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2020/39 - Berufswahl und Zukunft - ET: 23.09.2020

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SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Darf’s auch ein bisschen<br />

mehr sein?<br />

Der Business-Englischkurs oder der Baggerführerschein –<br />

Zusatzqualifikationen können Job-Chancen verbessern.<br />

FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-MAG<br />

Zusätzliches Engagement während<br />

der Ausbildung macht immer<br />

einen guten Eindruck.<br />

Es lohnt sich, während der Ausbildung<br />

sogenannte Zusatzqualifikationen<br />

zu erwerben. Dadurch<br />

verbessern sich für Absolventen<br />

einer dualen Ausbildung die Karrierechancen,<br />

erklärt das B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB).<br />

Bei einer Zusatzqualifikation<br />

kann es sich um verschiedene<br />

Kurse oder Prüfungen handeln.<br />

Auszubildende lernen darin Dinge,<br />

die über ihren regulären Ausbildungsplan<br />

hinausgehen. Es gibt<br />

Angebote, die sich spezifisch auf<br />

einen Beruf beziehen. Daneben<br />

können Auszubildende aber auch<br />

Zusatzqualifikationen wählen, in<br />

denen sie übergreifende Kompetenzen<br />

vermittelt bekommen. Mit<br />

einer Zusatzqualifikation können<br />

Azubis laut BIBB nachweisen,<br />

dass sie ihre beruflichen Kompetenzen<br />

vertieft haben. Das werte<br />

den Abschluss auf <strong>und</strong> erleichtert<br />

womöglich sogar den Einstieg in<br />

den Arbeitsmarkt. dpa<br />

Info In der Datenbank AusbildungPlus<br />

des BIBB (www.bibb.de) können Interessierte<br />

nach Angeboten suchen.<br />

Wohin geht der Weg? Eltern erste<br />

Ansprechpartner bei <strong>Berufswahl</strong><br />

Geht es um den Werdegang ihrer Kinder, wollen viele Eltern mitreden <strong>und</strong> Ratschläge geben.<br />

Wenn es um die <strong>Berufswahl</strong> ihrer<br />

Kinder geht, sehen sich viele Eltern<br />

als wichtigste Ansprechpartner.<br />

Fast die Hälfte (46 Prozent)<br />

gab das in einer YouGov-Umfrage<br />

im Auftrag der Stiftung der<br />

Deutschen Wirtschaft für das Förderprogramm<br />

Studienkompass<br />

an. 14 Prozent der befragten Eltern<br />

mit Kindern zwischen 13 <strong>und</strong><br />

19 Jahren nannten hingegen Familie<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e als Ansprechpartner<br />

Nummer eins, elf Prozent die<br />

Schule. Jeder Zehnte gab staatliche<br />

Organisationen wie die B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit an.<br />

Bei der <strong>Berufswahl</strong> haben<br />

Jugendliche heute vielfältige<br />

Möglichkeiten. Foto:<br />

© Coloures-pic / Fotolia.com<br />

Einfluss der Eltern sinkt<br />

Nach Einschätzung der Pädagogik-Expertin<br />

Prof. Bärbel Kracke ist<br />

der Einfluss der Eltern gesunken.<br />

Was Jugendliche beruflich anstreben,<br />

werde heute mit den vielfältigen<br />

Möglichkeiten nicht mehr so<br />

stark wie früher durch die Eltern<br />

beeinflusst, so die Lehrstuhlinhaberin<br />

für Pädagogische Psychologie<br />

der Uni Jena. Dennoch, so Bracke,<br />

eröffnen Eltern <strong>und</strong> andere für<br />

Jugendliche wichtige Verwandte<br />

oder Fre<strong>und</strong>e der Eltern durch ihre<br />

Tätigkeiten häufig einen Orientierungsrahmen,<br />

in dem sich Jugendliche<br />

zunächst einmal umschauen.<br />

Die Digitalisierung verändert<br />

die Arbeitswelt <strong>und</strong> auch die Berufsprofile<br />

teils massiv: In einem<br />

Report des Weltwirtschafsforums<br />

zur <strong>Zukunft</strong> von Jobs hieß es schon<br />

2016, dass wohl zwei Drittel (65<br />

Prozent) der Gr<strong>und</strong>schüler wenn<br />

sie erwachsen sind in Jobs arbeiten<br />

werden, die aktuell noch gar nicht<br />

existieren. Eine Vorstellung, wie<br />

diese Berufe konkret aussehen<br />

könnten, haben laut Umfrage nur<br />

die wenigsten Eltern: Lediglich<br />

acht Prozent gaben an, eine Idee<br />

davon zu haben, welche Berufe es<br />

erst künftig neu geben wird. Gut<br />

drei Viertel (76 Prozent) habe keine<br />

Vorstellung davon. dpa


SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Damit der Funke überspringt<br />

Im Motivationsschreiben muss der Funke überspringen: Bewerber sollten vermitteln, warum sie sich für eine Ausbildung oder für ein<br />

Unternehmen begeistern.<br />

„Hiermit bewerbe ich mich...“ Dass<br />

Bewerber mit einem solchen Einstieg<br />

im Anschreiben keinen Eindruck<br />

machen, ist den meisten bekannt.<br />

Aber wie geht es besser?<br />

„Der Text löst idealerweise beim<br />

Personalentscheider einen Aha-Effekt<br />

aus <strong>und</strong> überzeugt ihn, dass es<br />

sich lohnt, den Bewerber zu einem<br />

Vorstellungsgespräch einzuladen“,<br />

fasst Businesstrainer Michael Fridrich<br />

zusammen. Ganz wichtig vorweg:<br />

Schnell geht es nicht. Bewerber<br />

müssen sich für ein Motivationsschreiben<br />

Zeit nehmen. Sie<br />

müssen klar herausstellen, warum<br />

es für das Unternehmen ein Mehrwert<br />

ist, ihn oder sie einzustellen.<br />

Länger als eine DIN A4-Seite lang<br />

sollte das Motivationsschreiben allerdings<br />

nicht sein.<br />

Schritt 1: Recherche Wie fängt<br />

man also an? Schritt eins sollte sein:<br />

„Recherchieren, recherchieren <strong>und</strong><br />

nochmals recherchieren“, betont<br />

Ute Gietzen-Wieland, Business<strong>und</strong><br />

Mentalcoach. Bewerber <strong>und</strong><br />

Bewerberinnen müssen sich nach<br />

ihren Worten intensiv mit der jeweiligen<br />

Branche <strong>und</strong> mit dem Unternehmen<br />

befassen <strong>und</strong> dabei Argumente<br />

sammeln, die dafür sprechen,<br />

dass man die oder der Richtige<br />

für einen bestimmten Posten<br />

ist. „Ein echtes Interesse zeigt sich<br />

darin, wie individuell Bewerber das<br />

Motivationsschreiben aufsetzen“,<br />

so Gietzen-Wieland. Serienbriefe,<br />

bei denen Bewerber lediglich die<br />

Empfänger-Adressen <strong>und</strong> die Anrede<br />

austauschen, sind fehl am<br />

Platz. Gleiches gilt für Standardfloskeln.<br />

Um beim Empfänger einer<br />

Bewerbung das Interesse zu<br />

wecken, sind die ersten 20 Sek<strong>und</strong>en<br />

entscheidend.<br />

Das Motivationsschreiben<br />

sollte<br />

auf jeden Fall überzeugen.<br />

Foto: Christin Klose/<br />

dpa-mag<br />

Warum sind Sie die<br />

richtige Kandidatin?<br />

Standard-Empfehlungen für einen<br />

einleitenden Satz gibt es nicht. „Bewerber<br />

müssen sich etwas einfallen<br />

lassen <strong>und</strong> damit zeigen, dass<br />

sie sich von Mitbewerbern abheben“,<br />

so Gietzen-Wieland. Zudem<br />

sollten Bewerber vier bis fünf<br />

Gründe nennen, warum ausgerechnet<br />

sie der richtige Kandidat für<br />

eine Ausbildung <strong>und</strong> ein Unternehmen<br />

sind. „Es macht sich gut, dabei<br />

die Entscheider-Perspektive<br />

einzunehmen“, betont Fridrich.<br />

Also, statt in dem Text permanent<br />

das Wort ich zu benutzen, ist es<br />

besser, das Wort Sie zu verwenden.<br />

Etwa: „Sie erweitern Ihr Team um<br />

einen Mitarbeiter, der diese <strong>und</strong><br />

jene Fähigkeiten mitbringt“.<br />

Aufbau: Anschreiben in vier Teile<br />

gliedern Ein ideales Motivationsschreiben<br />

gliedert sich aus Sicht<br />

von Fridrich in vier Teile: Teil eins<br />

schildert, warum sich ein Bewerber<br />

gerade bei diesem Unternehmen<br />

bewirbt.<br />

In Teil zwei betreibt der Kandidat<br />

Eigenmarketing <strong>und</strong> nennt<br />

Gründe, warum es sich lohnt, ihn<br />

oder sie einzustellen. „Ideal ist auch,<br />

Der Text löst<br />

idealerweise<br />

beim Personalentscheider<br />

einen<br />

Aha-Effekt aus<br />

Michael Fridrich<br />

Businesstrainer<br />

Stärken aufzulisten <strong>und</strong> sie mit Ergebnissen<br />

zu verknüpfen“, so Coach<br />

Michael Fridrich.<br />

In Teil drei sollte der Bewerber<br />

seinen Mehrwert für das Unternehmen<br />

herausstellen. Dann folgt mit<br />

Teil vier der Schluss: „Ich freue<br />

mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.“<br />

Fridrich empfiehlt,<br />

im Motivationsschreiben<br />

möglichst keinen Konjunktiv zu verwenden.<br />

Also zum Beispiel nicht zu<br />

schreiben. „Ich würde mich freuen“.<br />

Die No-Gos im<br />

Motivationsschreiben<br />

Wichtig ist, dass der Text keine<br />

Rechtschreib- <strong>und</strong> Grammatikfehler<br />

aufweist. Damit das Schreiben<br />

gut lesbar ist, sollten Bewerber es<br />

optisch strukturieren, in kurzen<br />

Sätzen schreiben <strong>und</strong> Absätze machen.<br />

Der Funke muss überspringen.<br />

Gibt es eine Alternative zu einem<br />

Motivationsschreiben? Zum<br />

Beispiel, indem man nüchtern <strong>und</strong><br />

in knappen Stichworten seine<br />

Qualifikationen auflistet? Fridrich<br />

rät davon ab. „Ein Motivationsschreiben<br />

bietet die Möglichkeit,<br />

der Bewerbung einen emotionalen<br />

Akzent zu verleihen“, sagt er.<br />

Wenn Bewerber es sprachlich<br />

schaffen, dass im Motivationsschreiben<br />

der Funke überspringt,<br />

sei eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />

sehr wahrscheinlich.<br />

<br />

dpa


SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Erasmus <strong>2020</strong>: Austausch ohne Austausch?<br />

Viele Hochschulen versuchen trotz Corona mit virtuellen Campus-Touren oder Spieleabenden den Kontakt der<br />

Austausch-Studierenden untereinander zu fördern.<br />

Andere Kulturen kennenlernen,<br />

Sprachkenntnisse verbessern:<br />

Auslandssemester mit dem Erasmus-Programm<br />

der Europäischen<br />

Union sind beliebt, in manchen<br />

Studiengängen sogar verpflichtend.<br />

Doch <strong>2020</strong> findet der Lehrbetrieb<br />

in vielen europäischen<br />

Ländern aufgr<strong>und</strong> von Covid-19<br />

nur eingeschränkt statt. Worauf<br />

sollten sich Studierende im<br />

nächsten Semester einstellen?<br />

Die wichtigsten Fragen <strong>und</strong> Antworten<br />

im Überblick:<br />

Findet das Erasmus-Programm<br />

zur Zeit überhaupt statt?<br />

Ja. Zwar haben einige Hochschulen<br />

in Europa aufgr<strong>und</strong> der Lage<br />

vor Ort ihre Teilnahme am Programm<br />

vorübergehend ausgesetzt,<br />

doch die große Mehrheit<br />

der geplanten Auslandsaufenthalte<br />

kann stattfinden, bestätigt Stephan<br />

Geifes, Direktor der Nationalen<br />

Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit<br />

im Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst<br />

(DAAD). Sowohl der DAAD wie<br />

auch die meisten Hochschulen<br />

verweisen hier auf die Reiseempfehlungen<br />

des Auswärtigen Amtes.<br />

Allerdings wird es im kommenden<br />

Semester zunächst nicht<br />

überall Präsenzveranstaltungen<br />

geben. Vielerorts finden Vorlesungen,<br />

Seminare <strong>und</strong> Sprachkurse<br />

online statt.<br />

Daheim <strong>und</strong> doch im Ausland<br />

studieren? Viele Unis bieten<br />

derzeit nur digitale Vorlesungen<br />

an. Foto: Christin Klose/dpa-mag<br />

Sollte ich meinen Auslandsaufenthalt<br />

lieber verschieben?<br />

Ob ein Verschieben sinnvoll ist,<br />

sollten Studierende unbedingt<br />

mit ihrer deutschen Hochschule<br />

sowie mit ihrer Gast-Hochschule<br />

im Ausland klären. Auch der<br />

DAAD rät davon ab, Auslandsaufenthalte<br />

übermäßig zu verschieben,<br />

da sich sonst in den kommenden<br />

Semestern ein Kapazitätsproblem<br />

bei den Hochschulen<br />

ergeben könnte. Wem die Ausreise<br />

im Moment zu riskant ist, der<br />

kann das Online-Angebot der<br />

Gast-Hochschule auch von<br />

Deutschland aus nutzen. Als Direktor<br />

der Nationalen Agentur für<br />

EU-Hochschulzusammenarbeit<br />

im DAAD empfiehlt Stephan Geifes<br />

Studierenden aber dennoch,<br />

im Rahmen der Empfehlungen<br />

des Auswärtigen Amtes <strong>und</strong> unter<br />

Einhaltung der Regeln des<br />

Gastlandes an ihren europäischen<br />

Studienort zu ziehen. Auch, wenn<br />

dort vorerst keine Präsenzveranstaltungen<br />

stattfinden. Ein Kompromiss<br />

ist die „Blended Mobility“,<br />

wobei man seine Kurse online<br />

in Deutschland beginnt <strong>und</strong><br />

erst später ins Ausland reist.<br />

Wenn alles online stattfindet,<br />

lohnt es sich dann überhaupt,<br />

ins Ausland zu gehen?<br />

Fraglos wird das Austauscherlebnis<br />

im kommenden Studiensemester<br />

anders werden als bisher.<br />

Zur interkulturellen Erfahrung eines<br />

akademischen Austauschs gehören<br />

auch das Studium in der<br />

Fremdsprache, sowie das Erleben<br />

unterschiedlicher akademischer<br />

Systeme. Dies wird online ebenfalls<br />

möglich sein. Doch selbst<br />

mit Online-Kursen wird man ein<br />

Land vor Ort intensiver kennen<br />

lernen, als zu Hause am Computer.<br />

Stephan Geifes rechnet damit,<br />

dass eine solche Erfahrung sich<br />

für Studierende später sogar zu<br />

einem Vorteil entwickelt: „Nach<br />

Corona wird nichts mehr sein wie<br />

vorher. Wir erleben gerade einen<br />

großen Schub im Bereich des digitalen<br />

Arbeitens auf Distanz. Gemeinsam<br />

online mit Studierenden<br />

aus verschiedenen Ländern zusammen<br />

gelernt <strong>und</strong> gearbeitet zu<br />

haben, könnte sich später als eine<br />

wertvolle Kompetenz auf dem<br />

sich ebenfalls digitalisierenden<br />

Arbeitsmarkt herausstellen“, betont<br />

er.<br />

dpa


SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Glasbläser, Drechsler oder Bogenmacherin:<br />

Besonders im<br />

Handwerk gibt es in manchen Berufen<br />

nur noch sehr wenige Auszubildende.<br />

Sterben diese Berufe<br />

nicht ohnehin bald aus? Und sollte<br />

man von einer Ausbildung absehen?<br />

Zuerst einmal handle es<br />

sich nicht um aussterbende, sondern<br />

um seltene Berufe, stellt Monika<br />

Hackel vom B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) klar.<br />

Viel häufiger kommt es vor, dass<br />

Berufe, die technisch überholt<br />

sind, in neuen Berufen aufgehen.<br />

Die Tätigkeiten von Schriftsetzer<br />

<strong>und</strong> Flexografen zum Beispiel im<br />

Ausbildungsberuf Mediengestalter<br />

Digital <strong>und</strong> Print aufgegangen.<br />

Traditionswissen<br />

in neuen Berufen<br />

Das BIBB beobachtet die duale<br />

Berufsausbildung in Deutschland<br />

<strong>und</strong> aktualisiert oder überarbeitet<br />

gemeinsam mit den Sozialpartnern<br />

gegebenenfalls Ausbildungsinhalte.<br />

Dass ein Ausbildungsberuf<br />

komplett aufgelöst<br />

wird, komme nur sehr selten vor,<br />

so Hackel. Während die meisten<br />

bereits vom Berufsfeld Mediengestaltung<br />

gehört haben, gibt es<br />

viele seltene Berufe, deren Namen<br />

man oft nicht einmal kennt.<br />

„Seltene Handwerke begegnen<br />

uns im Alltag eher wenig, sind<br />

Nische statt Masse<br />

Immer noch gibt es seltene Ausbildungsberufe, die trotzdem eine<br />

optimale Basis für die berufliche <strong>Zukunft</strong> bieten können.<br />

Bürsten- <strong>und</strong> Pinselmacher erlernen ein traditionelles Handwerk. Auf eher seltene Ausbildungsberufe stoßen<br />

Interessierte nur, wenn sie sich vorher ausgiebig informieren. <br />

Foto: Daniel Karmann/dpa-mag<br />

aber aus unserem Leben nicht<br />

wegzudenken, zum Beispiel Bürsten-<br />

<strong>und</strong> Pinselmacher oder die<br />

Musikinstrumentenbauer“, erklärt<br />

Volker Born, Berufsbildungsexperte<br />

beim Zentralverein<br />

des deutschen Handwerks (ZDH).<br />

Eigeninitiative <strong>und</strong> Recherche<br />

sind also wichtig, um auch von<br />

unbekannteren Berufen zu erfahren.<br />

Auch das eigene Umfeld kann<br />

entscheidend sein, wie das Beispiel<br />

des Ziseleurs Franco Adamo<br />

zeigt. Nachdem er keinen Ausbildungsplatz<br />

als technischer Zeichner<br />

gef<strong>und</strong>en hatte, ermutigte<br />

sein Vater ihn, es als Ziseleur zu<br />

versuchen. Ähnlich wie Steinmetze<br />

arbeiten Ziseleure mit Meißel<br />

oder Feile: Sie gießen Bronze <strong>und</strong><br />

bearbeiten Oberflächen, um Embleme<br />

<strong>und</strong> Skulpturen herzustellen.<br />

Leidenschaft für Kunst <strong>und</strong><br />

Architektur im Orgelbau<br />

Für Judith Macherey dagegen war<br />

ein freiwilliges kulturelles Jahr<br />

(FKJ) in der Denkmalpflege entscheidend.<br />

So kam sie zu Klais,<br />

einer Werkstatt für Orgelbau. Ihr<br />

Faible für Kunst <strong>und</strong> Architektur<br />

konnte die Abiturientin dann bei<br />

der Arbeit an der Orgel umsetzen.<br />

Nach dem FKJ hat sie eine<br />

Ausbildung zur Orgelbauerin begonnen<br />

<strong>und</strong> arbeitet derzeit an ihrer<br />

Abschlussprüfung. Franco<br />

Adamo, der inzwischen seit 40<br />

Jahren als Ziseleur arbeitet, hat<br />

keine Angst, dass sein Beruf vom<br />

technologischen Fortschritt bedroht<br />

wird. „Kein 3D-Drucker<br />

kann so ein gegossenes Relief herstellen<br />

<strong>und</strong> einer Figur eigenes<br />

Leben einhauchen.“ Außerdem<br />

seien moderne Maschinen wie die<br />

CNC-Fräse eine gute Ergänzung<br />

des Handwerks. Oft braucht es<br />

besonderen Wagemut, sich für einen<br />

seltenen Beruf zu entscheiden.<br />

Häufig ist ein Ortswechsel<br />

nötig, um einen Ausbildungsbetrieb<br />

oder eine Berufsschule zu<br />

finden. Und da es in der Regel nur<br />

noch wenige Betriebe in diesen<br />

Spezialgebieten gibt, muss man<br />

nach dem Abschluss womöglich<br />

den Weg in die Selbstständigkeit<br />

wagen.<br />

Experten international gefragt<br />

Wer mit Leidenschaft dabei ist,<br />

kann die eigene Nischenposition<br />

aber auch als Alleinstellungsmerkmal<br />

hochhalten <strong>und</strong> sogar<br />

international gefragt sein. „Eine<br />

Orgel bleibt dort stehen, wo sie<br />

ist, da muss man schon selbst zu<br />

ihr kommen, um sie zu reparieren“,<br />

sagt Macherey. Besser etwas<br />

Seltenes als gar nichts gelernt<br />

Selbst, wenn sich herausstellt,<br />

dass man den Ausbildungsberuf<br />

nicht das ganze Leben lang ausüben<br />

kann, sei es gut, eine abgeschlossene<br />

Ausbildung zu haben,<br />

betont Monika Hackel. „Mit einer<br />

abgeschlossenen Ausbildung ist<br />

das Risiko von dauerhafter Arbeitslosigkeit<br />

im Durchschnitt<br />

viermal geringer als ohne Abschluss.“<br />

Schließlich sammelt<br />

man in der Ausbildung Berufserfahrung<br />

<strong>und</strong> erwirbt auch viele<br />

berufsübergreifend wichtige<br />

Kompetenzen. Darauf können<br />

Weiterqualifizierungen oder Zusatzqualifikationen<br />

aufbauen. dpa


SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Onlineangeboten nicht<br />

blind vertrauen<br />

Bei Webseiten zur Berufs- <strong>und</strong> Studienwahl<br />

sollte man gr<strong>und</strong>sätzlich checken, wer hinter<br />

dem Angebot steckt.<br />

Was soll ich studieren? Oder<br />

ist ein Ausbildungsberuf der<br />

bessere Weg? Wer zu diesen<br />

Fragen Rat im Internet sucht,<br />

stößt auf zahlreiche Tests<br />

<strong>und</strong> Entscheidungshilfen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sei jedes Angebot<br />

hilfreich, dass dazu anregt,<br />

über die eigene berufliche<br />

<strong>Zukunft</strong> nachzudenken,<br />

heißt es auf dem Portal „abi.<br />

de“ der B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit. Berufsberaterin Petra<br />

Nönninger rät aber darauf<br />

zu achten, ob ein Angebot<br />

auch neutral ist. Bei<br />

staatlichen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Institutionen<br />

sei man auf der sicheren<br />

Seite. Andernfalls können<br />

auch unternehmerische<br />

Interessen dahinterstehen.<br />

Auf „abi.<br />

de“ gibt es eine Übersicht<br />

seriöser Informationsangebote<br />

zur Studien<strong>und</strong><br />

<strong>Berufswahl</strong>. Prinzipiell<br />

eignen sich Onlineangebote<br />

für einen ersten Überblick, so<br />

die Berufsberaterin weiter.<br />

Um die Ergebnisse <strong>und</strong> Vorschläge<br />

solcher Interessenstests<br />

(zum Beispiel Check-U<br />

der<br />

Arbeitsagentur)<br />

besser einordnen<br />

zu können, sollten<br />

Jugendliche<br />

anschließend<br />

ein Gespräch<br />

bei der Berufsberatung<br />

vereinbaren.<br />

pm<br />

Als Nicht-Abiturient ins Medizinstudium<br />

Wer bereits eine Ausbildung <strong>und</strong> Berufserfahrung im Ges<strong>und</strong>heitsbereich hat, kann sich auch ohne<br />

Abitur auf einen Studienplatz in Medizin bewerben.<br />

Der Traum vom Medizinstudium<br />

muss nicht am fehlenden<br />

Abitur scheitern. Darauf<br />

weist das Centrum für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) hin.<br />

Aktuell gibt es Auswertungen<br />

des CHE zufolge r<strong>und</strong> 1000<br />

Medizinstudierende, die kein<br />

Abitur haben.<br />

Und: Die Chancen für<br />

Nicht-Abiturienten haben<br />

sich verbessert. Interessierte<br />

können sich auch mit einer<br />

fachnahen Ausbildung <strong>und</strong><br />

ausreichend Berufserfahrung<br />

oder einer entsprechenden<br />

Fortbildung im Ges<strong>und</strong>heitsbereich<br />

für einen Studienplatz<br />

qualifizieren.<br />

Eignungsquote für Bewerber<br />

mit Berufserfahrung<br />

Es gelten laut CHE die gleichen<br />

Kriterien wie für andere<br />

Kandidaten. Es zählt aber<br />

nicht die Abiturnote, sondern<br />

die Durchschnittsnote des<br />

Berufsabschlusszeugnisses<br />

Für die Zulassung zum Medizinstudium gibt es seit Anfang des Jahres die zusätzliche Eignungsquote<br />

für Bewerber mit Berufserfahrung. <br />

Foto: Christin Klose/dpa-mag<br />

oder das Ergebnis einer an<br />

der Universität vorher abgelegten<br />

Zugangsprüfung. Die<br />

Note spielt aber ohnehin nur<br />

bei 30 Prozent der zu vergebenden<br />

Studienplätze eine<br />

Rolle. 60 Prozent der Plätze<br />

geben die Hochschulen nach<br />

eigenen Kriterien an Studierende.<br />

Seit Anfang des Jahres<br />

gibt es die sogenannte Zusätzliche<br />

Eignungsquote<br />

(ZEQ), über die nun zehn<br />

Prozent der Studienplätze<br />

vergeben werden. Bewerber<br />

<strong>und</strong> Bewerberinnen mit beruflicher<br />

Erfahrung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

können hier<br />

punkten. Die ZEQ löst bis<br />

2022 die bisher geltende Wartezeitenquote<br />

ab, die nur<br />

noch übergangsweise bei der<br />

Zulassung zum Studium berücksichtigt<br />

wird. dpa<br />

Info<br />

Das CHE hat Antworten auf alle<br />

wichtigen Fragen zu Zulassung<br />

<strong>und</strong> Bewerbung in einem PDF zusammengestellt.<br />

Interessierte<br />

können sich auch auf der Webseite<br />

studieren-ohne-abitur.de<br />

informieren.<br />

FOTO:© KURHAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

<strong>Berufswahl</strong><br />

& <strong>Zukunft</strong>


SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

<strong>Berufswahl</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Aus der Reihe „Next Step“<br />

Uni oder Lehre: Was bringt mehr?<br />

Wer Karriere machen will, muss nicht zwangsweise den Weg über die Universität nehmen.<br />

Auch eine Ausbildung bietet ausgezeichnete Perspektiven.<br />

Seit Jahren drängen Schüler an<br />

die Hochschulen, immer weniger<br />

junge Leute entscheiden sich für<br />

einen Ausbildungsberuf. Es<br />

herrscht die Ansicht: Wer studiert,<br />

macht Karriere <strong>und</strong> verdient<br />

viel. Das gilt jedoch nur,<br />

wenn das Einkommen über das<br />

ganze Arbeitsleben hinweg betrachtet<br />

wird; Akademiker überholen<br />

im Schnitt erst mit 31 Jahren<br />

die ehemaligen Lehrlinge, in<br />

manchen Branchen dauert es sogar<br />

noch länger bis Akademiker<br />

hinsichtlich des Gehalts die Nase<br />

vorne haben. Das ist das Ergebnis<br />

einer aktuellen Studie der<br />

Vergütungsfachleute von Gehalt.<br />

de.<br />

Bachelor-Absolventen <strong>und</strong> Meister<br />

verdienen gleich<br />

Zudem zweifelt laut dem B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung ein<br />

Drittel der Studierenden daran,<br />

dass sie ihr derzeitiges Studium<br />

erfolgreich abschließen werden.<br />

Deshalb rät Expertin Petra Timm<br />

allen Abiturienten dazu, sich so<br />

Ausbildung oder Lehre?<br />

Manchmal ist diese Entscheidung<br />

nicht einfach.<br />

© PureSolution/Shutterstock.<br />

com<br />

früh wie möglich mit dem Thema<br />

<strong>Zukunft</strong>splanung auseinander<br />

zu setzen. „Es gibt heute viele<br />

Möglichkeiten durchzustarten<br />

– auch mit einer Berufsausbildung“,<br />

weiß die Arbeitsmarktexpertin<br />

Petra Timm. Auch hinterher<br />

stehen den ehemaligen Auszubildenden<br />

vielfältige berufliche<br />

Wege offen, außerdem<br />

locken attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

mit denen<br />

Fachkräfte die Gehaltsleiter auch<br />

schnell raufklettern. Der Meister<br />

des Handwerks etwa verdient im<br />

Schnitt während seiner Lebensarbeitszeit<br />

mindestens ebenso<br />

viel wie ein Bachelor-Absolvent<br />

nach seinem Studium. Mehr verdienen<br />

im Lauf des Arbeitslebens<br />

nur Akademiker mit Masterabschluss<br />

Gut zu wissen: Mit einem<br />

dualen Studiengang gibt es sogar<br />

die Chance, im Beruf zu sein <strong>und</strong><br />

gleichzeitig einen akademischen<br />

Abschluss zu erreichen. Nirgendwo<br />

sonst sind Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

so eng miteinander verzahnt<br />

wie bei diesen Studiengängen.<br />

Davon profitieren Unternehmen<br />

ebenso wie Studierende.<br />

Ein duales Studium verzahnt<br />

Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

Um gr<strong>und</strong>sätzlich herauszufinden,<br />

welche Branche infrage<br />

kommt <strong>und</strong> welcher Beruf der<br />

passende für sie ist, sollten Schüler<br />

zuerst ihre Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

sowie Interessen gründlich<br />

analysieren. Dabei helfen Berufsberater<br />

der Arbeitsagenturen,<br />

aber auch Eltern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

können gute Hinweise geben <strong>und</strong><br />

bei der Entscheidung helfen. pm<br />

31 Jahre<br />

in diesem Alter beginnen Akademiker<br />

ehemalige Lehrlinge hinsichtlich<br />

ihres Lebenseinkommens zu überholen.<br />

Neues Ticket<br />

für Azubis<br />

Seit September gibt es mit dem<br />

Azubiticket ein Flatrate-Angebot,<br />

das r<strong>und</strong> um die Uhr im gesamten<br />

DING-Verb<strong>und</strong>gebiet gilt.<br />

DING-Geschäftsführer Thomas<br />

Mügge erklärt: „Mit dem<br />

Azubiticket lösen wir das<br />

Zwei-Wege-Problem der Auszubildenden:<br />

Arbeitsplatz hier, Berufsschule<br />

da. Die Frage, welcher<br />

Fahrschein für Azubis der einfachste<br />

<strong>und</strong> günstigste ist, war<br />

bisher oft nur schwer zu beantworten.<br />

Aber jetzt ist die Antwort<br />

einfach: Nur ein Fahrschein genügt<br />

für die Fahrt zum Ausbildungsbetrieb,<br />

zur Schule – oder<br />

in der Freizeit.“ „Mit dem Azubi-Ticket<br />

sind Auszubildende<br />

künftig deutlich mobiler <strong>und</strong> lassen<br />

sich auch für eine Ausbildung<br />

außerhalb ihrer Wohnorte begeistern“,<br />

sagt Max-Martin W. Deinhard,<br />

Hauptgeschäftsführer der<br />

IHK Ulm. Auch Dr. Tobias Mehlich,<br />

Hauptgeschäftsführer der<br />

Handwerkskammer Ulm, bekräftigt:<br />

„Das Azubiticket ist ein weiterer<br />

Schritt in Richtung Gleichwertigkeit<br />

der beruflichen <strong>und</strong><br />

akademischen Bildung.“ pm<br />

Info: Mehr unter www.ding.eu.

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