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Blauer Mond September

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Vergleich aus dem gemeinsamen Metier von Rike und Friderico versucht…

Ich bin keine Tagebuchschreiberin! Schon gar nicht im Urlaub. Tagebuch ist Arbeit. Einfach

hinschreiben, was passiert oder nicht passiert, nützt gar nix. Es ist wie mit Traum-Notaten: Die

starken Erlebnisse des Unterbewußten muß man nicht aufzeichnen, sie bleiben ohne schriftliche

Fixierung im Gedächtnis. Bei den Leichten, Flüchtigen, die skurril oder seltsam sind, und die

man deshalb nicht vergessen will, stellt sich beim Wiederlesen des Notierten meist keine Emotion

oder Erinnerung ein.

Tagebuchschreiben, unbestritten, schärft die Wahrnehmung. Und verstärkt den Druck permanenter

Selbstkontrolle.

Dem Manuskript mit den Spanischen Notizen habe ich ein Zitat August von Goethes, dem Goethe-Sohn

vorangesetzt. Er beklagt sich 1830 im Tagebuch seiner Italienreise, daß er zwar Nachricht

und Rechenschaft von jedem Tag dort gebe, es ihm aber oft sauer werde zu schreiben, da

man dadurch Zeit verliert und das Leben nicht genießen kann. Recht hat er!

Mich zwickt noch andere Skepsis: In den vergangenen Jahren habe ich “vieltausendmal“ den

Malchiner See und alle Schönheit ringsum betrachtet. Der Originaleindruck, der allererste, von

keiner späteren Bedenklichkeit modifizierte, den Altmeister Goethe für so wichtig hielt (wie ich

nach ihm) läßt sich nicht reproduzieren.

Außerdem widerstrebt mir das Aufschreiben zum Zwecke der späteren Lesbarkeit für andere.

Vielleicht, unbewußt, schleichen sich Zensur-Mechanismen ein.

Tages-Notizen habe ich geschrieben, wenn ich ahnte, mein Gedächtnis würde nicht alles Erlebte

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