2020/39 - Aktion_100000
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DIREKTE HILFE 13<br />
Zurück ins Leben<br />
Schicksal Zwei Schülerinnen im Teenageralter verlieren plötzlich die alleinerziehende Mutter. Die <strong>Aktion</strong> 100 000<br />
trägt dazu bei, dass beide ihr Leben in den Griff bekommen.<br />
Erst in diesem Sommer<br />
sei sie zum Atemholen<br />
und zum Nachdenken<br />
gekommen, sagt Marie<br />
K. Jetzt könne sie anfangen,<br />
sich mit dem Tod ihrer<br />
Mutter auseinanderzusetzen<br />
und ihn zu verarbeiten. Ende November<br />
2019 war die alleinerziehende<br />
Mutter von Marie (17) und<br />
Julia (18) nach kurzer schwerer<br />
Krankheit gestorben.<br />
Zunächst schwerer Schock<br />
Als eine Freundin der Verstorbenen<br />
sich wenige Wochen nach<br />
deren Tod an die <strong>Aktion</strong> 100 000<br />
und Ulmer helft wandte, um den<br />
beiden Halbwaisen zu helfen,<br />
standen die jungen Frauen noch<br />
spürbar schwer unter Schock. Zu<br />
dem Zeitpunkt erschien es ihnen<br />
vordringlich, in der Wohnung<br />
bleiben zu können, in der sie aufgewachsen<br />
sind. Doch zum 1. August<br />
dieses Jahres sind sie ausgezogen<br />
und leben jetzt getrennt.<br />
„Es hat nicht geklappt“,<br />
sagt Marie. Die Räume, Möbel<br />
und alle Gegenstände erinnerten<br />
an die Mutter, die so plötzlich<br />
gestorben war. „Wir waren ja gar<br />
nicht darauf vorbereitet gewesen“,<br />
sagt Marie.<br />
Anfang Oktober war die<br />
Krebsdiagnose gestellt worden,<br />
Mitte November folgte die Tumoroperation.<br />
Niemand hätte<br />
gedacht, dass die Mutter nicht<br />
mehr aus dem Krankenhaus<br />
heimkommen würde. Marie: „Es<br />
ging alles so schnell.“ Dank der<br />
Spenden über die <strong>Aktion</strong> 100 000<br />
konnten die Schwestern Miete<br />
und Rechnungen bezahlen, als<br />
die Anträge auf Halbwaisenrente<br />
und Wohngeld noch nicht bewilligt<br />
waren. Verwandte halfen<br />
bei den Formalitäten.<br />
Bis nach den Weihnachtsferien<br />
waren die Real- und die Wirtschaftsschülerin<br />
beurlaubt. Erst<br />
im Januar waren sie so weit, dass<br />
sie wieder zum Unterricht gehen<br />
konnten. Schließlich standen für<br />
beide im Sommer die Abschlussprüfungen<br />
an. Dann kam Corona.<br />
„Das war hart“, berichtet Julia.<br />
Denn nun mussten sie den<br />
versäumten und den neuen Stoff<br />
zu Hause büffeln. Daher „ging es<br />
uns nur darum, zu bestehen“.<br />
Darauf, dass sie es beide geschafft<br />
haben, sind sie mit Recht<br />
stolz. Julia wird weiter zur Schule<br />
gehen, Abitur machen.<br />
Völliger Neuanfang nötig<br />
Marie hat eine Ausbildung als<br />
Verwaltungsfachangestellte begonnen,<br />
die ihr die Stadt Ulm<br />
aufgrund ihrer Notlage angeboten<br />
hatte. „Ich wollte und<br />
brauchte einen völligen Neuanfang“,<br />
erklärt sie. Dazu gehört<br />
auch der Umzug in eine eigene<br />
Wohnung. Denn als die beiden<br />
auf sich allein gestellt waren,<br />
merkten sie, dass nicht nur ihre<br />
Charaktere völlig unterschiedlich<br />
sind, sondern auch ihre Auffassungen<br />
von der Organisation<br />
des Haushalts. Es gab viele Reibereien.<br />
Seit sie nicht mehr zusammen<br />
wohnen, verstehen sie sich viel<br />
besser. Eine harte Bewährungsprobe<br />
war der Corona-Lockdown<br />
mit den strengen Kontaktregeln<br />
in Bayern. „Zum Glück<br />
konnte mir die Mutter meiner<br />
Freundin einen Schein besorgen,<br />
der mich zum Besuch berechtigte“,<br />
erzählt Marie. Sonst wäre sie<br />
völlig allein gewesen in der<br />
Wohnung. Ihre Schwester war<br />
bei ihrem Freund in Stuttgart, als<br />
die Vorschrift in Kraft trat. Dort<br />
blieb sie bis zur Lockerung. Jetzt<br />
sind beide froh, bezahlbare Wohnungen<br />
gefunden zu haben.<br />
„Wenn wir mit unserem Geld<br />
sparsam umgehen, ist das machbar“,<br />
sagt Marie. Schmerzhaft sei<br />
gewesen, den Keller zu entrümpeln<br />
und die Wohnung aufzulösen,<br />
in der sie ihre ganze Kindheit<br />
verbracht hatten. „Aber jetzt<br />
komme ich eher dazu, alles zu<br />
verarbeiten“, sagt Marie, die<br />
demnächst ihren 18. Geburtstag<br />
feiert.<br />
Barbara Hinzpeter<br />
Prost!<br />
Wir stoßen an<br />
auf 50 Jahre sozial-karitative Unterstützung<br />
auf 50 Jahre <strong>Aktion</strong> 100.000 und Ulmer helft.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
und auf die nächsten 50 Jahre!<br />
Ulms flüssiges Gold. Seit 1597.