06.10.2020 Aufrufe

Blauer Mond September

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

In der Küche wende ich mich Vergänglichem zu und sortiere die Kräuterbüschel aus dem Schweriner

Garten. Vom Majoran, dem Roten und dem Thai-Basilikum, von Rosmarin und Salbei

werden die Blättchen abgezupft und in einem Körbchen getrocknet.

Petersilie, Liebstöckel, Zwiebelgrün und Schnittknoblauch kommen ins Wasserglas. Dill ins

Tiefkühlfach. Estragon, die Zitronenmelisse, Thymian, Minze und Fenchelkraut werden in angefeuchtetes

Pergamentpapier geschlagen, so bleiben sie im Kühlschrank ein paar Tage frisch.

Friderico sieht mir zu bei der Kräuterei: Wollen wir uns einen Fisch holen?

Hechte, Barsch und Zander wachsen vor uns im See. Der Fischer von Wendischhagen am nördlichen

Ufer zieht sie an Land.

Der Weg zwischen Bristow und Wendischhagen hebt sich über und senkt sich zwischen zwei

Hügeln am Malchiner See. Eine einspurige, mit Betonpisten ausgelegte Strecke, beidseitig von

dichten Hecken gesäumt. Vor drei Jahren war der Weg noch eine Allee. Die hohen, breitkronigen

Pappeln sind abgehauen. Ihre Stümpfe – groß wie Tischplatten – ragen aus dem Teppich von

Gräsern, Beifuß und Brennnesseln.

Gleich am Anfang des langgestreckten Straßendorfes liegt das weitläufige Anwesen des Fischers.

Ich betrete es vorsichtig, nach allen Seiten spähend. Zwei Schäferhunde wachen hier. Wer mit

dem Auto kommt, wird kaum beachtet. Wir Fußgänger signalisieren Ungewohntes und Gefahr.

Das Duo stürmt mit schnellen Sprüngen heran. Es bellt uns wütend oder wachsam an.

Heute bleibt es still. Nur einer der Ajaxe läuft in mäßigem Tempo auf uns zu. Er gibt pflichtgemäß

Laut, so daß ich mich nur wenig fürchte. Der Fischer steckt den Kopf aus einem Schuppen

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!