Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten
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175 JAHRE<br />
<strong>24.</strong> MäRz 1836 bis <strong>24.</strong> MäRz <strong>2011</strong><br />
diE bEilAgE zuM JubiläuM<br />
Die Zeitung als Spiegel der Welt und der Zeit<br />
Die stete Berührung mit dem Leben des<br />
Volks darf dem Journalisten nicht verloren<br />
gehen.» Diesen Satz hat Albert<br />
Locher geschrieben, der sich in den Jahren um<br />
1880 die Leitung des «<strong>Landboten</strong>» mit Salomon<br />
Bleuler und Gottlieb Ziegler geteilt hatte. In der<br />
Zeitung spiegelt sich das Geschehen der Welt.<br />
Der Journalist, der über dieses Geschehen berichtet,<br />
damals wie heute, muss selber informiert<br />
sein, muss wissen, spüren, recherchieren, was die<br />
Menschen bewegt, wie sie auf Entwicklungen<br />
reagieren, was sie wissen wollen. Dieser Anspruch<br />
hat sich in 175 Jahren nicht geändert.<br />
Geändert hat sich hingegen die Zeitung: Selbstverständnis,<br />
politische Ausrichtung, Machart<br />
und Fokus des «<strong>Landboten</strong>» sind heute andere<br />
als früher. So war der «Landbote» über viele<br />
Jahre eine Zeitung, welche die Ereignisse <strong>im</strong><br />
Ausland, <strong>im</strong> Inland und <strong>im</strong> Kanton Zürich bedeutend<br />
stärker gewichtete als jene in seiner<br />
nächsten Umgebung. Er engagierte sich als<br />
Sprachrohr für die Reformkräfte des frühen<br />
19. Jahrhunderts und als Kampfblatt der Demokratischen<br />
Bewegung. Er nahm und war Partei<br />
für die in den Augen seiner leitenden Redaktoren<br />
gerechte Sache und focht oftmals ganz un<br />
z<strong>im</strong>perlich mit dem Zweihänder. Eine solche<br />
Haltung würde heute nicht mehr goutiert. Eine<br />
den Tatsachen verpflichtete Grundhaltung und<br />
die Offenheit für ein breites Meinungsspektrum<br />
sind heute unabdingbar. Das schliesst Kommentare<br />
und profilierte Meinungsartikel der Redaktion<br />
nicht aus. Aber für den heutigen Leser<br />
muss deutlich sein, wo er sachliche Information<br />
und wo er Meinung vor sich hat. Gemäss der<br />
Standortbest<strong>im</strong>mung unserer Zeitung ist der<br />
«Landbote» den Grundgedanken des schweizerischen<br />
Liberalismus verpflichtet.<br />
Die Gesellschaft hat sich verändert und<br />
diese Veränderungen spiegeln sich in<br />
der Zeitung. Andere Inhalte wurden<br />
wichtig. Etwa der Sport: Erst 1968 gab es be<strong>im</strong><br />
«<strong>Landboten</strong>» eine eigenständige Sportredaktion.<br />
Vorher wurden Sportereignisse wenn überhaupt<br />
eher nebenbei behandelt. Auch die Leserinnen<br />
wurden erst in der zweiten Hälfte des<br />
letzten Jahrhunderts zu einer Zielgruppe. Informationen<br />
mit Servicecharakter und einem direkten<br />
Nutzwert wurden eingeführt. Und erst in<br />
jüngerer Zeit wurde die Berichterstattung über<br />
das Geschehen in der nächsten Umgebung, vor<br />
der eigenen Haustüre stärker gewichtet. In einer<br />
<strong>im</strong>mer komplexeren und vielschichtigeren Welt<br />
orientieren sich <strong>im</strong>mer mehr Menschen an<br />
ihrem nächsten Umfeld, mit dem sie vertraut<br />
sind, in dem sie die Akteure <strong>vom</strong> Sehen oder<br />
Hören kennen. Heute ist die eigentliche «raison<br />
d’être» des «<strong>Landboten</strong>» die lokale und regionale<br />
Berichterstattung.<br />
Bei allen Veränderungen, die sich <strong>im</strong> Lauf<br />
der Jahre in der Welt und <strong>im</strong> Umfeld des<br />
«<strong>Landboten</strong>» und damit auch <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />
selber ergeben haben, gibt es Koordinaten<br />
und Werte, die in diesem Haus schon <strong>im</strong>mer<br />
galten und weiter gelten. Die früheren und<br />
die heutigen Macher waren und sind davon<br />
überzeugt, dass Journalismus der Gesellschaft,<br />
der Demokratie zu dienen hat. Denn ohne informierte,<br />
aufgeklärte und damit auch kritische<br />
Öffentlichkeit gibt es keine funktionierende<br />
Demokratie. Wissen vermitteln um die politischen,<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Vorgänge und Ereignisse, und so die Menschen<br />
zu Verstehenden zu machen – das war und<br />
bleibt die wichtigste Aufgabe der Medien, der<br />
Zeitung, des «<strong>Landboten</strong>».<br />
Dass <strong>im</strong>mer mehr Menschen heute die (abonnierte)<br />
Zeitung nicht mehr nutzen, sich gar nicht<br />
mehr oder anderswo informieren, ist eine Realität,<br />
die allen Zeitungen zu schaffen macht. Sie<br />
reagieren auf den Leserschwund und den Druck<br />
der Marktkräfte mit Anpassungen <strong>im</strong> Angebot,<br />
Aktivitäten <strong>im</strong> Onlinebereich, mit Sparmassnahmen,<br />
Diversifizierungsstrategien, mit Kooperationen;<br />
einzelne verschwinden von der Bildfläche<br />
oder nehmen Zuflucht unter dem Dach<br />
eines der grossen Medienunternehmen.<br />
175 keine Selbstverständlichkeit. Im<br />
Jahre Bestehen feiern zu können,<br />
ist auch vor diesem Hintergrund<br />
viel beschworenen, aber <strong>im</strong>mer lichter werdenden<br />
«Bannwald der Demokratie» ist der «Landbote»<br />
<strong>im</strong>mer noch ein gut verwurzelter und<br />
kräftiger «Baum». Und das will er auch bleiben.<br />
Mit dem Respekt für seine lange Geschichte, die<br />
stolz macht, Verpflichtung ist und Zuversicht<br />
gibt. Und <strong>im</strong> Wissen darum, dass nicht das von<br />
Dauer ist, was der Zeit widersteht, sondern was<br />
sich auf kluge Weise mit der Zeit ändert.<br />
Colette Gradwohl, Chefredaktorin
l DER LANDBOTE<br />
175 JAHRE LANDBOTE DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong><br />
INHALTSvERzEichNiS<br />
Seiten<br />
175 Jahre. Das Grusswort der Medienministerin zum «Landbote»-Jubiläum<br />
Bundesrätin Doris Leuhard .................................................................................................................................................................................................................... 3<br />
Wanderer oder Zeitungsmonarch – die Anfänge des «<strong>Landboten</strong>»<br />
Peter Niederhäuser .................................................................................................................................................................................................................................. 5<br />
Der «Landbote» <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />
Samuel Studer ........................................................................................................................................................................................................................................... 6<br />
Ihrem Ururgrossvater verpflichtet. Die Eigentümer des «<strong>Landboten</strong>»<br />
Sabine Arnold ............................................................................................................................................................................................................................................. 7<br />
Die Zeitung als Laboratorium für die Entwicklung der Volksrechte<br />
Andreas Gross ..................................................................................................................................................................................................................................... 8, 9<br />
Mehr Respekt für die direkte Demokratie<br />
Martin Bachem ..................................................................................................................................................................................................................................... 11<br />
Die Chefredaktoren der 175 Jahre «Landbote»<br />
S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 13<br />
Warum lesen Winterthurer Politiker den «<strong>Landboten</strong>»?<br />
Jakob Bächtold ....................................................................................................................................................................................................................................... 17<br />
Die Zeitung – Auslaufmodell oder Lebensqualität?<br />
Lothar Dostal .......................................................................................................................................................................................................................................... 19<br />
Leser seit 1947 – Neu <strong>im</strong> Lesezirkel. Was Abonnenten zum «<strong>Landboten</strong>» sagen<br />
Elisabetta Antonelli ................................................................................................................................................................................................................................ 21<br />
«Institution», «tägliches Brot», «Orientierungshilfe». Medienexperten zum «<strong>Landboten</strong>»<br />
Sylvia Egli von Matt, Karl Lüönd, Roger Blum, Rainer Stadler, Otfried Jarren/Matthias Künzler ............................................................................ 24, 25<br />
«Kurzes ist der Tod der Zeitung». Interview mit Leserforscher Carlo Imboden<br />
S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 27<br />
Der geneigte Leser merkt etwas... Die 1.-April-Enten der «Landbote»-Geschichte<br />
Jean-Pierre Gubler ................................................................................................................................................................................................................................. 29<br />
Der Rund-um-die-Uhr-Betrieb. Wie der «Landbote» entsteht.<br />
Sabine Arnold ................................................................................................................................................................................................................................ 33 – 37<br />
Von Sissi bis zum Mauerfall. Wie der «Landbote» über historische Ereignisse berichtete<br />
Reto Wäckerli ................................................................................................................................................................................................................................ 39 – 47<br />
Die freundliche Klagemauer. Alltägliche und weniger alltägliche Erlebnisse <strong>vom</strong> Empfang<br />
S<strong>im</strong>on Hungerbühler ............................................................................................................................................................................................................................. 49<br />
Die heutigen Macherinnen und Macher des «<strong>Landboten</strong>» ................................................................................................................................ 51 – 57<br />
Zukunftsmusik. Wie der «Landbote» in 25 Jahren aussehen könnte<br />
Polygrafenlernende Ziegler Druck, Reto Hüttenmoser (Grafiker), Andreas Heer (Webredaktor), Ruedi Widmer (Cartoonist) ..........................59, 61<br />
Ausblick und Impressum .............................................................................................................................................................................................................. 64
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />
175 Jahre<br />
«Der Landbote»<br />
Winterthur hat politische Geschichte<br />
geschrieben – in den Anfängen<br />
des jungen Bundesstaates sogar<br />
<strong>im</strong> Zwölf-Jahres-Rhythmus:<br />
L 1836 mit der Geburtsstunde der Zeitung.<br />
L 1848 mit dem ersten Bundespräsidenten<br />
Jonas Furrer, 43 Jahre alt, einem Pionier,<br />
den auch ich gern persönlich gekannt hätte.<br />
L 1860 durch den Umstand, dass «Der<br />
Landbote» zum führenden Organ der Demokratischen<br />
Bewegung und damit zu einer<br />
Zeitung von nationaler Bedeutung wurde.<br />
Über die Jahrzehnte hinweg wurde in Winterthur<br />
ein wichtiger Teil der Schweizer<br />
Industrie- und Eisenbahngeschichte geschrieben<br />
– etwa mit der Schweizerischen<br />
Nationalbahn. Diese Fakten zeugen <strong>vom</strong><br />
opt<strong>im</strong>istischen Hauch jener Zeit, in der<br />
grosse industrielle Entwicklungen und parallel<br />
dazu aus Parteikämpfen unser moderner,<br />
demokratischer und föderalistischer<br />
Bundesstaat hervorgingen. Die Rolle der<br />
Presse war dabei von höchster Bedeutung<br />
und «Der Landbote» war in diesen turbulenten<br />
Phasen der Staatsgründung <strong>im</strong>mer<br />
am Puls der Schweiz!<br />
Auch heute brauchen wir Medien,<br />
die den Puls der Zeit spüren. Dabei<br />
geht es mir weniger um den<br />
Takt der minütlichen Aktualisierung in<br />
den Onlinemedien. Das mag zwar spektakulär<br />
sein. Faszinierend mag es auch in der<br />
total vernetzten Welt von Fernsehen und<br />
Internet sein, die Proteste in den arabischen<br />
Ländern oder Naturkatastrophen irgendwo<br />
auf dieser Welt frei Haus in die<br />
warme Stube geliefert zu bekommen.<br />
Bringt uns aber dieses Tempo, diese Illusion<br />
der Authentizität, tatsächlich weiter?<br />
Bedeutungsvoller ist es doch, Verständnis<br />
zu schaffen für die Vorgänge in unserem<br />
Umfeld und in dieser Welt. Eine saubere<br />
politische Analyse, eine grundsätzliche gesellschaftliche<br />
Betrachtung oder ein kritischer<br />
Blick auf wirtschaftliche Entwicklungen<br />
– der seriöse Hintergrund, der vertiefende<br />
Kommentar, die lokale Einbettung<br />
bringen uns als Leserinnen und Staatsbürger<br />
letztlich weiter als mediale Fast-Food-<br />
Kost. Hier liegen denn auch die Stärken jener<br />
Zeitungen, die, wie «Der Landbote»,<br />
über Jahrzehnte hinweg die Menschen<br />
über die politischen Entscheide informiert<br />
und diese in ein Gesamtbild gestellt<br />
haben – ohne das extravagante Suchen<br />
nach der sensationellen Schlagzeile.<br />
Jede Zeitung, egal ob national oder regional,<br />
hat gegenüber den Bürgerinnen<br />
und Bürgern eine besondere staatspolitische<br />
Verantwortung. Die Pressefreiheit ist<br />
Recht und Verpflichtung zugleich. Denn<br />
nur korrekt und umfassend informierte<br />
Bürger können aktiv am Staatsgeschehen<br />
teilnehmen und diesen Staat mitgestalten.<br />
Dabei kommt der regionalen Berichterstattung<br />
eine besondere Bedeutung<br />
zu. Die Zeitungen brechen die nationale<br />
Politik auf die lokale «Schiene» herunter.<br />
In der Region wird jene Politik fassbar, die<br />
<strong>im</strong> fernen Bundeshaus gemacht wird. Und<br />
das ist staatspolitisch erwünscht. Denn hier<br />
spüren die Menschen die Entscheide in der<br />
Verkehrs-, in der Steuer- oder in der Sozialpolitik<br />
direkt.<br />
Weil gleichzeitig die Herausforderungen<br />
in einer <strong>im</strong>mer komplexeren<br />
Welt nicht geringer werden,<br />
kommt den Medien <strong>im</strong> Allgemeinen und<br />
dem Regionaljournalismus <strong>im</strong> Besonderen<br />
auch in Zukunft eine grosse gesellschaft-<br />
liche und politische Aufgabe zu. In der <strong>im</strong>mensen<br />
Informationsflut sind sie Navigator<br />
und Übersetzer. Eine Rolle, die «Der<br />
Landbote» bereits vor 175 Jahren bei der<br />
Gründung der modernen Eidgenossenschaft<br />
verantwortungsvoll wahrgenommen<br />
hatte und wie er dies – angepasst an die<br />
modernen Bedürfnisse seiner Leser – auch<br />
heute noch tut.<br />
Ich wünsche dem «<strong>Landboten</strong>» zum 175. Ge-<br />
burtstag Glück, journalistische Hartnäckig-<br />
keit, Beständigkeit und wirtschaftliche Kon-<br />
tinuität.<br />
Doris Leuthard<br />
Bundesrätin<br />
Vorsteherin des Eidgenössischen<br />
Departementes für Umwelt, Verkehr,<br />
Energie und Kommunikation (Uvek)<br />
Bild: pd
Herzliche Gratulation!<br />
Der Stadtrat gratuliert dem «<strong>Landboten</strong>» zum 175.Geburtstag!<br />
Wir wünschen ihm journalistische Qualität, verlegerische<br />
Selbstständigkeit und wirtschaftlichen Erfolg, damit er seinen<br />
wichtigen Beitrag zur freien Meinungsbildung leisten kann.<br />
Eine starke Tageszeitung gehört zum Selbstverständnis unserer<br />
Stadt. Wir danken den Mitarbeitenden des «<strong>Landboten</strong>»,<br />
dass sie sich für Winterthur einsetzen.<br />
Stadtrat Winterthur<br />
Bild: Manuel Bauer<br />
Stadt Winterthur
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />
Peter Niederhäuser<br />
Wanderer oder Zeitungsmonarch –<br />
die Anfänge des «<strong>Landboten</strong>»<br />
Das Zeitungswesen habe als Zeichen<br />
einer «verwilderten und losgebundenen<br />
Zeit» um 1830 einen grossen Aufschwung<br />
erlebt, klagte der konservative<br />
Winterthurer Schulmeister und<br />
Historiker Johann Conrad Troll in seinen<br />
Erinnerungen von 1844. Dieser<br />
Aufschwung erfüllte «die Köpfe der<br />
Publicisten mit schwindligem Stolz,<br />
und sie fingen an, sich wie Volkspropheten<br />
zu gebärden, von denen die<br />
Bürger den rechten Verstand, und<br />
die Obrigkeiten die wahre Weisheit<br />
zu lernen hätten.» Auch Winterthur<br />
habe dieser Entwicklung gefolgt und<br />
1836 mit dem «<strong>Landboten</strong>» «einen<br />
von Parteiansicht solid gefärbten Zeitungsmonarchen»<br />
erhalten, «der eine<br />
diktatorische Sprache vor dem Volke<br />
zu führen begann und eine Oppositionshochschule<br />
zu errichten strebte.»<br />
Ganz anders tönte es von Seiten der<br />
von Troll als «Despotie» und «Barbarei»<br />
verurteilten Presse. Der «Landbote»<br />
stellte sich in der Einleitung der<br />
Erstausgabe <strong>vom</strong> <strong>24.</strong> <strong>März</strong> 1836 vielmehr<br />
als «rüstigen Wanderer» dar,<br />
der die Wünsche und Bedürfnisse der<br />
Menschen erforschen und nur der Sache<br />
wegen das «Tadelnswerthe» aufzeigen<br />
wolle. Information versus Sensation<br />
– was heute die kontroverse<br />
Wahrnehmung des Zeitungswesens<br />
best<strong>im</strong>mt, war offensichtlich bereits<br />
früher ein Diskussionspunkt.<br />
Winterthur <strong>im</strong> Aufbruch<br />
Woher stammt diese Polemik zu einer<br />
Zeitung, die lange um ihren Platz und<br />
ihren Einfluss kämpfen musste? In<br />
welchem Umfeld blühte das Pressewesen<br />
tatsächlich auf, und wie wichtig<br />
waren dessen Produkte? Rektor Troll<br />
mag zwar eine attraktive, da wortgewaltige<br />
St<strong>im</strong>me darstellen, war aber<br />
ein parteiischer Zeitzeuge. Seine Aussagen<br />
passen jedoch in eine Epoche<br />
hinein, wo der Kampf mit Worten und<br />
anderen Mitteln zu einer Politik gehörte,<br />
deren Emotionalität heute noch<br />
frappiert. Politik war praktisch Religion,<br />
entsprechend heftig prallten die<br />
Meinungen aufeinander. Und an Stoff<br />
«Die Köpfe der<br />
Publicisten<br />
erfüllten sich mit<br />
schwindligem Stolz»<br />
Johann Conrad troll, 1844<br />
für Auseinandersetzungen fehlte es in<br />
der damaligen Zeit nie. Die Schweiz<br />
und der Kanton Zürich erlebten zwischen<br />
1798 und 1848 einen Umbruch,<br />
der die Lebensverhältnisse drastisch<br />
veränderte. Der Weg <strong>vom</strong> Ancien Rég<strong>im</strong>e<br />
mit der Herrschaft der Gnädigen<br />
Herren von Zürich zum von Industrialisierung<br />
und Demokratisierung geprägten<br />
Kanton war steinig. Bürgerkriegsähnliche<br />
Unruhen begleiteten<br />
eine «Modernisierung», die von einigen<br />
Zeitgenossen als Verheissung, von<br />
anderen als existenzielle Bedrohung<br />
wahrgenommen wurde. Als kleine,<br />
prosperierende «Handelsstadt» charakterisiert,<br />
erlebte auch Winterthur<br />
– um 1840 ein Landstädtchen mit rund<br />
4500 Einwohnerinnen und Einwohnern<br />
– eine stürmische Entwicklung.<br />
Äusseres Zeichen des Wandels war<br />
die «Überwindung» der Stadtmauer,<br />
die weniger eine Befestigung als ein<br />
Symbol der städtischen Autonomie<br />
darstellte. Bis 1835 wurden die Tore<br />
jeden Abend verriegelt, und bis 1836<br />
mussten Passanten «Durchgangs-,<br />
Ausgangs- und Eingangszölle wie Tor-<br />
und Pflastergeld» entrichten. Die Zuschüttung<br />
der Gräben und der Abriss<br />
Eine Kleinstadt <strong>im</strong> Aufbruch, Winterthur in der Mitte des 19. Jahrhunderts. (Aquatinta von David Schmid, gestochen von Lukas Weber.) Bild: winbib<br />
einzelner Tore und Türme öffnete die<br />
«geschlossene» Stadt gegen aussen.<br />
Ausserhalb des engen städtischen Per<strong>im</strong>eters<br />
entstanden erste Promenaden<br />
und 1838/42 das Knabenschulhaus<br />
(das heutige Museum Oskar Reinhart<br />
am Stadtgarten).<br />
Der liberale Umsturz<br />
Die grossen Veränderungen kamen<br />
aber von aussen. Im Zeichen der Konfrontation<br />
zwischen konservativer und<br />
liberaler Bewegung war die Julirevolution<br />
1830 in Paris ein Fanal, das in<br />
ganz Europa die «Neuerer» mobilisierte<br />
– auch in Zürich. Am 22. November<br />
1830 fanden sich rund 10 000<br />
Männer in Uster zusammen, die in<br />
einem Memorial politische und wirtschaftliche<br />
Forderungen formulierten.<br />
Die <strong>im</strong> Frühjahr 1831 angenommene<br />
neue Kantonsverfassung setzte einen<br />
schönen Teil dieser Forderungen um:<br />
Die politische Vormacht der Stadt Zürich<br />
wich einer repräsentativen Demokratie,<br />
wo gewählte Vertreter der<br />
1798 wurde in Winterthur die «Druckerei<br />
Ziegler» gegründet, die auch<br />
das erste regelmässige Presseorgan<br />
der Stadt, das «Winterthurer Wochenblatt»,<br />
herausgab. Ab 1836<br />
druckte die zieglersche Druckerei<br />
zudem – mit einem Unterbruch zwischen<br />
1839 und 1857 – den «<strong>Landboten</strong>».<br />
Diese Druckerei schlägt<br />
allerdings nur dem Namen nach<br />
einen Bogen zu jener Familie, die<br />
1886 das Zepter übernehmen sollte.<br />
Vor genau 125 Jahren, 1886, kamen<br />
nämlich Zeitung und Verlag testa-<br />
Landschaft, zu der auch Winterthur<br />
gehörte, die Mehrheit hatten – Frauen<br />
und Armengenössige blieben jedoch<br />
von der Mitsprache ausgeschlossen.<br />
Gleichzeitig läutete das Jahr 1831 die<br />
Gewerbefreiheit ein, brachte schrittweise<br />
eine Ablösung von jahrhundertealten<br />
Abgaben und stellte Schul- und<br />
Gerichtswesen auf eine zeitgemässere<br />
Grundlage. Der Kampf zwischen Fortschritt<br />
und Reaktion war mit der Umwälzung<br />
von 1831 aber nicht entschieden,<br />
wie der «Züri-Putsch» von 1839<br />
zeigte, der 15 Todesopfer forderte und<br />
– vorübergehend – die liberale Regierung<br />
stürzte. In diesem mit viel Herzblut<br />
– und manchmal auch mit Waffen<br />
– geführten Streit um «Alt» und «Neu»<br />
spielten Presse und Bücher eine wichtige<br />
Rolle. Aktive Bürger suchten<br />
neben ihrem politischen Engagement<br />
ihren Bildungshunger zu stillen. Auf<br />
der Landschaft entstanden Lesegesellschaften,<br />
während in Winterthur etwa<br />
der 1833 gegründete «Zirkel zum Kaffeehaus»<br />
seine Mitglieder zu «Conver-<br />
12 Jahre Familienbetrieb Ziegler<br />
mentarisch an Gottlieb Ziegler, den<br />
Schwager des langjährigen Inhabers<br />
des «<strong>Landboten</strong>», Salomon Bleuler.<br />
Als Sohn eines Winterthurer Leinenwebers,<br />
erlebte Gottlieb Ziegler<br />
eine erstaunliche Karriere, die<br />
ihn <strong>vom</strong> Pfarrer- und Lehrerberuf<br />
in die Politik und zur Presse führte.<br />
Einer der Väter der Demokratischen<br />
Bewegung, prägte er die neue<br />
Kantonsverfassung von 1869, sass<br />
<strong>im</strong> Kantons-, Regierungs- wie Nationalrat<br />
und drückte von 1877 bis<br />
zu seinem Tod 1898 dem «Land-<br />
sation» und Lektüre von Zeitungen<br />
und Zeitschriften einlud. In solchen<br />
Vereinen und Gruppierungen fanden<br />
sich Fabrikanten und Lehrer, Kaufleute<br />
und Pfarrer, aber auch Juristen<br />
und Gastwirte zusammen. Diese bildeten<br />
eine neue «bürgerliche» Öffentlichkeit,<br />
die in politischer, wirtschaftlicher<br />
und gesellschaftlicher Hinsicht<br />
den Ton angab. Die Ideale des Liberalismus<br />
gingen Hand in Hand mit dem<br />
Misstrauen gegenüber der Stadt Zürich,<br />
die allzu lange dominant geblieben<br />
war und auch weiterhin grosses<br />
Gewicht besass. Umso bedauerlicher<br />
musste dieser ländlichen Elite erscheinen,<br />
dass alle massgeblichen Zeitungen<br />
in der L<strong>im</strong>matstadt erschienen. So<br />
ist es kein Zufall, dass in Antwort auf<br />
das Zeitungsmonopol der Kantonshauptstadt<br />
<strong>vom</strong> <strong>24.</strong> <strong>März</strong> 1836 an der<br />
«Landbote» seine St<strong>im</strong>me als Sprachrohr<br />
der Reformer erhob.<br />
Wer genau hinter der Gründung<br />
des «<strong>Landboten</strong>» stand, der sich<br />
ausdrücklich nicht als Winterthurer,<br />
boten» zuerst als Redaktor, dann<br />
als Verleger seinen Stempel auf.<br />
Seine Nachkommen führten das<br />
Haus als Familienunternehmen<br />
unter dem Namen «Druck und Verlag<br />
von Geschwister Ziegler» weiter<br />
und spielten auch <strong>im</strong> journalistischen<br />
Alltag bis in die Gegenwart hinein<br />
eine wichtige Rolle. 1974 verwandelte<br />
sich die «Firma Ziegler Druck-<br />
und Verlags-AG» zwar in eine Aktiengesellschaft,<br />
gehört aber bis heute<br />
mehrheitlich den Erben von Gottlieb<br />
Ziegler.<br />
sondern als «Land»-Zeitung <strong>im</strong> Sinne<br />
eines nichtzürcherischen Blattes<br />
sah, lässt sich nur vermuten. Es ist<br />
auf jeden Fall bezeichnend, dass die<br />
Zeitung in den ersten Jahren nicht<br />
von einer einzelnen Person herausgegeben<br />
wurde, sondern von einer Gesellschaft,<br />
der in den besten Zeiten<br />
gegen 500 Mitglieder angehörten, eine<br />
mit Blick auf die Einwohnerzahl von<br />
Winterthur eindrückliche Zahl.<br />
Ein Kampfblatt?<br />
Federführend waren vor allem<br />
Winterthurer «Liberale» (Juristen,<br />
Kaufleute oder Unternehmer), die<br />
politisch tätig waren und am Ustertag<br />
von 1830 teilgenommen hatten. Die<br />
journalistischen Kenntnisse stammten<br />
von Alexander Flegler, einem der<br />
vielen Deutschen, die damals liberales<br />
Gedankengut und Reformideen in die<br />
Schweiz brachten. Dass der «Landbote»<br />
sich an ein «besseres» Publikum<br />
richtete, zeigte der Abonnementspreis<br />
von einem Gulden – deutlich mehr als<br />
der Tageslohn eines Arbeiters –, aber<br />
auch der Inhalt. Der «rüstige Wanderer»<br />
leitete seine wöchentlichen Ausführungen<br />
mit einem Hauptartikel<br />
über grundsätzliche Zeitfragen ein,<br />
der Wissen und Interesse voraussetzte.<br />
Die Inserate machten in den ersten<br />
Ausgaben vor allem Werbung zu aufklärerischer<br />
Literatur und zum Postverkehr,<br />
zu Vergantungen und der<br />
Baumwollbörse oder zu bürgerlicher<br />
Kultur und Unternehmerversammlungen.<br />
Die Zeitung war und blieb lange<br />
eine eher elitäre Sache. Seinen eigentlichen<br />
Siegeszug trat der «Landbote»<br />
erst später an. 1857 wurde er Tageszeitung<br />
und ab 1860 unter Salomon<br />
Bleuler zum schweizweit beachteten<br />
Kampfblatt der in Winterthur wurzelnden<br />
Demokratischen Bewegung.
l DER LANDBOTE<br />
175 jAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
Das Programm des «<strong>Landboten</strong>»<br />
bei seiner Gründung<br />
Die erste Ausgabe des «<strong>Landboten</strong>»<br />
erschien am Donnerstag, dem <strong>24.</strong><br />
<strong>März</strong> 1836. Auf der Titelseite richtete<br />
er sich «an seine Freunde und die es<br />
werden wollen» und trat dann auf sein<br />
Programm ein: Das Blatt wolle «seinen<br />
Lesern erzählen von den wichtigsten<br />
Ereignissen in der ganzen Welt, insbesondere<br />
aber von dem, was sich in<br />
der Schweiz zuträgt und ganz vorzüglich<br />
von den Ereignissen <strong>im</strong> Kanton<br />
Zürich». Und auch wenn sich die Redaktion<br />
die Vertretung der ländlichen<br />
Interessen gegenüber der Stadt Zürich<br />
auf die Fahnen schrieb, so versprach<br />
sie doch, «dass nicht engherzige Vertretung<br />
nur örtlicher oder persönlicher<br />
Interessen» ihre Sache sei, sondern<br />
dass man «jedes billige Verlangen öffentlich<br />
zur Sprache bringen» wolle.<br />
«Und so – mit für dieses Mal Gott befohlen<br />
und freundlichen Gruss!»<br />
Der «Landbote» war bei seinem<br />
ersten Erscheinen 1836 nicht die erste<br />
Zeitung auf dem Platz Winterthur.<br />
Eine erste Wochenzeitung sollte nach<br />
den Plänen eines Winterthurers bereits<br />
<strong>im</strong> Jahr 1764 herausgegeben werden,<br />
wobei es offenbar bei einer einzigen<br />
Ausgabe dieser als Anzeigenblatt<br />
konzipierten Zeitung geblieben ist.<br />
Doch als nach langen Jahrzehnten, in<br />
denen die Herrschaft Zürich den Winterthurern<br />
die Errichtung einer Buchdruckerei<br />
verboten hatte, 1798 endlich<br />
die erste Winterthurer Druckerei<br />
eingerichtet werden konnte, gab diese<br />
sofort auch ein neues «Wochenblatt»<br />
heraus. Diese Zeitung druckte jedoch<br />
zunächst keine eigenen Artikel, sondern<br />
verbreitete lediglich eingekaufte<br />
Nachrichten und Anzeigen. Und<br />
auch als 1829 <strong>im</strong> Kanton Zürich die<br />
Pressezensur aufgehoben wurde, verfolgte<br />
dieses Blatt keine politischen<br />
Absichten, obwohl es nun ab und an<br />
auch selbst verfasste Artikel abdruckte.<br />
Neu war also 1836 nicht die Tatsache,<br />
dass Winterthur eine «eigene»<br />
Zeitung erhielt, sondern dass diese<br />
Zeitung eine politische St<strong>im</strong>me (der<br />
Liberalen) war und die Interessen der<br />
Landschaft vertreten wollte. Gerade<br />
Letzteres scheint umso mehr ein Bedürfnis<br />
gewesen zu sein, als zu dieser<br />
Zeit alle anderen Gesinnungszeitungen<br />
des Kantons in der Stadt Zürich<br />
gedruckt wurden.<br />
Formen und Inhalte<br />
des «<strong>Landboten</strong>» 1836<br />
Der «Landbote» <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />
Der «Landbote» erscheint 1836 als<br />
vierseitige Wochenzeitung, zunächst<br />
noch mit einem bescheidenen Anzeigenteil<br />
von jeweils ungefähr einer<br />
halben Seite. Der redaktionelle Teil<br />
beginnt entweder mit einem Leitartikel<br />
(überschrieben etwa mit: «Über<br />
die Bedeutung von Armen- und Versorgungs-Anstalten<br />
in wohlgeordneten<br />
Staaten», «Publizität, Pressefreiheit»<br />
und «Der Grosse Rath, wie er<br />
ungefähr sein sollte <strong>im</strong> Jahr 1838»)<br />
oder gleich mit der Rubrik «Schweizerische<br />
Eidgenossenschaft», in der<br />
sich nach Kantonen geordnet kurze<br />
Artikel oder Nachrichten finden.<br />
Danach folgen Nachrichten aus dem<br />
Ausland und die Rubrik «Verschiedenes»,<br />
sowie von Zeit zu Zeit auch<br />
bereits «Handelsberichte», die zum<br />
Beispiel die Preise für Baumwollgarne<br />
oder Baumwolltücher und kurze<br />
Nachrichten dazu enthalten: «Berichte,<br />
die man über Havre aus Amerika<br />
erhalten hat, st<strong>im</strong>men darin überein,<br />
dass dort bei grosser Stille in den Geschäften<br />
dennoch die Preise sehr hoch<br />
stehen (…).» (26. Mai 1836) Über Ereignisse<br />
in Winterthur wird dagegen<br />
kaum berichtet. Eine der wenigen<br />
Notizen, die sich 1836 dazu finden,<br />
lautet: «Der Bezirksrath Winterthur<br />
hat die sämmtlichen Gemeinderäthe<br />
von Seen wegen Nachlässigkeit und<br />
Pflichtversäumniss in Vormundschaftssachen<br />
dem Bezirksgericht<br />
überwiesen.» (14. April 1836)<br />
Die Entwicklung<br />
des «<strong>Landboten</strong>» bis 1850<br />
In den Jahren nach 1836 etabliert sich<br />
der «Landbote» als liberale Zeitung<br />
und wird nach dem Umsturz 1839, dem<br />
Züriputsch, zum Oppositionsblatt. Bis<br />
zum Ende der konservativen Regierung<br />
1842 schreibt es gegen diese an.<br />
Die Gründung des Bundesstaates 1848<br />
bedeutet dagegen keine Zäsur für die<br />
Zeitung, die sich <strong>im</strong> Lauf der Jahre den<br />
Untertitel «Zürcherisches Volksblatt»<br />
gegeben und ihren Anzeigenteil ausgebaut<br />
hat. Als 1850 der spätere Bundesrat<br />
Jakob Dubs den «Schweizer<br />
Republikaner» verlässt und eine Zeit<br />
lang für den «<strong>Landboten</strong>» schreibt,<br />
kann dieser als «Hauptorgan der Liberalen<br />
Partei» gar die Führungsposition<br />
unter den liberalen Zeitungen <strong>im</strong> Kanton<br />
Zürich für sich beanspruchen, wie<br />
Gottfried Guggenbühl in seinem Standardwerk<br />
zur Geschichte des «<strong>Landboten</strong>»<br />
<strong>im</strong> 19. Jahrhundert schreibt.<br />
Die Zeitung, die jetzt einen kunstvoll<br />
gestalteten Kopf besitzt, beginnt<br />
nun oft mit der Rubrik «Vaterland».<br />
Diese enthält meist einen Leitartikel,<br />
gefolgt von Berichten aus Bundesrat,<br />
Ständerat und Nationalrat, die aus<br />
heutiger Sicht eher an Protokolle oder<br />
Traktandenlisten als an eigenständige<br />
Berichterstattung erinnern. Ähnlich<br />
aufgebaut ist auch die folgende Rubrik<br />
«Zürich», die oft einen längeren eigenen<br />
oder «eingesandten» Artikel enthält,<br />
auf den regelmässig die «Regierungsräthlichen<br />
Verhandlungen» folgen.<br />
Danach werden Meldungen aus<br />
den Kantonen gedruckt und schliesslich<br />
Meldungen aus dem «Ausland»,<br />
wobei die Berichte über die Nachbarländer<br />
zwar in der Regel die ausführlichsten<br />
sind, jedoch durchaus auch<br />
Nachrichten aus «Amerika», «Asien»,<br />
«Afrika» oder Russland bekannt gemacht<br />
werden. Wie 1836 finden sich<br />
zudem auch 1850 Handelsberichte und<br />
unter der Rubrik «Verschiedenes» diverse<br />
verstreute Nachrichten aus aller<br />
Welt: «Von Marseille wird unter dem<br />
15. d.[iesen Monats] von einem Ha-<br />
gel- und Donnerwetter geschrieben,<br />
das die Strassen während 24 Stunden<br />
unbrauchbar gemacht habe. Man sieht<br />
diese Erscheinung als Zeichen des<br />
bald nahenden Frühlings an.» (31. Januar<br />
1850)<br />
Der «Landbote» und die Winterthurer<br />
Konkurrenz nach 1850<br />
Der «Landbote» war <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />
nur in wenigen Jahren die einzige<br />
Zeitung, die in Winterthur erschien.<br />
Mehr als einmal ging er aber<br />
als Sieger aus Verdrängungskämpfen<br />
hervor: Ein früher Konkurrent, der<br />
«Wandernde Heiri aus’m Tösstal»<br />
wurde 1839 ebenso mit dem «<strong>Landboten</strong>»<br />
fusioniert und zum Verschwinden<br />
gebracht, wie 1857 das erwähnte<br />
Wochenblatt. Nachdem der<br />
«Landbote» 1861 auch das letzte auf<br />
dem Winterthurer Zeitungsmarkt<br />
verbliebene Blatt, das demokratische<br />
«Winterthurer Tagblatt», kaufte<br />
und 1863 in sich aufgehen liess, genoss<br />
er für kurze Zeit eine Monopolstellung<br />
in Winterthur. In den Jahren<br />
1865 und 1869 erschienen jedoch mit<br />
der «Winterthurer Zeitung» (später<br />
und nach kurzer Einstellung neu:<br />
«Winterthurer Nachrichten») und<br />
mit dem «Weinländer» (gedruckt in<br />
Wülflingen), zwei neue Konkurrenten.<br />
Ein Vergleich mit diesen beiden<br />
Zeitungen für die Jahre zwischen 1870<br />
und 1884 zeigt neben vielen Ähnlichkeiten<br />
auch Unterschiede. So sind<br />
zwar einerseits alle drei Blätter als<br />
Tageszeitungen (der «Landbote» erscheint<br />
seit 1857 täglich von Dienstag<br />
bis Sonntag) mit einem standardmässigen<br />
Umfang von vier Seiten konzi-<br />
L. Ammann warb 1879 <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» in einer kunstvollen Anzeige für sein Nähmaschinen-Lager und seine «billigsten Preise».<br />
Bilder: archiv LB<br />
piert, führen einen Anzeigenteil und<br />
schreiben vor allem über Politik, Kultur<br />
und Wirtschaft (in dieser Reihenfolge).<br />
Auf der anderen Seite weist<br />
der «Landbote» jedoch deutlich das<br />
grösste Format auf und produziert die<br />
meisten Seiten und damit am meisten<br />
redaktionelle Inhalte. Auf der thematischen<br />
Ebene fällt vor allem auf, dass<br />
der «Landbote» seinen Wirtschaftsteil<br />
ab 1880 und anders als die Konkurrenz,<br />
stark ausbaut. Gleichzeitig<br />
bleiben Sensationsmeldungen weitgehend<br />
aus seinen Seiten verbannt, während<br />
der «Weinländer» von Anfang an<br />
stark auf diese Sparte setzt und sich<br />
die «Winterthurer Nachrichten» dieser<br />
ab 1880 vermehrt zuwenden.<br />
Ein Blick auf die Berichterstattungsgebiete<br />
zeigt, dass bis 1884 die<br />
Berichterstattung über Winterthur<br />
und Umgebung erstaunlich marginal<br />
war. Nur rund fünf Prozent seines gesamten<br />
redaktionellen Teils widmet<br />
der «Landbote» in der Regel Stadt<br />
und Bezirk Winterthur und weist damit<br />
vergleichbare Werte wie die anderen<br />
Zeitungen aus. (Die Ausnahme<br />
bilden die «Winterthurer Nachrichten»,<br />
die nach 1880 Winterthurer Themen<br />
rund doppelt so viel Platz einräumen.)<br />
Den meisten Platz n<strong>im</strong>mt be<strong>im</strong><br />
«<strong>Landboten</strong>» zwischen 1870 und 1884<br />
Auslandberichterstattung ein: Über<br />
ein Drittel seiner redaktionellen Inhalte<br />
behandeln ausländische Ereignisse.<br />
Be<strong>im</strong> «Weinländer» sind es 1884 dagegen<br />
nur rund sieben Prozent. Dieser<br />
Pr<strong>im</strong>at der Auslandsberichterstattung<br />
widerspiegelt sich in der Struktur der<br />
Zeitung: Während die Konkurrenten<br />
mit dem Leitartikel beginnen, der sich<br />
in der Regel mit inländischen Themen<br />
befasst, steht be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» ein<br />
Tagesbericht zuvorderst, der Nachrichten<br />
aus dem Ausland beinhaltet.<br />
Der «Landbote» hat also den<br />
Kampf um die publizistische Vorherrschaft<br />
auf dem Platz Winterthur<br />
<strong>im</strong> 19. Jahrhundert wiederholt und<br />
gegen verschiedene Konkurrenten gewonnen.<br />
Leider fehlen für diese Zeit<br />
Angaben zur Auflage. Vergleichen<br />
lässt sich jedoch der Umfang der Anzeigen.<br />
Und wie bei den redaktionellen<br />
Inhalten hat der «Landbote» auch<br />
hier <strong>im</strong> letzten Drittel des Jahrhunderts<br />
die Nase vorn: Es gelingt ihm in<br />
best<strong>im</strong>mten Jahren, bis zu doppelt so<br />
viel Anzeigenraum zu verkaufen wie<br />
dem «Weinländer», seinem diesbezüglich<br />
grössten Konkurrenten in Winterthur.<br />
Dies mag ein Indikator dafür<br />
sein, dass auch <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />
Zeitungen nicht nur einen politischen<br />
Meinungskampf ausgefochten haben,<br />
sondern schon damals durchaus wirtschaftliche<br />
Überlegungen <strong>im</strong> Verdrängungskampf<br />
mitgespielt haben.<br />
Samuel Studer
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l<br />
sabine arnold<br />
Ihrem Ururgrossvater verpflichtet<br />
Zwar gehen die Eigentümer<br />
heute nicht mehr <strong>im</strong> Betrieb<br />
ein und aus. Trotzdem ist die<br />
Ziegler Druck- und Verlags-AG<br />
<strong>im</strong>mer noch fest in der Hand<br />
einer weitverzweigten Familie.<br />
In der Ziegler Druck- und Verlags-AG<br />
ziehen noch <strong>im</strong>mer die Nachkommen<br />
von Gottlieb Ziegler, der den Verlag<br />
des «<strong>Landboten</strong>» 1886 übernahm, die<br />
Fäden. Vier der fünf Verwaltungsratsmitglieder<br />
sind seine Ururenkel, das<br />
heisst, sie sind Vertreter der fünften<br />
Familiengeneration.<br />
Verwaltungsratspräsident Martin<br />
Bachem (Jahrgang 1958) studierte<br />
Volkswirtschaft und arbeitete <strong>im</strong> internationalen<br />
Bankengeschäft. Andreas<br />
Hürsch (1956) führt ein Architekturbüro<br />
in Männedorf und war zuständig<br />
für die Sanierung eines Teils der<br />
Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.<br />
Seine Schwester Katharina Thölen-Hürsch<br />
(1953) ist Sinologin und<br />
Bibliothekarin in der Chinesischen<br />
Bibliothek am Ostasiatischen Seminar<br />
der Universität Zürich. Björn Wigholm<br />
(1956) ist Ingenieur und arbeitet<br />
in der Maschinenindustrie.<br />
«Stammesdenken» ist passé<br />
Das fünfte Verwaltungsratsmitglied ist<br />
Rolf Bollmann. Er gehört zur Unternehmensleitung<br />
der Tamedia AG, die<br />
seit 2005 mit 20 Prozent an der Ziegler<br />
Druck- und Verlags-AG beteiligt<br />
ist. Von einzelnen der jährlich zehn bis<br />
zwölf Sitzungen ist der Tamedia-Ver-<br />
anzeige<br />
Verwaltungsrat der Ziegler Druck- und Verlags-AG (v. l.): Rolf Bollmann, Björn Wigholm, Martin Bachem, Katharina<br />
Thölen-hürsch und Andreas hürsch. Im hintergrund ihre Ahnen hedwig Schurter-Ziegler und Gottlieb Ziegler. Bild: mad<br />
treter zur Vermeidung von Interessenkonflikten<br />
ausgeschlossen. Nämlich<br />
dann, wenn es um Geschäfte mit Tamedia<br />
geht.<br />
Nach dem Tod von Gottlieb Ziegler<br />
1898 blieb der Verlag des «<strong>Landboten</strong>»<br />
<strong>im</strong> Besitz seiner sechs Töchter.<br />
Von ihnen hatten zwei keine Nachkommen,<br />
sodass schliesslich vier Familienstämme<br />
am Unternehmen beteiligt<br />
waren. Nachdem sich ein Stamm<br />
ausbezahlen liess, blieb die Firma in<br />
den Händen folgender drei Stämme:<br />
Schurter-Ziegler, Huber-Ziegler und<br />
Bryois-Ziegler. Waren früher alle drei<br />
Stämme mit zwei Mitgliedern <strong>im</strong> Verwaltungsrat<br />
vertreten, «gilt heute kein<br />
Stammesdenken mehr», sagt Verwaltungsratspräsident<br />
Martin Bachem.<br />
Die frühere Kollektivgesellschaft<br />
ist 1974 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt<br />
worden. Diese Rechtsform<br />
trennt das Unternehmensvermögen<br />
<strong>vom</strong> Privatvermögen der beteiligten<br />
Aktionäre. Ein allfälliger Aktienverkauf<br />
eines Aktionärs hat deshalb keinen<br />
Einfluss auf das Firmenvermögen.<br />
Aktien sind gebunden<br />
Neben den 20 Prozent der Aktien, die<br />
der Tamedia gehören, sind 80 Prozent<br />
<strong>im</strong> Besitz von rund 40 Aktionärinnen<br />
und Aktionären. Bis auf drei Personen<br />
(der aktuelle Geschäftsführer Lothar<br />
Dostal, der ehemalige Geschäftsführer<br />
und der ehemalige Finanzchef)<br />
sind sie Vertreter der vierten, fünften<br />
und sechsten Generation der Familie<br />
Ziegler. Die meisten von ihnen leben<br />
in der Schweiz. Einzelne sind <strong>im</strong> Ausland<br />
wohnhaft, in Deutschland, in den<br />
USA oder in Australien.<br />
Die Besitzverhältnisse in der Ziegler<br />
Druck- und Verlags-AG sind stabil.<br />
Die Aktien dürfen nicht frei gehandelt<br />
werden, sondern sind durch einen Aktionärsvertrag<br />
gebunden. Will ein Familienmitglied<br />
seine Aktien veräussern,<br />
haben die anderen Aktionäre ein<br />
Vorkaufsrecht. Zu solchen Transaktionen<br />
kommt es aber sehr selten. Viel<br />
häufiger sind Schenkungen an volljährige<br />
Kinder oder Ehepartner.<br />
Unabhängigkeit gestärkt<br />
Peter Bachem, Martin Bachems Vater,<br />
war von 1959 bis 1988 Geschäftsführer<br />
der Ziegler Druck- und Verlags-AG.<br />
Der heutige Verwaltungsratspräsident<br />
ging als Kind und Jugendlicher in<br />
der Druckerei ein und aus. Er und Andreas<br />
Hürsch, sein Cousin dritten Grades,<br />
hätten in den Ferien zum Beispiel<br />
als Hilfssetzer gearbeitet. Bachem half<br />
als Jugendlicher zudem oft, Zeitungen<br />
auszutragen.<br />
Heute ist kein Mitglied der Aktionärsfamilie<br />
mehr hauptamtlich <strong>im</strong><br />
Unternehmen tätig. Die sechste Generation,<br />
also jene seiner Kinder,<br />
habe keine so enge Bindung mehr zur<br />
Firma, sagt er. Dies sei bedauerlich.<br />
«Gleichzeitig ist es aber auch gut und<br />
absolut notwendig, dass sich die Aktionäre<br />
nicht in Angelegenheiten der<br />
Geschäftsleitung oder der Redaktion<br />
mischen. Das war früher unter den<br />
Teilhabern der Kollektivgesellschaft<br />
noch nicht üblich.»<br />
Das Wahre liegt nicht einfach auf der Hand.<br />
Das gilt auch für die von Ihnen gesuchte<br />
Lösung eines dringenden Druckproblems.
8 l DONNERSTAG,<br />
DEr LANDBOTE<br />
l DEr LANDBOTE<br />
<strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 JAHrE LANDBOTE DONNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong><br />
andreas gross*<br />
In den 1860er-Jahren wurde der «Landbote»<br />
für die Demokratische Bewegung<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich und darüber hinaus<br />
das, was die «NZZ» seit den 1830er-Jahren<br />
für die Liberalen war: Symbol für<br />
eine gesellschaftliche Bewegung und ein<br />
neues politisches Projekt, wichtigste Informations-<br />
und Inspirationsquelle sowie<br />
Ort des Austauschs und der Diskussion.<br />
Zum «Kern» der Demokratischen<br />
Bewegung machten die beiden damaligen<br />
Redaktoren Salomon Bleuler und<br />
Friedrich Albert Lange den «<strong>Landboten</strong>»<br />
in den Jahren 1867 bis 1870, ein<br />
eigentliches intellektuelles Labor, in<br />
dem die neuen direktdemokratischen<br />
Ideen entwickelt, verfeinert, in einem<br />
grösseren Zusammenhang gestellt und<br />
begründet wurden. Sie entwarfen dabei<br />
in unzähligen Kommentaren erstmals<br />
in der Schweiz eine eigentliche Theorie<br />
der Direkten Demokratie, deren Rekonstruktion<br />
aktueller ist denn je.<br />
Der sich <strong>im</strong> deutschen Rheinland<br />
ebenso wie <strong>im</strong> Kanton Zürich zu Hause<br />
fühlende politische Philosoph Friedrich<br />
Albert Lange hatte sich als 1848er-Pionier<br />
der Demokratie und Autor zweier<br />
Standardwerke der Arbeiterbewegung<br />
längst einen Namen gemacht, als ihm<br />
sein alter Schulfreund und «Landbote»-Verleger<br />
Salomon Bleuler aus der<br />
Patsche half und ihn 1866 nach Winterthur<br />
in die Redaktion des «<strong>Landboten</strong>»<br />
lotste (siehe Box rechts). 1866, als es <strong>im</strong><br />
Kanton Zürich langsam aber sicher zu<br />
rumoren begann und die demokratische<br />
Opposition gegen das selbstherrliche<br />
«liberale System Escher» <strong>im</strong>mer hörbarer<br />
wurde.<br />
Aufschwung – für einige wenige<br />
Der Jurist, Politiker, Eisenbahnbauer<br />
und Bankier Alfred Escher aus der<br />
Stadt Zürich war die grosse schweizerische<br />
Unternehmerpersönlichkeit des<br />
liberalen Freisinns von 1848. Die auch<br />
dank Europa gelungene Revolution, die<br />
Gründung des Bundesstaates und die<br />
Vereinheitlichung des schweizerischen<br />
Binnenmarktes führte zu einem grossen<br />
Aufschwung für die Schweizer Wirtschaft.<br />
Textil- und Maschinenindustrie<br />
florierten, <strong>im</strong>mer neue Strassen, Brücken,<br />
Tunnels und vor allem Eisenbahnen<br />
wurden gebaut. Diese Investitionen<br />
banden Kapital, das für die Bauern und<br />
Handwerker – noch lange die grosse<br />
Mehrheit <strong>im</strong> Land – <strong>im</strong>mer teurer wurde,<br />
während deren Erträge der zunehmenden<br />
Konkurrenz wegen gleichzeitig<br />
kleiner wurden.<br />
Die grosse Schwäche dieses «Systems<br />
Escher»: Es konzentrierte alle Macht auf<br />
sich und kümmerte sich in den 1850er-<br />
Jahren und zu Beginn der 1860er-Jahre<br />
kaum um all jene, die <strong>vom</strong> Aufschwung<br />
nicht unmittelbar profitieren konnten.<br />
Es hatte die harte Lebenswelt der einfachen<br />
Menschen, der Bauern, He<strong>im</strong>- und<br />
Fabrikarbeiter ebenso wie der aufstrebenden<br />
Handwerker auf dem Land, aus<br />
den Augen verloren.<br />
Die «Landbote»-Redaktoren Bleuler<br />
und Lange versuchten die daraus entstehende<br />
erfolgreiche Demokratische<br />
Bürgerbewegung <strong>im</strong> Kanton Zürich so<br />
zu erklären:<br />
«Das Missbehagen [gründet] ganz<br />
besonders <strong>im</strong> Umstand, dass <strong>im</strong> Kanton<br />
Zürich die Männer des sogenannten<br />
Systems, wie Alfred Escher<br />
u. a., die <strong>im</strong> Jahre 1845 noch den<br />
Fortschritt repräsentierten, schon in<br />
den Jahren 1850–1860, angelockt<br />
durch fettere Einnahmequellen, sich<br />
von der Leitung der Staatsgeschäfte<br />
abwandten, die minder lukrativen<br />
Staatswürden gegen die lukrativeren<br />
Bank- und Eisenbahndirektoren-<br />
Stellen vertauschten und die Staatsge-<br />
Die Zeitung als Laboratorium für die Entwicklung der Volksrechte<br />
Die Redaktoren Salomon Bleuler und Friedrich Albert Lange<br />
machten in den 1860er-Jahren aus dem in Winterthur erscheinenden<br />
«<strong>Landboten</strong>» den Leuchtturm der Direkten Demokratie.<br />
schäfte untergeordneteren Kommis<br />
überliessen, um hier das wahre Wort<br />
zu gebrauchen. (…)<br />
Man hat in der Schweiz in den Jahren<br />
1798 und 1830 die Geburtsaristokratie<br />
gestürzt und begraben – und<br />
dies mit Recht, da wir einmal in republikanischen<br />
Einrichtungen leben.<br />
Allein jetzt geht es auch an die für<br />
Republiken weit verderblichere<br />
Geldaristokratie. (…)<br />
Seit 20 Jahren schiessen überall Banken<br />
wie Pilze aus dem Erdboden hervor,<br />
man hört nur von Dividenden,<br />
von Tantiemen, von Coupons uam.<br />
In den meisten Kantonen sind die Regenten<br />
in erster Linie Verwaltungsräte<br />
von Eisenbahnen, Dampfschifffahrtsgesellschaften,<br />
von Kreditanstalten,<br />
von allen möglichen Import-<br />
und Exportanstalten geworden –<br />
erst in zweiter Linie Regierungsräte<br />
und Beamte in ihren Staaten.»<br />
(LB 18.2.1868)<br />
Seit der Französischen Revolution<br />
zum Ende des 18. Jahrhunderts war<br />
das politische Leben in der Schweiz<br />
geprägt von der Spaltung zwischen<br />
Er war der erste grosse Theoretiker<br />
der Direkten Demokratie: Friedrich<br />
Albert Lange wurde 1828 in Solingen<br />
in Nordrhein-Westfalen geboren und<br />
ging in Duisburg zur Schule. Sein Vater<br />
war evangelisch-reformierter Pfarrer<br />
und wurde 1841 als Nachfolger des<br />
dem damaligen konservativen Zürcher<br />
Reg<strong>im</strong>e nicht genehmen David Friedrich<br />
Strauss Professor für Kirchengeschichte<br />
an der Uni Zürich.<br />
Friedrich Albert übersiedelte mit<br />
seinem Vater nach Zürich und lernte<br />
bereits <strong>im</strong> Gymnasium, das er Ostern<br />
1847 mit der Matur abschloss, seine<br />
späteren Winterthurer Demokraten-<br />
Freunde Salomon Bleuler und Gottlieb<br />
Ziegler kennen. Anschliessend<br />
studierte er <strong>im</strong> Rheinland Philosophie.<br />
Er war ein engagierter «1848er», Lehrer,<br />
Autor zweier wichtiger philosophischer<br />
Werke der internationalen<br />
Arbeiterbewegung, Redaktor in Duisburg<br />
und Köln, Anti-Preusse und 1866<br />
Kriegsgegner. Letzteres kostete ihm<br />
in Deutschland die Existenzbasis. Daraufhin<br />
nahm er ein Angebot Bleulers<br />
an, als zweiter Redaktor des «<strong>Landboten</strong>»<br />
tätig zu sein.<br />
In Winterthur arbeitete Friedrich<br />
Albert Lange erst auch als Gymnasiallehrer,<br />
widmete sich aber als Redaktor<br />
und später auch als Verfassungs- und<br />
Kantonsrat vor allem der «Demokratischen<br />
Revolution». Seine vielen Leitartikel<br />
waren berühmt; wobei er mit<br />
Chefredaktor Salomon Bleuler ein fast<br />
symbiotisches Verhältnis hatte. Die<br />
beiden verstanden einander in Theorie<br />
und Praxis, in Wort und Schrift. Und<br />
dies so gut, dass ein wegen einer Sitzung<br />
unfertig gebliebener Kommentar<br />
problemlos <strong>vom</strong> Kollegen beendet<br />
werden konnte.<br />
1870–1872 war Lange Philosophieprofessor<br />
an der Uni Zürich, bevor er<br />
einem Ruf der Uni Marburg folgte, wo<br />
er 1875 verstarb. In der Philosophiegeschichte<br />
gilt Lange vor allem auch wegen<br />
seines Engagements für die Berufung<br />
seines Nachfolgers Hermann Cohen<br />
als «Neu-Kantianer».<br />
Als Philosoph der Demokratie ist<br />
Friedrich Albert Lange jedoch kaum<br />
bekannt, obwohl ihm <strong>im</strong>mer die<br />
Publikation einer «Theorie der Republik»<br />
vorgeschwebt hatte. Seine für<br />
den «<strong>Landboten</strong>» zwischen 1866 und<br />
fortschrittlichen Freisinnigen (radikaler<br />
und liberaler Couleur) und den<br />
Katholisch-Konservativen. Doch auch<br />
dieser Graben schien den «Landbote»-<br />
Redaktoren 1868 verschwunden und<br />
durch eine neue Kluft abgelöst worden<br />
zu sein.<br />
«Blickt man 20 Jahre zurück und<br />
stellt Vergleiche an zwischen den damaligen<br />
politischen Parteien und den<br />
jetzigen, so glaubt man <strong>im</strong> ersten Augenblick,<br />
auf fast unlösbare Widersprüche<br />
zu stossen. So muss namentlich<br />
auffallen, wie sehr sich <strong>im</strong> Ganzen<br />
der alte Konservatismus Zürich’s<br />
dem ‹System› amalgamiert [angeschlossen,<br />
verschmolzen, ag] und seinen<br />
damaligen politischen Hass<br />
gegen Herrn Dr. Alfred Escher, das<br />
Haupt des ‹Systems›, überwunden<br />
hat. Die Lösung findet sich leicht.<br />
Der alte Konservatismus Zürichs<br />
hatte sich mit wenigen Ausnahmen<br />
bald überwältigen lassen, als die Zeit<br />
der ‹materiellen Schöpfungen› der<br />
Fünfzigerjahre diejenigen der politischen<br />
Schöpfungen der vierziger Jahre<br />
ablöste und ihre 8–12% [Rendite,<br />
ag] per Aktie, ihre Tantiemen, <strong>im</strong><br />
Gefolge führte. Die früheren politischen<br />
Parteien verschwanden, die<br />
politischen Gegensätze hatten sich in<br />
Friedrich Albert Lange (1828–1875)<br />
einer höheren Potenz, derjenigen des<br />
Geldes, aufgelöst.»<br />
(LB 30.1.1868)<br />
Die sich Anfang der 1860er-Jahre vor<br />
allem in Zürichs Landschaft und Winterthur<br />
formierenden «Demokraten»<br />
hatten ein klares Ziel: Sie wollten sich<br />
der Nöte der «vergessenen» Bauern,<br />
Handwerker und Arbeiter annehmen<br />
und ihnen politisch Gehör verschaffen.<br />
Dafür wollten sie die abschliessenden<br />
Entscheidungsbefugnisse des kantonalen<br />
Parlamentes, das damals noch<br />
Grosser Rat genannt wurde, aufbrechen<br />
und mittels Referendum und Volksrechten<br />
allen Bürgern zum «letzten Wort»<br />
verhelfen.<br />
In den Leitartikeln von Salomon<br />
Bleuler und Friedrich Albert Lange<br />
hörte sich dies so an:<br />
«Wir streben nach einer Verbesserung<br />
des Loses der arbeitenden Klassen,<br />
namentlich derjenigen, welche,<br />
obgleich unsere ‹freien Mitbürger›,<br />
dennoch nicht Herren ihrer selbst<br />
sind, sondern bei Andern ihr Brot suchen<br />
müssen. Wir möchten die leibliche<br />
und geistige Entwicklung derselben<br />
möglichst gehoben wissen und sie<br />
dadurch (…) möglichst zu Herren<br />
ihres eigenen Schicksals machen.»<br />
(LB 4.2.1868)<br />
Friedrich Albert Lange schrieb eine Demokratie-Theorie in Artikeln. Bild: Archiv LB<br />
1870 für die Demokratische Bewegung,<br />
die Volksrechte und das republikanische<br />
Politikverständnis verfassten<br />
mehrere Hundert Artikel dürften als<br />
Bausteine für diese Theorie betrachtet<br />
werden, die aber nie zusammengesetzt<br />
worden sind. (ag)<br />
Der deutsche Philosoph mit schweizerischen<br />
Wurzeln, Friedrich A. Lange, war 1866–1870<br />
neben Salomon Bleuler der zweite Redaktor<br />
des «<strong>Landboten</strong>» und entwickelte in seinen zahlreichen<br />
Leitartikeln zur Verfassungsrevision<br />
erstmals eine eigentliche Theorie der Direkten<br />
Demokratie, deren Bedeutung wie auch jene<br />
Langes für die Entwicklung der Volksrechte in der<br />
Schweiz bis heute den wenigsten bewusst ist.<br />
Mit letzterem Satz gelang Bleuler &<br />
Lange eine ziemlich genaue Definition<br />
dessen, was die republikanisch orientierten<br />
Demokraten unter dem grossen<br />
Wort der Freiheit verstanden. Was sie<br />
<strong>im</strong>mer wieder bekräftigt haben:<br />
«Betrachtet man unsere politischen<br />
Kämpfe in ihrem ganzen Zusammenhang<br />
und nach den realen Interessen,<br />
um welche es geht, so weiss<br />
Land auf, Land ab jeder, der in<br />
unserer Politik zu Hause ist, dass wir<br />
die Sache der Freiheit vertreten und<br />
unsere Gegner die Sache der Autorität,<br />
wir die Sache des Volkes und<br />
unsere Gegner die der modernen<br />
Aristokratie.»<br />
(LB 18.7.1867)<br />
In den folgenden Absätzen umschrieben<br />
Bleuler & Lange, was sie und ihre<br />
Gesinnungsfreunde unter dem damaligen<br />
(Sch<strong>im</strong>pf-)Wort «System» verstanden,<br />
das wir heute als «Filz» bezeichnen<br />
würden.<br />
«Wir greifen die unrepublikanischen<br />
Vorrechte und Übergriffe der ersten<br />
grossen Geld- und Verkehrsinstitute<br />
an; wir erklären es als eine Gefahr<br />
für die Freiheit des Staatslebens, eine<br />
Erniedrigung der Autorität seiner<br />
Behörden, eine Schmälerung der<br />
Rechte seiner Bürger, wenn ein Einzelner<br />
mit der Masse seiner Untergebenen<br />
und Getreuen in alle Fäden<br />
des öffentlichen Lebens eingreift,<br />
wenn ein Geldfürstentum <strong>im</strong> Freistaate<br />
zur dominierenden Macht<br />
wird.»<br />
(LB <strong>24.</strong>1.1868)<br />
«Unser ausgesprochenes Ziel ist ja,<br />
die Coterieherrschaft [Klüngelherrschaft,<br />
ag] zu beseitigen, die neue<br />
Geldaristokratie zu stürzen und an<br />
ihre Stelle die wahre ehrliche Volksherrschaft<br />
zu setzen, die Demokratie<br />
<strong>im</strong> besten Sinne, bei welcher Alles für<br />
aber auch Alles durch das Volk geschieht.»<br />
(LB 3.1.1868)<br />
1865 wurde eine von der Kantonsregierung<br />
vorgeschlagene Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
angenommen, welche ein Volksinitiativrecht<br />
auf Totalrevision der<br />
Kantonsverfassung vorsah. So konnten<br />
die Demokraten ihre Bewegung für sozialpolitische<br />
Reformen (Einrichtung<br />
einer Kantonalbank für den «einfachen<br />
Mann», staatliche Förderung von Genossenschaften<br />
aller Art, Einführung<br />
der progressiven steuerlichen Belastung<br />
der Menschen nach ihrer Leistungsfähigkeit,<br />
Abbau indirekter Steuern) und<br />
die Erweiterung der Volksrechte in institutionell<br />
geordnete Bahnen lenken.<br />
Damit wollten sie nun aber das komplette<br />
Set der Direkten Demokratie haben:<br />
obligatorisches Gesetzesreferendum,<br />
Gesetzes- und Verfassungsinitiative.<br />
Zu Beginn der Bewegung war das<br />
Prinzip klar, seine Ausgestaltung noch<br />
offen:<br />
«Wir wollen zugeben, dass über die<br />
Form der Erweiterung der Volksrechte<br />
noch verschiedene Ansichten<br />
walten, allein das weiss unser Volk<br />
ganz genau, dass in dieser Richtung<br />
ein Fortschritt erfolgen muss, wenn<br />
ihm, dem Volk, der Grosse Rath und<br />
der Einfluss einiger Hochgestellten<br />
nicht über den Kopf wachsen soll.<br />
(…) Das aber dürfen und müssen wir<br />
sagen, dass das Volk die Bewegung,<br />
die von ihm ausging, nicht wieder in<br />
die Hand einer Grossrathsmehrheit<br />
legen will, zu der es wenig Vertrauen<br />
hat. Es will selbstmöglichst seine<br />
Angelegenheiten selbst an [die] Hand<br />
nehmen …»<br />
(LB 30.11.1867)<br />
Was die Volksrechte sind, wie sie<br />
funktionieren sollen und weshalb sie<br />
einen grossen Fortschritt für alle sind,<br />
wurde <strong>im</strong>mer deutlicher. Dabei gingen<br />
Lange & Bleuler <strong>im</strong>mer wieder auf Einwände<br />
und Kritiken ein, wie sie teilweise<br />
bis heute geäussert werden. Beispielsweise<br />
der Einwand, Volksabst<strong>im</strong>mungen<br />
würden den Fortschritt verzögern:<br />
«Wir hoffen zuversichtlich, dass das<br />
Referendum durchdringe, dass nicht<br />
nur alle Gesetze, sondern auch alle<br />
tiefer einschneidenden Beschlüsse<br />
der Sanktion des Volkes unterbreitet<br />
werden müssen.<br />
Dass dabei zuweilen eine gute Sache<br />
verschoben werden mag, das wollen<br />
wir nicht bestreiten, dass aber eine<br />
wirklich gute Sache <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer<br />
wieder den Sieg davontragen<br />
wird, dieses Bewusstsein kann uns<br />
Niemand rauben. Dabei wird aber<br />
ebensowohl manche Überstürzung<br />
verhindert.»<br />
(LB 19.1.1868)<br />
Oder der bis heute <strong>im</strong>mer wieder gestellten<br />
Frage, ob denn wirklich alle zu<br />
politischen Beurteilungen befähigt seien<br />
– diese Frage war für sie sogar der<br />
«Kern der Bewegung»:<br />
«Wir kommen auf den Kern der Frage,<br />
auf die Berechtigung und Befähigung<br />
des Volkes zum eigenen Urteil.<br />
Wir kommen damit sofort auch auf<br />
den Kern der zürcherischen Bewegung,<br />
der nach unserer Ansicht darin<br />
liegt, dass das Volk sich den Respekt<br />
vor seinem eigenen Urteil, welchen<br />
die gewählten Repräsentanten ihm in<br />
allzu zahlreichen Fällen schroff verweigerten,<br />
auf verfassungsmässigem<br />
Wege erzwingt.<br />
Was war denn nun aber dies ‹System›<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich? Kein anderes als<br />
die Anspannung des aristokratischen<br />
Elements, welches in der Repräsentation<br />
selbst liegt. (…) Daher die napoleonische<br />
Benutzung materieller Gesichtspunkte,<br />
persönlicher Einflüsse<br />
und Autoritäten aller Art zur Erzielung<br />
des Wahlresultates (…) und das<br />
Pochen auf die Alleinberechtigung<br />
der glücklich für vier Jahre <strong>im</strong> Grossen<br />
Rath verkörperten Souveränität.<br />
Daher die Missachtung der Petitionen,<br />
die Erhabenheit über die St<strong>im</strong>men<br />
der unabhängigen Presse und<br />
bis zum letzten Augenblick noch die<br />
Geringschätzung Alles dessen, was<br />
direkt aus dem Volk hervorging.<br />
Ist es bei einem so grellen, in der<br />
Schweiz bisher nicht dagewesenen<br />
Beispiel systematischer Repräsentanten-Aristokratie<br />
zu verwundern, dass<br />
ein aufgewecktes Volk, wie das unsrige,<br />
endlich den Fehler da findet, wo<br />
er wirklich ist: in der unbeschränkten<br />
Übertragung der Souveränität auf<br />
den Grossen Rath durch einen einzigen<br />
Wahlakt, auf den sich je alle vier<br />
Jahre einmal die ganze Wucht des<br />
Besitzes, der Bildung, der Amtsgewalt,<br />
der persönlichen Verbindungen<br />
eines herrschenden Kreises von aristokratischer<br />
Färbung konzentrieren<br />
kann?»<br />
(LB 1.3.1868)<br />
Auch die Seele der Direkten Demokratie<br />
– das Nachdenken und die Diskussion<br />
– wurde von Bleuler & Lange<br />
schon trefflich beschrieben:<br />
«Eine lebensfähige, wahrhaft bildende<br />
und erziehende Übung des Referendums<br />
kann nur <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit möglichst offenem Meinungsaustausch,<br />
mit freier Diskussion<br />
und Beiziehung der Masse zu<br />
derselben gebracht werden. (…)<br />
Wenn das Referendum eingeführt<br />
wird, so wird der lebendige Meinungsaustausch,<br />
die Diskussion so<br />
wie so zu besserer Geltung kommen.<br />
Wir haben politische Vereine, grosse<br />
Versammlungen, in besonderen Fällen<br />
auch förmliche Volksversammlungen<br />
– alle diese Stufen und Stadien<br />
können und werden sich geltend<br />
machen, um die lebendige Vermittlung<br />
zwischen der Beratung des Parlamentes<br />
und dem Akt der St<strong>im</strong>mabgabe<br />
durch die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />
herzustellen.»<br />
(LB 25.4.1968)<br />
«Wir wollen das Referendum mit<br />
freier Beratung aufgrund rechtzeitiger<br />
Mitteilung der gedruckten Vorlagen.<br />
Diese freie Beratung in ihren<br />
manigfachen Stufen und Formen<br />
<strong>vom</strong> Privatgespräch bis zur Volksversammlung<br />
ist heutzutage nun einmal<br />
die wahre Seele des politischen<br />
Lebens; weit entscheidender und be-<br />
Salomon Bleuler würde heute als Sozialdemokrat politisieren. Bild: Archiv LB<br />
Salomon Bleuler (1829–1886)<br />
Er war einer der wichtigsten Köpfe<br />
der Demokratischen Bewegung <strong>im</strong><br />
Kanton Zürich der 1860er-Jahre: Salomon<br />
Bleuler machte seinen «<strong>Landboten</strong>»<br />
zum intellektuellen Zentrum<br />
der Demokratischen Bewegung und<br />
war organisatorisch und politisch<br />
einer ihrer führenden Köpfe.<br />
Ab 1865 gehörte der studierte<br />
Theologe zu den ersten oppositionellen<br />
Mitgliedern des «Grossen Rathes».<br />
Er blieb nach dem demokratischen<br />
Umsturz bis 1879 <strong>im</strong> Zürcher<br />
Kantonsrat. 1868/69 war Bleuler auch<br />
einer der wichtigsten Verfassungsräte;<br />
ihm gelang vor allem mit dem Genossenschafts-<br />
und dem Arbeiterschutzartikel<br />
in der neuen Zürcher Kantonsverfassung<br />
eine sozialpolitische Pionierleistung.<br />
Der Erfolg der Demokratischen<br />
Bewegung brachte ihn 1869 auch<br />
in den Nationalrat, dem er bis 1884<br />
angehörte. Er war einer der engagiertesten<br />
Vertreter des linken Flügels.<br />
1873/74 fungierte Bleuler zudem<br />
als Winterthurer Stadtschreiber,<br />
1875–1877 sogar noch als Stadtpräsident.<br />
1877, nach dem Konkurs des<br />
Nationalbahnprojekts, verloren die<br />
Winterthurer Demokraten nicht nur<br />
ihre Mehrheit in der Stadt, sondern<br />
Bleuler auch sein gesamtes, hart erarbeitetes<br />
Vermögen.<br />
Salomon Bleuler bemühte sich zeitlebens<br />
auch um die Organisation der<br />
Arbeiterschaft, half bei der Gründung<br />
des Konsumvereins und des Arbeitervereins<br />
in Töss mit und war 1873–1878<br />
zu allem anderen auch noch Redaktor<br />
des «Grütlianer». Er verteidigte 1877<br />
<strong>im</strong> ersten sozialpolitischen Referendumskampf<br />
das erste schweizerische<br />
Fabrikgesetz mit dem Verbot der Kinderarbeit<br />
und der Reduktion des täglichen<br />
Arbeitstages auf elf Stunden.<br />
Salomon Bleuler darf mit Fug und<br />
Recht als ein Sozialdemokrat bezeichnet<br />
werden, bevor die SP als solche offiziell<br />
gegründet worden war und ihre<br />
Erfolgsgeschichte begann. (ag)<br />
Salomon Bleuler wurde in Zürich geboren, besuchte<br />
dort das Gymnasium und studierte an<br />
der Uni Theologie. in den 1850er-Jahren wurde<br />
er Pfarrer in Glattfelden. Er kam erst 1860<br />
nach Winterthur, wo er aber als Chefredaktor,<br />
Zeitungsbesitzer und Politiker auf allen Ebenen<br />
schnell zu einem der führenden Köpfe der antiliberalen<br />
Opposition und der demokratischen<br />
Revolution wurde.<br />
deutungsvoller als die offiziellen Beratungen,<br />
in denen selten Jemand<br />
von der bereits gefassten Meinung<br />
zurückgebracht wird, weil er nur selten<br />
Gründe und Gegengründe hört,<br />
die ihre Kraft nicht schon vorher an<br />
ihm versucht haben.»<br />
(LB 14.1.1869)<br />
Als dann am 18. April 1869 wiederum<br />
90 Prozent der St<strong>im</strong>mberechtigten<br />
an die Urne gingen und der neuen Verfassung<br />
deutlich zust<strong>im</strong>mten, war sich<br />
Friedrich Albert Lange der historischen<br />
Bedeutung diese Durchbruchs der Direkten<br />
Demokratie bewusst:<br />
«Der 18. April 1869 hat dem Kanton<br />
Zürich eine Verfassung gegeben, die<br />
zu den bedeutungsvollsten Erscheinungen<br />
auf dem Gebiete der neueren<br />
Staatseinrichtungen gezählt werden<br />
muss. Sie ist mit einem Wort der erste<br />
konsequente Versuch, die Idee der<br />
reinen Volksherrschaft in einer den<br />
modernen Kulturverhältnissen entsprechenden<br />
Form durchzuführen<br />
und die ehrwürdige aber schwerfällige<br />
und nur für kleine Verhältnisse geeignete<br />
Landsgemeinde durch eine Einrichtung<br />
zu ersetzen, deren Eckstein<br />
die Abst<strong>im</strong>mung durch die Urne in<br />
den Gemeinden ist.»<br />
(LB 20.4.1869)<br />
Lange war klar, dass diese demokratiepolitische<br />
Pionierleistung auch ihre<br />
technischen Voraussetzungen hatte:<br />
«Eine solche Verfassungsform war<br />
zu den Zeiten der Begründung der<br />
schweizerischen Freiheit unmöglich,<br />
weil die materiellen Hilfsmittel unserer<br />
Zeit nicht vorhanden waren.<br />
Nicht nur die Druckerpresse, die allerdings<br />
schon durch die Herstellung<br />
der Vorlagen, der St<strong>im</strong>mkarten usw.<br />
dabei eine hervorragende Rolle spielt<br />
– auch Eisenbahn und Dampfschiff,<br />
Post und Telegraph müssen das ihrige<br />
zu ihrem Gelingen beitragen, da<br />
jede Verbesserung der Verkehrsmittel<br />
auch die schnelle Abklärung und den<br />
präzisen Ausdruck des Volkswillens<br />
erleichtert. (…) Ausdruck der höheren<br />
Befähigung unserer Zeit zur gemeinsamen<br />
Geistesarbeit.»<br />
(LB 3.1.1869)<br />
Zur Frage, weshalb es zu dieser demokratischen<br />
Revolution ohne jegliches<br />
Blutvergiessen kam, fand Lange<br />
als Antwort ein schönes Bild:<br />
«Viele haben ihren Anteil an der<br />
Anregung, Verbesserung und spezieller<br />
Durchführung der neuen Idee,<br />
die eben bei uns ihren Boden gefunden<br />
hat, wie ein in der Luft schwebender<br />
Ke<strong>im</strong> zur Pflanze empor<br />
spriesst, sobald er die Bedingungen<br />
seiner Entwicklung gefunden hat.<br />
Eine ungewöhnlich tiefe Verst<strong>im</strong>mung<br />
über die schroff hervorgetretenen<br />
Mängel des Repräsentativsystems,<br />
ein hoher Grad von politischem<br />
Selbstbewusstsein <strong>im</strong> Volke,<br />
die Grundlage einer trefflichen<br />
Volksschule, Anfänge und viel verheissende<br />
Bruchstücke der neuen<br />
Einrichtung rings um uns her (…)<br />
alles das musste zusammentreffen<br />
und eine plötzliche Erschütterung<br />
der Gemüter liess das Prinzip der<br />
direkten Gesetzgebung hervorschiessen,<br />
wie den Kristall aus einer gesättigten<br />
Losung.»<br />
(LB 20.4.1869)<br />
9<br />
DEr WEg zur<br />
DiREKTEN DEMOKRATiE<br />
Die Eckdaten der Demokratischen Bewegung<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich, welche die<br />
repräsentative Demokratie um die Direkte<br />
Demokratie ergänzte.<br />
1862: Erste Manifestationen des Unmutes<br />
vor allem auf der Landschaft<br />
gegen das liberale Reg<strong>im</strong>e der Stadt.<br />
1864/65: Mit der Einführung der<br />
Volksinitiative auf Totalrevision der<br />
Kantonsverfassung versuchte der Regierungsrat<br />
der Opposition den Wind<br />
aus den Segeln zu nehmen.<br />
Herbst 1867: Die Cholera fordert unter<br />
den Ärmsten in den alten Stadtquartieren<br />
Zürichs Tote und bringt die tiefen<br />
sozialen Ungerechtigkeiten des liberalen<br />
«Systems» zum Ausdruck.<br />
15. Dezember 1867: An vier «Landsgemeinden»<br />
in Zürich, Uster, Bülach und<br />
Winterthur versammeln sich mehr als<br />
ein Drittel aller St<strong>im</strong>mberechtigten des<br />
Kantons und fordern eine neue sozialere<br />
und demokratischere Politik.<br />
Ende 1867: Statt der notwendigen<br />
10 000 kommen 26 349 Unterschriften<br />
zustande für eine Totalrevision der Kantonsverfassung.<br />
26. Januar 1868: Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
über die Totalrevision der Zürcher Kantonsverfassung<br />
durch einen Verfassungsrat:<br />
50 786 Ja (86%) gegen 7374<br />
Nein (St<strong>im</strong>mbeteiligung 90%).<br />
Ende <strong>März</strong> 1868: Wahl des 235-köpfigen<br />
Verfassungsrates durch das Volk.<br />
18. April 1869: Volksabst<strong>im</strong>mung über<br />
die neue Zürcher Kantonsverfassung*:<br />
35 458 Ja gegen 22 366 Nein bei einer<br />
St<strong>im</strong>mbeteiligung von 91%.<br />
Mai/Juni 1869: aufgrund der neuen<br />
Verfassung werden Kantons- und Regierungsrat<br />
neu gewählt. Aus dem Regierungsrat<br />
werden alle liberalen Vertreter<br />
abgewählt und durch Demokraten<br />
ersetzt, <strong>im</strong> Kantonsrat erhalten die<br />
Demokraten eine absolute Mehrheit.<br />
Ab Oktober 1869: Bei den Nationalratswahlen<br />
werden vier Demokraten gewählt.<br />
Die «direktdemokratische Revolution»<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich strahlt auf viele<br />
Kantone aus und prägt die Revision<br />
der Bundesverfassung (1870–1874).<br />
1872 wird der Demokrat Johann Jakob<br />
Scherer (1825–1878) aus Winterthur<br />
in den Bundesrat gewählt. (ag)<br />
*Diese «alte» 1869er-Kantonsverfassung ist<br />
2000 bis 2005 nach einem Volksentscheid<br />
von einem direkt gewählten Verfassungsrat total<br />
revidiert worden. Die neue Verfassung wurde<br />
<strong>im</strong> Februar 2005 in einer Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
von über 60% der St<strong>im</strong>menden angenommen<br />
und ist seit Januar 2006 in Kraft.<br />
Dass eine partizipative Gesellschaft<br />
viel mehr und viel schneller lernen<br />
kann als eine, welche die Menschen unfrei<br />
hält und von der Mitbest<strong>im</strong>mung<br />
ihres Lebens ausschliesst, war Lange &<br />
Bleuler ebenso klar wie die bald erfüllte<br />
Hoffnung, dass das Zürcher Beispiel in<br />
der Schweiz, Europa und darüber hinaus<br />
als Beispiel dient:<br />
«Unser Ziel ist die Durchdringung<br />
der neuen Formen mit einem reichen<br />
Strom demokratischen Geistes, die<br />
Belebung von Initiative und Referendum,<br />
die Hebung der Volksbildung in<br />
allgemeiner wie in politischer Hinsicht;<br />
mit einem Worte die Benutzung<br />
der neuen Waffen der Demokratie,<br />
um dem gesammelten Volke durch<br />
seine eigene und direkte Tätigkeit eine<br />
bessere Zukunft zu erstreiten.»<br />
(LB 22.4.1869)<br />
*Andreas Gross (58) ist Politikwissenschafter und<br />
SP-Nationalrat, er war von 2000 bis 2005 Zürcher<br />
Verfassungsrat. Gross setzt sich seit bald 40 Jahren<br />
wissenschaftlich und politisch, theoretisch und<br />
praktisch mit den Volksrechten auseinander. Für<br />
sein Lizenziat über die Utopie der Direkten Demokratie<br />
begann er alle Ausgaben des «<strong>Landboten</strong>»<br />
zwischen 1867 und 1870 zu lesen. Er lernte sie<br />
so sehr schätzen, dass er sie bis heute <strong>im</strong>mer wieder<br />
nachliest und befragt (www.andigross.ch).
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DoNNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 Jahre landBote l 11<br />
Martin BacheM<br />
Mehr Respekt für direkte Demokratie<br />
Wer die direkte Demokratie abbauen<br />
will, hat in der Schweiz kaum Chancen,<br />
in ein politisches Amt gewählt zu<br />
werden. Folglich – so erwarten es die<br />
Wähler jedenfalls – tragen die gewählten<br />
Politiker Sorge zu den Mitsprachemöglichkeiten<br />
des Volkes. Doch dies<br />
trifft längst nicht <strong>im</strong>mer zu. Volksrechte<br />
werden abgebaut, und zwar<br />
nicht nur dort, wo es der Rechtsstaat<br />
und zwingend anwendbares Völkerrecht<br />
gebieten. Die dafür Verantwortlichen<br />
sitzen <strong>im</strong> Bundesparlament. Sie<br />
missachten Artikel 34 der Bundesverfassung,<br />
der die «freie Willensbildung<br />
und die unverfälschte St<strong>im</strong>mabgabe»<br />
garantiert. Diese Garantie ist für die<br />
direkte Demokratie aber unverzichtbar.<br />
Leider ist sie unwirksam, wenn<br />
die Bundesversammlung Detailregelungen<br />
in Gesetzesform beschliesst,<br />
Anzahl der Volksinitiativen<br />
Angenommen<br />
Verworfen<br />
welche dem Sinn von Artikel 34 widersprechen.<br />
Die Schwachpunkte betreffen<br />
einen Teil des Initiativrechtes<br />
sowie die Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für<br />
die <strong>im</strong>mer häufiger verwendeten indirekten<br />
Gegenvorschläge zu Volksinitiativen<br />
(vergleiche Kasten).<br />
Zu Recht ist in den letzten Monaten<br />
eine Debatte aufgekommen, in welchen<br />
Fällen und nach welchem Verfahren<br />
Volksinitiativen für ungültig<br />
erklärt werden sollen (siehe Vorschlag<br />
1). Der Bundesrat hat dieses wichtige,<br />
aber auch umstrittene Thema aufgenommen<br />
und Vorschläge versprochen.<br />
Doch die bisher diskutierten Änderungen<br />
gehen zu wenig weit. Vorschlag 2<br />
ergänzt deshalb die möglicherweise<br />
bevorstehende Reform des Initiativrechts:<br />
Die Bundesversammlung soll<br />
in Zukunft keine Kompetenz mehr<br />
besitzen, den Text einer Volksinitiative<br />
abzuändern, indem sie den bei der<br />
Unterschriftensammlung verwendeten<br />
Originaltext für teilweise ungültig<br />
erklärt. Einer Streichung dieser 1999<br />
eingeführten Kompetenz dürfte wenig<br />
Widerstand erwachsen. Sie ist mit gutem<br />
Grund nie beansprucht worden.<br />
Störende Ungleichbehandlung<br />
Als viel schwieriger wird sich die Behebung<br />
eines grösseren Mangels erweisen:<br />
Unsere direkte Demokratie<br />
kennt kein taugliches Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />
für Gegenvorschläge auf<br />
Gesetzesstufe. Wenn die Bundesversammlung<br />
eine Volksinitiative mit<br />
einem indirekten Gegenvorschlag beantwortet,<br />
kann das Volk nicht mehr<br />
in die Entscheidung eingebunden werden,<br />
ohne dass Artikel 34 der Bundesverfassung<br />
verletzt wird. Im Klartext:<br />
Indirekte Gegenvorschläge sind bei<br />
den heute geltenden Regeln ein Mittel,<br />
die direkte Demokratie zu schwä<br />
Demokratie ohne Volk: Ein Szenario<br />
Partei A will politischen Druck aufbauen<br />
und lanciert deshalb eine Volksinitiative<br />
mit verschiedenen Best<strong>im</strong>mungen,<br />
die laut Meinungsumfragen von<br />
einer Mehrheit <strong>im</strong> Volk unterstützt<br />
werden. Zusammen mit den Gewerkschaften<br />
sammelt sie 120 000 Unterschriften.<br />
Nach diesem Erfolg werden<br />
jedoch die politischen Gegner aktiv.<br />
Unterstützt von den Verbänden X<br />
und Y erreichen sie, dass die Bundesversammlung<br />
die Volksinitiative – gestützt<br />
auf Artikel 139 der Bundesverfassung<br />
– für teilweise ungültig erklärt.<br />
Begründet wird dieser Entscheid mit<br />
der «faktischen Undurchführbarkeit»<br />
der gestrichenen Best<strong>im</strong>mung.<br />
Da keine Rekursmöglichkeit besteht,<br />
muss Partei A den Eingriff der<br />
Parlamentsmehrheit hinnehmen, protestiert<br />
aber lautstark gegen die «Zensur<br />
durch die Gegner einer solidarischen<br />
Schweiz». Nur Parteiinsider wissen,<br />
dass die gestrichene Best<strong>im</strong>mung<br />
erst <strong>im</strong> letzten Moment in den Initiativtext<br />
eingefügt worden war, um die<br />
Unterstützung der Gewerkschaften<br />
zu gewinnen. Partei A befürchtet nun<br />
ein Desinteresse der Gewerkschaften,<br />
die mit mehr als 90 000 gesammelten<br />
Unterschriften der Initiative zum<br />
Durchbruch verholfen haben.<br />
Die Strategen der Verbände X und<br />
Y sind noch nicht zufrieden. Sie scheuen<br />
eine Abst<strong>im</strong>mung mit ungewissem<br />
Ausgang und planen einen indirekten<br />
Gegenvorschlag. Der Partei A soll mit<br />
einer Gesetzesrevision ein Entgegenkommen<br />
offeriert werden, falls sie dafür<br />
die Initiative zurückzieht. In den<br />
Gehe<strong>im</strong>verhandlungen fügt sich Partei<br />
A. Die Parlamentsmehrheit beschliesst<br />
deshalb den Gegenvorschlag.<br />
Mit Absicht lässt sie die entsprechende<br />
Gesetzesrevision nicht <strong>im</strong> Bundes<br />
blatt publizieren. Sie bleibt so (<strong>im</strong> Moment)<br />
sicher vor einem Referendum.<br />
Auch Partei A hält sich an das Resultat<br />
der Verhandlungen. Ihre Vertreter<br />
beschliessen in ihrer Funktion als<br />
Mitglieder des Initiativkomitees, eine<br />
2010 neu eingeführte Möglichkeit auszuschöpfen:<br />
Sie erklären den bedingten<br />
Rückzug der Initiative. Sobald der<br />
Gegenvorschlag in Kraft tritt, ist damit<br />
die Initiative definitiv zurückgezogen.<br />
Nun wird der indirekte Gegenvorschlag<br />
<strong>im</strong> Bundesblatt veröffentlicht,<br />
worauf die Referendumsfrist beginnt.<br />
Für die Gegner der Initiative führen<br />
nun drei Wege zum Erfolg: Werden innert<br />
100 Tagen nicht mindestens 50 000<br />
Unterschriften für ein Referendum<br />
eingereicht, ist die Initiative definitiv<br />
zurückgezogen. Das gleiche Resultat<br />
ergibt sich, wenn der Gegenvorschlag<br />
in einer Referendumsabst<strong>im</strong>mung angenommen<br />
wird. Zudem kann die Initiative<br />
auch in der Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
abgelehnt werden, die durchgeführt<br />
wird, falls der Gegenvorschlag in der<br />
Referendumsabst<strong>im</strong>mung abgelehnt<br />
wird. Die Initiativgegner sind mit diesem<br />
Ergebnis zufrieden.<br />
Doch es gibt auch massive Kritik,<br />
besonders nachdem die Medien herausgefunden<br />
haben, wie wichtig die<br />
<strong>vom</strong> Parlament gestrichene Best<strong>im</strong>mung<br />
für die Unterschriftensammlung<br />
war. Kommentatoren bezweifeln,<br />
ob das Initiativkomitee mit dem korrigierten<br />
Text die benötigten 100 000<br />
Unterschriften erreicht hätte. Folglich<br />
fehlt der korrigierten Fassung die direktdemokratische<br />
Legit<strong>im</strong>ation.<br />
Auch am anderen Ende des politischen<br />
Spektrums wird ein brisanter<br />
Vorwurf laut: Befürworter der Volksinitiative<br />
beklagen die Verletzung ihrer<br />
verfassungsmässigen Rechte. Es sei<br />
nicht zulässig, dass die Befürworter<br />
von Änderungen in eine abst<strong>im</strong>mungstechnische<br />
Dilemmasituation gebracht<br />
werden. Das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />
benötigt zwei Abst<strong>im</strong>mungstermine<br />
und ist zu kompliziert. Vor allem aber<br />
bietet es keine Möglichkeit, sowohl für<br />
den Gegenvorschlag als auch für die<br />
Initiative zu st<strong>im</strong>men. Wer die Initiative<br />
bevorzugt, in jedem Fall aber den<br />
Status quo ändern will, ist faktisch gezwungen,<br />
entgegen seinen Präferenzen<br />
den Gegenvorschlag abzulehnen, damit<br />
überhaupt über die Volksinitiative<br />
abgest<strong>im</strong>mt wird. Deshalb ist die unverfälschte<br />
St<strong>im</strong>mabgabe verletzt, was<br />
gemäss der Bundesverfassung nicht<br />
geschehen darf. Das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />
führt zu einer Ungleichbehandlung<br />
der St<strong>im</strong>mberechtigten: Wer<br />
nämlich wie die Parlamentsmehrheit<br />
den Gegenvorschlag bevorzugt, in jedem<br />
Fall aber die Initiative ablehnen<br />
will, kann bei jeder Abst<strong>im</strong>mung seine<br />
Präferenzen ohne Einschränkungen<br />
ausdrücken.<br />
Nachdem den Bürgern klar geworden<br />
ist, dass die Bundesparlamentarier<br />
mit der häufigen Verwendung von indirekten<br />
Gegenvorschlägen und dem<br />
2010 eingeführten bedingten Rückzug<br />
von Initiativen Volksrechte abgebaut<br />
haben, greift der Bundesrat ein.<br />
Er bildet eine Expertengruppe, die<br />
Möglichkeiten vorschlagen soll, wie<br />
die Transparenz und Wirksamkeit der<br />
direktdemokratischen Verfahren bei<br />
indirekten Gegenvorschlägen verbessert<br />
werden können. Als Ziel postuliert<br />
der Bundesrat ein Verfahren, das<br />
den St<strong>im</strong>mberechtigten (wie bei den<br />
seit 1987 geltenden Regeln über direkte<br />
Gegenvorschläge) keine Einschränkungen<br />
be<strong>im</strong> Ausdrücken ihrer Präferenzen<br />
auferlegt.<br />
chen und eine Verbandsdemokratie zu<br />
schaffen.<br />
Das Beispiel <strong>im</strong> Beitrag «Demokratie<br />
ohne Volk: ein Szenario» zeigt, wie<br />
kompliziert es für die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />
wird, wenn an zwei verschiedenen<br />
Daten über zwei sich gegenseitig<br />
ausschliessende Vorlagen abgest<strong>im</strong>mt<br />
wird. Wer genau analysiert, welche<br />
Manöver der 2010 eingeführte bedingte<br />
Rückzug einer Volksinitiative erlaubt,<br />
kommt zu einem ernüchternden<br />
Schluss. Hinter der grossen Komplexität<br />
von Abst<strong>im</strong>mungen über Volksinitiativen<br />
mit indirekten Gegenvorschlägen<br />
verbirgt sich eine Ungleichbehandlung<br />
der St<strong>im</strong>mberechtigten:<br />
Wer die Parlamentsmehrheit und damit<br />
den indirekten Gegenvorschlag<br />
unterstützt, kann bei den Abst<strong>im</strong>mungen<br />
seine Präferenzen ohne Einschränkungen<br />
ausdrücken. Wer die<br />
Initiative bevorzugt, muss zuerst ein<br />
mal das Referendum ergreifen und<br />
den Gegenvorschlag ablehnen, damit<br />
überhaupt eine Abst<strong>im</strong>mung über die<br />
Volksinitiative stattfindet. Und zwar<br />
auch dann, wenn er den Gegenvorschlag<br />
lieber hätte als den Status quo.<br />
Vor einem ähnlichen Dilemma stehen<br />
die Befürworter des Status quo.<br />
Folglich schränkt das heute gültige<br />
Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für indirekte<br />
Gegenvorschläge St<strong>im</strong>mberechtigte<br />
ein, die andere Präferenzen als die<br />
Parlamentsmehrheit haben. Dies verstösst<br />
klar gegen die verfassungsmässige<br />
Garantie der unverfälschten St<strong>im</strong>mabgabe<br />
und kann nur mit einer fundamentalen<br />
Reform verhindert werden<br />
(siehe Vorschlag 3).<br />
Martin Bachem befasst sich freiberuflich<br />
mit Wirtschaftsfragen, unter anderem<br />
als Verwaltungsratspräsident der<br />
Ziegler Druck- und Verlags-AG.<br />
1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />
VolksinitiatiVe UND FakultatiVes GesetzesreFerendum<br />
100 000 St<strong>im</strong>mberechtigte können<br />
eine Abst<strong>im</strong>mung über einen Vorschlag<br />
zur Änderung der Bundesverfassung<br />
verlangen. Eine Volksinitiative<br />
gilt als angenommen, wenn sie<br />
das Volks und Ständemehr erreicht<br />
hat. Die Bundesversammlung hat das<br />
Recht, zu einer Volksinitiative einen<br />
Gegenvorschlag vorzulegen. Ein direkter<br />
Gegenvorschlag ist ein mit der Initia<br />
tive konkurrierender Vorschlag zur Änderung<br />
der Verfassung, der gleichzeitig<br />
mit der Volksinitiative zur Abst<strong>im</strong>mung<br />
gelangt. Ein indirekter Gegenvorschlag<br />
besteht normalerweise aus einem Parlamentsbeschluss<br />
über eine Gesetzesänderung.<br />
für indirekte Gegenvorschläge<br />
gibt es <strong>im</strong> Gegensatz zu den<br />
direkten Gegenvorschlägen kein befriedigendes<br />
Abst<strong>im</strong>mungsverfahren.<br />
Trotzdem beschliesst die Bundesversammlung<br />
heute bevorzugt indirekte<br />
Gegenvorschläge.<br />
Fakultatives Gesetzesreferendum:<br />
50 000 St<strong>im</strong>mberechtigte können innerhalb<br />
von 100 Tagen seit der amtlichen<br />
Veröffentlichung eine Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
über ein neu erlassenes oder<br />
revidiertes Bundesgesetz verlangen.<br />
VoRPRüfUNG durch Bundeskanzlei<br />
Problem 1: Volksinitiativen werden zu<br />
spät und von der falschen Behörde auf<br />
Gültigkeit geprüft.<br />
VEREINfAchUNG in artikel 139<br />
Problem 2: Weil die Bundesversammlung<br />
gemäss Artikel 139 der Bundesverfassung<br />
eine Volksinitiative für teilweise<br />
ungültig erklären kann, ist es<br />
möglich, dass der zur Abst<strong>im</strong>mung<br />
gelangende Text der Initiative nicht<br />
mit dem bei der Unterschriftensammlung<br />
verwendeten Text übereinst<strong>im</strong>mt.<br />
Nachträglich abgeänderten Volksinitiativen<br />
fehlt jedoch die volle demokratische<br />
Legit<strong>im</strong>ation.<br />
Problem 3: Die Bundesverfassung und<br />
das Bundesgesetz über die politischen<br />
Rechte sehen kein befriedigendes<br />
Abst<strong>im</strong>mungsverfahren für indirekte<br />
Gegenvorschläge vor. Die St<strong>im</strong>mberechtigten<br />
werden durch ein uneinheitliches<br />
und kompliziertes Vorgehen<br />
überfordert: Abgest<strong>im</strong>mt wird nur in best<strong>im</strong>mten<br />
Konstellationen, manchmal<br />
mit einem Urnengang, manchmal mit<br />
zwei (dann aber an zwei verschiedenen<br />
Abst<strong>im</strong>mungsterminen, wobei die Reihenfolge<br />
der Abst<strong>im</strong>mungen nicht einheitlich<br />
geregelt ist). Die geltende Regelung<br />
ist nicht nur zu kompliziert. Sie<br />
leidet auch an einem fundamentalen<br />
Problem: Kommt es zu einer Volksabst<strong>im</strong>mung,<br />
gibt es in allen fällen Gruppen<br />
von St<strong>im</strong>mberechtigten, die ihren<br />
Willen aus abst<strong>im</strong>mungstechnischen<br />
Gründen nicht frei ausdrücken können.<br />
Dies verstösst gegen Artikel 34<br />
der Bundesverfassung. Wird der 2010<br />
eingeführte bedingte Rückzug einer<br />
Vorschlag 1: Die Bundeskanzlei soll<br />
jede Volksinitiative, die als ausgearbeiteter<br />
Entwurf lanciert worden ist, bereits<br />
vor der Unterschriftensammlung<br />
summarisch vorprüfen. Die verbindliche<br />
Prüfung soll wie bisher nach der Unterschriftensammlung<br />
stattfinden, und<br />
zwar durch die Bundesversammlung<br />
mit einer Möglichkeit zum Rekurs ans<br />
Bundesgericht. (Quelle: Giusep Nay)<br />
Vorschlag 2: Die bis heute nie verwendete<br />
Kompetenz, eine Volksinitiative für<br />
teilweise ungültig zu erklären, soll aus<br />
der Verfassung gestrichen werden. (Bei<br />
Verstössen, die in der Verfassung aufgeführt<br />
sind, soll weiterhin die gesamte<br />
Initiative für ungültig erklärt werden.) Als<br />
flankierende Massnahme soll Vorschlag<br />
1 realisiert werden. Die Initiativkomitees<br />
erhalten dadurch bereits vor der<br />
Unterschriftensammlung ein summarisches<br />
Prüfungsresultat. Sie tragen aber<br />
die volle Verantwortung für einen verfassungskonformen<br />
Initiativtext.<br />
EINfühRUNG der GesetzesinitiatiVe<br />
Volksinitiative eingesetzt, so bevorzugt<br />
das Abst<strong>im</strong>mungsverfahren den<br />
von der Parlamentsmehrheit beschlossenen<br />
indirekten Gegenvorschlag.<br />
St<strong>im</strong>mbürger, die den Status quo oder<br />
die Volksinitiative bevorzugen, werden<br />
durch das geltende Abst<strong>im</strong>mungsverfahren<br />
stark benachteiligt.<br />
Vorschlag 3: Als Sofortmassnahme<br />
soll der bedingte Rückzug einer Volksinitiative<br />
wieder abgeschafft werden.<br />
Um das geschilderte Problem vollständig<br />
zu lösen, soll mittelfristig die<br />
Gesetzesinitiative eingeführt werden.<br />
Zu Verfassungsinitiativen sollen dann<br />
wie bereits heute <strong>im</strong> Kanton Genf nur<br />
noch direkte Gegenvorschläge (auf Verfassungsstufe)<br />
zulässig sein, zu Gesetzesinitiativen<br />
nur noch Gegenvorschläge<br />
auf Gesetzesstufe. Dies erlaubt die<br />
Verwendung eines einheitlichen Abst<strong>im</strong>mungsverfahrens<br />
ohne die geschilderten<br />
Nachteile.<br />
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> MÄRZ <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 13<br />
Die Chefredaktoren des «<strong>Landboten</strong>»<br />
ALEXANDER FLEGLER<br />
1836: Die «Landbotegesellschaft» beauftragt<br />
die Druckerei von Heinrich Ziegler mit der Herausgabe<br />
des «<strong>Landboten</strong>». Seit Donnerstag,<br />
dem <strong>24.</strong> <strong>März</strong>, erscheint wöchentlich eine Ausgabe.<br />
Wer die ersten Ausgaben redaktionell betreute,<br />
ist nicht klar. Allerdings wirkt schon <strong>im</strong><br />
ersten Jahr Alexander Flegler, Geschichts- und<br />
Geografielehrer an den höheren Schulen Winterthurs,<br />
als Autor.<br />
OSKAR HUBER<br />
1898: Der Schwiegersohn Zieglers gehört seit 1890<br />
zur Redaktion. Als Ehemann einer der Erbinnen ist Oskar<br />
Huber mehr als 40 Jahre für den Verlag tätig, viele<br />
Jahre als dessen Leiter. Sein Amt als «Chefredaktor»<br />
gibt er – ein überzeugter Sozialdemokrat – aber nach<br />
wenigen Jahren an einen liberaleren Autor ab.<br />
1903 – 1915<br />
HEINRICH RÜEGG<br />
1903: Von Verlag und Politikern gedrängt,<br />
übern<strong>im</strong>mt der Nationalökonom,<br />
der seit 1898 für den «<strong>Landboten</strong>»<br />
schreibt, das Amt des politischen<br />
Leiters. Ihm gelingt es, den<br />
Trend sinkender Abonnentenzahlen<br />
umzukehren. Vor dem Krieg sind es<br />
9000. Als Rüegg zum Präsidenten<br />
des Zürcher Bankrates gewählt wird,<br />
gibt er die «Chefredaktion» ab.<br />
COLETTE GRADWOHL<br />
1836 – 1837<br />
1898 – 1903<br />
SEIT 2006<br />
2006: Einführung des Redaktionssystems<br />
«Woodwing»; Schaffung des Reporterpools.<br />
2007: Start der Zusammenarbeit<br />
mit der «Thurgauer Zeitung», für<br />
welche der «Landbote» den überregionalen<br />
Mantelteil herstellt; Ausbau der lokalen<br />
und regionalen Berichterstattung:<br />
«Stadt» und «Region» erscheinen wieder<br />
mit je eigenem Bund. 2009: Die Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise prägt die Zeitung<br />
auch mit einem Einbruch bei den kommerziellen<br />
Einnahmen, was zu einem Personalabbau<br />
führt. 2010: «Der Landbote»<br />
liefert den Mantelteil neu auch an die<br />
«Schaffhauser Nachrichten». Tamedia verkauft<br />
die «Thurgauer Zeitung» an die NZZ-<br />
Gruppe. <strong>2011</strong>: neue Kooperation mit «Zürichsee-Zeitung»,<br />
«Zürcher Oberländer»,<br />
«Zürcher Unterländer» und «Schaffhauser<br />
Nachrichten»; der «Landbote» produziert<br />
für sie den überregionalen Mantelteil.<br />
Und er wird 175 Jahre alt. (cg)<br />
Sie prägten die Geschicke des «<strong>Landboten</strong>». War der Chef* einst gleichzeitig<br />
der einzige Redaktor, leitet heute die Chefin ein Team von 60 Mitarbeitenden.<br />
Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte der Zeitung.<br />
1915 – 1926<br />
CARL RÜEGG<br />
Heinrich Rüegg und der<br />
deutsche Auslandredaktor<br />
Ernst Planck verlassen<br />
1915 fast zeitgleich den<br />
«<strong>Landboten</strong>». Als erfahrenster<br />
Autor verbleibt der<br />
Theologe Carl Rüegg auf<br />
der Redaktion.<br />
1838 – 1839<br />
JOHANN HEINRICH<br />
FORRER-REINHART<br />
1838: Der Aktuar der «Landbotegesellschaft»übern<strong>im</strong>mt<br />
Anfang Jahr die redaktionellen<br />
Aufgaben. Später<br />
wird der Kapitän Forrer-<br />
Reinhart Stadtschreiber und<br />
Stadtrat.<br />
GOTTLIEB ZIEGLER<br />
1886: Bleulers Schwager Gottlieb Ziegler,<br />
der bereits 1877 in die Redaktion eingetreten<br />
ist, erbt nach dessen Tod den Verlag<br />
mitsamt dem «<strong>Landboten</strong>». Obwohl Mitkämpfer<br />
der demokratischen Bewegung,<br />
zielt Zieglers Wirken mehr auf philosophische<br />
Entwicklung denn auf politische Aggression.<br />
Neben dem Besitzer schreiben<br />
drei weitere Redaktoren für die Zeitung.<br />
RUDOLF GERBER<br />
1980: Mit der Einführung des<br />
Leads zwischen Titel und Text<br />
erleichtert der «Landbote» die<br />
Leserführung. 1982: Übergang<br />
<strong>vom</strong> Blei- zum Fotosatz.<br />
Der Computer hält Einzug auf<br />
der Redaktion. Der «Landbote»<br />
wird neu gestaltet, geht <strong>vom</strong><br />
vier- zum fünfspaltigen Blockumbruch<br />
über und erhält eine<br />
klare Ressortstruktur über vier<br />
Bünde. 1984: Die ersten Laptops<br />
werden für die telefonische<br />
Textübermittlung <strong>vom</strong> Ort<br />
des Geschehens in die Redaktion<br />
eingesetzt. 1986: Die Ressorts<br />
Winterthur und Region<br />
werden personell ausgebaut.<br />
Ab 1987 wird wöchentlich das<br />
1886 – 1898<br />
1926 – 1933<br />
ALFRED STAMM<br />
Bereits seit 1915 ist Alfred<br />
Stamm gemeinsam<br />
mit Carl Rüegg für die redaktionellen<br />
Beiträge verantwortlich.<br />
Nach dessen<br />
Ausscheiden 1926 ist der<br />
Jurist der amtsälteste Redaktor.<br />
1839 – 1854<br />
JOHANN JAKOB<br />
DÄTWYLER<br />
1839: Nach dem Züri-Putsch <strong>vom</strong> 6. September<br />
führt Lehrer Dätwyler die Geschicke der<br />
Zeitung. Der «Landbote» ist Oppositionsblatt<br />
und schreibt gegen die konservative Herrschaft<br />
in Zürich an.<br />
Magazin Freizeit/Radio/Fernsehen<br />
<strong>im</strong> Tabloidformat beigelegt,<br />
das 1997 redaktionell erweitert<br />
und neu gestaltet als «Spots»<br />
beiliegt. 1990: Mit dem Konzept<br />
für die 90er-Jahre erhält die<br />
vertiefte Information aus den<br />
Städten und Gemeinden des<br />
Erscheinungsgebietes absolute<br />
Priorität. 1991 wird das Redaktionssystem<br />
Cicero mit Seitengestaltung<br />
durch die Redaktion<br />
am Bildschirm eingeführt. 1992<br />
erhält der «Landbote» ein neues<br />
Erscheinungsbild. 1993: Bilder<br />
erreichen die Redaktion über<br />
Satellit. 1995: Integration der<br />
regelmässigen Seite zum Thema<br />
des Tages. 1997: Beginn<br />
SALOMON BLEULER<br />
1860: Salomon Bleuler beendet das<br />
mehrmonatige Provisorium nach Morells<br />
Abgang. Der Theologe kommt nach<br />
Winterthur, wirkt als Redaktor und kauft<br />
1861 den Verlag des «<strong>Landboten</strong>». Bis<br />
zu seinem Tod 1886 bleibt er dem Verlag<br />
und – abgesehen von einer kurzen Zeit als<br />
Stadtschreiber und später als Stadtrat –<br />
auch der Redaktion als Leiter treu. 1864<br />
gestaltet Bleuler das Blatt neu und baut<br />
Berichterstattung wie Redaktion aus.<br />
Zahlreiche weitere Anpassungen folgen.<br />
1933 – 1958<br />
OSKAR HÜRSCH<br />
1860 – 1886<br />
Oskar Hürsch, durch die Heirat mit einer<br />
Tochter von Oskar Huber ebenfalls Mitglied<br />
der Verlegerfamilie geworden, ist<br />
seit 1928 zeichnender Redaktor. Der<br />
Theologe übern<strong>im</strong>mt die Chefredaktion<br />
1933. Unter seiner Leitung beurteilt der<br />
«Landbote» totalitäre Reg<strong>im</strong>es bereits vor<br />
dem Zweiten Weltkrieg weit kritischer, als<br />
es der Bundesrat zulassen will. Hürsch<br />
prägt, auch über seine Pensionierung<br />
1958 hinaus, die Geschicke des Unternehmens<br />
bis zu seinem Tod 1979.<br />
1980 – 2006<br />
der Kooperationsgespräche mit<br />
den «Zürcher Landzeitungen»,<br />
der «Thurgauer Zeitung» und den<br />
«Schaffhauser Nachrichten».<br />
1998: Das Internetportal www.<br />
landbote.ch geht online. Umzug<br />
der Redaktion <strong>vom</strong> Garnmarkt 1<br />
in die Nummer 10. 1999: Neugestaltung<br />
der Zeitung mit durchgehend<br />
farbigen Bildern. 2005:<br />
Die Redaktion wird reorganisiert<br />
und erhält einen Newsroom. Der<br />
«Landbote» wird in seiner Struktur<br />
und Gestaltung völlig erneuert.<br />
2006: Rudolf Gerber übergibt<br />
die Chefredaktion an Colette<br />
Gradwohl. Sie ist nach 170<br />
Jahren die erste Frau in dieser<br />
Position. (rg)<br />
1855 – 1857<br />
JOHANNES SCHERR<br />
1855: Nach dem Tod Dätwylers folgt der Schriftsteller<br />
Scherr, ein deutscher Philosoph und Historiker. Als<br />
der «Landbote» <strong>im</strong> August 1857 <strong>vom</strong> Wochen- zum<br />
Tagesblatt wird, tritt Scherr zurück.<br />
1857 – 1858<br />
JOHANNES<br />
WILPERT OTTIKER<br />
1857: Der Sternenberger<br />
Kantonsprokurator, Zürcher<br />
Korrespondent des «<strong>Landboten</strong>»,<br />
wird für die Schriftleitung<br />
gewonnen. Doch<br />
auch er ist der Arbeitslast<br />
nicht gewachsen und gibt<br />
bereits nach sechs Monaten<br />
ab.<br />
1858 – 1860<br />
KARL MORELL<br />
1858: Der St. Galler Jurist und Gelegenheitsdichter<br />
kann sich weder mit der Arbeitslast noch<br />
der «Fülle von Ärger» – man warf ihm offenbar<br />
einen Haufen Kot ins Arbeitsz<strong>im</strong>mer – anfreunden<br />
und tritt nach zwei Jahren ab.<br />
1959 – 1966<br />
VIKTOR JENT<br />
Bereits 1938 in die Redaktion eingetreten,<br />
übern<strong>im</strong>mt Viktor Jent 1959 die Verantwortung<br />
für den redaktionellen Inhalt.<br />
1967 – 1980<br />
ARTHUR BAUR<br />
1967 stösst der Altphilologe Arthur Baur<br />
als Chefredaktor zum «<strong>Landboten</strong>». In<br />
seine Zeit fällt unter anderem die Standortbest<strong>im</strong>mung<br />
des Verlages von 1974.<br />
Darin hält der Verwaltungsrat der Ziegler<br />
Druck- und Verlags-AG unter anderem<br />
die Verpflichtung des Blattes zum bereits<br />
seit mehr als 130 Jahren gepflegten<br />
schweizerischen Liberalismus ausdrücklich<br />
fest. Auf Anfang <strong>März</strong> 1980<br />
geht Arthur Baur in den Ruhestand und<br />
übergibt die Leitung Rudolf Gerber.<br />
* Die Bezeichnung «Chefredaktor» wird<br />
<strong>im</strong> Impressum des «<strong>Landboten</strong>» erst seit<br />
Anfang 1940 ausgewiesen. Bis dahin waren<br />
«zeichnende Redaktoren» für das<br />
Blatt tätig. Für diese leicht vereinfachte<br />
Übersicht ist der jeweils amtsälteste zeichnende<br />
Redaktor beziehungsweise der als<br />
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DEr LANDBOTE<br />
DonnerStaG, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhrE LANDBOTE l 17<br />
Grossstadt und grösste Landgemeinde<br />
zürich. Der «Landbote» wurde gegründet, um als St<strong>im</strong>me<br />
der Landschaft den Stadtzürcher Herren die Meinung zu sagen.<br />
Haben sich die alten Fronten aufgelöst? Hat Winterthur – nun<br />
selbst Grossstadt – in der Kantonspolitik gar die Seite gewechselt?<br />
Jakob bächtold und<br />
katharina baumann<br />
Die grüne Winterthurer Kantonsrätin<br />
Lilith Hübscher sagt es unverblümt:<br />
«Manchmal behandeln uns die Stadtzürcher<br />
als Landeier – <strong>im</strong> Parlamentsbetrieb<br />
und auch in unserer Fraktion.»<br />
Auch wenn die Stadt-Land-Rhetorik<br />
häufig bloss für Sticheleien benutzt<br />
werde: Ab und zu hätten die Hauptstädter<br />
die Tendenz, die kleineren Gemeinden<br />
als «Provinz» zu betrachten.<br />
Hübscher findet deshalb, dass Lokalpatriotismus<br />
auch heute noch nötig<br />
sei, damit eine Region <strong>im</strong> Kantonsrat<br />
nicht zu kurz komme. Und Winterthur<br />
habe manchmal <strong>im</strong>mer noch die traditionelle<br />
Rolle als «grösste Landgemeinde»<br />
des Kantons.<br />
Andere Winterthurer Kantonsparlamentarier<br />
empfinden die Unterschiede<br />
zwischen Hauptstadt und Umland<br />
als nicht mehr so gravierend: «Es<br />
wäre übertrieben von einem Stadt-<br />
Land-Graben zu sprechen», sagt etwa<br />
Oskar Denzler (FDP). Abgesehen von<br />
einzelnen Themen wie dem Finanzausgleich<br />
komme es nur noch selten<br />
zu Konflikten. Dann sieht er die Rol-<br />
Yvonne Beutler<br />
Fraktionspräsidentin<br />
SP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Mein Tag beginnt<br />
mit dem «<strong>Landboten</strong>».<br />
Damit ich<br />
mich nie darüber<br />
streiten muss, wer<br />
den «<strong>Landboten</strong>» zuerst lesen darf,<br />
habe ich einen Zürcher geheiratet ...<br />
Besonders kritisch lese ich die Ratsberichterstattung<br />
– ist sie ausgewogen,<br />
fair? Wie ich von den Fraktionspräsidentenkollegen<br />
weiss, glauben<br />
alle hin und wieder, zu kurz zu kommen.<br />
Das bedeutet wohl, dass die Redaktion<br />
einen guten Job macht.<br />
le der Winterthurer eher als Brückenbauer.<br />
«Dafür sind wir als ‹ländliche<br />
Stadt› in einer guten Position.» Dieter<br />
Kläy (FDP) erklärt, dass die Streitigkeiten<br />
zwischen Stadt und Land abgenommen<br />
haben, seit 1998 die finanziellen<br />
kantonalen Abgeltungen für<br />
«zentralörtliche Aufgaben» festgeschrieben<br />
worden sind.<br />
«Winterthur ist nach wie vor ein<br />
Sonderfall», sagt René Isler (SVP).<br />
Doch das Verhältnis zur Hauptstadt<br />
habe sich entspannt. Eine Beobachtung<br />
Islers: In manchen Bereichen,<br />
wie etwa bei den Polizeikorps, habe<br />
Winterthur ein deutlich besseres und<br />
unverkrampfteres Verhältnis zum<br />
Kanton als die Stadt Zürich.<br />
Gut gekämpft<br />
Willy Germann (CVP) lobt, wie hervorragend<br />
Winterthur be<strong>im</strong> Aushandeln<br />
des neuen Finanzausgleichs gekämpft<br />
habe: «Da war die Lobbyarbeit<br />
entschieden besser als noch vor<br />
ein paar Jahren.» Als er vor 20 Jahren<br />
in den Kantonsrat gewählt wurde, sei<br />
er erschrocken, wie gross die Distanz<br />
zwischen Winterthur und «dem Kanton»<br />
oftmals war. Die Stadtzürcher<br />
christa Kern<br />
Fraktionspräsidentin<br />
SVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Einen wichtigen<br />
Beitrag zu dieser<br />
Zeitung leisten die<br />
Leserbriefschreiber.<br />
Diese Statements<br />
sind ein wichtiger Gradmesser<br />
für uns Parlamentarier – man erkennt,<br />
wo der Schuh drückt! Auch wir nutzen<br />
dieses Instrument, um Informationen<br />
weiterzugeben. Nicht <strong>im</strong>mer<br />
ganz zufrieden sind wir mit der Ratsberichterstattung.<br />
Über manche Geschäfte,<br />
welche behandelt wurden, ist<br />
<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» nichts zu lesen.<br />
Wer liest hier <strong>im</strong> Kantonsratssaal den «<strong>Landboten</strong>»? Bild: Peter Würmli<br />
hätten ihre Anliegen viel besser eingebracht.<br />
Unterdessen habe das gebessert.<br />
Der Stadt-Land-Unterschied sei<br />
ohnehin nicht mehr so entscheidend.<br />
Germann sieht heute eher eine Konfliktlinie<br />
zwischen den «ärmeren» Gebieten<br />
und den «reichen» Gemeinden<br />
in der kantonalen Politik. Insgesamt<br />
glaubt der CVP-Politiker, dass die<br />
Stadt Zürich in gewissen Punkten <strong>im</strong>mer<br />
noch bevorzugt behandelt werde.<br />
Barbara Günthard<br />
Fraktionspräsidentin<br />
FDP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Der «Landbote»<br />
ist für mich wie<br />
ein Spiegel unserer<br />
politischen Arbeit<br />
aus Sicht der Bürger.<br />
Es ist die Aufgabe des «<strong>Landboten</strong>»,<br />
uns auf Dinge aufmerksam<br />
zu machen, die wir übersehen, sollten<br />
wir wegen der grossen Nähe etwas<br />
betriebsblind geworden sein. Ich<br />
schätze die kritische Begutachtung<br />
unserer Arbeit – sei es <strong>vom</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />
oder von den betroffenen Menschen<br />
selbst.<br />
Das sehe man beispielsweise bei der<br />
Verteilung der Lotteriegelder: «Winterthur<br />
spielt manchmal <strong>im</strong>mer noch<br />
die Rolle eines Mauerblümchens und<br />
ist viel zu brav», sagt Germann.<br />
Mehrere der Winterthurer Politikerinnen<br />
und Politiker <strong>im</strong> Kantonsrat<br />
sind der Meinung, der gesamte Kanton<br />
sei in den vergangenen Jahren und<br />
Jahrzehnten städtischer geworden: «Es<br />
gibt nur noch ganz wenige Gebiete <strong>im</strong><br />
Michael zeugin<br />
Fraktionspräsident<br />
GLP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Der «Landbote»<br />
hat eine 175-jährige<br />
liberale Tradition.<br />
Das Ziel des<br />
Liberalismus ist die<br />
Freiheit, die laufend erkämpft werden<br />
muss. Dazu gehört die Überzeugung,<br />
dass Wissen nicht absolut, sondern<br />
temporär ist. Diesem Spannungsfeld<br />
und dieser Herausforderung stellt<br />
sich der «Landbote», seit ich ihn kenne.<br />
Darüber hinaus ist mir diese Zeitung<br />
ein Stück He<strong>im</strong>at. Ich fühle mich<br />
mit den Inhalten stark verbunden.<br />
Kanton, die wirklich ländlich geprägt<br />
sind», sagt etwa Hedi Strahm (SP).<br />
Der ganze Kanton sei mittlerweile wie<br />
eine einzige Stadt: «Die S-Bahn funktioniert<br />
heute so wie früher das Tram<br />
in der Stadt Zürich.» Darum seien die<br />
meisten Probleme auch gemeindeübergreifend,<br />
sagt Strahm. Lösungen<br />
müssten deshalb miteinander gesucht<br />
werden – nicht gegeneinander.<br />
Im Ton ländlich<br />
Martin Geilinger (Grüne) findet, dass<br />
Winterthur in der Kantonspolitik heute<br />
oft dieselben Standpunkte einnehme<br />
wie Zürich, «weil wir als städtische<br />
Zentren dieselben Probleme haben».<br />
In einem Punkt sei Winterthur nach<br />
wie vor ländlich geprägt: «Die Diskussionskultur<br />
in der Stadt Zürich ist konfrontativ.<br />
In Winterthur redet man <strong>im</strong>mer<br />
noch miteinander, als wäre man<br />
auf dem Land. Das schätze ich sehr.»<br />
Für Regierungsrat Hans Hollenstein<br />
ist klar, dass er sich auch als kantonaler<br />
Politiker über die Interessen<br />
der Region Winterthur informiert:<br />
«Denn die Perspektiven der Stadt und<br />
der Region Winterthur sind für meine<br />
Arbeit als Regierungsrat unverzichtbar.»<br />
Dafür lese er den «<strong>Landboten</strong>» –<br />
aber auch noch aus anderen Gründen:<br />
«Ich möchte als Winterthurer über die<br />
lokalen Ereignisse <strong>im</strong> Bild sein», sagt<br />
Hollenstein. «Das geht nur mit der<br />
Lektüre der Lokalzeitung.»<br />
Darum LeSen WiNTErThUrEr POLiTiKEr Den «LanDBoten»<br />
Nik Gugger<br />
Fraktionspräsident<br />
eVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Wer über Winterthur<br />
informiert sein<br />
will, kommt um den<br />
«<strong>Landboten</strong>» nicht<br />
herum. Für mich<br />
als Lokalpolitiker ist neben den Leserbriefen<br />
vor allem der ausführliche<br />
Lokalteil von entscheidender Bedeutung.<br />
Auf seinen Mut, heikle Themen<br />
anzusprechen, und seine Gespür dafür,<br />
die wichtigen Themen zu erkennen,<br />
ist stets Verlass. Manchmal nur<br />
wünschte ich mir ein bisschen mehr<br />
Neutralität.<br />
Jacqueline Fehr<br />
nationalrätin<br />
SP<br />
Interessanterweise<br />
lese ich den «<strong>Landboten</strong>»<br />
besonders<br />
intensiv, wenn ich<br />
in Bern bin. Das<br />
zeigt, dass er den Leserinnen und<br />
Lesern das Geschehen unserer Stadt<br />
auf eine lebendige Art nahebringt.<br />
Ich lese vor allem den Lokalteil und<br />
die Leserbriefseite. Ich möchte mitbekommen,<br />
was die Menschen in der<br />
Stadt bewegt. Fürs «Inland» steht nur<br />
wenig Platz zur Verfügung, darum ist<br />
die Auswahl manchmal gar zufällig.<br />
rené harlacher<br />
Fraktionspräsident<br />
CVP <strong>im</strong> Gemeinderat<br />
Der «Landbote» ist<br />
nahe am Puls der<br />
Bevölkerung und<br />
deckt auf, was die<br />
Winterthurerinnen<br />
und Winterthurer beschäftigt. Das<br />
zeigt mir, wo die wichtigen Themen<br />
sind, und gibt einen guten Gradmesser<br />
für die Sorgen der Bevölkerung<br />
ab. Ich schätze die breite Berichterstattung<br />
über die Sitzungen des Gemeinderats<br />
– so finden wir Lokalpolitiker<br />
unsere Standpunkte objektiviert<br />
in der Zeitung wieder.<br />
Markus hutter<br />
nationalrat<br />
FDP<br />
Der «Landbote»<br />
informiert seriös.<br />
Aber er hat sich<br />
<strong>vom</strong> gegen die Zürcher<br />
Aristokratie<br />
gerichteten Winterthurer Sprachrohr<br />
seiner Gründungszeit zu einer ganz<br />
normalen Regionalzeitung mit Hang<br />
zur Hofberichterstattung gewandelt.<br />
Ich wünschte mir, er würde zuweilen<br />
den medialen Meinungsgleichklang<br />
stören, sich vermehrt für seine Leserinnen<br />
und Leser wehren und das Gespräch<br />
mit uns Politikern suchen.<br />
Ernst Wohlwend<br />
Winterthurer<br />
Stadtpräsident SP<br />
Für die politische<br />
Meinungsbildung<br />
in der Stadt ist der<br />
«Landbote» eine<br />
unverzichtbare Basis.<br />
Es ist zu wünschen, dass der Einfluss<br />
der Tamedia beschränkt und die<br />
Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Die<br />
Zeitung hat sich <strong>vom</strong> bürgerlichen<br />
Hofblatt zur Forumszeitung entwickelt.<br />
Meine Kritik: Die reisserischen<br />
Titel suggerieren manchmal eine andere<br />
Geschichte als jene, die dann tatsächlich<br />
folgt.<br />
Marlies Bänziger<br />
nationalrätin<br />
Grüne<br />
Der «Landbote»<br />
ist meine Lokalzeitung,<br />
die ich seit<br />
Jahr und Tag lese,<br />
mir manchmal richtiggehend<br />
zu Gemüte führe. Winterthur<br />
ist mein politischer Boden, hier<br />
habe ich meine Wurzeln. Mit dem<br />
Ausbau des Mantelteils lese ich vermehrt<br />
auch Hintergrundseiten, die<br />
mir häufig gefallen. Diese neue Entwicklung<br />
gefällt mir sehr. Die lokale<br />
Politik dürfte gerne kritischer betrachtet<br />
und hinterfragt werden.<br />
Jürg Stahl<br />
nationalrat<br />
SVP<br />
Für mich ist der<br />
«Landbote» das<br />
seriöse Medium in<br />
Winterthur. Auch<br />
wenn Politiker aller<br />
Seiten überzeugt sind, dass mehr<br />
über sie berichtet werden müsste.<br />
Mir hat die Zusammenarbeit mit der<br />
«Thurgauer Zeitung» gut gefallen,<br />
da ich in der Region Nordostschweiz<br />
viele Ähnlichkeiten sehe. Die Region<br />
Winterthur muss <strong>im</strong> Kanton<br />
Zürich schauen, dass sie nicht zu<br />
kurz kommt.<br />
Maja ingold<br />
nationalrätin<br />
eVP<br />
Ich schenke meinen<br />
erwachsenen Kindern<br />
ein «Landbote»-Jahresabo.<br />
Das<br />
sagt sehr viel über<br />
den Stellenwert und das Vertrauen,<br />
das ich der Zeitung entgegenbringe.<br />
Für die Kinder will man nur das Beste.<br />
Es beinhaltet für mich die tägliche<br />
Information über das, was unsere<br />
Gesellschaft wünscht, braucht, fragt,<br />
politisch entscheidet, sich gegenseitig<br />
anbietet, um das Zusammenleben in<br />
dieser Stadt zu gestalten.<br />
Jürg Altwegg<br />
Fraktionspräsident<br />
Grüne, Gemeinderat<br />
Die Metapher des<br />
Felsens in der Brandung<br />
passt gut zum<br />
«<strong>Landboten</strong>»: Trotz<br />
aller Gratiszeitungen<br />
und Lokalbünde hat er seinen<br />
Platz in der Winterthurer Medienlandschaft<br />
halten können. Die unabhängige<br />
Berichterstattung über hiesig Relevantes<br />
ist für eine freie Meinungsbildung<br />
von grosser Bedeutung. Darum<br />
ist der Stadtbund des «<strong>Landboten</strong>»<br />
für mich als Politiker eine unverzichtbare<br />
Informationsquelle.<br />
chantal Galladé<br />
nationalrätin<br />
SP<br />
Als Kind war der<br />
«Landbote» die<br />
erste Zeitung, die<br />
ich zu lesen begann,<br />
und er begleitet<br />
mich bis heute. Im Laufe der<br />
Jahre habe ich vor allem eines besonders<br />
zu schätzen gelernt: der seriöse<br />
und unaufgeregte Journalismus. Was<br />
mir als Politikerin fehlt, ist die Möglichkeit,<br />
Überlegungen zur Politik an<br />
die Menschen meiner He<strong>im</strong>atstadt<br />
weiterzugeben, zum Beispiel in Form<br />
einer Kolumne.<br />
Verena Diener<br />
zürcher Ständerätin<br />
GLP<br />
Den «<strong>Landboten</strong>»<br />
habe ich schon<br />
als Regierungsrätin<br />
schätzen gelernt.<br />
Der Inhalt<br />
hat wohltuenden Charakter. In einer<br />
Zeit, wo vor allem schrille und aggressive<br />
Töne die Medien prägen,<br />
hebt sich der «Landbote» ab. Kritische<br />
Berichterstattung wird hier nicht<br />
mit polemischen Tönen versehen. Ich<br />
hoffe, dass diese Qualität aufrechterhalten<br />
werden kann und nicht dem<br />
ökonomischen Druck weichen muss.
Wir gratulieren dem <strong>Landboten</strong> herzlich<br />
Dielsdorf<br />
Schaffhausen<br />
Bülach<br />
Zürich<br />
zum 175-jährigen Jubiläum!<br />
Andelfingen<br />
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Horgen<br />
Winterthur<br />
Uster<br />
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Pfäffikon<br />
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DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 19<br />
Lothar Dostal, seit 1999 Geschäftsführer der Ziegler Druck- und Verlags-AG, erinnert sich an die Veränderungen, die er in der Medienbranche erlebt hat. Bild: Heinz Diener<br />
Auslaufmodell oder Lebensqualität?<br />
Erinnern Sie sich noch an eine Zeit,<br />
als die Tageszeitungen mehrheitlich<br />
schwarz-weiss waren? Farbige Bilder<br />
wurden, wenn überhaupt, auf den Inserateseiten<br />
verwendet. Es gab erst<br />
zwei Sonntagszeitungen. Gratiszeitungen<br />
erschienen wöchentlich einmal<br />
und waren Inserateträger ohne nennenswerten<br />
Informationsgehalt. Das<br />
Internet hatte noch kaum eine Bedeutung,<br />
und nur fortschrittliche Verlage<br />
stellten ihre Artikel nach dem Erscheinen<br />
der Zeitung auch ins Netz. Das gelegentliche<br />
Übermitteln von E-Mails<br />
liess die Mailbox, sofern man bereits<br />
einen PC am Arbeitsplatz hatte, noch<br />
überschaubar. Mobiltelefone dienten<br />
ausschliesslich dem Telefonieren und<br />
wurden meist nur von Mitarbeitenden<br />
<strong>im</strong> Aussendienst benutzt. Fernsehen<br />
und Radio boten neben den Schweizer<br />
Programmen einige wenige ausländische<br />
Sender, hauptsächlich aus<br />
unseren Nachbarländern. Wer mehr<br />
wollte, brauchte eine dieser Satellitenschüsseln,<br />
die dann in grosser Zahl<br />
die Wohnsiedlungen unserer ausländischen<br />
Bevölkerung prägten. Lokalradios<br />
und Lokalfernsehen steckten in<br />
den Anfängen und waren für die Betreiber<br />
grosse Verlustgeschäfte.<br />
Die Tageszeitung war das Medium,<br />
welches in übersichtlicher Form die<br />
Neuigkeiten aus der Welt und der<br />
Region am <strong>Morgen</strong> auf nahezu jeden<br />
Frühstückstisch brachte. Zeitungen,<br />
wie beispielsweise «Der Landbote»,<br />
erreichten in ihren Kerngebieten eine<br />
Abdeckung von<br />
mehr als 65 Pro-<br />
zent der Haushalte.<br />
Wohnungs- und<br />
Stellensuche oder<br />
Kauf und Verkauf<br />
eines Occasionsautos<br />
waren ohne<br />
Zeitungsinserate<br />
nicht denkbar.<br />
Das entwichene<br />
Haustier oder Hausrat, der gratis abzugeben<br />
war, fanden sich in den Kleinanzeigen.<br />
Von welcher Zeit spreche ich? War<br />
das vor zwanzig, dreissig oder mehr<br />
Jahren? Nein, das war genau der<br />
Stand vor zwölf Jahren, als ich <strong>im</strong> August<br />
1999 das Amt des Geschäftsführers<br />
der Ziegler Druck- und Verlags-<br />
AG übernommen hatte.<br />
«Nichts ist älter als die Zeitung von<br />
gestern.» Dieser bekannte Spruch <strong>im</strong>-<br />
«Die Umwälzungen<br />
sind in einem<br />
atemberaubenden<br />
Tempo erfolgt»<br />
pliziert, dass Veränderungen <strong>im</strong> Zeitungsgeschäft<br />
zum Alltag gehören –<br />
seien es auch nur jene der täglichen<br />
Nachrichtenlage. Und auch die schrittweisen,<br />
epochalen Veränderungen <strong>im</strong><br />
Geschäftsmodell Zeitung gab es <strong>im</strong>mer,<br />
aber sie vollzogen sich über lange<br />
Zeiträume hinweg. Die tiefgreifenden<br />
Umwälzungen in der Zeitungslandschaft<br />
in der letzten Dekade sind<br />
dagegen in einem atemberaubenden<br />
Tempo erfolgt.<br />
Fluch und Segen zugleich<br />
Das Internet ist aus unserem Alltag<br />
nicht mehr wegzudenken. Eine Flut<br />
von Meldungen aus dem hintersten<br />
Winkel unserer vernetzten Welt, <strong>im</strong><br />
Sekundentakt ergänzt oder auch wieder<br />
gelöscht, erreicht uns dank Handy<br />
oder iPad an fast jedem Ort. Wie viele<br />
dieser unzähligen «wichtigen» Detailinformationen<br />
haben morgen noch<br />
Bestand? Und was passiert eigentlich<br />
in meiner Nachbarschaft? Es<br />
sind meist die Grossereignisse, die <strong>im</strong><br />
Internet stattfinden, unter dem Pr<strong>im</strong>at<br />
der Klicks. Denn diese sollen Werbeeinnahmen<br />
bringen.<br />
Konnte mein Vorgänger noch mit<br />
Stolz darauf verweisen, dass er keinen<br />
Computer an seinem Arbeitsplatz hatte<br />
– er hätte schliesslich Wichtigeres<br />
zu tun, als Mails zu schreiben – , so ist<br />
der Computer heute bis in alle Bereiche<br />
unserer Arbeitsplätze <strong>im</strong> ganzen<br />
Unternehmen vorgedrungen. Mein<br />
PC quillt über von Mails, die mich<br />
wirklich nur zum<br />
Teil oder über-<br />
haupt nicht interessieren<br />
und deren<br />
Bearbeitung,<br />
auch wenn es nur<br />
das Löschen ist,<br />
inzwischen einen<br />
beachtlichen<br />
Teil meines Pensums<br />
in Anspruch<br />
n<strong>im</strong>mt. Selbst an auswärtigen Terminen,<br />
an Wochenenden und in den Ferien<br />
sind wir vor den guten oder auch<br />
weniger guten Nachrichten aus unserem<br />
Unternehmen nicht verschont.<br />
Manchmal sehne ich mich nach Unerreichbarkeit,<br />
und wenn es nur für<br />
einen Tag ist.<br />
Natürlich ist «Zeitung machen»<br />
ohne Computer heute ein Unding und<br />
schlicht unmöglich. Mit allen Gefahren,<br />
die «copy and paste» so mit sich<br />
bringt, und der daraus zunehmenden<br />
Gefahr der Oberflächlichkeit.<br />
Stellen, Wohnungen, Kinoprogramm<br />
oder Occasionsautos – für alles<br />
gibt es heute viele Plattformen<br />
<strong>im</strong> Internet. Kaufen oder verkaufen,<br />
eBay, Ricardo und viele andere sind<br />
mit einem Klick auf unserem Display.<br />
Alles ist online, alles ist sofort verfügbar,<br />
wenn man gezielt danach sucht.<br />
Nur der Überblick bei der Flut der<br />
Angebote und Informationen geht<br />
mehr und mehr verloren.<br />
«Für zufällige<br />
Entdeckungen bleibt<br />
<strong>im</strong> Internet weder Zeit<br />
noch Raum»<br />
Kabel sei Dank hat jeder Haushalt<br />
die Qual der Wahl unter mindestens<br />
35 Fernsehprogrammen und ebenso<br />
vielen Radiosendern. Die Qualität<br />
sinkt zusehends, die Austauschbarkeit<br />
der Sendungen häuft sich. Doch auch<br />
Kabel ist schon von gestern. Das Internet<br />
wird die Fernsehzukunft übernehmen<br />
und für uns die Programmauswahl<br />
vornehmen. Wir müssen nur noch<br />
unsere Präferenzen eingeben. Für zufällige<br />
Entdeckungen bleibt weder Zeit<br />
noch Raum, dafür genügend Spielraum<br />
für Internetpiraten, die Informationen<br />
über unsere Vorlieben «verwerten».<br />
Unsere Kids können sich spätestens<br />
ab dem Alter von zehn Jahren kein<br />
Leben mehr ohne Handy vorstellen.<br />
Wie soll man sich sonst auch verabreden,<br />
wie miteinander kommunizieren,<br />
wie sich <strong>im</strong> Ausgang finden? Und<br />
wenn man sich dann nach vielen SMS<br />
doch gefunden hat, worüber reden die<br />
Kids miteinander, wo doch jeder sowieso<br />
über alles schon informiert ist,<br />
aber doch nichts Genaues weiss?<br />
Kampf um Aufmerksamkeit<br />
Jeden <strong>Morgen</strong> überschwemmt eine<br />
Gratiszeitung die öffentlichen Transportmittel.<br />
Über eine Million Leser<br />
richten ihre Augen auf die Häppcheninformationen.<br />
Das Gleiche wiederholt<br />
sich am Abend mit einem anderen<br />
Gratisblatt.<br />
Am Sonntag sorgt inzwischen mehr<br />
als ein halbes Dutzend Sonntagszei-<br />
tungen dafür, dass das Wochengeschehen<br />
nochmals wiedergekäut wird,<br />
und lässt auch noch Mutmassungen<br />
darüber, was in der kommenden Woche<br />
erfolgen könnte, in unsere Köpfe<br />
einfliessen. So viele Horrorszenarien,<br />
wie sie in den Sonntagsblättern an die<br />
Wand gemalt werden, können Gott sei<br />
Dank gar nicht eintreffen.<br />
Die Tageszeitungen versuchen mit<br />
guter Berichterstattung über mehrheitlich<br />
regionale Themen dagegenzuhalten.<br />
Sie bieten vermehrt Hintergrundinformationen<br />
zu den aktuellen<br />
nationalen und internationalen Ereignissen<br />
an. Die Zeitungsartikel sind<br />
auch <strong>im</strong> Internet verfügbar, für Abonnenten<br />
als Zusatznutzen gratis. Aber<br />
der Stand der abonnierten Tagespresse<br />
wird schwieriger, die wirtschaftliche<br />
Basis schmäler.<br />
Vielen Zeitungen sind in den letzten<br />
Jahren der ständige Abonnentenschwund<br />
und die <strong>im</strong>mer härter werdenden<br />
Bedingungen <strong>im</strong> Inseratenmarkt<br />
schon zum Verhängnis geworden.<br />
Sie wurden<br />
an die Grossen<br />
verkauft und sind<br />
bestenfalls noch<br />
Kopfblätter, oder<br />
sie mussten ganz<br />
eingestellt werden.<br />
Aber dieser Wettbewerbsdruck<br />
ist<br />
nicht neu, und das<br />
Gute konnte sich<br />
meistens, wenn auch mit Anpassungen<br />
an die Erfordernisse, durchsetzen.<br />
Und wo soll da die Tageszeitung<br />
«Der Landbote» bleiben? Gibt es<br />
überhaupt noch eine Zukunft für den<br />
«<strong>Landboten</strong>»? Was bieten wir mehr<br />
als das, was schon überall gratis verfügbar<br />
ist?<br />
Der kleine, tägliche Luxus<br />
Bei mir zu Hause hängt ein Plakat,<br />
welches eine goldene Kaffeetasse mit<br />
dampfendem Inhalt zeigt. «Coffee, the<br />
luxury you can afford every day» steht<br />
darüber. Es stammt aus einer Zeit, wo<br />
Kaffee wirklich noch ein Luxus war.<br />
Wird die Tageszeitung nun zum Luxus,<br />
den man sich jeden Tag leisten kann –<br />
oder sogar leisten soll? Eine halbe<br />
Stunde der Entspannung, zurückgezogen<br />
aus der Hektik des Alltags.<br />
Mit Nachrichten, die übersichtlich,<br />
verlässlich und fundiert geschrieben<br />
wurden. Mit Neuigkeiten aus mei-<br />
«Finden – das ist<br />
der wahre Gewinn<br />
bei der Lektüre<br />
einer Tageszeitung»<br />
ner Nachbarschaft, meinem Lebensumfeld,<br />
den Bereichen, die für mich<br />
und meine Familie am wichtigsten<br />
sind und uns unmittelbar berühren.<br />
Und mit Einordnungen, Zusammenhängen<br />
und Kommentaren, die mich<br />
zum Nachdenken und zur Diskussion<br />
anregen. Und das zu einem Preis, der<br />
dem Viertel einer Tasse Kaffee <strong>im</strong><br />
Restaurant entspricht. Ist das nicht<br />
ein Luxus, den man sich täglich leisten<br />
muss? Der Genuss be<strong>im</strong> Lesen<br />
einer Tageszeitung liegt auch darin,<br />
dass nicht nur Suchen als Motiv des<br />
Lesens dient. Finden, und zwar auch<br />
Nachrichten, Berichte, Kommentare,<br />
die über unsere tägliche Standardration<br />
an Informationen hinausgehen –<br />
das ist der wahre Gewinn bei der Lektüre<br />
einer Tageszeitung.<br />
Nicht alle werden sich diesen Luxus<br />
leisten wollen, aber ich glaube, Zeitungsleser<br />
werden die Menschen sein,<br />
die das Leben mitbest<strong>im</strong>men wollen,<br />
die aktiv dazu beitragen wollen, eine<br />
Zukunft zu gestalten, in der Individualität<br />
und Integrität<br />
noch einen<br />
Platz haben und<br />
in der Wissen vor<br />
Halbwissen steht.<br />
Nichts gegen die<br />
Net-User. Auch<br />
das hat seine Berechtigung.<br />
Aber<br />
um komplexe Zusammenhänge<br />
auch zu verstehen, braucht es mehr<br />
als ein Überfliegen der Meldung am<br />
Bildschirm. Die Nachrichtenwelt findet<br />
auf vielen Kanälen statt. Tageszeitungen<br />
bleiben weiterhin einer<br />
davon.<br />
Wenn wir also auch in Zukunft eine<br />
spannende Tageszeitung machen, die<br />
auf Wahrheit und Lebensnähe baut<br />
und die Bedürfnisse ihrer Leserinnen<br />
und Leser kennt und aufgreift, ist mir<br />
um die Zukunft des «<strong>Landboten</strong>» nicht<br />
bange, auch nach 175 Jahren mit allen<br />
nötigen Anpassungen an die Erfordernisse<br />
der Zeit. Und dass wir in absehbarer<br />
Zeit nur noch unter «www.landbote.ch»<br />
gelesen werden, glaube ich<br />
schlichtweg nicht, auch wenn ich mich<br />
über jede Abonnentin, jeden Abonnenten<br />
freue, der sich auch <strong>im</strong> Netz<br />
mit dem «<strong>Landboten</strong>» informiert.<br />
LOTHAR DOSTAL, GESCHÄFTSFÜHRER<br />
DER ZIEGLER DRUCK- UND VERLAGS-AG
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auf den Tisch.<br />
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DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 21<br />
Er kennt den «<strong>Landboten</strong>»<br />
schon seit über 60 Jahren. Alt<br />
Stadtammann Paul Angst kann<br />
sich auch nach seiner jahre-<br />
langen Politkarriere keinen Tag<br />
ohne Zeitung vorstellen.<br />
elisabetta antonelli<br />
Fein säuberlich liegt der «Landbote»<br />
auf dem Salontisch neben der «Neuen<br />
Zürcher Zeitung». Paul Angst setzt<br />
sich auf das Sofa, n<strong>im</strong>mt den «<strong>Landboten</strong>»<br />
zur Hand und liest von vorne<br />
bis hinten – wie <strong>im</strong>mer, seit Jahren.<br />
Paul Angst kennt den «<strong>Landboten</strong>»<br />
und seine Stadt wie wohl wenig andere<br />
Winterthurerinnen und Winterthurer.<br />
Und er kennt eine Zeit, in der die<br />
Zeitungen noch ganz anders gemacht<br />
wurden als heute. Das zeigt zum Beispiel<br />
diese Episode aus seinem Leben:<br />
Es war seine erste Wahl zum Stadtammann,<br />
1957. Paul Angst wurde damals,<br />
als 25-Jähriger, von den Demokraten<br />
unterstützt. In einer Nacht heftete<br />
der Gegenkandidat Plakate an<br />
die Telefonmasten der Stadt, mit Aussagen,<br />
die Paul Angst richtigstellen<br />
wollte. «Noch am Vormittag verfasste<br />
ich einen Artikel und brachte ihn um<br />
8 Uhr in die Redaktion. Um 12 Uhr<br />
war er gedruckt. Das war aktuell!»<br />
«Ich kannte alle persönlich»<br />
Paul Angst erinnert sich an eine Zeit,<br />
in der be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» fünf Redaktoren<br />
angestellt waren. «Ich kannte alle<br />
persönlich und alle waren Mitglieder<br />
der Demokratischen Partei.» Zu lesen<br />
begann er den «<strong>Landboten</strong>» allerdings<br />
schon viel früher. 1947 trat der Bülacher<br />
die Lehre <strong>im</strong> Notariat Wülflingen<br />
an. Zu seinen Lehrlingsaufgaben gehörte<br />
es, die Todesanzeigen genau zu<br />
studieren, denn <strong>im</strong> Notariat waren die<br />
Testamente deponiert. So war es möglich,<br />
das ent-<br />
Das «Landbote»-Abonnement<br />
war ein Geschenk ihres<br />
Schwiegervaters. Nun kann<br />
sich Priscilla Gamper jeweils<br />
gründlich auf Diskussionen<br />
mit ihm vorbereiten.<br />
elisabetta antonelli<br />
Unzählige Artikel hat ihr der Schwiegervater<br />
aus dem «<strong>Landboten</strong>» ausgeschnitten<br />
und zur Lektüre empfohlen.<br />
«Alles was mit Schule, dem Spital<br />
oder der Grünliberalen Partei zu tun<br />
hatte, brachte er mir mit», sagt Priscilla<br />
Gamper. Und der Rieter-Veteran<br />
«kontrollierte» später auch, ob seine<br />
Schwiegertochter die Artikel gelesen<br />
hatte. «Wir haben ständig Diskussionen<br />
über Themen, die <strong>im</strong> ‹<strong>Landboten</strong>›<br />
erscheinen», sagt sie und lacht.<br />
Nach den letzten Weihnachten<br />
konnte Schwiegervater Wilhelm Gamper<br />
seine Schere wegräumen. Er hat<br />
Priscilla Gamper ein «Landbote»-<br />
Abonnement geschenkt. «Jetzt habe<br />
ich einen Wissensvorsprung.»<br />
«Winterthur kommt zu kurz»<br />
Uninformiert war die 32-Jährige aber<br />
nie. «Über die wichtigsten Ereignisse<br />
informiere ich mich online, über Radio<br />
und Fernsehen – da kommt Winterthur<br />
aber meistens zu kurz. Deshalb<br />
hatte ich auch schon einige Male<br />
ein ‹Landbote›-Probeabo.»<br />
Aufgewachsen ist Priscilla Gamper<br />
in Brütten. Die Oberstufe und die Di-<br />
sprechende Testament be<strong>im</strong> Gericht<br />
einzureichen.<br />
Nach der Lehre und dem Notariatsstudium<br />
zog Paul Angst nach Winterthur.<br />
Er trat der Demokratischen Partei<br />
bei und wurde zum Stadtammann<br />
gewählt. Das war 1957, das Jahr, in<br />
dem er auch heiratete. Ab dann las er<br />
aus beruflichen und politischen Gründen<br />
nicht nur den «<strong>Landboten</strong>», sondern<br />
auch das «Tagblatt», die «Hochwacht»,<br />
die «Arbeiterzeitung», die<br />
LESER SEIT 1947<br />
plommittelschule besuchte sie in Winterthur.<br />
Und so ist auch sie eine eingefleischte<br />
Winterthurerin geworden.<br />
Seit sie 19 Jahre alt ist, wohnt sie in<br />
der Stadt. «In verschiedenen Quartieren.»<br />
Heute lebt sie mit ihrem Mann,<br />
mit dem sie seit letztem Frühling verheiratet<br />
ist, am Eulachpark in einer<br />
modernen Überbauung. Die helle,<br />
grosse Wohnung ist mit Stil eingerichtet.<br />
«Wir fühlen uns wohl hier.»<br />
«Weinländer Zeitung». Die «Neue<br />
Zürcher Zeitung» gehörte seit dem<br />
Studium sowieso dazu. «Jede Zeitung<br />
war einer Partei verpflichtet, das<br />
machte die Politik spannend.»<br />
Die Politik prägte das Leben des<br />
heute 79-Jährigen. Er stand «gegen<br />
30-mal in Volkswahlen», war von 1967<br />
bis 1984 Mitglied des Grossen Gemeinderats,<br />
den er 1983/1984 präsidierte.<br />
Von 1977 bis 1995 war Paul Angst<br />
Kantonsrat. «Höchster Zürcher» war<br />
Verankert ist Priscilla Gamper in<br />
Winterthur durch ihre Arbeit: Sie leitet<br />
die Abteilung Kindernotfall am<br />
Kantonsspital. In Seen, wo ihr Mann<br />
früher gewohnt hat, sitzt sie für die<br />
Grünliberale Partei in der Schulpflege.<br />
Ein politisches Amt, das ihr entspricht:<br />
«Ich bin eher diejenige, die <strong>im</strong><br />
Hintergrund arbeitet.»<br />
Den «<strong>Landboten</strong>» kennt Priscilla<br />
Gamper schon seit ihrer Kindheit.<br />
er 1991/1992. Heute ist er noch Parte<strong>im</strong>itglied<br />
– hält sich allerdings lieber <strong>im</strong><br />
Hintergrund. «Die Jungen sollen heute<br />
die Politik gestalten.» Wenn er auf<br />
seine Politkarriere zurückblickt, freut<br />
sich Paul Angst auch über den «<strong>Landboten</strong>»:<br />
«Die Redaktion hat mich <strong>im</strong>mer<br />
wohlwollend behandelt.»<br />
1971 fusionierten die Demokraten<br />
und die Freisinnigen zur FDP – seither<br />
ist der «Landbote» parteipolitisch unabhängig.<br />
Die Konkurrenz des «Land-<br />
«Meine Mutter hat ihn früher in Brütten<br />
ausgetragen, so hatten wir <strong>im</strong>mer<br />
ein Exemplar zu Hause.» Später wollte<br />
sie wegen ihrer Arbeit keine Tageszeitung<br />
abonnieren: «Da ich als Pflegefachfrau<br />
Schicht arbeitete, war die<br />
Zeitung bei meinem Arbeitsbeginn<br />
entweder noch nicht <strong>im</strong> Briefkasten<br />
oder schon veraltet.»<br />
Als Abteilungsleiterin arbeitet sie<br />
nun regelmässiger und hat mehr Zeit<br />
boten» reduzierte sich auf die kleine<br />
«Arbeiterzeitung». Für Paul Angst<br />
eine «gewaltige Umstellung». «Seither<br />
vermisse ich die klare Linie <strong>im</strong> ‹<strong>Landboten</strong>›.<br />
Die Themen werden von Fall<br />
zu Fall unterschiedlich behandelt. Das<br />
erscheint mir farblos.»<br />
Ständiger Begleiter<br />
Trotzdem ist der «Landbote» ein ständiger<br />
Begleiter in Paul Angsts Alltag.<br />
«Ich lese die Zeitung <strong>im</strong>mer in derselben<br />
Reihenfolge von vorne bis hinten»,<br />
sagt er. «Den Stadtteil lese ich<br />
am genausten.» Ihm gefällt, dass der<br />
«Landbote» übersichtlich ist. Am politischen<br />
Geschehen ist er nach wie vor<br />
interessiert. Selten schreibt er einen<br />
Leserbrief, denn richtig ärgern über<br />
einen Artikel mag er sich nicht. Auch<br />
Tippfehler können ihm die Laune<br />
nicht verderben. «Solche Dinge sind<br />
nicht tragisch. Ich weiss, unter welchem<br />
Zeitdruck die Artikel entstehen.<br />
Und überall arbeiten Menschen, die<br />
Fehler machen können.» Die Themen,<br />
die der «Landbote» aufgreift, bewegen<br />
ihn auch heute. Seien es die Püntenhäuschen<br />
oder das neue Zentrum Rosenberg:<br />
All das bietet ihm – und seiner<br />
Frau – Gesprächsstoff. «Ohne eine<br />
Zeitung mitzunehmen, würde er nie<br />
aus dem Haus gehen», sagt die Gattin.<br />
Und er bestätigt mit einem Nicken.<br />
Nie in die Hand nehmen würde er<br />
eine Gratiszeitung. Schlicht «unnötig»<br />
findet er sie. Auch das Internet nutzt<br />
er nicht, um sich zu informieren. «Das<br />
würde mich zu viel Zeit kosten», sagt<br />
Paul Angst. Eine Zeitung sei da schon<br />
viel praktischer. «Ich lese den Titel<br />
und weiss, ob ich weiterlesen muss.»<br />
Auch in Zukunft.<br />
NEU iM leseZiRKel<br />
Bilder: marc Dahinden<br />
für die Winterthurer<br />
Tageszeitung. «Im Bus auf dem Hinweg<br />
lese ich zuerst den Stadtteil. Auf<br />
dem Nachhauseweg nehme ich mir<br />
Zeit für die Region und die Kultur.»<br />
Alle anderen Meldungen holt sie sich<br />
<strong>im</strong>mer noch aus dem Internet. Lesen<br />
ist Priscilla Gampers grosses Hobby.<br />
Neben dem «<strong>Landboten</strong>» hat sie noch<br />
zwei Kochmagazine <strong>im</strong> Abo, eine<br />
Sonntagszeitung und die «Schweizer<br />
Familie». «Da lasse ich mich gerne inspirieren<br />
und kann mich bestens entspannen.»<br />
Andere Tageszeitungen lässt sie<br />
heute bewusst links liegen. «Über<br />
Winterthur wird häufig abschätzig<br />
oder gar nicht berichtet – das stört<br />
mich einfach.» Das ist auch ein Grund,<br />
weshalb Priscilla Gamper nicht mehr<br />
auf den «<strong>Landboten</strong>» und damit auf<br />
Informationen aus ihrer nächsten Umgebung<br />
verzichten möchte: Ihr Abo<br />
würde sie auch selber erneuern. «Mir<br />
gefallen die Genauigkeit und die Tiefe,<br />
die mir der Stadt- und der Regionsteil<br />
des ‹<strong>Landboten</strong>› bieten.»<br />
Mittlerweile ist es auch sie, die wegen<br />
«Landbote»-Artikeln eine Diskussion<br />
beginnt. «Kürzlich musste ich meiner<br />
Mutter die Püntenhäuschen-Geschichte<br />
erzählen», sagt Priscilla Gamper.<br />
Da ihre Mutter den «<strong>Landboten</strong>»<br />
heute weniger regelmässig liest, wollte<br />
ihr die Tochter diese Neuigkeit aus<br />
der Stadt nicht vorenthalten. «Auch<br />
sie musste den Kopf schütteln.»<br />
Dass die News aus Winterthur und<br />
der Region auf Papier gedruckt werden,<br />
müsste aus Priscilla Gampers<br />
Sicht «nicht unbedingt sein». Schliesslich<br />
sei das Papierentsorgen etwas Lästiges.<br />
«Wenn ich die Zeitung online<br />
auf dem iPad lesen könnte, wäre das<br />
für mich auch in Ordnung.» Sie würde<br />
dafür auch gerne bezahlen – und ihr<br />
Schwiegervater könnte die Schere so<br />
definitiv in seiner Schublade lassen.
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24 l DOnnErstag,<br />
l DER LANDBOTE<br />
DER LANDBOTE<br />
<strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE DOnnErstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
Die Medienexperten Otfried Jarren und<br />
Matthias Künzler, Sylvia Egli von Matt,<br />
Roger Blum, Karl Lüönd und<br />
Rainer Stadler zum «<strong>Landboten</strong>»,<br />
zur schweizerischen Presselandschaft,<br />
zur Medienkrise und zur Bedeutung<br />
von starken Regionalzeitungen.<br />
Der «Landbote» ist weit über Winterthur hinaus<br />
eine Institution wie Sulzer oder die Sammlung<br />
Reinhart. Er ist bei Lesern, Gewerbe und<br />
Politikern in Winterthur fest verankert – trotz<br />
starker Konkurrenz von Gratiszeitungen und<br />
Internet. In seiner Geschichte widerspiegelt<br />
sich exemplarisch die Geschichte der Schweizer<br />
Presse. Seine Geschichte ist eng mit jener<br />
der Stadt, des Kantons und des Bundesstaats<br />
verknüpft.<br />
Ein Anlass zur Gründung des «<strong>Landboten</strong>»<br />
1836 war der damals aktuelle Konflikt zwischen<br />
der Stadt Zürich und der Landschaft.<br />
Winterthur war eine aufstrebende Stadt, in<br />
der bereits Jahrzehnte zuvor Industriefirmen<br />
wie Sulzer und Rieter gegründet worden waren.<br />
Politisch fühlten sich die Bürger auf dem<br />
Land benachteiligt – trotz erfolgreicher Einforderung<br />
einer neuen, liberalen Verfassung<br />
am «Ustertag» 1830. Der «Landbote» war es,<br />
der publizistisch für die Anliegen der Bürger<br />
aus der Zürcher Landschaft eintrat und aus<br />
diesem Blickwinkel das kantonale und eidgenössische<br />
Geschehen kommentierte.<br />
In den 1860er-Jahren setzte sich die Zeitung<br />
für die direktdemokratische Bewegung ein.<br />
Hinter dieser Zielsetzung stand eine damals<br />
völlig andere Auffassung von Journalismus als<br />
heute: Zeitungen waren hauptsächlich «Gesinnungszeitungen»,<br />
die für eine politische Position<br />
einstanden und aktiv zur entsprechenden<br />
politischen Willensbildung beitragen wollten.<br />
Das Ideal eines «neutralen» und «objektiven»<br />
Journalismus kam in der Schweiz erst Jahrzehnte<br />
später mit der Einführung der stärker<br />
kommerziell ausgerichteten «General-Anzeiger»<br />
auf («Tribune de Genève» 1879, «Tages-<br />
Anzeiger» 1893). Dennoch blieb bis Ende der<br />
1960er-Jahre in der Schweiz der Typus der<br />
«Institution», «tägliches Brot», «Orientierungshilfe»<br />
Einst Partei, heute Forum<br />
Gesinnungszeitung vorherrschend: Noch zu<br />
dieser Zeit waren zwei Drittel der Auflage<br />
und der Titel «parteiische» Medien.<br />
Seit den späten 60er-Jahren änderten sich gesellschaftliche<br />
wie ökonomische Anforderungen<br />
an die Medien. Die «Gesinnungspresse»<br />
verschwand mehr und mehr. Eine andere Folge<br />
ist die anhaltende Pressekonzentration in<br />
der Deutschschweiz. Zahlreiche Titel schlossen<br />
sich zusammen und wandelten sich in<br />
«neutrale» Forumszeitungen um. Der «Landbote»<br />
reagierte auf die neuen Anforderungen,<br />
indem er die Qualität erhöhte: In den 1980ern<br />
baute er die Redaktion massiv aus. Längst<br />
hatte auch diese Redaktion das (neue) Ideal<br />
eines umfassenden, sachlich berichtenden<br />
Journalismus übernommen, ohne sich jedoch<br />
von seinen Wurzeln des Einstehens für einen<br />
demokratischen Staat ganz zu trennen.<br />
Auch in jüngster Zeit verstand es der «Landbote»<br />
geschickt, sich zwischen den mittlerweile<br />
tonangebenden Medienunternehmen<br />
Tamedia und NZZ-Gruppe zu positionieren:<br />
Er liess eine Minderheitsbeteiligung von Tamedia<br />
am Unternehmen zu, und der Verlag<br />
konnte damit eine gewisse Eigenständigkeit<br />
erhalten. Diese Strategie ging ökonomisch<br />
wie publizistisch auf: In der Zwischenzeit produziert<br />
der «Landbote» den Zeitungsmantel<br />
(die überregionalen Inhalte) für die anderen<br />
Zürcher Landzeitungen – so für die «Zürichsee-Zeitung»,<br />
den «Zürcher Oberländer», den<br />
«Zürcher Unterländer». Der «Landbote» hat<br />
sich damit auf einen neuen Weg gemacht, und<br />
dank einer publizistisch engagierten Redaktion<br />
wird er die Zukunft meistern.<br />
Otfried Jarren (l.) ist Professor und Matthias<br />
Künzler Oberassistent am IPMZ – Institut für<br />
Publizistikwissenschaft und Medienforschung<br />
der Universität Zürich<br />
Begehen wir bitte keinen Suizid aus Angst vor dem Tod<br />
Lokal- und Regionalzeitungen steht<br />
die grosse Zukunft bevor, so hört man<br />
<strong>im</strong>mer wieder. Und gleichzeitig heisst<br />
es, Journalismus und namentlich<br />
Printmedien steckten in einer Krise.<br />
Auch Journalisten selbst schreiben<br />
<strong>im</strong>mer wieder über den Untergang.<br />
Das kommt mir vor, wie Suizid zu begehen<br />
aus Angst vor dem Tod.<br />
Journalismus wird umso bedeutender,<br />
je globaler, je komplexer die Themen<br />
sind. Ein Journalismus allerdings, der<br />
sich nicht nur und nicht pr<strong>im</strong>är als<br />
Lieferant von Informationen versteht.<br />
Diese bekommen wir heute auch<br />
ausserhalb der Medien. Die Zukunft<br />
der Zeitung liegt in der Reflexion des<br />
Zeitgeschehens. Sie muss erklären,<br />
interpretieren, ausleuchten, in den<br />
Zusammenhang stellen. Erzählen,<br />
was ist, reicht heute nicht mehr. Gute<br />
Bild: EQ Images<br />
Medienkrise – je näher, desto gedämpfter<br />
Etwa seit zehn Jahren sind die Medien<br />
in der Krise – aber die einzelnen<br />
Unternehmen und Titel spüren<br />
diese sehr, sehr unterschiedlich. Wer<br />
gelegentlich Einblick in die Ergebniszahlen<br />
schweizerischer Medienunternehmen<br />
hat, ist <strong>im</strong>mer wieder beeindruckt<br />
von der relativen Stabilität der<br />
Ergebnisse bei kleinen und mittleren<br />
Zeitungen mit hoher Reichweite in<br />
ihrem Einzugsgebiet.<br />
Diese Titel sind weniger abhängig<br />
von einzelnen Grossinserenten, von<br />
der Konjunktur best<strong>im</strong>mter Branchen<br />
(z. B. der Finanzindustrie) oder <strong>vom</strong><br />
Gedeihen einzelner Sparten (z. B. der<br />
Stellenanzeigen). Sie können auf eine<br />
vergleichsweise breite, regional ausgerichtete<br />
Anzeigenkundschaft zählen<br />
und schöpfen tendenziell einen<br />
höheren Erlösanteil aus den Abonnementserlösen.<br />
Journalistinnen sagen uns auch noch,<br />
was es bedeutet.<br />
Journalismus – und hier namentlich<br />
die Zeitung – hat aber noch eine andere<br />
Aufgabe: Sie soll uns verführen<br />
zu Neuem, zum mehr und anderes<br />
wissen wollen, so quasi als Marktplatz,<br />
auf dem am Schluss Dinge in<br />
unserer Einkaufstasche liegen, die<br />
wir eigentlich gar nicht suchten.<br />
Das sind viele und anspruchsvolle<br />
Aufgaben für eine Lokal- und Regionalzeitung.<br />
Aber nicht unlösbare,<br />
wie der Winterthurer «Landbote» beweist.<br />
Er ist eine der besten Schweizer<br />
Regionalzeitungen, der engagierten<br />
Redaktion gelingt der Spagat, die<br />
zentralen Weltthemen zu erklären –<br />
und <strong>im</strong>mer wieder auch zu kommentieren<br />
– und gleichzeitig professionell<br />
Ein starker Wind entgeht niemandem:<br />
Die Menschen knöpfen ihre<br />
Jacken zu, kämpfen sich gebückt vorwärts<br />
oder flüchten ins Haus. Und<br />
wird der Wind gar zum Orkan, der<br />
Bäume fällt und Ziegel von den Dächern<br />
fegt, dann redet man noch jahrelang<br />
davon. Ein starker Wind, der<br />
mehr als 40 Kilometer schnell über<br />
die Lande braust, erhält in der<br />
Skala der Meteorologen die<br />
Windstärke 6; ein schwerer<br />
Sturm, der eine Geschwindigkeit<br />
von über 100 Kilometern<br />
erreicht, bedeutet<br />
Windstärke 10.<br />
Ganz ähnlich mischen<br />
die klassischenTages-<br />
Auch der «Landbote» darf zu dieser<br />
Kategorie mit vergleichsweise robustem<br />
Geschäftsgang gezählt werden.<br />
Er hat freilich ein anderes, für das föderalistisch<br />
aufgefächerte Schweizer<br />
Zeitungssystem typisches Problem:<br />
Um die wachsenden Ansprüche an<br />
eine Erstzeitung mit vollem Service<br />
über alle Ressorts hinweg zu erfüllen,<br />
muss er hohe Fixkosten (vor allem für<br />
die Redaktion und die Druckvorstufe)<br />
aufwenden, die <strong>im</strong>mer schwieriger<br />
zu refinanzieren sind. Der Ausweg ist<br />
die mit den anderen Zürcher Landzeitungen<br />
angebahnte enge Zusammenarbeit.<br />
Die vier Partner produzieren<br />
die überregionalen Zeitungsteile<br />
gemeinsam und setzen die dadurch<br />
freigespielten Mittel für die Stärkung<br />
ihrer Kernkompetenzen ein: lokale<br />
und regionale Berichterstattung, lokale<br />
Sport- und Kulturteile, Agenda<br />
in Verbindung mit dem Internet.<br />
(vermeintlich) kleine Ereignisse der<br />
Stadt und der Region zu erzählen. Interessierte<br />
Leser wollen beides – und<br />
dies möglichst attraktiv aufgemacht.<br />
Gerade wenn uns die ganze Welt so<br />
viel angeht, wollen wir gut verankert<br />
sein zu Hause in unserer Umgebung.<br />
Sie gibt uns jene Sicherheit, die uns<br />
offen macht für Andersartiges.<br />
Immer mehr aber wollen die Leserinnen<br />
und Leser auch mitreden – und<br />
zwar übers Leserbriefschreiben hinaus.<br />
Neue Technologien laden ein,<br />
und viele haben ja in der Tat auch etwas<br />
zu sagen. Hier, be<strong>im</strong> eigentlichen<br />
Dialog mit den Lesern, könnten die<br />
meisten Schweizer Lokalmedien zulegen.<br />
Das aber stellt sie vor ein Ressourcenproblem:<br />
Die Budgets werden<br />
kleiner, die Aufgaben indes nehmen<br />
zu, ebenso der Zeitdruck. Ein Dilem-<br />
zeitungen die politische Landschaft<br />
auf: mit ihrer Meinungsstärke. Als der<br />
«Landbote» noch jung war und sich<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich Ende der Sechzigerjahre<br />
des 19. Jahrhunderts die<br />
kleinen Leute <strong>vom</strong> Land und aus den<br />
Landstädten mit der demokratischen<br />
Bewegung gegen die Hauptstadt Zürich<br />
und gegen ihren Banken-, Bahn-<br />
und Bildungsliberalismus erhoben,<br />
da erreichte die resolute St<strong>im</strong>me des<br />
Winterthurer Blattes mindestens die<br />
Meinungsstärke 10. Die demokratische<br />
Zeitung bereicherte von da<br />
an das Konzert der politischen Positionen<br />
<strong>im</strong> Kanton Zürich, zu denen<br />
überdies freisinnige, sozialdemokratische,<br />
katholisch-christlichsoziale,<br />
grütlianische und solche des «sozialen<br />
Kapitals» (Duttweiler) gehörten.<br />
Später fielen diese klaren Zuordnungen<br />
weg, aber noch heute können<br />
die politischen Printmedien – gemeint<br />
sind Tageszeitungen, Sonntagszeitungen<br />
und Wochenblätter – mit<br />
Regional und lokal verankerte Zeitungen<br />
wie der «Landbote» haben<br />
<strong>im</strong> schärfer werdenden Medienwettbewerb<br />
einen unschätzbaren Vorteil:<br />
Sie gehören sozusagen zum «Zwangsbedarf»,<br />
während viele andere schöne<br />
Magazine und Zeitungen lediglich<br />
«Wahlbedarf», also <strong>im</strong> Notfall (Zeitnot,<br />
Sparzwang) entbehrlich sind.<br />
Damit ist auch die Marschrichtung<br />
für die Zukunft angezeigt. Wer es<br />
versteht, unentbehrlich zu bleiben,<br />
indem er seinen Kunden die nahe<br />
Umwelt vertiefend erklärt, ihnen bei<br />
der Organisation des Alltags hilft und<br />
ihnen messbare Vorteile verschafft<br />
(nicht nur auf journalistischem Weg,<br />
auch durch das Marketing), hat eine<br />
faire Chance zu überleben.<br />
Wie kommt ein Journalist dazu, solche<br />
verlegerische und kommerziel-<br />
ma, das Verleger lösen müssen. Auch<br />
Leserinnen, die bereit sind, weiterhin<br />
für eine gut gemachte Zeitung<br />
zu bezahlen, helfen<br />
mit. Sie also.<br />
Ich gratuliere dem<br />
«<strong>Landboten</strong>» zum<br />
Jubiläum und wünsche<br />
ihm, den Leserinnen<br />
und Lesern sowie den<br />
Mitarbeitenden noch<br />
eine lange, erfolgreiche<br />
Zukunft. Denn seriöse<br />
Medien wie er sind das<br />
tägliche Brot unserer<br />
Demokratie.<br />
Sylvia Egli von Matt,<br />
Direktorin MAZ, Die<br />
Schweizer Journalistenschule<br />
Meinungsstärke 6–10<br />
ihren Positionsbezügen die Meinungsstärke<br />
6 erreichen.<br />
Denn neben den Parteien, Verbänden<br />
und sozialen Bewegungen sind<br />
es vor allem die Printmedien, die den<br />
öffentlichen politischen Diskurs prägen.<br />
Ihre Kommentare werden wahrgenommen,<br />
diskutiert, zitiert. Ihre<br />
Argumente beschäftigen die Politikerinnen<br />
und Politiker und fliessen<br />
in die Meinungsbildung der Bürgerinnen<br />
und Bürger ein. Zwar bringen<br />
Medien Leute mit festgefügten<br />
Meinungen nicht ins Wanken. Aber<br />
sie machen manch Unsichere nachdenklich<br />
und bieten jenen, die abwägen,<br />
Orientierung. Und obschon<br />
heute auch einzelne Blogs diesen Diskurs<br />
antreiben, ist die Bedeutung der<br />
Printmedien <strong>im</strong> «Kommentariat»,<br />
wie ein deutsches Forscherteam diese<br />
Rolle nannte, unübertroffen.<br />
Es ist wie be<strong>im</strong> Wind: Starke Pressekommentare<br />
machen vielen Leserin-<br />
le Überlegungen anzustellen?<br />
Meine Erfahrung aus über vierzig<br />
Jahren journalistischer (und<br />
gelegentlich mit verlegerischen<br />
Aufgaben gewürzter) Berufspraxis<br />
lautet schlicht: Die innere Pressefreiheit<br />
ist dort am besten aufgehoben,<br />
wo das Geschäft rentiert. So<br />
gesehen ist es für Journalisten überlebenswichtig,<br />
die wirtschaftlichen<br />
Zusammenhänge<br />
in ihrer Branche zu<br />
kennen und sich<br />
auch in Veränderungsprozessen<br />
wirtschaftlich<br />
vernünftig zu<br />
verhalten.<br />
Karl Lüönd,<br />
Journalist und<br />
Publizist<br />
nen und Lesern, vor allem aber den<br />
politischen Akteuren, nachhaltigen<br />
Eindruck. Und sie haben Wirkung.<br />
Dazu zwei Beispiele: 1988, als bekannt<br />
geworden war, dass Bundesrätin<br />
Elisabeth Kopp ihrem Mann<br />
einen Tipp zu einem umstrittenen<br />
Verwaltungsratssitz gegeben hatte,<br />
waren die Pressekommentare für sie<br />
sehr ungünstig. Die FDP sagte sich<br />
daraufhin von ihr los, und sie musste<br />
zurücktreten. <strong>2011</strong>, als <strong>im</strong>mer deutlicher<br />
wurde, dass der deutsche Verteidigungsminister<br />
Karl-Theodor zu<br />
Guttenberg bei seiner Doktorarbeit<br />
betrogen hatte, waren die Pressekommentare<br />
(mit Ausnahme von «Bild»<br />
und «Zeit») vernichtend. Wichtige<br />
CDU-Granden distanzierten sich<br />
darauf von ihm – er trat zurück.<br />
Roger Blum, Professor für<br />
Medienwissenschaft, Präsident der<br />
Unabhängigen Beschwerdeinstanz für<br />
Radio und Fernsehen<br />
Im Windschatten der Grossen<br />
Wer ist bloss der «Landbote»? Eine solch<br />
arrogante Frage – und das in einer Jubiläumszeitung<br />
– kann natürlich nur ein bornierter<br />
Bewohner von Downtown Switzerland stellen,<br />
einer aus jener Stadt, wo schon vor 175 Jahren<br />
die «Intelligenzmacht» zu hocken meinte und<br />
erwartete, dass das Landvolk draussen in<br />
Winterthur und anderswo brav der Zentrale<br />
gehorche. Der «Landbote» hat der demokratischen<br />
Opposition auf dem Land bereits <strong>im</strong><br />
Jahr 1836 eine St<strong>im</strong>me gegeben. Heute weiss<br />
das kaum noch einer. Was ein paar Monate<br />
zurückliegt, ist <strong>im</strong> Medienzeitalter bereits<br />
Geschichte. Und dahinter gähnt ein schwarzes<br />
Loch.<br />
Es gibt zwar heftige Diskussionen über den<br />
Zustand unserer Medienlandschaft, über journalistische<br />
Qualität, Meinungsmacht und<br />
Besitzverhältnisse. Den Teilnehmern der<br />
Debatte fallen dabei aber meist nur die<br />
«grossen» Namen «Neue Zürcher Zeitung»,<br />
«Tages-Anzeiger», Schweizer<br />
Fernsehen oder – derzeit – «Basler<br />
Zeitung» ein. Wer über den Verlust<br />
von Vielfalt jammert, übersieht allzu<br />
schnell, dass <strong>im</strong> Windschatten<br />
der Grossen <strong>im</strong>mer noch zahlreiche<br />
selbstständige Zeitungen wie<br />
der «Landbote» leben, welche das<br />
Gemeinwesen auf regionaler und<br />
lokaler Ebene kritisch begleiten.<br />
Und wer über die Potenziale des Internets<br />
jubelt, welches heute viele neue<br />
Möglichkeiten für Informationsplattformen<br />
schafft, vergisst gerne, dass es gerade<br />
<strong>im</strong> Nahbereich bei der Hoffnung geblieben<br />
ist. Die verschiedenen Versuche in der<br />
Schweiz, eigenständige Websites für lokale<br />
Nachrichten einzuführen, sind selten weit gediehen.<br />
Wer schliesslich beklagt, er werde<br />
zugedröhnt von nervösen Internet-,<br />
Radio- und Fernsehnews, ignoriert,<br />
dass der Nachrichtenfluss<br />
übers politische und gesellschaftliche<br />
Geschehen <strong>im</strong><br />
Auflösung des Bildrätsels<br />
auf Seite 17<br />
der <strong>Jubiläumsbeilage</strong>:<br />
Willy Germann (CVP) und<br />
Cécile Krebs (SP) haben<br />
hinter dem «<strong>Landboten</strong>»<br />
die Köpfe zusammengesteckt.<br />
Bild: Peter Würmli<br />
Nahen schmal wird. So sind es <strong>im</strong>mer noch gedruckte<br />
Zeitungen wie der «Landbote», welche<br />
in unserer direkten Demokratie die Knochenarbeit<br />
leisten. Niemand sonst erbringt<br />
eine vergleichbare publizistische Verlässlichkeit,<br />
Kontinuität und Hintergründigkeit<br />
– eine wichtige Arbeit, die allerdings selten<br />
Lorbeeren und grosse Aufmerksamkeit einträgt.<br />
In diesem Sinn hat der «Landbote» gute<br />
Gründe, mit Stolz und Selbstbewusstsein dem<br />
rauen Wind entgegenzutreten, der seit einiger<br />
Zeit durch die Blätterwälder weht.<br />
Rainer Stadler ist Redaktor bei der «Neuen<br />
Zürcher Zeitung» und schreibt über<br />
Medienthemen<br />
25<br />
Bilder: pd
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«Der Landbote»<br />
und bedanken<br />
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Ohne Kritik keine Kultur<br />
Wir danken für den Diskurs und<br />
eine Kulturberichterstattung, die<br />
diesen Namen auch verdient<br />
Wir gratulieren<br />
herzlich.<br />
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Winterthur<br />
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Wir gratulieren dem<br />
<strong>Landboten</strong> zu ihrem<br />
175-jährigen Jubiläum<br />
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175. Geburtstag!<br />
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Du liebstuns – du liebstuns nicht!<br />
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Lieber Landbote,wir gratulierendir<br />
herzlichzum 175. Geburtstag.<br />
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dem <strong>Landboten</strong> zum<br />
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und freuen uns auf<br />
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DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 27<br />
IntervIew: SImon HungerbüHler<br />
Sie haben es gemessen. Sagen Sie uns,<br />
was liest der Leser in der Zeitung?<br />
Carlo Imboden: Den Leser als solchen<br />
gibt es nicht. Das ist auch zugleich<br />
das Hauptproblem der Zeitung<br />
als Massenmedium.<br />
Die Zeitungen sind<br />
heute <strong>im</strong>mer mehr<br />
damit konfrontiert,<br />
dass es kleine atomisierte<br />
Lesergruppen<br />
gibt, die ein je anderes<br />
Strickmuster besitzen.<br />
Es gibt zwar<br />
Themen, die eine grosse Mehrheit interessieren,<br />
aber das grosse gemeinsame<br />
Muster wird <strong>im</strong>mer diffuser.<br />
Können Sie uns denn wenigstens sagen,<br />
was ein einzelner Leser liest?<br />
Auf jeden Fall nicht das, was er behauptet.<br />
Bevor wir elektronisch erfassen,<br />
was gelesen wird, befragen wir<br />
unsere Probanden nach ihrem Leseverhalten.<br />
Danach spiegeln wir das<br />
mit den Testergebnissen. Dabei haben<br />
wir festgestellt, dass es einen grossen<br />
Unterschied gibt zwischen dem, was<br />
der Leser zu lesen meint, und dem,<br />
was er tatsächlich liest.<br />
Da werden die befragten Leserinnen<br />
und Leser sehr überrascht sein.<br />
«Kurzes ist der Tod der Zeitung»<br />
Der Leser weiss nicht, was er liest. Carlo Imboden schon.<br />
Der Leserforscher erfasst elektronisch, wo der Konsument seine<br />
Lektüre beginnt und wo er abspringt. Daher weiss Imboden auch,<br />
dass es vor allem die langen Geschichten sind, die gelesen werden.<br />
so arBeItet Der<br />
LEsERfORsCHER<br />
Die von Carlo Imboden entwickelte<br />
analysemethode «readerscan» erfasst,<br />
was der Leser liest. Dazu erfasst<br />
der Proband während des Lesens<br />
mit einem Laserstift, wo er aus<br />
den texten ausgestiegen ist. Die<br />
elektronisch aufgezeichneten markierungen<br />
werden statistisch mit denjenigen<br />
anderer Probanden verbunden.<br />
es entsteht ein Lesemuster. Dieses<br />
wird analysiert und dient als grundlage<br />
für die Beratung der medien. (hun)<br />
Zuerst ist die Redaktion überrascht,<br />
wie gross die Differenz zwischen Leserrückmeldung<br />
und Leseverhalten ist.<br />
Aber klar, auch der Leser ist erstaunt.<br />
Es ist nicht so, dass er bei der Befragung<br />
lügen möchte. Der Leser weiss<br />
einfach nicht, was er liest. Zeitunglesen<br />
ist ein Gewohnheitsakt, den er nie<br />
reflektiert. Zudem gibt es bei der Befragung<br />
einen systematischen Effekt,<br />
der zu einer Verzerrung führt: Der Leser<br />
neigt dazu, entlang der sozialen Erwünschtheit<br />
zu antworten. Es ist wie<br />
be<strong>im</strong> Fernsehen: Keiner will Big Brother<br />
gesehen haben. Die gemessene<br />
Quote sagte aber etwas ganz anderes.<br />
Und in der Zeitung liest niemand «Sex<br />
and Cr<strong>im</strong>e», sondern man interessiert<br />
sich für Politik und Kultur.<br />
Sie sprachen von einer atomisierten Leserschaft.<br />
Lässt sie sich nicht in grösseren<br />
Gruppen zusammenfassen?<br />
Es gibt einen Unterschied bezüglich<br />
der Interessen und der Leseweise von<br />
Menschen aus der Stadt und solchen<br />
<strong>vom</strong> Land, von jungen und älteren<br />
Leuten oder auch von Männern und<br />
Frauen. Die Zeitungsmacher gewichten<br />
diese Gräben aber viel zu stark.<br />
Sie richten sogar das Blatt danach aus<br />
und trennen die Bünde thematisch<br />
auf, beispielsweise in einen Sportbund<br />
für den Mann und einen Kulturbund<br />
für die Frau. So bleibt am <strong>Morgen</strong>tisch<br />
zwar der eheliche Frieden gewahrt.<br />
Aber gleichzeitig brauchen beide weniger<br />
Zeit für die Zeitungslektüre.<br />
Das ist doch <strong>im</strong> Sinn des Lesers. Er hat<br />
ja <strong>im</strong>mer weniger Zeit zur Verfügung.<br />
Die meisten Zeitungen liegen in dieser<br />
Frage grundsätzlich falsch. Die Macher<br />
sagen sich, der Leser habe nur noch<br />
20 Minuten zur Lektüre. Also müssen<br />
sie ihm in kurzer Zeit möglichst viel<br />
Information möglichst süffig eintrichtern.<br />
Das st<strong>im</strong>mt nicht. Man kann den<br />
Leser motivieren, mehr Zeit zu investieren.<br />
Wenn die Geschichten gut sind,<br />
wird er sich automatisch mehr Lesezeit<br />
gönnen. Die Redaktionen müssen<br />
sich bewusst sein, dass es die investier-<br />
Feuerthalen<br />
Flurlingen<br />
Laufen<br />
QUELLE: LDB l GRAFIK: DKI<br />
Eine der grössten Herausforderungen für die Zeitung ist es, die unterschiedlichen Leseransprüche zu erfüllen. Bild: Donato Caspari<br />
te Zeit ist, die darüber entscheidet, ob<br />
eine Zeitung am Markt erfolgreich ist.<br />
Je länger ein Leser liest, desto grösser<br />
wird die Blattbindung und desto mehr<br />
Abonnements lassen sich verkaufen.<br />
Der «Landbote» verliert seit Jahren<br />
Abonnenten. Wollen Sie also sagen,<br />
unsere Geschichten seien schlecht?<br />
Am schl<strong>im</strong>msten sind die Meldungen<br />
der Nachrichtenagenturen. Dort steht<br />
die zentrale Aussage <strong>im</strong> ersten Satz.<br />
Ist die Pointe vorweggenommen, ist<br />
der Rest nicht mehr interessant und<br />
der Leser steigt aus. Sie müssen Geschichten<br />
erzählen.<br />
Eine Zeitung wie der «Landbote» ist<br />
auf Agenturmeldungen angewiesen.<br />
Ohne könnte er die wichtigen Geschehnisse<br />
nicht mehr komplett abdecken.<br />
Auch hier machen die Redaktionen<br />
einen Fehler. Sie meinen, sie müssten<br />
vollständig sein. Das führt dazu, dass<br />
sie in grosser Zahl Kurzmeldungen<br />
abdrucken, überall kleine Häppchen.<br />
Das ist der Tod der Zeitung. Unsere<br />
Untersuchungen belegen: Der Leser<br />
Der Leser – eine Statistik<br />
geht auf die längeren Geschichten,<br />
nicht auf die kürzeren.<br />
Warum ist das so?<br />
Das hat zwei Ursachen: Zum einen ist<br />
es ein psychologischer Effekt: Druckt<br />
die Zeitung auf einer Seite einen Aufmacher<br />
und drei Kurzmeldungen ab,<br />
ist das für den Leser ein Hinweis darauf,<br />
was wichtig ist. Da folgt er dem<br />
Angebot. Zum anderen: Wenn sich<br />
ein Journalist Raum n<strong>im</strong>mt für eine<br />
Geschichte, schreibt er nicht nach dem<br />
«News first»-Prinzip. Er macht eine<br />
Reportage oder ein Interview. Das<br />
wird viel besser gelesen.<br />
Sie sagten, die Zeitung müsse nicht<br />
komplett sein. Sobald aber kein Bericht<br />
über die GV eines Vereins erscheint, erhält<br />
die Redaktion Reklamationen.<br />
Die Zeitungen müssen nicht über den<br />
Fussgängerstreifen in einer Gemeinde<br />
berichten, bloss weil er gestern frisch<br />
gestrichen worden ist. Und sie müssen<br />
auch nicht über jede Generalversammlung<br />
berichten. Über den Verein<br />
hingegen schon. Die Zeitungen<br />
Dachsen<br />
27 Minuten – so lange liest<br />
Benken<br />
Der typische Leser unter<br />
ein Leser <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
Unterstammhe<strong>im</strong> diesen rund 64 000 Medien-<br />
Trüllikon<br />
in einer Ausgabe des «Land-<br />
Truttikon Oberstammhe<strong>im</strong> konsumenten ist allerdings<br />
boten». Dies ergab die letz- Rheinau<br />
Waltalingen<br />
kein Leser, sondern eine Le-<br />
Marthalen Kleinte<br />
direkte Befragung der Leandel-<br />
Ossingen<br />
serin. Laut der <strong>im</strong> September<br />
serschaft, die vor zwei Jahren<br />
2010 publizierten Wemf-Studie sind<br />
Neunforn<br />
durchgeführt worden ist. Da-<br />
55 Prozent der «Landbote»-Konsu-<br />
sind bereits pensioniert oder stehen<br />
kurz davor.<br />
Eine Mehrheit von 57 Prozent der<br />
Leserschaft verfügt über einen mittleren<br />
Schulabschluss, 11 Prozent haben<br />
ihre Ausbildung nach der obligatorischen<br />
Schulzeit beendet und die restbei<br />
zeigte sich auch, dass<br />
menten Frauen. Und tendenziell sind lichen 32 Prozent absolvierten einen<br />
Frauen weniger Zeit in Flaach<br />
Adlikon Thalhe<strong>im</strong><br />
die Leserinnen und Leser <strong>im</strong> reife-<br />
Humlikon<br />
Volken<br />
Altikon<br />
die Lektüre investieren,<br />
ren Alter. Bloss 14 Pro-<br />
nämlich 24 Minuten.<br />
Dorf<br />
Berg<br />
Henggart<br />
Dägerlen<br />
Ellikon zent sind unter 30 Jahre<br />
Männer hingegen hal-<br />
Dinhard<br />
Ricken-<br />
alt. Die Hälfte der Leten<br />
das Blatt fünf<br />
Hettlingen<br />
bach<br />
Freienstein-<br />
Gachnang<br />
Buch<br />
serschaft ist <strong>im</strong><br />
Minuten länger in Teufen<br />
Neften-<br />
«besten Alter»<br />
Händen.<br />
Rorbas<br />
bach Seuzach<br />
Bertschikon<br />
zwischen 30 und<br />
Dättlikon<br />
27 Minuten – nicht<br />
Wiesendangen Hagenbuch 60 Jahren,<br />
viel Zeit, betrachtet<br />
Pfungen<br />
36 Prozent<br />
man den Aufwand von Embrach<br />
Elsau<br />
Aadorf<br />
mehr als 400 Arbeits-<br />
Winterthur<br />
O’embrach<br />
Elgg<br />
stunden, den der «Land-<br />
Lu�ngen<br />
bote» <strong>im</strong> redaktionellen<br />
Brütten<br />
Bereich für eine Ausgabe<br />
Schlatt<br />
Hochschullehrgang. Ähnlich verhält<br />
es sich mit der Finanzkraft innerhalb<br />
der Leserschaft. Nur 9 Prozent der<br />
Haushalte, in denen der «Landbote»<br />
gelesen wird, verfügen über ein Bruttoeinkommen<br />
von unter 4000 Franken,<br />
die Hälfte kommt mit 4000 bis<br />
8000 Franken monatlich aus. Mehr<br />
als 8000 Franken stehen in 41 Prozent<br />
der Haushaltungen zur Verfügung,<br />
die den «<strong>Landboten</strong>» abonniert haben.<br />
Für sie sollte der Abopreis von<br />
337 Franken pro Jahr also keine besonders<br />
hohe finanzielle Belastung<br />
einsetzt. Zum Glück, so ist<br />
wohl zu sagen, wird nicht nur in Nürensdorf<br />
einer Zeitung, sondern in täg-<br />
Bassersdorf<br />
lich 33 101 «Landbote»-Aus-<br />
Lindau<br />
Kyburg Zell<br />
Hofstetten<br />
Turbenthal<br />
darstellen.<br />
Günstiger als Technoparty<br />
Überhaupt ist der Preis, den ein<br />
gaben gelesen – und erst noch<br />
Illnau-<br />
Effretikon<br />
von mehr als zwei Personen.<br />
Letztlich ist die Bilanz für die WO DIE<br />
ABONNEMENTEN<br />
Macherinnen und Macher des<br />
ZUHAUSE SIND<br />
«<strong>Landboten</strong>» also tröstlich, stehen<br />
den 24 000 Arbeitsminuten Haushalte mit Abo über 40%<br />
Weisslingen<br />
Wildberg<br />
Russikon<br />
Wila<br />
Sternenberg<br />
Abonnent für eine Ausgabe bezahlt,<br />
keine Unsumme. Im Jahresabo beträgt<br />
er für eine Einzelausgabe nur<br />
min<strong>im</strong> mehr als 1.10 Franken, also<br />
bloss zehn Rappen mehr, als man für<br />
den Versand eines Briefes bezahlt.<br />
fast zwei Millionen Leseminu- Haushalte mit Abo 20–40%<br />
Bauma<br />
27 Minuten Information und<br />
ten gegenüber.<br />
Haushalte mit Abo bis 20%<br />
Unterhaltung für 1.10 Franken – ein<br />
Grossauflagengebiet<br />
Kosten-Nutzen-Verhältnis von 4,07<br />
müssen diesen «Pressure Groups» klar<br />
machen, dass sie sehr wohl berichten<br />
wollen – aber nur dann, wenn auch<br />
Geschichten zu erzählen sind. Ins Blatt<br />
gehören massentaugliche Themen.<br />
Und die wären?<br />
Quer durch die atomisierte Leserschaft<br />
gibt es die übergeordneten Sorgen, die<br />
wir als Schweizer haben. Zum Beispiel<br />
der Lärm. Geschichten, die an dieser<br />
Problematik festgemacht sind, die sie<br />
illustrieren, werden gelesen. Schreibt<br />
der «Landbote» über die lauteste<br />
Strasse in Winterthur, liest es auch<br />
der zugezogene, karriereorientierte<br />
Jungvater <strong>im</strong> ruhigen Vorort. Diesen<br />
Leser, der die elektronischen Medien<br />
gewohnt ist, müssen die Zeitungen als<br />
Neuabonnenten gewinnen, wollen sie<br />
den Verlust an Stammlesern ausgleichen,<br />
die altersbedingt wegfallen. Hier<br />
verläuft der grösste Graben zwischen<br />
den verschiedenen Lesertypen.<br />
Carlo Imboden ist Ökonom und Leserforscher.<br />
seine erkenntnisse nutzt der Berner,<br />
um die medien bei der gestaltung und<br />
gewichtung ihrer Inhalte zu beraten.<br />
Rappen pro Minute, das kaum eine<br />
andere kostenpflichtige Freizeitaktivität<br />
erreicht, weder der Besuch<br />
<strong>im</strong> Kino (13,6 Rappen pro Minute<br />
für «The King’s Speech» <strong>im</strong> Kiwi),<br />
<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>mbad (13,3 Rp./Min. für<br />
eine Stunde Schw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Hallenbad<br />
Geiselweid) noch derjenige einer<br />
Technoparty (53,3 Rp./Min. für fünf<br />
Stunden Tanzen auf einem Lovemobile<br />
an der Street Parade).<br />
Der hohe Minutenpreis ist vielleicht<br />
ein Grund, warum Technopartys<br />
nicht mehr so <strong>im</strong> Trend liegen wie<br />
vor einigen Jahren – jedenfalls interessieren<br />
sich laut Wemf-Studie nur<br />
5 Prozent der «Landbote»-Leserschaft<br />
für dieses Thema. Ähnlich wenig<br />
übrig hat die Leserschaft für das<br />
Thema Astrologie (kein Wunder:<br />
die Gesprächsminute mit Mike Shiva<br />
kostet ja auch 450 Rappen), das rund<br />
9 Prozent sehr stark beziehungsweise<br />
eher stark interessiert. Ganz versessen<br />
hingegen ist man <strong>im</strong> Leserkreis<br />
auf die Themen Umweltschutz (85<br />
Prozent) sowie lokale und regionale<br />
Informationen (83 Prozent). In diesem<br />
Punkt finden sich offenbar die<br />
Interessen der Leserinnen und Leser<br />
und das Selbstverständnis des «<strong>Landboten</strong>»<br />
als Regionalzeitung für Winterthur<br />
und Umgebung, der mit mehr<br />
Stadt und mehr Region eine Zeitung<br />
für dahe<strong>im</strong> sein will. (hun)
Schlank werden. Schlank sein. Schlank bleiben.<br />
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Nach längerem Selbstbetrug wie z.B.: «Ich brauche<br />
keine Waage, ich merke dann schon wenn<br />
mir die Kleider zu eng werden,» musste etwas<br />
geschehen! Vor einiger Zeit las ich einen Bericht<br />
über Paramediform und hob diesen Artikel<br />
auf.<br />
Als ich die Augen nicht länger vor den Tatsachen<br />
verschliessen konnte und ich mich<br />
<strong>im</strong> Spiegel kritisch betrachtete, meldete ich<br />
mich bei Paramediform an und habe es keinen<br />
Moment bereut!<br />
Was mir von allem Anfang sehr <strong>im</strong>ponierte,<br />
war, dass man Brot und normale<br />
Lebensmittel essen durfte und mit den<br />
Rezeptvorschlägen kamen feine Speisen<br />
auf den Tisch, die von allen gelobt wurden.<br />
Seine Essgewohnheiten muss man natürlich<br />
schon umstellen und auf ein paar Sünden<br />
verzichten, aber mit der guten Betreuung durch<br />
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Ist es nicht schöner, Crashs<br />
selber zuinszenieren, als nur darüber<br />
zu berichten?<br />
Falls Sie auch dieser Meinung sind, dann lockt es Sie<br />
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Und dem <strong>Landboten</strong> gratulieren wir natürlich ganz herzlich<br />
zum 175-jährigen Jubiläum. Und wünschen ihm und uns<br />
allen weiterhin eine erfolgreiche Zukunft in Winterthur und<br />
<strong>im</strong> Rest der Welt.<br />
die Paramediform-Beraterin macht das Abnehmen<br />
richtig Spass! Da heute ja nichts mehr gratis<br />
ist, ist der geleistete finanzielle Beitrag noch eine<br />
zusätzliche Motivation durchzuhalten!<br />
In sechs Monaten habe ich 16 kg abgenommen<br />
und mein Selbstwertgefühl ist wieder gestiegen.<br />
All die Kompl<strong>im</strong>ente die ich erhalte machen mich<br />
glücklich und stolz!<br />
Allen, die etwas gegen ihr Übergewicht tun<br />
wollen, kann ich Paramediform nur wärmstens<br />
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 29<br />
jean-pierre gubler<br />
Der geneigte Leser merkt etwas …<br />
«Die Wahrheit, nichts als die<br />
Wahrheit» zu sagen, geloben<br />
Angeklagte und Zeugen vor<br />
Gericht. Die Regel gilt auch für<br />
Journalisten in ihrer täglichen<br />
Arbeit. Das heisst: nicht <strong>im</strong>mer.<br />
Die Meldung betraf eigentlich eine<br />
Sensation. «Im Augenblick vor<br />
Drucklegung dieser Ausgabe<br />
erreicht uns eine interessante<br />
Meldung»,<br />
teilte der «Landbote»<br />
an jenem<br />
Tag seiner Leserschaft<br />
in einem Artikel<br />
mit. Ein Splitter der «Sputnik<br />
II»-Raumkapsel sei auf Winterthurer<br />
Boden eingeschlagen. Die Einschlagstelle<br />
befinde sich vor der Fassade des<br />
alten Kantonsspitals, unmittelbar vor<br />
den Fenstern des Blutspendedienstes.<br />
Sie werde bewacht. «Hohe Militärs»<br />
würden dort um 17 Uhr zu einem<br />
Augenschein aus Bern eintreffen.<br />
«Ein Physiker der Kantonsschule<br />
wird für das Publikum Erklärungen<br />
abgeben.» Ob der Kantonsschullehrer<br />
dann auch Zuhörer hatte,<br />
ist nicht überliefert. Die meisten<br />
«geneigten Leser» werden aber die<br />
Absicht der «Landbote»-Macher<br />
nach einem Blick auf das Datum<br />
durchschaut haben: Es war der<br />
1. April 1958.<br />
«Soviel für heute»<br />
Es gibt zwei Kategorien von<br />
Zeitungs-Aprilscherzen. Traditionell<br />
sind jene, mit denen<br />
möglichst viele Leser und Leserinnen<br />
möglichst lange an<br />
der Nase herumgeführt werden.<br />
Dazu wird eine möglichst aktuelle<br />
(mögliche) Begebenheit so aufbereitet,<br />
dass sie erst auf den zweiten<br />
oder dritten Blick hin als absurd erkannt<br />
werden kann.<br />
Zum Beispiel 1936. «Ein interessantes<br />
Projekt», war der Artikel<br />
auf Seite 3 überschrieben, worin von<br />
einem monumentalen Bauvorhaben<br />
die Rede war: Im Rahmen der Neugestaltung<br />
des Bahnhofplatzes prüfe<br />
das Bauamt die Untertunnelung desselben.<br />
Dazu sollte das «National»-<br />
Gebäude «abgetragen und hierauf<br />
neu errichtet werden, jedoch unter der<br />
Erde». Und dies, «um den teuren Platz<br />
nicht ungenutzt zu lassen».<br />
Unterirdisch sei ein grosser Saal geplant,<br />
der 1000 Personen Unterkunft<br />
bieten könne. Besonders erwähnenswert<br />
sei die starke Betondecke, die<br />
es erlaube, den Raum bei Bedarf als<br />
Luftschutzkeller zu nutzen, was «gerade<br />
Winterthur dereinst wahrscheinlich<br />
sehr gut gebrauchen» könne. «Soviel<br />
für heute. Wir hoffen, unsern Lesern<br />
bald Näheres mitteilen zu können.»<br />
Oder 1952. Unter dem Titel «Gratis-<br />
Untersuchung» wurde vermeldet, dass<br />
am Kantonsspital neuerdings ein «genialer»<br />
Apparat in Betrieb sei, der es<br />
erlaube, durch einfaches Durchleuchten<br />
einer Harnprobe sämtliche Krankheiten<br />
festzustellen. «Heute von 14 bis<br />
17 Uhr» würden kostenlose Untersuchungen<br />
angeboten. «Der Urin ist in<br />
weissen, durchsichtigen Glasfläschchen<br />
mitzubringen.» Anderntags erschien<br />
eine Entschuldigung: Zahlreiche<br />
Leser hätten sich tatsächlich mit<br />
ihren Müsterchen zur Poliklinik begeben.<br />
«Vielleicht haben wir die Grenze<br />
zwischen Scherz und Ernst nicht ganz<br />
genügend beachtet» ...<br />
Düsenauto in Zinzikon<br />
1950 schickt eine besonders übermütige<br />
Redaktion die Leserschaft gleich<br />
dreifach in den April. Aus dem Bundeshaus<br />
wurde die Abschaffung der<br />
Militäruniformen gemeldet, <strong>im</strong> Neuwiesenquartier<br />
sollten zwei Hochkamine<br />
gesprengt werden und an der<br />
Tram-Endstation Oberwinterthur<br />
Zwe<strong>im</strong>al gelogen wie gedruckt: «Landbote»-Aprilscherze von 2008 (oben) und 1998.<br />
konnten Interessierte der Vorführung<br />
eines amerikanischen Düsenauto-Prototypen<br />
beiwohnen.<br />
Zur zweiten Kategorie gehören<br />
jene Aprilscherze, die schon bei der<br />
ersten Lektüre als solche erkannt werden<br />
sollten. Umso dicker aufgetragen,<br />
desto unterhaltsamer, lautet das Motto:<br />
Um das wachsende Interesse der<br />
Bevölkerung an der näheren Stadt zu<br />
fördern, habe der Stadtrat die Einrichtung<br />
eines he<strong>im</strong>atkundlichenLehr-<br />
pfades auf der<br />
unteren Schützenwiesebeschlossen,<br />
meldete der<br />
«Landbote» 1972.<br />
Als Vorlage gelte<br />
das Suisse Miniature<br />
von Melide:<br />
Auf einer Fläche<br />
in der Grösse eines Fussballfeldes sollten<br />
die Winterthurer Kunstdenkmäler<br />
und historischen Gebäude <strong>im</strong> Mass-<br />
stab 1:10 nachgebildet werden. «Kyburg,<br />
Mörsburg und Schloss Hegi liegen<br />
fortan vor der Haustür» und liessen<br />
sich innert einer Viertelstunde<br />
abschreiten. Das Projektmodell kön-<br />
Der Brauch, am 1. April Mitmenschen<br />
zum Narren zu halten, «in den<br />
April zu schicken», ist in den meisten<br />
Ländern Europas, aber auch in Lateinamerika,<br />
in den USA und Australien<br />
verbreitet. Der Ursprung des<br />
Aprilscherzes ist nicht eindeutig bekannt.<br />
Dazu gibt es die verschiedensten<br />
Erklärungsversuche, von einem<br />
«Schauen Sie nicht<br />
rückwärts – wir<br />
drehen einen zukunftsorientierten<br />
Film»<br />
«Landbote», 1. April 1986<br />
ne «heute Samstag von 8 bis 16 Uhr»<br />
in der Eulachhalle bei freiem Eintritt<br />
besichtigt werden. «Es musiziert das<br />
Echo <strong>vom</strong> Bruderhaus.» Wer sich darauf<br />
vergeblich zur Eulachhalle begab,<br />
hatte es nicht anders verdient.<br />
«Bitte festlich gekleidet»<br />
Spätestens ab 1986 wurden die Aprilenten<br />
ausgeklügelter und umfangreicher.<br />
Für ihren Aprilscherz hatten<br />
sich die damaligen<br />
Kollegen einen<br />
besonders perfiden<br />
Scherz ausgedacht.<br />
Und der<br />
ging so: An jenem<br />
Samstagmorgen<br />
würden Dreharbeiten<br />
für einen<br />
Werbefilm über<br />
die «Vorzüge der<br />
Stadt Winterthur als S-Bahnknotenpunkt»<br />
<strong>im</strong> Hauptbahnhof stattfinden,<br />
vermeldeten sie. Gefilmt werden sollte<br />
die Ankunft eines Sonderzugs mit Regierungsrat<br />
Hans Künzi (der «Vater<br />
der S-Bahn»), weiteren Magistraten<br />
und dem «Musikkorps III der SBB in<br />
ihren neuen Uniformen».<br />
April! April!<br />
alljährlichen Narrenfest – der Göttin<br />
Venus zu Ehren – <strong>im</strong> alten Rom über<br />
einen frivolen Streich auf Kosten des<br />
französischen Königs Heinrich IV.<br />
<strong>im</strong> 16. Jahrhundert zur Theorie, das<br />
Datum sei der Geburtstag von Judas<br />
Iskariot, dem Verräter Christi, der an<br />
diesem Tag erlaubte Schabernack habe<br />
ursprünglich mit Aberglauben zu<br />
Für den Dreh wurden Statisten gesucht,<br />
welche die begeisterte Bevölkerung<br />
m<strong>im</strong>en sollten. Interessierte hatten<br />
sich «dem Anlass entsprechend<br />
einigermassen festlich gekleidet» um<br />
10.45 Uhr auf Perron 2 einzufinden.<br />
Was sie dann auch taten: Etwa<br />
dreissig Leserinnen und Leser<br />
– die Mehrzahl in ihrer<br />
Sonntagskluft – tauchten<br />
zur angegebenen Zeit auf<br />
und wurden zu besagtem<br />
Perron gelotst, wo sie<br />
<strong>vom</strong> vermeintlichen<br />
Aufnahmeleiter der<br />
Firma Lirpa (man<br />
lese den Namen rückwärts<br />
...) per Megafon<br />
empfangen wurden.<br />
Nach dem Eintrag<br />
in die Namensliste erhielten<br />
die Düpierten<br />
noch ein Merkblatt,<br />
wie sie sich während<br />
der Dreharbeiten zu<br />
verhalten hatten. «Winken<br />
Sie nicht in die Kamera»,<br />
war da zu lesen, und<br />
«Schauen Sie nicht rückwärts,<br />
denn wir drehen<br />
einen zukunftsorientierten<br />
Werbefilm». Das Ganze<br />
endete natürlich ohne Regierungsrat,<br />
dafür mit einem Apéro und<br />
einigem schadenfrohen Grinsen.<br />
James Bond <strong>im</strong> Arch-Parkhaus<br />
Rund 20 Jahre später, 2008, wagte die<br />
Lokalredaktion ein Remake der Filmidee.<br />
Diesmal gar in Hollywood-D<strong>im</strong>ensionen,wurden<br />
doch Statis-<br />
ten für den neuen<br />
James-Bond-Film<br />
gesucht. Und zwar<br />
für jene Actionszene,<br />
in welcher<br />
der Bösewicht<br />
seinen schwarzen<br />
Wagen in ein<br />
Parkhaus lenkt,<br />
dort mit quietschenden Reifen bis<br />
zum obersten Deck rast, um dann – in<br />
einem letzten Versuch, zu entkommen<br />
– Richtung Abgrund zu steuern. Flug,<br />
Aufprall, Explosion. Eigentlich hätte<br />
die Szene in Panama gedreht werden<br />
sollen. Im letzten Augenblick hatten<br />
die dortigen Behörden die nötige Bewilligung<br />
zurückgezogen. So der Artikel,<br />
der umso authentischer wirkte, als<br />
ihm ein eigens gezeichnetes Storyboard<br />
als Illustration beigefügt war. Und<br />
in einem Kurzinterview erklärte Starregisseur<br />
Marc Forster, warum ausgerechnet<br />
das Arch-Parkhaus als Ersatz<br />
für das panamesische gewählt worden<br />
war. Ein alter Freund («mit dem ich zusammen<br />
in Montana die Matur machte»)<br />
habe sich erinnert, dass beide Locations<br />
einander ähnelten. Und da<br />
die nächsten Aufnahmen in Bregenz<br />
geplant waren, sei die Winterthurer<br />
Lösung auch kostenmässig ideal. Nur<br />
müssten eben nur noch die Filmpassanten<br />
und -gaffer organisiert werden.<br />
Auch diesmal liessen sich gut zwei<br />
Dutzend Aprilopfer mit der Aussicht<br />
auf einige Sekunden Filmruhm zum<br />
Bahnhof locken, wo sie sich für die Aufnahmen<br />
einschreiben sollten. Und alle<br />
schlugen sich an die Stirn, als sie auf das<br />
ominöse Datum auf der Zeitungsseite<br />
aufmerksam gemacht wurden.<br />
Manchmal laufen echte Meldungen<br />
den echten Scherzen den Rang<br />
tun (der 1. April galt früher als Unglückstag).<br />
Auch der Aprilscherz in<br />
der Zeitung, die absichtliche Falschmeldung,<br />
lässt sich nicht genau datieren.<br />
Schon <strong>im</strong> 18. Jahrhundert soll es in<br />
Deutschland welche gegeben haben.<br />
Zur verbreiteten Tradition wurde die<br />
Aprilente <strong>im</strong> letzten Jahrhundert. So<br />
auch <strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>». (jpg)<br />
«Blocher endlich<br />
am Ziel:<br />
Staatschef, Ständerat<br />
und Bankdirektor»<br />
«Landbote» <strong>vom</strong> 1. April 1993<br />
ab. «Bald ein Kunstwerk von Weltrang<br />
in der Steinberggasse?», titelte<br />
der «Landbote» am 1. April 1993. Es<br />
folgte ein Bericht über drei geplante<br />
Betonbrunnen des Min<strong>im</strong>al-Art-<br />
Künstlers Donald Judd, welche «die<br />
Kulturstadt Winterthur auf einen<br />
Schlag weltberühmt» machen würden.<br />
«April! April!», dachten zahlreiche<br />
Leser, umso mehr als <strong>im</strong> euphorischen<br />
Artikel ein öffentlicher Auftritt des<br />
amerikanischen Künstlers erwähnt<br />
wurde, an welchem dieser sein Projekt<br />
vorstellen wollte. Sie irrten. Die<br />
Falschmeldung befand sich acht Seiten<br />
weiter: «Ab heute: Kanton Winterthur<br />
– Hauptstadt Seuzach», hatte die<br />
Regionalredaktion ihren ganzseitigen<br />
Aprilbeitrag überschrieben: «Weg von<br />
Zürich – nie mehr Ärger mit dieser rot<br />
regierten Möchtegerngrossstadt.»<br />
Der Scherz über die Kantonssezession<br />
war so offensichtlich, dass natürlich<br />
niemand darauf hereinfiel. Dafür<br />
schöpften die zwei Autoren aus<br />
dem Vollen. Der Bund habe die Bewilligung<br />
für einen zehnjährigen Versuchsbetrieb<br />
gegeben, schrieben sie.<br />
Ziel sei eine effizientere Politik auf<br />
allen Ebenen. Die bisher grassierenden<br />
Leerläufe sollten vermieden werden.<br />
Dazu würde die Demokratie abgeschafft:<br />
«Mitsprache lähmt», wurde<br />
ein Gemeindepräsident zitiert. Erstmals<br />
würde in einem Schweizer Kanton<br />
das Präsidialsystem eingeführt.<br />
Als erster Präsident sei Christoph Blocher<br />
designiert worden, der «keinen<br />
Augenblick gezögert» habe, das Amt<br />
anzunehmen. Der Politiker habe sich<br />
denn auch «hocherfreut»<br />
gezeigt<br />
und seine Schriften<br />
unverzüglich<br />
nach Embrach<br />
verlegen lassen,<br />
wollte er doch<br />
künftig <strong>im</strong> Schloss<br />
Wart residieren.<br />
Viel zu reden<br />
gegeben habe hingegen<br />
das Wappen des neuen Kantons.<br />
Vom Wildschwein zur Schnecke, von<br />
der Ähre zum Mond – alle Motive wurden<br />
in Betracht gezogen. Schliesslich<br />
hätten sich die Gründungsväter auf ein<br />
lediglich goldgelb koloriertes Wappen<br />
(<strong>Morgen</strong>sonne auf dem Schauenberg!<br />
Weizenfeld <strong>im</strong> Flaachtal!) geeinigt, das<br />
zur Veranschaulichung auch gross auf<br />
der Seite abgebildet wurde.<br />
Aus Scherz wird Ernst<br />
Zuweilen entwickelt sich ein Aprilgag<br />
weiter: Mitte der Neunzigerjahre<br />
lancierte Erwin Schatzmann, Künstler<br />
und Stadtoriginal, seinen – anfänglich<br />
belächelten – Vorschlag von<br />
einem Winterthurer Badesee. Flugs<br />
konstruierte die Lokalredaktion daraus<br />
ihren Aprilscherz von 1996. Übers<br />
Wochenende habe der «Spatenstich<br />
für die erste Stadtsee-Probebohrung»<br />
stattgefunden, schrieb sie und stellte<br />
ihrem Bericht als Beweis das Bild von<br />
Baustadtrat Heiri Vogt an den Hebeln<br />
eines Schaufelbaggers bei. Schatzmanns<br />
Idee sei umso realistischer, als<br />
sich der Freizeitsee mit einem ohnehin<br />
geplanten Hochwasser-Rückhaltebecken<br />
verbinden liesse, wurde der Bauvorstand<br />
zitiert.<br />
An besagtem Tag sollte die Bevölkerung<br />
mit Spezialaktionen für das<br />
Projekt gewonnen werden. Unter anderem<br />
sollten am Rande des besagten<br />
Geländes die ersten Fischereirechte<br />
verlost und hundert Bootsplätze an<br />
die Meistbietenden vergeben werden.<br />
Auf den Schwindelartikel fiel kaum<br />
jemand herein. Schatzmann ergriff jedoch<br />
die Gelegenheit, für seinen sehr<br />
wohl ernst gemeinten Vorschlag zu<br />
werben, und stellte dort ein Tischchen<br />
mit Flyern seines neu gegründeten Initiativvereins<br />
auf. Etliche Neugierige<br />
traten diesem denn auch bei. Aus dem<br />
Aprilscherz wurde später politischer<br />
Ernst: die Waldeggsee-Initiative. Diese<br />
wurde erst 1999 an der Urne bachab<br />
geschickt.
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 33<br />
Der «Landbote» rund um die Uhr<br />
Intuitiver Lokalchronist<br />
Die Geschichte klingt banal: Der Landi-Laden<br />
an der Schaffhauserstrasse<br />
in Winterthur geht zu. Ein «Landbote»-Redaktor<br />
hat diese Information<br />
als Kunde erhalten. Lokalredaktor<br />
David Herter sagt in der Ressortsitzung<br />
um 9.30 Uhr, er wolle die Gründe<br />
dafür herausfinden. Er hat eine<br />
persönliche Beziehung zu diesem Geschäft,<br />
erinnert sich, wie er als Siebenjähriger<br />
<strong>im</strong> Andelfinger Volg, der zur<br />
gleichen Gruppe gehört, Milch kaufen<br />
ging. Ihm gefällt zudem das Sort<strong>im</strong>ent<br />
der Landi-Läden, das ursprünglich<br />
auf Bauern ausgerichtet war. «Da<br />
erhält man gute Gummistiefel, Mausefallen,<br />
aber auch Orangensaft <strong>im</strong><br />
Multipack.»<br />
Der 39-Jährige ist zwar nicht in<br />
einem bäuerlichen Milieu aufgewachsen.<br />
Seit er mit seiner Partnerin und<br />
den zwei kleinen Kindern in Agasul,<br />
einem Weiler von Illnau-Effretikon,<br />
in einem Bauernhaus wohnt und dieses<br />
selbst umbaut, weiss er praktische<br />
Produkte zu schätzen.<br />
Zuerst klärt Herter mit dem Pressesprecher<br />
der Fenaco-Landi-Gruppe<br />
ab, ob der «Landbote» mit dem<br />
Verkaufspersonal sprechen und <strong>im</strong><br />
Laden fotografieren darf. Kurz darauf<br />
ist er vor Ort in der Landi an der<br />
Schaffhauserstrasse.<br />
12<br />
11<br />
Er merkt, dass<br />
1<br />
die Verkäufe- 11<br />
10 2<br />
rin eigentlich<br />
9<br />
3 unglücklich<br />
über die 9Ge<br />
8<br />
4 schäftsschlies<br />
8<br />
7 5 sung ist, sich<br />
6<br />
aber nicht traut, 7<br />
8<br />
11<br />
1<br />
10 2<br />
9<br />
7<br />
12<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
es zu sagen. Erst als er ihr versichert,<br />
auch noch mit ihrem direkten Vorgesetzten<br />
zu sprechen, und eine Weile<br />
mit ihr plaudert, taut sie auf und sagt,<br />
was sie wirklich denkt.<br />
Er erlebe Gesprächspartner – oft keine<br />
Prominenten, sondern normale<br />
Menschen wie du und ich – meist recht<br />
offen, sagt Herter. Manchmal müsse<br />
er sie aber zuerst «knacken». Das<br />
Dilemma, nicht mit der Tür ins Haus<br />
zu fallen und trotzdem so schnell wie<br />
möglich zu seinen Informationen zu<br />
kommen, erlebe er häufig.<br />
David Herter ist ein Praktiker. Er<br />
kam als Quereinsteiger in den Journalismus.<br />
Nach einer Lehre als Maschinenmechaniker<br />
begann er ein<br />
Elektrotechnikstudium, arbeitete als<br />
Monteur, Kleidersammler und Zeitungsverträger,<br />
trainierte Handballjunioren<br />
und gründete ein Konzertlokal<br />
mit. Als die «Andelfinger Zeitung»<br />
1999 einen redaktionellen Mitarbei-<br />
12<br />
ter suchte, 1 erhielt Herter die Stel-<br />
10 le. Er absolvierte 2 berufsbegleitend<br />
einen Diplomkurs am Medienausbildungszentrum<br />
3 in Luzern (MAZ).<br />
Vielseitig geblieben ist er auch als<br />
4<br />
Journalist. Zwar übernahm er 2007<br />
bei seinem 5<br />
6 Wechsel zum «Landbo-<br />
5<br />
6<br />
DER FOTOgRAF heinz diener<br />
8<br />
11<br />
1<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
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10 2<br />
9<br />
8<br />
11<br />
7<br />
12<br />
6<br />
Ich ERLEBE häuFIg DAS DILEmmA,<br />
NIchT mIT DER TüR INS hAuS zu FALLEN<br />
uND TROTzDEm SO SchNELL wIE mög-<br />
LIch zu INFORmATIONEN zu kOmmEN<br />
5<br />
4<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
ten» das Schuldossier. Er möchte<br />
sich aber bewusst nicht an ein einziges<br />
Thema klammern. «Für mich besteht<br />
ein wesentlicher Aspekt meiner<br />
Arbeit darin, mich nicht auf meine<br />
Vorlieben zu beschränken, sondern<br />
offen zu bleiben.»<br />
Aus der Landi-Filiale zurück in der<br />
Redaktion beginnt Herter, seine Gedanken<br />
zu ordnen. «Ich will zuerst<br />
Im SpORT BRAuchT EIN FOTOgRAF<br />
SchNELLE FINgER, ER muSS SpIELzügE<br />
LESEN köNNEN, um vORAuSzuAhNEN,<br />
wAS ALS NächSTES pASSIERT<br />
Bild: Patrick Gutenberg<br />
DER JOuRNALIST david herter<br />
einen Sachverhalt einschätzen und<br />
verstehen können, wer welche Rolle<br />
spielt. Schliesslich möchte ich so objektiv<br />
wie möglich schreiben.» Er beginne<br />
mit dem Titel und dem Einstieg.<br />
Erst nachdem er etwa zwei Drittel des<br />
Artikels geschrieben habe, überlege<br />
er sich, was noch fehlt, und wie er zu<br />
einem Schluss kommen könnte. «Ich<br />
würde mir gerne vor dem Schreiben<br />
Flinke Finger<br />
10<br />
11<br />
12<br />
1<br />
2<br />
11<br />
12<br />
1<br />
Heinz Diener hat in Zürich eine Ausstel-<br />
9<br />
lung über Gespenster fotografiert. Kurz<br />
10 2<br />
prüfung <strong>im</strong> Jahr 1980. Er war damals für<br />
3<br />
den «<strong>Landboten</strong>», für 9andere<br />
Zeitungen 3<br />
nach Mittag, auf dem Weg in die Redak- 8 und für 4 die Bildagentur Keystone tätig –<br />
tion, führt er einen weiteren Auftrag aus: <strong>im</strong>mer neben seiner 100-Prozent-Stelle<br />
8<br />
4<br />
7 5<br />
Die Gemeinde Effretikon will das Areal 6in<br />
der Druckerei. «1981 kam 7 mein 5Sohn<br />
6<br />
Moosburg mit einer neuen Grillstelle zur Welt. Als Familienvater war es<br />
aufwerten. Der Fotograf muss ins<br />
Bild rücken, was noch nicht ist.<br />
10<br />
Er bringt Bilder des bestehenden<br />
Grillplatzes aus verschie- 9<br />
denen Perspektiven zurück.<br />
11<br />
12<br />
1<br />
mir zu unsicher, nur als Fotograf<br />
12<br />
zu arbeiten.» 11 1<br />
2<br />
Vor 12 Jahren 10 erhielt Die- 2<br />
3 ner eine Festanstellung be<strong>im</strong><br />
«<strong>Landboten</strong>». 9 Zu Beginn gab 3<br />
«Das ist am schwierigsten: ein<br />
interessantes Bild von einer an<br />
sich langweiligen Wiese zu machen,<br />
auf der nichts passiert.»<br />
8<br />
7<br />
6<br />
4 es in der Redaktion noch eine<br />
8<br />
4<br />
5 Dunkelkammer. Erst <strong>im</strong> Jahr<br />
2000 stellten die Fotografen 7 5<br />
6 auf<br />
Digitalfotografie um. Diener findet<br />
Der 59-Jährige zieht Action vor, vor 12<br />
11 es toll, 1 dass er als Fotoreporter an Orte<br />
12<br />
allem <strong>im</strong> Sport. Handball, Fussball oder kommt, an die er sonst nie 11gelangt<br />
1wäre,<br />
10 2<br />
Eishockey. In diesem Bereich hat er dass er Leute kennen 10 lernt, die er sonst 2<br />
mit Fotografieren begonnen. «Im 9 Sport nie getroffen 3 hätte. Er mag es, dass er re-<br />
braucht man als Fotograf schnelle Finger,<br />
und man muss Spielzüge lesen 8 können,<br />
um vorauszuahnen, was <strong>im</strong> nächs- 7<br />
ten Moment passiert.»<br />
lativ selbstständig arbeiten 9 kann und <strong>im</strong>3<br />
mer unterwegs 4 ist.<br />
8<br />
4<br />
Zurück 5 in der Redaktion muss er eine<br />
6<br />
7<br />
erste Auswahl der Bilder ins Archiv 5<br />
6 ein-<br />
Auch Dieners älterer Bruder war ein lesen und sie richtig anschreiben. Neben<br />
12<br />
Fotobegeisterter, hat als Kind Fliegen 11 Dieners 1 Arbeitsplatz steht eine 12gerahm<br />
am Stubenfenster auf Fotofilm gebannt. te Fotografie: Darauf ist 11zu<br />
sehen, 1<br />
10 2<br />
wie<br />
Diener erbte später seine Fotoausrüs- die alte Winterthurer 10 Kaserne in Flam2<br />
tung. Er hat sich das Fotografieren 9 automen steht. 3 Diener war dabei. Er war<br />
9<br />
3<br />
didaktischangeeig- auch dabei, als 1982 ein deutscher Rei-<br />
8<br />
4<br />
net, neben anderen sebus auf einem Bahnübergang 8 in Pfäf- 4<br />
Jobs auf dem Bau, 7als<br />
fikon 5<br />
6 von einem Regionalzug erfasst<br />
7 5<br />
Monteur oder Hilfs- wurde. Der Bus brannte vollständig 6 aus.<br />
drucker. Auch als er 39 Menschen starben.<br />
mit 32 Jahren noch<br />
eine Lehre als Offset-<br />
Um spektakuläre Aufträge 12 reisst sich<br />
11 1<br />
Diener nicht mehr. Seit seiner Herzopekopist<br />
(dieser stellt ration 2003 gehe er sein 10 gesamtes Leben 2<br />
<strong>im</strong> Druckgewerbe die<br />
Platten her) machte,<br />
ruhiger an. Er versucht, gesünder zu es-<br />
9<br />
3<br />
sen. Zudem macht er mit einem Hund<br />
fotografierte er nebenbei. Als Datum, aus dem Tierhe<strong>im</strong> lange 8 Spaziergänge. 4<br />
an dem er ein «richtiger» Fotograf wurde,<br />
nennt Diener den Tag seiner Auto-<br />
Eine ideale Lösung: Diener 7 liebt Hunde, 5<br />
seine Frau mag keine Haustiere. 6<br />
Bild: Urs Jaudas<br />
ein Konzept machen, bin aber eher<br />
der intuitive Arbeiter.» Trotzdem<br />
schleife er lange an einem Text. Am<br />
Landi-Artikel, der schliesslich um<br />
die 100 Zeilen lang wird, arbeitet er<br />
etwa fünf Stunden. Er hat aus der banalen<br />
Meldung ein Geschäftsporträt<br />
gemacht, in dem sich auch ein Stück<br />
lokale und regionale Wirtschaftsgeschichte<br />
spiegelt.
DER LANDBOTE<br />
34 l<br />
12<br />
11 1<br />
10 2<br />
175 JAhRE LANDBOTE10 2<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong><br />
8<br />
4<br />
7 5 Die Bastlerin<br />
6<br />
Helen Sondereggers Spezialiät sind Grafiken. 12liebsten<br />
ist sie be<strong>im</strong> Layouten aber kreativ,<br />
11 1<br />
Eine Kurve zeigt, wie sich der Rohölpreis in deshalb sind die freier gestalteten 12<br />
11 Panorama-<br />
1<br />
den letzten zehn Jahren entwickelt hat. 10 Auf seiten 2ihre<br />
Favoriten.<br />
10 2<br />
einer Karte ist zu sehen, wo die Gemeinde Sonderegger und ihre Kollegen sind für das<br />
9<br />
3<br />
Elgg per Fernwärme heizen will. Grafiken hat Layout der Kulturseiten, 9 der Aufschlagseiten, 3<br />
die 43-Jährige schon <strong>im</strong>mer gerne gemacht, 8 der Front 4 und der Letzten zuständig. Viele<br />
auch be<strong>im</strong> Verlag, bei dem sie vorher lange Dienstredaktoren machen 8 das Layout 4<br />
7 5<br />
der üb-<br />
Jahre gearbeitet hat. Ursprünglich absolvierte 6 rigen Seiten selbst. Einige 7bitten<br />
die 5 Layoute-<br />
6<br />
sie eine 4-jährige Lehre als Architekturrin<br />
dabei um Hilfe. Es sei stressig, wenn<br />
modellbauerin. Nach der Ausbildung<br />
arbeitete sie als Freelancerin. Als es<br />
10<br />
der Baubranche schlecht ging, sattelte<br />
sie um und fand einen Job bei 9<br />
einem Lehrmittelverlag. Das Lay-<br />
11<br />
12<br />
1<br />
<strong>im</strong>mer wieder jemand an ihr Pult<br />
12<br />
komme und sie 11 aus einer 1 Arbeit,<br />
2<br />
zum Beispiel 10 dem Gestalten 2 einer<br />
3 Grafik, herausreisse. Es mache<br />
ihren Job 9aber<br />
auch lebendig. 3<br />
out- und Grafikhandwerk hat sie 8<br />
sich selbst erarbeitet und entspre- 7<br />
chende Kurse gemacht.<br />
Nach eineinhalb Jahren be<strong>im</strong> «Land-<br />
6<br />
4 «Nicht superlässig» findet sie<br />
8<br />
4<br />
5 die unregelmässigen Arbeitszeiten.<br />
Entweder dauert 7ihre<br />
Schicht 5<br />
6 von 11<br />
bis 19 Uhr oder von 15.30 bis zum Reboten»<br />
layoutet sie inzwischen gern. «Der<br />
Unterschied <strong>vom</strong> Buch- zum Zeitungsmachen<br />
daktionsende um 23.30 Uhr. Sie hätte gerne<br />
12<br />
einheitliche Wochen und 11einen<br />
fixen 1 freien<br />
ist, dass be<strong>im</strong> Buch die Texte schon da sind.» Tag, an dem sie einen 10Kurs besuchen 2würde.<br />
Mit einem «120er aufzumachen», sei etwas In ihrer Freizeit bastelt sie an ihrer Altbau-<br />
ganz Neues für sie gewesen. Sie war es nicht wohnung <strong>im</strong> Neuwiesenquartier 9<br />
herum. 3 Sie<br />
gewohnt, auf einer Seite ein leeres Gerüst für<br />
einen 120 Zeilen langen Text anzulegen. Am<br />
ist eine geschickte He<strong>im</strong>werkerin und schleift<br />
8<br />
4<br />
etwa Parkettböden eigenhändig ab.<br />
7 5<br />
6<br />
9<br />
3<br />
9<br />
3<br />
8<br />
4<br />
«Ein gutes Bild ist keine Geschmackssache»<br />
8<br />
4<br />
Andrea Fessler (39), Leiterin der<br />
Bildredaktion:<br />
«Die Bildredaktion ist die<br />
Schnittstelle zwischen Journalisten,<br />
Fotografen und Layoutern.<br />
Wir koordinieren die Bildaufträge<br />
und stellen einen Einsatzplan<br />
für die Fotografen auf. Sie melden<br />
sich nach jedem Auftrag von<br />
unterwegs bei uns; falls neue Aufträge<br />
anstehen, die sie unterwegs<br />
erledigen könnten.<br />
Sind die Bilder ins System eingelesen,<br />
wählen wir zusammen mit<br />
den Schreibenden das beste davon<br />
aus. Wir suchen auch Bilder<br />
in unserem Archiv oder bei Bildagenturen.<br />
Die Welt wird heute<br />
von Bildern überflutet, das macht<br />
unsere Arbeit nicht einfacher. Was<br />
ein gutes Bild ausmacht, ist keine<br />
Geschmacksfrage, sondern<br />
es gibt fachliche und<br />
wissenschaftliche Kriterien<br />
dafür.<br />
Ich übte in meinem Leben<br />
ganz unterschiedliche<br />
Berufe aus, mehr oder weniger<br />
hatten sie <strong>im</strong>mer mit<br />
Bildern, mit visuellem Gestalten<br />
zu tun. Ursprünglich<br />
9<br />
8<br />
11<br />
7<br />
11<br />
12<br />
6<br />
1<br />
5<br />
1<br />
4<br />
10 2<br />
DiE LAyOuTERiN helen sonderegger<br />
9<br />
12<br />
3<br />
3<br />
lernte ich Schriftsetzerin, arbeitete<br />
später als Typografin, Grafikerin,<br />
Serviceangestellte, Psychiatriepflegerin<br />
und mit Arbeitslosen. Acht<br />
Jahre war ich Bildredaktorin in<br />
einer Bildagentur, bis ich vor fünf<br />
Jahren zum «<strong>Landboten</strong>» kam.<br />
Am Tagesjournalismus gefällt mir,<br />
dass man nie weiss, was der Tag<br />
bringt. Wenn etwas passiert, müssen<br />
wir das Geplante verwerfen<br />
und etwas Neues aus dem Boden<br />
stampfen. Ich mag das. Das gibt<br />
mir einen Kick.<br />
In meinem Job ist es wichtig,<br />
eine Teamplayerin, flexibel und<br />
belastbar zu sein. Im Min<strong>im</strong>um<br />
rede ich täglich mit zwanzig Menschen.<br />
Wir haben eine gesunde<br />
Diskussionskultur. Auch wenn<br />
mal die Fetzen fliegen, ziehen wir<br />
9<br />
8<br />
8<br />
7<br />
11<br />
6<br />
5<br />
1<br />
5<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
7<br />
12<br />
6<br />
4<br />
sTREssig,<br />
<strong>im</strong>mER<br />
wiEDER Aus<br />
DER ARBEiT<br />
gERissEN<br />
zu wERDEN,<br />
ABER Auch<br />
spANNEND<br />
iN mEiNEm JOB isT Es wichTig, EiNE<br />
TEAmpLAyERiN uND BELAsTBAR zu<br />
sEiN. <strong>im</strong> miN<strong>im</strong>um REDE ich TägLich<br />
miT zwANzig mENschEN<br />
3<br />
3<br />
«Stadt verärgert Püntiker», titelte<br />
der «Landbote» am 18. Februar.<br />
Das ist eine Geschichte ganz nach<br />
Thomas Möcklis Geschmack.<br />
Eine Redaktorin hat ein lokales<br />
Thema aufgegriffen, das die Leser<br />
bewegt. Ein Glücksfall für<br />
den Blattmacher. «Ich könnte<br />
mich eigentlich zurücklehnen.»<br />
Das tut der 44-Jährige, der seit<br />
fünf Jahren be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>»<br />
ist, dennoch nicht. Seine Hauptaufgaben<br />
als Blattmacher umfassen<br />
vielmehr: die Nachrichtenlage<br />
überwachen, die Themen<br />
gewichten, die Ressourcen verteilen,<br />
die Schreibenden unterstützen.<br />
Was einfach klingt, ist<br />
tatsächlich ein Troubleshooterjob.<br />
Er muss <strong>im</strong> Chaos den Überblick<br />
behalten. Jederzeit kann etwas<br />
passieren. Ist dies der Fall,<br />
entscheidet Möckli in Absprache<br />
mit den Dienstredaktoren,<br />
die mit ihm am Newsdesk sitzen,<br />
wie und wo sie das Thema behandeln.<br />
Mit den Blattmachern der<br />
vier Partnerzeitungen, denen der<br />
«Landbote» den überregionalen<br />
Teil liefert, tauscht er sich ständig<br />
mündlich und schriftlich aus.<br />
Wenn in Japan die Atomkatastrophe<br />
droht, und dies alle Ressourcen<br />
bindet, darf er die Brandstiftung<br />
in Elgg trotzdem nicht<br />
verpassen. Der Blattmacher wägt<br />
die Themen ab und gewichtet sie<br />
auf der Frontseite. Diese präsentiert<br />
er in der 17-Uhr-Sitzung.<br />
«Fukush<strong>im</strong>a 1 ausser Kontrolle»<br />
ist der Aufmacherartikel. Das<br />
Feuer in Elgg kommt am späten<br />
Abend als Einspalter dazu.<br />
Möckli arbeitet vier Tage<br />
12<br />
11 die Woche 1 von 9 Uhr, 12<br />
11<br />
10 bis die 2Zeitung,<br />
um<br />
22 oder 23 Uhr, fer-<br />
9 tig ist. Den 3 Rest<br />
9<br />
der Woche wird er<br />
8<br />
4<br />
ebenso intensiv in 8<br />
7 Anspruch 5<br />
6<br />
genom-<br />
7<br />
men: von seinen zwei<br />
6<br />
12 Töchtern, 7- und 9-jährig.<br />
11 1<br />
12<br />
11<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
6<br />
am nächsten Tag wieder am gleichen<br />
Strick. 12<br />
11 1<br />
Seit drei Jahren wohne ich nun<br />
10 2<br />
in Winterthur. Diese Stadt ist perfekt<br />
für 9 mich, weil ich <strong>im</strong> 3 Kanton<br />
5<br />
1<br />
4<br />
10 2<br />
7<br />
7 5<br />
6<br />
Schwyz aufgewachsen bin, wo das<br />
kulturelle Angebot sehr klein ist.<br />
Winterthur 12<br />
11 hat 1 hingegen viel zu<br />
bieten: Ich liebe vor allem die Mu-<br />
10 2<br />
sik- und die Kulturszene.»<br />
9<br />
3<br />
8<br />
4<br />
DiE BiLDREDAkTORiN8 andrea 4 fessler<br />
7<br />
12<br />
6<br />
6<br />
5<br />
5<br />
3<br />
Er behält den Überblick<br />
1<br />
10 2<br />
5<br />
1<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
6<br />
5<br />
1<br />
4<br />
10 2<br />
7<br />
12<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
11<br />
7<br />
12<br />
6<br />
DER BLATTmAchER<br />
Thomas möckli<br />
5<br />
4<br />
3<br />
3<br />
3<br />
TROTz kATAsTROphE<br />
iN JApAN DüRfEN wiR DiE<br />
BRäNDE iN ELgg NichT<br />
vERpAssEN<br />
8<br />
11<br />
1<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
12<br />
6<br />
5<br />
1<br />
5<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
12<br />
6<br />
1<br />
5<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
11<br />
12<br />
6<br />
1<br />
5<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
7<br />
12<br />
6<br />
4<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
Bilder: marc Dahinden<br />
10<br />
9<br />
8<br />
10<br />
9<br />
8<br />
10<br />
9<br />
8<br />
10<br />
9<br />
8<br />
10<br />
9<br />
8<br />
11<br />
7<br />
11<br />
7<br />
11<br />
7<br />
11<br />
7<br />
11<br />
7
DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 35<br />
Fels in der Brandung<br />
10<br />
Wenn der Redaktor meint, eine<br />
Zeitungsseite sei fertig, täuscht er<br />
sich. Für Techniker J<strong>im</strong>my Naef<br />
beginnt die Arbeit dann erst.<br />
Sechs Tage lang leistet er Abenddienst<br />
von 16.30 bis um 23.30 Uhr.<br />
Jede zweite Woche plant er die<br />
Struktur der Zeitung mit redaktionellen<br />
Seiten und Inseraten.<br />
Abends bearbeitet er zuerst die<br />
Bilder, die am nächsten Tag in<br />
der Zeitung stehen. Das Farbsystem<br />
muss er auf die vier Druckfarben<br />
Cyan (Blaugrün), Magenta<br />
(Purpurrot), Gelb und Schwarz<br />
12<br />
11 umstellen. 1 «Dieser H<strong>im</strong>mel ist ein<br />
richtiger Postkartenh<strong>im</strong>mel, er 11<br />
2<br />
ist<br />
zu rot», meint er und n<strong>im</strong>mt et-<br />
9<br />
8<br />
7<br />
was Rot heraus. 3 Er hellt auf, dun-<br />
9<br />
kelt nach, macht schärfer.<br />
4<br />
J<strong>im</strong>my Naef heisst zum 8 Vornamen<br />
5<br />
6 eigentlich Werner. Doch<br />
7<br />
seit der Schulzeit, in der er J<strong>im</strong>i<br />
10<br />
Hendrix verehrte, nennen ihn alle<br />
12<br />
11 nur J<strong>im</strong>my. 1 An ihm, der vor 29<br />
11<br />
Jahren Schriftsetzer 2 gelernt hat,<br />
zeigt sich die gesamte technische<br />
9<br />
8<br />
7<br />
Umwälzung 3in<br />
der Zeitungsbran-<br />
9<br />
che. Im ersten Lehrjahr lernte<br />
4<br />
er noch, wie man mit Winkelha- 8<br />
5<br />
ken 6 und einzelnen Lettern Zei- 7<br />
len setzt. Nachher klebte er Arti-<br />
10<br />
kel 12auf<br />
vorgelochte Kartons.<br />
11<br />
Heute entstehen 1 die Zei-<br />
11<br />
tungsseiten 2 ausschliess-<br />
9<br />
8<br />
7<br />
lich am Computer.<br />
3<br />
«Unsere Tätigkeit hat 9<br />
sich zum 4Guten<br />
verändert.»<br />
Es gehe alles 8<br />
5<br />
leichter 6 von der Hand,<br />
und es sei eine schönere<br />
7<br />
10<br />
Gestaltung 12 möglich.<br />
11 1<br />
Das Korrektorat wirft einen 11<br />
letzten Blick 2 auf die Seiten und<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
übergibt sie J<strong>im</strong>my und Kollegen.<br />
Diese prüfen, ob alle Bilder<br />
bearbeitet sind, ob keine Linien<br />
fehlen und die Seitenzahlen st<strong>im</strong>-<br />
10<br />
men. Zudem ändern sie die Far-<br />
12 be, in denen pro Bund Seitenkopf<br />
und 1 Ortschaften eingefärbt sind.<br />
J<strong>im</strong>my 2 muss die Redaktoren<br />
disziplinieren. Be<strong>im</strong> Belichten der<br />
3<br />
Seiten – das heisst be<strong>im</strong> Schicken<br />
in die 4 Druckerei – hat er einen<br />
strikten Fahrplan einzuhalten. In<br />
5<br />
6 der letzten halben Stunde dürfen<br />
nur noch sechs Seiten offen (un-<br />
12 fertig) sein, in den letzten zwanzig<br />
1<br />
Minuten noch vier, in den letzten<br />
10 zehn 2noch<br />
zwei. Die letzte Seite<br />
muss spätestens um 23.30 Uhr<br />
3<br />
belichtet werden. Und dies ungeachtet,<br />
4 ob Gaddafi zurücktritt<br />
oder 5 ein Championsleaguespiel<br />
6 in die Verlängerung geht. Verspätungen<br />
gehen ins Geld,<br />
10<br />
12<br />
1<br />
weil sie den Transport der<br />
Zeitungen verteuern.<br />
2<br />
Seit der Landbo-<br />
3 te Anfang <strong>2011</strong> vier<br />
weitere Regionalzei-<br />
abstreicht, sobald er Seiten in die<br />
Druckerei «geschickt» hat. Das<br />
4 tungen mit seinem geschieht per Knopfdruck, über<br />
6<br />
5 Mantelteil beliefert, ist<br />
J<strong>im</strong>mys Arbeit kompli-<br />
extraschnelle und -leistungsfähige<br />
Datenverbindungen. Er muss<br />
zierter geworden. Der Tech- schnell und trotzdem genau vor-<br />
10<br />
12 niker 1 muss den Überblick behalten<br />
und arbeitet mit Listen, die er<br />
2<br />
gehen. Die Namen der Seitendateien<br />
<strong>im</strong> <strong>PDF</strong>-Format müs-<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
1<br />
4<br />
10 2<br />
9<br />
8<br />
11<br />
3<br />
DIE kORREkTORIN vRONI schIllINg<br />
7<br />
12<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
uNsERE TäTIgkEIT ALs schRIfT-<br />
sETzER hAT sIch sEhR vERäNDERT.<br />
Ich fINDE, zum guTEN. hEuTE IsT EINE<br />
schöNERE gEsTALTuNg mögLIch<br />
DER TEchNIkER JImmy Naef<br />
sen zum Beispiel exakt st<strong>im</strong>men,<br />
sonst landen sie in der Druckerei<br />
nicht auf der richtigen Platte.<br />
J<strong>im</strong>my wirkt auch in der<br />
grössten Hektik wie ein Fels in<br />
der Brandung. Herunterfahren<br />
könne er nach einem strengen<br />
Abend, wenn er um Mitternacht<br />
Ich muss mIch AchT sTuNDEN LANg<br />
kONzENTRIEREN köNNEN. Ich vERsuchE<br />
DEshALB, mEINE fREIE zEIT mög-<br />
LIchsT ENTspANNT zu vERBRINgEN<br />
Bilder: marc Dahinden<br />
eine halbe Stunde mit dem Zug<br />
nach Märstetten TG fahre und<br />
zwanzig Minuten zu Fuss nach<br />
Hause gehe. Dort setze er sich<br />
noch etwas nach draussen. Im<br />
Sommer steht er am nächsten<br />
morgen trotzdem öfters um sechs<br />
Uhr auf und geht fischen.<br />
Die Nachleserin<br />
12<br />
11 1<br />
12<br />
11 1<br />
Vroni 10 Schilling liest 2 Tag und Nacht. zur Korrektur» auf dem Bildschirm auf-<br />
Be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» korrigiert sie 10 jeweils tauchen. 2 Es sind nur drei Personen, die<br />
acht 9 Stunden lang 3 Artikel. Wenn sie einen ganzen «<strong>Landboten</strong>» korrigieren.<br />
9<br />
3<br />
nach 8 Mitternacht in ihre Altstadtwoh- Wenn Schilling Korrektur liest – die län-<br />
4<br />
nung in Schaffhausen zurückkommt, 8 liest geren 4Texte<br />
auf Papier, die kürzeren am<br />
7 5<br />
sie weiter. 6 Sie verschlingt Bücher von 7 Bildschirm 5 –, tut sie das mit einem Ras-<br />
Anne Tyler, Margaret Atwood oder Ivo 6 ter <strong>im</strong> Kopf. «Ich konzentriere mich dar-<br />
Andric. Meist 12 schläft sie erst mor-<br />
11<br />
gens um fünf 1Uhr<br />
ein. «Ich bin 11<br />
ein 10 Nachtmensch.» 2 Sie empfin-<br />
10<br />
det es deshalb nicht als Nach-<br />
9<br />
3<br />
teil, <strong>im</strong>mer am Nachmittag 9<br />
und 8 am Abend zu 4 arbeiten.<br />
«Die Sozialkontakte leiden 8<br />
7 5<br />
nicht. Man 6 muss sie nur orga- 7<br />
nisieren.» Sie hat zum Beispiel<br />
12<br />
6<br />
auf, wie der Satz beginnt, wie er aufhört<br />
und was dazwischen pas-<br />
1<br />
siert.» Gleichzeitig mit den<br />
2<br />
sprachlichen Fehlern muss<br />
3 sie jeden unnötigen Abstand<br />
vor dem Komma sehen. Denn<br />
4 alle Texte ausser Kommenta-<br />
5 re, Leitartikel und die Frontseite<br />
werden nur einmal gelesen.<br />
Freunde, 12 die <strong>im</strong> Spital Schicht arbei- Die Artikel kämen meist gut über-<br />
11 1<br />
ten. Ihr langjähriger Partner lebt ausser- 12<br />
11 arbeitet 1 in die Korrektur, sagt Schilling.<br />
dem 10 in Deutschland. 2 Er ist ohnehin nur Sie korrigiere auch inhaltliche Fehler, re-<br />
10 2<br />
am 9 Wochenende da. 3<br />
cherchiere selbst <strong>im</strong> Internet, halte täg-<br />
Als junges Mädchen wäre die 53-Jähri- 9 lich mit 3 den Journalisten Rücksprache.<br />
ge 8gerne<br />
Setzerin 4geworden.<br />
Frauen wa- «Am Stil basteln wir jedoch nicht herum.<br />
ren in diesem Job aber nicht akzeptiert. 8 Wenn 4<br />
7 5<br />
etwas grammatikalisch und ortho-<br />
«Es hiess: 6 Da kriegt man ja schwarze 7 grafisch 5 erlaubt ist, lassen wir es.»<br />
6<br />
Finger.» Sie lernte Kindergärtnerin, lan- Neben einer schrägen Leseplatte und<br />
dete «durch 12<br />
11 die Hintertür» trotzdem in dem Computer sind Schillings Werk-<br />
1<br />
12<br />
der Druckerei: als Korrektorin. Elf 11 Jahzeuge 1 der Duden sowie das «Landbo-<br />
10 2<br />
re lang korrigierte sie die «Schaffhauser 10 te»-eigene 2 Wörterverzeichnis. Darin ist<br />
Nachrichten» 9<br />
und 3machte<br />
berufsbeglei- unter G zum Beispiel die Schreibweise<br />
tend den Korrektorenkurs der grafischen 9 von «Gaddafi» 3 festgehalten. Mit einem<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4Branche.<br />
Anschlies- Kugelschreiber notiert sie die Änderun-<br />
8<br />
4<br />
send arbeitete sie in gen. Hier ein «selbständig», dem nach<br />
Druckereien in Win- 7 der 5<br />
6 Hausregel ein zweites «st» fehlt.<br />
terthur und Schleit- Dort ein Name, der nicht einheitlich gehe<strong>im</strong><br />
SH. Zuletzt schrieben ist.<br />
12<br />
war sie bei der «Neu- 11 Nach 1 20 Uhr haben Schilling und ihre<br />
en Zürcher Zeitung» 10 Kolleginnen 2 keine Pause mehr. Sie lesen<br />
tätig, bevor sie vor nonstop. Kann man sich acht Stunden<br />
gut zwei Jahren 9 zum lang konzentrieren? 3<br />
«Man muss.» Sie<br />
«<strong>Landboten</strong>» kam. 8 versuche die <strong>Morgen</strong>, die ja ihre Feier-<br />
4<br />
Schillings Schicht, die um 15 Uhr beabende sind, möglichst entspannt zu ver-<br />
7 5<br />
ginnt, läuft meist geruhsam an, bis <strong>im</strong>- 6 bringen. Sie probiere, keine Probleme<br />
mer mehr Texte mit dem Status «frei zur Arbeit mitzubringen.
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 6<br />
7 5<br />
6<br />
37<br />
Astrid Beerli bremst, schaltet in den<br />
Leergang, zieht die Handbremse,<br />
den Motor lässt sie laufen. Sie n<strong>im</strong>mt<br />
einen Stapel «Landbote»-Exemplare<br />
<strong>vom</strong> Beifahrersitz, steckt drei «Tages-<br />
Anzeiger», zwei «NZZ» und einen<br />
«Blick» dazu. Sie zählt nach. Sie öffnet<br />
die Tür, schwingt sich nach draussen.<br />
Sie läuft durch den Nieselregen<br />
von Briefkasten zu Briefkasten,<br />
steckt eine, manchmal mehrere Zeitungen<br />
hinein. Ihre Neonweste leuchtet<br />
<strong>im</strong> Scheinwerferlicht.<br />
Beerli trägt seit 17 Jahren Zeitungen<br />
aus. Die heute 43-Jährige kennt<br />
ihre Tour in- und auswendig. Im Routenbuch<br />
nachsehen, wer welche Zeitung<br />
abonniert hat, muss sie nicht<br />
mehr, nur noch die Änderungen eintragen.<br />
Viele Abonnenten kennt sie<br />
persönlich. Ein Geländewagen hält<br />
neben ihr. Sie reicht dem Fahrer eine<br />
Zeitung durchs Autofenster. Änderungen<br />
oder Teilabos, die für einzelne<br />
Tage gelten, sind auf separaten<br />
9<br />
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Wacher Perfektionist<br />
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Zeitungsoffsetdrucker 11 1 Caspar Caprez 12Dienstag<br />
auf Mittwoch wird die Gross-<br />
11 1<br />
n<strong>im</strong>mt 10 die letzten 2Druckplatten<br />
aus dem auflage des «<strong>Landboten</strong>» gedruckt. Die<br />
Gestell. Es ist kurz nach 23 Uhr. 10 Im Ta- knapp 290<br />
000 Exemplare sind nach gut<br />
9media-Druckzentrum<br />
3 Bubenberg in zwei Stunden fertig.<br />
9<br />
3<br />
Zürich 8 läuft der Nachtbetrieb langsam Caprez steht am Leitstand, einer Art<br />
4<br />
an. Die leichten Aluplatten unter 8 dem Steuerpult, 4 durch eine Glasscheibe von<br />
7 5<br />
Arm – vier 6 pro Zeitungsseite, eine 7für<br />
der 5laut<br />
ratternden Druckmaschine ge-<br />
jede Farbe –, geht er zu den Drucktür- 6 trennt. Neben ihm seine zwei Kollemen<br />
42 und 12 43. Um den «Landbo-<br />
11<br />
ten» zu drucken, 1 sind zwei von<br />
11<br />
16 10 Türmen nötig 2 und einer<br />
10<br />
von fünf Falzapparaten. In<br />
9<br />
3<br />
dieser Nacht sind <strong>im</strong> Druck- 9<br />
zentrum 8 neben dem 4 «<strong>Landboten</strong>»<br />
auch der «Tages-An- 8<br />
7 5<br />
zeiger» und 6 «20 Minuten» <strong>im</strong> 7<br />
Druck. Die Ziegler Druck- und<br />
12<br />
6<br />
gen. Immer wieder nehmen sie ein<br />
«Landbote»-Exemplar von der<br />
1<br />
vorbeiziehenden Förderkette.<br />
2<br />
Mit gezielten Bewegungen<br />
3 blättern sie die Bünde durch.<br />
«Seite drei schmiert blau»,<br />
4 sagt einer. Caprez kann an<br />
5 seinem Pult steuern, dass dem<br />
Blau mehr Wasser beigemischt<br />
Verlags-AG hat ihre Zeitungsdru- wird. Die Drucker achten nicht nur<br />
ckerei in der Grüze 2005 aufgegeben. 12<br />
11 auf 1das<br />
Schmieren, sondern auch dar-<br />
Caprez hängt eine Platte in einem auf, ob die Seiten genau aufeinander<br />
10 2<br />
Zylinder ein. Er hat seine langen Haare liegen, ob sich die Farben decken – Ab-<br />
unter ein Käppi gesteckt. Lange 9 Haare weichungen 3 stellen sie zum Teil mit der<br />
und Krawatten könnten inmitten der<br />
rotierenden Maschinen lebensgefähr- 8<br />
Lupe fest –, und ob das Papier sauber<br />
gefaltet 4 und geschnitten ist.<br />
lich sein. Er trägt einen grauen Over- 7 Caprez’ 5 Schicht dauert bis 5 Uhr.<br />
6<br />
all und sportliche Schuhe. Später wird Der 54-Jährige arbeitet bis auf wenige<br />
klar warum: Die drei Drucker, die die- Dienste ausschliesslich in der Nacht.<br />
se Nacht für den «<strong>Landboten</strong>» zustän- «Ich mag das. Ich bin ein Nachtmensch<br />
dig sind, sind <strong>im</strong>mer in Bewegung. Flink und stehe morgens nicht gerne auf.»<br />
eilen sie die Treppen zwischen den ver- Um 23.45 Uhr sind schon fast 9000<br />
schiedenen Ebenen rauf und runter. Exemplare gedruckt. Die Förderkette<br />
Um 23.30 Uhr setzt sich das Maschi- transportiert Zeitung an Zeitung in den<br />
nenungetüm langsam in Bewegung. Versandraum. Dort wird ein Teil der<br />
Der Drucker wartet auf der zweituntersten<br />
Turmebene. Zuerst erscheinen<br />
noch unbedruckte Papierbünde. Bald<br />
folgen die ersten bedruckten Exemplare,<br />
die Farben sehr satt und noch leicht<br />
verschmiert. Caprez blättert zackig eine<br />
der ersten kompletten Zeitungen durch.<br />
Er überprüft, ob die Seitenzahlen st<strong>im</strong>men<br />
und ob alles bedruckt ist. Sein Fazit:<br />
«Sieht nicht schlecht aus.» Diese<br />
Zeitungen sind noch Ausschussware.<br />
Zeitungen mit Adressen versehen. Sie<br />
Die Druckmaschine läuft noch nicht landen in Postsäcken. Andere werden<br />
auf vollen Touren. 42 500 Zylinderum- zu Bündeln geschnürt. Kurz nach zwölf<br />
drehungen pro Stunde werden es später warten vor der Verladerampe bereits<br />
sein. Bei voller Geschwindigkeit spuckt die ersten Kleintransporter, welche die<br />
die Rotationsmaschine 708 Zeitungen Zeitungen zu den Deponien der Verträ-<br />
in der Minute aus. In der Nacht von ger bringen.<br />
Sie kennt die Abonnenten persönlich<br />
Blättern aufgelistet. Kurz nach 5 Uhr<br />
hat sie ihre Tour <strong>im</strong> oberen Dättnau<br />
begonnen, wo sie selbst wohnt. Die<br />
Zeitungen hat sie <strong>im</strong> Depot nahe der<br />
Autobahnausfahrt Töss geholt. Zuvor<br />
hatte sie schon eine Tour in Seen<br />
DEN JOB ALs VERTRÄgERIN kANN Ich<br />
IDEAL mIT DER fAmILIE VEREINBAREN.<br />
Ich kOmmE NAch hAusE, WENN mEINE<br />
kINDER ERsT AufsTEhEN<br />
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9<br />
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Ich ARBEITE gERNE IN DER NAchT.<br />
Ich BIN EIN NAchTmENsch uND sTEhE<br />
mORgENs NIchT gERNE Auf<br />
hinter sich. Sie macht häufig Ferienablösungen.<br />
Für die Mutter einer 15-jährigen<br />
Tochter und eines 12-jährigen Sohnes<br />
ist der Job als Verträgerin ideal mit<br />
der Familienarbeit zu vereinbaren. So<br />
DIE VERTRÄgERIN AStRID BEERLI<br />
DER DRuckER cASpAR cApREz<br />
ist sie kurz vor halb sieben, wenn ihre<br />
Kinder aufstehen, wieder zu Hause.<br />
«Das ist eine super Ergänzung.»<br />
Auch finanziell sei es ein willkommener<br />
Zustupf zum Lohn ihres Mannes.<br />
Beerli arbeitet jeden Tag circa 90 Mi-<br />
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Bild: marc Dahinden<br />
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nuten, ausser<br />
sonntags. Sie 8<br />
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ist <strong>im</strong> Stun- 7 5<br />
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denlohnangestellt. Ihre Arbeitgeberin<br />
ist die Presto Presse-Vertriebs<br />
AG, eine Tochtergesellschaft<br />
der Post.<br />
Das Aufstehen zwischen 4 und<br />
4.30 Uhr macht ihr nicht viel aus. Sie<br />
zuckt mit den Schultern. «Ideal wäre,<br />
wenn ich um 22 Uhr ins Bett ginge.<br />
Das schaffe ich aber eher selten.»<br />
Tagsüber lege sie sich selten kurz<br />
hin. Gegen Ende Woche mache sich<br />
der Schlafmangel bemerkbar. Der<br />
Job fordere sie körperlich heraus.<br />
Sie habe schon mehrere Male unter<br />
einem Hexenschuss gelitten. Gefährlich<br />
sei das <strong>im</strong>mer gleiche Aussteigen<br />
aus dem Auto, beladen mit Zeitungen,<br />
bei Wind und Wetter. Beklagen<br />
will sie sich jedoch nicht. Das Schönste<br />
sei das Zwitschern der Vögel <strong>im</strong><br />
Frühling und der Sonnenaufgang.<br />
Zur fixen Ausrüstung der<br />
Zeitungsverträgerin gehört neben<br />
einer Stirnlampe die Schere. Damit<br />
schneidet sie die geschnürten<br />
Zeitungsbündel auf. 205 Exemplare<br />
sind es dieses Mal auf ihrer Tour,<br />
davon 148 «<strong>Landboten</strong>».<br />
Eine einzige Zeitung steckt sie übrigens<br />
nicht in einen Briefkasten, sondern<br />
wirft sie schwungvoll vor eine<br />
Haustür. Es ist ihre eigene. Ihr Mann<br />
muss sich nur noch bücken.<br />
SABINE ARNOLD<br />
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Bild: Peter Würmli<br />
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Die FDPWinterthur – aktiv auf allenEbenen<br />
Oskar Denzler<br />
bisher<br />
Im Stadtrat überzeugt Verena Gick seit neun Jahren als Vorsteherin des Departements Finanzen. Sie hält die städtischen<br />
Finanzen <strong>im</strong> Lot und setzt die beschränkten Mittel gezielt für ein lebenswertes und wirtschaftlich erfolgreiches<br />
Winterthur ein. In der Verwaltung sorgt sie fürunternehmerisches Denken, Effizienz und bürgerfreundliche Dienst-<br />
leistungen. Im DepartementSchule und Sport setzt seit bald einem Jahr Stefan Fritschi neue Akzente. Er<br />
engagiert sich für eine moderne Schule, die das Wohl der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt und<br />
füralle Beteiligten gute Voraussetzungen schafft. Mit Erfolg sorgt er ausserdem dafür, dass Winterthur den Namen<br />
«Sportstadt» verdient.<br />
Im Gemeinderat ziehen wir am gleichen Strick, vonlinks nach rechts Andreas Bosshart, ChristineDenzler,<br />
Manuela Gerber,Felix Helg, BarbaraGünthard, Markus Wenger und David<br />
Schneider. Leistung muss sich lohnen und zwar in allen Situationen unseres Lebens. Dafürkämpfen wir mit<br />
Kopf,Herz und Verstand. Im Gemeinderat vonWinterthur prägen wir in den Kommissionen erfolgreich die Lösungen<br />
und nicht nur die Probleme wie andere Parteien. Wirlieben unser Hobbyund politisieren gerne. Die Gemeinderätinnen<br />
und Gemeinderäte der FDP Winterthur sind ein gutes Team – das sieht und spürt man. – Wirsind die<br />
positiveKraft fürWinterthur.<br />
Im Kantonsrat setzten wir uns ein, fürbessereBahnverbindungen zwischen Winterthur und Zürich, fürechten Umweltschutz durch<br />
mehr Solaranlagen und den Abbau bürokratischer Hürden bei energetischen Gebäudesanierungen, für den Schutz vor Passivrauchen,<br />
die Neuregelung der Pflegefinanzierung, mehr Selbständigkeit des Kantonsspitals Winterthur und Entwicklung zu einem modernen Schwer<br />
punktspital, fürden Ausbau des Landesmuseums und füreinen neuen Finanzausgleich mit einer faireAbgeltung der Leistungen der Stadt<br />
Winterthur (86 Mio. statt 74,9 Mio. Zentrumslastenausgleich). Oskar Denzler, Dieter Kläy, Barbara Günthard,<br />
Martin Hasenfratz, Markus Wenger,Ursula Künsch stellen sich demnächst zur Wahl und politisieren auch in<br />
Zukunft füreine starkeWirtschaft, ein effizientes Gesundheitssystem und eine intakte Umwelt.<br />
Am 3. April in den Kantonsrat – Liste 3<br />
Dieter Kläy<br />
bisher<br />
Barbara<br />
Günthard-Maier<br />
Martin<br />
Hasenfratz<br />
Markus Wenger<br />
Ursula Künsch<br />
Im Nationalrat setzt sichMarkus Hutter als Winterthurer Unternehmerfüreine starke, freie und unabhängige Schweiz ein.<br />
Er kennt die Herausforderungen der KMU und deren steigende Belastungen aus eigener Erfahrung und weiss als Finanz-<br />
politiker,dass die Spitzenstellung unseres Landes nur mit weiterhin tiefen Schulden und liberaler Wirtschaftspolitik<br />
erhalten werden kann. Deshalb gilt es, den Schweizer Erfolg mit bewährten Werten wie Leistung, Eigenverantwor-<br />
tung, Mut und Stabilität zusichern. Markus Hutter kämpft für eine reformfähige, moderne und sichere Schweiz.<br />
Fürein Land, in dem Unternehmergeist wieder geschätzt wird, jeder einen sicheren Arbeitsplatz hat – ein Land, das<br />
weder einen Kollaps der Sozialwerkenoch absurde Bürokratie zulässt. – AusLiebe zur Schweiz.<br />
www.diepositivekraft.ch |www.fdp-winterthur.ch – FDP Winterthur,Technikumstrasse 12–14, 8400 Winterthur,Telefon 052 212 84 43, info@fdp-winterthur.ch
DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 39<br />
Von Sissi bis zum Mauerfall –<br />
wie der «Landbote» berichtete<br />
Jonas Furrer<br />
Keine Eile und kein Lokalpatriotismus: Über die Wahl des<br />
Winterthurers Jonas Furrer zum ersten Bundesrat der Schweiz<br />
berichtet der «Landbote» erst eine Woche später – und ziemlich<br />
nüchtern: «Bundesversammlung. Erste Sitzung v. 16. Nov.<br />
National- und Ständerath sind vereint versammelt, um die Wahlen<br />
in den Bundesrath vorzunehmen. Es werden gewählt die<br />
Hrn. Bürgermeister Furrer <strong>im</strong> 1. Wahlgang mit 85 von 124 St<strong>im</strong>men;<br />
Präs. Ochsenbein <strong>im</strong> 2. Wahlgang mit 92 St., (...) Die neue<br />
Regierung der verjüngten Eidgenossenschaft ist somit in sehr<br />
guten Händen. Die beiden ersten Gewählten haben sich zwar<br />
Bedenkzeit ausgebeten (...) und die drei nächstfolgenden waren<br />
nicht anwesend; es ist jedoch zu hoffen und zu wünschen, dass<br />
keiner sich der ehrenvollen, wichtigen Stelle entziehe.»<br />
Lob gibt es einige Tage später in einer Zuschrift: «Furrer ist der<br />
ächte Repräsentant der mässigen ‹Zürcher-Politik› von 1845. Er<br />
riskiert Nichts, aber ist um so hartnäckiger in seinen einmal gefassten<br />
Vorsätzen. Er wird nie müde und kennt keine ungeraden<br />
Wege.»<br />
Die Redaktoren des «<strong>Landboten</strong>» beobachten<br />
seit 175 Jahren das Weltgeschehen – meistens genau,<br />
zuweilen aber auch etwas oberflächlich. Eine kleine Auswahl.<br />
Zusammengestellt von Reto WäckeRli<br />
23.11.1848 WiNTERThuRER BuNDEsRäTE 9.12.1982<br />
Rudolf Friedrich<br />
Bei der Wahl des bis heute letzten Winterthurers in den Bundesrat,<br />
Rudolf Friedrich, klingt es anders: «Friedrich riss – wohl<br />
eher untypisch für ihn – vor lauter Freude beide Hände in die<br />
Luft, wie das sonst nur Sportler zu tun pflegen. Als erste gratulierten<br />
die beiden Zürcher Regierungsräte Stucky und Künzli.<br />
Und schon wieder eine Überraschung: Friedrich nahm zwar den<br />
regierungsrätlichen Blumenstrauss verkehrt in den Arm, dafür<br />
aber küsste er die Trachtenfrau derart intensiv, dass dem Zuschauer<br />
fast die Spucke wegblieb.»<br />
Im Kommentar heisst es: «Dass Friedrich aus Winterthur<br />
stammt, ist ein Zufall (...). Dass er die Voraussetzungen, die ihm<br />
Winterthur und die Zürcher Landschaft gaben, zu nutzen vermochte,<br />
ist das Verdienst seiner aus der Mitbeteiligung an unserer<br />
städtischen Entwicklung hervorgewachsenen Persönlichkeit;<br />
auf die Winterthur stolz sein darf. Wir gratulieren Bundesrat<br />
Friedrich als Mitbürger zu seiner Wahl von Herzen und freuen<br />
uns in winterthurerischer Bescheidenheit auf die Impulse, die er<br />
in den kommenden Jahren zu geben vermag.»
Mein grosser Bruder<br />
hat heute Geburtstag<br />
landbote.ch gratuliert<br />
dem <strong>Landboten</strong> zum<br />
175. Geburtstag<br />
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Landbote.ch<br />
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MEINE HAUSTÜRE INTERNATIONAL<br />
WINTERTHUR
DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 41<br />
25.2.1905 TuNNELs 6.9.1980<br />
Tunneldurchstiche faszinierten die Menschen<br />
auch vor über 100 Jahren. Zum<br />
Beispiel jener am S<strong>im</strong>plon, bei dem ein<br />
Winterthurer Ingenieur federführend war.<br />
Der chronologische Text über die Ereignisse<br />
beginnt auf der Frontseite und geht<br />
auf der zweiten Seite weiter: «Bern, 23.<br />
Die bei der Schweizerischen Depeschenagentur<br />
bis 7 Uhr abends eingelaufenen<br />
Meldungen über den S<strong>im</strong>plondurchstich<br />
lauten widersprechend. Bis jetzt ist weder<br />
in Bern noch in Lausanne auf der Kreisdirektion<br />
der Bundesbahnen, noch auch in<br />
Winterthur <strong>im</strong> Bureau der Unternehmung<br />
29.7.1914 WELTkRiEgE 2.9.1939<br />
Österreichs<br />
Kriegserklärung<br />
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist<br />
keine Überraschung. Schon in den Vortagen<br />
wird in den Überschriften gefragt «Vor<br />
Kriegsausbruch?» und «Naht ein Weltkrieg?».<br />
Als es dann so weit ist, versucht<br />
die Zeitung die Leserschaft zu beruhigen:<br />
«Es ist so gekommen, wie man es voraussah:<br />
(...) Die Kriegserklärung der österreichischungarischen<br />
Monarchie an Serbien ist erfolgt.<br />
Wir stehen jetzt in einer der schwierigsten<br />
und besorgniserweckendsten politischen<br />
Konstellationen, welche unser europäischer<br />
Weltteil seit Jahrzehnten zu verzeichnen gehabt.<br />
Da gilt es nun, ruhig Blut zu bewahren<br />
und nicht gleich schwarz zu sehen.»<br />
Einen Tag später folgt die nächste Beruhigungspille:<br />
«Es ist keine Ursache zur<br />
Erregung vorhanden, und die öffentliche<br />
Meinung sollte sich nicht schrecken lassen<br />
durch unkontrollierbare und in unverantwortlicher<br />
Weise verbreitete Gerüchte.»<br />
Der S<strong>im</strong>plon<br />
irgend eine Meldung eingelaufen, welche<br />
darauf schliessen liesse, dass der Durchschlag<br />
wirklich erfolgt ist. (...) Iselle, <strong>24.</strong>,<br />
8 Uhr 30. Der Durchschlag des S<strong>im</strong>plontunnels<br />
erfolgte unerwartet, ohne Unfall,<br />
7 Uhr 20 vormittags. Grosser Jubel. Alle<br />
Dampfpfeifen setzten ein, Flaggen wurden<br />
gehisst.»<br />
Es folgt die Feier in Brig: «Die ganze Bevölkerung<br />
nahm lebhaften Anteil an diesem<br />
grossen Ereignis. (...)Während des<br />
Umzugs krachten die Böllerschüsse. Die<br />
ganze Stadt war bengalisch beleuchtet.»<br />
Weder der Durchstich noch die Eröffnung<br />
des Gotthard-Strassentunnels sind<br />
ein grosses Thema. Am Tag nach der Eröffnung<br />
wird erst auf der fünften Seite berichtet:<br />
«Seit gestern Freitag, dem 5. September,<br />
um 17 Uhr steht der Gotthard-<br />
Strassentunnel den Autos offen. Der Vorsteher<br />
des Departements des Innern, Bundesrat<br />
Hans Hürl<strong>im</strong>ann, hat zusammen<br />
mit den Baudirektoren der Kantone Uri<br />
und Tessin den längsten Strassentunnel der<br />
Welt dem Verkehr übergeben. (...) Hürl<strong>im</strong>ann<br />
machte ferner darauf aufmerksam,<br />
dass dieser Tunnel kein Korridor für den<br />
Der Gotthard<br />
Schwerverkehr sei. Der Güterverkehr gehöre<br />
auf die Schiene.»<br />
Zur Feier heisst es: «Am Freitagmorgen<br />
fuhren über 1150 geladene Gäste (...) in 28<br />
knallgelben PTT-Cars, begleitet von einer<br />
Polizeieskorte, von Göschenen in die Mitte<br />
des Tunnels. Die ganzen Eröffnungsfeierlichkeiten<br />
wurden über alle drei Sendeketten<br />
des Schweizer Fernsehens übertragen,<br />
und zwar live, wogegen die übrigen<br />
TV-Stationen Europas an einer Beteiligung<br />
an dieser Liveschau kein Interesse gezeigt<br />
hatten.»<br />
Überfall<br />
auf Polen<br />
Auf der Frontseite wird die Generalmobilmachung<br />
bekannt gegeben, dann folgen<br />
Berichte zum deutschen Angriff auf<br />
Polen und über Hitlers Kriegsrede sowie<br />
die ersten Amtshandlungen des Schweizer<br />
Generals Guisan. Der Ausbruch des Zweiten<br />
Weltkriegs hat aber auch lokal Folgen:<br />
«Heute von 3 Uhr an kann der Breite-Autobus<br />
bis auf weiteres wegen Requirierung<br />
durch die Militärverwaltung nicht mehr fahren.<br />
– Postdienst: Wegen der Mobilisation<br />
finden nur noch 2 Briefzustellungen statt.<br />
Die Schalter sind von 12 Uhr 15 bis 15 Uhr<br />
geschlossen. – Kunstmuseum: Die Ausstellung<br />
von Werken Hans Thomas aus schweizerischem<br />
Privat- und Museumsbesitz, die<br />
der Kunstverein zum 100. Geburtstage des<br />
Künstlers am 3. September eröffnen wollte,<br />
muss infolge der Zeitumstände vorläufig<br />
aufgeschoben werden. – Die Jubiläumsfeier<br />
der Metallarbeiterschule, die morgen Sonntag<br />
den 3. September hätte stattfinden sollen,<br />
wird verschoben.»
Was, wenn<br />
der Landbote<br />
nicht<br />
gegründet<br />
worden wäre?<br />
Hätte die Bevölkerung in und um<br />
Winterthur praktisch keine Nachrichten<br />
erhalten? Und sonichts von der<br />
Industrialisierung mitbekommen?<br />
Wäre dann Sulzer nie gegründet<br />
worden? Rieter? Und andere Industrie<br />
firmen? Wäre Winterthur dann heute<br />
ein kleines Dörfchen? Ohne SBahn?<br />
Müsste man von Zürich zuerst nach<br />
Effretikon und dann mit dem Bus über<br />
Embrach bis nach Winti? Wäre Winterthur<br />
dann fast zwei Stunden von Zürich<br />
entfernt? Dranbleiben.<br />
Wir gratulieren dem <strong>Landboten</strong> zu allem,<br />
was erin175 Jahren erreicht hat.
DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 43<br />
13.9.1898 ATTENTATE 23.9.1963<br />
Sissi und Kennedy<br />
Die Ermordung von Sissi prägt die Zeitung: «Noch stehen alle unter dem<br />
frischen Eindruck eines neuen, grässlichen anarchistischen Verbrechens. Das<br />
Entsetzen, welches die Kunde verbreitete, dass die Kaiserin Elisabeth von<br />
Oesterreich Samstag Mittag 1 Uhr in Genf durch einen italienischen Anarchisten<br />
ermordet worden, war um so grösser, weil hier der Mordstahl gegen<br />
ein wehrloses und unglückliches Weib in grauen Haaren gezückt wurde.»<br />
Thematisiert werden die Folgen: «Der Mörder hat seinen Glaubensgenossen<br />
einen recht schlechten Dienst erwiesen, denn der Bundesrath, nicht allein<br />
von sich aus, sondern jedenfalls auch auf Wunsch der übrigen europäischen<br />
Staaten, wird seine Aufsichtsmassregeln und die bisher geübte Toleranz gegenüber<br />
den Anarchisten verschärfen müssen, nachdem dieselben sich nicht<br />
scheuen, der Schweiz Ungelegenheiten mit den Nachbarstaaten zu bereiten.»<br />
Die Berichterstattung über die Ermordung des US-Präsidenten John F.<br />
Kennedy in Dallas ist ähnlich: «In den Strassen von Dallas war eine grosse<br />
Erregung festzustellen. Vor den Gittern des Weissen Hauses in Washington<br />
weint die Menge. Das Sternenbanner ist auf Halbmast gesetzt worden. (...)<br />
Bob Jackson, ein Photograph der Zeitung «Dallas T<strong>im</strong>es Herald», der sich<br />
in einem Auto befand, das dem Wagen Kennedys folgte, gab folgenden Bericht<br />
über die Ermordung (...): ‹Ich blickte eben aus nach dem Gebäude, aus<br />
dem die Schüsse abgefeuert worden waren und gewahrte zwei Schwarze, die<br />
sich aus einem Fenster beugten und nach dem oberen Stockwerk blickten. Ich<br />
blickte auch dorthin, gerade als ein Gewehr zurückgezogen wurde. (...) Sobald<br />
ich das Gewehr bemerkt hatte, glaubte ich, jemand wolle den Präsidenten<br />
töten; aber nie kam mir der Gedanke, dass er tot sein könnte. Der Ruf der<br />
Stadt Dallas wird schwer leiden.»<br />
9.5.1945 mmOmENTE DER hOffNuNg 10.11.1989<br />
Freudentaumel<br />
nach dem Krieg<br />
Jubel und nachdenkliche Töne über das<br />
Kriegsende: «Ein Freudentaumel geht<br />
durch die Welt. Die harten Jahre der materiellen<br />
und geistigen Not und der politischen<br />
Unterjochung sind vorbei. (...)<br />
Aber schauderhaft ist der Ueberblick<br />
über all die von Menschenhand zerstörten<br />
Werte, niederdrückend der Gedanke<br />
an die Hekatomben von Blut, die geflossen<br />
sind, die Erinnerungen an die unschuldigen<br />
Opfer, die dieser Krieg und<br />
die ihm zugrundeliegende Rassenverfol<br />
gung und politische Tyrannei auf dem<br />
Gewissen hat.»<br />
Und zur Schweiz: «Bei aller Vorsehung,<br />
die es gut mit unserem Volk gemeint hat,<br />
hat doch die friedliche und entschlossene<br />
Haltung unseres Landes viel zu diesem<br />
Ausgang beigetragen (...). Möge es uns vergönnt<br />
sein, auch in den kommenden Jahren<br />
(...) in dieser Haltung zusammenzustehen<br />
und uns damit des unserem Lande erhaltenen<br />
Friedens würdig zu erweisen.»<br />
Der Fall<br />
der Berliner mauer<br />
Der Mauerfall ereignet sich in der Nacht.<br />
Der «Landbote» berichtet am Folgetag.<br />
Der Chefredaktor kommentiert einen<br />
Tag darauf: «In der DDR geschieht Epochales.<br />
Die Folgen der atemberaubenden<br />
Eigendynamik, die von den ersten, <strong>vom</strong><br />
zurückgepfiffenen Sicherheitsdienst unbehelligten<br />
Demonstrationen in Leipzig<br />
ausging, sind ohne Vergleich in der Geschichte<br />
kommunistisch regierter Staaten.<br />
(...) Die mit den Vorgängen in der DDR<br />
erhöhte Instabilität Osteuropas ist das<br />
Thema für den Westen. Er sieht die Mauern<br />
und Stacheldrähte fallen und eine<br />
freiheitliche Form des Sozialismus heranreifen.<br />
Beides kann das Gefälle zwischen<br />
Ost und West verringern (...). Die<br />
Wiedervereinigung Deutschlands (...) zu<br />
diskutieren, heisst jedoch, den Stand und<br />
das Ziel der Veränderungen zu verkennen.<br />
Nichts deutet darauf hin, dass Moskau<br />
auch nur <strong>im</strong> entferntesten bereit ist,<br />
die Westgrenze des Sowjet<strong>im</strong>periums in<br />
Frage zu stellen.»
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 45<br />
16.4.1968 NiEDERLAgEN 2.3.1998<br />
FC Winterthur <strong>im</strong> Cupfinal<br />
Auf der Frontseite ist die Teilnahme<br />
des FCW am Cupfinal kein Thema. Auf<br />
der Sportseite dafür umso mehr: «Der<br />
FC Winterthur hat zwar gestern das<br />
Endspiel um den Schweizer-Cup gegen<br />
Lugano 1:2 verloren, zugleich aber die<br />
Sympathien von Tausenden von Fussballfreunden<br />
gewonnen. Denn die Löwen<br />
spielten völlig ohne Respekt vor<br />
dem renommierten Gegner, stiessen<br />
keck selbst mit den Aussenbacks in den<br />
Angriff vor und setzten Lugano fast von<br />
A bis Z mächtig zu. (...) Für dieses Cupspiel<br />
werden die Spieler des FCW eine<br />
fette Prämie kassieren. Es galten die üblichen<br />
Prämienansätze des Vereins für<br />
Cupspiele gegen Nationalliga-Gegner:<br />
50 Prozent des Klubanteils bei Sieg,<br />
25 Prozent bei Niederlage. (...) Noch<br />
sind die Totaleinnahmen nicht bekannt,<br />
doch dürfte sich der Klubanteil auf über<br />
70 000 Franken belaufen.»<br />
25.10.1929 CRAShS 16.9.2008<br />
Börse am Abgrund<br />
Um ein Haar rücken die Handballer<br />
von Pfadi Winterthur 1998 gegen Badel<br />
Zagreb in den Champions-League-<br />
Halbfinal vor. Dass es nicht gelingt,<br />
hat nicht nur sportliche Gründe: «Es<br />
soll nicht drumherum geredet werden.<br />
Es war schlicht ein Skandal – die Art,<br />
wie Pfadi Winterthur von zwei russischen<br />
Schiedsrichtern behandelt wurde.<br />
Die Art, wie die zwei mit gnaden-<br />
Der berühmte Börsensturz von 1929 ist dem «<strong>Landboten</strong>» nur<br />
zwei Kurzmeldungen auf der siebten Seite wert: «Die New Yorker<br />
Effektenbörse hatte am Donnerstag einen Grosskampftag. Unter<br />
panikartigem Verlauf wichen die Kurse bis um 50 Dollars. Von<br />
Minute zu Minute steigerte sich die fieberhafte Aufregung. Als die<br />
Verwirrung ihr Höchstmass erreicht hatte, traten die führenden<br />
Bankiers zu einer Beratung zusammen, und ihre besänftigenden<br />
Erklärungen bewirkten in den Nachmittagsstunden eine Beruhigung.<br />
Der Aktienumsatz erreichte mit 12 881 000 Stück einen noch<br />
nie verzeichneten Umfang. Die bisherigen Höchstziffern lagen bei<br />
etwa 6 Millionen Aktien. (...) Englische Zeitungen betonen die<br />
Grösse der unliebsamen Ueberraschungen auf dem New Yorker<br />
Markt. So schreibt ‹Daily Express›, dass die Vereinigten Staaten<br />
die bedeutendste Finanzkrise seit 1907 durchmachen. Man schätzt<br />
die Zahl der kleinen Spekulanten, die trotz dem Einschreiten der<br />
Bankiers ruiniert wurden, auf 50 000. Die Preise sind derart gesunken,<br />
dass die heutigen Börsengeschäfte wahrscheinlich noch<br />
eine Vergrösserung der Krisis bringen werden.»<br />
Der Schock, der die Finanzwelt knapp 80 Jahre später nach der<br />
Pleite der US-Investmentbank Lehman erfasst, ist hingegen auf<br />
der Frontseite ein Thema: «Washington tut gut daran, die Sünden<br />
an der Wall Street nicht mit Steuergeldern zu begleichen. (...)<br />
Statt kostspieliger Rettungsaktionen ist nun dringend eine Reform<br />
des amerikanischen Finanzplatzes fällig. Erst die Laissez-faire-<br />
Politik der letzten Jahre hat die desaströsen Exzesse ermöglicht.<br />
Gebraucht wird ein verlässlicher Rahmen, der vor allem zu mehr<br />
Transparenz führt.»<br />
Skandal bei Pfadi-Spiel<br />
loser Konsequenz, ja mit Zynismus<br />
die Winterthurer 60 Minuten lang benachteiligten.<br />
(...) Und natürlich lag das<br />
Wort ‹Bestechung› vielen auf der Zunge,<br />
manchen rutschte es gar darüber. Zu<br />
belegen ist derlei nicht. Der Schritt <strong>vom</strong><br />
Viertel- zum Halbfinalisten war diesmal<br />
(noch) nicht mit rein sportlichen Mitteln<br />
zu gehen. Und das machte die Enttäuschung<br />
so bitter.»
175Jahre<br />
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 47<br />
TEchNik 17.4.1912<br />
Reproduktionen: Donato Caspari/Urs Jaudas<br />
Titanic<br />
«Man glaubt hier nicht, dass die Titanic sinken könne»: So heisst<br />
es in einer Kurzmeldung aus Newport, die am 16. 4. erscheint.<br />
Am Tag darauf ist die Katastrophe Gewissheit – und der Text<br />
auf der Frontseite: «Am Sonntagabends 10 Uhr langten die ersten<br />
Hilfssignale der Titanic an. (...) 10 Uhr 55 abends signalisierte<br />
die Titanic: Wir sinken mit dem Vorderteil des Schiffes. (...)<br />
Fortgesetzt gab die Titanic Hilfssignale und zeigte ihre Stellung<br />
an. Der Telegraph an Bord der Titanic muss ein überaus kaltblütiger<br />
Mann sein. Seine Signale waren alle deutlich, er hat sein<br />
Mögliches getan. Die letzten Signale trafen um 12 Uhr 27 ein.<br />
(...) Mit Ausnahme der Passagiere, die sich in den Rettungsbooten<br />
befanden, sind alle anderen Passagiere der Titanic spurlos<br />
verschwunden.»<br />
22.7.1969<br />
Mondlandung<br />
Glücklicher verläuft die Mondlandung: «Der erste Mondflug<br />
kann niemanden gleichgültig lassen. (...) Der Schreibende<br />
schämt sich nicht, zu gestehen, dass ihn der Erfolg unbändig<br />
freut. Obschon ohne jedes eigene Verdienst, empfindet er dabei<br />
eine grosse Genugtuung, denn als Mensch fühlt er sich doch ein<br />
wenig mitbeteiligt an jedem Triumph des menschlichen Geistes<br />
über die Materie. (...) Auf der ganzen Welt werden gerade angesichts<br />
des astralen Erfolgs die St<strong>im</strong>men laut, die daran erinnerten,<br />
wie viel Unvollkommenheit, Elend und Hass auf der Erde<br />
zurückgeblieben sind und uns dauernd herausfordern. (...) Wir<br />
brauchen zwar deshalb unseren Stolz über die Mondlandung<br />
nicht zu unterdrücken, aber gerade die Art, wie in kollektiver<br />
Arbeit von Forschern aus vielen Ländern die Aufgaben der Astronautik<br />
gelöst wurden, könnte uns lehren, wie wir auch an die<br />
grossen Herausforderungen auf unserer alten Erde herantreten<br />
sollten.»<br />
TEchNik
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DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 49<br />
Ob per Telefon oder am Schalter: Der Empfang ist die erste Anlaufstelle für fast alle Anliegen der Kundschaft. Dabei erlebt das Team hinter dem Tresen oft Alltägliches – manchmal aber auch nicht. Bilder: marc Dahinden<br />
S<strong>im</strong>on HungerbüHler<br />
Das eindrücklichste Erlebnis hatte<br />
das Empfangsteam <strong>im</strong> vergangenen<br />
Herbst. Da sind sich Christine Steck,<br />
Nicole Tschopp und Jeton L<strong>im</strong>ani einig.<br />
Es war ein Tag gegen Ende Oktober,<br />
als kurz nach Mittag eine Frau, gut<br />
sechzig Jahre alt, ihre eigene Todesanzeige<br />
in Auftrag gegeben hat. «Zuerst<br />
dachte ich, das sei ein Scherz – obwohl<br />
man mit solchen<br />
Sachen keine Witze<br />
macht», sagt L<strong>im</strong>ani.<br />
Der schwer<br />
erkrankten Dame<br />
aber war es ernst.<br />
Einige Tage später<br />
ist sie nochmals am<br />
Empfang vorbeigekommen,<br />
um das<br />
gesetzte Inserat zu<br />
begutachten. «Sie<br />
hatte Freude daran»,<br />
so schien es<br />
Steck. Wieder einige<br />
Tage später erhielt<br />
der Empfang<br />
die amtliche Todesanzeige.<br />
«Erst da konnte ich glauben,<br />
dass sie es wirklich gemacht hat<br />
und mit einer Sterbehilfeorganisation<br />
aus dem Leben gegangen ist», sagt<br />
Steck. Für L<strong>im</strong>ani, der froh war, dass<br />
nicht er das Inserat entgegennehmen<br />
musste, war die Sache damit aber noch<br />
nicht abgeschlossen: «Solche Erlebnisse<br />
n<strong>im</strong>mt man nach der Arbeit mit<br />
nach Hause.»<br />
Trost für Trauernde<br />
Eine solche Begegnung war bislang<br />
für alle einzigartig. Täglich jedoch<br />
werden mehrere, «normale» Todesanzeigen<br />
am Schalter in Auftrag gegeben.<br />
Die Arbeit des Empfangsteams<br />
ist emotional anspruchsvoll und<br />
manchmal belastend. Nicht selten brechen<br />
Trauernde über ihrem Schmerz<br />
zusammen und müssen das Gespräch<br />
über den Inhalt der Anzeige unterbrechen.<br />
«Da gibt es Momente, die sind<br />
ganz, ganz schl<strong>im</strong>m», sagt Steck. Bei<br />
Die freundliche Klagemauer<br />
Wer be<strong>im</strong> «<strong>Landboten</strong>» ein Kleininserat aufgeben will,<br />
geht zum Empfang. Und wer sich ärgert, freut oder einfach<br />
seine Meinung sagen will, meldet sich ebenfalls am Garnmarkt.<br />
Über nicht nur alltägliche Begegnungen am «Landbote»Schalter.<br />
«Da gibt es Momente,<br />
die ganz, ganz<br />
schl<strong>im</strong>m sind»<br />
Christine Steck<br />
spielsweise wenn Kinder gestorben<br />
oder Familienväter verunglückt seien.<br />
Mit einfühlsamen Worten versucht sie<br />
die Trauernden zu trösten. «Wenn ich<br />
am Tag sechs bis acht Todesanzeigen<br />
entgegennehmen muss, dann bin ich<br />
abends völlig erschöpft.» Nicht, weil es<br />
besonders aufwendig sei, sondern weil<br />
es emotional so viel abverlange. Dennoch<br />
macht Steck ihre Arbeit gern.<br />
«Die vielen positiven Rückmeldungen,<br />
die ich meist<br />
einige Tage später<br />
erhalte, bestärken<br />
mich in der Überzeugung,<br />
dass ich<br />
meine Sache gut<br />
mache.»<br />
Steck hat in den<br />
letzten vier Jahren<br />
Hunderte Trauernde<br />
am Schalter<br />
betreut. Nicht hinter<br />
jeder Todesanzeige<br />
stehen tragische<br />
Schicksale.<br />
Oft werden Anzeigen<br />
für Verstorbene<br />
aufgegeben, die<br />
ein hohes Alter erreicht hatten. Gelegentlich<br />
wird das Team am Empfang<br />
auch Zeuge von unterschwellig brodelndem<br />
Streit in der Familie, so etwa<br />
wenn es um die Namen geht, die auf<br />
einer Anzeige zu stehen kommen sollen.<br />
Da kann es schon mal sein, dass<br />
sich die eine Person für jemanden einsetzt,<br />
der dem anderen partout nicht<br />
passt: «Die hat sich doch nie gekümmert»,<br />
ist ein Satz, den Steck nicht nur<br />
einmal gehört hat.<br />
Der Empfang n<strong>im</strong>mt aber nicht nur<br />
Todesanzeigen entgegen. Das Team<br />
ist auch zuständig für die Post der ganzen<br />
Ziegler Druck und VerlagsAG,<br />
betreut die Telefonzentrale, bestellt<br />
Büromaterial, gibt Wettbewerbsgewinne<br />
aus, verteilt Kinotickets, sucht<br />
Lesern, die etwas nachlesen möchten,<br />
alte Zeitungsausgaben aus dem Archiv<br />
heraus und ist Anlaufstelle für jede<br />
Art von Beschwerde oder Kritik der<br />
Leserinnen und Leser, nicht zuletzt<br />
am Inhalt der Zeitung. Da wird am<br />
Telefon gesch<strong>im</strong>pft und geschnaubt, in<br />
der Empfangshalle geschrien und gestampft.<br />
Dabei spielt es oft keine Rolle,<br />
dass die Redaktion einen Sachverhalt<br />
in einem Text nur publik gemacht<br />
und mit dem beschriebenen Ärgernis<br />
nichts zu tun hat.<br />
Jüngst hat sich der Frust zahlreicher<br />
Winterthurerinnen und Winterthurer<br />
über die «Warzenburg», den «Kletterfelsen»,<br />
der als Zentrum Rosenberg<br />
in zwei Wochen eröffnet werden<br />
soll, über die Mitarbeiter am Empfang<br />
entladen. «Manchmal muss man den<br />
Leuten klarmachen, dass man das Gespräch<br />
abbricht, wenn sie sich nicht<br />
mässigen», sagt L<strong>im</strong>ani. Oft würden<br />
sie auch erst nach geraumer Zeit verstehen,<br />
dass es einen Unterschied gibt<br />
zwischen dem Verursacher und dem<br />
Überbringer einer Nachricht.<br />
Schwarze Farbe am Haus<br />
«Es ist mir wichtig, dass die Leser<br />
ihren Ärger über eine Sache loswerden<br />
können», sagt L<strong>im</strong>ani, der <strong>im</strong> Abtausch<br />
mit Nicole Tschopp hauptsächlich<br />
das Telefon bedient. «Ich möchte<br />
allerdings verhindern, dass sie die<br />
Redaktorinnen und Redaktoren, die<br />
sich bereits um die Veröffentlichung<br />
des nächsten Beitrages kümmern, bei<br />
ihrer Arbeit stören.» Der Sachverhalt<br />
ändere sich ja nicht, wenn der Leser<br />
dem Redaktor seinen Ärger persönlich<br />
mitteilen kann. Er schicke den<br />
Redaktoren jeweils ein EMail mit<br />
den Hinweisen zum Ärger der Leserschaft.<br />
Das könnten sie beantworten,<br />
wenn sie gerade Zeit dazu hätten,<br />
«Der Empfang<br />
ist ein Spiegel<br />
der Gesellschaft»<br />
Jeton L<strong>im</strong>ani<br />
oder den Hinweis als Input für eine<br />
Folgegeschichte verwenden.<br />
Der Ärger der Leserschaft n<strong>im</strong>mt<br />
manchmal auch seltsame Formen an.<br />
Tschopp erinnert sich an einen Vorfall,<br />
als am <strong>Morgen</strong>, als sie zur Arbeit kam,<br />
die Fassade des Redaktionsgebäudes<br />
mit schwarzer<br />
Farbe verschmiert<br />
war. Sie hatte eben<br />
den Hauswart informiert,<br />
als ein<br />
ungepflegter Mann<br />
mit «rabenschwarzen<br />
Händen» und<br />
schmuddelig gekleidet<br />
an den<br />
Schalter kam, um<br />
sich zu entschuldigen.<br />
Er habe aus<br />
Frust über einen<br />
Artikel die Wand<br />
verschmiert und<br />
wolle das wieder<br />
gutmachen. «Er<br />
hat uns angeboten, ein Brot zu backen»,<br />
sagt Tschopp. Obwohl sie dankend<br />
abgelehnt habe, kam der Mann<br />
in derselben Woche mit zwei Broten.<br />
Dass sich der Umgang der verärgerten<br />
Leserinnen und Leser mit den Mitarbeitenden<br />
am Schalter in den letzten<br />
Jahren nicht geändert hat, bestätigt<br />
Brigitta Fels. Nach 16 Jahren an vorderster<br />
Front trat sie 2006 in den Ruhestand.<br />
Rückblickend hält sie fest:<br />
«Der Dienst am Schalter erfordert<br />
neben einem grossen Einfühlungsvermögen<br />
vor allem starke Nerven. Und<br />
die hatte ich zum Glück.»<br />
Von Ausserirdischen entführt<br />
Starke Nerven können allerdings auch<br />
von der Tagesform abhängig sein. Monika<br />
Zara, die zwischen 1996 und 2007<br />
am Empfang arbeitete, erlebte einen<br />
<strong>Morgen</strong>, den sie noch nicht vergessen<br />
hat. Kaum <strong>im</strong> Büro eingetroffen, klingelte<br />
das Telefon. «Eine Frau sch<strong>im</strong>pfte<br />
zehn Minuten über einen Artikel,<br />
der offenbar Fehler enthielt», sagt<br />
Zara. Sie sei persönlich geworden,<br />
habe sie massiv beleidigt und ihr mit<br />
einer Anzeige gedroht. Als die Frau,<br />
kaum war das Gespräch beendet, wieder<br />
anrief, um sich erneut länger über<br />
den «<strong>Landboten</strong>» auszulassen, hatte<br />
Zara genug. Sie meldete sich ab und<br />
ging nach Hause.<br />
«Schöne Erlebnisse<br />
und Ärger halten sich<br />
<strong>im</strong> Gleichgewicht»<br />
Nicole Tschopp<br />
Die Erlebnisse am Schalter sind allerdings<br />
nicht alle gleich frustrierend –<br />
und schon gar nicht nur negativ. «Schönes<br />
und Ärger halten sich wohl etwa<br />
<strong>im</strong> Gleichgewicht», sagt Tschopp. Sie<br />
denkt gerne an die Begegnungen mit<br />
einem alten Herrn zurück, der jeweils<br />
mit einem charmanten<br />
«Guten<br />
<strong>Morgen</strong>, die Damen»<br />
das Haus<br />
betrat und um<br />
eine Ausgabe des<br />
«<strong>Landboten</strong>» gebeten<br />
hat. Leider<br />
sei er inzwischen<br />
gestorben. Christine<br />
Steck freut sich<br />
über die Besuche<br />
eines etwa zehnjährigen<br />
Jungen,<br />
der sich die Tickets<br />
fürs Kinderkino<br />
B<strong>im</strong>bambino abholt,<br />
die am Schalter<br />
gratis ausgegeben werden. Er sei<br />
<strong>im</strong>mer äusserst freundlich und berichte<br />
lebhaft von seinen Eindrücken <strong>vom</strong><br />
letzten Film.<br />
Und manchmal seien die Begegnungen<br />
auch äusserst unterhaltsam,<br />
ist sich das Empfangsteam einig. Einst<br />
habe ein Mann von seiner Entführung<br />
durch Ausserirdische berichtet.<br />
Er verlangte, einen Redaktor zu sprechen,<br />
und wünschte, dass man die Bevölkerung<br />
sofort über die Gefahr informiere.<br />
Ein anderer habe eine seltsame<br />
Kiste an den Schalter mitgebracht,<br />
die er einem Journalisten zeigen wollte.<br />
Lange habe man gewartet, bis der<br />
Gast zu Ende gebastelt habe, «bevor<br />
dann eine Kuckucksuhr losging, mit<br />
Lichtern und allem Drum und Dran»,<br />
erzählt L<strong>im</strong>ani.<br />
An einem Montagmorgen, L<strong>im</strong>ani<br />
hat gerade mit der Arbeit begonnen,<br />
seien einige Sexarbeiterinnen<br />
am Empfang Schlange gestanden.<br />
Jede habe noch rasch vor Annahmeschluss<br />
ein Kleininserat in Auftrag geben<br />
wollen. L<strong>im</strong>ani, der erst seit einigen<br />
Monaten am Empfang tätig ist, sei<br />
ziemlich überrascht gewesen über die<br />
Kundschaft, die er bedienen darf. Es<br />
sei sehr beeindruckend, welch unterschiedliche<br />
Personen den Weg zum<br />
«<strong>Landboten</strong>» fänden. «Der Empfang<br />
ist ein Spiegel der Gesellschaft.»
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Alles andere ist<br />
abseits<br />
Grosse Auswahl inWinterthur: 40 Fachgeschäfte, 6Restaurants. Mo–Fr, 8.30–20.00 Uhr, Sa, 8.30–18.00/MMM ab 8.00. www.neuwiesen.ch<br />
Original OSRAM-Inserat aus<br />
dem Jahre 1966<br />
Quality of Life.<br />
Das 1906 gegründete Unternehmen<br />
wuchs in den folgenden Jahren schnell<br />
heran, und es wurde viel Energie für<br />
Forschung und Entwicklung aufgewendet.<br />
Nach der Erstproduktion einer<br />
Leuchtstoffröhre folgten u. a. das Halogenlicht<br />
und die Erfindung der<br />
Energiesparlampe.<br />
Heute liegen die Schwerpunkte in den<br />
Wachstumsmärkten und das LED-<br />
Geschäft. Auch <strong>im</strong> Bereich der organischen<br />
Leuchtdioden (OLED) zeigt sich<br />
OSRAM als Pionier. Dies stellt die<br />
Weltfirma mit dem Angebot der ersten<br />
kommerziell verfügbaren OLED-<br />
Leuchte PirOLED unter Beweis.<br />
Und: Als einer der führenden Hersteller<br />
innovativer Lichtlösungen leistet OSRAM<br />
mit nachhaltigen Produkten und Prozessen<br />
einen Beitrag zur Bewältigung globaler<br />
Herausforderungen.<br />
OSRAM – Quality of Life.<br />
PirOLED: Dieser Name steht für die erste<br />
ultramoderne OLED-Leuchte<br />
von OSRAM.<br />
45 Jahre später ist der LED-Hersteller<br />
OSRAM gänzlich in der Moderne angekommen<br />
und ist heute einer der führenden<br />
Lichthersteller weltweit.
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 51<br />
wiR mAchEN Den «LanDboten»<br />
wir lassen winterthur hinter uns<br />
Nein – natürlich nicht in emotionaler<br />
Hinsicht; unser Herz schlägt für die<br />
Eulachstadt. Aber thematisch befassen wir<br />
uns grösstenteils mit jener Welt, die<br />
ausserhalb des Einzugsgebiets des «<strong>Landboten</strong>»<br />
liegt. Wir sind zuständig für die<br />
Berichterstattung über das nationale und<br />
internationale Geschehen in Politik,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft sowie über<br />
bild: urs Jaudas<br />
aLLe teams auf einen bLick<br />
das, was man früher leicht verschämt als<br />
«Vermischtes» bezeichnete: Sex and Cr<strong>im</strong>e,<br />
Unfälle und Katastrophen, Buntes und<br />
Ausgefallenes. Diesen überregionalen Teil<br />
produzieren wir auch für die übrigen<br />
Zürcher Regionalzeitungen mit Sitz in<br />
Stäfa, Wetzikon und Dielsdorf. Für all das<br />
stehen uns <strong>im</strong> ersten Bund des «<strong>Landboten</strong>»<br />
die Nachrichtenseiten, das Tagesthema<br />
oder die Hintergrundseite, die Mei-<br />
Die rangierer<br />
ENTSCHEIDEN<br />
AuslAnd<br />
SEx and cr<strong>im</strong>E<br />
nungsseite am Samstag sowie die Letzte<br />
Seite der Zeitung zur Verfügung. Personell<br />
haben wir uns zweigleisig organisiert: Peter<br />
Trösch als Verantwortlicher für die Letzte<br />
Seite und die Bundeshausredaktoren<br />
Michael Brunner und Marcello Odermatt<br />
mit Sitz in Bern sind für klar abgegrenzte<br />
Bereiche fest zuständig. Diese beiden<br />
Kollegen garantieren durch ihre Präsenz in<br />
Bern, dass staatsbürgerlich relevante<br />
Schweiz<br />
team 1. BuND<br />
DREHSCHEIBE<br />
BLATTmacHer<br />
ÜberbLICK<br />
Wirtschaft<br />
Themen nicht zu kurz kommen. Die<br />
übrigen Mitglieder des ersten Bunds sind<br />
Allrounder mit Schwerpunkt Inland<br />
(Karin Landolt, Luca de Carli, Thomas<br />
Münzel), Ausland (Philipp Hufschmid),<br />
Wirtschaft (Reto Wäckerli, Jann Lienhart)<br />
und Bundleitung (Peter Granwehr). (gr)<br />
Von links: Peter granwehr, reto Wäckerli, Jann Lienhart,<br />
Philipp Hufschmid, karin Landolt, Luca de carli,<br />
thomas münzel. nicht auf dem bild: michael brunner,<br />
marcello odermatt, Peter trösch<br />
Alles da, am richtigen Ort und korrekt<br />
Drehscheibe und Rangierlokführer in einem –<br />
so lässt sich die Aufgabe von uns Blattmachern<br />
umschreiben. Geschichten anstossen,<br />
die für die Leserinnen und Leser von<br />
Interesse sind. Autorinnen und Autoren aus<br />
dem Schreibstau schleppen. Während des<br />
Rangierens <strong>vom</strong> Führerstand aus den<br />
Nachrichtenfluss <strong>im</strong> Auge behalten, damit<br />
anderntags kein wichtiger Beitrag fehlt. Falls<br />
sich etwas Überraschendes ereignet – auf die<br />
betriebsinterne Feuerwehr zurückgreifen<br />
und das Reporterteam zu Notfalleinsätzen<br />
abberufen. Wir Blattmacher verstehen uns<br />
als Drehscheibe für die Informationen und<br />
koordinieren die Themen der Artikel. Am<br />
späten Nachmittag präsentieren wir der<br />
versammelten Redaktion den Vorschlag für<br />
die Frontseite von morgen mit den wichtigsten<br />
und relevantesten Themen. Dann geht es<br />
an die Umsetzung. Abends haben wir ein<br />
waches Auge auf den Feinschliff des Blattes<br />
und koordinieren über «Funk» laufend mit<br />
den Lokführern der anderen Redaktionen <strong>im</strong><br />
Verbund Zürcher Regionalzeitungen. Für sie<br />
stellt der «Landbote» die Seiten mit überregionalen<br />
Inhalten her und mit ihnen<br />
zusammen gilt es aufzupassen, dass es auf<br />
der Drehscheibe nicht zu thematischen<br />
Zusammenstössen kommt. (cg/hun)<br />
Von links: thomas möckli, s<strong>im</strong>on Hungerbühler,<br />
colette gradwohl<br />
bild: marc Dahinden
DER LANDBOTE<br />
52 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
Stadt<br />
Total lokal gibts nur bei uns<br />
Genial einfach – einfach genial. Unser<br />
Motto n<strong>im</strong>mt Bezug auf den schweizweit<br />
einzigartigen Regler unserer Webseite.<br />
Mit ihm lässt sich der Nachrichtenbereich<br />
mit einem s<strong>im</strong>plen Handgriff geografisch<br />
fokussieren. Unsere Onlinenews sind<br />
schnell wie ein Gokart, ungleich schneller<br />
Kultur<br />
als jedes Papier. Zur Tageszeit liefern wir<br />
das weltweite Geschehen innert Minuten<br />
übers Netz, bei Sportereignissen kämpfen<br />
wir mit der Konkurrenz um Sekunden,<br />
wenn wir die Ersten sein wollen. Unsere<br />
Herausforderung sind die anderen, zum<br />
Teil viel grösseren News-Plattformen.<br />
Unser Trumpf ist die regionale Nähe und<br />
LokaL<br />
team 2. BuND<br />
Panorama<br />
Massgeschneidert<br />
Bild: marc Dahinden<br />
Zukunft<br />
der direkte Draht zur Stadt Winterthur.<br />
Total lokal gibts nur bei uns. Via Web<br />
ankommende Leserbriefe, Kommentare<br />
zu Artikeln oder Antworten auf aktuelle<br />
Umfragen zeugen von der Präsenz unserer<br />
Leser und sind uns Motivation. Dem<br />
Onlinejournalismus gehört die Zukunft,<br />
daran arbeiten wir in der Gegenwart.<br />
Der Redaktionsalltag in drei Szenen<br />
7. <strong>März</strong> 2010, Wahlsonntag. Der Redaktionsschluss<br />
rückt näher. Die Stadt hat angekündigt,<br />
dass die Namen der gewählten Gemeinderäte erst<br />
um 21.30 Uhr ins Internet gestellt werden können.<br />
Endlich ist es soweit. Wir atmen auf – aber<br />
nur kurz. In die Liste der Stadtparlamentarier<br />
sind aus Versehen Namen von Nationalräten<br />
gerutscht. Zum Zeitdruck gesellt sich die Verwirrung.<br />
Die bereinigte Liste kommt um 21.55 Uhr –<br />
für das Schreiben bleibt noch eine Stunde.<br />
Schnitt. Manchmal kommt auch ein Journalist<br />
nicht mehr in ein Theater hinein. Diesmal hat er<br />
Glück. Und sogleich Pech: Er kommt aus einem<br />
Stück nicht mehr heraus. Es ist ein Dostojewski,<br />
in einer geschlossenen Vorstellung. Der Idiot<br />
spricht hier japanisch, Nastassja Filippowna auch,<br />
dies viereinhalb Stunden lang, ohne Pause. Und<br />
jedes Sayonara stellt die Szene nur wieder auf<br />
Anfang. H<strong>im</strong>mel. Normale Menschen müssen<br />
ihre Karten an der Abendkasse rechtzeitig<br />
abholen. Sie haben Glück und gehen vor dem<br />
Theater noch kurz aufs WC.<br />
Und noch ein Szenenwechsel, in den Oktober<br />
2000. Der Betreiber eines Imbisslokals an der<br />
Wartstrasse ruft aufgeregt die «Landbote»-<br />
Telefonzentrale an: Er halte einen Mann fest, der<br />
sich als Wahrsager ausgegeben und versucht habe,<br />
ihn zu betrügen! Unser Redaktor ruft etwas<br />
später zurück. Der Imbissbetreiber sagt: «Weil<br />
Sie nicht sofort gekommen sind, habe ich doch<br />
noch die Polizei angerufen.»<br />
Stadt und Kultur leben von der unendlichen<br />
Vielfalt des Lebens in Winterthur und öffnen<br />
auch ein Fenster in die weite Welt. Wir Redaktorinnen<br />
und Redaktoren graben nach Geschichten,<br />
manchmal fallen sie uns auch zu. Die Neugier<br />
darauf treibt uns an. Jeden Tag wieder neu.<br />
Eine Redaktion ist auch eine Baustelle. (ba/bu)<br />
Von links: stefan Busz, marius Beerli, Helmut Dworschak,<br />
eva Kirchhe<strong>im</strong>, marisa eggli, martin Freuler, angelika maass,<br />
martin gmür, Jean-Pierre gubler, Felix reich, Katharina Baumann,<br />
David Herter, marc Leutenegger. nicht auf dem Bild: susanne<br />
schmid, Christina Peege, Herbert Büttiker, Christian gurtner<br />
einfach<br />
WEBreDaKtion<br />
Speed<br />
Eine App für den Online-«<strong>Landboten</strong>»<br />
auf dem Smartphone ist in Arbeit. Der<br />
5000. registrierte Nutzer unseres Portals<br />
wird nächstens gefeiert. Die Arbeit in<br />
diesem kleinen, engagierten Team ist<br />
anregend und hält uns fit. (ul)<br />
Von links: Claudia sidler, Koni Ulrich, andreas Heer,<br />
markus Wenger, Jeton L<strong>im</strong>ani, anna Pozar, Philip Kempf<br />
Bild: Heinz Diener
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 53<br />
Wo die Fäden zusammenlaufen<br />
Der Klingelton des Telefons – die Post, die<br />
gerade sortiert wird, bleibt für kurze Zeit<br />
liegen. Das Anliegen des Anrufers: «Der<br />
Artikel heute über die Steigmühle – da<br />
hätte ich was zur Ergänzung. – Aha, der<br />
zuständige Redaktor ist an einer Sitzung.<br />
Ja wissen Sie, nämlich ist es so ...» Zuhören,<br />
Notizen machen, und mit dem Versprechen,<br />
das Anliegen an die richtige Stelle<br />
weiterzuleiten, wird das Gespräch beendet.<br />
Die Post wird fertig verteilt, die diversen<br />
Wir springen ein, wenns brennt<br />
Wenn wir am <strong>Morgen</strong> das Redaktionsgebäude<br />
betreten, wissen wir<br />
meist nicht, was der Tag bringen wird.<br />
Wir, Elisabetta Antonelli, Sabine<br />
Arnold, Peter Fritsche und Oliver<br />
Graf, bilden den Reporterpool – und<br />
damit die flexible, zusätzliche Einsatztruppe.<br />
Wie die Feuerwehr sind wir gefragt,<br />
wenn es brennt. Und brennen tut es in<br />
einer Redaktion häufig. Im Regionsressort<br />
ist ein Mitarbeiter krank, für<br />
die Pressekonferenz wegen eines<br />
Spatenstichs in einer halben Stunde<br />
ist niemand verfügbar (Fritsche<br />
springt ein und «feuerwehrlet»). Der<br />
Blattmacher stürmt in unser Büro – er<br />
will nun doch noch eine Tagesthemaseite<br />
zu einem Raserurteil machen<br />
(Graf sucht nach Experten, die das<br />
Urteil einschätzen könnten). Und<br />
bald darauf stürmt der Blattmacher<br />
erneut ins Büro. Eine Polize<strong>im</strong>eldung<br />
ist ihm ins Auge gestochen, da müsse<br />
doch mehr dahinterstecken (Antonelli<br />
hängt sich ans Telefon).<br />
Für Arnold gibt es an diesem Tag<br />
keinen Brand zu löschen. Und das ist<br />
unser Zückerchen – dann können wir<br />
selber einem Thema nachgehen, das<br />
uns gerade unter den Nägeln brennt.<br />
Sie sucht deshalb nach einem Jäger,<br />
der sie zu einer Wildschweinjagd<br />
mitn<strong>im</strong>mt (die nächste Nacht verbringt<br />
sie auf einem Hochsitz). (og)<br />
Von links: sabine arnold, Peter Fritsche, oliver graf,<br />
elisabetta antonelli<br />
Tageszeitungen werden <strong>im</strong> Aufenthaltsraum<br />
ausgebreitet. Das Tagesgeschäft des<br />
Redaktionssekretariates kann nun <strong>im</strong> Büro<br />
weitergehen. Zum einen ist die Agenda für<br />
den nächsten Tag zu erstellen und für die<br />
Wochenübersicht aufzudatieren, zum<br />
andern müssen die Mails, die seit dem<br />
Vortag hereingekommen sind, gesichtet,<br />
geordnet und verarbeitet werden. Die<br />
freien Honorarmitarbeiter bekommen ihr<br />
Honorar zugewiesen, Belege werden<br />
eingepackt und viele Kleinigkeiten warten<br />
hintergrund<br />
agenda<br />
Honorare<br />
darauf, erledigt zu werden. Auf dem<br />
Korridor wird es laut – die Sitzungen der<br />
verschiedenen Redaktionsressorts sind<br />
beendet. Die eine Redaktorin braucht<br />
Schreibmaterial, der andere Redaktor will<br />
eine Auskunft über hausinterne Verbindungen.<br />
Ein Ressortleiter kündigt einen<br />
Informationsevent auf der Redaktion an,<br />
für welchen Einladungen verschickt<br />
werden müssen und ein Apéro zu organisieren<br />
ist. Dazwischen klingelt das Telefon<br />
– Auskünfte hier, Verbindungen dort.<br />
reportagen<br />
REPORTER<br />
News Feuerwehr<br />
antworten<br />
seKreTARiAT<br />
OrganisatiOn<br />
«Nein, der Aboservice ist unter folgender<br />
Telefonnummer erreichbar ... Ja, doch, das<br />
werde ich weitermelden ...» Ein enttäuschter<br />
Redaktor steht am Pult: Die Kaffeemaschine<br />
will keinen Kaffee ausgeben; ohne<br />
lässt sich kein klarer Gedanke fassen! Eine<br />
genaue Prüfung in der Kaffeeküche, ein<br />
paar Handgriffe – wir haben Glück. Das<br />
köstliche braune Getränk fliesst wieder.<br />
Dem Gelingen eines guten Artikels steht<br />
nichts mehr <strong>im</strong> Weg. (kä)<br />
Von links: sibylle Bühler und gabriele Kägi<br />
Bild: marc Dahinden<br />
Bild: Urs Jaudas
DER LANDBOTE<br />
54 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
KREATIV<br />
Die aufrechten Sieben<br />
Eine Tageszeitung ist ein gewaltiges<br />
Mammutwerk <strong>im</strong> Zusammenspiel zwischen<br />
Redaktion, Technik, Layout und<br />
Bildredaktion. Wir von der technischen<br />
Abteilung sind für den reibungslosen<br />
Ablauf und die termingerechte Ablieferung<br />
in die Druckerei zuständig. Das heisst<br />
<strong>im</strong> Klartext: zu später Stunde noch einmal<br />
GRAFIK<br />
Layout/
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 55<br />
Einzelkämpfer und Teamspieler<br />
Im 132. Jahr des Bestehens kam der «Landbote»<br />
doch noch zu seiner Sportredaktion.<br />
Angesichts der Olympischen Winterspiele<br />
in Grenoble wurde der Sport Anfang 1968<br />
selbstständig. Bis dahin waren Wettkämpfe<br />
und Matches <strong>vom</strong> gleichen Redaktor<br />
betreut worden, der sich auch um Verkehrs-<br />
Der Kunde <strong>im</strong> Zentrum<br />
Wir <strong>vom</strong> Marketingteam sind<br />
zuständig, dass der «Landbote»<br />
die beste Marktpräsenz <strong>im</strong><br />
Lesermarketing erhält – sei dies<br />
an Anlässen, Aussenauftritten<br />
oder in der Werbung. Wir<br />
organisieren für unsere Abonnenten<br />
mit der «Passepartout»-<br />
Karte exklusive und attraktive<br />
Vergünstigungen für Theater-,<br />
Konzert- und Kinobesuche<br />
oder für Messen, Museen und<br />
Musicals, aber auch für sportliche<br />
Anlässe. An Messen und<br />
Events sorgen wir für einen<br />
abwechslungsreichen Auftritt<br />
und haben ein offenes Ohr für<br />
unsere Leser. Wir stellen sicher,<br />
dass Reklamationen und<br />
Anregungen verarbeitet<br />
werden, dass Ferienumleitungen<br />
und Unterbrüche funktionieren,<br />
und sind ständig in<br />
Verbindung mit dem Aboservice.<br />
Wir gewinnen Neuabonnenten,<br />
organisieren Partnerschaften<br />
mit Veranstaltern und Klubs<br />
in der Region, sorgen dafür, dass<br />
der «Landbote» am Kiosk<br />
erhältlich ist, lancieren Mal- und<br />
andere Wettbewerbe. Kurzum:<br />
Sie als Abonnentin und Abonnent<br />
des «<strong>Landboten</strong>» stehen <strong>im</strong><br />
Fokus unserer Arbeit und wir<br />
freuen uns, auch weiterhin für<br />
Sie tätig zu sein. (jo)<br />
Von links: Franziska neururer, anita<br />
schmeltzer, rené sutter, marc Briand,<br />
Jacqueline ort<br />
probleme und vermischte Meldungen<br />
kümmerte.<br />
Mittlerweile ist der «Landbote»-Sport ein<br />
halbes Dutzend Redaktoren stark. Gleichermassen<br />
Einzelkämpfer und Teamspieler,<br />
hat jeder seine Fachgebiete und seine<br />
Vorlieben. Maurizio Derin, unser Spezialist<br />
für Skirennen, und Roger Metzger,<br />
passepartout<br />
events<br />
radsport<br />
Fussball<br />
Radsportler mit einer Schwäche für YB<br />
und den SCB, sind in erster Linie für die<br />
Produktion der Sportseiten zuständig.<br />
Die anderen vier stehen regelmässig <strong>im</strong><br />
«Aussendienst»: Hansjörg Schifferli, der<br />
Fussballprofessor schlechthin mit Einsätzen<br />
von der Schützi bis zu Weltmeisterschaften,<br />
Roland Jauch, unser Mann für<br />
handball<br />
team SpORT<br />
TEAm marKeting<br />
messen<br />
vernetzen<br />
ski eishockey<br />
Eishockey, Handball und Olympische<br />
Winterspiele, die (regionalen) Allrounder<br />
Urs Kindhauser, Insider des EHCW sowie<br />
Unihockeykenner, und Urs Stanger, der<br />
Captain, Stammgast von Pfadi-Handballspielen<br />
und Sommer-Olympia. (ust)<br />
Von links: Urs stanger, maurizio Derin, roland Jauch,<br />
roger metzger, Urs Kindhauser, Hansjörg schifferli<br />
Bild: Heinz Diener<br />
Bild: marc Dahinden
DER LANDBOTE<br />
56 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
zürich<br />
BiLDREDAkTiON/<br />
FotograFen pixel<br />
schnittstelle<br />
team 3. BuND<br />
kanton<br />
AuswAhl<br />
region<br />
Das Regionsteam plant rollend<br />
Dienstagnachmittag, 13.15 Uhr. Redaktionssitzung<br />
des 3. Bundes. Der Bundleiter:<br />
«Welche guten Geschichten haben wir<br />
für die nächste Woche?» Der Dienstredaktor:<br />
«Macht der Kanton am Donnerstag<br />
keine Pressekonferenz?» Die Kantonsredaktorin:<br />
«Nein, es ist nichts angesagt.<br />
Aber in der Stadt Zürich haben sie wieder<br />
Knatsch wegen des Budgets.» Der Weinlandredaktor:<br />
«Immer die Stadt Zürich.<br />
Wir müssen mehr über die Region schrei-<br />
regionalkultur<br />
ben.» Die Winterthur-Land-Redaktorin:<br />
«In Neftenbach wollen wieder Schüler<br />
streiken.» Der Regionalreporter: «Im<br />
Flaachtal hat sich ein Seifenkistenverein<br />
<strong>im</strong> Streit getrennt.» Die Regionalkultur:<br />
«Wir starten mit einer neuen Serie: Die<br />
Region <strong>im</strong> Film.» Die Illnau-Effretikon-<br />
Redaktorin: «Es gibt noch einen neuen<br />
Vorstoss zum Sportzentrum Eselriet.» Der<br />
Tösstalredaktor: «Ich hätte da noch einige<br />
Details über die Impfung gegen die<br />
Blauzungenkrankheit.» Der Embracher-<br />
paparazzi<br />
talredaktor: «Die letzte Telefonzelle <strong>im</strong><br />
Embrachertal ist <strong>vom</strong> Aussterben bedroht.»<br />
Ein Kantonsredaktor: «Ich hätte<br />
schon ein paar Ideen, aber ich weiss nicht,<br />
ob die Artikel zustande kommen.» Der<br />
Dienstredaktor: «Für die Montagsausgabe<br />
haben wir noch gar nichts. Alle freien<br />
Mitarbeiter haben mir fürs Wochenende<br />
abgesagt.» Der Weinlandredaktor:<br />
«Ich kann jederzeit noch etwas über das<br />
Thurauenprojekt schreiben.» Der Winterthur-Land-Redaktor:<br />
«In Elgg wird ein<br />
Bild: Beatrice de souza<br />
Wir rücken ins rechte Licht<br />
Bilder geben einem Artikel ein<br />
Gesicht und veranschaulichen<br />
das Geschehene. Das Bild<br />
drückt aus, was das Wort nicht<br />
vermag. Wir Fotografen<br />
dokumentieren Ereignisse <strong>im</strong><br />
Grossraum Winterthur: von der<br />
Älplerchilbi <strong>im</strong> oberen Tösstal<br />
bis zur Zürcher Politik. Und mit<br />
Reportagen greifen wir eigene<br />
Themen auf. Die Fotoredaktion<br />
koordiniert die tägliche<br />
Bilderflut. Sie ist das Bindeglied<br />
zwischen den Journalisten<br />
und den Fotografen. Unser<br />
Fotoredaktionsteam besteht<br />
aus Kapitänin Andrea Fessler,<br />
Barbara Truninger und Bernie<br />
Kruhl. Als Fotografen <strong>im</strong><br />
Einsatz sind Marc Dahinden<br />
und Heinz Diener sowie die<br />
Freischaffenden Donato<br />
Caspari, Melanie Duchene,<br />
Patrick Gutenberg, Moritz<br />
Hager, Urs Jaudas, Nicole Osta<br />
und Peter Würmli. (mad)<br />
Von links: Bernie Kruhl, Peter Löhrli,<br />
andrea Fessler, Peter Würmli,<br />
marc Dahinden, Patrick gutenberg,<br />
Barbara truninger, Heinz Diener.<br />
nicht <strong>im</strong> Bild: melanie Duchene,<br />
moritz Hager, Urs Jaudas,<br />
Donato Caspari<br />
Bild: Donato Caspari<br />
Schulhausumbau zum 13. Mal neu geplant.»<br />
Der Bundleiter: «Auf den ersten<br />
Blick ist das noch ein bisschen chaotisch.»<br />
Der Dienstredaktor: «Das wird dann<br />
schon noch gehaltvoller, es ist ja erst<br />
Dienstag.» Der Bundleiter: «Also, dann<br />
setzen wir wieder auf rollende Planung.<br />
Gute Woche!» (bä)<br />
Von links: Daniel Lüthi, anna Wepfer, sandra Hohendahl<br />
tesch, thomas schraner, reto Flury, Dagmar appelt,<br />
thomas marth, ruedi elmer, Fabio mauerhofer,<br />
nadja ehrbar, Ueli abt, D<strong>im</strong>itri Hüppi, roland tellenbach,<br />
Pascal Unternährer, Jakob Bächtold
DER LANDBOTE<br />
Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 57<br />
Vielfältige Kundschaft vielfältig betreut<br />
Die 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Teams «Werbemarkt Winterthur» sind<br />
unter der Leitung von Roland Alt für den<br />
Inseratenverkauf des «<strong>Landboten</strong>» sowie<br />
des «Winterthurer Stadtanzeigers» verantwortlich.<br />
Wir verkaufen Werberaum der<br />
Printausgaben sowie der Onlineplattformen.<br />
Unsere Kundschaft ist genauso<br />
vielfältig wie unsere Angebote. Zusammen<br />
mit dem Empfangsteam betreuen und<br />
beraten wir Inserenten an unserem Schalter<br />
am Garnmarkt 10 in Winterthur.<br />
anzeIge<br />
www.resedahome.ch<br />
Winterthur I Hintermühlenstrasse 2 I 8409 Winterthur I T 052 242 71 40<br />
Hegi I neben Media Markt<br />
reseda home finden Sie ausserdem in Spreitenbach und Zürich<br />
Inserate<br />
460 000 leser<br />
Unsere vier Mitarbeitenden des Verkaufsinnendiensts<br />
kümmern sich um Kontakte,<br />
sind für die administrative Abwicklung der<br />
Inseratenaufträge verantwortlich und<br />
stehen unserem Verkaufspersonal unterstützend<br />
zur Seite. Die regionalen KMUs<br />
und Grossunternehmen werden von<br />
unseren acht Verkaufsmitarbeiterinnen<br />
und -mitarbeitern betreut und beraten.<br />
Unterstützt werden wir von freischaffenden<br />
Verkaufsmitarbeitern, welche sich vor<br />
allem um spezielle Kundensegmente und<br />
Werbegefässe kümmern (zum Beispiel<br />
werk.stück.<br />
So heissen unsere zeitlich<br />
befristeten Spezialangebote.<br />
Nach Bestellung fertigen<br />
wir in der reseda Werkstatt das<br />
Möbelstück für Sie an.<br />
Wie <strong>im</strong>mer in erstklassiger<br />
Qualität, aber zu einem noch<br />
günstigeren Preis!<br />
beilagen<br />
team VERKAuf<br />
Werberaum<br />
Baureportagen, die Weinbauindustrie).<br />
Abgerundet wird das Team durch die zwei<br />
Mitarbeiter der Verlagsredaktion, welche<br />
für die redaktionellen Inhalte und die<br />
Gestaltung unsere Themenbeilagen und<br />
-sonderseiten verantwortlich sind. Unsere<br />
Organisation gehört zu der Zürcher<br />
Regionalzeitungen AG (ZRZ), welche<br />
ihren Hauptsitz in Winterthur hat. Neben<br />
dem «<strong>Landboten</strong>» und dem «Winterthurer<br />
Stadtanzeiger» ist ZRZ mit ihren sechs<br />
Standorten <strong>im</strong> Zürichseegebiet und <strong>im</strong><br />
Zürcher Unterland für die «Zürichsee-<br />
Bild: Donato Caspari<br />
Zeitung» und den «Zürcher Unterländer»<br />
verantwortlich. Überregional und national<br />
Gewerbetreibende erreichen mit der<br />
Inseratenkombination ZRZplus<br />
(«Der Landbote», «Zürcher Oberländer»,<br />
«Zürcher Unterländer», «Zürichsee-<br />
Zeitung» und «Schaffhauser Nachrichten»)<br />
bis zu 460 000 Leserinnen und Leser. (rot)<br />
Von links: (hintere reihe:) michael störi, roland alt,<br />
Peter menzato, Peter schiesser, reto schmid, mauro<br />
tomasella, Philipp Weber. (Vordere reihe:) robin<br />
tanner, thomas morf, marlies Bischof, Clivia Landert, Pablo<br />
Vecchi, Claudia Kessler, Claudia risi, gabriela Holenstein.<br />
nicht auf dem Bild: Kurt Isliker, Willi rechsteiner<br />
werk.stück 03<br />
Tisch BARERA<br />
180 x 85 cm I Eiche massiv geölt<br />
jetzt 1’690.–<br />
statt 2’790.–<br />
(Gültig bis 23.04.<strong>2011</strong>)<br />
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statt 2’403.– (Gültig bis 23.04.<strong>2011</strong>)<br />
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Unser Showroom ist auch samstags von 9–17 Uhr offen.<br />
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 59<br />
landbote<br />
tagblatt von winterthur und umgebung<br />
Wie der «Landbote» in 25 Jahren aussieht Das «Landbote»-App<br />
Von links: Lea Züllig, Beni Fischer, Sandro Derungs, Nathalie Frey (v.), Melina Anderwert und Michèle Krüsi<br />
Reto Hüttenmoser, Grafiker<br />
Das zeitungswesen wird sich in den nächsten 25 Jahren massiv<br />
verändern. Der grösste Teil wird <strong>im</strong> Internet und auf mobilen<br />
Geräten stattfinden, was ja heute bereits eine Tendenz ist. Ich denke<br />
auch, dass das Informationsnetzwerk <strong>im</strong>mer besser wird, schweizweit<br />
wie auch weltweit. man arbeitet näher zusammen und die News werden<br />
schneller und spezifischer verbreitet. zeitungen auf Papier werden nur<br />
noch in kleinen Auflagen erscheinen, vor allem um älteren Lesern weiter den<br />
gewohnten Service zu bieten. Jedoch werden die gedruckten Artikel verlinkt und<br />
nur ein kleiner Teil eines viel grösseren Onlineumfangs sein.<br />
Abonnieren Sie<br />
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montag, <strong>24.</strong> märz 2036 200. jahrgang, nr. 53, chf 4.50 www.landbote.ch<br />
der<br />
Textausschnitte können<br />
schnell markiert und über<br />
soziale Netzwerke mit anderen<br />
geteilt werden.<br />
WINTERTHUR. Der «Landbote»<br />
feiert dieses Jahr, am <strong>24.</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong>,<br />
sein 175-Jahr-Jubiläum. Den Polygrafenlernenden<br />
von Ziegler Druck<br />
wurde die Frage gestellt: «Wie wird<br />
der «Landbote» in 25 Jahren zum<br />
200-Jahr-Jubiläum aussehen?»<br />
In diesen 175 Jahren hat sich einiges verändert.<br />
Auch der «Landbote» hat mehrmals<br />
sein Erscheinen renoviert,<br />
aufgefrischt und<br />
ist neben der gedruckten<br />
Aufl age auch digital verfügbar.<br />
In der Zeitungsbranche<br />
fragt man sich<br />
natürlich: «Wie lange<br />
wollen die Leute noch<br />
ihre täglichen Nachrichten auf Papier lesen?<br />
Wie lange geht es, bis alles nur noch<br />
digital ist?»<br />
Wir, sechs Polygrafenlernende, haben<br />
uns darüber auch Gedanken gemacht. Wir<br />
sehen den «<strong>Landboten</strong>» in 25 Jahren sowohl<br />
digital als auch traditionell in der gedruckten<br />
Form. Die digitale Welt boomt<br />
und somit zum Beispiel auch das iPad von<br />
Apple. Einige der Lernenden glauben, dass<br />
der «Landbote» eine eigene App entwickelt<br />
«Wir von der Lehrlingsabteilung<br />
von Ziegler Druck<br />
gratulieren dem «<strong>Landboten</strong>»<br />
ganz herzlich zu seinem<br />
175. Geburtstag!»<br />
Die zeitung bleibt vorerst noch<br />
bestehen, jedoch wird es einige<br />
technische änderungen geben. mit<br />
mobilen Geräten (Handys, iPads<br />
usw.) lassen sich die Artikel via<br />
Kamera erkennen (scannen). Das<br />
mobile Gerät, das <strong>im</strong>mer online<br />
verbunden ist, sucht zeitgleich<br />
die neusten zusatzinformationen<br />
zum Artikel: Bildergalerien, weitere<br />
Artikel, Blogs/Tweets, Artikel anderer<br />
zeitungen usw. Die «gescannten»<br />
Artikel lassen sich dann auch in<br />
verschiedenen Sprachen anzeigen<br />
(mittels Übersetzungssoftware, die<br />
in Sekundenbruchteilen fehlerfreie<br />
Ergebnisse liefern wird).<br />
oder sogar ein eigenes Tablet, auf das man<br />
jeden Tag seinen «<strong>Landboten</strong>» downloaden<br />
kann. Andere bringen Ideen ins Spiel, wie<br />
etwa eine digitale Datenfolie, die dann<br />
praktischerweise zusammengerollt werden<br />
könnte. Somit müsste man nicht ein grosses<br />
Tablet mit sich rumtragen.<br />
Die grosse Vision für die gedruckte Version<br />
des «<strong>Landboten</strong>» ist die 3D-Technologie.<br />
Im Moment sind die 3D-Filme <strong>im</strong><br />
Kino und auch die aufkommenden3D-Fernseher<br />
sehr <strong>im</strong> Trend.<br />
Was, wenn wir in 25<br />
Jahren 3D-Bilder drucken<br />
können? Die unglaubliche<br />
Tiefe <strong>im</strong><br />
Druck s<strong>im</strong>ulieren zu<br />
können, ist eine tolle Vorstellung. Wenn Sie<br />
schon mal eine DVD in 3D-Version gekauft<br />
haben und somit eine 2-farbige Brille<br />
besitzen (das eine Glas muss rot sein und<br />
das andere blau), können Sie das Bild links<br />
in der dritten D<strong>im</strong>ension ansehen. Heute<br />
ist die Technologie des 3D-Druckens leider<br />
noch nicht so ausgereift wie bei den Filmen.<br />
Was denken Sie? Wird der «Landbote»<br />
schon bald mit 3D-Bildern erscheinen?<br />
Lea ZüLLig, Beni Fischer, MeLina anderwert,<br />
sandro derungs, nathaLie Frey, MichèLe Krüsi<br />
200 jahre landbote<br />
heute:<br />
Es sieht aus wie ein etwas zu<br />
gross geratenes iPhone und<br />
der de<br />
landbote lan landb dbot d ote ist auch fast so handlich wie<br />
dieses: das iPad. Der Tablet-<br />
Computer des amerikanischen<br />
Herstellers Apple lässt sich durch einen<br />
berührungsempfi ndlichen Bildschirm<br />
bedienen. Durchden Erwerb von Apps, also<br />
Anwenderprogrammen, kann man sich die<br />
verschiedensten Funktionen auf sein iPad<br />
laden. Also, warum nicht auch ein solches<br />
App für den «<strong>Landboten</strong>»? Durch das tägliche<br />
Aktualisieren der «Landbote»-Plattform<br />
wird man in Zukunft die Zeitung<br />
ganz unkompliziert auf seinem iPad lesen<br />
können. Möchte man also nun ein glücklicher<br />
Besitzer <strong>vom</strong> «Landbote»-App werden,<br />
muss man sich lediglich ein iPad zulegen<br />
(was in 25 Jahren ohnehin jeder besitzen<br />
wird) und ein App-Abonnement be<strong>im</strong><br />
«<strong>Landboten</strong>» machen. Schon kann der Lesespass<br />
beginnen, und das erst noch ohne<br />
Altpapier! Wir denken jedoch, dass es die<br />
Zeitung, so wie Sie sie gerade in den Händen<br />
halten, auch in 25 Jahren noch gibt. Da<br />
wir jedoch mit der Zeit gehen, wird sich das<br />
Erscheinungsbild wahrscheinlich etwas verändert<br />
haben. Vielleicht wird der «Landbote»<br />
ja so aussehen wie diese halbe Seite ...<br />
r d<br />
Die gedruckte Version wird mit<br />
«Links» versehen sein, die <strong>vom</strong><br />
Gerät erkannt werden können.<br />
Optisch wird sich auch noch einiges verändern. Ein kleineres handlicheres<br />
Format wird sich durchsetzen. Serifenschriften werden verschwinden<br />
und Artikel werden in der gedruckten zeitung weniger ausführlich sein.<br />
Das Erscheinungsbild wird eher in Richtung «magazin» gehen, da mit der<br />
besseren Technik in kürzerer zeit bessere grafische Resultate erzielt<br />
werden können.<br />
ILLUSTRATION/BILDER: REH
Departement Bau, Tiefbauamt<br />
In der Neuwiesenstrasse zwischen<br />
Zürcherstrasse und Wülflingerstrasse<br />
sind verschiedene Werkleitungen an<br />
ihrer Altersgrenze angekommen. Um<br />
die Ver- und Entsorgung weiterhin<br />
gewährleisten zu können, müssen sie<br />
jetzt erneuert werden. Dies betrifft<br />
insbesondere die Abwasserkanäle.<br />
Der Einbau der Deckbeläge erfolgt an<br />
einem Wochenende 2012.<br />
28. <strong>März</strong>-November <strong>2011</strong>:<br />
Kanalsanierung (neuer Kanal),<br />
Stromtrassee und neue Kabelrohrblöcke,<br />
Swisscom<br />
April-September <strong>2011</strong>:<br />
Sanierung der Brücke über die Eulach<br />
Juni/Juli/August <strong>2011</strong>:<br />
Neue Wasserleitung und Kanal-<br />
Innensanierung<br />
Stückguttransporte <strong>im</strong> In- und Ausland<br />
Tiefkühl- und Kühltransporte<br />
Spezialtransporte<br />
Möbeltransporte /Geschäftsumzüge<br />
Krantransporte<br />
Heizbare Fahrzeuge<br />
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8404 Winterthur<br />
St. Galler-Strasse 188<br />
Telefon 052 235 17 00<br />
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Bauarbeiten Neuwiesenstrasse, 28. <strong>März</strong>-November <strong>2011</strong><br />
Vom 28. <strong>März</strong> bis Ende Oktober ist die Neuwiesenstrasse zwischen Zürcher- und Paulstrasse und zwischen Salstrasse und<br />
Wülflingerstrasse als Einbahnstrasse signalisiert. Die Umfahrungen sind grossräumig und vor Ort signalisiert.<br />
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAHRE LANDBOTE l 61<br />
Die gedruckte Zeitung ist nur noch eine Randnotiz<br />
In der Zukunft wird nicht nur<br />
die Zeitung auf Papier<br />
marginalisiert und von digitalen<br />
Newskanälen verdrängt.<br />
Auch die Grenzen zwischen<br />
klassischen Medien verwischen.<br />
AndreAs Heer<br />
Auch in 25 Jahren wird es die Zeitung<br />
aus Papier noch geben. Aber ihre Bedeutung<br />
wird eine andere sein. Denn<br />
die überwiegende Mehrheit der zukünftigen<br />
Zeitungsleserinnen und Zeitungsleser<br />
ist mit Computern und Handys<br />
aufgewachsen. Diese sogenannten<br />
digitalen Ureinwohner sind kaum bereit,<br />
für «alte» Nachrichten <strong>vom</strong> Vortag<br />
auf dem starren Medium Papier<br />
Geld auszugeben. Gedruckte Tageszeitungen<br />
werden deshalb auf einen<br />
min<strong>im</strong>alen Umfang in geringer Auflage<br />
reduziert. Die digitale Zeitung wird<br />
zum Normalfall – in der Umkehrung<br />
der heutigen Situation.<br />
Die «News» von gestern<br />
Dazu tragen insbesondere technische<br />
Entwicklungen bei, die heute noch<br />
in den Kinderschuhen stecken mögen,<br />
in 25 Jahren aber alltäglich sind.<br />
Technologische Umwälzungen, <strong>vom</strong><br />
Internet über Facebook bis hin zum<br />
iPad, verändern die Art und Weise,<br />
wie Menschen Informationen konsumieren.<br />
Heute sind wir dank Kanälen<br />
wie Newswebseiten, Twitter und Onlinefernsehen<br />
praktisch live dabei an<br />
Ereignissen, die irgendwo auf dieser<br />
Welt passieren. Die Geschwindigkeit,<br />
mit der uns News erreichen, hat dank<br />
der Digitalisierung massiv zugenommen.<br />
Was am nächsten Tag in der gedruckten<br />
Zeitung steht, ist genau genommen<br />
bereits wieder veraltet.<br />
Niemand kann heute abschätzen,<br />
wie Computer, Internet und Handy in<br />
25 Jahren genau aussehen und funktionieren.<br />
In digitalen D<strong>im</strong>ensionen<br />
gemessen, ist der Zeitsprung zu gross.<br />
Das beweist ein Blick 25 Jahre zurück.<br />
1986 besassen die Haushalte allenfalls<br />
einen Homecomputer und damit<br />
eine bessere Spielkonsole – wenn<br />
überhaupt. Vernetzung war kein Thema.<br />
Es sollte noch fünf Jahre dau-<br />
ern, bis das World Wide Web öffentlich<br />
zugänglich sein sollte, und nochmals<br />
zehn Jahre, bis eine signifikante<br />
Zahl von Haushalten überhaupt einen<br />
Internetzugang besitzen würde.<br />
Im Badez<strong>im</strong>merspiegel<br />
In der Zukunft wird das Internet dagegen<br />
allgegenwärtig sein. Die technischen<br />
Entwicklungen und neue Technologien<br />
sorgen für heute kaum vorstellbare<br />
Möglichkeiten. Vielleicht begleiten<br />
uns die News des Tages bereits<br />
be<strong>im</strong> Blick in den Badez<strong>im</strong>merspiegel,<br />
der gleichzeitig als Bildschirm dient.<br />
Eine aufgrund unserer persönlichen<br />
Vorlieben zusammengestellte Auswahl<br />
an News liefert einen ersten Eindruck<br />
über das Weltgeschehen – und<br />
die Aktivitäten unserer Freunde.<br />
Während die Kaffeemaschine automatisch<br />
zu arbeiten beginnt, liegt die<br />
Zeitung mit den aktuellsten Meldungen<br />
des <strong>Morgen</strong>s bereits auf dem<br />
Tisch. Vielleicht in Form von elektronischem<br />
Papier, vielleicht <strong>vom</strong> eingebauten<br />
Beamer des Handys an einen<br />
geeigneten Ort projiziert.<br />
Wenn die Zeitung auf digitalem<br />
Weg verbreitet wird, sprengt sie die<br />
Das digitale Zeitungslesen sprengt die Beschränkungen, denen bedrucktes Papier unterliegt. Bild: Donato Caspari<br />
Beschränkungen bedruckten Papiers.<br />
Die Grenzen zwischen den Medien<br />
verwischen. So wird die digitale Zeitung<br />
Filmbeiträge enthalten und interaktive<br />
Elemente. Der Inhalt ist für den<br />
jeweiligen Abonnenten personalisiert.<br />
So lässt sich beispielsweise ein Börsenteil<br />
vorstellen, der die aktuellen Kurse<br />
derjenigen Titel umfasst, die der jeweilige<br />
Leser in seinem Portfolio besitzt.<br />
Ein Sportfan erhält die Zusammenfassung<br />
des gestrigen Spiels in Text und<br />
Film auf der Front geliefert, während<br />
bei einem anderen Abonnenten lokale<br />
Meldungen dominieren.<br />
Zeitung zum Mitmachen<br />
Überhaupt wird die Zeitung viel persönlicher.<br />
So liefert sie jedem Abonnenten<br />
diejenigen Artikel, die seinen<br />
ausgesuchten Interessensgebieten<br />
entsprechen, allenfalls ergänzt<br />
durch einen schmalen allgemeingültigen<br />
Mantelteil. Und es sind auch nicht<br />
nur die Redaktorinnen und Redaktoren,<br />
die den Inhalt best<strong>im</strong>men. Da ohnehin<br />
jeder dank des Handys ständig<br />
eine Foto- und Filmkamera dabei hat,<br />
fliessen in die Zeitung Inhalte von Benutzern<br />
ein. Die Menge an Informationen<br />
n<strong>im</strong>mt nochmals zu. Aufgabe<br />
der Zeitungsmacher wird sein, eigene<br />
und externe Inhalte zu sortieren und<br />
aufgrund der Vorlieben der Leserinnen<br />
und Leser zu gewichten. Das entspricht<br />
der heutigen redaktionellen<br />
Arbeit. Nur werden die Quellen vielseitiger<br />
und vor allem mult<strong>im</strong>edialer<br />
sein. Das gerade erst anbrechende digitale<br />
Informationszeitalter wird die<br />
Grenzen zwischen den heutigen klassischen<br />
Medien wie Zeitung, Radio und<br />
Fernsehen sprengen.
Wirkungsweise der Akupunktur<br />
Herzliche<br />
Einladung<br />
Mode-Apéro<br />
Freitag, 25. 3. 11, 14.00–20.00 Uhr<br />
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•Allergien<br />
Heuschnupfen kann in der Akutphase<br />
gelindert und nach Therapiefolgen Beschwerdefreiheit<br />
erzielt werden.<br />
•Verdauungsbeschwerden<br />
Blähungen, Verstopfungen, Durchfall<br />
usw.<br />
•Gelenkbeschwerden<br />
Schulter-, Arm-, Rücken-,<br />
Knie-, und Hüftgelenksbeschwerden,<br />
Tennisellbogen, u.s.w.<br />
•Gynäkologische Beschwerden<br />
Prämenstruelle-und menstruelle Syndrome,<br />
Kopfschmerzen und Migräne<br />
Wir arbeiten mit <strong>im</strong>mer mehr Haus- •Migräne<br />
ärzten zusammen und freuen uns auf In den meisten Fällen kann mit Akueine<br />
weitere gute Zusammenarbeit. punktur geholfen werden.<br />
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bei uns sitzen Sie schöner<br />
Heuschnupfen<br />
Frau Hugelshofer (Name geändert), litt<br />
seit Jahren an Heuschnupfen. Nach einer<br />
Behandlungsserie von 9Behandlungen<br />
hat sie in der Akutphase ihr Wohlbefinden<br />
zurückge wonnen und nach 3-jährigen<br />
kurzen Behandlungsserien wurde<br />
sie beschwerdenfrei.<br />
Rückenbeschwerden<br />
Herr German (Name geändert), kam mit<br />
chronischen Rückenbeschwerdenindie<br />
Praxis. Nach 12 Behandlungen war er<br />
beschwerdenfrei.<br />
Gynäkologische Beschwerden<br />
Frau Schoch (Name geändert), litt seit<br />
Jahren an Gynäkologischen Beschwerden<br />
in Begleitung von Migräne. Nach<br />
einer Therapiefolge von 12 Behandlungen<br />
war sie beschwerdenfrei.<br />
...der<br />
älteste<br />
Inserent<br />
seit<br />
1865 ...<br />
26.2. –15.5.<strong>2011</strong><br />
André Kertész<br />
Retrospektive<br />
11.9.2010 –8.5.<strong>2011</strong><br />
Arbeit/Labour<br />
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des Fotomuseum Winterthur<br />
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Grüzenstrasse 44 +45<br />
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Tel. 052 234 10 60<br />
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Führungen: Mi 18.30, So11.30 Uhr (Infoline)<br />
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Tel. 052 203 47 47<br />
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Fotostiftung<br />
Schweiz<br />
Grüzenstrasse 45<br />
CH-8400 Winterthur<br />
Tel. 052 234 10 30<br />
www.fotostiftung.ch<br />
Di –So11–18 Uhr Mi 11–20Uhr<br />
Führungen: Mi18.30, So 11.30 Uhr (Infoline)<br />
26.2.–15.5.<strong>2011</strong><br />
Kurt Caviezel<br />
Global Affairs –<br />
Erkundungen <strong>im</strong> Netz<br />
Das Zentrum für Fotografie in Winterthur –Infoline 052 234 10 34<br />
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..<br />
GGaabe be es es den den<br />
Volg Volg nicht, nicht, mmaa nmusste nmusste<br />
ihn ihn erfinden. erfinden.<br />
”Die besten Ideen sind einfach,<br />
umkompliziertund bringen allen Beteiligten Vorteile.<br />
So ist das auch be<strong>im</strong> Volg: Die Produzenten<br />
schätzen den verlässlichen Partner,die Kundschaft<br />
das lokale Angebot und die Volg-Mitarbeitenden<br />
freuen sich über ihrezufriedenen Kunden. ”<br />
Volg. Ist doch naheliegend.<br />
..<br />
ConnySchütz, Volg-Filialleiterin<br />
Hanspeter Menzi,Obstbauer<br />
Andrea Meier-Zysset,<br />
Volg-Kundin<br />
ausNürensdorfZH
DER LANDBOTE<br />
64 l 175 JAhRE LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong><br />
Colette Gradwohl<br />
Geschätzte Leserin<br />
Geschätzter Leser<br />
Sie sind auf der letzten Seite<br />
unserer <strong>Jubiläumsbeilage</strong> angelangt.<br />
Wir haben versucht,<br />
Ihnen ein paar Facetten der<br />
langen Geschichte unserer<br />
Zeitung nahezubringen. Wir<br />
hoffen, dass Ihnen die Aus<br />
montage: Peter Wittwer<br />
<strong>im</strong>PressUm<br />
JuBiLäumsBEiLAgE<br />
auflage: 95 000<br />
KONzEpT uND umsETzuNg<br />
elisabetta antonelli, sabine arnold,<br />
Colette gradwohl, s<strong>im</strong>on Hungerbühler,<br />
reto Wäckerli<br />
gEsTALTuNg uND LAyOuT<br />
reto Hüttenmoser, Daniel Kiss<br />
BiLDKONzEpT<br />
andrea Fessler, Barbara truninger<br />
iLLusTRATiON uND CARTOONs<br />
Helen sonderegger, ruedi Widmer,<br />
Peter Wittwer<br />
Unser Geschenk an Sie –<br />
sechs Magazinbeilagen<br />
einandersetzung mit 175 Jahren<br />
«Landbote» ebenso viel<br />
Freude gemacht hat wie uns<br />
auf der Redaktion. Wir haben<br />
viel entdeckt, das über 175 Jah<br />
re wichtig war und wichtig<br />
bleibt.<br />
Sie halten dem «<strong>Landboten</strong>»<br />
die Treue. Dafür bedanken<br />
wir uns ganz herzlich.<br />
Und dafür wollen wir uns erkenntlich<br />
zeigen: Mit Jubi<br />
AuTORiNNEN uND AuTOREN<br />
melina anderwert<br />
elisabetta antonelli<br />
sabine arnold<br />
martin Bachem<br />
Jakob Bächtold<br />
Katharina Baumann<br />
roger Blum<br />
stefan Busz<br />
marc Dahinden<br />
sandro Derungs<br />
Lothar Dostal<br />
sylvia egli von matt<br />
Beni Fischer<br />
nathalie Frey<br />
rudolf gerber<br />
Colette gradwohl<br />
oliver graf<br />
läumsangeboten, die Ihnen<br />
ermöglichen, verschiedenste<br />
Veranstaltungen zu besuchen,<br />
und mit sechs Magazinbeilagen,<br />
die <strong>im</strong> Lauf dieses Jahres<br />
Ihrem «<strong>Landboten</strong>» beiliegen.<br />
Die Magazine greifen<br />
ganz spezifische Winterthurer<br />
Themen auf. Themen, die auf<br />
eine andere Art angegangen<br />
und behandelt werden, als<br />
dies in der aktuellen Tages<br />
Peter granwehr<br />
andreas gross<br />
Jean-Pierre gubler<br />
andreas Heer<br />
s<strong>im</strong>on Hungerbühler<br />
reto Hüttenmoser<br />
otfried Jarren<br />
gabriela Kägi<br />
Walter Kehl<br />
michèle Krüsi<br />
matthias Künzler<br />
Doris Leuthard<br />
Karl Lüönd<br />
Bärbel meyer<br />
Peter niederhäuser<br />
Jacqueline ort<br />
rainer stadler<br />
Urs stanger<br />
zeitung möglich ist. Mit diesen<br />
Beilagen wollen wir die<br />
Qualitäten und Kompetenzen<br />
ausspielen, welche unsere<br />
Zeitung seit jeher prägen. Geschrieben<br />
werden die Magazine<br />
von Mitgliedern der Redaktion,<br />
produziert werden<br />
sie am Garnmarkt, gedruckt<br />
werden sie in der Druckerei<br />
der Ziegler Druck und VerlagsAG<br />
in der Grüze.<br />
samuel studer<br />
robin tanner<br />
Koni Ulrich<br />
reto Wäckerli<br />
Lea züllig<br />
FOTOgRAFEN<br />
Donato Caspari<br />
marc Dahinden<br />
Beatrice De souza<br />
Heinz Diener<br />
Patrick gutenberg<br />
reto Hüttenmoser<br />
Urs Jaudas<br />
Peter Würmli<br />
vERLAg<br />
markus Wenger<br />
global<br />
Erscheinungsdatum: 21. mai <strong>2011</strong><br />
Winterthur und die Welt: Wir zeigen,<br />
wo Winterthur international ist und wo<br />
Winterthur überall auf dem globus Beziehungen<br />
pflegt. Wir besuchen orte in<br />
Winterthur, die aus einer anderen Weltecke<br />
stammen könnten, und wir porträtieren<br />
Winterthurer, die weltweit spuren<br />
hinterlassen haben.<br />
jung<br />
Erscheinungsdatum: 2. Juli <strong>2011</strong><br />
Die junge stadt: Wir schauen, wo Winterthur<br />
ausgeht und wie sich Winterthur<br />
durch die Fachhochschule verjüngt hat. Wir<br />
präsentieren etablierte Veranstaltungen,<br />
die sich ohne die Jugend(-bewegung) nie<br />
etabliert hätten, und wir fühlen nach, wie<br />
es ist, ein Winterthurer stadtkind zu sein.<br />
familie<br />
Erscheinungsdatum: 27. August <strong>2011</strong><br />
Die Familienstadt: Wir laden zu tisch mit<br />
grossen Winterthurer Familien wie den<br />
reinharts, den erbs oder den sulzers<br />
und schauen, wo sich netzwerke in der<br />
stadt ausbezahlt haben. Wir zeichnen<br />
die Familiengeschichte des FC Winterthur<br />
nach und porträtieren gastarbeiter und<br />
deren Familien.<br />
klang<br />
Erscheinungsdatum: 1. Oktober <strong>2011</strong><br />
Das klingende Winterthur: Wir schreiben,<br />
wie man in Winterthur und der Umgebung<br />
spricht und wo hier welche musik spielt.<br />
Wir lassen die Wölfe heulen und die<br />
Druckmaschinen rasseln. Und wir sagen,<br />
warum die menschen hier in guggen,<br />
Chören und musikvereinen mitwirken.<br />
winterthur west<br />
Erscheinungsdatum: 19. November <strong>2011</strong><br />
Die grosse schwester und die Beziehung<br />
zu ihr: Wie es sich in Winterthur<br />
<strong>im</strong> schatten von zürich lebt oder warum<br />
Winterthurerinnen und Winterthurer<br />
bescheidener sind. Wo Winterthur in<br />
zürich präsent ist und wohin zürcher –<br />
insbesondere in der geliebt-gehassten<br />
s12 – nach Winterthur pilgern.<br />
heilig<br />
Erscheinungsdatum: <strong>24.</strong> Dezember <strong>2011</strong><br />
Was in Winterthur heilig ist: Wir spüren<br />
die heiligen Kühe der stadt auf, besuchen<br />
heilige stätten, die alles andere als Kirchen<br />
sind, und wir beschreiben den zauber der<br />
adventszeit in der stadt und der region.<br />
KORREKTORAT<br />
esther Hausammann, gaby Hürlemann,<br />
Walter Kehl, Vroni schilling,<br />
Johanna stadler<br />
TEChNiK<br />
Dagmar abo, Bärbel meyer, J<strong>im</strong>my naef<br />
DRuCK<br />
tamedia ag, Druckzentrum, zürich<br />
ANzEigEN<br />
roland alt und team<br />
KONTAKT<br />
telefon: 052 266 99 01<br />
e-mail: redaktion@landbote.ch