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Blauer Mond September

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Herr Schalk wiederholt die Story vom Großvater. Er selber sei mit dem Bergring aufgewachsen:

Ich gehör dazu, solange ich denken kann.

Mit seiner Frau stellt er seit Jahrzehnten die Starterlisten zusammen. Jetzt habe er nach fünfzig

Jahren Engagement die Schnauze voll. Geht nur noch um Geld, schließt er.

Aus dem Regenmorgen ist ein heller Spätsommernachmittag geworden. Hinter der Stadt öffnet

sich der Ausblick nach Norden. Kilometerweit Mecklenburgische Schweiz. Teiche und Seen,

Bauschwolken, Gänseschwärme, schräges Licht. Ein Götterblick. Man könnte gläubig werden.

Unter dem endlos hohen Himmel wirken die Menschenwerke – die Siedlungen, Fabrikschornsteine,

Schulen, Kirche, Autohäuser – zufällig und vorläufig. Spielzeug, das ein Zeitenhauch wieder

verwehen kann.

Gemächliche Fahrt. Hinter einer Straßenbiegung taucht Glasow auf. Zwei Kilometer bis nach

Bristow, unserm Ziel.

Das Ortseingangsschild. Die Kirche linkerhand, rechts die Altneubauten. Durchs Dorf hindurch.

Über ein Stückchen Kopfsteinpflaster. Wir sind da.

Ich steige aus dem Wagen, öffne das Schloß an der Schranke, die Unberechtigten die Einfahrt

zur Bootshausanlage verwehrt. Das Taxi rollt ein paar Meter, hält vor dem Treppchen, das zu

Rikes Tür führt. Der Fahrer stellt den Motor aus.

Stille. Stille. Stille. Der Malchiner See blinkert uns entgegen. Ein Windstoß fährt in die Weiden

und Erlen am Ufer. Sie wispern.

Ausladen. Zahlen. Mit Taxi-Chef Senior den Rückfahrtstermin vereinbaren. Ordentlich die

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