KoBo - Bonstetten
KoBo - Bonstetten
KoBo - Bonstetten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>KoBo</strong> Freizeit<br />
Interview mit Ueli Müller, Kommandant Feuerwehr Unteramt<br />
«Wir haben nichts mit Helden zu tun»<br />
Ueli Müller, Kommandant der Feuerwehr Unteramt. (Bild: Frank Brüderli)<br />
Rund neunzig hochmotivierte<br />
Männer und Frauen sind in der<br />
Feuerwehr Unteramt aktiv. Feuer<br />
löschen ist nur eine der vielfältigen<br />
Aufgaben im Pflichtenheft<br />
der leistungsfähigen Organisation.<br />
Was alles dazugehört, zeigt<br />
ein Gespräch mit Ueli Müller, dem<br />
Kommandanten der Feuerwehr<br />
Unteramt, der für die Gebäudeversicherung<br />
Instruktoren ausbildet,<br />
die ihrerseits wiederum<br />
Feuerwehrangehörige ausbilden.<br />
Interview von Silva Maier<br />
Im schlimmsten Fall setzen Feuerwehrmänner<br />
und -frauen ihr Leben aufs Spiel, um<br />
fremde Menschen zu retten. Sind sie Helden<br />
wie zum Beispiel im Film «Backdraft»?<br />
Wir haben nichts mit Helden zu tun.<br />
Die sind hier auch gar nicht erwünscht.<br />
Man darf nicht vergessen, dass die Feuerwehr<br />
bei uns ein Milizsystem ist, wir sind<br />
16 <strong>KoBo</strong> 03/08<br />
also ganz gewöhnliche Leute. Bei uns<br />
steht die eigene Sicherheit an erster Stelle:<br />
Begibt man sich selber in Gefahr, wird<br />
es schwierig, jemandem zu helfen. Zudem<br />
geht es bei uns vor allem um Teamarbeit.<br />
Ihr Engagement erinnert an einen Wirklichkeit<br />
gewordenen Bubentraum: Lokomotivführer,<br />
Pilot, Astronaut oder Feuerwehrmann.<br />
Haben Sie immer gewusst, dass Sie<br />
einmal zur Feuerwehr wollen?<br />
Überhaupt nicht. Ich war an meinem<br />
letzten Wohnort dabei und trat damals<br />
allerdings wieder aus. Als ich nach <strong>Bonstetten</strong><br />
zurückkehrte, habe ich mich hier<br />
wieder bei der Feuerwehr gemeldet. Es<br />
gefiel mir von Anfang an sehr, vor allem<br />
was die Kameradschaft anbelangte. Aber<br />
auch die ganze technische Seite und die<br />
Vielseitigkeit unseres Einsatzgebietes faszinierten<br />
mich.<br />
Was gefällt Ihnen sonst noch an Ihrer<br />
Arbeit?<br />
Dass es Neugier braucht. Und die Bereitschaft,<br />
sich auf Unvorhersehbares einzulassen.<br />
Wie sieht der Weg dorthin aus?<br />
Man beginnt als gewöhnlicher Soldat<br />
und absolviert die Grundausbildung.<br />
Dann steigt man zum Unteroffizier auf.<br />
Bringt man entsprechende Fähigkeiten<br />
mit, wird man Offizier. Auf dieser Stufe<br />
steht einem fast jeder Aufgabenbereich<br />
offen.<br />
Sie haben einen weiteren Schritt auf der<br />
Karriereleiter nach oben gemacht: Sie bilden<br />
nun Instruktoren aus, die ihrerseits wiederum<br />
Feuerwehrangehörige ausbilden. Wie<br />
muss man sich das Auswahlverfahren für<br />
diesen Job vorstellen?<br />
Zuerst bewirbt man sich bei der Gebäudeversicherung.<br />
Hat man Erfolg, wird<br />
man zum Bewerbungsgespräch eingeladen.<br />
Dann wird man während eines dreitägigen<br />
Assessments auf methodisches<br />
Wissen und auf Verhalten und Sozialkompetenzen<br />
geprüft.<br />
Ein aufwendiges Prozedere ...<br />
Betrachtet man die Sache vom Kanton<br />
Zürich aus, liegt der Grund darin, dass<br />
die Feuerwehr freiwillig ist. Man hat als<br />
Vorgesetzter Menschen vor sich und keine<br />
Befehlsempfänger. Es geht dabei vor<br />
allem um Motivation. Soziale Kompetenzen<br />
zählen darum mehr als fachliches<br />
Wissen. Letzteres kann man auch noch<br />
lernen.<br />
Als Kommandant sind Sie verpflichtet,<br />
jeden Einsatz zu leiten. Sie müssen also<br />
jederzeit bereit sein. Sie haben Familie und<br />
sind selbständig erwerbend. Ist es schwierig,<br />
alles unter einen Hut zu bringen?<br />
Ich investiere etwa einen halben bis<br />
einen ganzen Tag pro Woche in die Feuerwehr.<br />
Dies lässt sich nur organisieren,<br />
wenn alle dahinterstehen, was in meinem<br />
Fall auch so ist.<br />
Ob sich Arbeit und Familie mit einem<br />
solchen Engagement vereinbaren lassen,<br />
ist übrigens auch ein Punkt, der abgeklärt<br />
wird, wenn man sich als Instruktor<br />
bewirbt.