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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2020

Raum - Aufräumen, heilen, malen, bloggen Orthopädie - Orthopädische «Kurvendiskussion» Schmerz - Analgetikaunverträglichkeit: Intoleranz oder Allergie? Politik - Neuer vsao-Präsident

Raum - Aufräumen, heilen, malen, bloggen
Orthopädie - Orthopädische «Kurvendiskussion»
Schmerz - Analgetikaunverträglichkeit: Intoleranz oder Allergie?
Politik - Neuer vsao-Präsident

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<strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 5, <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong><br />

Journal<br />

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Raum<br />

Aufräumen, heilen, malen, bloggen<br />

Seite 22<br />

Orthopädie<br />

Orthopädische «Kurvendiskussion»<br />

Seite 34<br />

Schmerz<br />

Analgetikaunverträglichkeit:<br />

Intoleranz oder Allergie?<br />

Seite 41<br />

Politik<br />

Neuer vsao-Präsident<br />

Seite 6


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Inhalt<br />

Raum<br />

Aufräumen, heilen, malen, bloggen<br />

Coverbild: Till Lauer<br />

Editorial<br />

5 Von Räumen, Zahlen und Wahlen<br />

Politik<br />

6 Endlich 50 oder besser 42 Stunden?<br />

9 «Bin immer als Angelo dabei»<br />

13 Auf den Punkt gebracht<br />

Weiterbildung /<br />

Arbeitsbedingungen<br />

14 Wie ein Guru Berichte schreiben<br />

17 Lesen lernen<br />

vsao<br />

19 Neues aus den Sektionen<br />

21 vsao-Rechtsberatung<br />

Fokus: Raum<br />

22 Im Weltraum könnte es eng werden<br />

26 Eines Bloggers Blick auf die Welt<br />

28 Von der Entdeckung des Raums<br />

31 Bauen für Körper und Seele<br />

Perspektiven<br />

34 Aktuelles aus der Orthopädie –<br />

Adoleszente Idiopathische Skoliose –<br />

Ätiologie und aktuelle Therapiekonzepte:<br />

Orthopädische «Kurvendiskussion»<br />

41 Aus der «Therapeutischen<br />

Umschau» – Übersichtsarbeit:<br />

Analgetika unverträglichkeit:<br />

Intoleranz oder Allergie?<br />

46 Der besondere Patient<br />

MEDISERVICE<br />

47 Bitte lesen Sie das Kleingedruckte:<br />

Die Verantwortung wächst<br />

53 Briefkasten<br />

54 «Mit gesundem Menschen verstand»<br />

56 Kinder und Jugendliche in der Krise<br />

58 Impressum<br />

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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 3


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Editorial<br />

Von Räumen,<br />

Zahlen und<br />

Wahlen<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

46 m 2 – so gross war 2018 in der Schweiz die durchschnittliche Wohnfläche<br />

pro Person. 1980 betrug die Fläche noch 34 m 2 . Aktuell ist die<br />

Tendenz wieder rückläufig, nicht zuletzt weil vermehrt Familien in<br />

den städtischen Raum zurückkehren und wieder mehr Personen auf<br />

eine Wohnung entfallen. Mit deutlich weniger Raum müssen übrigens<br />

Legehennen auskommen: Auf Gitterflächen dürfen zwölfeinhalb Tiere<br />

pro m 2 gehalten werden.<br />

Wie gross das ideale Patientenzimmer sein sollte, wissen wir nicht.<br />

Dass die Umgebung sehr wohl zur Heilung beitragen kann, ist indes<br />

unbestritten. Wie man einen solchen Raum am besten gestaltet, ist<br />

Forschungsgegenstand der «Healing Architecture». Ihr ist ein Beitrag<br />

in unserem Schwerpunkt zum Thema Raum gewidmet.<br />

Ziemlich genau datieren lässt sich hingegen die «Entdeckung» des<br />

Raums in der Malerei. Im Jahr 1427 schuf der noch junge Maler Masaccio<br />

in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz ein beachtliches<br />

Fresko. Dabei benutzte er zur Darstellung der Dreifaltigkeit die mathematisch<br />

korrekte Zentralperspektive. Das Gemälde war für seine<br />

Zeitgenossen eine Sensation, entsprach doch die Abbildung des<br />

Raums genau dem, was das Auge in der Realität wahrnimmt.<br />

1977 veröffentlichte der amerikanische Soziologe Richard Sennett sein<br />

Buch «The Fall of Public Man» («Verfall und Ende des öffentlichen<br />

Lebens. Die Tyrannei der Intimität»). Darin stellte er die These auf,<br />

dass die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum immer<br />

mehr verschwinde und die öffentliche Sphäre zunehmend «psychologisiert»<br />

werde. In einer Zeit, in der viele ihr ganzes Leben online<br />

zugänglich machen oder sich vor Fernsehkameras psychisch und<br />

physisch hemmungslos entblössen, ist man geneigt, Sennetts These<br />

zuzustimmen. Wie aber sieht das ein Blogger? Wie geht er mit privat<br />

und öffentlich um? Die Antwort findet sich ebenfalls im Schwerpunkt.<br />

Und schliesslich verlassen wir unsere Sphäre und begeben uns in den<br />

Weltraum. Allerdings wenden wir uns dabei einer sehr irdischen<br />

Tätigkeit zu: dem Aufräumen. Weil immer mehr Schrott im All unterwegs<br />

ist, muss auch dort für Ordnung gesorgt werden.<br />

Und nun zu den Wahlen. Seit Ende August hat der vsao einen neuen<br />

Präsidenten. Angelo Barrile, Nationalrat und bisheriger Vizepräsident<br />

vsao, hat die Nachfolge von Anja Zyska angetreten, die das Amt aus<br />

beruflichen Gründen abgibt. Wo Angelo Barrile seine Schwerpunkte<br />

setzen möchte, ist im Politikteil nachzulesen. Und was dem vsao<br />

Schweiz recht ist, kann den Sektionen nur billig sein. Im vsao-Teil<br />

zieht die scheidende Präsidentin der Sektion Zürich, Jana Siroka, ihre<br />

Bilanz. Die Sektion Bern hingegen erweitert ihr Präsidium. Neu steht<br />

Marius Grädel-Suter als Co-Präsident Nora Bienz zur Seite. Diese wird<br />

künftig auch als Vizepräsidentin vsao tätig sein. Wir wünschen allen<br />

Gewählten viel Freude und Erfolg im Amt!<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 5


Politik<br />

Endlich 50 oder<br />

besser 42 Stunden?<br />

Durchgreifen beim Arbeitsgesetz, sondieren für einen<br />

nationalen Gesamtarbeitsvertrag (GAV): Der vsao trifft neue Massnahmen,<br />

um die Arbeitsbedingungen seiner Mitglieder<br />

zu verbessern. Und das mit neuem Chef.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao<br />

Der vsao interveniert wegen der Arbeitssituation seiner Mitglieder regelmässig im Bundeshaus. Oft ist dies eine Sisyphusaufgabe – zu<br />

oft, weshalb der Verband jetzt die Gangart verschärft.<br />

Knapp drei Jahre sind nicht genug<br />

– weder für den Verband<br />

noch für sie selber. Doch Anja<br />

Zyska hat aus beruflichen<br />

Gründen nicht mehr Zeit, das höchste<br />

Amt im vsao zu bekleiden. Denn seit Juni<br />

leitet sie die Abteilung Arbeitsmedizin bei<br />

der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt<br />

(Suva) in Lausanne. «Wegen<br />

meiner neuen Rolle als Chefärztin möchte<br />

ich auch Interessenkonflikte vermeiden»,<br />

ergänzt die 49-Jährige. Obwohl sie<br />

den Rücktritt vom Verbandspräsidium<br />

sehr bedaure.<br />

Dieses liegt nun in den Händen von Angelo<br />

Barrile, der vom Zentralvorstand an der<br />

jüngsten Sitzung einstimmig zum Nachfolger<br />

erkoren wurde. Der Zürcher Hausarzt<br />

war seit 2016 Zyskas Vize. 2015 wurde<br />

er für die SP in den Nationalrat gewählt<br />

und vor Jahresfrist im Amt bestätigt. Barrile,<br />

der nebst seinem Engagement beim<br />

vsao weitere und nicht nur gesundheitspolitische<br />

Mandate ausübt, kündigte an, «bei<br />

meinen Stellungnahmen klar zu deklarieren,<br />

in welcher Funktion ich spreche».<br />

Mehr zum Wechsel an der Verbandsspitze<br />

auf Seite 9.<br />

Bern soll eingreifen<br />

Die dritte Studie zur Arbeitssituation der<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

hat es im Frühling einmal mehr gezeigt:<br />

Die Misere in den Spitälern hält an. So verstossen<br />

die Arbeitszeiten bei 62 Prozent<br />

der fast 3000 teilnehmenden vsao-Mitglieder<br />

nach wie vor gegen das Gesetz. Jedes<br />

zweite Mitglied steht im Wochenschnitt<br />

länger als die rechtlich zulässigen<br />

50 Stunden im Dienst. Hochgerechnet auf<br />

ein Vollzeitpensum sind es im Mittel nach<br />

wie vor gegen 56 Stunden. 69 Prozent arbeiten<br />

zudem länger als vereinbart. Es<br />

Bilder: vsao<br />

6<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Politik<br />

An der jüngsten ZV-Sitzung im Zentralsekretariat in Bern waren 15 Sektionen vertreten, wegen der Coronkrise ausnahmsweise aber nur mit jeweils einer<br />

Person.<br />

werden allerdings gar nicht alle geleisteten<br />

Stunden erfasst.<br />

Einmal mehr? Einmal zu viel! Zu diesem<br />

Schluss kam der Zentralvorstand bei<br />

der Beratung eines Antrags der Sektion<br />

Aargau, der die geschilderten Zustände<br />

aufgriff. Deshalb erhielt der Dachverband<br />

den Auftrag, fallweise direkt zu intervenieren,<br />

um das Arbeitsgesetz durchzusetzen.<br />

Das heisst: Die Sektionen können ihm<br />

Spitäler oder Kliniken melden, welche die<br />

rechtlichen Bestimmungen missachten.<br />

Dann schaltet sich der Dachverband ein,<br />

um dem Gesetz Beachtung zu verschaffen<br />

– und bleibt am Ball, bis die Missstände<br />

behoben sind. Pro Jahr soll das in mindestens<br />

einem und maximal in vier Fällen geschehen,<br />

stets in enger Zusammenarbeit<br />

mit der jeweiligen Sektion.<br />

In der Diskussion stachen vor allem<br />

die Argumente, dass die vsao-Zentrale in<br />

Bundesbern mit ihrem Einschreiten nach<br />

aussen ein klares Zeichen setzt, den betroffenen<br />

Sektionen Rückendeckung geben<br />

kann und sie entlastet – gerade die<br />

kleineren Sektionen, sowohl hinsichtlich<br />

der Ressourcen als auch bei allfälligen<br />

Retourkutschen der betroffenen Einrichtungen.<br />

Umfrage zum nationalen GAV<br />

Damit aber nicht genug in Sachen Arbeitsgesetz.<br />

Die erwähnte Studie hat weiter belegt,<br />

dass eine klare Mehrheit der vsao-Mitglieder<br />

weniger arbeiten will. Und zwar<br />

Vollzeit- wie Teilzeiterwerbende gleichermassen.<br />

80 Prozent sprechen sich diesbezüglich<br />

für maximal 42 anstelle der gesetzlich<br />

erlaubten 50 Stunden pro Woche<br />

aus. Umgekehrt zeigt sich nur ein Prozent<br />

bereit, den Dienstkittel freiwillig länger,<br />

als es das Arbeitsgesetz zulässt, überzustreifen.<br />

Eine Gruppe von Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten hat deshalb eine Umfrage für<br />

eine 42-Stunden-Woche lanciert, die ein<br />

grosses Echo fand. Der Zentralvorstand<br />

will nun die Idee weiterverfolgen. Im <strong>Oktober</strong><br />

findet eine Mitgliederbefragung<br />

statt, um die Idee eines nationalen Gesamtarbeitsvertrags<br />

(GAV) zu prüfen. «Es<br />

geht darum, auszuloten, wie der Vorschlag<br />

bei der Basis ankommt und unter welchen<br />

Bedingungen GAV-Verhandlungen möglich<br />

wären», präzisiert vsao-Geschäftsführer<br />

Simon Stettler. Zum Beispiel betreffend<br />

ärztliche Weiterbildung, Lohn und<br />

Ferien.<br />

Nach der Auswertung der Antworten<br />

beugt sich das oberste vsao-Gremium Ende<br />

November wieder über das Dossier. Gemäss<br />

Simon Stettler sollte dann ein definitiver<br />

Entscheid fallen, ob und wenn ja, wie<br />

an dem Projekt weitergearbeitet wird.<br />

Genauso wichtig<br />

Der Zentralvorstand hat auch die<br />

fünfköpfige vsao-Vertretung in der<br />

Delegiertenversammlung (DV) der<br />

FMH neu bestellt. Für die Amtsperiode<br />

<strong>2020</strong> bis 2024 übernimmt Angelo<br />

Barrile als frisch gekürter Verbandspräsident<br />

die Delegationsleitung. Ihm<br />

zur Seite stehen Marius Grädel-Suter<br />

(bisher), Philipp Rahm (neu), Jana<br />

Siroka (neu) und Aurore Verdon (neu).<br />

Als Ersatzdelegierte fungieren<br />

Aleksandra Porowska und Gert Printzen,<br />

beide mit DV-Erfahrung.<br />

Mit der Spitalrose – einer Skulptur<br />

samt Zertifikat – ehrt der vsao jährlich<br />

eine Klinik bzw. ein Spital für Verbesserungen<br />

bei den Arbeits- oder Weiterbildungsbedingungen.<br />

Die Nominationen<br />

für den Preis erfolgen durch die<br />

Sektionen. Diese konnten für einmal<br />

gleich aus vier Bewerbungen auswählen,<br />

wobei die Wahl dann klar auf …<br />

fiel. Nein, der Name sei noch nicht<br />

verraten! Mehr dann anlässlich der<br />

Preisverleihung auf unserer Website,<br />

in den sozialen Medien und natürlich<br />

im nächsten «<strong>VSAO</strong>-Journal».<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 7


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Politik<br />

«Bin immer als<br />

Angelo dabei»<br />

Sie geht, er übernimmt. Sie blickt zurück, er nach vorn: Anja Zyska<br />

und Angelo Barrile über den Wechsel auf dem vsao-Chefsessel, Schmerz<br />

und Freude – und Fäden, die weitergesponnen werden.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao<br />

Anja, nach fast drei Jahren<br />

hast Du das vsao-Präsidium<br />

in neue, wenn auch vertraute<br />

Hände gelegt. Mit welchen<br />

Gefühlen?<br />

Einerseits schweren Herzens – schliesslich<br />

war die Arbeit für den Verband während<br />

gut zehn Jahren meine ständige Begleiterin.<br />

Anderseits gehe ich aber guten<br />

Gewissens, weil ich weiss, dass Angelo den<br />

vsao engagiert und kompetent weiterführt.<br />

Bild: vsao<br />

Was waren Deine Ziele, als Du Ende November<br />

2017 Präsidentin geworden bist?<br />

Besonders motiviert hat mich, die Bedingungen<br />

für die ärztliche Weiterbildung zu<br />

verbessern sowie die Chancengleichheit<br />

zu erhöhen. Hierzu gehört die Förderung<br />

von Teilzeitarbeit, aber vor allem auch,<br />

dass Frauen mehr Chancen haben, Führungspositionen<br />

in der Medizin zu bekommen.<br />

Ebenso prägend waren in meiner<br />

Amtszeit die Zulassungssteuerung und<br />

die Tarifproblematik.<br />

Wenn Du Bilanz ziehst: Wie sieht sie<br />

aus?<br />

Wir haben sehr viel auf den Weg gebracht.<br />

Was einer der Gründe ist, warum mir der<br />

Abschied schwerfällt: Vieles, was ich nun<br />

an Angelo übergeben habe, läuft noch weiter.<br />

Zu den abgeschlossenen Projekten<br />

zählt hingegen die Zulassungssteuerung.<br />

Da konnten wir mit der FMH in einem politisch<br />

schwierigen Umfeld einiges erreichen<br />

– obschon wir von unserem ursprünglichen<br />

Ziel, dass es für in der<br />

Stabübergabe: An seiner jüngsten Sitzung hat der Zentralvorstand Angelo Barrile zum Verbandspräsidenten<br />

gewählt. Er folgt auf Anja Zyska, die aus beruflichen Gründen zurücktritt.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 9


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5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Politik<br />

Schweiz weitergebildete Ärztinnen und<br />

Ärzte keine Zulassungsbeschränkungen<br />

gibt, abrücken mussten. Nun liegt der Ball<br />

bei den Kantonen, mit denen unsere Sektionen<br />

bei der Umsetzung der neuen Regeln<br />

ab Mitte 2021 den Dialog suchen werden.<br />

Was ist für Dich der grösste Erfolg des<br />

vsao während Deiner Präsidentschaft?<br />

Sehr wichtig war für mich die Pflege unserer<br />

Netzwerke. Durch den breiten Dialog<br />

braucht zwar eine Idee vielleicht etwas länger,<br />

bis sie spruchreif ist. Dafür ist sie dann<br />

aber besser abgestützt, ganz nach dem<br />

Motto «Gemeinsam sind wir stark». Ich<br />

freue mich sehr, dass wir sowohl mit der<br />

FMH und ihren Dachorganisationen als<br />

auch mit dem SIWF, H+, einzelnen Spitälern,<br />

dem Verband des Pflegefachpersonals<br />

und den Gewerkschaften zahlreiche<br />

Initiativen lancieren und umsetzen konnten.<br />

Zum Beispiel?<br />

Spontan fallen mir unser erfolgreicher<br />

Vorstoss für die Absolvierung der ganzen<br />

Weiterbildung in Teilzeit ein und die aktuellen<br />

Pilotversuche bei unserer Kampagne<br />

«Medizin statt Bürokratie!». Oder die mit<br />

Partnern aus der Taufe gehobene Laufbahnberatung<br />

«Coach my Career». Nicht<br />

zu vergessen ist die Zusammenarbeit mit<br />

unseren Sektionen, eigentlich einer der<br />

Schwerpunkte im Rahmen unseres<br />

75-Jahr-Jubiläums – eigentlich, weil wir<br />

diverse Aktivitäten wegen Corona verschieben<br />

mussten. Doch Angelo wird auch<br />

da den Faden wieder aufnehmen.<br />

Gab es auch Misserfolge?<br />

Sicher nicht zufrieden sein dürfen wir mit<br />

den Arbeitszeiten: Die mangelnde Kenntnis<br />

und Umsetzung des Arbeitsgesetzes in<br />

den Spitälern bleibt für unsere Mitglieder<br />

ein Dauerbrenner. Was die Chancengleichheit<br />

betrifft, hat der Frauenstreik<br />

letztes Jahr den Weg aufgezeigt, den wir<br />

weiter beschreiten müssen – ein wohl<br />

noch langer Weg ...<br />

Wie hat sich der vsao in Deiner Amtszeit<br />

verändert?<br />

Wir sind heute kompetent organisiert und<br />

aufgestellt, mit einem professionell funktionierenden<br />

Zentralsekretariat und einer<br />

besseren Sichtbarkeit und Vernetzung.<br />

Dies ist eine gute Basis zum weiteren Aufund<br />

Ausbau unserer Aktivitäten.<br />

Wie siehst Du die weitere Entwicklung<br />

des Verbands?<br />

Grosse Bedeutung hat in meinen Augen<br />

das Fortführen unserer strategischen<br />

Massnahmen mit den Sektionen. Gerade<br />

weil sich die Grundthemen der Verbandsarbeit<br />

kaum ändern werden: Die ärztliche<br />

Weiterbildung und die Arbeitsbedingungen,<br />

damit es in der Schweiz auch in Zukunft<br />

gute, motivierte Medizinerinnen<br />

und Mediziner gibt.<br />

Was möchtest Du Deinem Nachfolger<br />

mit auf den Weg geben?<br />

Ich wünsche ihm natürlich Erfolg bei seiner<br />

neuen Aufgabe – und vor allem genauso<br />

viel Freude, wie es mir bereitet hat, sich<br />

für den vsao und dessen Ziele einzusetzen!<br />

Angelo, Du hast gehört, welche Ziele<br />

sich Anja beim Amtsantritt gesetzt hat.<br />

Was sind Deine?<br />

Mein Hauptziel ist, die Arbeit von Anja mit<br />

gleicher Energie, Leidenschaft und Kompetenz<br />

weiterzuführen und ihr meinen<br />

persönlichen Stempel aufzudrücken. Ich<br />

will mit meinen Vizes und der Geschäftsleitung<br />

für die Mitglieder fassbar und als<br />

Ansprechperson präsent sein. Es sollen<br />

sich alle vertreten fühlen.<br />

Mit welchen Themen befasst sich der<br />

vsao in den nächsten Jahren?<br />

Für mich ist ebenfalls klar, dass die von<br />

Anja genannten langjährigen Anliegen aktuell<br />

bleiben. Das Berufsbild des früher<br />

männlichen Arztes als Alleinkämpfer hat<br />

sich schon lange geändert, was sich in den<br />

Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

widerspiegeln muss.<br />

Wie willst Du diese Herausforderungen<br />

in Deiner neuen Rolle angehen?<br />

Das geht nur im Team, also wie bisher ist<br />

es eine gemeinsame Herausforderung für<br />

Präsidium, Zentralsekretariat, Geschäftsausschuss<br />

und Sektionen. Denn als Präsident<br />

kann ich nur im Austausch und dank<br />

Vorbereitungsarbeit des ganzen Teams<br />

funktionieren. Die Erfahrung als bisheriger<br />

Vizepräsident ist dabei wichtig. Selbstverständlich<br />

eröffnet sich mir durch mein<br />

Nationalratsmandat zusätzlich die Möglichkeit,<br />

unsere Anliegen direkter in den<br />

politischen Prozess einzubringen. Der<br />

persönliche Kontakt und Austausch ist<br />

mir wichtig und meine Stärke. Das soll<br />

dem vsao zugutekommen.<br />

Du tönst es an: Du bist ein Mann mit<br />

verschiedenen Hüten und hast gerade<br />

als Politiker noch andere Themenschwerpunkte.<br />

Wie organisierst Du<br />

Dich – und wie erkennt man jeweils, in<br />

welcher Rolle/Funktion Du jetzt<br />

sprichst?<br />

Ich erlebe vor allem das Zeitmanagement<br />

als Herausforderung. Deshalb habe ich<br />

beispielsweise in den letzten Jahren mein<br />

Arbeitspensum in der Hausarztpraxis<br />

kontinuierlich reduziert, auf jetzt noch 20<br />

Prozent. Bezüglich der verschiedenen Rollen<br />

ist es nach meiner Erfahrung wichtig,<br />

klar zu deklarieren, in welcher Rolle ich<br />

spreche. Aber ob in Beruf, Politik, Vereinen<br />

oder privat bin ich immer als Angelo<br />

dabei. Ich verstelle mich nicht oder passe<br />

meine Meinung der Funktion an, die ich<br />

gerade bekleide. Das wäre nicht ich.<br />

Was wird sich unter Deiner Präsidentschaft<br />

im vsao ändern?<br />

Anja hat es auf den Punkt gebracht: Der<br />

Verband funktioniert grundsätzlich gut<br />

und professionell. Somit gibt es nicht viel<br />

zu ändern. Aber er wird sich natürlich weiterentwickeln.<br />

Dies und speziell die Zusammenarbeit<br />

und den Austausch des<br />

Zentralsekretariats mit den Sektionen<br />

sind Themen, die ich anpacken möchte.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 11


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Politik<br />

Unsolidarische<br />

Solidarität<br />

Dieses Jahr ist irgendwie alles anders als sonst.<br />

Sars-CoV-2 hat das Leben auf den Kopf gestellt. Als<br />

im März langsam klar wurde, dass uns die Pandemie<br />

schneller und möglicherweise auch härter als von<br />

vielen erwartet treffen könnte, überstürzten sich die Ereignisse.<br />

Es galt die Empfehlung, das Haus nur für die Arbeit oder dringende<br />

(Arzt-)Termine zu verlassen. Von einem Tag auf den<br />

anderen fanden meine Konsultationen mehrheitlich telefonisch<br />

statt. Insbesondere bei den älteren Menschen musste ich mich<br />

daran gewöhnen, dass ich für sie genauso da sein kann, auch<br />

wenn wir uns nur am Telefon hören. Es war mir<br />

deshalb besonders wichtig, zu erfahren, wie es<br />

ihnen physisch und psychisch geht, legte<br />

ihnen nahe, nicht selbst einkaufen zu<br />

gehen, und unterstützte sie dabei,<br />

Hilfe zu organisieren.<br />

Als dann unsere Gesellschaft –<br />

die ich bisher als mehrheitlich<br />

individualistisch und egoistisch<br />

gesehen habe – zusammenrückte<br />

und die Menschen solidarisch<br />

füreinander da waren, hat mich<br />

das richtig berührt. Innert kurzer<br />

Zeit hatten sich Verwandte, Nachbarschaft,<br />

aber auch junge Menschen<br />

organisiert – freiwillig und<br />

unentgeltlich, um die besonders<br />

gefährdeten Personen zu schützen und zu<br />

unterstützen. Dies half mir, mich etwas mit<br />

der Gesamtsituation zu versöhnen. Ich dachte<br />

mir: Die medizinischen, gesellschaftlichen, politischen<br />

und ökonomischen Herausforderungen sind zwar riesig, aber<br />

zusammen werden wir sie und die Pandemie bewältigen. Das<br />

kommt gut in den nächsten Jahren!<br />

Als diese spontane und uneigennützige Energie bei vielen<br />

schnell verpuffte, kam meine persönliche Enttäuschung dann<br />

doch schneller als erwartet. Schon nach wenigen Wochen<br />

wurden versprochene Einkäufe immer häufiger nicht erledigt<br />

oder Menschen zogen sich sogar ganz aus dem Freiwilligendienst<br />

zurück. Einige gaben neue Hobbys oder eine zeitintensive<br />

Sportaktivität als Grund an.<br />

Selbstverständlich darf jede Person selbst entscheiden, ob<br />

und wie lange sie freiwillig für andere Menschen da ist. Aber<br />

wenn ich mich für eine Hilfeleistung entscheide und die<br />

bedürftige Person zu unterstützen beginne, wird diese zumindest<br />

ein Stück weit von mir abhängig. Dieses Angebot kurzfristig<br />

Auf den<br />

Punkt<br />

gebracht<br />

wieder zurückzuziehen und den anderen Menschen im Stich zu<br />

lassen, erlebte ich in gewissen Situationen als herzloser, als<br />

wenn die Hilfe gar nie angeboten worden wäre.<br />

Gemäss Definition «bezeichnet Solidarität … als Grundprinzip<br />

des menschlichen Zusammenlebens ein Gefühl von Individuen<br />

und Gruppen, zusammenzugehören. Dies äussert sich in gegenseitiger<br />

Hilfe und dem Eintreten füreinander». Für mich bedeutet<br />

Solidarität auch, dass mein Engagement für andere mich etwas<br />

kostet, sei es Zeit, Kraft oder Geld. Und sie ist auch eine Verpflichtung<br />

und ein Versprechen ihnen gegenüber. Folglich<br />

waren in meinen Augen diejenigen nicht solidarisch,<br />

die sich im März in den sozialen Medien<br />

inszenierten, wie sie für die ältere Nachbarin<br />

den Einkauf erledigten oder Kinder<br />

hüteten, um selbst gut dazustehen,<br />

und ihren Einsatz wenige Wochen<br />

später stillschweigend zu Gunsten<br />

einer interessanteren Freizeitbeschäftigung<br />

abbrachen. Echte<br />

Solidarität kommt von Herzen und<br />

hält länger, auch länger als eine<br />

Pandemie!<br />

Um nicht alles nur schwarzzumalen:<br />

Ich erlebe auch heute<br />

noch – wie bereits vor Corona und<br />

fernab der Inszenierung in sozialen<br />

Medien – täglich zahlreiche Zeichen<br />

und Gesten der Solidarität, in Erzählungen<br />

meiner Patientinnen und Patienten, in<br />

der Nachbarschaft, im familiären Umfeld. Dies<br />

hält unsere Gesellschaft zusammen und stimmt mich<br />

doch weiterhin optimistisch für unsere gemeinsame Zukunft!<br />

Angelo Barrile<br />

Präsident vsao<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 13


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Wie ein<br />

Guru Berichte<br />

schreiben<br />

Sinnvoll oder Unsinn? An Vorlagen für Arztberichte scheiden sich die<br />

Geister. Das «<strong>VSAO</strong>-Journal» hat sich Pro und Kontra angehört – und<br />

stellt ein Online-Angebot vor.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao<br />

Was die vsao-Mitglieder im<br />

Alltag erleben, fasst er in<br />

nackte Zahlen: «Innert<br />

zehn Jahren 30 Minuten<br />

mehr Büroarbeit jeden Tag», bilanzierte<br />

FMH-Präsident Jürg Schlup unlängst in<br />

der «Aargauer Zeitung» die administrative<br />

Belastung der Ärztinnen und Ärzte.<br />

Mit dieser befasst sich auch die Verbandskampagne<br />

«Medizin statt Bürokratie!».<br />

Aktuell läuft die dritte Etappe. Dabei unterstützt<br />

der vsao gemeinsam mit den lokalen<br />

Sektionen zwei Kliniken auf dem<br />

Weg zu weniger Administration. Die beiden<br />

Pilotversuche finden in der Allgemeinen<br />

Inneren Medizin am Kantonsspital<br />

Aarau und in der Abteilung für Alterspsychiatrie<br />

des Spitals Marsens (FR) statt.<br />

Ein Lösungsansatz könnten zum Beispiel<br />

Vorlagen für ärztliche Berichte sein.<br />

Wie eine Umfrage unter den Mitgliedern<br />

des vsao-Ressorts Weiterbildung zeigt, gehen<br />

die Meinungen dazu allerdings auseinander.<br />

Manchmal schlagen sogar zwei<br />

Herzen in einer Brust. Etwa bei Patrizia<br />

Kündig. «Einerseits finde ich es sinnvoll,<br />

dass nicht alle für sich versuchen, das Rad<br />

neu zu erfinden, und man von den Erfahrungen<br />

anderer profitieren kann. Andererseits<br />

wehre ich mich grundsätzlich gegen<br />

Standardisierung – und Berichte mit Textbausteinen<br />

schreiben, ist meines Erachtens<br />

schon eine Art Standardisierung»,<br />

argumentiert die Vizepräsidentin des Ver-<br />

Lukas Bachmann und Massimo Barbagallo, die beiden Väter von berichteguru.com. «Wir bieten eine<br />

Plattform, auf der man Vorlagen austauschen, begutachten und Vorschläge für Verbesserungen<br />

machen kann.»<br />

Bilder: zvg<br />

14<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

bands. Denn jede Patientin/jeder Patient<br />

sei verschieden, ebenso jede Krankengeschichte,<br />

und dies verdiene individuelle<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Kopieren versus denken<br />

Kündig nennt noch einen weiteren Grund<br />

für ihre Skepsis: «Die Qualität der Vorlagen.<br />

Schreiben will schliesslich gelernt<br />

sein. Eine Qualitätskontrolle wäre also sicher<br />

sinnvoll.» Marie-Claire Flynn – sie<br />

korrigiert als Oberärztin selbst Berichte –<br />

teilt die Bedenken, wenn man sich einfach<br />

aus dem Setzkasten bediene. «Meist schaltet<br />

dann nämlich das Hirn auf kopieren<br />

und nicht auf denken.» In ihrer Klinik gebe<br />

es spezifische Textbausteine für Elemente,<br />

die man immer wieder benötige.<br />

Was sie als zielführender erachtet. Genau<br />

wie Anja Zyska. Warum? «Weil die Erwartungen<br />

an Berichte von Klinik zu Klinik<br />

unterschiedlich sind. Zudem sollte das Erarbeiten<br />

und Zurverfügungstellen von solchen<br />

klinikinternen Vorlagen zur Weiterbildung<br />

gehören und nicht ausgelagert<br />

werden», argumentiert die frühere Verbandspräsidentin.<br />

Auch Dina-Maria Jakobs Stirn legt<br />

sich beim Thema dieses Artikels in Falten.<br />

«Ich selbst brauche nie Textbausteine und<br />

war nie ein Fan davon. (Unter-)Assistentinnen<br />

und (Unter-)Assistenten hingegen<br />

schon, und es gibt in jeder Klinik, auf jedem<br />

Computer zig Vorlagen für Berichte<br />

– gefühlte 90 Prozent davon leider mit<br />

Rechtschreib- und inhaltlichen Mängeln.<br />

Darum doch lieber einheitliche, von Kaderärztinnen<br />

und -ärzten geprüfte Textelemente.»<br />

«Vermutlich extrem froh»<br />

Eine Lanze für Vorlagen bricht hingegen<br />

Helen Manser, Mitglied im Geschäftsausschuss.<br />

«Gerade Staatsabgängerinnen und<br />

-abgänger sind vermutlich extrem froh<br />

über eine solche Hilfestellung. Gleiches<br />

gilt für all jene, die beispielsweise eine Rotation<br />

in einem Spezialfach machen und<br />

ganz plötzlich eine andere Art von Berichten<br />

schreiben müssen als bisher.» Da könne<br />

man sehr viel Zeit und Energie sparen.<br />

Natürlich sei jede Patientin/jeder Patient<br />

ein Fall für sich, und natürlich würden<br />

Vorlagen dazu verleiten, selbst etwas weniger<br />

nachzudenken. «Die Berichte werden<br />

aber korrigiert, sodass letztlich doch<br />

die Klinik dafür verantwortlich ist, dass<br />

die Ärztinnen und Ärzte etwas lernen.»<br />

Wie ist es denn nun also mit der Qualität,<br />

um die sich letztlich alles dreht? «Die<br />

Qualitätskontrolle erfolgt im Austausch<br />

unter den Nutzerinnen und Nutzern unserer<br />

Website. Erstens durch eine Bewertungsfunktion<br />

(ein bis fünf Sterne) und<br />

zweitens über eine Kommentarfunktion,<br />

welche dazu dient, die Texte zu verbessern<br />

und ihre Qualität hoch zu halten.» Der das<br />

sagt, ist Massimo Barbagallo, einer der beiden<br />

Initianten von berichteguru.com. Zusammen<br />

mit Lukas Bachmann, wie er Assistenzarzt<br />

in der Inneren Medizin, hat er<br />

die Plattform vor rund einem Jahr ins<br />

Leben gerufen. Aktuell umfasst ihr kostenloses<br />

Angebot 22 Berichtsvorlagen aus<br />

unterschiedlichsten medizinischen Fachgebieten.<br />

Keine Zeit zum Teilen<br />

Und wie ist die Nachfrage? Derzeit seien<br />

rund 170 Personen registriert, berichtet<br />

Barbagallo, die meisten Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte aus der Deutschschweiz.<br />

Ja, er erhalte verschiedentlich Rückmeldungen<br />

– «mehrheitlich positive». Textbausteine<br />

konzentriert an einem Ort zu<br />

finden und diese mit einem Klick übernehmen<br />

zu können, werde geschätzt. Dasselbe<br />

gelte für die Bewertungs- und Kommentarfunktion.<br />

Es gibt indes noch weitere<br />

Erkenntnisse: «Gemäss unserer Umfrage<br />

fehlt es vielen Nutzerinnen und Nutzern<br />

an der Zeit, um ihre persönlichen Vorlagen<br />

zu teilen. Andere scheinen selbst keine<br />

zu besitzen oder selten solche zu verwenden<br />

– bisher zumindest.»<br />

Das Stichwort Zeit führt zum Ursprung<br />

der Idee von berichteguru.com.<br />

«Massimo und ich haben darüber nachgedacht,<br />

wie sich unsere eigene Arbeit und<br />

die unserer Kolleginnen und Kollegen vereinfachen<br />

liesse», blickt Lukas Bachmann<br />

zurück. «Dabei sind wir auf die Idee mit<br />

den Vorlagen gekommen.» Zwar verfügten<br />

auch Spitäler oft über entsprechende<br />

Sammlungen. Diese seien jedoch nicht für<br />

alle, die sie einsetzen könnten, an einem<br />

Ort zugänglich. «Das wollten wir ändern,<br />

weil wir Textbausteine als zusätzliches<br />

Werkzeug zur Bewältigung der bürokratischen<br />

Hürden im Arbeitsalltag betrachten.<br />

Mit dem Effekt weniger Zeit im Arztbüro,<br />

dafür mehr im Patientenzimmer.»<br />

Wäre da noch die Sache mit dem Namen<br />

der Plattform. Bachmann erklärt,<br />

die Website solle ein Instrument zur<br />

Verfügung stellen, das Gelassenheit ins<br />

herausfordernde und häufig mühsame<br />

Berichtswesen bringt. «Entsprechend der<br />

stoischen Ruhe eines meditierenden<br />

Gurus. Deshalb ist im Logo ein meditierender<br />

Arzt über einem Stapel Dokumente<br />

dargestellt.»<br />

Gelassenheit ins ärztliche Berichtswesen<br />

bringen – entsprechend der stoischen Ruhe<br />

eines meditierenden Gurus: Das ist das Ziel von<br />

berichteguru.com.<br />

Die Probe aufs Exempel<br />

Genug der Worte – jetzt gehts ans Ausprobieren!<br />

Nora Bienz, langjähriges Mitglied<br />

im Geschäftsausschuss des vsao und dessen<br />

frisch gekürte zweite Vizepräsidentin,<br />

hats gemacht. «Die Seite funktioniert problemlos<br />

und ist einfach und sehr übersichtlich<br />

gestaltet», so ihr Eindruck. Man<br />

erkenne klar, wer hinter dem Angebot stehe<br />

und an wen man sich bei Fragen wenden<br />

könne. «Die Vorlagen sind inhaltlich gut<br />

und ergeben Sinn.» Trotzdem hegt Bienz<br />

Zweifel, ob das Konzept funktioniert, will<br />

heissen, sie bezweifelt, «dass genügend<br />

Textbausteine hochgeladen und zur Verfügung<br />

gestellt werden». Sie habe früher<br />

selbst zahlreiche verwendet. «Mit der Zeit<br />

braucht man das dann nicht mehr, weil<br />

man meist diktieren kann und einem die<br />

üblichen medizinischen Floskeln geläufig<br />

sind. Wenn Berichte aber selbst geschrieben<br />

werden müssen, ist es sehr hilfreich.»<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 15


Ihre Bedürfnisse<br />

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Visitationen<br />

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helfen Sie anderen – und profitieren<br />

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Wie gut ist die Weiterbildung in<br />

den Kliniken? Dieser Frage gehen<br />

die Visitationen auf den Grund. Zu<br />

den Expertenteams gehört immer<br />

jemand vom vsao. Die Besuche vor<br />

Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erkennen. Denn<br />

Sie als unser Mitglied sollen von<br />

einer hohen Weiterbildungsqualität<br />

profitieren.<br />

Falls Sie selber Visitationen<br />

begleiten möchten: eine E-Mail<br />

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die Weiterbildung. Deshalb fühlen<br />

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regelmässig den Puls dazu. Dank<br />

dieses Feedback-Pools können wir<br />

unsere Verbandsarbeit gezielt auf<br />

Ihre Anliegen ausrichten.<br />

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schreiben Sie an ribeaud@vsao.ch.<br />

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Beruf unter einen Hut?<br />

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wieder ein?<br />

• Wie meistere ich die täglichen<br />

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Antworten auf solche Fragen erhalten Sie<br />

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Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

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Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Lesen lernen<br />

Standardisierung<br />

und Z-Scores<br />

In der Pädiatrie wird das Wachstum<br />

von Kindern oft mittels Perzentilenkurven<br />

verfolgt. Perzentilen<br />

entsprechen dem Prozentrang in<br />

der Normalverteilung, welche in repräsentativen<br />

Stichproben aus der Population<br />

ermittelt wurde. So bedeutet der<br />

Messwert eines Patienten auf der 10. Perzentile,<br />

dass 10 Prozent der Referenzpopulation<br />

einen kleineren Wert aufweisen<br />

und 90 Prozent einen grösseren Wert<br />

haben. Perzentilenkurven haben den<br />

Nachteil, dass sie bei sehr kleinen und<br />

sehr grossen Messwerten nicht sensitiv<br />

genug sind, da meist einfach ein Perzentilenwert<br />

3 angegeben wird.<br />

Ein besseres Mass sind die sogenannten<br />

Z-Scores, welche die statistische<br />

Abweichung eines Messwerts vom<br />

Erwartungswert beschreiben. Vereinfacht<br />

ausgedrückt gibt der Z-Score an, um wie<br />

viele Standardabweichungen ein Messwert<br />

von dem für gleichaltrige Kinder<br />

gleichen Geschlechts erwarteten Wert der<br />

Referenzpopulation abweicht. Mit dem<br />

kontinuierlichen Mass der Standardabweichung<br />

lassen sich die Verläufe bei<br />

Kindern auch am Rand der Verteilung<br />

viel genauer überwachen. Voraussetzung<br />

ist allerdings eine grosse Datenbasis, die<br />

auch viele Datenpunkte ausserhalb des<br />

«Normbereichs» enthält.<br />

Für statistisch Interessierte: Die<br />

Z-Scores werden durch eine Standardisierung<br />

(auch Z-Transformation genannt)<br />

ermittelt. Man berechnet den Quotienten<br />

der Differenz (Messwert minus erwarteter<br />

Wert der Population) und der Standardabweichung<br />

des Erwartungswerts mit der<br />

Formel<br />

Z = x– μ<br />

σ<br />

Dabei ist Z der Z-Score, x der individuelle<br />

Messwert, µ der Erwartungswert<br />

und σ die Standardabweichung der<br />

Referenzpopulation. Durch diese Standardisierung<br />

haben Z-transformierte<br />

Variablen einen Mittelwert von 0 und<br />

eine Streuung von 1, das heisst, die<br />

Normalverteilung wird in eine Standardnormalverteilung<br />

überführt, die für viele<br />

statistische Tests verwendet wird.<br />

Lukas Staub,<br />

klinischer Epidemiologe,<br />

Redaktionsmitglied<br />

des<br />

<strong>VSAO</strong>-Journals<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 17


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vsao<br />

Neues aus<br />

den Sektionen<br />

Bern<br />

Ein Co-Präsidium und drei<br />

neue Vorstände<br />

An der jüngsten Mitgliederversammlung<br />

im Berner Generationenhaus wurden die<br />

langjährige Präsidentin Nora Bienz und<br />

Marius Grädel-Suter per Applaus und<br />

einstimmig in das neu geschaffene<br />

Co-Präsidium gewählt. Diese Lösung hat<br />

viele Vorteile, können doch die vielfältigen<br />

Aufgaben des Präsidiums nun auf<br />

vier Schultern verteilt werden.<br />

Wir freuen uns sehr, konnten wir für<br />

die Mitarbeit im Vorstand gleich drei<br />

neue Mitglieder gewinnen. Alle drei<br />

haben uns in den vergangenen Monaten<br />

bereits engagiert als Gäste im Gremium<br />

unterstützt. Patrizia Rölli, Nicolas Arnold<br />

und Klaus Luchs verstärken den <strong>VSAO</strong><br />

Bern mit frischem Wind und neuen<br />

Ideen. Luzia Gisler und Nicolas Clément<br />

treten aus beruflichen Gründen aus dem<br />

Vorstand aus und wurden dankend verabschiedet.<br />

Im Anschluss an den statutarischen<br />

Teil, welcher wie üblich rasch über die<br />

Bühne ging, hielt Catherine Gebhard ein<br />

äusserst spannendes Referat zum Thema<br />

«Sex and Gender in Medicine». Sie zeigte<br />

eindrücklich auf, dass Sex (biologisches<br />

Geschlecht) und Gender (sozio-kulturelle<br />

Prägung des Geschlechts) einen massgeblichen<br />

Einfluss auf die Häufigkeit, Diagnostik<br />

und Behandlung von diversen<br />

Erkrankungen haben.<br />

Es war uns ein grosses Anliegen, dass im<br />

Anschluss an die Mitgliederversammlung<br />

auch in diesem Jahr ein Austausch unter<br />

Marius Grädel-Suter teilt sich neu mit Nora<br />

Bienz das Präsidium der Sektion vBern. (zvg)<br />

den Teilnehmenden möglich war. Bei<br />

einem Apéro riche und der legendären<br />

Tombola fanden rege Diskussionen und<br />

interessante Begegnungen statt.<br />

Janine Junker, Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Zürich /<br />

Schaffhausen<br />

Vieles auf den Weg gebracht<br />

Rückblick und Abschied als Präsidentin<br />

– wie soll ich meine Jahre beim <strong>VSAO</strong><br />

Zürich/Schaffhausen zusammenfassen?<br />

Gemeinsam mit Susanne Hasse und den<br />

zwölf Ärztinnen und Ärzten der Geschäftsleitung<br />

habe ich mich für Euch<br />

eingesetzt. Für faire Anstellungsbedingungen<br />

und Löhne; für anständige<br />

Karrierechancen und die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Freizeit, gleich ob Mann<br />

oder Frau. Für eine gute Weiterbildung.<br />

Nun geht meine Zeit als Präsidentin zu<br />

Ende. Wegen eines neuen Traumjobs im<br />

Kanton Basel-Land trete ich an der<br />

Mitgliederversammlung Ende September<br />

<strong>2020</strong> von meinem Amt zurück.<br />

Als ich Anfang 2017 dieses Amt<br />

antrat, begann nicht nur für mich eine<br />

ganz neue Arbeit. Auch für den <strong>VSAO</strong><br />

Zürich brach eine neue Ära an: In der<br />

Vergangenheit war Ruedi Reck als Jurist<br />

Präsident und Geschäftsführer in Personalunion.<br />

Dieses Amt wurde gesplittet.<br />

Wir fanden mit der Anwältin Susanne<br />

Hasse eine neue Geschäftsführerin. Und<br />

mit mir als Ärztin eine neue Präsidentin.<br />

Wir waren ein starkes Frauenduo mit<br />

ähnlichem Tempo und Engagement.<br />

Gerade das erste Jahr war vor allem<br />

von «Kennenlernen» und Einarbeitung<br />

geprägt. Wir mussten uns einen Überblick<br />

verschaffen, wo der <strong>VSAO</strong> Zürich im<br />

Verbund mit den anderen Sektionen<br />

stand. Wer die grossen «Player» im<br />

Zürcher Gesundheitswesen waren. Und<br />

wie man Spitäler wie das USZ, das Spital<br />

Winterthur oder das Triemli zur Zusammenarbeit<br />

bewegt.<br />

Zwischen 2018 und 2019 lancierten<br />

wir in konstruktiver Zusammenarbeit mit<br />

der Geschäftsleitung den bekannten<br />

Zürcher Lohnrechner und die interne<br />

Plattform «docdoc», auf der sich Ärztinnen<br />

und Ärzte zu Themen wie Arbeitsklima,<br />

Gesundheitspolitik, Lohngleichheit<br />

persönlich austauschen können. Es<br />

entstanden bessere Vernetzungen<br />

national und kantonal, z.B. mit dem<br />

Züricher Studentenverband, der swimsa,<br />

dem SIWF und der Sektion Bern. Susanne<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 19


vsao<br />

Auf zu neuen Ufern: Jana Siroka tritt als<br />

Präsidentin des <strong>VSAO</strong> Zürich/Schaffhausen<br />

zurück. (Bild: Ariane Pochon)<br />

und ich sind politische Themen angegangen,<br />

bauten die Medienarbeit aus,<br />

führten mit Hilfe von Philipp Rahm<br />

Dienstplanberatungen durch und<br />

besuchten zunehmend auch kleinere<br />

Spitäler.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt meiner<br />

Amtszeit war es, der Diskriminierung von<br />

schwangeren Ärztinnen bei Ablauf des<br />

Arbeitsvertrages ein Ende zu setzen. Aber<br />

auch Männer werden diskriminiert –<br />

wenn sie beispielsweise Teilzeit arbeiten<br />

wollen. An unserer gut besuchten<br />

Veranstaltung zu Teilzeit haben wir<br />

unsere Mitgliedschaft bei «profawo»<br />

vorgestellt. Seit Januar <strong>2020</strong> erhalten<br />

unsere Mitglieder Unterstützung bei der<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />

Viele Spitäler sehen uns nicht mehr<br />

als Gewerkschaft, sondern als ernstzunehmenden<br />

Berufsverband. Der <strong>VSAO</strong><br />

Zürich nimmt Einfluss. Wir sind als<br />

Sparringpartner anerkannt. Wir haben<br />

Brücken bauen können, zum Beispiel<br />

zwischen den unzufriedenen Oberärzten<br />

des Kinderspitals nach Einführung eines<br />

neuen Lohnmodells und der Geschäftsleitung.<br />

Und nun werden unsere Erfahrungen<br />

zum Thema Fixlohn bald auch<br />

anderen Spitälern weitergegeben. Immer<br />

vertreten wir Eure Interessen!<br />

Die Jahre im Präsidium des <strong>VSAO</strong><br />

Zürich waren mir eine Ehre und Freude!<br />

Mein Rücktritt wird erleichtert, da ich in<br />

Anna Wang eine hoch motivierte Nachfolgerin<br />

habe. Susanne Hasse bringt<br />

weiterhin ihr ganzes Know-how ein, und<br />

die zwölf Ärztinnen und Ärzte der<br />

Geschäftsleitung sind «junge und ältere<br />

Eingesessene», die eine tolle Teamarbeit<br />

leisten. Für den vsao insgesamt werde ich<br />

weiter einstehen. Als Mitglied des<br />

Geschäftsausschusses des vsao Schweiz<br />

nun mehr auf nationaler Ebene – aber<br />

dem <strong>VSAO</strong> Zürich bleibe ich mit Rat und<br />

Tat verbunden.<br />

Eure Jana Siroka<br />

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– Teilnahme vor Ort oder via Livestream<br />

20<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


vsao<br />

vsao-Rechtsberatung<br />

Muss ich die während der<br />

Covid-19-Phase entstandenen<br />

Minusstunden nacharbeiten?<br />

Was passiert, wenn ich zu Beginn<br />

der Pandemie Überstunden hatte?<br />

Erste Hilfe<br />

für Menschen mit<br />

letzter Hoffnung<br />

Zu Beginn der Covid-19-Phase<br />

dominierte in der Rechtsberatung<br />

der Respekt vor drohenden<br />

Überstunden. Rasch hat<br />

sich gezeigt, dass aufgrund des Lockdowns<br />

und der damit verbundenen<br />

Auflage, keine elektiven Eingriffe mehr<br />

durchzuführen, und der zumindest in der<br />

Deutschschweiz flachen Welle zahlreiche<br />

Minusstunden anfallen, für die eine<br />

Lösung gefunden werden muss.<br />

Zudem war gestützt auf die Verordnung<br />

2 über Massnahmen zur Bekämpfung<br />

des Coronavirus (Covid-19) in<br />

denjenigen Abteilungen, die aufgrund<br />

von Covid-19 eine massive Zunahme der<br />

Arbeit erfahren hatten, vom 16. März<br />

<strong>2020</strong> bis 31. Mai <strong>2020</strong> das Arbeitsgesetz<br />

betreffend Arbeits- und Ruhezeiten<br />

ausser Kraft gesetzt. Diese Änderung<br />

ermöglichte insbesondere einen Zweischichtbetrieb<br />

und das Arbeiten in<br />

Teams, was aber zwangsläufig eine<br />

Unterplanung zur Folge hatte und<br />

zusätzliche Minusstunden generierte.<br />

Die Folgen der Covid-bedingten<br />

Minusstunden dürfen nicht auf das<br />

Personal überwälzt werden. Gemäss<br />

herrschender Lehre und Rechtsprechung<br />

handelt es sich um einen klassischen Fall<br />

des Annahmeverzugs des Arbeitgebers<br />

(Art. 324 OR), wenn die Arbeit angeboten<br />

wurde und die Arbeitgeberin keine Arbeit<br />

zuweisen konnte. Unter diesen Umständen<br />

ist der volle Lohn geschuldet und die<br />

Saldierung der Minusstunden ist die<br />

einzige korrekte Lösung – das unternehmerische<br />

Risiko darf auch während einer<br />

Pandemie nicht auf das Personal überwälzt<br />

werden.<br />

Es stellt sich häufig die Frage, was<br />

dies für die Mitarbeitenden bedeutet,<br />

deren Zeitsaldo zu Beginn der Pandemie<br />

positiv war. Die Kompensation von<br />

Überstunden ist nur im Einverständnis<br />

mit dem Arbeitnehmer möglich (Art. 321c<br />

Abs. 2 OR). Entsprechend kann die<br />

Arbeitgeberin grundsätzlich nicht<br />

einfach anordnen, Überstunden zu<br />

kompensieren, wenn eine Betriebsstörung<br />

auftritt. Aus Art. 321 OR ergibt sich<br />

aber die Pflicht des Arbeitnehmers, in<br />

guten Treuen bei der Kompensation von<br />

Überstunden mitzuwirken, wenn überwiegende<br />

Interessen der Arbeitgeberin<br />

dies erfordern und keine gewichtigen<br />

Interessen des Arbeitnehmers dagegensprechen.<br />

In aller Regel wird es dem<br />

Arbeitnehmer zumutbar sein, Überstunden<br />

zu kompensieren, wenn nun der<br />

Betrieb wegen der Pandemie schliesst<br />

oder die Arbeit reduzieren muss. Der<br />

Arbeitnehmer ist dann auch verpflichtet,<br />

der Kompensation zuzustimmen.<br />

Der vsao hat gemeinsam mit H+ und<br />

dem SBK für die betroffenen Betriebe und<br />

deren Mitglieder ein Merkblatt zum<br />

konkreten Vorgehen insbesondere in<br />

Bezug auf die Minusstunden erarbeitet.<br />

Die Sektionen sind bestrebt, im Rahmen<br />

der bestehenden Sozialpartnerschaften<br />

faire Lösungen gestützt auf diese Grundlage<br />

zu finden. Dafür sind die Sektionen<br />

auf Informationen von Ihnen angewiesen.<br />

Und sind folglich dankbar, wenn Sie<br />

sich melden, sollte es an Ihrem Arbeitsplatz<br />

nicht korrekt ablaufen und eine<br />

Intervention der lokalen vsao-Sektion<br />

notwendig werden oder wenn Sie andere<br />

Rechtsfragen haben.<br />

Janine Junker<br />

Rechtsanwältin, Geschäftsführerin<br />

<strong>VSAO</strong> Bern<br />

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Kathrin Grüneis<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 21


Grafische Darstellung der Raumschrottteile,<br />

die grösser als 10 Zentimeter sind, gesehen aus einem Abstand von 10<br />

Erdradien<br />

Im Weltraum<br />

könnte es<br />

eng werden<br />

Das All scheint grenzenlos zu sein. Aber die Raumfahrt<br />

hinterlässt seit Beginn «Weltraumschrott», der zunehmend zu einem<br />

ernsthaften Problem wird. Ein bewussterer Umgang mit<br />

der «Ressource» Weltraum ist unabdingbar.<br />

Professor Thomas Schildknecht,<br />

Astronomisches Institut der Universität Bern, Direktor des Observatoriums Zimmerwald<br />

Bilder: ESA<br />

22<br />

5/20 VSA/ASMAC Journal


Fokus<br />

Am Nachmittag des 10. Februars<br />

2009 stiess über Sibirien in einer<br />

Höhe von rund 800 Kilometern<br />

der aktive Telefoniesatellit<br />

Iridium 33 mit dem ausgedienten<br />

Kommunikationssatelliten Kosmos 2251<br />

zusammen. Der Aufprall erfolgte mit einer<br />

Geschwindigkeit von 11,7 Kilometern<br />

pro Sekunde und erzeugte eine Trümmerwolke<br />

aus über 2000 Bruchstücken, die<br />

grösser als 10 Zentimeter waren. Innerhalb<br />

weniger Monate breiteten sich diese<br />

Trümmer weiträumig aus und drohen<br />

seither mit weiteren aktiven Satelliten zusammenzustossen.<br />

Dieses Ereignis war ein Weckruf für<br />

sämtliche Satellitenbetreiber, aber auch<br />

für die Politik. Die Problematik von so genanntem<br />

Weltraumschrott (engl. «space<br />

debris») – ausgedienten künstlichen Objekten<br />

im Weltraum – erhielt eine neue Dimension.<br />

Mit der Problematik befassen<br />

sich Experten und Weltraumagenturen<br />

jetzt bereits seit bald 50 Jahren. Schweizer<br />

Forschung liefert die wissenschaftlichen<br />

und empirischen Grundlagen für Modelle<br />

und Massnahmen, um die Anzahl der Objekte<br />

zu stabilisieren, damit auch in Zukunft<br />

eine sichere und nachhaltige Nutzung<br />

des Weltraums möglich ist.<br />

Vor allem Abfall im All<br />

Die Weltraumfahrt hat seit dem Start des<br />

ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1<br />

am 4. <strong>Oktober</strong> 1957 unweigerlich Weltraumschrott<br />

im erdnahen Raum hinterlassen.<br />

Bei jedem Start besteht nur ein<br />

sehr kleiner Teil der in den Weltraum gebrachten<br />

Gesamtmasse aus der aktiven<br />

Nutzlast. Oft wird ein grosser Teil der Masse<br />

innerhalb kurzer Zeit zu Weltraumschrott,<br />

da zum Beispiel die Oberstufe der<br />

Trägerrakete in einer Erdumlaufbahn belassen<br />

wird. Am Ende ihres Lebens wird<br />

auch die eigentliche Nutzlast, falls sie im<br />

Orbit belassen wird, zu Weltraumschrott.<br />

Somit ist es nicht verwunderlich, dass die<br />

derzeit rund 2500 aktiven Satelliten weniger<br />

als 10 Prozent der Gesamtzahl bekannter<br />

künstlicher Objekte, die grösser<br />

als 10 Zentimeter sind, im Weltraum ausmachen.<br />

Die meisten Schrottteile mit Durchmessern<br />

von mehr als einigen Zentimetern<br />

sind Fragmente, welche durch Explosionen<br />

und Kollisionen im Weltraum entstanden<br />

sind. Bis heute haben mehr als 300<br />

solche Ereignisse stattgefunden, darunter<br />

Explosionen von ausgedienten Raketenoberstufen,<br />

Hilfsmotoren und sogar von<br />

Satelliten. Dies kann geschehen, weil sich<br />

etwa Resttreibstoff noch nach vielen Jahren<br />

entzündet oder Batterien in toten<br />

Satelliten überladen werden und auseinanderbrechen.<br />

Bahnen von ca. 25 000 Objekten<br />

bekannt<br />

Um die aktuelle Population von Weltraumschrott<br />

besser zu verstehen, sind<br />

aufwändige Beobachtungen mit bodengestützten<br />

Radaranlagen und optischen<br />

Teleskopen nötig. Mit solchen Messungen<br />

können grössere Objekte regelmässig verfolgt<br />

und ihre Bahnen bestimmt werden.<br />

Heute kennen wir die Bahnen von etwa<br />

25 000 Objekten in Höhen von 300 bis<br />

40 000 Kilometern. Für Teile, die kleiner<br />

als etwa 10 Zentimeter sind, sind nur statistische<br />

Angaben möglich. Die Messungen<br />

deuten auf eine Gesamtzahl von ca.<br />

900 000 Raumschrottobjekten von zwischen<br />

1 und 10 Zentimetern Grösse hin.<br />

Die Teilchen mögen klein sein, sie sind<br />

aber keineswegs ungefährlich: Bei einer<br />

Kollision mit einem Teilchen von einem<br />

Zentimeter Durchmesser wird die Energie<br />

einer explodierenden Handgranate freigesetzt.<br />

In gewissen Bahnbereichen ist das<br />

Risiko für Kollisionen schon heute so<br />

hoch, dass aktive Satelliten regelmässig<br />

Manöver durchführen müssen, um Schrottteilen<br />

auszuweichen. Die Europäische<br />

Weltraumagentur ESA verarbeitet für ihre<br />

Satellitenflotte jede Woche etwa zwei<br />

Kolli sionswarnungen pro Satellit und<br />

führt entsprechend Dutzende von Manövern<br />

pro Jahr durch. Damit lassen sich<br />

zwar Kollisionen mit Objekten, die grösser<br />

als etwa 10 Zentimeter sind, die Satelliten<br />

vollständig zerstören und eine Unzahl von<br />

Bruchstücken erzeugen, verhindern, nicht<br />

aber «tödliche» Einschläge von kleineren<br />

Objekten, deren Bahnen wir nicht kennen.<br />

Für den Satellitenbetreiber wird das Risiko<br />

für die einzelne Mission also nur bedingt<br />

verkleinert, aber – und dies ist entscheidend<br />

– es wird verhindert, dass<br />

Trümmerteile entstehen, die wiederum<br />

mit anderen Objekten kollidieren können<br />

und somit eine verheerende Kettenreaktion<br />

auslösen können. Dieses sogenannte<br />

«Kessler-Syndrom», benannt nach Donald<br />

Kessler, der das Phänomen 1978 als Erster<br />

beschrieben hat, bleibt aber weiterhin eine<br />

Tatsache, da wir zurzeit Kollisionen<br />

zwischen grösseren Raumschrottteilen<br />

nicht verhindern können.<br />

Die Situation wird heute verschärft<br />

durch die extreme Zunahme von Kleinsatelliten,<br />

so startet zum Beispiel die private<br />

Firma SpaceX zurzeit jeden Monat mehr<br />

als 60 Satelliten. In diesem Fall ist das Ziel,<br />

eine sogenannte Konstellation von über<br />

1500 Satelliten zu erstellen, um weltweit<br />

schnelles Internet anzubieten. Andere<br />

Konstellationen mit mehreren Zehntausend<br />

Satelliten sind in Planung. Die Miniaturisierung,<br />

und die damit einhergehenden<br />

Einsparungen bei den Startkosten,<br />

haben es auch Schweizer Firmen und<br />

Universitäten erlaubt, ihre eigenen Kleinsatelliten<br />

in den Weltraum zu bringen.<br />

Auf der Suche nach Raumschrott<br />

Am Astronomischen Institut der Universität<br />

Bern suchen wir mit Teleskopen am<br />

«Swiss Optical Ground Station and Geodynamics<br />

Observatory» in Zimmerwald<br />

bei Bern sowie mit einem Teleskop der<br />

ESA im spanischen Teneriffa nach Raumschrottteilen,<br />

um die aktuelle Population<br />

(Anzahl, Grössen, Objekttypen, Bahnen<br />

usw.) genauer zu verstehen. Wir konzentrieren<br />

uns dabei auf kleine Raumschrottteile<br />

in hohen Erdumlaufbahnen. Neben<br />

den Bahnregionen der Navigationssatelliten<br />

(in ca. 20 000 km Höhe) wird die Region<br />

des so genannten geostationären Rings in<br />

36 000 Kilometern Höhe genauer untersucht.<br />

Dort stehen Satelliten «fest» über<br />

einem Punkt des Äquators und beobachten<br />

immer den gleichen Ausschnitt der<br />

Erdoberfläche (Wettersatelliten), oder sie<br />

strahlen immer in die gleiche Region Signale<br />

aus (Kommunikationssatelliten). Die<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 23


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Rückerstattungsfähig<br />

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Referenzen:<br />

1. Derry S et al. Topical NSAIDs for acute musculoskeletal pain in adults<br />

Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 6. Art. No.: CD007402.<br />

Voltaren Dolo forte Emulgel: Z: 100g Emulgel enthalten 2.32 g Diclofenac Diethylamin. I: Symptomatische Kurzzeittherapie von akuten Schmerzzuständen der Arthorse,<br />

Sport- und Unfallverletzungen. D: Nur zur äusserlichen Anwendung. ab 12 Jahren: 2x täglich 2-4 g Emulgel auftragen und leicht einreiben. Sollte nicht länger als 14<br />

Tage angewendet werden. KI: Überempfindlichkeit auf Diclofenac oder einen Hilfsstoff; Asthmaanfälle, Angioödem, Urticaria oder akute Rhinitis nach Anwendung<br />

von Acetylsalicylsäure oder anderen NSAR; 3. Trimenon der Schwangerschaft. S: Während Schwangerschaft und Stillzeit nicht anwenden. UW: Dermatitis (einschl.<br />

Kontaktdermatitis), Hautausschlag, Rötung, Ekzem, Pruritus. IA: Aufgrund der geringen systemischen Absorption ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Liste D.<br />

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Fokus<br />

Vermessung der Bahnen von Raumschrottteilen mit dem Laserstrahl des 1-Meter-Laser- und -Astrometrie-Teleskops am Swiss Optical Ground Station<br />

and Geodynamics Observatory in Zimmerwald bei Bern.<br />

geostationäre Bahn wird sehr stark genutzt,<br />

der Platz ist aber auch beschränkt,<br />

was zu Spannungen zwischen Satellitenbetreibern<br />

oder sogar Staaten führen<br />

kann.<br />

In den letzten 20 Jahren haben wir<br />

mit Hilfe dieser Messungen unzählige<br />

Schrottobjekte, darunter eine neue, unerwartete<br />

Population von sehr leichten<br />

Objekten, entdeckt. Genauere Untersuchungen<br />

von Einzelobjekten dieser neuen<br />

Population deuten darauf hin, dass es sich<br />

um Bruchstücke von Folien handelt, wie<br />

sie zur thermischen Isolation von Satelliten<br />

verwendet werden. Diese Resultate<br />

leisten einen wesentlichen Beitrag zu den<br />

Modellen, die die heutige Raumschrottpopulation<br />

beschreiben und die als Ausgangspunkt<br />

zur Berechnung von Zukunftsszenarien<br />

dienen.<br />

Nachhaltige Nutzung des Weltraums<br />

Die auf den oben erwähnten Daten basierenden<br />

Entwicklungsmodelle deuten alle<br />

auf eine starke Zunahme der Raumschrottpopulation<br />

in den nächsten Jahrzehnten<br />

hin. Um diese Zunahme zu begrenzen,<br />

werden zahlreiche Massnahmen<br />

notwendig sein wie z.B. das Vermeiden<br />

von Kollisionen, das Entfernen der Objekte<br />

aus den kritischen Regionen am Ende<br />

ihrer Mission (z.B. durch Verglühenlassen<br />

in der Erdatmosphäre) und möglicherweise<br />

das aktive Beseitigen alter, ausgedienter<br />

Satelliten und Raketen-Oberstufen mit<br />

Hilfe eines «Räumroboters».<br />

Umweltschutz kostet immer etwas,<br />

das ist im Weltraum nicht anders als hier<br />

auf der Erde. Andererseits zahlt sich dies<br />

mittel- und langfristig mehr als aus. Nur<br />

wenn wir die «Ressource» Weltraum nachhaltig<br />

nutzen, können wir auch in einigen<br />

Jahrzenten noch Weltraumfahrt betreiben.<br />

Unsere modernen Zivilgesellschaften<br />

sind in zunehmendem Masse von «Diensten»<br />

aus dem Weltraum abhängig. Das<br />

Navigationsgerät im Smartphone, die Wetterprognosen,<br />

die Steuerung von Stromnetzwerken,<br />

Verkehrsleitsysteme, die<br />

Über wachung von kritischen Bergsturz­<br />

gebieten in unseren Alpen und über<br />

50 Prozent aller Informationen, die wir zur<br />

Modellierung der Klimaerwärmung benötigen,<br />

um nur einige Anwendungen zu<br />

nennen, sind auf Daten aus dem Weltraum<br />

angewiesen. Eine nachhaltige Entwicklung<br />

im Weltraum ist für unsere Zivilisation<br />

genauso zentral wie der schonende<br />

Umgang mit Ressourcen auf unserem Planeten<br />

selbst. Wie etwa der Klimaschutz<br />

kann diese Aufgabe nur global gelöst werden<br />

und stellt die internationale Gemeinschaft<br />

vor vergleichbar schwierige Herausforderungen.<br />

Es ist noch nicht zu spät,<br />

aber höchste Zeit, entschieden zu handeln.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 25


Fokus<br />

Eines Bloggers<br />

Blick auf die Welt<br />

Ein Klick – und ein Bild verbreitet sich rund um den Globus.<br />

Dank den sozialen Medien fallen die Schranken zwischen<br />

öffentlich und privat. Wie aber soll man den digitalen Raum nützen?<br />

Wie mit dieser Öffentlichkeit umgehen?<br />

Michael Schneider ist Hobbyblogger und betreibt den Photo-Lyric-Blog Michael’s Beers & Beans.<br />

Dieses Bild ging weltweit durch den digitalen Raum und landete schliesslich in den klassischen Medien.<br />

Foto: zvg<br />

26<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Der Eisnebel löste sich auf dem<br />

Hörnligrat oberhalb von Arosa<br />

auf. Die winterliche Morgensonne<br />

stand waagrecht zu<br />

mir und strahlte durch die Reste des Eisnebels.<br />

Instinktiv zückte ich mein Smartphone,<br />

denn in diesem Moment bildete<br />

sich ein unglaublich schöner Halo. Blitzschnell<br />

fotografierte ich mit dem Smartphone<br />

und brachte zur eigenen Überraschung<br />

diesen Lichteffekt in seiner<br />

Gesamtheit auf den Chip. Nur einige Minuten<br />

später ging eines der Bilder dieses<br />

Halos per WhatsApp und Twitter raus in<br />

den digitalen Raum. Was ich nie geahnt<br />

hätte: Genau dieser Tweet wurde tausendfach<br />

gelikt und retweetet und erreichte<br />

am Schluss viral über Blogs, Newsportale<br />

und Tageszeitungen Millionen<br />

von Lesern. «A photographer in the Swiss<br />

Alps has captured a remarkable image of<br />

an ice halo, the moment ice crystals freeze<br />

in midair, creating a halo effect around<br />

the Sun», schrieb beispielsweise der USamerikanische<br />

Nachrichtensender Fox<br />

News. Der kleine Raum meiner sozialen<br />

Medienwelt wurde über Stunden riesengross!<br />

Alles nur Narzissmus?<br />

Und jetzt? Die drei Minuten Ruhm hatte<br />

ich! Obendrein viel kostenlose Arbeit, um<br />

alle die Anfragen von Bildredaktionen zu<br />

bearbeiten. Warum habe ich dieses Bild<br />

überhaupt gepostet, warum teilen Menschen<br />

wie ich im Netz Fotos und Gedanken,<br />

und warum sehen/lesen wir so gerne<br />

von anderen Menschen? Natürlich kann<br />

man die Frage stellen, ob Menschen, die<br />

Fotos und Gedanken in den digitalen<br />

Raum posten, alle narzisstisch veranlagt<br />

sind. Brüten soziale Netzwerke allenfalls<br />

sogar Narzissten aus? Oder sind Instagram<br />

& Co. bloss die nötige Bühne für alle Selbstdarsteller?<br />

Für mich ist dies zu einfach. Nur weil<br />

ich gerne fotografiere und meine Werke<br />

zusammen mit kleinen Geschichten über<br />

meinen Blog und so über Twitter, Instagram<br />

& Co. weiterverbreite, bin ich doch<br />

deswegen nicht gleich selbstverliebt! Oder<br />

sogar narzisstisch! Ist es nicht eher, dass<br />

wir heute in einer Zeit leben, in welcher die<br />

Vermarktung des eigenen Ichs und Tuns<br />

von der Gesellschaft erwartet wird? Und<br />

zwar face to face wie auch online?<br />

Der Halo-Tweet zeigt eindrücklich auf,<br />

wie ich im digitalen Raum verschiedene<br />

Nutzer erreichen und mich mit ihnen austauschen<br />

kann. Ich kann mich in eigenen<br />

definierten Räumen bewegen. Darin nutze<br />

ich die Kommunikation und Vernetzung<br />

einerseits, um Wissen, Meinungen und Informationen<br />

auszutauschen, andererseits,<br />

um meine Fotografien bewerten zu lassen<br />

und um zu inspirieren. Natürlich gibt es<br />

auch Personengruppen, die sich in ihren,<br />

in anderen digitalen Räumen bewegen,<br />

sich in der Selbstpräsentation üben und<br />

sich überwiegend mit materiellen Dingen<br />

beschäftigen – wie im realen Leben auch.<br />

«Truly all photographs<br />

are self-portraits.»<br />

Elizabeth Opalenik,<br />

Photographic Artist<br />

Im digitalen Raum gehen lernen<br />

Den richtigen Umgang mit diesen sozialen<br />

Medien musste ich vor einigen Jahren allerdings<br />

zuerst lernen, denn anfänglich<br />

lockten mich Twitter und Instagram raffiniert<br />

immer tiefer in ihre Welt, nicht zuletzt,<br />

weil sie eine Schwäche von mir ausnutzen<br />

konnten: Meine Art, immer aktiv<br />

und produktiv zu sein, traf voll den Nerv.<br />

Zuletzt bin ich tatsächlich dem Spiel um<br />

Anerkennung erlegen. Aus einer schönen<br />

Zeitverschwendung wurde Zeitvernichtung!<br />

So habe ich die Schattenseite der Social<br />

Media kennengelernt und bin einfach<br />

ausgestiegen, habe diesen digitalen Raum<br />

verlassen, die Zugänge gekappt und die<br />

Kanäle einfach ohne mich weiterrauschen<br />

lassen.<br />

In der Folge habe ich Zeit gewonnen.<br />

Zum Nachdenken. Zum Lesen. Oder einfach<br />

so. Ich habe besser geschlafen, nach<br />

ein paar Tagen fühlte ich mich ruhiger<br />

und konzentrierter. Mein Verstand verlangsamte<br />

sich, und ich wurde präsenter<br />

in dem, was ich tat.<br />

Meine Räume beschränkten sich nur<br />

noch auf die reale Welt. So erkannte ich<br />

nach einigen Wochen, dass es ganz ohne<br />

digitales Leben nicht geht. Die totale Abstinenz<br />

für mich nicht der richtige Weg ist.<br />

WhatsApp ist Teil meiner persönlichen<br />

Kommunikation, und als Hobbyblogger<br />

stehe ich sowieso im digitalen Raum. Ein<br />

Blog ohne die Kanäle der sozialen Medien<br />

macht in der heutigen Zeit wenig Sinn.<br />

Zurück in mein altes Schema wollte<br />

ich nicht mehr, da war einiges falsch gelaufen.<br />

Und meine kostbar gewonnene<br />

Zeit wollte ich behalten. Positiv kam mir<br />

entgegen, dass ich von vielen Lesern und<br />

Leserinnen meines Blogs Anregungen erhalten<br />

habe, wie man mit den Social Media<br />

«gesund» umgehen kann. Daraus habe<br />

ich meinen eigenen digitalen Kodex zusammengebastelt,<br />

und heute macht mir<br />

der Umgang mit den sozialen Medien immer<br />

noch Spass.<br />

Mein Aroser Halo-Tweet zeigte mir<br />

eindrücklich auf, was die sozialen Medien<br />

für Möglichkeiten und Überraschungen<br />

bieten. Und während der Coronapandemie<br />

fing ich an, das Ganze noch mehr zu<br />

schätzen. Klar, die klassischen Medien,<br />

beispielsweise die Tagespresse, waren<br />

meine Informationsquellen. Doch über<br />

die sozialen Medien konnte ich meine persönlichen<br />

Kontakte aufrechterhalten. Und<br />

neben meinem harten Berufsalltag war da<br />

gleichzeitig ein Raum, in welchem ich Ablenkung,<br />

Hoffnung und Inspiration fand.<br />

Und zwischendurch die Welt durch andere<br />

Augen sehen konnte.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 27


Fokus<br />

Von der<br />

Entdeckung des<br />

Raums<br />

Wie bringt man das Dreidimensionale auf die Leinwand?<br />

Die Malerei kennt verschiedene Wege. Die mathematisch genaue Zentralperspektive<br />

wurde jedoch erst in der Renaissance entwickelt.<br />

Riccardo Legena, Kunsthistoriker<br />

In der Kirche Santa Maria Novella in<br />

Florenz befindet sich ein äusserst<br />

imposantes, mehr als sechs Meter<br />

grosses Fresko einer Dreifaltigkeitsdarstellung.<br />

Zu sehen ist Gottvater,<br />

der über dem Boden einer Halle schwebt<br />

und den gekreuzigten Jesus stützt. Vor ihnen<br />

stehen die Jungfrau Maria und Johannes<br />

der Evangelist sowie zwei nicht<br />

weiter bekannte, betende Personen. Dieses<br />

epische Gemälde wurde von dem noch<br />

sehr jungen, aber bereits bekannten Florentiner<br />

Maler Masaccio im Jahre 1427 gemalt.<br />

Trotz der enormen Grösse des Gemäldes,<br />

der sanften Farben und der anatomischen<br />

Genauigkeit der Figuren sollte<br />

das Werk aus einem ganz anderen Grund<br />

als Meilenstein in die Kunstgeschichte<br />

eingehen: Es handelt sich um das erste<br />

Gemälde mit einer mathematisch korrekten<br />

Zentralperspektive.<br />

Zur Erklärung: Bei der Zentralperspektive<br />

kreuzen sich alle in den Raum gehenden<br />

Linien in einem Fluchtpunkt auf<br />

Augenhöhe des Betrachters. Alle vertikalen<br />

und horizontalen Linien verschieben<br />

sich somit anhand dieser fliehenden Linien<br />

mit kleinerem Abstand, je tiefer im<br />

Raum sich die Linien befinden. Wenn Sie<br />

also ein Schachbrett in der Zentralperspektive<br />

zeichnen möchten, müssen Sie<br />

die Linien der hinteren Felder enger beieinander<br />

ziehen als die der vorderen, obwohl<br />

sie alle gleich weit voneinander entfernt<br />

sind.<br />

Neuartiges Konstrukt<br />

Dass weiter entfernte Objekte kleiner und<br />

im Raum versetzt dargestellt werden müssen,<br />

war bereits lange vorher bekannt. Jedoch<br />

war noch nie jemandem die genaue<br />

Ausmessung des Raumes und die erneute<br />

Konstruktion auf der Bildfläche in einem<br />

mathematisch korrekten System gelungen<br />

– bis zu Masaccios Dreifaltigkeit.<br />

Die Zentralperspektive war nicht die<br />

Erfindung Masaccios, sondern die seines<br />

guten Freundes und Kunsttheoretikers<br />

Leon Battista Alberti, der sich wiederum<br />

auf den Architekten Filippo Brunelleschi<br />

berief, der zeitgleich am Florentiner Dom<br />

die damals grösste und höchste Kuppel<br />

der Welt baute. Masaccio war es aber, der<br />

als Erster die Theorien Albertis und Brunelleschis<br />

umzusetzen wagte. Mit Hilfe<br />

eines Nagels fixierte er den Fluchtpunkt<br />

des Gemäldes und zog davon ausgehend<br />

mit dicken Schnüren ein Konstrukt auf,<br />

das ihm half, jede Linie genau zu setzen.<br />

Anschliessend ritzte er die skizzierten<br />

Konstruktionslinien in die noch frische<br />

Grundierung. Der Aufwand war gewaltig:<br />

Masaccio brauchte Wochen, wofür er normalerweise<br />

Stunden benötigte. Doch<br />

schliesslich war er erfolgreich, und in Florenz<br />

verbreitete sich blitzschnell die Kunde:<br />

Masaccio war eine Sensation gelungen.<br />

Die Natur erschaffen<br />

Im ewigen Rangstreit zwischen Malerei<br />

und Skulptur musste die Malerei stets den<br />

Das Thema ist nicht neu, die Umsetzung jedoch<br />

schon: Dank der räumlich genauen Darstellung<br />

gelang Masaccio eine Sensation.<br />

Bilder: Wikimedia / Shutterstock<br />

28<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Kürzeren ziehen. Eine Statue kann man<br />

bemalen, dass sie naturgetreuer wirkt,<br />

aber eine Malerei lässt sich nicht in den<br />

dreidimensionalen Raum erweitern. Doch<br />

nun, mit der Erfindung der Zentralperspektive,<br />

sollte es endlich möglich sein,<br />

den Raum künstlich zu erschaffen: ihn im<br />

flachen Bild zu konstruieren und ihn<br />

schliesslich täuschend echt zu malen.<br />

Die Faszination, die die italienischen<br />

Maler für die exakte Geometrie hegten,<br />

mag heute absurd erscheinen, aber dahinter<br />

verbarg sich die Vorstellung, dass man<br />

mit diesem neuerworbenen Wissen die<br />

Natur noch genauer berechnen und somit<br />

auch noch realistischer darstellen könnte.<br />

Als Ideal galten die Maler der griechischen<br />

Antike: Zeuxis, der eine Weinrebe so echt<br />

malen konnte, dass die Vögel daran herumpickten;<br />

oder Parrhasios, der einen feinen<br />

Schleier über sein Bild malte, so dass<br />

ein Betrachter ihn bat, er solle doch endlich<br />

diesen Vorhang wegziehen. Dieses Talent,<br />

das man nur aus Überlieferung kannte,<br />

hoffte man in der Renaissance mit der<br />

Zentralperspektive wiederzuerlangen.<br />

Bisweilen konnte der Drang zur mathematisch<br />

genauen Perspektive auch in<br />

den Exzess führen, wie beispielsweise<br />

beim talentierten Maler Paolo Uccello, der<br />

sich so ausladend mit der Erschaffung<br />

neuer Perspektivmodelle beschäftigte,<br />

dass selbst hart gesottene Kunsttheoretiker<br />

fanden, er hätte mit seinen «schrecklich<br />

übertriebenen Studien die Natur vergewaltigt».<br />

Kunst und Geometrie<br />

Ausserhalb von Florenz wurde die Zentralperspektive<br />

lange belächelt. Viele Maler<br />

von Amsterdam über Paris und Venedig<br />

bis nach Istanbul hatten bereits ihre Methoden,<br />

um die Raumtiefe darzustellen,<br />

ohne sich in zeitraubende Mathematik zu<br />

verlieren. Sie erzeugten die Perspektive<br />

ausschliesslich mit der Farbe, indem sie<br />

beispielsweise entferntere Gegenstände<br />

dunkler malten oder grösser werdende<br />

Schatten zogen oder die Lichtreflektionen<br />

auf Flächen perfekt imitierten. Weshalb<br />

sollte man sich stundenlang mühselig mit<br />

der Berechnung von Fluchtlinien beschäftigen,<br />

wenn man das Problem auch mit<br />

den Mitteln lösen konnte, die die Malerei<br />

sowieso schon bot? Selbstverständlich war<br />

die Perspektive mathematisch unkorrekt,<br />

aber das Raumgefühl war trotzdem da.<br />

Doch trotz aller Kritik konnte sich die<br />

Zentralperspektive durchsetzen. In ganz<br />

Europa begann man die Theorien Albertis<br />

und Brunelleschis zu studieren, damit zu<br />

Nicht nur Räume wirken dank der Zentralperspektive echt, auch neue Blickwinkel werden möglich<br />

wie bei Mantegnas Darstellung des Leichnams Christi.<br />

experimentieren und sie zu erweitern.<br />

Andrea Mantegna malte den Leichnam<br />

Christi aus der Froschperspektive, so als<br />

würde man selbst vor der Totenbahre knien<br />

und weinen. Albrecht Dürer baute eine<br />

Camera Obscura mit Fäden und Schnüren,<br />

die ihm helfen sollte, die Perspektive haargenau<br />

darzustellen. Seinen Berechnungen<br />

entsprang auch das erste Geometriebuch<br />

in deutscher Sprache.<br />

Doch selbst stark mathematisch veranlagte<br />

Künstler wie Leonardo da Vinci<br />

verliessen sich nicht ausschliesslich auf<br />

die Zentralperspektive, um Raum zu erzeugen.<br />

Leonardo studierte jahrelang die<br />

dreidimensionale Wirkung von Licht und<br />

Schatten. Er malte Hintergründe blasser<br />

und bläulicher, je weiter sie entfernt waren<br />

und schliesslich erfand er auch die<br />

«Sfumato»-Technik, mit der er die Konturlinien<br />

im Hintergrund verwischte, so dass<br />

die Ferne langsam in Nebel zu verschwinden<br />

scheint. Alle drei Methoden sind völlig<br />

unabhängig von der Zentralperspektive,<br />

erzeugen aber ebenso einen Eindruck<br />

von Räumlichkeit.<br />

In den darauffolgenden Jahrhunderten<br />

sind sowohl die Perspektivenlehre wie<br />

auch andere Methoden zur Raumillusion<br />

in den Kanon der Künstlerausbildung eingegangen.<br />

Die Zentralperspektive ist nicht<br />

in Vergessenheit geraten, ganz im Gegenteil<br />

zu Masaccios Dreifaltigkeit. Das Bild<br />

sollte bereits in den 1570er-Jahren übermalt<br />

werden. Der beauftragte Künstler<br />

aber erkannte die historische Wichtigkeit<br />

von Masaccios Werk und liess eine neue<br />

Wand mit einem Spalt Abstand einziehen,<br />

so dass die Dreifaltigkeit der Nachwelt erhalten<br />

blieb. Sie wurde erst 1860 per Zufall<br />

wiederentdeckt, nur ein paar Jahre vor der<br />

nächsten grossen Erfindung in der Malerei:<br />

der Abstraktion in der modernen<br />

Kunst.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 29


Anzeigen<br />

Das effektivste topische NSAR für<br />

akute Schmerzbehandlung<br />

Bei akuten Gelenkschmerzen und muskuloskelettalen Schmerzen bietet sich die lokale Applikation nichtsteroidaler<br />

Antirheumatika (NSAR) an 1 . Doch welcher Wirkstoff bzw. welche Galenik wirkt am besten? Das renommierte<br />

Cochrane Institut hat in einer Metastudie 61 Studien verglichen und die verschiedenen Therapien für muskuloskelettale<br />

Schmerzen bewertet. Ein Schweizer Produkt macht das rennen!<br />

Untersucht wurde, wie viele Patienten behandelt werden müssen bis 1 Patient eine Schmerzreduktion um mindestens 50% innerhalb<br />

von 7 Tagen erfährt, die mit einem Placebo nicht erreicht worden wäre (= NNT Wert) 3 . Je näher der NNT Wert bei 1 liegt, desto besser ist<br />

das Ergebnis. Dazu wurden insgesamt 61 Studien von den Experten ausgewertet. Verglichen wurden topische NSAR in Form von Gel,<br />

Creme, Spray oder Patch mit einem gleichen topischen Placebo. 5311 Patienten wurden mit einem topischen NSAR behandelt und 3470<br />

Patienten wurden mit einem Placebo behandelt.<br />

Auf die Galenik kommt es an<br />

Es stellte sich heraus, dass die besten Effekte mit Gelformulierungen von Diclofenac, Ibuprofen und Ketoprofen sowie mit einigen<br />

Diclofenac-Pflastern erzielt werden. Nur 2 Wirkstoff und Galenik Kombinationen zeigten einen NNT Wert kleiner als 3. Alle anderen<br />

Kombinationen schnitten schlechter ab. Ibuprofen Gele wiesen einen NNT Wert von 3,9 auf. Diclofenac Patches zeigten einen NNT Wert<br />

von 3,2. Ketoprofen Gele erzielten einen NNT Wert von 2,5. Das beste Ergebnis zeigte sich bei einem Produkt aus der Schweiz, Voltaren<br />

Dolo Emulgel ® , mit einem NNT Wert von 1,8. Laut diesem Ergebnis müssen somit 2 (1,8) Patienten mit einem Diclofenac Gel von<br />

Voltaren Dolo ® behandelt werde bis ein Patient eine signifikante Schmerz linderung erreicht, die mit einem Placebo nicht erreicht werden<br />

würde, während bei einem Diclofenac Patch erst nach 3 (3,2) Patienten ein solcher Erfolg auftritt 2 . Es kommt also neben dem Wirkstoff<br />

auch stark auf die Galenik an.<br />

Literatur<br />

1. Hagen M, Alchin J: Pain Manag <strong>2020</strong>;10(2):117–129<br />

2. Derry S et al. Topical NSAIDs for acute musculoskeletal pain in adults Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 6. Art. No.: CD007402.<br />

3. Moore A, McQuay HJ. Was ist die Number Needed to Treat (NNT)? Z Allg Med 2008 ; 84: 161–164<br />

Voltaren Dolo forte Emulgel: Z: 100g Emulgel enthalten 2.32g Diclofenac Diethylamin. I: Symptomatische Kurzzeittherapie von akuten Schmerzzuständen der Arthorse, Sport- und Unfallverletzungen. D: Nur zur äusserlichen Anwendung.<br />

ab 12 Jahren: 2x täglich 2–4 g Emulgel auftragen und leicht einreiben. Sollte nicht länger als 14 Tage angewendet werden. KI: Überempfindlichkeit auf Diclofenac oder einen Hilfsstoff; Asthmaanfälle, Angioödem, Urticaria oder akute<br />

Rhinitis nach Anwendung von Acetylsalicylsäure oder anderen NSAR; 3. Trimenon der Schwangerschaft. S: Während Schwangerschaft und Stillzeit nicht anwenden. UW: Dermatitis (einschl. Kontaktdermatitis), Hautausschlag, Rötung,<br />

Ekzem, Pruritus. IA: Aufgrund der geringen systemischen Absorption ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Liste D. Ausführliche Informationen entnehmen Sie bitte der Arzneimittelinformation auf www.swissmedicinfo.ch. GSK Consumer<br />

Healthcare Schweiz AG, Risch.


Fokus<br />

Bauen für<br />

Körper und Seele<br />

Niemand ist gerne krank, niemand gerne im Spital. Eine heilsame<br />

Umgebung kann nachweislich das Wohlbefinden stärken<br />

und die Genesung beschleunigen. Die «Healing Architecture» verfolgt<br />

neben planerischen auch wissenschaftliche Ziele.<br />

Ute Ziegler, Senior Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsgruppe Innenarchitektur,<br />

Hochschule Luzern – Technik & Architektur<br />

Bild: © Nicole Hartmann, Forschungsgruppe Innenarchitektur Hochschule Luzern<br />

Die Erkenntnis, dass die Gestaltung<br />

des Umfeldes einen<br />

Einfluss auf die Genesung hat<br />

und sogar therapeutisch eingesetzt<br />

werden kann, reicht bis in die antiken<br />

Tempelanlagen des Asklepieion von<br />

Kos zurück. Bereits im 5. Jahrhundert vor<br />

Christus war der Arzt Hippokrates davon<br />

überzeugt, dass Krankheiten von äusseren<br />

Faktoren ausgehen. Als therapeutische<br />

Mittel berücksichtigte er in seinem<br />

antiken Krankenhaus neben Diät, Gymnastik,<br />

Baden im Meer und beruhigenden<br />

Balsamen deshalb auch Umgebungsfaktoren<br />

wie die geografische Lage und die Architektur.<br />

Im 19. Jahrhundert, genauer<br />

1863, verfasste die britische Krankenschwester<br />

Florence Nightingale mit ihrer<br />

Schrift «Notes on Hospitals» 1 ein Standardwerk<br />

für die Gestaltung von Spitälern,<br />

die die Genesung unterstützt. Dabei<br />

hat sie bis heute gültige Faktoren wie die<br />

Zufuhr von frischer Luft, Wärme, gute Beleuchtung,<br />

sauberes Wasser und die Eliminierung<br />

von Geräuschen identifiziert.<br />

Die in den 1970er Jahren durchgeführte<br />

Pilotstudie «View through a window<br />

may influence recovery from surgery» 2<br />

von Roger Ulrich zeigt sehr deutlich, dass<br />

bereits eine minimale Intervention, wie<br />

der visuelle Kontakt von Patientinnen und<br />

Patienten mit Pflanzen und Landschaften<br />

eine positive, die Heilung unterstützende<br />

Wirkung hat. Diese Studie ist der Beginn<br />

des sogenannten Evidence-based-Designs<br />

Die Illustration zeigt in abstrahierter Form, wie rein funktionalistische Aspekte eines Patientenzimmers<br />

mit forschungsbasierten emotionalen und atmosphärischen Qualitäten überlagert werden<br />

können.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 31


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Fokus<br />

(EBD). Bei diesem forschungsbasierten<br />

Ansatz werden die Auswirkungen von<br />

räumlichen Gestaltungsfaktoren auf die<br />

Gesundheit und Genesung von Patienten 3<br />

seit über 30 Jahren systematisch wissenschaftlich<br />

untersucht und sind damit ein<br />

wichtiger Bestandteil von Healing Architecture.<br />

Patienten, Personal und Besucher<br />

Evidence-based-Design strebt Gestaltungsentscheidungen<br />

an, die auf der<br />

Grundlage von gut dokumentierter Forschung<br />

und Best Practice getroffen werden<br />

und für den Bau von Spitälern und<br />

Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden<br />

können. Ziel ist es, die Genesungsprozesse<br />

durch eine spezifische Kombination von<br />

Gestaltungsfaktoren zu unterstützen und<br />

zu verbessern. Durch den Einsatz von EBD<br />

wurden unter anderem die Reduktionen<br />

von Aufenthaltsdauer, Medikamenteneinnahme,<br />

Infektionen und Stürzen sowie<br />

die Vermeidung von Ängsten, Stress und<br />

Delir nachgewiesen. Darüber hinaus stehen<br />

bei EBD auch die Verbesserung und<br />

die Optimierung der Arbeitsprozesse und<br />

Abläufe des Personals sowie die Steigerung<br />

der Aufenthaltsqualität von Angehörigen<br />

bei ihren Besuchen im Fokus. Neben<br />

der Gestaltung von Oberflächen und Räumen<br />

zielt diese ganzheitliche Herangehensweise<br />

darauf ab, positive Erlebnisse<br />

und Erfahrungen zu schaffen. Diese sind<br />

notwendig, weil sich Patienten, unabhängig<br />

von Alter, Geschlecht oder Krankheitsbild,<br />

im Spital tendenziell ausgeliefert<br />

fühlen, da sie Verantwortung und Kontrolle<br />

oft abgeben müssen. Deutlich wird<br />

dies beispielsweise vor einer Operation,<br />

wenn sie durch lange gleichförmige und<br />

funktionalistisch gestaltete Korridore geführt<br />

werden, die keinerlei positive Abwechslung<br />

und Ablenkung bieten. Bei<br />

Healing Architecture werden diese rein<br />

funktionalistischen Aspekte bei der Gestaltung<br />

von Innenräumen in Spitälern<br />

hinterfragt. Neben Funktion und Effizienz<br />

geht es um die emotionalen und atmo ­<br />

sphärischen Qualitäten von Räumen, die<br />

durch adäquate Farbgestaltung, warme<br />

Materialien wie Holz und Textilien sowie<br />

abgestimmte Lichtqualitäten und akustisch<br />

wirksame Oberflächen erreicht<br />

werden. Die gezielte Nutzung von wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen stellt wirkungsvolle<br />

Werkzeuge für die Planung und Gestaltung<br />

von Innenräumen zur Verfügung,<br />

die in Forschungsprojekten auch empirisch<br />

überprüfbar sind.<br />

Neben den empirischen Gestaltungsansätzen,<br />

die auf Evidence-based-Design<br />

beruhen, stehen bei Healing Architecture<br />

auch die Bedürfnisse der Patienten im<br />

Vordergrund. Je nach Krankheitsbild, Medikation,<br />

Alter und psychischem Zustand<br />

nehmen diese ihr Umfeld unterschiedlich<br />

wahr. Überträgt man diese Erkenntnisse<br />

auf die Gestaltung von Spitalumgebungen,<br />

so kann ein und dasselbe standardisiert<br />

gestaltete Patientenzimmer unterschiedlich<br />

auf die jeweiligen Patienten<br />

und ihre Besucher wirken. Das stellt alle<br />

Beteiligten, die bei Neubauten oder Sanierungen<br />

von Gesundheitsbauten involviert<br />

sind, vor ungewöhnliche Herausforderungen,<br />

da es keine verbindlichen Standards<br />

gibt. Diesen Umstand berücksichtigt die<br />

bedürfnisorientierte Planung als einen<br />

wesentlichen Teil von Healing Architecture.<br />

Eine Methode, die die Bedürfnisse<br />

der Menschen, die sich vor allem bei<br />

schwerer Krankheit ändern, im Fokus hat.<br />

In Workshops mit Patienten, Pflegenden<br />

und Ärzten werden gemeinsam Ideen und<br />

Lösungsvorschläge für Räume, Versorgungen<br />

und Dienstleistungen entwickelt<br />

und für die Planung und Gestaltung nutzbar<br />

gemacht. So können vielfältige Bedürfnisse<br />

und Probleme adressiert werden,<br />

die den Planern und Gestaltern oft<br />

nicht bewusst zugänglich sind. Die positiven<br />

Effekte beziehen sich auf Themen wie<br />

unter anderem Patientenautonomie, Kontrolle,<br />

Selbstverantwortung, Schutz der<br />

Privatsphäre, die das Wohlbefinden und<br />

nachgelagert die Genesung entscheidend<br />

beeinflussen.<br />

Keine Patentlösung<br />

Ein einfaches Rezept für die Gestaltung<br />

von Innenräumen in Spitälern und Pflegeeinrichtungen,<br />

das für jede Situation<br />

passt, gibt es nicht. Es ist vielmehr ein<br />

komplexer Prozess, der immer wieder aufs<br />

Neue angegangen werden muss mit detaillierten<br />

Bestandsaufnahmen und Analysen,<br />

um daraus adäquate Gestaltungskriterien<br />

ableiten zu können. Im Sinne von<br />

Healing Architecture hilft jedoch eine<br />

ganzheitliche Sicht, bei der nicht nur die<br />

Prozesse und technische Infrastruktur im<br />

Zentrum stehen, sondern auch die Bedürfnisse<br />

von Patienten, Besuchern und Personal<br />

bei der Umsetzung berücksichtigt<br />

werden.<br />

1<br />

Vgl. Nightingale, F.: Notes on Hospitals, 3. Aufl.<br />

London 1863<br />

2<br />

Ulrich, R. S. (1984). View through a window may<br />

influence recovery from surgery. Science 1984<br />

April 27<br />

3<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird nachfolgend<br />

bei Personenbezeichnungen die männliche Form<br />

gewählt, die weibliche Form ist immer mitgemeint.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 33


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Orthopädie – Adoleszente Idiopathische Skoliose –<br />

Ätiologie und aktuelle Therapiekonzepte<br />

Orthopädische<br />

«Kurvendiskussion»<br />

Die genetische Ursache der meisten Skoliosen ist unbestritten, wenn auch die<br />

genauen Erbgänge noch nicht entschlüsselt sind. Das Korsett ist weiterhin das Mittel<br />

der Wahl zur konservativen Therapie mittelgradiger Skoliosen in Kombination<br />

mit Physiotherapie. Für die Zukunft zeichnen sich neue operative Verfahren ab.<br />

Dr. med. Christian Tinner und Dr. med. Moritz C. Deml,<br />

Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Universität Bern<br />

Eine Skoliose ist eine komplexe,<br />

dreidimensionale Deformität<br />

der Wirbelsäule, des Thorax<br />

und des Rumpfes. Sekundäre<br />

Skolioseformen, wie bei neuromuskulären<br />

Erkrankungen, syndromal oder kongenital<br />

bedingt, machen ca. 20 Prozent<br />

aller Skoliosefälle aus. Rund 80 Prozent<br />

sind idiopathisch – mit bislang unbekannter<br />

Ursache. Mit zwei bis drei Prozent<br />

Inzidenz ist die Adoleszente Idiopathische<br />

Skoliose (AIS) die häufigste Form<br />

und betrifft weltweit Millionen von Jugendlichen<br />

ab dem zehnten Lebensjahr.<br />

Mädchen sind hierbei häufiger und mit<br />

stärkerer Ausprägung der Skoliose als<br />

Jungen betroffen, wobei sich das Verhältnis<br />

w:m von 1,4:1 bei milden Formen von<br />

einem Cobb-Winkel unter 20 ° deutlich<br />

verschiebt auf w:m 7:1 in schweren Formen<br />

über 30 °. Eine sichere und plausible<br />

Erklärung für diesen Unterschied in der<br />

Geschlechterverteilung konnte bisher<br />

nicht gefunden werden [1].<br />

Verschiedenste Faktoren mit Einfluss<br />

auf die Ätiologie der AIS wurden untersucht.<br />

Die positive Familienanamnese<br />

liegt nach Daten des dänischen Zwillingsregisters<br />

bei etwa 40 Prozent und ist ein<br />

offensichtlicher Risikofaktor für Auftreten<br />

und Schwere einer Skoliose [2]. Zwar konnten<br />

für einzelne ethnische Gruppen häufig<br />

vorkommende genetische Prädispositionen<br />

gefunden werden, aber die exakte genetische<br />

Vererbung bleibt vorerst ungeklärt<br />

[1]. Neben der reinen genetischen<br />

Veranlagung werden epigenetische Prozesse<br />

diskutiert, die u.a. in Abhängigkeit<br />

von Umwelteinflüssen unterschiedliche<br />

Genaktivierungen und/oder -deaktivierungen<br />

bewirken können [3]. Zahlreiche<br />

Einflussgrössen wurden in unterschiedlichen<br />

Studien untersucht. So scheint die<br />

Wachstumsgeschwindigkeit einen Einfluss<br />

auf die Entstehung einer AIS zu haben,<br />

denn Auftreten und Progression sind<br />

oft während des adoleszenten Wachstumsschubes<br />

zu sehen. Dennoch konnte in Bezug<br />

auf Wachstumsmuster und Laxizität<br />

kein sicherer Zusammenhang gefunden<br />

werden. Dasselbe gilt für anatomische und<br />

biomechanische Theorien, woraus lediglich<br />

resultiert, dass bei bereits bestehender<br />

Skoliose die ungleichen Belastungen der<br />

Wachstumsfugen der Wirbelköper zur<br />

schnelleren Zunahme der Skoliose im jugendlichen<br />

Wachstumsschub mit asymmetrischem<br />

Wachstum der Wirbelkörper<br />

führen können – entsprechend dem Hueter-Volkmann-Gesetz<br />

[4]. Eine neuere Arbeit<br />

wirft die Theorie auf, dass evtl. der<br />

Aufbau der Darmflora in einem Zusam-<br />

menhang mit der Entwicklung einer AIS<br />

stehen könnte. Dabei wurden in AIS-Patienten<br />

einzelne Bakterienstämme signifikant<br />

häufiger gefunden als bei gesunden<br />

Probanden desselben Alters [5]. Es konnte<br />

darüber hinaus eine positive Korrelation<br />

bzgl. der Konzentration des Bakterienstammes<br />

und der Schwere des<br />

Cobb-Winkels gezeigt werden [6]. In derselben<br />

Arbeit wurde eine fragliche Beteiligung<br />

von mit der Muskelfunktion in Verbindung<br />

stehenden Proteinen gefunden,<br />

die fraglich mit der Entstehung einer AIS<br />

zusammenhängen. Dies sind erste Forschungsergebnisse,<br />

die die Theorie der<br />

epigenetischen Einflussfaktoren unterstützen<br />

können, die allerdings in der Zukunft<br />

noch bestätigt und weiter untersucht<br />

werden müssen, um die genaue Bedeutung<br />

auf die Entwicklung einer Skoliose zu<br />

verstehen. Zusammenfassend gibt es zahlreiche<br />

Hinweise, dass genetische Faktoren<br />

sicher und einzelne Umweltfaktoren evtl.<br />

einen Einfluss auf die Ätiologie einer AIS<br />

haben. Die Entschlüsselung der genauen<br />

Zusammenhänge ist aber weiterhin Teil<br />

zukünftiger Forschungsprojekte.<br />

Diagnose<br />

Eine Skoliose fällt oft bei einem Routineuntersuch<br />

aufgrund sekundärer Hin-<br />

Bilder: zvg<br />

34<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

weise wie Schulter- oder Beckenschiefstand,<br />

Beinlängendifferenz, aber insbesondere<br />

einem Rippenbuckel oder Lendenwulst<br />

im Adams-Test (Vorbeugetest)<br />

auf. Bei längerem Bestehen können bereits<br />

chronische Schmerzen oder gar Kompromittierung<br />

von Organfunktionen imponieren,<br />

wobei dies bei der AIS in höherem<br />

Masse in entwickelten Ländern sehr<br />

selten geworden ist. Klinisch ist eine einfache<br />

Messung an dem vornübergebeugten<br />

Patienten mit dem Scoliometer möglich<br />

(Adams-Test). Eine Abweichung von<br />

7 ° kann einer Skoliose von bis zu 20 ° entsprechen<br />

und sollte zwingend weiter beurteilt<br />

und mittels weiterer Diagnostik objektiviert<br />

werden [7]. Die meisten AIS sind<br />

rechtsthorakal-konvexe Kurven. Die sehr<br />

viel seltenere linksthorakale Konvexität<br />

kann mit syndromalen Erkrankungen<br />

oder anderen Grunderkrankungen vergesellschaftet<br />

sein, weshalb ein MRI zur weiterführenden<br />

Diagnostik im Rahmen des<br />

Gesamtkontexts diskutiert werden sollte<br />

[8, 9].<br />

Die Quantifizierung der Skoliose erfolgt<br />

mittels Messung des Cobb-Winkels<br />

an einer stehenden Röntgenaufnahme antero-posterior<br />

der gesamten Wirbelsäule<br />

(Abb. 1a). Der Cobb-Winkel wird durch<br />

Verbindung der Verlängerung der Endplatten<br />

der jeweiligen Endwirbel (Wirbelkörper<br />

mit der stärksten Abkippung) gezeichnet<br />

[10]. Für die Bestimmung des<br />

Schweregrades einer Deformität sind die<br />

früher vernachlässigten sagittalen Parameter<br />

ebenso relevant (Abb. 1b) [11]. Die<br />

Rotationskomponente wird mit der Methode<br />

nach Nash&Moe in vier Grade eingeteilt<br />

[12] .<br />

Ab einem Cobb-Winkel von 10 °<br />

spricht man von einer Skoliose, darunter<br />

in der Regel von einer skoliotischen Fehlhaltung,<br />

wobei dieser Begriff insbesondere<br />

bei sehr jungen Patienten irreführend<br />

sein kann. Unabhängig vom Schweregrad<br />

bedarf jede Skoliose im Wachstumsalter<br />

einer weiteren Observation bis zum Abschluss<br />

der Adoleszenz.<br />

Konservative Therapie<br />

Bei einem Cobb-Winkel von über 10 ° empfiehlt<br />

sich die regelmässige Physiotherapie<br />

mit Haltungsschulung. Leider liegt<br />

keine klare Evidenz für eine spezifische<br />

Physiotherapieform vor, weshalb grundsätzliche<br />

Massnahmen und Übungen für<br />

die Kräftigung der Muskelbalance bzw.<br />

den Ausgleich von Muskeldysbalancen<br />

empfohlen sind, die nach Möglichkeit so<br />

häufig wie möglich auch in Eigentherapie<br />

a b<br />

Abb. 1<br />

a) Röntgenbild Wirbelsäule ap mit thorakolumbaler Skoliose mit thorakalem Cobb-Winkel von 55 °<br />

(rot), lumbaler Gegenkrümmung von 30 ° (blau) und Verlagerung des Lots von C7 nach rechts<br />

(grün). E: Endwirbel, A: Apex-/Scheitelwirbel.<br />

b) Röntgenbild Wirbelsäule seitlich mit thorakaler Kyphose (rot) und lumbaler Lordose (blau) und<br />

Lot von C7 auf S1 (grün).<br />

absolviert werden sollten. Für Krümmungen<br />

ab 20 ° und nachgewiesenem bzw. zu<br />

erwartendem Progress umfasst die bisherige<br />

Standardtherapie eine konservative<br />

Behandlung mit Physiotherapie in Kombination<br />

mit einer Korsetttherapie. Im letzten<br />

Jahrhundert konnten unterschiedliche<br />

Korsettkonzepte entwickelt und etabliert<br />

werden. In Mitteleuropa hat sich das<br />

Konzept des Cheneau-Korsetts durchgesetzt,<br />

das eine dreidimensionale Rotationskorrektur<br />

der Skoliose mit Druck von<br />

aussen über so genannte Pelotten im Korsett<br />

erreichen soll. Das Korsett soll nach<br />

Möglichkeit mindestens 18–22 Stunden<br />

am Tag getragen werden, wobei es für<br />

Sport, Physiotherapie und Körperpflege<br />

abgenommen werden kann [13]. Die Möglichkeiten<br />

einer Korrektur im HWS- und<br />

oberen BWS-Bereich bleiben weiterhin<br />

sehr beschränkt. Grundsätzlich werden<br />

die Korsettschalen an einer Positivform<br />

aus Styropor oder ähnlichem Material mit<br />

Polyethylen (PE) angepasst. Fortschreitende<br />

Materialentwicklungen ermöglichen<br />

inzwischen dreidimensional gedruckte<br />

Modelle, die in ersten klinischen<br />

Anwendungen etabliert werden konnten<br />

(Abb. 2). Diesbezüglich weisen erste, sehr<br />

begrenzte, nicht standardisierte Untersuchungen<br />

auf einen verbesserten Tragekomfort<br />

und eine damit potenziell erhöhte<br />

Tragezeit hin. Die Gleichwertigkeit und<br />

gar eine Überlegenheit ist jedoch bisher<br />

nicht sicher nachgewiesen, weswegen die<br />

Standardversorgung weiterhin mittels<br />

PE-Korsett erfolgt.<br />

Operative Therapie<br />

Schreitet die Krümmung trotz konservativer<br />

Therapie rasch voran oder wurde sie zu<br />

spät diagnostiziert, muss eine operative<br />

Therapie diskutiert werden, um die Deformität<br />

zu reduzieren und eine weitere Progression<br />

zu verhindern. Damit sollen u.a.<br />

die kranialen und kaudalen Anschlusssegmente<br />

geschützt und indirekt korrigiert<br />

werden.<br />

Zur Bewertung des Wachstumsfortschrittes<br />

wurden lange die Risser-Stadien<br />

als führendes Instrument definiert, das<br />

den Fortschritt der Verknöcherung von<br />

der Beckenkammapophyse beurteilt [15].<br />

Daneben gibt es weitere radiologische<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 35


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Perspektiven<br />

Abb. 2: 3-D-Planung eines dreidimensional<br />

gedruckten Cheneau-Mesh-Korsetts (mit<br />

freundlicher Genehmigung der Firma<br />

Ortho-Team Bern).<br />

Klassifikationen. In den letzten Jahren hat<br />

sich insbesondere die Sanders-Klassifikation<br />

zur Beurteilung des Wachstumspotenzials<br />

am Röntgen der linken Hand etabliert.<br />

Sie beinhaltete acht Stadien, wobei<br />

das Stadium kombiniert mit dem<br />

Cobb-Winkel unabhängig von der Therapie<br />

das Progressionsrisiko auf einen<br />

Cobb-Winkel von über 50 ° und somit eine<br />

sehr wahrscheinliche Operationsnotwendigkeit<br />

zeigt. Die Stadien 1–5 beschreiben<br />

das Wachstumsalter bereits vor der Ossifikation<br />

der Beckenkammapophyse (Risser<br />

0). Zum Beispiel hat ein adoleszenter Patient<br />

mit einem Cobb-Winkel von 25 ° mit<br />

Risser 0 und Sanders-Stadium 2 ein hundertprozentiges<br />

(CI 92–100 Prozent) Risiko,<br />

eine Progression der Skoliose auf einen<br />

Cobb-Winkel von über 50° zu erreichen,<br />

trotz Korsetttherapie. Andererseits hat ein<br />

adoleszenter Patient mit derselben Kurve<br />

von 25 ° mit Risser 0, aber Sanders-Stadium<br />

4 praktisch null Prozent (CI 0–5 Prozent)<br />

Risiko, einen Progress auf einen<br />

Cobb-Winkel von über 50 ° zu erreichen<br />

[16].<br />

Ab einem thorakalen Cobb-Winkel<br />

von 45° oder rascher Progression bei noch<br />

starkem Wachstumspotenzial wird eine<br />

operative Korrektur empfohlen. In solchen<br />

Fällen mit zusätzlichem Überschreiten<br />

des 10.–11. Lebensjahres wird aktuell<br />

meist eine dorsale Spondylodese mit Pedikelschraubensystemen<br />

unter kontinuierlichem<br />

Neuromonitoring durchgeführt<br />

(Abb. 4). Dies ist die aktuell effizienteste<br />

und etablierteste Methode zur operativen<br />

Skoliosebehandlung und kann im Vergleich<br />

zu den nicht behandelten Fällen einen<br />

weiteren Progress der Deformität aufhalten.<br />

Insbesondere kann bei zeitgerechter<br />

operativer Korrektur eine noch längerstreckigere<br />

Versteifungsoperation bei<br />

sekundärer Korrektur und Stabilisierung<br />

der Anschlussbereiche kaudal und kranial<br />

der Hauptkurve langfristig vermieden werden.<br />

In Langzeitresultaten über 20 Jahre<br />

nach Operation wird über gute Lebensqualität<br />

der Patienten mit hohen Aktivitäts-<br />

und tiefen Schmerzniveaus berichtet<br />

[17].<br />

Neben der konventionellen Fusionsoperation<br />

sind in den letzten Jahren Verfahren<br />

entwickelt worden, die eine dynamische<br />

Korrektur der Krümmung zulassen<br />

sollen. Bei der Anterioren Dynamischen<br />

Skoliosekorrektur (DSK) werden an<br />

der konvexen Seite der Wirbelkörper<br />

Schrauben implantiert, die mit einem flexiblen<br />

Band aus Polyethylenterephthalat<br />

(PET) komprimiert werden (Abb. 5). Durch<br />

das Spannen des Bandes kann die Skoliose<br />

korrigiert werden. Das Ausmass der Korrektur<br />

ist abhängig von der vorliegenden<br />

Abb. 3a: Röntgenbild der Wirbelsäule ap/seitlich im Stehen eines<br />

prä menarchalen 12,5-jährigen Mädchens mit idiopathischer linkskonvexer<br />

lumbaler Skoliose mit einem Cobb-Winkel von 25 °, Risser-Stadium 0 und<br />

nicht vollständig verschlossenen Y-Fugen des Acetabulums. Die Y-Fugen<br />

verschliessen sich üblicherweise vor Risser-Stadium 1 [14].<br />

Abb. 3b: Röntgenbild der Wirbelsäule ap/seitlich im Stehen desselben<br />

Mädchens wie in Abb. 3a mit suffizienter Korrektur der Skoliose auf<br />

einen Cobb-Winkel von 8 ° in einem dreidimensional gedruckten<br />

Cheneau-Korsett, ein Jahr nach Erstversorgung. Weiterhin Risser-<br />

Stadium 0 mit nun aber fast vollständig verschlossener Y-Fuge.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 37


Perspektiven<br />

Abb. 4a: Röntgenbild der Wirbelsäule ap/seitlich im Stehen eines<br />

15-jährigen Mädchens mit einer rechtskonvexen Thorakolumbalskoliose<br />

von 47 °.<br />

Abb. 4b: Röntgenbild der Wirbelsäule ap/seitlich im Stehen des<br />

15-jährigen Mädchens postoperativ nach dorsaler Korrekturspondylodese<br />

BWK 3 – LWK 1.<br />

Abb. 5a: Röntgenbild der Wirbelsäule ap/seitlich im Stehen eines<br />

13-jährigen Mädchens mit dominanter lumbaler Skoliose mit einem<br />

Cobb-Winkel von 56 ° lumbal und 31° thorakal (mit freundlicher<br />

Genehmigung von Herrn PD Dr. P. Trobisch).<br />

Abb. 5b: Röntgenbild der Wirbelsäule im Stehen nach der Operation mit<br />

lateraler Instrumentierung der Wirbelkörper BWK 10 – LWK 3 mit<br />

Korrektur der Skoliose auf lumbal 8° und thorakal 14 ° (mit freundlicher<br />

Genehmigung von Herrn PD Dr. P. Trobisch).<br />

38<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Flexibilität, dem Ausmass der Skoliosekurve<br />

und der Bandscheibenhöhe. Dieses<br />

Verfahren wurde vornehmlich in den USA<br />

entwickelt, es ist aufgrund begrenzter klinischer<br />

Erfahrungen und eingeschränkter<br />

Anwendbarkeit jedoch noch nicht im klinischen<br />

Alltag etabliert.<br />

Insgesamt sind die publizierten Ergebnisse<br />

zum Beleg der Funktion des Verfahrens<br />

bisher zwar vielversprechend,<br />

aber sehr limitiert, und es sind nur kleine<br />

Follow-up-Studien über ein bis zwei Jahre<br />

vorhanden [18]. Eine Hyperkyphose der<br />

BWS von mehr als 40 °, ein Rippenbuckel<br />

von mehr als 20 °, Skoliosen von 60 bis 70 °,<br />

eine geringe Flexibilität der Wirbelsäule<br />

und ein zu junges oder zu hohes Alter gelten<br />

bisher als relative Kontraindikationen<br />

für eine dynamische Korrektur. Noch in<br />

diesem Jahr soll eine Studie mit Ergebnissen<br />

von ca. 200 Patienten veröffentlicht<br />

werden. Erste Langzeitergebnisse werden<br />

aber frühestens in ca. zehn Jahren erwartet.<br />

So ist das ideale Anwendungsspektrum<br />

momentan noch nicht sicher eingegrenzt.<br />

Aktuell scheint die DSK jedoch das<br />

einzige Verfahren, das wahrscheinlich eine<br />

begrenzt bewegungserhaltende Korrektur<br />

der AIS zumindest über die ersten<br />

Jahre nach der Operation erlaubt, und es<br />

scheint ein zukunftsweisendes Verfahren<br />

in der operativen Skoliosekorrektur zu<br />

sein. Insbesondere können hiervon wahrscheinlich<br />

prä-adoleszente Kinder profitieren,<br />

die bereits eine stark ausgeprägte<br />

Skoliosekurve von 30 bis 40 ° aufweisen,<br />

den adoleszenten Wachstumsschub jedoch<br />

noch vor sich haben. Hier ist eine<br />

Korsetttherapie häufig frustran, da sehr<br />

hohe Drücke aufgewendet werden müssen,<br />

um die Skoliose zu korrigieren und<br />

die Therapie dadurch mit Schmerzen und<br />

Druckstellen verbunden sein kann. Potenziell<br />

interessant bleibt auch die Anwendung<br />

im lumbalen Bereich (Abb. 5), da insbesondere<br />

hier ein potenzieller Bewegungserhalt<br />

eine frühe Anschlusssegmentdegeneration<br />

vermeiden könnte.<br />

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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 39


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Perspektiven<br />

Aus der «Therapeutischen Umschau» * – Übersichtsarbeit<br />

Analgetikaunverträglichkeit:<br />

Intoleranz<br />

oder Allergie?<br />

Barbara K. Ballmer-Weber,<br />

Fachbereich Allergologie, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Kantonsspital St. Gallen<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Therapeutischen Umschau» 2019; 76(1), 23–27.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die<br />

«Therapeutischen Umschau» zu äusserst<br />

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unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

Dem Chemiker Felix Hoffmann<br />

gelang es 1897 Acetylsalicylsäure<br />

in einer chemisch stabilen<br />

und reinen Form zu produzieren.<br />

1899 wurde Acetylsalicylsäure<br />

unter dem Namen Aspirin patentrechtlich<br />

geschützt und durch die Firma Bayer<br />

vermarktet. Weltweit werden ca. 50 000<br />

Tonnen Aspirin pro Jahr konsumiert. Die<br />

erste Unverträglichkeitsreaktion auf Aspirin<br />

wurde bereits 1902 publiziert. Ein Patient<br />

entwickelte ein periorbitales Angioödem<br />

und eine Urtikaria drei Stunden<br />

nach Einnahme des Medi kamentes. Widal<br />

und Mitarbeiter beschrieben 1922 das<br />

«Aspirin-idiosyncrasy-asthma-nasal polyposis-syndrome<br />

(plus urticaria)». Max<br />

Samter wies in seiner Publikation 1967 auf<br />

das häufige Auftreten von Angioödem,<br />

Rhinitis und Asthma bei Patienten unter<br />

Aspirin-Therapie hin und erörterte, dass<br />

es sich dabei nicht um eine Allergie handle.<br />

Er beschrieb ca. 1000 Patienten mit<br />

diesem Symp tomenkomplex. Die Erkrankung<br />

wurde in der Folge über viele Jahre<br />

als Samter-Trias, Morbus Samter oder<br />

Morbus Widal benannt [1].<br />

Einteilung der nicht-opioiden<br />

Schmerzmittel<br />

Nicht-opioide Schmerzmittel gehören<br />

zu den weltweit am häufigsten eingenommenen<br />

und auch verordneten Medikamenten.<br />

Sie haben nicht nur eine schmerzlindernde<br />

(analgetische) Wirkung, sondern<br />

teilweise auch einen fiebersenkenden<br />

(antipyretischen) und entzündungshemmenden<br />

(antiphlogistischen) Effekt. Sie<br />

werden eingeteilt in die Gruppe der<br />

nicht-selektiven NSAID (englisch non-steroidal<br />

anti-inflammatory drugs, nichtsteroidale<br />

Analgetika), deren Vertreter eine<br />

analgetische, antipyretische und antiphlogistische<br />

Wirkung haben und die aus den<br />

Untergruppen der sauren, antipyretisch<br />

antiphlogistischen Analgetika (z. B. Aspirin)<br />

sowie der selektiven COX-2-Hemmern<br />

(z. B. Etoricoxib) besteht, und in die Gruppe<br />

der nichtsauren antipyretischen Analgetika<br />

(Paracetamol, Metamizol), welche<br />

eine analgetische und antipyretische Wirkung<br />

haben. Ihnen allen gemeinsam ist die<br />

Hemmung der Cyclooxygenase. Der Einfachheit<br />

halber werden diese Substanzen<br />

in der Folge unter dem Überbegriff der<br />

NSAID zusammengefasst. Tabelle 1 gibt einen<br />

Überblick zur Einteilung der NSAID<br />

gemäss ihren chemischen Strukturen [2].<br />

Die Pathogenese der NSAID-Intoleranz<br />

Die Pathogenese der NSAID-Intoleranz ist<br />

bis heute nicht definitiv geklärt. Die nicht<br />

selektiven NSAID hemmen beide Isoformen<br />

der Cyclooxygenase (COX-1 und COX-<br />

2), wobei diese Hemmung zentral ist für die<br />

analgetische, antipyretische und antiphlogistische<br />

Wirkung dieser Medikamente.<br />

Die Arachidonsäure wird v. a. durch die<br />

Cylcooxy ge nase-1 zu protektiven Prostaglandinen<br />

abgebaut, während die Lipoxygenase<br />

die Arachidonsäure zu proinflammatorischen<br />

Leukotrienen metabolisiert<br />

(Abb. 1). V. a. NSAID mit starker COX-1-<br />

Hemmung können bei genetisch prädisponierten<br />

Patienten zu einem Ungleichgewicht<br />

führen zwischen Prostaglandinen<br />

und Leuktotrienen und so u. a. eine Bronchokonstriktion<br />

wie auch weitere Beschwerden<br />

in duzieren [3]. Schwache COX-1<br />

Cylcooxygenase<br />

Prostaglandine<br />

z.B. PgE 2<br />

Phospholipid<br />

Phospholipase A 2<br />

Arachidonsäure<br />

5-Lipoxygenase<br />

NSAID<br />

Leukotriene<br />

z.B. LTC 4 /LTD 4 /LTE 4<br />

Abbildung 1. Indem die NSAID die Cyclooxygenase<br />

(COX), v. a. die COX-1 hemmen, kommt<br />

es zu einem Ungleichgewicht im<br />

Arachidonsäure metabolismus und bei<br />

genetisch prädisponierten Patienten zu einer<br />

Intoleranzreaktion.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 41


Perspektiven<br />

Chemische Gruppe<br />

Salicylsäure Derivate<br />

Para-Aminophenol<br />

Propionsäure Derivate<br />

Arylessigsäure Derivate<br />

Enolsäure Derivate<br />

Fenaminsäure Derivate<br />

Selektive COX-2 Hemmer<br />

(Coxibe)<br />

Hemmer und v. a. COX-2 Hemmer werden<br />

von Patienten mit einer NSAID- Intoleranz<br />

häufig (aber nicht immer!) gut toleriert, da<br />

letztere die COX-1 in ihrer Funktion wenig<br />

oder nicht beein flussen. Tabelle 2 zeigt die<br />

Klassifikation der NSAID entsprechend ihrer<br />

COX-1-Hemmung [4 – 5]. Zu erwähnen<br />

ist, dass die Inoleranzreaktion dosisabhängig<br />

ist. Zum Beispiel ist Paracetamol zwar<br />

nur ein schwacher COX-1 Hemmer, kann in<br />

hohen Dosen aber trotzdem bei einem Teil<br />

der Patienten mit einer NSAID-Intoleranz<br />

zu Beschwerden führen. Da der Wirkmechanismus<br />

der nicht-selektiven NSAID,<br />

nämlich die Hemmung der COX-1 auch die<br />

Ursache für die Intoleranzreaktion auf<br />

NSAID ist, ist bei vielen Patienten eine Un-<br />

Beispiele: Medikamente<br />

Aspirin (Acetylsalicylsäure)<br />

Sulfasalazin<br />

Acetaminophen / Paracetamol<br />

Ibuprofen<br />

Naproxen<br />

Ketoprofen<br />

Flurbiprofen<br />

Diclofenac<br />

Etodolac<br />

Ketolorac<br />

Indomethacin<br />

Pyrazolone<br />

• Metamizol<br />

Oxicame<br />

• Piroxicam<br />

• Tenoxicam<br />

• Lornoxicam<br />

Mefenaminsäure<br />

Celecoxib<br />

Etoricoxib<br />

Tabelle 1. Einteilung der NSAID gemäss ihrer chemischen Struktur (angepasst nach [1])<br />

verträglichkeit auf die meisten COX-1-<br />

Hemmer zu befürchten (sogenannte breite<br />

NSAID-Intoleranz).<br />

Es gibt Patienten, die auf NSAID eine<br />

«echte» Allergie entwickeln. Diese kann<br />

sich als Soforttypallergie manifestieren<br />

und führt hauptsächlich zu kutanen (Urtikaria,<br />

Angioödme), teils aber auch respiratorischen<br />

Beschwerden bis zur Anaphylaxie.<br />

Andererseits werden auch seltener<br />

Spättypallergien (T-Zell-vermittelt) beobachtet,<br />

welche zu Arzneimittelexanthemen<br />

führen. Bei Patienten mit einer «echten»<br />

Allergie ist in der Regel nur eine einzige<br />

Substanzgruppe (auslösendes Medikament<br />

und dazu strukturverwandte<br />

Medikamente) betroffen.<br />

Um die Sache zu komplizieren, werden Patienten<br />

beobachtet, die nur auf ein NSAID<br />

reagieren (z. B. Iburprofen, Diclofenac, Aspirin,<br />

Paracetamol oder Pyrazolone [2]),<br />

bei denen jedoch eine «echte» Allergie diagnostisch<br />

nicht erfasst werden kann. Die<br />

Pathogenese ist hier nicht geklärt.<br />

Das klinische Erscheinungsbild<br />

Der Begriff NSAID-Intoleranz oder NSAID-<br />

Hypersensi tivität bezog sich ursprünglich<br />

auf die von Widal oder Samter beschriebene<br />

Symptomen-Trias. Das klinische Bild<br />

der von Samter und Widal beschriebenen<br />

Erkrankung ist relativ gut definiert. Der Beginn<br />

liegt meistens im dritten Lebensjahrzehnt<br />

und setzt mit einer chronischen Rhinitis<br />

ein, welche häufig nach einem viralen<br />

Infekt des Respirationstraktes beginnt.<br />

Häufig finden sich bereits in dieser Phase<br />

nasale Polypen. Über Monate bis Jahre entwickelt<br />

sich ein Asthma bronchiale und<br />

eine NSAID- Intoleranz. Die Einnahme von<br />

NSAID führt bei diesen Patienten nach einer<br />

bis mehreren Stunden häufig zu einer<br />

bronchialen Obstruktion, Rhinitis, konjunktivaler<br />

Injek tion, sowie zu einem Flush<br />

von Gesicht und Nacken. Trotz Vermeiden<br />

der NSAID persistieren die Polyposis nasi<br />

und das Asthma bronchiale. Häufig findet<br />

sich eine Blut- Eosinophilie sowie eine Gewebe-Eosinophilie<br />

der nasalen und bronchialen<br />

Mukosa.<br />

Da sich NSAID-Unverträglichkeiten<br />

aber auch ausserhalb dieser von Widal<br />

und Samter beschriebenen eosinophilen<br />

Erkrankung der Atemwege finden und wie<br />

auch von beiden Autoren beschrieben neben<br />

respiratorischen Symp tomen auch zu<br />

Urtikaria und Angioödemen führen können,<br />

sowie pathogenetisch nicht nur aufgrund<br />

einer Intoleranzreaktion, sondern<br />

auch aufgrund einer «echten» Allergie<br />

entstehen können, wurde in der neuen Literatur,<br />

u. a. durch die EAACI (European<br />

Academy of Allergy and Clinical Immunology)<br />

eine Einteilung vorgeschlagen, die<br />

COX-Hemmung COX-1-Hemmung COX-2-Hemmung Medikamente<br />

Starke COX-1-Hemmung +++ Bei hoher Dosis Nicht-selektive NSAID (z. B. Aspirin,<br />

Ibuprofen, Mefenaminsäure)<br />

Schwache COX-1-Hemmung Bei hoher Dosis (–) Paracetamol<br />

Stärkere COX-2 als<br />

COX-1-Hemmung<br />

Bei hoher Dosis + Nimesulid, Meloxicam<br />

Selective COX-2-Hemmung (–) +++ Etoricoxib. Celecoxib<br />

Tabelle 2. Einteilung der NSAID gemäss ihrer Hemmung der COX-Isoformen (angepasst nach [1,5])<br />

42<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

auf fünf klinischen Entitäten der Unverträglichkeitsreak<br />

tionen auf NSAID beruht<br />

[2, 6]. Dabei werden die NSAID-Intoleranz-Reaktionen,<br />

die nicht immunologisch<br />

bedingt sind und auf einer Störung<br />

im Arachidonsäure-Metabolismus beruhen,<br />

von echten allergischen Reaktionen<br />

(Allergie vom Soforttyp und Allergie vom<br />

Spättyp) abgegrenzt. Aufgrund des klinischen<br />

Erscheinungsbildes kann eine<br />

Intoleranzreaktion von einer Allergie<br />

nicht unterschieden werden.<br />

Gemäss der neuen Einteilung werden<br />

folgende fünf Untergruppen unterschieden,<br />

die in Tabelle 3 zusammengefasst<br />

sind. Zu erwähnen ist, dass Intoleranzreaktionen<br />

(1 – 3) viel häufiger auftreten als<br />

echte allergische Reak tionen (4 – 5).<br />

1. Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria<br />

oder Angioödeme, die nach Einnahme<br />

von NSAID aufgrund einer Intoleranz<br />

eine Exazerbation ihrer Grundkrankheit<br />

erfahren.<br />

2. Patienten ohne Grunderkrankung, die<br />

nach Einnahme von NSAID aufgrund<br />

einer Intoleranz eine Urtikaria oder ein<br />

Angioödemen entwickeln.<br />

3. Patienten mit einem Asthma bronchiale<br />

und / oder einer Polyposis nasi (entsprechend<br />

der ursprünglichen Widal / Samter<br />

Trias), die aufgrund einer Intoleranz<br />

eine Exazerbation ihrer respiratorischen<br />

Erkrankung erfahren.<br />

4. Patienten, die aufgrund einer IgE-vermittelten<br />

Allergie eine Allergie vom Soforttyp<br />

erfahren.<br />

5. Patienten, die aufgrund einer T-Zell-vermittelten<br />

Allergie eine Allergie vom<br />

Spättyp erfahren. Diese kann sich als<br />

banales makulopapulöses Exanthem bis<br />

zur schweren Arzneimittelreaktion, wie<br />

z. B. toxisch epidermale Nekro lyse<br />

(TEN), Steven-Johnson-Syndrom, akute<br />

generalisierte exanthematische Pustulose<br />

(AGEP) oder einer «Drug reaction<br />

with eosinophila and systemic symptoms<br />

(DRESS)» manifestieren.<br />

Die Abklärung bei Patienten mit einer<br />

Unverträglichkeitsreaktion auf NSAID<br />

Wichtig bei der Diagnostik von Unverträglichkeitsreak<br />

tionen auf NSAID ist die<br />

Anamnese [7]. Sie kann bereits richtungsweisend<br />

sein. Insbesondere relevant ist die<br />

Frage nach dem Vorliegen von Grunderkrankungen,<br />

wie Asthma bronchiale, nasale<br />

Polypen oder einer chronisch spon tanen<br />

Urtikaria / Angioödemen. Ebenso ist die<br />

Abbildung 2. Patientin mit Urtikaria und<br />

Bronchospasmus 15 Minuten nach Einnahme<br />

von Metamizol. Die positive Intrakutantestung<br />

war hinweisend für das Vorliegen einer<br />

Soforttypallergie auf Metamizol. Parallel dazu<br />

verlief auch ein Basophilenaktivierungstest<br />

positiv. Für diese Patientin sind Metamizol<br />

resp. alle Pyrazolone gesperrt, alle anderen<br />

NSAID stehen ihr zur Verfügung.<br />

Untergruppen der<br />

NSAID-Unverträglichkeit<br />

Pathogenese Symtptome Zugrundeliegende<br />

Erkrankung<br />

Kreuzreaktionen<br />

zu anderen NSAID<br />

zu erwarten?<br />

NSAID-exacerbated<br />

respiratory disease<br />

(NERD)<br />

COX-1-Hemmung<br />

(Intoleranz)<br />

Respirationstrakt<br />

Asthma, nasale<br />

Kongestion<br />

Rhinorrhoe<br />

Asthma bronchiale<br />

Nasale Polypen<br />

ja<br />

NSAID-exacerbated<br />

cutaneous disease<br />

(NECD)<br />

COX-1-Hemmung<br />

(Intoleranz)<br />

Hautbeschwerden<br />

Quaddeln,<br />

Angioödeme<br />

Chronisch spontane<br />

Urticaria oder Angioödeme<br />

ja<br />

NSAID-induced<br />

urticaria / angioedema<br />

(NIUA)<br />

COX-1-Hemmung<br />

(Intoleranz)<br />

Quaddeln,<br />

Angioödeme<br />

keine<br />

ja<br />

Single NSAID induced<br />

urticaria, angioedema<br />

or anaphylaxis<br />

(SNIUAA)<br />

Allergie vom Soforttyp<br />

möglich<br />

(IgE vermittelt)<br />

Urtikaria, Angioödem,<br />

Bronchospasmus,<br />

Rhinitis, Conjunctivitis,<br />

Blutdruckabfall,<br />

Schock<br />

keine<br />

nein<br />

(nur innerhalb der<br />

gleichen chemischen<br />

Gruppe, bei verwandter<br />

Struktur)<br />

Single NSAID induced<br />

delayed reaction<br />

(SNIDR)<br />

Allergie vom Spättyp<br />

(T-Zell vermittelt)<br />

Makulopapulöses<br />

Exanthem, Kontaktallergie,<br />

fixes toxisches<br />

Arzneimittelexanthem,<br />

schwere kutane<br />

Arzneimittelreaktion<br />

keine<br />

nein<br />

(nur innerhalb der<br />

gleichen chemischen<br />

Gruppe, bei verwandter<br />

Struktur)<br />

Tabelle 3. Die fünf Manifestationsformen der NSAID-Unverträglichkeit (angepasst gemäss [2,6])<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 43


Perspektiven<br />

anamnes tische Angabe, ob andere NSAID<br />

toleriert werden oder nicht, wichtig.<br />

Mittels Hauttestung wird in einem nächsten<br />

Schritt durch den Allergologen eine<br />

«echte» Allergie ausgeschlossen bzw.<br />

nachgewiesen (Abb. 2). In Einzelfällen<br />

können zusätzliche Labortests hilfreich<br />

sein: Der Basophilenaktivierungstest<br />

(BAT) zum Ausschluss / Nachweis der Soforttypallergie<br />

oder der Lymphozytentransformationstest<br />

(LTT) bei Verdacht<br />

auf eine Spättypallergie (siehe Beitrag<br />

Müller et al. in diesem Themenheft).<br />

Das oberste Ziel der Abklärung ist die<br />

Austestung von gut verträglichen Alternativmedikamenten,<br />

welche unter kontrollierten,<br />

titrierten, meist oralen Provokationen<br />

und meist im klinischen Setting erfolgt.<br />

Bei Patienten mit der Anamnese einer<br />

breiten NSAID-Intoleranz werden<br />

Provokationen mit schwachen COX-1-<br />

Hemmern und v. a. auch mit COX-2-Hemmern<br />

durchgeführt. Da auch diese Substanzgruppen<br />

zu Unverträglichkeitsreaktionen<br />

führen können, ist eine kontrollierte<br />

Provokation unerlässlich.<br />

Besteht der Verdacht auf eine Intoleranz<br />

auf ein einzelnes NSAID, wird in der<br />

Regel im klinischen Setting eine Provokation<br />

mit Aspirin in hohen Dosen durchgeführt.<br />

Wenn der Patient diese hochdosierte<br />

Provokation gut toleriert, kann eine<br />

breite NSAID-Intoleranz ausgeschlossen<br />

werden. In der Folge können alternative<br />

NSAID ausgetestet werden.<br />

Wichtig ist die Abgabe eines Allergiepasses,<br />

in dem einerseits die unverträglichen<br />

NSAID notiert werden, andererseits<br />

aber auch die vom Patienten gut tolerierten<br />

Analgetika festgehalten werden.<br />

Therapeutische Ansätze<br />

Die NSAID-Intoleranz kann nicht ursächlich<br />

therapiert werden. Es hat sich jedoch<br />

gezeigt, dass mit langsamer Dosissteigerung<br />

beginnend mit kleinsten Mengen an<br />

Aspirin eine Gewöhnung an das Medikament<br />

bei einem Teil der Patienten erzielt<br />

werden kann. Dieses Vorgehen der Toleranzinduktion<br />

wird auch adaptive Desaktivierung<br />

genannt. Die Toleranz wird jedoch<br />

nur aufrechterhalten, wenn der Patient<br />

das Medikament täglich einnimmt<br />

und wird nach 2 bis 5 Tagen nach Therapiestopp<br />

durchbrochen. Die Indikation<br />

für eine adaptive Desaktivierung mit Aspirin<br />

ist v. a. bei Patienten mit breiter<br />

NSAID-Intoleranz resp einer Aspirin-Unverträglichkeit<br />

und Indikation für eine<br />

niedrigdosierte Aspirin-Therapie gegeben.<br />

Hier wird durch vorsichtige Do-<br />

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5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

sissteigerung im klinischen Setting unter<br />

optimaler Monitorisierung der Vitalparameter<br />

eine Dosis von 100 mg Aspirin in<br />

mehreren Schritten an ge strebt.<br />

Bei Patienten mit einer Samter- oder<br />

Widal Trias, resp. einer «NSAID-exacerbated<br />

respiratory disease (NERD)» kann eine<br />

adaptive Desaktivierung bis zu 1.3 g Aspirin<br />

versucht werden mit dem Ziel sowohl<br />

die Asthma-Exazerbationen also auch die<br />

Rezidive der nasalen Polyposis zu durchbrechen<br />

[1]. Bei erfolgreichem Ansprechen<br />

wird die Dosis auf ca. 600 mg pro Tag gesenkt.<br />

Aufgrund der häufigen Nebenwirkungen<br />

wird diese Therapieform kontrovers<br />

beurteilt [7].<br />

Diätische Implikationen bei Aspirin-<br />

Unverträglichkeit?<br />

Acetylsalicylsäure kommt in der Natur<br />

nicht vor, jedoch ihre Ausgangssubstanz,<br />

die sogenannte Salicylsäure oder das Salicylat,<br />

welches ausser in alkoholischen<br />

Getränken, in Früchten, Gemüsen, Kräutern<br />

und Gewürzen zu finden sind. Eine<br />

Evidenz für eine Relevanz dieser in<br />

Lebens mittel enthaltenen Salicylate auf<br />

den Verlauf einer Aspirin-Unverträglichkeit<br />

resp. einer «NSAID-exacerbated respiratory<br />

disease (NERD)» ist nicht gegeben.<br />

Mit einer normalen Diät werden pro Tag ca<br />

3 – 5 mg Salicylat ein genommen. Diese Dosis<br />

liegt weit unter der Aspirindosis, welche<br />

zu Beschwerden führen kann und hat<br />

keine direkte Wirkung auf die COX-1 und<br />

COX-2. Die meisten Patienten mit Aspirin-Intoleranz<br />

entwickeln nach Einnahme<br />

von ca. 100 mg Aspirin Beschwerden. Umgerechnet<br />

auf die Dosis an Salicylaten in<br />

Lebensmitteln würde dies einer Menge<br />

von 20 kg Kirschen oder 3 kg Rosinen entsprechen<br />

[8]. Aufgrund dieser Tatsachen<br />

ist eine Salicylatreduktion in der Nahrungs<br />

zur Therapie der Aspirin- resp.<br />

NSAID-Unverträglichkeit weder pathogenetisch<br />

begründbar noch zu empfehlen.<br />

Diese Sachverhalte wurden in einer Stellungsnahme<br />

der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Nahrungsmittelallergie<br />

kürzlich zusammengefasst (Artikel<br />

in press).<br />

Prof. Dr. med. Barbara K. Ballmer-Weber<br />

Fachbereich Allergologie<br />

Klinik für Dermatologie und Allergologie<br />

Kantonsspital St. Gallen<br />

Rorschacherstr. 95<br />

9007 St. Gallen<br />

barbara.ballmer-weber@kssg.ch<br />

Literatur<br />

1. White AA, Stevenson DD. Aspirin-Exacerbated<br />

Respiratory Disease. N Engl J Med 2018; 379:<br />

1060 – 70.<br />

2. Kowalski ML, Asero R, Bavbek S et al.<br />

Classification and practical approach to the<br />

diagnosis and management of hypersensitivity to<br />

nonsteroidal anti-inflammatory drugs. Allergy<br />

2013; 68: 1219 – 32.<br />

3. Wedi B. Aktuelle Diagnostik der NS-<br />

AR-Überempfindlichkeit. Allergo J 2017; 26:<br />

204 – 11.<br />

4. Warner TD, Mitchell JA. Cyclooxygenases:<br />

new forms, new inhibitors, and lessons from the<br />

clinic. FASEB J 2004; 18: 790 – 804.<br />

5. Thong BY. Nonsteroidal anti-inflammatory<br />

drug hypersensi tivity in the Asia-Pacific. Asia Pac<br />

Allergy 2018; 23: e38.<br />

6. Wöhrl S. NSAID hypersensitivity – recommendations<br />

for diagnostic work up and patient<br />

management. Allergo J Int 2018; 27: 114 – 21.<br />

7. Kowalski ML, Agache I, Bavbek S et al.<br />

Diagnosis and management of NSAID-Exacerbated<br />

Respiratory Disease (N-ERD)-a EAACI position<br />

paper. Allergy. 2019; 74: 28 – 39.<br />

8. Plank-Habibi S, Dölle S, Schäfer C.<br />

Diätische Implikationen: Salicylsäure und<br />

ASS-Unverträglichkeit. Allergologie 2018; 41:<br />

261 – 272.<br />

Zusammenfassung<br />

Nichtsteroidale Analgetika (NSAID) können sowohl nicht immunologisch vermittelte<br />

Intoleranzreak tionen als auch allergische Reaktionen auslösen. Die Intoleranzreaktionen<br />

sind häufiger. Klinisch lassen sich Intoleranzreaktionen nicht von allergischen<br />

Reaktionen vom Soforttyp unterscheiden. Sie äussern sich hauptsächlich mit kutanen<br />

und respirato rischen Symptomen. Da der Wirkmechanismus der nicht-selektiven<br />

NSAID, nämlich die Hemmung der Cylclooxygease (COX), v. a. der COX-1, auch die<br />

Ursache für die Intoleranzreaktion auf NSAID ist, ist bei vielen Patienten eine Unverträglichkeit<br />

auf verschiedene strukturell nicht verwandte COX-1-Hemmer zu befürchten<br />

(breite NSAID-Intoleranz). Bei der Allergie auf ein NSAID ist jedoch nur eine Kreuzreaktion<br />

zu strukturverwandten NSAID zu erwarten. Wichtig für den Patienten ist es,<br />

im Rahmen der allergologischen Abklärung für ihn gut verträgliche Ausweichanalgetika<br />

zu identifizieren.<br />

Summary: Hypersensitivity to Analgesics: intolerance<br />

or allergy?<br />

Abstract: Nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAID) can induce not immunologically<br />

mediated intolerance reaction and allergic reactions. Intolerance reactions are<br />

more prevalent than allergic reactions. The clinical manifestation does not differentiate<br />

between an intolerance reaction and an immediate type allergy. They usually induce<br />

either cutaneous and / or respiratory symptoms. The pathogenesis of NSAID intolerance<br />

is based on the inhibition of the cyloclooxygenase (COX), particularly the COX-1,<br />

which is, however, the mechanism of action on which NSAIDs exert their intended<br />

effects. Therefore, cross-reactivity to many structurally nonrelated NSAIDs has to be expected<br />

(broad NSAID intolerance). In case of an allergy to a NSAID, however, only<br />

cross-reactivity to structurally related drugs occurs. It is very important for the patient<br />

with intolerance reactions to NSAIDs to identify well tolerated alternative analgesics.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 45


Perspektiven<br />

Der besondere Patient<br />

Ein Husar<br />

mit Räude<br />

Das rötlich braune Fell und die<br />

enorme Geschwindigkeit<br />

beim Rennen sind namensverursachend<br />

bei einer<br />

Affenart aus der Gruppe der Meerkatzen.<br />

Der im Sozialverband in den Steppen<br />

Afrikas heimische Husarenaffe ähnelt in<br />

seinem in sich gekehrten selbstsicheren<br />

Auftritt nicht nur chromosomal, sondern<br />

eben auch habituell sehr der Spezies<br />

Homo sapiens. Sich seiner überlegenen<br />

Geschwindigkeit voll bewusst, lässt er<br />

tolerant Tier und Mensch in seine Nähe<br />

gelangen. Nicht aber so die Husarendame,<br />

wegen der mich der Affenpfleger<br />

anruft. Er beschreibt sie als somnolent,<br />

ohne grossen Appetit und von der Gruppe<br />

seit mehreren Tagen separiert. «Ich habe<br />

sie dann schon mal in einer Absperranlage<br />

separiert», so sein lakonischer Kommentar.<br />

Aus halb geschlossenen Augenlidern<br />

fixiert mich der Affe sofort nach Betreten<br />

der Anlage. Seine Fluchtreaktion scheint<br />

aber deutlich reduziert. Dem herannahenden<br />

narkosemittelbeladenen Pfeil<br />

weicht er nur halbherzig aus, so als hätte<br />

er sich schon länger seinem Schicksal<br />

ergeben. Schon bei der klinischen<br />

Adspektion wird die Dimension dieses<br />

Schicksals klar und die reduzierte<br />

Reaktion auf äussere Reize verständlich.<br />

Ein krustiges, grau verfärbtes Exanthem<br />

zieht sich konfluierend über beide<br />

Ohrmuscheln und fast den gesamten<br />

Gesichtsschädel. Der scheinbar betrübliche<br />

Blick mit gesenkten Augenlidern ist<br />

einfach der krustösen Veränderung<br />

geschuldet. Sie verhindert ein konsequentes<br />

Anheben der Augenlider.<br />

Vergleichbare Veränderung sind an den<br />

Unterarmen, den Armbeugen und im<br />

Anogenitalbereich offensichtlich.<br />

«Nun, mein lieber Herr P., hat sich<br />

das Tier in den letzten Tagen und Wochen<br />

nicht erheblich gekratzt?», so meine<br />

vorsichtige Frage, die eigentlich eine<br />

Anklage ob der späten Meldung des<br />

Patienten war. «Nein, Herr Doktor, gar<br />

nicht», ertönt prompt die wenig glaubhafte<br />

Antwort. Erst die Nachfrage nach<br />

eigenem Juckreiz an den Ohren, in der<br />

Armbeuge oder im Genitalbereich<br />

zeitigte einen Erfolg hinsichtlich der<br />

Aufmerksamkeit beim sekundären oder<br />

vielleicht eben auch primären Wirt.<br />

Noch bevor die Untersuchung des<br />

Hautgeschabsels die Diagnose Sarcoptes-Räude<br />

verifizieren kann, wird der<br />

leidende Patient behandelt. Und dies ist<br />

aus tierschützerischen Gründen auch<br />

obligat. Die geneigte Leserschaft möge<br />

sich die Dimension des Juckreizes und<br />

Schmerzes bei den dokumentierten<br />

Veränderungen vorstellen. Kaum machbar.<br />

Die subkutane Applikation von<br />

Ivermectine und die zusätzliche Waschung<br />

mit Permethrin eliminiert die<br />

Ursache der Erkrankung.<br />

Die Sarcoptes-Milbe ist ein plumper,<br />

kleiner Parasit aus der Gruppe der<br />

Spinnentiere. Das Weibchen, ca. 0,5 mm<br />

klein, bohrt, nachdem es auf der Hautoberfläche<br />

des Wirtes begattet worden ist<br />

und das männlich Tiere danach sein<br />

Leben verloren hat, kurze Gänge in das<br />

Stratum granulosum der Epidermis,<br />

defäkiert und legt hier seine Eier. Daraus<br />

schlüpfen nach drei bis fünf Tagen die<br />

Larven, deren Entwicklung über die<br />

Nymphen ca. 12 bis 21 Tage dauert.<br />

Während seines sechswöchigen Lebens<br />

reproduziert sich das weibliche Tier ca.<br />

50-mal.<br />

Das Augenrollen des Tierpflegers,<br />

nachdem ich ihm offenbart habe, dass er<br />

vermutlich die Affen angesteckt habe und<br />

sich besser vom Arzt seines Vertrauens<br />

untersuchen lassen solle, bewegt mich<br />

dazu, das Affenhaus schnell zu verlassen.<br />

Prof. Dr. med. vet. Bernd Schildger,<br />

Direktor Tierpark Dählhölzli Bern<br />

Die Fallberichte stammen aus Bernd Schildgers<br />

Zeit als Tierarzt im Zoo Frankfurt.<br />

Das Husarenaffenweibchen mit massiven krustösen Veränderungen durch Sarcoptes-Milben. Rechts dasselbe Tier unter dem Föhn nach der Waschung<br />

mit Permethrin.<br />

Bilder: zvg<br />

46<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Bitte lesen Sie das Kleingedruckte (4)<br />

Die<br />

Verantwortung<br />

wächst<br />

Als Oberärztin bzw. Oberarzt arbeitet man in leitender<br />

Funktion in einem Spital und steht hierarchisch zwischen dem Chefarzt<br />

und den Assistenzärzten. Man trägt in dieser Position Verantwortung<br />

für die Patienten und für das Team.<br />

Christoph Bohn, freier Mitarbeiter MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Ausserhalb des Gesundheitswesens<br />

würde man eine Oberärztin<br />

oder einen Oberarzt am<br />

ehesten als «Abteilungsleiter»<br />

oder «Teamleiter» bezeichnen. Eine erste<br />

Hierarchiestufe hat man mit dem Titel<br />

«Oberarzt» in der ärztlichen Laufbahn<br />

also erklommen. Doch was gehört alles<br />

dazu, um diesen Titel tragen zu können?<br />

Primär ist selbstverständlich der fachliche<br />

medizinische Bereich wichtig. Die<br />

Weiterbildungszeit als Assistenzarzt und<br />

damit die Spezialisierung auf eine medizinische<br />

Fachrichtung (z.B. Chirurgie, Innere<br />

Medizin, Gastroenterologie etc.) dauert<br />

in der Regel fünf bis sechs Jahre. Während<br />

dieser Zeit muss man sich als Assistenzarzt<br />

mit überdurchschnittlichen Leistungen<br />

profilieren, wenn man eine Kaderposition<br />

als Oberarzt anstrebt. Die hohe Fachkompetenz<br />

im medizinischen Bereich ist<br />

dabei unabdingbare Grundvoraussetzung<br />

– in seinem Bereich muss man top sein<br />

und allenfalls bereits eine oder mehrere<br />

Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungen<br />

absolviert haben. Selbstverständlich<br />

werden aber noch ganz andere Kompetenzen<br />

von einem Oberarzt erwartet.<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Oberärzte haben ein umfangreicheres Tätigkeitsgebiet<br />

als Assistenzärzte. Ihnen<br />

wird die Verantwortung für einen Zuständigkeitsbereich<br />

übertragen. Assistenzärzte<br />

arbeiten unter ihrer Anleitung, der<br />

Oberarzt steht dabei für Rückfragen der<br />

ihm unterstellten Ärzte zur Verfügung, er<br />

überwacht die Tätigkeit der Assistenzärzte<br />

(z.B. bei regelmässigen Oberarztvisiten)<br />

und er leistet in der Nacht oder an Wochenenden<br />

auch Pikett- bzw. Notfalldienst.<br />

Fachliche und menschliche<br />

Qualitäten<br />

Neben ihrer Arbeit im medizinischen Bereich<br />

sind Oberärzte auch für die Weiterbildung<br />

der Assistenzärzte im praktischen<br />

Bereich zuständig. Mit anderen Worten:<br />

Sie müssen ihr umfangreiches Wissen in<br />

ihrem Spezialgebiet gut verständlich und<br />

memorierbar an die Assistenzärzte weitergeben.<br />

Manchen liegen Führungsaufgaben<br />

im Blut, anderen etwas weniger – das<br />

zeigt die Erfahrung. Oberärzte können<br />

sich solche Kompetenzen aber heute gut<br />

erarbeiten, zum Beispiel in externen Seminaren<br />

und Kursen oder – wo vorhanden –<br />

in einer innerbetrieblichen Schulung.<br />

Darüber hinaus sind noch weitere<br />

Kompetenzen wichtig. In der Schweiz gehört<br />

zum Beispiel die Beherrschung jener<br />

Landessprache dazu, in deren Gebiet man<br />

arbeitet. Niemand kann Oberarzt in der<br />

deutschen Schweiz sein, ohne die deutsche<br />

Sprache zu beherrschen. Dasselbe<br />

gilt entsprechend für die französische und<br />

die italienische Schweiz. Überhaupt gehört<br />

Kommunikationsstärke zu den wichtigen<br />

Skills eines Oberarztes – einerseits<br />

natürlich im Umgang mit den Patienten,<br />

anderseits aber auch im Umgang mit den<br />

Mitgliedern im Team. Von Oberärzten<br />

werden immer ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen,<br />

ein offenes Ohr und<br />

Die Serie «Das Kleingedruckte» geht weiter:<br />

Thema<br />

Familiengründung/<br />

Wohneigentum<br />

Ausgabe<br />

06/<strong>2020</strong><br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 47


Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

48<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

selbstverständlich auch Diskretion erwartet<br />

– und zwar gerade auch dann, wenn<br />

eine Situation überaus anspruchsvoll und<br />

stressig ist.<br />

Man ist als Oberarzt aber nicht einfach<br />

nur in leitender Funktion tätig, sondern<br />

sollte diese Führungsposition im Berufsalltag<br />

auch vorleben. Dazu gehören<br />

spezielle Eigenschaften wie hohe Einsatzbereitschaft,<br />

physische und psychische<br />

Belastbarkeit und ausgeprägte Genauigkeit.<br />

Als Oberarzt hat man wichtige, zum<br />

Teil sogar lebenswichtige Entscheidungen<br />

zu treffen und dafür Verantwortung zu<br />

übernehmen. Dieses Bewusstsein begleitet<br />

Oberärzte jeden Tag.<br />

Arbeit hinter den Kulissen<br />

Auf Oberärzte warten relativ häufig auch<br />

Arbeiten im organisatorischen und administrativen<br />

Bereich. Wie das eben in einer<br />

Kaderfunktion üblich ist. Es sind verschiedenste<br />

Verwaltungsarbeiten zu erledigen,<br />

die Kommunikation mit Krankenversicherungen<br />

wird zu einem wichtigen Thema,<br />

Koordinations- und Organisationsaufgaben<br />

nehmen zu. Es liegt in der Natur<br />

der Sache, dass der direkte Patientenkontakt<br />

dadurch etwas zurückgehen kann.<br />

Zukunftsaussichten für Oberärzte<br />

Der Bedarf an gut ausgebildeten Ärzten ist<br />

gross, er wird sogar weiter wachsen. Neben<br />

einer klassischen Anstellung in einem<br />

Spital können Mediziner eine eigene Praxis<br />

eröffnen und so ihre berufliche Zukunft<br />

selber gestalten. Gerade Oberärzte<br />

werden aber auch in Zukunft wichtig bleiben,<br />

um in Spitälern die Arbeit der Assistenzärzte<br />

zu organisieren und zu koordinieren,<br />

im Kontakt mit den Patienten zu<br />

stehen und moderne Behandlungskonzepte<br />

zu entwickeln.<br />

Darüber hinaus gibt es aber auch faszinierende<br />

Tätigkeiten ausserhalb von<br />

Spitälern. Mit dem über viele Jahre in Studium<br />

und praktischer Arbeit angeeigneten<br />

Wissen steht Oberärzten zum Beispiel<br />

auch eine Karriere im Pharmabereich oder<br />

als Berater von Krankenversicherungen<br />

offen. Überhaupt haben heute zahlreiche<br />

Branchen konkrete Berührungspunkte<br />

mit dem grossen Thema «Gesundheit/Medizin».<br />

Dabei kommt es oft zu fachspezifischen<br />

Fragen, auf die nur hochqualifizierte<br />

Ärzte die richtigen Antworten geben<br />

können.<br />

Vorteile der Mitgliedschaft<br />

vsao- und MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC-<br />

Mitglieder profitieren bekanntlich von<br />

zahlreichen Vorteilen und Privilegien. Besonders<br />

erwähnenswert ist die in der<br />

vsao-Mitgliedschaft automatisch integrierte<br />

Rechtsschutzversicherung für den<br />

beruflichen Bereich. Sie gibt ihnen das beruhigende<br />

Gefühl, im Falle einer arbeitsrechtlichen<br />

Auseinandersetzung gut geschützt<br />

zu sein.<br />

Sehr empfehlenswert ist auch der neutrale,<br />

kostenlose Versicherungs-Check- up,<br />

den MEDISERVICE <strong>VSAO</strong> für die speziellen<br />

Bedürfnisse seiner Mitglieder entwickelt<br />

hat. Damit kann ganz einfach der<br />

Ist-Zustand der eigenen Sach-, Vermögens-<br />

und Personenversicherungen überprüft<br />

und das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

verglichen werden. Schliesslich möchte<br />

man in jeder Lebensphase optimal versichert<br />

sein – und zwar zu möglichst attraktiven<br />

Prämien. Die Details findet man hier:<br />

https://www.mediservice-vsao.ch/de/<br />

dienstleistungen/versicherungs-checkup/.<br />

Haben Sie konkrete Fragen zu Ihrer<br />

individuellen Situation? Wir sind gerne<br />

für alle unsere Mitglieder da. Nehmen Sie<br />

mit uns Kontakt auf, und legen Sie Ihre<br />

spezifischen Fragen unseren Spezialistinnen<br />

und Spezialisten vor:<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

E-Mail info@mediservice-vsao.ch<br />

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören<br />

oder zu lesen.<br />

Nützliche Links:<br />

www.siwf.ch<br />

www.vsao.ch<br />

www.mediservice-vsao.ch<br />

Umfassendes<br />

Dienstleistungsangebot<br />

Obschon MEDISERVICE <strong>VSAO</strong> seinen<br />

Schwerpunkt auf Versicherungsleistungen<br />

legt, begleitet er Medizinerinnen<br />

und Mediziner mit zahlreichen<br />

weiteren Dienstleistungen durch die<br />

verschiedenen Lebensphasen.<br />

– Wir empfehlen zum Beispiel via<br />

medisem.ch ausgewählte professionelle<br />

Seminare zu praktisch allen<br />

relevanten Themen.<br />

– Via jobmed.ch vermitteln wir Stellen<br />

für Mediziner, die im ambulanten<br />

oder stationären Bereich eine neue<br />

Herausforderung suchen.<br />

– Auch zu Auslandaufenthalten gibt es<br />

bei uns praktische, hilfreiche Tipps.<br />

– Wenn es um die Praxis geht, wartet<br />

bei uns ein ganzer Ordner mit elf<br />

Kapiteln zu betrieblichen und administrativen<br />

Themen (z.B. Einrichtung,<br />

Bewilligungen, Versicherungen,<br />

Personalwesen etc.) auf Sie.<br />

– Und last, but not least arbeiten wir<br />

auch mit renommierten Beratungsstellen<br />

und Treuhandpartnern<br />

zusammen, wenn Sie professionelle<br />

Unterstützung bei Finanz-, Vorsorgeund<br />

Steuerthemen wünschen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 49


MEDISERVICE<br />

Bitte lesen Sie das Kleingedruckte (4)<br />

«Ein natürlicher<br />

Schritt»<br />

Sophie Yammine ist Oberärztin an der Kinderklinik des Inselspitals<br />

Bern. In ihrer Funktion hat sie mehr Entscheidungskompetenz und<br />

kann eine aktive Rolle in der Weiterbildung übernehmen. Speziell<br />

Freude macht ihr, dass sie Klinik und Forschung verbinden kann.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bild: Severin Nowacki<br />

Wenn Du Dich an Deinen<br />

ersten Tag als Oberärztin<br />

erinnerst, mit welchen<br />

Gefühlen bist Du<br />

zur Arbeit gegangen?<br />

Es war ein voller Sprechstundentag auf<br />

der Poliklinik in der Kinderpneumologie.<br />

Ich habe mich auf den Funktionswechsel<br />

gefreut und war gleichzeitig aufgeregt,<br />

vermehrt als Entscheidungsträgerin zu<br />

fungieren.<br />

Hast Du spezielle Vorsätze gefasst?<br />

Die Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen<br />

wahrzunehmen, die Freude daran<br />

zu bewahren und schwierige Fälle im<br />

Team zu besprechen.<br />

Bild: zvg<br />

Hast Du Deine Vorstellungen wenigstens<br />

teilweise verwirklichen können?<br />

Ich habe den Übergang als positiv erlebt.<br />

Es gefällt mir, über Entscheidungen nachzudenken,<br />

zusammen mit den betroffenen<br />

Familien zu diskutieren und komplexere<br />

Fälle im Team zu besprechen. Nach einer<br />

längeren Zeit als Assistenzärztin war es<br />

schön, diesen Schritt umsetzen zu können<br />

und nochmals bewusster eine Lernkurve in<br />

meiner beruflichen Tätigkeit zu verspüren.<br />

Hast Du eine neue Stelle angetreten<br />

oder hast Du in Deiner Abteilung eine<br />

neue Funktion?<br />

Ich wurde in derselben Abteilung Oberärztin,<br />

in der ich meine Weiterbildung als Assistenzärztin<br />

absolviert habe. Dies empfand<br />

ich als sehr angenehm, da man die Abläufe<br />

Die neue Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen, schwierige Fälle im Team zu<br />

besprechen und die Freude zu bewahren – mit diesem Vorsatz trat Sophie Yammine ihre Funktion<br />

als Oberärztin an.<br />

50<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

kennt und mir vorher bereits die Möglichkeit<br />

gegeben wurde, die neue Funktion einzuüben.<br />

So war der Schritt nicht so gross.<br />

Wie hat Dein Team reagiert?<br />

Durchaus positiv. Ich wurde in meiner<br />

neuen Funktion wahrgenommen. Gleichzeitig<br />

wird im Team ein reger Austausch<br />

gepflegt, im Rahmen der Dienstübergaben,<br />

aber auch als Teil der Weiterbildung<br />

für das ganze Team. Dies kommt der Patientenversorgung<br />

und uns zugute.<br />

Wie hat sich Dein Aufgabenbereich<br />

verändert?<br />

Man übernimmt einen aktiven Part in der<br />

Weiterbildung und Betreuung der Assistenzärzte<br />

und Medizinstudenten. Dabei<br />

wird viel anhand der direkten Patientenbetreuung<br />

vermittelt und besprochen. Als<br />

Oberarzt übernimmt man zudem Aufgaben<br />

im strukturierten Weiterbildungsblock<br />

der Klinik, sei es in Form von Vorträgen,<br />

Studentenunterricht in Kleingruppen beim<br />

Patienten sowie als Tutor für die Assistenzärzte.<br />

Innerhalb der Abteilung übernimmt<br />

man zudem einen Themenbereich, für den<br />

man sowohl organisatorisch als auch inhaltlich<br />

mitverantwortlich ist. In meinem<br />

Fall war dies die Mitorganisation einer interdisziplinären<br />

Sprechstunde, welche wir<br />

zu diesem Zeitpunkt neu mit den Ärzten<br />

der HNO geführt haben. Zu guter Letzt ist<br />

man als Oberärztin einer bestimmten Fachdisziplin<br />

Teil der Dienstequipe, so dass ich<br />

in meinem Fall neu Dienste für die Kinderpneumologie<br />

wahrgenommen habe.<br />

Hast Du zusätzliche Ausbildungen<br />

für gewisse Bereiche gemacht?<br />

Die medizinische Fakultät der Universität<br />

Bern bietet kleine Kurse an, die einen beispielsweise<br />

speziell auf die Anforderungen<br />

des Studentenunterrichts oder die<br />

Abnahme von Medizinprüfungen vorbereiten.<br />

Ich habe zudem einen Hochschuldidaktik-Kurs<br />

der Uni besucht, was sehr<br />

spannend und hilfreich war.<br />

Welches sind die Vorzüge gegenüber<br />

der Tätigkeit als Assistenzärztin? Und<br />

welches sind die Nachteile?<br />

Ich würde nicht unbedingt von Vorzügen<br />

oder Nachteilen sprechen. Ich empfinde<br />

beide Aufgaben als zwei gleichberechtige<br />

Phasen im beruflichen Werdegang, und<br />

jede hat zum gegebenen Zeitpunkt ihre<br />

Berechtigung. Als grössten Unterschied<br />

empfand ich, als primäre Entscheidungsträgerin<br />

dazustehen. Dadurch ist man automatisch<br />

eigenständiger, was sehr angenehm<br />

ist in der täglichen Arbeit, aber<br />

gleichzeitig mit einer gewissen Verantwortung<br />

verbunden ist.<br />

Wie hat sich die neue Funktion auf<br />

Dein Privatleben ausgewirkt?<br />

Die Dienste müssen gut besprochen und<br />

organisiert sein. Wenn man mal später<br />

nach Hause kommt oder wieder in die Klinik<br />

muss, muss es zuhause trotzdem rund<br />

laufen mit den Kindern.<br />

Was rätst Du Deinen Kollegen, die diesen<br />

Schritt noch vor sich haben?<br />

Sich grundsätzlich zu freuen. Es kommt alles<br />

zum rechten Zeitpunkt, und ist an und<br />

für sich ein «natürlicher» nächster Schritt<br />

im beruflichen Werdegang. Man bleibt<br />

stets Teil eines Teams, mit dem man sich<br />

austauscht und gemeinsam diskutiert.<br />

Wo stehst Du heute und wie geht<br />

es weiter?<br />

Zurzeit bin ich nebst meiner klinischen<br />

Tätigkeit als Oberärztin auch in der Forschung<br />

tätig. Durch Forschungsgelder des<br />

Schweizerischen Nationalfonds ergab sich<br />

für mich die Möglichkeit, ein grösseres<br />

Forschungsprojekt in der Kinderklinik zu<br />

betreuen. Es ist spannend, den Bogen von<br />

der Klinik zur Forschung und wieder zurück<br />

zu spannen und bleibt eine schöne<br />

Herausforderung. Voraussichtlich werde<br />

ich versuchen, in beiden Gebieten tätig zu<br />

bleiben und die Verbindung zwischen Klinik<br />

und Forschung beizubehalten.<br />

Zur Person<br />

Sophie Yammine hat 2005 das Studium<br />

der Humanmedizin an der<br />

Universität Bern abgeschlossen.<br />

Später hat sie einen PhD an der Universität<br />

Bern absolviert. Sie ist Kinderärztin<br />

und Kinderpneumologin,<br />

Forscherin, Mutter zweier Kinder,<br />

Partnerin, Natur- und Musikliebhaberin<br />

und Redaktionsmitglied des<br />

<strong>VSAO</strong>-Journals.<br />

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Zusatzversicherungen künden?<br />

Erste Hilfe<br />

für Menschen mit<br />

letzter Hoffnung<br />

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PK 12-100-2<br />

Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung/Spital<br />

halbprivat bzw. privat) und mit einem Wechsel liebäugeln, müssen<br />

Sie die Kündigungsfristen beachten. Im Gegensatz zur Grundversicherung gelten<br />

andere, längere Fristen. In der Regel betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.<br />

Zunehmend werden jedoch längere Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart. Daher<br />

sollte man rechtzeitig eine Überprüfung seiner Zusatzversicherung vornehmen. Eine<br />

Kündigung ist unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit möglich.<br />

Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in der Zusatzversicherung<br />

von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden. In der Zusatzversicherung können die<br />

Krankenkassen die Prämie risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter und Geschlecht,<br />

gestalten. Entsprechend dürfen Vorbehalte angebracht werden oder es kann eine Ablehnung<br />

erfolgen. Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende Zusatzversicherung<br />

künden, ohne dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen Versicherers vorliegt.<br />

Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer zusammen und können Ihnen dank<br />

unsern Kollektivverträgen vorteilhafte Angebote unterbreiten.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC: Tel. 031 350 44 22,<br />

info@mediservice-vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 51


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Die <strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende kennt Ihre Bedürfnisse als Ärztin oder Arzt fundiert.<br />

Gegründet vom Berufsverband <strong>VSAO</strong> bieten wir Ihnen seit 1986 Vorsorgelösungen, die sich an Ihre<br />

individuelle Lebenssituation anpassen lassen – von der Praxiseröffnung bis zur Pensionierung.<br />

Vorsorgen mit uns – Ihre Vorteile auf einen Blick.<br />

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2019<br />

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Performance 2019<br />

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Schnitt<br />

Deckungsgrad 2019<br />

5-Jahre-<br />

Schnitt<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung 4,0 % 3,0 %<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung 12,6 % 5,2 %<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung 116,8 % 114,2 %<br />

BVG-Mindestzins<br />

1,0 % 1,2 %<br />

UBS-<br />

PK-Barometer<br />

11,1 % 3,8 %<br />

Privatrechtlich<br />

(Quelle: FuW)<br />

117,5 % 112,1 %<br />

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Unsere modularen Vorsorgepläne ermöglichen ein präzises<br />

und individuelles Anpassen Ihrer Lösung an Ihre aktuellen<br />

Bedürfnisse – z. B. bei familiären Veränderungen.<br />

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Unsere Vorsorgepalette ist vielfältig und flexibel.<br />

Sie bietet zudem Möglichkeiten zur Steuerersparnis.<br />

Tiefe Risikoprämien<br />

Aufgrund des sehr guten Risikokollektivs, der geringen<br />

Risiko leistung sowie des vorteilhaften Verhältnisses zwischen<br />

aktiv Versicherten und Rentenbezügern (10:1) liegen<br />

die Prämien tief – und für beide Geschlechter gleich.<br />

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Wir kommen aus Ihrer Branche und kennen Ihre Bedürfnisse.<br />

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Briefkasten<br />

Gratis kann teuer<br />

werden<br />

Ich habe im Internet eine Gratissoftware<br />

für meine neue Kamera<br />

heruntergeladen – einige Tage<br />

später erhalte ich per E-Mail eine<br />

Rechnung. Angeblich habe ich bei der<br />

Registrierung als User ein Zweijahresabonnement<br />

abgeschlossen. Der Internetanbieter<br />

droht mit rechtlichen<br />

Schritten, falls ich die Rechnung nicht<br />

bezahle. Was kann ich tun?<br />

Sie sind in eine sogenannte Abo- oder<br />

Kostenfalle getappt. Von einer solchen<br />

wird gesprochen, wenn sich ein angeblich<br />

kostenloses Angebot – sei es ein Kochrezept,<br />

eine Glückwunschkarte oder eine<br />

Software – nach Vertragsabschluss als<br />

kostenpflichtig entpuppt. So verstecken<br />

Anbieter Preisinformationen zumeist in<br />

sehr kleiner Schrift an kaum einsehbarer<br />

AXA-ARAG bietet MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-Mitgliedern eine Rechtsschutzversicherung<br />

zu vorteilhaften Konditionen<br />

an. Haben Sie noch weitere<br />

Fragen? Wenden Sie sich an Ihren<br />

Ansprechpartner bei MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031 350<br />

44 22 oder per E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />

Stelle. Oft richten sich die Angebote<br />

gezielt an Kinder oder Jugendliche.<br />

Wie können Sie nun vorgehen? In<br />

solchen Fällen sollten Sie in einem<br />

knappen Schreiben kurz schriftlich auf<br />

die Zahlungsaufforderung reagieren und<br />

die Forderung bzw. den Abschluss eines<br />

kostenpflichtigen Vertrags bestreiten.<br />

Dieses Schreiben können Sie per Einschreiben<br />

oder auch per Mail schicken.<br />

Erst wenn die Gegenseite einen solchen<br />

Vertragsabschluss mit Belegen nachweisen<br />

kann, sollten Sie die Rechnung<br />

gemäss Vertrag begleichen.<br />

Sollte die Belästigung mit unbegründeten<br />

Zahlungsaufforderungen anhalten,<br />

können Sie die Firma bei der Polizei<br />

anzeigen – möglich ist auch eine Anzeige<br />

beim SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft).<br />

Sollte die Gegenseite die Betreibung<br />

einleiten, ist unbedingt innerhalb<br />

der kurzen Frist von zehn Tagen Rechtsvorschlag<br />

zu erheben. Mit dem Rechtsvorschlag<br />

wird das Vollstreckungsverfahren<br />

unterbrochen und die Gegenseite<br />

muss das Verfahren mit Belegen zum<br />

Bestand der Forderung und des Vertrages<br />

weitertreiben.<br />

Sie werden sich fragen, ob Sie in<br />

Zukunft auf den Download von Gratissoftware<br />

verzichten sollten. Per se<br />

müssen Sie nicht verzichten. Es ist jedoch<br />

immer wichtig, das Kleingedruckte, die<br />

AGB, genau zu lesen. So lassen sich<br />

spätere Auseinandersetzungen vermeiden.<br />

Wichtige Tipps fürs Onlineshopping<br />

• Phishing-Mails: Geben Sie Ihre Daten<br />

nie per E-Mail weiter.<br />

• Probeabos: Vorsicht bei Probeabos mit<br />

automatischer Verlängerung. Denken<br />

Sie an die Kündigungsfrist – oder<br />

kündigen Sie am besten sofort auf den<br />

nächstmöglichen Termin.<br />

• Geschenkaktionen: Drei Monate lang<br />

ein Gratisabo? Achtung: Prüfen Sie<br />

solche Angebote genau – und gehen Sie<br />

nie auf Aktionen unseriöser Anbieter<br />

ein.<br />

Isabelle Näf<br />

Internet-Rechtsexpertin<br />

bei der<br />

AXA-ARAG<br />

Bild: zvg<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 53


MEDISERVICE<br />

Auf Spass und Abenteuer<br />

muss man nicht verzichten.<br />

Aber ob hier oder im Ausland –<br />

man sollte sich nicht Hals über<br />

Kopf ins Wagnis stürzen.<br />

«Mit gesundem<br />

Menschen verstand»<br />

Tauchen, Fallschirmspringen oder Downhillbiken − was für die<br />

meisten Personen Spass und Abenteuer bedeutet, kann<br />

in der Versicherungswelt ein Wagnis darstellen. Crescenzo Savignano,<br />

Bereichsleiter im Departement Leistungsprüfung der<br />

CONCORDIA, klärt auf.<br />

Bild: Getty Images<br />

54<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Herr Savignano, was genau<br />

ist ein Wagnis?<br />

Bei einem Wagnis setzt man<br />

sich bewusst besonders grossen<br />

Risiken oder Gefahren aus. Das ist<br />

meist beim Sport und in der Freizeitgestaltung<br />

ein Thema.<br />

Worauf muss ich als Versicherter achten,<br />

wenn ich einen Sport ausübe oder<br />

in den Ferien ein Abenteuer erleben<br />

möchte?<br />

Es gibt eine Grundregel, die uns durch unser<br />

gesamtes Leben begleiten sollte: Betrachten<br />

Sie die Dinge mit gesundem Menschenverstand.<br />

Es heisst nicht, dass Sie in<br />

den Ferien keinen Spass haben sollen oder<br />

dass Sie Ihr sportliches Hobby nicht ausüben<br />

dürfen. Wenn Sie die nötigen Vorkehrungen<br />

treffen, sich auf Ihr Vorhaben<br />

vorbereiten, so sollte es kein Problem geben.<br />

Muss ich meine Versicherung über geplante<br />

Abenteuer informieren?<br />

Nein, das müssen Sie nicht. Informieren<br />

Sie sich über Ihr Abenteuer und fragen Sie<br />

im Zweifel bei Ihrem Versicherer nach.<br />

Wir werden zum Beispiel häufig zum Thema<br />

Tauchen gefragt. Das ist erst ein Wagnis<br />

ab 40 Metern Tiefe. Sie sehen also, ein<br />

Wagnis ist nicht die Regel, sondern die<br />

Ausnahme. Wenn Sie beim Bungee-Jumping<br />

eine Verzichtserklärung ausfüllen<br />

müssen, bedeutet das auch nicht automatisch,<br />

dass Sie ein Wagnis eingehen.<br />

Seriöse Veranstalter bereiten ihre<br />

Teilnehmer gut vor und bieten manchmal<br />

automatisch eine Versicherung für gewisse<br />

Risiken an, die eine Sportart mit sich<br />

bringt. Beim Tauchen wäre ein Beispiel<br />

das zu schnelle Auftauchen, was die sogenannte<br />

Dekompressionskrankheit oder<br />

ein Barotrauma auslöst. Diese Versicherung<br />

übernimmt dann die Behandlung in<br />

einer Druckkammer.<br />

man die Mehrleistungen der Zusatzversicherungen,<br />

zum Beispiel der Spitalzusatzversicherungen,<br />

nicht in Anspruch nehmen.<br />

Leistungen können auch gekürzt<br />

werden. Ebenfalls sind die Leistungen an<br />

Transport- und Rettungskosten in der<br />

Grundversicherung sehr bescheiden. Ohne<br />

Zusatzversicherung ist das Limit<br />

schnell erreicht.<br />

Nochmals anders sieht es bei einem<br />

Unfall im Ausland aus: Die Grundversicherung<br />

bezahlt maximal die doppelten<br />

Heilungskosten, die in der Schweiz angefallen<br />

wären. Das klingt nach viel, ist aber<br />

manchmal nicht ausreichend. Hier kann<br />

es einen Unterschied machen, ob Wagnis<br />

oder nicht Wagnis. Im Ausland übernimmt<br />

die Grundversicherung keine Rettungskosten.<br />

Diese können sehr hoch sein und<br />

werden bei einem Wagnis von der Zusatzversicherung<br />

nicht oder nur teilweise gedeckt.<br />

Generell gilt: Bei den Heilungskosten<br />

werden Sie sicher nicht im Stich gelassen.<br />

Bei Geldleistungen, beispielsweise<br />

dem Taggeld, und bei Leistungen aus den<br />

Zusatzversicherungen könnten jedoch<br />

namhafte Kürzungen stattfinden.<br />

Was gibt es beim Thema «Wagnis» noch<br />

zu beachten?<br />

Haben Sie keine Angst, wenn Sie einen<br />

neuen Sport ausprobieren möchten oder<br />

im Ausland unterwegs sind. Ein Wagnis<br />

geht man selten ein. Bereiten Sie sich gut<br />

vor, informieren Sie sich über die Risiken<br />

und verlassen Sie sich auf Ihren gesunden<br />

Menschenverstand. Dann steht Ihrem<br />

Abenteuer nichts im Wege!<br />

Mit freundlicher Genehmigung von<br />

CARE, dem Magazin der CONCORDIA.<br />

Crescenzo Savignano<br />

ist Bereichsleiter im Departement<br />

Leistungsprüfung der CONCORDIA.<br />

Sein Bereich wickelt ambulante und<br />

stationäre Leistungen ab und prüft sie<br />

auf Richtigkeit, Gesetzmässigkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit. In seiner Freizeit<br />

ist er leidenschaftlicher Pilot. Bei<br />

Fragen zum Thema Wagnis wenden<br />

Sie sich bitte an info@concordia.ch.<br />

Kann ich durch gute Vorbereitung ein<br />

Wagnis verhindern?<br />

Natürlich! Wenn Sie eine Bergtour planen,<br />

sehen Sie sich den Wetterbericht an, informieren<br />

sich über die Route oder holen Rat<br />

bei einem erfahrenen Wanderer ein und<br />

nehmen das nötige Equipment mit – Sie<br />

planen mit gesundem Menschenverstand!<br />

Was passiert im Ernstfall?<br />

In der Grundversicherung hat man bei den<br />

Heilungskosten innerhalb der Schweiz<br />

keine Einbussen. Die gesetzlichen Leistungen<br />

gelten weiterhin. Allerdings kann<br />

CONCORDIA<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

und die CONCORDIA arbeiten seit<br />

vielen Jahren erfolgreich zusammen.<br />

Ihr Mehrwert als Mitglied bei MEDI-<br />

SERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC: vorteilhafte<br />

Konditionen beim Abschluss einer<br />

Versicherung bei der CONCORDIA.<br />

Sind Sie interessiert an vorteilhaften<br />

Versicherungslösungen? Kontaktieren<br />

Sie MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC unter<br />

Telefon 031 350 44 22 oder per E-Mail<br />

info@mediservice-vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 55


MEDISERVICE<br />

Kinder<br />

und Jugendliche<br />

in der Krise<br />

Wegen der Coronakrise waren die meisten Jugendlichen zuhause<br />

und von ihrem Freundeskreis isoliert und durch neuartige<br />

Unterrichtsformen zusätzlich herausgefordert. Pro Juventute war und<br />

ist für Jugendliche rund um die Uhr erreichbar.<br />

Bernhard Bürki, Leiter Kommunikation & Marketing Pro Juventute<br />

Konflikte zuhause, Getrenntsein von Freunden und Kollegen: Die Coronakrise hat dem Beratungsteam von Pro Juventute deutlich<br />

mehr Arbeit verschafft.<br />

Bild: Pro Juventute<br />

56<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

In Notsituationen brauchen Kinder<br />

und Jugendliche Menschen, denen<br />

sie sich anvertrauen können.<br />

Manchmal auch ausserhalb der<br />

Familie. Jeden Tag suchen rund 400 Kinder<br />

und Jugendliche bei den über 70 professionellen<br />

Beraterinnern und Beratern<br />

von Beratung + Hilfe 147 nach Rat. Die<br />

Coronakrise ist für viele Jugendliche<br />

nach wie vor zusätzlich belastend. Pro<br />

Juventute hat zwischen März und Mai<br />

<strong>2020</strong> zehn Prozent mehr Anfragen zum<br />

Thema Konflikte mit Eltern und 33 Prozent<br />

mehr Beratungen, in denen es um<br />

Gewalt in der Familie ging, registriert.<br />

Aber auch die Sorge wegen der fehlenden<br />

Kontakte mit Gleichaltrigen hat viele Jugendliche<br />

belastet. Unsere Berater haben<br />

zu diesem Thema 92 Prozent mehr Beratungen<br />

durchgeführt. Der Gedanke, sich<br />

nicht frei bewegen zu können, soziale<br />

Kontakte nicht mehr pflegen zu können<br />

und dadurch viel stärker auf sich alleine<br />

gestellt zu sein, war für viele junge Menschen<br />

etwas sehr Bedrohliches – sie waren<br />

zuhause, getrennt von ihrem Freundeskreis,<br />

abgekoppelt von der gewohnten<br />

Tagesstruktur und auf engerem Raum<br />

mit Eltern und Geschwistern, was neue<br />

Konflikte provoziert hat. Zudem kann<br />

niemand voraussehen, wie sich die<br />

Wirtschaft entwickeln wird – eine Unsicherheit,<br />

die vor allem Jugendliche, die<br />

vor dem Berufseinstieg stehen, sehr belasten<br />

kann. Deshalb war in der Coronakrise<br />

das Angebot Beratung + Hilfe 147<br />

von Pro Juventute als niederschwellige<br />

Anlaufstelle noch wichtiger als sonst,<br />

und die Be ratungskapazität musste ausgebaut<br />

werden.<br />

Beratungschat mit Gleichaltrigen<br />

Ein wichtiger Faktor auf dem Weg hin zu<br />

einer Beratung, welche noch niederschwelliger<br />

den Bedürfnissen von Kindern<br />

und Jugendlichen Rechnung trägt, sind<br />

die Jugendlichen selbst. Mit dem Prinzip<br />

des Peer-Involvement – dem Einbezug von<br />

Jugendlichen – entwickelte Pro Juventute<br />

das Beratungsangebot weiter und wendet<br />

dieses Prinzip auch in der Beratung selbst<br />

an. Seit 2018 stehen Peer-Beraterinnen<br />

und -Berater ein bis zwei Mal pro Woche<br />

anderen Jugendlichen zur Verfügung für<br />

einen persönlichen Chat. Die jugendlichen<br />

Berater werden dabei begleitet von Beratungsprofis<br />

der Beratung + Hilfe 147. Aufgrund<br />

des Erfolgs dieses Angebots wurde<br />

es 2019 weiter ausgebaut und steht nun in<br />

Deutsch, Französisch und Italienisch zur<br />

Verfügung. 2019 wurde diese Chatberatung<br />

von 2057 Jugendlichen in Anspruch<br />

genommen. Auch während der Coronakrise<br />

stand der «Chat mit Gleichaltrigen» Jugendlichen<br />

in der Deutschschweiz jeden<br />

Montag und Dienstag zwischen 19 und 22<br />

Uhr sowie Jugendlichen in der Romandie<br />

und dem Tessin jeden Montag zwischen 19<br />

und 22 Uhr offen.<br />

Weitere Informationen: 147.ch und<br />

projuventute.ch.<br />

Eine soziale<br />

Partnerschaft<br />

innova ist soziale Partnerin der Stiftung<br />

Pro Juventute Schweiz. Dank<br />

dem Engagement konnte ein Fonds<br />

für Kinder und Jugendliche nach<br />

überstandenem Spitalaufenthalt<br />

geäufnet werden. Gemeinsam mit der<br />

Familie dürfen die Kinder eine Erholungswoche<br />

im Engadiner Hotel Chesa<br />

Spuondas verbringen. Nicht nur das<br />

nach dem Spitalaufenthalt genesene<br />

Kind kann so eine erholsame Auszeit<br />

geniessen, sondern auch seine Eltern<br />

und Geschwister.<br />

Persönliche Probleme bestimmen<br />

die Beratungen<br />

In der Beratung per Telefon, SMS, E-Mail<br />

oder Chat spitzt sich auch in normalen<br />

Zeiten die Zunahme schwerwiegender<br />

persönlicher Probleme zu. Sie machten<br />

2019 mit 35,6 Prozent bereits mehr als ein<br />

Drittel der Beratungen aus (gegenüber<br />

10,9 Prozent im Jahr 2009). Dabei geht es<br />

vor allem um Suizidgedanken (9,3 Prozent),<br />

depressive Verstimmung (4,6 Prozent),<br />

Krisen (3,8 Prozent), Angst (3,6 Prozent)<br />

oder psychische Erkrankungen (3,5<br />

Prozent). Hier zeigt sich, dass die Jugendlichen<br />

gerade bei schwerwiegenden persönlichen<br />

Problemen weiterhin ein direktes<br />

Gegenüber suchen, welches ihnen zuhört<br />

und auf ihr individuelles Problem<br />

eingehen kann, und Antworten nicht nur<br />

im digitalen Raum zu finden sind.<br />

MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />

innova Versicherungen<br />

arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich<br />

zusammen. Die beiden Unternehmen<br />

haben gemeinsam eine einzigartige<br />

Lohnausfallversicherung entwickelt,<br />

welche sich an der jeweiligen Lohnfortzahlung<br />

des Arbeitgebers/Spitals<br />

anpasst und garantiert, dass das<br />

Einkommen während der ersten zwei<br />

Jahre einer Arbeitsunfähigkeit gesichert<br />

ist. Sind Sie interessiert an dieser<br />

innovativen Versicherungslösung?<br />

Kontaktieren Sie MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031 350<br />

44 22 oder per E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/20 57


Logo_Q-Publikation_D_2018_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />

Impressum<br />

Kontaktadressen der Sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 5• 39. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des vsao<br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-<br />

Arnold, Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Léo<br />

Pavlopoulos, Lukas Staub, Anna Wang,<br />

Sophie Yammine<br />

Geschäfts ausschuss vsao<br />

Angelo Barrile (Präsident), Patrizia Kündig<br />

(Vize präsidentin), Nora Bienz (Vizepräsidentin),<br />

Christoph Bosshard (Gast),<br />

Marius Grädel, Dina-Maria Jakob (Gast),<br />

Helen Manser, Gert Printzen, Patrizia Rölli,<br />

Miodrag Savic (Gast), Jana Siroka, Michael<br />

Burkhardt (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Titelillustration<br />

Till Lauer<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 200 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung <strong>2020</strong>: 21 829 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />

inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2020</strong> erscheint im Dezember<br />

<strong>2020</strong>. Thema: Verwandtschaft<br />

© <strong>2020</strong> by vsao, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR<br />

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />

info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

marie.maulini@h-ju.ch<br />

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier,<br />

Jurist, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin, Rämistrasse 46, 8001 Zürich, Tel. 044 941 46 78,<br />

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

Publikation<strong>2020</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

58<br />

5/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


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(= 0.37 mmol) pro kg Körpergewicht / 10 – 20 mmol Magnesium täglich, entsprechend der Darreichungsform (Granulat, Brausetabletten, Filmtabletten), aufgeteilt in 1 – 3 orale Einzeldosen.<br />

KI: Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels. Magnesiocard 7.5 mmol nicht bei Phenylketonurie. VM: Eingeschränkte Nierenfunktion. Bei Niereninsuffizienz ist eine<br />

Überwachung des Serum-Magnesium-Spiegels unerlässlich. IA: Keine gleichzeitige Gabe von Magnesium und Tetrazyklinen (gegenseitige Resorptionsbeeinträchtigung). Tendenz zur Hypercalcämie<br />

bei gleichzeitiger Gabe von Magnesium und Cholecalciferol. S/S: Kann angewendet werden. UW: Gelegentlich: Gastrointestinale Beschwerden. P: Filmtabletten (2.5 mmol) 50, 100; Granulat (5 mmol)<br />

Citron und Granulat (5 mmol) Orange 20 *, 50; Brausetabletten (7.5 mmol) 20 *, 60; Granulat (10 mmol) Grapefruit und Granulat (10 mmol) Orange 20 *, 50 *. Kat. B.<br />

Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. * kassenzulässig<br />

V010918<br />

ergoasw.ch<br />

Referenzen: 1: Classen, H.G. et al. Vergleichende tierexperimentelle Untersuchungen über die Resorption von Magnesium als Sulfat, Chlorid, Aspartat und Aspartat-Hydrochlorid aus dem Magen-<br />

Darm-Trakt. Arzneim.-Forsch., 23, 267-271, 1973. 2: www.swissmedicinfo.ch, abgerufen am 18.02.<strong>2020</strong>. 3: www.spezialitätenliste.ch, abgerufen am 18.02.<strong>2020</strong>.<br />

Biomed AG, Überlandstrasse 199, CH-8600 Dübendorf<br />

© Biomed AG. 03/<strong>2020</strong>. All rights reserved.

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