TOP-Magazin Ulm 03/2020

ehingen
Oberbürgermeister
Alexander Baumann
Alexander Baumann ist seit 2010 Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Ehingen. Zuvor war er 15 Jahre in
Ehingen als Bürgermeister für den Bereich Finanzen, Liegenschaften und Eigenbetriebe zuständig. Er kennt Ehingen
in und auswendig und genießt in der Stadt ein hohes Ansehen. TOP Magazin sprach mit ihm über die Besonderheiten
der Stadt und über die künftige Entwicklung.
Fotos: Stadt Ehingen
TOP: Ehingen wächst und wird immer attraktiver.
Wie können Sie der steigenden
Nachfrage nach Wohnraum und Bauplätzen
gerecht werden?
OB Baumann: Ehingen ist in der Tat eine
Stadt, in der es sich gut leben lässt, weil
ein breites Angebot an Versorgungs- und
Einkaufsmöglichkeiten, eine hervorragende
Struktur an Gesundheitseinrichtungen
und viele Freizeitgestaltungsmöglichkeiten
vor Ort ein komfortables Leben
ermöglichen. Das wollen wir erhalten und
schaffen deshalb in der Stadt und in unseren
Teilorten weitere Bauplätze sowie in
den Innenbereichen die Möglichkeit der
Neugestaltung, der Nachverdichtung und
ein attraktives Wohnumfeld.
TOP: Die Stadt Ehingen ist auf ein hohes
Bürgerengagement stolz. Weshalb ist es
für eine Kommune so wichtig, dass sich
die Bürgerinnen und Bürger einbringen?
OB Baumann: Unsere Stadt ist weit mehr
als nur ein Ort zum Wohnen und Arbei-
ten. Das positive Lebensgefühl in Ehingen
wird maßgeblich durch das ehrenamtliche
Engagement in unseren Vereinen,
Institutionen und in vielen Projekten
geprägt. Wir achten sehr darauf, den
Bürgerinnen und Bürgern vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten
zu bieten, da wir
überzeugt sind, dass eine positive Stadtentwicklung
nur dann gelingen kann,
wenn wir unsere Bürgerschaft als Experten
in eigener Sache mitnehmen und für
Projekte gewinnen können. Das schafft
Identifikation und Wertschätzung für das
eigene Umfeld.
TOP: Die Lokale Agenda bietet offene
Projekte für alle – Mitgestalten und Mitsprache
ausdrücklich erwünscht. Was
verbirgt sich hinter dem Begriff?
OB Baumann: Der Begriff Lokale Agenda
geht zurück auf die „Agenda 21“. Diese
wurde von 178 Staaten auf der Konferenz
für Umwelt und Entwicklung der Vereinten
Nationen 1992 in Rio de Janeiro beschlossen.
Damals wurden Leitlinien für
das 21. Jahrhundert zur nachhaltigen
Entwicklung auf den Weg gebracht.
Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang
Zukunftsfähigkeit, soziale
Gerechtigkeit, Schutz der Umwelt und
Bürgerbeteiligung. Vor Ort haben wir diese
Aktivitäten in der Lokalen Agenda gebündelt.
Es ist ein außergewöhnliches
Netzwerk entstanden, bei dem in einer
Vielzahl von Projekten Bürgerschaft, Politik
und Verwaltung eng zusammenarbeiten,
um die Stadt gemeinsam voranzubringen.
Ein großer Teil der Aktivitäten
findet in unserem neuen Bürgerhaus
Oberschaffnei statt, dessen Entstehung
ebenfalls auf eine Initiative der Lokalen
Agenda zurückgeht.
TOP: Ehingen ist Bierkulturstadt mit
sage und schreibe fünf Brauereien und 55
Biersorten. Auf welche Traditionen sind
sie auch noch stolz?
OB Baumann: Neben unserer Bierkulturstadt
möchte ich vor allem zwei weitere
Traditionen hervorheben, und zwar
die Ehinger Fasnet sowie den Großen
Zapfenstreich. Ehingen ist eine Hochburg
der schwäbisch-alemannischen
Fastnacht. Besonders sympathisch ist dabei
die Geschichte des Spritzenmuck, der
unserer Narrenzunft ihren Namen verleiht,
weil die Feuerwehr in Ehingen am
Abend des 27. August 1859 ausrückte,
um einen Brand im Turm der Liebfrauenkirche
zu löschen – dabei handelte es sich
jedoch nicht um Rauschschwaden, sondern
nur um einen großen Mückenschwarm.
Der Große Zapfenstreich ist ein
traditionelles, militärisch-feierliches Zeremoniell,
das in Ehingen am Vorabend
des Fronleichnamstages von der „Historischen
Bürgerwache Ehingen“ als alljährlicher
Höhepunkt auf dem Marktplatz
abgehalten wird.
50 Herbst 2020 · top magazin ULM/NEU-ULM