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24 - Kölner Philharmonie

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Hanslick in dem ganzen Strauss’schen Unternehmen nur einen<br />

Etikettenschwindel sehen.<br />

Den selbstbewussten Richard Strauss dürfte diese Kritik wenig<br />

berührt haben. Von seinem Rückgriff auf das hymnische Buch<br />

über den unmoralischen Übermenschen versprach er sich nicht<br />

nur Zustimmung, sondern antizipierte die Kritik schon im Januar<br />

1896 in einem Brief: »Jetzt nagle ich eine Orchesterdichtung: ›Also<br />

sprach Zarathustra‹ zusammen; wenn sie gelingt, so kenn’ ich<br />

viele, die sich darüber ärgern werden – dass sie’s so gar nicht<br />

verstehen!« Doch die Entstehungsgeschichte dieses Werkes reicht<br />

weiter zurück. Um eine Lungenentzündung auszukurieren, spendierte<br />

ein Onkel 1892/93 dem jungen Komponisten eine Reise nach<br />

Griechenland und Ägypten. Als Reiselektüre führte der Nietzsche<br />

mit sich und berichtet darüber später in seiner Autobiographie:<br />

»Als ich in Ägypten mit Nietzsches Werken bekannt geworden,<br />

dessen Polemik gegen die christliche Religion mir besonders aus<br />

dem Herzen gesprochen war, wurde meine seit meinem fünfzehnten<br />

Jahr mir unbewusste Antipathie gegen diese Religion,<br />

die den Gläubigen vor der eigenen Verantwortung für sein Tun<br />

und Lassen (durch die Beichte) befreit, bestärkt und begründet.«<br />

Im Sommerurlaub 1895 dann, mitten in den Dolomiten, arbeitete<br />

Strauss erste Ideen, die er sich im Jahr zuvor notiert hatte, zu einer<br />

Komposition über den »Zarathustra« aus, und schloss im Juli 1896<br />

die Klavierskizze ab. Es folgte die Instrumentierung, und am <strong>24</strong>.<br />

August 1896 war die Partitur fertig. Die Uraufführung folgte am<br />

27. November in Frankfurt.<br />

In das einsätzige Werk »frei nach Nietzsche«, wie es ausdrücklich<br />

heißt, fügte Strauss Zwischenüberschriften ein, die sich – mit<br />

Ausnahme des Nachtwandlerliedes – an den Kapiteln des Buches<br />

orientierten, wenn auch in anderer Reihenfolge. »Die Sonne geht<br />

auf. Das Individuum tritt in die Welt oder die Welt ins Individuum«,<br />

notierte Strauss zu den Eingangstakten. Für die beiden Pole wählte<br />

Strauss die Tonarten C und H und führte sie zu einer raffinierten<br />

Symbiose, auf die er am Ende der Komposition wieder zurückkommt,<br />

ohne jedoch die Spannung aufzuheben. »Der Mensch<br />

(H-Dur) fragte: Wann? – Wann? – und die Natur antwortete tief<br />

unten in ihrem C-Dur: Nie – nie – wird’s schönes Wetter!« schrieb<br />

Strauss dazu an Max von Schillings – ein Beleg dafür, wie wenig<br />

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