPNV liegt<br />

jedoch auf Fahrten des Berufs- und Ausbildungsverkehrs aus dem ländlichen<br />

Umland in die Oberzentren. Im Freizeitverkehr wird meist nur eine Grundversorgung<br />

70 Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung – ÖPNV im Allgemeinen<br />

71 Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum<br />

Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18; S.9.<br />

75


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

sichergestellt. Da dieser Bereich aber zunehmend an Bedeutung gewinnt, sollte<br />

auch hier über eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots nachgedacht werden.<br />

Hierbei sind auch alternative Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die eine ÖPNV-<br />

Bedienung sowohl zu Hauptverkehrszeiten, als auch zu Zeiten geringer Nachfrage<br />

gewährleisten 72 .<br />

4.3 Differenzierte Bedienung<br />

4.3.1 Konzept<br />

Im Folgenden soll nun das Konzept der differenzierten Bedienung vorgestellt<br />

werden. Es umfasst sämtliche Betriebsformen und -mittel des ÖPNV, kombiniert<br />

diese jedoch so, dass sie den Anforderungen der jeweiligen Situation entsprechen.<br />

Die Bandbreite der Möglichkeiten ist hierbei sehr groß:<br />

• Die Bedienung kann über einen starr festgelegten Linienweg erfolgen,<br />

über den Routenbetrieb oder den Flächenbetrieb.<br />

• Die Anzahl und Abstände der Haltestellen variiert von wenigen<br />

Haltestellen mit großen Abständen beim Schnellbus, bis hin zum<br />

kompletten Wegfall von Haltestellen beim Trampbus.<br />

• Die Fahrzeuggrößen reichen vom Pkw bis zum Gelenkbus.<br />

• Die Bedienungszeit unterteilt sich in die regulären Takt-Verkehrszeiten<br />

und in Angebote die nur in besonderen Fällen angeboten werden.<br />

Die Einführung der differenzierten Bedienweise resultiert aus der zunehmenden<br />

Zersiedelung vor allem im ländlichen Raum und dem Rückgang der Fahrgastzahlen,<br />

die die Wirtschaftlichkeit des ÖPNV zunehmend gefährden.<br />

Verschiedene Entwicklungstrends, wie der Rückgang der Bevölkerungszahlen, die<br />

Veränderung des Altersaufbaus, die steigende Arbeitslosigkeit und die allgemeine<br />

Motorisierung, haben, gerade in den Schwachlastzeiten, in den letzten Jahren zu<br />

einem erheblichen Rückgang der Fahrgastnachfrage geführt. Um ihre<br />

Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden waren die meisten Verkehrsunternehmen somit<br />

72 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />

den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. A-20<br />

76


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

gezwungen, der zurückgehenden Nachfrage mit einem rückläufigen Angebot zu<br />

begegnen.<br />

Gerade in ländlichen Bereichen ist der ÖPNV durch einen hohen Anteil an Berufs-<br />

und Ausbildungsverkehr gekennzeichnet. Das daraus resultierende Fahrtenangebot<br />

im Linienverkehr weist dementsprechend große Lücken auf und ist zu<br />

Schwachlastzeiten mangelhaft bis nicht existent. Auch wenn der ÖPNV durch die<br />

Kommunen bezuschusst wird, ist ein optimales Linienbus-Fahrtenangebot aufgrund<br />

der geringen Nachfrage und des oft nicht ausreichenden Fahrgastpotentials meist<br />

nicht finanzierbar. Die differenzierte Bedienung stellt daher gerade in ländlichen<br />

Räumen eine gute Möglichkeit dar, Kosten zu sparen und trotzdem eine attraktive<br />

und kundengerechte Gestaltung des ÖPNV zu erreichen 73 .<br />

ÖPNV-Paket<br />

Das ÖPNV-Paket besteht aus einer Kombination der ÖPNV-Produkte für ein<br />

Verkehrsgebiet. Das Kernstück dieses Angebotes bildet der Linienverkehr, der als<br />

Massenverkehrsmittel den Großteil der Fahrgäste bedient. Ergänzt wird der normale<br />

Linienverkehr durch Angebote für bestimmte Zielgruppen – dies kann<br />

beispielsweise durch Schnellbusse oder Discobusse geschehen. In schwach<br />

besiedelten Gebieten und zu Zeiten geringer Nachfrage werden zudem<br />

bedarfsorientierte Angebote mit Kleinbussen, Taxen, Mietwagen etc. eingesetzt. Die<br />

Zuständigkeit für alle Angebote liegt beim Verkehrsbetrieb, um einen effizienten<br />

Einsatz der differenzierten Bedienweise zu gewährleisten.<br />

Räumliche Differenzierung<br />

Die Bedienungsweisen werden meist nach der räumlichen Differenzierung der<br />

Linienwege abgegrenzt:<br />

A) Linienbetrieb<br />

Der Linienbetrieb stellt die am Häufigsten eingesetzte Betriebsart dar. Er ist durch<br />

folgende Merkmale gekennzeichnet:<br />

• Normaler Linienverkehr, auch Schnell- oder Eilbusse, für große<br />

Fahrgastmengen<br />

73 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />

Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.9<br />

77


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Fahrradbusse, Bürgerbusse, Nacht- und Discobusse für bestimmte<br />

Fahrgastgruppen mit speziellen Bedürfnissen<br />

• Verschiedene Formen des Ersatzes von Bussen durch Taxen im<br />

Linienverkehr bei sehr geringen Fahrgastmengen<br />

B) Richtungsband- bzw. Routenbetrieb<br />

Bei dieser Betriebsform werden die Merkmale des normalen Linienbetriebs, wie<br />

regelmäßige Fahrtenfolge und feste Route, mit denen des bedarfsorientierten<br />

Betriebs, wie individuelle Bedienung und freie Beweglichkeit der Fahrzeuge,<br />

verknüpft.<br />

C) Flächenbetrieb<br />

Abbildung 25: Linienbetrieb<br />

Abbildung 26: Richtungsbandbetrieb<br />

Beim Flächenbetrieb muss der Fahrgast seinen Fahrtenwunsch meist im Vorfeld<br />

anmelden. Dies gilt in der Regel auch dann, wenn ein öffentlicher Fahrplan besteht.<br />

Merkmale dieser Betriebsform sind:<br />

• Der Einstieg erfolgt an festgelegten Abfahrtstellen.<br />

• Der Fahrweg wird durch die angemeldeten Fahrtwünsche bestimmt.<br />

• Der Ausstieg erfolgt am gewünschten Fahrtziel, z.B. vor der Haustür.<br />

78


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Das Anruf-Sammeltaxi stellt hierbei die am häufigsten angewandte<br />

Beförderungsform des Flächenbetriebs dar.<br />

D) Mischformen<br />

Wenn es nicht möglich ist eine vollständige Erschließung über den Linienverkehr zu<br />

ermöglichen, bietet sich der Mischbetrieb an. Hierbei werden der Linien- und der<br />

Bedarfsbetrieb in zeitlicher und räumlicher Abhängigkeit vom Fahrgastaufkommen<br />

eingesetzt. Als Betriebsmittel können dabei z.B. der Taxibus oder der Rufbus zum<br />

Einsatz kommen 74 .<br />

4.3.2 Betriebsmöglichkeiten<br />

Abbildung 27: Flächenbetrieb<br />

1) Linienbetrieb mit Omnibussen<br />

Der Linienbetrieb ist die häufigste Beförderungsart des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs. Die Fahrzeuge verkehren hierbei auf einem festgelegten<br />

Linienweg und nach einem geregelten Fahrplan. Zu Abweichungen kommt es<br />

lediglich in Ausnahmefällen, wie Störungen, Baustellen etc.. Um eine möglichst<br />

geringe Fahrzeit zu erreichen wird, die Fahrtroute oft möglichst geradlinig<br />

angelegt 75 . Die Differenzierung beim liniengebundenen Betrieb bezieht sich zum<br />

einen auf die Art der Bedienung und zum anderen auf die eingesetzten Fahrzeuge.<br />

74 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />

Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.10,11<br />

75 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />

den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. A-20<br />

79


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

A) Normaler Linienbetrieb mit Omnibussen<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der ÖPNV auf der Straße wird meist als Linienverkehr nach dem § 42<br />

Personenbeförderungsgesetz (PBefG) durchgeführt. Über 95% aller Fahrgäste<br />

werden im Rahmen dieser Betriebsform transportiert. Er stellt das Hauptelement<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs dar. Hierbei werden Omnibusse eingesetzt,<br />

die nach einem Fahrplan über die gesamte Linienlänge alle Haltestellen in beiden<br />

Richtungen bedienen. In Bezug auf die Linienform stehen neben der Standardlinie<br />

zudem die Verzweigungslinie, die Stichlinie und die Ringlinie zur Verfügung.<br />

Die Vorteile dieser Betriebsform sind die einfache Handhabung, da keine<br />

Anmeldung erforderlich ist, sowie die einprägsamen Informationen, vor allem wenn<br />

ein Taktfahrplan besteht. Nachteile ergeben sich, wenn aufgrund einer geringen<br />

Verkehrsnachfrage zu Schwachverkehrszeiten, oder in dünner besiedelten<br />

Räumen, das Bedienungsangebot soweit reduziert wird, dass ein attraktives<br />

Angebot nicht mehr gewährleistet werden kann.<br />

Grundsätzlich sollte der Linienverkehr anderen Betriebsformen vorgezogen werden<br />

und erst dann auf andere Betriebsformen umgestellt werden, wenn eine sinnvolle<br />

Bedienung mit dem Linienverkehr nicht mehr möglich ist. In diesem Fall bietet sich<br />

die differenzierte Betriebsweise an, die jedoch auf einer aktiveren Beteiligung der<br />

Fahrgäste basiert. Hierfür ist es notwendig, die Kunden genau zu informieren 76 .<br />

Abbildung 28: Normaler Linienverkehr<br />

B) Differenzierte Bedienweise mit dem Omnibus<br />

Neben der räumlichen Untergliederung des ÖPNV in Binnenverkehr,<br />

Regionalverkehr etc., ist es außerdem möglich, eine Unterscheidung im Bezug auf<br />

den Fahrtzweck und die Zielgruppe zu treffen. Diese Unterteilung ist wichtig, da die<br />

Ansprüche der jeweiligen Zielgruppen an das Verkehrsangebot sehr unterschiedlich<br />

76 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />

Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S. 12<br />

80


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

sein können. So ergeben sich aus dem Fahrtzweck „ Beruf und Ausbildung“ andere<br />

Ansprüche, als aus dem Fahrtzweck „Freizeit“. Diese unterschiedlichen<br />

Anforderungen an die Beförderung lediglich durch den Linienverkehr abzudecken,<br />

wird zunehmend schwieriger. Daher ist es notwendig die Angebote der Nachfrage<br />

entsprechend zu differenzieren 77 .<br />

C) Schnellbus<br />

Der Schnellbus dient als direkte Verbindung zwischen einem Ober- und<br />

Unterzentrum. Er stellt meist die Anbindung eines starken Quellgebiets an ein<br />

bevorzugtes Zielgebiet dar. Bei den Quellgebieten kann es sich z.B. um<br />

Unterzentren oder Wohngebiete handeln, die Zielgebiete sind oft Stadtzentren. Als<br />

Schnellbus-Einsatzgebiete eignen sich z.B. die Räume, die zwischen<br />

Schnellbahnachsen liegen, da dort eine schnelle City-Anbindung durch den<br />

systembedingten Umsteigezwang von Bus auf die Schiene häufig nicht gegeben ist.<br />

Der Einsatz des Schnellbusses kann in solchen Gebieten die Fahrtzeit deutlich<br />

verkürzen. Grundvoraussetzung ist, dass eine genügend hohe Verkehrsnachfrage<br />

besteht und eine deutlich kürzere Fahrtzeit erzielt werden kann. Letzteres lässt sich<br />

vor allem durch eine ausreichend großen Entfernung, einem verkürzten Linienweg<br />

und einer Reduzierung der Haltestellen erreichen. Wichtig ist auch, dass auf der<br />

Normalbuslinie ein ausreichendes Nachfragepotential erhalten bleibt, da eine<br />

geringere Nachfrage auf der Normalbuslinie ohne damit einhergehende<br />

Fahrzeugreduzierung zur Unwirtschaftlichkeit der Bedienung führt. Der Schnellbus<br />

wird daher meist nur zu Hauptverkehrszeiten eingesetzt.<br />

Weiteres Merkmal der Schnellbuslinien ist ein in der Regel größerer Komfort der<br />

Fahrzeuge, wie z.B. die Bequemlichkeit der Sitzplätze, Musikübertragung oder das<br />

Auslegen von Zeitungen. Hierfür ist es jedoch üblich, einen Sondertarif zu<br />

berechnen.<br />

77 Ebenda; S.13<br />

81


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

D) Eilbus<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Das Prinzip des Eilbusses oder auch Direktbusses ist ähnlich wie das des<br />

Schnellbusses. Er dient ebenfalls zur Anbindung eines Unterzentrums an das<br />

benachbarte Oberzentrum. Der Eilbus bedient dabei jedoch im Bereich des<br />

Unterzentrums meist alle Haltestellen und fährt dann ohne Zwischenstop zum<br />

Zielpunkt, dabei kann es sich neben der Innenstadt auch um eine<br />

Schnellbahnhaltestelle handeln. Um möglichst schnell wieder die<br />

Ausgangshaltestelle zu erreichen, fahren die Busse in der Gegenrichtung meist<br />

ohne Fahrgastmitnahme. Vormittags geschieht dies stadtauswärts, nachmittags<br />

stadteinwärts.<br />

Die Zeitvorteile des Eilbusses sind oft geringer als die des Schnellbusses.<br />

Außerdem bestehen Informationsprobleme, da sich das Angebot des Eilbusses<br />

nicht sonderlich von dem des normalen Linienverkehrs unterscheidet. Die<br />

Ausstattung und der Tarif des Eilbusses entspricht dem der Normalbusse 78 .<br />

E) Trampbus<br />

Die Trampbusse gehören zum normalen Linienverkehr. Allerdings ermöglichen sie<br />

es den Fahrgästen zu Zeiten oder in Gebieten geringer Verkehrsnachfrage auch<br />

78 Ebenda, S.14<br />

Abbildung 29: Schnellbus<br />

Abbildung 30: Eilbus<br />

82


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

zwischen den Haltestellen ein- bzw. auszusteigen. Eine Abweichung vom regulären<br />

Linienverlauf findet hierbei nicht statt. Die gesetzliche Grundlage für diesen Betrieb<br />

stellt der § 2 Abs. 7 PBefG, die „Experimentierklausel“, dar. Dieser Paragraph<br />

gewährt Abweichungen von denen in § 42 PBefG vorgeschriebenen Vorschriften für<br />

den Linienverkehr, um die praktische Erprobung neuer Verkehrsmittel oder<br />

Verkehrsarten zu ermöglichen.<br />

Der Trampbus stellt eine äußerst benutzerfreundliche Bedienungsform dar, da sie<br />

eine haustürnahe Anbindung der Fahrgäste ermöglicht. Mit einer merkbaren<br />

Verzögerung der Fahrtzeit ist nicht zu rechnen, da letztlich die selben Kunden nur<br />

an anderen Stellen aus- oder einsteigen. Die Anwendung dieses Konzeptes bietet<br />

sich vor allem im ländlichen Raum an, da es dort die Verkehrsituation eher zulässt<br />

außerhalb der Haltestellenbereiche zu halten. In Städten beschränkt sich die<br />

Einsatzzeit dieser Betriebsart meist auf die Abendstunden, während der sie aber zur<br />

Befriedigung der Sicherheitsbedürfnisse der Fahrgäste beitragen kann.<br />

Vorteil des Trampbusses ist, dass ein benutzerfreundliches Angebot geschaffen<br />

werden kann, ohne dass dem Verkehrsbetrieb zusätzliche Kosten entstehen 79 .<br />

F) Bürgerbus<br />

Die Idee des Bürgerbusses basiert auf dem niederländischen "Buurtbus". Für den<br />

Einsatz dieser Bedienungsform bedarf es eines aktiven Mitwirkens seitens der<br />

Bürger, da sie als ehrenamtliche Fahrer der Busse eingesetzt werden. Für die<br />

Organisation dieses Verkehrs ist es notwendig, dass die Bürger einen Verein<br />

gründen. Im Bereich der Planung und der Durchführung werden sie meistens von<br />

den ansässigen Verkehrsunternehmen unterstützt. Der Einsatz des Bürgerbusses<br />

erstreckt sich meist auf gering besiedelte Räume und auf Zeiten, in denen keine<br />

79 Ebenda; S. 16<br />

Abbildung 31: Trampbus<br />

83


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

öffentlichen Verkehrsmittel mehr verkehren. Die Bürgerbusse fahren nach einem<br />

festen Fahrplan und bedienen auf einem festgelegten Linienweg festgelegte<br />

Haltestellen. Genutzt werden kann dieses Angebot von jedem. Die Bürgerbusse<br />

stellen einen normalen Linienbetrieb nach § 42 PBefG dar.<br />

Im Gegensatz zu den Niederlanden konnte sich der Bürgerbus in Deutschland nie<br />

richtig durchsetzen. Gründe hierfür können u.a. die relativ hohe Netzdichte in<br />

Deutschland aber auch der große organisatorische und zeitliche Aufwand sein, der<br />

von Seiten der Bürger zu leisten ist 80 .<br />

G) Weitere Bedienungsformen<br />

Im Rahmen der differenzierten Bedienungsweise mit Omnibussen bestehen noch<br />

weitere Bedienungsformen, wie der Nachtbus, der Quartiersbus oder der Discobus.<br />

Auf diese soll im Rahmen dieser Ausarbeitung jedoch nicht näher eingegangen<br />

werden, da sie keinerlei Relevanz für das Untersuchungsgebiet aufweisen.<br />

II) Differenzierte Bedienungsweisen im Linienverkehr durch das Taxi<br />

A) Linientaxi<br />

Selbst in Ballungsräumen kommt es in den Abendstunden zu einem Rückgang der<br />

Nachfrage im Bezug auf den ÖPNV. Da der öffentliche Personennahverkehr aber<br />

ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge ist, ist es kaum durchsetzbar, den<br />

ÖPNV zu Zeiten geringerer Nachfrage ganz einzustellen. Um dennoch eine<br />

wirtschaftlich vertretbare Bedienung zu gewährleisten, ist eine Angebotsanpassung<br />

während der Schwachverkehrszeiten notwendig. Hierbei werden die Netzelemente<br />

des ÖPNV, wie Wagenfolge, Betriebsdauer, Streckenführung und<br />

80 Ebenda; S. 20<br />

Abbildung 32: Bürgerbus<br />

84


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Beförderungsmittel, der Nachfrage angepasst. Dabei kann z.B. das normale ÖPNV-<br />

Angebot durch ein integriertes Linien-Taxi-Netz zur Anbindung von<br />

Siedlungsbereichen mit schwachem Verkehrsaufkommen ergänzt werden.<br />

Linien-Taxen sind Taxen, die zu verkehrsschwachen Zeiten auf Strecken eingesetzt<br />

werden, auf denen nur eine geringe, aber ständige Verkehrsnachfrage besteht. Sie<br />

bedienen anstelle von Omnibussen den selben Linienweg nach festgelegten<br />

Fahrplanzeiten. Die Haltestellen und Tarife entsprechen denen des normalen<br />

Linienverkehrs. Je nach Bedarf werden normale Taxen (4 Sitzplätze) oder<br />

Großraumtaxen (8 Sitzplätze) eingesetzt, die während ihres Einsatzes speziell<br />

gekennzeichnet werden. Grundsätzlich stellt das Linien-Taxi eine kostengünstige<br />

Alternative zum Linienbus dar.<br />

Der Einsatz eines Taxis rechnet sich für ein Verkehrsunternehmen jedoch nur, wenn<br />

dadurch entsprechende Personal- und Sachmittel eingespart werden können.<br />

Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Personalkosten, die den Hauptkostenfaktor<br />

darstellen. Beim Einsatz von Taxen sollte deshalb darauf geachtet werden, dass<br />

möglichst eine volle Dienstschicht eingespart werden kann.<br />

Die rechtliche Grundlage für den Einsatz von Linien-Taxen bilden die § 42 und § 21<br />

des PBefG 81 .<br />

B) Linien-Taxi mit Flächenerschließung<br />

Wie das Linien-Taxi ersetzt das Linien-Taxi mit Flächenerschließung den<br />

Omnibusverkehr im Nachtverkehr. Anders als beim Linien-Taxi, werden die<br />

Fahrgäste meist in stadtauswärtiger Richtung in einem festgelegten Bereich bis vor<br />

die Haustür gebracht. Dies dient in erster Linie dem Sicherheitsbedürfnis des<br />

81 Ebenda; S. 22<br />

Abbildung 33: Linientaxi/Anschlusstaxi<br />

85


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Fahrgastes. In die Gegenrichtung erfolgt die Fahrgastaufnahme jedoch nur an den<br />

festgelegten Haltestellen des Linienverkehrs. Diese Betriebsform basiert auf dem §<br />

42 in Verbindung mit § 2 des PBefG. Ansonsten entsprechen die Merkmale des<br />

Linien-Taxis mit Flächenerschließung denen des Linien-Taxis.<br />

C) Anschluss-Linien-Taxi<br />

Auch diese Betriebsform wird zu Zeiten eingesetzt, zu denen sich der Einsatz von<br />

Bussen nicht rechnet. Sie bedienen meist nur einen Streckenabschnitt des<br />

regulären Linienverkehrs. Die Anfangs- bzw. Endpunkte der Fahrten stellt die<br />

zurückgesetzte Endhaltestelle des jeweiligen Linien-Busses dar. Die Ankunfts- und<br />

Abfahrtszeiten sind auf die des Linienbusses abgestimmt.<br />

Der Einsatz der Taxen auf Teilstrecken des Linienverkehrs ist jedoch nur dann<br />

wirtschaftlich, wenn die Kosten für deren Anmietung, die Einsparungen im<br />

Linienbetrieb nicht übersteigen 82 .<br />

D) Abruf-Linien-Taxi<br />

Im Gegensatz zum Anschluss-Linien-Taxi wird beim Abruf-Linien-Taxi nicht ständig<br />

ein Taxi bereitgestellt, sondern nur bei entsprechendem Bedarf von einer<br />

zurückgezogenen Endhaltestelle, anstelle des Omnibusses eingesetzt. Bei dieser<br />

Betriebsart ist es notwendig, dass der Fahrgast sich rechtzeitig an das Fahrpersonal<br />

wendet, damit ein Taxi zur Verfügung steht. Es gelten hierbei die gleichen<br />

Haltestellen und Tarifbestimmungen wie beim Linienbetrieb.<br />

Die Einsparungsmöglichkeiten sind bei dieser Betriebsform größer als beim<br />

Anschluss-Linien-Taxi, da die Fahrzeuge nur bei Bedarf eingesetzt werden. Die<br />

Nachteile sind, dass eine fahrplanmäßig festgelegte Rückfahrtmöglichkeit auf dem<br />

vom Bus nicht mehr bedienten Streckenabschnitt entfällt. Außerdem kann es bei<br />

Dunkelheit zu Sicherheitsproblemen kommen, wenn das bestellte Taxi später als<br />

der Omnibus an der Endhaltestelle eintrifft.<br />

82 Ebenda; S. 23<br />

86


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

E) Taxi-Ruf-Service<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Bei dieser Betriebsform handelt es sich lediglich um einen erweiterten Service des<br />

Verkehrsunternehmens. Sie stellt eine Kombination aus Linien- und Taxibetrieb dar.<br />

Der Fahrgast meldet hierbei seinen Fahrtwunsch beim Fahrer an, der dann über<br />

Funk ein Taxi zur gewünschten Haltestelle bestellt. Die Vermittlung ist für den<br />

Fahrgast kostenlos. Die Fahrtkosten ergeben sich aus den jeweiligen<br />

Tarifbestimmungen des Verkehrsunternehmens und den Tarifen des<br />

Taxigewerbes 83 .<br />

Abbildung 34: Abruf-/Anruf-Linientaxi<br />

III) Linienverkehr mit Abweichungen vom Linienbetrieb<br />

Merkmal dieser Betriebsform ist die bedarfsorientierte Bedienung der Haltestellen.<br />

So sind Abweichungen vom festgelegten Linienweg meist innerhalb eines<br />

festgelegten Gebietes möglich. Die Fahrzeuggröße variiert je nach Nachfrage und<br />

Straßenverhältnissen zwischen Taxi und Linienbus.<br />

A) Linienverkehr im Richtungsband<br />

Der Richtungsbandbetrieb stellt eine Kombination aus Elementen des<br />

Linienbetriebs, u.a. regelmäßige Fahrtenfolge und feste Routen, und des<br />

Bedarfsbetriebs, also individuelle Bedienung und freie Beweglichkeit der Fahrzeuge,<br />

dar. Der Streckenverlauf geht bei dieser Betriebsform zwar in eine bestimmte, fest<br />

vorgegeben Richtung, bedient innerhalb eines bestimmten Fahrkorridors aber nur<br />

die Haltestellen, bei denen Bedarf besteht. Der Routenverlauf ergibt sich somit bei<br />

jeder Fahrt je nach Bedarf. Innerhalb eines bestimmten Gebietes ergibt sich somit<br />

eine in vorgegebener Richtung vorstrukturierte Flächenbedienung. Allgemein sind<br />

beim Richtungsbandbetrieb zwei Arten von Haltestellen zu unterscheiden: die<br />

Fixpunkthaltestellen und die Bedarfshaltestellen. Zu den Fixpunkthaltestellen zählen<br />

87


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

die Haltestellen, die bei jeder Fahrt bedient werden. Dies sind in jedem Fall die<br />

Ausgangs- und die Endhaltestelle, sowie beim Richtungsband als<br />

Routenabweichung die Haltestellen der Stammroute. Bedarfshaltestellen sind die<br />

Haltestellen, an denen eine schwankende Nachfrageintensität besteht. Sie werden<br />

daher nur angesteuert, wenn Fahrtenwünsche vorliegen. Hierbei ist es notwendig,<br />

dass der Fahrgast seinen Beförderungswunsch im Voraus dem<br />

Verkehrsunternehmen mitteilt, damit eine Bedienung der Haltestelle gewährleistet<br />

wird 84 .<br />

Man unterscheidet den Richtungsbandbetrieb in vier unterschiedliche<br />

Betriebsstrategien:<br />

• Richtungsband mit Linienabweichung<br />

Bei dieser Form des Richtungsbandbetriebes gibt es eine feste<br />

83 Ebenda; S.25<br />

84 Ebenda; S.26<br />

Abbildung 35: Linienverkehr im Richtungsbandbetrieb<br />

Stammroute, die auf jeden Fall bedient wird. Bei Bedarf können aber<br />

auch Haltestellen außerhalb der Grundroute angefahren werden.<br />

Diese Form der Streckenanpassung lässt sich relativ einfach<br />

bewältigen. Sie gilt als Minimalversion des Richtungsbandbetriebs. Sie<br />

eignet sich besonders zur Erschließung von Siedlungsbändern mit<br />

wenigen, außerhalb des Bandes gelegenen Siedlungen.<br />

88


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

• Richtungsband mit Linienaufweitung<br />

Bei der Linienaufweitung erfolgt die Bedienung zunächst entlang einer<br />

Route mit festen Haltestellen und mündet dann in eine flächenhafte<br />

Erschließung mit bedarfsorientierten Haltestellen.<br />

• Richtungsband als Korridor-Bandbetrieb<br />

Hierbei sind lediglich die Anfangs- und Endhaltestellen als<br />

Fixpunkthaltestellen festgelegt. Die dazwischen liegenden Haltestellen<br />

werden nur bei Bedarf angefahren. Diese Art des<br />

Richtungsbandbetriebs ist besonders dann geeignet, wenn die<br />

Siedlungsstruktur die Form eines Korridors mit nachfrageschwachen<br />

Orten innerhalb des Korridors und nachfragestärkeren Orten an den<br />

Anfangs- und Endpunkten des Korridors aufweist (siehe Abbildung).<br />

• Richtungsband als Sektorbetrieb<br />

Beim Sektor-Richtungsbandbetrieb wird nur die Anfangs- bzw.<br />

Endhaltestelle fest bedient, die übrigen Haltestellen werden nur bei<br />

Nachfrage angefahren. Dieser Art des Betriebs bietet sich als<br />

Zubringer- oder Verteilerverkehr an 85 .<br />

Abbildung 36: Ausprägungen des Richtungsbandbetrieb<br />

85 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998); Planungshandbuch für<br />

den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche; S. B-2<br />

89


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Vorteil des Richtungsbandbetriebes ist es, dass auch zu Zeiten mit geringer<br />

Nachfrage ein Fahrtbetrieb aufrecht erhalten wird. Die Berechnung des Fahrpreises<br />

erfolgt zudem nach dem normalen Tarif.<br />

Als Nachteil ist hingegen der Anmeldezwang bei den Bedarfshaltestellen<br />

anzusehen. Auch eine festgelegte Zeit, an den die Grundhaltestellen bedient<br />

werden, gibt es oft nicht, da sich der Zeitablauf je nach Anzahl und Position der<br />

Haltestellen ändert. Deshalb muss an den Fixpunkthaltestellen zum Teil mit<br />

längeren Wartezeiten gerechnet werden.<br />

B) Linienverkehr mit Flächenerschließung<br />

Der Linienverkehr mit Flächenerschließung wird ebenfalls zu Zeiten mit geringer<br />

Verkehrsnachfrage eingesetzt. Er bedient dabei von einen Verkehrsknotenpunkt<br />

aus ein bestimmtes abgegrenztes Gebiet. Der Einstieg erfolgt über<br />

Pflichthaltestellen, der Ausstieg kann von dem Fahrgast innerhalb eines bestimmten<br />

Gebietes frei gewählt werden. Die Anzahl der vom normalen Linienverlauf<br />

abweichenden Fahrten sollte jedoch relativ gering bleiben, da ansonsten keine<br />

verlässlichen Abfahrtszeiten für die Pflichthaltestellen angegeben werden können<br />

und so mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist. Um die Attraktivität dieser<br />

Betriebsform zu erhalten, sollte sie nur zu Zeiten und in Räumen geringer<br />

Nachfrage eingesetzt werden. Die Betriebssteuerung kann relativ einfach realisiert<br />

werden, da die Fahrtwünsche unmittelbar dem Fahrer mitgeteilt werden, der diese<br />

dann in eine sinnvolle Tourenplanung umsetzt. Da sich die Flächenerschließung nur<br />

in einem abgegrenzten Raum mit geeignetem Straßennetz und in der Regel auch<br />

nur der Ausstieg in die Fläche, also stadtauswärts, möglich ist, bietet sich diese<br />

Betriebsform vor allem für stark einseitig gerichteten Verkehr an. Als Fahrtmittel<br />

können Klein- oder Minibusse, sowie Großraum- oder Normaltaxen eingesetzt<br />

werden.<br />

Da es aufgrund von längeren Fahrzeiten meist zu zusätzlichen Betriebskosten<br />

kommt, wird in den meisten Fällen ein Aufschlag zum normalen Tarif berechnet.<br />

Durch die haustürnahe Bedienung erfährt der Kunde jedoch auch eine wesentlich<br />

höhere Beförderungsqualität und kann gerade während der Abendstunden sein<br />

Sicherheitsbedürfnis erfüllen 86 .<br />

86 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />

Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.28<br />

90


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

C) Der Rufbus<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Name „Rufbus“ steht nicht für eine bestimmte Betriebsart, sondern ist eher ein<br />

Überbegriff für verschiedene Betriebsweisen und Bedienungskonzepte. Sie alle<br />

verbindet, dass die Fahrtrouten- und Fahrtzeit erst während des Betriebs für den<br />

nächsten Fahrtabschnitt geplant wird. Dabei ist eine ständige Kommunikation<br />

zwischen Fahrgast, Betriebsstelle und Fahrzeug unerlässlich. Da die Route ständig<br />

neu berechnet werden muss, sind für den Einsatz von Rufbussen meist spezielle<br />

technische Einrichtungen für die Steuerung des Fahrtablaufs notwendig.<br />

Die Rufbus-Systeme können in zwei Betriebsarten unterschieden werden: die<br />

kombinierte und die flexible Betriebsweise. Bei der kombinierten Betriebsweise<br />

handelt es sich um eine Mischung aus Elementen des Linien- und des<br />

Bedarfsbetriebs. Ändert sich die Art der Kombination im Laufe des Tages, dann<br />

handelt es sich um die flexible Betriebsweise. Dieser Art des Betriebs stellt jedoch<br />

höhere Anforderungen an die Kommunikations- und Steuerungsprozesse 87 .<br />

IV) Flächenbetrieb<br />

Abbildung 37: Linienverkehr mit Flächenerschließung<br />

Hierbei erfolgt die Fahrgastbedienung innerhalb eines bestimmten, abgegrenzten<br />

Gebietes ohne Einschränkung auf bestimmte Haltestellen und vorgegebene<br />

Fahrtwege. Selbst wenn es einen veröffentlichten Fahrplan gibt, muss der Fahrgast<br />

seinen Fahrtwunsch im Vorfeld anmelden. Die Aufnahme des Fahrgastes erfolgt in<br />

der Regel an bestimmten Abfahrtstellen, z.B. an Haltestellen des Linienverkehrs.<br />

Der Fahrtweg variiert von Fahrt zu Fahrt und ergibt sich durch die eingegangenen<br />

91


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Fahrtwünsche. Der Fahrer ist dabei für die Planung der jeweiligen Fahrtroute<br />

verantwortlich. Der Ausstieg findet unmittelbar am Fahrtziel oder in der Nähe statt.<br />

A) Anruf-Sammeltaxi (AST)<br />

Diese Betriebsform wird vor allem zu Zeiten und in Räumen mit einer schwachen<br />

Verkehrsnachfrage eingesetzt. Grundbedingung für den Anruf-Sammeltaxi-Betrieb<br />

ist ein leistungsfähiges örtliches Taxiunternehmen, das über eine, während der<br />

Betriebszeit des AST, besetzte Zentrale verfügt. Die Taxen müssen während ihres<br />

Einsatzes als Anruf-Sammeltaxi besonders gekennzeichnet werden. Der Einstieg<br />

erfolgt an besonders kenntlich gemachten Abfahrtstellen und nur zu bestimmten<br />

Zeiten. Der Fahrtwunsch muss im Vorfeld schriftlich oder telefonisch bei der<br />

Fahrzentrale angemeldet werden.<br />

Vorteil des AST ist, dass die Beförderung auf dem kürzesten Weg erfolgt und somit<br />

mit kurzen Fahrtzeiten zu rechnen ist. Außerdem erfolgt die Fahrt meist bis<br />

unmittelbar an das Fahrtziel, was dem Sicherheitsbedürfnis des Fahrgastes<br />

entgegen kommt und den Bedienungskomfort eines Taxis bietet. Die Preise sind<br />

dabei relativ günstig.<br />

Das AST kann als Ersatz des Linienverkehrs eingesetzt werden. In diesem Fall<br />

können beispielsweise einzelne Omnibuslinien ganztägig oder nur zu<br />

Schwachverkehrszeiten durch das AST ersetzt werden. Da dies in der Regel mit<br />

einer zeitlichen Ausdehnung des Gesamtangebotes einhergeht, kann dadurch die<br />

Attraktivität des Gesamtbetriebs gefördert werden.<br />

Eine weitere Einsatzmöglichkeit des AST ist die Ergänzung des<br />

Linienverkehrangebots. Hierbei wird das AST lediglich zu Zeiten und in Räumen, in<br />

denen kein Linienverkehr erfolgt, eingesetzt. Dies würde ebenfalls zu einer<br />

Steigerung der Attraktivität des ÖPNV-Betriebs führen, da die Betriebszeiten und<br />

-räume ausgedehnt werden. Durch den Einsatz des AST ist es somit möglich auch<br />

Gebiete an den öffentlichen Verkehr anzubinden, die bisher nicht erschlossen sind<br />

und damit eine Bedienung des gesamten Stadtgebietes zu ermöglichen.<br />

Das Anruf-Sammeltaxi kann auch als Verdichtung des Linienverkehrs, z.B. tagsüber<br />

in Fahrplanlöchern, eingesetzt werden 88 .<br />

87 Ebenda; S.30<br />

88 Ebenda; S.32<br />

92


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

4.3.3 Betriebsmittel<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Bezüglich der Betriebsmittel kann aus einem breiten Spektrum an Fahrzeugen<br />

ausgewählt werden.<br />

Abbildung 37: Anrufsammeltaxi<br />

Betriebsmittel und -größen<br />

Fahrzeugart Anzahl der Sitz- und Stehplätze<br />

Standart-Gelenkbus 104 – 113<br />

Standart-Überlandbus 64 – 75<br />

Standart-Linienbus 64 – 75<br />

Midibus 31 – 55<br />

Kleinbus 8 – 34<br />

Großraum-Pkw 4 – 6<br />

Pkw 4<br />

Tabelle 10: Betriebsmittel und -größen<br />

Der wichtigste Punkt bei der Entscheidung über den Einsatz der Betriebsmittels ist<br />

die Wirtschaftlichkeit. Deshalb müssen bei der Auswahl der Fahrzeuge die<br />

erwartete Verkehrsnachfrage, die Betriebsform, sowie die geplante Laufleistung<br />

berücksichtigt werden. Weitere Kriterien sind die Zuverlässigkeit und die Eignung im<br />

Bezug auf Straßensituation im Einsatzgebiet. Im ländlichen Raum kommen oft<br />

Überland- oder Standardlinienbusse mit hohen Platzkapazitäten zum Einsatz. Im<br />

Falle des bedarfsgesteuerten Betriebs und bei geringer Nachfrage sind kleinere<br />

Busse meist sinnvoller. Im Linienverkehr zwischen den zentralen Orten ist zu<br />

Hauptverkehrszeiten meist der Einsatz von Standardbussen mit hoher<br />

Platzkapazität notwendig. Die Straßenverhältnisse bereiten den Fahrzeugen dort<br />

93


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

meist keine Schwierigkeiten. In Gebieten ohne Stoßverkehr und in den<br />

Abendstunden bzw. am Wochenende können auch Fahrzeuge mit reduziertem<br />

Platzangebot eingesetzt werden.<br />

Eignung der Fahrzeuge nach Betriebsart<br />

Linien- Richtungsbandbetrieb<br />

betriebLinienLinien- Fahrzeuggröße<br />

abweichungaufweitung Standardbus X X X<br />

Midibus X X X<br />

Kleinbus (15 – 34<br />

Personen)<br />

Kleinbus (8 – 15<br />

Personen)<br />

Korridor Sektor<br />

X X X X<br />

Flächen-<br />

betrieb<br />

X X X X<br />

Großraum – Pkw X X X X<br />

Pkw X<br />

Lieferwagen X<br />

Tabelle 11: Eignung der Fahrzeuge<br />

Die Laufleistung von Standardlinienbussen und Midibussen unterscheidet sich<br />

deutlich von der der Kleinbusse, da sie über robustere Fahrgestelle, die für den<br />

ÖPNV-Betrieb konzipiert sind, verfügen. Die Anschaffungskosten eines<br />

Standardlinienbusses liegen bei etwa 215.000 €, die eines Kleinbusses mit 15 bis<br />

20 Sitzplätzen zwischen 60.000 und 110.000 €. Der Standardlinienbus erreicht dafür<br />

etwa die doppelte Lebensdauer. Dies bedeutet, dass die billigeren Kleinbusse bei<br />

der selben jährlichen Laufleistung innerhalb eines kürzeren Zeitraums<br />

abgeschrieben werden müssen. Der Einsatz von kleineren Fahrzeugen kann sich<br />

jedoch auch positiv auf den Kraftstoffverbrauch auswirken.<br />

Verglichen mit den Personalkosten, die etwa 60 bis 70% der Betriebskosten<br />

ausmachen, stehen die Fahrzeugkosten nur an zweiter Stelle. Dennoch ist es<br />

wichtig den Einsatz der Fahrzeuge so zu planen, dass sie innerhalb des<br />

Abschreibungszeitraums ihre maximale Laufleistung erreichen 89 .<br />

89 Vgl.: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche<br />

94


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

4.4 Bestandsanalyse ÖPNV<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Zuständig für den ÖPNV in der Westpfalz ist der Westpfalz Verkehrsverbund<br />

(WVV). Im folgenden soll deshalb zunächst der Verbund und seine räumliche<br />

Abgrenzung vorgestellt werden.<br />

In dem am 1.April 2000 neu geschaffene WVV Westpfalz Verkehrsverbund<br />

vereinigen sich 7 Städte und Landkreise, die den Zweckverband Westpfalz<br />

Verkehrsverbund bilden, und die 11 Verkehrsunternehmen der Region zu einer<br />

gemeinsamen Gesellschaft. Hierzu zählen die Städte Kaiserslautern, Pirmasens<br />

und Zweibrücken sowie die Landkreise Donnersberg, Kaiserslautern, Kusel und<br />

Südwestpfalz 90 .<br />

Abbildung 39: Westpfalz Verkehrsverbund<br />

Mit der Gründung des WVV wurde das ÖPNV-Angebot in der Region vereinheitlicht.<br />

Es ist nun möglich alle (Nah-)Verkehrsmittel der unterschiedlichen<br />

Verkehrsunternehmen in dem Verbundgebiet mit einer Fahrkarte und mit einem<br />

einheitlichen Tarifsystem zu nutzen. Des Weiteren wurden die Fahrpläne<br />

aufeinander abgestimmt. Dies führt zu einer erheblichen Steigerung der<br />

90 Westpfalz Verkehrsverbund; www.wvv-info.de; Stand: 11.12. 2003<br />

95


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Beförderungsqualität. Resultat der Verbesserungen ist eine Fahrgaststeigerung von<br />

etwa 3% seit Gründung des WVV 91 .<br />

Insgesamt wird der Landkreis Kaiserslautern nahezu flächendeckend erschlossen.<br />

Die Hauptausrichtung der Buslinien erfolgt auf das Oberzentrum Kaiserslautern hin.<br />

Das Angebot konzentriert sich allerdings auf die Hauptverkehrszeiten. Zu Zeiten<br />

geringer Nachfrage wird die Fläche nur durch wenige Linien bedient. Dies führt<br />

häufig zu einer Verlängerung der Reisezeiten und verschlechtert die Attraktivität des<br />

ÖPNV.<br />

An Wochenenden und Feiertagen wird das Angebot noch stärker reduziert, oder<br />

ganz eingestellt. Einige Gemeinden sind an diesen Tagen gar nicht mit dem ÖPNV<br />

erreichbar 92 .<br />

91 Harms, Silke; (2003); Kundenbindung von jungen Erwachsenen an den ÖPNV in einem ländlich<br />

geprägten Raum; Kaiserslautern; S. 70<br />

92 Ebenda, S. 75<br />

Abbildung 40: Linienplan WVV<br />

96


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Wie der Linienplan des WVV zeigt, besteht derzeit keine Anbindung von<br />

Johanniskreuz an das Liniennetz. Der nächstgelegene Linienverlauf ist der, der<br />

Linie 6512. Bis vor einigen Jahren bestand eine ÖPNV-Anbindung des<br />

Johanniskreuzes per Bus, die jedoch aus Mangel an Fahrgästen eingestellt wurde.<br />

In Verbindung mit dem Haus der Nachhaltigkeit soll Johanniskreuz in Zukunft<br />

jedoch wieder an das ÖPNV-Netz angeschlossen werden. Hierfür hat der WVV<br />

bereits eine Planungsversion, den so genannten „Luchsbus“, entwickelt. Im<br />

Folgenden sollen nun, in Anlehnung an die zuvor vorgestellten Bedienungsweisen,<br />

die Möglichkeiten zur Anbindung des Johanniskreuzes an den ÖPNV vorgestellt<br />

und bewertet werden. Ansätze von Routenvorschlägen werden hierbei jedoch nur<br />

für die Alternativen entwickelt, die als Anbindung sinnvoll erscheinen. Des Weitern<br />

sollen Möglichkeiten vorgestellt werden, die die Attraktivität des ÖPNV verbessern<br />

können.<br />

4.5 Planungsansätze<br />

4.5.1 Normaler Linienbetrieb auf Johanniskreuz<br />

Zur Vorstellung eines normalen Linienbetriebs am Johanniskreuz dient die<br />

Planungsversion des Luchsbusses. Die Bedienung soll als Linienbetrieb erfolgen,<br />

also über einen festen Fahrplan, der jedoch bestimmte Haltestellen nur zu<br />

bestimmten Zeiten bedient. Johanniskreuz soll nach dieser Planungsversion<br />

lediglich am Wochenende angefahren werden. Die Hauptroute der Strecke erfolgt<br />

von Kaiserslautern über Stelzenberg, Trippstadt und Heltersberg nach<br />

Waldfischbach-Burgalben.<br />

Als Fahrtmittel für den Betrieb ist ein Standard-Linienbus geplant.<br />

97


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Geplante Haltestellen<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

1 Kaiserslautern Hermann Lönsstraße 26 Trippstadt Bartelsberg<br />

2 Kaiserslautern Hbf 27 Oberhammer<br />

3 Kaiserslautern Rosenstraße 28 Sägmühle Eingang<br />

4 Kaiserslautern Kaufhalle 29 Sägmühle Wendeplatz<br />

5 Kaiserslautern Pfaffplatz 30 Neuhof Kapellchen<br />

6 Kaiserslautern Rundbau 31 Hoheneckenbahnhof<br />

7 Kaiserslautern Blücherstr. Abzweig 32 Gelterswoog Seehotel<br />

8 Kaiserslautern Dammstr. 33 Karlsthal Abzweig<br />

9 Kaiserslautern Uni Abzweig 34 Trippstadt Klugsche Mühle<br />

10 Kaiserslautern Rote Hohl 35 Trippstadt Johanniskreuz<br />

11 Aschbacherhof Abzweig 36 Plicker-Weiher<br />

12 Aschbacherhof 37 Meisertal<br />

13 Alte Schmelz 38 Schmalenberg alter Wasserturm<br />

14 Queidersbach Regionale Schule 39 Schmalenberg Pfarramt<br />

15 Stelzenberg Sparkasse 40 Schmalenberg Schuhfabrik<br />

16 Stelzenberg Lindenstr. 41 Geiselberg Bürgerhaus<br />

17 Stelzenberg Ortsmitte 42 Geiselberg Friedhof<br />

18 Langensohl Ort 43 Heltersberg Seeberg<br />

19 Langensohl Abzweig 44 Heltersberg Heimbachstraße<br />

20 Trippstadt Wohnstift 45 Heltersberg Kindergarten<br />

21 Trippstadt Denkmal 46 Heltersberg Bürgermeisteramt<br />

22 Trippstadt Bürgermeisteramt 47 Waldfischbach-Burgalben<br />

Abzweig<br />

Hangstraße<br />

23 Trippstadt Grundschule 48 Waldfischbach-Burgalben Welchstraße<br />

24 Trippstadt Kindergarten 49 Waldfischbach-Burgalben Schule<br />

25 Trippstadt Unterdorf 50 Waldfischbach-Burgalben Bahnhof<br />

Tabelle 12: Geplante Haltestelle<br />

Bedienung mind. 18 mal am Tag<br />

Bedienung mind. 10 mal am Tag<br />

Bedienung weniger als 10 mal am Tag<br />

Bedienung nur am Wochenende<br />

Vorteil des Linienverkehrs ist, dass sich der Fahrgast im Vorfeld um nichts kümmern<br />

muss, da der Linienverkehr fahrplanmäßig auf einer festen Route verkehrt. Dies ist<br />

auch für Ortsunkundige ein großer Vorteil, da sie sich nicht erst mit den örtlichen<br />

Anmeldeverfahren, wie es bei dem Bedarfsbetrieb notwendig ist, auseinandersetzen<br />

müssen. Gerade am Wochenende wird Johanniskreuz regelmäßig von einer<br />

Vielzahl an Auswärtigen besucht, die dort ihre Freizeit verbringen. Um auch für<br />

diese Zielgruppe das ÖPNV-Angebot attraktiv zu gestalten, ist es deshalb<br />

besonders wichtig, eine Anbindung zu gewährleisten, mit der sie schnell und ohne<br />

Probleme ihr Ziel erreichen.<br />

Nachteile ergeben sich bei dieser Betriebsform, wenn die Nachfrage nicht groß<br />

genug ist, um den Betrieb wirtschaftlich zu rechtfertigen.<br />

98


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

So ist auch die Realisierung dieser Strecke nach Aussage von Herr Zappe vom<br />

WVV stark davon abhängig, ob ein Sponsor für die Finanzierung dieser Strecke<br />

gefunden wird. Ohne Betriebskostenzuschuss wird das Angebot für dieses Gebiet<br />

nicht realisiert werden 93 .<br />

Im Folgenden sollen nun Alternativen dargestellt werden, die gegebenenfalls einen<br />

wirtschaftlich besser tragbaren Betrieb ermöglichen und zu einer stärkeren<br />

Auslastung der Strecke führen können. Grundlage für die Planung der Alternativen<br />

sind hierbei die bereits angeführten unterschiedlichen Betriebsweisen.<br />

4.5.2 Differenzierte Bedienung von Johanniskreuz<br />

I) Differenzierte Bedienung im Linienverkehr mit dem Omnibus<br />

A) Schnellbus<br />

Da es sich bei dem Werktagsverkehr meist um Beruf- und Ausbildungsverkehr<br />

handelt, der sich von den Unterzentren der Region auf das Oberzentrum<br />

Kaiserslautern richtet, bietet sich zu diesen Zeiten der Einsatz eines Schnellbusses<br />

an. Vorteile dieser Betriebsart sind, dass die Fahrgäste schnell und ohne Umsteigen<br />

das Ziel erreichen. Dies könnte sich positiv auf die Fahrgastzahlen auswirken, da es<br />

eine echte Alternative zum MIV darstellt. Der Routenverlauf dieser Strecke könnte<br />

sich an dem Fahrplan des geplanten Luchsbusses orientieren, die Haltestellen<br />

müssten jedoch ausgedünnt werden, damit eine schnelle Verbindung gewährleistet<br />

werden kann. So sollten pro Ort möglichst nur ein bis zwei Haltestellen angefahren<br />

werden. Die Ausdünnung der Haltestellen kann dabei mit Hilfe eines attraktiven Bike<br />

& Ride-Angebotes ausgeglichen werden. Die Einsatzzeit des Schnellbusses würde<br />

sich allerdings auf die Hauptverkehrszeiten beschränken.<br />

Fraglich ist, ob das erhöhte Komfortangebot und der erhöhte Tarif, den der Einsatz<br />

des Schnellbusses nach sich zieht, auf dieser Strecke wirklich gewünscht sind.<br />

Am Wochenende bietet sich der Einsatz des Schnellbusses nicht an, da in dieser<br />

Zeit der Verkehr eher in die andere Richtung verläuft, also vom Oberzentrum in die<br />

Fläche. Eine besonders schnelle Strecke ist hier nicht erforderlich.<br />

93 Email von Herr Zappe, Westpfalz Verkehrverbund vom 02.02.04<br />

99


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

B) Eilbus<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Prinzipiell bietet der Eilbus ähnliche Vorteile wie der Schnellbus. Fraglich ist jedoch<br />

ob er sich ebenso positiv auf die Fahrgastzahlen auswirkt, da er meist eine<br />

geringere Zeitersparnis als der Schnellbus bietet. Es besteht somit die Möglichkeit,<br />

dass der Eilbus nicht mit dem Pkw mithalten kann und somit nicht in der Lage sein<br />

wird, neue Kunden zu gewinnen. Dass die Ausstattung und der Tarif dem des<br />

normalen Linienbetriebs entspricht, ist hingegen als positiv zu bewerten.<br />

C) Trampbus<br />

Der Trampbus stellt eigentlich keine eigene Betriebsform dar, sonder eher eine<br />

Serviceleistung. Hierbei können die Fahrgäste entlang der Fahrtroute auch<br />

zwischen den Haltestellen aus- oder einsteigen. Der Trampbus könnte somit, im<br />

Falle einer normalen Linienerschließung von Johanniskreuz, eine Ergänzung des<br />

Angebotes darstellen. Häufig wird diese Serviceleistung in ländlichen Gebieten<br />

bereits „unter der Hand“ praktiziert 94 .<br />

D) Bürgerbus<br />

Der Bürgerbus wird von den Bürgern selbst gefahren und organisiert. Diese<br />

Betriebsart stellt jedoch für die Anbindung von Johanniskreuz keine wirkliche<br />

Alternative zum normalen Linienverkehr dar. Zum einen ist es fraglich, ob sich<br />

genügend ehrenamtliche Bürger finden, um damit ein attraktives Angebot zu<br />

verwirklichen und zum anderen stellt der Bürgerbus oft nur eine Ergänzung des<br />

eigentlichen Linienverkehrs dar.<br />

II) Differenzierte Bedienungsweisen im Linienverkehr mit dem Taxi<br />

Die differenzierte Bedienungsweise im Linienverkehr mit dem Taxi bietet sich für die<br />

grundsätzliche Erschließung von Johanniskreuz durch den ÖPNV nicht an, sondern<br />

kann eher als Ergänzung zum normalen Angebot eingesetzt werden. So kann auch<br />

während der Schwachverkehrszeiten eine ÖPNV-Anbindung bereitgestellt werden,<br />

die wirtschaftlich vertretbar ist.<br />

94 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte Bedienungsweisen,<br />

Nahverkehrsbedienung zwischen großem Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.28<br />

100


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

A) Linien-Taxi mit Flächenerschließung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Für Johanniskreuz würde das Linien-Taxi mit Flächenerschließung sicherlich die<br />

praktikabelste Lösung darstellen. Es ist jedoch fraglich, ob durch den Einsatz des<br />

Linien-Taxis zu verkehrsschwachen Zeiten auf dieser Strecke genügend Personal-<br />

und Betriebskosten eingespart werden können, damit sich der Einsatz für das<br />

Verkehrsunternehmen rechnet.<br />

B) Anschluss-Linien-Taxi<br />

Das Anschluss-Linien-Taxi stellt für dieses Gebiet keine geeignete Lösung dar, da<br />

es sich auf dieser Strecke nicht rentiert, die End- bzw. Anfangshaltestelle<br />

zurückzuversetzen um dann den restlichen Streckenabschnitt mit einem Taxi zu<br />

bedienen.<br />

C) Abruf-Linien-Taxi<br />

Für das Abruf-Linien-Taxi gilt prinzipiell dasselbe wie für das Anschluss-Linien-Taxi.<br />

Allerdings würde diese Betriebsart sicherlich die wirtschaftlichere Lösung darstellen,<br />

da nicht immer ein Taxi vorgehalten werden müsste.<br />

D) Taxi-Ruf-Service<br />

Der Taxi-Ruf-Service stellt für das Verkehrsunternehmen keinen Mehraufwand dar,<br />

dient aber zur Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses der Fahrgäste. Als<br />

zusätzliches Serviceangebot ist der Taxi-Ruf deshalb sicherlich wünschenswert.<br />

A) Linienverkehr im Richtungsband<br />

Der Richtungsbandbetrieb stellt eine gute Möglichkeit zur Anbindung von<br />

Johanniskreuz dar. So können die Hauptquellgebiete jederzeit angebunden werden<br />

und die Gebiete, in denen es nur vereinzelt oder zu Stoßzeiten eine Nachfrage<br />

besteht, müssen nur bei Bedarf bedient werden. Somit ist eine Erschließung eines<br />

relativ großen Raumes möglich. Diese erfolgt zusätzlich recht wirtschaftlich, da auch<br />

nur die Haltestellen angefahren werden, an denen auch Fahrgäste zusteigen.<br />

Der Richtungsbandbetrieb mit Linienabweichung bietet sich für die Anbindung des<br />

Gebietes gut an. Orientiert man sich an den Haltestellen des Luchsbusses, könnte<br />

die Hauptroute von Kaiserslautern über Stelzenberg, Trippstadt, Schmalenberg und<br />

Heltersberg nach Waldfischbach-Burgalben verlaufen. Die übrigen Haltestellen<br />

101


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

müssten nur bei Bedarf bedient werden. Nachteilig ist jedoch, dass das Anmelden<br />

des Fahrtwunsches die Menschen abschrecken könnte, die sich mit diesem Prinzip<br />

nicht auskennen.<br />

B) Der Rufbus<br />

Das Rufbuskonzept stellt prinzipiell eine recht gute Lösung dar, da in diesem Fall<br />

nur die Haltestellen angefahren werden müssen, an denen Bedarf besteht. Es ist<br />

jedoch zu vermuten, dass sich eine gewisse Hauptroute bei diesem Konzept<br />

herausbilden würde, da als Hauptquellgebiete die Gemeinden Waldfischbach-<br />

Burgalben, Trippstadt, Stelzenberg und Heltersberg angesehen werden können.<br />

Das Hauptzielgebiet stellt das Oberzentrum Kaiserslautern dar. Der Vorteil dieses<br />

Konzeptes, jedes Mal auf Nachfragen flexibel reagieren zu können, würde sich in<br />

diesem Gebiet nicht auszahlen. Zudem sind meist spezielle technische<br />

Einrichtungen für die Steuerung des Fahrtablaufs notwendig.<br />

IV) Flächenbetrieb<br />

A) Anruf-Sammeltaxi (AST)<br />

Das Anruf-Sammeltaxi stellt keine geeignete Alternative für die Erschließung von<br />

Johanniskreuz dar. Es könnte lediglich als Ersatz vom regulären Betrieb während<br />

der Schwachverkehrszeiten eingesetzt werden.<br />

4.6 Planungsvorschlag<br />

4.6.1 Bedienungsweise<br />

Für die Anbindung von Johanniskreuz und die Erschließung der Region mit dem<br />

ÖPNV bietet sich eine Mischform der Betriebsarten an. So empfiehlt sich an den<br />

Werktagen das Einsetzen des Richtungsbandbetriebs mit Linienabweichung, da<br />

diese Art der Betriebsform gezielt auf den vorhandenen Bedarf reagieren kann und<br />

somit eine höhere Wirtschaftlichkeit erzielt. Die Betriebszeiten sollten sich an den<br />

Hauptverkehrszeiten orientieren und in dieser Zeitspanne mindestens einmal pro<br />

Stunde verkehren. In den Abendstunden ist nur noch ein eingeschränkter Betrieb<br />

notwendig, da die Nachfrage wohl keine Vollbedienung rechtfertigen würde. Als<br />

Betriebsmittel bietet sich der Standardlinienbus an.<br />

102


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Linienverlauf orientiert sich an den geplanten Haltestellen des Luchsbusses. Es<br />

sollten dabei Fixpunkthaltestellen in Kaiserslautern, Stelzenberg, Trippstadt,<br />

Heltersberg und Waldfischbach-Burgalben eingerichtet werden. Die übrigen<br />

Haltestellen werden nur bei angemeldetem Bedarf angefahren.<br />

Abbildung 41: Planungsversion Richtungsbandbetrieb<br />

An den Wochenenden sollte ein normaler Linienverkehr eingerichtet werden, da zu<br />

diesen Zeiten eine Vielzahl von Menschen ihre Freizeit in der Region verbringen.<br />

Das Potential dieser Zielgruppe wird zur Zeit noch nicht annähernd ausgenutzt.<br />

Zudem würde die Anbindung von Johanniskreuz auch erheblich zur Beruhigung des<br />

Verkehrs beitragen. Ein regulärer Linienverkehr an den Wochenenden ist zudem für<br />

die Attraktivität der ÖPNV-Verbindung notwendig. Wenn Auswärtige ihre Freizeit in<br />

der Region verbringen wollen, möchten sie dies möglichst tun, ohne sich vorher um<br />

ihre weitere Verbindung zu kümmern. Als Fahrzeug bietet sich hier wieder der<br />

Standard-Linienbus an. Die Linienführung orientiert sich an der Linie des<br />

Richtungsbandbetriebes, allerdings werden nun auch bedarfsorientierte Haltestellen<br />

angefahren. Die Anzahl der Haltestellen sollte sich jedoch auf maximal 3<br />

Haltestellen in größeren Orten, wie z.B. Trippstadt und auf 1 Haltestelle in kleineren<br />

Orten beschränken. Abseitsgelegene Orte wie Queidersbach sollten nicht<br />

103


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

angefahren werden, da die Fahrtstrecke und die Fahrtzeit sonst zu lang werden und<br />

eine attraktive Bedienung nicht mehr möglich ist.<br />

Die Betriebszeiten sollten sich auch wieder auf die Hauptverkehrszeiten<br />

beschränken, da die Erholungssuchenden meist in den Nachmittagsstunden bzw.<br />

am frühen Abend das Gebiet wieder verlassen. Das Anbieten eines Anruf-<br />

Sammeltaxis wäre wünschenswert.<br />

Bezüglich des Linienverkehrs an den Wochenenden ist darüber nachzudenken, ob<br />

dieser nicht lediglich zur Hauptsaison von Mitte April bis Oktober angeboten<br />

werden sollte. In der übrigen Zeit könnte auf den Richtungsbandbetrieb umgestellt<br />

werden, da sich die Zahl der Erholungssuchenden auf Johanniskreuz deutlich<br />

reduzieren wird.<br />

Abbildung 42: Planungsversion Linienbetrieb<br />

Das Konzept stellt einen Versuch dar, die wirtschaftlichen Interessen des<br />

Verkehrsunternehmens mit den Mobilitätsansprüchen der Bevölkerung in Einklang<br />

zu bringen. Ob dies wirklich dazu führt, dass eine Verlagerung vom MIV auf den<br />

ÖPNV stattfindet ist fraglich. Das Mobilitätsverhalten vieler Menschen, gerade in<br />

den dünn besiedelten Regionen, ist stark auf den MIV ausgerichtet. Um dieses<br />

104


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Verhalten zu beeinflussen bedarf es nicht nur einer Attraktivierung des ÖPNV,<br />

sondern vielmehr einer Veränderung der Lebensstile, auf die jedoch nur schwer<br />

Einfluss zu nehmen ist 95 .<br />

4.6.2 Weitere Möglichkeiten zur Attraktivierung des ÖPNV<br />

Neben dem Angebot einer attraktiven ÖPNV-Anbindung gibt es noch weitere<br />

Maßnahmen, die begleitend eingesetzt werden können, um die Attraktivität des<br />

ÖPNV zu steigern. Einige dieser Möglichkeiten sollen im Folgenden kurz erläutert<br />

werden.<br />

Bike and Ride<br />

Bike and Ride stellt eine Möglichkeit dar, den Einzugsbereich der Haltestellen zu<br />

vergrößern und somit eine größeren Personenkreis an den ÖPNV anzubinden. Dies<br />

stellt gerade in Außenbereichen von Städten und in ländlichen Gebieten eine gute<br />

Ergänzung zum ÖPNV-Angebot dar, da es dort aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />

immer möglich ist, das Liniennetz so dicht zu gestalten, dass die Haltestellen für<br />

jeden fußläufig und gut zu erreichen sind. Der Einzugsbereich einer Haltestelle liegt<br />

normalerweise bei 300 bis 400 m 96 . Durch das Errichten von attraktiven<br />

Fahrradabstellanlagen könnte der Einzugsbereich auf bis zu 5 km ausgeweitet<br />

werden. Für das Verkehrsunternehmen ergibt sich hieraus zum einen der Vorteil,<br />

dass neues Kundenpotential gewonnen werden kann und zum anderen kann das<br />

Anbieten von B+R sich auch positiv auf das Image des Unternehmens auswirken 97 .<br />

Fahrradmitnahme<br />

Im Westpfalzverkehrsverbund besteht grundsätzlich die Möglichkeit Fahrräder<br />

mitzunehmen. Voraussetzung ist jedoch, dass genügend Platz im Fahrzeug<br />

vorhanden ist. Zu beachten ist zudem, dass nur so viele Fahrräder mitgenommen<br />

werden dürfen, dass dadurch die Ordnung und Sicherheit des Betriebes nicht<br />

gefährdet wird. Die Beförderung von Kinderwagen und Rollstühlen genießt<br />

außerdem Vorrang vor dem Transport von Fahrrädern.<br />

95 Klein, Stefan; (1999); Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl im Personenverkehr; S.137<br />

96 Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung – ÖPNV im Allgemeinen<br />

97 Blöcher, Peter; Wiedemann, Johannes; (2002); Gemeinsam stärker: Rad und ÖPNV; Der<br />

Nahverkehr Nr.3; S.25<br />

105


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Soweit keine besonderen Befestigungsmöglichkeiten bestehen, sind die Fahrgäste<br />

zudem dazu angehalten, ihr Fahrrad ständig festzuhalten. Für durch den Transport<br />

entstandene Schäden sind die Radfahrer haftbar zu machen.<br />

Kosten<br />

Im Bahnbetrieb erfolgt die Fahrradmitnahme Montags bis Freitags ab neun Uhr und<br />

Samstags sowie Sonn- und Feiertags kostenlos. Vor neun Uhr muss ein<br />

Einzelfahrschein „Kinder“ für das Fahrrad gelöst werden. Auch im Bus ist es zu<br />

bestimmten Zeiten möglich, das Fahrrad kostenfrei zu transportieren:<br />

• RSW: Montags bis Freitags ab 9.00 Uhr, samstags, sonn- und feiertags den<br />

ganzen Tag<br />

• ORN, BRN: an Schultagen nicht vor 9.00 Uhr und in der Zeit von 11.30 und<br />

14.00<br />

• TWK, SW PS, VGZ: Montag bis Feitag täglich ab 20.00 Uhr, samstags ab<br />

14.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen den ganzen Tag 98<br />

Verbesserung der Fahrradmitnahme<br />

Um die Nutzung des ÖPNV auch für Fahrradfahrer attraktiv zu gestalten, sollten die<br />

Busanbindungen zum Johanniskreuz neben begrenzten Beförderungsmöglichkeiten<br />

innerhalb des Busses noch zusätzliche Transportmöglichkeiten für die Räder<br />

anbieten. Eine Möglichkeit stellt z.B. das Anbringen eines Heckträgers dar. Dieser<br />

kann von dem Radfahrer selbstständig bestückt werden, muss jedoch von dem<br />

Fahrer nach den Vorschriften des BOKraft auf die ordnungsgemäße Einstellung und<br />

Sicherung überprüft werden. Dieses Angebot würde den ÖPNV für den Radfahrer<br />

sicherlich interessanter machen, da so auch eine größere Gruppe den Bus nutzen<br />

kann, ohne das Probleme auftreten. Die Möglichkeit von Reservierungen der<br />

Fahrradplätze würde zudem zu einer erhöhten Planungssicherheit bei Ausflügen<br />

führen 99 .<br />

98<br />

Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Informationen, Tarifbestimmungen,<br />

Beförderungsbedingungen; S.39<br />

99<br />

Brunsing, Jürgen; Triebstein, Annedore; Schmidt, Roland; (2002); Freizeitlinien: mehr als<br />

„Luchsus“?; Der Nahverkehr Nr.6; S. 55<br />

106


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Kombi-Ticket<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Um den Besuchern des HdN einen Anreiz für die Anreise mit dem ÖPNV zu geben,<br />

stellt ein Kombi-Ticket eine gute Möglichkeit dar. Hierbei würde die Eintrittkarte für<br />

das Haus der Nachhaltigkeit gleichzeitig als Fahrkarte gelten. Somit würden die<br />

Besucher sich nicht nur über Nachhaltigkeit informieren, sondern diese auch gleich<br />

praktizieren.<br />

107


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

5. VERKEHRSBERUHIGUNG<br />

5.1 Einführung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Umweltschutz in Deutschland war in den letzten Jahren auf vielen Gebieten<br />

erfolgreich. Ein erheblicher Handlungsbedarf besteht aber noch immer im Bereich<br />

der negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs. Probleme, die durch den<br />

Straßenverkehr hervorgerufen werden, führen zu einer Verminderung der<br />

Lebensqualität bis hin zu Gesundheitsbeeinträchtigungen der Menschen. Aber auch<br />

die Natur ist in einem breiten Spektrum an negativen Auswirkungen betroffen.<br />

Als wesentliche Ursache der negativen Auswirkungen des Verkehrs gilt das<br />

veränderte Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. In Folge des gewachsenen<br />

Wohlstandes werden immer mehr Wege mit dem eigenen Auto zurückgelegt.<br />

Hingegen war es in den 50er und 60er Jahren noch selbstverständlich, sich zu Fuß,<br />

mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen – heute ist<br />

für viele Menschen eine Mobilität ohne das eigene Auto nahezu unvorstellbar.<br />

Sowohl die Attraktivität der Städte, als auch der Zustand der Landschaft und des<br />

Naturraums hat unter dieser Tatsache gelitten. Um der "Autoflut" gerecht zu<br />

werden, wurden in der Vergangenheit Verkehrswege großzügig ausgebaut. Die<br />

Hoffnungen auf eine Lösung des Problems haben sich jedoch nicht erfüllt, teilweise<br />

war sogar eine Verschlimmerung der Lage feststellbar.<br />

Die verbesserte Straßeninfrastruktur wurde verstärkt genutzt und immer häufiger<br />

wurden auch weit entfernte Ziele mit dem Pkw angesteuert. In der Folge nahm die<br />

Verkehrsbelastung stetig zu. Auch die Landschaft ist durch die Aufwertung der<br />

Straßeninfrastruktur gezeichnet – vielerorts findet eine Zersiedelung der Landschaft<br />

statt. Von den Auswirkungen sind sowohl Menschen, Tiere und die Pflanzenwelt<br />

gleichermaßen betroffen. 100 Es stellt sich die Frage, wie man dieser Entwicklung<br />

begegnen kann.<br />

100 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; Vorwort<br />

108


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

5.2 Grundlagen der Verkehrsberuhigung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gehören mittlerweile zum Planungskonzept<br />

jeder Kommune. Die Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastung müssen<br />

nicht nur eine generelle Verringerung des Geschwindigkeitsniveaus herbeiführen,<br />

sondern zu einer gleichmäßigeren, niedertourigeren Fahrweise führen. So lässt sich<br />

eine Reduzierung der Schadstoffbelastung erreichen. Die Kombination aus<br />

Geschwindigkeitsreduktion, gleichmäßiger und niedertouriger Fahrweise kann nur<br />

durch mehrere, aufeinander abgestimmte Maßnahmen erfolgen – auf diese Weise<br />

können mögliche Entlastungspotentiale am ehesten ausgeschöpft werden. 101 Die<br />

Abstimmung derer ist Aufgabe der Planung.<br />

A) Verkehrslärm 102<br />

Verkehrslärmbekämpfung "an der Quelle" umfasst im Wesentlichen die folgenden<br />

Werkzeuge:<br />

• Reduzierung der Verkehrsstärke,<br />

• Reduzierung des Lkw-Anteils und die<br />

• Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten mit Verstetigung des<br />

Geschwindigkeitsverlaufs.<br />

Die Reduzierung der Verkehrsstärke lässt sich vereinfacht wie folgt beschreiben:<br />

• viele Fahrzeuge viel Lärm<br />

• weniger Fahrzeuge weniger Lärm<br />

• keine Fahrzeuge kein Lärm<br />

Dieser Zusammenhang wird auch in der nachfolgenden Abbildung verdeutlicht.<br />

101<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.01-02<br />

102<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.03 ff.<br />

109


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Abbildung 43: Geräuschminderung durch Reduzierung der Verkehrsstärke<br />

Die Reduzierung des Lkw-Anteils kann auf Johanniskreuz als lärmmindernde<br />

Maßnahme außer Acht gelassen werden, da hier die Problematik fast ausschließlich<br />

durch den Freizeitverkehr hervorgerufen wird. Daher soll auf eine tief greifende<br />

Betrachtung der Thematik verzichtet werden. Trotzdem sei erwähnt, dass auf<br />

Straßen mit hohem Lkw-Anteil die Geräuschbelastung durch den Pkw in den<br />

Hintergrund tritt, da ein Lkw bei Tempo 50 quasi die gleiche Geräuschbelastung<br />

hervorruft wie 19 Pkw.<br />

Für Johanniskreuz ausschlaggebend ist die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit<br />

mit einer Verstetigung des Geschwindigkeitsverlaufs, da von dieser Maßnahme alle<br />

Verkehrsbereiche – also auch der Freizeitverkehr – erfasst werden. Normalerweise<br />

als letzter Schritt der Verkehrslärmbekämpfung eingesetzt, zeigt sich auf<br />

Johanniskreuz eine besondere Bedeutung dieses Werkzeuges. Vereinfacht lässt<br />

sich sagen:<br />

• langsamer + gleichmäßiger = leiser<br />

Mit dem Begriff Geschwindigkeitsverlauf wird die Änderung der Geschwindigkeit im<br />

Fahrtverlauf bezeichnet. Ist die Ausgangssituation durch ungleichmäßigen<br />

Geschwindigkeitsverlauf gekennzeichnet und gelingt es, durch die<br />

Verkehrsberuhigung eine Verstetigung zu erreichen, so erhält man einen weiteren<br />

Minderungsbetrag.<br />

110


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Minderungspotential: Verringerung der<br />

Geschwindigkeit<br />

Minderungspotential: Niedertourige<br />

Fahrweise<br />

Abbildung 44: Geräuschminderungspotentiale<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Minderungspotential: Verstetigung der<br />

Geschwindigkeit<br />

Minderungspotential: Reduzierung und<br />

Verstetigung der Geschwindigkeit<br />

Für Johanniskreuz ist besonders interessant, dass die niedertourige Fahrweise<br />

gerade bei Motorrädern zur Minderung des Geräuschpegels erheblich beiträgt.<br />

B) Schadstoffemissionen 103<br />

Die Höhe der Schadstoffemissionen des Verkehrs wird bestimmt von:<br />

• der Verkehrsstärke,<br />

• dem Lkw-Anteil,<br />

• der Straßenkategorie (Fahrgeschwindigkeit, Fahrzustände, Kaltstartanteile)<br />

und<br />

• der Flottenzusammensetzung (Anteil Dieselfahrzeuge, Kat-Fahrzeuge, etc.).<br />

103 Vgl.: Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.08 ff.<br />

111


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Besonders hoch ist der Einfluss von Verkehrsstärke und Lkw-Anteil, da mit<br />

zunehmendem Lkw-Anteil die Emissionen ansteigen, da die spezifischen<br />

Emissionen (Emissionen je Fahrzeug und Kilometer) erheblich höher sind, als bei<br />

einem Pkw. Auch die Anzahl von Stop+Go-Zuständen lässt die Emission<br />

überproportional ansteigen. Die Straßenkategorie beeinflusst ebenfalls die Höhe der<br />

Emissionen (bei gleicher Verkehrsbelastung und gleichem Lkw-Anteil) über die<br />

beiden Parameter Geschwindigkeitsniveau und Geschwindigkeitsverlauf, sowie<br />

über die Kaltstartanteile 104 .<br />

Das auf einer Straße vorherrschende Geschwindigkeitsniveau und<br />

Geschwindigkeitsverlauf werden auf einer konventionellen Tempo 50-<br />

Innerortsstraße vor allem bestimmt durch:<br />

• die zulässige Höchstgeschwindigkeit,<br />

• den Ausbauzustand,<br />

• die Knotenpunktabstände und Knotenpunktregelungen und<br />

• die aktuelle Verkehrsbelastung.<br />

Die B 48 im Bereich Johanniskreuz 105 ist vom Geschwindigkeitsniveau mit einer gut<br />

ausgebauten Tempo 50 Innerortsstraße vergleichbar. Unterschiede ergeben sich<br />

hauptsächlich in der Tatsache, dass es nahezu zu keinen Stillstandszeiten des<br />

Verkehrs kommt (Ausnahmen wie z.B. der Katholikentag seien an dieser Stelle<br />

ausgenommen). Dies trägt (positiv ausgedrückt) dazu bei, dass der<br />

Geschwindigkeitsverlauf relativ stetig verläuft, was dazu führt, dass die<br />

wegebezogenen Schadstoffemissionen auf diese Weise "relativ gering" ausfallen.<br />

Diese Tatsache ist von Belang, wenn man sich in einem späteren<br />

Bearbeitungsschritt Gedanken über mögliche Maßnahmen der<br />

Geschwindigkeitsreduktion macht. Wie bei der Lärmminderung gilt auch hier die<br />

Formel:<br />

• langsamer + gleichmäßiger = schadstoffärmer<br />

Was in der Theorie einfach klingt, erweist sich in der Praxis häufig als schwieriges<br />

Unterfangen. Daher ist es wichtig alle Maßnahmen vor Ort abzuwägen und diese in<br />

ein integriertes Gesamtkonzept zu integrieren. Hierbei gilt es, eine Vielzahl von<br />

104 Kaltstartanteile sind für die Benzol-Emissionen von Bedeutung<br />

105 die erlaubte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50 km/h<br />

112


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Anforderungen an den Straßenraum gegeneinander abzuwägen. Berücksichtigt<br />

werden hierbei alle verkehrlichen, städtebaulichen und Umweltaspekte. Die Aufgabe<br />

baulicher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung liegt nicht nur in der Beeinflussung<br />

des Geschwindigkeitsniveaus und des Geschwindigkeitsverlaufs, sondern sie sind<br />

auch ein Beitrag zur Verkehrssicherheit und Umweltentlastung.<br />

Abbildung 45: System eines integrierten Gesamtkonzepts<br />

5.3 Analyse der Ausgangssituation<br />

Die Analyse der Ausgangssituation entscheidet darüber, in welcher Art und in<br />

welcher Kombination Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchgeführt werden<br />

müssen. Diese Analyse, sowie eine Abschätzung der Auswirkungen von<br />

Verkehrsberuhigungsmaßnahmen kann auf der Grundlage der bereits dargestellten<br />

prinzipiellen Zusammenhänge zwischen Fahrgeschwindigkeit,<br />

Geschwindigkeitsverlauf und Fahrweise einerseits und Geräuschentwicklung,<br />

Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen andererseits, erfolgen. Jede Straße<br />

besitzt ihre eigene Charakteristik, der sich das Bewertungsinstrumentarium und die<br />

baulichen Maßnahmen anpassen müssen. Allgemeingültige Kategorien, in die sich<br />

die Straßen einordnen lassen, können daher nur schwer gebildet werden. In den<br />

113


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

meisten Fällen müssen hierfür qualitative Einschätzungen anhand von<br />

Beobachtungen vor Ort genügen. 106<br />

Eine Überprüfung, ob die Verkehrsdichte auf Johanniskreuz einen generellen<br />

Rückbau der vorhandenen Fahrbahnbreite zulässt erübrigt sich, da eine<br />

Straßenbreite von 6,50 m gemessen wurde. Diese Fahrbahnbreite ist dem<br />

Straßentyp als Bundesstraße in der Ortslage angemessen und sollte – bezogen auf<br />

die Gesamtstrecke – nicht verringert werden.<br />

Wenn es darum geht, das Geschwindigkeitsniveau einer Strecke zu begutachten, ist<br />

von Belang, wie viele Fahrzeuge die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

überschreiten. Falls 20% aller Fahrzeuge schneller fahren als zulässig, besteht<br />

Bedarf an Maßnahmen (bauliche/sonstige) zur Geschwindigkeitsreduzierung. Diese<br />

ergeben meist auch positive Effekte hinsichtlich der Geräuschentwicklung.<br />

Folgende Situationen bedürfen ebenfalls einer weiteren Untersuchung 107 :<br />

• Es kommt häufig zu Behinderungen oder Gefährdungen durch Parkvorgänge<br />

oder Lieferverkehr.<br />

• Es besteht ein besonders hoher Parkdruck (ständige Auslastung der<br />

Parkplatzkapazitäten).<br />

• Es existieren Gefahrenquellen, die bei einer Vielzahl der Verkehrsteilnehmer<br />

starkes Bremsen hervorruft.<br />

• Es gibt Stellen, an denen häufig Querungen versucht werden oder stattfinden<br />

(ggf. ist hier die Einrichtung einer Querungshilfe von Nöten).<br />

Die Einrichtung von Querungshilfen für Fußgänger haben noch einen anderen<br />

entscheidenden Vorteil. Bei dieser Maßnahme liegt neben der Erhöhung der<br />

Sicherheit ein weiterer Vorteil in der Tatsache, dass Fußgängerquerungen<br />

konzentriert werden (also an bestimmten Stellen stattfinden) und somit der<br />

Verkehrsfluss verstetigt wird – mit all den bereits genannten Vorteilen.<br />

106<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.22<br />

107<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.26<br />

114


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Bewertung der Ausgangssituation auf Johanniskreuz 108<br />

Straßentyp<br />

Verkehrstechnische Bedeutung<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Johanniskreuz ist an der Bundesstraße 48 gelegen. Diese erfüllt als solche eine<br />

überörtliche Verkehrsfunktion.<br />

Baustruktur<br />

Art und Maß der angrenzenden Bebauung<br />

Nutzung der angrenzenden Bebauung<br />

Gestaltung des Straßenraumes<br />

Auf Johanniskreuz ist vorherrschend die Gastronomie bzw. auch das<br />

Beherbergungsgewerbe anzutreffen (Café Nicklis, Waldhotel Johanniskreuz,<br />

Gasthaus Restaurant Johanniskreuz). Des Weiteren existieren das Forstamt, sowie<br />

das Gebäude des alten Forsthauses, das sich in Privatbesitz befindet. Das HdN ist<br />

aktuell noch im Bau und wird voraussichtlich ab 2005 seinen regulären Betrieb<br />

aufnehmen. Der Straßenraum weist kaum Gestaltungselemente auf.<br />

Straßenraum<br />

Zahl der Fahrspuren<br />

Breite und Belag der Fahrbahnen<br />

Abbiegespuren<br />

Querungshilfen<br />

Anordnung des ruhenden Verkehrs<br />

Signalisierung<br />

sonstige Ge- und Verbote<br />

öffentlicher Verkehr / Haltestellen<br />

Die B 48 ist auf Höhe der Ortslage Johanniskreuz einspurig ausgebaut. Die mittlere<br />

Breite der asphaltierten Strecke beträgt 6,50 m. Separate Abbiegespuren, LS-<br />

Anlagen (Ampeln) sowie Querungshilfen existieren nicht. Der ruhende Verkehr wird<br />

ausschließlich außerhalb des Straßenraumes auf Parkplätzen untergebracht.<br />

Johanniskreuz ist bisher nicht an den ÖV angebunden, daher existieren auch keine<br />

Haltestellen. Sonstige Ge- und Verbote sind nicht bekannt.<br />

Verkehrsdaten<br />

Verkehrsstärke<br />

Verkehrszusammensetzung (v.a. Lkw-Anteile)<br />

Fahrgeschwindigkeiten<br />

Geschwindigkeitsverläufe<br />

Die Verkehrsstärke unterliegt auf Johanniskreuz sehr starken Schwankungen.<br />

Dominierend ist zu Spitzenzeiten vor allem der Motorradverkehr. Der Lkw-Anteil ist<br />

gering. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 50 km/h – diese wird jedoch<br />

häufig überschritten, zudem sind die Einfahrgeschwindigkeiten in die Ortslage sehr<br />

hoch. Der Geschwindigkeitsverlauf ist stetig.<br />

108 Vgl. Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; Auswertung erfolgte auf Grundlage des auf den Seiten 22-25 dargestellten<br />

vereinfachten Bewertungsverfahren<br />

115


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Verkehrsbeobachtung<br />

Verkehrskonflikte<br />

Park- und Liefervorgänge<br />

Verkehrsfluss<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Fußgänger- und Radfahrerquerungen<br />

Verkehrskonflikte treten nur selten auf – Indiz hierfür ist der stetige<br />

Geschwindigkeitsverlauf. Park- und Liefervorgänge sind in der Regel auf die<br />

außerhalb des Straßenraumes liegenden Parkplätze beschränkt. Der Verkehrsfluss<br />

ist meist ungehindert. Fußgänger- und Radfahrerüberquerungen finden relativ selten<br />

statt. Besucher des HdN werden sicherlich vor die Problematik gestellt sein, bei<br />

starken Verkehr und hohem Geschwindigkeitsniveau die Straßenseite wechseln zu<br />

müssen.<br />

Merkmalen an<br />

Straßenquerschnitten<br />

Verkehrsstärke<br />

Verkehrszusammensetzung<br />

Verkehrsfluss<br />

Geschwindigkeitsniveau<br />

Geschwindigkeitsverlauf<br />

Parkvorgänge<br />

Linienverkehr<br />

Verkehrskonflikte<br />

Fußgänger- und Radfahrerquerungen<br />

Die Anzahl der Querschnitte richtet sich nach der individuellen Problemstellung vor<br />

Ort. In der Regel sind ein bis zwei Querschnitte vor Ort ausreichend, wobei für<br />

Straßen mit ähnlichen Struktur- und Verkehrsparametern nur ein Querschnitt erfasst<br />

zu werden braucht.<br />

Im Wesentlichen wurde bereits zu den relevanten Punkten Stellung bezogen. Zu<br />

erwähnen ist die Tatsache, dass die Verkehrscharakteristik über die gesamte<br />

Strecke der B 48 auf Johanniskreuz nahezu identisch ist.<br />

Geschwindigkeitsverlauf<br />

ungleichmäßig (z.B. Kreuzungen und Einmündungen)<br />

überwiegend ungleichmäßig<br />

überwiegend gleichmäßig<br />

gleichmäßig (nahezu konstante Geschwindigkeit)<br />

Der Geschwindigkeitsverlauf ist sehr gleichmäßig – es liegt nahezu konstant ein<br />

relativ hohes Geschwindigkeitsniveau vor.<br />

Verkehrsfluss<br />

Unbehinderte Fahrt Kfz durchfährt den beobachteten<br />

Straßenabschnitt mit frei gewählter und durch<br />

nichts eingeschränkter Geschwindigkeit<br />

Kolonnenfahrt Die Geschwindigkeit wird durch ein<br />

vorausfahrendes Kfz bestimmt<br />

Behinderte Fahrt Behinderung des Kfz durch LSA,<br />

Vorfahrtsregeln, ein- oder abbiegende Kfz,<br />

durch Fußgänger oder Radfahrer (Merkmal:<br />

aufleuchtende Bremslichter)<br />

Überholvorgänge Zwei Fahrzeuge überholen sich, wenn ein<br />

Fahrzeug die Gegenfahrbahn oder eine<br />

Parallelfahrbahn benutzt.<br />

Auf Johanniskreuz ist der Verkehrsfluss meist ungehindert – von Zeiten der<br />

absoluten Überlastung natürlich abgesehen.<br />

116


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

Parkvorgänge<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Parkplatzangebot Alle legalen, fahrbahnbegrenzenden und<br />

öffentlichen Abstellmöglichkeiten auf dem<br />

Beobachtungsabschnitt<br />

Parkraumbelegung Anzahl der legal und illegal geparkten<br />

Fahrzeuge zu Beginn und am Ende eines<br />

Beobachtungszeitraumes<br />

Das Parkplatzangebot und die Parkraumbelegung wurde in Punkt 3 dieser<br />

Ausarbeitung behandelt. Parkmöglichkeiten bestehen außerhalb des<br />

Straßenraumes, zu Spitzenzeiten sind ausgeprägte Überlastungserscheinungen zu<br />

verzeichnen. Der Verkehrsfluss der B 48 kann durch am Rand der Bundesstraße<br />

illegal abgestellte Fahrzeuge behindert werden.<br />

Lieferverkehr<br />

Anzahl der während des Beobachtungszeitraumes im Straßenraum<br />

zur Anlieferung stehenden Fahrzeuge.<br />

Der Straßenraum wird in der Regel nicht beparkt.<br />

Verkehrskonflikte<br />

Konflikte sind Gefahrensituationen, in denen sich Verkehrsteilnehmer<br />

räumlich und zeitlich so annähern, dass eine Abstimmung des Fahr-<br />

und Gehverhaltens zur Abwendung einer Kollisionsgefahr erforderlich<br />

ist. Konfliktgegner können jeweils Fußgänger, Radfahrer oder Kfz mit<br />

einem anderen Kfz sein.<br />

Schweregrad 1 Kontrolliertes Bremsen und/oder<br />

Ausweichen, um Kollisionen zu verhindern<br />

Schweregrad 2 Starkes Bremsen oder Beschleunigen<br />

und/oder abruptes Ausweichen, um<br />

Kollisionen zu verhindern<br />

Schweregrad 3 Notbremsung oder sehr starkes<br />

Beschleunigen und/oder Ausweichen "in<br />

letzter Sekunde"<br />

Verkehrskonflikte sind in der Regel nicht zu verzeichnen. Das Hauptproblem auf<br />

Johanniskreuz besteht eher in dem konstant hohen Geschwindigkeitsniveau<br />

innerhalb der Ortslage und in Beschleunigungsvorgängen zum Ortseingang bzw.<br />

Ortsausgang. Hiermit ist eine allgemeine Gefährdung verbunden.<br />

Fußgänger- und<br />

Radfahrerquerungen<br />

Erhoben werden soll die Gesamtzahl der Fußgänger und Radfahrer,<br />

die die Fahrbahn queren. Sofern LSA 109 vorhanden:<br />

Bei LSA "Grün" Anzahl der Fußgänger innerhalb des<br />

gesicherten Überwegs bei Fußgänger-"Grün"<br />

Bei LSA "Rot" Wie oben, Querung jedoch bei Fußgänger-<br />

"Rot"<br />

Freie Querung Anzahl der Fußgängerquerungen an nicht<br />

durch Überwege jedweder Art gesicherten<br />

Fahrbahnabschnitten<br />

Radfahrer Anzahl der Querungen von Radfahrern im<br />

beobachten Straßenabschnitt, unabhängig<br />

von Querungshilfen<br />

Auf Johanniskreuz sind keine Ampeln vorhanden.<br />

109 LSA: Licht-Signal-Anlagen (Ampeln)<br />

117


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die möglichen Ausgangssituationen einer bestimmten Straße lassen sich in<br />

folgende Kategorien einteilen 110 :<br />

Typ Geschwindigkeitsniveau<br />

Verkehrsfluss Beispiele<br />

I A niedrig gleichmäßig Höherbelastete Geschäftsstraßen, Straßen in<br />

mittelalterlichen Stadtkernen<br />

I B niedrig ungleichmäßig Geringerbelastete Geschäftsstraßen mit hohem<br />

Parkdruck, ungünstige Verkehrsregelungen<br />

II A hoch gleichmäßig Kurze Ortsdurchfahrten, breite,<br />

vorfahrtsberechtigte Wohn- und Sammelstraßen<br />

II B hoch ungleichmäßig Hochbelastete Hauptverkehrsstraßen, breite, nicht<br />

vorfahrtsberechtigte Wohn- und Sammelstraßen<br />

Tabelle 13: Ausgangssituationen<br />

Ein niedriges Geschwindigkeitsniveau ist dadurch charakterisiert, dass die<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit mindestens 10% unter der angemessenen<br />

Zielgeschwindigkeit (= nutzungsverträgliche Geschwindigkeit) liegt. Die<br />

Zielgeschwindigkeit ist abhängig von den örtlichen Bedingungen. Ein gleichmäßiger<br />

Verkehrsfluss kann angenommen werden, wenn drei von vier Pkw mit nahezu<br />

konstanter Geschwindigkeit fahren.<br />

Johanniskreuz entspricht vom Typ her am ehesten Typ II A – es herrscht ein hohes<br />

Geschwindigkeitsniveau in Kombination mit einem gleichmäßigen Verkehrsfluss. Zu<br />

beachten ist, dass es sich bei der B 48 um eine Bundesstraße (= überörtliche<br />

Verkehrsfunktion) handelt und diese nicht mit innerörtlichen Verkehrs- bzw.<br />

Wohnstraßen gleichzusetzen ist.<br />

Typ II A ist in der Regel anzutreffen im Bereich von Ortsdurchfahrten ( B 48–<br />

Johanniskreuz), bei Verkehrsstraßen mit geringer Kapazitätsauslastung, sowie bei<br />

breiten, vorfahrtsberechtigten Wohn- und Sammelstraßen.<br />

Eine Verringerung der Fahrgeschwindigkeit und Umweltbelastung ist in der<br />

Regel nur mit restriktiven baulichen Maßnahmen oder intensiver<br />

Überwachung zu erreichen. 111<br />

110<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.27<br />

111<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.28-29<br />

118


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist auf Johanniskreuz auf 50 km/h festgesetzt.<br />

Dies entspricht bereits unterem Niveau einer Bundesstraße. Der Schwerpunkt<br />

weiterer Überlegungen wird daher nicht in den Möglichkeiten einer weiteren<br />

Herabsetzung, sondern eher in den Möglichkeiten liegen, wie die Beschränkung<br />

eingehalten werden kann. Es stellt sich somit die Frage, wie durch geeignete<br />

Maßnahmen das Geschwindigkeitsniveau reduziert werden, dabei aber eine<br />

gleichmäßige Fahrweise erhalten werden kann (= Verhinderung von<br />

umweltbelastenden Beschleunigungen zwischen den Maßnahmen).<br />

5.4 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung<br />

Generell ist die Geschwindigkeit, die erreicht werden soll, für die Auswahl der<br />

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung entscheidend 112 . Wichtig ist, dass<br />

Maßnahmen mit geschwindigkeitsdämpfender Wirkung im Streckenverlauf<br />

regelmäßig aufeinander folgen. Nur so lässt sich ein gleichmäßiger<br />

Geschwindigkeitsverlauf erreichen. Der Abstand der Maßnahmen sollte so knapp<br />

bemessen sein, dass zwischenzeitliches Beschleunigen zwischen diesen keine<br />

Zeitvorteile für die Verkehrsteilnehmer bringt. Bei den Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Geschwindigkeit unterscheidet man hierbei zwischen:<br />

• "harten" und<br />

• "weichen" Maßnahmen.<br />

"Harte" Maßnahmen erzwingen die Einhaltung einer bestimmten<br />

Fahrgeschwindigkeit. Dies wird mit Hilfe baulicher Veränderungen erreicht.<br />

"Weiche" Maßnahmen beeinflussen die Geschwindigkeitswahl der<br />

Verkehrsteilnehmer eher indirekt. Hierzu zählen Baumtore, ein belebtes Straßenbild<br />

oder auch Pflanzbeete. Meist wirken sie unterstützend zu harten Maßnahmen (z.B.<br />

Kombination zwischen Engstellen und Baumtor) – alleine angewendet zeigen sie<br />

kaum Wirkung. Daher ist die Kombination aus "harten" und "weichen" Maßnahmen<br />

am sinnvollsten.<br />

Um eine aufgewogene Mischung und Kombination der unterschiedlichen<br />

Maßnahmen vornehmen zu können ist die Kenntnis über deren Wirkung notwendig.<br />

112 Vgl.: Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.30 ff.<br />

119


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Nur so ist es möglich, individuelle Lösungen für die jeweilige Situation zu schaffen.<br />

Entscheidend bei der Wahl der Einzelelemente sind der Straßentyp, die Lage im<br />

Straßennetz und die Länge der Straße.<br />

Als Abstand zwischen "harten" Einzelmaßnahmen sind in der Regel 50 m als<br />

sinnvoll zu erachten 113 . Dabei gilt die Regel, dass eine geringe Zielgeschwindigkeit<br />

einen geringeren, eine höhere Zielgeschwindigkeit einen größeren Abstand bedingt.<br />

Hierbei besteht ein Zusammenhang zwischen:<br />

• der Geschwindigkeit am Einzelelement,<br />

• der gewünschten (gleichmäßigen) Zielgeschwindigkeit und<br />

• den Abständen zwischen den Maßnahmen.<br />

Die meisten Empfehlungen sind als "Faustregel" zu verstehen. Im Einzelfall müssen<br />

verschiedene Rahmenbedingungen wie Verkehrsbelastung, Parkvorgänge,<br />

Fahrbahnbreite, Belebtheit, Schleichverkehre, Vorfahrtsregeln etc. beachtet werden.<br />

Diese können die Maßnahmenwirkung verstärken oder abschwächen.<br />

Ist eine Maßnahme zu großzügig für eine auftretende Verkehrsmenge ausgelegt, ist<br />

ihr Wirkungsgrad sehr gering. Potentiale können so nicht ausgeschöpft werden.<br />

Ebenfalls negativ ist es, wenn Maßnahmen zu beschränkend gewählt sind. Dadurch<br />

wird die Geschwindigkeit punktuell zu stark verringert, was eine Verunstetigung des<br />

Verkehrs bedeutet.<br />

5.5 Planungssituation Johanniskreuz – Lösungsansatz<br />

Johanniskreuz wird zu Spitzenzeiten sehr stark vom Verkehr belastet. Damit<br />

verbunden sind ein erheblicher Verkehrslärm, schädigende Schadstoffemissionen<br />

und ein hohes Geschwindigkeitsniveau, was aus Gründen der Verkehrssicherheit<br />

bedenklich erscheint.<br />

Der Verkehrslärm lässt sich, wie bereits in Punkt 5.1 beschrieben, im Wesentlichen<br />

durch eine Reduzierung der Verkehrsstärke, des Lkw-Anteils und der<br />

Fahrgeschwindigkeit (in Kombination mit einer Verstetigung des<br />

113 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.37<br />

120


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Geschwindigkeitsverlaufs) erreichen. Die Verringerung der Geschwindigkeit gilt<br />

hierbei im Allgemeinen als letzter Schritt.<br />

Die Reduzierung der Verkehrsstärke dient zwar als plakative Forderung – auch im<br />

Sinne der Nachhaltigkeit – wird sich aber in der Realität so nicht realisieren lassen.<br />

Johanniskreuz wird weiterhin als touristisches Freizeit- und Erholungsziel durch den<br />

MIV angefahren werden. Auch eine Reduzierung des MIV durch ein besseres<br />

Angebot im ÖPNV wird keine Abhilfe schaffen, da es sich auf Johanniskreuz zum<br />

Großteil um Freizeitverkehr handelt. Die Problematik des Freizeitverkehrs wurde in<br />

Punkt 1.2.1 erläutert – niemand wird ernsthaft der Überzeugung sein, dass<br />

beispielsweise die Motorradfahrer ihren fahrbaren Untersatz gegen einen Linienbus<br />

o.ä. eintauschen werden, um Johanniskreuz zu erreichen.<br />

Auch die Reduzierung des Lkw-Anteils stellt keinen wirksamen Lösungsansatz dar,<br />

da die auf Johanniskreuz bestehenden Belastungen nicht durch Lkws, sondern<br />

durch den Freizeitverkehr hervorgerufen werden.<br />

Somit bleibt als letzter Schritt noch die Maßnahme der<br />

Geschwindigkeitsreduzierung. Auf der B 48 ist auf Höhe von Johanniskreuz bereits<br />

ein Tempolimit von 50 km/h festgesetzt. Eine weitere Herabsetzung der zulässigen<br />

Höchstgeschwindigkeit ist nicht möglich 114 . In Anbetracht der zum Teil deutlichen<br />

Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, liegt die Forderung nach<br />

baulichen Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung nahe. Auf diese Weise<br />

ließen sich neben einem Sicherheitsgewinn zudem der Verkehrslärm und die<br />

entstehenden Schadstoffemissionen reduzieren. Die Folge wäre eine Steigerung<br />

der Aufenthaltsqualität auf Johanniskreuz. Leider schränkt der "Status" der B 48 als<br />

Bundesstraße den Handlungsspielraum für die Verkehrsplanung erheblich ein.<br />

Warum ist dies so? Die für den Bau und Ausbau klassifizierter Straßen (z.B. B 48)<br />

maßgebliche Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAS) wurde durch<br />

Empfehlungen für die Anlage von Hauptverkehrsstraßen (EAHV) ergänzt. Diese<br />

Empfehlung enthält auch Maßnahmen, wie sie auf Johanniskreuz von Nöten wären.<br />

Der Begriff "Empfehlung" macht deutlich, dass die gemachten Vorschläge nicht<br />

schematisch angewendet werden sollen, sondern je nach Funktion der Straße einer<br />

Abwägung unterzogen werden müssen. Dieser Abwägung ist ein<br />

Ermessungsspielraum eingeräumt.<br />

114 Vgl. Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1993); Empfehlungen für die<br />

Anlage von Hauptverkehrsstraßen; Einführungserlass<br />

121


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Einführungserlass des Bundesministeriums für Verkehr (BMV) zur EAHV 93 /5/<br />

macht jedoch deutlich, dass bei Ortdurchfahrten von Bundesstraßen dieser<br />

Ermessenspielraum deutlich eingeschränkt ist, da Interessen des überörtlichen<br />

Verkehrs generell höher einzustufen sind als lokale Belange, wie die Forderung<br />

nach einer erhöhten Aufenthaltsqualität. Danach haben Bundesstraßen<br />

entsprechend den fernstraßengesetzlichen Regelungen dem weiträumigen Verkehr<br />

zu dienen. Eine Bundesstraße stellt im Sinne der RAS-N (RAS, Teil Netz) eine<br />

großräumige oder überregionale Straßenverbindung dar, bei der die aus der<br />

Verbindungsfunktion resultierenden Ansprüche erheblich sind. Bauliche<br />

Maßnahmen und somit auch "harte" Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung<br />

aus städtebaulichen Gründen ( Aufenthaltsfunktion) wären somit nicht zu<br />

realisieren. Dennoch besteht für Johanniskreuz nach unserer Einschätzung die<br />

Möglichkeit, zumindest in Teilabschnitten eine deutliche Verbesserung der aktuellen<br />

Situation zu erreichen.<br />

Baumaßnahmen auf einer Bundesstraße können durchgeführt werden, wenn sie<br />

verkehrlich (nicht städtebaulich) begründet sind. Insbesondere Maßnahmen zur<br />

Erhöhung der Sicherheit fallen unter diese verkehrlichen Aspekte. Dabei sind jedoch<br />

die Belange des motorisierten Verkehrs und des nichtmotorisierten Verkehrs in<br />

abgewogener Weise zu berücksichtigen.<br />

Großraum Johanniskreuz Januar – Januar – Januar –<br />

September 2001 September 2002 September 2003<br />

Polizeilich erfasste Motorradunfälle 63 72 61<br />

…mit Personenschäden 46 59 44<br />

…mit Sachschaden 17 13 17<br />

…außerhalb geschl. Ortschaften 57 69 52<br />

…Alleinunfall 37 40 34<br />

Verunglückte insgesamt<br />

51 70 51<br />

…Getötete 2 5 0<br />

…Schwerverletzte 23 34 23<br />

…Leichtverletzte 26 31 28<br />

Gesamtschaden<br />

nicht erfasst 359.780 € 204.900 €<br />

Tabelle 14: Unfallbilanz Großraum Johanniskreuz<br />

122


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Laut Einführungserlass der EAHV 93 /5/ sind aufgrund der Bedeutung der<br />

Bundesstraßen für den weiträumigen Verkehr in den Ortsdurchfahrten dieser<br />

Straßen folgende Dinge zu beachten:<br />

• Eine Befahrbarkeit mit der innerorts zulässigen Höchstgeschwindigkeit von<br />

50 km/h ist sicherzustellen.<br />

• Unabhängig von der Stärke des Schwerverkehrs ist die Begegnung zweier<br />

Lkw mit uneingeschränktem Bewegungsspielraum zu gewährleisten (was in<br />

der Regel eine Fahrbahnbreite von 6,50 m erforderlich macht).<br />

• Von der Anlage von Senkrechtparkständen, Fahrbahnanhebungen und von<br />

Fahrbahneinengungen auf weniger als 6,50 m ist abzusehen.<br />

• Die Einhaltung der Funktion der Bundesstraße für den weiträumigen Verkehr<br />

ist auch bei einem Umbau zu gewährleisten.<br />

Diese Vorgaben machen es schwierig, auf Johanniskreuz einen<br />

situationsangepassten Verkehrsablauf zu ermöglichen, da die örtlichen Interessen<br />

denen des überörtlichen Verkehrs nachstehen. Im Prinzip müsste daher bei<br />

gravierenden Nutzungskonflikten eine Umgehungsstraße angestrebt werden. Zu<br />

diesem Thema werden im Folgenden noch Aussagen getroffen.<br />

Es stellt sich nun die Frage, welche "harten" baulichen Maßnahmen für<br />

Johanniskreuz im Sinne der Erhöhung der Verkehrssicherheit sinnvoll erscheinen.<br />

5.5.1 "Harte" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />

Die Überprüfung vor Ort hat ergeben, dass nach unserer Einschätzung an drei<br />

Stellen bauliche Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung denkbar wären.<br />

A) Ortseinfahrt / Ortsausfahrt (Richtung Kaiserslautern)<br />

Problematisch am Ortseingang nach Johanniskreuz (B 48, aus Kaiserslautern<br />

kommend) ist die Tatsache, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h<br />

häufig überschritten wird. Eine Ursache hierfür dürfte die sehr gut ausgebaute<br />

Strecke sein. Neben der Gefährdung durch die hohe Geschwindigkeit (für<br />

Passanten, aber auch die Verkehrsteilnehmer selbst) kommt es auch zu<br />

erheblichen Lärmbelastungen, die die Aufenthaltsqualität einschränken.<br />

123


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

…Ortseingang B 48 von KL kommend, Blick<br />

auf altes Forsthaus…<br />

Abbildung 46: Ortseingang / Ortsausgang (Richtung<br />

KL)<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

…B 48 Ortsausgang, Richtung KL…<br />

Die B 48 ist im Bereich der Ortseinfahrt leicht ansteigend, was zur Folge hat, dass<br />

das Verkehrsgeschehen hinter der Kuppe nur schwer bzw. spät einsehbar ist. Das<br />

von vielen Verkehrsteilnehmern praktizierte "Hineinbremsen" nach Johanniskreuz<br />

ist besonders problematisch, da sich kurz nach dem alten Forsthaus die Kreuzung<br />

mit der L 499 befindet. Von der L 499 kommend ist die B 48 zur linken Seite nur<br />

unzureichend bzw. über ein Spiegelschild (Schwierigkeit der<br />

Geschwindigkeitseinschätzung) einsehbar.<br />

Besonders gefährdend kommt hinzu, dass auf Höhe des alten Forsthauses kein<br />

ausreichend dimensionierter Bürgersteig vorhanden ist. Passanten sind so<br />

gezwungen, die in diesem Bereich verkehrlich problematische Bundesstraße zu<br />

betreten. Verschärfend ist diese Gefahrenlage für ältere Menschen, Behinderte<br />

(Rollstuhlfahrer), Kinder oder Eltern mit Kinderwagen.<br />

…Einsehbarkeit der B 48 von der L 499<br />

kommend…<br />

…fehlender Bürgersteig auf Höhe altes<br />

Forsthauses…<br />

Abbildung 47: Kreuzung B 48 – L 499 / fehlender Bürgersteig am alten Forsthaus<br />

124


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Planungsziel muss es daher sein, das Geschwindigkeitsniveau – und damit auch<br />

verbunden die Lärmbelastung – herunterzusetzen. Eine deutliche Verringerung der<br />

Einfahrgeschwindigkeit würde zudem die Problematik des "Hineinbremsens"<br />

verringern, was einer Erhöhung der Sicherheit auf Höhe der L 499 gleichzusetzen<br />

ist. Der Bau eines ausreichend dimensionierten Bürgersteigs würde ebenfalls<br />

maßgeblich zur Erhöhung der Sicherheit beitragen. Hierzu wäre es jedoch<br />

notwendig, die Streckenführung der B 48 um ca. 1,0 bis 1,5 m zu verlegen<br />

(zusätzlich zur Umbaumaßnahme). Hierdurch würde sich zugleich der Einsehwinkel<br />

von der L 499 vergrößern und die Verkehrssituation wäre übersichtlicher.<br />

Es stellt sich die Frage, wie die Einfahrgeschwindigkeit bzw.<br />

Ausfahrgeschwindigkeit verringert werden kann. Als Lösung empfiehlt sich eine<br />

• Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt 115<br />

Abbildung 48: Lage / Beisp. Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt<br />

Eine Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt ist besonders dann sinnvoll, wenn<br />

mit relativ hohen Annäherungsgeschwindigkeiten von "außen" an die Torsituation<br />

bzw. Ortseinfahrt zu rechnen ist. Der Ausbau des Tores kann mit unterschiedlichen<br />

Einzelelementen durchgeführt werden, je nach räumlicher Situation. Auf<br />

Johanniskreuz würde sich eine Baumbepflanzung anbieten. Hierdurch wird ein<br />

deutlicher Übergang zwischen freier Strecke und Ortsdurchfahrt geschaffen. Die<br />

Wirkung der Torsituation beschränkt sich auf die abbremsende Wirkung des<br />

115 Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.98<br />

125


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

eingebauten Einzelelements. Diese hängt auch von der Höhe der<br />

Ausgangsgeschwindigkeit ab. Die Torsituation muss durch nachfolgende<br />

Einzelelemente unterstützt werden, um die Zielgeschwindigkeit auf dem<br />

gewünschten Niveau zu halten.<br />

Bei einer Geschwindigkeitsreduzierung durch die Torsituation um 30% (z.B. von 70<br />

auf 50 km/h) kann eine Reduzierung des Vorbeifahrtpegel um knapp 4-5 db(A) und<br />

des Mittelungspegel und ca. 2-3 db(A) erwartet werden.<br />

B) Fußgängerquerung Höhe Waldhotel<br />

Auf Höhe des Waldhotels ist, gerade in den touristisch interessanten<br />

Sommermonaten, mit einer erhöhten Anzahl an Fußgängerquerungen zu rechnen.<br />

Aufgrund der Straßenbreite der B 48 gestaltet sich dies bei hoher<br />

Verkehrsbelastung als schwierig. Hinzu kommt, dass vielfach die erlaubte<br />

Höchstgeschwindigkeit nicht eingehalten wird. Ein Grund hierfür liegt in der geraden<br />

Streckenführung, die es ermöglicht den Ortseingang/Ortsausgang einzusehen –<br />

dies führt zu Beschleunigungsvorgängen innerhalb der Ortslage.<br />

Abbildung 49: Waldhotel / B 48, Höhe Waldhotel<br />

Planungsziel muss sein, das Geschwindigkeitsniveau herunterzusetzen und dabei<br />

gleichzeitig den Fußgängern eine sichere Querungshilfe zu bieten. Bei der<br />

Errichtung einer Querungshilfe ist zudem damit zu rechnen, dass der<br />

Fußgängerverkehr an dieser Stelle gebündelt wird, was die Gefahr "unerwarteter"<br />

Querungsversuche für den Verkehr vermindert.<br />

126


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Als Einzelmaßnahme, die sowohl geschwindigkeitsmindernd, als auch als<br />

Querungshilfe für Fußgänger wirkt empfiehlt sich eine<br />

• Mittelinsel mit integrierter Querungshilfe. 116<br />

Abbildung 50: Lage / Beisp. Mittelinsel mit integrierter Querungshilfe<br />

Die Mittelinsel bildet eine deutliche optische Unterbrechung des<br />

Fahrgassenverlaufs, was zu einer Verringerung des Geschwindigkeitsniveaus führt.<br />

Generell kann eine Mittelinsel nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch<br />

städtebaulich als gute Lösung der Situation angesehen werden. Daneben liegt der<br />

Haupteinsatzzweck in der Sicherung von Querungsstellen für Fußgänger.<br />

Die Bemessung der Mittelinsel erfolgt gemäß EAE 85/95. Es ist zudem darauf zu<br />

achten, dass die Mittelinsel durch vertikale Elemente (z.B. Bepflanzung) für den<br />

fließenden Verkehr klar erkennbar ist.<br />

C) Ortseinfahrt / Ortsausfahrt (Richtung Annweiler)<br />

In beiden Richtungen wird dieser Abschnitt häufig mit sehr hohen<br />

Geschwindigkeiten durchfahren (zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50<br />

km/h). Grund hierfür liegt sicherlich in der gut ausgebauten Fahrbahn und der guten<br />

Einsehbarkeit. Auch der "Parkplatz Johanniskreuz" ermöglicht ein zügiges<br />

Einbiegen bzw. Ausfahren, da auch hier der Straßenraum sehr breit bemessen ist<br />

und zudem nicht durch einen abgesenkten Bordstein von der B 48 baulich getrennt<br />

ist. Dies kann zu einer Gefährdung sowohl auf der Bundesstraße, als auch auf dem<br />

Parkplatz führen.<br />

127


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Aufgrund der freien Sicht ist häufig ein Herausbeschleunigen von Motorradfahrern<br />

aus der Ortsausfahrt zu beobachten. Die entstehende Lärmbelastung kommt<br />

erschwerend hinzu.<br />

…Ortseingang B 48, aus Richtung Annweiler<br />

kommend, links "Parkplatz Johanniskreuz"…<br />

Abbildung 51: Ortseingang / Ortsausgang (Richtung Annweiler)<br />

…Ortsausgang B 48, Richtung Annweiler…<br />

Als Planungsziel gilt auch hier das Geschwindigkeitsniveau zu senken. Die<br />

Verringerung der Einfahrgeschwindigkeit trägt dazu bei, das Hereinbremsen zu<br />

verringern und somit die Sicherheit auf der B 48 und dem Parkplatz zu erhöhen. Als<br />

Lösung empfiehlt sich auch an dieser Stelle eine<br />

• Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt 117<br />

Abbildung 52: Lage / Beisp. Mittelinsel mit Torsituation als Ortseinfahrt<br />

116<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.101<br />

117<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.98<br />

128


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Die Funktionsweise dieser Einzelmaßnahmen wurde bereits in diesem Punkt der<br />

Ausarbeitung beschrieben.<br />

Aus städtebaulicher Sicht wäre es wünschenswert, weitergehende Maßnahmen<br />

vorzuschlagen – auch verkehrstechnisch ist es nicht möglich, den "empfohlenen"<br />

Abstand von rund 50 m zwischen den "harten" Maßnahmen einzuhalten. Es ist<br />

jedoch fraglich, ob weitere Maßnahmen verkehrstechnisch (Sicherheitsaspekte) zu<br />

begründen wären.<br />

5.5.2 "Weiche" Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />

Als Kombination zu den "harten" Maßnahmen sind die "weichen" Maßnahmen zur<br />

Reduzierung der Geschwindigkeit anzusehen. Hierzu gehört die Möglichkeit, die<br />

drei vorgeschlagenen "harten" Maßnahmen zu bepflanzen bzw. diese zu einem<br />

Baumtor auszubilden (Ortsein- bzw. -ausfahrt). Diese Maßnahmen führen zu einer<br />

Unterbrechung des Straßenverlaufs und verleiten die Verkehrsteilnehmer zusätzlich<br />

zu einer Verminderung der Geschwindigkeit.<br />

Ebenso verhält es sich mit der in Punkt 5.5 vorgeschlagenen Begrünung des<br />

"Parkplatz Johanniskreuz", der durch das Anpflanzen von Bäumen weniger<br />

einsehbar wird. Auch diese Maßnahme unterstützt – neben dem positiven Effekt der<br />

besseren naturräumlichen Integration – positiv das Geschwindigkeitsniveau.<br />

Wie man unschwer erkennen kann, sind die Maßnahmen zur<br />

Geschwindigkeitsreduzierung für Johanniskreuz begrenzt. Vor allem baulich wären<br />

noch wirkungsvollere Maßnahmen, z.B. eine Verengung der Fahrbahn,<br />

wünschenswert. Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen ist dies jedoch nicht<br />

möglich.<br />

129


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

5.5.3 Alternative Umgehungsstraße?<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Einführungserlass des BMV zur EAHV 93 /5/ macht deutlich, dass auf<br />

Bundesstraßen die Interessen des überörtlichen Verkehrs höher einzustufen sind<br />

als lokale Belange. In Fällen, in denen die Aufenthaltsfunktion über Gebühr<br />

beeinträchtigt wird, sollte man ggf. über eine Ortsumgehung nachdenken. 118<br />

Der stark zunehmende Verkehr der 60er und 70er Jahre führte dazu, dass das<br />

vorhandene Straßennetz an seine Grenzen der Leistungsfähigkeit stieß. Das<br />

historische Straßennetz, das bisher eine Verbindungsfunktion von nahe gelegenen<br />

Ortschaften übernahm, musste plötzlich auch überörtlichen Verkehr verkraften.<br />

Dementsprechend wurden vorhandene Straßen verkehrsgerecht den neuen<br />

Anforderungen angepasst. "Verkehrsgerecht" bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />

dass sich der Straßenbau an den Erfordernissen des Verkehrs orientiert. Somit<br />

wurden auch Ortsdurchfahrten verkehrsgerecht gestaltet, was teilweise zu einem<br />

erheblichen Verlust der Aufenthaltsqualität führte.<br />

Wie auf Johanniskreuz stellen Ortsdurchfahrten von Bundesstraßen häufig<br />

besonders problematische Bereiche im Straßennetz dar. Dies ist sowohl im Hinblick<br />

auf ihre verkehrstechnische Funktion, als auch ihrer städtebaulichen und<br />

soziologischen Aufgabe der Fall.<br />

Als Lösung des Problems sollen Umgehungsstraßen die Ansprüche des Verkehrs<br />

umleiten und dadurch die Aufenthaltsqualität in den Ortschaften gewährleisten. Der<br />

überörtliche Verkehr wird somit auf einen eigenen Verkehrsraum verlagert. Vor dem<br />

Bau ist jedoch zu prüfen, ob die im Bereich der Ortsdurchfahrt vorhandenen Mängel<br />

durch die Ortsumgehung behoben werden können. 119<br />

Bereits Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre war bereits eine<br />

Umgehungsstraße für Johanniskreuz im Gespräch, welche aber nie realisiert wurde.<br />

118<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine umweltentlastende<br />

Verkehrsberuhigung; S.21<br />

119<br />

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; (1986); Entwicklung einer Methode zur<br />

Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die Notwendigkeit des Baus von<br />

Umgehungsstraßen; S.01<br />

130


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Abbildung 53: Geplante Umgehung, Stand 1980<br />

Für Johanniskreuz ist es auch aus heutiger Sicht sehr fraglich, ob eine<br />

Ortsumgehung zur Behebung der vorhandenen verkehrlichen Mängel beitragen<br />

kann. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass die verkehrlichen Probleme im<br />

Wesentlichen nicht durch den überörtlichen Durchfahrtsverkehr verursacht werden,<br />

sondern letztendlich durch den Freizeitverkehr. Dieser steuert Johanniskreuz<br />

bewusst als Ziel an – daran würde auch der Bau einer Umgehung nichts ändern.<br />

Zudem ist fraglich, ob die Nutzung der Umgehungsstraße zu merklichen<br />

Reisezeitgewinnen führen würde – diese sind für die Akzeptanz einer Umfahrung<br />

entscheidend. Auch die Auslastung steht nicht im Verhältnis zum Aufwand und den<br />

damit verbundenen Kosten, da der Freizeitverkehr zeitlich auf wenige Monate und<br />

vor allem auf die Wochenenden begrenzt ist.<br />

Zudem ist auch der Bau einer solchen Umgehung für ein Biosphärenreservat nicht<br />

unproblematisch. Neben dem Flächenanspruch des Straßenkörpers und der damit<br />

131


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

verbundenen Versiegelung kommt es auch zu einer Trennwirkung durch die Straße<br />

selbst. Diese kann besonders für die Tierwelt nachteilig sein, da räumlich-<br />

funktionale Beziehungen unterbrochen würden. Auch die Nebenflächen der<br />

Umgehungsstraße würden in ihrer naturräumlichen Funktion beeinträchtigt. 120<br />

Auch wenn man die negativen Voraussetzungen für die Realisierung einer<br />

Umgehungsstraße außer Acht lässt, besteht ein erheblicher Zweifel daran, ob in<br />

Zeiten geringer Investitionsvolumen der Öffentlichen Hand ein solches Projekt auch<br />

finanziell tragbar wäre. Daher lehnen wir eine Umgehungsstraße als<br />

Lösungsansatz der verkehrlichen Probleme auf Johanniskreuz ab.<br />

5.5.4 Sonstige Alternativen<br />

Wenn bestehende Möglichkeiten zur Reduzierung der Geschwindigkeit<br />

ausgeschöpft sind und die zulässige Höchstgeschwindigkeit noch immer deutlich<br />

überschritten wird, bestehen nach unserer Einschätzungen nur noch zwei<br />

Möglichkeiten, der Situation zu begegnen:<br />

• Aufklärung zur Verkehrssicherheit und<br />

• verstärkte Kontrollen der Geschwindigkeit.<br />

Das Polizeipräsidium Westpfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, speziell über die<br />

Gefahren des Motorradfahrens entlang der B 48 aufzuklären. Hierzu wird seit 2001<br />

jährlich ein Verkehrssicherheitstag durchgeführt 121 . Im Rahmen solcher<br />

Veranstaltungen kann nicht nur über die Gefahren des Motorradfahrens allgemein,<br />

sondern auch über die spezielle Situation von Johanniskreuz Aufklärung betrieben<br />

werden. Letztendlich ist die Öffentlichkeitsarbeit die kostengünstigste Art der<br />

Verkehrsberuhigung, da hierbei versucht wird eine Verhaltensänderung "im Kopf"<br />

herbeizuführen.<br />

Falls alle Versuche und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung ohne Wirkung<br />

bleiben, sollte über verstärkte Kontrollen versucht werden, diesem Problem zu<br />

begegnen. Dies hat auch die Polizei erkannt und führt speziell in Frühjahr und in<br />

120 Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; (1986); Entwicklung einer Methode zur<br />

Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die Notwendigkeit des Baus von<br />

Umgehungsstraßen; S.66<br />

121 Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand: 11.12.03<br />

132


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

den Sommermonaten Geschwindigkeitskontrollen entlang der B 48 durch. Ob sich<br />

durch diese Maßnahme aber langfristig die Situation verbessert, bleibt fraglich.<br />

133


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

6. FAZIT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Der Pfälzerwald stellt ein attraktives Ziel für den Naherholungsverkehr dar. Folglich<br />

hat bei nahezu konstanter Einwohnerzahl der Quellgebiete, der Erholungsverkehr in<br />

den letzten Jahren stark zugenommen. Dies führt zu einer intensiven touristischen<br />

Erschließung des Gebietes, mit einer Vielzahl an Wanderwegen, Parkplätzen und<br />

bewirtschafteter Gastronomie. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen, wie auf<br />

Johanniskreuz deutlich erkennbar ist. Gerade der Freizeitverkehr führt hier in den<br />

Sommermonaten zu erheblichen Beeinträchtigungen der Aufenthaltsqualität.<br />

Es stellt sich die Frage, wie dieser Entwicklung begegnet werden kann und wie<br />

mögliche Lösungsansätze konkret aussehen könnten.<br />

Wandern<br />

Wie sich gezeigt hat, sind auch die Waldwege einer steigenden Zahl an<br />

Erholungssuchenden ausgesetzt. Die Folgen sind die mögliche Beeinträchtigung<br />

des Naturraums und das steigende Konfliktpotential zwischen einzelnen<br />

Nutzergruppen. Um den Beeinträchtigungen der Natur entgegenzuwirken, sollte die<br />

Markierung und Ausweisung der Wege gezielt dazu eingesetzt werden, die<br />

Besucher von sensiblen Bereichen des Naturraums fernzuhalten. Des Weiteren<br />

kann die Ausweisung und Markierung von Wegen für spezielle Zielgruppen dazu<br />

beitragen, konfliktträchtige Nutzergruppen voneinander zu trennen. Die Leitwirkung<br />

dieser Maßnahmen kann aber nur bis zu einem gewissen Maße steuernd auf das<br />

Verhalten der Menschen einwirken. Der vollständige Schutz sensibler Naturräume<br />

bleibt somit illusorisch.<br />

Des Weiteren ist es wichtig, das Potential des Naturraumes zu erkennen und es zur<br />

Förderung des Tourismus zu nutzen. Zu beachten ist dabei, dass der Naturraum<br />

nicht durch eine zu starke Inanspruchnahme gefährdet wird. Als sanfte Form des<br />

Tourismus kommt dabei dem Wandern eine große Bedeutung zu. Um den<br />

Wandertourismus gezielt zu fördern, bedarf es jedoch einer geeigneten<br />

Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund wurde für die Waldwege im Umfeld von<br />

Johanniskreuz ein Konzept entwickelt, welches die Infrastruktur auf die Bedürfnisse<br />

der Wanderer anpasst.<br />

134


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Auf eine umfassende Analyse wurde hierbei bewusst verzichtet – es sollten<br />

vielmehr Ansätze aufgezeigt werden, wie die aktuelle Situation verbessert werden<br />

kann. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass es vor allem darauf ankommt, einer<br />

möglichst breiten Zielgruppe spezielle Wege vorzuhalten und diese durch klar<br />

verständliche Markierungen auszuschildern. Wie das Ansprechen einer weiter<br />

gefassten Zielgruppe (z.B. Familien mit Kindern oder ältere Menschen) aussehen<br />

kann, wurde in Form der "verkürzten" Spurensuche dargelegt.<br />

Parkraum<br />

Der Freizeitverkehr führt speziell in den Sommermonaten zu einer regelmäßigen<br />

Überlastung der Parkflächen auf Johanniskreuz. Ziel unserer Arbeit war es,<br />

konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie die Nachfrage nach Stellplätzen mit den<br />

Ansprüchen eines sensiblen Naturraums zu vereinbaren ist. Hierzu wurde auf die<br />

aktuelle Situation eingegangen und anhand des "Parkplatz Johanniskreuz" konkrete<br />

Planungsansätze unterbreitet. Primäres Ziel war es hierbei, die Kapazität und<br />

Auslastung der Stellflächen zu erhöhen. Zudem sollte den Ansprüchen der<br />

jeweiligen Benutzergruppen ein höherer Stellenwert eingeräumt werden.<br />

Es hat sich gezeigt, dass an vielen Punkten Spielraum für Verbesserungen besteht.<br />

Dennoch wird es nicht möglich sein, durch eine reine Optimierung der bestehenden<br />

Parkflächen ein jederzeit ausreichendes Angebot an Stellplätzen vorzuhalten.<br />

Dennoch sollte nach unserer Einschätzung im Zuge der Abwägung zwischen den<br />

Ansprüchen des Verkehrs und denen eines Biosphärenreservates, auf die<br />

Neuausweisung zusätzlicher Parkflächen verzichtet werden.<br />

Neben der Bereitstellung von Parkplätzen für den MIV sollte zudem über die<br />

Anschaffung geeigneter Abstellanlagen für Fahrräder nachgedacht werden. Auch<br />

bei aktuell noch geringer Nachfrage sollte nicht darüber hinweg gesehen werden,<br />

dass das Fahrrad als Freizeitgerät zunehmende Bedeutung erlangt. Diese<br />

Entwicklung kann durch die Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur unterstützt<br />

werden.<br />

ÖPNV<br />

Der öffentliche Personennahverkehr in dünn besiedelten Regionen ist eine<br />

schwierige Angelegenheit, da hier die wirtschaftlichen Interessen der<br />

Verkehrsunternehmen und die Mobilitätsansprüche der Bevölkerung oft nicht in<br />

135


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Einklang zu bringen sind. Die dünne Besiedlung der Gebiete macht den Einsatz<br />

eines hoch getakteten Linienverkehrs nicht rentabel. Das stark ausgedünnte<br />

Angebot, das deshalb in ländlichen Gebieten zu finden ist, entspricht wiederum<br />

nicht den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />

der Pkw zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und somit meist dem ÖPNV<br />

vorgezogen wird.<br />

Da ländlich geprägte Gebiete oft die Funktion von Naherholungsgebieten erfüllen,<br />

verstärkt die Zunahme des Freizeitverkehrs die Belastungen dieser Regionen noch<br />

weiter. Hiervon ist auch die Verkehrssituation von Johanniskreuz geprägt. Deshalb<br />

wurde in dieser Ausarbeitung versucht, ein Konzept zu entwickeln, das die<br />

wirtschaftlichen Interessen der Verkehrsbetriebe mit den Bedürfnissen der<br />

Bevölkerung in Einklang bringt.<br />

Es muss jedoch festgehalten werden, dass dies lediglich als „Angebotsplanung“<br />

verstanden werden kann. Dass es durch das Anbieten einer ÖPNV-Anbindung zu<br />

einer deutlichen Reduzierung des MIV kommt ist nicht zu erwarten, da dem Trend<br />

einer zunehmenden Motorisierung nicht nur mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot<br />

begegnet werden kann. Hierzu bedarf es vielmehr einem Wandel der individuellen<br />

Lebensstile, auf die jedoch schwer Einfluss genommen werden kann.<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Die Verkehrsberuhigung stellt ein komplexes Thema dar, bei dem verschiedenste<br />

Wechselwirkungen von Belang sind. Johanniskreuz hat gerade in den<br />

Sommermonaten unter der Problematik des Freizeitverkehrs zu leiden. Dieser führt<br />

nicht nur zu Verkehrslärm und Schadstoffemissionen, sondern stellt aufgrund der<br />

häufigen Geschwindigkeitsübertretungen der Verkehrsteilnehmer – vor allem der<br />

Motorradfahrer – ein erhebliches Sicherheitsproblem dar. Diesem ist jedoch nur<br />

schwer zu begegnen, da die B 48 als "Bundesstraße" eine überörtlicher<br />

Verkehrsfunktion zu erfüllen hat, der örtliche Belange wie die Aufenthaltsqualität<br />

unterzuordnen sind. Auch einem weiteren Herabsetzen der zulässigen<br />

Höchstgeschwindigkeit sind rechtliche Grenzen gesetzt. Dennoch besteht auf<br />

Johanniskreuz die Möglichkeit, zumindest an den dringlichsten Bereichen, in Form<br />

von baulichen Maßnahmen für Abhilfe zu sorgen. Diese wurden erläutert und in<br />

ihrem Funktionsprinzip erklärt. Daneben existieren noch weitere Möglichkeiten, wie<br />

der Belastungssituation begegnet werden kann.<br />

136


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Letztlich lässt sich sagen, dass es keine "vollständige" Lösung für die<br />

Verkehrsproblematik geben kann. Hierbei kann jedoch nicht alleine auf rechtliche<br />

Schranken verwiesen werden – vielmehr ist die starke Orientierung der Gesellschaft<br />

hin zum MIV und die Attraktivität von Johanniskreuz als Ausflugsziel dafür<br />

verantwortlich, dass es auch zukünftig zu Einschränkungen der Aufenthaltsqualität<br />

durch den Freizeitverkehr kommen wird.<br />

137


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

ANHANG LITERATURVERZEICHNIS<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

� Arbeitsgemeinschaft Stadt Kaiserslautern, Universität Kaiserslautern; (2000);<br />

Stadtvision Kaiserslautern 2030<br />

� Becker, Christoph; Job, Hubert; Koch, Martin; Umweltschonende Konzepte<br />

der Raumordnung für Naherholungsgebiete; Im Selbstverlag der<br />

Geographischen Gesellschaft Trier in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />

Geographie an der Universität Trier; Trier 1991<br />

� Blöcher, Peter; Wiedemann, Johannes; (2002); Gemeinsam stärker: Rad und<br />

ÖPNV; Der Nahverkehr Nr.3<br />

� Brunsing, Jürgen; Triebstein, Annedore; Schmidt, Roland; (2002);<br />

Freizeitlinien: mehr als „Luchsus“?; Der Nahverkehr Nr.6<br />

� Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang (Hrsg.); Umweltschutz –<br />

Grundlagen und Praxis. Freizeit, Tourismus und Umwelt. Band 11; Bonn<br />

1998<br />

� Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche<br />

� Degrell, Claudia; Freizeitverkehr im Biosphärenreservat; Diplomarbeit an der<br />

TU Kaiserslautern, Fachbereich ARUBI; Kaiserslautern 2000<br />

� Deutscher Wanderverband; Deutscher Tourismusverband E.V.;<br />

Wanderbares Deutschland, Praxisleitfaden zur Förderung des<br />

Wandertourismus<br />

� Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />

Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />

Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte<br />

138


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

� Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik; Entwicklung einer<br />

Methode zur Bewertung von Ortsdurchfahrten im Hinblick auf die<br />

Notwendigkeit des Baus von Umgehungsstraßen; Herausgegeben vom<br />

Bundesminister für Verkehr, Abteilung Straßenbau; Bonn-Bad Godesberg<br />

1986<br />

� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; Köln 1991<br />

� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />

Empfehlungen für die Anlage von Hauptverkehrsstraßen – EAHV 93; Köln<br />

1993<br />

� Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.);<br />

Hinweise zum Fahrradparken; Köln 1995<br />

� Forstamt Johanniskreuz;(2001); Spurensuche – Kultur- und Forstgeschichte<br />

im Johanniskreuzer Wald<br />

� Harms, Silke; (2003); Kundenbindung von jungen Erwachsenen an den<br />

ÖPNV in einem ländlich geprägten Raum; Kaiserslautern<br />

� Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; Freizeit und Mobilität. Neue Lösungen<br />

für den Freizeitverkehr; Hannover 1997<br />

� Herzog, Stephan; Schäfli, Barbara; Rapp, Peter; Gros, Dominique; Freizeit –<br />

Freizeitverkehr – Umwelt. Tendenzen und Beeinflussungsmöglichkeiten;<br />

Bericht 58A des Nationalen Forschungsprogramms "Stadt und Verkehr";<br />

CH/Zürich 1994<br />

� Institut für Normierung und Forschung im Erd-, Wasser- und Straßenbau und<br />

in der Verkehrstechnik – Niederlande; (1994); Radverkehrsplanung von A bis<br />

Z; C.R.O.W - Publikationen; S.253-254<br />

139


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

� Institut für Raumplanung (Hrsg.); Öffentlicher Personennahverkehr im<br />

ländlichen Raum, Dortmunder Beiträge zur Raumplanung P/18<br />

� Klein, Stefan; (1999); Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl im<br />

Personenverkehr<br />

� Lanzendorf, Martin; in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; Bonn 1997<br />

� Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg (Hrsg.); Fallstudien zum Freizeit-<br />

und Fremdenverkehr im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald;<br />

Arbeitsbericht 8 des Arbeitskreises Tourismus am Geographischen Institut<br />

der Universität Mannheim; Mannheim 1994<br />

� Schweizerische Konferenz der Beauftragten für Veloverkehr (Hrsg.); Wie Wo<br />

Velo – Zweiradabstellanlagen Planen; CH/ Basel 1993<br />

� Topp, Hartmut; (2000); Skript Verkehrsplanung; ÖPNV im Allgemeinen<br />

� Umweltbundesamt (Hrsg.); Planungsempfehlungen für eine<br />

umweltentlastende Verkehrsberuhigung; Forschungsbericht 291 54 507;<br />

Berlin 2000<br />

� Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage<br />

� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Informationen, Tarifbestimmungen,<br />

Beförderungsbedingungen<br />

� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Liniennetzplan Regional<br />

� Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Planungsversion des „Luchsbus“<br />

140


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

ANHANG INTERNETQUELLEN<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Brämer, Rainer; www.staff.uni-marburg.de; Stand: 20.05.2003<br />

Polizeipräsidium Westpfalz; www.polizei.rlp.de; Stand: 14.12.03<br />

Westpfalz Verkehrsverbund; www.wvv-info.de; Stand: 11.12. 2003<br />

ANHANG TABELLENVERZEICHNIS<br />

� Tabelle 1: Umweltbelastungen durch den Tourismus in<br />

Großschutzgebieten<br />

Buchwald, Konrad; Engelhardt, Wolfgang; (1998); Umweltschutz –<br />

Grundlagen und Praxis. Freizeit, Tourismus und Umwelt.; S.65<br />

� Tabelle 2: Beliebtheitsskala der Aktivitäten<br />

Lukhaup, Rainer; Schultze-Rhonhof, Jörg; (1994); Fallstudien zum Freizeit-<br />

und Fremdenverkehr im Nationalpark und Biosphärenreservat Pfälzerwald;<br />

S.43<br />

� Tabelle 3: Verkehrsaufkommen nach Fahrzweck<br />

Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997); Freizeit und Mobilität. Neue<br />

Lösungen für den Freizeitverkehr; S.13<br />

� Tabelle 4: Verkehrsmittelwahl im Freizeitverkehr<br />

Heinze, G. Wolfgang; Kill, H. Heinrich; (1997); Freizeit und Mobilität. Neue<br />

Lösungen für den Freizeitverkehr; S.13<br />

141


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

� Tabelle 5: Vorlieben von Wanderern<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />

Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />

Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte; S.04<br />

� Tabelle 6: Bewertungskriterien Wandern<br />

Deutscher Wanderverband, Deutscher Tourismusverband E.V.; (2003);<br />

Wanderbares Deutschland, Qualitätsoffensive – Empfohlene Gütekriterien für<br />

Wanderwege, wanderfreundliche Gastgeber und Wanderprospekte; S.16-17<br />

� Tabelle 7: Merkmale und Empfindlichkeiten der Nachfragergruppen<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.08<br />

� Tabelle 8: Senkrechtaufstellung<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.22<br />

� Tabelle 9: Platzbedarf verschiedener Fahrradtypen<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />

Hinweise zum Fahrradparken; S.09-10<br />

� Tabelle 10: Betriebsmittel und -größen<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche,<br />

Bad Homburg, S.B-4<br />

� Tabelle 11: Eignung der Fahrzeuge<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), (1998)<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche,<br />

Bad Homburg, S.B-24<br />

� Tabelle 12: Geplante Haltestellen<br />

Westpfalz Verkehrsverbund; (2003); Planungsversion des „Luchsbus“<br />

142


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

� Tabelle 13: Ausgangsituationen<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Umweltbundesamt; (2000); Planungsempfehlungen für eine<br />

umweltentlastende Verkehrsberuhigung; S.27<br />

� Tabelle 14 Unfallbilanz Großraum Johanniskreuz<br />

Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de; Stand:<br />

14.12.03<br />

ANHANG ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

� Abbildung 1: Freizeitverkehr als "Restverkehr"<br />

Eigene Darstellung<br />

� Abbildung 2: Räumliche und zeitliche Dimensionen des Freizeitverkehrs<br />

Lanzendorf, Martin; (1997);in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit; S.35<br />

� Abbildung 3: Straßeninfrastruktur überregional<br />

Eigene Darstellung<br />

� Abbildung 4: Straßeninfrastruktur regional<br />

Eigene Darstellung<br />

� Abbildung 5: Orientierungstafeln<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 6: Skulptur „ Ersatzteillager für Baumkronen“<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 7: Unübersichtliche Markierung und zugewachsener Weg<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 8: Verkürzte Spurensuche<br />

Eigene Darstellung<br />

143


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

� Abbildung 9: Station 1 und 2 der verkürzten Spurensuche<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 10: Station 3 und 6 der verkürzten Spurensuche<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 11: Station 8 und 9 der verkürzten Spurensuche<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 12: Bestandsaufnahme Parkraum<br />

Eigene Darstellung<br />

� Abbildung 13: Parkplatz Café Nicklis (z.T privat)<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 14: Waldparkplatz – Nähe Café Nicklis<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 15: Parkplatz Forstamt + Planung HdN<br />

Eigenes Foto / Ausschnitt: Bebauungsplan HdN<br />

� Abbildung 16: Parkplatz Waldhotel (privat)<br />

Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de;<br />

Stand: 14.12.03 / Eigenes Foto<br />

� Abbildung 17: "Parkplatz Johanniskreuz" – Vor dem Gasthaus<br />

Restaurant Johanniskreuz<br />

Polizeipräsidium Westpfalz, Motorradunfälle B 48; www.polizei.rlp.de;<br />

Stand: 14.12.03 / Eigenes Foto<br />

� Abbildung 18: Abmessungen von Parkständen<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.19<br />

144


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

� Abbildung 19: Parkstände für Rollstuhlfahrer<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1991);<br />

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 91; S.19<br />

� Abbildung 20: Begrünung "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

Eigenes Foto<br />

� Abbildung 21: Funktionsskizzen "Parkplatz Johanniskreuz"<br />

Eigene Darstellung<br />

� Abbildung 22: Aufstellungsformen<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />

Hinweise zum Fahrradparken; S.09<br />

� Abbildung 23: Achsabstände der Fahrradhalter<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />

Hinweise zum Fahrradparken; S.10<br />

� Abbildung 24: Fahrradhalter<br />

Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen; (1995);<br />

Hinweise zum Fahrradparken; S.12-14<br />

� Abbildung 25: Linienbetrieb<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />

S.B-1<br />

� Abbildung 26: Richtungsbandbetrieb<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />

S.B-1<br />

145


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

� Abbildung 27: Flächenbetrieb<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />

S.B-1<br />

� Abbildung 28: Normaler Linienverkehr<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.12<br />

� Abbildung 29: Schnellbus<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.14<br />

� Abbildung 30: Eilbus<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.14<br />

� Abbildung 31: Trampbus<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.16<br />

� Abbildung 32: Bürgerbus<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.20<br />

� Abbildung 33: Linientaxi / Anschlusstaxi<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.23<br />

146


VERKEHRSMANAGEMENT<br />

� Abbildung 34: Abruf- / Anruf-Linientaxi<br />

GROSSES STUDIENPROJEKT 03/04<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S.25<br />

� Abbildung 35: Linienverkehr im Richtungsbandbetrieb<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen; (1994); Differenzierte<br />

Bedienungsweisen, Nahverkehrsbedienung zwischen großem<br />

Verkehrsaufkommen und geringer Nachfrage; S. 27<br />

� Abbildung 36: Ausprägungen des Richtungsbandbetrieb<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.); (1998);<br />

Planungshandbuch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche;<br />

S. B-2<br />

147

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