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Liudger - Ausgabe September 2020

Die 12. Ausgabe des Magazins für Mitarbeitende im Bistum Münster trägt den Titel "Alt & Neu". Entdecken Sie die unterschiedlichen Facetten dieses Wortpaares und reisen Sie mit uns zur Kirche St. Marien in Schillig und ins Museum Religio nach Telgte. Lesen Sei ein Interview mit Prof. Dr. Norbert Köster zum Thema Wendepunkte der Kirchengeschichte, erfahren Sie von Andrea Stachon-Groth, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Münster, wie es ist, in einem generationsgemischten Team zu arbeiten und Vieles mehr.

Die 12. Ausgabe des Magazins für Mitarbeitende im Bistum Münster trägt den Titel "Alt & Neu". Entdecken Sie die unterschiedlichen Facetten dieses Wortpaares und reisen Sie mit uns zur Kirche St. Marien in Schillig und ins Museum Religio nach Telgte. Lesen Sei ein Interview mit Prof. Dr. Norbert Köster zum Thema Wendepunkte der Kirchengeschichte, erfahren Sie von Andrea Stachon-Groth, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Münster, wie es ist, in einem generationsgemischten Team zu arbeiten und Vieles mehr.

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Kirchliche Meilensteine<br />

WENDEPUNKTE DER<br />

KIRCHENGESCHICHTE<br />

VON GESTERN, HEUTE UND (ÜBER-)MORGEN<br />

Uns allen ist bewusst, dass die Geschichte unserer<br />

Kirche keinen geradlinigen Verlauf hat. Welche<br />

Herausforderungen die katholische Kirche im<br />

Laufe der Jahrtausende gemeistert hat, vor<br />

welchen Herausforderungen sie heute steht und<br />

welche Fragen geklärt werden müssen, um sie<br />

zukunftsfähig aufzustellen – eine Einordnung von<br />

Dr. Norbert Köster, Professor für mittlere und<br />

neuere Kirchengeschichte an der Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster.<br />

Interview von Julia Geppert<br />

Die katholische Kirche sieht sich aktuell vor großen<br />

Herausforderungen: Immer mehr Menschen<br />

treten aus, die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen<br />

und Vertuschung, es gibt nur noch wenige<br />

Priesteramtskandidaten, Diskussionen um die<br />

Rolle der Frau und Einiges mehr. Bei 2000 Jahren<br />

Kirchengeschichte ist das sicherlich nicht das<br />

erste Mal, oder?<br />

Prof. Dr. Norbert Köster: Nein. Die Fragen, vor denen<br />

wir heute stehen, sind andere. Eine Situation<br />

wie diese haben wir in den 2000 Jahren noch nicht<br />

gehabt. Aber wir haben Phasen größter Auseinandersetzung<br />

– auch mit der Kirchenhierarchie<br />

– erlebt. Zum Beispiel mit dem Papsttum, als die<br />

Päpste in Avignon waren im 14. Jahrhundert und<br />

als die Armutsbewegung aufkam. In der Reformationszeit<br />

setzte sich das fort und auch in der Neuzeit,<br />

in der Konfessionskriege geführt wurden. Wir<br />

haben also viele Zeiten gehabt, in denen es sehr<br />

kritisch war und Menschen auch sehr kritisch auf<br />

Kirche geschaut haben. Und doch hat es dazwischen<br />

immer wieder die Zeiten des Aufbruchs gegeben.<br />

Man kann sicherlich viele Wendepunkte in der<br />

Kirchengeschichte benennen. Was sind denn<br />

die großen?<br />

Der erste große Wendepunkt ist der, als das<br />

Christentum zu den Germanen kommt. In der<br />

Hochkultur des Römischen Reiches hat sich das<br />

Christentum von selbst, ohne Mission, ausgebreitet.<br />

Es war eine supermoderne Religion. Das<br />

Römische Reich geht im 5. Jahrhundert unter.<br />

Dann übernehmen die germanischen Stämme das<br />

Christentum und passen es ihren Bedürfnissen an.<br />

Das Gottesbild ändert sich, die Eucharistiefeier wird<br />

Dr. Norbert Köster, Professor für mittlere und neuere Kirchengeschichte<br />

an der WWU Münster<br />

zu einer Messe, Sünde und Buße spielen plötzlich<br />

eine große Rolle, die Heiligenverehrung, die es bis<br />

dahin nicht gab, kommt auf.<br />

Ein weiterer Wendepunkt liegt um das Jahr 1500,<br />

also in der Reformationszeit. Die Frage kommt auf,<br />

wie wir mit der Freiheit der Menschen umgehen,<br />

wie wir sie verstehen können. Der Mensch wird<br />

sich seiner eigenen Kräfte bewusst.<br />

Im 17. Jahrhundert stellt sich mit dem Dreißigjährigen<br />

Krieg die Frage, ob ein Staat konfessionsneutral<br />

sein kann: Stichwort „religiöse Toleranz“. Das<br />

ist ein hartes Ringen, denn das war bis dahin alles<br />

andere als selbstverständlich.<br />

1800 tritt die Säkularisation auf den Plan, also das<br />

Ende der geistlichen Herrschaft.<br />

Was haben diese Wendepunkte alle gemeinsam,<br />

inklusive dem, in dem wir mittendrin sind?<br />

Die Grundfragen, die sie alle durchziehen, sind:<br />

Welche Rolle spielt Gott in dieser Welt? Hat er<br />

überhaupt irgendeine Macht? Vertritt irgendjemand<br />

diese Macht? Was ist also die Rolle der<br />

Kirche? Vertritt die irgendeine Macht? Oder ist das<br />

ein Club von Leuten, die an irgendetwas glauben,<br />

aber ansonsten belanglos sind?<br />

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