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Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten

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175 JAHRE<br />

<strong>24.</strong> MäRz 1836 bis <strong>24.</strong> MäRz <strong>2011</strong><br />

diE bEilAgE zuM JubiläuM<br />

Die Zeitung als Spiegel der Welt und der Zeit<br />

Die stete Berührung mit dem Leben des<br />

Volks darf dem Journalisten nicht verloren<br />

gehen.» Diesen Satz hat Albert<br />

Locher geschrieben, der sich in den Jahren um<br />

1880 die Leitung des «<strong>Landboten</strong>» mit Salomon<br />

Bleuler und Gottlieb Ziegler geteilt hatte. In der<br />

Zeitung spiegelt sich das Geschehen der Welt.<br />

Der Journalist, der über dieses Geschehen berichtet,<br />

damals wie heute, muss selber informiert<br />

sein, muss wissen, spüren, recherchieren, was die<br />

Menschen bewegt, wie sie auf Entwicklungen<br />

reagieren, was sie wissen wollen. Dieser Anspruch<br />

hat sich in 175 Jahren nicht geändert.<br />

Geändert hat sich hingegen die Zeitung: Selbstverständnis,<br />

politische Ausrichtung, Machart<br />

und Fokus des «<strong>Landboten</strong>» sind heute andere<br />

als früher. So war der «Landbote» über viele<br />

Jahre eine Zeitung, welche die Ereignisse <strong>im</strong><br />

Ausland, <strong>im</strong> Inland und <strong>im</strong> Kanton Zürich bedeutend<br />

stärker gewichtete als jene in seiner<br />

nächsten Umgebung. Er engagierte sich als<br />

Sprachrohr für die Reformkräfte des frühen<br />

19. Jahrhunderts und als Kampfblatt der Demokratischen<br />

Bewegung. Er nahm und war Partei<br />

für die in den Augen seiner leitenden Redaktoren<br />

gerechte Sache und focht oftmals ganz un­<br />

z<strong>im</strong>perlich mit dem Zweihänder. Eine solche<br />

Haltung würde heute nicht mehr goutiert. Eine<br />

den Tatsachen verpflichtete Grundhaltung und<br />

die Offenheit für ein breites Meinungsspektrum<br />

sind heute unabdingbar. Das schliesst Kommentare<br />

und profilierte Meinungsartikel der Redaktion<br />

nicht aus. Aber für den heutigen Leser<br />

muss deutlich sein, wo er sachliche Information<br />

und wo er Meinung vor sich hat. Gemäss der<br />

Standortbest<strong>im</strong>mung unserer Zeitung ist der<br />

«Landbote» den Grundgedanken des schweizerischen<br />

Liberalismus verpflichtet.<br />

Die Gesellschaft hat sich verändert und<br />

diese Veränderungen spiegeln sich in<br />

der Zeitung. Andere Inhalte wurden<br />

wichtig. Etwa der Sport: Erst 1968 gab es be<strong>im</strong><br />

«<strong>Landboten</strong>» eine eigenständige Sportredaktion.<br />

Vorher wurden Sportereignisse wenn überhaupt<br />

eher nebenbei behandelt. Auch die Leserinnen<br />

wurden erst in der zweiten Hälfte des<br />

letzten Jahrhunderts zu einer Zielgruppe. Informationen<br />

mit Servicecharakter und einem direkten<br />

Nutzwert wurden eingeführt. Und erst in<br />

jüngerer Zeit wurde die Berichterstattung über<br />

das Geschehen in der nächsten Umgebung, vor<br />

der eigenen Haustüre stärker gewichtet. In einer<br />

<strong>im</strong>mer komplexeren und vielschichtigeren Welt<br />

orientieren sich <strong>im</strong>mer mehr Menschen an<br />

ihrem nächsten Umfeld, mit dem sie vertraut<br />

sind, in dem sie die Akteure <strong>vom</strong> Sehen oder<br />

Hören kennen. Heute ist die eigentliche «raison<br />

d’être» des «<strong>Landboten</strong>» die lokale und regionale<br />

Berichterstattung.<br />

Bei allen Veränderungen, die sich <strong>im</strong> Lauf<br />

der Jahre in der Welt und <strong>im</strong> Umfeld des<br />

«<strong>Landboten</strong>» und damit auch <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />

selber ergeben haben, gibt es Koordinaten<br />

und Werte, die in diesem Haus schon <strong>im</strong>mer<br />

galten und weiter gelten. Die früheren und<br />

die heutigen Macher waren und sind davon<br />

überzeugt, dass Journalismus der Gesellschaft,<br />

der Demokratie zu dienen hat. Denn ohne informierte,<br />

aufgeklärte und damit auch kritische<br />

Öffentlichkeit gibt es keine funktionierende<br />

Demokratie. Wissen vermitteln um die politischen,<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Vorgänge und Ereignisse, und so die Menschen<br />

zu Verstehenden zu machen – das war und<br />

bleibt die wichtigste Aufgabe der Medien, der<br />

Zeitung, des «<strong>Landboten</strong>».<br />

Dass <strong>im</strong>mer mehr Menschen heute die (abonnierte)<br />

Zeitung nicht mehr nutzen, sich gar nicht<br />

mehr oder anderswo informieren, ist eine Realität,<br />

die allen Zeitungen zu schaffen macht. Sie<br />

reagieren auf den Leserschwund und den Druck<br />

der Marktkräfte mit Anpassungen <strong>im</strong> Angebot,<br />

Aktivitäten <strong>im</strong> Onlinebereich, mit Sparmassnahmen,<br />

Diversifizierungsstrategien, mit Kooperationen;<br />

einzelne verschwinden von der Bildfläche<br />

oder nehmen Zuflucht unter dem Dach<br />

eines der grossen Medienunternehmen.<br />

175 keine Selbstverständlichkeit. Im<br />

Jahre Bestehen feiern zu können,<br />

ist auch vor diesem Hintergrund<br />

viel beschworenen, aber <strong>im</strong>mer lichter werdenden<br />

«Bannwald der Demokratie» ist der «Landbote»<br />

<strong>im</strong>mer noch ein gut verwurzelter und<br />

kräftiger «Baum». Und das will er auch bleiben.<br />

Mit dem Respekt für seine lange Geschichte, die<br />

stolz macht, Verpflichtung ist und Zuversicht<br />

gibt. Und <strong>im</strong> Wissen darum, dass nicht das von<br />

Dauer ist, was der Zeit widersteht, sondern was<br />

sich auf kluge Weise mit der Zeit ändert.<br />

Colette Gradwohl, Chefredaktorin


l DER LANDBOTE<br />

175 JAHRE LANDBOTE DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong><br />

INHALTSvERzEichNiS<br />

Seiten<br />

175 Jahre. Das Grusswort der Medienministerin zum «Landbote»-Jubiläum<br />

Bundesrätin Doris Leuhard .................................................................................................................................................................................................................... 3<br />

Wanderer oder Zeitungsmonarch – die Anfänge des «<strong>Landboten</strong>»<br />

Peter Niederhäuser .................................................................................................................................................................................................................................. 5<br />

Der «Landbote» <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

Samuel Studer ........................................................................................................................................................................................................................................... 6<br />

Ihrem Ururgrossvater verpflichtet. Die Eigentümer des «<strong>Landboten</strong>»<br />

Sabine Arnold ............................................................................................................................................................................................................................................. 7<br />

Die Zeitung als Laboratorium für die Entwicklung der Volksrechte<br />

Andreas Gross ..................................................................................................................................................................................................................................... 8, 9<br />

Mehr Respekt für die direkte Demokratie<br />

Martin Bachem ..................................................................................................................................................................................................................................... 11<br />

Die Chefredaktoren der 175 Jahre «Landbote»<br />

S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 13<br />

Warum lesen Winterthurer Politiker den «<strong>Landboten</strong>»?<br />

Jakob Bächtold ....................................................................................................................................................................................................................................... 17<br />

Die Zeitung – Auslaufmodell oder Lebensqualität?<br />

Lothar Dostal .......................................................................................................................................................................................................................................... 19<br />

Leser seit 1947 – Neu <strong>im</strong> Lesezirkel. Was Abonnenten zum «<strong>Landboten</strong>» sagen<br />

Elisabetta Antonelli ................................................................................................................................................................................................................................ 21<br />

«Institution», «tägliches Brot», «Orientierungshilfe». Medienexperten zum «<strong>Landboten</strong>»<br />

Sylvia Egli von Matt, Karl Lüönd, Roger Blum, Rainer Stadler, Otfried Jarren/Matthias Künzler ............................................................................ 24, 25<br />

«Kurzes ist der Tod der Zeitung». Interview mit Leserforscher Carlo Imboden<br />

S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 27<br />

Der geneigte Leser merkt etwas... Die 1.-April-Enten der «Landbote»-Geschichte<br />

Jean-Pierre Gubler ................................................................................................................................................................................................................................. 29<br />

Der Rund-um-die-Uhr-Betrieb. Wie der «Landbote» entsteht.<br />

Sabine Arnold ................................................................................................................................................................................................................................ 33 – 37<br />

Von Sissi bis zum Mauerfall. Wie der «Landbote» über historische Ereignisse berichtete<br />

Reto Wäckerli ................................................................................................................................................................................................................................ 39 – 47<br />

Die freundliche Klagemauer. Alltägliche und weniger alltägliche Erlebnisse <strong>vom</strong> Empfang<br />

S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 49<br />

Die heutigen Macherinnen und Macher des «<strong>Landboten</strong>» ................................................................................................................................ 51 – 57<br />

Zukunftsmusik. Wie der «Landbote» in 25 Jahren aussehen könnte<br />

Polygrafenlernende Ziegler Druck, Reto Hüttenmoser (Grafiker), Andreas Heer (Webredaktor), Ruedi Widmer (Cartoonist) ..........................59, 61<br />

Ausblick und Impressum .............................................................................................................................................................................................................. 64


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />

175 Jahre<br />

«Der Landbote»<br />

Winterthur hat politische Geschichte<br />

geschrieben – in den Anfängen<br />

des jungen Bundesstaates sogar<br />

<strong>im</strong> Zwölf-Jahres-Rhythmus:<br />

L 1836 mit der Geburtsstunde der Zeitung.<br />

L 1848 mit dem ersten Bundespräsidenten<br />

Jonas Furrer, 43 Jahre alt, einem Pionier,<br />

den auch ich gern persönlich gekannt hätte.<br />

L 1860 durch den Umstand, dass «Der<br />

Landbote» zum führenden Organ der Demokratischen<br />

Bewegung und damit zu einer<br />

Zeitung von nationaler Bedeutung wurde.<br />

Über die Jahrzehnte hinweg wurde in Winterthur<br />

ein wichtiger Teil der Schweizer<br />

Industrie- und Eisenbahngeschichte geschrieben<br />

– etwa mit der Schweizerischen<br />

Nationalbahn. Diese Fakten zeugen <strong>vom</strong><br />

opt<strong>im</strong>istischen Hauch jener Zeit, in der<br />

grosse industrielle Entwicklungen und parallel<br />

dazu aus Parteikämpfen unser moderner,<br />

demokratischer und föderalistischer<br />

Bundesstaat hervorgingen. Die Rolle der<br />

Presse war dabei von höchster Bedeutung<br />

und «Der Landbote» war in diesen turbulenten<br />

Phasen der Staatsgründung <strong>im</strong>mer<br />

am Puls der Schweiz!<br />

Auch heute brauchen wir Medien,<br />

die den Puls der Zeit spüren. Dabei<br />

geht es mir weniger um den<br />

Takt der minütlichen Aktualisierung in<br />

den Onlinemedien. Das mag zwar spektakulär<br />

sein. Faszinierend mag es auch in der<br />

total vernetzten Welt von Fernsehen und<br />

Internet sein, die Proteste in den arabischen<br />

Ländern oder Naturkatastrophen irgendwo<br />

auf dieser Welt frei Haus in die<br />

warme Stube geliefert zu bekommen.<br />

Bringt uns aber dieses Tempo, diese Illusion<br />

der Authentizität, tatsächlich weiter?<br />

Bedeutungsvoller ist es doch, Verständnis<br />

zu schaffen für die Vorgänge in unserem<br />

Umfeld und in dieser Welt. Eine saubere<br />

politische Analyse, eine grundsätzliche gesellschaftliche<br />

Betrachtung oder ein kritischer<br />

Blick auf wirtschaftliche Entwicklungen<br />

– der seriöse Hintergrund, der vertiefende<br />

Kommentar, die lokale Einbettung<br />

bringen uns als Leserinnen und Staatsbürger<br />

letztlich weiter als mediale Fast-Food-<br />

Kost. Hier liegen denn auch die Stärken jener<br />

Zeitungen, die, wie «Der Landbote»,<br />

über Jahrzehnte hinweg die Menschen<br />

über die politischen Entscheide informiert<br />

und diese in ein Gesamtbild gestellt<br />

haben – ohne das extravagante Suchen<br />

nach der sensationellen Schlagzeile.<br />

Jede Zeitung, egal ob national oder regional,<br />

hat gegenüber den Bürgerinnen<br />

und Bürgern eine besondere staatspolitische<br />

Verantwortung. Die Pressefreiheit ist<br />

Recht und Verpflichtung zugleich. Denn<br />

nur korrekt und umfassend informierte<br />

Bürger können aktiv am Staatsgeschehen<br />

teilnehmen und diesen Staat mitgestalten.<br />

Dabei kommt der regionalen Berichterstattung<br />

eine besondere Bedeutung<br />

zu. Die Zeitungen brechen die nationale<br />

Politik auf die lokale «Schiene» herunter.<br />

In der Region wird jene Politik fassbar, die<br />

<strong>im</strong> fernen Bundeshaus gemacht wird. Und<br />

das ist staatspolitisch erwünscht. Denn hier<br />

spüren die Menschen die Entscheide in der<br />

Verkehrs-, in der Steuer- oder in der Sozialpolitik<br />

direkt.<br />

Weil gleichzeitig die Herausforderungen<br />

in einer <strong>im</strong>mer komplexeren<br />

Welt nicht geringer werden,<br />

kommt den Medien <strong>im</strong> Allgemeinen und<br />

dem Regionaljournalismus <strong>im</strong> Besonderen<br />

auch in Zukunft eine grosse gesellschaft-<br />

liche und politische Aufgabe zu. In der <strong>im</strong>mensen<br />

Informationsflut sind sie Navigator<br />

und Übersetzer. Eine Rolle, die «Der<br />

Landbote» bereits vor 175 Jahren bei der<br />

Gründung der modernen Eidgenossenschaft<br />

verantwortungsvoll wahrgenommen<br />

hatte und wie er dies – angepasst an die<br />

modernen Bedürfnisse seiner Leser – auch<br />

heute noch tut.<br />

Ich wünsche dem «<strong>Landboten</strong>» zum 175. Ge-<br />

burtstag Glück, journalistische Hartnäckig-<br />

keit, Beständigkeit und wirtschaftliche Kon-<br />

tinuität.<br />

Doris Leuthard<br />

Bundesrätin<br />

Vorsteherin des Eidgenössischen<br />

Departementes für Umwelt, Verkehr,<br />

Energie und Kommunikation (Uvek)<br />

Bild: pd


Herzliche Gratulation!<br />

Der Stadtrat gratuliert dem «<strong>Landboten</strong>» zum 175.Geburtstag!<br />

Wir wünschen ihm journalistische Qualität, verlegerische<br />

Selbstständigkeit und wirtschaftlichen Erfolg, damit er seinen<br />

wichtigen Beitrag zur freien Meinungsbildung leisten kann.<br />

Eine starke Tageszeitung gehört zum Selbstverständnis unserer<br />

Stadt. Wir danken den Mitarbeitenden des «<strong>Landboten</strong>»,<br />

dass sie sich für Winterthur einsetzen.<br />

Stadtrat Winterthur<br />

Bild: Manuel Bauer<br />

Stadt Winterthur


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />

Peter Niederhäuser<br />

Wanderer oder Zeitungsmonarch –<br />

die Anfänge des «<strong>Landboten</strong>»<br />

Das Zeitungswesen habe als Zeichen<br />

einer «verwilderten und losgebundenen<br />

Zeit» um 1830 einen grossen Aufschwung<br />

erlebt, klagte der konservative<br />

Winterthurer Schulmeister und<br />

Historiker Johann Conrad Troll in seinen<br />

Erinnerungen von 1844. Dieser<br />

Aufschwung erfüllte «die Köpfe der<br />

Publicisten mit schwindligem Stolz,<br />

und sie fingen an, sich wie Volkspropheten<br />

zu gebärden, von denen die<br />

Bürger den rechten Verstand, und<br />

die Obrigkeiten die wahre Weisheit<br />

zu lernen hätten.» Auch Winterthur<br />

habe dieser Entwicklung gefolgt und<br />

1836 mit dem «<strong>Landboten</strong>» «einen<br />

von Parteiansicht solid gefärbten Zeitungsmonarchen»<br />

erhalten, «der eine<br />

diktatorische Sprache vor dem Volke<br />

zu führen begann und eine Oppositionshochschule<br />

zu errichten strebte.»<br />

Ganz anders tönte es von Seiten der<br />

von Troll als «Despotie» und «Barbarei»<br />

verurteilten Presse. Der «Landbote»<br />

stellte sich in der Einleitung der<br />

Erstausgabe <strong>vom</strong> <strong>24.</strong> <strong>März</strong> 1836 vielmehr<br />

als «rüstigen Wanderer» dar,<br />

der die Wünsche und Bedürfnisse der<br />

Menschen erforschen und nur der Sache<br />

wegen das «Tadelnswerthe» aufzeigen<br />

wolle. Information versus Sensation<br />

– was heute die kontroverse<br />

Wahrnehmung des Zeitungswesens<br />

best<strong>im</strong>mt, war offensichtlich bereits<br />

früher ein Diskussionspunkt.<br />

Winterthur <strong>im</strong> Aufbruch<br />

Woher stammt diese Polemik zu einer<br />

Zeitung, die lange um ihren Platz und<br />

ihren Einfluss kämpfen musste? In<br />

welchem Umfeld blühte das Pressewesen<br />

tatsächlich auf, und wie wichtig<br />

waren dessen Produkte? Rektor Troll<br />

mag zwar eine attraktive, da wortgewaltige<br />

St<strong>im</strong>me darstellen, war aber<br />

ein parteiischer Zeitzeuge. Seine Aussagen<br />

passen jedoch in eine Epoche<br />

hinein, wo der Kampf mit Worten und<br />

anderen Mitteln zu einer Politik gehörte,<br />

deren Emotionalität heute noch<br />

frappiert. Politik war praktisch Religion,<br />

entsprechend heftig prallten die<br />

Meinungen aufeinander. Und an Stoff<br />

«Die Köpfe der<br />

Publicisten<br />

erfüllten sich mit<br />

schwindligem Stolz»<br />

Johann Conrad troll, 1844<br />

für Auseinandersetzungen fehlte es in<br />

der damaligen Zeit nie. Die Schweiz<br />

und der Kanton Zürich erlebten zwischen<br />

1798 und 1848 einen Umbruch,<br />

der die Lebensverhältnisse drastisch<br />

veränderte. Der Weg <strong>vom</strong> Ancien Rég<strong>im</strong>e<br />

mit der Herrschaft der Gnädigen<br />

Herren von Zürich zum von Industrialisierung<br />

und Demokratisierung geprägten<br />

Kanton war steinig. Bürgerkriegsähnliche<br />

Unruhen begleiteten<br />

eine «Modernisierung», die von einigen<br />

Zeitgenossen als Verheissung, von<br />

anderen als existenzielle Bedrohung<br />

wahrgenommen wurde. Als kleine,<br />

prosperierende «Handelsstadt» charakterisiert,<br />

erlebte auch Winterthur<br />

– um 1840 ein Landstädtchen mit rund<br />

4500 Einwohnerinnen und Einwohnern<br />

– eine stürmische Entwicklung.<br />

Äusseres Zeichen des Wandels war<br />

die «Überwindung» der Stadtmauer,<br />

die weniger eine Befestigung als ein<br />

Symbol der städtischen Autonomie<br />

darstellte. Bis 1835 wurden die Tore<br />

jeden Abend verriegelt, und bis 1836<br />

mussten Passanten «Durchgangs-,<br />

Ausgangs- und Eingangszölle wie Tor-<br />

und Pflastergeld» entrichten. Die Zuschüttung<br />

der Gräben und der Abriss<br />

Eine Kleinstadt <strong>im</strong> Aufbruch, Winterthur in der Mitte des 19. Jahrhunderts. (Aquatinta von David Schmid, gestochen von Lukas Weber.) Bild: winbib<br />

einzelner Tore und Türme öffnete die<br />

«geschlossene» Stadt gegen aussen.<br />

Ausserhalb des engen städtischen Per<strong>im</strong>eters<br />

entstanden erste Promenaden<br />

und 1838/42 das Knabenschulhaus<br />

(das heutige Museum Oskar Reinhart<br />

am Stadtgarten).<br />

Der liberale Umsturz<br />

Die grossen Veränderungen kamen<br />

aber von aussen. Im Zeichen der Konfrontation<br />

zwischen konservativer und<br />

liberaler Bewegung war die Julirevolution<br />

1830 in Paris ein Fanal, das in<br />

ganz Europa die «Neuerer» mobilisierte<br />

– auch in Zürich. Am 22. November<br />

1830 fanden sich rund 10 000<br />

Männer in Uster zusammen, die in<br />

einem Memorial politische und wirtschaftliche<br />

Forderungen formulierten.<br />

Die <strong>im</strong> Frühjahr 1831 angenommene<br />

neue Kantonsverfassung setzte einen<br />

schönen Teil dieser Forderungen um:<br />

Die politische Vormacht der Stadt Zürich<br />

wich einer repräsentativen Demokratie,<br />

wo gewählte Vertreter der<br />

1798 wurde in Winterthur die «Druckerei<br />

Ziegler» gegründet, die auch<br />

das erste regelmässige Presseorgan<br />

der Stadt, das «Winterthurer Wochenblatt»,<br />

herausgab. Ab 1836<br />

druckte die zieglersche Druckerei<br />

zudem – mit einem Unterbruch zwischen<br />

1839 und 1857 – den «<strong>Landboten</strong>».<br />

Diese Druckerei schlägt<br />

allerdings nur dem Namen nach<br />

einen Bogen zu jener Familie, die<br />

1886 das Zepter übernehmen sollte.<br />

Vor genau 125 Jahren, 1886, kamen<br />

nämlich Zeitung und Verlag testa-<br />

Landschaft, zu der auch Winterthur<br />

gehörte, die Mehrheit hatten – Frauen<br />

und Armengenössige blieben jedoch<br />

von der Mitsprache ausgeschlossen.<br />

Gleichzeitig läutete das Jahr 1831 die<br />

Gewerbefreiheit ein, brachte schrittweise<br />

eine Ablösung von jahrhundertealten<br />

Abgaben und stellte Schul- und<br />

Gerichtswesen auf eine zeitgemässere<br />

Grundlage. Der Kampf zwischen Fortschritt<br />

und Reaktion war mit der Umwälzung<br />

von 1831 aber nicht entschieden,<br />

wie der «Züri-Putsch» von 1839<br />

zeigte, der 15 Todesopfer forderte und<br />

– vorübergehend – die liberale Regierung<br />

stürzte. In diesem mit viel Herzblut<br />

– und manchmal auch mit Waffen<br />

– geführten Streit um «Alt» und «Neu»<br />

spielten Presse und Bücher eine wichtige<br />

Rolle. Aktive Bürger suchten<br />

neben ihrem politischen Engagement<br />

ihren Bildungshunger zu stillen. Auf<br />

der Landschaft entstanden Lesegesellschaften,<br />

während in Winterthur etwa<br />

der 1833 gegründete «Zirkel zum Kaffeehaus»<br />

seine Mitglieder zu «Conver-<br />

12 Jahre Familienbetrieb Ziegler<br />

mentarisch an Gottlieb Ziegler, den<br />

Schwager des langjährigen Inhabers<br />

des «<strong>Landboten</strong>», Salomon Bleuler.<br />

Als Sohn eines Winterthurer Leinenwebers,<br />

erlebte Gottlieb Ziegler<br />

eine erstaunliche Karriere, die<br />

ihn <strong>vom</strong> Pfarrer- und Lehrerberuf<br />

in die Politik und zur Presse führte.<br />

Einer der Väter der Demokratischen<br />

Bewegung, prägte er die neue<br />

Kantonsverfassung von 1869, sass<br />

<strong>im</strong> Kantons-, Regierungs- wie Nationalrat<br />

und drückte von 1877 bis<br />

zu seinem Tod 1898 dem «Land-<br />

sation» und Lektüre von Zeitungen<br />

und Zeitschriften einlud. In solchen<br />

Vereinen und Gruppierungen fanden<br />

sich Fabrikanten und Lehrer, Kaufleute<br />

und Pfarrer, aber auch Juristen<br />

und Gastwirte zusammen. Diese bildeten<br />

eine neue «bürgerliche» Öffentlichkeit,<br />

die in politischer, wirtschaftlicher<br />

und gesellschaftlicher Hinsicht<br />

den Ton angab. Die Ideale des Liberalismus<br />

gingen Hand in Hand mit dem<br />

Misstrauen gegenüber der Stadt Zürich,<br />

die allzu lange dominant geblieben<br />

war und auch weiterhin grosses<br />

Gewicht besass. Umso bedauerlicher<br />

musste dieser ländlichen Elite erscheinen,<br />

dass alle massgeblichen Zeitungen<br />

in der L<strong>im</strong>matstadt erschienen. So<br />

ist es kein Zufall, dass in Antwort auf<br />

das Zeitungsmonopol der Kantonshauptstadt<br />

<strong>vom</strong> <strong>24.</strong> <strong>März</strong> 1836 an der<br />

«Landbote» seine St<strong>im</strong>me als Sprachrohr<br />

der Reformer erhob.<br />

Wer genau hinter der Gründung<br />

des «<strong>Landboten</strong>» stand, der sich<br />

ausdrücklich nicht als Winterthurer,<br />

boten» zuerst als Redaktor, dann<br />

als Verleger seinen Stempel auf.<br />

Seine Nachkommen führten das<br />

Haus als Familienunternehmen<br />

unter dem Namen «Druck und Verlag<br />

von Geschwister Ziegler» weiter<br />

und spielten auch <strong>im</strong> journalistischen<br />

Alltag bis in die Gegenwart hinein<br />

eine wichtige Rolle. 1974 verwandelte<br />

sich die «Firma Ziegler Druck-<br />

und Verlags-AG» zwar in eine Aktiengesellschaft,<br />

gehört aber bis heute<br />

mehrheitlich den Erben von Gottlieb<br />

Ziegler.<br />

sondern als «Land»-Zeitung <strong>im</strong> Sinne<br />

eines nichtzürcherischen Blattes<br />

sah, lässt sich nur vermuten. Es ist<br />

auf jeden Fall bezeichnend, dass die<br />

Zeitung in den ersten Jahren nicht<br />

von einer einzelnen Person herausgegeben<br />

wurde, sondern von einer Gesellschaft,<br />

der in den besten Zeiten<br />

gegen 500 Mitglieder angehörten, eine<br />

mit Blick auf die Einwohnerzahl von<br />

Winterthur eindrückliche Zahl.<br />

Ein Kampfblatt?<br />

Federführend waren vor allem<br />

Winterthurer «Liberale» (Juristen,<br />

Kaufleute oder Unternehmer), die<br />

politisch tätig waren und am Ustertag<br />

von 1830 teilgenommen hatten. Die<br />

journalistischen Kenntnisse stammten<br />

von Alexander Flegler, einem der<br />

vielen Deutschen, die damals liberales<br />

Gedankengut und Reformideen in die<br />

Schweiz brachten. Dass der «Landbote»<br />

sich an ein «besseres» Publikum<br />

richtete, zeigte der Abonnementspreis<br />

von einem Gulden – deutlich mehr als<br />

der Tageslohn eines Arbeiters –, aber<br />

auch der Inhalt. Der «rüstige Wanderer»<br />

leitete seine wöchentlichen Ausführungen<br />

mit einem Hauptartikel<br />

über grundsätzliche Zeitfragen ein,<br />

der Wissen und Interesse voraussetzte.<br />

Die Inserate machten in den ersten<br />

Ausgaben vor allem Werbung zu aufklärerischer<br />

Literatur und zum Postverkehr,<br />

zu Vergantungen und der<br />

Baumwollbörse oder zu bürgerlicher<br />

Kultur und Unternehmerversammlungen.<br />

Die Zeitung war und blieb lange<br />

eine eher elitäre Sache. Seinen eigentlichen<br />

Siegeszug trat der «Landbote»<br />

erst später an. 1857 wurde er Tageszeitung<br />

und ab 1860 unter Salomon<br />

Bleuler zum schweizweit beachteten<br />

Kampfblatt der in Winterthur wurzelnden<br />

Demokratischen Bewegung.


l DER LANDBOTE<br />

175 jAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

Das Programm des «<strong>Landboten</strong>»<br />

bei seiner Gründung<br />

Die erste Ausgabe des «<strong>Landboten</strong>»<br />

erschien am Donnerstag, dem <strong>24.</strong><br />

<strong>März</strong> 1836. Auf der Titelseite richtete<br />

er sich «an seine Freunde und die es<br />

werden wollen» und trat dann auf sein<br />

Programm ein: Das Blatt wolle «seinen<br />

Lesern erzählen von den wichtigsten<br />

Ereignissen in der ganzen Welt, insbesondere<br />

aber von dem, was sich in<br />

der Schweiz zuträgt und ganz vorzüglich<br />

von den Ereignissen <strong>im</strong> Kanton<br />

Zürich». Und auch wenn sich die Redaktion<br />

die Vertretung der ländlichen<br />

Interessen gegenüber der Stadt Zürich<br />

auf die Fahnen schrieb, so versprach<br />

sie doch, «dass nicht engherzige Vertretung<br />

nur örtlicher oder persönlicher<br />

Interessen» ihre Sache sei, sondern<br />

dass man «jedes billige Verlangen öffentlich<br />

zur Sprache bringen» wolle.<br />

«Und so – mit für dieses Mal Gott befohlen<br />

und freundlichen Gruss!»<br />

Der «Landbote» war bei seinem<br />

ersten Erscheinen 1836 nicht die erste<br />

Zeitung auf dem Platz Winterthur.<br />

Eine erste Wochenzeitung sollte nach<br />

den Plänen eines Winterthurers bereits<br />

<strong>im</strong> Jahr 1764 herausgegeben werden,<br />

wobei es offenbar bei einer einzigen<br />

Ausgabe dieser als Anzeigenblatt<br />

konzipierten Zeitung geblieben ist.<br />

Doch als nach langen Jahrzehnten, in<br />

denen die Herrschaft Zürich den Winterthurern<br />

die Errichtung einer Buchdruckerei<br />

verboten hatte, 1798 endlich<br />

die erste Winterthurer Druckerei<br />

eingerichtet werden konnte, gab diese<br />

sofort auch ein neues «Wochenblatt»<br />

heraus. Diese Zeitung druckte jedoch<br />

zunächst keine eigenen Artikel, sondern<br />

verbreitete lediglich eingekaufte<br />

Nachrichten und Anzeigen. Und<br />

auch als 1829 <strong>im</strong> Kanton Zürich die<br />

Pressezensur aufgehoben wurde, verfolgte<br />

dieses Blatt keine politischen<br />

Absichten, obwohl es nun ab und an<br />

auch selbst verfasste Artikel abdruckte.<br />

Neu war also 1836 nicht die Tatsache,<br />

dass Winterthur eine «eigene»<br />

Zeitung erhielt, sondern dass diese<br />

Zeitung eine politische St<strong>im</strong>me (der<br />

Liberalen) war und die Interessen der<br />

Landschaft vertreten wollte. Gerade<br />

Letzteres scheint umso mehr ein Bedürfnis<br />

gewesen zu sein, als zu dieser<br />

Zeit alle anderen Gesinnungszeitungen<br />

des Kantons in der Stadt Zürich<br />

gedruckt wurden.<br />

Formen und Inhalte<br />

des «<strong>Landboten</strong>» 1836<br />

Der «Landbote» <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

Der «Landbote» erscheint 1836 als<br />

vierseitige Wochenzeitung, zunächst<br />

noch mit einem bescheidenen Anzeigenteil<br />

von jeweils ungefähr einer<br />

halben Seite. Der redaktionelle Teil<br />

beginnt entweder mit einem Leitartikel<br />

(überschrieben etwa mit: «Über<br />

die Bedeutung von Armen- und Versorgungs-Anstalten<br />

in wohlgeordneten<br />

Staaten», «Publizität, Pressefreiheit»<br />

und «Der Grosse Rath, wie er<br />

ungefähr sein sollte <strong>im</strong> Jahr 1838»)<br />

oder gleich mit der Rubrik «Schweizerische<br />

Eidgenossenschaft», in der<br />

sich nach Kantonen geordnet kurze<br />

Artikel oder Nachrichten finden.<br />

Danach folgen Nachrichten aus dem<br />

Ausland und die Rubrik «Verschiedenes»,<br />

sowie von Zeit zu Zeit auch<br />

bereits «Handelsberichte», die zum<br />

Beispiel die Preise für Baumwollgarne<br />

oder Baumwolltücher und kurze<br />

Nachrichten dazu enthalten: «Berichte,<br />

die man über Havre aus Amerika<br />

erhalten hat, st<strong>im</strong>men darin überein,<br />

dass dort bei grosser Stille in den Geschäften<br />

dennoch die Preise sehr hoch<br />

stehen (…).» (26. Mai 1836) Über Ereignisse<br />

in Winterthur wird dagegen<br />

kaum berichtet. Eine der wenigen<br />

Notizen, die sich 1836 dazu finden,<br />

lautet: «Der Bezirksrath Winterthur<br />

hat die sämmtlichen Gemeinderäthe<br />

von Seen wegen Nachlässigkeit und<br />

Pflichtversäumniss in Vormundschaftssachen<br />

dem Bezirksgericht<br />

überwiesen.» (14. April 1836)<br />

Die Entwicklung<br />

des «<strong>Landboten</strong>» bis 1850<br />

In den Jahren nach 1836 etabliert sich<br />

der «Landbote» als liberale Zeitung<br />

und wird nach dem Umsturz 1839, dem<br />

Züriputsch, zum Oppositionsblatt. Bis<br />

zum Ende der konservativen Regierung<br />

1842 schreibt es gegen diese an.<br />

Die Gründung des Bundesstaates 1848<br />

bedeutet dagegen keine Zäsur für die<br />

Zeitung, die sich <strong>im</strong> Lauf der Jahre den<br />

Untertitel «Zürcherisches Volksblatt»<br />

gegeben und ihren Anzeigenteil ausgebaut<br />

hat. Als 1850 der spätere Bundesrat<br />

Jakob Dubs den «Schweizer<br />

Republikaner» verlässt und eine Zeit<br />

lang für den «<strong>Landboten</strong>» schreibt,<br />

kann dieser als «Hauptorgan der Liberalen<br />

Partei» gar die Führungsposition<br />

unter den liberalen Zeitungen <strong>im</strong> Kanton<br />

Zürich für sich beanspruchen, wie<br />

Gottfried Guggenbühl in seinem Standardwerk<br />

zur Geschichte des «<strong>Landboten</strong>»<br />

<strong>im</strong> 19. Jahrhundert schreibt.<br />

Die Zeitung, die jetzt einen kunstvoll<br />

gestalteten Kopf besitzt, beginnt<br />

nun oft mit der Rubrik «Vaterland».<br />

Diese enthält meist einen Leitartikel,<br />

gefolgt von Berichten aus Bundesrat,<br />

Ständerat und Nationalrat, die aus<br />

heutiger Sicht eher an Protokolle oder<br />

Traktandenlisten als an eigenständige<br />

Berichterstattung erinnern. Ähnlich<br />

aufgebaut ist auch die folgende Rubrik<br />

«Zürich», die oft einen längeren eigenen<br />

oder «eingesandten» Artikel enthält,<br />

auf den regelmässig die «Regierungsräthlichen<br />

Verhandlungen» folgen.<br />

Danach werden Meldungen aus<br />

den Kantonen gedruckt und schliesslich<br />

Meldungen aus dem «Ausland»,<br />

wobei die Berichte über die Nachbarländer<br />

zwar in der Regel die ausführlichsten<br />

sind, jedoch durchaus auch<br />

Nachrichten aus «Amerika», «Asien»,<br />

«Afrika» oder Russland bekannt gemacht<br />

werden. Wie 1836 finden sich<br />

zudem auch 1850 Handelsberichte und<br />

unter der Rubrik «Verschiedenes» diverse<br />

verstreute Nachrichten aus aller<br />

Welt: «Von Marseille wird unter dem<br />

15. d.[iesen Monats] von einem Ha-<br />

gel- und Donnerwetter geschrieben,<br />

das die Strassen während 24 Stunden<br />

unbrauchbar gemacht habe. Man sieht<br />

diese Erscheinung als Zeichen des<br />

bald nahenden Frühlings an.» (31. Januar<br />

1850)<br />

Der «Landbote» und die Winterthurer<br />

Konkurrenz nach 1850<br />

Der «Landbote» war <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

nur in wenigen Jahren die einzige<br />

Zeitung, die in Winterthur erschien.<br />

Mehr als einmal ging er aber<br />

als Sieger aus Verdrängungskämpfen<br />

hervor: Ein früher Konkurrent, der<br />

«Wandernde Heiri aus’m Tösstal»<br />

wurde 1839 ebenso mit dem «<strong>Landboten</strong>»<br />

fusioniert und zum Verschwinden<br />

gebracht, wie 1857 das erwähnte<br />

Wochenblatt. Nachdem der<br />

«Landbote» 1861 auch das letzte auf<br />

dem Winterthurer Zeitungsmarkt<br />

verbliebene Blatt, das demokratische<br />

«Winterthurer Tagblatt», kaufte<br />

und 1863 in sich aufgehen liess, genoss<br />

er für kurze Zeit eine Monopolstellung<br />

in Winterthur. In den Jahren<br />

1865 und 1869 erschienen jedoch mit<br />

der «Winterthurer Zeitung» (später<br />

und nach kurzer Einstellung neu:<br />

«Winterthurer Nachrichten») und<br />

mit dem «Weinländer» (gedruckt in<br />

Wülflingen), zwei neue Konkurrenten.<br />

Ein Vergleich mit diesen beiden<br />

Zeitungen für die Jahre zwischen 1870<br />

und 1884 zeigt neben vielen Ähnlichkeiten<br />

auch Unterschiede. So sind<br />

zwar einerseits alle drei Blätter als<br />

Tageszeitungen (der «Landbote» erscheint<br />

seit 1857 täglich von Dienstag<br />

bis Sonntag) mit einem standardmässigen<br />

Umfang von vier Seiten konzi-<br />

L. Ammann warb 1879 <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» in einer kunstvollen Anzeige für sein Nähmaschinen-Lager und seine «billigsten Preise».<br />

Bilder: archiv LB<br />

piert, führen einen Anzeigenteil und<br />

schreiben vor allem über Politik, Kultur<br />

und Wirtschaft (in dieser Reihenfolge).<br />

Auf der anderen Seite weist<br />

der «Landbote» jedoch deutlich das<br />

grösste Format auf und produziert die<br />

meisten Seiten und damit am meisten<br />

redaktionelle Inhalte. Auf der thematischen<br />

Ebene fällt vor allem auf, dass<br />

der «Landbote» seinen Wirtschaftsteil<br />

ab 1880 und anders als die Konkurrenz,<br />

stark ausbaut. Gleichzeitig<br />

bleiben Sensationsmeldungen weitgehend<br />

aus seinen Seiten verbannt, während<br />

der «Weinländer» von Anfang an<br />

stark auf diese Sparte setzt und sich<br />

die «Winterthurer Nachrichten» dieser<br />

ab 1880 vermehrt zuwenden.<br />

Ein Blick auf die Berichterstattungsgebiete<br />

zeigt, dass bis 1884 die<br />

Berichterstattung über Winterthur<br />

und Umgebung erstaunlich marginal<br />

war. Nur rund fünf Prozent seines gesamten<br />

redaktionellen Teils widmet<br />

der «Landbote» in der Regel Stadt<br />

und Bezirk Winterthur und weist damit<br />

vergleichbare Werte wie die anderen<br />

Zeitungen aus. (Die Ausnahme<br />

bilden die «Winterthurer Nachrichten»,<br />

die nach 1880 Winterthurer Themen<br />

rund doppelt so viel Platz einräumen.)<br />

Den meisten Platz n<strong>im</strong>mt be<strong>im</strong><br />

«<strong>Landboten</strong>» zwischen 1870 und 1884<br />

Auslandberichterstattung ein: Über<br />

ein Drittel seiner redaktionellen Inhalte<br />

behandeln ausländische Ereignisse.<br />

Be<strong>im</strong> «Weinländer» sind es 1884 dagegen<br />

nur rund sieben Prozent. Dieser<br />

Pr<strong>im</strong>at der Auslandsberichterstattung<br />

widerspiegelt sich in der Struktur der<br />

Zeitung: Während die Konkurrenten<br />

mit dem Leitartikel beginnen, der sich<br />

in der Regel mit inländischen Themen<br />

befasst, steht be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» ein<br />

Tagesbericht zuvorderst, der Nachrichten<br />

aus dem Ausland beinhaltet.<br />

Der «Landbote» hat also den<br />

Kampf um die publizistische Vorherrschaft<br />

auf dem Platz Winterthur<br />

<strong>im</strong> 19. Jahrhundert wiederholt und<br />

gegen verschiedene Konkurrenten gewonnen.<br />

Leider fehlen für diese Zeit<br />

Angaben zur Auflage. Vergleichen<br />

lässt sich jedoch der Umfang der Anzeigen.<br />

Und wie bei den redaktionellen<br />

Inhalten hat der «Landbote» auch<br />

hier <strong>im</strong> letzten Drittel des Jahrhunderts<br />

die Nase vorn: Es gelingt ihm in<br />

best<strong>im</strong>mten Jahren, bis zu doppelt so<br />

viel Anzeigenraum zu verkaufen wie<br />

dem «Weinländer», seinem diesbezüglich<br />

grössten Konkurrenten in Winterthur.<br />

Dies mag ein Indikator dafür<br />

sein, dass auch <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

Zeitungen nicht nur einen politischen<br />

Meinungskampf ausgefochten haben,<br />

sondern schon damals durchaus wirtschaftliche<br />

Überlegungen <strong>im</strong> Verdrängungskampf<br />

mitgespielt haben.<br />

Samuel Studer


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />

sabine arnold<br />

Ihrem Ururgrossvater verpflichtet<br />

Zwar gehen die Eigentümer<br />

heute nicht mehr <strong>im</strong> Betrieb<br />

ein und aus. Trotzdem ist die<br />

Ziegler Druck- und Verlags-AG<br />

<strong>im</strong>mer noch fest in der Hand<br />

einer weitverzweigten Familie.<br />

In der Ziegler Druck- und Verlags-AG<br />

ziehen noch <strong>im</strong>mer die Nachkommen<br />

von Gottlieb Ziegler, der den Verlag<br />

des «<strong>Landboten</strong>» 1886 übernahm, die<br />

Fäden. Vier der fünf Verwaltungsratsmitglieder<br />

sind seine Ururenkel, das<br />

heisst, sie sind Vertreter der fünften<br />

Familiengeneration.<br />

Verwaltungsratspräsident Martin<br />

Bachem (Jahrgang 1958) studierte<br />

Volkswirtschaft und arbeitete <strong>im</strong> internationalen<br />

Bankengeschäft. Andreas<br />

Hürsch (1956) führt ein Architekturbüro<br />

in Männedorf und war zuständig<br />

für die Sanierung eines Teils der<br />

Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.<br />

Seine Schwester Katharina Thölen-Hürsch<br />

(1953) ist Sinologin und<br />

Bibliothekarin in der Chinesischen<br />

Bibliothek am Ostasiatischen Seminar<br />

der Universität Zürich. Björn Wigholm<br />

(1956) ist Ingenieur und arbeitet<br />

in der Maschinenindustrie.<br />

«Stammesdenken» ist passé<br />

Das fünfte Verwaltungsratsmitglied ist<br />

Rolf Bollmann. Er gehört zur Unternehmensleitung<br />

der Tamedia AG, die<br />

seit 2005 mit 20 Prozent an der Ziegler<br />

Druck- und Verlags-AG beteiligt<br />

ist. Von einzelnen der jährlich zehn bis<br />

zwölf Sitzungen ist der Tamedia-Ver-<br />

anzeige<br />

Verwaltungsrat der Ziegler Druck- und Verlags-AG (v. l.): Rolf Bollmann, Björn Wigholm, Martin Bachem, Katharina<br />

Thölen-hürsch und Andreas hürsch. Im hintergrund ihre Ahnen hedwig Schurter-Ziegler und Gottlieb Ziegler. Bild: mad<br />

treter zur Vermeidung von Interessenkonflikten<br />

ausgeschlossen. Nämlich<br />

dann, wenn es um Geschäfte mit Tamedia<br />

geht.<br />

Nach dem Tod von Gottlieb Ziegler<br />

1898 blieb der Verlag des «<strong>Landboten</strong>»<br />

<strong>im</strong> Besitz seiner sechs Töchter.<br />

Von ihnen hatten zwei keine Nachkommen,<br />

sodass schliesslich vier Familienstämme<br />

am Unternehmen beteiligt<br />

waren. Nachdem sich ein Stamm<br />

ausbezahlen liess, blieb die Firma in<br />

den Händen folgender drei Stämme:<br />

Schurter-Ziegler, Huber-Ziegler und<br />

Bryois-Ziegler. Waren früher alle drei<br />

Stämme mit zwei Mitgliedern <strong>im</strong> Verwaltungsrat<br />

vertreten, «gilt heute kein<br />

Stammesdenken mehr», sagt Verwaltungsratspräsident<br />

Martin Bachem.<br />

Die frühere Kollektivgesellschaft<br />

ist 1974 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt<br />

worden. Diese Rechtsform<br />

trennt das Unternehmensvermögen<br />

<strong>vom</strong> Privatvermögen der beteiligten<br />

Aktionäre. Ein allfälliger Aktienverkauf<br />

eines Aktionärs hat deshalb keinen<br />

Einfluss auf das Firmenvermögen.<br />

Aktien sind gebunden<br />

Neben den 20 Prozent der Aktien, die<br />

der Tamedia gehören, sind 80 Prozent<br />

<strong>im</strong> Besitz von rund 40 Aktionärinnen<br />

und Aktionären. Bis auf drei Personen<br />

(der aktuelle Geschäftsführer Lothar<br />

Dostal, der ehemalige Geschäftsführer<br />

und der ehemalige Finanzchef)<br />

sind sie Vertreter der vierten, fünften<br />

und sechsten Generation der Familie<br />

Ziegler. Die meisten von ihnen leben<br />

in der Schweiz. Einzelne sind <strong>im</strong> Ausland<br />

wohnhaft, in Deutschland, in den<br />

USA oder in Australien.<br />

Die Besitzverhältnisse in der Ziegler<br />

Druck- und Verlags-AG sind stabil.<br />

Die Aktien dürfen nicht frei gehandelt<br />

werden, sondern sind durch einen Aktionärsvertrag<br />

gebunden. Will ein Familienmitglied<br />

seine Aktien veräussern,<br />

haben die anderen Aktionäre ein<br />

Vorkaufsrecht. Zu solchen Transaktionen<br />

kommt es aber sehr selten. Viel<br />

häufiger sind Schenkungen an volljährige<br />

Kinder oder Ehepartner.<br />

Unabhängigkeit gestärkt<br />

Peter Bachem, Martin Bachems Vater,<br />

war von 1959 bis 1988 Geschäftsführer<br />

der Ziegler Druck- und Verlags-AG.<br />

Der heutige Verwaltungsratspräsident<br />

ging als Kind und Jugendlicher in<br />

der Druckerei ein und aus. Er und Andreas<br />

Hürsch, sein Cousin dritten Grades,<br />

hätten in den Ferien zum Beispiel<br />

als Hilfssetzer gearbeitet. Bachem half<br />

als Jugendlicher zudem oft, Zeitungen<br />

auszutragen.<br />

Heute ist kein Mitglied der Aktionärsfamilie<br />

mehr hauptamtlich <strong>im</strong><br />

Unternehmen tätig. Die sechste Generation,<br />

also jene seiner Kinder,<br />

habe keine so enge Bindung mehr zur<br />

Firma, sagt er. Dies sei bedauerlich.<br />

«Gleichzeitig ist es aber auch gut und<br />

absolut notwendig, dass sich die Aktionäre<br />

nicht in Angelegenheiten der<br />

Geschäftsleitung oder der Redaktion<br />

mischen. Das war früher unter den<br />

Teilhabern der Kollektivgesellschaft<br />

noch nicht üblich.»<br />

Das Wahre liegt nicht einfach auf der Hand.<br />

Das gilt auch für die von Ihnen gesuchte<br />

Lösung eines dringenden Druckproblems.


8 l DONNERSTAG,<br />

DEr LANDBOTE<br />

l DEr LANDBOTE<br />

<strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 JAHrE LANDBOTE DONNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong><br />

andreas gross*<br />

In den 1860er-Jahren wurde der «Landbote»<br />

für die Demokratische Bewegung<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich und darüber hinaus<br />

das, was die «NZZ» seit den 1830er-Jahren<br />

für die Liberalen war: Symbol für<br />

eine gesellschaftliche Bewegung und ein<br />

neues politisches Projekt, wichtigste Informations-<br />

und Inspirationsquelle sowie<br />

Ort des Austauschs und der Diskussion.<br />

Zum «Kern» der Demokratischen<br />

Bewegung machten die beiden damaligen<br />

Redaktoren Salomon Bleuler und<br />

Friedrich Albert Lange den «<strong>Landboten</strong>»<br />

in den Jahren 1867 bis 1870, ein<br />

eigentliches intellektuelles Labor, in<br />

dem die neuen direktdemokratischen<br />

Ideen entwickelt, verfeinert, in einem<br />

grösseren Zusammenhang gestellt und<br />

begründet wurden. Sie entwarfen dabei<br />

in unzähligen Kommentaren erstmals<br />

in der Schweiz eine eigentliche Theorie<br />

der Direkten Demokratie, deren Rekonstruktion<br />

aktueller ist denn je.<br />

Der sich <strong>im</strong> deutschen Rheinland<br />

ebenso wie <strong>im</strong> Kanton Zürich zu Hause<br />

fühlende politische Philosoph Friedrich<br />

Albert Lange hatte sich als 1848er-Pionier<br />

der Demokratie und Autor zweier<br />

Standardwerke der Arbeiterbewegung<br />

längst einen Namen gemacht, als ihm<br />

sein alter Schulfreund und «Landbote»-Verleger<br />

Salomon Bleuler aus der<br />

Patsche half und ihn 1866 nach Winterthur<br />

in die Redaktion des «<strong>Landboten</strong>»<br />

lotste (siehe Box rechts). 1866, als es <strong>im</strong><br />

Kanton Zürich langsam aber sicher zu<br />

rumoren begann und die demokratische<br />

Opposition gegen das selbstherrliche<br />

«liberale System Escher» <strong>im</strong>mer hörbarer<br />

wurde.<br />

Aufschwung – für einige wenige<br />

Der Jurist, Politiker, Eisenbahnbauer<br />

und Bankier Alfred Escher aus der<br />

Stadt Zürich war die grosse schweizerische<br />

Unternehmerpersönlichkeit des<br />

liberalen Freisinns von 1848. Die auch<br />

dank Europa gelungene Revolution, die<br />

Gründung des Bundesstaates und die<br />

Vereinheitlichung des schweizerischen<br />

Binnenmarktes führte zu einem grossen<br />

Aufschwung für die Schweizer Wirtschaft.<br />

Textil- und Maschinenindustrie<br />

florierten, <strong>im</strong>mer neue Strassen, Brücken,<br />

Tunnels und vor allem Eisenbahnen<br />

wurden gebaut. Diese Investitionen<br />

banden Kapital, das für die Bauern und<br />

Handwerker – noch lange die grosse<br />

Mehrheit <strong>im</strong> Land – <strong>im</strong>mer teurer wurde,<br />

während deren Erträge der zunehmenden<br />

Konkurrenz wegen gleichzeitig<br />

kleiner wurden.<br />

Die grosse Schwäche dieses «Systems<br />

Escher»: Es konzentrierte alle Macht auf<br />

sich und kümmerte sich in den 1850er-<br />

Jahren und zu Beginn der 1860er-Jahre<br />

kaum um all jene, die <strong>vom</strong> Aufschwung<br />

nicht unmittelbar profitieren konnten.<br />

Es hatte die harte Lebenswelt der einfachen<br />

Menschen, der Bauern, He<strong>im</strong>- und<br />

Fabrikarbeiter ebenso wie der aufstrebenden<br />

Handwerker auf dem Land, aus<br />

den Augen verloren.<br />

Die «Landbote»-Redaktoren Bleuler<br />

und Lange versuchten die daraus entstehende<br />

erfolgreiche Demokratische<br />

Bürgerbewegung <strong>im</strong> Kanton Zürich so<br />

zu erklären:<br />

«Das Missbehagen [gründet] ganz<br />

besonders <strong>im</strong> Umstand, dass <strong>im</strong> Kanton<br />

Zürich die Männer des sogenannten<br />

Systems, wie Alfred Escher<br />

u. a., die <strong>im</strong> Jahre 1845 noch den<br />

Fortschritt repräsentierten, schon in<br />

den Jahren 1850–1860, angelockt<br />

durch fettere Einnahmequellen, sich<br />

von der Leitung der Staatsgeschäfte<br />

abwandten, die minder lukrativen<br />

Staatswürden gegen die lukrativeren<br />

Bank- und Eisenbahndirektoren-<br />

Stellen vertauschten und die Staatsge-<br />

Die Zeitung als Laboratorium für die Entwicklung der Volksrechte<br />

Die Redaktoren Salomon Bleuler und Friedrich Albert Lange<br />

machten in den 1860er-Jahren aus dem in Winterthur erscheinenden<br />

«<strong>Landboten</strong>» den Leuchtturm der Direkten Demokratie.<br />

schäfte untergeordneteren Kommis<br />

überliessen, um hier das wahre Wort<br />

zu gebrauchen. (…)<br />

Man hat in der Schweiz in den Jahren<br />

1798 und 1830 die Geburtsaristokratie<br />

gestürzt und begraben – und<br />

dies mit Recht, da wir einmal in republikanischen<br />

Einrichtungen leben.<br />

Allein jetzt geht es auch an die für<br />

Republiken weit verderblichere<br />

Geldaristokratie. (…)<br />

Seit 20 Jahren schiessen überall Banken<br />

wie Pilze aus dem Erdboden hervor,<br />

man hört nur von Dividenden,<br />

von Tantiemen, von Coupons uam.<br />

In den meisten Kantonen sind die Regenten<br />

in erster Linie Verwaltungsräte<br />

von Eisenbahnen, Dampfschifffahrtsgesellschaften,<br />

von Kreditanstalten,<br />

von allen möglichen Import-<br />

und Exportanstalten geworden –<br />

erst in zweiter Linie Regierungsräte<br />

und Beamte in ihren Staaten.»<br />

(LB 18.2.1868)<br />

Seit der Französischen Revolution<br />

zum Ende des 18. Jahrhunderts war<br />

das politische Leben in der Schweiz<br />

geprägt von der Spaltung zwischen<br />

Er war der erste grosse Theoretiker<br />

der Direkten Demokratie: Friedrich<br />

Albert Lange wurde 1828 in Solingen<br />

in Nordrhein-Westfalen geboren und<br />

ging in Duisburg zur Schule. Sein Vater<br />

war evangelisch-reformierter Pfarrer<br />

und wurde 1841 als Nachfolger des<br />

dem damaligen konservativen Zürcher<br />

Reg<strong>im</strong>e nicht genehmen David Friedrich<br />

Strauss Professor für Kirchengeschichte<br />

an der Uni Zürich.<br />

Friedrich Albert übersiedelte mit<br />

seinem Vater nach Zürich und lernte<br />

bereits <strong>im</strong> Gymnasium, das er Ostern<br />

1847 mit der Matur abschloss, seine<br />

späteren Winterthurer Demokraten-<br />

Freunde Salomon Bleuler und Gottlieb<br />

Ziegler kennen. Anschliessend<br />

studierte er <strong>im</strong> Rheinland Philosophie.<br />

Er war ein engagierter «1848er», Lehrer,<br />

Autor zweier wichtiger philosophischer<br />

Werke der internationalen<br />

Arbeiterbewegung, Redaktor in Duisburg<br />

und Köln, Anti-Preusse und 1866<br />

Kriegsgegner. Letzteres kostete ihm<br />

in Deutschland die Existenzbasis. Daraufhin<br />

nahm er ein Angebot Bleulers<br />

an, als zweiter Redaktor des «<strong>Landboten</strong>»<br />

tätig zu sein.<br />

In Winterthur arbeitete Friedrich<br />

Albert Lange erst auch als Gymnasiallehrer,<br />

widmete sich aber als Redaktor<br />

und später auch als Verfassungs- und<br />

Kantonsrat vor allem der «Demokratischen<br />

Revolution». Seine vielen Leitartikel<br />

waren berühmt; wobei er mit<br />

Chefredaktor Salomon Bleuler ein fast<br />

symbiotisches Verhältnis hatte. Die<br />

beiden verstanden einander in Theorie<br />

und Praxis, in Wort und Schrift. Und<br />

dies so gut, dass ein wegen einer Sitzung<br />

unfertig gebliebener Kommentar<br />

problemlos <strong>vom</strong> Kollegen beendet<br />

werden konnte.<br />

1870–1872 war Lange Philosophieprofessor<br />

an der Uni Zürich, bevor er<br />

einem Ruf der Uni Marburg folgte, wo<br />

er 1875 verstarb. In der Philosophiegeschichte<br />

gilt Lange vor allem auch wegen<br />

seines Engagements für die Berufung<br />

seines Nachfolgers Hermann Cohen<br />

als «Neu-Kantianer».<br />

Als Philosoph der Demokratie ist<br />

Friedrich Albert Lange jedoch kaum<br />

bekannt, obwohl ihm <strong>im</strong>mer die<br />

Publikation einer «Theorie der Republik»<br />

vorgeschwebt hatte. Seine für<br />

den «<strong>Landboten</strong>» zwischen 1866 und<br />

fortschrittlichen Freisinnigen (radikaler<br />

und liberaler Couleur) und den<br />

Katholisch-Konservativen. Doch auch<br />

dieser Graben schien den «Landbote»-<br />

Redaktoren 1868 verschwunden und<br />

durch eine neue Kluft abgelöst worden<br />

zu sein.<br />

«Blickt man 20 Jahre zurück und<br />

stellt Vergleiche an zwischen den damaligen<br />

politischen Parteien und den<br />

jetzigen, so glaubt man <strong>im</strong> ersten Augenblick,<br />

auf fast unlösbare Widersprüche<br />

zu stossen. So muss namentlich<br />

auffallen, wie sehr sich <strong>im</strong> Ganzen<br />

der alte Konservatismus Zürich’s<br />

dem ‹System› amalgamiert [angeschlossen,<br />

verschmolzen, ag] und seinen<br />

damaligen politischen Hass<br />

gegen Herrn Dr. Alfred Escher, das<br />

Haupt des ‹Systems›, überwunden<br />

hat. Die Lösung findet sich leicht.<br />

Der alte Konservatismus Zürichs<br />

hatte sich mit wenigen Ausnahmen<br />

bald überwältigen lassen, als die Zeit<br />

der ‹materiellen Schöpfungen› der<br />

Fünfzigerjahre diejenigen der politischen<br />

Schöpfungen der vierziger Jahre<br />

ablöste und ihre 8–12% [Rendite,<br />

ag] per Aktie, ihre Tantiemen, <strong>im</strong><br />

Gefolge führte. Die früheren politischen<br />

Parteien verschwanden, die<br />

politischen Gegensätze hatten sich in<br />

Friedrich Albert Lange (1828–1875)<br />

einer höheren Potenz, derjenigen des<br />

Geldes, aufgelöst.»<br />

(LB 30.1.1868)<br />

Die sich Anfang der 1860er-Jahre vor<br />

allem in Zürichs Landschaft und Winterthur<br />

formierenden «Demokraten»<br />

hatten ein klares Ziel: Sie wollten sich<br />

der Nöte der «vergessenen» Bauern,<br />

Handwerker und Arbeiter annehmen<br />

und ihnen politisch Gehör verschaffen.<br />

Dafür wollten sie die abschliessenden<br />

Entscheidungsbefugnisse des kantonalen<br />

Parlamentes, das damals noch<br />

Grosser Rat genannt wurde, aufbrechen<br />

und mittels Referendum und Volksrechten<br />

allen Bürgern zum «letzten Wort»<br />

verhelfen.<br />

In den Leitartikeln von Salomon<br />

Bleuler und Friedrich Albert Lange<br />

hörte sich dies so an:<br />

«Wir streben nach einer Verbesserung<br />

des Loses der arbeitenden Klassen,<br />

namentlich derjenigen, welche,<br />

obgleich unsere ‹freien Mitbürger›,<br />

dennoch nicht Herren ihrer selbst<br />

sind, sondern bei Andern ihr Brot suchen<br />

müssen. Wir möchten die leibliche<br />

und geistige Entwicklung derselben<br />

möglichst gehoben wissen und sie<br />

dadurch (…) möglichst zu Herren<br />

ihres eigenen Schicksals machen.»<br />

(LB 4.2.1868)<br />

Friedrich Albert Lange schrieb eine Demokratie-Theorie in Artikeln. Bild: Archiv LB<br />

1870 für die Demokratische Bewegung,<br />

die Volksrechte und das republikanische<br />

Politikverständnis verfassten<br />

mehrere Hundert Artikel dürften als<br />

Bausteine für diese Theorie betrachtet<br />

werden, die aber nie zusammengesetzt<br />

worden sind. (ag)<br />

Der deutsche Philosoph mit schweizerischen<br />

Wurzeln, Friedrich A. Lange, war 1866–1870<br />

neben Salomon Bleuler der zweite Redaktor<br />

des «<strong>Landboten</strong>» und entwickelte in seinen zahlreichen<br />

Leitartikeln zur Verfassungsrevision<br />

erstmals eine eigentliche Theorie der Direkten<br />

Demokratie, deren Bedeutung wie auch jene<br />

Langes für die Entwicklung der Volksrechte in der<br />

Schweiz bis heute den wenigsten bewusst ist.<br />

Mit letzterem Satz gelang Bleuler &<br />

Lange eine ziemlich genaue Definition<br />

dessen, was die republikanisch orientierten<br />

Demokraten unter dem grossen<br />

Wort der Freiheit verstanden. Was sie<br />

<strong>im</strong>mer wieder bekräftigt haben:<br />

«Betrachtet man unsere politischen<br />

Kämpfe in ihrem ganzen Zusammenhang<br />

und nach den realen Interessen,<br />

um welche es geht, so weiss<br />

Land auf, Land ab jeder, der in<br />

unserer Politik zu Hause ist, dass wir<br />

die Sache der Freiheit vertreten und<br />

unsere Gegner die Sache der Autorität,<br />

wir die Sache des Volkes und<br />

unsere Gegner die der modernen<br />

Aristokratie.»<br />

(LB 18.7.1867)<br />

In den folgenden Absätzen umschrieben<br />

Bleuler & Lange, was sie und ihre<br />

Gesinnungsfreunde unter dem damaligen<br />

(Sch<strong>im</strong>pf-)Wort «System» verstanden,<br />

das wir heute als «Filz» bezeichnen<br />

würden.<br />

«Wir greifen die unrepublikanischen<br />

Vorrechte und Übergriffe der ersten<br />

grossen Geld- und Verkehrsinstitute<br />

an; wir erklären es als eine Gefahr<br />

für die Freiheit des Staatslebens, eine<br />

Erniedrigung der Autorität seiner<br />

Behörden, eine Schmälerung der<br />

Rechte seiner Bürger, wenn ein Einzelner<br />

mit der Masse seiner Untergebenen<br />

und Getreuen in alle Fäden<br />

des öffentlichen Lebens eingreift,<br />

wenn ein Geldfürstentum <strong>im</strong> Freistaate<br />

zur dominierenden Macht<br />

wird.»<br />

(LB <strong>24.</strong>1.1868)<br />

«Unser ausgesprochenes Ziel ist ja,<br />

die Coterieherrschaft [Klüngelherrschaft,<br />

ag] zu beseitigen, die neue<br />

Geldaristokratie zu stürzen und an<br />

ihre Stelle die wahre ehrliche Volksherrschaft<br />

zu setzen, die Demokratie<br />

<strong>im</strong> besten Sinne, bei welcher Alles für<br />

aber auch Alles durch das Volk geschieht.»<br />

(LB 3.1.1868)<br />

1865 wurde eine von der Kantonsregierung<br />

vorgeschlagene Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

angenommen, welche ein Volksinitiativrecht<br />

auf Totalrevision der<br />

Kantonsverfassung vorsah. So konnten<br />

die Demokraten ihre Bewegung für sozialpolitische<br />

Reformen (Einrichtung<br />

einer Kantonalbank für den «einfachen<br />

Mann», staatliche Förderung von Genossenschaften<br />

aller Art, Einführung<br />

der progressiven steuerlichen Belastung<br />

der Menschen nach ihrer Leistungsfähigkeit,<br />

Abbau indirekter Steuern) und<br />

die Erweiterung der Volksrechte in institutionell<br />

geordnete Bahnen lenken.<br />

Damit wollten sie nun aber das komplette<br />

Set der Direkten Demokratie haben:<br />

obligatorisches Gesetzesreferendum,<br />

Gesetzes- und Verfassungsinitiative.<br />

Zu Beginn der Bewegung war das<br />

Prinzip klar, seine Ausgestaltung noch<br />

offen:<br />

«Wir wollen zugeben, dass über die<br />

Form der Erweiterung der Volksrechte<br />

noch verschiedene Ansichten<br />

walten, allein das weiss unser Volk<br />

ganz genau, dass in dieser Richtung<br />

ein Fortschritt erfolgen muss, wenn<br />

ihm, dem Volk, der Grosse Rath und<br />

der Einfluss einiger Hochgestellten<br />

nicht über den Kopf wachsen soll.<br />

(…) Das aber dürfen und müssen wir<br />

sagen, dass das Volk die Bewegung,<br />

die von ihm ausging, nicht wieder in<br />

die Hand einer Grossrathsmehrheit<br />

legen will, zu der es wenig Vertrauen<br />

hat. Es will selbstmöglichst seine<br />

Angelegenheiten selbst an [die] Hand<br />

nehmen …»<br />

(LB 30.11.1867)<br />

Was die Volksrechte sind, wie sie<br />

funktionieren sollen und weshalb sie<br />

einen grossen Fortschritt für alle sind,<br />

wurde <strong>im</strong>mer deutlicher. Dabei gingen<br />

Lange & Bleuler <strong>im</strong>mer wieder auf Einwände<br />

und Kritiken ein, wie sie teilweise<br />

bis heute geäussert werden. Beispielsweise<br />

der Einwand, Volksabst<strong>im</strong>mungen<br />

würden den Fortschritt verzögern:<br />

«Wir hoffen zuversichtlich, dass das<br />

Referendum durchdringe, dass nicht<br />

nur alle Gesetze, sondern auch alle<br />

tiefer einschneidenden Beschlüsse<br />

der Sanktion des Volkes unterbreitet<br />

werden müssen.<br />

Dass dabei zuweilen eine gute Sache<br />

verschoben werden mag, das wollen<br />

wir nicht bestreiten, dass aber eine<br />

wirklich gute Sache <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer<br />

wieder den Sieg davontragen<br />

wird, dieses Bewusstsein kann uns<br />

Niemand rauben. Dabei wird aber<br />

ebensowohl manche Überstürzung<br />

verhindert.»<br />

(LB 19.1.1868)<br />

Oder der bis heute <strong>im</strong>mer wieder gestellten<br />

Frage, ob denn wirklich alle zu<br />

politischen Beurteilungen befähigt seien<br />

– diese Frage war für sie sogar der<br />

«Kern der Bewegung»:<br />

«Wir kommen auf den Kern der Frage,<br />

auf die Berechtigung und Befähigung<br />

des Volkes zum eigenen Urteil.<br />

Wir kommen damit sofort auch auf<br />

den Kern der zürcherischen Bewegung,<br />

der nach unserer Ansicht darin<br />

liegt, dass das Volk sich den Respekt<br />

vor seinem eigenen Urteil, welchen<br />

die gewählten Repräsentanten ihm in<br />

allzu zahlreichen Fällen schroff verweigerten,<br />

auf verfassungsmässigem<br />

Wege erzwingt.<br />

Was war denn nun aber dies ‹System›<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich? Kein anderes als<br />

die Anspannung des aristokratischen<br />

Elements, welches in der Repräsentation<br />

selbst liegt. (…) Daher die napoleonische<br />

Benutzung materieller Gesichtspunkte,<br />

persönlicher Einflüsse<br />

und Autoritäten aller Art zur Erzielung<br />

des Wahlresultates (…) und das<br />

Pochen auf die Alleinberechtigung<br />

der glücklich für vier Jahre <strong>im</strong> Grossen<br />

Rath verkörperten Souveränität.<br />

Daher die Missachtung der Petitionen,<br />

die Erhabenheit über die St<strong>im</strong>men<br />

der unabhängigen Presse und<br />

bis zum letzten Augenblick noch die<br />

Geringschätzung Alles dessen, was<br />

direkt aus dem Volk hervorging.<br />

Ist es bei einem so grellen, in der<br />

Schweiz bisher nicht dagewesenen<br />

Beispiel systematischer Repräsentanten-Aristokratie<br />

zu verwundern, dass<br />

ein aufgewecktes Volk, wie das unsrige,<br />

endlich den Fehler da findet, wo<br />

er wirklich ist: in der unbeschränkten<br />

Übertragung der Souveränität auf<br />

den Grossen Rath durch einen einzigen<br />

Wahlakt, auf den sich je alle vier<br />

Jahre einmal die ganze Wucht des<br />

Besitzes, der Bildung, der Amtsgewalt,<br />

der persönlichen Verbindungen<br />

eines herrschenden Kreises von aristokratischer<br />

Färbung konzentrieren<br />

kann?»<br />

(LB 1.3.1868)<br />

Auch die Seele der Direkten Demokratie<br />

– das Nachdenken und die Diskussion<br />

– wurde von Bleuler & Lange<br />

schon trefflich beschrieben:<br />

«Eine lebensfähige, wahrhaft bildende<br />

und erziehende Übung des Referendums<br />

kann nur <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit möglichst offenem Meinungsaustausch,<br />

mit freier Diskussion<br />

und Beiziehung der Masse zu<br />

derselben gebracht werden. (…)<br />

Wenn das Referendum eingeführt<br />

wird, so wird der lebendige Meinungsaustausch,<br />

die Diskussion so<br />

wie so zu besserer Geltung kommen.<br />

Wir haben politische Vereine, grosse<br />

Versammlungen, in besonderen Fällen<br />

auch förmliche Volksversammlungen<br />

– alle diese Stufen und Stadien<br />

können und werden sich geltend<br />

machen, um die lebendige Vermittlung<br />

zwischen der Beratung des Parlamentes<br />

und dem Akt der St<strong>im</strong>mabgabe<br />

durch die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />

herzustellen.»<br />

(LB 25.4.1968)<br />

«Wir wollen das Referendum mit<br />

freier Beratung aufgrund rechtzeitiger<br />

Mitteilung der gedruckten Vorlagen.<br />

Diese freie Beratung in ihren<br />

manigfachen Stufen und Formen<br />

<strong>vom</strong> Privatgespräch bis zur Volksversammlung<br />

ist heutzutage nun einmal<br />

die wahre Seele des politischen<br />

Lebens; weit entscheidender und be-<br />

Salomon Bleuler würde heute als Sozialdemokrat politisieren. Bild: Archiv LB<br />

Salomon Bleuler (1829–1886)<br />

Er war einer der wichtigsten Köpfe<br />

der Demokratischen Bewegung <strong>im</strong><br />

Kanton Zürich der 1860er-Jahre: Salomon<br />

Bleuler machte seinen «<strong>Landboten</strong>»<br />

zum intellektuellen Zentrum<br />

der Demokratischen Bewegung und<br />

war organisatorisch und politisch<br />

einer ihrer führenden Köpfe.<br />

Ab 1865 gehörte der studierte<br />

Theologe zu den ersten oppositionellen<br />

Mitgliedern des «Grossen Rathes».<br />

Er blieb nach dem demokratischen<br />

Umsturz bis 1879 <strong>im</strong> Zürcher<br />

Kantonsrat. 1868/69 war Bleuler auch<br />

einer der wichtigsten Verfassungsräte;<br />

ihm gelang vor allem mit dem Genossenschafts-<br />

und dem Arbeiterschutzartikel<br />

in der neuen Zürcher Kantonsverfassung<br />

eine sozialpolitische Pionierleistung.<br />

Der Erfolg der Demokratischen<br />

Bewegung brachte ihn 1869 auch<br />

in den Nationalrat, dem er bis 1884<br />

angehörte. Er war einer der engagiertesten<br />

Vertreter des linken Flügels.<br />

1873/74 fungierte Bleuler zudem<br />

als Winterthurer Stadtschreiber,<br />

1875–1877 sogar noch als Stadtpräsident.<br />

1877, nach dem Konkurs des<br />

Nationalbahnprojekts, verloren die<br />

Winterthurer Demokraten nicht nur<br />

ihre Mehrheit in der Stadt, sondern<br />

Bleuler auch sein gesamtes, hart erarbeitetes<br />

Vermögen.<br />

Salomon Bleuler bemühte sich zeitlebens<br />

auch um die Organisation der<br />

Arbeiterschaft, half bei der Gründung<br />

des Konsumvereins und des Arbeitervereins<br />

in Töss mit und war 1873–1878<br />

zu allem anderen auch noch Redaktor<br />

des «Grütlianer». Er verteidigte 1877<br />

<strong>im</strong> ersten sozialpolitischen Referendumskampf<br />

das erste schweizerische<br />

Fabrikgesetz mit dem Verbot der Kinderarbeit<br />

und der Reduktion des täglichen<br />

Arbeitstages auf elf Stunden.<br />

Salomon Bleuler darf mit Fug und<br />

Recht als ein Sozialdemokrat bezeichnet<br />

werden, bevor die SP als solche offiziell<br />

gegründet worden war und ihre<br />

Erfolgsgeschichte begann. (ag)<br />

Salomon Bleuler wurde in Zürich geboren, besuchte<br />

dort das Gymnasium und studierte an<br />

der Uni Theologie. in den 1850er-Jahren wurde<br />

er Pfarrer in Glattfelden. Er kam erst 1860<br />

nach Winterthur, wo er aber als Chefredaktor,<br />

Zeitungsbesitzer und Politiker auf allen Ebenen<br />

schnell zu einem der führenden Köpfe der antiliberalen<br />

Opposition und der demokratischen<br />

Revolution wurde.<br />

deutungsvoller als die offiziellen Beratungen,<br />

in denen selten Jemand<br />

von der bereits gefassten Meinung<br />

zurückgebracht wird, weil er nur selten<br />

Gründe und Gegengründe hört,<br />

die ihre Kraft nicht schon vorher an<br />

ihm versucht haben.»<br />

(LB 14.1.1869)<br />

Als dann am 18. April 1869 wiederum<br />

90 Prozent der St<strong>im</strong>mberechtigten<br />

an die Urne gingen und der neuen Verfassung<br />

deutlich zust<strong>im</strong>mten, war sich<br />

Friedrich Albert Lange der historischen<br />

Bedeutung diese Durchbruchs der Direkten<br />

Demokratie bewusst:<br />

«Der 18. April 1869 hat dem Kanton<br />

Zürich eine Verfassung gegeben, die<br />

zu den bedeutungsvollsten Erscheinungen<br />

auf dem Gebiete der neueren<br />

Staatseinrichtungen gezählt werden<br />

muss. Sie ist mit einem Wort der erste<br />

konsequente Versuch, die Idee der<br />

reinen Volksherrschaft in einer den<br />

modernen Kulturverhältnissen entsprechenden<br />

Form durchzuführen<br />

und die ehrwürdige aber schwerfällige<br />

und nur für kleine Verhältnisse geeignete<br />

Landsgemeinde durch eine Einrichtung<br />

zu ersetzen, deren Eckstein<br />

die Abst<strong>im</strong>mung durch die Urne in<br />

den Gemeinden ist.»<br />

(LB 20.4.1869)<br />

Lange war klar, dass diese demokratiepolitische<br />

Pionierleistung auch ihre<br />

technischen Voraussetzungen hatte:<br />

«Eine solche Verfassungsform war<br />

zu den Zeiten der Begründung der<br />

schweizerischen Freiheit unmöglich,<br />

weil die materiellen Hilfsmittel unserer<br />

Zeit nicht vorhanden waren.<br />

Nicht nur die Druckerpresse, die allerdings<br />

schon durch die Herstellung<br />

der Vorlagen, der St<strong>im</strong>mkarten usw.<br />

dabei eine hervorragende Rolle spielt<br />

– auch Eisenbahn und Dampfschiff,<br />

Post und Telegraph müssen das ihrige<br />

zu ihrem Gelingen beitragen, da<br />

jede Verbesserung der Verkehrsmittel<br />

auch die schnelle Abklärung und den<br />

präzisen Ausdruck des Volkswillens<br />

erleichtert. (…) Ausdruck der höheren<br />

Befähigung unserer Zeit zur gemeinsamen<br />

Geistesarbeit.»<br />

(LB 3.1.1869)<br />

Zur Frage, weshalb es zu dieser demokratischen<br />

Revolution ohne jegliches<br />

Blutvergiessen kam, fand Lange<br />

als Antwort ein schönes Bild:<br />

«Viele haben ihren Anteil an der<br />

Anregung, Verbesserung und spezieller<br />

Durchführung der neuen Idee,<br />

die eben bei uns ihren Boden gefunden<br />

hat, wie ein in der Luft schwebender<br />

Ke<strong>im</strong> zur Pflanze empor<br />

spriesst, sobald er die Bedingungen<br />

seiner Entwicklung gefunden hat.<br />

Eine ungewöhnlich tiefe Verst<strong>im</strong>mung<br />

über die schroff hervorgetretenen<br />

Mängel des Repräsentativsystems,<br />

ein hoher Grad von politischem<br />

Selbstbewusstsein <strong>im</strong> Volke,<br />

die Grundlage einer trefflichen<br />

Volksschule, Anfänge und viel verheissende<br />

Bruchstücke der neuen<br />

Einrichtung rings um uns her (…)<br />

alles das musste zusammentreffen<br />

und eine plötzliche Erschütterung<br />

der Gemüter liess das Prinzip der<br />

direkten Gesetzgebung hervorschiessen,<br />

wie den Kristall aus einer gesättigten<br />

Losung.»<br />

(LB 20.4.1869)<br />

9<br />

DEr WEg zur<br />

DiREKTEN DEMOKRATiE<br />

Die Eckdaten der Demokratischen Bewegung<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich, welche die<br />

repräsentative Demokratie um die Direkte<br />

Demokratie ergänzte.<br />

1862: Erste Manifestationen des Unmutes<br />

vor allem auf der Landschaft<br />

gegen das liberale Reg<strong>im</strong>e der Stadt.<br />

1864/65: Mit der Einführung der<br />

Volksinitiative auf Totalrevision der<br />

Kantonsverfassung versuchte der Regierungsrat<br />

der Opposition den Wind<br />

aus den Segeln zu nehmen.<br />

Herbst 1867: Die Cholera fordert unter<br />

den Ärmsten in den alten Stadtquartieren<br />

Zürichs Tote und bringt die tiefen<br />

sozialen Ungerechtigkeiten des liberalen<br />

«Systems» zum Ausdruck.<br />

15. Dezember 1867: An vier «Landsgemeinden»<br />

in Zürich, Uster, Bülach und<br />

Winterthur versammeln sich mehr als<br />

ein Drittel aller St<strong>im</strong>mberechtigten des<br />

Kantons und fordern eine neue sozialere<br />

und demokratischere Politik.<br />

Ende 1867: Statt der notwendigen<br />

10 000 kommen 26 349 Unterschriften<br />

zustande für eine Totalrevision der Kantonsverfassung.<br />

26. Januar 1868: Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

über die Totalrevision der Zürcher Kantonsverfassung<br />

durch einen Verfassungsrat:<br />

50 786 Ja (86%) gegen 7374<br />

Nein (St<strong>im</strong>mbeteiligung 90%).<br />

Ende <strong>März</strong> 1868: Wahl des 235-köpfigen<br />

Verfassungsrates durch das Volk.<br />

18. April 1869: Volksabst<strong>im</strong>mung über<br />

die neue Zürcher Kantonsverfassung*:<br />

35 458 Ja gegen 22 366 Nein bei einer<br />

St<strong>im</strong>mbeteiligung von 91%.<br />

Mai/Juni 1869: aufgrund der neuen<br />

Verfassung werden Kantons- und Regierungsrat<br />

neu gewählt. Aus dem Regierungsrat<br />

werden alle liberalen Vertreter<br />

abgewählt und durch Demokraten<br />

ersetzt, <strong>im</strong> Kantonsrat erhalten die<br />

Demokraten eine absolute Mehrheit.<br />

Ab Oktober 1869: Bei den Nationalratswahlen<br />

werden vier Demokraten gewählt.<br />

Die «direktdemokratische Revolution»<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich strahlt auf viele<br />

Kantone aus und prägt die Revision<br />

der Bundesverfassung (1870–1874).<br />

1872 wird der Demokrat Johann Jakob<br />

Scherer (1825–1878) aus Winterthur<br />

in den Bundesrat gewählt. (ag)<br />

*Diese «alte» 1869er-Kantonsverfassung ist<br />

2000 bis 2005 nach einem Volksentscheid<br />

von einem direkt gewählten Verfassungsrat total<br />

revidiert worden. Die neue Verfassung wurde<br />

<strong>im</strong> Februar 2005 in einer Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

von über 60% der St<strong>im</strong>menden angenommen<br />

und ist seit Januar 2006 in Kraft.<br />

Dass eine partizipative Gesellschaft<br />

viel mehr und viel schneller lernen<br />

kann als eine, welche die Menschen unfrei<br />

hält und von der Mitbest<strong>im</strong>mung<br />

ihres Lebens ausschliesst, war Lange &<br />

Bleuler ebenso klar wie die bald erfüllte<br />

Hoffnung, dass das Zürcher Beispiel in<br />

der Schweiz, Europa und darüber hinaus<br />

als Beispiel dient:<br />

«Unser Ziel ist die Durchdringung<br />

der neuen Formen mit einem reichen<br />

Strom demokratischen Geistes, die<br />

Belebung von Initiative und Referendum,<br />

die Hebung der Volksbildung in<br />

allgemeiner wie in politischer Hinsicht;<br />

mit einem Worte die Benutzung<br />

der neuen Waffen der Demokratie,<br />

um dem gesammelten Volke durch<br />

seine eigene und direkte Tätigkeit eine<br />

bessere Zukunft zu erstreiten.»<br />

(LB 22.4.1869)<br />

*Andreas Gross (58) ist Politikwissenschafter und<br />

SP-Nationalrat, er war von 2000 bis 2005 Zürcher<br />

Verfassungsrat. Gross setzt sich seit bald 40 Jahren<br />

wissenschaftlich und politisch, theoretisch und<br />

praktisch mit den Volksrechten auseinander. Für<br />

sein Lizenziat über die Utopie der Direkten Demokratie<br />

begann er alle Ausgaben des «<strong>Landboten</strong>»<br />

zwischen 1867 und 1870 zu lesen. Er lernte sie<br />

so sehr schätzen, dass er sie bis heute <strong>im</strong>mer wieder<br />

nachliest und befragt (www.andigross.ch).


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DoNNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 Jahre landBote l 11<br />

Martin BacheM<br />

Mehr Respekt für direkte Demokratie<br />

Wer die direkte Demokratie abbauen<br />

will, hat in der Schweiz kaum Chancen,<br />

in ein politisches Amt gewählt zu<br />

werden. Folglich – so erwarten es die<br />

Wähler jedenfalls – tragen die gewählten<br />

Politiker Sorge zu den Mitsprachemöglichkeiten<br />

des Volkes. Doch dies<br />

trifft längst nicht <strong>im</strong>mer zu. Volksrechte<br />

werden abgebaut, und zwar<br />

nicht nur dort, wo es der Rechtsstaat<br />

und zwingend anwendbares Völkerrecht<br />

gebieten. Die dafür Verantwortlichen<br />

sitzen <strong>im</strong> Bundesparlament. Sie<br />

missachten Artikel 34 der Bundesverfassung,<br />

der die «freie Willensbildung<br />

und die unverfälschte St<strong>im</strong>mabgabe»<br />

garantiert. Diese Garantie ist für die<br />

direkte Demokratie aber unverzichtbar.<br />

Leider ist sie unwirksam, wenn<br />

die Bundesversammlung Detailregelungen<br />

in Gesetzesform beschliesst,<br />

Anzahl der Volksinitiativen<br />

Angenommen<br />

Verworfen<br />

welche dem Sinn von Artikel 34 widersprechen.<br />

Die Schwachpunkte betreffen<br />

einen Teil des Initiativrechtes<br />

sowie die Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für<br />

die <strong>im</strong>mer häufiger verwendeten indirekten<br />

Gegenvorschläge zu Volksinitiativen<br />

(vergleiche Kasten).<br />

Zu Recht ist in den letzten Monaten<br />

eine Debatte aufgekommen, in welchen<br />

Fällen und nach welchem Verfahren<br />

Volksinitiativen für ungültig<br />

erklärt werden sollen (siehe Vorschlag<br />

1). Der Bundesrat hat dieses wichtige,<br />

aber auch umstrittene Thema aufgenommen<br />

und Vorschläge versprochen.<br />

Doch die bisher diskutierten Änderungen<br />

gehen zu wenig weit. Vorschlag 2<br />

ergänzt deshalb die möglicherweise<br />

bevorstehende Reform des Initiativrechts:<br />

Die Bundesversammlung soll<br />

in Zukunft keine Kompetenz mehr<br />

besitzen, den Text einer Volksinitiative<br />

abzuändern, indem sie den bei der<br />

Unterschriftensammlung verwendeten<br />

Originaltext für teilweise ungültig<br />

erklärt. Einer Streichung dieser 1999<br />

eingeführten Kompetenz dürfte wenig<br />

Widerstand erwachsen. Sie ist mit gutem<br />

Grund nie beansprucht worden.<br />

Störende Ungleichbehandlung<br />

Als viel schwieriger wird sich die Behebung<br />

eines grösseren Mangels erweisen:<br />

Unsere direkte Demokratie<br />

kennt kein taugliches Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />

für Gegenvorschläge auf<br />

Gesetzesstufe. Wenn die Bundesversammlung<br />

eine Volksinitiative mit<br />

einem indirekten Gegenvorschlag beantwortet,<br />

kann das Volk nicht mehr<br />

in die Entscheidung eingebunden werden,<br />

ohne dass Artikel 34 der Bundesverfassung<br />

verletzt wird. Im Klartext:<br />

Indirekte Gegenvorschläge sind bei<br />

den heute geltenden Regeln ein Mittel,<br />

die direkte Demokratie zu schwä­<br />

Demokratie ohne Volk: Ein Szenario<br />

Partei A will politischen Druck aufbauen<br />

und lanciert deshalb eine Volksinitiative<br />

mit verschiedenen Best<strong>im</strong>mungen,<br />

die laut Meinungsumfragen von<br />

einer Mehrheit <strong>im</strong> Volk unterstützt<br />

werden. Zusammen mit den Gewerkschaften<br />

sammelt sie 120 000 Unterschriften.<br />

Nach diesem Erfolg werden<br />

jedoch die politischen Gegner aktiv.<br />

Unterstützt von den Verbänden X<br />

und Y erreichen sie, dass die Bundesversammlung<br />

die Volksinitiative – gestützt<br />

auf Artikel 139 der Bundesverfassung<br />

– für teilweise ungültig erklärt.<br />

Begründet wird dieser Entscheid mit<br />

der «faktischen Undurchführbarkeit»<br />

der gestrichenen Best<strong>im</strong>mung.<br />

Da keine Rekursmöglichkeit besteht,<br />

muss Partei A den Eingriff der<br />

Parlamentsmehrheit hinnehmen, protestiert<br />

aber lautstark gegen die «Zensur<br />

durch die Gegner einer solidarischen<br />

Schweiz». Nur Parteiinsider wissen,<br />

dass die gestrichene Best<strong>im</strong>mung<br />

erst <strong>im</strong> letzten Moment in den Initiativtext<br />

eingefügt worden war, um die<br />

Unterstützung der Gewerkschaften<br />

zu gewinnen. Partei A befürchtet nun<br />

ein Desinteresse der Gewerkschaften,<br />

die mit mehr als 90 000 gesammelten<br />

Unterschriften der Initiative zum<br />

Durchbruch verholfen haben.<br />

Die Strategen der Verbände X und<br />

Y sind noch nicht zufrieden. Sie scheuen<br />

eine Abst<strong>im</strong>mung mit ungewissem<br />

Ausgang und planen einen indirekten<br />

Gegenvorschlag. Der Partei A soll mit<br />

einer Gesetzesrevision ein Entgegenkommen<br />

offeriert werden, falls sie dafür<br />

die Initiative zurückzieht. In den<br />

Gehe<strong>im</strong>verhandlungen fügt sich Partei<br />

A. Die Parlamentsmehrheit beschliesst<br />

deshalb den Gegenvorschlag.<br />

Mit Absicht lässt sie die entsprechende<br />

Gesetzesrevision nicht <strong>im</strong> Bundes­<br />

blatt publizieren. Sie bleibt so (<strong>im</strong> Moment)<br />

sicher vor einem Referendum.<br />

Auch Partei A hält sich an das Resultat<br />

der Verhandlungen. Ihre Vertreter<br />

beschliessen in ihrer Funktion als<br />

Mitglieder des Initiativkomitees, eine<br />

2010 neu eingeführte Möglichkeit auszuschöpfen:<br />

Sie erklären den bedingten<br />

Rückzug der Initiative. Sobald der<br />

Gegenvorschlag in Kraft tritt, ist damit<br />

die Initiative definitiv zurückgezogen.<br />

Nun wird der indirekte Gegenvorschlag<br />

<strong>im</strong> Bundesblatt veröffentlicht,<br />

worauf die Referendumsfrist beginnt.<br />

Für die Gegner der Initiative führen<br />

nun drei Wege zum Erfolg: Werden innert<br />

100 Tagen nicht mindestens 50 000<br />

Unterschriften für ein Referendum<br />

eingereicht, ist die Initiative definitiv<br />

zurückgezogen. Das gleiche Resultat<br />

ergibt sich, wenn der Gegenvorschlag<br />

in einer Referendumsabst<strong>im</strong>mung angenommen<br />

wird. Zudem kann die Initiative<br />

auch in der Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

abgelehnt werden, die durchgeführt<br />

wird, falls der Gegenvorschlag in der<br />

Referendumsabst<strong>im</strong>mung abgelehnt<br />

wird. Die Initiativgegner sind mit diesem<br />

Ergebnis zufrieden.<br />

Doch es gibt auch massive Kritik,<br />

besonders nachdem die Medien herausgefunden<br />

haben, wie wichtig die<br />

<strong>vom</strong> Parlament gestrichene Best<strong>im</strong>mung<br />

für die Unterschriftensammlung<br />

war. Kommentatoren bezweifeln,<br />

ob das Initiativkomitee mit dem korrigierten<br />

Text die benötigten 100 000<br />

Unterschriften erreicht hätte. Folglich<br />

fehlt der korrigierten Fassung die direktdemokratische<br />

Legit<strong>im</strong>ation.<br />

Auch am anderen Ende des politischen<br />

Spektrums wird ein brisanter<br />

Vorwurf laut: Befürworter der Volksinitiative<br />

beklagen die Verletzung ihrer<br />

verfassungsmässigen Rechte. Es sei<br />

nicht zulässig, dass die Befürworter<br />

von Änderungen in eine abst<strong>im</strong>mungstechnische<br />

Dilemmasituation gebracht<br />

werden. Das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />

benötigt zwei Abst<strong>im</strong>mungstermine<br />

und ist zu kompliziert. Vor allem aber<br />

bietet es keine Möglichkeit, sowohl für<br />

den Gegenvorschlag als auch für die<br />

Initiative zu st<strong>im</strong>men. Wer die Initiative<br />

bevorzugt, in jedem Fall aber den<br />

Status quo ändern will, ist faktisch gezwungen,<br />

entgegen seinen Präferenzen<br />

den Gegenvorschlag abzulehnen, damit<br />

überhaupt über die Volksinitiative<br />

abgest<strong>im</strong>mt wird. Deshalb ist die unverfälschte<br />

St<strong>im</strong>mabgabe verletzt, was<br />

gemäss der Bundesverfassung nicht<br />

geschehen darf. Das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />

führt zu einer Ungleichbehandlung<br />

der St<strong>im</strong>mberechtigten: Wer<br />

nämlich wie die Parlamentsmehrheit<br />

den Gegenvorschlag bevorzugt, in jedem<br />

Fall aber die Initiative ablehnen<br />

will, kann bei jeder Abst<strong>im</strong>mung seine<br />

Präferenzen ohne Einschränkungen<br />

ausdrücken.<br />

Nachdem den Bürgern klar geworden<br />

ist, dass die Bundesparlamentarier<br />

mit der häufigen Verwendung von indirekten<br />

Gegenvorschlägen und dem<br />

2010 eingeführten bedingten Rückzug<br />

von Initiativen Volksrechte abgebaut<br />

haben, greift der Bundesrat ein.<br />

Er bildet eine Expertengruppe, die<br />

Möglichkeiten vorschlagen soll, wie<br />

die Transparenz und Wirksamkeit der<br />

direktdemokratischen Verfahren bei<br />

indirekten Gegenvorschlägen verbessert<br />

werden können. Als Ziel postuliert<br />

der Bundesrat ein Verfahren, das<br />

den St<strong>im</strong>mberechtigten (wie bei den<br />

seit 1987 geltenden Regeln über direkte<br />

Gegenvorschläge) keine Einschränkungen<br />

be<strong>im</strong> Ausdrücken ihrer Präferenzen<br />

auferlegt.<br />

chen und eine Verbandsdemokratie zu<br />

schaffen.<br />

Das Beispiel <strong>im</strong> Beitrag «Demokratie<br />

ohne Volk: ein Szenario» zeigt, wie<br />

kompliziert es für die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />

wird, wenn an zwei verschiedenen<br />

Daten über zwei sich gegenseitig<br />

ausschliessende Vorlagen abgest<strong>im</strong>mt<br />

wird. Wer genau analysiert, welche<br />

Manöver der 2010 eingeführte bedingte<br />

Rückzug einer Volksinitiative erlaubt,<br />

kommt zu einem ernüchternden<br />

Schluss. Hinter der grossen Komplexität<br />

von Abst<strong>im</strong>mungen über Volksinitiativen<br />

mit indirekten Gegenvorschlägen<br />

verbirgt sich eine Ungleichbehandlung<br />

der St<strong>im</strong>mberechtigten:<br />

Wer die Parlamentsmehrheit und damit<br />

den indirekten Gegenvorschlag<br />

unterstützt, kann bei den Abst<strong>im</strong>mungen<br />

seine Präferenzen ohne Einschränkungen<br />

ausdrücken. Wer die<br />

Initiative bevorzugt, muss zuerst ein­<br />

mal das Referendum ergreifen und<br />

den Gegenvorschlag ablehnen, damit<br />

überhaupt eine Abst<strong>im</strong>mung über die<br />

Volksinitiative stattfindet. Und zwar<br />

auch dann, wenn er den Gegenvorschlag<br />

lieber hätte als den Status quo.<br />

Vor einem ähnlichen Dilemma stehen<br />

die Befürworter des Status quo.<br />

Folglich schränkt das heute gültige<br />

Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für indirekte<br />

Gegenvorschläge St<strong>im</strong>mberechtigte<br />

ein, die andere Präferenzen als die<br />

Parlamentsmehrheit haben. Dies verstösst<br />

klar gegen die verfassungsmässige<br />

Garantie der unverfälschten St<strong>im</strong>mabgabe<br />

und kann nur mit einer fundamentalen<br />

Reform verhindert werden<br />

(siehe Vorschlag 3).<br />

Martin Bachem befasst sich freiberuflich<br />

mit Wirtschaftsfragen, unter anderem<br />

als Verwaltungsratspräsident der<br />

Ziegler Druck- und Verlags-AG.<br />

1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />

VolksinitiatiVe UND FakultatiVes GesetzesreFerendum<br />

100 000 St<strong>im</strong>mberechtigte können<br />

eine Abst<strong>im</strong>mung über einen Vorschlag<br />

zur Änderung der Bundesverfassung<br />

verlangen. Eine Volksinitiative<br />

gilt als angenommen, wenn sie<br />

das Volks­ und Ständemehr erreicht<br />

hat. Die Bundesversammlung hat das<br />

Recht, zu einer Volksinitiative einen<br />

Gegenvorschlag vorzulegen. Ein direkter<br />

Gegenvorschlag ist ein mit der Initia­<br />

tive konkurrierender Vorschlag zur Änderung<br />

der Verfassung, der gleichzeitig<br />

mit der Volksinitiative zur Abst<strong>im</strong>mung<br />

gelangt. Ein indirekter Gegenvorschlag<br />

besteht normalerweise aus einem Parlamentsbeschluss<br />

über eine Gesetzesänderung.<br />

für indirekte Gegenvorschläge<br />

gibt es <strong>im</strong> Gegensatz zu den<br />

direkten Gegenvorschlägen kein befriedigendes<br />

Abst<strong>im</strong>mungsverfahren.<br />

Trotzdem beschliesst die Bundesversammlung<br />

heute bevorzugt indirekte<br />

Gegenvorschläge.<br />

Fakultatives Gesetzesreferendum:<br />

50 000 St<strong>im</strong>mberechtigte können innerhalb<br />

von 100 Tagen seit der amtlichen<br />

Veröffentlichung eine Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

über ein neu erlassenes oder<br />

revidiertes Bundesgesetz verlangen.<br />

VoRPRüfUNG durch Bundeskanzlei<br />

Problem 1: Volksinitiativen werden zu<br />

spät und von der falschen Behörde auf<br />

Gültigkeit geprüft.<br />

VEREINfAchUNG in artikel 139<br />

Problem 2: Weil die Bundesversammlung<br />

gemäss Artikel 139 der Bundesverfassung<br />

eine Volksinitiative für teilweise<br />

ungültig erklären kann, ist es<br />

möglich, dass der zur Abst<strong>im</strong>mung<br />

gelangende Text der Initiative nicht<br />

mit dem bei der Unterschriftensammlung<br />

verwendeten Text übereinst<strong>im</strong>mt.<br />

Nachträglich abgeänderten Volksinitiativen<br />

fehlt jedoch die volle demokratische<br />

Legit<strong>im</strong>ation.<br />

Problem 3: Die Bundesverfassung und<br />

das Bundesgesetz über die politischen<br />

Rechte sehen kein befriedigendes<br />

Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für indirekte<br />

Gegenvorschläge vor. Die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />

werden durch ein uneinheitliches<br />

und kompliziertes Vorgehen<br />

überfordert: Abgest<strong>im</strong>mt wird nur in best<strong>im</strong>mten<br />

Konstellationen, manchmal<br />

mit einem Urnengang, manchmal mit<br />

zwei (dann aber an zwei verschiedenen<br />

Abst<strong>im</strong>mungsterminen, wobei die Reihenfolge<br />

der Abst<strong>im</strong>mungen nicht einheitlich<br />

geregelt ist). Die geltende Regelung<br />

ist nicht nur zu kompliziert. Sie<br />

leidet auch an einem fundamentalen<br />

Problem: Kommt es zu einer Volksabst<strong>im</strong>mung,<br />

gibt es in allen fällen Gruppen<br />

von St<strong>im</strong>mberechtigten, die ihren<br />

Willen aus abst<strong>im</strong>mungstechnischen<br />

Gründen nicht frei ausdrücken können.<br />

Dies verstösst gegen Artikel 34<br />

der Bundesverfassung. Wird der 2010<br />

eingeführte bedingte Rückzug einer<br />

Vorschlag 1: Die Bundeskanzlei soll<br />

jede Volksinitiative, die als ausgearbeiteter<br />

Entwurf lanciert worden ist, bereits<br />

vor der Unterschriftensammlung<br />

summarisch vorprüfen. Die verbindliche<br />

Prüfung soll wie bisher nach der Unterschriftensammlung<br />

stattfinden, und<br />

zwar durch die Bundesversammlung<br />

mit einer Möglichkeit zum Rekurs ans<br />

Bundesgericht. (Quelle: Giusep Nay)<br />

Vorschlag 2: Die bis heute nie verwendete<br />

Kompetenz, eine Volksinitiative für<br />

teilweise ungültig zu erklären, soll aus<br />

der Verfassung gestrichen werden. (Bei<br />

Verstössen, die in der Verfassung aufgeführt<br />

sind, soll weiterhin die gesamte<br />

Initiative für ungültig erklärt werden.) Als<br />

flankierende Massnahme soll Vorschlag<br />

1 realisiert werden. Die Initiativkomitees<br />

erhalten dadurch bereits vor der<br />

Unterschriftensammlung ein summarisches<br />

Prüfungsresultat. Sie tragen aber<br />

die volle Verantwortung für einen verfassungskonformen<br />

Initiativtext.<br />

EINfühRUNG der GesetzesinitiatiVe<br />

Volksinitiative eingesetzt, so bevorzugt<br />

das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren den<br />

von der Parlamentsmehrheit beschlossenen<br />

indirekten Gegenvorschlag.<br />

St<strong>im</strong>mbürger, die den Status quo oder<br />

die Volksinitiative bevorzugen, werden<br />

durch das geltende Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />

stark benachteiligt.<br />

Vorschlag 3: Als Sofortmassnahme<br />

soll der bedingte Rückzug einer Volksinitiative<br />

wieder abgeschafft werden.<br />

Um das geschilderte Problem vollständig<br />

zu lösen, soll mittelfristig die<br />

Gesetzesinitiative eingeführt werden.<br />

Zu Verfassungsinitiativen sollen dann<br />

wie bereits heute <strong>im</strong> Kanton Genf nur<br />

noch direkte Gegenvorschläge (auf Verfassungsstufe)<br />

zulässig sein, zu Gesetzesinitiativen<br />

nur noch Gegenvorschläge<br />

auf Gesetzesstufe. Dies erlaubt die<br />

Verwendung eines einheitlichen Abst<strong>im</strong>mungsverfahrens<br />

ohne die geschilderten<br />

Nachteile.<br />

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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 13<br />

Die Chefredaktoren des «<strong>Landboten</strong>»<br />

ALEXANDER FLEGLER<br />

1836: Die «Landbotegesellschaft» beauftragt<br />

die Druckerei von Heinrich Ziegler mit der Herausgabe<br />

des «<strong>Landboten</strong>». Seit Donnerstag,<br />

dem <strong>24.</strong> <strong>März</strong>, erscheint wöchentlich eine Ausgabe.<br />

Wer die ersten Ausgaben redaktionell betreute,<br />

ist nicht klar. Allerdings wirkt schon <strong>im</strong><br />

ersten Jahr Alexander Flegler, Geschichts- und<br />

Geografielehrer an den höheren Schulen Winterthurs,<br />

als Autor.<br />

OSKAR HUBER<br />

1898: Der Schwiegersohn Zieglers gehört seit 1890<br />

zur Redaktion. Als Ehemann einer der Erbinnen ist Oskar<br />

Huber mehr als 40 Jahre für den Verlag tätig, viele<br />

Jahre als dessen Leiter. Sein Amt als «Chefredaktor»<br />

gibt er – ein überzeugter Sozialdemokrat – aber nach<br />

wenigen Jahren an einen liberaleren Autor ab.<br />

1903 – 1915<br />

HEINRICH RÜEGG<br />

1903: Von Verlag und Politikern gedrängt,<br />

übern<strong>im</strong>mt der Nationalökonom,<br />

der seit 1898 für den «<strong>Landboten</strong>»<br />

schreibt, das Amt des politischen<br />

Leiters. Ihm gelingt es, den<br />

Trend sinkender Abonnentenzahlen<br />

umzukehren. Vor dem Krieg sind es<br />

9000. Als Rüegg zum Präsidenten<br />

des Zürcher Bankrates gewählt wird,<br />

gibt er die «Chefredaktion» ab.<br />

COLETTE GRADWOHL<br />

1836 – 1837<br />

1898 – 1903<br />

SEIT 2006<br />

2006: Einführung des Redaktionssystems<br />

«Woodwing»; Schaffung des Reporterpools.<br />

2007: Start der Zusammenarbeit<br />

mit der «Thurgauer Zeitung», für<br />

welche der «Landbote» den überregionalen<br />

Mantelteil herstellt; Ausbau der lokalen<br />

und regionalen Berichterstattung:<br />

«Stadt» und «Region» erscheinen wieder<br />

mit je eigenem Bund. 2009: Die Finanz-<br />

und Wirtschaftskrise prägt die Zeitung<br />

auch mit einem Einbruch bei den kommerziellen<br />

Einnahmen, was zu einem Personalabbau<br />

führt. 2010: «Der Landbote»<br />

liefert den Mantelteil neu auch an die<br />

«Schaffhauser Nachrichten». Tamedia verkauft<br />

die «Thurgauer Zeitung» an die NZZ-<br />

Gruppe. <strong>2011</strong>: neue Kooperation mit «Zürichsee-Zeitung»,<br />

«Zürcher Oberländer»,<br />

«Zürcher Unterländer» und «Schaffhauser<br />

Nachrichten»; der «Landbote» produziert<br />

für sie den überregionalen Mantelteil.<br />

Und er wird 175 Jahre alt. (cg)<br />

Sie prägten die Geschicke des «<strong>Landboten</strong>». War der Chef* einst gleichzeitig<br />

der einzige Redaktor, leitet heute die Chefin ein Team von 60 Mitarbeitenden.<br />

Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte der Zeitung.<br />

1915 – 1926<br />

CARL RÜEGG<br />

Heinrich Rüegg und der<br />

deutsche Auslandredaktor<br />

Ernst Planck verlassen<br />

1915 fast zeitgleich den<br />

«<strong>Landboten</strong>». Als erfahrenster<br />

Autor verbleibt der<br />

Theologe Carl Rüegg auf<br />

der Redaktion.<br />

1838 – 1839<br />

JOHANN HEINRICH<br />

FORRER-REINHART<br />

1838: Der Aktuar der «Landbotegesellschaft»übern<strong>im</strong>mt<br />

Anfang Jahr die redaktionellen<br />

Aufgaben. Später<br />

wird der Kapitän Forrer-<br />

Reinhart Stadtschreiber und<br />

Stadtrat.<br />

GOTTLIEB ZIEGLER<br />

1886: Bleulers Schwager Gottlieb Ziegler,<br />

der bereits 1877 in die Redaktion eingetreten<br />

ist, erbt nach dessen Tod den Verlag<br />

mitsamt dem «<strong>Landboten</strong>». Obwohl Mitkämpfer<br />

der demokratischen Bewegung,<br />

zielt Zieglers Wirken mehr auf philosophische<br />

Entwicklung denn auf politische Aggression.<br />

Neben dem Besitzer schreiben<br />

drei weitere Redaktoren für die Zeitung.<br />

RUDOLF GERBER<br />

1980: Mit der Einführung des<br />

Leads zwischen Titel und Text<br />

erleichtert der «Landbote» die<br />

Leserführung. 1982: Übergang<br />

<strong>vom</strong> Blei- zum Fotosatz.<br />

Der Computer hält Einzug auf<br />

der Redaktion. Der «Landbote»<br />

wird neu gestaltet, geht <strong>vom</strong><br />

vier- zum fünfspaltigen Blockumbruch<br />

über und erhält eine<br />

klare Ressortstruktur über vier<br />

Bünde. 1984: Die ersten Laptops<br />

werden für die telefonische<br />

Textübermittlung <strong>vom</strong> Ort<br />

des Geschehens in die Redaktion<br />

eingesetzt. 1986: Die Ressorts<br />

Winterthur und Region<br />

werden personell ausgebaut.<br />

Ab 1987 wird wöchentlich das<br />

1886 – 1898<br />

1926 – 1933<br />

ALFRED STAMM<br />

Bereits seit 1915 ist Alfred<br />

Stamm gemeinsam<br />

mit Carl Rüegg für die redaktionellen<br />

Beiträge verantwortlich.<br />

Nach dessen<br />

Ausscheiden 1926 ist der<br />

Jurist der amtsälteste Redaktor.<br />

1839 – 1854<br />

JOHANN JAKOB<br />

DÄTWYLER<br />

1839: Nach dem Züri-Putsch <strong>vom</strong> 6. September<br />

führt Lehrer Dätwyler die Geschicke der<br />

Zeitung. Der «Landbote» ist Oppositionsblatt<br />

und schreibt gegen die konservative Herrschaft<br />

in Zürich an.<br />

Magazin Freizeit/Radio/Fernsehen<br />

<strong>im</strong> Tabloidformat beigelegt,<br />

das 1997 redaktionell erweitert<br />

und neu gestaltet als «Spots»<br />

beiliegt. 1990: Mit dem Konzept<br />

für die 90er-Jahre erhält die<br />

vertiefte Information aus den<br />

Städten und Gemeinden des<br />

Erscheinungsgebietes absolute<br />

Priorität. 1991 wird das Redaktionssystem<br />

Cicero mit Seitengestaltung<br />

durch die Redaktion<br />

am Bildschirm eingeführt. 1992<br />

erhält der «Landbote» ein neues<br />

Erscheinungsbild. 1993: Bilder<br />

erreichen die Redaktion über<br />

Satellit. 1995: Integration der<br />

regelmässigen Seite zum Thema<br />

des Tages. 1997: Beginn<br />

SALOMON BLEULER<br />

1860: Salomon Bleuler beendet das<br />

mehrmonatige Provisorium nach Morells<br />

Abgang. Der Theologe kommt nach<br />

Winterthur, wirkt als Redaktor und kauft<br />

1861 den Verlag des «<strong>Landboten</strong>». Bis<br />

zu seinem Tod 1886 bleibt er dem Verlag<br />

und – abgesehen von einer kurzen Zeit als<br />

Stadtschreiber und später als Stadtrat –<br />

auch der Redaktion als Leiter treu. 1864<br />

gestaltet Bleuler das Blatt neu und baut<br />

Berichterstattung wie Redaktion aus.<br />

Zahlreiche weitere Anpassungen folgen.<br />

1933 – 1958<br />

OSKAR HÜRSCH<br />

1860 – 1886<br />

Oskar Hürsch, durch die Heirat mit einer<br />

Tochter von Oskar Huber ebenfalls Mitglied<br />

der Verlegerfamilie geworden, ist<br />

seit 1928 zeichnender Redaktor. Der<br />

Theologe übern<strong>im</strong>mt die Chefredaktion<br />

1933. Unter seiner Leitung beurteilt der<br />

«Landbote» totalitäre Reg<strong>im</strong>es bereits vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg weit kritischer, als<br />

es der Bundesrat zulassen will. Hürsch<br />

prägt, auch über seine Pensionierung<br />

1958 hinaus, die Geschicke des Unternehmens<br />

bis zu seinem Tod 1979.<br />

1980 – 2006<br />

der Kooperationsgespräche mit<br />

den «Zürcher Landzeitungen»,<br />

der «Thurgauer Zeitung» und den<br />

«Schaffhauser Nachrichten».<br />

1998: Das Internetportal www.<br />

landbote.ch geht online. Umzug<br />

der Redaktion <strong>vom</strong> Garnmarkt 1<br />

in die Nummer 10. 1999: Neugestaltung<br />

der Zeitung mit durchgehend<br />

farbigen Bildern. 2005:<br />

Die Redaktion wird reorganisiert<br />

und erhält einen Newsroom. Der<br />

«Landbote» wird in seiner Struktur<br />

und Gestaltung völlig erneuert.<br />

2006: Rudolf Gerber übergibt<br />

die Chefredaktion an Colette<br />

Gradwohl. Sie ist nach 170<br />

Jahren die erste Frau in dieser<br />

Position. (rg)<br />

1855 – 1857<br />

JOHANNES SCHERR<br />

1855: Nach dem Tod Dätwylers folgt der Schriftsteller<br />

Scherr, ein deutscher Philosoph und Historiker. Als<br />

der «Landbote» <strong>im</strong> August 1857 <strong>vom</strong> Wochen- zum<br />

Tagesblatt wird, tritt Scherr zurück.<br />

1857 – 1858<br />

JOHANNES<br />

WILPERT OTTIKER<br />

1857: Der Sternenberger<br />

Kantonsprokurator, Zürcher<br />

Korrespondent des «<strong>Landboten</strong>»,<br />

wird für die Schriftleitung<br />

gewonnen. Doch<br />

auch er ist der Arbeitslast<br />

nicht gewachsen und gibt<br />

bereits nach sechs Monaten<br />

ab.<br />

1858 – 1860<br />

KARL MORELL<br />

1858: Der St. Galler Jurist und Gelegenheitsdichter<br />

kann sich weder mit der Arbeitslast noch<br />

der «Fülle von Ärger» – man warf ihm offenbar<br />

einen Haufen Kot ins Arbeitsz<strong>im</strong>mer – anfreunden<br />

und tritt nach zwei Jahren ab.<br />

1959 – 1966<br />

VIKTOR JENT<br />

Bereits 1938 in die Redaktion eingetreten,<br />

übern<strong>im</strong>mt Viktor Jent 1959 die Verantwortung<br />

für den redaktionellen Inhalt.<br />

1967 – 1980<br />

ARTHUR BAUR<br />

1967 stösst der Altphilologe Arthur Baur<br />

als Chefredaktor zum «<strong>Landboten</strong>». In<br />

seine Zeit fällt unter anderem die Standortbest<strong>im</strong>mung<br />

des Verlages von 1974.<br />

Darin hält der Verwaltungsrat der Ziegler<br />

Druck- und Verlags-AG unter anderem<br />

die Verpflichtung des Blattes zum bereits<br />

seit mehr als 130 Jahren gepflegten<br />

schweizerischen Liberalismus ausdrücklich<br />

fest. Auf Anfang <strong>März</strong> 1980<br />

geht Arthur Baur in den Ruhestand und<br />

übergibt die Leitung Rudolf Gerber.<br />

* Die Bezeichnung «Chefredaktor» wird<br />

<strong>im</strong> Impressum des «<strong>Landboten</strong>» erst seit<br />

Anfang 1940 ausgewiesen. Bis dahin waren<br />

«zeichnende Redaktoren» für das<br />

Blatt tätig. Für diese leicht vereinfachte<br />

Übersicht ist der jeweils amtsälteste zeichnende<br />

Redaktor beziehungsweise der als<br />

politischer Leiter ausgewiesene Autor<br />

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DEr LANDBOTE<br />

DonnerStaG, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhrE LANDBOTE l 17<br />

Grossstadt und grösste Landgemeinde<br />

zürich. Der «Landbote» wurde gegründet, um als St<strong>im</strong>me<br />

der Landschaft den Stadtzürcher Herren die Meinung zu sagen.<br />

Haben sich die alten Fronten aufgelöst? Hat Winterthur – nun<br />

selbst Grossstadt – in der Kantonspolitik gar die Seite gewechselt?<br />

Jakob bächtold und<br />

katharina baumann<br />

Die grüne Winterthurer Kantonsrätin<br />

Lilith Hübscher sagt es unverblümt:<br />

«Manchmal behandeln uns die Stadtzürcher<br />

als Landeier – <strong>im</strong> Parlamentsbetrieb<br />

und auch in unserer Fraktion.»<br />

Auch wenn die Stadt-Land-Rhetorik<br />

häufig bloss für Sticheleien benutzt<br />

werde: Ab und zu hätten die Hauptstädter<br />

die Tendenz, die kleineren Gemeinden<br />

als «Provinz» zu betrachten.<br />

Hübscher findet deshalb, dass Lokalpatriotismus<br />

auch heute noch nötig<br />

sei, damit eine Region <strong>im</strong> Kantonsrat<br />

nicht zu kurz komme. Und Winterthur<br />

habe manchmal <strong>im</strong>mer noch die traditionelle<br />

Rolle als «grösste Landgemeinde»<br />

des Kantons.<br />

Andere Winterthurer Kantonsparlamentarier<br />

empfinden die Unterschiede<br />

zwischen Hauptstadt und Umland<br />

als nicht mehr so gravierend: «Es<br />

wäre übertrieben von einem Stadt-<br />

Land-Graben zu sprechen», sagt etwa<br />

Oskar Denzler (FDP). Abgesehen von<br />

einzelnen Themen wie dem Finanzausgleich<br />

komme es nur noch selten<br />

zu Konflikten. Dann sieht er die Rol-<br />

Yvonne Beutler<br />

Fraktionspräsidentin<br />

SP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Mein Tag beginnt<br />

mit dem «<strong>Landboten</strong>».<br />

Damit ich<br />

mich nie darüber<br />

streiten muss, wer<br />

den «<strong>Landboten</strong>» zuerst lesen darf,<br />

habe ich einen Zürcher geheiratet ...<br />

Besonders kritisch lese ich die Ratsberichterstattung<br />

– ist sie ausgewogen,<br />

fair? Wie ich von den Fraktionspräsidentenkollegen<br />

weiss, glauben<br />

alle hin und wieder, zu kurz zu kommen.<br />

Das bedeutet wohl, dass die Redaktion<br />

einen guten Job macht.<br />

le der Winterthurer eher als Brückenbauer.<br />

«Dafür sind wir als ‹ländliche<br />

Stadt› in einer guten Position.» Dieter<br />

Kläy (FDP) erklärt, dass die Streitigkeiten<br />

zwischen Stadt und Land abgenommen<br />

haben, seit 1998 die finanziellen<br />

kantonalen Abgeltungen für<br />

«zentralörtliche Aufgaben» festgeschrieben<br />

worden sind.<br />

«Winterthur ist nach wie vor ein<br />

Sonderfall», sagt René Isler (SVP).<br />

Doch das Verhältnis zur Hauptstadt<br />

habe sich entspannt. Eine Beobachtung<br />

Islers: In manchen Bereichen,<br />

wie etwa bei den Polizeikorps, habe<br />

Winterthur ein deutlich besseres und<br />

unverkrampfteres Verhältnis zum<br />

Kanton als die Stadt Zürich.<br />

Gut gekämpft<br />

Willy Germann (CVP) lobt, wie hervorragend<br />

Winterthur be<strong>im</strong> Aushandeln<br />

des neuen Finanzausgleichs gekämpft<br />

habe: «Da war die Lobbyarbeit<br />

entschieden besser als noch vor<br />

ein paar Jahren.» Als er vor 20 Jahren<br />

in den Kantonsrat gewählt wurde, sei<br />

er erschrocken, wie gross die Distanz<br />

zwischen Winterthur und «dem Kanton»<br />

oftmals war. Die Stadtzürcher<br />

christa Kern<br />

Fraktionspräsidentin<br />

SVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Einen wichtigen<br />

Beitrag zu dieser<br />

Zeitung leisten die<br />

Leserbriefschreiber.<br />

Diese Statements<br />

sind ein wichtiger Gradmesser<br />

für uns Parlamentarier – man erkennt,<br />

wo der Schuh drückt! Auch wir nutzen<br />

dieses Instrument, um Informationen<br />

weiterzugeben. Nicht <strong>im</strong>mer<br />

ganz zufrieden sind wir mit der Ratsberichterstattung.<br />

Über manche Geschäfte,<br />

welche behandelt wurden, ist<br />

<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» nichts zu lesen.<br />

Wer liest hier <strong>im</strong> Kantonsratssaal den «<strong>Landboten</strong>»? Bild: Peter Würmli<br />

hätten ihre Anliegen viel besser eingebracht.<br />

Unterdessen habe das gebessert.<br />

Der Stadt-Land-Unterschied sei<br />

ohnehin nicht mehr so entscheidend.<br />

Germann sieht heute eher eine Konfliktlinie<br />

zwischen den «ärmeren» Gebieten<br />

und den «reichen» Gemeinden<br />

in der kantonalen Politik. Insgesamt<br />

glaubt der CVP-Politiker, dass die<br />

Stadt Zürich in gewissen Punkten <strong>im</strong>mer<br />

noch bevorzugt behandelt werde.<br />

Barbara Günthard<br />

Fraktionspräsidentin<br />

FDP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Der «Landbote»<br />

ist für mich wie<br />

ein Spiegel unserer<br />

politischen Arbeit<br />

aus Sicht der Bürger.<br />

Es ist die Aufgabe des «<strong>Landboten</strong>»,<br />

uns auf Dinge aufmerksam<br />

zu machen, die wir übersehen, sollten<br />

wir wegen der grossen Nähe etwas<br />

betriebsblind geworden sein. Ich<br />

schätze die kritische Begutachtung<br />

unserer Arbeit – sei es <strong>vom</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />

oder von den betroffenen Menschen<br />

selbst.<br />

Das sehe man beispielsweise bei der<br />

Verteilung der Lotteriegelder: «Winterthur<br />

spielt manchmal <strong>im</strong>mer noch<br />

die Rolle eines Mauerblümchens und<br />

ist viel zu brav», sagt Germann.<br />

Mehrere der Winterthurer Politikerinnen<br />

und Politiker <strong>im</strong> Kantonsrat<br />

sind der Meinung, der gesamte Kanton<br />

sei in den vergangenen Jahren und<br />

Jahrzehnten städtischer geworden: «Es<br />

gibt nur noch ganz wenige Gebiete <strong>im</strong><br />

Michael zeugin<br />

Fraktionspräsident<br />

GLP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Der «Landbote»<br />

hat eine 175-jährige<br />

liberale Tradition.<br />

Das Ziel des<br />

Liberalismus ist die<br />

Freiheit, die laufend erkämpft werden<br />

muss. Dazu gehört die Überzeugung,<br />

dass Wissen nicht absolut, sondern<br />

temporär ist. Diesem Spannungsfeld<br />

und dieser Herausforderung stellt<br />

sich der «Landbote», seit ich ihn kenne.<br />

Darüber hinaus ist mir diese Zeitung<br />

ein Stück He<strong>im</strong>at. Ich fühle mich<br />

mit den Inhalten stark verbunden.<br />

Kanton, die wirklich ländlich geprägt<br />

sind», sagt etwa Hedi Strahm (SP).<br />

Der ganze Kanton sei mittlerweile wie<br />

eine einzige Stadt: «Die S-Bahn funktioniert<br />

heute so wie früher das Tram<br />

in der Stadt Zürich.» Darum seien die<br />

meisten Probleme auch gemeindeübergreifend,<br />

sagt Strahm. Lösungen<br />

müssten deshalb miteinander gesucht<br />

werden – nicht gegeneinander.<br />

Im Ton ländlich<br />

Martin Geilinger (Grüne) findet, dass<br />

Winterthur in der Kantonspolitik heute<br />

oft dieselben Standpunkte einnehme<br />

wie Zürich, «weil wir als städtische<br />

Zentren dieselben Probleme haben».<br />

In einem Punkt sei Winterthur nach<br />

wie vor ländlich geprägt: «Die Diskussionskultur<br />

in der Stadt Zürich ist konfrontativ.<br />

In Winterthur redet man <strong>im</strong>mer<br />

noch miteinander, als wäre man<br />

auf dem Land. Das schätze ich sehr.»<br />

Für Regierungsrat Hans Hollenstein<br />

ist klar, dass er sich auch als kantonaler<br />

Politiker über die Interessen<br />

der Region Winterthur informiert:<br />

«Denn die Perspektiven der Stadt und<br />

der Region Winterthur sind für meine<br />

Arbeit als Regierungsrat unverzichtbar.»<br />

Dafür lese er den «<strong>Landboten</strong>» –<br />

aber auch noch aus anderen Gründen:<br />

«Ich möchte als Winterthurer über die<br />

lokalen Ereignisse <strong>im</strong> Bild sein», sagt<br />

Hollenstein. «Das geht nur mit der<br />

Lektüre der Lokalzeitung.»<br />

Darum LeSen WiNTErThUrEr POLiTiKEr Den «LanDBoten»<br />

Nik Gugger<br />

Fraktionspräsident<br />

eVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Wer über Winterthur<br />

informiert sein<br />

will, kommt um den<br />

«<strong>Landboten</strong>» nicht<br />

herum. Für mich<br />

als Lokalpolitiker ist neben den Leserbriefen<br />

vor allem der ausführliche<br />

Lokalteil von entscheidender Bedeutung.<br />

Auf seinen Mut, heikle Themen<br />

anzusprechen, und seine Gespür dafür,<br />

die wichtigen Themen zu erkennen,<br />

ist stets Verlass. Manchmal nur<br />

wünschte ich mir ein bisschen mehr<br />

Neutralität.<br />

Jacqueline Fehr<br />

nationalrätin<br />

SP<br />

Interessanterweise<br />

lese ich den «<strong>Landboten</strong>»<br />

besonders<br />

intensiv, wenn ich<br />

in Bern bin. Das<br />

zeigt, dass er den Leserinnen und<br />

Lesern das Geschehen unserer Stadt<br />

auf eine lebendige Art nahebringt.<br />

Ich lese vor allem den Lokalteil und<br />

die Leserbriefseite. Ich möchte mitbekommen,<br />

was die Menschen in der<br />

Stadt bewegt. Fürs «Inland» steht nur<br />

wenig Platz zur Verfügung, darum ist<br />

die Auswahl manchmal gar zufällig.<br />

rené harlacher<br />

Fraktionspräsident<br />

CVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />

Der «Landbote» ist<br />

nahe am Puls der<br />

Bevölkerung und<br />

deckt auf, was die<br />

Winterthurerinnen<br />

und Winterthurer beschäftigt. Das<br />

zeigt mir, wo die wichtigen Themen<br />

sind, und gibt einen guten Gradmesser<br />

für die Sorgen der Bevölkerung<br />

ab. Ich schätze die breite Berichterstattung<br />

über die Sitzungen des Gemeinderats<br />

– so finden wir Lokalpolitiker<br />

unsere Standpunkte objektiviert<br />

in der Zeitung wieder.<br />

Markus hutter<br />

nationalrat<br />

FDP<br />

Der «Landbote»<br />

informiert seriös.<br />

Aber er hat sich<br />

<strong>vom</strong> gegen die Zürcher<br />

Aristokratie<br />

gerichteten Winterthurer Sprachrohr<br />

seiner Gründungszeit zu einer ganz<br />

normalen Regionalzeitung mit Hang<br />

zur Hofberichterstattung gewandelt.<br />

Ich wünschte mir, er würde zuweilen<br />

den medialen Meinungsgleichklang<br />

stören, sich vermehrt für seine Leserinnen<br />

und Leser wehren und das Gespräch<br />

mit uns Politikern suchen.<br />

Ernst Wohlwend<br />

Winterthurer<br />

Stadtpräsident SP<br />

Für die politische<br />

Meinungsbildung<br />

in der Stadt ist der<br />

«Landbote» eine<br />

unverzichtbare Basis.<br />

Es ist zu wünschen, dass der Einfluss<br />

der Tamedia beschränkt und die<br />

Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Die<br />

Zeitung hat sich <strong>vom</strong> bürgerlichen<br />

Hofblatt zur Forumszeitung entwickelt.<br />

Meine Kritik: Die reisserischen<br />

Titel suggerieren manchmal eine andere<br />

Geschichte als jene, die dann tatsächlich<br />

folgt.<br />

Marlies Bänziger<br />

nationalrätin<br />

Grüne<br />

Der «Landbote»<br />

ist meine Lokalzeitung,<br />

die ich seit<br />

Jahr und Tag lese,<br />

mir manchmal richtiggehend<br />

zu Gemüte führe. Winterthur<br />

ist mein politischer Boden, hier<br />

habe ich meine Wurzeln. Mit dem<br />

Ausbau des Mantelteils lese ich vermehrt<br />

auch Hintergrundseiten, die<br />

mir häufig gefallen. Diese neue Entwicklung<br />

gefällt mir sehr. Die lokale<br />

Politik dürfte gerne kritischer betrachtet<br />

und hinterfragt werden.<br />

Jürg Stahl<br />

nationalrat<br />

SVP<br />

Für mich ist der<br />

«Landbote» das<br />

seriöse Medium in<br />

Winterthur. Auch<br />

wenn Politiker aller<br />

Seiten überzeugt sind, dass mehr<br />

über sie berichtet werden müsste.<br />

Mir hat die Zusammenarbeit mit der<br />

«Thurgauer Zeitung» gut gefallen,<br />

da ich in der Region Nordostschweiz<br />

viele Ähnlichkeiten sehe. Die Region<br />

Winterthur muss <strong>im</strong> Kanton<br />

Zürich schauen, dass sie nicht zu<br />

kurz kommt.<br />

Maja ingold<br />

nationalrätin<br />

eVP<br />

Ich schenke meinen<br />

erwachsenen Kindern<br />

ein «Landbote»-Jahresabo.<br />

Das<br />

sagt sehr viel über<br />

den Stellenwert und das Vertrauen,<br />

das ich der Zeitung entgegenbringe.<br />

Für die Kinder will man nur das Beste.<br />

Es beinhaltet für mich die tägliche<br />

Information über das, was unsere<br />

Gesellschaft wünscht, braucht, fragt,<br />

politisch entscheidet, sich gegenseitig<br />

anbietet, um das Zusammenleben in<br />

dieser Stadt zu gestalten.<br />

Jürg Altwegg<br />

Fraktionspräsident<br />

Grüne, Gemeinderat<br />

Die Metapher des<br />

Felsens in der Brandung<br />

passt gut zum<br />

«<strong>Landboten</strong>»: Trotz<br />

aller Gratiszeitungen<br />

und Lokalbünde hat er seinen<br />

Platz in der Winterthurer Medienlandschaft<br />

halten können. Die unabhängige<br />

Berichterstattung über hiesig Relevantes<br />

ist für eine freie Meinungsbildung<br />

von grosser Bedeutung. Darum<br />

ist der Stadtbund des «<strong>Landboten</strong>»<br />

für mich als Politiker eine unverzichtbare<br />

Informationsquelle.<br />

chantal Galladé<br />

nationalrätin<br />

SP<br />

Als Kind war der<br />

«Landbote» die<br />

erste Zeitung, die<br />

ich zu lesen begann,<br />

und er begleitet<br />

mich bis heute. Im Laufe der<br />

Jahre habe ich vor allem eines besonders<br />

zu schätzen gelernt: der seriöse<br />

und unaufgeregte Journalismus. Was<br />

mir als Politikerin fehlt, ist die Möglichkeit,<br />

Überlegungen zur Politik an<br />

die Menschen meiner He<strong>im</strong>atstadt<br />

weiterzugeben, zum Beispiel in Form<br />

einer Kolumne.<br />

Verena Diener<br />

zürcher Ständerätin<br />

GLP<br />

Den «<strong>Landboten</strong>»<br />

habe ich schon<br />

als Regierungsrätin<br />

schätzen gelernt.<br />

Der Inhalt<br />

hat wohltuenden Charakter. In einer<br />

Zeit, wo vor allem schrille und aggressive<br />

Töne die Medien prägen,<br />

hebt sich der «Landbote» ab. Kritische<br />

Berichterstattung wird hier nicht<br />

mit polemischen Tönen versehen. Ich<br />

hoffe, dass diese Qualität aufrechterhalten<br />

werden kann und nicht dem<br />

ökonomischen Druck weichen muss.


Wir gratulieren dem <strong>Landboten</strong> herzlich<br />

Dielsdorf<br />

Schaffhausen<br />

Bülach<br />

Zürich<br />

zum 175-jährigen Jubiläum!<br />

Andelfingen<br />

Meilen<br />

Horgen<br />

Winterthur<br />

Uster<br />

Höfe<br />

Pfäffikon<br />

Stäfa<br />

Wetzikon<br />

Rapperswil<br />

March<br />

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DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 19<br />

Lothar Dostal, seit 1999 Geschäftsführer der Ziegler Druck- und Verlags-AG, erinnert sich an die Veränderungen, die er in der Medienbranche erlebt hat. Bild: Heinz Diener<br />

Auslaufmodell oder Lebensqualität?<br />

Erinnern Sie sich noch an eine Zeit,<br />

als die Tageszeitungen mehrheitlich<br />

schwarz-weiss waren? Farbige Bilder<br />

wurden, wenn überhaupt, auf den Inserateseiten<br />

verwendet. Es gab erst<br />

zwei Sonntagszeitungen. Gratiszeitungen<br />

erschienen wöchentlich einmal<br />

und waren Inserateträger ohne nennenswerten<br />

Informationsgehalt. Das<br />

Internet hatte noch kaum eine Bedeutung,<br />

und nur fortschrittliche Verlage<br />

stellten ihre Artikel nach dem Erscheinen<br />

der Zeitung auch ins Netz. Das gelegentliche<br />

Übermitteln von E-Mails<br />

liess die Mailbox, sofern man bereits<br />

einen PC am Arbeitsplatz hatte, noch<br />

überschaubar. Mobiltelefone dienten<br />

ausschliesslich dem Telefonieren und<br />

wurden meist nur von Mitarbeitenden<br />

<strong>im</strong> Aussendienst benutzt. Fernsehen<br />

und Radio boten neben den Schweizer<br />

Programmen einige wenige ausländische<br />

Sender, hauptsächlich aus<br />

unseren Nachbarländern. Wer mehr<br />

wollte, brauchte eine dieser Satellitenschüsseln,<br />

die dann in grosser Zahl<br />

die Wohnsiedlungen unserer ausländischen<br />

Bevölkerung prägten. Lokalradios<br />

und Lokalfernsehen steckten in<br />

den Anfängen und waren für die Betreiber<br />

grosse Verlustgeschäfte.<br />

Die Tageszeitung war das Medium,<br />

welches in übersichtlicher Form die<br />

Neuigkeiten aus der Welt und der<br />

Region am <strong>Morgen</strong> auf nahezu jeden<br />

Frühstückstisch brachte. Zeitungen,<br />

wie beispielsweise «Der Landbote»,<br />

erreichten in ihren Kerngebieten eine<br />

Abdeckung von<br />

mehr als 65 Pro-<br />

zent der Haushalte.<br />

Wohnungs- und<br />

Stellensuche oder<br />

Kauf und Verkauf<br />

eines Occasionsautos<br />

waren ohne<br />

Zeitungsinserate<br />

nicht denkbar.<br />

Das entwichene<br />

Haustier oder Hausrat, der gratis abzugeben<br />

war, fanden sich in den Kleinanzeigen.<br />

Von welcher Zeit spreche ich? War<br />

das vor zwanzig, dreissig oder mehr<br />

Jahren? Nein, das war genau der<br />

Stand vor zwölf Jahren, als ich <strong>im</strong> August<br />

1999 das Amt des Geschäftsführers<br />

der Ziegler Druck- und Verlags-<br />

AG übernommen hatte.<br />

«Nichts ist älter als die Zeitung von<br />

gestern.» Dieser bekannte Spruch <strong>im</strong>-<br />

«Die Umwälzungen<br />

sind in einem<br />

atemberaubenden<br />

Tempo erfolgt»<br />

pliziert, dass Veränderungen <strong>im</strong> Zeitungsgeschäft<br />

zum Alltag gehören –<br />

seien es auch nur jene der täglichen<br />

Nachrichtenlage. Und auch die schrittweisen,<br />

epochalen Veränderungen <strong>im</strong><br />

Geschäftsmodell Zeitung gab es <strong>im</strong>mer,<br />

aber sie vollzogen sich über lange<br />

Zeiträume hinweg. Die tiefgreifenden<br />

Umwälzungen in der Zeitungslandschaft<br />

in der letzten Dekade sind<br />

dagegen in einem atemberaubenden<br />

Tempo erfolgt.<br />

Fluch und Segen zugleich<br />

Das Internet ist aus unserem Alltag<br />

nicht mehr wegzudenken. Eine Flut<br />

von Meldungen aus dem hintersten<br />

Winkel unserer vernetzten Welt, <strong>im</strong><br />

Sekundentakt ergänzt oder auch wieder<br />

gelöscht, erreicht uns dank Handy<br />

oder iPad an fast jedem Ort. Wie viele<br />

dieser unzähligen «wichtigen» Detailinformationen<br />

haben morgen noch<br />

Bestand? Und was passiert eigentlich<br />

in meiner Nachbarschaft? Es<br />

sind meist die Grossereignisse, die <strong>im</strong><br />

Internet stattfinden, unter dem Pr<strong>im</strong>at<br />

der Klicks. Denn diese sollen Werbeeinnahmen<br />

bringen.<br />

Konnte mein Vorgänger noch mit<br />

Stolz darauf verweisen, dass er keinen<br />

Computer an seinem Arbeitsplatz hatte<br />

– er hätte schliesslich Wichtigeres<br />

zu tun, als Mails zu schreiben – , so ist<br />

der Computer heute bis in alle Bereiche<br />

unserer Arbeitsplätze <strong>im</strong> ganzen<br />

Unternehmen vorgedrungen. Mein<br />

PC quillt über von Mails, die mich<br />

wirklich nur zum<br />

Teil oder über-<br />

haupt nicht interessieren<br />

und deren<br />

Bearbeitung,<br />

auch wenn es nur<br />

das Löschen ist,<br />

inzwischen einen<br />

beachtlichen<br />

Teil meines Pensums<br />

in Anspruch<br />

n<strong>im</strong>mt. Selbst an auswärtigen Terminen,<br />

an Wochenenden und in den Ferien<br />

sind wir vor den guten oder auch<br />

weniger guten Nachrichten aus unserem<br />

Unternehmen nicht verschont.<br />

Manchmal sehne ich mich nach Unerreichbarkeit,<br />

und wenn es nur für<br />

einen Tag ist.<br />

Natürlich ist «Zeitung machen»<br />

ohne Computer heute ein Unding und<br />

schlicht unmöglich. Mit allen Gefahren,<br />

die «copy and paste» so mit sich<br />

bringt, und der daraus zunehmenden<br />

Gefahr der Oberflächlichkeit.<br />

Stellen, Wohnungen, Kinoprogramm<br />

oder Occasionsautos – für alles<br />

gibt es heute viele Plattformen<br />

<strong>im</strong> Internet. Kaufen oder verkaufen,<br />

eBay, Ricardo und viele andere sind<br />

mit einem Klick auf unserem Display.<br />

Alles ist online, alles ist sofort verfügbar,<br />

wenn man gezielt danach sucht.<br />

Nur der Überblick bei der Flut der<br />

Angebote und Informationen geht<br />

mehr und mehr verloren.<br />

«Für zufällige<br />

Entdeckungen bleibt<br />

<strong>im</strong> Internet weder Zeit<br />

noch Raum»<br />

Kabel sei Dank hat jeder Haushalt<br />

die Qual der Wahl unter mindestens<br />

35 Fernsehprogrammen und ebenso<br />

vielen Radiosendern. Die Qualität<br />

sinkt zusehends, die Austauschbarkeit<br />

der Sendungen häuft sich. Doch auch<br />

Kabel ist schon von gestern. Das Internet<br />

wird die Fernsehzukunft übernehmen<br />

und für uns die Programmauswahl<br />

vornehmen. Wir müssen nur noch<br />

unsere Präferenzen eingeben. Für zufällige<br />

Entdeckungen bleibt weder Zeit<br />

noch Raum, dafür genügend Spielraum<br />

für Internetpiraten, die Informationen<br />

über unsere Vorlieben «verwerten».<br />

Unsere Kids können sich spätestens<br />

ab dem Alter von zehn Jahren kein<br />

Leben mehr ohne Handy vorstellen.<br />

Wie soll man sich sonst auch verabreden,<br />

wie miteinander kommunizieren,<br />

wie sich <strong>im</strong> Ausgang finden? Und<br />

wenn man sich dann nach vielen SMS<br />

doch gefunden hat, worüber reden die<br />

Kids miteinander, wo doch jeder sowieso<br />

über alles schon informiert ist,<br />

aber doch nichts Genaues weiss?<br />

Kampf um Aufmerksamkeit<br />

Jeden <strong>Morgen</strong> überschwemmt eine<br />

Gratiszeitung die öffentlichen Transportmittel.<br />

Über eine Million Leser<br />

richten ihre Augen auf die Häppcheninformationen.<br />

Das Gleiche wiederholt<br />

sich am Abend mit einem anderen<br />

Gratisblatt.<br />

Am Sonntag sorgt inzwischen mehr<br />

als ein halbes Dutzend Sonntagszei-<br />

tungen dafür, dass das Wochengeschehen<br />

nochmals wiedergekäut wird,<br />

und lässt auch noch Mutmassungen<br />

darüber, was in der kommenden Woche<br />

erfolgen könnte, in unsere Köpfe<br />

einfliessen. So viele Horrorszenarien,<br />

wie sie in den Sonntagsblättern an die<br />

Wand gemalt werden, können Gott sei<br />

Dank gar nicht eintreffen.<br />

Die Tageszeitungen versuchen mit<br />

guter Berichterstattung über mehrheitlich<br />

regionale Themen dagegenzuhalten.<br />

Sie bieten vermehrt Hintergrundinformationen<br />

zu den aktuellen<br />

nationalen und internationalen Ereignissen<br />

an. Die Zeitungsartikel sind<br />

auch <strong>im</strong> Internet verfügbar, für Abonnenten<br />

als Zusatznutzen gratis. Aber<br />

der Stand der abonnierten Tagespresse<br />

wird schwieriger, die wirtschaftliche<br />

Basis schmäler.<br />

Vielen Zeitungen sind in den letzten<br />

Jahren der ständige Abonnentenschwund<br />

und die <strong>im</strong>mer härter werdenden<br />

Bedingungen <strong>im</strong> Inseratenmarkt<br />

schon zum Verhängnis geworden.<br />

Sie wurden<br />

an die Grossen<br />

verkauft und sind<br />

bestenfalls noch<br />

Kopfblätter, oder<br />

sie mussten ganz<br />

eingestellt werden.<br />

Aber dieser Wettbewerbsdruck<br />

ist<br />

nicht neu, und das<br />

Gute konnte sich<br />

meistens, wenn auch mit Anpassungen<br />

an die Erfordernisse, durchsetzen.<br />

Und wo soll da die Tageszeitung<br />

«Der Landbote» bleiben? Gibt es<br />

überhaupt noch eine Zukunft für den<br />

«<strong>Landboten</strong>»? Was bieten wir mehr<br />

als das, was schon überall gratis verfügbar<br />

ist?<br />

Der kleine, tägliche Luxus<br />

Bei mir zu Hause hängt ein Plakat,<br />

welches eine goldene Kaffeetasse mit<br />

dampfendem Inhalt zeigt. «Coffee, the<br />

luxury you can afford every day» steht<br />

darüber. Es stammt aus einer Zeit, wo<br />

Kaffee wirklich noch ein Luxus war.<br />

Wird die Tageszeitung nun zum Luxus,<br />

den man sich jeden Tag leisten kann –<br />

oder sogar leisten soll? Eine halbe<br />

Stunde der Entspannung, zurückgezogen<br />

aus der Hektik des Alltags.<br />

Mit Nachrichten, die übersichtlich,<br />

verlässlich und fundiert geschrieben<br />

wurden. Mit Neuigkeiten aus mei-<br />

«Finden – das ist<br />

der wahre Gewinn<br />

bei der Lektüre<br />

einer Tageszeitung»<br />

ner Nachbarschaft, meinem Lebensumfeld,<br />

den Bereichen, die für mich<br />

und meine Familie am wichtigsten<br />

sind und uns unmittelbar berühren.<br />

Und mit Einordnungen, Zusammenhängen<br />

und Kommentaren, die mich<br />

zum Nachdenken und zur Diskussion<br />

anregen. Und das zu einem Preis, der<br />

dem Viertel einer Tasse Kaffee <strong>im</strong><br />

Restaurant entspricht. Ist das nicht<br />

ein Luxus, den man sich täglich leisten<br />

muss? Der Genuss be<strong>im</strong> Lesen<br />

einer Tageszeitung liegt auch darin,<br />

dass nicht nur Suchen als Motiv des<br />

Lesens dient. Finden, und zwar auch<br />

Nachrichten, Berichte, Kommentare,<br />

die über unsere tägliche Standardration<br />

an Informationen hinausgehen –<br />

das ist der wahre Gewinn bei der Lektüre<br />

einer Tageszeitung.<br />

Nicht alle werden sich diesen Luxus<br />

leisten wollen, aber ich glaube, Zeitungsleser<br />

werden die Menschen sein,<br />

die das Leben mitbest<strong>im</strong>men wollen,<br />

die aktiv dazu beitragen wollen, eine<br />

Zukunft zu gestalten, in der Individualität<br />

und Integrität<br />

noch einen<br />

Platz haben und<br />

in der Wissen vor<br />

Halbwissen steht.<br />

Nichts gegen die<br />

Net-User. Auch<br />

das hat seine Berechtigung.<br />

Aber<br />

um komplexe Zusammenhänge<br />

auch zu verstehen, braucht es mehr<br />

als ein Überfliegen der Meldung am<br />

Bildschirm. Die Nachrichtenwelt findet<br />

auf vielen Kanälen statt. Tageszeitungen<br />

bleiben weiterhin einer<br />

davon.<br />

Wenn wir also auch in Zukunft eine<br />

spannende Tageszeitung machen, die<br />

auf Wahrheit und Lebensnähe baut<br />

und die Bedürfnisse ihrer Leserinnen<br />

und Leser kennt und aufgreift, ist mir<br />

um die Zukunft des «<strong>Landboten</strong>» nicht<br />

bange, auch nach 175 Jahren mit allen<br />

nötigen Anpassungen an die Erfordernisse<br />

der Zeit. Und dass wir in absehbarer<br />

Zeit nur noch unter «www.landbote.ch»<br />

gelesen werden, glaube ich<br />

schlichtweg nicht, auch wenn ich mich<br />

über jede Abonnentin, jeden Abonnenten<br />

freue, der sich auch <strong>im</strong> Netz<br />

mit dem «<strong>Landboten</strong>» informiert.<br />

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DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 21<br />

Er kennt den «<strong>Landboten</strong>»<br />

schon seit über 60 Jahren. Alt<br />

Stadtammann Paul Angst kann<br />

sich auch nach seiner jahre-<br />

langen Politkarriere keinen Tag<br />

ohne Zeitung vorstellen.<br />

elisabetta antonelli<br />

Fein säuberlich liegt der «Landbote»<br />

auf dem Salontisch neben der «Neuen<br />

Zürcher Zeitung». Paul Angst setzt<br />

sich auf das Sofa, n<strong>im</strong>mt den «<strong>Landboten</strong>»<br />

zur Hand und liest von vorne<br />

bis hinten – wie <strong>im</strong>mer, seit Jahren.<br />

Paul Angst kennt den «<strong>Landboten</strong>»<br />

und seine Stadt wie wohl wenig andere<br />

Winterthurerinnen und Winterthurer.<br />

Und er kennt eine Zeit, in der die<br />

Zeitungen noch ganz anders gemacht<br />

wurden als heute. Das zeigt zum Beispiel<br />

diese Episode aus seinem Leben:<br />

Es war seine erste Wahl zum Stadtammann,<br />

1957. Paul Angst wurde damals,<br />

als 25-Jähriger, von den Demokraten<br />

unterstützt. In einer Nacht heftete<br />

der Gegenkandidat Plakate an<br />

die Telefonmasten der Stadt, mit Aussagen,<br />

die Paul Angst richtigstellen<br />

wollte. «Noch am Vormittag verfasste<br />

ich einen Artikel und brachte ihn um<br />

8 Uhr in die Redaktion. Um 12 Uhr<br />

war er gedruckt. Das war aktuell!»<br />

«Ich kannte alle persönlich»<br />

Paul Angst erinnert sich an eine Zeit,<br />

in der be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» fünf Redaktoren<br />

angestellt waren. «Ich kannte alle<br />

persönlich und alle waren Mitglieder<br />

der Demokratischen Partei.» Zu lesen<br />

begann er den «<strong>Landboten</strong>» allerdings<br />

schon viel früher. 1947 trat der Bülacher<br />

die Lehre <strong>im</strong> Notariat Wülflingen<br />

an. Zu seinen Lehrlingsaufgaben gehörte<br />

es, die Todesanzeigen genau zu<br />

studieren, denn <strong>im</strong> Notariat waren die<br />

Testamente deponiert. So war es möglich,<br />

das ent-<br />

Das «Landbote»-Abonnement<br />

war ein Geschenk ihres<br />

Schwiegervaters. Nun kann<br />

sich Priscilla Gamper jeweils<br />

gründlich auf Diskussionen<br />

mit ihm vorbereiten.<br />

elisabetta antonelli<br />

Unzählige Artikel hat ihr der Schwiegervater<br />

aus dem «<strong>Landboten</strong>» ausgeschnitten<br />

und zur Lektüre empfohlen.<br />

«Alles was mit Schule, dem Spital<br />

oder der Grünliberalen Partei zu tun<br />

hatte, brachte er mir mit», sagt Priscilla<br />

Gamper. Und der Rieter-Veteran<br />

«kontrollierte» später auch, ob seine<br />

Schwiegertochter die Artikel gelesen<br />

hatte. «Wir haben ständig Diskussionen<br />

über Themen, die <strong>im</strong> ‹<strong>Landboten</strong>›<br />

erscheinen», sagt sie und lacht.<br />

Nach den letzten Weihnachten<br />

konnte Schwiegervater Wilhelm Gamper<br />

seine Schere wegräumen. Er hat<br />

Priscilla Gamper ein «Landbote»-<br />

Abonnement geschenkt. «Jetzt habe<br />

ich einen Wissensvorsprung.»<br />

«Winterthur kommt zu kurz»<br />

Uninformiert war die 32-Jährige aber<br />

nie. «Über die wichtigsten Ereignisse<br />

informiere ich mich online, über Radio<br />

und Fernsehen – da kommt Winterthur<br />

aber meistens zu kurz. Deshalb<br />

hatte ich auch schon einige Male<br />

ein ‹Landbote›-Probeabo.»<br />

Aufgewachsen ist Priscilla Gamper<br />

in Brütten. Die Oberstufe und die Di-<br />

sprechende Testament be<strong>im</strong> Gericht<br />

einzureichen.<br />

Nach der Lehre und dem Notariatsstudium<br />

zog Paul Angst nach Winterthur.<br />

Er trat der Demokratischen Partei<br />

bei und wurde zum Stadtammann<br />

gewählt. Das war 1957, das Jahr, in<br />

dem er auch heiratete. Ab dann las er<br />

aus beruflichen und politischen Gründen<br />

nicht nur den «<strong>Landboten</strong>», sondern<br />

auch das «Tagblatt», die «Hochwacht»,<br />

die «Arbeiterzeitung», die<br />

LESER SEIT 1947<br />

plommittelschule besuchte sie in Winterthur.<br />

Und so ist auch sie eine eingefleischte<br />

Winterthurerin geworden.<br />

Seit sie 19 Jahre alt ist, wohnt sie in<br />

der Stadt. «In verschiedenen Quartieren.»<br />

Heute lebt sie mit ihrem Mann,<br />

mit dem sie seit letztem Frühling verheiratet<br />

ist, am Eulachpark in einer<br />

modernen Überbauung. Die helle,<br />

grosse Wohnung ist mit Stil eingerichtet.<br />

«Wir fühlen uns wohl hier.»<br />

«Weinländer Zeitung». Die «Neue<br />

Zürcher Zeitung» gehörte seit dem<br />

Studium sowieso dazu. «Jede Zeitung<br />

war einer Partei verpflichtet, das<br />

machte die Politik spannend.»<br />

Die Politik prägte das Leben des<br />

heute 79-Jährigen. Er stand «gegen<br />

30-mal in Volkswahlen», war von 1967<br />

bis 1984 Mitglied des Grossen Gemeinderats,<br />

den er 1983/1984 präsidierte.<br />

Von 1977 bis 1995 war Paul Angst<br />

Kantonsrat. «Höchster Zürcher» war<br />

Verankert ist Priscilla Gamper in<br />

Winterthur durch ihre Arbeit: Sie leitet<br />

die Abteilung Kindernotfall am<br />

Kantonsspital. In Seen, wo ihr Mann<br />

früher gewohnt hat, sitzt sie für die<br />

Grünliberale Partei in der Schulpflege.<br />

Ein politisches Amt, das ihr entspricht:<br />

«Ich bin eher diejenige, die <strong>im</strong><br />

Hintergrund arbeitet.»<br />

Den «<strong>Landboten</strong>» kennt Priscilla<br />

Gamper schon seit ihrer Kindheit.<br />

er 1991/1992. Heute ist er noch Parte<strong>im</strong>itglied<br />

– hält sich allerdings lieber <strong>im</strong><br />

Hintergrund. «Die Jungen sollen heute<br />

die Politik gestalten.» Wenn er auf<br />

seine Politkarriere zurückblickt, freut<br />

sich Paul Angst auch über den «<strong>Landboten</strong>»:<br />

«Die Redaktion hat mich <strong>im</strong>mer<br />

wohlwollend behandelt.»<br />

1971 fusionierten die Demokraten<br />

und die Freisinnigen zur FDP – seither<br />

ist der «Landbote» parteipolitisch unabhängig.<br />

Die Konkurrenz des «Land-<br />

«Meine Mutter hat ihn früher in Brütten<br />

ausgetragen, so hatten wir <strong>im</strong>mer<br />

ein Exemplar zu Hause.» Später wollte<br />

sie wegen ihrer Arbeit keine Tageszeitung<br />

abonnieren: «Da ich als Pflegefachfrau<br />

Schicht arbeitete, war die<br />

Zeitung bei meinem Arbeitsbeginn<br />

entweder noch nicht <strong>im</strong> Briefkasten<br />

oder schon veraltet.»<br />

Als Abteilungsleiterin arbeitet sie<br />

nun regelmässiger und hat mehr Zeit<br />

boten» reduzierte sich auf die kleine<br />

«Arbeiterzeitung». Für Paul Angst<br />

eine «gewaltige Umstellung». «Seither<br />

vermisse ich die klare Linie <strong>im</strong> ‹<strong>Landboten</strong>›.<br />

Die Themen werden von Fall<br />

zu Fall unterschiedlich behandelt. Das<br />

erscheint mir farblos.»<br />

Ständiger Begleiter<br />

Trotzdem ist der «Landbote» ein ständiger<br />

Begleiter in Paul Angsts Alltag.<br />

«Ich lese die Zeitung <strong>im</strong>mer in derselben<br />

Reihenfolge von vorne bis hinten»,<br />

sagt er. «Den Stadtteil lese ich<br />

am genausten.» Ihm gefällt, dass der<br />

«Landbote» übersichtlich ist. Am politischen<br />

Geschehen ist er nach wie vor<br />

interessiert. Selten schreibt er einen<br />

Leserbrief, denn richtig ärgern über<br />

einen Artikel mag er sich nicht. Auch<br />

Tippfehler können ihm die Laune<br />

nicht verderben. «Solche Dinge sind<br />

nicht tragisch. Ich weiss, unter welchem<br />

Zeitdruck die Artikel entstehen.<br />

Und überall arbeiten Menschen, die<br />

Fehler machen können.» Die Themen,<br />

die der «Landbote» aufgreift, bewegen<br />

ihn auch heute. Seien es die Püntenhäuschen<br />

oder das neue Zentrum Rosenberg:<br />

All das bietet ihm – und seiner<br />

Frau – Gesprächsstoff. «Ohne eine<br />

Zeitung mitzunehmen, würde er nie<br />

aus dem Haus gehen», sagt die Gattin.<br />

Und er bestätigt mit einem Nicken.<br />

Nie in die Hand nehmen würde er<br />

eine Gratiszeitung. Schlicht «unnötig»<br />

findet er sie. Auch das Internet nutzt<br />

er nicht, um sich zu informieren. «Das<br />

würde mich zu viel Zeit kosten», sagt<br />

Paul Angst. Eine Zeitung sei da schon<br />

viel praktischer. «Ich lese den Titel<br />

und weiss, ob ich weiterlesen muss.»<br />

Auch in Zukunft.<br />

NEU iM leseZiRKel<br />

Bilder: marc Dahinden<br />

für die Winterthurer<br />

Tageszeitung. «Im Bus auf dem Hinweg<br />

lese ich zuerst den Stadtteil. Auf<br />

dem Nachhauseweg nehme ich mir<br />

Zeit für die Region und die Kultur.»<br />

Alle anderen Meldungen holt sie sich<br />

<strong>im</strong>mer noch aus dem Internet. Lesen<br />

ist Priscilla Gampers grosses Hobby.<br />

Neben dem «<strong>Landboten</strong>» hat sie noch<br />

zwei Kochmagazine <strong>im</strong> Abo, eine<br />

Sonntagszeitung und die «Schweizer<br />

Familie». «Da lasse ich mich gerne inspirieren<br />

und kann mich bestens entspannen.»<br />

Andere Tageszeitungen lässt sie<br />

heute bewusst links liegen. «Über<br />

Winterthur wird häufig abschätzig<br />

oder gar nicht berichtet – das stört<br />

mich einfach.» Das ist auch ein Grund,<br />

weshalb Priscilla Gamper nicht mehr<br />

auf den «<strong>Landboten</strong>» und damit auf<br />

Informationen aus ihrer nächsten Umgebung<br />

verzichten möchte: Ihr Abo<br />

würde sie auch selber erneuern. «Mir<br />

gefallen die Genauigkeit und die Tiefe,<br />

die mir der Stadt- und der Regionsteil<br />

des ‹<strong>Landboten</strong>› bieten.»<br />

Mittlerweile ist es auch sie, die wegen<br />

«Landbote»-Artikeln eine Diskussion<br />

beginnt. «Kürzlich musste ich meiner<br />

Mutter die Püntenhäuschen-Geschichte<br />

erzählen», sagt Priscilla Gamper.<br />

Da ihre Mutter den «<strong>Landboten</strong>»<br />

heute weniger regelmässig liest, wollte<br />

ihr die Tochter diese Neuigkeit aus<br />

der Stadt nicht vorenthalten. «Auch<br />

sie musste den Kopf schütteln.»<br />

Dass die News aus Winterthur und<br />

der Region auf Papier gedruckt werden,<br />

müsste aus Priscilla Gampers<br />

Sicht «nicht unbedingt sein». Schliesslich<br />

sei das Papierentsorgen etwas Lästiges.<br />

«Wenn ich die Zeitung online<br />

auf dem iPad lesen könnte, wäre das<br />

für mich auch in Ordnung.» Sie würde<br />

dafür auch gerne bezahlen – und ihr<br />

Schwiegervater könnte die Schere so<br />

definitiv in seiner Schublade lassen.


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24 l DOnnErstag,<br />

l DER LANDBOTE<br />

DER LANDBOTE<br />

<strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE DOnnErstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

Die Medienexperten Otfried Jarren und<br />

Matthias Künzler, Sylvia Egli von Matt,<br />

Roger Blum, Karl Lüönd und<br />

Rainer Stadler zum «<strong>Landboten</strong>»,<br />

zur schweizerischen Presselandschaft,<br />

zur Medienkrise und zur Bedeutung<br />

von starken Regionalzeitungen.<br />

Der «Landbote» ist weit über Winterthur hinaus<br />

eine Institution wie Sulzer oder die Sammlung<br />

Reinhart. Er ist bei Lesern, Gewerbe und<br />

Politikern in Winterthur fest verankert – trotz<br />

starker Konkurrenz von Gratiszeitungen und<br />

Internet. In seiner Geschichte widerspiegelt<br />

sich exemplarisch die Geschichte der Schweizer<br />

Presse. Seine Geschichte ist eng mit jener<br />

der Stadt, des Kantons und des Bundesstaats<br />

verknüpft.<br />

Ein Anlass zur Gründung des «<strong>Landboten</strong>»<br />

1836 war der damals aktuelle Konflikt zwischen<br />

der Stadt Zürich und der Landschaft.<br />

Winterthur war eine aufstrebende Stadt, in<br />

der bereits Jahrzehnte zuvor Industriefirmen<br />

wie Sulzer und Rieter gegründet worden waren.<br />

Politisch fühlten sich die Bürger auf dem<br />

Land benachteiligt – trotz erfolgreicher Einforderung<br />

einer neuen, liberalen Verfassung<br />

am «Ustertag» 1830. Der «Landbote» war es,<br />

der publizistisch für die Anliegen der Bürger<br />

aus der Zürcher Landschaft eintrat und aus<br />

diesem Blickwinkel das kantonale und eidgenössische<br />

Geschehen kommentierte.<br />

In den 1860er-Jahren setzte sich die Zeitung<br />

für die direktdemokratische Bewegung ein.<br />

Hinter dieser Zielsetzung stand eine damals<br />

völlig andere Auffassung von Journalismus als<br />

heute: Zeitungen waren hauptsächlich «Gesinnungszeitungen»,<br />

die für eine politische Position<br />

einstanden und aktiv zur entsprechenden<br />

politischen Willensbildung beitragen wollten.<br />

Das Ideal eines «neutralen» und «objektiven»<br />

Journalismus kam in der Schweiz erst Jahrzehnte<br />

später mit der Einführung der stärker<br />

kommerziell ausgerichteten «General-Anzeiger»<br />

auf («Tribune de Genève» 1879, «Tages-<br />

Anzeiger» 1893). Dennoch blieb bis Ende der<br />

1960er-Jahre in der Schweiz der Typus der<br />

«Institution», «tägliches Brot», «Orientierungshilfe»<br />

Einst Partei, heute Forum<br />

Gesinnungszeitung vorherrschend: Noch zu<br />

dieser Zeit waren zwei Drittel der Auflage<br />

und der Titel «parteiische» Medien.<br />

Seit den späten 60er-Jahren änderten sich gesellschaftliche<br />

wie ökonomische Anforderungen<br />

an die Medien. Die «Gesinnungspresse»<br />

verschwand mehr und mehr. Eine andere Folge<br />

ist die anhaltende Pressekonzentration in<br />

der Deutschschweiz. Zahlreiche Titel schlossen<br />

sich zusammen und wandelten sich in<br />

«neutrale» Forumszeitungen um. Der «Landbote»<br />

reagierte auf die neuen Anforderungen,<br />

indem er die Qualität erhöhte: In den 1980ern<br />

baute er die Redaktion massiv aus. Längst<br />

hatte auch diese Redaktion das (neue) Ideal<br />

eines umfassenden, sachlich berichtenden<br />

Journalismus übernommen, ohne sich jedoch<br />

von seinen Wurzeln des Einstehens für einen<br />

demokratischen Staat ganz zu trennen.<br />

Auch in jüngster Zeit verstand es der «Landbote»<br />

geschickt, sich zwischen den mittlerweile<br />

tonangebenden Medienunternehmen<br />

Tamedia und NZZ-Gruppe zu positionieren:<br />

Er liess eine Minderheitsbeteiligung von Tamedia<br />

am Unternehmen zu, und der Verlag<br />

konnte damit eine gewisse Eigenständigkeit<br />

erhalten. Diese Strategie ging ökonomisch<br />

wie publizistisch auf: In der Zwischenzeit produziert<br />

der «Landbote» den Zeitungsmantel<br />

(die überregionalen Inhalte) für die anderen<br />

Zürcher Landzeitungen – so für die «Zürichsee-Zeitung»,<br />

den «Zürcher Oberländer», den<br />

«Zürcher Unterländer». Der «Landbote» hat<br />

sich damit auf einen neuen Weg gemacht, und<br />

dank einer publizistisch engagierten Redaktion<br />

wird er die Zukunft meistern.<br />

Otfried Jarren (l.) ist Professor und Matthias<br />

Künzler Oberassistent am IPMZ – Institut für<br />

Publizistikwissenschaft und Medienforschung<br />

der Universität Zürich<br />

Begehen wir bitte keinen Suizid aus Angst vor dem Tod<br />

Lokal- und Regionalzeitungen steht<br />

die grosse Zukunft bevor, so hört man<br />

<strong>im</strong>mer wieder. Und gleichzeitig heisst<br />

es, Journalismus und namentlich<br />

Printmedien steckten in einer Krise.<br />

Auch Journalisten selbst schreiben<br />

<strong>im</strong>mer wieder über den Untergang.<br />

Das kommt mir vor, wie Suizid zu begehen<br />

aus Angst vor dem Tod.<br />

Journalismus wird umso bedeutender,<br />

je globaler, je komplexer die Themen<br />

sind. Ein Journalismus allerdings, der<br />

sich nicht nur und nicht pr<strong>im</strong>är als<br />

Lieferant von Informationen versteht.<br />

Diese bekommen wir heute auch<br />

ausserhalb der Medien. Die Zukunft<br />

der Zeitung liegt in der Reflexion des<br />

Zeitgeschehens. Sie muss erklären,<br />

interpretieren, ausleuchten, in den<br />

Zusammenhang stellen. Erzählen,<br />

was ist, reicht heute nicht mehr. Gute<br />

Bild: EQ Images<br />

Medienkrise – je näher, desto gedämpfter<br />

Etwa seit zehn Jahren sind die Medien<br />

in der Krise – aber die einzelnen<br />

Unternehmen und Titel spüren<br />

diese sehr, sehr unterschiedlich. Wer<br />

gelegentlich Einblick in die Ergebniszahlen<br />

schweizerischer Medienunternehmen<br />

hat, ist <strong>im</strong>mer wieder beeindruckt<br />

von der relativen Stabilität der<br />

Ergebnisse bei kleinen und mittleren<br />

Zeitungen mit hoher Reichweite in<br />

ihrem Einzugsgebiet.<br />

Diese Titel sind weniger abhängig<br />

von einzelnen Grossinserenten, von<br />

der Konjunktur best<strong>im</strong>mter Branchen<br />

(z. B. der Finanzindustrie) oder <strong>vom</strong><br />

Gedeihen einzelner Sparten (z. B. der<br />

Stellenanzeigen). Sie können auf eine<br />

vergleichsweise breite, regional ausgerichtete<br />

Anzeigenkundschaft zählen<br />

und schöpfen tendenziell einen<br />

höheren Erlösanteil aus den Abonnementserlösen.<br />

Journalistinnen sagen uns auch noch,<br />

was es bedeutet.<br />

Journalismus – und hier namentlich<br />

die Zeitung – hat aber noch eine andere<br />

Aufgabe: Sie soll uns verführen<br />

zu Neuem, zum mehr und anderes<br />

wissen wollen, so quasi als Marktplatz,<br />

auf dem am Schluss Dinge in<br />

unserer Einkaufstasche liegen, die<br />

wir eigentlich gar nicht suchten.<br />

Das sind viele und anspruchsvolle<br />

Aufgaben für eine Lokal- und Regionalzeitung.<br />

Aber nicht unlösbare,<br />

wie der Winterthurer «Landbote» beweist.<br />

Er ist eine der besten Schweizer<br />

Regionalzeitungen, der engagierten<br />

Redaktion gelingt der Spagat, die<br />

zentralen Weltthemen zu erklären –<br />

und <strong>im</strong>mer wieder auch zu kommentieren<br />

– und gleichzeitig professionell<br />

Ein starker Wind entgeht niemandem:<br />

Die Menschen knöpfen ihre<br />

Jacken zu, kämpfen sich gebückt vorwärts<br />

oder flüchten ins Haus. Und<br />

wird der Wind gar zum Orkan, der<br />

Bäume fällt und Ziegel von den Dächern<br />

fegt, dann redet man noch jahrelang<br />

davon. Ein starker Wind, der<br />

mehr als 40 Kilometer schnell über<br />

die Lande braust, erhält in der<br />

Skala der Meteorologen die<br />

Windstärke 6; ein schwerer<br />

Sturm, der eine Geschwindigkeit<br />

von über 100 Kilometern<br />

erreicht, bedeutet<br />

Windstärke 10.<br />

Ganz ähnlich mischen<br />

die klassischenTages-<br />

Auch der «Landbote» darf zu dieser<br />

Kategorie mit vergleichsweise robustem<br />

Geschäftsgang gezählt werden.<br />

Er hat freilich ein anderes, für das föderalistisch<br />

aufgefächerte Schweizer<br />

Zeitungssystem typisches Problem:<br />

Um die wachsenden Ansprüche an<br />

eine Erstzeitung mit vollem Service<br />

über alle Ressorts hinweg zu erfüllen,<br />

muss er hohe Fixkosten (vor allem für<br />

die Redaktion und die Druckvorstufe)<br />

aufwenden, die <strong>im</strong>mer schwieriger<br />

zu refinanzieren sind. Der Ausweg ist<br />

die mit den anderen Zürcher Landzeitungen<br />

angebahnte enge Zusammenarbeit.<br />

Die vier Partner produzieren<br />

die überregionalen Zeitungsteile<br />

gemeinsam und setzen die dadurch<br />

freigespielten Mittel für die Stärkung<br />

ihrer Kernkompetenzen ein: lokale<br />

und regionale Berichterstattung, lokale<br />

Sport- und Kulturteile, Agenda<br />

in Verbindung mit dem Internet.<br />

(vermeintlich) kleine Ereignisse der<br />

Stadt und der Region zu erzählen. Interessierte<br />

Leser wollen beides – und<br />

dies möglichst attraktiv aufgemacht.<br />

Gerade wenn uns die ganze Welt so<br />

viel angeht, wollen wir gut verankert<br />

sein zu Hause in unserer Umgebung.<br />

Sie gibt uns jene Sicherheit, die uns<br />

offen macht für Andersartiges.<br />

Immer mehr aber wollen die Leserinnen<br />

und Leser auch mitreden – und<br />

zwar übers Leserbriefschreiben hinaus.<br />

Neue Technologien laden ein,<br />

und viele haben ja in der Tat auch etwas<br />

zu sagen. Hier, be<strong>im</strong> eigentlichen<br />

Dialog mit den Lesern, könnten die<br />

meisten Schweizer Lokalmedien zulegen.<br />

Das aber stellt sie vor ein Ressourcenproblem:<br />

Die Budgets werden<br />

kleiner, die Aufgaben indes nehmen<br />

zu, ebenso der Zeitdruck. Ein Dilem-<br />

zeitungen die politische Landschaft<br />

auf: mit ihrer Meinungsstärke. Als der<br />

«Landbote» noch jung war und sich<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich Ende der Sechzigerjahre<br />

des 19. Jahrhunderts die<br />

kleinen Leute <strong>vom</strong> Land und aus den<br />

Landstädten mit der demokratischen<br />

Bewegung gegen die Hauptstadt Zürich<br />

und gegen ihren Banken-, Bahn-<br />

und Bildungsliberalismus erhoben,<br />

da erreichte die resolute St<strong>im</strong>me des<br />

Winterthurer Blattes mindestens die<br />

Meinungsstärke 10. Die demokratische<br />

Zeitung bereicherte von da<br />

an das Konzert der politischen Positionen<br />

<strong>im</strong> Kanton Zürich, zu denen<br />

überdies freisinnige, sozialdemokratische,<br />

katholisch-christlichsoziale,<br />

grütlianische und solche des «sozialen<br />

Kapitals» (Duttweiler) gehörten.<br />

Später fielen diese klaren Zuordnungen<br />

weg, aber noch heute können<br />

die politischen Printmedien – gemeint<br />

sind Tageszeitungen, Sonntagszeitungen<br />

und Wochenblätter – mit<br />

Regional und lokal verankerte Zeitungen<br />

wie der «Landbote» haben<br />

<strong>im</strong> schärfer werdenden Medienwettbewerb<br />

einen unschätzbaren Vorteil:<br />

Sie gehören sozusagen zum «Zwangsbedarf»,<br />

während viele andere schöne<br />

Magazine und Zeitungen lediglich<br />

«Wahlbedarf», also <strong>im</strong> Notfall (Zeitnot,<br />

Sparzwang) entbehrlich sind.<br />

Damit ist auch die Marschrichtung<br />

für die Zukunft angezeigt. Wer es<br />

versteht, unentbehrlich zu bleiben,<br />

indem er seinen Kunden die nahe<br />

Umwelt vertiefend erklärt, ihnen bei<br />

der Organisation des Alltags hilft und<br />

ihnen messbare Vorteile verschafft<br />

(nicht nur auf journalistischem Weg,<br />

auch durch das Marketing), hat eine<br />

faire Chance zu überleben.<br />

Wie kommt ein Journalist dazu, solche<br />

verlegerische und kommerziel-<br />

ma, das Verleger lösen müssen. Auch<br />

Leserinnen, die bereit sind, weiterhin<br />

für eine gut gemachte Zeitung<br />

zu bezahlen, helfen<br />

mit. Sie also.<br />

Ich gratuliere dem<br />

«<strong>Landboten</strong>» zum<br />

Jubiläum und wünsche<br />

ihm, den Leserinnen<br />

und Lesern sowie den<br />

Mitarbeitenden noch<br />

eine lange, erfolgreiche<br />

Zukunft. Denn seriöse<br />

Medien wie er sind das<br />

tägliche Brot unserer<br />

Demokratie.<br />

Sylvia Egli von Matt,<br />

Direktorin MAZ, Die<br />

Schweizer Journalistenschule<br />

Meinungsstärke 6–10<br />

ihren Positionsbezügen die Meinungsstärke<br />

6 erreichen.<br />

Denn neben den Parteien, Verbänden<br />

und sozialen Bewegungen sind<br />

es vor allem die Printmedien, die den<br />

öffentlichen politischen Diskurs prägen.<br />

Ihre Kommentare werden wahrgenommen,<br />

diskutiert, zitiert. Ihre<br />

Argumente beschäftigen die Politikerinnen<br />

und Politiker und fliessen<br />

in die Meinungsbildung der Bürgerinnen<br />

und Bürger ein. Zwar bringen<br />

Medien Leute mit festgefügten<br />

Meinungen nicht ins Wanken. Aber<br />

sie machen manch Unsichere nachdenklich<br />

und bieten jenen, die abwägen,<br />

Orientierung. Und obschon<br />

heute auch einzelne Blogs diesen Diskurs<br />

antreiben, ist die Bedeutung der<br />

Printmedien <strong>im</strong> «Kommentariat»,<br />

wie ein deutsches Forscherteam diese<br />

Rolle nannte, unübertroffen.<br />

Es ist wie be<strong>im</strong> Wind: Starke Pressekommentare<br />

machen vielen Leserin-<br />

le Überlegungen anzustellen?<br />

Meine Erfahrung aus über vierzig<br />

Jahren journalistischer (und<br />

gelegentlich mit verlegerischen<br />

Aufgaben gewürzter) Berufspraxis<br />

lautet schlicht: Die innere Pressefreiheit<br />

ist dort am besten aufgehoben,<br />

wo das Geschäft rentiert. So<br />

gesehen ist es für Journalisten überlebenswichtig,<br />

die wirtschaftlichen<br />

Zusammenhänge<br />

in ihrer Branche zu<br />

kennen und sich<br />

auch in Veränderungsprozessen<br />

wirtschaftlich<br />

vernünftig zu<br />

verhalten.<br />

Karl Lüönd,<br />

Journalist und<br />

Publizist<br />

nen und Lesern, vor allem aber den<br />

politischen Akteuren, nachhaltigen<br />

Eindruck. Und sie haben Wirkung.<br />

Dazu zwei Beispiele: 1988, als bekannt<br />

geworden war, dass Bundesrätin<br />

Elisabeth Kopp ihrem Mann<br />

einen Tipp zu einem umstrittenen<br />

Verwaltungsratssitz gegeben hatte,<br />

waren die Pressekommentare für sie<br />

sehr ungünstig. Die FDP sagte sich<br />

daraufhin von ihr los, und sie musste<br />

zurücktreten. <strong>2011</strong>, als <strong>im</strong>mer deutlicher<br />

wurde, dass der deutsche Verteidigungsminister<br />

Karl-Theodor zu<br />

Guttenberg bei seiner Doktorarbeit<br />

betrogen hatte, waren die Pressekommentare<br />

(mit Ausnahme von «Bild»<br />

und «Zeit») vernichtend. Wichtige<br />

CDU-Granden distanzierten sich<br />

darauf von ihm – er trat zurück.<br />

Roger Blum, Professor für<br />

Medienwissenschaft, Präsident der<br />

Unabhängigen Beschwerdeinstanz für<br />

Radio und Fernsehen<br />

Im Windschatten der Grossen<br />

Wer ist bloss der «Landbote»? Eine solch<br />

arrogante Frage – und das in einer Jubiläumszeitung<br />

– kann natürlich nur ein bornierter<br />

Bewohner von Downtown Switzerland stellen,<br />

einer aus jener Stadt, wo schon vor 175 Jahren<br />

die «Intelligenzmacht» zu hocken meinte und<br />

erwartete, dass das Landvolk draussen in<br />

Winterthur und anderswo brav der Zentrale<br />

gehorche. Der «Landbote» hat der demokratischen<br />

Opposition auf dem Land bereits <strong>im</strong><br />

Jahr 1836 eine St<strong>im</strong>me gegeben. Heute weiss<br />

das kaum noch einer. Was ein paar Monate<br />

zurückliegt, ist <strong>im</strong> Medienzeitalter bereits<br />

Geschichte. Und dahinter gähnt ein schwarzes<br />

Loch.<br />

Es gibt zwar heftige Diskussionen über den<br />

Zustand unserer Medienlandschaft, über journalistische<br />

Qualität, Meinungsmacht und<br />

Besitzverhältnisse. Den Teilnehmern der<br />

Debatte fallen dabei aber meist nur die<br />

«grossen» Namen «Neue Zürcher Zeitung»,<br />

«Tages-Anzeiger», Schweizer<br />

Fernsehen oder – derzeit – «Basler<br />

Zeitung» ein. Wer über den Verlust<br />

von Vielfalt jammert, übersieht allzu<br />

schnell, dass <strong>im</strong> Windschatten<br />

der Grossen <strong>im</strong>mer noch zahlreiche<br />

selbstständige Zeitungen wie<br />

der «Landbote» leben, welche das<br />

Gemeinwesen auf regionaler und<br />

lokaler Ebene kritisch begleiten.<br />

Und wer über die Potenziale des Internets<br />

jubelt, welches heute viele neue<br />

Möglichkeiten für Informationsplattformen<br />

schafft, vergisst gerne, dass es gerade<br />

<strong>im</strong> Nahbereich bei der Hoffnung geblieben<br />

ist. Die verschiedenen Versuche in der<br />

Schweiz, eigenständige Websites für lokale<br />

Nachrichten einzuführen, sind selten weit gediehen.<br />

Wer schliesslich beklagt, er werde<br />

zugedröhnt von nervösen Internet-,<br />

Radio- und Fernsehnews, ignoriert,<br />

dass der Nachrichtenfluss<br />

übers politische und gesellschaftliche<br />

Geschehen <strong>im</strong><br />

Auflösung des Bildrätsels<br />

auf Seite 17<br />

der <strong>Jubiläumsbeilage</strong>:<br />

Willy Germann (CVP) und<br />

Cécile Krebs (SP) haben<br />

hinter dem «<strong>Landboten</strong>»<br />

die Köpfe zusammengesteckt.<br />

Bild: Peter Würmli<br />

Nahen schmal wird. So sind es <strong>im</strong>mer noch gedruckte<br />

Zeitungen wie der «Landbote», welche<br />

in unserer direkten Demokratie die Knochenarbeit<br />

leisten. Niemand sonst erbringt<br />

eine vergleichbare publizistische Verlässlichkeit,<br />

Kontinuität und Hintergründigkeit<br />

– eine wichtige Arbeit, die allerdings selten<br />

Lorbeeren und grosse Aufmerksamkeit einträgt.<br />

In diesem Sinn hat der «Landbote» gute<br />

Gründe, mit Stolz und Selbstbewusstsein dem<br />

rauen Wind entgegenzutreten, der seit einiger<br />

Zeit durch die Blätterwälder weht.<br />

Rainer Stadler ist Redaktor bei der «Neuen<br />

Zürcher Zeitung» und schreibt über<br />

Medienthemen<br />

25<br />

Bilder: pd


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Wir gratulieren zu<br />

175 Jahren<br />

«Der Landbote»<br />

und bedanken<br />

uns für die<br />

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Ohne Kritik keine Kultur<br />

Wir danken für den Diskurs und<br />

eine Kulturberichterstattung, die<br />

diesen Namen auch verdient<br />

Wir gratulieren<br />

herzlich.<br />

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Wir gratulieren dem<br />

<strong>Landboten</strong> zu ihrem<br />

175-jährigen Jubiläum<br />

ganz herzlich.<br />

Wir gratulieren<br />

dem <strong>Landboten</strong><br />

zum<br />

175. Geburtstag!<br />

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Du liebstuns – du liebstuns nicht!<br />

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Lieber Landbote,wir gratulierendir<br />

herzlichzum 175. Geburtstag.<br />

Wir gratulieren<br />

dem <strong>Landboten</strong> zum<br />

��������jährigen Bestehen<br />

und freuen uns auf<br />

weitere angenehme<br />

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Wirgratulieren dem Landbote<br />

zum 175-jährigenJubiläum.<br />

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Die EVP Winterthur gratuliert dem <strong>Landboten</strong><br />

zum 175. Geburtstag und freut sich auf eine<br />

weiterhin interessante Berichterstattung zuden<br />

Wahlen <strong>2011</strong>.<br />

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Mehr unter homegate.landbote.ch.


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 27<br />

IntervIew: SImon HungerbüHler<br />

Sie haben es gemessen. Sagen Sie uns,<br />

was liest der Leser in der Zeitung?<br />

Carlo Imboden: Den Leser als solchen<br />

gibt es nicht. Das ist auch zugleich<br />

das Hauptproblem der Zeitung<br />

als Massenmedium.<br />

Die Zeitungen sind<br />

heute <strong>im</strong>mer mehr<br />

damit konfrontiert,<br />

dass es kleine atomisierte<br />

Lesergruppen<br />

gibt, die ein je anderes<br />

Strickmuster besitzen.<br />

Es gibt zwar<br />

Themen, die eine grosse Mehrheit interessieren,<br />

aber das grosse gemeinsame<br />

Muster wird <strong>im</strong>mer diffuser.<br />

Können Sie uns denn wenigstens sagen,<br />

was ein einzelner Leser liest?<br />

Auf jeden Fall nicht das, was er behauptet.<br />

Bevor wir elektronisch erfassen,<br />

was gelesen wird, befragen wir<br />

unsere Probanden nach ihrem Leseverhalten.<br />

Danach spiegeln wir das<br />

mit den Testergebnissen. Dabei haben<br />

wir festgestellt, dass es einen grossen<br />

Unterschied gibt zwischen dem, was<br />

der Leser zu lesen meint, und dem,<br />

was er tatsächlich liest.<br />

Da werden die befragten Leserinnen<br />

und Leser sehr überrascht sein.<br />

«Kurzes ist der Tod der Zeitung»<br />

Der Leser weiss nicht, was er liest. Carlo Imboden schon.<br />

Der Leserforscher erfasst elektronisch, wo der Konsument seine<br />

Lektüre beginnt und wo er abspringt. Daher weiss Imboden auch,<br />

dass es vor allem die langen Geschichten sind, die gelesen werden.<br />

so arBeItet Der<br />

LEsERfORsCHER<br />

Die von Carlo Imboden entwickelte<br />

analysemethode «readerscan» erfasst,<br />

was der Leser liest. Dazu erfasst<br />

der Proband während des Lesens<br />

mit einem Laserstift, wo er aus<br />

den texten ausgestiegen ist. Die<br />

elektronisch aufgezeichneten markierungen<br />

werden statistisch mit denjenigen<br />

anderer Probanden verbunden.<br />

es entsteht ein Lesemuster. Dieses<br />

wird analysiert und dient als grundlage<br />

für die Beratung der medien. (hun)<br />

Zuerst ist die Redaktion überrascht,<br />

wie gross die Differenz zwischen Leserrückmeldung<br />

und Leseverhalten ist.<br />

Aber klar, auch der Leser ist erstaunt.<br />

Es ist nicht so, dass er bei der Befragung<br />

lügen möchte. Der Leser weiss<br />

einfach nicht, was er liest. Zeitunglesen<br />

ist ein Gewohnheitsakt, den er nie<br />

reflektiert. Zudem gibt es bei der Befragung<br />

einen systematischen Effekt,<br />

der zu einer Verzerrung führt: Der Leser<br />

neigt dazu, entlang der sozialen Erwünschtheit<br />

zu antworten. Es ist wie<br />

be<strong>im</strong> Fernsehen: Keiner will Big Brother<br />

gesehen haben. Die gemessene<br />

Quote sagte aber etwas ganz anderes.<br />

Und in der Zeitung liest niemand «Sex<br />

and Cr<strong>im</strong>e», sondern man interessiert<br />

sich für Politik und Kultur.<br />

Sie sprachen von einer atomisierten Leserschaft.<br />

Lässt sie sich nicht in grösseren<br />

Gruppen zusammenfassen?<br />

Es gibt einen Unterschied bezüglich<br />

der Interessen und der Leseweise von<br />

Menschen aus der Stadt und solchen<br />

<strong>vom</strong> Land, von jungen und älteren<br />

Leuten oder auch von Männern und<br />

Frauen. Die Zeitungsmacher gewichten<br />

diese Gräben aber viel zu stark.<br />

Sie richten sogar das Blatt danach aus<br />

und trennen die Bünde thematisch<br />

auf, beispielsweise in einen Sportbund<br />

für den Mann und einen Kulturbund<br />

für die Frau. So bleibt am <strong>Morgen</strong>tisch<br />

zwar der eheliche Frieden gewahrt.<br />

Aber gleichzeitig brauchen beide weniger<br />

Zeit für die Zeitungslektüre.<br />

Das ist doch <strong>im</strong> Sinn des Lesers. Er hat<br />

ja <strong>im</strong>mer weniger Zeit zur Verfügung.<br />

Die meisten Zeitungen liegen in dieser<br />

Frage grundsätzlich falsch. Die Macher<br />

sagen sich, der Leser habe nur noch<br />

20 Minuten zur Lektüre. Also müssen<br />

sie ihm in kurzer Zeit möglichst viel<br />

Information möglichst süffig eintrichtern.<br />

Das st<strong>im</strong>mt nicht. Man kann den<br />

Leser motivieren, mehr Zeit zu investieren.<br />

Wenn die Geschichten gut sind,<br />

wird er sich automatisch mehr Lesezeit<br />

gönnen. Die Redaktionen müssen<br />

sich bewusst sein, dass es die investier-<br />

Feuerthalen<br />

Flurlingen<br />

Laufen<br />

QUELLE: LDB l GRAFIK: DKI<br />

Eine der grössten Herausforderungen für die Zeitung ist es, die unterschiedlichen Leseransprüche zu erfüllen. Bild: Donato Caspari<br />

te Zeit ist, die darüber entscheidet, ob<br />

eine Zeitung am Markt erfolgreich ist.<br />

Je länger ein Leser liest, desto grösser<br />

wird die Blattbindung und desto mehr<br />

Abonnements lassen sich verkaufen.<br />

Der «Landbote» verliert seit Jahren<br />

Abonnenten. Wollen Sie also sagen,<br />

unsere Geschichten seien schlecht?<br />

Am schl<strong>im</strong>msten sind die Meldungen<br />

der Nachrichtenagenturen. Dort steht<br />

die zentrale Aussage <strong>im</strong> ersten Satz.<br />

Ist die Pointe vorweggenommen, ist<br />

der Rest nicht mehr interessant und<br />

der Leser steigt aus. Sie müssen Geschichten<br />

erzählen.<br />

Eine Zeitung wie der «Landbote» ist<br />

auf Agenturmeldungen angewiesen.<br />

Ohne könnte er die wichtigen Geschehnisse<br />

nicht mehr komplett abdecken.<br />

Auch hier machen die Redaktionen<br />

einen Fehler. Sie meinen, sie müssten<br />

vollständig sein. Das führt dazu, dass<br />

sie in grosser Zahl Kurzmeldungen<br />

abdrucken, überall kleine Häppchen.<br />

Das ist der Tod der Zeitung. Unsere<br />

Untersuchungen belegen: Der Leser<br />

Der Leser – eine Statistik<br />

geht auf die längeren Geschichten,<br />

nicht auf die kürzeren.<br />

Warum ist das so?<br />

Das hat zwei Ursachen: Zum einen ist<br />

es ein psychologischer Effekt: Druckt<br />

die Zeitung auf einer Seite einen Aufmacher<br />

und drei Kurzmeldungen ab,<br />

ist das für den Leser ein Hinweis darauf,<br />

was wichtig ist. Da folgt er dem<br />

Angebot. Zum anderen: Wenn sich<br />

ein Journalist Raum n<strong>im</strong>mt für eine<br />

Geschichte, schreibt er nicht nach dem<br />

«News first»-Prinzip. Er macht eine<br />

Reportage oder ein Interview. Das<br />

wird viel besser gelesen.<br />

Sie sagten, die Zeitung müsse nicht<br />

komplett sein. Sobald aber kein Bericht<br />

über die GV eines Vereins erscheint, erhält<br />

die Redaktion Reklamationen.<br />

Die Zeitungen müssen nicht über den<br />

Fussgängerstreifen in einer Gemeinde<br />

berichten, bloss weil er gestern frisch<br />

gestrichen worden ist. Und sie müssen<br />

auch nicht über jede Generalversammlung<br />

berichten. Über den Verein<br />

hingegen schon. Die Zeitungen<br />

Dachsen<br />

27 Minuten – so lange liest<br />

Benken<br />

Der typische Leser unter<br />

ein Leser <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

Unterstammhe<strong>im</strong> diesen rund 64 000 Medien-<br />

Trüllikon<br />

in einer Ausgabe des «Land-<br />

Truttikon Oberstammhe<strong>im</strong> konsumenten ist allerdings<br />

boten». Dies ergab die letz- Rheinau<br />

Waltalingen<br />

kein Leser, sondern eine Le-<br />

Marthalen Kleinte<br />

direkte Befragung der Leandel-<br />

Ossingen<br />

serin. Laut der <strong>im</strong> September<br />

serschaft, die vor zwei Jahren<br />

2010 publizierten Wemf-Studie sind<br />

Neunforn<br />

durchgeführt worden ist. Da-<br />

55 Prozent der «Landbote»-Konsu-<br />

sind bereits pensioniert oder stehen<br />

kurz davor.<br />

Eine Mehrheit von 57 Prozent der<br />

Leserschaft verfügt über einen mittleren<br />

Schulabschluss, 11 Prozent haben<br />

ihre Ausbildung nach der obligatorischen<br />

Schulzeit beendet und die restbei<br />

zeigte sich auch, dass<br />

menten Frauen. Und tendenziell sind lichen 32 Prozent absolvierten einen<br />

Frauen weniger Zeit in Flaach<br />

Adlikon Thalhe<strong>im</strong><br />

die Leserinnen und Leser <strong>im</strong> reife-<br />

Humlikon<br />

Volken<br />

Altikon<br />

die Lektüre investieren,<br />

ren Alter. Bloss 14 Pro-<br />

nämlich 24 Minuten.<br />

Dorf<br />

Berg<br />

Henggart<br />

Dägerlen<br />

Ellikon zent sind unter 30 Jahre<br />

Männer hingegen hal-<br />

Dinhard<br />

Ricken-<br />

alt. Die Hälfte der Leten<br />

das Blatt fünf<br />

Hettlingen<br />

bach<br />

Freienstein-<br />

Gachnang<br />

Buch<br />

serschaft ist <strong>im</strong><br />

Minuten länger in Teufen<br />

Neften-<br />

«besten Alter»<br />

Händen.<br />

Rorbas<br />

bach Seuzach<br />

Bertschikon<br />

zwischen 30 und<br />

Dättlikon<br />

27 Minuten – nicht<br />

Wiesendangen Hagenbuch 60 Jahren,<br />

viel Zeit, betrachtet<br />

Pfungen<br />

36 Prozent<br />

man den Aufwand von Embrach<br />

Elsau<br />

Aadorf<br />

mehr als 400 Arbeits-<br />

Winterthur<br />

O’embrach<br />

Elgg<br />

stunden, den der «Land-<br />

Lu�ngen<br />

bote» <strong>im</strong> redaktionellen<br />

Brütten<br />

Bereich für eine Ausgabe<br />

Schlatt<br />

Hochschullehrgang. Ähnlich verhält<br />

es sich mit der Finanzkraft innerhalb<br />

der Leserschaft. Nur 9 Prozent der<br />

Haushalte, in denen der «Landbote»<br />

gelesen wird, verfügen über ein Bruttoeinkommen<br />

von unter 4000 Franken,<br />

die Hälfte kommt mit 4000 bis<br />

8000 Franken monatlich aus. Mehr<br />

als 8000 Franken stehen in 41 Prozent<br />

der Haushaltungen zur Verfügung,<br />

die den «<strong>Landboten</strong>» abonniert haben.<br />

Für sie sollte der Abopreis von<br />

337 Franken pro Jahr also keine besonders<br />

hohe finanzielle Belastung<br />

einsetzt. Zum Glück, so ist<br />

wohl zu sagen, wird nicht nur in Nürensdorf<br />

einer Zeitung, sondern in täg-<br />

Bassersdorf<br />

lich 33 101 «Landbote»-Aus-<br />

Lindau<br />

Kyburg Zell<br />

Hofstetten<br />

Turbenthal<br />

darstellen.<br />

Günstiger als Technoparty<br />

Überhaupt ist der Preis, den ein<br />

gaben gelesen – und erst noch<br />

Illnau-<br />

Effretikon<br />

von mehr als zwei Personen.<br />

Letztlich ist die Bilanz für die WO DIE<br />

ABONNEMENTEN<br />

Macherinnen und Macher des<br />

ZUHAUSE SIND<br />

«<strong>Landboten</strong>» also tröstlich, stehen<br />

den 24 000 Arbeitsminuten Haushalte mit Abo über 40%<br />

Weisslingen<br />

Wildberg<br />

Russikon<br />

Wila<br />

Sternenberg<br />

Abonnent für eine Ausgabe bezahlt,<br />

keine Unsumme. Im Jahresabo beträgt<br />

er für eine Einzelausgabe nur<br />

min<strong>im</strong> mehr als 1.10 Franken, also<br />

bloss zehn Rappen mehr, als man für<br />

den Versand eines Briefes bezahlt.<br />

fast zwei Millionen Leseminu- Haushalte mit Abo 20–40%<br />

Bauma<br />

27 Minuten Information und<br />

ten gegenüber.<br />

Haushalte mit Abo bis 20%<br />

Unterhaltung für 1.10 Franken – ein<br />

Grossauflagengebiet<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis von 4,07<br />

müssen diesen «Pressure Groups» klar<br />

machen, dass sie sehr wohl berichten<br />

wollen – aber nur dann, wenn auch<br />

Geschichten zu erzählen sind. Ins Blatt<br />

gehören massentaugliche Themen.<br />

Und die wären?<br />

Quer durch die atomisierte Leserschaft<br />

gibt es die übergeordneten Sorgen, die<br />

wir als Schweizer haben. Zum Beispiel<br />

der Lärm. Geschichten, die an dieser<br />

Problematik festgemacht sind, die sie<br />

illustrieren, werden gelesen. Schreibt<br />

der «Landbote» über die lauteste<br />

Strasse in Winterthur, liest es auch<br />

der zugezogene, karriereorientierte<br />

Jungvater <strong>im</strong> ruhigen Vorort. Diesen<br />

Leser, der die elektronischen Medien<br />

gewohnt ist, müssen die Zeitungen als<br />

Neuabonnenten gewinnen, wollen sie<br />

den Verlust an Stammlesern ausgleichen,<br />

die altersbedingt wegfallen. Hier<br />

verläuft der grösste Graben zwischen<br />

den verschiedenen Lesertypen.<br />

Carlo Imboden ist Ökonom und Leserforscher.<br />

seine erkenntnisse nutzt der Berner,<br />

um die medien bei der gestaltung und<br />

gewichtung ihrer Inhalte zu beraten.<br />

Rappen pro Minute, das kaum eine<br />

andere kostenpflichtige Freizeitaktivität<br />

erreicht, weder der Besuch<br />

<strong>im</strong> Kino (13,6 Rappen pro Minute<br />

für «The King’s Speech» <strong>im</strong> Kiwi),<br />

<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>mbad (13,3 Rp./Min. für<br />

eine Stunde Schw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Hallenbad<br />

Geiselweid) noch derjenige einer<br />

Technoparty (53,3 Rp./Min. für fünf<br />

Stunden Tanzen auf einem Lovemobile<br />

an der Street Parade).<br />

Der hohe Minutenpreis ist vielleicht<br />

ein Grund, warum Technopartys<br />

nicht mehr so <strong>im</strong> Trend liegen wie<br />

vor einigen Jahren – jedenfalls interessieren<br />

sich laut Wemf-Studie nur<br />

5 Prozent der «Landbote»-Leserschaft<br />

für dieses Thema. Ähnlich wenig<br />

übrig hat die Leserschaft für das<br />

Thema Astrologie (kein Wunder:<br />

die Gesprächsminute mit Mike Shiva<br />

kostet ja auch 450 Rappen), das rund<br />

9 Prozent sehr stark beziehungsweise<br />

eher stark interessiert. Ganz versessen<br />

hingegen ist man <strong>im</strong> Leserkreis<br />

auf die Themen Umweltschutz (85<br />

Prozent) sowie lokale und regionale<br />

Informationen (83 Prozent). In diesem<br />

Punkt finden sich offenbar die<br />

Interessen der Leserinnen und Leser<br />

und das Selbstverständnis des «<strong>Landboten</strong>»<br />

als Regionalzeitung für Winterthur<br />

und Umgebung, der mit mehr<br />

Stadt und mehr Region eine Zeitung<br />

für dahe<strong>im</strong> sein will. (hun)


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Nach längerem Selbstbetrug wie z.B.: «Ich brauche<br />

keine Waage, ich merke dann schon wenn<br />

mir die Kleider zu eng werden,» musste etwas<br />

geschehen! Vor einiger Zeit las ich einen Bericht<br />

über Paramediform und hob diesen Artikel<br />

auf.<br />

Als ich die Augen nicht länger vor den Tatsachen<br />

verschliessen konnte und ich mich<br />

<strong>im</strong> Spiegel kritisch betrachtete, meldete ich<br />

mich bei Paramediform an und habe es keinen<br />

Moment bereut!<br />

Was mir von allem Anfang sehr <strong>im</strong>ponierte,<br />

war, dass man Brot und normale<br />

Lebensmittel essen durfte und mit den<br />

Rezeptvorschlägen kamen feine Speisen<br />

auf den Tisch, die von allen gelobt wurden.<br />

Seine Essgewohnheiten muss man natürlich<br />

schon umstellen und auf ein paar Sünden<br />

verzichten, aber mit der guten Betreuung durch<br />

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Ist es nicht schöner, Crashs<br />

selber zuinszenieren, als nur darüber<br />

zu berichten?<br />

Falls Sie auch dieser Meinung sind, dann lockt es Sie<br />

möglicherweise, in einem internationalen Winterthurer<br />

Unternehmen mitzuarbeiten. Kistler entwickelt und<br />

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für die Automobilindustrie, wo wir durch genaue Messung<br />

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Und dem <strong>Landboten</strong> gratulieren wir natürlich ganz herzlich<br />

zum 175-jährigen Jubiläum. Und wünschen ihm und uns<br />

allen weiterhin eine erfolgreiche Zukunft in Winterthur und<br />

<strong>im</strong> Rest der Welt.<br />

die Paramediform-Beraterin macht das Abnehmen<br />

richtig Spass! Da heute ja nichts mehr gratis<br />

ist, ist der geleistete finanzielle Beitrag noch eine<br />

zusätzliche Motivation durchzuhalten!<br />

In sechs Monaten habe ich 16 kg abgenommen<br />

und mein Selbstwertgefühl ist wieder gestiegen.<br />

All die Kompl<strong>im</strong>ente die ich erhalte machen mich<br />

glücklich und stolz!<br />

Allen, die etwas gegen ihr Übergewicht tun<br />

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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 29<br />

jean-pierre gubler<br />

Der geneigte Leser merkt etwas …<br />

«Die Wahrheit, nichts als die<br />

Wahrheit» zu sagen, geloben<br />

Angeklagte und Zeugen vor<br />

Gericht. Die Regel gilt auch für<br />

Journalisten in ihrer täglichen<br />

Arbeit. Das heisst: nicht <strong>im</strong>mer.<br />

Die Meldung betraf eigentlich eine<br />

Sensation. «Im Augenblick vor<br />

Drucklegung dieser Ausgabe<br />

erreicht uns eine interessante<br />

Meldung»,<br />

teilte der «Landbote»<br />

an jenem<br />

Tag seiner Leserschaft<br />

in einem Artikel<br />

mit. Ein Splitter der «Sputnik<br />

II»-Raumkapsel sei auf Winterthurer<br />

Boden eingeschlagen. Die Einschlagstelle<br />

befinde sich vor der Fassade des<br />

alten Kantonsspitals, unmittelbar vor<br />

den Fenstern des Blutspendedienstes.<br />

Sie werde bewacht. «Hohe Militärs»<br />

würden dort um 17 Uhr zu einem<br />

Augenschein aus Bern eintreffen.<br />

«Ein Physiker der Kantonsschule<br />

wird für das Publikum Erklärungen<br />

abgeben.» Ob der Kantonsschullehrer<br />

dann auch Zuhörer hatte,<br />

ist nicht überliefert. Die meisten<br />

«geneigten Leser» werden aber die<br />

Absicht der «Landbote»-Macher<br />

nach einem Blick auf das Datum<br />

durchschaut haben: Es war der<br />

1. April 1958.<br />

«Soviel für heute»<br />

Es gibt zwei Kategorien von<br />

Zeitungs-Aprilscherzen. Traditionell<br />

sind jene, mit denen<br />

möglichst viele Leser und Leserinnen<br />

möglichst lange an<br />

der Nase herumgeführt werden.<br />

Dazu wird eine möglichst aktuelle<br />

(mögliche) Begebenheit so aufbereitet,<br />

dass sie erst auf den zweiten<br />

oder dritten Blick hin als absurd erkannt<br />

werden kann.<br />

Zum Beispiel 1936. «Ein interessantes<br />

Projekt», war der Artikel<br />

auf Seite 3 überschrieben, worin von<br />

einem monumentalen Bauvorhaben<br />

die Rede war: Im Rahmen der Neugestaltung<br />

des Bahnhofplatzes prüfe<br />

das Bauamt die Untertunnelung desselben.<br />

Dazu sollte das «National»-<br />

Gebäude «abgetragen und hierauf<br />

neu errichtet werden, jedoch unter der<br />

Erde». Und dies, «um den teuren Platz<br />

nicht ungenutzt zu lassen».<br />

Unterirdisch sei ein grosser Saal geplant,<br />

der 1000 Personen Unterkunft<br />

bieten könne. Besonders erwähnenswert<br />

sei die starke Betondecke, die<br />

es erlaube, den Raum bei Bedarf als<br />

Luftschutzkeller zu nutzen, was «gerade<br />

Winterthur dereinst wahrscheinlich<br />

sehr gut gebrauchen» könne. «Soviel<br />

für heute. Wir hoffen, unsern Lesern<br />

bald Näheres mitteilen zu können.»<br />

Oder 1952. Unter dem Titel «Gratis-<br />

Untersuchung» wurde vermeldet, dass<br />

am Kantonsspital neuerdings ein «genialer»<br />

Apparat in Betrieb sei, der es<br />

erlaube, durch einfaches Durchleuchten<br />

einer Harnprobe sämtliche Krankheiten<br />

festzustellen. «Heute von 14 bis<br />

17 Uhr» würden kostenlose Untersuchungen<br />

angeboten. «Der Urin ist in<br />

weissen, durchsichtigen Glasfläschchen<br />

mitzubringen.» Anderntags erschien<br />

eine Entschuldigung: Zahlreiche<br />

Leser hätten sich tatsächlich mit<br />

ihren Müsterchen zur Poliklinik begeben.<br />

«Vielleicht haben wir die Grenze<br />

zwischen Scherz und Ernst nicht ganz<br />

genügend beachtet» ...<br />

Düsenauto in Zinzikon<br />

1950 schickt eine besonders übermütige<br />

Redaktion die Leserschaft gleich<br />

dreifach in den April. Aus dem Bundeshaus<br />

wurde die Abschaffung der<br />

Militäruniformen gemeldet, <strong>im</strong> Neuwiesenquartier<br />

sollten zwei Hochkamine<br />

gesprengt werden und an der<br />

Tram-Endstation Oberwinterthur<br />

Zwe<strong>im</strong>al gelogen wie gedruckt: «Landbote»-Aprilscherze von 2008 (oben) und 1998.<br />

konnten Interessierte der Vorführung<br />

eines amerikanischen Düsenauto-Prototypen<br />

beiwohnen.<br />

Zur zweiten Kategorie gehören<br />

jene Aprilscherze, die schon bei der<br />

ersten Lektüre als solche erkannt werden<br />

sollten. Umso dicker aufgetragen,<br />

desto unterhaltsamer, lautet das Motto:<br />

Um das wachsende Interesse der<br />

Bevölkerung an der näheren Stadt zu<br />

fördern, habe der Stadtrat die Einrichtung<br />

eines he<strong>im</strong>atkundlichenLehr-<br />

pfades auf der<br />

unteren Schützenwiesebeschlossen,<br />

meldete der<br />

«Landbote» 1972.<br />

Als Vorlage gelte<br />

das Suisse Miniature<br />

von Melide:<br />

Auf einer Fläche<br />

in der Grösse eines Fussballfeldes sollten<br />

die Winterthurer Kunstdenkmäler<br />

und historischen Gebäude <strong>im</strong> Mass-<br />

stab 1:10 nachgebildet werden. «Kyburg,<br />

Mörsburg und Schloss Hegi liegen<br />

fortan vor der Haustür» und liessen<br />

sich innert einer Viertelstunde<br />

abschreiten. Das Projektmodell kön-<br />

Der Brauch, am 1. April Mitmenschen<br />

zum Narren zu halten, «in den<br />

April zu schicken», ist in den meisten<br />

Ländern Europas, aber auch in Lateinamerika,<br />

in den USA und Australien<br />

verbreitet. Der Ursprung des<br />

Aprilscherzes ist nicht eindeutig bekannt.<br />

Dazu gibt es die verschiedensten<br />

Erklärungsversuche, von einem<br />

«Schauen Sie nicht<br />

rückwärts – wir<br />

drehen einen zukunftsorientierten<br />

Film»<br />

«Landbote», 1. April 1986<br />

ne «heute Samstag von 8 bis 16 Uhr»<br />

in der Eulachhalle bei freiem Eintritt<br />

besichtigt werden. «Es musiziert das<br />

Echo <strong>vom</strong> Bruderhaus.» Wer sich darauf<br />

vergeblich zur Eulachhalle begab,<br />

hatte es nicht anders verdient.<br />

«Bitte festlich gekleidet»<br />

Spätestens ab 1986 wurden die Aprilenten<br />

ausgeklügelter und umfangreicher.<br />

Für ihren Aprilscherz hatten<br />

sich die damaligen<br />

Kollegen einen<br />

besonders perfiden<br />

Scherz ausgedacht.<br />

Und der<br />

ging so: An jenem<br />

Samstagmorgen<br />

würden Dreharbeiten<br />

für einen<br />

Werbefilm über<br />

die «Vorzüge der<br />

Stadt Winterthur als S-Bahnknotenpunkt»<br />

<strong>im</strong> Hauptbahnhof stattfinden,<br />

vermeldeten sie. Gefilmt werden sollte<br />

die Ankunft eines Sonderzugs mit Regierungsrat<br />

Hans Künzi (der «Vater<br />

der S-Bahn»), weiteren Magistraten<br />

und dem «Musikkorps III der SBB in<br />

ihren neuen Uniformen».<br />

April! April!<br />

alljährlichen Narrenfest – der Göttin<br />

Venus zu Ehren – <strong>im</strong> alten Rom über<br />

einen frivolen Streich auf Kosten des<br />

französischen Königs Heinrich IV.<br />

<strong>im</strong> 16. Jahrhundert zur Theorie, das<br />

Datum sei der Geburtstag von Judas<br />

Iskariot, dem Verräter Christi, der an<br />

diesem Tag erlaubte Schabernack habe<br />

ursprünglich mit Aberglauben zu<br />

Für den Dreh wurden Statisten gesucht,<br />

welche die begeisterte Bevölkerung<br />

m<strong>im</strong>en sollten. Interessierte hatten<br />

sich «dem Anlass entsprechend<br />

einigermassen festlich gekleidet» um<br />

10.45 Uhr auf Perron 2 einzufinden.<br />

Was sie dann auch taten: Etwa<br />

dreissig Leserinnen und Leser<br />

– die Mehrzahl in ihrer<br />

Sonntagskluft – tauchten<br />

zur angegebenen Zeit auf<br />

und wurden zu besagtem<br />

Perron gelotst, wo sie<br />

<strong>vom</strong> vermeintlichen<br />

Aufnahmeleiter der<br />

Firma Lirpa (man<br />

lese den Namen rückwärts<br />

...) per Megafon<br />

empfangen wurden.<br />

Nach dem Eintrag<br />

in die Namensliste erhielten<br />

die Düpierten<br />

noch ein Merkblatt,<br />

wie sie sich während<br />

der Dreharbeiten zu<br />

verhalten hatten. «Winken<br />

Sie nicht in die Kamera»,<br />

war da zu lesen, und<br />

«Schauen Sie nicht rückwärts,<br />

denn wir drehen<br />

einen zukunftsorientierten<br />

Werbefilm». Das Ganze<br />

endete natürlich ohne Regierungsrat,<br />

dafür mit einem Apéro und<br />

einigem schadenfrohen Grinsen.<br />

James Bond <strong>im</strong> Arch-Parkhaus<br />

Rund 20 Jahre später, 2008, wagte die<br />

Lokalredaktion ein Remake der Filmidee.<br />

Diesmal gar in Hollywood-D<strong>im</strong>ensionen,wurden<br />

doch Statis-<br />

ten für den neuen<br />

James-Bond-Film<br />

gesucht. Und zwar<br />

für jene Actionszene,<br />

in welcher<br />

der Bösewicht<br />

seinen schwarzen<br />

Wagen in ein<br />

Parkhaus lenkt,<br />

dort mit quietschenden Reifen bis<br />

zum obersten Deck rast, um dann – in<br />

einem letzten Versuch, zu entkommen<br />

– Richtung Abgrund zu steuern. Flug,<br />

Aufprall, Explosion. Eigentlich hätte<br />

die Szene in Panama gedreht werden<br />

sollen. Im letzten Augenblick hatten<br />

die dortigen Behörden die nötige Bewilligung<br />

zurückgezogen. So der Artikel,<br />

der umso authentischer wirkte, als<br />

ihm ein eigens gezeichnetes Storyboard<br />

als Illustration beigefügt war. Und<br />

in einem Kurzinterview erklärte Starregisseur<br />

Marc Forster, warum ausgerechnet<br />

das Arch-Parkhaus als Ersatz<br />

für das panamesische gewählt worden<br />

war. Ein alter Freund («mit dem ich zusammen<br />

in Montana die Matur machte»)<br />

habe sich erinnert, dass beide Locations<br />

einander ähnelten. Und da<br />

die nächsten Aufnahmen in Bregenz<br />

geplant waren, sei die Winterthurer<br />

Lösung auch kostenmässig ideal. Nur<br />

müssten eben nur noch die Filmpassanten<br />

und -gaffer organisiert werden.<br />

Auch diesmal liessen sich gut zwei<br />

Dutzend Aprilopfer mit der Aussicht<br />

auf einige Sekunden Filmruhm zum<br />

Bahnhof locken, wo sie sich für die Aufnahmen<br />

einschreiben sollten. Und alle<br />

schlugen sich an die Stirn, als sie auf das<br />

ominöse Datum auf der Zeitungsseite<br />

aufmerksam gemacht wurden.<br />

Manchmal laufen echte Meldungen<br />

den echten Scherzen den Rang<br />

tun (der 1. April galt früher als Unglückstag).<br />

Auch der Aprilscherz in<br />

der Zeitung, die absichtliche Falschmeldung,<br />

lässt sich nicht genau datieren.<br />

Schon <strong>im</strong> 18. Jahrhundert soll es in<br />

Deutschland welche gegeben haben.<br />

Zur verbreiteten Tradition wurde die<br />

Aprilente <strong>im</strong> letzten Jahrhundert. So<br />

auch <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>». (jpg)<br />

«Blocher endlich<br />

am Ziel:<br />

Staatschef, Ständerat<br />

und Bankdirektor»<br />

«Landbote» <strong>vom</strong> 1. April 1993<br />

ab. «Bald ein Kunstwerk von Weltrang<br />

in der Steinberggasse?», titelte<br />

der «Landbote» am 1. April 1993. Es<br />

folgte ein Bericht über drei geplante<br />

Betonbrunnen des Min<strong>im</strong>al-Art-<br />

Künstlers Donald Judd, welche «die<br />

Kulturstadt Winterthur auf einen<br />

Schlag weltberühmt» machen würden.<br />

«April! April!», dachten zahlreiche<br />

Leser, umso mehr als <strong>im</strong> euphorischen<br />

Artikel ein öffentlicher Auftritt des<br />

amerikanischen Künstlers erwähnt<br />

wurde, an welchem dieser sein Projekt<br />

vorstellen wollte. Sie irrten. Die<br />

Falschmeldung befand sich acht Seiten<br />

weiter: «Ab heute: Kanton Winterthur<br />

– Hauptstadt Seuzach», hatte die<br />

Regionalredaktion ihren ganzseitigen<br />

Aprilbeitrag überschrieben: «Weg von<br />

Zürich – nie mehr Ärger mit dieser rot<br />

regierten Möchtegerngrossstadt.»<br />

Der Scherz über die Kantonssezession<br />

war so offensichtlich, dass natürlich<br />

niemand darauf hereinfiel. Dafür<br />

schöpften die zwei Autoren aus<br />

dem Vollen. Der Bund habe die Bewilligung<br />

für einen zehnjährigen Versuchsbetrieb<br />

gegeben, schrieben sie.<br />

Ziel sei eine effizientere Politik auf<br />

allen Ebenen. Die bisher grassierenden<br />

Leerläufe sollten vermieden werden.<br />

Dazu würde die Demokratie abgeschafft:<br />

«Mitsprache lähmt», wurde<br />

ein Gemeindepräsident zitiert. Erstmals<br />

würde in einem Schweizer Kanton<br />

das Präsidialsystem eingeführt.<br />

Als erster Präsident sei Christoph Blocher<br />

designiert worden, der «keinen<br />

Augenblick gezögert» habe, das Amt<br />

anzunehmen. Der Politiker habe sich<br />

denn auch «hocherfreut»<br />

gezeigt<br />

und seine Schriften<br />

unverzüglich<br />

nach Embrach<br />

verlegen lassen,<br />

wollte er doch<br />

künftig <strong>im</strong> Schloss<br />

Wart residieren.<br />

Viel zu reden<br />

gegeben habe hingegen<br />

das Wappen des neuen Kantons.<br />

Vom Wildschwein zur Schnecke, von<br />

der Ähre zum Mond – alle Motive wurden<br />

in Betracht gezogen. Schliesslich<br />

hätten sich die Gründungsväter auf ein<br />

lediglich goldgelb koloriertes Wappen<br />

(<strong>Morgen</strong>sonne auf dem Schauenberg!<br />

Weizenfeld <strong>im</strong> Flaachtal!) geeinigt, das<br />

zur Veranschaulichung auch gross auf<br />

der Seite abgebildet wurde.<br />

Aus Scherz wird Ernst<br />

Zuweilen entwickelt sich ein Aprilgag<br />

weiter: Mitte der Neunzigerjahre<br />

lancierte Erwin Schatzmann, Künstler<br />

und Stadtoriginal, seinen – anfänglich<br />

belächelten – Vorschlag von<br />

einem Winterthurer Badesee. Flugs<br />

konstruierte die Lokalredaktion daraus<br />

ihren Aprilscherz von 1996. Übers<br />

Wochenende habe der «Spatenstich<br />

für die erste Stadtsee-Probebohrung»<br />

stattgefunden, schrieb sie und stellte<br />

ihrem Bericht als Beweis das Bild von<br />

Baustadtrat Heiri Vogt an den Hebeln<br />

eines Schaufelbaggers bei. Schatzmanns<br />

Idee sei umso realistischer, als<br />

sich der Freizeitsee mit einem ohnehin<br />

geplanten Hochwasser-Rückhaltebecken<br />

verbinden liesse, wurde der Bauvorstand<br />

zitiert.<br />

An besagtem Tag sollte die Bevölkerung<br />

mit Spezialaktionen für das<br />

Projekt gewonnen werden. Unter anderem<br />

sollten am Rande des besagten<br />

Geländes die ersten Fischereirechte<br />

verlost und hundert Bootsplätze an<br />

die Meistbietenden vergeben werden.<br />

Auf den Schwindelartikel fiel kaum<br />

jemand herein. Schatzmann ergriff jedoch<br />

die Gelegenheit, für seinen sehr<br />

wohl ernst gemeinten Vorschlag zu<br />

werben, und stellte dort ein Tischchen<br />

mit Flyern seines neu gegründeten Initiativvereins<br />

auf. Etliche Neugierige<br />

traten diesem denn auch bei. Aus dem<br />

Aprilscherz wurde später politischer<br />

Ernst: die Waldeggsee-Initiative. Diese<br />

wurde erst 1999 an der Urne bachab<br />

geschickt.


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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 33<br />

Der «Landbote» rund um die Uhr<br />

Intuitiver Lokalchronist<br />

Die Geschichte klingt banal: Der Landi-Laden<br />

an der Schaffhauserstrasse<br />

in Winterthur geht zu. Ein «Landbote»-Redaktor<br />

hat diese Information<br />

als Kunde erhalten. Lokalredaktor<br />

David Herter sagt in der Ressortsitzung<br />

um 9.30 Uhr, er wolle die Gründe<br />

dafür herausfinden. Er hat eine<br />

persönliche Beziehung zu diesem Geschäft,<br />

erinnert sich, wie er als Siebenjähriger<br />

<strong>im</strong> Andelfinger Volg, der zur<br />

gleichen Gruppe gehört, Milch kaufen<br />

ging. Ihm gefällt zudem das Sort<strong>im</strong>ent<br />

der Landi-Läden, das ursprünglich<br />

auf Bauern ausgerichtet war. «Da<br />

erhält man gute Gummistiefel, Mausefallen,<br />

aber auch Orangensaft <strong>im</strong><br />

Multipack.»<br />

Der 39-Jährige ist zwar nicht in<br />

einem bäuerlichen Milieu aufgewachsen.<br />

Seit er mit seiner Partnerin und<br />

den zwei kleinen Kindern in Agasul,<br />

einem Weiler von Illnau-Effretikon,<br />

in einem Bauernhaus wohnt und dieses<br />

selbst umbaut, weiss er praktische<br />

Produkte zu schätzen.<br />

Zuerst klärt Herter mit dem Pressesprecher<br />

der Fenaco-Landi-Gruppe<br />

ab, ob der «Landbote» mit dem<br />

Verkaufspersonal sprechen und <strong>im</strong><br />

Laden fotografieren darf. Kurz darauf<br />

ist er vor Ort in der Landi an der<br />

Schaffhauserstrasse.<br />

12<br />

11<br />

Er merkt, dass<br />

1<br />

die Verkäufe- 11<br />

10 2<br />

rin eigentlich<br />

9<br />

3 unglücklich<br />

über die 9Ge<br />

8<br />

4 schäftsschlies<br />

8<br />

7 5 sung ist, sich<br />

6<br />

aber nicht traut, 7<br />

8<br />

11<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

es zu sagen. Erst als er ihr versichert,<br />

auch noch mit ihrem direkten Vorgesetzten<br />

zu sprechen, und eine Weile<br />

mit ihr plaudert, taut sie auf und sagt,<br />

was sie wirklich denkt.<br />

Er erlebe Gesprächspartner – oft keine<br />

Prominenten, sondern normale<br />

Menschen wie du und ich – meist recht<br />

offen, sagt Herter. Manchmal müsse<br />

er sie aber zuerst «knacken». Das<br />

Dilemma, nicht mit der Tür ins Haus<br />

zu fallen und trotzdem so schnell wie<br />

möglich zu seinen Informationen zu<br />

kommen, erlebe er häufig.<br />

David Herter ist ein Praktiker. Er<br />

kam als Quereinsteiger in den Journalismus.<br />

Nach einer Lehre als Maschinenmechaniker<br />

begann er ein<br />

Elektrotechnikstudium, arbeitete als<br />

Monteur, Kleidersammler und Zeitungsverträger,<br />

trainierte Handballjunioren<br />

und gründete ein Konzertlokal<br />

mit. Als die «Andelfinger Zeitung»<br />

1999 einen redaktionellen Mitarbei-<br />

12<br />

ter suchte, 1 erhielt Herter die Stel-<br />

10 le. Er absolvierte 2 berufsbegleitend<br />

einen Diplomkurs am Medienausbildungszentrum<br />

3 in Luzern (MAZ).<br />

Vielseitig geblieben ist er auch als<br />

4<br />

Journalist. Zwar übernahm er 2007<br />

bei seinem 5<br />

6 Wechsel zum «Landbo-<br />

5<br />

6<br />

DER FOTOgRAF heinz diener<br />

8<br />

11<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

12<br />

6<br />

5<br />

1<br />

5<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

4<br />

3<br />

3<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

12<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

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12<br />

6<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

12<br />

6<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

12<br />

6<br />

Ich ERLEBE häuFIg DAS DILEmmA,<br />

NIchT mIT DER TüR INS hAuS zu FALLEN<br />

uND TROTzDEm SO SchNELL wIE mög-<br />

LIch zu INFORmATIONEN zu kOmmEN<br />

5<br />

4<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

ten» das Schuldossier. Er möchte<br />

sich aber bewusst nicht an ein einziges<br />

Thema klammern. «Für mich besteht<br />

ein wesentlicher Aspekt meiner<br />

Arbeit darin, mich nicht auf meine<br />

Vorlieben zu beschränken, sondern<br />

offen zu bleiben.»<br />

Aus der Landi-Filiale zurück in der<br />

Redaktion beginnt Herter, seine Gedanken<br />

zu ordnen. «Ich will zuerst<br />

Im SpORT BRAuchT EIN FOTOgRAF<br />

SchNELLE FINgER, ER muSS SpIELzügE<br />

LESEN köNNEN, um vORAuSzuAhNEN,<br />

wAS ALS NächSTES pASSIERT<br />

Bild: Patrick Gutenberg<br />

DER JOuRNALIST david herter<br />

einen Sachverhalt einschätzen und<br />

verstehen können, wer welche Rolle<br />

spielt. Schliesslich möchte ich so objektiv<br />

wie möglich schreiben.» Er beginne<br />

mit dem Titel und dem Einstieg.<br />

Erst nachdem er etwa zwei Drittel des<br />

Artikels geschrieben habe, überlege<br />

er sich, was noch fehlt, und wie er zu<br />

einem Schluss kommen könnte. «Ich<br />

würde mir gerne vor dem Schreiben<br />

Flinke Finger<br />

10<br />

11<br />

12<br />

1<br />

2<br />

11<br />

12<br />

1<br />

Heinz Diener hat in Zürich eine Ausstel-<br />

9<br />

lung über Gespenster fotografiert. Kurz<br />

10 2<br />

prüfung <strong>im</strong> Jahr 1980. Er war damals für<br />

3<br />

den «<strong>Landboten</strong>», für 9andere<br />

Zeitungen 3<br />

nach Mittag, auf dem Weg in die Redak- 8 und für 4 die Bildagentur Keystone tätig –<br />

tion, führt er einen weiteren Auftrag aus: <strong>im</strong>mer neben seiner 100-Prozent-Stelle<br />

8<br />

4<br />

7 5<br />

Die Gemeinde Effretikon will das Areal 6in<br />

der Druckerei. «1981 kam 7 mein 5Sohn<br />

6<br />

Moosburg mit einer neuen Grillstelle zur Welt. Als Familienvater war es<br />

aufwerten. Der Fotograf muss ins<br />

Bild rücken, was noch nicht ist.<br />

10<br />

Er bringt Bilder des bestehenden<br />

Grillplatzes aus verschie- 9<br />

denen Perspektiven zurück.<br />

11<br />

12<br />

1<br />

mir zu unsicher, nur als Fotograf<br />

12<br />

zu arbeiten.» 11 1<br />

2<br />

Vor 12 Jahren 10 erhielt Die- 2<br />

3 ner eine Festanstellung be<strong>im</strong><br />

«<strong>Landboten</strong>». 9 Zu Beginn gab 3<br />

«Das ist am schwierigsten: ein<br />

interessantes Bild von einer an<br />

sich langweiligen Wiese zu machen,<br />

auf der nichts passiert.»<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4 es in der Redaktion noch eine<br />

8<br />

4<br />

5 Dunkelkammer. Erst <strong>im</strong> Jahr<br />

2000 stellten die Fotografen 7 5<br />

6 auf<br />

Digitalfotografie um. Diener findet<br />

Der 59-Jährige zieht Action vor, vor 12<br />

11 es toll, 1 dass er als Fotoreporter an Orte<br />

12<br />

allem <strong>im</strong> Sport. Handball, Fussball oder kommt, an die er sonst nie 11gelangt<br />

1wäre,<br />

10 2<br />

Eishockey. In diesem Bereich hat er dass er Leute kennen 10 lernt, die er sonst 2<br />

mit Fotografieren begonnen. «Im 9 Sport nie getroffen 3 hätte. Er mag es, dass er re-<br />

braucht man als Fotograf schnelle Finger,<br />

und man muss Spielzüge lesen 8 können,<br />

um vorauszuahnen, was <strong>im</strong> nächs- 7<br />

ten Moment passiert.»<br />

lativ selbstständig arbeiten 9 kann und <strong>im</strong>3<br />

mer unterwegs 4 ist.<br />

8<br />

4<br />

Zurück 5 in der Redaktion muss er eine<br />

6<br />

7<br />

erste Auswahl der Bilder ins Archiv 5<br />

6 ein-<br />

Auch Dieners älterer Bruder war ein lesen und sie richtig anschreiben. Neben<br />

12<br />

Fotobegeisterter, hat als Kind Fliegen 11 Dieners 1 Arbeitsplatz steht eine 12gerahm<br />

am Stubenfenster auf Fotofilm gebannt. te Fotografie: Darauf ist 11zu<br />

sehen, 1<br />

10 2<br />

wie<br />

Diener erbte später seine Fotoausrüs- die alte Winterthurer 10 Kaserne in Flam2<br />

tung. Er hat sich das Fotografieren 9 automen steht. 3 Diener war dabei. Er war<br />

9<br />

3<br />

didaktischangeeig- auch dabei, als 1982 ein deutscher Rei-<br />

8<br />

4<br />

net, neben anderen sebus auf einem Bahnübergang 8 in Pfäf- 4<br />

Jobs auf dem Bau, 7als<br />

fikon 5<br />

6 von einem Regionalzug erfasst<br />

7 5<br />

Monteur oder Hilfs- wurde. Der Bus brannte vollständig 6 aus.<br />

drucker. Auch als er 39 Menschen starben.<br />

mit 32 Jahren noch<br />

eine Lehre als Offset-<br />

Um spektakuläre Aufträge 12 reisst sich<br />

11 1<br />

Diener nicht mehr. Seit seiner Herzopekopist<br />

(dieser stellt ration 2003 gehe er sein 10 gesamtes Leben 2<br />

<strong>im</strong> Druckgewerbe die<br />

Platten her) machte,<br />

ruhiger an. Er versucht, gesünder zu es-<br />

9<br />

3<br />

sen. Zudem macht er mit einem Hund<br />

fotografierte er nebenbei. Als Datum, aus dem Tierhe<strong>im</strong> lange 8 Spaziergänge. 4<br />

an dem er ein «richtiger» Fotograf wurde,<br />

nennt Diener den Tag seiner Auto-<br />

Eine ideale Lösung: Diener 7 liebt Hunde, 5<br />

seine Frau mag keine Haustiere. 6<br />

Bild: Urs Jaudas<br />

ein Konzept machen, bin aber eher<br />

der intuitive Arbeiter.» Trotzdem<br />

schleife er lange an einem Text. Am<br />

Landi-Artikel, der schliesslich um<br />

die 100 Zeilen lang wird, arbeitet er<br />

etwa fünf Stunden. Er hat aus der banalen<br />

Meldung ein Geschäftsporträt<br />

gemacht, in dem sich auch ein Stück<br />

lokale und regionale Wirtschaftsgeschichte<br />

spiegelt.


DER LANDBOTE<br />

34 l<br />

12<br />

11 1<br />

10 2<br />

175 JAhRE LANDBOTE10 2<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong><br />

8<br />

4<br />

7 5 Die Bastlerin<br />

6<br />

Helen Sondereggers Spezialiät sind Grafiken. 12liebsten<br />

ist sie be<strong>im</strong> Layouten aber kreativ,<br />

11 1<br />

Eine Kurve zeigt, wie sich der Rohölpreis in deshalb sind die freier gestalteten 12<br />

11 Panorama-<br />

1<br />

den letzten zehn Jahren entwickelt hat. 10 Auf seiten 2ihre<br />

Favoriten.<br />

10 2<br />

einer Karte ist zu sehen, wo die Gemeinde Sonderegger und ihre Kollegen sind für das<br />

9<br />

3<br />

Elgg per Fernwärme heizen will. Grafiken hat Layout der Kulturseiten, 9 der Aufschlagseiten, 3<br />

die 43-Jährige schon <strong>im</strong>mer gerne gemacht, 8 der Front 4 und der Letzten zuständig. Viele<br />

auch be<strong>im</strong> Verlag, bei dem sie vorher lange Dienstredaktoren machen 8 das Layout 4<br />

7 5<br />

der üb-<br />

Jahre gearbeitet hat. Ursprünglich absolvierte 6 rigen Seiten selbst. Einige 7bitten<br />

die 5 Layoute-<br />

6<br />

sie eine 4-jährige Lehre als Architekturrin<br />

dabei um Hilfe. Es sei stressig, wenn<br />

modellbauerin. Nach der Ausbildung<br />

arbeitete sie als Freelancerin. Als es<br />

10<br />

der Baubranche schlecht ging, sattelte<br />

sie um und fand einen Job bei 9<br />

einem Lehrmittelverlag. Das Lay-<br />

11<br />

12<br />

1<br />

<strong>im</strong>mer wieder jemand an ihr Pult<br />

12<br />

komme und sie 11 aus einer 1 Arbeit,<br />

2<br />

zum Beispiel 10 dem Gestalten 2 einer<br />

3 Grafik, herausreisse. Es mache<br />

ihren Job 9aber<br />

auch lebendig. 3<br />

out- und Grafikhandwerk hat sie 8<br />

sich selbst erarbeitet und entspre- 7<br />

chende Kurse gemacht.<br />

Nach eineinhalb Jahren be<strong>im</strong> «Land-<br />

6<br />

4 «Nicht superlässig» findet sie<br />

8<br />

4<br />

5 die unregelmässigen Arbeitszeiten.<br />

Entweder dauert 7ihre<br />

Schicht 5<br />

6 von 11<br />

bis 19 Uhr oder von 15.30 bis zum Reboten»<br />

layoutet sie inzwischen gern. «Der<br />

Unterschied <strong>vom</strong> Buch- zum Zeitungsmachen<br />

daktionsende um 23.30 Uhr. Sie hätte gerne<br />

12<br />

einheitliche Wochen und 11einen<br />

fixen 1 freien<br />

ist, dass be<strong>im</strong> Buch die Texte schon da sind.» Tag, an dem sie einen 10Kurs besuchen 2würde.<br />

Mit einem «120er aufzumachen», sei etwas In ihrer Freizeit bastelt sie an ihrer Altbau-<br />

ganz Neues für sie gewesen. Sie war es nicht wohnung <strong>im</strong> Neuwiesenquartier 9<br />

herum. 3 Sie<br />

gewohnt, auf einer Seite ein leeres Gerüst für<br />

einen 120 Zeilen langen Text anzulegen. Am<br />

ist eine geschickte He<strong>im</strong>werkerin und schleift<br />

8<br />

4<br />

etwa Parkettböden eigenhändig ab.<br />

7 5<br />

6<br />

9<br />

3<br />

9<br />

3<br />

8<br />

4<br />

«Ein gutes Bild ist keine Geschmackssache»<br />

8<br />

4<br />

Andrea Fessler (39), Leiterin der<br />

Bildredaktion:<br />

«Die Bildredaktion ist die<br />

Schnittstelle zwischen Journalisten,<br />

Fotografen und Layoutern.<br />

Wir koordinieren die Bildaufträge<br />

und stellen einen Einsatzplan<br />

für die Fotografen auf. Sie melden<br />

sich nach jedem Auftrag von<br />

unterwegs bei uns; falls neue Aufträge<br />

anstehen, die sie unterwegs<br />

erledigen könnten.<br />

Sind die Bilder ins System eingelesen,<br />

wählen wir zusammen mit<br />

den Schreibenden das beste davon<br />

aus. Wir suchen auch Bilder<br />

in unserem Archiv oder bei Bildagenturen.<br />

Die Welt wird heute<br />

von Bildern überflutet, das macht<br />

unsere Arbeit nicht einfacher. Was<br />

ein gutes Bild ausmacht, ist keine<br />

Geschmacksfrage, sondern<br />

es gibt fachliche und<br />

wissenschaftliche Kriterien<br />

dafür.<br />

Ich übte in meinem Leben<br />

ganz unterschiedliche<br />

Berufe aus, mehr oder weniger<br />

hatten sie <strong>im</strong>mer mit<br />

Bildern, mit visuellem Gestalten<br />

zu tun. Ursprünglich<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

11<br />

12<br />

6<br />

1<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

DiE LAyOuTERiN helen sonderegger<br />

9<br />

12<br />

3<br />

3<br />

lernte ich Schriftsetzerin, arbeitete<br />

später als Typografin, Grafikerin,<br />

Serviceangestellte, Psychiatriepflegerin<br />

und mit Arbeitslosen. Acht<br />

Jahre war ich Bildredaktorin in<br />

einer Bildagentur, bis ich vor fünf<br />

Jahren zum «<strong>Landboten</strong>» kam.<br />

Am Tagesjournalismus gefällt mir,<br />

dass man nie weiss, was der Tag<br />

bringt. Wenn etwas passiert, müssen<br />

wir das Geplante verwerfen<br />

und etwas Neues aus dem Boden<br />

stampfen. Ich mag das. Das gibt<br />

mir einen Kick.<br />

In meinem Job ist es wichtig,<br />

eine Teamplayerin, flexibel und<br />

belastbar zu sein. Im Min<strong>im</strong>um<br />

rede ich täglich mit zwanzig Menschen.<br />

Wir haben eine gesunde<br />

Diskussionskultur. Auch wenn<br />

mal die Fetzen fliegen, ziehen wir<br />

9<br />

8<br />

8<br />

7<br />

11<br />

6<br />

5<br />

1<br />

5<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

4<br />

sTREssig,<br />

<strong>im</strong>mER<br />

wiEDER Aus<br />

DER ARBEiT<br />

gERissEN<br />

zu wERDEN,<br />

ABER Auch<br />

spANNEND<br />

iN mEiNEm JOB isT Es wichTig, EiNE<br />

TEAmpLAyERiN uND BELAsTBAR zu<br />

sEiN. <strong>im</strong> miN<strong>im</strong>um REDE ich TägLich<br />

miT zwANzig mENschEN<br />

3<br />

3<br />

«Stadt verärgert Püntiker», titelte<br />

der «Landbote» am 18. Februar.<br />

Das ist eine Geschichte ganz nach<br />

Thomas Möcklis Geschmack.<br />

Eine Redaktorin hat ein lokales<br />

Thema aufgegriffen, das die Leser<br />

bewegt. Ein Glücksfall für<br />

den Blattmacher. «Ich könnte<br />

mich eigentlich zurücklehnen.»<br />

Das tut der 44-Jährige, der seit<br />

fünf Jahren be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />

ist, dennoch nicht. Seine Hauptaufgaben<br />

als Blattmacher umfassen<br />

vielmehr: die Nachrichtenlage<br />

überwachen, die Themen<br />

gewichten, die Ressourcen verteilen,<br />

die Schreibenden unterstützen.<br />

Was einfach klingt, ist<br />

tatsächlich ein Troubleshooterjob.<br />

Er muss <strong>im</strong> Chaos den Überblick<br />

behalten. Jederzeit kann etwas<br />

passieren. Ist dies der Fall,<br />

entscheidet Möckli in Absprache<br />

mit den Dienstredaktoren,<br />

die mit ihm am Newsdesk sitzen,<br />

wie und wo sie das Thema behandeln.<br />

Mit den Blattmachern der<br />

vier Partnerzeitungen, denen der<br />

«Landbote» den überregionalen<br />

Teil liefert, tauscht er sich ständig<br />

mündlich und schriftlich aus.<br />

Wenn in Japan die Atomkatastrophe<br />

droht, und dies alle Ressourcen<br />

bindet, darf er die Brandstiftung<br />

in Elgg trotzdem nicht<br />

verpassen. Der Blattmacher wägt<br />

die Themen ab und gewichtet sie<br />

auf der Frontseite. Diese präsentiert<br />

er in der 17-Uhr-Sitzung.<br />

«Fukush<strong>im</strong>a 1 ausser Kontrolle»<br />

ist der Aufmacherartikel. Das<br />

Feuer in Elgg kommt am späten<br />

Abend als Einspalter dazu.<br />

Möckli arbeitet vier Tage<br />

12<br />

11 die Woche 1 von 9 Uhr, 12<br />

11<br />

10 bis die 2Zeitung,<br />

um<br />

22 oder 23 Uhr, fer-<br />

9 tig ist. Den 3 Rest<br />

9<br />

der Woche wird er<br />

8<br />

4<br />

ebenso intensiv in 8<br />

7 Anspruch 5<br />

6<br />

genom-<br />

7<br />

men: von seinen zwei<br />

6<br />

12 Töchtern, 7- und 9-jährig.<br />

11 1<br />

12<br />

11<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

6<br />

am nächsten Tag wieder am gleichen<br />

Strick. 12<br />

11 1<br />

Seit drei Jahren wohne ich nun<br />

10 2<br />

in Winterthur. Diese Stadt ist perfekt<br />

für 9 mich, weil ich <strong>im</strong> 3 Kanton<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

7<br />

7 5<br />

6<br />

Schwyz aufgewachsen bin, wo das<br />

kulturelle Angebot sehr klein ist.<br />

Winterthur 12<br />

11 hat 1 hingegen viel zu<br />

bieten: Ich liebe vor allem die Mu-<br />

10 2<br />

sik- und die Kulturszene.»<br />

9<br />

3<br />

8<br />

4<br />

DiE BiLDREDAkTORiN8 andrea 4 fessler<br />

7<br />

12<br />

6<br />

6<br />

5<br />

5<br />

3<br />

Er behält den Überblick<br />

1<br />

10 2<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

6<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

7<br />

12<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

12<br />

6<br />

DER BLATTmAchER<br />

Thomas möckli<br />

5<br />

4<br />

3<br />

3<br />

3<br />

TROTz kATAsTROphE<br />

iN JApAN DüRfEN wiR DiE<br />

BRäNDE iN ELgg NichT<br />

vERpAssEN<br />

8<br />

11<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

12<br />

6<br />

5<br />

1<br />

5<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

12<br />

6<br />

1<br />

5<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

11<br />

12<br />

6<br />

1<br />

5<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

4<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

Bilder: marc Dahinden<br />

10<br />

9<br />

8<br />

10<br />

9<br />

8<br />

10<br />

9<br />

8<br />

10<br />

9<br />

8<br />

10<br />

9<br />

8<br />

11<br />

7<br />

11<br />

7<br />

11<br />

7<br />

11<br />

7<br />

11<br />

7


DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 35<br />

Fels in der Brandung<br />

10<br />

Wenn der Redaktor meint, eine<br />

Zeitungsseite sei fertig, täuscht er<br />

sich. Für Techniker J<strong>im</strong>my Naef<br />

beginnt die Arbeit dann erst.<br />

Sechs Tage lang leistet er Abenddienst<br />

von 16.30 bis um 23.30 Uhr.<br />

Jede zweite Woche plant er die<br />

Struktur der Zeitung mit redaktionellen<br />

Seiten und Inseraten.<br />

Abends bearbeitet er zuerst die<br />

Bilder, die am nächsten Tag in<br />

der Zeitung stehen. Das Farbsystem<br />

muss er auf die vier Druckfarben<br />

Cyan (Blaugrün), Magenta<br />

(Purpurrot), Gelb und Schwarz<br />

12<br />

11 umstellen. 1 «Dieser H<strong>im</strong>mel ist ein<br />

richtiger Postkartenh<strong>im</strong>mel, er 11<br />

2<br />

ist<br />

zu rot», meint er und n<strong>im</strong>mt et-<br />

9<br />

8<br />

7<br />

was Rot heraus. 3 Er hellt auf, dun-<br />

9<br />

kelt nach, macht schärfer.<br />

4<br />

J<strong>im</strong>my Naef heisst zum 8 Vornamen<br />

5<br />

6 eigentlich Werner. Doch<br />

7<br />

seit der Schulzeit, in der er J<strong>im</strong>i<br />

10<br />

Hendrix verehrte, nennen ihn alle<br />

12<br />

11 nur J<strong>im</strong>my. 1 An ihm, der vor 29<br />

11<br />

Jahren Schriftsetzer 2 gelernt hat,<br />

zeigt sich die gesamte technische<br />

9<br />

8<br />

7<br />

Umwälzung 3in<br />

der Zeitungsbran-<br />

9<br />

che. Im ersten Lehrjahr lernte<br />

4<br />

er noch, wie man mit Winkelha- 8<br />

5<br />

ken 6 und einzelnen Lettern Zei- 7<br />

len setzt. Nachher klebte er Arti-<br />

10<br />

kel 12auf<br />

vorgelochte Kartons.<br />

11<br />

Heute entstehen 1 die Zei-<br />

11<br />

tungsseiten 2 ausschliess-<br />

9<br />

8<br />

7<br />

lich am Computer.<br />

3<br />

«Unsere Tätigkeit hat 9<br />

sich zum 4Guten<br />

verändert.»<br />

Es gehe alles 8<br />

5<br />

leichter 6 von der Hand,<br />

und es sei eine schönere<br />

7<br />

10<br />

Gestaltung 12 möglich.<br />

11 1<br />

Das Korrektorat wirft einen 11<br />

letzten Blick 2 auf die Seiten und<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

übergibt sie J<strong>im</strong>my und Kollegen.<br />

Diese prüfen, ob alle Bilder<br />

bearbeitet sind, ob keine Linien<br />

fehlen und die Seitenzahlen st<strong>im</strong>-<br />

10<br />

men. Zudem ändern sie die Far-<br />

12 be, in denen pro Bund Seitenkopf<br />

und 1 Ortschaften eingefärbt sind.<br />

J<strong>im</strong>my 2 muss die Redaktoren<br />

disziplinieren. Be<strong>im</strong> Belichten der<br />

3<br />

Seiten – das heisst be<strong>im</strong> Schicken<br />

in die 4 Druckerei – hat er einen<br />

strikten Fahrplan einzuhalten. In<br />

5<br />

6 der letzten halben Stunde dürfen<br />

nur noch sechs Seiten offen (un-<br />

12 fertig) sein, in den letzten zwanzig<br />

1<br />

Minuten noch vier, in den letzten<br />

10 zehn 2noch<br />

zwei. Die letzte Seite<br />

muss spätestens um 23.30 Uhr<br />

3<br />

belichtet werden. Und dies ungeachtet,<br />

4 ob Gaddafi zurücktritt<br />

oder 5 ein Championsleaguespiel<br />

6 in die Verlängerung geht. Verspätungen<br />

gehen ins Geld,<br />

10<br />

12<br />

1<br />

weil sie den Transport der<br />

Zeitungen verteuern.<br />

2<br />

Seit der Landbo-<br />

3 te Anfang <strong>2011</strong> vier<br />

weitere Regionalzei-<br />

abstreicht, sobald er Seiten in die<br />

Druckerei «geschickt» hat. Das<br />

4 tungen mit seinem geschieht per Knopfdruck, über<br />

6<br />

5 Mantelteil beliefert, ist<br />

J<strong>im</strong>mys Arbeit kompli-<br />

extraschnelle und -leistungsfähige<br />

Datenverbindungen. Er muss<br />

zierter geworden. Der Tech- schnell und trotzdem genau vor-<br />

10<br />

12 niker 1 muss den Überblick behalten<br />

und arbeitet mit Listen, die er<br />

2<br />

gehen. Die Namen der Seitendateien<br />

<strong>im</strong> <strong>PDF</strong>-Format müs-<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

9<br />

8<br />

11<br />

3<br />

DIE kORREkTORIN vRONI schIllINg<br />

7<br />

12<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

uNsERE TäTIgkEIT ALs schRIfT-<br />

sETzER hAT sIch sEhR vERäNDERT.<br />

Ich fINDE, zum guTEN. hEuTE IsT EINE<br />

schöNERE gEsTALTuNg mögLIch<br />

DER TEchNIkER JImmy Naef<br />

sen zum Beispiel exakt st<strong>im</strong>men,<br />

sonst landen sie in der Druckerei<br />

nicht auf der richtigen Platte.<br />

J<strong>im</strong>my wirkt auch in der<br />

grössten Hektik wie ein Fels in<br />

der Brandung. Herunterfahren<br />

könne er nach einem strengen<br />

Abend, wenn er um Mitternacht<br />

Ich muss mIch AchT sTuNDEN LANg<br />

kONzENTRIEREN köNNEN. Ich vERsuchE<br />

DEshALB, mEINE fREIE zEIT mög-<br />

LIchsT ENTspANNT zu vERBRINgEN<br />

Bilder: marc Dahinden<br />

eine halbe Stunde mit dem Zug<br />

nach Märstetten TG fahre und<br />

zwanzig Minuten zu Fuss nach<br />

Hause gehe. Dort setze er sich<br />

noch etwas nach draussen. Im<br />

Sommer steht er am nächsten<br />

morgen trotzdem öfters um sechs<br />

Uhr auf und geht fischen.<br />

Die Nachleserin<br />

12<br />

11 1<br />

12<br />

11 1<br />

Vroni 10 Schilling liest 2 Tag und Nacht. zur Korrektur» auf dem Bildschirm auf-<br />

Be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» korrigiert sie 10 jeweils tauchen. 2 Es sind nur drei Personen, die<br />

acht 9 Stunden lang 3 Artikel. Wenn sie einen ganzen «<strong>Landboten</strong>» korrigieren.<br />

9<br />

3<br />

nach 8 Mitternacht in ihre Altstadtwoh- Wenn Schilling Korrektur liest – die län-<br />

4<br />

nung in Schaffhausen zurückkommt, 8 liest geren 4Texte<br />

auf Papier, die kürzeren am<br />

7 5<br />

sie weiter. 6 Sie verschlingt Bücher von 7 Bildschirm 5 –, tut sie das mit einem Ras-<br />

Anne Tyler, Margaret Atwood oder Ivo 6 ter <strong>im</strong> Kopf. «Ich konzentriere mich dar-<br />

Andric. Meist 12 schläft sie erst mor-<br />

11<br />

gens um fünf 1Uhr<br />

ein. «Ich bin 11<br />

ein 10 Nachtmensch.» 2 Sie empfin-<br />

10<br />

det es deshalb nicht als Nach-<br />

9<br />

3<br />

teil, <strong>im</strong>mer am Nachmittag 9<br />

und 8 am Abend zu 4 arbeiten.<br />

«Die Sozialkontakte leiden 8<br />

7 5<br />

nicht. Man 6 muss sie nur orga- 7<br />

nisieren.» Sie hat zum Beispiel<br />

12<br />

6<br />

auf, wie der Satz beginnt, wie er aufhört<br />

und was dazwischen pas-<br />

1<br />

siert.» Gleichzeitig mit den<br />

2<br />

sprachlichen Fehlern muss<br />

3 sie jeden unnötigen Abstand<br />

vor dem Komma sehen. Denn<br />

4 alle Texte ausser Kommenta-<br />

5 re, Leitartikel und die Frontseite<br />

werden nur einmal gelesen.<br />

Freunde, 12 die <strong>im</strong> Spital Schicht arbei- Die Artikel kämen meist gut über-<br />

11 1<br />

ten. Ihr langjähriger Partner lebt ausser- 12<br />

11 arbeitet 1 in die Korrektur, sagt Schilling.<br />

dem 10 in Deutschland. 2 Er ist ohnehin nur Sie korrigiere auch inhaltliche Fehler, re-<br />

10 2<br />

am 9 Wochenende da. 3<br />

cherchiere selbst <strong>im</strong> Internet, halte täg-<br />

Als junges Mädchen wäre die 53-Jähri- 9 lich mit 3 den Journalisten Rücksprache.<br />

ge 8gerne<br />

Setzerin 4geworden.<br />

Frauen wa- «Am Stil basteln wir jedoch nicht herum.<br />

ren in diesem Job aber nicht akzeptiert. 8 Wenn 4<br />

7 5<br />

etwas grammatikalisch und ortho-<br />

«Es hiess: 6 Da kriegt man ja schwarze 7 grafisch 5 erlaubt ist, lassen wir es.»<br />

6<br />

Finger.» Sie lernte Kindergärtnerin, lan- Neben einer schrägen Leseplatte und<br />

dete «durch 12<br />

11 die Hintertür» trotzdem in dem Computer sind Schillings Werk-<br />

1<br />

12<br />

der Druckerei: als Korrektorin. Elf 11 Jahzeuge 1 der Duden sowie das «Landbo-<br />

10 2<br />

re lang korrigierte sie die «Schaffhauser 10 te»-eigene 2 Wörterverzeichnis. Darin ist<br />

Nachrichten» 9<br />

und 3machte<br />

berufsbeglei- unter G zum Beispiel die Schreibweise<br />

tend den Korrektorenkurs der grafischen 9 von «Gaddafi» 3 festgehalten. Mit einem<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4Branche.<br />

Anschlies- Kugelschreiber notiert sie die Änderun-<br />

8<br />

4<br />

send arbeitete sie in gen. Hier ein «selbständig», dem nach<br />

Druckereien in Win- 7 der 5<br />

6 Hausregel ein zweites «st» fehlt.<br />

terthur und Schleit- Dort ein Name, der nicht einheitlich gehe<strong>im</strong><br />

SH. Zuletzt schrieben ist.<br />

12<br />

war sie bei der «Neu- 11 Nach 1 20 Uhr haben Schilling und ihre<br />

en Zürcher Zeitung» 10 Kolleginnen 2 keine Pause mehr. Sie lesen<br />

tätig, bevor sie vor nonstop. Kann man sich acht Stunden<br />

gut zwei Jahren 9 zum lang konzentrieren? 3<br />

«Man muss.» Sie<br />

«<strong>Landboten</strong>» kam. 8 versuche die <strong>Morgen</strong>, die ja ihre Feier-<br />

4<br />

Schillings Schicht, die um 15 Uhr beabende sind, möglichst entspannt zu ver-<br />

7 5<br />

ginnt, läuft meist geruhsam an, bis <strong>im</strong>- 6 bringen. Sie probiere, keine Probleme<br />

mer mehr Texte mit dem Status «frei zur Arbeit mitzubringen.


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zum Wohnwochenende<br />

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Samstag, 26. <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 6<br />

7 5<br />

6<br />

37<br />

Astrid Beerli bremst, schaltet in den<br />

Leergang, zieht die Handbremse,<br />

den Motor lässt sie laufen. Sie n<strong>im</strong>mt<br />

einen Stapel «Landbote»-Exemplare<br />

<strong>vom</strong> Beifahrersitz, steckt drei «Tages-<br />

Anzeiger», zwei «NZZ» und einen<br />

«Blick» dazu. Sie zählt nach. Sie öffnet<br />

die Tür, schwingt sich nach draussen.<br />

Sie läuft durch den Nieselregen<br />

von Briefkasten zu Briefkasten,<br />

steckt eine, manchmal mehrere Zeitungen<br />

hinein. Ihre Neonweste leuchtet<br />

<strong>im</strong> Scheinwerferlicht.<br />

Beerli trägt seit 17 Jahren Zeitungen<br />

aus. Die heute 43-Jährige kennt<br />

ihre Tour in- und auswendig. Im Routenbuch<br />

nachsehen, wer welche Zeitung<br />

abonniert hat, muss sie nicht<br />

mehr, nur noch die Änderungen eintragen.<br />

Viele Abonnenten kennt sie<br />

persönlich. Ein Geländewagen hält<br />

neben ihr. Sie reicht dem Fahrer eine<br />

Zeitung durchs Autofenster. Änderungen<br />

oder Teilabos, die für einzelne<br />

Tage gelten, sind auf separaten<br />

9<br />

8 4<br />

8<br />

7<br />

11<br />

5<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

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3<br />

3<br />

4<br />

8<br />

4<br />

5<br />

7 5<br />

Wacher Perfektionist<br />

6<br />

6<br />

8 4<br />

12<br />

Zeitungsoffsetdrucker 11 1 Caspar Caprez 12Dienstag<br />

auf Mittwoch wird die Gross-<br />

11 1<br />

n<strong>im</strong>mt 10 die letzten 2Druckplatten<br />

aus dem auflage des «<strong>Landboten</strong>» gedruckt. Die<br />

Gestell. Es ist kurz nach 23 Uhr. 10 Im Ta- knapp 290<br />

000 Exemplare sind nach gut<br />

9media-Druckzentrum<br />

3 Bubenberg in zwei Stunden fertig.<br />

9<br />

3<br />

Zürich 8 läuft der Nachtbetrieb langsam Caprez steht am Leitstand, einer Art<br />

4<br />

an. Die leichten Aluplatten unter 8 dem Steuerpult, 4 durch eine Glasscheibe von<br />

7 5<br />

Arm – vier 6 pro Zeitungsseite, eine 7für<br />

der 5laut<br />

ratternden Druckmaschine ge-<br />

jede Farbe –, geht er zu den Drucktür- 6 trennt. Neben ihm seine zwei Kollemen<br />

42 und 12 43. Um den «Landbo-<br />

11<br />

ten» zu drucken, 1 sind zwei von<br />

11<br />

16 10 Türmen nötig 2 und einer<br />

10<br />

von fünf Falzapparaten. In<br />

9<br />

3<br />

dieser Nacht sind <strong>im</strong> Druck- 9<br />

zentrum 8 neben dem 4 «<strong>Landboten</strong>»<br />

auch der «Tages-An- 8<br />

7 5<br />

zeiger» und 6 «20 Minuten» <strong>im</strong> 7<br />

Druck. Die Ziegler Druck- und<br />

12<br />

6<br />

gen. Immer wieder nehmen sie ein<br />

«Landbote»-Exemplar von der<br />

1<br />

vorbeiziehenden Förderkette.<br />

2<br />

Mit gezielten Bewegungen<br />

3 blättern sie die Bünde durch.<br />

«Seite drei schmiert blau»,<br />

4 sagt einer. Caprez kann an<br />

5 seinem Pult steuern, dass dem<br />

Blau mehr Wasser beigemischt<br />

Verlags-AG hat ihre Zeitungsdru- wird. Die Drucker achten nicht nur<br />

ckerei in der Grüze 2005 aufgegeben. 12<br />

11 auf 1das<br />

Schmieren, sondern auch dar-<br />

Caprez hängt eine Platte in einem auf, ob die Seiten genau aufeinander<br />

10 2<br />

Zylinder ein. Er hat seine langen Haare liegen, ob sich die Farben decken – Ab-<br />

unter ein Käppi gesteckt. Lange 9 Haare weichungen 3 stellen sie zum Teil mit der<br />

und Krawatten könnten inmitten der<br />

rotierenden Maschinen lebensgefähr- 8<br />

Lupe fest –, und ob das Papier sauber<br />

gefaltet 4 und geschnitten ist.<br />

lich sein. Er trägt einen grauen Over- 7 Caprez’ 5 Schicht dauert bis 5 Uhr.<br />

6<br />

all und sportliche Schuhe. Später wird Der 54-Jährige arbeitet bis auf wenige<br />

klar warum: Die drei Drucker, die die- Dienste ausschliesslich in der Nacht.<br />

se Nacht für den «<strong>Landboten</strong>» zustän- «Ich mag das. Ich bin ein Nachtmensch<br />

dig sind, sind <strong>im</strong>mer in Bewegung. Flink und stehe morgens nicht gerne auf.»<br />

eilen sie die Treppen zwischen den ver- Um 23.45 Uhr sind schon fast 9000<br />

schiedenen Ebenen rauf und runter. Exemplare gedruckt. Die Förderkette<br />

Um 23.30 Uhr setzt sich das Maschi- transportiert Zeitung an Zeitung in den<br />

nenungetüm langsam in Bewegung. Versandraum. Dort wird ein Teil der<br />

Der Drucker wartet auf der zweituntersten<br />

Turmebene. Zuerst erscheinen<br />

noch unbedruckte Papierbünde. Bald<br />

folgen die ersten bedruckten Exemplare,<br />

die Farben sehr satt und noch leicht<br />

verschmiert. Caprez blättert zackig eine<br />

der ersten kompletten Zeitungen durch.<br />

Er überprüft, ob die Seitenzahlen st<strong>im</strong>men<br />

und ob alles bedruckt ist. Sein Fazit:<br />

«Sieht nicht schlecht aus.» Diese<br />

Zeitungen sind noch Ausschussware.<br />

Zeitungen mit Adressen versehen. Sie<br />

Die Druckmaschine läuft noch nicht landen in Postsäcken. Andere werden<br />

auf vollen Touren. 42 500 Zylinderum- zu Bündeln geschnürt. Kurz nach zwölf<br />

drehungen pro Stunde werden es später warten vor der Verladerampe bereits<br />

sein. Bei voller Geschwindigkeit spuckt die ersten Kleintransporter, welche die<br />

die Rotationsmaschine 708 Zeitungen Zeitungen zu den Deponien der Verträ-<br />

in der Minute aus. In der Nacht von ger bringen.<br />

Sie kennt die Abonnenten persönlich<br />

Blättern aufgelistet. Kurz nach 5 Uhr<br />

hat sie ihre Tour <strong>im</strong> oberen Dättnau<br />

begonnen, wo sie selbst wohnt. Die<br />

Zeitungen hat sie <strong>im</strong> Depot nahe der<br />

Autobahnausfahrt Töss geholt. Zuvor<br />

hatte sie schon eine Tour in Seen<br />

DEN JOB ALs VERTRÄgERIN kANN Ich<br />

IDEAL mIT DER fAmILIE VEREINBAREN.<br />

Ich kOmmE NAch hAusE, WENN mEINE<br />

kINDER ERsT AufsTEhEN<br />

9<br />

11<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

12<br />

3<br />

3<br />

Ich ARBEITE gERNE IN DER NAchT.<br />

Ich BIN EIN NAchTmENsch uND sTEhE<br />

mORgENs NIchT gERNE Auf<br />

hinter sich. Sie macht häufig Ferienablösungen.<br />

Für die Mutter einer 15-jährigen<br />

Tochter und eines 12-jährigen Sohnes<br />

ist der Job als Verträgerin ideal mit<br />

der Familienarbeit zu vereinbaren. So<br />

DIE VERTRÄgERIN AStRID BEERLI<br />

DER DRuckER cASpAR cApREz<br />

ist sie kurz vor halb sieben, wenn ihre<br />

Kinder aufstehen, wieder zu Hause.<br />

«Das ist eine super Ergänzung.»<br />

Auch finanziell sei es ein willkommener<br />

Zustupf zum Lohn ihres Mannes.<br />

Beerli arbeitet jeden Tag circa 90 Mi-<br />

8<br />

11<br />

1<br />

10 2<br />

9<br />

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6<br />

Bild: marc Dahinden<br />

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3<br />

3<br />

3<br />

8<br />

11<br />

9<br />

3<br />

nuten, ausser<br />

sonntags. Sie 8<br />

4<br />

ist <strong>im</strong> Stun- 7 5<br />

6<br />

denlohnangestellt. Ihre Arbeitgeberin<br />

ist die Presto Presse-Vertriebs<br />

AG, eine Tochtergesellschaft<br />

der Post.<br />

Das Aufstehen zwischen 4 und<br />

4.30 Uhr macht ihr nicht viel aus. Sie<br />

zuckt mit den Schultern. «Ideal wäre,<br />

wenn ich um 22 Uhr ins Bett ginge.<br />

Das schaffe ich aber eher selten.»<br />

Tagsüber lege sie sich selten kurz<br />

hin. Gegen Ende Woche mache sich<br />

der Schlafmangel bemerkbar. Der<br />

Job fordere sie körperlich heraus.<br />

Sie habe schon mehrere Male unter<br />

einem Hexenschuss gelitten. Gefährlich<br />

sei das <strong>im</strong>mer gleiche Aussteigen<br />

aus dem Auto, beladen mit Zeitungen,<br />

bei Wind und Wetter. Beklagen<br />

will sie sich jedoch nicht. Das Schönste<br />

sei das Zwitschern der Vögel <strong>im</strong><br />

Frühling und der Sonnenaufgang.<br />

Zur fixen Ausrüstung der<br />

Zeitungsverträgerin gehört neben<br />

einer Stirnlampe die Schere. Damit<br />

schneidet sie die geschnürten<br />

Zeitungsbündel auf. 205 Exemplare<br />

sind es dieses Mal auf ihrer Tour,<br />

davon 148 «<strong>Landboten</strong>».<br />

Eine einzige Zeitung steckt sie übrigens<br />

nicht in einen Briefkasten, sondern<br />

wirft sie schwungvoll vor eine<br />

Haustür. Es ist ihre eigene. Ihr Mann<br />

muss sich nur noch bücken.<br />

SABINE ARNOLD<br />

1<br />

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1<br />

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1<br />

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3<br />

3<br />

Bild: Peter Würmli<br />

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6<br />

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5<br />

1<br />

4<br />

10 2<br />

3


Die FDPWinterthur – aktiv auf allenEbenen<br />

Oskar Denzler<br />

bisher<br />

Im Stadtrat überzeugt Verena Gick seit neun Jahren als Vorsteherin des Departements Finanzen. Sie hält die städtischen<br />

Finanzen <strong>im</strong> Lot und setzt die beschränkten Mittel gezielt für ein lebenswertes und wirtschaftlich erfolgreiches<br />

Winterthur ein. In der Verwaltung sorgt sie fürunternehmerisches Denken, Effizienz und bürgerfreundliche Dienst-<br />

leistungen. Im DepartementSchule und Sport setzt seit bald einem Jahr Stefan Fritschi neue Akzente. Er<br />

engagiert sich für eine moderne Schule, die das Wohl der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt und<br />

füralle Beteiligten gute Voraussetzungen schafft. Mit Erfolg sorgt er ausserdem dafür, dass Winterthur den Namen<br />

«Sportstadt» verdient.<br />

Im Gemeinderat ziehen wir am gleichen Strick, vonlinks nach rechts Andreas Bosshart, ChristineDenzler,<br />

Manuela Gerber,Felix Helg, BarbaraGünthard, Markus Wenger und David<br />

Schneider. Leistung muss sich lohnen und zwar in allen Situationen unseres Lebens. Dafürkämpfen wir mit<br />

Kopf,Herz und Verstand. Im Gemeinderat vonWinterthur prägen wir in den Kommissionen erfolgreich die Lösungen<br />

und nicht nur die Probleme wie andere Parteien. Wirlieben unser Hobbyund politisieren gerne. Die Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäte der FDP Winterthur sind ein gutes Team – das sieht und spürt man. – Wirsind die<br />

positiveKraft fürWinterthur.<br />

Im Kantonsrat setzten wir uns ein, fürbessereBahnverbindungen zwischen Winterthur und Zürich, fürechten Umweltschutz durch<br />

mehr Solaranlagen und den Abbau bürokratischer Hürden bei energetischen Gebäudesanierungen, für den Schutz vor Passivrauchen,<br />

die Neuregelung der Pflegefinanzierung, mehr Selbständigkeit des Kantonsspitals Winterthur und Entwicklung zu einem modernen Schwer­<br />

punktspital, fürden Ausbau des Landesmuseums und füreinen neuen Finanzausgleich mit einer faireAbgeltung der Leistungen der Stadt<br />

Winterthur (86 Mio. statt 74,9 Mio. Zentrumslastenausgleich). Oskar Denzler, Dieter Kläy, Barbara Günthard,<br />

Martin Hasenfratz, Markus Wenger,Ursula Künsch stellen sich demnächst zur Wahl und politisieren auch in<br />

Zukunft füreine starkeWirtschaft, ein effizientes Gesundheitssystem und eine intakte Umwelt.<br />

Am 3. April in den Kantonsrat – Liste 3<br />

Dieter Kläy<br />

bisher<br />

Barbara<br />

Günthard-Maier<br />

Martin<br />

Hasenfratz<br />

Markus Wenger<br />

Ursula Künsch<br />

Im Nationalrat setzt sichMarkus Hutter als Winterthurer Unternehmerfüreine starke, freie und unabhängige Schweiz ein.<br />

Er kennt die Herausforderungen der KMU und deren steigende Belastungen aus eigener Erfahrung und weiss als Finanz-<br />

politiker,dass die Spitzenstellung unseres Landes nur mit weiterhin tiefen Schulden und liberaler Wirtschaftspolitik<br />

erhalten werden kann. Deshalb gilt es, den Schweizer Erfolg mit bewährten Werten wie Leistung, Eigenverantwor-<br />

tung, Mut und Stabilität zusichern. Markus Hutter kämpft für eine reformfähige, moderne und sichere Schweiz.<br />

Fürein Land, in dem Unternehmergeist wieder geschätzt wird, jeder einen sicheren Arbeitsplatz hat – ein Land, das<br />

weder einen Kollaps der Sozialwerkenoch absurde Bürokratie zulässt. – AusLiebe zur Schweiz.<br />

www.diepositivekraft.ch |www.fdp-winterthur.ch – FDP Winterthur,Technikumstrasse 12–14, 8400 Winterthur,Telefon 052 212 84 43, info@fdp-winterthur.ch


DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 39<br />

Von Sissi bis zum Mauerfall –<br />

wie der «Landbote» berichtete<br />

Jonas Furrer<br />

Keine Eile und kein Lokalpatriotismus: Über die Wahl des<br />

Winterthurers Jonas Furrer zum ersten Bundesrat der Schweiz<br />

berichtet der «Landbote» erst eine Woche später – und ziemlich<br />

nüchtern: «Bundesversammlung. Erste Sitzung v. 16. Nov.<br />

National- und Ständerath sind vereint versammelt, um die Wahlen<br />

in den Bundesrath vorzunehmen. Es werden gewählt die<br />

Hrn. Bürgermeister Furrer <strong>im</strong> 1. Wahlgang mit 85 von 124 St<strong>im</strong>men;<br />

Präs. Ochsenbein <strong>im</strong> 2. Wahlgang mit 92 St., (...) Die neue<br />

Regierung der verjüngten Eidgenossenschaft ist somit in sehr<br />

guten Händen. Die beiden ersten Gewählten haben sich zwar<br />

Bedenkzeit ausgebeten (...) und die drei nächstfolgenden waren<br />

nicht anwesend; es ist jedoch zu hoffen und zu wünschen, dass<br />

keiner sich der ehrenvollen, wichtigen Stelle entziehe.»<br />

Lob gibt es einige Tage später in einer Zuschrift: «Furrer ist der<br />

ächte Repräsentant der mässigen ‹Zürcher-Politik› von 1845. Er<br />

riskiert Nichts, aber ist um so hartnäckiger in seinen einmal gefassten<br />

Vorsätzen. Er wird nie müde und kennt keine ungeraden<br />

Wege.»<br />

Die Redaktoren des «<strong>Landboten</strong>» beobachten<br />

seit 175 Jahren das Weltgeschehen – meistens genau,<br />

zuweilen aber auch etwas oberflächlich. Eine kleine Auswahl.<br />

Zusammengestellt von Reto WäckeRli<br />

23.11.1848 WiNTERThuRER BuNDEsRäTE 9.12.1982<br />

Rudolf Friedrich<br />

Bei der Wahl des bis heute letzten Winterthurers in den Bundesrat,<br />

Rudolf Friedrich, klingt es anders: «Friedrich riss – wohl<br />

eher untypisch für ihn – vor lauter Freude beide Hände in die<br />

Luft, wie das sonst nur Sportler zu tun pflegen. Als erste gratulierten<br />

die beiden Zürcher Regierungsräte Stucky und Künzli.<br />

Und schon wieder eine Überraschung: Friedrich nahm zwar den<br />

regierungsrätlichen Blumenstrauss verkehrt in den Arm, dafür<br />

aber küsste er die Trachtenfrau derart intensiv, dass dem Zuschauer<br />

fast die Spucke wegblieb.»<br />

Im Kommentar heisst es: «Dass Friedrich aus Winterthur<br />

stammt, ist ein Zufall (...). Dass er die Voraussetzungen, die ihm<br />

Winterthur und die Zürcher Landschaft gaben, zu nutzen vermochte,<br />

ist das Verdienst seiner aus der Mitbeteiligung an unserer<br />

städtischen Entwicklung hervorgewachsenen Persönlichkeit;<br />

auf die Winterthur stolz sein darf. Wir gratulieren Bundesrat<br />

Friedrich als Mitbürger zu seiner Wahl von Herzen und freuen<br />

uns in winterthurerischer Bescheidenheit auf die Impulse, die er<br />

in den kommenden Jahren zu geben vermag.»


Mein grosser Bruder<br />

hat heute Geburtstag<br />

landbote.ch gratuliert<br />

dem <strong>Landboten</strong> zum<br />

175. Geburtstag<br />

www.<br />

Landbote.ch<br />

Wählen Sie Ihren News-Mix:<br />

MEINE HAUSTÜRE INTERNATIONAL<br />

WINTERTHUR


DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 41<br />

25.2.1905 TuNNELs 6.9.1980<br />

Tunneldurchstiche faszinierten die Menschen<br />

auch vor über 100 Jahren. Zum<br />

Beispiel jener am S<strong>im</strong>plon, bei dem ein<br />

Winterthurer Ingenieur federführend war.<br />

Der chronologische Text über die Ereignisse<br />

beginnt auf der Frontseite und geht<br />

auf der zweiten Seite weiter: «Bern, 23.<br />

Die bei der Schweizerischen Depeschenagentur<br />

bis 7 Uhr abends eingelaufenen<br />

Meldungen über den S<strong>im</strong>plondurchstich<br />

lauten widersprechend. Bis jetzt ist weder<br />

in Bern noch in Lausanne auf der Kreisdirektion<br />

der Bundesbahnen, noch auch in<br />

Winterthur <strong>im</strong> Bureau der Unternehmung<br />

29.7.1914 WELTkRiEgE 2.9.1939<br />

Österreichs<br />

Kriegserklärung<br />

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist<br />

keine Überraschung. Schon in den Vortagen<br />

wird in den Überschriften gefragt «Vor<br />

Kriegsausbruch?» und «Naht ein Weltkrieg?».<br />

Als es dann so weit ist, versucht<br />

die Zeitung die Leserschaft zu beruhigen:<br />

«Es ist so gekommen, wie man es voraussah:<br />

(...) Die Kriegserklärung der österreichischungarischen<br />

Monarchie an Serbien ist erfolgt.<br />

Wir stehen jetzt in einer der schwierigsten<br />

und besorgniserweckendsten politischen<br />

Konstellationen, welche unser europäischer<br />

Weltteil seit Jahrzehnten zu verzeichnen gehabt.<br />

Da gilt es nun, ruhig Blut zu bewahren<br />

und nicht gleich schwarz zu sehen.»<br />

Einen Tag später folgt die nächste Beruhigungspille:<br />

«Es ist keine Ursache zur<br />

Erregung vorhanden, und die öffentliche<br />

Meinung sollte sich nicht schrecken lassen<br />

durch unkontrollierbare und in unverantwortlicher<br />

Weise verbreitete Gerüchte.»<br />

Der S<strong>im</strong>plon<br />

irgend eine Meldung eingelaufen, welche<br />

darauf schliessen liesse, dass der Durchschlag<br />

wirklich erfolgt ist. (...) Iselle, <strong>24.</strong>,<br />

8 Uhr 30. Der Durchschlag des S<strong>im</strong>plontunnels<br />

erfolgte unerwartet, ohne Unfall,<br />

7 Uhr 20 vormittags. Grosser Jubel. Alle<br />

Dampfpfeifen setzten ein, Flaggen wurden<br />

gehisst.»<br />

Es folgt die Feier in Brig: «Die ganze Bevölkerung<br />

nahm lebhaften Anteil an diesem<br />

grossen Ereignis. (...)Während des<br />

Umzugs krachten die Böllerschüsse. Die<br />

ganze Stadt war bengalisch beleuchtet.»<br />

Weder der Durchstich noch die Eröffnung<br />

des Gotthard-Strassentunnels sind<br />

ein grosses Thema. Am Tag nach der Eröffnung<br />

wird erst auf der fünften Seite berichtet:<br />

«Seit gestern Freitag, dem 5. September,<br />

um 17 Uhr steht der Gotthard-<br />

Strassentunnel den Autos offen. Der Vorsteher<br />

des Departements des Innern, Bundesrat<br />

Hans Hürl<strong>im</strong>ann, hat zusammen<br />

mit den Baudirektoren der Kantone Uri<br />

und Tessin den längsten Strassentunnel der<br />

Welt dem Verkehr übergeben. (...) Hürl<strong>im</strong>ann<br />

machte ferner darauf aufmerksam,<br />

dass dieser Tunnel kein Korridor für den<br />

Der Gotthard<br />

Schwerverkehr sei. Der Güterverkehr gehöre<br />

auf die Schiene.»<br />

Zur Feier heisst es: «Am Freitagmorgen<br />

fuhren über 1150 geladene Gäste (...) in 28<br />

knallgelben PTT-Cars, begleitet von einer<br />

Polizeieskorte, von Göschenen in die Mitte<br />

des Tunnels. Die ganzen Eröffnungsfeierlichkeiten<br />

wurden über alle drei Sendeketten<br />

des Schweizer Fernsehens übertragen,<br />

und zwar live, wogegen die übrigen<br />

TV-Stationen Europas an einer Beteiligung<br />

an dieser Liveschau kein Interesse gezeigt<br />

hatten.»<br />

Überfall<br />

auf Polen<br />

Auf der Frontseite wird die Generalmobilmachung<br />

bekannt gegeben, dann folgen<br />

Berichte zum deutschen Angriff auf<br />

Polen und über Hitlers Kriegsrede sowie<br />

die ersten Amtshandlungen des Schweizer<br />

Generals Guisan. Der Ausbruch des Zweiten<br />

Weltkriegs hat aber auch lokal Folgen:<br />

«Heute von 3 Uhr an kann der Breite-Autobus<br />

bis auf weiteres wegen Requirierung<br />

durch die Militärverwaltung nicht mehr fahren.<br />

– Postdienst: Wegen der Mobilisation<br />

finden nur noch 2 Briefzustellungen statt.<br />

Die Schalter sind von 12 Uhr 15 bis 15 Uhr<br />

geschlossen. – Kunstmuseum: Die Ausstellung<br />

von Werken Hans Thomas aus schweizerischem<br />

Privat- und Museumsbesitz, die<br />

der Kunstverein zum 100. Geburtstage des<br />

Künstlers am 3. September eröffnen wollte,<br />

muss infolge der Zeitumstände vorläufig<br />

aufgeschoben werden. – Die Jubiläumsfeier<br />

der Metallarbeiterschule, die morgen Sonntag<br />

den 3. September hätte stattfinden sollen,<br />

wird verschoben.»


Was, wenn<br />

der Landbote<br />

nicht<br />

gegründet<br />

worden wäre?<br />

Hätte die Bevölkerung in und um<br />

Winterthur praktisch keine Nachrichten<br />

erhalten? Und sonichts von der<br />

Industrialisierung mitbekommen?<br />

Wäre dann Sulzer nie gegründet<br />

worden? Rieter? Und andere Industrie­<br />

firmen? Wäre Winterthur dann heute<br />

ein kleines Dörfchen? Ohne S­Bahn?<br />

Müsste man von Zürich zuerst nach<br />

Effretikon und dann mit dem Bus über<br />

Embrach bis nach Winti? Wäre Winterthur<br />

dann fast zwei Stunden von Zürich<br />

entfernt? Dranbleiben.<br />

Wir gratulieren dem <strong>Landboten</strong> zu allem,<br />

was erin175 Jahren erreicht hat.


DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 43<br />

13.9.1898 ATTENTATE 23.9.1963<br />

Sissi und Kennedy<br />

Die Ermordung von Sissi prägt die Zeitung: «Noch stehen alle unter dem<br />

frischen Eindruck eines neuen, grässlichen anarchistischen Verbrechens. Das<br />

Entsetzen, welches die Kunde verbreitete, dass die Kaiserin Elisabeth von<br />

Oesterreich Samstag Mittag 1 Uhr in Genf durch einen italienischen Anarchisten<br />

ermordet worden, war um so grösser, weil hier der Mordstahl gegen<br />

ein wehrloses und unglückliches Weib in grauen Haaren gezückt wurde.»<br />

Thematisiert werden die Folgen: «Der Mörder hat seinen Glaubensgenossen<br />

einen recht schlechten Dienst erwiesen, denn der Bundesrath, nicht allein<br />

von sich aus, sondern jedenfalls auch auf Wunsch der übrigen europäischen<br />

Staaten, wird seine Aufsichtsmassregeln und die bisher geübte Toleranz gegenüber<br />

den Anarchisten verschärfen müssen, nachdem dieselben sich nicht<br />

scheuen, der Schweiz Ungelegenheiten mit den Nachbarstaaten zu bereiten.»<br />

Die Berichterstattung über die Ermordung des US-Präsidenten John F.<br />

Kennedy in Dallas ist ähnlich: «In den Strassen von Dallas war eine grosse<br />

Erregung festzustellen. Vor den Gittern des Weissen Hauses in Washington<br />

weint die Menge. Das Sternenbanner ist auf Halbmast gesetzt worden. (...)<br />

Bob Jackson, ein Photograph der Zeitung «Dallas T<strong>im</strong>es Herald», der sich<br />

in einem Auto befand, das dem Wagen Kennedys folgte, gab folgenden Bericht<br />

über die Ermordung (...): ‹Ich blickte eben aus nach dem Gebäude, aus<br />

dem die Schüsse abgefeuert worden waren und gewahrte zwei Schwarze, die<br />

sich aus einem Fenster beugten und nach dem oberen Stockwerk blickten. Ich<br />

blickte auch dorthin, gerade als ein Gewehr zurückgezogen wurde. (...) Sobald<br />

ich das Gewehr bemerkt hatte, glaubte ich, jemand wolle den Präsidenten<br />

töten; aber nie kam mir der Gedanke, dass er tot sein könnte. Der Ruf der<br />

Stadt Dallas wird schwer leiden.»<br />

9.5.1945 mmOmENTE DER hOffNuNg 10.11.1989<br />

Freudentaumel<br />

nach dem Krieg<br />

Jubel und nachdenkliche Töne über das<br />

Kriegsende: «Ein Freudentaumel geht<br />

durch die Welt. Die harten Jahre der materiellen<br />

und geistigen Not und der politischen<br />

Unterjochung sind vorbei. (...)<br />

Aber schauderhaft ist der Ueberblick<br />

über all die von Menschenhand zerstörten<br />

Werte, niederdrückend der Gedanke<br />

an die Hekatomben von Blut, die geflossen<br />

sind, die Erinnerungen an die unschuldigen<br />

Opfer, die dieser Krieg und<br />

die ihm zugrundeliegende Rassenverfol­<br />

gung und politische Tyrannei auf dem<br />

Gewissen hat.»<br />

Und zur Schweiz: «Bei aller Vorsehung,<br />

die es gut mit unserem Volk gemeint hat,<br />

hat doch die friedliche und entschlossene<br />

Haltung unseres Landes viel zu diesem<br />

Ausgang beigetragen (...). Möge es uns vergönnt<br />

sein, auch in den kommenden Jahren<br />

(...) in dieser Haltung zusammenzustehen<br />

und uns damit des unserem Lande erhaltenen<br />

Friedens würdig zu erweisen.»<br />

Der Fall<br />

der Berliner mauer<br />

Der Mauerfall ereignet sich in der Nacht.<br />

Der «Landbote» berichtet am Folgetag.<br />

Der Chefredaktor kommentiert einen<br />

Tag darauf: «In der DDR geschieht Epochales.<br />

Die Folgen der atemberaubenden<br />

Eigendynamik, die von den ersten, <strong>vom</strong><br />

zurückgepfiffenen Sicherheitsdienst unbehelligten<br />

Demonstrationen in Leipzig<br />

ausging, sind ohne Vergleich in der Geschichte<br />

kommunistisch regierter Staaten.<br />

(...) Die mit den Vorgängen in der DDR<br />

erhöhte Instabilität Osteuropas ist das<br />

Thema für den Westen. Er sieht die Mauern<br />

und Stacheldrähte fallen und eine<br />

freiheitliche Form des Sozialismus heranreifen.<br />

Beides kann das Gefälle zwischen<br />

Ost und West verringern (...). Die<br />

Wiedervereinigung Deutschlands (...) zu<br />

diskutieren, heisst jedoch, den Stand und<br />

das Ziel der Veränderungen zu verkennen.<br />

Nichts deutet darauf hin, dass Moskau<br />

auch nur <strong>im</strong> entferntesten bereit ist,<br />

die Westgrenze des Sowjet<strong>im</strong>periums in<br />

Frage zu stellen.»


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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 45<br />

16.4.1968 NiEDERLAgEN 2.3.1998<br />

FC Winterthur <strong>im</strong> Cupfinal<br />

Auf der Frontseite ist die Teilnahme<br />

des FCW am Cupfinal kein Thema. Auf<br />

der Sportseite dafür umso mehr: «Der<br />

FC Winterthur hat zwar gestern das<br />

Endspiel um den Schweizer-Cup gegen<br />

Lugano 1:2 verloren, zugleich aber die<br />

Sympathien von Tausenden von Fussballfreunden<br />

gewonnen. Denn die Löwen<br />

spielten völlig ohne Respekt vor<br />

dem renommierten Gegner, stiessen<br />

keck selbst mit den Aussenbacks in den<br />

Angriff vor und setzten Lugano fast von<br />

A bis Z mächtig zu. (...) Für dieses Cupspiel<br />

werden die Spieler des FCW eine<br />

fette Prämie kassieren. Es galten die üblichen<br />

Prämienansätze des Vereins für<br />

Cupspiele gegen Nationalliga-Gegner:<br />

50 Prozent des Klubanteils bei Sieg,<br />

25 Prozent bei Niederlage. (...) Noch<br />

sind die Totaleinnahmen nicht bekannt,<br />

doch dürfte sich der Klubanteil auf über<br />

70 000 Franken belaufen.»<br />

25.10.1929 CRAShS 16.9.2008<br />

Börse am Abgrund<br />

Um ein Haar rücken die Handballer<br />

von Pfadi Winterthur 1998 gegen Badel<br />

Zagreb in den Champions-League-<br />

Halbfinal vor. Dass es nicht gelingt,<br />

hat nicht nur sportliche Gründe: «Es<br />

soll nicht drumherum geredet werden.<br />

Es war schlicht ein Skandal – die Art,<br />

wie Pfadi Winterthur von zwei russischen<br />

Schiedsrichtern behandelt wurde.<br />

Die Art, wie die zwei mit gnaden-<br />

Der berühmte Börsensturz von 1929 ist dem «<strong>Landboten</strong>» nur<br />

zwei Kurzmeldungen auf der siebten Seite wert: «Die New Yorker<br />

Effektenbörse hatte am Donnerstag einen Grosskampftag. Unter<br />

panikartigem Verlauf wichen die Kurse bis um 50 Dollars. Von<br />

Minute zu Minute steigerte sich die fieberhafte Aufregung. Als die<br />

Verwirrung ihr Höchstmass erreicht hatte, traten die führenden<br />

Bankiers zu einer Beratung zusammen, und ihre besänftigenden<br />

Erklärungen bewirkten in den Nachmittagsstunden eine Beruhigung.<br />

Der Aktienumsatz erreichte mit 12 881 000 Stück einen noch<br />

nie verzeichneten Umfang. Die bisherigen Höchstziffern lagen bei<br />

etwa 6 Millionen Aktien. (...) Englische Zeitungen betonen die<br />

Grösse der unliebsamen Ueberraschungen auf dem New Yorker<br />

Markt. So schreibt ‹Daily Express›, dass die Vereinigten Staaten<br />

die bedeutendste Finanzkrise seit 1907 durchmachen. Man schätzt<br />

die Zahl der kleinen Spekulanten, die trotz dem Einschreiten der<br />

Bankiers ruiniert wurden, auf 50 000. Die Preise sind derart gesunken,<br />

dass die heutigen Börsengeschäfte wahrscheinlich noch<br />

eine Vergrösserung der Krisis bringen werden.»<br />

Der Schock, der die Finanzwelt knapp 80 Jahre später nach der<br />

Pleite der US-Investmentbank Lehman erfasst, ist hingegen auf<br />

der Frontseite ein Thema: «Washington tut gut daran, die Sünden<br />

an der Wall Street nicht mit Steuergeldern zu begleichen. (...)<br />

Statt kostspieliger Rettungsaktionen ist nun dringend eine Reform<br />

des amerikanischen Finanzplatzes fällig. Erst die Laissez-faire-<br />

Politik der letzten Jahre hat die desaströsen Exzesse ermöglicht.<br />

Gebraucht wird ein verlässlicher Rahmen, der vor allem zu mehr<br />

Transparenz führt.»<br />

Skandal bei Pfadi-Spiel<br />

loser Konsequenz, ja mit Zynismus<br />

die Winterthurer 60 Minuten lang benachteiligten.<br />

(...) Und natürlich lag das<br />

Wort ‹Bestechung› vielen auf der Zunge,<br />

manchen rutschte es gar darüber. Zu<br />

belegen ist derlei nicht. Der Schritt <strong>vom</strong><br />

Viertel- zum Halbfinalisten war diesmal<br />

(noch) nicht mit rein sportlichen Mitteln<br />

zu gehen. Und das machte die Enttäuschung<br />

so bitter.»


175Jahre<br />

unabhängige<br />

Berichterstattung.<br />

Wir gratulieren dem <strong>Landboten</strong> zum Jubiläum.<br />

Die Weltwoche. Anders, als Sie denken. Jeden Donnerstag. Im Abo oder am Kiosk. Bestellen Sie jetzt ein<br />

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So nehmen Sie an der Verlosung teil:<br />

Feiern Sie mit dem <strong>Landboten</strong>!<br />

Wir jubilieren -Sie profitieren<br />

Grosse Ticketverlosung: Der Landbote feiert sein 175-jähriges Jubiläum<br />

Zum 175-jährigen Jubiläum des <strong>Landboten</strong> möchten wir uns ganz speziell bei unseren<br />

Abonnentinnen und Abonnenten bedanken. Wir freuen uns, dass Ihnen unsere Zeitung<br />

gefällt und bedanken uns für Ihre Lesertreue.<br />

Die untenstehenden Tickets stehen exklusiv für Sie als AbonnentIn bereit.<br />

Wenn Ihnen ein Anlass gefällt, nehmen Sie an der Verlosung teil.<br />

15 x2Tickets Musical «Space Dream», City Halle Winterthur<br />

10 x2Tickets Theater Winterthur, Vorstellung nach Wahl<br />

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Exklusiv für AbonnentInnen des <strong>Landboten</strong>! Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.<br />

Keine Auszahlung der Preise. Pro gewünschten Anlass eine Mail oder eine Postkarte einsenden. Keine Mehrfachnennungen auf derselben Karte /Mail.<br />

Die 1. Ziehung der Gewinner erfolgt am 14. April <strong>2011</strong>. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 47<br />

TEchNik 17.4.1912<br />

Reproduktionen: Donato Caspari/Urs Jaudas<br />

Titanic<br />

«Man glaubt hier nicht, dass die Titanic sinken könne»: So heisst<br />

es in einer Kurzmeldung aus Newport, die am 16. 4. erscheint.<br />

Am Tag darauf ist die Katastrophe Gewissheit – und der Text<br />

auf der Frontseite: «Am Sonntagabends 10 Uhr langten die ersten<br />

Hilfssignale der Titanic an. (...) 10 Uhr 55 abends signalisierte<br />

die Titanic: Wir sinken mit dem Vorderteil des Schiffes. (...)<br />

Fortgesetzt gab die Titanic Hilfssignale und zeigte ihre Stellung<br />

an. Der Telegraph an Bord der Titanic muss ein überaus kaltblütiger<br />

Mann sein. Seine Signale waren alle deutlich, er hat sein<br />

Mögliches getan. Die letzten Signale trafen um 12 Uhr 27 ein.<br />

(...) Mit Ausnahme der Passagiere, die sich in den Rettungsbooten<br />

befanden, sind alle anderen Passagiere der Titanic spurlos<br />

verschwunden.»<br />

22.7.1969<br />

Mondlandung<br />

Glücklicher verläuft die Mondlandung: «Der erste Mondflug<br />

kann niemanden gleichgültig lassen. (...) Der Schreibende<br />

schämt sich nicht, zu gestehen, dass ihn der Erfolg unbändig<br />

freut. Obschon ohne jedes eigene Verdienst, empfindet er dabei<br />

eine grosse Genugtuung, denn als Mensch fühlt er sich doch ein<br />

wenig mitbeteiligt an jedem Triumph des menschlichen Geistes<br />

über die Materie. (...) Auf der ganzen Welt werden gerade angesichts<br />

des astralen Erfolgs die St<strong>im</strong>men laut, die daran erinnerten,<br />

wie viel Unvollkommenheit, Elend und Hass auf der Erde<br />

zurückgeblieben sind und uns dauernd herausfordern. (...) Wir<br />

brauchen zwar deshalb unseren Stolz über die Mondlandung<br />

nicht zu unterdrücken, aber gerade die Art, wie in kollektiver<br />

Arbeit von Forschern aus vielen Ländern die Aufgaben der Astronautik<br />

gelöst wurden, könnte uns lehren, wie wir auch an die<br />

grossen Herausforderungen auf unserer alten Erde herantreten<br />

sollten.»<br />

TEchNik


175Jahre am<br />

Puls der Zeit –<br />

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den nicht älter, nur<br />

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DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 49<br />

Ob per Telefon oder am Schalter: Der Empfang ist die erste Anlaufstelle für fast alle Anliegen der Kundschaft. Dabei erlebt das Team hinter dem Tresen oft Alltägliches – manchmal aber auch nicht. Bilder: marc Dahinden<br />

S<strong>im</strong>on HungerbüHler<br />

Das eindrücklichste Erlebnis hatte<br />

das Empfangsteam <strong>im</strong> vergangenen<br />

Herbst. Da sind sich Christine Steck,<br />

Nicole Tschopp und Jeton L<strong>im</strong>ani einig.<br />

Es war ein Tag gegen Ende Oktober,<br />

als kurz nach Mittag eine Frau, gut<br />

sechzig Jahre alt, ihre eigene Todesanzeige<br />

in Auftrag gegeben hat. «Zuerst<br />

dachte ich, das sei ein Scherz – obwohl<br />

man mit solchen<br />

Sachen keine Witze<br />

macht», sagt L<strong>im</strong>ani.<br />

Der schwer<br />

erkrankten Dame<br />

aber war es ernst.<br />

Einige Tage später<br />

ist sie nochmals am<br />

Empfang vorbeigekommen,<br />

um das<br />

gesetzte Inserat zu<br />

begutachten. «Sie<br />

hatte Freude daran»,<br />

so schien es<br />

Steck. Wieder einige<br />

Tage später erhielt<br />

der Empfang<br />

die amtliche Todesanzeige.<br />

«Erst da konnte ich glauben,<br />

dass sie es wirklich gemacht hat<br />

und mit einer Sterbehilfeorganisation<br />

aus dem Leben gegangen ist», sagt<br />

Steck. Für L<strong>im</strong>ani, der froh war, dass<br />

nicht er das Inserat entgegennehmen<br />

musste, war die Sache damit aber noch<br />

nicht abgeschlossen: «Solche Erlebnisse<br />

n<strong>im</strong>mt man nach der Arbeit mit<br />

nach Hause.»<br />

Trost für Trauernde<br />

Eine solche Begegnung war bislang<br />

für alle einzigartig. Täglich jedoch<br />

werden mehrere, «normale» Todesanzeigen<br />

am Schalter in Auftrag gegeben.<br />

Die Arbeit des Empfangsteams<br />

ist emotional anspruchsvoll und<br />

manchmal belastend. Nicht selten brechen<br />

Trauernde über ihrem Schmerz<br />

zusammen und müssen das Gespräch<br />

über den Inhalt der Anzeige unterbrechen.<br />

«Da gibt es Momente, die sind<br />

ganz, ganz schl<strong>im</strong>m», sagt Steck. Bei­<br />

Die freundliche Klagemauer<br />

Wer be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» ein Kleininserat aufgeben will,<br />

geht zum Empfang. Und wer sich ärgert, freut oder einfach<br />

seine Meinung sagen will, meldet sich ebenfalls am Garnmarkt.<br />

Über nicht nur alltägliche Begegnungen am «Landbote»­Schalter.<br />

«Da gibt es Momente,<br />

die ganz, ganz<br />

schl<strong>im</strong>m sind»<br />

Christine Steck<br />

spielsweise wenn Kinder gestorben<br />

oder Familienväter verunglückt seien.<br />

Mit einfühlsamen Worten versucht sie<br />

die Trauernden zu trösten. «Wenn ich<br />

am Tag sechs bis acht Todesanzeigen<br />

entgegennehmen muss, dann bin ich<br />

abends völlig erschöpft.» Nicht, weil es<br />

besonders aufwendig sei, sondern weil<br />

es emotional so viel abverlange. Dennoch<br />

macht Steck ihre Arbeit gern.<br />

«Die vielen positiven Rückmeldungen,<br />

die ich meist<br />

einige Tage später<br />

erhalte, bestärken<br />

mich in der Überzeugung,<br />

dass ich<br />

meine Sache gut<br />

mache.»<br />

Steck hat in den<br />

letzten vier Jahren<br />

Hunderte Trauernde<br />

am Schalter<br />

betreut. Nicht hinter<br />

jeder Todesanzeige<br />

stehen tragische<br />

Schicksale.<br />

Oft werden Anzeigen<br />

für Verstorbene<br />

aufgegeben, die<br />

ein hohes Alter erreicht hatten. Gelegentlich<br />

wird das Team am Empfang<br />

auch Zeuge von unterschwellig brodelndem<br />

Streit in der Familie, so etwa<br />

wenn es um die Namen geht, die auf<br />

einer Anzeige zu stehen kommen sollen.<br />

Da kann es schon mal sein, dass<br />

sich die eine Person für jemanden einsetzt,<br />

der dem anderen partout nicht<br />

passt: «Die hat sich doch nie gekümmert»,<br />

ist ein Satz, den Steck nicht nur<br />

einmal gehört hat.<br />

Der Empfang n<strong>im</strong>mt aber nicht nur<br />

Todesanzeigen entgegen. Das Team<br />

ist auch zuständig für die Post der ganzen<br />

Ziegler Druck­ und Verlags­AG,<br />

betreut die Telefonzentrale, bestellt<br />

Büromaterial, gibt Wettbewerbsgewinne<br />

aus, verteilt Kinotickets, sucht<br />

Lesern, die etwas nachlesen möchten,<br />

alte Zeitungsausgaben aus dem Archiv<br />

heraus und ist Anlaufstelle für jede<br />

Art von Beschwerde oder Kritik der<br />

Leserinnen und Leser, nicht zuletzt<br />

am Inhalt der Zeitung. Da wird am<br />

Telefon gesch<strong>im</strong>pft und geschnaubt, in<br />

der Empfangshalle geschrien und gestampft.<br />

Dabei spielt es oft keine Rolle,<br />

dass die Redaktion einen Sachverhalt<br />

in einem Text nur publik gemacht<br />

und mit dem beschriebenen Ärgernis<br />

nichts zu tun hat.<br />

Jüngst hat sich der Frust zahlreicher<br />

Winterthurerinnen und Winterthurer<br />

über die «Warzenburg», den «Kletterfelsen»,<br />

der als Zentrum Rosenberg<br />

in zwei Wochen eröffnet werden<br />

soll, über die Mitarbeiter am Empfang<br />

entladen. «Manchmal muss man den<br />

Leuten klarmachen, dass man das Gespräch<br />

abbricht, wenn sie sich nicht<br />

mässigen», sagt L<strong>im</strong>ani. Oft würden<br />

sie auch erst nach geraumer Zeit verstehen,<br />

dass es einen Unterschied gibt<br />

zwischen dem Verursacher und dem<br />

Überbringer einer Nachricht.<br />

Schwarze Farbe am Haus<br />

«Es ist mir wichtig, dass die Leser<br />

ihren Ärger über eine Sache loswerden<br />

können», sagt L<strong>im</strong>ani, der <strong>im</strong> Abtausch<br />

mit Nicole Tschopp hauptsächlich<br />

das Telefon bedient. «Ich möchte<br />

allerdings verhindern, dass sie die<br />

Redaktorinnen und Redaktoren, die<br />

sich bereits um die Veröffentlichung<br />

des nächsten Beitrages kümmern, bei<br />

ihrer Arbeit stören.» Der Sachverhalt<br />

ändere sich ja nicht, wenn der Leser<br />

dem Redaktor seinen Ärger persönlich<br />

mitteilen kann. Er schicke den<br />

Redaktoren jeweils ein E­Mail mit<br />

den Hinweisen zum Ärger der Leserschaft.<br />

Das könnten sie beantworten,<br />

wenn sie gerade Zeit dazu hätten,<br />

«Der Empfang<br />

ist ein Spiegel<br />

der Gesellschaft»<br />

Jeton L<strong>im</strong>ani<br />

oder den Hinweis als Input für eine<br />

Folgegeschichte verwenden.<br />

Der Ärger der Leserschaft n<strong>im</strong>mt<br />

manchmal auch seltsame Formen an.<br />

Tschopp erinnert sich an einen Vorfall,<br />

als am <strong>Morgen</strong>, als sie zur Arbeit kam,<br />

die Fassade des Redaktionsgebäudes<br />

mit schwarzer<br />

Farbe verschmiert<br />

war. Sie hatte eben<br />

den Hauswart informiert,<br />

als ein<br />

ungepflegter Mann<br />

mit «rabenschwarzen<br />

Händen» und<br />

schmuddelig gekleidet<br />

an den<br />

Schalter kam, um<br />

sich zu entschuldigen.<br />

Er habe aus<br />

Frust über einen<br />

Artikel die Wand<br />

verschmiert und<br />

wolle das wieder<br />

gutmachen. «Er<br />

hat uns angeboten, ein Brot zu backen»,<br />

sagt Tschopp. Obwohl sie dankend<br />

abgelehnt habe, kam der Mann<br />

in derselben Woche mit zwei Broten.<br />

Dass sich der Umgang der verärgerten<br />

Leserinnen und Leser mit den Mitarbeitenden<br />

am Schalter in den letzten<br />

Jahren nicht geändert hat, bestätigt<br />

Brigitta Fels. Nach 16 Jahren an vorderster<br />

Front trat sie 2006 in den Ruhestand.<br />

Rückblickend hält sie fest:<br />

«Der Dienst am Schalter erfordert<br />

neben einem grossen Einfühlungsvermögen<br />

vor allem starke Nerven. Und<br />

die hatte ich zum Glück.»<br />

Von Ausserirdischen entführt<br />

Starke Nerven können allerdings auch<br />

von der Tagesform abhängig sein. Monika<br />

Zara, die zwischen 1996 und 2007<br />

am Empfang arbeitete, erlebte einen<br />

<strong>Morgen</strong>, den sie noch nicht vergessen<br />

hat. Kaum <strong>im</strong> Büro eingetroffen, klingelte<br />

das Telefon. «Eine Frau sch<strong>im</strong>pfte<br />

zehn Minuten über einen Artikel,<br />

der offenbar Fehler enthielt», sagt<br />

Zara. Sie sei persönlich geworden,<br />

habe sie massiv beleidigt und ihr mit<br />

einer Anzeige gedroht. Als die Frau,<br />

kaum war das Gespräch beendet, wieder<br />

anrief, um sich erneut länger über<br />

den «<strong>Landboten</strong>» auszulassen, hatte<br />

Zara genug. Sie meldete sich ab und<br />

ging nach Hause.<br />

«Schöne Erlebnisse<br />

und Ärger halten sich<br />

<strong>im</strong> Gleichgewicht»<br />

Nicole Tschopp<br />

Die Erlebnisse am Schalter sind allerdings<br />

nicht alle gleich frustrierend –<br />

und schon gar nicht nur negativ. «Schönes<br />

und Ärger halten sich wohl etwa<br />

<strong>im</strong> Gleichgewicht», sagt Tschopp. Sie<br />

denkt gerne an die Begegnungen mit<br />

einem alten Herrn zurück, der jeweils<br />

mit einem charmanten<br />

«Guten<br />

<strong>Morgen</strong>, die Damen»<br />

das Haus<br />

betrat und um<br />

eine Ausgabe des<br />

«<strong>Landboten</strong>» gebeten<br />

hat. Leider<br />

sei er inzwischen<br />

gestorben. Christine<br />

Steck freut sich<br />

über die Besuche<br />

eines etwa zehnjährigen<br />

Jungen,<br />

der sich die Tickets<br />

fürs Kinderkino<br />

B<strong>im</strong>bambino abholt,<br />

die am Schalter<br />

gratis ausgegeben werden. Er sei<br />

<strong>im</strong>mer äusserst freundlich und berichte<br />

lebhaft von seinen Eindrücken <strong>vom</strong><br />

letzten Film.<br />

Und manchmal seien die Begegnungen<br />

auch äusserst unterhaltsam,<br />

ist sich das Empfangsteam einig. Einst<br />

habe ein Mann von seiner Entführung<br />

durch Ausserirdische berichtet.<br />

Er verlangte, einen Redaktor zu sprechen,<br />

und wünschte, dass man die Bevölkerung<br />

sofort über die Gefahr informiere.<br />

Ein anderer habe eine seltsame<br />

Kiste an den Schalter mitgebracht,<br />

die er einem Journalisten zeigen wollte.<br />

Lange habe man gewartet, bis der<br />

Gast zu Ende gebastelt habe, «bevor<br />

dann eine Kuckucksuhr losging, mit<br />

Lichtern und allem Drum und Dran»,<br />

erzählt L<strong>im</strong>ani.<br />

An einem Montagmorgen, L<strong>im</strong>ani<br />

hat gerade mit der Arbeit begonnen,<br />

seien einige Sexarbeiterinnen<br />

am Empfang Schlange gestanden.<br />

Jede habe noch rasch vor Annahmeschluss<br />

ein Kleininserat in Auftrag geben<br />

wollen. L<strong>im</strong>ani, der erst seit einigen<br />

Monaten am Empfang tätig ist, sei<br />

ziemlich überrascht gewesen über die<br />

Kundschaft, die er bedienen darf. Es<br />

sei sehr beeindruckend, welch unterschiedliche<br />

Personen den Weg zum<br />

«<strong>Landboten</strong>» fänden. «Der Empfang<br />

ist ein Spiegel der Gesellschaft.»


Das Stadt-Zentrum für Vielfalt<br />

Alles andere ist<br />

abseits<br />

Grosse Auswahl inWinterthur: 40 Fachgeschäfte, 6Restaurants. Mo–Fr, 8.30–20.00 Uhr, Sa, 8.30–18.00/MMM ab 8.00. www.neuwiesen.ch<br />

Original OSRAM-Inserat aus<br />

dem Jahre 1966<br />

Quality of Life.<br />

Das 1906 gegründete Unternehmen<br />

wuchs in den folgenden Jahren schnell<br />

heran, und es wurde viel Energie für<br />

Forschung und Entwicklung aufgewendet.<br />

Nach der Erstproduktion einer<br />

Leuchtstoffröhre folgten u. a. das Halogenlicht<br />

und die Erfindung der<br />

Energiesparlampe.<br />

Heute liegen die Schwerpunkte in den<br />

Wachstumsmärkten und das LED-<br />

Geschäft. Auch <strong>im</strong> Bereich der organischen<br />

Leuchtdioden (OLED) zeigt sich<br />

OSRAM als Pionier. Dies stellt die<br />

Weltfirma mit dem Angebot der ersten<br />

kommerziell verfügbaren OLED-<br />

Leuchte PirOLED unter Beweis.<br />

Und: Als einer der führenden Hersteller<br />

innovativer Lichtlösungen leistet OSRAM<br />

mit nachhaltigen Produkten und Prozessen<br />

einen Beitrag zur Bewältigung globaler<br />

Herausforderungen.<br />

OSRAM – Quality of Life.<br />

PirOLED: Dieser Name steht für die erste<br />

ultramoderne OLED-Leuchte<br />

von OSRAM.<br />

45 Jahre später ist der LED-Hersteller<br />

OSRAM gänzlich in der Moderne angekommen<br />

und ist heute einer der führenden<br />

Lichthersteller weltweit.


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 51<br />

wiR mAchEN Den «LanDboten»<br />

wir lassen winterthur hinter uns<br />

Nein – natürlich nicht in emotionaler<br />

Hinsicht; unser Herz schlägt für die<br />

Eulachstadt. Aber thematisch befassen wir<br />

uns grösstenteils mit jener Welt, die<br />

ausserhalb des Einzugsgebiets des «<strong>Landboten</strong>»<br />

liegt. Wir sind zuständig für die<br />

Berichterstattung über das nationale und<br />

internationale Geschehen in Politik,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft sowie über<br />

bild: urs Jaudas<br />

aLLe teams auf einen bLick<br />

das, was man früher leicht verschämt als<br />

«Vermischtes» bezeichnete: Sex and Cr<strong>im</strong>e,<br />

Unfälle und Katastrophen, Buntes und<br />

Ausgefallenes. Diesen überregionalen Teil<br />

produzieren wir auch für die übrigen<br />

Zürcher Regionalzeitungen mit Sitz in<br />

Stäfa, Wetzikon und Dielsdorf. Für all das<br />

stehen uns <strong>im</strong> ersten Bund des «<strong>Landboten</strong>»<br />

die Nachrichtenseiten, das Tagesthema<br />

oder die Hintergrundseite, die Mei-<br />

Die rangierer<br />

ENTSCHEIDEN<br />

AuslAnd<br />

SEx and cr<strong>im</strong>E<br />

nungsseite am Samstag sowie die Letzte<br />

Seite der Zeitung zur Verfügung. Personell<br />

haben wir uns zweigleisig organisiert: Peter<br />

Trösch als Verantwortlicher für die Letzte<br />

Seite und die Bundeshausredaktoren<br />

Michael Brunner und Marcello Odermatt<br />

mit Sitz in Bern sind für klar abgegrenzte<br />

Bereiche fest zuständig. Diese beiden<br />

Kollegen garantieren durch ihre Präsenz in<br />

Bern, dass staatsbürgerlich relevante<br />

Schweiz<br />

team 1. BuND<br />

DREHSCHEIBE<br />

BLATTmacHer<br />

ÜberbLICK<br />

Wirtschaft<br />

Themen nicht zu kurz kommen. Die<br />

übrigen Mitglieder des ersten Bunds sind<br />

Allrounder mit Schwerpunkt Inland<br />

(Karin Landolt, Luca de Carli, Thomas<br />

Münzel), Ausland (Philipp Hufschmid),<br />

Wirtschaft (Reto Wäckerli, Jann Lienhart)<br />

und Bundleitung (Peter Granwehr). (gr)<br />

Von links: Peter granwehr, reto Wäckerli, Jann Lienhart,<br />

Philipp Hufschmid, karin Landolt, Luca de carli,<br />

thomas münzel. nicht auf dem bild: michael brunner,<br />

marcello odermatt, Peter trösch<br />

Alles da, am richtigen Ort und korrekt<br />

Drehscheibe und Rangierlokführer in einem –<br />

so lässt sich die Aufgabe von uns Blattmachern<br />

umschreiben. Geschichten anstossen,<br />

die für die Leserinnen und Leser von<br />

Interesse sind. Autorinnen und Autoren aus<br />

dem Schreibstau schleppen. Während des<br />

Rangierens <strong>vom</strong> Führerstand aus den<br />

Nachrichtenfluss <strong>im</strong> Auge behalten, damit<br />

anderntags kein wichtiger Beitrag fehlt. Falls<br />

sich etwas Überraschendes ereignet – auf die<br />

betriebsinterne Feuerwehr zurückgreifen<br />

und das Reporterteam zu Notfalleinsätzen<br />

abberufen. Wir Blattmacher verstehen uns<br />

als Drehscheibe für die Informationen und<br />

koordinieren die Themen der Artikel. Am<br />

späten Nachmittag präsentieren wir der<br />

versammelten Redaktion den Vorschlag für<br />

die Frontseite von morgen mit den wichtigsten<br />

und relevantesten Themen. Dann geht es<br />

an die Umsetzung. Abends haben wir ein<br />

waches Auge auf den Feinschliff des Blattes<br />

und koordinieren über «Funk» laufend mit<br />

den Lokführern der anderen Redaktionen <strong>im</strong><br />

Verbund Zürcher Regionalzeitungen. Für sie<br />

stellt der «Landbote» die Seiten mit überregionalen<br />

Inhalten her und mit ihnen<br />

zusammen gilt es aufzupassen, dass es auf<br />

der Drehscheibe nicht zu thematischen<br />

Zusammenstössen kommt. (cg/hun)<br />

Von links: thomas möckli, s<strong>im</strong>on Hungerbühler,<br />

colette gradwohl<br />

bild: marc Dahinden


DER LANDBOTE<br />

52 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

Stadt<br />

Total lokal gibts nur bei uns<br />

Genial einfach – einfach genial. Unser<br />

Motto n<strong>im</strong>mt Bezug auf den schweizweit<br />

einzigartigen Regler unserer Webseite.<br />

Mit ihm lässt sich der Nachrichtenbereich<br />

mit einem s<strong>im</strong>plen Handgriff geografisch<br />

fokussieren. Unsere Onlinenews sind<br />

schnell wie ein Gokart, ungleich schneller<br />

Kultur<br />

als jedes Papier. Zur Tageszeit liefern wir<br />

das weltweite Geschehen innert Minuten<br />

übers Netz, bei Sportereignissen kämpfen<br />

wir mit der Konkurrenz um Sekunden,<br />

wenn wir die Ersten sein wollen. Unsere<br />

Herausforderung sind die anderen, zum<br />

Teil viel grösseren News-Plattformen.<br />

Unser Trumpf ist die regionale Nähe und<br />

LokaL<br />

team 2. BuND<br />

Panorama<br />

Massgeschneidert<br />

Bild: marc Dahinden<br />

Zukunft<br />

der direkte Draht zur Stadt Winterthur.<br />

Total lokal gibts nur bei uns. Via Web<br />

ankommende Leserbriefe, Kommentare<br />

zu Artikeln oder Antworten auf aktuelle<br />

Umfragen zeugen von der Präsenz unserer<br />

Leser und sind uns Motivation. Dem<br />

Onlinejournalismus gehört die Zukunft,<br />

daran arbeiten wir in der Gegenwart.<br />

Der Redaktionsalltag in drei Szenen<br />

7. <strong>März</strong> 2010, Wahlsonntag. Der Redaktionsschluss<br />

rückt näher. Die Stadt hat angekündigt,<br />

dass die Namen der gewählten Gemeinderäte erst<br />

um 21.30 Uhr ins Internet gestellt werden können.<br />

Endlich ist es soweit. Wir atmen auf – aber<br />

nur kurz. In die Liste der Stadtparlamentarier<br />

sind aus Versehen Namen von Nationalräten<br />

gerutscht. Zum Zeitdruck gesellt sich die Verwirrung.<br />

Die bereinigte Liste kommt um 21.55 Uhr –<br />

für das Schreiben bleibt noch eine Stunde.<br />

Schnitt. Manchmal kommt auch ein Journalist<br />

nicht mehr in ein Theater hinein. Diesmal hat er<br />

Glück. Und sogleich Pech: Er kommt aus einem<br />

Stück nicht mehr heraus. Es ist ein Dostojewski,<br />

in einer geschlossenen Vorstellung. Der Idiot<br />

spricht hier japanisch, Nastassja Filippowna auch,<br />

dies viereinhalb Stunden lang, ohne Pause. Und<br />

jedes Sayonara stellt die Szene nur wieder auf<br />

Anfang. H<strong>im</strong>mel. Normale Menschen müssen<br />

ihre Karten an der Abendkasse rechtzeitig<br />

abholen. Sie haben Glück und gehen vor dem<br />

Theater noch kurz aufs WC.<br />

Und noch ein Szenenwechsel, in den Oktober<br />

2000. Der Betreiber eines Imbisslokals an der<br />

Wartstrasse ruft aufgeregt die «Landbote»-<br />

Telefonzentrale an: Er halte einen Mann fest, der<br />

sich als Wahrsager ausgegeben und versucht habe,<br />

ihn zu betrügen! Unser Redaktor ruft etwas<br />

später zurück. Der Imbissbetreiber sagt: «Weil<br />

Sie nicht sofort gekommen sind, habe ich doch<br />

noch die Polizei angerufen.»<br />

Stadt und Kultur leben von der unendlichen<br />

Vielfalt des Lebens in Winterthur und öffnen<br />

auch ein Fenster in die weite Welt. Wir Redaktorinnen<br />

und Redaktoren graben nach Geschichten,<br />

manchmal fallen sie uns auch zu. Die Neugier<br />

darauf treibt uns an. Jeden Tag wieder neu.<br />

Eine Redaktion ist auch eine Baustelle. (ba/bu)<br />

Von links: stefan Busz, marius Beerli, Helmut Dworschak,<br />

eva Kirchhe<strong>im</strong>, marisa eggli, martin Freuler, angelika maass,<br />

martin gmür, Jean-Pierre gubler, Felix reich, Katharina Baumann,<br />

David Herter, marc Leutenegger. nicht auf dem Bild: susanne<br />

schmid, Christina Peege, Herbert Büttiker, Christian gurtner<br />

einfach<br />

WEBreDaKtion<br />

Speed<br />

Eine App für den Online-«<strong>Landboten</strong>»<br />

auf dem Smartphone ist in Arbeit. Der<br />

5000. registrierte Nutzer unseres Portals<br />

wird nächstens gefeiert. Die Arbeit in<br />

diesem kleinen, engagierten Team ist<br />

anregend und hält uns fit. (ul)<br />

Von links: Claudia sidler, Koni Ulrich, andreas Heer,<br />

markus Wenger, Jeton L<strong>im</strong>ani, anna Pozar, Philip Kempf<br />

Bild: Heinz Diener


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 53<br />

Wo die Fäden zusammenlaufen<br />

Der Klingelton des Telefons – die Post, die<br />

gerade sortiert wird, bleibt für kurze Zeit<br />

liegen. Das Anliegen des Anrufers: «Der<br />

Artikel heute über die Steigmühle – da<br />

hätte ich was zur Ergänzung. – Aha, der<br />

zuständige Redaktor ist an einer Sitzung.<br />

Ja wissen Sie, nämlich ist es so ...» Zuhören,<br />

Notizen machen, und mit dem Versprechen,<br />

das Anliegen an die richtige Stelle<br />

weiterzuleiten, wird das Gespräch beendet.<br />

Die Post wird fertig verteilt, die diversen<br />

Wir springen ein, wenns brennt<br />

Wenn wir am <strong>Morgen</strong> das Redaktionsgebäude<br />

betreten, wissen wir<br />

meist nicht, was der Tag bringen wird.<br />

Wir, Elisabetta Antonelli, Sabine<br />

Arnold, Peter Fritsche und Oliver<br />

Graf, bilden den Reporterpool – und<br />

damit die flexible, zusätzliche Einsatztruppe.<br />

Wie die Feuerwehr sind wir gefragt,<br />

wenn es brennt. Und brennen tut es in<br />

einer Redaktion häufig. Im Regionsressort<br />

ist ein Mitarbeiter krank, für<br />

die Pressekonferenz wegen eines<br />

Spatenstichs in einer halben Stunde<br />

ist niemand verfügbar (Fritsche<br />

springt ein und «feuerwehrlet»). Der<br />

Blattmacher stürmt in unser Büro – er<br />

will nun doch noch eine Tagesthemaseite<br />

zu einem Raserurteil machen<br />

(Graf sucht nach Experten, die das<br />

Urteil einschätzen könnten). Und<br />

bald darauf stürmt der Blattmacher<br />

erneut ins Büro. Eine Polize<strong>im</strong>eldung<br />

ist ihm ins Auge gestochen, da müsse<br />

doch mehr dahinterstecken (Antonelli<br />

hängt sich ans Telefon).<br />

Für Arnold gibt es an diesem Tag<br />

keinen Brand zu löschen. Und das ist<br />

unser Zückerchen – dann können wir<br />

selber einem Thema nachgehen, das<br />

uns gerade unter den Nägeln brennt.<br />

Sie sucht deshalb nach einem Jäger,<br />

der sie zu einer Wildschweinjagd<br />

mitn<strong>im</strong>mt (die nächste Nacht verbringt<br />

sie auf einem Hochsitz). (og)<br />

Von links: sabine arnold, Peter Fritsche, oliver graf,<br />

elisabetta antonelli<br />

Tageszeitungen werden <strong>im</strong> Aufenthaltsraum<br />

ausgebreitet. Das Tagesgeschäft des<br />

Redaktionssekretariates kann nun <strong>im</strong> Büro<br />

weitergehen. Zum einen ist die Agenda für<br />

den nächsten Tag zu erstellen und für die<br />

Wochenübersicht aufzudatieren, zum<br />

andern müssen die Mails, die seit dem<br />

Vortag hereingekommen sind, gesichtet,<br />

geordnet und verarbeitet werden. Die<br />

freien Honorarmitarbeiter bekommen ihr<br />

Honorar zugewiesen, Belege werden<br />

eingepackt und viele Kleinigkeiten warten<br />

hintergrund<br />

agenda<br />

Honorare<br />

darauf, erledigt zu werden. Auf dem<br />

Korridor wird es laut – die Sitzungen der<br />

verschiedenen Redaktionsressorts sind<br />

beendet. Die eine Redaktorin braucht<br />

Schreibmaterial, der andere Redaktor will<br />

eine Auskunft über hausinterne Verbindungen.<br />

Ein Ressortleiter kündigt einen<br />

Informationsevent auf der Redaktion an,<br />

für welchen Einladungen verschickt<br />

werden müssen und ein Apéro zu organisieren<br />

ist. Dazwischen klingelt das Telefon<br />

– Auskünfte hier, Verbindungen dort.<br />

reportagen<br />

REPORTER<br />

News Feuerwehr<br />

antworten<br />

seKreTARiAT<br />

OrganisatiOn<br />

«Nein, der Aboservice ist unter folgender<br />

Telefonnummer erreichbar ... Ja, doch, das<br />

werde ich weitermelden ...» Ein enttäuschter<br />

Redaktor steht am Pult: Die Kaffeemaschine<br />

will keinen Kaffee ausgeben; ohne<br />

lässt sich kein klarer Gedanke fassen! Eine<br />

genaue Prüfung in der Kaffeeküche, ein<br />

paar Handgriffe – wir haben Glück. Das<br />

köstliche braune Getränk fliesst wieder.<br />

Dem Gelingen eines guten Artikels steht<br />

nichts mehr <strong>im</strong> Weg. (kä)<br />

Von links: sibylle Bühler und gabriele Kägi<br />

Bild: marc Dahinden<br />

Bild: Urs Jaudas


DER LANDBOTE<br />

54 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

KREATIV<br />

Die aufrechten Sieben<br />

Eine Tageszeitung ist ein gewaltiges<br />

Mammutwerk <strong>im</strong> Zusammenspiel zwischen<br />

Redaktion, Technik, Layout und<br />

Bildredaktion. Wir von der technischen<br />

Abteilung sind für den reibungslosen<br />

Ablauf und die termingerechte Ablieferung<br />

in die Druckerei zuständig. Das heisst<br />

<strong>im</strong> Klartext: zu später Stunde noch einmal<br />

GRAFIK<br />

Layout/


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 55<br />

Einzelkämpfer und Teamspieler<br />

Im 132. Jahr des Bestehens kam der «Landbote»<br />

doch noch zu seiner Sportredaktion.<br />

Angesichts der Olympischen Winterspiele<br />

in Grenoble wurde der Sport Anfang 1968<br />

selbstständig. Bis dahin waren Wettkämpfe<br />

und Matches <strong>vom</strong> gleichen Redaktor<br />

betreut worden, der sich auch um Verkehrs-<br />

Der Kunde <strong>im</strong> Zentrum<br />

Wir <strong>vom</strong> Marketingteam sind<br />

zuständig, dass der «Landbote»<br />

die beste Marktpräsenz <strong>im</strong><br />

Lesermarketing erhält – sei dies<br />

an Anlässen, Aussenauftritten<br />

oder in der Werbung. Wir<br />

organisieren für unsere Abonnenten<br />

mit der «Passepartout»-<br />

Karte exklusive und attraktive<br />

Vergünstigungen für Theater-,<br />

Konzert- und Kinobesuche<br />

oder für Messen, Museen und<br />

Musicals, aber auch für sportliche<br />

Anlässe. An Messen und<br />

Events sorgen wir für einen<br />

abwechslungsreichen Auftritt<br />

und haben ein offenes Ohr für<br />

unsere Leser. Wir stellen sicher,<br />

dass Reklamationen und<br />

Anregungen verarbeitet<br />

werden, dass Ferienumleitungen<br />

und Unterbrüche funktionieren,<br />

und sind ständig in<br />

Verbindung mit dem Aboservice.<br />

Wir gewinnen Neuabonnenten,<br />

organisieren Partnerschaften<br />

mit Veranstaltern und Klubs<br />

in der Region, sorgen dafür, dass<br />

der «Landbote» am Kiosk<br />

erhältlich ist, lancieren Mal- und<br />

andere Wettbewerbe. Kurzum:<br />

Sie als Abonnentin und Abonnent<br />

des «<strong>Landboten</strong>» stehen <strong>im</strong><br />

Fokus unserer Arbeit und wir<br />

freuen uns, auch weiterhin für<br />

Sie tätig zu sein. (jo)<br />

Von links: Franziska neururer, anita<br />

schmeltzer, rené sutter, marc Briand,<br />

Jacqueline ort<br />

probleme und vermischte Meldungen<br />

kümmerte.<br />

Mittlerweile ist der «Landbote»-Sport ein<br />

halbes Dutzend Redaktoren stark. Gleichermassen<br />

Einzelkämpfer und Teamspieler,<br />

hat jeder seine Fachgebiete und seine<br />

Vorlieben. Maurizio Derin, unser Spezialist<br />

für Skirennen, und Roger Metzger,<br />

passepartout<br />

events<br />

radsport<br />

Fussball<br />

Radsportler mit einer Schwäche für YB<br />

und den SCB, sind in erster Linie für die<br />

Produktion der Sportseiten zuständig.<br />

Die anderen vier stehen regelmässig <strong>im</strong><br />

«Aussendienst»: Hansjörg Schifferli, der<br />

Fussballprofessor schlechthin mit Einsätzen<br />

von der Schützi bis zu Weltmeisterschaften,<br />

Roland Jauch, unser Mann für<br />

handball<br />

team SpORT<br />

TEAm marKeting<br />

messen<br />

vernetzen<br />

ski eishockey<br />

Eishockey, Handball und Olympische<br />

Winterspiele, die (regionalen) Allrounder<br />

Urs Kindhauser, Insider des EHCW sowie<br />

Unihockeykenner, und Urs Stanger, der<br />

Captain, Stammgast von Pfadi-Handballspielen<br />

und Sommer-Olympia. (ust)<br />

Von links: Urs stanger, maurizio Derin, roland Jauch,<br />

roger metzger, Urs Kindhauser, Hansjörg schifferli<br />

Bild: Heinz Diener<br />

Bild: marc Dahinden


DER LANDBOTE<br />

56 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

zürich<br />

BiLDREDAkTiON/<br />

FotograFen pixel<br />

schnittstelle<br />

team 3. BuND<br />

kanton<br />

AuswAhl<br />

region<br />

Das Regionsteam plant rollend<br />

Dienstagnachmittag, 13.15 Uhr. Redaktionssitzung<br />

des 3. Bundes. Der Bundleiter:<br />

«Welche guten Geschichten haben wir<br />

für die nächste Woche?» Der Dienstredaktor:<br />

«Macht der Kanton am Donnerstag<br />

keine Pressekonferenz?» Die Kantonsredaktorin:<br />

«Nein, es ist nichts angesagt.<br />

Aber in der Stadt Zürich haben sie wieder<br />

Knatsch wegen des Budgets.» Der Weinlandredaktor:<br />

«Immer die Stadt Zürich.<br />

Wir müssen mehr über die Region schrei-<br />

regionalkultur<br />

ben.» Die Winterthur-Land-Redaktorin:<br />

«In Neftenbach wollen wieder Schüler<br />

streiken.» Der Regionalreporter: «Im<br />

Flaachtal hat sich ein Seifenkistenverein<br />

<strong>im</strong> Streit getrennt.» Die Regionalkultur:<br />

«Wir starten mit einer neuen Serie: Die<br />

Region <strong>im</strong> Film.» Die Illnau-Effretikon-<br />

Redaktorin: «Es gibt noch einen neuen<br />

Vorstoss zum Sportzentrum Eselriet.» Der<br />

Tösstalredaktor: «Ich hätte da noch einige<br />

Details über die Impfung gegen die<br />

Blauzungenkrankheit.» Der Embracher-<br />

paparazzi<br />

talredaktor: «Die letzte Telefonzelle <strong>im</strong><br />

Embrachertal ist <strong>vom</strong> Aussterben bedroht.»<br />

Ein Kantonsredaktor: «Ich hätte<br />

schon ein paar Ideen, aber ich weiss nicht,<br />

ob die Artikel zustande kommen.» Der<br />

Dienstredaktor: «Für die Montagsausgabe<br />

haben wir noch gar nichts. Alle freien<br />

Mitarbeiter haben mir fürs Wochenende<br />

abgesagt.» Der Weinlandredaktor:<br />

«Ich kann jederzeit noch etwas über das<br />

Thurauenprojekt schreiben.» Der Winterthur-Land-Redaktor:<br />

«In Elgg wird ein<br />

Bild: Beatrice de souza<br />

Wir rücken ins rechte Licht<br />

Bilder geben einem Artikel ein<br />

Gesicht und veranschaulichen<br />

das Geschehene. Das Bild<br />

drückt aus, was das Wort nicht<br />

vermag. Wir Fotografen<br />

dokumentieren Ereignisse <strong>im</strong><br />

Grossraum Winterthur: von der<br />

Älplerchilbi <strong>im</strong> oberen Tösstal<br />

bis zur Zürcher Politik. Und mit<br />

Reportagen greifen wir eigene<br />

Themen auf. Die Fotoredaktion<br />

koordiniert die tägliche<br />

Bilderflut. Sie ist das Bindeglied<br />

zwischen den Journalisten<br />

und den Fotografen. Unser<br />

Fotoredaktionsteam besteht<br />

aus Kapitänin Andrea Fessler,<br />

Barbara Truninger und Bernie<br />

Kruhl. Als Fotografen <strong>im</strong><br />

Einsatz sind Marc Dahinden<br />

und Heinz Diener sowie die<br />

Freischaffenden Donato<br />

Caspari, Melanie Duchene,<br />

Patrick Gutenberg, Moritz<br />

Hager, Urs Jaudas, Nicole Osta<br />

und Peter Würmli. (mad)<br />

Von links: Bernie Kruhl, Peter Löhrli,<br />

andrea Fessler, Peter Würmli,<br />

marc Dahinden, Patrick gutenberg,<br />

Barbara truninger, Heinz Diener.<br />

nicht <strong>im</strong> Bild: melanie Duchene,<br />

moritz Hager, Urs Jaudas,<br />

Donato Caspari<br />

Bild: Donato Caspari<br />

Schulhausumbau zum 13. Mal neu geplant.»<br />

Der Bundleiter: «Auf den ersten<br />

Blick ist das noch ein bisschen chaotisch.»<br />

Der Dienstredaktor: «Das wird dann<br />

schon noch gehaltvoller, es ist ja erst<br />

Dienstag.» Der Bundleiter: «Also, dann<br />

setzen wir wieder auf rollende Planung.<br />

Gute Woche!» (bä)<br />

Von links: Daniel Lüthi, anna Wepfer, sandra Hohendahl<br />

tesch, thomas schraner, reto Flury, Dagmar appelt,<br />

thomas marth, ruedi elmer, Fabio mauerhofer,<br />

nadja ehrbar, Ueli abt, D<strong>im</strong>itri Hüppi, roland tellenbach,<br />

Pascal Unternährer, Jakob Bächtold


DER LANDBOTE<br />

Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 57<br />

Vielfältige Kundschaft vielfältig betreut<br />

Die 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Teams «Werbemarkt Winterthur» sind<br />

unter der Leitung von Roland Alt für den<br />

Inseratenverkauf des «<strong>Landboten</strong>» sowie<br />

des «Winterthurer Stadtanzeigers» verantwortlich.<br />

Wir verkaufen Werberaum der<br />

Printausgaben sowie der Onlineplattformen.<br />

Unsere Kundschaft ist genauso<br />

vielfältig wie unsere Angebote. Zusammen<br />

mit dem Empfangsteam betreuen und<br />

beraten wir Inserenten an unserem Schalter<br />

am Garnmarkt 10 in Winterthur.<br />

anzeIge<br />

www.resedahome.ch<br />

Winterthur I Hintermühlenstrasse 2 I 8409 Winterthur I T 052 242 71 40<br />

Hegi I neben Media Markt<br />

reseda home finden Sie ausserdem in Spreitenbach und Zürich<br />

Inserate<br />

460 000 leser<br />

Unsere vier Mitarbeitenden des Verkaufsinnendiensts<br />

kümmern sich um Kontakte,<br />

sind für die administrative Abwicklung der<br />

Inseratenaufträge verantwortlich und<br />

stehen unserem Verkaufspersonal unterstützend<br />

zur Seite. Die regionalen KMUs<br />

und Grossunternehmen werden von<br />

unseren acht Verkaufsmitarbeiterinnen<br />

und -mitarbeitern betreut und beraten.<br />

Unterstützt werden wir von freischaffenden<br />

Verkaufsmitarbeitern, welche sich vor<br />

allem um spezielle Kundensegmente und<br />

Werbegefässe kümmern (zum Beispiel<br />

werk.stück.<br />

So heissen unsere zeitlich<br />

befristeten Spezialangebote.<br />

Nach Bestellung fertigen<br />

wir in der reseda Werkstatt das<br />

Möbelstück für Sie an.<br />

Wie <strong>im</strong>mer in erstklassiger<br />

Qualität, aber zu einem noch<br />

günstigeren Preis!<br />

beilagen<br />

team VERKAuf<br />

Werberaum<br />

Baureportagen, die Weinbauindustrie).<br />

Abgerundet wird das Team durch die zwei<br />

Mitarbeiter der Verlagsredaktion, welche<br />

für die redaktionellen Inhalte und die<br />

Gestaltung unsere Themenbeilagen und<br />

-sonderseiten verantwortlich sind. Unsere<br />

Organisation gehört zu der Zürcher<br />

Regionalzeitungen AG (ZRZ), welche<br />

ihren Hauptsitz in Winterthur hat. Neben<br />

dem «<strong>Landboten</strong>» und dem «Winterthurer<br />

Stadtanzeiger» ist ZRZ mit ihren sechs<br />

Standorten <strong>im</strong> Zürichseegebiet und <strong>im</strong><br />

Zürcher Unterland für die «Zürichsee-<br />

Bild: Donato Caspari<br />

Zeitung» und den «Zürcher Unterländer»<br />

verantwortlich. Überregional und national<br />

Gewerbetreibende erreichen mit der<br />

Inseratenkombination ZRZplus<br />

(«Der Landbote», «Zürcher Oberländer»,<br />

«Zürcher Unterländer», «Zürichsee-<br />

Zeitung» und «Schaffhauser Nachrichten»)<br />

bis zu 460 000 Leserinnen und Leser. (rot)<br />

Von links: (hintere reihe:) michael störi, roland alt,<br />

Peter menzato, Peter schiesser, reto schmid, mauro<br />

tomasella, Philipp Weber. (Vordere reihe:) robin<br />

tanner, thomas morf, marlies Bischof, Clivia Landert, Pablo<br />

Vecchi, Claudia Kessler, Claudia risi, gabriela Holenstein.<br />

nicht auf dem Bild: Kurt Isliker, Willi rechsteiner<br />

werk.stück 03<br />

Tisch BARERA<br />

180 x 85 cm I Eiche massiv geölt<br />

jetzt 1’690.–<br />

statt 2’790.–<br />

(Gültig bis 23.04.<strong>2011</strong>)<br />

werk.stück 04<br />

Sideboard TRE DUE<br />

175 x 67 x 40 cm I Eiche massiv geölt<br />

Türen in Glas farbig lackiert Rubinrot (RAL 3003)<br />

jetzt 1’490.–<br />

statt 2’403.– (Gültig bis 23.04.<strong>2011</strong>)<br />

andere Glasfarben nach RAL +100.–


Rudolf-Diesel-Strasse 28, vis àvis Coop Grüzenmarkt<br />

Winterthur,Gratis P, Bus 5+14, www.brunnerparkett.ch<br />

Unser Showroom ist auch samstags von 9–17 Uhr offen.<br />

ŠkodaOctavia Combi<br />

LIEBLING DER NATION<br />

Der erfolgreichste Combi der Schweiz heisst Škoda Octavia Combi!<br />

Bereits zum 11. Mal in Serie wurde er als Preis-Leistungs-Sieger seiner<br />

Kategorie ausgezeichnet! Erleben Sie jetzt auf einer Probefahrt bei<br />

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DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 59<br />

landbote<br />

tagblatt von winterthur und umgebung<br />

Wie der «Landbote» in 25 Jahren aussieht Das «Landbote»-App<br />

Von links: Lea Züllig, Beni Fischer, Sandro Derungs, Nathalie Frey (v.), Melina Anderwert und Michèle Krüsi<br />

Reto Hüttenmoser, Grafiker<br />

Das zeitungswesen wird sich in den nächsten 25 Jahren massiv<br />

verändern. Der grösste Teil wird <strong>im</strong> Internet und auf mobilen<br />

Geräten stattfinden, was ja heute bereits eine Tendenz ist. Ich denke<br />

auch, dass das Informationsnetzwerk <strong>im</strong>mer besser wird, schweizweit<br />

wie auch weltweit. man arbeitet näher zusammen und die News werden<br />

schneller und spezifischer verbreitet. zeitungen auf Papier werden nur<br />

noch in kleinen Auflagen erscheinen, vor allem um älteren Lesern weiter den<br />

gewohnten Service zu bieten. Jedoch werden die gedruckten Artikel verlinkt und<br />

nur ein kleiner Teil eines viel grösseren Onlineumfangs sein.<br />

Abonnieren Sie<br />

den «<strong>Landboten</strong>»<br />

und Sie erhalten<br />

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dazu!<br />

montag, <strong>24.</strong> märz 2036 200. jahrgang, nr. 53, chf 4.50 www.landbote.ch<br />

der<br />

Textausschnitte können<br />

schnell markiert und über<br />

soziale Netzwerke mit anderen<br />

geteilt werden.<br />

WINTERTHUR. Der «Landbote»<br />

feiert dieses Jahr, am <strong>24.</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong>,<br />

sein 175-Jahr-Jubiläum. Den Polygrafenlernenden<br />

von Ziegler Druck<br />

wurde die Frage gestellt: «Wie wird<br />

der «Landbote» in 25 Jahren zum<br />

200-Jahr-Jubiläum aussehen?»<br />

In diesen 175 Jahren hat sich einiges verändert.<br />

Auch der «Landbote» hat mehrmals<br />

sein Erscheinen renoviert,<br />

aufgefrischt und<br />

ist neben der gedruckten<br />

Aufl age auch digital verfügbar.<br />

In der Zeitungsbranche<br />

fragt man sich<br />

natürlich: «Wie lange<br />

wollen die Leute noch<br />

ihre täglichen Nachrichten auf Papier lesen?<br />

Wie lange geht es, bis alles nur noch<br />

digital ist?»<br />

Wir, sechs Polygrafenlernende, haben<br />

uns darüber auch Gedanken gemacht. Wir<br />

sehen den «<strong>Landboten</strong>» in 25 Jahren sowohl<br />

digital als auch traditionell in der gedruckten<br />

Form. Die digitale Welt boomt<br />

und somit zum Beispiel auch das iPad von<br />

Apple. Einige der Lernenden glauben, dass<br />

der «Landbote» eine eigene App entwickelt<br />

«Wir von der Lehrlingsabteilung<br />

von Ziegler Druck<br />

gratulieren dem «<strong>Landboten</strong>»<br />

ganz herzlich zu seinem<br />

175. Geburtstag!»<br />

Die zeitung bleibt vorerst noch<br />

bestehen, jedoch wird es einige<br />

technische änderungen geben. mit<br />

mobilen Geräten (Handys, iPads<br />

usw.) lassen sich die Artikel via<br />

Kamera erkennen (scannen). Das<br />

mobile Gerät, das <strong>im</strong>mer online<br />

verbunden ist, sucht zeitgleich<br />

die neusten zusatzinformationen<br />

zum Artikel: Bildergalerien, weitere<br />

Artikel, Blogs/Tweets, Artikel anderer<br />

zeitungen usw. Die «gescannten»<br />

Artikel lassen sich dann auch in<br />

verschiedenen Sprachen anzeigen<br />

(mittels Übersetzungssoftware, die<br />

in Sekundenbruchteilen fehlerfreie<br />

Ergebnisse liefern wird).<br />

oder sogar ein eigenes Tablet, auf das man<br />

jeden Tag seinen «<strong>Landboten</strong>» downloaden<br />

kann. Andere bringen Ideen ins Spiel, wie<br />

etwa eine digitale Datenfolie, die dann<br />

praktischerweise zusammengerollt werden<br />

könnte. Somit müsste man nicht ein grosses<br />

Tablet mit sich rumtragen.<br />

Die grosse Vision für die gedruckte Version<br />

des «<strong>Landboten</strong>» ist die 3D-Technologie.<br />

Im Moment sind die 3D-Filme <strong>im</strong><br />

Kino und auch die aufkommenden3D-Fernseher<br />

sehr <strong>im</strong> Trend.<br />

Was, wenn wir in 25<br />

Jahren 3D-Bilder drucken<br />

können? Die unglaubliche<br />

Tiefe <strong>im</strong><br />

Druck s<strong>im</strong>ulieren zu<br />

können, ist eine tolle Vorstellung. Wenn Sie<br />

schon mal eine DVD in 3D-Version gekauft<br />

haben und somit eine 2-farbige Brille<br />

besitzen (das eine Glas muss rot sein und<br />

das andere blau), können Sie das Bild links<br />

in der dritten D<strong>im</strong>ension ansehen. Heute<br />

ist die Technologie des 3D-Druckens leider<br />

noch nicht so ausgereift wie bei den Filmen.<br />

Was denken Sie? Wird der «Landbote»<br />

schon bald mit 3D-Bildern erscheinen?<br />

Lea ZüLLig, Beni Fischer, MeLina anderwert,<br />

sandro derungs, nathaLie Frey, MichèLe Krüsi<br />

200 jahre landbote<br />

heute:<br />

Es sieht aus wie ein etwas zu<br />

gross geratenes iPhone und<br />

der de<br />

landbote lan landb dbot d ote ist auch fast so handlich wie<br />

dieses: das iPad. Der Tablet-<br />

Computer des amerikanischen<br />

Herstellers Apple lässt sich durch einen<br />

berührungsempfi ndlichen Bildschirm<br />

bedienen. Durchden Erwerb von Apps, also<br />

Anwenderprogrammen, kann man sich die<br />

verschiedensten Funktionen auf sein iPad<br />

laden. Also, warum nicht auch ein solches<br />

App für den «<strong>Landboten</strong>»? Durch das tägliche<br />

Aktualisieren der «Landbote»-Plattform<br />

wird man in Zukunft die Zeitung<br />

ganz unkompliziert auf seinem iPad lesen<br />

können. Möchte man also nun ein glücklicher<br />

Besitzer <strong>vom</strong> «Landbote»-App werden,<br />

muss man sich lediglich ein iPad zulegen<br />

(was in 25 Jahren ohnehin jeder besitzen<br />

wird) und ein App-Abonnement be<strong>im</strong><br />

«<strong>Landboten</strong>» machen. Schon kann der Lesespass<br />

beginnen, und das erst noch ohne<br />

Altpapier! Wir denken jedoch, dass es die<br />

Zeitung, so wie Sie sie gerade in den Händen<br />

halten, auch in 25 Jahren noch gibt. Da<br />

wir jedoch mit der Zeit gehen, wird sich das<br />

Erscheinungsbild wahrscheinlich etwas verändert<br />

haben. Vielleicht wird der «Landbote»<br />

ja so aussehen wie diese halbe Seite ...<br />

r d<br />

Die gedruckte Version wird mit<br />

«Links» versehen sein, die <strong>vom</strong><br />

Gerät erkannt werden können.<br />

Optisch wird sich auch noch einiges verändern. Ein kleineres handlicheres<br />

Format wird sich durchsetzen. Serifenschriften werden verschwinden<br />

und Artikel werden in der gedruckten zeitung weniger ausführlich sein.<br />

Das Erscheinungsbild wird eher in Richtung «magazin» gehen, da mit der<br />

besseren Technik in kürzerer zeit bessere grafische Resultate erzielt<br />

werden können.<br />

ILLUSTRATION/BILDER: REH


Departement Bau, Tiefbauamt<br />

In der Neuwiesenstrasse zwischen<br />

Zürcherstrasse und Wülflingerstrasse<br />

sind verschiedene Werkleitungen an<br />

ihrer Altersgrenze angekommen. Um<br />

die Ver- und Entsorgung weiterhin<br />

gewährleisten zu können, müssen sie<br />

jetzt erneuert werden. Dies betrifft<br />

insbesondere die Abwasserkanäle.<br />

Der Einbau der Deckbeläge erfolgt an<br />

einem Wochenende 2012.<br />

28. <strong>März</strong>-November <strong>2011</strong>:<br />

Kanalsanierung (neuer Kanal),<br />

Stromtrassee und neue Kabelrohrblöcke,<br />

Swisscom<br />

April-September <strong>2011</strong>:<br />

Sanierung der Brücke über die Eulach<br />

Juni/Juli/August <strong>2011</strong>:<br />

Neue Wasserleitung und Kanal-<br />

Innensanierung<br />

Stückguttransporte <strong>im</strong> In- und Ausland<br />

Tiefkühl- und Kühltransporte<br />

Spezialtransporte<br />

Möbeltransporte /Geschäftsumzüge<br />

Krantransporte<br />

Heizbare Fahrzeuge<br />

Lagerhäuser /Kommissionierung<br />

8404 Winterthur<br />

St. Galler-Strasse 188<br />

Telefon 052 235 17 00<br />

Telefax 052 235 17 05<br />

E-Mail: info@thalmann-logistik.ch<br />

Internet: www.thalmann-logistik.ch<br />

Bauarbeiten Neuwiesenstrasse, 28. <strong>März</strong>-November <strong>2011</strong><br />

Vom 28. <strong>März</strong> bis Ende Oktober ist die Neuwiesenstrasse zwischen Zürcher- und Paulstrasse und zwischen Salstrasse und<br />

Wülflingerstrasse als Einbahnstrasse signalisiert. Die Umfahrungen sind grossräumig und vor Ort signalisiert.<br />

Jetzt abonnieren<br />

und automatisch an<br />

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Aktuelle Ticketverlosung:<br />

15 x2Tickets Musical «Space Dream», City Halle Winterthur<br />

10 x2Tickets Theater Winterthur, Vorstellung nach Wahl<br />

10 x2Tickets Casinotheater Winterthur, Vorstellung nach Wahl<br />

10 x1SPORTPASS «RELAX», Sportamt Winterthur<br />

50 x2Tickets Circus Monti, 27.05.-13.06.11, Winterthur<br />

Profitieren Sie zudem <strong>im</strong> Jubiläumsjahr von zahlreichen weiteren exklusiven Angeboten aus den Bereichen Sport, Kultur, Messen und Veranstaltungen!<br />

�Ja,<br />

ich abonniere den <strong>Landboten</strong> und nehme automatisch an der obgenannten Ticketverlosung teil:<br />

Ich bin bereits Abonnent<br />

und nehme nur an der Verlosung teil.<br />

1Halbjahresabo für Fr. 187.–<br />

Bitte die gewünschte/n Veranstaltung/en in der obgenannten Liste ankreuzen.<br />

Ausfüllen und einsenden an:<br />

Der Landbote, Aboservice<br />

Garnmarkt 10, Postfach 778<br />

8401 Winterthur<br />

Preisänderungen vorbehalten. Alle Preise inkl. 2,5% MwSt. Die Verlosung findet am 14. April <strong>2011</strong> statt.<br />

Gratis Abo-Line 0800 80 84 80 • abo@landbote.ch •www.landbote.ch<br />

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Ich nehme nur an der Verlosung teil.


DER LANDBOTE<br />

DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 61<br />

Die gedruckte Zeitung ist nur noch eine Randnotiz<br />

In der Zukunft wird nicht nur<br />

die Zeitung auf Papier<br />

marginalisiert und von digitalen<br />

Newskanälen verdrängt.<br />

Auch die Grenzen zwischen<br />

klassischen Medien verwischen.<br />

AndreAs Heer<br />

Auch in 25 Jahren wird es die Zeitung<br />

aus Papier noch geben. Aber ihre Bedeutung<br />

wird eine andere sein. Denn<br />

die überwiegende Mehrheit der zukünftigen<br />

Zeitungsleserinnen und Zeitungsleser<br />

ist mit Computern und Handys<br />

aufgewachsen. Diese sogenannten<br />

digitalen Ureinwohner sind kaum bereit,<br />

für «alte» Nachrichten <strong>vom</strong> Vortag<br />

auf dem starren Medium Papier<br />

Geld auszugeben. Gedruckte Tageszeitungen<br />

werden deshalb auf einen<br />

min<strong>im</strong>alen Umfang in geringer Auflage<br />

reduziert. Die digitale Zeitung wird<br />

zum Normalfall – in der Umkehrung<br />

der heutigen Situation.<br />

Die «News» von gestern<br />

Dazu tragen insbesondere technische<br />

Entwicklungen bei, die heute noch<br />

in den Kinderschuhen stecken mögen,<br />

in 25 Jahren aber alltäglich sind.<br />

Technologische Umwälzungen, <strong>vom</strong><br />

Internet über Facebook bis hin zum<br />

iPad, verändern die Art und Weise,<br />

wie Menschen Informationen konsumieren.<br />

Heute sind wir dank Kanälen<br />

wie Newswebseiten, Twitter und Onlinefernsehen<br />

praktisch live dabei an<br />

Ereignissen, die irgendwo auf dieser<br />

Welt passieren. Die Geschwindigkeit,<br />

mit der uns News erreichen, hat dank<br />

der Digitalisierung massiv zugenommen.<br />

Was am nächsten Tag in der gedruckten<br />

Zeitung steht, ist genau genommen<br />

bereits wieder veraltet.<br />

Niemand kann heute abschätzen,<br />

wie Computer, Internet und Handy in<br />

25 Jahren genau aussehen und funktionieren.<br />

In digitalen D<strong>im</strong>ensionen<br />

gemessen, ist der Zeitsprung zu gross.<br />

Das beweist ein Blick 25 Jahre zurück.<br />

1986 besassen die Haushalte allenfalls<br />

einen Homecomputer und damit<br />

eine bessere Spielkonsole – wenn<br />

überhaupt. Vernetzung war kein Thema.<br />

Es sollte noch fünf Jahre dau-<br />

ern, bis das World Wide Web öffentlich<br />

zugänglich sein sollte, und nochmals<br />

zehn Jahre, bis eine signifikante<br />

Zahl von Haushalten überhaupt einen<br />

Internetzugang besitzen würde.<br />

Im Badez<strong>im</strong>merspiegel<br />

In der Zukunft wird das Internet dagegen<br />

allgegenwärtig sein. Die technischen<br />

Entwicklungen und neue Technologien<br />

sorgen für heute kaum vorstellbare<br />

Möglichkeiten. Vielleicht begleiten<br />

uns die News des Tages bereits<br />

be<strong>im</strong> Blick in den Badez<strong>im</strong>merspiegel,<br />

der gleichzeitig als Bildschirm dient.<br />

Eine aufgrund unserer persönlichen<br />

Vorlieben zusammengestellte Auswahl<br />

an News liefert einen ersten Eindruck<br />

über das Weltgeschehen – und<br />

die Aktivitäten unserer Freunde.<br />

Während die Kaffeemaschine automatisch<br />

zu arbeiten beginnt, liegt die<br />

Zeitung mit den aktuellsten Meldungen<br />

des <strong>Morgen</strong>s bereits auf dem<br />

Tisch. Vielleicht in Form von elektronischem<br />

Papier, vielleicht <strong>vom</strong> eingebauten<br />

Beamer des Handys an einen<br />

geeigneten Ort projiziert.<br />

Wenn die Zeitung auf digitalem<br />

Weg verbreitet wird, sprengt sie die<br />

Das digitale Zeitungslesen sprengt die Beschränkungen, denen bedrucktes Papier unterliegt. Bild: Donato Caspari<br />

Beschränkungen bedruckten Papiers.<br />

Die Grenzen zwischen den Medien<br />

verwischen. So wird die digitale Zeitung<br />

Filmbeiträge enthalten und interaktive<br />

Elemente. Der Inhalt ist für den<br />

jeweiligen Abonnenten personalisiert.<br />

So lässt sich beispielsweise ein Börsenteil<br />

vorstellen, der die aktuellen Kurse<br />

derjenigen Titel umfasst, die der jeweilige<br />

Leser in seinem Portfolio besitzt.<br />

Ein Sportfan erhält die Zusammenfassung<br />

des gestrigen Spiels in Text und<br />

Film auf der Front geliefert, während<br />

bei einem anderen Abonnenten lokale<br />

Meldungen dominieren.<br />

Zeitung zum Mitmachen<br />

Überhaupt wird die Zeitung viel persönlicher.<br />

So liefert sie jedem Abonnenten<br />

diejenigen Artikel, die seinen<br />

ausgesuchten Interessensgebieten<br />

entsprechen, allenfalls ergänzt<br />

durch einen schmalen allgemeingültigen<br />

Mantelteil. Und es sind auch nicht<br />

nur die Redaktorinnen und Redaktoren,<br />

die den Inhalt best<strong>im</strong>men. Da ohnehin<br />

jeder dank des Handys ständig<br />

eine Foto- und Filmkamera dabei hat,<br />

fliessen in die Zeitung Inhalte von Benutzern<br />

ein. Die Menge an Informationen<br />

n<strong>im</strong>mt nochmals zu. Aufgabe<br />

der Zeitungsmacher wird sein, eigene<br />

und externe Inhalte zu sortieren und<br />

aufgrund der Vorlieben der Leserinnen<br />

und Leser zu gewichten. Das entspricht<br />

der heutigen redaktionellen<br />

Arbeit. Nur werden die Quellen vielseitiger<br />

und vor allem mult<strong>im</strong>edialer<br />

sein. Das gerade erst anbrechende digitale<br />

Informationszeitalter wird die<br />

Grenzen zwischen den heutigen klassischen<br />

Medien wie Zeitung, Radio und<br />

Fernsehen sprengen.


Wirkungsweise der Akupunktur<br />

Herzliche<br />

Einladung<br />

Mode-Apéro<br />

Freitag, 25. 3. 11, 14.00–20.00 Uhr<br />

Samstag, 26. 3. 11, 10.00–16.00 Uhr<br />

Grosse Auswahl<br />

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Wir freuen uns auf Sie.<br />

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Attikerstrasse 12<br />

052 337 12 89<br />

•Allergien<br />

Heuschnupfen kann in der Akutphase<br />

gelindert und nach Therapiefolgen Beschwerdefreiheit<br />

erzielt werden.<br />

•Verdauungsbeschwerden<br />

Blähungen, Verstopfungen, Durchfall<br />

usw.<br />

•Gelenkbeschwerden<br />

Schulter-, Arm-, Rücken-,<br />

Knie-, und Hüftgelenksbeschwerden,<br />

Tennisellbogen, u.s.w.<br />

•Gynäkologische Beschwerden<br />

Prämenstruelle-und menstruelle Syndrome,<br />

Kopfschmerzen und Migräne<br />

Wir arbeiten mit <strong>im</strong>mer mehr Haus- •Migräne<br />

ärzten zusammen und freuen uns auf In den meisten Fällen kann mit Akueine<br />

weitere gute Zusammenarbeit. punktur geholfen werden.<br />

Raumwunder<br />

Einbauschränke<br />

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Verwandlungskünstler<br />

bei uns sitzen Sie schöner<br />

Heuschnupfen<br />

Frau Hugelshofer (Name geändert), litt<br />

seit Jahren an Heuschnupfen. Nach einer<br />

Behandlungsserie von 9Behandlungen<br />

hat sie in der Akutphase ihr Wohlbefinden<br />

zurückge wonnen und nach 3-jährigen<br />

kurzen Behandlungsserien wurde<br />

sie beschwerdenfrei.<br />

Rückenbeschwerden<br />

Herr German (Name geändert), kam mit<br />

chronischen Rückenbeschwerdenindie<br />

Praxis. Nach 12 Behandlungen war er<br />

beschwerdenfrei.<br />

Gynäkologische Beschwerden<br />

Frau Schoch (Name geändert), litt seit<br />

Jahren an Gynäkologischen Beschwerden<br />

in Begleitung von Migräne. Nach<br />

einer Therapiefolge von 12 Behandlungen<br />

war sie beschwerdenfrei.<br />

...der<br />

älteste<br />

Inserent<br />

seit<br />

1865 ...<br />

26.2. –15.5.<strong>2011</strong><br />

André Kertész<br />

Retrospektive<br />

11.9.2010 –8.5.<strong>2011</strong><br />

Arbeit/Labour<br />

Set 7 aus Sammlung und Archiv<br />

des Fotomuseum Winterthur<br />

FOTOMUSEUM<br />

WINTERTHUR<br />

Grüzenstrasse 44 +45<br />

8400 Winterthur<br />

Tel. 052 234 10 60<br />

www.fotomuseum.ch<br />

Di –So11–18 Uhr Mi 11–20 Uhr<br />

Führungen: Mi 18.30, So11.30 Uhr (Infoline)<br />

Krankenkassen anerkannt<br />

(Zusatzversicherung)<br />

(neben der Stadtkirche)<br />

Shengong Zentrum für TCM<br />

Metzggasse 19<br />

8400 Winterthur<br />

Tel. 052 203 47 47<br />

www.shengong.ch<br />

Fotostiftung<br />

Schweiz<br />

Grüzenstrasse 45<br />

CH-8400 Winterthur<br />

Tel. 052 234 10 30<br />

www.fotostiftung.ch<br />

Di –So11–18 Uhr Mi 11–20Uhr<br />

Führungen: Mi18.30, So 11.30 Uhr (Infoline)<br />

26.2.–15.5.<strong>2011</strong><br />

Kurt Caviezel<br />

Global Affairs –<br />

Erkundungen <strong>im</strong> Netz<br />

Das Zentrum für Fotografie in Winterthur –Infoline 052 234 10 34<br />

wendt<br />

wohnen schlafen<br />

wendt wohnen +schlafen<br />

wülflingerstrasse 245<br />

8408 winterthur<br />

tel: 052 226 01 70<br />

www.wendt.ch


..<br />

GGaabe be es es den den<br />

Volg Volg nicht, nicht, mmaa nmusste nmusste<br />

ihn ihn erfinden. erfinden.<br />

”Die besten Ideen sind einfach,<br />

umkompliziertund bringen allen Beteiligten Vorteile.<br />

So ist das auch be<strong>im</strong> Volg: Die Produzenten<br />

schätzen den verlässlichen Partner,die Kundschaft<br />

das lokale Angebot und die Volg-Mitarbeitenden<br />

freuen sich über ihrezufriedenen Kunden. ”<br />

Volg. Ist doch naheliegend.<br />

..<br />

ConnySchütz, Volg-Filialleiterin<br />

Hanspeter Menzi,Obstbauer<br />

Andrea Meier-Zysset,<br />

Volg-Kundin<br />

ausNürensdorfZH


DER LANDBOTE<br />

64 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />

Colette Gradwohl<br />

Geschätzte Leserin<br />

Geschätzter Leser<br />

Sie sind auf der letzten Seite<br />

unserer <strong>Jubiläumsbeilage</strong> angelangt.<br />

Wir haben versucht,<br />

Ihnen ein paar Facetten der<br />

langen Geschichte unserer<br />

Zeitung nahezubringen. Wir<br />

hoffen, dass Ihnen die Aus­<br />

montage: Peter Wittwer<br />

<strong>im</strong>PressUm<br />

JuBiLäumsBEiLAgE<br />

auflage: 95 000<br />

KONzEpT uND umsETzuNg<br />

elisabetta antonelli, sabine arnold,<br />

Colette gradwohl, s<strong>im</strong>on Hungerbühler,<br />

reto Wäckerli<br />

gEsTALTuNg uND LAyOuT<br />

reto Hüttenmoser, Daniel Kiss<br />

BiLDKONzEpT<br />

andrea Fessler, Barbara truninger<br />

iLLusTRATiON uND CARTOONs<br />

Helen sonderegger, ruedi Widmer,<br />

Peter Wittwer<br />

Unser Geschenk an Sie –<br />

sechs Magazinbeilagen<br />

einandersetzung mit 175 Jahren<br />

«Landbote» ebenso viel<br />

Freude gemacht hat wie uns<br />

auf der Redaktion. Wir haben<br />

viel entdeckt, das über 175 Jah­<br />

re wichtig war und wichtig<br />

bleibt.<br />

Sie halten dem «<strong>Landboten</strong>»<br />

die Treue. Dafür bedanken<br />

wir uns ganz herzlich.<br />

Und dafür wollen wir uns erkenntlich<br />

zeigen: Mit Jubi­<br />

AuTORiNNEN uND AuTOREN<br />

melina anderwert<br />

elisabetta antonelli<br />

sabine arnold<br />

martin Bachem<br />

Jakob Bächtold<br />

Katharina Baumann<br />

roger Blum<br />

stefan Busz<br />

marc Dahinden<br />

sandro Derungs<br />

Lothar Dostal<br />

sylvia egli von matt<br />

Beni Fischer<br />

nathalie Frey<br />

rudolf gerber<br />

Colette gradwohl<br />

oliver graf<br />

läumsangeboten, die Ihnen<br />

ermöglichen, verschiedenste<br />

Veranstaltungen zu besuchen,<br />

und mit sechs Magazinbeilagen,<br />

die <strong>im</strong> Lauf dieses Jahres<br />

Ihrem «<strong>Landboten</strong>» beiliegen.<br />

Die Magazine greifen<br />

ganz spezifische Winterthurer<br />

Themen auf. Themen, die auf<br />

eine andere Art angegangen<br />

und behandelt werden, als<br />

dies in der aktuellen Tages­<br />

Peter granwehr<br />

andreas gross<br />

Jean-Pierre gubler<br />

andreas Heer<br />

s<strong>im</strong>on Hungerbühler<br />

reto Hüttenmoser<br />

otfried Jarren<br />

gabriela Kägi<br />

Walter Kehl<br />

michèle Krüsi<br />

matthias Künzler<br />

Doris Leuthard<br />

Karl Lüönd<br />

Bärbel meyer<br />

Peter niederhäuser<br />

Jacqueline ort<br />

rainer stadler<br />

Urs stanger<br />

zeitung möglich ist. Mit diesen<br />

Beilagen wollen wir die<br />

Qualitäten und Kompetenzen<br />

ausspielen, welche unsere<br />

Zeitung seit jeher prägen. Geschrieben<br />

werden die Magazine<br />

von Mitgliedern der Redaktion,<br />

produziert werden<br />

sie am Garnmarkt, gedruckt<br />

werden sie in der Druckerei<br />

der Ziegler Druck­ und Verlags­AG<br />

in der Grüze.<br />

samuel studer<br />

robin tanner<br />

Koni Ulrich<br />

reto Wäckerli<br />

Lea züllig<br />

FOTOgRAFEN<br />

Donato Caspari<br />

marc Dahinden<br />

Beatrice De souza<br />

Heinz Diener<br />

Patrick gutenberg<br />

reto Hüttenmoser<br />

Urs Jaudas<br />

Peter Würmli<br />

vERLAg<br />

markus Wenger<br />

global<br />

Erscheinungsdatum: 21. mai <strong>2011</strong><br />

Winterthur und die Welt: Wir zeigen,<br />

wo Winterthur international ist und wo<br />

Winterthur überall auf dem globus Beziehungen<br />

pflegt. Wir besuchen orte in<br />

Winterthur, die aus einer anderen Weltecke<br />

stammen könnten, und wir porträtieren<br />

Winterthurer, die weltweit spuren<br />

hinterlassen haben.<br />

jung<br />

Erscheinungsdatum: 2. Juli <strong>2011</strong><br />

Die junge stadt: Wir schauen, wo Winterthur<br />

ausgeht und wie sich Winterthur<br />

durch die Fachhochschule verjüngt hat. Wir<br />

präsentieren etablierte Veranstaltungen,<br />

die sich ohne die Jugend(-bewegung) nie<br />

etabliert hätten, und wir fühlen nach, wie<br />

es ist, ein Winterthurer stadtkind zu sein.<br />

familie<br />

Erscheinungsdatum: 27. August <strong>2011</strong><br />

Die Familienstadt: Wir laden zu tisch mit<br />

grossen Winterthurer Familien wie den<br />

reinharts, den erbs oder den sulzers<br />

und schauen, wo sich netzwerke in der<br />

stadt ausbezahlt haben. Wir zeichnen<br />

die Familiengeschichte des FC Winterthur<br />

nach und porträtieren gastarbeiter und<br />

deren Familien.<br />

klang<br />

Erscheinungsdatum: 1. Oktober <strong>2011</strong><br />

Das klingende Winterthur: Wir schreiben,<br />

wie man in Winterthur und der Umgebung<br />

spricht und wo hier welche musik spielt.<br />

Wir lassen die Wölfe heulen und die<br />

Druckmaschinen rasseln. Und wir sagen,<br />

warum die menschen hier in guggen,<br />

Chören und musikvereinen mitwirken.<br />

winterthur west<br />

Erscheinungsdatum: 19. November <strong>2011</strong><br />

Die grosse schwester und die Beziehung<br />

zu ihr: Wie es sich in Winterthur<br />

<strong>im</strong> schatten von zürich lebt oder warum<br />

Winterthurerinnen und Winterthurer<br />

bescheidener sind. Wo Winterthur in<br />

zürich präsent ist und wohin zürcher –<br />

insbesondere in der geliebt-gehassten<br />

s12 – nach Winterthur pilgern.<br />

heilig<br />

Erscheinungsdatum: <strong>24.</strong> Dezember <strong>2011</strong><br />

Was in Winterthur heilig ist: Wir spüren<br />

die heiligen Kühe der stadt auf, besuchen<br />

heilige stätten, die alles andere als Kirchen<br />

sind, und wir beschreiben den zauber der<br />

adventszeit in der stadt und der region.<br />

KORREKTORAT<br />

esther Hausammann, gaby Hürlemann,<br />

Walter Kehl, Vroni schilling,<br />

Johanna stadler<br />

TEChNiK<br />

Dagmar abo, Bärbel meyer, J<strong>im</strong>my naef<br />

DRuCK<br />

tamedia ag, Druckzentrum, zürich<br />

ANzEigEN<br />

roland alt und team<br />

KONTAKT<br />

telefon: 052 266 99 01<br />

e-mail: redaktion@landbote.ch

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