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Redaktionsschluss „Niederbayerische Schule“ - Bayerischer Lehrer

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18<br />

Pädagogik<br />

Pferdebegegnung und Selbsterfahrung<br />

Was Pädagogen im Umgang mit Pferden für die Schule lernen können<br />

„Die Erfahrungen mit dem Pferd auf<br />

dem Platz sind meiner Meinung gleichzusetzen<br />

mit den ersten Erfahrungen,<br />

die man mit einer Klasse macht, das<br />

heißt, wie man dort auftritt und wie<br />

man sich von Anfang an durchsetzen<br />

kann.“ Diese Erfahrung machte<br />

Bernadette Mayer, eine Junglehrerin, in<br />

dem Workshop „Pferdebegegnung und<br />

Selbsterfahrung“.<br />

Für die Systemtherapeutin Eva Winter<br />

eigneten sich gerade Pferde für die<br />

Arbeit mit „Führungskräften“. Pferde,<br />

betont Winter, seien Herdentiere und<br />

lebten eine Rangordnung. Instinktiv<br />

ordneten sie ihrem Gegenüber eine<br />

ranghöhere oder rangniedrigere Position<br />

zu als sich selbst. Ein rangniedriges<br />

Pferd darf den Intim- oder Individualraum<br />

des anderen nur „auf Einladung“<br />

betreten. Auch bei uns Menschen<br />

spielten Intimraum, persönlicher, sozialer<br />

und öffentlicher Raum eine große<br />

Rolle für den respektvollen Umgang<br />

miteinander. Pferde helfen, sich dieser<br />

Räume und adäquater Körpersprache<br />

bewusst zu werden.<br />

Bernadette Mayer erzählt: „Ich habe<br />

noch nie mit Pferden zu tun gehabt und<br />

vor diesen großen Tieren auch immer<br />

großen Respekt gehabt. Schon allein<br />

deshalb wollte ich mich dieser Herausforderung<br />

stellen. Der Kontakt mit<br />

Pferden war für mich also etwas völlig<br />

Neues. Anfangs war ich sehr unsicher,<br />

wie ich mich bewegen und verhalten<br />

sollte. Ich fragte mich, wie der Charakter<br />

des Pferdes sei und ob mir das große<br />

Tier überlegen sein würde. Tatsächlich<br />

hat das Pferd dann meine Unsicherheit<br />

auch gespürt und mich geneckt, zwar<br />

auf sehr liebevolle Art und Weise, aber<br />

doch permanent, sodass ich schnell<br />

merkte, ich muss mich mit ganzer Kraft<br />

durchsetzen.“<br />

Für Mayer lässt sich dieser Umgang mit<br />

Pferden gut auf die Schule übertragen.<br />

Es gäbe, schildert sie, Schüler, die seien<br />

Niederbayerische Schule Ausgabe 7 Dezember/2010<br />

sehr nett und man möchte sie nicht<br />

sanktionieren, gleichzeitig störten sie<br />

aber und man tue sich schwer damit, sie<br />

zu bremsen. So ähnliche Erfahrungen<br />

machte sie mit dem Pferd, das sie<br />

geneckt habe. Man müsse bei Pferden<br />

sehr deutlich die klare Absicht zeigen,<br />

was man möchte, dies klar körpersprachlich<br />

äußern und vor allem, klarmachen,<br />

wer den Ton angäbe. „Dies ist<br />

auch die Situation, mit dem wir <strong>Lehrer</strong><br />

tagtäglich konfrontiert sind, da es in der<br />

Klasse oft aufgrund von unklaren Arbeitsanweisungen<br />

oder beispielsweise<br />

bei nicht genauer Trennung von Gruppenarbeit<br />

und Zusammenführung im<br />

Unterrichtsgespräch zu Unruhe kommt<br />

und für einen oft nicht sofort greifbar ist,<br />

woran das liegt.“ Ihr habe diese Fortbildung<br />

sehr viel gebracht, betonte Bernadette<br />

Mayer: „Ich habe mit den Pferden<br />

gelernt, sehr klar zu sein und sehr<br />

deutlich meine Absichten zu zeigen.“<br />

Das sei für die Schule durchaus wichtig.<br />

Führen heißt Dienen<br />

Ziele des Workshops mit Pferden<br />

Eva Winter verfolgte mit dem Workshop<br />

vor allem das Ziel, die Sensibilität für den<br />

Augenblick zu erhöhen und damit Präsens<br />

zeigen. Jeder Teilnehmer könne sich<br />

auf der Koppel das Pferd, das ihn „an-<br />

spreche“ und mit dem er arbeiten wolle,<br />

aussuchen. Die Teilnehmer arbeiteten<br />

dann sowohl in Gruppen als auch einzeln,<br />

während alle anderen beobachten. Bei<br />

der Beobachtung formulierten sie sich<br />

gegenseitig ihre Wahrnehmungen. Durch<br />

viel Reflexion und Videoaufnahmen werde<br />

zudem die Selbstwahrnehmung gefördert,<br />

die Sensibilität für den eigenen und<br />

fremden Raum erweitert. Durch den<br />

bewussten Einsatz der Körpersprache<br />

werde Entschlossenheit und natürliche<br />

Autorität gefördert und könne Lebensfreude<br />

und Energie erlebt werden.<br />

Anhand der Bilder „Leitstute“ und<br />

„Leithengst“ würden Führungsprinzipien<br />

analysiert um einen bewussten Umgang<br />

mit eigenen Führungsstilen finden.<br />

Eva Winter erklärt: „In der Persönlichkeitsarbeit<br />

mit Pferden wird immer<br />

wieder das „Pferd als Spiegel“ unserer<br />

inneren Wirklichkeit erwähnt. Ich hatte<br />

ein Erlebnis mit einer erwachsenen, sehr<br />

ehrgeizigen Reitschülerin, welches<br />

dieses Phänomen besonders eindrücklich<br />

zeigte. Die Frau sollte zum ersten<br />

Mal frei auf dem Reitplatz reiten (lange<br />

war sie an einem Seil im Kreis geritten,<br />

um sich in der körperlichen Kunst des<br />

Reitens zu üben). Trotz sichtlich körperlicher<br />

Anstrengung und mit Einsatz aller

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