WOLL Magazin Meschede, Bestwig, Olsberg // Herbst 2020
WOLL Magazin Meschede, Bestwig, Olsberg // Herbst 2020
WOLL Magazin Meschede, Bestwig, Olsberg // Herbst 2020
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<strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong><br />
13<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Meschede</strong>,<br />
<strong>Bestwig</strong> und<br />
<strong>Olsberg</strong><br />
Sauerland<br />
Schwerpunkt<br />
Landwirtschaft<br />
ist Leidenschaft<br />
Freienohler Gärtner am Küppel<br />
Geschichte der Gevelinghauser Mühle<br />
<strong>Bestwig</strong>er Zwillings-Schwestern<br />
<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von<br />
<strong>WOLL</strong> im Sauerland:<br />
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Mitten Sparkasse im Sauerland
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
es ist ein überzeugendes Plädoyer für die Heimat: „Landleben ist Luxus“, sagt<br />
Anne Babilon aus Herhagen, die Vorsitzende des Kreisland-Frauenverbandes,<br />
der mit einem umfangreichen Kultur- und Bildungsangebot die Interessen aller<br />
Frauen auf dem Land vertritt. Das Landleben, besonders die Landwirtschaft, ist<br />
ein zentrales Thema dieser <strong>Herbst</strong>ausgabe. Bei unseren Besuchen auf den Höfen<br />
haben wir festgestellt: Landwirtschaft ist Leidenschaft. Sie ist modern, in Sachen<br />
Digitalisierung auf einem sehr hohen Niveau, spielt künftig eine wichtige Rolle<br />
im Klimaschutz und wird dem Tierwohl gerecht. Die Anzahl der Höfe wird zwar<br />
geringer, aber die Landwirtschaft hat eine (gute) Zukunft.<br />
Dass das Sauerland eine starke Industrieregion ist, verdeutlicht allein die große<br />
Zahl der Weltmarktführer. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen innovative Betriebe<br />
vor. Zudem haben wir uns mit IHK-Chef Andreas Rother unterhalten, einem<br />
innovativen Unternehmer, dem die Ausbildung junger Menschen am Herzen<br />
liegt. Auf unserer Recherche-Tour haben wir weitere interessante Persönlich keiten<br />
getroffen. Dr. Albrecht Boskamp, ehemaliger Chirurg im St. Walburga-Krankenhaus,<br />
beweist, dass Sport im hohen Alter „Lebenselixier“ ist. Wir porträtieren die<br />
Töpferin Ulrike Fleischmann, haben mit Elisabeth Schmidt gesprochen, die als<br />
Laien-Bestatterin tätig ist und haben uns im Atelier der Malerin Elisabeth Rose<br />
umgeschaut. Großen Spaß hat uns auch das Einkochen mit „Moma“ Trudi gemacht.<br />
Das war schon köstlich.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Ihr Team von <strong>WOLL</strong> <strong>Meschede</strong>, <strong>Bestwig</strong> und <strong>Olsberg</strong><br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-mbo@woll-magazin.de<br />
facebook.com/<strong>WOLL</strong>MesBesOls<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 3
<strong>Meschede</strong><br />
06 Einkochen mit „Moma“ Trudi<br />
10 Perspektive<br />
30 Die Kuh genießt den Roboter<br />
52 Wir machen FleischEssLust<br />
54 Gärtnern am Küppel<br />
56 Eversberger Landmilch<br />
64 <strong>Meschede</strong>r Minischafe am Abhang<br />
70 Der Putenpionier aus dem Sauerland<br />
78 Malerin Elisabeth Rose<br />
90 Elisabeth Schmidt, Seelsorgliche Begleiterin<br />
123 Heilpädagogin Birgit Kraft fördert Kinder<br />
124 Ulrike Fleischmann 50 Jahren Kunstwerke aus Ton<br />
126 Anke Kemper veröffentlicht Kinderkrimi<br />
129 Von wegen „altes Eisen“<br />
132 Mitten in <strong>Meschede</strong> – mitten im Leben<br />
134 Wenn das Motoröl im Blut steckt<br />
136 Mit 69 immer noch im Klassenzimmer<br />
142 175.000 Euro für die Vereine in der Region<br />
144 Betreuungsassistentin Iris Ackermann<br />
<strong>Bestwig</strong><br />
16 Geschichte des Carl-Mosterts-Hauses in Velmede<br />
86 Unzertrennliche Zwillingsschwestern<br />
131 Papstbiographie<br />
140 Schwalbenhotel de Luxe<br />
<strong>Olsberg</strong><br />
12 Die Geschichte der Gevelinghauser Mühle<br />
73 Das landwirtschaftliche Museum<br />
96 Das neue Menschenbild<br />
121 Stephanie und Mascha Bergmann unterstützen<br />
die ‚Sauerlandstones‘<br />
138 Die Adresse für gutes Sehen und gutes Aussehen<br />
Schwerpunkt Landwirtschaft ab Seite 19<br />
Schwerpunkt Innovation ab Seite 99<br />
Aus dem Sauerland<br />
05 Hasse chehört…?<br />
76 Zeit für Patienten – die Klinik am Sorpesee<br />
82 Brücken im Sauerland<br />
92 Ein Posaunist ohne Schützenfest<br />
95 Gedicht: <strong>Herbst</strong>gedanken<br />
95 Sonderausstellung Otmar Alt<br />
98 Der Buiterling<br />
115 Die BUNTE VOGEL GmbH & Co. KG<br />
116 30 Jahre EGGER in Brilon<br />
118 Prof. Dr. Anne Jacobi und ihr Engagement<br />
für die Heimat<br />
146 Berufliche Karriere erfolgreich<br />
in der Heimat starten<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Lisbeth, haste dat schon chehört?<br />
Dat Jochs Nora hat ne Ausbildung aufm<br />
„Hömma,<br />
Bauernhoff jemacht, dat musste dir ma<br />
vorstellen! Die is doch tatsächlich ne jelernte Bäuerin.“<br />
„Weißichdoch. Se is doch schon lange dabei.“<br />
„Ne, also weißte, so ne Maloche für so ein junges Ding!“<br />
„Die macht dat schon. Ist doch ne tolle abwechslungsreiche<br />
Arbeit.“<br />
„Na, da chibt es abba auch anderes.“<br />
„Jau, abba es muss ihr ja Spass machen. Dat is doch dat<br />
Wichtigste. Haste die denn noch nich chesehen, wenn se<br />
de Kühe fürs Melken reinholen muss? Dat musste dir ma<br />
angucken: die laufen alle in Reih und Glied hinter se her,<br />
de janze Herde!“<br />
„Haste Töne! Ne, ich hab dat noch nich selber chesehen,<br />
abba der Otto hat mir dat schon erzählt. Der hat auch im<br />
Stall ne Besichtigung jemacht oder so wat. Dein Friedel<br />
war doch auch dabei!“<br />
„Ja chenau, da kannste gucken chehen, ob es den Rindviechern<br />
auch chut chet.“<br />
„Wieso dat denn?“<br />
„Dat is chut fürs Image, weißte. De Leute können sich<br />
informieren und gucken chehen, wie es den Tieren chet,<br />
wat se so futtern und so nen Gedöns.“<br />
„Ich chlaube es ja nich! Fehlt nur noch, dat se den Tieren<br />
Namen cheben.“<br />
„Ne Fine, ich hab chehört, die ham alle nur Nummern.“<br />
„Die kann man sich aber sicha dann nich merken.“<br />
„Doch, der Friedel hat jesacht, die können dat. So ein<br />
paar Nummern hat er sich auch schon jemerkt.“<br />
„Wozu dat denn?“<br />
„Einfach, weil et Spass macht, denke ich. Und weil er<br />
dann mit dem Otto da besser drübba schwatern kann. Is<br />
ja auch ejal. Wichtig is doch, dat er nich verjisst, dat er zu<br />
Hause die Nummer zwei is.“<br />
„Wieso die zwei?“<br />
„Na, weil ich die eins bin. Ich doch wohl klar, woll?“ ■<br />
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Einkochen mit „Moma“ Trudi<br />
Ernten, Lernen, altes Wissen und neue Impulse<br />
Ellen Sonnenborn<br />
S. Droste<br />
E<br />
ingemachte Bohnen, Möhren und Rote Beete<br />
rechts, Marmelade, Gelee und Sirup geradeaus,<br />
Salat in der Tiefkühltruhe und Likör und Essig im<br />
Keller nebenan. Gläser voller Gemüse, Obst und Beeren<br />
säumen die Regale in Trudi Sommers<br />
Keller. Ein Keller wie aus meiner<br />
Kindheit, in der meine Oma<br />
Erna im Sommer auf der<br />
Gartenbank saß, die<br />
Straße und die Nachbarn<br />
fest im Griff,<br />
eine Schüssel auf<br />
dem Schoß, die<br />
zweite neben<br />
sich auf der<br />
Bank und mit<br />
dem Hümmelken*<br />
Bohnen<br />
Trudi Sommer beim<br />
Bohnenschnibbeln geschnibbelt<br />
hat.<br />
Das war auch die Zeit, in der auf den Dörfern fast jeder<br />
einen kleinen Nutz- oder auch großen Bauerngarten<br />
am Haus hatte und es selbstverständlich war, das frisch<br />
geerntete Gemüse und Obst einzuwecken. Heute sind diese<br />
Gärten - und damit auch das Einkochen - fast verschwunden.<br />
Mitten in <strong>Meschede</strong> gibt es jedoch noch einen solchen<br />
Garten. Er wird seit 33 Jahren von Trudi Sommer gehegt<br />
und gepflegt, die Erträge daraus werden vorrätig angelegt<br />
und klassisch haltbar gemacht.<br />
Vom Strauch in den Mund<br />
„Als unsere Kinder noch klein waren, war es mir wichtig,<br />
dass sie lernen, wo was wächst“, erzählt die 67-Jährige.<br />
Inzwischen wuseln ihre Enkelkinder mit ihr durch den<br />
Garten, helfen beim Pflücken und lernen, ebenso wie ihre<br />
Eltern, von „Moma Trudi“ wie etwa Bohnen aussehen,<br />
wie sie wachsen und wie man sie verarbeitet. „Wenn ich<br />
möchte, dass sie etwas Bestimmtes probieren, sage ich<br />
immer ’Das haben wir doch im Garten’. Dann essen sie es
ihn einfach ein. Das müssen sie mal<br />
probieren. Den kann man dann herrlich<br />
zu erfrischenden Smoothies verarbeiten“,<br />
sprudelt es aus der ehemaligen<br />
Schulsekretärin heraus. Trudi Sommer<br />
ist in ihrem Garten ganz in ihrem<br />
Element. Klein, bunt, abwechslungsreich,<br />
bienenfreundlich und ergiebig<br />
ist er. Ein Garten, der die Bezeichnung<br />
„Nutzgarten“ wirklich verdient hat.<br />
auch“, erzählt sie weiter. Und hier gibt<br />
es u. a. Broccoli, Möhren, Bohnen,<br />
Fenchel und Rote Beete. Auch die<br />
Auswahl zum Naschen in „Moma“<br />
Trudis Garten ist groß. Johannes- und<br />
Stachelbeeren landen nicht selten<br />
direkt vom Strauch in den Mündern<br />
der Kinder.<br />
Die Enkelkinder von Trudi Sommer:<br />
Louise (7) Victor (6), Lars (3), Merlin (2)<br />
Smoothies aus<br />
tiefgekühltem Salat<br />
Zwischen den Nutzpflanzen in Trudis<br />
Garten sprießen überall bunte Blumen.<br />
„Von den Ringelblumen wollte<br />
ich dieses Jahr Salbe herstellen. Und<br />
wenn ich zu viel Salat habe, friere ich<br />
Klassisch Einkochen, alte<br />
Rezepte, Thermomix und Internet<br />
Die Verarbeitungspalette der eigenen<br />
Gartenprodukte hat sich in den letzten<br />
Jahrzehnten bei der Familie Sommer<br />
deutlich erweitert. Natürlich wird<br />
auch hier noch klassisch eingekocht.<br />
Im Einkochautomaten, mit Wasser,<br />
bei hoher Temperatur und mit viel<br />
Zeit. „Dieses Jahr haben wir schon<br />
mindestens 20 Gläser Buschbohnen<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 7
eingekocht“, berichtet Trudi. Darüber hinaus recherchiert<br />
Trudi aber auch im Internet nach interessanten Rezept ideen<br />
zum Haltbarmachen ihrer Ernte und nutzt den Thermomix<br />
für Gelees und Marmeladen. „Ich habe auch eine<br />
alte Rezeptsammlung. Denn meine Tochter hat sich vor<br />
einiger Zeit ein Rezeptbuch mit Lieblingsrezepten aus ihrer<br />
Kindheit gewünscht. Das habe ich dann für alle drei Kinder<br />
angefertigt“, berichtet Trudi Sommer.<br />
Die Technik des Haltbarmachens von Früchten und<br />
Gemüsen hält Trudi Sommer präsent. Bleibt zu hoffen, dass<br />
ihre Enkelkinder diese Tradition fortführen. ■<br />
Trudi Sommer pflegt ihren<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 9
Perspektive<br />
Zwischen Beringhausen und<br />
Heggen in Richtung Heggen.<br />
S. Droste<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 11
Vom Kötterhaus<br />
zum Heimatmuseum<br />
Die wechselvolle Geschichte der Gevelinghauser Mühle<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
H<br />
interm Schloss in Gevelinghausen versteckt<br />
sich ein ganz besonderes Schätzchen: die Alte<br />
Mühle. Dabei handelt es sich streng genommen<br />
lediglich um das 1717 errichtete Kötterhaus,<br />
in dem die Müllerfamilien wohnten. Die eigentliche<br />
Mühle sowie das Backhaus brannten 1824 nieder. Nur<br />
das Mühlrad ist erhalten geblieben.<br />
Ein bewegtes Leben<br />
Überhaupt hat die Alte Mühle schon so einiges mitgemacht.<br />
Die erste urkundliche Erwähnung 1562 legt<br />
nahe, dass sie damals widerrechtlich im Rittergut Gevelinghausen<br />
errichtet wurde. Seit damals überstand das<br />
Mühlenanwesen zahlreiche Brände und hatte diverse<br />
Verwendungszwecke. Bis zu 13 Personen lebten in dem<br />
Kötterhaus, zeitweise diente es als Kinderheim. 1971<br />
baute es der Rennfahrer Karl-Josef von Wendt zum<br />
Motorsport-Clubhaus um.<br />
Und dann war die Alte Mühle auch noch „transloziert“,<br />
also abgebaut und andernorts wiederaufgebaut worden.<br />
„Früher stand die Mühle zwischen Gevelinghausen und<br />
Ostwig, direkt an der Straße“, erzählt Bernhard Vorderwülbecke.<br />
Zu hohe Denkmalschutzauflagen verhinderten<br />
dann einen Umzug auf die Elpe-Wiese. Schließlich<br />
erklärte sich der Besitzer, Fabrikant Heinz Kettler,<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
1998 dazu bereit, die Kosten für die Translozierung zu<br />
übernehmen, das Kötterhaus fand sein neues Zuhause<br />
hinter dem Schloss. Dort konnte das Gebäude dann auch<br />
an das Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen werden.<br />
Hinterm Schloss, unter der Apfelallee<br />
Heute dient die „Alte Mühle“ als Bürogebäude der Verwaltungsberufsgenossenschaft,<br />
die das Schloss Gevelinghausen<br />
als zentrale Ausbildungsstätte nutzt. Unterm Dach<br />
der Alten Mühle befinden sich zwei Dozentenappartements,<br />
ganz unten Büros. Die mittlere Etage stellt die<br />
VGB dem Heimatverein zur Verfügung. „Wir haben hier<br />
im Heimatverein unzählige Stücke“, erzählt Ortsheimatpfleger<br />
und Vorsitzender des Heimatvereines Bernhard<br />
Vorderwülbecke. Noch immer bringen ihm Menschen<br />
aus Gevelinghausen und Umgebung alte Fotos oder andere<br />
Zeugnisse vergangener Tage. „Eigentlich bräuchten<br />
wir doppelt so viel Raum.“<br />
Bekannte Familien,<br />
bekannte Persönlichkeiten<br />
Ortsvorsteher Bernhard Vorderwülbecke<br />
Schröder, Vorderwülbecke, Hennecke, Kühlmann,<br />
Stratmann, Rath, Becker, Ramspott,<br />
Pankoke, Metten und viele mehr: Zahlreiche<br />
Gevelinghauser Familien sind im Heimatmuseum<br />
vertreten und so mancher Besucher<br />
entdeckt seine Vorfahren auf den alten Fotos<br />
wieder. Gebrauchsgegenstände und auch das<br />
ein oder andere Kleidungsstück erzählen von<br />
der wechselvollen Geschichte der Region.<br />
„Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die von<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 13
Die Mühle an ihrem alten Standort zwischen<br />
Gevelinghausen und Ostwig (privat)<br />
Karl von Wendt“, so der Malermeister im Ruhestand.<br />
Karl-Josef Freiherr von Wendt übernahm 1961 den Besitz<br />
seines Vaters, Carl Freiherr von Wendt-Papenhausen,<br />
der im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Nachdem Karl<br />
von Wendt all sein Geld in zahlreiche Unternehmungen<br />
- darunter die Gründung Fort Funs – gesteckt und<br />
später verloren hatte, verkaufte er sämtliche Ländereien in<br />
Gevelinghausen an Heinz Kettler.<br />
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Auch Kardinal Clemens August hat es dem<br />
Heimatvereinsvorsitzenden angetan. „Kardinal Clemens<br />
lebte von 1878 bis 1946 und entstammte einem alten<br />
westfälischen Uradelsgeschlecht; er war Graf von Galen“,<br />
weiß Bernhard Vorderwühlecke. Dessen Schwester, Gräfin<br />
Agnes von Galen, heiratete wiederum 1901 Conrad<br />
Freiherr von Wendt, der ebenso wie der Rennfahrer<br />
Karl-Josef von Wendt zur Steinheimer Linie des Adelsgeschlechtes<br />
derer von Wendt gehörte. „Kardinal Clemens<br />
hat in Gevelinghausen 31 Mal Urlaub gemacht“, berichtet<br />
der Ortsheimatpfleger. Bekanntheit erlangte der<br />
Kirchenmann vor allem dadurch, dass er sich öffentlich<br />
gegen Nazi-Ideologien stellte. 2005 wurde er von Papst<br />
Benedikt XVI. seliggesprochen.<br />
Heimatmuseum sucht neue Bleibe<br />
Wer mehr über diese schillernden Persönlichkeiten, die<br />
„Gevelinghauser Urne“ und weitere Heimatgeschichten<br />
in der Alten Mühle erfahren möchte, sollte sich sputen:<br />
Zum Jahresende läuft der Mietvertrag zwischen der VBG<br />
und Heinz Kettler aus. Somit sucht auch das Heimatmuseum<br />
nun eine neue Bleibe. „Wir hoffen, dass wir die<br />
Ausstellung im Schloss unterbringen können“, so Bernhard<br />
Vorderwülbecke. ■<br />
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14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
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Aus der Geschichte des Carl-Mosterts-Hauses in Velmede<br />
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Das Carl-Mosters-Haus heute<br />
B<br />
undesstraße 110 in Velmede. Hier befindet sich seit 1969 die Firma der Familie Hegener. In den mehr als 40<br />
Jahren zuvor hatte das „Carl-Mosters-Haus“ recht unterschiedliche Bestimmungen. Hier wurde Theater gespielt,<br />
Sport betrieben und auch das Tanzbein geschwungen, der Reichsarbeitsdienst benutzte es, bevor die britischen<br />
Streitkräfte einzogen und später evangelische Gottesdienste hier stattfanden.<br />
Das Carl-Mosters-Haus früher<br />
1926 gründete sich in Velmede-<strong>Bestwig</strong> der Katholische Jungmännerverein.<br />
Ziel der jungen Herren war es, sich zu treffen,<br />
gemeinsam über ihren Glauben zu sprechen, Sport zu treiben<br />
und auch die dafür nötigen Gerätschaften anzuschaffen. Die<br />
Männer, zwischen 18 und 24 Jahren alt, steckten voller Tatendrang.<br />
„Damals fehlte in Velmede so etwas wie ein Kulturzentrum“,<br />
weiß Heimathistoriker Wolfgang Rinschen. „Also<br />
bauten sie 1927 das Haus an der Bundesstraße.“ Dabei hieß<br />
es klotzen, nicht kleckern: Alle 18 Zimmer - darunter Schlafräume<br />
mit 20 Betten, eine Kegelbahn und ein großer Festsaal<br />
- erhielten eine Warmwasserleitung. Außerdem wurde eine<br />
für damalige Zeiten hochmoderne Zentralheizung eingebaut.<br />
„Der Verein hoffte, jedes Wochenende Besucher aus der Diözese<br />
Paderborn empfangen zu können“, berichtet Rinschen.<br />
In den Jahren 1928-1936 fanden Theateraufführungen der<br />
Velmeder Laienspielschar und anderer Bühnen aus der Umgebung<br />
im „Großen Saal“ statt. Das Haus war Treffpunkt und<br />
Trainingsort für die Turn- und Fußballriege der DJK Velmede.<br />
Und hier fand auch am 30.01.1932 die außerordentliche<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Generalversammlung statt, bei der der<br />
Zusammenschluss der Schützenbruderschaft<br />
Velmede und des Schützenvereins<br />
<strong>Bestwig</strong> beschlossen wurde.<br />
Doch weder Mieteinnahmen noch die<br />
Einnahmen durch diverse Veranstaltungen<br />
reichten aus, um das Haus aus<br />
der finanziellen Krise zu bekommen.<br />
Denn der Verein war von Beginn an<br />
mit dem Bau finanziell überlastet,<br />
bei Bauende lag die Schuldenlast<br />
bereits bei 100.000 Reichsmark*.<br />
Die heimischen Handwerksunternehmen<br />
Vogel und Rickes (Maurerarbeiten),<br />
Franz Stratmann (Installationsarbeiten),<br />
Johannes Dunsche,<br />
(Zimmereiarbeiten), Josef Sauerwald<br />
(Schreinerarbeiten) und Lorenz Fliege<br />
(Dachdeckerarbeiten) waren dem edlen<br />
Zweck zuliebe in Vorleistung getreten.<br />
Da der Verein nicht alle Rechnungen<br />
bezahlen konnte, brachte das viele der<br />
Unternehmen in Schwierigkeiten. So<br />
auch die Zimmerei Dunsche. „Da, wo<br />
jetzt die Eisdiele steht, war früher die<br />
Zimmerei“, erzählt Wolfgang Rinschen.<br />
„Nachdem die pleitegegangen<br />
waren, richtete sich der Jungmännerverein<br />
dort einen Fußballplatz ein. Das<br />
war natürlich praktisch, dann konnten<br />
sie im Carl-Mosterts-Haus gleich nach<br />
dem Spiel duschen gehen. Und das war<br />
auch bitter nötig.“ Er lacht. „Das war<br />
nämlich ein schwarzer Ascheplatz“.<br />
Carl Moster<br />
Wer war der Mann, der als Namenspatron<br />
des Hauses gewählt wurde?<br />
Carl Mosterts wurde 1874 in Goch<br />
am Niederrhein geboren. Er studierte<br />
Katholische Theologie und wurde<br />
1900 in Köln zum Priester geweiht.<br />
Mosterts erfreute sich vor allem bei der<br />
Jugend zunehmender Beliebtheit. 1913<br />
wurde er erster Generalsekretär des<br />
„Verband der katholischer Jugend- und<br />
Jungmännervereine Deutschlands“.<br />
Unter Mosterts Leitung umfasste der<br />
Verband schließlich 4.400 Vereine mit<br />
400.000 Mitgliedern. Zahlreiche Zeitschriften<br />
brachte er heraus und regte<br />
die Gründung verschiedener anderer<br />
Verbände für die Jugend an. Früh hatte<br />
Mosters erkannt, wie wichtig gemeinsamer<br />
Sport für junge Menschen ist.<br />
Die Gründung des „Deutsche Jugendkraft,<br />
Reichsverband für Leibesübungen<br />
in katholischen Vereinen“ (DJK)<br />
geht ebenfalls auf ihn zurück. Papst<br />
Benedikt XV. ernannte Mosterts als<br />
Zeichens seines Dankes für dessen<br />
außergewöhnliches Engagement 1920<br />
zum Päpstlichen Geheim kämmerer.<br />
Als solcher wurde Mosterts Teil des<br />
päpstlichen Hofstaats. Carl Mosterts<br />
starb früh: Mit nur 52 Jahren erlag er<br />
1926 während eines Erholungsurlaubes<br />
in der Schweiz einer Herzschwäche.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 17
Das Ende einer Kulturstätte<br />
1933 verlor der Jungmännerverein seine Wirtschaftskonzession<br />
und somit seine größte Einnahmequelle. Die Regierung übernahm<br />
1933 Haus, Grundstück und Schulden des Vereins und<br />
funktionierte das Carl-Mosters-Haus zum Standortlager für<br />
den Reichsarbeitsdienst** (RAD) um. Im Haus selbst wurde<br />
die Verwaltung eingerichtet; die 216 Reichsdienstleistenden<br />
wurden in sechs Baracken untergebracht. Damit war der Verein<br />
zwar seine Schulden los, doch das Carl-Mosterts-Haus war als<br />
Kulturzentrum und Jugendbegegnungsstätte verloren.<br />
1945 wurde das Haus durch die britischen Streitkräfte<br />
beschlagnahmt und diente als Unterkunft für ehemalige<br />
Zwangsarbeiter. In den Jahren 1947-1948 wurde es durch die<br />
erhältst du ein zweites Produkt gratis*.<br />
britische Dienstgruppe „Holzeinschlag“ erhältst du ein belegt. zweites Produkt Der große gratis*. Saal<br />
wurde für Konzert- und Varietéveranstaltungen vermietet.<br />
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1948 wurde das Haus an die Gemeinde SO EINFACH Velmede IST DAS: zurückgegeben.<br />
Die evangelische Kirche wurde KAUFEN* EINS im Haus untergebracht,<br />
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die Baracken dienten als Wohnungen für Zwangsverschleppte<br />
und Flüchtlinge. 1950 zog die Wollspinnerei Koal in das Haus,<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
bis es 1969 von der Familie Hegener 18V-AKKU-GERÄT 1. aufgekauft WEBSITE wurde. 2.<br />
3.<br />
„Ursprünglich hießen wir ‚Ankerwicklerei‘“, erzählt Simone<br />
Hegener, die jetzige Geschäftsführerin. Doch das hatte oft zur<br />
Verwirrung geführt: Statt um Schiffsanker geht es hier nämlich<br />
um die Spulen großer Elektromotoren. So stehen heute schwere<br />
Motorenteile dort, wo früher verliebte Paare bei Tanzabenden<br />
über den Boden wirbelten. „Ein Angestellter erzählte mir mal,<br />
... und Spaß, wie man sieht.<br />
wie das damals<br />
war“, erzählt Simone<br />
Hegener. „Die<br />
Tanzkarte kostete 10<br />
Pfennig. Draußen<br />
standen die ärmeren<br />
Leute und warteten,<br />
bis einer rauskam<br />
und keine Lust mehr<br />
hatte. Dem kauften<br />
sie die Tanzkarte<br />
dann zu 5 Pfennigen<br />
ab.“<br />
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Die katholischen “Jungmänner” liebten Kultur,<br />
aber auch Sport...<br />
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Heimatforscher Wolfgang Rinschen und Simone<br />
Hegener im früheren “Großen Saal”<br />
*Anm. Lt. Homepage der Deutschen Bundesbank (Stand<br />
<strong>2020</strong>) Weitere Informationen entsprach unter: die Kaufkraft einer Reichsmark (1927) etwa<br />
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**Der Reichsarbeitsdienst wurde 1935 gegründet. Bis zum<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges wurden dazu junge Menschen<br />
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0<br />
01 601<br />
601 600<br />
9H1<br />
9H1 A00<br />
071<br />
071 J61<br />
GSB<br />
GSB 0 601<br />
18V-21<br />
18V-21 4A1 100<br />
GDR<br />
GDR<br />
18V-160<br />
18V-160 0 601 9C6 200<br />
0 601<br />
0 601<br />
6A2<br />
6A2<br />
200<br />
200 1 600<br />
0 601<br />
A00 0 601<br />
9J7<br />
51M<br />
001<br />
9J7 001<br />
GSS<br />
GSS<br />
18V-10<br />
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9H1<br />
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176<br />
176<br />
0 601<br />
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9G5<br />
9G5<br />
106<br />
106<br />
0 601<br />
0<br />
9D0<br />
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<strong>2020</strong><br />
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18V-160 0 601 6A2 200Akku-Schwing-<br />
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<strong>WOLL</strong> – mit Herz und Hand von<br />
Landwirtschaft mit Herz und Leidenschaft Seite 20<br />
Traumberuf Landwirtin Seite 24<br />
Wissenswertes Gegacker Seite 26<br />
Von Färsen, Fressern und Muchsen Seite 27<br />
Regionale Landwirte im Fokus Seite 29<br />
„Die Kuh genießt den Roboter!“ Seite 30<br />
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist … Seite 34<br />
Feldfrisch und nestwarm Seite 36<br />
„Leben auf dem Land ist Luxus“ Seite 38<br />
Wenn schon Fleisch, dann richtig! Seite 41<br />
Hier haben Ziegen nichts zu meckern Seite 45<br />
Vom Schlappohr-Schwein zur Mutterkuh Seite 47<br />
Junge Landfrauen für das Sauerland Seite 48<br />
Vom Wursten und Schlachten Seite 51<br />
Wir machen FleischEssLust! Seite 52<br />
Gärtnern am Küppel Seite 54<br />
Eversberger Landmilch Seite 56<br />
Ackerhelden in Arnsberg-Ainkhausen Seite 58<br />
Eine Reise, die niemals endet Seite 61<br />
<strong>Meschede</strong>r Minischafe am Abhang Seite 64<br />
Die Sauerländer Potthucke Seite 66<br />
Energie aus Bioabfall Seite 67<br />
Der Puten-Pionier aus dem Sauerland Seite 70<br />
Das landwirtschaftliche Museum Seite 73<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 19
Landwirtschaft mit<br />
Herz und Leidenschaft<br />
Heimische Landwirtschaft<br />
hat der Gesellschaft eine<br />
Menge zu bieten –<br />
Klimaschutz und Digi -<br />
talisierung bedeutende<br />
Zukunftsfelder<br />
Paul Senske<br />
Jürgen Eckert<br />
Bauern aus voller Überzeugung: Josef Schreiber (l.) und Josef Lehmenkühler.<br />
I<br />
hre Plädoyers kommen aus vollem Herzen: „Landwirt<br />
ist der schönste Beruf der Welt“, sagt Josef Schreiber.<br />
„Landwirtschaft ist Leidenschaft.“ Für Josef<br />
Lehmenkühler steht fest: „Wir arbeiten mit Lebewesen und<br />
nicht mit totem Material.“ Schreiber und Lehmenkühler<br />
erleben es hautnah, dass die Landwirte mit Struktur- und<br />
Klimawandel, Reglementierungen und Vorurteilen zu<br />
kämpfen und an „Wertschätzung in der Gesellschaft verloren<br />
haben“ - auch wenn sich das Image in der letzten Zeit<br />
verbessert hat. Die Landwirtschaft, so die beiden Bauern,<br />
ist „systemrelevant“ und hat der Gesellschaft eine Menge<br />
zu bieten, vor allem hochwertige Lebensmittel. Im Klimaschutz<br />
und bei der Digitalisierung soll sie künftig eine<br />
„Riesen-Rolle“ spielen.<br />
Schreiber und Lehmenkühler wissen, worüber sie reden.<br />
Schreiber ist seit zwölf Jahren Vorsitzender des Landwirtschaftlichen<br />
Kreisverbandes Hochsauerland, Lehmenkühler<br />
seit sechs Jahren Chef des Kreisverbandes Soest. Im HSK gibt<br />
es rund 1.300 landwirtschaftliche Betriebe, 70 Prozent sind<br />
Nebenerwerbs-Betriebe. Im Kreis Soest mit den fruchtbaren<br />
Hellwegböden sind es ca. 1.700 Betriebe (davon 30 Prozent im<br />
Nebenerwerb).<br />
Schreiber und Lehmenkühler sind Bauern aus Leidenschaft.<br />
Schreibers Hof in Medebach besteht in der fünften Generation.<br />
Es ist ein Betrieb mit 100 Hektar und 130 Kühen mit<br />
Jungtieren, gleichzeitig ein Ferienhof, auf dem Feriengäste<br />
beim Melken helfen können. Seit März hat Schreiber als Direktvermarkter<br />
von Milch mit eigener Pasteurisierungsanlage<br />
„ein weiteres Standbein“. Lehmenkühler - der Betrieb in Geseke<br />
entstand einer Vollfusion zweier Höfe zur Lehmenkühler<br />
Rotgeri GbR - ist ebenso „vielfältig unterwegs“: Schweinezucht<br />
mit 230 Sauen und 1500 Mastschweinen, Ackerbau, Kartoffelproduktion<br />
und Möhrenanbau sowie Energieerzeugung mit<br />
einer Biogasanlage. „Auf dem Hof ist immer Leben. Schon als<br />
Junge hat mir die Erntezeit am besten gefallen“, sagt Lehmenkühler.<br />
„Alle standen unter Volldampf.“<br />
Schreiber und Lehmenkühler gehören einem Berufsstand an,<br />
dessen Image gelitten hat. Der einen Strukturwandel zu bewältigen<br />
und der angesichts immer neuer Vorschriften schwer<br />
zu kämpfen hat. „Wir haben in den vergangenen Jahren an<br />
Achtung verloren“, meint Lehmenkühler. Stichworte: Ökologie,<br />
Umweltbelastung, Tierwohl - Die Bauern als „Sündenböcke“?<br />
Schreiber sieht eine Chance, dass sich angesichts der<br />
Corona-Pandemie das Image der Landwirte verbessern kann:<br />
„Wir ernähren die Menschen. Unsere regionalen Produkte sind<br />
hochwertig und preiswert. Was passiert, wenn ein Engpass an<br />
Lebensmittel kommt? Das Horten von Toilettenpapier war<br />
symptomatisch. Vielleicht bietet Corona einen Denkanstoß,<br />
was die Landwirtschaft eigentlich bietet. Sie ist systemrele-<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
vant.“ Eine Imageverbesserung wird bei jüngeren Umfragen<br />
deutlich: Die Landwirte rücken im Hinblick auf die gesellschaftliche<br />
Relevanz auf Platz zwei hinter den Ärzten vor.<br />
Was beispielsweise die Lebensmittelproduktion und angemessene<br />
Preise betrifft, so beklagt Lehmenkühler die wachsende<br />
Anzahl von Vorschriften, die verhindern, dass eine Reihe<br />
von Lebensmitteln nicht mehr regional bzw. in Deutschland<br />
produziert wird und aus dem Ausland kommt. Lehmenkühler<br />
verdeutlicht das an einem (kleinen) Beispiel. „Vor Jahren<br />
hatten wir eine große Mäuseplage auf unseren Feldern. Die<br />
Mäuse knabberten die Möhren an. Wir durften aber kein<br />
Mäusegift verwenden. Die Gefahr für Feldhamster oder Greifvögel<br />
sich zu vergiften, sei zu hoch, hieß es. Wir mussten die<br />
Möhren vernichten.“<br />
Schreiber und Lehmenkühler sind fest davon überzeugt, dass<br />
es trotz aller Probleme ein Nebeneinander von Landwirtschaft<br />
mit steigender Nachfrage nach Lebensmitteln und Naturbzw.<br />
Umweltschutz möglich ist und beide Seiten davon auch<br />
profitieren können. „Wir wollen die Kulturlandschaft, die wir<br />
durch Ackerbau und Beweidung geschaffen, erhalten“, erklärt<br />
Schreiber. „Wir vernichten keine Umwelt. Die Biodiversität<br />
ist ein hohes Gut.“ Lehmenkühler verweist dabei auf die<br />
Möglichkeit, bei intensiver Flächennutzung als Ausgleich<br />
Blühwiesen u. a. als Nahrungsquellen für Bienen und Insekten<br />
einzurichten. Blühflächen sind Ackerflächen, die mit artenreichen<br />
Mischungen von Blütenpflanzen eingesät werden. „Wir<br />
bewirtschaften 200 Hektar, 15 davon sind für Blühwiesen vorgesehen.<br />
Blühwiesen oder auch Randstreifen werden gefördert.<br />
Wenn sie aber gesetzlich vorgesehen werden, gibt es für die<br />
Landwirte keinen finanziellen Ausgleich mehr.“<br />
Starker Partner der Landwirte im Sauerland!<br />
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Neue Düngeverordnung ist spürbarer Einschnitt<br />
Sorgen bereitet den Landwirten auch die neue Düngeverordnung,<br />
die am 1. Mai <strong>2020</strong> teilweise in Kraft getreten ist und<br />
spürbare Einschnitte für die Praxis mit sich bringt. Übermäßiger<br />
Einsatz von Gülle und stickstoffhaltigem Dünger gilt<br />
als eine Ursache für die Nitratbelastung im Grundwasser. Die<br />
Verordnung sieht u. a. neue Dokumentationspflichten und<br />
schärfere Abstandsregelungen zu Gewässern vor. Für nitratbelastete<br />
(„rote“) Gebiete gilt ab Januar 2021 ein Verbot der<br />
Düngung von Zwischenfrüchten ohne Futternutzung und die<br />
Reduzierung der maximal zulässigen Stickstoffdüngung um<br />
20 Prozent. „Ich habe gelernt, dass man so viel zu düngt, wie<br />
man dem Boden im Jahr an Nährstoffen entzogen hat“, meint<br />
Informationen zur<br />
heutigen Landwirtschaft<br />
Josera. Landhandel Babilon<br />
Josef Babilon<br />
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Deutschland<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 21
Schreiber. „Die Politik hat die Problematik falsch bewertet.<br />
Im HSK sind wir aber nicht so stark von der Verordnung<br />
betroffen wie andere Regionen.“ Der Kreis Soest, zum großen<br />
Teil auf sogenannten „roten Grundwasserkörpern“, ist davon<br />
deutlich mehr betroffen. „Natürlich wollen wir das Wasser<br />
sauber halten. Die Maßnahmen sind allerdings teilweise nicht<br />
zielführend“, erklärt Lehmenkühler. „Es handelt sich um eine<br />
pauschale Reduzierung der Düngung über eine ganze Region<br />
aufgrund nur weniger, nicht repräsentativer Messstellen. Eine<br />
zielgenaue Regulierung auf den einzelnen Betrieb wäre für den<br />
Wasserschutz weitaus effektiver. Eine für die Kulturpflanze<br />
bedarfsgerechte Düngung ist gleichgerichtet für Wasserschutz<br />
und Lebensmittelqualität das Maß aller Dinge.“<br />
„Unsere Kühe wohnen wie in Fünf-Sterne-Hotels“<br />
(Josef Schreiber)<br />
Beim Thema „Tierwohl“ sind sich beide Landwirte einig,<br />
dass es ihren Tieren gut geht. „Eine Kuh kann nur Milch<br />
geben, wenn sie sich wohl fühlt“, betont Schreiber. „Die neuen<br />
Außenklima-Ställe mit Liegefläche, Fressplatz, Melkroboter,<br />
zudem teilweise Weidehaltung sind wie Fünf-Sterne-Hotels.“<br />
Lehmenkühler sieht die Schweine seines Hofes in „Voll-Pension<br />
mit Rundumbetreuung“. Natürlich seien die heimischen<br />
Landwirte für Verbesserungen, sprich größere Ställe („Tierwohlställe)<br />
offen. Stallumbauten könne es aber nicht zum<br />
Nulltarif geben. „Wir sind dafür offen, alles was gut ist, zu<br />
verbessern. Bau- und Planungsrecht, Auflagen und Bürokratie<br />
machen das aber teilweise unmöglich.“<br />
„Doppelnutzung von Gülle ist eine wichtige Maßnahme“<br />
(Josef Lehmenkühler)<br />
Ein anderes wichtiges Thema ist der Klimawandel, der die<br />
Bauern belastet, zu dem sie aber auch beigetragen haben Die<br />
Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bestehen vorwiegend<br />
aus Methan und Lachgas. Beide bedeutend schädlichen<br />
Klimagase entstehen aus natürlichen Prozessen im Boden,<br />
bei der Verdauung in der Tierhaltung und der Lagerung von<br />
Mist und Gülle. Der Anteil der Landwirtschaft an der Treibhausgasemission<br />
einschließlich des Energieverbrauchs lag<br />
2018 in Deutschland bei acht Prozent. Seit 1990 sind die gesamten<br />
Emissionen der Landwirtschaft aus Methan, Lachgas<br />
und Kohlendioxid um rund 20 Prozent gesunken. Bis 2030<br />
sollen es 30 Prozent sein. Vor allem effizientere Düngung der<br />
Böden und optimiertes Futter haben bisher zur Reduzierung<br />
beigetragen. So wird beispielsweise durch eine Steigerung des<br />
Kraftfutteranteils die Verdaulichkeit erhöht und damit die<br />
Methan-Emissionen der Wiederkäuer (“rülpsende Kühe”)<br />
verringert. Lehmenkühler konkretisiert ein weiteres Beispiel<br />
der Emissions-Reduzierung und plädiert für eine Doppelnutzung<br />
von Gülle: „Der Naturdünger kann in der Biogas-Anlage<br />
energetisch genutzt werden. Beim Abbau wird Methan<br />
entzogen, das aufgefangen wird und einen Motor antreibt,<br />
der Strom und Wärme erzeugt. Danach kann die Gülle auf<br />
den Acker - ohne Methan. Die Doppelnutzung von Gülle ist<br />
eine wichtige Maßnahme.“<br />
Wahrlich ein “Fünf-Sterne-Kuhstall“<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Humusaufbau als bedeutender Klimaschutz<br />
Beim Blick in die Zukunft sehen beide Bauern die Landwirtschaft<br />
in einer „Riesen-Rolle beim aktiven Klimaschutz“<br />
durch den Aufbau von Humus und die damit verbundene<br />
Speicherung von CO2 in den bewirtschafteten Böden. Der<br />
Humus besteht zum großen Teil aus Kohlenstoff, der aus<br />
dem Kohlendioxid der Luft stammt. Je mehr Humus im<br />
Boden gespeichert wird, desto stärker wird die Atmosphäre<br />
vom Treibhausgas CO2 entlastet. „Vor allem durch geeignete<br />
Fruchtfolgen und den Aufbau von Zwischenfrüchten wird<br />
der Humusgehalt im Boden aktiv erhöht“, erklärt Lehmenkühler.<br />
„Die Äcker binden mehr CO2 als Naturschutzgebiete<br />
und Wälder.“ Zudem hat der Humus auch Einfluss auf die<br />
Bodenfruchtbarkeit und die Wasserhalt-Kapazität. Die Landwirtschaft<br />
ist die einzige Branche, die den Humusgehalt im<br />
Boden aktiv auf- und ausbauen und damit funktionsfähig<br />
erhalten kann. Der Boden ist zudem der zweitgrößte CO2-<br />
Speicher nach den Ozeanen.<br />
Digitalisierung bringt Landwirtschaft voran<br />
Ein weiteres großes Zukunftsthema ist die Digitalisierung. In<br />
diesem Bereich sind die Landwirte zum Teil weiter als andere<br />
Wirtschaftsbereiche. Hightech-Landmaschinen, Agrar-Apps,<br />
Robotik wie Melkroboter usw.: Die Digitalisierung ist ein bedeutender<br />
Faktor bei der Ressourcen- und Klimaeffizienz und<br />
beim Tierwohl. Sie bringt die Landwirtschaft voran. Schreiber<br />
und Lehmenkühler sind sicher, dass der Strukturwandel in<br />
der Landwirtschaft in vielen Bereichen weitergehen wird. „Es<br />
werden weniger Landwirte. Ihre Aufgabe wird es weiterhin<br />
sein, die Bevölkerung zu ernähren und ressourcen- und<br />
umweltschonend zu handeln. Den familiengeführten Betrieb<br />
wird es weiterhin geben, eben Landwirtschaft mit Herz und<br />
Leidenschaft.“ ■<br />
Zahlen, Daten, Fakten...<br />
Im Hochsauerlandkreis gibt es 1.300 landwirtschaftliche<br />
Betriebe, die 55.350 Hektar Fläche bewirtschaften. 195<br />
sind Öko-Betriebe, 920 Betriebe halten 67.000 Rinder<br />
(Kälber, Rinder und Bullen). Die Milchviehhalter mit<br />
ihren 24.000 Milchkühen verteilen sich auf 390 Betriebe,<br />
122 Höfe halten 65.000 Schweine. 32,7 Prozent sind<br />
Landwirtschaftsfläche, 55,6 Prozent Waldfläche.<br />
Im Kreis Soest beträgt die Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe ca. 1700. Rund 50 bewirtschaften ökologisch.<br />
1.000 Höfe halten Vieh, darunter 500 Rinder. Rund 450<br />
halten Schweine (inklusive 100 Sauenhalter). Daneben<br />
gibt es 200 geflügelhaltende Betriebe. 150 widmen sich<br />
der Haltung von Schafen und Ziegen, 200 den Pferden.<br />
Der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
(73.000 Hektar) ist Ackerfläche mit 61.000 Hektar.<br />
Davon entfallen 40.000 auf den Getreide-Anbau. 26.332<br />
Hektar entfallen auf den Wald. Etwa 12.000 Hektar sind<br />
Dauergrünland. Insgesamt umfasst der Kreis Soest eine<br />
Fläche von rund 132.700 Hektar.<br />
Josef Schreiber mit Sohn Michael, Schwiegertochter Sabrina und Hund Ben<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 23
Traumberuf Landwirtin<br />
Nora Joch kümmert sich um<br />
Kühe, Milch - und ums Image<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
Acht Uhr morgens in Rösenbeck… rund 100 Milchkühe<br />
machen sich, frisch gemolken und gestärkt,<br />
auf den Weg. Den kennen sie gut, da sie ihn täglich<br />
gehen. Aber keine von ihnen würde eilig vorpreschen,<br />
denn eines ist klar: Es geht immer brav hinter Nora her!<br />
Nora Joch ist eine moderne, junge Frau aus dem Sauerland,<br />
20 Jahre alt. Ihr Beruf ist selten geworden. Sie ist Landwirtin!<br />
„Ich bin zwar keine Bauerntochter, aber zuhause in Wiemeringhausen<br />
war ich immer am liebsten irgendwo auf den Höfen<br />
bei den Tieren“, erzählt sie. So wunderte man sich nicht,<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
als sie verkündete, dass sie nach dem 10. Schuljahr Bäuerin<br />
werden möchte. „Na ja, anfangs hätte sich mein Vater wohl<br />
eine andere Berufskarriere für mich gewünscht, aber meine<br />
Entscheidung stand bereits fest“, erzählt die junge Frau.<br />
Die Ausbildung solide – die Aufgaben umfangreich<br />
Die Grundausbildung dauert in der Landwirtschaft drei Jahre.<br />
Es ist dabei üblich, jährlich den Ausbildungsbetrieb zu wechseln,<br />
um möglichst viele verschiedene Tätigkeiten kennenzulernen.<br />
„Das gesamte Spektrum von Ackerbau bis Tierzucht<br />
kann halt oft nicht nur auf einem einzigen Hof vermittelt<br />
werden“, weiß sie. Und so landete sie dann irgendwann beim<br />
Rösenbecker Biohof Schmidt, um dort alle Aufgaben rund um<br />
die Milcherzeugung und Rinderaufzucht zu erlernen.<br />
Fans für Nora<br />
Üblicherweise zieht der Azubi für diese Zeit auf den jeweiligen<br />
Bauernhof. „Der Tag geht bei uns schließlich früh mit Stallarbeit<br />
los und zieht sich bis in den Abend“, erklärt sie. „Ab<br />
sechs Uhr herrscht Hochbetrieb an der Melkanlage. Das Vieh<br />
bekommt sein Futter und die Boxen müssen gesäubert werden,<br />
bevor es dann - sehr zur Freude der Tiere - endlich raus zur<br />
Weide geht.“ Sie wissen schon, liebe Leser: Nora voran und<br />
ihre vierbeinigen Fans brav hinterher – damals schon!<br />
Apropos Fans: Einer auf zwei Beinen kam bald hinzu. Jungbauer<br />
Stefan Schmidt erkannte schnell, dass da die Richtige<br />
ins Haus gekommen war. Wir gehen jetzt nicht allzu sehr ins<br />
Detail, aber wer die beiden zusammen sieht, der weiß, dass die<br />
bekannte RTL-Sendung das nicht besser hätte hinbekommen<br />
können. „Stimmt, es passte halt gleich auf Anhieb“, erzählt<br />
Nora, „und auch mit den Schwiegereltern in spe klappt es gut;<br />
ganz wichtig in einem Familienunternehmen“.<br />
Erfahrungen sammeln in der großen,<br />
weiten Welt – und im Sauerland<br />
Nicht leicht gefallen ist dann jedoch der Abschied, als Nora im<br />
ersten Gesellenjahr für sechs Monate nach Neuseeland ging.<br />
„Das war lange geplant, und es ist nie verkehrt, mal etwas<br />
gänzlich anderes kennenzulernen. Aber diese Dimensionen!<br />
Dort zählt man nicht die Rinder, sondern die Herden“, be-
ichtet sie beeindruckt. „Letztlich bin ich froh, wieder hier zu<br />
sein. Wir haben zwar auch keine Vornamen für unsere Tiere,<br />
aber wenn Stefan beim Mittagessen erzählt, dass die Nummer<br />
37 krank ist oder die 94 stur war, dann weiß jeder am Tisch,<br />
wovon er spricht.“<br />
„Ein starrer Bürojob wäre nicht mein Ding“, weiß Nora. „Der<br />
Arbeitstag in der Landwirtschaft ist zwar lang, aber abwechslungsreich.<br />
Und er lässt Freiraum, zwischendurch beispielsweise<br />
mal shoppen zu gehen oder eine Mopedtour zu machen.<br />
Und wenn wir abends feiern möchten, dann treffen wir hier<br />
im Ort oft auf Freunde, die selbst morgens zeitig in den Stall<br />
müssen und unseren Rhythmus kennen. Oder die Schwiegereltern<br />
sind so nett und übernehmen die erste Schicht“, sagt die<br />
Jungbäuerin und schmunzelt.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Nora ist sich sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu<br />
haben, und sie bleibt am Ball. Ab <strong>Herbst</strong> geht’s zum BWLbüffeln<br />
in die <strong>Meschede</strong>r Fachschule für Agrarwirtschaft.<br />
Und ihre Vision für den Hof in 20 Jahren? „Auf alle Fälle<br />
weiterhin ein offener Betrieb und die Sicherung des Tierwohles.<br />
Wir Landwirte kämpfen für ein gutes Image. Also Leute,<br />
kommt gern her und schaut selbst, was wir leisten und wie es<br />
unseren Tieren geht. Wir freuen uns über jeden interessierten<br />
Besucher.“ ■<br />
“Es ist nie verkehrt, mal etwas gänzlich<br />
anderes kennenzulernen.”<br />
Nora Joch über ihre Zeit in Neuseeland<br />
Wissenswertes<br />
Gegacker<br />
Braune Hühner legen braune Eier und weiße Hühner<br />
weiße? Nein, ganz so einfach ist das nicht. Die<br />
Schale des Hühnereies hat rein gar nichts mit der<br />
Farbe des Federkleides zu tun. Ob die Eier braun oder weiß<br />
werden, hängt allein mit der Genetik des Huhnes zusammen.<br />
Und wer nicht abwarten möchte, welche Farbe die<br />
Eier denn nun bekommen werden, der muss einen Blick<br />
hinter die Ohrläppchen der Hennen werfen. Dort befinden<br />
sich die sogenannten Ohrscheiben. Sind diese weiß, werden<br />
auch die Eier weiß. Bei roten Ohrscheiben gibt es braune<br />
Eier. Ausnahmen bestätigen die Regel.<br />
Egal ob braun oder weiß, zerbrechlich sind beide. Das weiß<br />
jeder, dem schon mal ein Ei aus der Hand geglitten ist.<br />
Zack, schon lag es auf dem Boden (Kleiner Tipp: Damit<br />
sich die glibbrige Masse leichter vom Boden entfernen<br />
lässt, einfach Salz darauf streuen.)<br />
Trotz ihrer Zerbrechlichkeit halten Eier so einiges aus.<br />
Bei Punktbelastung sieben, auf die gesamte Oberfläche<br />
verteilt 25 Kilogramm. Das liegt an der Schale aus Calciumcarbonat,<br />
eines sehr festen Materials, an der gebogenen<br />
Schalenform und am Aufbau der Schale, die aus vielen<br />
Stäbchen besteht, die direkt nebeneinander liegen. (c.z.) ■<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Von Färsen, Fressern<br />
und Muchsen<br />
Fachausdrücke für das liebe Vieh<br />
Christel Zidi<br />
Tierväter:<br />
Bei Pferden und Eseln ist das der Hengst, bei Rindern der<br />
Bulle oder Stier, bei Ziegen und Schafen der Bock (auch Widder<br />
bei Schafen). Beim Geflügel sind es Erpel oder Enterich<br />
(Enten), Gänserich oder Ganter (Gänse) und der Hahn bzw.<br />
Gockel. Im Hasenstall hockt der Rammler.<br />
Den Kater nennt man auch Katzer, ein Rüde ist ein männlicher<br />
Hund. Das männliche Schwein nennt man Eber, Hauer<br />
oder Bär – Saubär im Süddeutschen.<br />
Tiermütter:<br />
Die Bezeichnungen für gefiederte Tiermütter sind gan(s)z einfach:<br />
Ente, Gans, Huhn oder Henne. Die Katze ist auch eine<br />
Kätzin, die Hundedame eine Hündin. Bei Eseln und Pferden<br />
steht die Stute für das weibliche Geschlecht. Zibbe wird die<br />
Hasenfrau genannt, ebenso das weibliche Schaf, das man<br />
auch als Au oder Aue bezeichnet. Die weibliche Ziege wird<br />
in manchen Regionen ebenfalls Zibbe genannt, geläufiger ist<br />
aber Geiß oder Zicke. Was eine Sau ist, weiß wohl jedes Kind.<br />
Nämlich das weibliche Schwein. Etwas schwieriger wird es bei<br />
den Rindviechern. Eine Kuh ist eigentlich erst eine Kuh, wenn<br />
sie schon gekalbt hat. Vorher, als geschlechtsreifes Tier, ist sie<br />
eine Färse. Während der Säugezeit ist sie eine Mutterkuh. Ist<br />
das Kalb „abgestillt“ und wird die Kuh weiterhin gemolken,<br />
nennt man sie Milchkuh.<br />
Tierkinder:<br />
Geflügelkinder sind Küken, Gänsekinder nennt man auch<br />
Gänsel oder Gössel. Hasen- und Hundejunge nennt man<br />
Welpen, Katzenjunge Kätzchen oder Katzenjunge. Pferde-<br />
und Eseleltern haben Fohlen. Das Rinderkind nennt man<br />
bis zum Alter von sieben Monaten Kalb, ist es älter (bis zwölf<br />
Monate) bezeichnet man es als Jungrind. Der Fachbegriff für<br />
vier bis zwölf Monate alte Kälber ist Fresser. Netter hören<br />
sich da schon die Bezeichnungen Kitze oder Zicklein an, wie<br />
die jungen Ziegen heißen, und Lämmer bei den Schafen.<br />
Milch- oder Spanferkel, also säugende Schweinekinder, sind<br />
max. sechs Wochen alt und bis zu 25 kg schwer. Das Wort<br />
Span meint nicht den Spieß, auf dem sie später landen, sondern<br />
ist aus dem althochdeutschen Wort spunni abgeleitet,<br />
was Zitze/ Brust bedeutet. Haben die Ferkel ein Gewicht von<br />
25 Kilogramm erreicht, nennt man sie Läufer.<br />
Und zum Schluss noch die<br />
Bezeichnungen für kastrierte Tiere:<br />
Wallach nennt man sie bei Eseln und Pferden, Kapaun beim<br />
Hühnervolk. Bei den Rindern ist es der Ochse. Darf der Bulle<br />
seine Hoden behalten und wird er nur sterilisiert, nennt man<br />
ihn Muchse. Kastriert man einen Schafbock<br />
wird er zum Hammel oder<br />
Schöps. Ein kastriertes<br />
Schwein nennt man Bark,<br />
Borg oder Bork. Alt- oder<br />
Spätschneider sind Eber, die<br />
wenige Wochen vor der Schlachtung<br />
kastriert werden. Und zum<br />
Schluss der Hund. Der bleibt<br />
auch kastriert einfach nur ein<br />
Hund. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 27
Anzeige<br />
Regionale Landwirte im Fokus<br />
Mag doch jeder!<br />
W<br />
o kommt mein Fleisch her? Woher meine<br />
Milch? Und esse ich Gemüse aus der Umgebung?<br />
Viele Menschen können solche Fragen<br />
kaum beantworten. Dabei ist es ihnen gleichzeitig<br />
wichtig, Eier oder Rindersteaks aus der Region kaufen<br />
zu können. Hinzu kommt bei nicht wenigen ein unklares<br />
Bild, wie ein heutiger Bauernhof eigentlich funktioniert.<br />
Genau hier setzt die außergewöhnliche Kampagne „Landwirtschaft<br />
– MAG DOCH JEDER“ an. Sie zeigt Verbrauchern<br />
die Realität der Landwirtschaft und will vor allem in<br />
Dialog treten. Das Ziel: Landwirte sollen mehr Aufmerksamkeit<br />
und Wertschätzung für ihre Arbeit erhalten.<br />
Das Besondere an der Kampagne: Die Landwirte selbst<br />
bewusst dazu entschlossen, für ihre Arbeit einzutreten und<br />
Insgesamt unterstützen derzeit rund 1.000 Landwirte in<br />
Westfalen-Lippe die Kampagne. Im Sauerland sind aktuell<br />
mehr als ein Dutzend Höfe dabei. Einen von ihnen bewirtschaftet<br />
Josef Schreiber aus Medebach. Der 59-Jährige ist<br />
zugleich Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands<br />
Hochsauerland. „Es wird Zeit, dass die Menschen<br />
erkennen, wie wertvoll eine nachhaltige Landwirtschaft in<br />
der eigenen Nachbarschaft ist“, fasst er seine Motivation<br />
zusammen, sein eigenes Geld in „MAG DOCH JEDER“<br />
zu investieren.<br />
und für Produkte aus heimischen Zutaten werben, vom<br />
Burger bis zum Bier. Die nehmen Menschen auf Feldern<br />
und am Straßenrand wahr und werden so immer wieder auf<br />
die Kampagne aufmerksam.<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Willkommen auf dem Hof<br />
Sie möchten zeigen, dass sie nichts zu verstecken haben.<br />
Im Gegenteil: Sie erklären, wie nachhaltig und modern Landwirtschaft<br />
wirklich ist, ob mit oder ohne Tiere, als Direktvermarkter<br />
oder als Bio-Betrieb. Dass die Verbraucher sich ein<br />
realistisches Bild machen, liegt den Landwirten am Herzen.<br />
Das ist echtes Landleben: Die MAG DOCH JEDER-Hofgeschichten<br />
zeigen die Landwirte bei ihrer täglichen Arbeit,<br />
bei der Ernte auf dem Feld, beim Melken der Kühe oder dem<br />
Füttern der Hühner. Als Milchbauer lädt Josef Schreiber die<br />
zeigt ihnen seine Leidenschaft für seinen Beruf. Die hat er<br />
an seinen Sohn weitergegeben. Und auch die Ehefrauen der<br />
Schreibers sind aktiv – denn für die gesamte Familie geht es<br />
um mehr als den Broterwerb. „Wir Bauern können am besten<br />
Auf einen Blick<br />
• „Landwirtschaft – MAG DOCH JEDER“ ist<br />
eine Initiative der Landwirte in Westfalen-Lippe<br />
• Ziel: Mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung<br />
für regionale Landwirtschaft, ein ehrlicher Dialog<br />
rung und Tierhaltung<br />
•<br />
aktuell mit Beiträgen ab 100 Euro pro Jahr<br />
(Weitere sind herzlich willkommen!)<br />
• Gegründet: Spätsommer 2019<br />
• Webshop mit attraktiven MAG DOCH JEDER-<br />
Produkten: shop.magdochjeder.de<br />
magdochjeder.de<br />
unsere Arbeit begeistern“, sagt Schreiber.<br />
Er appelliert an seine Kolleginnen und Kollegen, ebenfalls<br />
bei „MAG DOCH JEDER“ einzusteigen „Jede Bauernfamilie<br />
kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, der breiten<br />
Bevölkerung Landwirtschaft wieder näherzubringen.“ Vom<br />
Strohpylon oder Plakat bis hin zur eigenen Hofgeschichte gebe<br />
es viele verschiedene Möglichkeiten. „Für jeden ist etwas<br />
Die Menschen mitnehmen<br />
Die zentrale Plattform der Kampagne ist die Website<br />
magdochjeder.de. Dort gibt es Hintergrundinformationen<br />
„Jede Bauernfamilie kann einen<br />
kleinen Beitrag dazu leisten,<br />
der breiten Bevölkerung Landwirtschaft<br />
wieder näherzubringen.“<br />
saisonale Gemüse- und Obstsorten sowie praktische Tipps<br />
Durch einen eigenen Webshop hat zudem jeder die Möglichkeit,<br />
zu zeigen, dass er die Landwirtschaft in der Nachbar-<br />
Dort gibt es neben kreativ gestalteten T-Shirts, Pullovern<br />
und Tassen zum Beispiel auch Freizeitutensilien.<br />
Die Arbeit der Initiative trägt Früchte: Nach dem ersten<br />
Kampagnenjahr haben allein die Hofgeschichten-Videos<br />
über 1,3 Millionen Aufrufe erreicht. Mehr als 93.000<br />
Menschen haben die Website geklickt und sich über die<br />
Kampagne sowie deren Inhalte informiert. 7 Millionen<br />
Radiohörer und etliche Tausend Kinobesucher konnten<br />
erreicht werden.<br />
Doch auf den Ergebnissen möchten die Landwirte sich nicht<br />
ausruhen. Sie möchten mehr erreichen. „Die Kampagne<br />
bietet noch so viel Potenzial. Wir können noch mehr<br />
Menschen erreichen und ihnen die tägliche Arbeit auf Höfen<br />
und Feldern näherbringen,“ sagte Dirk Nienhaus, Landwirt<br />
die formell hinter der Kampagne steht. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 29
„Die Kuh genießt den Roboter!“<br />
Hochmoderne Technik auf einem Caller Bauernhof<br />
Markus Weber<br />
Tom Linke & Kirsten Lody<br />
F<br />
ür die beiden Bauern Markus Wegener und Friedrich Blanke aus Calle bei <strong>Meschede</strong> dient ihr Beruf nicht<br />
nur dem Broterwerb. Wenn die beiden über den von ihnen geführten Milchviehbetrieb mit einem Bestand<br />
von über 100 Kühen und über die für die Höfe des umliegenden Sauerlandes durchgeführten (Lohn)-Arbeiten<br />
berichten, merkt man sehr schnell, dass sie ihre Arbeit lieben und leben. Mit vor Staunen offenem Mund erfährt der<br />
Laie, was hochmoderne, digitale Technik auf dem Bauernhof der Gegenwart alles leisten kann.<br />
24 Stunden am Tag kann gemolken werden<br />
Interview im Kuhstall<br />
Die Gespräche mit den beiden Bauern finden selbstverständlich<br />
nicht im Büro, sondern vor Ort, also im Kuhstall, auf dem<br />
Traktor und der Weide statt. Friedrich Blanke ist der Hauptverantwortliche<br />
für die 110 Kühe des Hofes. „Wir standen vor<br />
einigen Jahren vor der Entscheidung, den Melkstand zu erneuern,<br />
da der Melkprozess mit dem alten Stand einfach zu lange<br />
dauerte“, berichtet der Bauer. „Wir haben uns dann statt für<br />
einen neuen Melkstand dafür entschieden, in zwei moderne<br />
Melkroboter zu investieren - und sind heute sehr glücklich mit<br />
unserer Entscheidung“. Die Kühe geben unterschiedlich viel<br />
Milch: In der sogenannten „Hochleistungsgruppe“ befinden<br />
sich die Kühe, die im Durchschnitt 38 bis 40 Liter Milch pro<br />
Tag geben, vereinzelt sogar bis zu 55 Liter.<br />
Wie kann man sich nun einen typischen Tag im Stall vorstellen?<br />
„Der Roboter läuft 24 Stunden am Tag“ so Friedrich Blanke,<br />
„aber unterbrochen werden die Melkprozesse natürlich von<br />
Spül- und Desinfektionsphasen, außerdem bestimmen die Kühe<br />
ja den Rhythmus mit!“ Eine erstaunliche Tatsache, die später<br />
noch erläutert wird. Fehler passieren gelegentlich auch beim<br />
Melkbetrieb per Roboter, aber, so Blanke „der Roboter ruft<br />
mich dann auf dem Handy an!“ Wie geht denn das? Die Kühe<br />
tragen tatsächlich alle - neben ihren Erkennungsmarken im Ohr<br />
- zwei Halsbänder, die mit Sensoren ausgerüstet sind, welche<br />
wiederum die Verbindung zum Melk-Computer herstellen.<br />
Sollte sich nun etwas Außergewöhnliches ereignen - es löst sich<br />
beispielsweise ein Schlauch am Melkarm oder die Reinigung<br />
bzw. die Desinfektion funktioniert nicht ordnungsgemäß - setzt<br />
der Roboter automatisch eine exakte Fehlermeldung ab, die<br />
den Bauern per Handy erreicht. Dieser kann dann entscheiden,<br />
ob der Fehler sofort behoben werden muss, oder die Korrektur<br />
einige Stunden warten kann. „Schon angenehm, diese Genauigkeit.<br />
Gerade, wenn man nachts um drei Uhr angerufen wird“,<br />
berichtet Friedrich Blanke mit leichter Ironie in der Stimme.<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
2017 2015/1187<br />
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Der perfekte Überwachungsgehilfe für Landwirte<br />
Der Melkroboter kann aber noch viel mehr: Die Sensoren<br />
können beispielsweise feststellen, ob die Kuh brünstig ist und<br />
besamt werden muss. Oder ob die Milch über 40 Grad warm<br />
ist (was ein Anzeichen für Fieber sein kann). Die gerade gemolkene<br />
Kuh erhält automatisch - je nach Milchabgabemenge<br />
- sofort einen entsprechenden Kraftfutteranteil, außerdem<br />
werden Eiweiß- und Fettgehalte der Milch gemessen. Auch<br />
das Wiederkauverhalten kann gemessen werden, indem der<br />
Roboter per Sensor die „Auf und Ab-Bewegungen“ des Kiefers<br />
notiert. Wichtig, da das Wiederkäuen Auskunft über die<br />
Qualität des Futters gibt. Schon selbstverständlich erscheint,<br />
dass jede Kuh jeden Tag vom Roboter gewogen wird, so dass<br />
der Landwirt etwa bei außergewöhnlicher Gewichtsabnahme<br />
reagieren kann.<br />
Den Kühen geht es gut!<br />
Auf meine Frage, wie es den Kühen dabei geht, antwortet<br />
Friedrich Blanke voller Überzeugung: „Die Kuh genießt den<br />
Roboter!“ Und er macht dies auch gleich an einem Beispiel<br />
fest: Früher wurden die Kühe meistens zweimal, beispielsweise<br />
morgens um 8.00 Uhr und abends um 18.00 Uhr gemolken.<br />
Wenn sich die Kuh allerdings in einer Hochleistungsphase befindet,<br />
kann es sein, dass sie selbst schon früher, etwa<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 31
Markus Wegener & Friedrich Blanke<br />
mittags, das Bedürfnis hat, gemolken zu werden (sprich: einen<br />
geschwollenen und auch schmerzenden Euter hat). Tatsächlich<br />
werden die Kühe also nicht zum Melken geführt, sondern<br />
sie stehen selbst auf und suchen den Melkautomaten auf - ihr<br />
Instinkt führt sie dorthin!<br />
Gerade bildet sich eine Schlange vor dem Melkroboter, fast ein<br />
bisschen so wie beim „Drive-In“…<br />
Abschließend versichert uns Bauer Blanke authentisch, dass<br />
der Milchvieh-Betrieb nicht ausschließlich auf Gewinnerzielung<br />
ausgerichtet ist: „Wir wollen, dass es unseren Kühen auch<br />
gut dabei geht, und wir sind überzeugt, mit dem Einsatz des<br />
Melkroboters den richtigen Schritt dahin getan zu haben!“<br />
„Arbeitsspur“, welche der Traktor auf den Weiden zurücklegt.<br />
Diese kann gerade, mit Kontur oder kreisförmig angelegt und<br />
eingespeichert werden.<br />
Hört sich nicht nach etwas Besonderem an? Nun, die Spur<br />
wird für jedes Feld, welches der Betrieb in der Umgebung<br />
bearbeitet, im Computer eingespeichert. Dies bedeutet, dass<br />
so passgenau gearbeitet werden kann, dass auch die kleinste<br />
Überlappung, sprich das mehrmalige Befahren des gleichen<br />
Bereichs, vermieden werden kann. Das spart immens - sowohl<br />
Alles ist bis ins Detail digital gesteuert<br />
Wir wechseln nun ins Freie, auf eine der anliegenden, wunderschön<br />
saftig-grünen Weiden, die sich sanft hügelig von allen<br />
Seiten an den kleinen Ort Calle mit seinen Fachwerkhäusern<br />
und der Kirche in der Dorfmitte schmiegen. Hier wartet<br />
schon Markus Wegener, der uns auf den Beifahrersitz des<br />
hochmodernen Traktors, eher eine Multifunktions-Landmaschine,<br />
einlädt. Zwei Bildschirme im Fahrerstand fallen sofort<br />
auf. Einmal ist das der Steuerungs-Computer, das andere Mal<br />
das GPS-Gerät. „Mit der Steuerung kann ich zum Beispiel<br />
die Menge der Gülle steuern, die auf die Weiden ausgebracht<br />
wird. Einmal eingespeichert, wird jeweils die gleiche Menge<br />
ausgebracht, vollkommen unabhängig von der Geschwindigkeit<br />
des Traktors oder der Geländebeschaffenheit.“ so Bauer<br />
Wegener. Das GPS hingegen ist unter anderem zuständig für<br />
die Einstellung der „Arbeitsbreite“ der angehängten Gerätschaften.<br />
Sehr wichtig ist außerdem die genaue Einstellung der<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Zeit, Material (Dünger genauso wie Diesel) und damit auch<br />
Kosten. Zudem, werden auch die unterschiedlichen Arbeitsbreiten<br />
für die angehängten Geräte, sei es das Güllefass, die<br />
Sämaschine oder ein Pflug, nach einmaligem Speichern<br />
wiedererkannt. Markus Wegener: „Die Technik macht einfach<br />
unübertroffen effizientes Arbeiten möglich. Sogar die Materialverschwendung<br />
bei kleinen Spitzen oder Ecken des Feldes<br />
wird vermieden, da dort einfach für kurze Zeit die Maschine<br />
automatisch abgeschaltet wird!“<br />
Markus Wegener und Friedrich Blanke geben, nach der Länge<br />
ihrer Arbeitstage befragt, Folgendes zur Auskunft: „Es geht<br />
morgens gegen 05.30 Uhr los, und jetzt in der Erntezeit, endet<br />
der Tag nicht vor 23.00 oder auch 24.00 Uhr. Nach der Ernte<br />
wird es aber etwas entspannter…“.<br />
Abschließend lässt sich eines feststellen: Die erfolgreiche Führung<br />
eines landwirtschaftlichen Betriebes ist auch heute noch,<br />
bei aller modernen Hilfe, ohne Leidenschaft und sehr großen<br />
persönlichen Einsatz nicht vorstellbar! ■<br />
“Die Technik macht einfach unübertroffen<br />
effizientes Arbeiten möglich.”<br />
- Markus Wegener<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 33
Wenn der Hahn kräht<br />
auf dem Mist …<br />
Von der Gültigkeit alter Bauernregeln<br />
Christel Zidi<br />
Schon seit Jahrtausenden beobachten Menschen das<br />
Wetter. Besonders diejenigen, deren Existenz direkt<br />
davon betroffen ist, also hauptsächlich die in der<br />
Landwirtschaft Beschäftigten. Die Gesetzmäßigkeiten,<br />
die die damaligen Landleute aus der Wetterbeobachtung<br />
ableiteten und durch lange Erfahrungswerte untermauerten,<br />
gaben sie – aufgrund der besseren Merkbarkeit – in<br />
Reimen weiter. So entstanden die „Bauernregeln“.<br />
Allein auf Bauernregeln wird sich heute wohl kein Landwirt<br />
mehr verlassen. Moderne Messgeräte sowie meteorologische<br />
Prognosen nutzen Landwirte, Winzer und Schäfer<br />
in heutiger Zeit. Zusätzlich aber auch immer wieder die<br />
eigenen Erfahrungen.<br />
Doch wie verlässlich sind die Bauerregeln eigentlich?<br />
Zunächst müssen aufgrund der gregorianischen Kalenderreform<br />
(1582) die Lostage* um zehn Tage nach vorn verschoben<br />
werden. Auch sind manche Heiligen-Gedenktage<br />
auf andere Daten verlegt worden. Klimaveränderung und<br />
regionale Unterschiede beeinflussen zusätzlich die Trefferquote.<br />
Gut beraten ist man, wenn man die Regeln als eine<br />
Zeitspanne um den jeweiligen Tag herum ansieht:<br />
Hier einige Wetterregeln für den <strong>Herbst</strong>:<br />
• Tritt Matthäus stürmisch ein, wird’s bis Ostern<br />
Winter sein. (21. September)<br />
• Bringt St. Michel Regen, kannst du gleich den<br />
Pelz anlegen. (29. September)<br />
• Lacht Ursula mit Sonnenschein, wird wenig Schnee<br />
vorm Christfest sein. (21. Oktober)<br />
Auf lange Sicht können Meteorologen das Wetter nicht<br />
genau vorhersagen. Von maximal 14 Tagen geht man aus,<br />
mit täglich abnehmender Wahrscheinlichkeit. Langfristig<br />
kann man sich also besser an Bauernregeln wie diese<br />
halten:<br />
• Wenn im <strong>Herbst</strong> viel Spinnen kriechen, sie einen kalten<br />
Winter riechen.<br />
• Ist der <strong>Herbst</strong> warm und fein, kommt ein scharfer<br />
Winter rein.<br />
Aktuelle Voraussagen sind oft örtlich unterschiedlich:<br />
•Wenn es blitzt von Westen her, deutet´s auf Gewitter<br />
schwer; kommt von Norden her der Blitz, deutet es auf<br />
große Hitz.<br />
Nicht nur die Flora (Bezaubern der Zaunwinde anmutige<br />
Blüten, kann der Hirte im Sonnenschein Schafe hüten), auch<br />
die Fauna behält der Landwirt gut im Auge:<br />
Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange.<br />
Davon, dass Bauern mit einem besonderen Humor gesegnet<br />
sind, belegt diese bekannte und zu 100 % zutreffende Regel:<br />
• Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das<br />
Wetter – oder es bleibt wie es ist.<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Wie beliebt Bauernregeln auch heute noch sind, zeigen<br />
diese launigen Beispiele, bei denen es weniger um das<br />
Wetter als mehr um die Arbeit der Landwirte und<br />
Agronomen geht:<br />
• Kommt der Gockel untern Trecker, gibt es morgen<br />
keinen Wecker!<br />
• Hat der Melker kalte Finger, wird die Kuh<br />
zum Stabhochspringer.<br />
• Kommt die Milch in Würfeln raus, fiel im Stall<br />
die Heizung aus!<br />
Natürlich sind die Bauernregeln nicht so genau wie die<br />
Wettervorhersagen der Meteorologen, unterhaltsamer<br />
sind sie aber auf jeden Fall. ■<br />
Der 100-jährige Kalender<br />
Im 17. Jahrhundert schuf der Abt Mauritius Knauer einen<br />
Kalender, um den damaligen Bauern und Mönchen eine<br />
Möglichkeit zur besseren Wettervorhersage an die Hand zu<br />
geben. Der Kalender beruht auf der Annahme, dass sich das<br />
Wetter alle sieben Jahre wiederholt, auch die Planetenstellung<br />
berücksichtigte er. Hier die Voraussage für den <strong>Herbst</strong><br />
im Mond-Jahr <strong>2020</strong>: „Der <strong>Herbst</strong> beginnt mit feuchtem<br />
Wetter. Die Temperatur ist mittelkalt. Danach wird es so<br />
richtig kalt und das Wetter wird auch feuchter.“<br />
*Lostage sind bestimmte Tage im Bauernjahr, die nach altem Volksglauben<br />
für das Wetter der kommenden Wochen und damit für die Verrichtung<br />
verschiedener landwirtschaftliche Arbeiten, wie Aussaat oder Ernte,<br />
bedeutsam waren. In dem Wort Lostag ist die Bedeutung von „Los“ im<br />
Sinne von „Schicksal“ erhalten.<br />
Dinkel aus <strong>Meschede</strong>-Berge<br />
im Brot der Bäckerei Franzes<br />
Lange Jahre schon liefert Landwirt Georg Babilon die Eier für die Bäckerei Franzes.<br />
Eine Zusammenarbeit, die von Vertrauen geprägt wird. Von den guten Erzeugnissen des<br />
jeweils anderen überzeugt, haben die beiden ihre Zusammenarbeit erweitert.<br />
Gemeinsam bauen sie nun bereits seit drei Jahren das Urgetreide Dinkel an.<br />
Umweltschonender, lokaler – und hochwertiger - geht es kaum.<br />
Die Erzeugung regionaler Lebensmittel unterstützt auch die Erhaltung der lokalen<br />
Infrastruktur und sichert Betriebe und Arbeitsplätze im ländlichen Raum.<br />
Regionale Lebensmittel fördern die nachhaltige Landwirtschaft und tragen so zum<br />
Erhalt der Kulturlandschaft bei. Traditionelle Kenntnisse, wie regional typische Rezepte,<br />
handwerkliche Fähigkeiten werden bewahrt. Heimatliche Identitäten, Rezepte<br />
und das Image von Regionen werden erhalten.<br />
Auf dem Lohnsberg 1<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 35
FELDFRISCH und NESTWARM<br />
Einkaufen in Sauerländer Hofläden<br />
Christel Zidi<br />
Laura Jacobs, WLV<br />
Gehören Sie auch der Generation<br />
an, die als Kind die<br />
Milch vom Bauern holen<br />
musste? War man allein, ging man<br />
recht vorsichtig, um ja nichts zu<br />
verschütten. Mit den Geschwistern<br />
zusammen wurde man aber schon<br />
mal übermütig und schwang die volle<br />
Blechkanne mit kreisenden Armbewegungen<br />
– möglichst ohne etwas zu verschütten.<br />
Einmal nach vorn, einmal<br />
zurück. Immer gelang das natürlich<br />
nicht – dann war einem die Strafpredigt<br />
der Eltern sicher.<br />
Damals wie heute kann man Milch<br />
direkt von den Bauernhöfen beziehen.<br />
Oft kommt die melkfrische Rohmilch<br />
von sogenannten „Milchzapfstellen“<br />
oder „Milchtankstellen“. Selbstbedienung<br />
auf dem Bauernhof - mit<br />
Milch, die anders schmeckt als die<br />
vom Supermarkt. Immer lecker und<br />
mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen.<br />
Gesundheitsbewusste Kunden<br />
Die wenigsten Landwirte beschränken<br />
sich ausschließlich auf die Milchverwertung.<br />
Während ein Teil der Lebensmittel,<br />
der über den Eigenbedarf<br />
hinausgeht, schon seit Jahrhunderten<br />
auf den umliegenden Wochenmärkten<br />
verkauft wird, haben heute viele<br />
Landwirte ihren Hof um ein Geschäft<br />
erweitert. In diesen „Hofläden“ wird<br />
speziell das angeboten, was gerade<br />
Saison hat. Also Salat im Frühling,<br />
Tomaten und Gurken im Sommer,<br />
Kartoffeln und Kürbis im <strong>Herbst</strong><br />
und Kohl im Winter. Dazu kommen<br />
frisch gelegte Eier (“von glücklichen<br />
Hühnern”), Milch direkt aus dem Stall<br />
und leckere Hausmacherwurst aus<br />
eigener Schlachtung. Die Kunden sind<br />
meist Menschen, die sich bewusst und<br />
gesund ernähren möchten. Die wissen<br />
möchten, woher ihre Lebensmittel<br />
stammen. “Artgerechte Haltung und<br />
Tierwohl” hat bei diesen Erzeugern<br />
hohe Priorität. Aber natürlich ist<br />
diese Art der Tierhaltung mit höheren<br />
Ausgaben verbunden. Doch durch die<br />
Direktvermarktung fällt die Handelsspanne<br />
weg und zusätzliche Kosten<br />
können ausgeglichen werden. Dadurch<br />
bleiben letztendlich die angebotenen<br />
Produkte für den Verbraucher<br />
erschwinglich.<br />
Im Gegensatz zu Direktvermarktern,<br />
die oft nur ein einziges oder wenige<br />
Produkte anbieten, gibt es in Hofläden<br />
eine breite Produktplatte zu<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
estaunen. Um diese zu erweitern,<br />
bieten Hofladenbetreiber oft Produkte<br />
von Höfen der Umgebung an. Dazu<br />
können Honig aus eigener Imkerei,<br />
selbstgemachter Käse, Konserviertes<br />
oder auch Schaffelle und Wolle<br />
gehören. Bauernhof-Cafés, in denen<br />
man selbstgebackene Kuchen und<br />
Torten genießen kann, bieten einen<br />
zusätzlichen Anreiz für die Kunden.<br />
Die Marke „Einkaufen auf<br />
dem Bauernhof“<br />
Einkaufen auf dem Bauernhof hat<br />
eine lange Tradition. Um die Direktvermarktung<br />
zu unterstützen, wurde<br />
im Jahre 1989 die Fördergemeinschaft<br />
„Einkaufen auf dem Bauernhof“<br />
gegründet. Unterstützer sind die<br />
Landwirtschaftskammer, Landesbauernverbände<br />
und der Deutsche<br />
Bauernverband, der die Geschäfte<br />
führt. Die Marke “Einkaufen auf<br />
dem Bauernhof” ist von der Gemeinschaft<br />
als Patent angemeldet. Hier<br />
wird gemeinschaftlich geworben und<br />
Marke ting auf überregionaler Ebene<br />
gemacht.<br />
Als Kind musste ich oft lange warten,<br />
bis die Bäuerin die Milch aus dem<br />
Stall brachte. In einer alten Deele mit<br />
schwarz-weißem Schachbrettboden<br />
und alten, dunklen Eichenschränken.<br />
Nicht ganz so erbaulich für eine Fünfjährige.<br />
Auch das hat sich geändert.<br />
Heute ist allein das „Einkaufen auf<br />
dem Bauernhof“ zum (schönen)<br />
Erlebnis geworden. Nicht allein wegen<br />
der Vielfalt der angebotenen Produkte,<br />
sondern auch weil die meisten<br />
Landwirte sehr aufgeschlossen sind<br />
und ihren Kunden ein Stück Landleben<br />
vermitteln möchten. Vielerorts<br />
dürfen Kinder (und ihre Eltern) den<br />
gesamten Hof erkunden, entdecken<br />
traditionelle und moderne Landmaschinen<br />
und können Hoftiere aus<br />
nächster Nähe erleben. Die gesunde<br />
Landluft gibt es gratis dazu.<br />
Die Lage einiger „Farmshops“ finden<br />
sich unter: www.farmshops.eu ■<br />
positiv.dynamisch.echt.<br />
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www.suedwestfalen-mag.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 37
„Leben auf dem Land ist Luxus“<br />
Ein starkes Team mit einem starken Plädoyer für das Leben auf dem Land.<br />
KreislandFrauenverband Hochsauerland, eine starke Gemeinschaft:<br />
Die Heimat lebenswert und zukunftssicher entwickeln<br />
Paul Senske<br />
Jürgen Eckert<br />
Es mich ist Leben auf dem<br />
ist eine Liebeserklärung<br />
der besonderen Art: „Für<br />
Land Luxus“, sagt Anne Babilon.<br />
„Das Leben auf dem Land lohnt<br />
sich und bietet eine große Vielfalt an<br />
Bildung und Kultur.“ Anne Babilon<br />
aus Eslohe-Herhagen ist Vorstandssprecherin<br />
des KreislandFrauenverbandes<br />
Hochsauerland, einer<br />
starken Gemeinschaft, die sich für<br />
eine lebenswerte und zukunftssichere<br />
Entwicklung der ländlichen Region<br />
mit einer starken Landwirtschaft<br />
einsetzt. Die Landfrauen sind kein<br />
Bäuerinnen-Verein, sie vertreten die<br />
Interessen aller Frauen und Familien.<br />
Sie sind im wahren Sinne des Wortes<br />
ein anziehender Verband mit steigenden<br />
Mitgliederzahlen, mit einem<br />
umfangreichen Kultur- und Bildungsangebot,<br />
mit gesellschaftspolitischem<br />
Engagement sowie der Förderung des<br />
Ehrenamtes und des sozialen Zusammenhalts.<br />
Die Liebe zum Land ist die<br />
zentrale Botschaft.<br />
„Wer sich fürs Land interessiert,<br />
kommt zu uns“, erklärt Uta Kaiser<br />
aus <strong>Meschede</strong>-Bonacker, gemeinsam<br />
mit Anne Babilon und Juliane<br />
Hütter-Brandenburg (Brilon-Rixen)<br />
Mitglied des geschäftsführenden<br />
Kreis-Vorstandes. „Wir sind eine<br />
vielseitige Gemeinschaft auf einer gemeinsamen<br />
Wellenlänge. Man kommt<br />
schnell ins Gespräch miteinander.“<br />
Juliane Hütter-Brandenburgs Anliegen,<br />
sich zu engagieren, ist „Frauen<br />
aller Generationen vom Land, ob<br />
mit oder ohne Hof, zu einer großen<br />
Gemeinschaft wachsen zu sehen. Wir<br />
akzeptieren jede Frau. Wichtig ist der<br />
Dialog der Generationen.“<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Steigende Mitgliederzahlen und<br />
breite Palette an Berufen<br />
Allein der Blick auf die Mitgliederzahlen<br />
unterstreicht die Bedeutung<br />
des Verbandes. Auf Bundesebene sind<br />
rund 500.000 Frauen organisiert. 22<br />
Landesverbände, 430 Kreis- sowie<br />
12.000 Ortsverbände bilden eine<br />
starke Gemeinschaft. Dem Kreisland-<br />
Frauenverband HSK, einer von 20<br />
Kreisverbänden des Westfälisch-Lippischen<br />
LandFrauenverbandes<br />
(WLLV), gehören 1629 Mitglieder<br />
(Stand 1. Januar <strong>2020</strong>) in zehn Stadt/<br />
Gemeindeverbänden an. „Die Zahl ist<br />
2019 um 30 gestiegen“, betont Maria<br />
Askemper (<strong>Meschede</strong>), die Geschäftsführerin<br />
der heimischen Landfrauen.<br />
„Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.“<br />
Rund 760 Mitglieder stammen<br />
aus der Landwirtschaft, ca. 860 haben<br />
einen anderen Hintergrund. „Wir<br />
sind kein Bäuerinnen-Verein, wir<br />
vertreten die Interessen aller Frauen.<br />
Natürlich hat die Landwirtschaft bei<br />
uns einen hohen Stellenwert. Sie ist<br />
die Wurzel.“ Die Palette der Berufe<br />
ist groß: Landwirtinnen, Ärztinnen,<br />
Hauswirtschafterinnen, Bankkauffrauen<br />
sind ebenso vertreten wie<br />
Krankenschwestern, Erzieherinnen<br />
oder Lehrerinnen. 57 Frauen sind<br />
bis 30 Jahre alt, das sind 3,5 Prozent<br />
der Mitglieder. Zum Vergleich: Beim<br />
WLLV beträgt die Quote 0,9 Prozent.<br />
Im Oktober 2018 hat sich die Gruppe<br />
„Junge LandFrauen im HSK“ gebildet.<br />
Ihr gehören 83 Frauen im Alter<br />
zwischen 20 und 40 Jahren an und<br />
finden sich als Einzelmitglieder in den<br />
Ortsverbänden wieder. Eine „Orga-<br />
Gruppe“ gestaltet für die jungen<br />
Frauen ein eigenes Programm. Mit der<br />
Gruppe „Junge LandFrauen“ ist der<br />
HSK Vorreiter in Westfalen.<br />
Bis in den kleinsten<br />
Ortsverband organisiert<br />
Jedes Mitglied aus dem jeweiligen<br />
Ortsverband gehört auch dem<br />
Kreisverband sowie dem WLLV an,<br />
der auch Weiterbildung wie Lehrgänge<br />
zur Agrarbürofachfrau anbietet. Jeder<br />
Verband hat ein geschäftsführendes<br />
Dreier-Vorstands-Team, mit einer<br />
Sprecherin und einem erweiterten<br />
Vorstand. Neben den Vorständen sind<br />
130 Frauen als Ortsvorsitzende in<br />
ihren Dörfern oder Stadtteilen tätig.<br />
„Im geschäftsführenden Vorstand<br />
ist mindestens ein Mitglied aus der<br />
Landwirtschaft. Wir sind bis in den<br />
kleinsten Ortsverband organisiert,<br />
nicht hierarchisch, sondern partnerschaftlich“,<br />
betonen Maria Askemper<br />
und Uta Kaiser. „Die Frauen fühlen<br />
sich wohl, alle verbindet das Lebensgefühl<br />
LAND“, meint Anne Babilon.<br />
„Wir genießen die Gemeinschaft und<br />
das Leben mit der Natur“, sagt Uta<br />
Kaiser.<br />
Fünf Kernanliegen an die Politik<br />
Die Landfrauen verstehen sich als<br />
Lobbyverband von Frauen auf dem<br />
Land. Sie werden angehört und<br />
gehört, ihre Stimme zählt, auch in<br />
Berlin und in Düsseldorf. Fünf Kernanliegen<br />
richten sich an die Politik in<br />
NRW: Die ländlichen Regionen sollen<br />
sich lebenswert und zukunftssicher<br />
entwickeln. Die Bildung („Immer<br />
dranbleiben“) wird als Erfolgsfaktor<br />
gesehen. Die Landwirtschaft - so die<br />
Landfrauen - gehört in die Mitte der<br />
Gesellschaft. Ehrenamtliches Engagement<br />
und sozialer Zusammenhalt sind<br />
von großer Bedeutung. Zudem plädiert<br />
der Verband „für faire Chancen<br />
in allen Lebensbereichen“. Ein wichtiges<br />
Anliegen ist dem Verband auch<br />
die Wertschätzung von Lebensmitteln<br />
mit Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung<br />
zum Beispiel beim<br />
„Tag des offenen Hofes“ oder durch<br />
Ernährungs- und Verbraucherbildung<br />
in Schulen.<br />
Die Bildungsarbeit ist ohnehin ein<br />
wichtiges Kriterium. Im letzten Jahr<br />
hatte der Westfälisch-Lippische Verband<br />
das Leitthema „Wissen<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 39
Juliane Hütter-Brandenburg Maria Askemper Anne Babilon Uta Kaiser<br />
pflanzen - Werte entfalten: Wir geben Plastik einen Korb“<br />
ausgerufen. Im HSK gab es zu diesem Thema zahlreiche<br />
Veranstaltungsformate wie eine Ausstellung beim<br />
Reister Markt, Präsenz auf der Schmallenberger Woche,<br />
Öko-Stammtisch in Medebach oder ein Film über Auswirkungen<br />
von Mikroplastik. Ab diesem Jahr lautet das<br />
Leitthema: „Das Wasser - Wir machen die Welle.“<br />
„Es geht auch und besonders um Wertschätzung<br />
der Landwirtschaft“ (Maria Askemper)<br />
Ein „Renner“ ist auch die landesweite Kampagne<br />
„Pumps@Bauernhof“, die seit August 2016 läuft. Hofgespräche<br />
von Frau zu Frau („Was uns bewegt, von Frau<br />
zu Frau erzählt“): Landwirtinnen laden Frauen aus anderen<br />
Berufen auf ihre Höfe ein und erklären ihre Betriebe.<br />
„Dabei geht es auch und besonders um Wertschätzung<br />
der Landwirtschaft“, so Maria Askemper. Das gilt auch<br />
für die Agrarstammtische, die im HSK zweimal im Jahr<br />
angeboten werden. Die Stamm tische, jeweils zu einem<br />
bestimmen Thema, richten sich an Frauen aus landwirtschaftlichen<br />
Betrieben und finden große Resonanz.<br />
„WIR IM HSK“ ist eine neue Veranstaltungsreihe,<br />
die im Juni 2019 erstmals vom Ortsverband Marsberg<br />
durchgeführt wurde. „85 Frauen aus dem gesamten<br />
Kreis waren in Marsberg, haben Ortsverband und Stadt<br />
kennengelernt“, erzählt Juliane Hütter-Brandenburg.<br />
In diesem Jahr mussten die Termine in Sundern und<br />
Schmallenberg wegen Corona ausfallen, sollen aber<br />
nachgeholt werden. Der Dialog mit der Politik wird<br />
im HSK ebenfalls gepflegt. „Wir fragen - Politiker<br />
antworten“: Im letzten Jahr war der SPD-Bundestagsabgeordnete<br />
Dirk Wiese zu Gast. Im Oktober <strong>2020</strong> wird<br />
sich der CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff<br />
den Fragen der Landfrauen stellen.<br />
Ein Höhepunkt der jährlichen Aktivitäten ist die Übergabe<br />
der Erntekrone an den Landrat. „Die Erntekrone ist<br />
Sinnbild für die regionale Landwirtschaft und die eingefahrene<br />
Ernte – die Grundlage unserer Kulturlandschaft<br />
und heimischer Lebensmittel“, betont Maria Askemper.<br />
Dafür wollen sich die Landfrauen auch in Zukunft<br />
einsetzen und das Leben auf dem Land lebenswert und<br />
zukunfts sicher gestalten.<br />
Interessierte Frauen können sich an Anne Babilon<br />
(Vorstandssprecherin) wenden: 02973 - 3259. ■<br />
Landwirtschaftlicher Hausfrauenverein<br />
bereits 1898<br />
Die Gutsfrau Elisabet Boehm (1859 – 1943) rief 1898 in<br />
Rastenburg (Ostpreußen) den ersten landwirtschaftlichen<br />
Hausfrauenverein ins Leben. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse<br />
der Frauen auf dem Land sollten durch kulturelle<br />
und hauswirtschaftliche Bildung und Ausbildung verbessert<br />
werden. 1934 wurden die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine<br />
aufgelöst und dem Reichsnährstand eingegliedert.<br />
1947 gründeten sich die ersten Landfrauenvereine in Nachfolge<br />
der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine wieder.<br />
Ein Jahr später entstand der Deutsche LandFrauenverband.<br />
Nach der Wende traten auch die Landfrauen aus den neuen<br />
Bundesländern dem Deutschen LandFrauenverband bei.<br />
Mit rund 500.000 Mitgliedern ist er der stärkste Frauenverband<br />
knapp vor der Katholischen Frauengemeinschafts<br />
Deutschlands (KFD). Der Westfälisch-Lippische Land-<br />
Frauenverband hat gut 43.000 Mitglieder. Die Zahlen für<br />
Südwestfalen: Kreis Soest 2.300, HSK 1.629, Märkischer<br />
Kreis/Ennepe-Ruhr-Hagen 1.500, Siegen-Wittgenstein 850<br />
und Kreis Olpe 450.<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Anzeige<br />
Wenn schon Fleisch,<br />
dann richtig!<br />
Schlachtbetrieb Scharfenbaum<br />
aus Brilon-Madfeld setzt auf<br />
Qualität und Kompetenz<br />
Britta Melgert<br />
Jürgen Eckert<br />
Der Tag fängt früh an. Bereits um drei Uhr<br />
kommt Hans-Jörg Scharfenbaum in seinen<br />
Madfelder Schlachtbetrieb, so wie auch seine<br />
Leute aus der Produktion. Die ersten Vorbereitungen<br />
stehen an, um für uns schlafende Sauerländer den<br />
späteren Appetit und die Lust auf gutes Fleisch zu<br />
stillen. Frisches Mett und Bratwürstchen, damit geht es<br />
immer los. Doch danach ist Schluss mit Routine – jeder<br />
Tag bringt andere Aufgaben…<br />
Anna-Katharina Mause,<br />
Fleischermeisterin bei Scharfenbaum<br />
Als sich Hans-Jörg Scharfenbaum<br />
1998 selbstständig machte, hatte er<br />
bereits mehrere Jahre Berufserfahrung<br />
hinter sich. Zusammen mit seiner<br />
Frau Ruth ging es damals, als die<br />
großen Schlachthäuser der Umgebung<br />
schlossen, mit dem eigenen<br />
Schlachtbetrieb ganz klein los. Sie<br />
wollten fortan Fleischereien, die<br />
keine Eigenschlachtung mehr betrieben,<br />
bedienen. Zusätzlich wurden eigene,<br />
qualitativ hochwertige Fleischund<br />
Wursterzeugnisse hergestellt, die<br />
die beiden dann im Verkaufswagen<br />
auf Wochenmärkten an die ersten<br />
Kunden brachten.<br />
Gute Zeiten – schlechte Zeiten<br />
Das Engagement zahlte sich aus –<br />
nach und nach wurden die Nachfrage<br />
und das Sortiment größer. Mitarbeiter<br />
wurden eingestellt, und Scharfenbaum-Produkte<br />
gab es nun nicht<br />
nur am Madfelder Standort, sondern<br />
auch in immer mehr Supermärkten.<br />
„Im Nachhinein betrachtet hat uns<br />
der anfängliche Erfolg dazu verleitet,<br />
zu schnell zu wachsen“, erinnert<br />
sich Scharfenbaum, und er gesteht:<br />
„Fast hätte es uns dabei den Boden<br />
unter den Füßen weggezogen. Ohne<br />
gute Freunde, die Familie, einige<br />
Geschäftspartner und insbesondere<br />
auch etliche fantastische Mitarbeiter<br />
gäbe es uns wohl nicht mehr!“<br />
Fairness, Verantwortung und<br />
Fleischqualität<br />
Heute ist die Krise längst überstanden,<br />
aber die Dankbarkeit merkt<br />
man den Scharfenbaums immer noch<br />
an. Fairness und Verantwortung –<br />
neben der Qualität weitere große<br />
Themen im Unternehmen, sowohl<br />
im Umgang mit den inzwischen<br />
rund 80 Mitarbeitern, den Geschäftspartnern<br />
und nicht zuletzt auch mit<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 41
Anzeige<br />
Ruth und Hans-Jörg Scharfenbaum<br />
stehen mit ihrem Namen für<br />
Handwerk und Qualität<br />
Scharfenbaums<br />
„Madfelder Vespersalami“<br />
den Tieren. „Stressfreie Schlachtung<br />
– das ist bei uns Standard. Montags<br />
werden uns Schweine geliefert, und<br />
donnerstags fahre ich auf die Höfe<br />
der Umgebung, um mir geeignete<br />
Rinder auszusuchen und abzuholen.<br />
In unserem Stall können sich die<br />
Tiere über Nacht von den Strapazen<br />
des Transports erholen, und erst am<br />
nächsten Morgen wird geschlachtet“,<br />
erklärt Scharfenbaum. Eine Mühe,<br />
die sich natürlich auf die Fleischqualität<br />
auswirkt.<br />
Zufriedene Mitarbeiter – gute Produkte!<br />
Gute Produkte – zufriedene Kunden!<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong><br />
Immer was zu tun für<br />
80 Mitarbeiter<br />
Und dann wird fachmännisch zerlegt,<br />
gewurstet, gewürzt, getrocknet,<br />
geräuchert und vieles mehr. Wie<br />
bereits erwähnt: Langweilig wird es<br />
einem hier als Fleischer nie. Vielleicht<br />
ist auch diese Vielseitigkeit ein Grund<br />
dafür, dass Scharfenbaums, trotz der<br />
allgemeinen Nachwuchssorgen im<br />
Handwerk, immer wieder interessierte<br />
und gute Auszubildende finden.<br />
Nicht allein die bereits in der Lehre<br />
übertarifliche Bezahlung lockt junge<br />
Menschen aus dem ganzen Sauerland<br />
in das Briloner Dorf,<br />
um beim regional<br />
größten Betrieb<br />
seiner Art<br />
das nötige<br />
Knowhow<br />
Foto: Sabrinity<br />
für ihre Berufskarriere zu erhalten.<br />
Chris Neumann aus <strong>Olsberg</strong><br />
beispielsweise wurde nach seiner<br />
Ausbildung bei Scharfenbaum Kammersieger<br />
und Landessieger 2019;<br />
gehört inzwischen zur Deutschen Nationalmannschaft<br />
der Fleischer. Und<br />
dank der guten Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
im Unternehmen wurde<br />
kürzlich die Mitarbeiterin Anna<br />
Mause mit 18 Jahren zur jüngsten<br />
Fleischermeisterin Deutschlands.<br />
Es duftet nach Schinken und<br />
Madfelder Mettwurst<br />
„Man muss schon, so wie ich, Spaß<br />
an diesem Job haben, und man<br />
muss Fleisch lieben“ lacht Hans-Jörg<br />
Scharfenbaum, der uns stolz durch<br />
seinen blitzsauberen Betrieb führt.<br />
Und ja, es ist schon ein Erlebnis,<br />
dieses Aroma einzuatmen, wenn sich<br />
eine schwere Metalltür öffnet, hinter<br />
der 100 Schinken darauf warten,<br />
reif für den verwöhnten Gaumen<br />
zu werden. Hinter der nächsten<br />
Tür trocknen diverse Sorten Dauerwurst,<br />
und auch wenn man gut
gefrühstückt hat, bekommt man<br />
spätestens jetzt großen Appetit.<br />
Zum Glück gibt es eine Kostprobe<br />
quer durchs Sortiment.<br />
Ob man nun eher ein Fan der<br />
deftigen Madfelder Vespersalami<br />
ist, zur scharfen Chorizo<br />
tendiert oder die Hausmacher<br />
Mettwurst bevorzugt, das bleibt<br />
Geschmackssache. Der Chef<br />
jedenfalls empfiehlt für den<br />
optimalen Genuss, sie immer<br />
am Stück zu kaufen und nach<br />
Bedarf aufzuschneiden.<br />
Im Restaurant und Supermarkt:<br />
Qualitätsprodukte<br />
von Scharfenbaum<br />
Weiter geht es zu den Reifekammern,<br />
in denen vakuumiertes<br />
Fleisch fein säuberlich und mit<br />
dem Namen des Landwirts<br />
versehen auf den perfekten<br />
Moment wartet, abgeholt zu<br />
werden. „Abtei Königsmünster<br />
<strong>Meschede</strong>“ lesen wir beispielsweise.<br />
„Von hier aus geht es<br />
dann entweder direkt an unsere<br />
Partner im Metzgerbereich, zum<br />
Beispiel zu Figge in Willingen<br />
oder Gerbracht in Brilon“,<br />
erklärt Scharfenbaum, „oder wir<br />
verarbeiten es selbst, z.B. für<br />
die Gastronomie. Unser gutes<br />
Fleisch gibt es dann beispielsweise<br />
in Tommy´s Restaurant in<br />
Brilon oder im Restaurant Bei<br />
Michael & Co. in Marsberg.<br />
Der wesentliche Anteil der<br />
Fleisch- und Wurstwaren findet<br />
jedoch den Weg zum Endverbraucher<br />
über sieben eigene<br />
Bedientheken, den Direkt-Verkauf<br />
direkt am Unternehmen<br />
in Madfeld und in rund 20<br />
SB-Truhen in diversen Supermärkten.<br />
So haben auch weiter<br />
entfernt wohnende Kunden die<br />
Möglichkeit, unsere Produkte<br />
beispielweise im Warsteiner<br />
E-Center Dumke zu kaufen oder<br />
im REWE-Markt Neitzel in<br />
<strong>Bestwig</strong>.“ Es muss ja nicht beim<br />
frischen Mettbrötchen bleiben,<br />
woll? ■<br />
„Die Bullen und Rinder<br />
suche ich persönlich bei meinen<br />
regionalen Landwirten aus!“<br />
– Hans-Jörg Scharfenbaum<br />
Röhlenstraße 21<br />
59929 Brilon - Madfeld<br />
Telefon: 02991 / 396<br />
info@scharfenbaum-gmbh.de<br />
www.scharfenbaum-gmbh.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 43
Hier haben Ziegen<br />
nichts zu meckern<br />
Keine Langeweile auf dem Belecker Hof<br />
Daniela Weber<br />
Marc Niemeyer<br />
Schon von weitem ertönt ein lautes Meckern, wenn<br />
man sich dem Biolandbetrieb von Thomas Schulte<br />
in Belecke nähert. Auf dem Hof sind über 300<br />
„Bunte Deutsche Edelziegen“ und eine Handvoll weiße<br />
Ziegen beheimatet. Damit es für die Paarhufer buchstäblich<br />
nichts zu meckern gibt, hat der Bauer einen Stall<br />
gebaut, der auf Tierwohl ausgelegt ist und dementsprechend<br />
genügend Platz, Licht, Schatten und Bürsten zum<br />
Schubbern bietet.<br />
2016 hat der sympathische Landwirt hat seinen Ziegenhof<br />
ins Leben gerufen. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von<br />
seiner Ehefrau Judith, seiner Tochter (“Schon eine richtige<br />
Bäuerin!”) und seiner „treuen Gefährtin“ Tinka, einer Australian<br />
Shepard Hündin.<br />
Begonnen hat alles mit 100 Lämmern, demnächst soll der<br />
Bestand auf bis zu 400 Ziegen aufgestockt werden. Die Tiere<br />
liefern zweimal täglich Milch, die in zwei großen Milchkühltanks<br />
bei zweieinhalb bis drei Grad gelagert wird. „Ziegenmilch<br />
unterscheidet sich geschmacklich kaum von Kuhmilch.<br />
Das Besondere an ihr ist aber, dass sie auch für Menschen mit<br />
Laktoseintoleranz geeignet ist. Sie ist zwar nicht laktosefrei,<br />
aber enthält Laktose, die jeder Mensch verträgt.“<br />
Der Landwirt setzt auf eine artgerechte Haltung. „Ich habe<br />
unter anderem Erhöhungen im Stall eingebaut, weil ranghohe<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Ziegen gerne oben stehen. Die Fressplatzbreite beträgt 40 Zentimeter.“<br />
Dass sich die Tiere hier, in ihrem “Paradies aus Stroh”<br />
wohlfühlen, merkt man ihnen – trotz des Gemeckers – an.<br />
„Ich habe vor einiger Zeit den Vater von Hennes<br />
vom 1. FC Köln gekauft. Zumindest der Sohn<br />
ist also eine Berühmtheit“<br />
Thomas Schulte, Landwirt<br />
Die jüngeren Ziegen und die sechs Zuchtböcke, die Schulte<br />
anhand bestimmter Zuchtkriterien einkauft, sind von den<br />
Älteren getrennt untergebracht. Ein Bock ist der Vater eines<br />
ganz besonderen Geißbockes, der den meisten Fußballfans<br />
Die jüngeren Ziegen und die sechs Zuchtböcke, die Schulte<br />
anhand bestimmter Zuchtkriterien einkauft, sind von den<br />
Älteren getrennt untergebracht. Ein Bock ist der Vater eines<br />
ganz besonderen Geißbocks, der den meisten Fußballfans<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 45
kein Unbekannter sein wird. „Ich habe vor<br />
einiger Zeit den Vater von Hennes vom 1.<br />
FC Köln gekauft. Zumindest der Sohn ist<br />
also eine Berühmtheit“, scherzt Schulte.<br />
Langeweile kommt auf dem Hof nicht<br />
auf, vor allem nicht, wenn die Tage kürzer<br />
werden. „Dann werden die Ziegen bockig<br />
- alle auf einmal. Das ist dann schon<br />
Hardcore“, lacht der Landwirt, der seine<br />
Zieglein liebevoll als besonders fruchtbar<br />
einstuft. „Wenn eine Ziege mindestens<br />
35 Kilogramm wiegt, dann wird sie zum<br />
Bock gelassen.“ Ausgewachsene Ziegen<br />
erreichen ein Gewicht von 60 bis 65 Kilogramm.<br />
Auf dem Außengelände, wo die Tiere täglich<br />
ab 11 Uhr verweilen, musste Schulte<br />
schon mehrfach neue Sträucher anpflanzen.<br />
Getreu dem Sprichwort, „den Bock<br />
zum Gärtner machen“, gehen die Tiere<br />
nicht gerade zimperlich mit der Bepflanzung<br />
um. „Auch alte Weihnachtsbäume<br />
haben sie komplett geschält“, lacht er.<br />
Trotzdem: Auch wenn die Paarhufer dem<br />
jungen Landwirt manchmal den letzten<br />
Nerv rauben – die Arbeit mit seinen Tieren<br />
liebt er. ■<br />
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46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Sabina Butz<br />
Silvia Padberg<br />
Vom Schlappohr-Schwein zur Mutterkuh<br />
Strukturwandel der Landwirtschaft im HSK<br />
Schon die ersten Bewohner des Sauerlandes waren mit<br />
Sicherheit auf die landwirtschaftliche Nutzung des<br />
Bodens angewiesen. Erste Nachweise in kleinen Ansiedlungen<br />
finden sich dafür ab dem 11. Jahrhundert. Die mindere<br />
Bodenqualität, das raue Klima und die unberechenbaren<br />
Naturgewalten ließen nur sehr niedrige Erträge zu. Naturkatastrophen,<br />
Hungersnöte und Seuchen gehörten über die Jahrhunderte<br />
zum Bauernleben dazu. Ab dem 14. Jahrhundert ist<br />
eine Zunahme der Viehhaltung über den Eigenbedarf hinaus<br />
zu beobachten. Die Schweinezucht entwickelte sich stark.<br />
Vorrangig wurde die Schweinehaltung in den reichlich vorhandenen<br />
Laubwäldern betrieben: Das dem Wildschwein<br />
doch sehr ähnliche hochbeinige und langborstige Landschwein<br />
mit seinen Schlappohren nutzte die große Eichel- und<br />
Eckernausbeute, ohne dem Bauern allzu viel Arbeit zu bereiten.<br />
Daneben trugen die genügsamen Schafe zur Fleischvielfalt<br />
und natürlich zur Wollproduktion bei. Das Bauernleben war<br />
hart und beschwerlich. Oft sicherte es kaum das Überleben.<br />
Bis ins 19. Jahrhundert lebten und arbeiteten ca. 80 % der<br />
deutschen Gesamtbevölkerung auf dem Land von der Landwirtschaft.<br />
Mit der Industrialisierung verschob sich der Anteil<br />
der landwirtschaftlich arbeitenden Menschen zugunsten der<br />
nun gefragten Fabrikarbeiter. In der Landwirtschaft hielten<br />
Maschinen und Technik Einzug. Mit der einsetzenden<br />
Industrialisierung gab es Alternativen zur Beschäftigung in<br />
der Landwirtschaft. Der Landwirt konnte sich auf Vieh- oder<br />
Feldwirtschaft spezialisieren.<br />
Er war nicht mehr darauf<br />
angewiesen, als<br />
Selbstversorger alles<br />
Lebensnotwendige im<br />
Alleingang zu produzieren.<br />
Den Bauern der vorindustriellen Zeit<br />
gibt es so nicht mehr. Die Prioritäten haben sich<br />
auch im Sauerland verschoben: Mit einer Gesamtfläche von<br />
218,50 qkm, davon 51,1 % Waldfläche und 28,8 % Landwirtschaftsfläche<br />
ist der Hochsauerlandkreis der Land- und<br />
Forstwirtschaft immer noch stark verbunden. In der Kernstadt<br />
<strong>Meschede</strong> z.B. finden wir allerdings keinen Vollerwerbs-Bauernhof<br />
mehr. Der Tourismus im HSK mit seinem Angebot<br />
von Urlaub auf dem Bauernhof hat die rein landwirtschaftliche<br />
Nutzung ergänzt und gelegentlich ganz abgelöst. Die Direktvermarktung<br />
zum Beispiel in Hofläden nimmt ständig zu.<br />
Das stärkt die Region, schützt die Umwelt und ist eine große<br />
Chance für Bauern familien. Der Verkauf von Weihnachtsbäumen<br />
und Schnittgrün gehört ebenfalls zu den erfreulichen<br />
Entwicklungen. Eine besondere Bedeutung kommt auch der<br />
Mutterkuhhaltung zu: Die meist ganzjährige Weidehaltung<br />
der robusten Tiere trägt zur Landespflege bei und bietet dem<br />
Auge einen erfreulichen Anblick. Derzeit sind Trockenheit<br />
und Waldsterben die großen Herausforderungen in der Landund<br />
Forstwirtschaft.<br />
Auch wenn das gesamte Sauerland, längst nicht mehr ausschließlich<br />
agrar- oder forstwirtschaftlich so geprägt ist wie<br />
in der Vergangenheit, besteht doch eine lange traditionelle<br />
Bindung an die Landwirtschaft. Diese Verbundenheit kann<br />
jeder dadurch zum Ausdruck bringen, dass er zum Beispiel<br />
regionale Produkte bevorzugt. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 47
Junge Landfrauen für das Sauerland<br />
Sandra Wahle<br />
Jürgen Eckert<br />
Die Landfrauen sind mit knapp 500.000 Mitgliedern einer der größten Interessenverbände bundesweit.<br />
Innerhalb des Kreisverbandes Hochsauerland hat sich bereits vor zwei Jahren eine neue Gruppierung gefunden:<br />
Die jungen Landfrauen. Sie setzen sich ein für ein attraktives Sauerland, lebendige Netzwerke<br />
und Weiterbildung. Von Kaffeeklatsch ist dort keine Spur.<br />
Wie habt ihr zusammengefunden?<br />
Antonia Albers: Das kam eigentlich durch mich, ich habe ein Praktikum in der Landwirtschaftskammer gemacht und bin<br />
da auf die Idee gestoßen. Da dachte ich, das könnte man auch im Sauerland machen und habe Bekannte angesprochen, ob sie<br />
Leute kennen, die Lust haben, mitzumachen. Und da haben glücklicherweise welche ja gesagt (lacht). Im August 2018 haben wir<br />
uns dann zum ersten Mal getroffen.<br />
Katharina Schwake-Drucks (Sallinghausen)<br />
Wie ist die Gründung dann angelaufen?<br />
Katharina Schwake-Drucks: Man muss dazu erstmal sagen, dass wir kein eigener Verein<br />
sind, sondern wir gehören zum Landfrauen-Verband und sind darin eine eigene Gruppe.<br />
Wir mussten also keine eigene Vereinsstruktur aufbauen – das hat uns viel administrative<br />
Arbeit erspart. Viele Vereine scheitern ja daran, dass sich kein Vorstand finden lässt.<br />
Es ist ein Luxus, dass wir das nicht machen müssen. Dann ist die Hemmschwelle auch<br />
niedriger, sich zu engagieren.<br />
Hier im Sauerland leben die Orte ja vom freiwilligen Engagement der Menschen.<br />
Fällt es euch dementsprechend leicht, neue Mitglieder zu gewinnen?<br />
Antonia Albers: Mal so, mal so. Wir haben unseren Flyer, den wir überall dort auslegen,<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Antonia Albers (Frielinghausen)<br />
wo die Zielgruppen<br />
sind, die wir ansprechen<br />
wollen. Wir<br />
sind auch auf Facebook<br />
und Instagram<br />
und versuchen dort,<br />
neue Mitglieder zu<br />
erreichen.<br />
Es läuft aber auch viel über<br />
die Freundeskreise und manchmal<br />
auch über die Zeitung. Das läuft ganz gut, denn da kommen<br />
dann auch mal junge Leute, die man sonst vielleicht nicht<br />
anders erreicht. Wir möchten ja nicht nur Leute erreichen,<br />
die einen Bezug zur Landwirtschaft haben, sondern alle, die<br />
Interesse daran haben, bei uns mitzumachen.<br />
...und was erwartet die Personen, die bei euch mitmachen<br />
möchten?<br />
Antonia Albers: Wir wollen hauptsächlich Leute vernetzen<br />
und für diejenigen, die zum Beispiel zum Studium oder zur<br />
Ausbildung weggegangen sind, Netzwerke schaffen. Und wir<br />
wollen abwechslungsreiche Veranstaltungen machen. Wir<br />
haben uns vor kurzer Zeit einen Kräutergarten angeschaut,<br />
wir machen Fahrradtouren, Näh-, Tanz- und Kochkurse, wir<br />
gucken uns Betriebe an. Das ist ganz unterschiedlich.<br />
Antonia Albers: Es gibt ja schon einige Angebote, aber das<br />
wollen wir ausweiten. Die Landfrauen machen, genau wie<br />
wir, viele Veranstaltungen und Aktionen, bei denen ich nicht<br />
wüsste, wo und wie ich sie sonst machen<br />
könnte. Und so macht man das<br />
alles dann noch in bester Gesellschaft.<br />
Unterstützt euch der<br />
Kreisverband der<br />
Landfrauen dabei?<br />
Antonia Albers: Ja,<br />
die unterstützen uns<br />
wirklich sehr gut und<br />
nehmen uns viel Arbeit<br />
ab. Das gibt es, so glaube ich,<br />
nicht überall.<br />
Friederike Hachmann (Oeventrop)<br />
Wenn euch das Landleben so am Herzen liegt, könntet ihr<br />
euch dann vorstellen, in der Stadt zu leben?<br />
Sophia Schenuit: Ich habe ein Jahr in Essen gewohnt für die<br />
Meisterschule und das war irgendwie eine andere Welt. Für<br />
ein Jahr war das ok, aber es wurde dann auch Zeit, dass ich<br />
Für was setzt ihr euch damit ein? Welche Ziele habt ihr als<br />
junge Landfrauen hier im Sauerland?<br />
Antonia Albers: Für die Gemeinschaft und um das Landleben<br />
attraktiver zu gestalten, dass man wieder zurückkommt,<br />
dass man hier gerne wohnt – das ist unser Ziel. Und uns<br />
geht es auf jeden Fall auch um die Bildung. Wir hatten zum<br />
Beispiel eine Veranstaltung zum Thema Umweltschutz und<br />
plastikfrei leben geplant, die aber wegen Corona ausgefallen<br />
ist. Natürlich möchten wir auch jungen Menschen das Thema<br />
Landwirtschaft näherbringen.<br />
Was muss denn in euren Augen passieren, um das Landleben<br />
attraktiver zu machen?<br />
Katharina Schwake-Drucks: Das Sauerland ist ja schon<br />
attraktiv, wir haben tolle Landschaften, man kann gut radfahren,<br />
gut wandern. Aber für uns attraktiv in dem Sinne, dass<br />
man ein Netzwerk an Menschen behält, wenn man für eine<br />
Zeit lang weg ist und dass man den Faden wiederkriegt, wenn<br />
man wieder zurückkommt und Kontakte knüpfen will. Ich<br />
glaube, das ist sehr hilfreich.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 49
Sophia Schenuit (Werpe)<br />
wieder zurückgehe. Auf dem Dorf fühle ich mich wohl.<br />
Frauke Donner: Ich war in Osnabrück, bin aber gefühlt jedes<br />
Wochenende nach Hause gefahren. Für mich ist das keine<br />
Option, dauerhaft in der Stadt zu wohnen. Gerade in der<br />
Coronazeit hat man gemerkt, welche Möglichkeiten man hier<br />
hat, die man in der Stadt nicht hat.<br />
Auf manche Menschen könnte der Begriff „junge Landfrau“<br />
etwas altbacken wirken und vielleicht falsche<br />
Vorstellungen hervorrufen.<br />
Wie haltet ihr dagegen?<br />
Katharina Schwake-<br />
Drucks: Ich hab das<br />
so noch nie gesehen.<br />
Es gibt nicht die<br />
eine Landfrau. Das<br />
umfasst alle jungen<br />
Frauen, die auf dem<br />
Land leben und nicht<br />
nur solche, die mit Landwirtschaft<br />
zu tun haben.<br />
Antonia Albers: Die<br />
Landfrauen sind ja<br />
nicht nur für Kaffee<br />
und Kuchen da, die<br />
sind auch politisch<br />
aktiv, treffen sich mit<br />
Politikern und tun auch<br />
etwas fürs Sauerland. Eine<br />
Landfrau – egal ob jung oder<br />
alt – ist nicht altbacken, sie ist<br />
modern und sie packt mit an. ■<br />
Frauke Donner (Schüren)<br />
Drachensteigen<br />
Was kann es im <strong>Herbst</strong> Schöneres geben, als -<br />
gemeinsam mit Kindern - Drachen steigen zu<br />
lassen? Bewegung an frischer Luft. Freude am<br />
(selbstgebauten) Drachen. Und das Gefühl von Freiheit.<br />
Übrigens ist der Drache – ohne „n“ – eine zänkische<br />
Person. Der Drachen ist das Fabelwesen oder das Fluggerät.<br />
Letztes muss nicht immer gekauft sein, im Netz gibt viele<br />
Anleitungen, wie man sich einen solchen selbst bauen<br />
kann, z. B. die von Opa Franz Brandl (c.z.). ■<br />
Link: https://youtu.be/rsulteffdyE<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Vom Wursten<br />
und Schlachten<br />
Christel Zidi<br />
Das Schlachten<br />
Hausschlachtungen sind selten geworden. Kein Wunder,<br />
denn die Zeiten, in denen man hinterm Haus die eigene<br />
Schlachtsau hielt, sind längst vorbei. Selbst auf Bauernhöfen<br />
sind Schlachtungen keine Selbstverständlichkeit mehr. Die<br />
wenigen Bauern, die Wurst vom eigenen Hof anbieten, sind<br />
meist Landwirte, die sehr großen Wert auf artgerechte Tierhaltung<br />
legen. Die Hoftiere werden, wenn ihre Zeit gekommen<br />
ist, nicht zum Schlachter getrieben, sondern schnell – und<br />
stressfrei – auf dem Hof geschlachtet. Da die Tiere auf diese<br />
Art kein Adrenalin ausschütten, bleibt das Fleisch besonders<br />
zart. Natürlich gibt es vom Gesetz strenge Hygienevorschriften.<br />
Selbst bei privaten Hausschlachtungen darf das Fleisch<br />
nur innerhalb des eigenen Haushalts verzehrt werden. Selbst<br />
die (kostenlose) Weitergabe an Freunde und Bekannte ist<br />
verboten.<br />
Das Wursten<br />
Unkomplizierter ist es beim Wursten. So eine selbstgemachte<br />
Wurst für den Grill, darf jeder selbst machen. Etwas aufwändiger<br />
ist das schon, als die Wurst vom Supermarkt zu holen.<br />
Aber zum einen weiß man ganz genau, was drin ist – nicht<br />
unwichtig für Allergiker. Zum anderen kann so eine Wurst<br />
zum Hochgenuss werden – wenn man mit Geschick, den richtigen<br />
Geschmacksnerven und einem guten Rezept ans Werk<br />
geht. Und hier unser Rezeptvorschlag für<br />
Scharfe Lammbratwurst<br />
Je 500 Gramm Lamm- und Rinderhackfleisch<br />
1 ½ TL Salz<br />
ca. 2 m Lammdarm<br />
Folgende Gewürze vermischen:<br />
2 ganz klein geschnittene Knoblauchzehen, 1 EL Paprika<br />
edelsüß, 1 TL Kreuzkümmel, 1 TL Schwarzkümmel, 1 EL<br />
Ras-el-Hanout (arabische Gewürzmischung), 2 EL Harissa<br />
(scharfe Gewürzpaste)<br />
Die Gewürze mit 100 ml in einen Topf geben, 5 Minuten<br />
erhitzen, aber nicht kochen, abkühlen.<br />
Das Hackfleisch vermengen und das Salz dazugeben. Nach<br />
und nach 50 ml eiskaltes Wasser unterrühren, bis der Teig<br />
glatt und fest geworden ist. Zum Schluss die kalte Gewürzmischung<br />
dazugeben.<br />
Den Brät nun in den Darm füllen, in der gewünschten<br />
Länge abbinden, die Würste abtrennen und dann mit einer<br />
Nadel einstehen.<br />
Nun in eine Form geben und über Nacht in den Kühl schrank<br />
stellen. Sie müssen etwas austrocknen, damit sie am nächsten<br />
Tag, beim Braten auf dem Grill, eine gute Figur machen. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 51
Anzeige<br />
Fleischermeisterin Tanja Berghoff mit Lebensgefährte Christoph Feldmann und mit ihren Kindern Paul und Johanna<br />
Wir machen FleischEssLust!<br />
Nicola Collas<br />
Jürgen Eckert<br />
H<br />
eute ist es eher selten, dass Metzger selbst<br />
schlachten und sagen können, was genau drin<br />
ist in der Wurst, die sie verkaufen. Aber zum<br />
Glück gibt es sie noch: Dorfmetzgereien, bei denen noch<br />
selbst geschlachtet wird. Ein sehr gutes Sauerländer Beispiel<br />
ist die Fleischerei Berghoff in <strong>Meschede</strong>-Berge, die<br />
mit dem Slogan wirbt: „Geschmack und Qualität hat bei<br />
uns Tradition.<br />
„Wir sind ein Familienunternehmen in dritter Generation<br />
mit eigener Schlachtung und Partyservice“, erzählt Tanja<br />
Berghoff. „In den 50er Jahren ging es als kleiner Familienbetrieb<br />
los: Vater, Mutter, Oma, 2 Gesellen und 2 Verkäuferinnen<br />
haben mitgearbeitet.“ Nachdem Tanja Berghoff in den<br />
elterlichen Betrieb einstieg, entwickelte sich die Fleischerei<br />
immer weiter. Heute hat sie 12 Mitarbeiter.<br />
Es gab immer schon Kunden, die gefragt haben, woher das<br />
Fleisch oder die Wurst von Berghoff kommen. Seit den<br />
Schlagzeilen um die Zustände in deutschen Schlachthöfen<br />
fragen noch mehr Verbraucher nach. „Bei uns gibt es regionale<br />
Produkte. Die Schweine beziehen wir von Seemers aus<br />
Wallen. Die haben erst vor ein paar Jahren einen Stall nach<br />
neuesten Standards gebaut. Die Rinder sucht mein Vater<br />
persönlich bei den Bauern in der Umgebung aus“, erklärt<br />
Tanja Berghoff. Dadurch entstehen kurze Transportwege, so<br />
dass die Tiere in Berge in der eigenen Schlachterei stressfrei<br />
geschlachtet werden können. Das wirkt sich auf die Qualität<br />
des Fleisches positiv aus. Denn leiden die Tiere unter Stress,<br />
schütten sie Stresshormone aus und das Fleisch wird wässrig<br />
oder klebrig. Für Tanja Berghoff geht es dabei aber auch<br />
immer um das Wohl der Tiere.<br />
Über die Ladentheke gehen also in erster Linie Rind- und<br />
Schweinefleisch sowie Wurstwaren, die zu 80 Prozent selbst<br />
produziert sind. „Produkte, die nicht so nachgefragt sind wie<br />
Aspik oder Salami, kaufen wir zu. Und wir kaufen Geflügel<br />
zu, auch da achten wir auf Qualität. Bei uns gibt es nur<br />
Maishähnchen, die unter ganz besonderen Bedingungen<br />
gemästet und geschlachtet werden.“ Die Fleischerei Berghoff<br />
bietet außerdem Wild aus heimischer Jagd, das Vater Paul<br />
und Lebensgefährte Christoph Feldmann selbst erlegt.<br />
Jagdkollegen liefern auch schon mal Sika- und Rotwild aus<br />
dem Arnsberger Wald. „Es gibt genug gute Sachen vor Ort.<br />
Da brauche ich kein Rind aus Argentinien. Wir verkaufen regionale<br />
Produkte und hinterlassen somit einen kleinen CO2-<br />
Abdruck“, schmunzelt Tanja Berghoff. Sie hofft, dass die<br />
jüngsten Diskussionen um die großen Schlachthöfe und wie<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
dort mit den Tieren umgegangen wird, die Verbraucher zum<br />
Umdenken bewegen und sich viel mehr Leute sagen: „Es<br />
muß ja nicht jeden Tag Steak und Schnitzel sein, dafür gönne<br />
ich mir gute Qualität und weiß auch, wo es herkommt.“<br />
Ein weiteres Standbein des Familienbetriebs ist ein Partyservice.<br />
Berghoffs können von kleinen Familienfeiern über<br />
große Geburtstage bis hin zu Hochzeiten alles ausrichten.<br />
„Normalerweise sind wir auch immer bei den Schützenfesten<br />
u.a. in Hellefed, Grevenstein, Wennemen und Olpe oder<br />
beim Reitturnier in Hellefeld vertreten“, erzählt Christoph<br />
Feldmann. Aber in diesem Jahr hat Corona den Berghoffs<br />
einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da der Partyservice<br />
nur ein Standbein ist, hat der Betrieb die Zeit gut<br />
überstanden, erzählt Tanja Berghoff: „Im Laden war sogar<br />
mehr los als sonst. Da die Restaurants zu hatten, haben mehr<br />
Leute selbst gekocht oder zuhause gegrillt.“<br />
Obwohl Tanja Berghoff „in der Wursteküche groß geworden<br />
ist“, hatte sie zunächst wenig Interesse an dem Beruf ihres<br />
Vaters. Aber das änderte sich im Laufe der Jahre und nach<br />
Lehre, Gesellenjahren, Meisterprüfung und Weiterbildung<br />
zur Betriebswirtin wusste sie, was sie wollte: Die Fleischerei<br />
ihres Vaters mit Liebe und Herzblut weiterführen, auf Regionalität<br />
setzen, immer an das Wohl der Tiere denken und ein<br />
gutes Arbeitsklima schaffen, damit sich ihre Mitarbeiter wohl<br />
fühlen.<br />
Mit Blick in die Zukunft steht für die zweifache Mutter<br />
eins fest: „Wir wollen weiter ein Familienbetrieb mit eigener<br />
Schlachtung bleiben. Wir können unsere Qualität am besten<br />
sicherstellen, wenn wir selbst schlachten.“ ■<br />
Familie Berghoff/Feldmann mit Wilhelm Seemer sen.<br />
und jun., langjährige Lieferanten aus dem nahen Wallen<br />
Tochter Johanna weiß schon genau, was regional bedeutet<br />
Team Berghoff im modernen Fachgeschäft in Berge<br />
Fleischerei Berghoff | Tanja Berghoff e.K.<br />
Olper Str.2 | 59872 <strong>Meschede</strong>-Berge<br />
Tel: 02903/41237 | Fax: 02903/41239<br />
tanja.berghoff@web.de | www.fleischerei-berghoff.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 53
Eine Parzelle mit<br />
Gemüse und eine<br />
Gemeinschaft<br />
neuer Nachbarn<br />
Aussäen, jäten und<br />
ernten mit den<br />
Gärtnern am Küppel<br />
Anke Kemper<br />
S. Droste<br />
Theresa Noeke<br />
Z<br />
wischen dem Waldfriedhof<br />
und dem Küppel in Freienohl<br />
hat sich eine Gruppe gleichgesinnter<br />
Gartenfreunde gefunden, die<br />
seit Frühjahr dieses Jahres mit Enthusiasmus<br />
ein Stück Land für den Eigenbedarf<br />
bewirtschaftet. Hier geht es um<br />
weitaus mehr als um das „Ackern“ im<br />
Garten und dabei dem “Essen beim<br />
Wachsen zuzusehen”.<br />
„Gärtnern am Küppel“ heißt das Projekt,<br />
das die Landschaftsarchitektin Theresa<br />
Noeke aus Freienohl ins Leben gerufen<br />
hat. „Eigentlich wollte ich nach dem<br />
Studium an einem Projekt in Russland<br />
mitwirken. Als diese Pläne coronabedingt<br />
ins Wasser fielen, musste ich kurzfristig<br />
umplanen“, erzählt sie. Es wurde nicht<br />
lange gefackelt. Ein Stück Land oberhalb<br />
des Waldfriedhofes, das im Familienbesitz<br />
ist, wurde abgesteckt, gepflügt und eingezäunt.<br />
„Ich hatte mich entschieden, dass<br />
ich für den Ort etwas machen wollte und<br />
meine Ideen und Energie hier einsetze.“<br />
Schnell waren auch ein paar Gartenfreunde<br />
gefunden, die an diesem Projekt<br />
mitwirken wollten. Acht gleich große<br />
Parzellen sind es aktuell, die von verschiedenen<br />
Familien bewirtschaftet werden.<br />
Das Übrige wurde zum Kartoffelfeld.<br />
Die Grundausstattung an Gemüsesorten<br />
stellte die 27-Jährige zur Verfügung -<br />
natürlich alles bio. „Jeder kann hier selbst<br />
entscheiden, was er in seiner Parzelle anpflanzen<br />
möchte“, berichtet sie weiter.<br />
Man sollte doch annehmen, dass die<br />
Sauerländer daheim ein Stück Nutzgarten<br />
oder ein Beet für Kräuter und Salat zur<br />
Verfügung haben. Warum also eine zusätzliche<br />
Parzelle bearbeiten? „Dabei geht<br />
es um viel mehr“, erklärt Jana Kintrup.<br />
„Das Wissen, das wir von unseren Eltern
Gerd Disse<br />
Jana Kintrup<br />
1955: Der Trecker steht an der gleichen Stelle, wo sich heute die Beete befinden.<br />
und Großeltern mitbekommen haben,<br />
ist mit der Zeit verebbt. Hier können wir<br />
Altes wiederentdecken und Neues dazulernen.“<br />
Wertvolle Tipps werden von der<br />
Landschaftsarchitektin an die Gruppe<br />
weitergegeben. Welches Gemüse pflanzt<br />
man neben das andere, damit das<br />
Wachstum gefördert wird und welche<br />
Pflanzen harmonieren nicht gut miteinander?<br />
Wann und wie erntet man, was<br />
darf ich in Bezug auf Biogemüse düngen<br />
– um nur ein paar Punkte zu nennen.<br />
Und dieses Wissen wird auch direkt an<br />
die Kinder vermittelt, die ebenfalls mit<br />
Begeisterung dabei sind. „Die Kinder<br />
lernen, dass unser Essen nicht aus dem<br />
Supermarkt kommt“, fährt sie fort.<br />
„Vieles hiervon würde ich zu Hause gar<br />
nicht anpflanzen. Hier kann ich Neues<br />
ausprobieren“, meint Nadja Hengesbach.<br />
Die Vielfalt an Pflanzen geht weit über<br />
Salat, Möhren und Kartoffeln hinaus.<br />
„Und der Aufwand ist gar nicht so groß:<br />
Zwei bis dreimal die Woche komme ich<br />
hierher und schaue nach dem Rechten,<br />
zupfe hier und da Unkraut und nehme<br />
direkt etwas mit, was ich für das Mittagessen<br />
brauche.“<br />
Wertschätzung für Lebensmittel<br />
Die Motivation kommt aus der Gruppe,<br />
man tauscht sich aus und hilft<br />
sich gegenseitig. „Der Spaß an der<br />
Gemeinschaft und die Wertschätzung<br />
für unsere Lebensmittel stehen hier<br />
im Fokus“, erzählt Gerd Disse. Der<br />
Freienohler Lehrer hat am Rand seiner<br />
Parzelle auch Blumen angepflanzt, die<br />
er von einem Schulprojekt des Berufskolleg<br />
<strong>Olsberg</strong> von den Schülern<br />
kaufen konnte. „Das Arbeiten in den<br />
Beeten entkoppelt, man weiß zu schätzen,<br />
was man da erntet und ist davon<br />
überzeugt, dass es auf jeden Fall besser<br />
schmeckt als aus dem Supermarkt“,<br />
bemerkt er.<br />
Wenn man den begeisterten Gärtnern<br />
zusieht, wird einem klar, dass dies<br />
keine vorübergehende Freizeitbeschäftigung<br />
ist. Neben einem Erntefest im<br />
<strong>Herbst</strong>, stehen auch schon die Planungen<br />
für die nächste Gartensaison. „Ich<br />
hoffe, dass die Begeisterung für das<br />
Gärtnern auch auf andere überspringt<br />
und wir noch weitere Parzellen anlegen<br />
können“, sagt Theresa Noeke mit<br />
Blick auf zukünftige Projekte. ■<br />
Darum kümmert sich<br />
mein Vertrauensmann!<br />
Die Verschafft-Ihnen-Gehör-<br />
Rechtsschutzversicherung.<br />
Sebastian Fothen<br />
Hauptstraße 16<br />
59872 <strong>Meschede</strong><br />
Telefon 02903 2290<br />
info@fothen.lvm.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 55<br />
fothen.lvm.de
Eversberger<br />
Landmilch –<br />
frischer geht’s nicht<br />
Hof Möller-Winter<br />
rüstet sich für die Zukunft<br />
Anzeige Britta Melgert Jürgen Eckert<br />
M<br />
ancher Supermarktkunde blieb in den<br />
letzten Wochen schon vor den interessanten<br />
neuen Geräten stehen: Milchautomaten!<br />
Frische Milch aus Eversberg, direkt vom Bauernhof<br />
Möller-Winter, so liest man. Flasche reinstellen, Münzen<br />
einwerfen, Start drücken – schon läuft das gesunde,<br />
weiße Getränk ins Gefäß. Was steckt eigentlich dahinter?<br />
<strong>WOLL</strong> war deshalb für Sie im <strong>Meschede</strong>r Bergdorf.<br />
Christoph Möller-Winter ist seit 2012 der Herr auf dem<br />
Hof, der bereits seit 1480 im Familienbesitz ist.<br />
Wo frühere Landwirts-Generationen ein sicheres Auskommen<br />
hatten, stellt sich die Einkommenssituation seit<br />
Jahrzehnten zunehmend schwierig dar. Wer nicht aufgeben<br />
will, muss sich etwas einfallen lassen.<br />
Massen tierhaltung wäre eine Möglichkeit, doch für<br />
Möller- Winter kommt das nicht infrage.<br />
Alter Familienbetrieb in heutiger Zeit<br />
„Durch den Bau unseres modernen, offenen Stalls im Jahr<br />
2014 an den bereits vorhandenen Stall haben unsere 60<br />
Milchkühe ausreichend Platz“, erzählt Möller-Winter.<br />
„Bei dieser Größenordnung können wir sowohl auf das<br />
Wohl unserer Tiere achten, als auch alle Aufgaben im<br />
Familienverbund erledigen.“ Familie ist ein gutes Stichwort,<br />
denn neben Ehefrau Steffi gibt’s zwei Kinder. Max,<br />
ihr Ältester, hat sich bereits entschieden irgendwann<br />
Papas Platz einzunehmen. Die Aussage des Teenagers ist<br />
ganz klar: „Landwirt ist der schönste Beruf der Welt!“<br />
Neue Wege gehen … auch für Max<br />
Diese Perspektive vor Augen war der ganzen Familie<br />
klar: „Unser Weg der Existenzsicherung wird die Direktvermarktung!<br />
Neben unserem Hauptabnehmer Landliebe<br />
geht ein Teil der Milch an bisher sechs Standorten<br />
in <strong>Meschede</strong>, <strong>Bestwig</strong>, Bigge-<strong>Olsberg</strong> und Warstein in<br />
den Verkauf - und die Nachfrage kann sich sehen lassen”,<br />
freut sich Christoph Müller-Winter.<br />
Ein Hofladen voll mit leckeren Lebensmitteln<br />
Auch Steffi Möller-Winter hat ein Tätigkeitsfeld für sich<br />
entdeckt: Im kleinen Hofladen in der Eversberger Weststraße<br />
bietet sie Lebensmittel aus eigener Herstellung<br />
sowie regionale Erzeugnisse von Partnerbetrieben an.<br />
Lange hat sie in ihrer Hofküche experimentiert, geübt,<br />
getüftelt und Erfahrungen gesammelt. Ende 2019 war es<br />
soweit: Ihre ersten Käsesorten, Feta und Joghurt waren<br />
„reif“ für den Verkauf. „Die Nachfrage nach meinen<br />
handgemachten Milchprodukten, die alle ohne Konser-<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Foto: CREATIVE POWER GROUP<br />
vierungsstoffe auskommen, ist überwältigend“, berichtet sie.<br />
Die Kunden kommen natürlich aus Eversberg, aber auch aus den<br />
umliegenden Orten. Ein Hotel ist regelmäßiger Kunde; ein Restaurant<br />
als Abnehmer in Planung.<br />
Eversberger Hausnamen für handgemachten Käse<br />
Für die Ortskundigen hat man sich ein besonderes „Schmankerl“ einfallen<br />
lassen: Die inzwischen acht verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />
des Schnittkäses wurden nach Eversberger Hausnamen benannt.<br />
Ob man nun mehr auf den „Heuers“ mit Tomate und Basilikum steht,<br />
den „Eukmann“ mit Scharbzieger Klee bevorzugt oder zum „Druvar“<br />
mit Bärlauch tendiert, ist natürlich Geschmackssache.<br />
Übrigens: Eine Überraschungssorte ist gerade in Arbeit!<br />
Ein Blick nach vorn<br />
Was bringt die Zukunft? In seinen Visionen sieht Max einen Hof, auf<br />
dem, anders als heutzutage üblich, auch männliche Tiere ihre Daseinsberechtigung<br />
in einem Wohlfühlstall haben. Regionale Schlachtung<br />
durch Metzger vor Ort statt Tierverkauf an Großschlachthöfe, das liegt<br />
ihm am Herzen. Und er hofft auf unterstützende Gesetzesänderungen.<br />
Sicherlich wird man die eingeschlagenen Vertriebswege weiter perfektionieren.<br />
Artgerechte Tierhaltung, regional produzierte Lebensmittel<br />
und deren Verkauf zu fairen Preisen – das liegt doch sowohl den Landwirten<br />
als auch den Käufern am Herzen! ■<br />
Eversberger<br />
LandmilCH<br />
Familie Möller-Winter<br />
Weststraße 3<br />
59872 <strong>Meschede</strong>-Eversberg<br />
Tel.: 0291 51164<br />
info@eversberger-landmilch.de<br />
www.eversberger-landmilch.de<br />
Eversberger Landmilch<br />
eversberger_landmilch<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 57
Ackerhelden in Arnsberg-Ainkhausen<br />
Verena Sen<br />
Manfred Haupthoff<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
vb-sauerland.de<br />
Auf 20 Streifen à 2 x 20 Metern<br />
wachsen Kartoffeln,<br />
verschiedene Sorten Salat<br />
und Zwiebeln, Kürbisse, Zucchini<br />
oder Wirsing. Roter Spitzkohl fällt<br />
ins Auge, außerdem die gelbe Bete.<br />
Dazwischen eine Reihe Kornblumen,<br />
um Blattläuse vom Gemüse<br />
abzulenken, auch Ringelblumen<br />
leuchten in orange.<br />
Die ersten 14 Meter Ackerheldentum<br />
werden nach Plan vorgepflanzt<br />
und die letzten sechs Meter<br />
gestalten die Ackerhelden nach<br />
eigenem Gusto. Hier wachsen z. B.<br />
Mais, Fenchel oder Küchenkräuter.<br />
Außerdem wird die Nachkultur,<br />
also die frei gewordenen Plätze nach<br />
der Ernte des reifen Gemüses, selbst<br />
ausgewählt. Einzige Vorgabe: Die<br />
Pflanzen und Samen sind sämtlich<br />
biozertifiziert.<br />
Klingt nach viel Arbeit? Ist es aber<br />
nicht. „Die ganze unbequeme<br />
Arbeit, die man bei so einem<br />
Garten hat, machen wir vorher.<br />
Also das Gartenland umgraben, mit<br />
Mist düngen, den Mist eingraben<br />
- das erledigen wir“, berichtet<br />
Ursula Tigges vom Tiggeshof in<br />
Ainkhausen. Ihr Familienbetrieb –<br />
ebenfalls mit Biozertifizierung und<br />
nun in der 19. (!) Generation in<br />
Familienhand – macht das Ackerheldentum<br />
im Sauerland überhaupt<br />
erst möglich. An 20 Standorten<br />
ackern die Helden bundesweit:<br />
Von München bis Hamburg, von<br />
Kamp-Lintfort bis Berlin und mitten<br />
drin: Ainkhausen!<br />
Profi-Tipps aus 650 Jahren<br />
Erfahrung<br />
Als Ackerheld-Kooperationspartner<br />
hält Familie Tigges nicht<br />
nur den Acker, sondern auch<br />
ein 5.000-Liter-Wasserfass zum<br />
Gießen bereit, nebst einer ganzen<br />
Reihe von Gießkannen, die<br />
fein säuberlich aufgereiht im<br />
Bauwagen stehen, dem mobilen<br />
Geräteschuppen. Hier finden die<br />
Hobby-Gärtner auch Harken und<br />
sonstige Gartengeräte für den<br />
üblichen Heldenbedarf. Mit zwei<br />
bis drei Stunden Aufwand pro<br />
Woche ist es laut Ursula Tigges<br />
normalerweise getan. Ihr Profi-<br />
Tipp für die Bewässerung: Einmal<br />
harken, spart dreimal gießen! Der<br />
aufgelockerte Boden kann das<br />
Wasser dann nämlich viel besser<br />
aufnehmen und auch deutlich<br />
länger speichern als die harte<br />
Ackerkrume.<br />
„Bio – regional – saisonal“ ist<br />
das Motto der Ackerhelden. Das<br />
bedeutet natürlich auch den<br />
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.<br />
Gefräßige Kartoffelkäfer<br />
und nimmersatte Raupen des<br />
Kohlweißlings werden hier mit<br />
der Hand abgesammelt, Netze<br />
schützen vor allzu großen tie r-<br />
ischem Mundraub. Dem scharfen<br />
Auge der Bio-Landwirtin entgeht<br />
nichts: Sobald die Fraß-Kandidaten<br />
fliegen, schlägt Ursula Tigges<br />
über Facebook Alarm und die<br />
Ackerhelden eilen zur Rettung<br />
herbei.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 59
Von der Ackerheldenzentrale in Essen kommt zusätzlich<br />
digitale Unterstützung durch E-Mails mit saisonalen<br />
Infos, Rezepten und jeder Menge anderer Heldentipps.<br />
Gärtnern für Leib und Seele<br />
Heroen aus Arnsberg, Neheim, Hüsten, Herdringen und<br />
auch ein paar überregionale „Exoten“ aus dem Märkischen<br />
Kreis ackern und ernten hier von Mai bis November.<br />
Im Oktober wird die nächste Parzelle bestellt, es gibt<br />
sogar eine Warteliste für Neu-Helden. Drei verschiedene<br />
Arten von Laien-Landwirten beobachtete Ursula Tigges<br />
in ihren Habitaten: Familien mit Kindern, wo es mehr<br />
auf das gemeinsame Tun und Erleben als auf das Ergebnis<br />
ankommt; dann die Helden mittleren Alters, die<br />
Wert legen auf gesundes Gemüse und die den Chill-Faktor<br />
beim meditativen Gärtnern in den frühen Morgenstunden<br />
oder am Abend schätzen; außerdem größere<br />
Familien, die generationenübergreifend ertragsorientiert<br />
ackern, also die Jüngeren ackern jedenfalls und die Älteren<br />
sitzen derweil gern in Rufweite auf dem mitgebrachten<br />
Klappstuhl und erteilen wohlmeinende Anweisungen.<br />
Familie Unger aus Bruchhausen wollte diesen Sommer<br />
wegen der Corona-Situation anders angehen und hat den<br />
Garten auf ihren 11-jährigen Sohn Jonas angemeldet, der<br />
fleißig mitharkt und -erntet. Das gemeinsame Ackern ist<br />
auch eine willkommene Alternative zum Medienkonsum<br />
daheim. „Wir genießen das Ernten, das Land und das<br />
Panorama. Das ist eine gesunde Kombination und wir<br />
lernen alle drei dazu bei diesem schönen Familienprojekt“,<br />
schwärmt Familie Unger. Auch Heldin Beate L.<br />
aus Werdohl schätzt es sehr, an der frischen Luft zu sein,<br />
mit den eigenen Händen etwas zu schaffen und gesundes<br />
Gemüse zu ernten. „Hier gibt es keine Autos, rein gar<br />
nichts. Da bin ich nur mit mir und meinen Pflanzen. Da<br />
kommt man raus und ist ein anderer Mensch.“ ■<br />
Fläzbänksken - die Outdoorbänke aus dem Sauerland<br />
„Immer in der Sonne fläzen?<br />
Mit den 360° drehbaren Bänksken<br />
Varianten kein Problem!“<br />
Zwockel für 2 Personen<br />
Oschi für 3 Personen<br />
Weitere Bankvarianten und andere spannende<br />
Outdoor-Produkte finden Sie in Kürze auf<br />
www.mueller-outdoor.de<br />
Individualisierungen<br />
gegen Aufpreis möglich<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong><br />
Paul Müller GmbH | Brobbecke 1 | 58802 Balve | Telefon 02375 9181-64 | service@mueller-outdoor.de
Eine Reise,<br />
die niemals<br />
endet<br />
Florian Hollmann (28) liebt seinen<br />
abwechslungsreichen Beruf als Landwirt<br />
Nicht nur im Stall sondern auch auf dem Trecker fühlt sich der Jungbauer wohl.<br />
Daniela Weber<br />
Matthias Koprek<br />
S<br />
chon als kleiner Junge verbrachte<br />
Florian Hollmann<br />
jede freie Minute mit seinem<br />
Papa im Stall oder auf dem Trecker.<br />
Der Hof der Familie in Bittingen sei<br />
„gefühlt schon immer hier“, sagt der<br />
28-Jährige. Auch sein Wunsch selbst<br />
Landwirt zu werden, währt seitdem<br />
er denken kann. „Mir war immer<br />
klar, dass ich Bauer werde.“ Seine<br />
Ausbildung zum Landwirt führte<br />
ihn auf eine Reise zu verschiedenen<br />
Stationen in Deutschland und auch<br />
im Ausland. Erfahrungen, die ihn<br />
für seine Arbeit auf dem Hof seiner<br />
Familie geprägt haben.<br />
„Ich liebe die Abwechslung, die mein<br />
Beruf mit sich bringt. Mir gefällt die<br />
Arbeit mit den Tieren, wir haben fast<br />
4.000 Schweine. Und auch, dass ich<br />
sehr viel in der Natur bin, finde ich<br />
super“, begründet Florian Hollmann<br />
seine Motivation, in die Fußstapfen seines<br />
Vaters getreten zu sein. Auch wenn<br />
der junge Landwirt nie einen anderen<br />
Berufswunsch gehabt habe, sei er doch<br />
erst im Alter von 16 Jahren so wirklich<br />
mit der Entscheidung, ob er den Hof<br />
seiner Familie übernehmen möchte,<br />
konfrontiert worden. „Mein Vater fragte<br />
meinen zwei Jahre älteren Bruder und<br />
mich, wer das machen möchte. Mein<br />
Bruder ist allerdings nicht so praktisch<br />
veranlagt und ist nun als Wirtschaftsberater<br />
für Landwirte tätig. Für mich war<br />
die Arbeit auf dem Hof ja schon immer<br />
das Richtige.“<br />
„Mein Ausbilder hat es geschafft,<br />
meinen Ehrgeiz so richtig zu wecken.<br />
Ich hatte Lust viel zu lernen<br />
und viel zu machen.“<br />
Florian Hollmann, Jungbauer aus Bittingen<br />
Nach dem Abitur begann dann also für<br />
den damals 19-Jährigen das Abenteuer<br />
Ausbildung. „Die Lehre zum Landwirt<br />
ist eine ganz normale duale Ausbildung,<br />
die üblicherweise drei Jahre dauert. Da<br />
ich jedoch das Abitur absolviert hatte,<br />
konnte ich meine Ausbildungszeit um<br />
ein Jahr verkürzen.“ Zwei Jahre, die es<br />
„in sich hatten“, führten den Enser an<br />
zwei verschiedene Höfe in Nordrhein-<br />
Westfalen – die ersten Ziele seiner Reise.<br />
Azubis in der Landwirtschaft verbringen<br />
jedes Lehrjahr an einem<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 61
und meinte nur zu mir: ,Morgen säst du wieder Rüben ein.`“<br />
Getreu dem Motto „aus Fehlern lernt man“ hat der damalige<br />
Azubi daraus seine Lehren gezogen.<br />
„Das war schon eine Herausforderung. Ich hatte viel<br />
Verantwortung und auch Freiheiten. Dadurch habe<br />
ich auch persönlich einen Wandel vollzogen.“<br />
Florian Hollmann, Jungbauer aus Bittingen<br />
Der Jungbauer ist nach mehreren Stationen im In- und Ausland nun auf dem<br />
weitläufigen Familienbetrieb in Bittingen sesshaft geworden.<br />
anderen Hof. „In meinem ersten Ausbildungsjahr war ich an<br />
einem Hof im Münsterland. Wir waren dort zwei Azubis und<br />
haben uns eine kleine Wohnung ohne Küche geteilt. Das war,<br />
glaube ich, die ehemalige Wohnung der Uroma“, erinnert<br />
sich Hollmann. Sein zweites Lehrjahr führte ihn schließlich<br />
ins Rheinland. Dort begann eine Zeit, die der sympathische<br />
Landwirt rückblickend als „Highlight seiner Ausbildungszeit“<br />
bezeichnet. „Wir waren eine coole Truppe und haben auch<br />
mal abends nach der Arbeit bei einer Kiste Bier zusammengesessen.“<br />
Die insgesamt fünf Lehrlinge seien dabei auch mal auf<br />
„die verrücktesten Ideen gekommen. „Wir haben zum Beispiel<br />
einen Swimmingpool aus Strohballen gebaut“, sagt Hollmann<br />
und lacht.<br />
Doch nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch beruflich<br />
sei das zweite Lehrjahr für den 28-Jährigen eine „prägende<br />
Zeit“ gewesen. Denn mit seinem Ausbilder habe er dort besonderes<br />
Glück gehabt. „Mein Ausbilder hat es geschafft, meinen<br />
Ehrgeiz so richtig zu wecken. Ich hatte Lust, viel zu lernen<br />
und viel zu machen.“ Auch Fehler gehörten selbstverständlich<br />
zu seiner Entwicklung dazu. „Ich habe mal beim Säen von<br />
Rüben einen Fehler gemacht. Als ich dann auf meinen Ausbilder<br />
traf, ahnte ich schon, dass ich mir nun einen ordentlichen<br />
,Anschniss‘ abholen werde. Doch mein Ausbilder blieb cool<br />
Nach der Ausbildung führte ihn seine Reise nach Osnabrück,<br />
wo er Landwirtschaft studierte. „In der Ausbildung lernt man,<br />
was man tut. Im Studium lernt man, warum man es tut“, so<br />
seine Beweggründe für einen akademischen Werdegang. „Natürlich<br />
wollte ich auch unbedingt das Studentenleben genießen“,<br />
sagt der Landwirt mit einem Grinsen im Gesicht. Daher<br />
sei es ihm auch wichtig gewesen, nicht in Soest zu studieren.<br />
„Das ist eine hervorragende Hochschule, aber ich wollte unbedingt<br />
hier raus und nicht zu Hause wohnen.“ Auch nach dem<br />
Studium kehrte der junge Landwirt noch nicht endgültig in<br />
sein Heimatdorf zurück, sondern besuchte einen neunmonatigen<br />
Kurs, bei dem er seine „Management Skills“ vertiefte. „Bei<br />
dem Kurs waren Leute aus dem Süden, Westen, Osten und<br />
Norden Deutschlands. Es war sehr intensiv und man hat auch<br />
viele Freundschaften geknüpft.“<br />
Eine der intensivsten Zeiten von Florian Hollmann begann<br />
dann schließlich nach den theoretischen Abschnitten. Denn<br />
sein weiterer Weg führte ihn nach Ungarn, wo er zwei Jahre<br />
auf einem Betrieb verbrachte und eine hohe Position innehatte.<br />
„Das war schon eine Herausforderung. Ich hatte viel<br />
Verantwortung und auch Freiheiten. Dadurch habe ich auch<br />
persönlich einen Wandel vollzogen“, zeigt sich Hollmann<br />
dankbar für die Erfahrungen. Denn er konnte teilweise<br />
Entscheidungen treffen, die man in Deutschland vermutlich<br />
erst mit etwa 40 Jahren treffen könne. „Das war schon der<br />
Wahnsinn.“ Auch Sprachbarrieren trotzte er. „Ich habe viel<br />
Eine wahre Leidenschaft: Florian Hollmann liebt<br />
es bei seinen Schweinen im Stall zu arbeiten.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
mit Google -Übersetzer und Bildern gearbeitet oder einfach<br />
vorgemacht, was ich will. Man muss einfach kreativ sein,<br />
dann kann man alles irgendwie schaffen“, betont der Landwirt.<br />
Während seines Aufenthalts hat der junge Enser auch<br />
versucht, Land und Leute kennenzulernen und ist daher<br />
unter anderem zum Plattensee oder nach Budapest gereist.<br />
Auch nach seiner Zeit in Ungarn war Hollmanns Reise<br />
noch nicht beendet. „Ich war danach noch drei Monate<br />
in den USA. Dort bin ich mit einem Auto in verschiedene<br />
Staaten gereist und habe Kurzpraktika gemacht.“ Besonders<br />
die Aufenthalte im Ausland haben bei dem Landwirt aus<br />
Ense besondere Eindrücke hinterlassen. „Diese beiden Auslandsaufenthalte<br />
haben bei mir eine gedankliche Blockade<br />
gelöst. In Ungarn sind die Strukturen sehr hierarchisch, in<br />
den USA sind die meisten Farmen Familienbetriebe, wo<br />
einfach jeder alles macht. Ich habe nun beides kennengelernt<br />
und kann für mich schauen, was ich will, was sozusagen<br />
der Königsweg ist.“<br />
Diesen „Königsweg“ kann er nun im heimischen Betrieb<br />
gehen. Seit einem Jahr packt Florian Hollmann dort tatkräftig<br />
mit an. Das Reisen vermisst er manchmal schon,<br />
denn mit der Verantwortung, die er nun trägt, kann er<br />
nicht einfach wochenlang Urlaub machen. „Wenn ich<br />
manchmal Urlaubsfotos von anderen sehe, werde ich etwas<br />
neidisch, aber ich besinne mich dann wieder auf die Vorteile,<br />
die mein Job hat. Ich kann aufstehen, wann ich will,<br />
und habe sehr viele Freiheiten bei meiner Arbeit. Und das,<br />
obwohl ich noch so jung bin. Das ist super.“<br />
Der 28-Jährige bereut also keineswegs, sich für die Landwirtschaft<br />
entschieden zu haben und freut sich jeden<br />
Morgen auf seine Schweine, um die er sich mit Herzblut<br />
kümmert. Und wenn er dann mal den Acker bestellt,<br />
kommt doch etwas Urlaubsgefühl auf. „Wir haben Felder<br />
in Delecke am Möhnesee. Von dort aus kann man auf den<br />
See gucken. Also es gibt schlechtere Arbeitsorte“, berichtet<br />
Hollmann und lacht erneut. Und auch auf dem Hof in<br />
Bittingen ist seine Reise noch nicht zu Ende. „Mir geht es in<br />
Zukunft darum, dass ich den Hof für die nächste Generation<br />
gut aufstelle, ordentlich wirtschafte und das Bestmögliche<br />
heraushole“, verrät der Jungbauer abschließend seine<br />
weiteren Pläne. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 63
<strong>Meschede</strong>r Minischafe am Abhang<br />
Vielseitig einsetzbar: Rasenmäher,<br />
Wolllieferant, Streichelzoo …<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
Die Bewohner des <strong>Meschede</strong>r<br />
DRK-Seniorenzentrum<br />
Bernhard-Salzmann-Haus<br />
staunten nicht schlecht, als vor einiger<br />
Zeit, direkt vor ihren Fenstern,<br />
eine neue Attraktion entstand. Mit<br />
Zäunen wurde ein Gelände am steilen<br />
Abhang abgesteckt, ein Stall wurde<br />
gebaut - und dann zogen tierische<br />
Nachbarn ein. Seitdem gibt es was<br />
zum Gucken, zum Staunen und zum<br />
Streicheln. Sie sind die erklärten<br />
Stars bei den Senioren: Bretonische<br />
Minischafe!<br />
Als Petra, Oliver und Tristan Clemens<br />
nach <strong>Meschede</strong>-Beringhausen zogen,<br />
war eines klar: An dem steilen Hang,<br />
der zu ihrem Grundstück gehörte, würde<br />
die Rasenpflege schwierig werden.<br />
Doch der gelernte Zimmermann und<br />
die Erzieherin wussten schnell Rat.<br />
Tiere mussten her. Nützliche Tiere mit<br />
gutem Appetit.<br />
Die zündende Idee: Minischafe<br />
„Wenn man wie ich auf Höfen aufgewachsen<br />
ist und immer von eigenen<br />
Tieren geträumt hat, ist das wohl die<br />
logische Konsequenz“, erzählt Oliver<br />
Clemens und schmunzelt. „So wurden<br />
wir im Frühjahr 2017 kurzerhand<br />
Hobby-Schäfer.“ Seine Ehefrau Petra<br />
erinnert sich: „Unser Sohn Tristan<br />
war damals fast noch ein Baby. Die<br />
Vorstellung, dass er es mal mit einem<br />
ausgewachsenen 100-Kilo-Bock zu tun<br />
bekommen würde, gefiel mir überhaupt<br />
nicht. Doch dann kam uns die Idee mit<br />
den Minischafen.“<br />
Rasenmäher und Feinschmecker<br />
Quessantschafe, auch Bretonische<br />
Zwergschafe, so heißt die kleinste<br />
Ausgabe der größeren Rassen. Bis zu<br />
49 Zentimeter Stockmaß erreichen sie<br />
in der Regel. Diese Tatsache ist der<br />
Grund dafür, dass ein gewisser Niedlichkeitseffekt<br />
nicht verloren geht. Mit<br />
einem Gewicht von acht bis sechzehn<br />
Kilogramm erinnern sie tatsächlich<br />
ihr Leben lang an Tierbabys. Neun<br />
von ihnen leben inzwischen hier in<br />
<strong>Meschede</strong>. Während die vier Auen, also<br />
die weiblichen Tiere, ihren Rasen-<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Wussten Sie ... ...<br />
Familie Clemens<br />
mäherjob direkt auf den Wiesen der Familie Clemens<br />
ausüben, geben die männlichen Böcke ihr Bestes hinterm<br />
<strong>Meschede</strong>r Seniorenheim. Lotti, Sam, Fienchen, Bonnie,<br />
Purzel, Higgings, Jack, Sunshine und der erst kürzlich auf<br />
die Welt gekommene Covid (diesen Namen suchten die<br />
Bewohner des Heimes aus) haben es gut bei den Clemens‘.<br />
Sobald einer „ihrer“ Menschen in Sicht kommt, wird der<br />
Turbo angeschmissen, um als Erster ein paar Pellet-Leckerlis<br />
zu erhaschen.<br />
Streicheln für streichelzarte Hände<br />
Aber die Schäfchen mögen auch andere Menschen. Deshalb<br />
lassen sie sich liebend gern durch den Zaun hindurch,<br />
z. B. von den Heimbewohnern, streicheln oder durch ihre<br />
Wolle kraulen. Jeder, der das bereits gemacht hat, wird<br />
darüber berichten können, wie gut sich danach die Hände<br />
anfühlen. Das Vlies, also die lockige Wolle der Schafe,<br />
ist voller pflegender, natürlicher Fette und daher bestens<br />
geeignet gegen raue Hände. Auch bei anderen körperlichen<br />
Beschwerden schwören Menschen darauf und setzen sie<br />
beispielsweise gegen Kopfschmerzen, Migräne, Erkältung<br />
oder Hautprobleme ein.<br />
Event in der Kita<br />
„Unsere Schafe haben aber auch noch eine weitere Aufgabe“,<br />
verrät Petra Clemens. „Ich gehe mit ihnen in Kindergärten,<br />
um den Kleinen diese Tiere näherzubringen. Angefangen<br />
hat das vor ein paar Monaten, als wir zu Gast waren im St.<br />
Raphael-Kindergarten, den unser Sohn besucht. Sobald die<br />
Einschränkungen wegen Corona es wieder zulassen, sind<br />
wir für Anfragen anderer Kitas unter petra-clemens@gmx.<br />
de offen.“<br />
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Fleißige Minischafe, ja definitiv. Zumal wir einen wichtigen<br />
Aspekt noch gar nicht angesprochen haben. Sie wissen<br />
schon: Ein Schäfchen … zwei Schäfchen … drei Schäfchen<br />
… gute Nacht! ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 65
Die Sauerländer<br />
Potthucke<br />
Christel Zidi<br />
Frauen bei der Kartoffelernte (1957)<br />
was im Pott hockt“ ist die Übersetzung des plattdeutschen Wortes Potthucke. In ganz<br />
Westfalen gibt es ähnliche Gerichte. Es ist auch in Henriette Davidis (1801-1876) berühmten<br />
„Das,<br />
„Praktischen Kochbuch“ erwähnt, dort allerdings unter dem Namen Puffert.<br />
Rezeptvorschlag:<br />
Ein Pfund geschälte Pellkartoffeln grob stampfen, ein<br />
Pfund rohe Kartoffeln raspeln - beides möglichst von<br />
Sauerländer Höfen. 200 g Saure Sahne und drei Eier zu<br />
den vermischten Kartoffeln geben und alles zu einem Teig<br />
vermengen. Mit Salz (ca. 14 g), einer Prise Zucker und<br />
frischen Muskat abschmecken.<br />
Kartoffelmasse in eine leicht gefettete Ofenform füllen<br />
und glatt streichen. Bei 200 °C ungefähr eine Stunde<br />
im vorgeheizten Backofen backen. Ganz wichtig: in der<br />
Form auskühlen lassen. Danach stürzen und in Scheiben<br />
schneiden. Dann in Butter braten, bis die Scheiben goldgelb<br />
sind.<br />
Noch deftiger wird es, wenn der Teig mit Würfelspeck<br />
versetzt und die Backform vor dem Füllen mit Mettwurstscheiben<br />
ausgelegt wird.<br />
Und eine Abwandlung für Vegetarier: Statt der Speckund<br />
Wurststücke Blumenkohl verwenden. Diesen fein<br />
schneiden – zusammen mit einer großen, (roten) Zwiebel<br />
kurz in Öl anbraten und dann zu dem Kartoffelteig<br />
geben. ■<br />
Wir wünschen den Sauerländern alles<br />
Gute, vor allem Gesundheit, <strong>WOLL</strong>!<br />
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Wir freuen uns auf Sie!<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Energie aus Bioabfall<br />
Biogas für 1.200 Haushalte aus dem Kompostwerk Hellefelder Höhe<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
Ü<br />
ber 20 Jahre gibt es das Kompostwerk Hellefelder<br />
Höhe schon. 20.000 Tonnen Bioabfälle aus<br />
Sundern, <strong>Meschede</strong>, Eslohe und Arnsberg werden<br />
dort jedes Jahr in wertvollen Kompost und Spezialerde<br />
umgewandelt. Seit letztem Jahr wurde das Werk um eine<br />
Feststoff-Vergärungsanlage erweitert, sodass der Biomüll<br />
noch intensiver genutzt werden kann.<br />
Während des „Kalten Krieges“ ist das heutige Kompostwerk<br />
ein Treibstofflager der Belgier gewesen. Die damals gebauten<br />
Hallen wurden danach übernommen und eignen sich wunderbar<br />
für die Kompostierung von Bioabfällen. Auch die Lage<br />
war perfekt. „Wenn man eine Stelle suchen müsste, dann wäre<br />
das hier. Wir sind für alle Städte in der Umgebung leicht zu<br />
erreichen, aber auch abgelegen genug, da die Anlage natürlich<br />
auch etwas riecht“, stellt Geschäftsführer Reimund Klute fest<br />
und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber dadurch,<br />
dass wir hier versteckt im Wald liegen, stören wir niemanden.“<br />
Die Bioabfälle werden im Kompostwerk gereinigt, gesiebt,<br />
Bakterien hinzugesetzt und so kompostiert. „Dabei entsteht<br />
sehr viel Wärme“, erklärt Klute. „So ein Haufen Biomüll<br />
schafft es in einer Nacht auf 65 bis 70 Grad Celsius zu<br />
kommen. Da haben wir überlegt, dass man diese Energie<br />
doch irgendwie nutzen muss.“ Die Idee einer vorgeschalteten<br />
Biogasanlage entstand. 2018 wurde mit dem Bau begonnen,<br />
2019 kam die Anlage das erste Mal zum Einsatz. „Sie ist quasi<br />
das i-Tüpfelchen“, so Klute. „Landwirte brauchen für den<br />
Betrieb wertvolles Land für die Rohstoffe und fahren vorher<br />
mit Diesel darüber. Wir brauchen nichts Zusätzliches für den<br />
Betrieb der Biogasanlage und bekommen auch hinten nichts<br />
Separates heraus. Es ist nur ein dazwischengeschalteter<br />
Schritt“,<br />
so der Geschäftsführer.<br />
In Deutschland ist es<br />
erst die zweite Biogasanlage<br />
ihrer<br />
Art.<br />
Raimund Klute<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 67
Ein lebender Organismus<br />
Nur insgesamt sieben Angestellte arbeiten im Kompostwerk,<br />
zwei davon sind für die Biogasanlage zuständig. „Wir haben<br />
eigentlich nur dafür zu sorgen, dass die Bakterien ihre Arbeit<br />
machen“, erklärt Klute. Aber so einfach ist es natürlich nicht.<br />
Es gibt eine Menge zu beachten.<br />
Alexander Klüter weiß das. Er ist der Leiter der Biogasanlage.<br />
Er kennt die Abläufe und ist mit Leidenschaft dabei.<br />
„Es macht enorm Spaß auf so einer Anlage zu arbeiten, da<br />
hier viele verschiedene Bereiche zusammenfließen: Chemie,<br />
Biologie, aber auch Maschinenbau.“ Er selbst ist, neben<br />
einiger anderer spezieller Qualifikationen, staatlich geprüfter<br />
Agrarwirt. „Die Grundeignung, das Interesse und das Wissen<br />
kommt eher aus der Landwirtschaft“, erklärt er. „Einfach<br />
ausgedrückt, funktioniert eine Biogasanlage wie eine Kuh.<br />
Es ist ein lebender Organismus und man muss immer für sie<br />
da sein.“ Auf seinem Handy und einem Tablet ist eine Software<br />
installiert, sodass er die Biogasanlage quasi immer in<br />
Alexander Klüter, Leiter der Biogasanlage<br />
der Tasche hat.<br />
Klüter kennt die Abläufe ganz genau: „Wenn der Biomüll<br />
soweit vorbereitet ist, kommt er in eine der sechs Fermenterboxen.<br />
Dort wird er gegoren, das entstehende Gas aufgefangen<br />
und das Material nach etwa 21 bis 30 Tagen wieder in<br />
die Kompostierung gegeben, wo es zu hochwertigem Dünger<br />
verarbeitet wird, der schließlich auf den Feldern der Landwirte<br />
oder in Privatgärten landet.“<br />
Alexander Klüter<br />
„Einfach ausgedrückt, funktioniert<br />
eine Biogasanlage wie eine Kuh.“<br />
- Alexander Klüter<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
im<br />
Sauerland<br />
verwurzelt<br />
Klimaneutral<br />
Ein Punkt, der die Anlage besonders interessant macht, ist,<br />
dass alles Material, das genutzt wird, ein Abfallprodukt ist.<br />
Nichts davon wurde extra angebaut. „In dem Sinne ist unsere<br />
Art der Energiegewinnung also auch klimaneutral. Das<br />
Material ist ohnehin da, also können wir es auch energetisch<br />
nutzen“, so Klüter. Die Stromversorgung kann dabei ganz<br />
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kein Solar- oder Windstrom vorhanden ist, können<br />
wir das ganz schnell ausgleichen. Da wir zwei Motoren<br />
haben, können wir Lücken, wenn viel Strom gebraucht wird,<br />
bedarfsgerecht abdecken, sodass es nicht zu Ausfällen kommt.“<br />
4 bis 4,5 Mio. KW können im Jahr produziert werden. Das<br />
bedeutet eine Versorgung von 1.200 Haushalten. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 69
Der Puten-Pionier<br />
aus dem Sauerland<br />
Karl-Johannes Heinemann ist<br />
auf seinem Hof in Horbach<br />
Herr über 47.000 Puten<br />
Anne von Heydebrand<br />
S. Droste<br />
„Viele Leute wollen lieber gar nicht sehen, woher das Tier stammt<br />
und kaufen es lieber im Supermarkt.“ - Brigitta Heinemann<br />
W<br />
enn Sie aus <strong>Meschede</strong><br />
oder einem der umliegenden<br />
Dörfer kommen, dann sind<br />
Ihnen bestimmt auch schon mal diese<br />
ganz besonderen Trecker aufgefallen?<br />
Sie sind nicht grün oder orange, wie<br />
es sonst in der Landwirtschaft üblich<br />
ist, sondern weiß – schneeweiß. „Ein<br />
Spleen meines Mannes“, erzählt<br />
Brigitta Heinemann lachend. Und<br />
tatsächlich: Fast alle Hoffahrzeuge<br />
haben diese strahlende Farbe und<br />
besitzen damit einen hohen Wiedererkennungswert.<br />
Dabei hat der Hof<br />
den gar nicht nötig. Denn den Putenbauern<br />
aus Horbach kennt fast jeder.<br />
Er führt einen der wenigen Geflügelmastbetriebe<br />
im Sauerland. Und<br />
das auf einem Hof mit Jahrhunderte<br />
langer Tradition.<br />
Über die Geschichte des Hofes könnte<br />
man ganze Bände schreiben. Seit 700<br />
Jahren liegt der idyllische Fachwerk-Hof<br />
der Familie Heinemann nun schon in<br />
dem kleinen Tal am Rande des Hennesees.<br />
Damals gehörte er zum Stift <strong>Meschede</strong><br />
und versorgte die Bewohner der<br />
Stadt mit wichtigen Lebensmitteln. 400<br />
Jahre später übernahmen die Vorfahren<br />
von Karl-Johannes Heinemann den Hof<br />
und setzten die Tradition fort.<br />
Zunächst vor allem mit Milchkühen,<br />
doch in den 1960er Jahren wurde der<br />
erste Schweinemaststall eingerichtet.<br />
Nach und nach verschwanden die Kühe<br />
ganz vom Hof und die freigewordene<br />
Fläche wurde für die Putenmast umgebaut.<br />
Das war vor fast 50 Jahren. Heute<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Brigitta und Karl-Johannes Heinemann<br />
Ein emotionales Thema<br />
Karl-Johannes Heinemann baut auf der Fläche vor allem<br />
Weizen, Gerste, Raps, Triticale*, Mais und Zuckerrüben an.<br />
Während das Getreide an die Tiere verfüttert wird, landen<br />
Mais und Zuckerrüben in der gigantischen Biogasanlage. „Mit<br />
der Energie könnten wir wahrscheinlich ganz Remblinghausen<br />
versorgen“, scherzt der Landwirt, doch stattdessen werden<br />
damit die Ställe beheizt.<br />
*Getreideart aus einer Kreuzung zwischen Weizen und Roggen<br />
kümmert sich der Landwirt in Horbach nicht nur um 47.000<br />
Puten und 1.000 Schweine. Zusätzlich produziert er wichtige<br />
Lebensmittel und bewirtschaftet mit seinen drei Auszubildenden<br />
und sechs Mitarbeitern, neben 60 Hektar Forst und<br />
120 Hektar Weihnachtsbaumplantage, auch noch 300 Hektar<br />
Ackerbau. Zahlen, bei denen einem schwindelig werden kann,<br />
doch Karl-Johannes Heinemann bleibt bescheiden. „Fahren<br />
Sie doch mal weiter in den Osten. Dort sind das noch ganz andere<br />
Größenverhältnisse. Aber im Sauerland gibt es tatsächlich<br />
nicht viele, die so viel Ackerland bewirtschaften“, erklärt der<br />
Landwirt. „Der Ackerbau ist die Grundlage für unser Viehfutter.<br />
Außerdem speisen wir damit unsere Biogasanlage. Wir<br />
wollen auf den Hof möglichst viele Kreisläufe schließen.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 71
Die perfekte Temperatur ist vor allem für die Puten besonders<br />
wichtig, denn die Küken mögen es warm. Bei 36 Grad fühlen<br />
sie sich am wohlsten, dann wird es allerdings kühler. Der<br />
Landwirt muss jeden Tag die Temperatur um ein Grad Celsius<br />
senken - bis schließlich eine konstante Temperatur von 15 bis<br />
20 Grad Celsius erreicht ist.<br />
Doch gerade für die Putenmast erntete der Landwirt in den<br />
letzten Jahren immer wieder Kritik. Er kann verstehen, dass<br />
das Thema emotional aufgeladen ist. „Aber Fleisch steht bei<br />
den meisten Leuten auf dem Einkaufszettel“, sagt Heinemann,<br />
dessen Tiere nach dem Siegel „Initiative für Tierwohl“<br />
gehalten werden. Für die Puten bedeutet das vor allem mehr<br />
Auslauf als bei einem rein konventionellen Betrieb. „Bei uns ist<br />
nur die Hälfte der Stallfläche belegt. Die Puten laufen im Stall<br />
frei auf Stroh und können scharren. Das Stroh wird mindestens<br />
drei Mal in der Woche gewechselt und für die Tiere gibt<br />
es rund um die Uhr frisches Wasser und Futter. Wie auch<br />
unsere Schweine haben die Puten zudem auch noch Spiel- und<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten“, erklärt der Landwirt. „Gerade<br />
Puten sind sehr empfindlich. Ihr Federkleid darf zum Beispiel<br />
nicht nass werden, sonst könnten sie schnell krank werden. Bei<br />
uns im Stall sind sie vor Wind und Wetter sowie Keimen oder<br />
Fressfeinden geschützt. Der Stall hat rundherum Netze, die<br />
sehr viel Frischluft und Sonnenlicht hineinlassen“, erklärt der<br />
Landwirt.<br />
Ein transparenter Hof für mehr Akzeptanz<br />
Ihm ist es wichtig, dass der Hof und der Betrieb transparent<br />
bleiben. Er habe nichts zu verbergen und möchte wieder mehr<br />
Akzeptanz schaffen. „Jeder ist herzlich dazu eingeladen, sich<br />
den Hof und die Tiere anzuschauen. Früher, als unsere Kinder<br />
noch klein waren, sind sie oft mit dem Kindergarten und der<br />
Schulklasse hier gewesen und haben sich die Tiere und die<br />
Küken angesehen. Leider ist das heute nicht mehr der Fall“,<br />
bedauert Brigitta Heinemann, die vor einigen Jahren sogar<br />
den kleinen Hofladen schließen musste. „Viele Leute wollen<br />
lieber gar nicht sehen, woher das Tier stammt und kaufen es<br />
lieber im Supermarkt.“ Dabei liegt dem Paar das Wohl ihrer<br />
Tiere am Herzen.<br />
Man merkt ihnen an, dass ihnen das Thema unter die Haut<br />
geht, doch sie sind Landwirte mit ganzer Seele. Kein Wunder,<br />
dass auch die drei Kinder in die Landwirtschaft gehen<br />
wollen. Auf die sind Karl-Johannes und Brigitta Heinemann<br />
besonders stolz und eines ist jetzt schon sicher: Die nächste<br />
Generation auf dem Hof in Horbach steht schon in den<br />
Startlöchern. ■<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Zeugen der land- und<br />
hauswirtschaftlichen Mechanisierung<br />
Das landwirtschaftliche Museum in <strong>Olsberg</strong>-Bruchhausen<br />
Silvia Padberg<br />
Im<br />
Futterspeicher der alten<br />
Meierei auf Schloss<br />
Bruchhausen können<br />
wir uns auf eine Zeitreise begeben.<br />
Die historischen Maschinen und<br />
Werkzeuge in dem kleinen Museum<br />
zeigen uns, wie das Leben und vor<br />
allem die Arbeit auf dem Lande im<br />
19. Jahrhundert ausgesehen haben.<br />
Die Familie von Fürstenberg bewohnt<br />
das Schloss in Bruchhausen schon seit<br />
Jahrhunderten, auch kümmert sie sich<br />
intensiv um die Betriebsgebäude. So<br />
wird in der Rentei* das umfangreiche<br />
Archiv gepflegt. Im kleinen Kutschenmuseum,<br />
gleich neben den Pferdeställen,<br />
können Fahrzeuge aus alter<br />
Zeit besichtigt werden. Gelegentlich<br />
werden sie auch mal ausgefahren. Seit<br />
circa Jahren gibt es im Futterspeicher<br />
der historischen Meierei*“ ein Museum.<br />
Hier soll über das Leben und die Arbeit<br />
in früheren Zeiten informiert werden.<br />
Ganz anschaulich anhand der vielen<br />
alten Maschinen und des historischen<br />
Werkzeugs.<br />
Initiiert wurde das Ganze, mit dem<br />
Raumensemble entwickelt und<br />
präsentiert, wie Huberts Freiherr von<br />
Fürstenberg berichtet, „durch das Zusammenwirken<br />
des später verstorbenen<br />
Landwirts und Sammlers, Josef Rüther<br />
mit mir. Dazu eignete sich in besonderer<br />
Weise der alte Futterspeicher in der<br />
Historischen Meierei der Schlossanlagen.“<br />
Die Museumsexponate stammen überwiegend<br />
aus Familienbesitz. Es sind<br />
Gerätschaften aus der Land- und<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 73
Forstwirtschaft, aber auch aus der Küchenwirtschaft<br />
und aus dem Schusterhandwerk.<br />
„Geräte und Werkzeuge, die<br />
viele von uns gar nicht mehr kennen“,<br />
erklärt der Freiherr.<br />
Wir lassen unseren Blick schweifen. So<br />
vieles gilt es hier zu entdecken. Im Ausstellungsraum<br />
findet man Gebrauchsgegenstände<br />
und Maschinen aus den<br />
letzten 100 Jahren. Einige davon<br />
spielen immer noch eine große Rolle in<br />
unserem Leben. Allerdings in anderer<br />
Form - komfortabler, moderner und<br />
praktischer. Es ist schon erstaunlich,<br />
wie weit sich unsere Technik innerhalb<br />
eines Jahrhunderts weiterentwickelt hat.<br />
Manche der alten Werkzeuge kennt<br />
der ein oder andere vielleicht noch aus<br />
seiner Kindheit.<br />
Das kleine Museum erzählt Geschichte.<br />
Passend zu den Werkzeugen und<br />
Geräten dokumentieren verblichene<br />
Fotografien das Leben und Arbeiten<br />
auf dem Feld, im Wald, im Stall und<br />
auch in der Küche.<br />
Früher war alles besser – das hört man<br />
oft von Menschen der älteren Generation.<br />
Über das „besser“ kann man sich<br />
vielleicht streiten. Körperlich schwerer<br />
war es auf jeden Fall. „Die körperliche<br />
Arbeit war damals sehr anstrengend“,<br />
weiß auch Freiherr von Fürstenberg,<br />
„Die Menschen arbeiteten oft an sieben<br />
Tagen in der Woche. Das Land, der<br />
Wald, das Vieh – all das musste bewirtschaftet<br />
werden.“ Es gab auch nicht<br />
wenige Familien, die zur Selbstversorgung<br />
im Nebenerwerb eine kleine<br />
Landwirtschaft betrieben.<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Für die vielfältige Arbeit in der Landwirtschaft<br />
benötigte der Bauer unterschiedliche<br />
Werkzeuge und Gerätschaften:<br />
Grabstock, Sense, Mistgabel,<br />
Melkschemel, Holzkübel, Holzkarren,<br />
Seilwinden, Greifer, Zuggeschirr für<br />
die Ochsen …<br />
Apropos Zuggeschirr: In Deutschland<br />
fand man einen Pflug, der auf ca.<br />
2000 v. Chr. datiert wird. Lange Zeit<br />
hat sich an dieser Form der Feldbestellung<br />
wenig geändert. Wenn dann<br />
noch bedenkt, dass noch vor einigen<br />
Jahrzehnten in ländlichen Gebieten<br />
ochsenbespannte Pflüge die Furchen<br />
auf dem Acker zogen …<br />
Ein Blick auf die antiken Haushaltsgeräte<br />
wie Butterfässer, Waschbottich,<br />
Waschbretter, Wäschemangeln,<br />
Kohlebügeleisen, pedalbetriebene<br />
Nähmaschinen führt uns vor Augen,<br />
wie komfortabel unser Alltag dank des<br />
technologischen Fortschritts geworden<br />
ist. Kaum ein Haushalt ist heute ohne<br />
elektrische Waschmaschine und Elektrobügeleisen<br />
vorstellbar. Eine Handkaffeemühle<br />
steht meist nur noch<br />
zur Zierde in modernen Küchen und<br />
der Küchen-Holzofen wurde längst<br />
durch Heizluft- und Induktionsherde<br />
ergänzt.<br />
Das landwirtschaftliche Museum in<br />
Bruchhausen ist nicht nur für Menschen<br />
aus der Landwirtschaft eine abwechslungsreiche<br />
Sache. Auch Nicht-<br />
Landwirte können eine spannende<br />
Zeit in diesem kleinen, aber überaus<br />
sehenswertem Museum verbringen. ■<br />
*Rentei = Behörde der landesherrlichen oder<br />
kirchlichen Finanzverwaltung<br />
**Meierei=landwirtschaftliches Pachtgut<br />
„Genussvolle<br />
Wander-Schnuppertage“<br />
Eine Wanderung über die Sauerland Waldroute<br />
oder über den 3Klang Pilgerweg, eine<br />
Sonnenaufgangswanderung oder entlang des<br />
Möhnesees mit anschließender Katamaranfahrt.<br />
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Zeit für Patienten spielt bei<br />
Klinik am Sorpesee große Rolle<br />
Nicola Collas<br />
S. Droste<br />
Klinik ist klein, aber fein und an<br />
Freundlichkeit und Höflichkeit nicht zu<br />
„Die<br />
toppen.“ „Eine Klinik, die konzeptionell<br />
und personell keine Wünsche offen lässt.“ „Mir wurde<br />
geholfen. Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal sind<br />
ALLE sehr nett!“ Das ist nur eine kleine Auswahl an<br />
Bewertungen von Patienten der Neurologischen Klinik<br />
am Sorpesee. Das Krankenhaus, das 2016 von der<br />
Dortmunder Uhlenbrock-Gruppe übernommen wurde,<br />
betreut Patienten mit Bewegungsstörungen. Spezialisiert<br />
hat es sich auf Parkinson. Mittlerweile darf sich die Klinik<br />
Fachklinik für Parkinson nennen. „Das bedeutet uns<br />
sehr viel“, freut sich die Pflegedirektorin Sandra Gabriel.<br />
„Kliniken, die das Zertifikat bekommen wollen, müssen<br />
bei der Versorgung von Patienten hohe Anforderungen<br />
erfüllen.“<br />
Neben der Diagnose und Behandlung von Parkinson<br />
werden auch unterschiedliche Schmerzsyndrome<br />
therapiert, die durch Schädigungen der Wirbelsäule<br />
oder der Nerven in Armen und Beinen ausgelöst<br />
werden. Die Klinik am Sorpesee bietet außerdem<br />
Frührehabilitation nach einem Schlaganfall an und<br />
es werden auch Patienten mit Schwindel- oder<br />
Taubheitsgefühlen aufgenommen. Nach wie vor<br />
werden auch MS-Patienten behandelt. Das Krankenhaus<br />
verfügt über 54 Betten, knapp 90 Mitarbeiter<br />
arbeiten in der Klinik. Vor allem in der Pflege ist der<br />
Personalschlüssel hoch. „Unsere Patienten brauchen<br />
eine intensive Betreuung“, erzählt Sandra Gabriel.<br />
„Man kann ihnen nicht einfach den Waschlappen<br />
aus der Hand nehmen, weil man das selbst schneller<br />
kann. Sie sollen das ja für zuhause üben.“ Die<br />
Patienten sind dankbar für die Zeit, die man sich für<br />
sie nimmt. 95 Prozent von ihnen vermerken bei der<br />
Patientenbefragung, dass das Personal toll und auch<br />
im Umgang miteinander sehr harmonisch ist. Zum<br />
Team gehören neben den Pflegefachkräften Neurologen,<br />
Psychiater, ärztliche Schmerztherapeuten,<br />
Physio-, Ergo-, Sprach- und Psychotherapeuten.<br />
Aufgenommen werden Patienten, die vom Hausarzt<br />
oder Neurologen überwiesen werden.<br />
Durch bestimmte Tests soll beispielsweise herausgefunden<br />
werden, ob sie Parkinson haben. Drei Mal<br />
die Woche fährt ein Shuttle-Bus zur Radiologie-<br />
Praxis von Prof. Uhlenbrock nach Dortmund, wo<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Herzlich wird jeder Patient aufgenommen.<br />
Alles geschieht unter fachkundiger Anleitung.<br />
Jeder Test wird vom Fachpersonal erklärt.<br />
man alle diagnostischen Möglichkeiten hat. Es<br />
kommen auch häufig Parkinson-Patienten in die<br />
Klinik, bei denen die Medikamente neu eingestellt<br />
werden müssen. Wichtig ist es, bei der Einnahme der<br />
Tabletten immer genau auf die Uhrzeit zu achten, da<br />
Dopamin nur in einem bestimmten Korridor wirkt.<br />
Das heißt, 11 Uhr ist Punkt 11 und nicht halb 12.<br />
„Parkinson- Patienten können plötzlich „einfrieren“<br />
und keinen Schritt mehr machen, wenn die Medikamente<br />
nicht richtig eingenommen werden.<br />
Mir haben schon Betroffene erzählt, sie wollten im<br />
Zug aussteigen und mussten drei Stationen weiterfahren,<br />
weil sie sich nicht mehr bewegen konnten“,<br />
erzählt Sandra Gabriel. Außerdem bietet das Krankenhaus<br />
Parkinsonkomplexbehandlungen an. Die<br />
Patienten bleiben mehrere Wochen und bekommen<br />
entsprechend ihrer Symptome eine intensive Therapie,<br />
damit sie wieder fitter werden. Da Parkinson-Patienten<br />
häufig unter Sprech- oder Schluckstörungen<br />
leiden, werden sie von Logopäden betreut, die sie<br />
auch beim Essen beobachten und so sagen können,<br />
wie das Essen am besten zube reitet werden soll.<br />
Ergotherapeuten zeigen, wie man sein Hemd knöpft<br />
oder die Schuhe bindet, da Parkinson-Patienten<br />
Probleme mit der Feinmotorik haben können. Sie<br />
fordern die Betroffenen auch kognitiv. Eine ausgebildete<br />
Musiktherapeutin baut mit den Patienten<br />
Instrumente oder trommelt mit ihnen, um die Fingerfertigkeit<br />
zu schulen. Ein Tanzlehrer kommt zwei<br />
Mal die Woche zum Tango-Tanzen vorbei. „Es ist<br />
schön zu sehen, wie viel besser sich die Parkinson-Patienten<br />
im Rhythmus bewegen können“, sagt Sandra<br />
Gabriel. Die Klinik am Sorpesee ist als Fachklinik<br />
für Parkinson einzigartig in der Region.<br />
„Darauf sind wir stolz“, freut sich Pflegedirektorin.<br />
„Wir wünschen uns, dass es in Zukunft weiter so<br />
harmonisch läuft.“ ■<br />
Neurologische Klinik Sorpesee GmbH & Co. KG<br />
Lindenstraße 22<br />
59846 Sundern (Sauerland)<br />
Deutschland<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 77
Elisabeth Rose, Malerin<br />
„Manchmal sprudelt es nur so aus meinen Händen.“<br />
Christel Zidi<br />
S. Droste<br />
Elisabeth Rose aus Freienohl-<br />
Brumlingsen war jahrzehntelang<br />
Produktdesignerin im<br />
Familienunternehmen. Neben der<br />
Leitung des Unternehmens blieb nicht<br />
viel Zeit für das, was die gebürtige<br />
Oeventroperin wirklich ausfüllt: die<br />
Malerei. Erst seit 2012 gab sie ihrer<br />
Leidenschaft Platz und Raum.<br />
Eyecatcher, wohin man blickt: In ihrem<br />
Atelier und in den Ausstellungsräumen<br />
von Elisabeth Rose gibt es unglaublich<br />
viel zu sehen. Keine Wand mit Leerflächen.<br />
Nichts für Minimalisten. Aber ein<br />
Hochgenuss für jeden, der sich gern mit<br />
schönen Dingen umgibt.<br />
Hier – inmitten von Einrichtungsgegenständen,<br />
Accessoires und natürlich ihren<br />
rund 80 Gemälden – erzählt sie aus<br />
ihrem Leben. „Alle meine Geschwister<br />
sind künstlerisch veranlagt. Schon als<br />
Kind habe ich gerne Gesichter gemalt.<br />
Diese Zeichnungen sind dann in der<br />
ganzen Klasse rumgereicht worden.“<br />
Ihre künstlerisch-kreative Seite konnte<br />
sie später im Familienunternehmen<br />
Rose-Handwerk ausleben, als Produktdesignerin.<br />
Besonders mit ihrem Bruder,<br />
Friedel Pietz, einem Bildhauer, arbeitete<br />
sie lange Zeit als erfolgreiches Team zusammen.<br />
„Ich hatte die Ideen, die Eingebungen.<br />
Er hat sie umgesetzt“, fasst sie<br />
diese Zeit zusammen. Und das ist auch<br />
schon das Stichwort: Ideen. Es scheint,<br />
als habe die gelernte Industriekauffrau<br />
ein schier unerschöpfliches Reservoir an<br />
Ideen. „Ich sehe ein Bild in Gedanken<br />
schon vor mir. Weiß, wie es fertig aussehen<br />
soll“, erzählt sie uns.<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Aktiv relaxen !<br />
WALDSAUNA<br />
SOLEBAD<br />
FREIZEITBAD<br />
Über viele Jahre hindurch hatte sie<br />
nicht die notwenige Zeit und Muße<br />
für die Malerei. 1991, nach dem Tod<br />
ihres Ehemannes, „musste der Betrieb<br />
am Laufen gehalten werden“. Zusätzlich<br />
nahmen Messen und Ausstellungen<br />
– auch in Ländern wie Russland<br />
und Indien – viel Zeit und Energie in<br />
Anspruch, sodass die Malerei für lange<br />
Zeit zurückgestellt werden musste.<br />
Von 2011 bis 2012 besuchte sie beim<br />
Arnsberger Kunstsommer mehrere<br />
Malkurse.<br />
Initialzündung beim<br />
Arnsberger Kunstsommer<br />
Im kleinen Ausstellungsraum des<br />
Rose-Handwerks zeigt Elisabeth Rose<br />
ein Bild, das sie während eines Kurses<br />
beim Arnsberger Kunstsommer gemalt<br />
hat. Die gestellte Aufgabe war: Malt<br />
einen Picasso. In den Farben schwarzweiß-rot.<br />
Die Aufgabe hat sie gut umgesetzt,<br />
aber gleichzeitig auch erkannt:<br />
„Das bin ich nicht.“ Sie erinnert sich<br />
noch genau, wie sie einen Künstlerkatalog<br />
zur Hand nahm und daraus<br />
das Material bestellte, das sie für ihr<br />
Hobby brauchte: Leinwände, Pinsel,<br />
Farben … allein diese Vorfreude …<br />
Elisabeth Rose hat ihren Stil entdeckt.<br />
Allerdings ohne starre Wiederholungen<br />
eines (wenn auch erfolgreichen)<br />
Musters. Nein, ihre Werke sind<br />
lebendig, immer in der Entwicklung.<br />
So wie die Künstlerin auch. Elisabeth<br />
Rose ist mit einer unglaublichen<br />
Schaffenskraft ausgerüstet und strahlt<br />
dabei eine ansteckende Freude aus.<br />
Bilder mit Geschichte<br />
Diese Freude kommt besonders dann<br />
rüber, wenn sie von ihren Bilder<br />
erzählt. Da gibt es ein Gemälde, in das<br />
als Besonderheit ein Stück namibisches<br />
Rinderfell (mit Brandmal)<br />
integriert ist. Ich werfe einen zweiten<br />
Blick auf das Bild. Und tatsächlich.<br />
Die schwarz, grau, silbernen Wellen<br />
werden lebendig. Deutlich sehe ich<br />
jetzt, dass hier eine Herde afrikanischer<br />
Rinder durch das Bild gejagt ist.<br />
Der Schwung ist noch ganz klar zu<br />
erkennen …<br />
Nebenan ein Bild, auf das ich zunächst<br />
einen Blick geworfen – und<br />
nichts außer Farben und Wellen<br />
erkannt habe. Ein zweiter Blick lässt<br />
mich einen Sonnenuntergang auf dem<br />
Meer erkennen. Ich drehe mich kurz<br />
weg, lausche Elisabeths Rose Erklärungen,<br />
drehe mich wieder zum Bild<br />
und sehe jetzt eine Berglandschaft im<br />
Abendlicht. Die Künstlerin sieht auch<br />
ein Auge in dem Gemälde, überlegt,<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong><br />
1 | 59939<br />
<strong>2020</strong>-<br />
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ob sie es zusätzlich betonen soll … überlässt dieses „Erkennen“<br />
aber der Sicht des Betrachters. Das, was diese Bilder ausmacht,<br />
sind die wenigen erklärenden Sätze der Künstlerin. Diese Sätze<br />
bleiben hängen und werden immer lebendiger…<br />
Und immer wieder Sand …<br />
Die Künstlerin verwendet Acryl-Farben für ihre Bilder, die sie<br />
in Spachteltechnik verarbeitet. Zum Schluss wirft oder pustet<br />
sie Sand über die noch nassen Farben. Sand - ein wichtiger Bestandteil<br />
ihrer Bilder. Allerdings kein Sand aus dem Baumarkt.<br />
Ihr Sand, den sie von Urlaubsreisen mitbringt, trägt ebenfalls<br />
eine Geschichte. In Gläsern aufbewahrt, gibt es da schwarzen<br />
Sand von Kos, die rote Erde von Madeira, Sand aus der<br />
ältesten Stierarena Spaniens in Ronda. Und Sand aus Guernsey,<br />
der sie an die Gemälde Renoirs erinnert, die er 1883 auf<br />
der Kanalinsel gemalt hat. Den kräftig-roten Sand vom Ayers<br />
Rock lässt sie sich von Australien-Reisenden mitbringen.<br />
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Beginnen Sie „Jetzt“ mit den<br />
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Es sind auch andere Materialien, die sie zufällig entdeckt hat<br />
und die sie dann in ihre Gemälde einarbeitet: Metall, Holzstücke,<br />
Späne, Treibholz, Lavasteine. Einmal ein Stück Blech:<br />
„Ich habe nur das Blech gesehen und wusste, das ist der<br />
‘Schatz im Silbersee’.“ Und so heißt dann eben auch der Titel<br />
des Bildes. Um das kleine Stück Blech, den „Schatz“, herum,<br />
entstand das Gemälde. Manchmal ist es aber auch anders<br />
herum. Dann wird ein Fund in das Bild integriert.<br />
Oft berücksichtigt Elisabeth Rose auch praktische Aspekte.<br />
Manchmal soll ein Gemälde an einer Dachschrägen hängen<br />
können – dazu benutzt sie sehr leichte Keilrahmen und Leinwände.<br />
Es gibt auch Doppelbilder, Bilder, die von zwei Seiten<br />
bemalt sind, also frei im Raum schweben können oder sich<br />
auch gut im Fenster machen. Ebenso „Lautsprecherbilder“, die<br />
große Boxen ersetzen, und Regalbilder.<br />
Die 69-jährige Künstlerin ist noch immer jeden Tag im Einsatz.<br />
Sie besitzt einen schier nie versiegenden Ideen-Reichtum<br />
und eine große Leidenschaft für die Malerei. Auch wenn sie<br />
äußerlich ruhig und ausgeglichen wirkt, treibt sie doch eine<br />
Unruhe an, die sie auch mal nachts aus dem Bett holt: „Wenn<br />
ich ein Bild angefangen habe, sehe ich es mir nachts noch mal,<br />
verbessere, ändere Farben …“. Ohnehin kann sie nachts am<br />
besten arbeiten. Dann entstehen ihre einzigartigen, dreidimensionalen<br />
Werke, die man nicht kopieren kann.<br />
Beim Verabschieden entdeckt Elisabeth Rose einen Nagel<br />
in der Wand, auf einer leeren Fläche. Ihre Aufmerksamkeit<br />
gehört uns noch immer voll und ganz, aber wie Frauen eben<br />
sind, sie können zweigleisig denken. Ihr Hinweis und ein Blick<br />
in ihr Gesicht verrät, dass diese Fläche im Ausstellungsraum<br />
nicht lange eine leere Stelle bleibt … ■<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
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S. Droste<br />
Das Arnsberger Viadukt<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Die mit dem Dorf Immenhausen im Hennesee versunkene Einbogenbrücke<br />
Die Kanzelbrücke über den Möhnesee<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 83
Die <strong>Meschede</strong>r Ruhrbrücke<br />
Die Nuttlarer Talbrücke<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Die Rumbecker Kaiser-Wilhelm-Brücke<br />
Das Willinger Viadukt<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 85
Zwillings-Schwestern<br />
Unzertrennlich ein Leben lang<br />
Petra Kleine<br />
Sabrina Voss<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
I<br />
hre weiße Ordenstracht<br />
strahlt in der Sonne. Mindestens<br />
genauso strahlen auch ihre<br />
Augen, die mich so freundlich, gütig<br />
und ein bisschen verschmitzt anlächeln.<br />
Die „Nönnekes“ – Schwester<br />
Lucia und Schwester Hyazintha -<br />
sind wieder da!<br />
Schon zum zehnten Mal verbringen<br />
die Schwestern ihren Urlaub in<br />
Madfeld. Die beiden 83-jährigen sind<br />
nicht nur Ordensschwestern, sondern<br />
auch echte Schwestern, genauer gesagt<br />
sogar Zwillingsschwestern. In Madfeld<br />
urlauben sie zusammen mit ihrer<br />
älteren Schwester, Christine. „Keine<br />
Sorge, ich bin hier nicht das dritte Rad<br />
am Wagen. Aber es stimmt schon, die<br />
Zwillinge stehen sich so nahe, da passt<br />
kein Blatt dazwischen!“ erklärt Christine<br />
Franke.<br />
„Da kann doch nur eine interessante<br />
Lebensgeschichte hinter stecken“,<br />
denke ich mir und treffe mich mit den<br />
Schwestern bei Kaffee und Kuchen zu<br />
einem netten Gespräch exklusiv für<br />
<strong>WOLL</strong>.<br />
„Eigentlich wollten wir uns den „Laden“<br />
ja nur mal ansehen, aber schon<br />
waren wir drin im Kloster und sind inzwischen<br />
seit 62 Jahren dabei“, erzählen<br />
mir beide zusammen. „Bis heute<br />
haben wir das nie bereut“, beteuern<br />
sie wie aus einem Munde. Schon hier<br />
merkt man, wie sehr beide harmonieren<br />
und das gleiche denken und sagen.<br />
„Das geht sogar noch weiter“, erzählen<br />
sie mir. „Mit 58 Jahren hatten wir beide<br />
einen Herzinfarkt und die gleiche<br />
Stelle am Herzen war betroffen. Der<br />
Arzt kam mit nur einer Krankenakte<br />
unterm Arm zu uns und sagte, dass<br />
er sich die zweite eigentlich schenken<br />
könne, da wir ja ohnehin immer dasselbe<br />
hätten.“<br />
Ein Herz und eine Seele<br />
Aber nun mal der Reihe nach: Die<br />
kleinen Zwillinge wogen gerade mal je<br />
drei Pfund und waren 36 cm klein, als<br />
sie nach nur acht Monaten Schwangerschaft<br />
in einer schweren Geburt auf<br />
die Welt kamen. Als Kinder waren sie<br />
häufig krank und mussten ab und an<br />
ins Krankenhaus. „Da liefen immer<br />
Nonnen rum. Vor denen hatten wir<br />
als Kinder Angst. Immer wenn wir<br />
eine Nonne sahen, dachten wir, dass<br />
wir wieder ins Krankenhaus müssten“,<br />
erinnern sie sich.<br />
Die Zwillingsmädchen Ursula (auch<br />
Ulla oder Ulli) und die 90 Minuten<br />
jüngere Anni, wie sie damals noch<br />
hießen, waren aufgeweckte Mädchen<br />
und fanden schon in der Schulzeit ihre<br />
Freude daran, andere zu veräppeln.<br />
Ohnehin konnte sie niemand auseinanderhalten.<br />
Auch wenn die eine<br />
eine rote Schleife im Haar trug und<br />
die andere eine blaue: Welche ist denn<br />
nun welche? „Sie riefen uns einfach<br />
„Anni-Ulla“, damit waren wir dann<br />
beide gemeint und das klappte prima“,<br />
erinnern sie sich schmunzelnd.<br />
Als die Mädchen zur Kommunionsvorbereitung<br />
gingen, lauschten sie ehrfürchtig<br />
der Geschichte der Heiligen<br />
Maria Magdalena Postel. Die französische<br />
Katholikin und Ordensgründerin<br />
hat während der französischen Revolution<br />
verbotenerweise im Untergrund<br />
Kinder auf die Heilige Kommunion<br />
vorbereitet, kümmerte sich um Kranke<br />
und brachte ihnen die Kommunion.<br />
„Das machen wir auch, wenn wir groß<br />
sind“, waren sich beide Schwestern<br />
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Die Zwillingsschwestern mit ihrer Schwester Christine.<br />
sofort einig. Die Eltern hatten zwar<br />
anderes geplant, aber das ging gar<br />
nicht. Der Entschluss der Schwestern<br />
stand fest!<br />
„Unser Vater hat noch jahrelang versucht,<br />
uns umzustimmen, aber wenn<br />
wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben,<br />
dann ziehen wir das auch durch“,<br />
beteuert Schwester Lucia (oder war es<br />
Schwester Hyazintha?) und die andere<br />
nickt.<br />
Ihre hübschen Ordensnamen verdanken<br />
sie übrigens ihrer Tante, die in<br />
Bolivien als Missionarin tätig war. Sie<br />
hat die Ordensnamen für sie ausgesucht,<br />
die Mädchen selbst durften nur<br />
Vorschläge machen.<br />
Zusammen ist man nie allein<br />
Ohnehin war das Leben im Orden<br />
streng. Nachdem sie sich den Laden bekanntlich<br />
erst mal nur angucken wollten,<br />
meldeten sich dann doch an und<br />
durchliefen alle Stationen vom Postulat<br />
über das Noviziat bis nach acht Jahren<br />
von beiden das Ewige Gelübde abgelegt<br />
wurde.<br />
Von ihren Mitschülerinnen wurden sie<br />
manchmal darum beneidet, nicht allein<br />
zu sein, denn sie hatten sich ja gegenseitig.<br />
„Schwere Stunden gab es immer,<br />
aber wir waren ja nie wirklich allein“,<br />
berichten sie mir.<br />
Viele Jahre später wollte man sie dann<br />
doch einmal trennen und an verschiedenen<br />
Orten einsetzen, aber nach nur<br />
fünf Wochen wurden beide krank.<br />
Schnell brachte man sie wieder zusammen<br />
und sie erholten sich umgehend!<br />
Wie sie es sich im Kindesalter vorgenommen<br />
hatten, arbeiteten beide<br />
nach entsprechender Ausbildung 25<br />
Jahre lang in Kindergärten. Die Kinder<br />
haben sie geliebt, auch wenn der Name<br />
Hyazintha doch sehr kompliziert für<br />
Kinder war. Nach vielen lustigen Versuchen,<br />
sich den Namen richtig zu merken,<br />
wurde dann einfach „Schwesti“<br />
daraus.<br />
Während Schwester Lucia den Kindergarten<br />
in Velmede leitete, führte<br />
Schwester Hyazintha den Kindergarten<br />
in Ostwig. Sie wohnen aber gemeinsam<br />
im Bergkloster <strong>Bestwig</strong>.<br />
Für jeden Spaß zu haben<br />
Ihre verblüffende Ähnlichkeit sorgt immer<br />
wieder für lustige Momente. Nachdem<br />
ein Prüfer vom Gesundheitsamt<br />
zunächst den Kindergarten in Velmede<br />
inspizierte, fuhr er weiter zum Ostwiger<br />
Kindergarten. Schnell rief Lucia ihre<br />
Schwester an, um über den bevorstehenden<br />
Besuch zu informieren. Als<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
diese dem Prüfer dann die Tür öffnete,<br />
fragte er verwundert: „Haben wir uns<br />
nicht schon mal gesehen?“ „Nein, wir<br />
sind uns noch nie begegnet“, sagte Hyazintha.<br />
Der Prüfer war total irritiert<br />
und sie hatte sichtlich Spaß daran, ihn<br />
noch ein wenig „anzuschmieren“, wie<br />
sie sagt. Dann mussten die Kinder aber<br />
zu sehr lachen und verrieten lauthals:<br />
„Du, das sind doch Zwillinge!!!“<br />
Als die Schwestern später nicht mehr<br />
im Kindergarten arbeiten konnten,<br />
erfüllten sie sich auch ihren zweiten<br />
Traum aus Kindertagen. Genau wie ihr<br />
Vorbild, die Ordensgründerin, brachten<br />
sie alten und kranken Menschen die<br />
Kommunion, und zwar jahrelang und<br />
zu Fuß. „Es war sehr schön, sich mit<br />
diesen Menschen zu unterhalten und<br />
bei ihnen zu sein“, stellen beide übereinstimmend<br />
fest.<br />
Heute wollen<br />
die Füße nicht<br />
mehr ganz so<br />
wie früher,<br />
aber beide<br />
sind erstaunlich<br />
fit, fröhlich<br />
und verschmitzt<br />
für<br />
ihr Alter. So<br />
ganz nebenbei<br />
machen sie auch<br />
noch seit 17 Jahren<br />
den Küsterdienst in<br />
der Klosterkirche. ■<br />
„Wenn wir uns etwas in den<br />
Kopf gesetzt haben, dann<br />
ziehen wir das auch durch.“<br />
-Schw. Lucia oder<br />
Schw. Hyazintha<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 89
„Beruflich bedingt begleite<br />
ich Menschen in den Tod<br />
und finde es sinnvoll, sie<br />
dann auch zu beerdigen“<br />
Elisabeth Schmidt, Seelsorgliche<br />
Beglei terin und Beauftragte im<br />
Begräbnisdienst<br />
Sabina Butz<br />
Jürgen Eckert<br />
E<br />
lisabeth Schmidt ist eine der beiden ersten Begräbnisleiterinnen<br />
im pastoralen Raum <strong>Meschede</strong>-<br />
<strong>Bestwig</strong>. Die <strong>Meschede</strong>rin ist ausgebildete Sozialarbeiterin<br />
und arbeitet als „seelsorgliche Begleitung“ im<br />
Elisabeth-Seniorenheim. Fundierte Ausbildungen also. In<br />
erster Linie aber sieht sie sich im christlichen Dienst der<br />
Nächstenliebe und der Verkündigung.<br />
Wer seine Vorfahren im HSK auf eine Urahnin namens Emerentia<br />
Giesecken bis ins Jahr 1490 zurückverfolgen kann, darf<br />
sich zu Recht als eine echte Sauerländerin bezeichnen. Der<br />
Name Emerentia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet<br />
„die Verdienstvolle“. Im Dienst sieht ihre Nachfahrin Elisabeth<br />
Schmidt ihre Aufgabe, und zwar als Dienst im christlichen<br />
Sinne. Dies bedeutet: „Dienen“ nicht in Abhängigkeit<br />
zu einem anderen Menschen, sondern im Sinne von Nächstenliebe<br />
und Verkündigung. Die Sozialarbeiterin arbeitet als seelsorgliche<br />
Begleitung im Elisabeth-Seniorenheim in <strong>Meschede</strong><br />
und setzt sich immer wieder mit gezielten Aktionen für die<br />
<strong>Meschede</strong>r Senioren ein: Während der Corona-Krise organisierte<br />
sie eine Kommunikationsaktion in deren Folge Kontakte,<br />
neuerdings sogar per Tablet oder auch per Videochat, ermöglicht<br />
werden konnten. „Alles, was gegen die Vereinsamung<br />
hilft und den Menschen das Gefühl gibt, nicht vergessen zu<br />
werden, sondern wichtig zu sein, muss einfach ausgenutzt werden.<br />
Das ist manchmal auch eine technische Herausforderung,<br />
wenn es zum Beispiel kein WLAN in der Einrichtung gibt.<br />
Aber: Wir als Team aller Arbeitsbereiche wachsen mit unseren<br />
Aufgaben. Dann kümmern wir uns<br />
zunächst mal um den Zugang zum Internet.“<br />
Beerdigungen sind nicht an das Priesteramt gebunden<br />
Neben der Seelsorglichen Begleitung ist die Diplom-Sozialarbeiterin<br />
seit 2019 Beauftragte im Begräbnisdienst im Pastoralen<br />
Raum <strong>Meschede</strong>-<strong>Bestwig</strong>. Was muss man sich darunter<br />
vorstellen und wie kommt man zu dieser Beauftragung?<br />
„Beruflich bedingt begleite ich Menschen in den Tod. Was<br />
liegt also näher, als sie auch zu beerdigen? In der katholischen<br />
Kirche sind Beerdigungen als Werk der Barmherzigkeit nicht<br />
an das Priesteramt gebunden.“<br />
Als erste Teilnehmer aus dem pastoralen Raum <strong>Meschede</strong>-<br />
<strong>Bestwig</strong> schlossen Elisabeth Schmidt und Wiltrud Grooten<br />
die achtmonatige Ausbildung zum Begräbnisleiter ab. Diese<br />
Amtsöffnung dient nicht nur der Entlastung der Priester,<br />
sondern entspricht auch einem zeitgemäßen Bedarf. „Vielen<br />
Verstorbenen und deren Angehörigen fehlt heute die Kirchennähe,<br />
gleichwohl möchten sie auf bestimmte Rituale nicht verzichten.<br />
Da ist eine Beauftragte im Begräbnisdienst dann eine<br />
gute Lösung. Wie alle, die im Gottesdienst eine Beauftragung<br />
haben oder im Amt stehen, tragen wir dort eine Albe, nur statt<br />
weiß hier grau. Eine Albe ist ein Gewand, das ich auch trage,<br />
wenn ich eine Wort-Gottes-Feier leite.“<br />
Rückhalt im Glauben<br />
Schon wieder so ein Wort, das nicht jedem gleich bekannt ist.<br />
Was ist eine Wort-Gottes-Feier?<br />
90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
„Ja, ich weiß, die Begriffe sind gelegentlich recht gewöhnungsbedürftig,<br />
aber eigentlich immer schnell zu erklären:<br />
Ein Wortgottesdienst ohne Kommunionspendung nennt<br />
man Wort-Gottes-Feier. Solche Wort-Gottes-Feiern leite ich<br />
regelmäßig in einzelnen Gemeinden. Unsere Kirche ist - oder<br />
besser war - so reich an liturgischen Formen. Die Form der<br />
Wort-Gottes-Feier wurde vor Jahren wiederentdeckt, denn:<br />
“Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem<br />
Wort, dass aus dem Munde Gottes kommt.“ Vor diesem Hintergrund<br />
sehe ich meine Aufgabe als Leiterin dieser Gottesdienstform<br />
darin, den Zuhörern die Worte der Bibel für das<br />
Lebensgeschehen der heutigen Zeit nutzbar zu machen, ihnen<br />
mein Verständnis als Denkanstoß mitzugeben und natürlich<br />
Gott gemeinsam zu loben und ihm zu danken!<br />
Als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Walburga in<br />
<strong>Meschede</strong> sowie als Reisebeauftragte der KFD dürfte sich die<br />
Frage nach weiteren Hobbys eher erledigt haben?<br />
„Ja, ich muss schon aufpassen: „Meine Familie darf nicht zu<br />
kurz kommen. Ohne die Unterstützung meines Mannes und<br />
meiner erwachsenen Kinder würde mir gewiss oft die Kraft<br />
fehlen, die mein Beruf und meine Berufungen mir abverlangen.<br />
Ich denke oft an den Spruch vom ehemaligen Pfarrer<br />
Johannes Sprenger: ‘Frau Schmidt, wer in allen Pötten rührt,<br />
muss aufpassen, dass nichts anbrennt!’ “<br />
Elisabeth Schmidt mit ihren Alben<br />
Elisabeth Schmidt, Jahrgang 1962, verheiratet, zwei<br />
erwachsene Kinder, studierte an der katholischen Fachhochschule<br />
Paderborn mit dem Abschluss Diplom-Sozialarbeiterin.<br />
Sie arbeitet als seelsorgliche Begleitung<br />
im Caritas Seniorenzentrum St. Elisabeth. Ehrenamtlich<br />
ist sie Beauftragte im Begräbnisdienst im Pastoralen<br />
Raum <strong>Meschede</strong>-<strong>Bestwig</strong>, Wortgottesfeier-Leiterin und<br />
Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Walburga.<br />
Wir müssen lernen, Nähe verbal zu vermitteln<br />
Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Leben verändert?<br />
„Die äußeren Einschränkungen waren schon eine gewaltige<br />
Herausforderung. Aber es war auch wohltuend, sich nur noch<br />
dem Wesentlichen zu widmen. Sowohl in der Seelsorge als<br />
auch bei den Beerdigungen ist Nähe ganz wichtig. Das gilt<br />
auch für körperliche Nähe, wie zum Beispiel das Handhalten<br />
oder einfach nur über den Arm streicheln. Wir müssen lernen,<br />
diese körperliche Nähe nun verbal umzusetzen, was nicht<br />
immer leicht, und manchmal auch einfach nicht machbar ist.<br />
Die Auswirkungen des räumlichen Distanzgebotes können<br />
wir bislang nur erahnen. Da wird Nähe, räumliche Nähe, die<br />
so ungeheuer wichtig für unsere gesellschaftliche Kommunikation<br />
ist, zu einem gefährlichen Risiko, das es zu vermeiden<br />
gilt. Andererseits sehe ich aber auch eine Chance, unsere Verbundenheit<br />
in der Gesellschaft auf andere Art und Weise zum<br />
Ausdruck zu bringen. Die neuen sozialen Medien spielen jetzt<br />
sicherlich eine besondere Rolle. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 91
Ein Posaunist ohne Schützenfest<br />
Wie Covid-19 den Alltag einer<br />
Musikkapelle durcheinanderbringt<br />
Anne von Heydebrand<br />
Philipp Nolte<br />
Seine Posaune steht am Notenständer vor dem Fenster. In den letzten Monaten stand Jonas Walter<br />
oft hier und spielte für seine Nachbarn ein Ständchen. Anfangs nur als Zeitvertreib und um<br />
seine Mitmenschen ein bisschen von der Corona-Pandemie abzulenken. Später, als sein direkter<br />
Nachbar an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung verstarb, versuchte er den Hinterbliebenen etwas<br />
Trost zu geben. „Zu dem Zeitpunkt herrschte noch der Lockdown und ich konnte ja nicht einfach rübergehen<br />
und mein Beileid ausdrücken“, erzählt Jonas Walter. Der Betriebswirt ist seit 18 Jahren Mitglied<br />
im Musikverein Amecke und die Maßnahmen der Corona-Pandemie treffen auch den 30-Jährigen<br />
und seinen Verein schwer. Denn was macht ein Posaunist ohne Schützenfest?<br />
92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
„Aktuell ist es wirklich schwer, alle zu motivieren. Bei den<br />
Proben fehlt uns einfach das Ziel“, erklärt der Musiker ehrlich.<br />
Er und seine Kollegen aus dem Verein begleiten eigentlich<br />
jeden Sommer mindestens drei Schützenfeste als Festkapelle.<br />
Außerdem sorgt er abends als Mitglied der Tanzkapelle<br />
“Sorpebeats“ für die richtige Stimmung in der Halle. Doch in<br />
diesem Jahr ist alles anders. Die Corona-Pandemie verdonnerte<br />
auch den Musikverein Amecke zu einer wochenlangen<br />
Zwangspause. Erst seit kurzem dürfen die Musiker wieder<br />
ihre Stücke einüben und das auch nur, wenn sie die strengen<br />
Auflagen einhalten. So müssen sie beispielsweise mindestens<br />
zwei Meter Abstand voneinander halten und den Schalltrichter<br />
ihres Instrumentes mit einem Schutz bedecken. Zu groß<br />
ist die Gefahr, dass beim Spielen Aerosole abgegeben werden,<br />
die möglicherweise Viren enthalten können. Und weil das<br />
Vereinsheim für diese Auflagen einfach zu klein ist, probt die<br />
Kapelle zurzeit in der Schützenhalle. „Wenn das der Preis ist,<br />
dann zahlt man ihn natürlich auch“, sagt Jonas Walter. Doch<br />
ohne ein Schützenfest oder ein Konzert, fehlt das Hauptziel,<br />
für das man sonst regelmäßig proben muss. Dadurch ist die<br />
Stimmung unter den Musikern etwas getrübt.<br />
Musikunterricht per Video-Schalte<br />
Doch viel problematischer ist die Situation für die Jugendarbeit.<br />
Im Musikverein Amecke sind Musiker schon ab dem<br />
Grundschulalter willkommen, aber ohne regelmäßige Proben,<br />
bleibt die Motivation der Kleinsten schnell auf der Strecke.<br />
Deswegen hatte sich der Verein während der Kontaktsperre<br />
etwas Besonderes einfallen lassen: Der Musikunterricht<br />
wurde per Videoschalte fortgesetzt und die Lehrer haben den<br />
Schülern per Live-Schalte genaue Anweisungen gegeben. Zwar<br />
weiß auch der Posaunist, dass das die regulären Proben nicht<br />
ersetzen konnte, doch während des Lockdowns mussten sich<br />
alle etwas einfallen lassen.<br />
Aber auch wenn die Proben wieder anlaufen, bleiben die<br />
Schützenfeste und auch alle anderen Veranstaltungen bis auf<br />
weiteres verboten. Besonders bitter für den 30-Jährigen, der<br />
nicht nur die ausgelassene Stimmung in der Halle vermisst:<br />
„Wir spielen seit Jahren immer in den gleichen Orten und ich<br />
habe dort echte Freunde gefunden. Auf die freue ich mich<br />
jedes Jahr und es ist wirklich schade, dass ich in diesem Jahr<br />
nicht mit ihnen feiern kann.“<br />
Nicht nur die Schützenfeste fallen dieses Jahr ins Wasser, auch<br />
die Vereinstour musste abgesagt werden. „Das Risiko ist einfach<br />
zu groß und die Kosten kann der Verein dieses Jahr nicht<br />
stemmen“, erklärt der Musiker und empfindet die Absage<br />
besonders hart. So eine Tour schweiße das Team zusammen,<br />
meint er. „Wir spielen jedes Jahr komplett unentgeltlich. Das<br />
Geld, dass die Kapelle für ein Schützenfest bekommt, fließt zu<br />
100 Prozent in den Verein. Wir müssen ja sogar im Jahr mehrere<br />
Tage Urlaub nehmen, sonst schafft man so ein Schützenfest<br />
nicht… Da muss die Stimmung in der Truppe schon echt<br />
gut sein und man muss super zusammenpassen. Sonst macht<br />
man so ein Hobby nicht.“ – Und gerade diese Stimmung<br />
macht den Reiz für Jonas Walter aus.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 93
Doch wie geht es nun für<br />
die Musiker weiter?<br />
Der 30-Jährige zuckt niedergeschlagen<br />
mit den Schultern. Im Januar sei<br />
gemeinsam mit dem Schützenverein<br />
ein Winterschützenfest geplant, an<br />
dem man bisher festhalten wolle. Ob es<br />
wirklich stattfinden kann, bleibt unklar.<br />
Aber eins weiß er jetzt schon: Nächste<br />
Saison muss wieder gespielt werden,<br />
denn dem Verein fehlen die Einnahmen<br />
und die Kosten laufen ja trotzdem<br />
weiter. „Wir haben zwar Fördergelder<br />
erhalten, mit denen die Kosten für die<br />
Lehrer bezahlt werden konnten, aber<br />
auf die Dauer benötigt auch der Verein<br />
neue Einnahmen“, erklärt Jonas Walter.<br />
Bis dahin will der Betriebswirt weiter zu<br />
den Proben gehen. Denn für ihn ist der<br />
Musikverein mehr als nur Marschmusik<br />
und Tanzkapelle. Hier hat er echte<br />
Freundschaften geknüpft, die sogar ein<br />
Jahr ohne Schützenfest problemlos überstehen.<br />
■<br />
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<strong>Herbst</strong>gedanken<br />
Robert Dröge<br />
Ja, ganz sicher, ohne Frage,<br />
auch der <strong>Herbst</strong> hat schöne Tage.<br />
Gräser, Blätter färben sich<br />
strahlend bunt im Sonnenlicht.<br />
Spinnennetze wie mit Perlen bestickt,<br />
erste Morgennebel werden erblickt.<br />
Milder scheint die Sonne nun,<br />
in Feld und Garten ist viel zu tun.<br />
Viele Menschen, Frau wie Mann,<br />
treten in den <strong>Herbst</strong> ihres Lebens dann.<br />
Haare färben sich silbern-grau -<br />
wenn auch nicht bei jeder Frau.<br />
Man wird bescheiden, genießt die Tage.<br />
Gesundheit wird wichtig, keine Frage.<br />
Viel Zeit für die schönen Dinge des Lebens,<br />
der Vergangenheit nachtrauern, das ist vergebens.<br />
<strong>Herbst</strong>menschen schauen nach vorn, nicht zurück.<br />
Jeder Tag ein Geschenk, einfach nur Glück.<br />
Und kommen auch mal Tage mit Sturm und Regen<br />
… im Sommer 2019 waren Regen ein Segen.<br />
Genießen wir das Leben mit der großen Rentnerschar.<br />
Ja, auch das Leben im Alter ist wunderbar.<br />
Vergessen die Mühe, vergessen die Plag,<br />
danken dem Herrgott für jeden Tag. ■<br />
Otmar Alt:<br />
„Das Leben<br />
ist ein<br />
Versuch.“<br />
Sonderausstellung im<br />
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm<br />
Anlässlich seines 80. Lebensjahres würdigt das<br />
Gustav-Lübcke-Museum den international<br />
angesehenen Künstler mit einer großen Jubiläumsausstellung.<br />
Otmar Alt ist einer der renommiertesten und populärsten<br />
Künstlerpersönlichkeiten Deutschlands. In seinem sechs<br />
Jahrzehnte umspannenden künstlerischen Werdegang<br />
hat der am 17. Juli 1940 in Wernigerode/Harz geborene<br />
Künstler stets seine schöpferische und einfallsreiche Kreativität,<br />
die spielerische Leichtigkeit seiner farbenfroh leuchtenden<br />
Gestaltungen und auch seine soziale Stärke bewahrt.<br />
Sein Œuvre steht für eine energiegeladene Kunst, die<br />
Menschen ermutigt, beflügelt und sie optimistisch stimmt.<br />
Auf über 500 qm entfaltet sich das malerische Werk des<br />
großen Farbzauberers und geistsprühenden Fabulierers von<br />
den Anfängen bis zur Gegenwart. In Dialog mit der Malerei<br />
treten Alts kunsthandwerkliche Arbeiten, darunter Objekte<br />
und Figuren aus Keramik, Bronze, Holz und Stoff sowie<br />
seine Kreationen für Bühnenstücke und für den Naturraum.<br />
Eine besondere Stellung nehmen die von Alt entworfenen<br />
Glasgrotesken ein, die der Künstler gemeinsam<br />
mit versierten Glasmachern erarbeitet hat. Viele der 150<br />
Exponate stammen aus der Otmar-Alt-Stiftung und aus<br />
Galerien; etliche Werke kommen zum Teil von ganz überraschend<br />
entdeckten privaten Leihgebern, die ihre Arbeiten<br />
dankenswerter Weise für die aktuelle große Schau für fünf<br />
Monate zur Verfügung stellen. Die Ausstellung wird mit<br />
einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet.<br />
Auf die Sonderausstellung Otmar Alt – Das Leben ist<br />
ein Versuch folgt ab dem 8. November <strong>2020</strong> bis 7. März<br />
2021 die kleinere Schau „Erinnerung im Kleinen“, die<br />
erstmals das Lebenswerk Otmar Alts, bestehend aus 80<br />
kleinen Büttenarbeiten zeigt. ■<br />
Sonderausstellung vom 11.10.<strong>2020</strong> bis 07.03.2021<br />
Gefördert durch:<br />
Gustav-Lübcke-Museum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 95<br />
Neue Bahnhofstraße 9 | 59065 Hamm | www.museum-hamm.de
Advertorial<br />
Das neue Menschenbild<br />
Die Azubis des Josefsheims Bigge lernen für ihr Leben<br />
– und das mit Spaß und Leidenschaft<br />
Draußen unterwegs an den Ruhrauen mit Benno H., Felix T., Luzie H.<br />
und Laurent W. (nicht im Bild) sowie der Kollegin Ramona Behnke.<br />
Inga Bremenkamp<br />
Jürgen Eckert<br />
geprägt<br />
hat mich das neue<br />
„Besonders<br />
Menschenbild, das<br />
ich in meinen Ausbildungsjahren<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
bekommen habe. Bevor ich im Josefsheim<br />
als Azubi angefangen habe,<br />
dachte ich, dass mich die Menschen<br />
mit Behinderung wegen ihrer nachgesagten<br />
Intelligenzminderung<br />
vielleicht gar nicht verstehen. Aber<br />
diese Menschen sind sehr emotional<br />
intelligent und verstehen fast alles,<br />
was ich ihnen sagen will. Und ich<br />
verstehe sie über ihre Mimik und<br />
Gestik – auch wenn sie teilweise gar<br />
nicht sprechen können“, berichtet<br />
Noah Borgmann über eine seiner<br />
wertvollsten Erkenntnisse, die er im<br />
Rahmen seiner Ausbildung im Josefsheim<br />
Bigge gemacht hat.<br />
Noah Borgmann hat seine Ausbildung<br />
zum Erzieher im Josefsheim Bigge im<br />
Sommer <strong>2020</strong> erfolgreich beendet und<br />
ist stolz auf das, was er in der Einrichtung,<br />
die auf Erfahrungen aus über 110<br />
Jahren zurückgreifen kann, gelernt hat.<br />
„Ich freue mich schon sehr darüber,<br />
dass ich die Ausbildung hier gemacht<br />
habe. Ich habe viel gelernt und weiß<br />
jetzt, dass man auch mit Menschen<br />
mit Behinderung lachen und viel Spaß<br />
haben kann“, sagt der 20-Jährige und<br />
schmunzelt herzlich. Der <strong>Olsberg</strong>er hat<br />
vor seiner Ausbildung zwei Jahre lang<br />
das Berufskolleg in <strong>Olsberg</strong> besucht<br />
und dann sein Anerkennungsjahr im<br />
Wohnhaus für Kinder und Jugendliche<br />
des Josefsheims Bigge absolviert.<br />
„Ich habe früh gemerkt, dass mir vor<br />
allem die Arbeit mit den Kindern und<br />
Jugendlichen liegt und bin froh, dass<br />
ich die Möglichkeit bekommen habe,<br />
eng mit ihnen zusammenarbeiten zu<br />
können“, erklärt Noah Borgmann, der<br />
ab <strong>Herbst</strong> Sozialpädagogik auf Lehramt<br />
studieren möchte, um eines Tages selbst<br />
Erzieher ausbilden zu können.<br />
Das Josefsheim Bigge als Dienstleister<br />
für Menschen mit Unterstützungsbedarf<br />
bietet neben der Erzieher-Ausbildung<br />
auch die Ausbildungen zum<br />
Kaufmann für Büromanagement, zum<br />
Heilerziehungspfleger sowie in Kooperation<br />
mit der Elisabethklinik Bigge<br />
zum Pflegefachmann/-frau an. „Ich<br />
habe meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin<br />
im Juni <strong>2020</strong> beendet<br />
und bin jetzt sehr facettenreich und<br />
vielseitig einsetzbar“, berichtet Paula<br />
Fischer, die Dank ihrer Ausbildung sowohl<br />
mit Kindern und Jugendlichen als<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Berufliche Heimat<br />
Berufseinsteigern bietet das Josefsheim Bigge Ausbildungs-/ und Praktikumsmöglichkeiten mit dem Schwerpunkt der direkten<br />
persönlichen Unterstützung von Menschen mit Behinderung oder der indirekten Dienstleistung in der Verwaltung.<br />
Berufserfahrene, die sich beruflich verändern möchten, sind jederzeit willkommen. Denn deren Erfahrungen sind enorm<br />
wichtig für die berufliche Neuausrichtung im Team des Josefsheim Bigge.<br />
auch mit Menschen im höheren Alter<br />
zusammenarbeiten kann. „Ich würde<br />
Jedem, der gedanklich mit einer Ausbildung<br />
im Josefsheim Bigge spielt, vorab<br />
ein Praktikum empfehlen. Man muss<br />
erst einmal schauen, was einem liegt<br />
und sich überlegen, was das persönliche<br />
Ziel ist. Viele haben Angst davor, mit<br />
Menschen mit Behinderung zu arbeiten.<br />
Ich selbst kann das gar nicht nachvollziehen,<br />
weil sie genau wie Du und<br />
ich ganz normale Menschen sind. Auch<br />
Menschen mit Behinderung wollen<br />
und können herzlich lachen – oft sogar<br />
völlig losgelöst über sich selbst“, erzählt<br />
Paula Fischer, die sich selbst anfangs in<br />
Geduld üben musste. „Ich bin wirklich<br />
kein geduldiger Mensch. Aber man<br />
wächst mit den Menschen und Aufgaben<br />
hier. Wenn es manchmal dauert,<br />
bis die Hand am Rolliknopf ist, dann<br />
dauert das in dem Moment halt einfach<br />
mal. Dann wartet man und freut sich,<br />
wenn das geschafft ist. Es ist wichtig,<br />
die Menschen mit Behinderung so<br />
selbstständig wie möglich zu erziehen“,<br />
weiß die 21-Jährige Winterbergerin, die<br />
ihre Ausbildung integriert absolviert<br />
hat. „Ich bin drei Tage pro Woche zur<br />
Schule gegangen und habe wöchentlich<br />
an zwei Tagen im Haus Jakobus gearbeitet.<br />
Ich fand dieses Modell super,<br />
weil ich das theoretisch gelernte in der<br />
Praxis so direkt anwenden konnte“, sagt<br />
die inzwischen fest angestellte Heilerziehungspflegerin,<br />
die im Rahmen<br />
ihrer Ausbildung im Josefsheim Bigge<br />
genau wie Noah Borgmann ein neues<br />
Menschenbild getreu dem Motto #Im<br />
Mittelpunkt der Mensch erworben und<br />
damit ganz sicher für ihr ganzes Leben<br />
gelernt hat. ■<br />
Josefsheim<br />
Bigge<br />
Josefsheim gGmbH<br />
Heinrich-Sommer-Straße 13<br />
59939 <strong>Olsberg</strong> | Tel.: 02962 800-0<br />
info@josefsheim-bigge.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 97
Der Buiterling: Datt krisse für nicks<br />
Sabina Wefing<br />
Anke Kemper<br />
Der Sauerländer nimmt es mit der deutschen<br />
Sprache durchaus eigenwillig auf: Schon Annette<br />
von Droste-Hülshoff bemerkte, wie schwer es<br />
im Sauerland fällt, „traurig zu sein“. Das muss man erst<br />
einmal verstehen: Man könnte doch auch einfach fröhlich<br />
sein? Ähnlich verhält es sich mit den Unmutsäußerungen.<br />
„Meckern“ bedeutet, wenn es als menschliches Verhalten<br />
bezeichnet wird, Unmut ausdrücken, kritisieren, bemängeln.<br />
Wenn der Sauerländer „nicht meckern kann“, dann<br />
könnte man doch meinen, dass er höchst zufrieden ist? Ist<br />
er auch, er sagt es nur anders.<br />
Dem Sauerländer sein Gräuel ist der Genitiv: Die Frau<br />
seines Nachbarn ist „Mein Nachbar seine Frau“, und das<br />
versteht doch nun jeder oder, wie der Sauerländer sagen<br />
würde: „Da kannste für!“<br />
Es gibt so wunderschöne Ausdrücke hier im HSK, die auch<br />
noch in Gebrauch sind (und bitte bleiben sollen). Meine<br />
Lieblingswörter sind:<br />
Der Nachtpolter, den ich zu Anfang für ein Gespenst<br />
gehalten habe, und bis jetzt nicht weiß, warum ein Schlafanzug<br />
poltern sollte.<br />
Auch „dudeldicke“ ist eine viel treffendere Bezeichnung für<br />
einen bierseligen Menschen, als wenn man den korrekten<br />
Promillewert angeben würde.<br />
Der Sauerländer stammt auch nicht von seinen Vorfahren<br />
ab, sondern er „kommt wech“. Das versteht ebenfalls jeder<br />
sofort.<br />
Dieses Allgemeinverständliche und absolut Unprätentiöse<br />
imponiert mir enorm. Der Sauerländer hält das durch bis<br />
zum bitteren Ende, und dann stirbt er nicht etwa, sondern<br />
„er geht tot“.<br />
Und dieses Totgehen, „datt krisse für nicks.“ ■<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Leben im Sauerland<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Verlags-Spezial<br />
Innovationen und<br />
Ideen aus dem<br />
Sauerland<br />
Marketing-Club Hochsauerland Seite 100<br />
Innovationstandort Sauerland Seite 102<br />
MENNEKES Kirchhundem Seite 104<br />
Interview mit IHK-Präsident Rother Seite 110<br />
60 Jahre Fraunhofer-Institut IME Seite 112<br />
Die BUNTE VOGEL GmbH & Co. KG Seite 115<br />
30 Jahre EGGER in Brilon Seite 116<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 99
Anzeige<br />
„Marketing-Metropole<br />
Sauerland? Warum nicht!“<br />
Weitere Infos unter:<br />
br@digitalcompliant.de<br />
Benjamin Richter, Präsident des<br />
Richter<br />
Marketing-Clubs HochsauerlandBenjamin<br />
www.digitalcompliant.de<br />
Benjamin Richter (35) ist Inhaber der Firmen<br />
Procova und digital compliant, zwei Schmallenberger<br />
Unternehmen, die im Bereich der Datensicherheit,<br />
QM und Systemaudits tätig sind.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie kam es zu diesem völlig anderen Betätigungsfeld,<br />
dem Marketing:<br />
B.R.: Im Sachen Netzwerk bin ich schon lange aktiv. Mein<br />
Gedanke war, meine Start-Ups zu einem größeren Netzwerk<br />
zusammenzufassen und dabei die Region nach vorne<br />
zu bringen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wieso ausgerechnet ein Marketing-Club?<br />
B.R.: Ich war schon längere Zeit beim Marketing-Club<br />
Siegen. Nach einem 10 bis 12-Stunden-Tag immer noch<br />
zusätzlich zwei weitere Stunden zu Veranstaltungen zu<br />
fahren, war auf Dauer etwas anstrengend. Schließlich<br />
wollte ich mir auch ein wenig Privatleben bewahren. Also<br />
habe ich mich mit dem Dachverband des Marke ting-Clubs<br />
in Verbindung gesetzt. Die Resonanz auf die Gründung<br />
eines solchen Clubs im HSK war großartig. Es dauerte<br />
dann auch nicht sehr lange bis zur Gründung.<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche Aufgaben haben Sie als Präsident?<br />
B.R.: Ich bin u. a. für die Mitgliedergewinnung zuständig,<br />
für das PR und die Auswahl der Trainer.<br />
<strong>WOLL</strong>: Können Sie sich eine „Marketing-Metropole<br />
Sauerland“ vorstellen?<br />
B.R.: Warum nicht. Das liegt zwar noch in etwas weiterer<br />
Ferne, ist aber durchaus keine Utopie.<br />
JETZT MITGLIED WERDEN!<br />
Ihre Vorteile auf einen Blick<br />
• Mit über 60 Clubs sind wir DIE Marketing<br />
Community in Deutschland<br />
• Erfahren Sie die neuesten Trends durch den<br />
Austausch mit anderen Club-Mitgliedern<br />
• Lernen Sie auf den Club-Abenden neue und<br />
spannende Persönlichkeiten kennen<br />
• Bauen Sie eigenes Marketing Know-how<br />
durch ganzjährige Workshops und Vorträge auf<br />
• Genießen Sie als Mitglied Sonderkonditionen bei<br />
Veranstaltungen des Dachverbandes (DMV)<br />
• Nutzen Sie die exklusiven Vorteile der<br />
Verlagsgruppe Handelsblatt<br />
(u.a. ein Freiexemplar der „Absatzwirtschaft“)<br />
• Zeigen Sie Ihren Expertenstatus als Referent<br />
eigener Workshops (von Mitgliedern für<br />
Mitglieder)<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong><br />
Nächste Veranstaltungen:<br />
22.09.<strong>2020</strong> LinkedIn – Masterclass für<br />
Führungskräfte, Vertrieb<br />
und Marketing<br />
Arnsberg<br />
09.10 <strong>2020</strong> Mitgliederversammlung in<br />
der Veltins Eisarena<br />
Winterberg<br />
17.11.<strong>2020</strong> Katjes...yes, yes, yes:<br />
Besuch beim Gewinner<br />
des Deutschen Marketing<br />
Preises<br />
Dortmund<br />
24.11.<strong>2020</strong> CoWorking – Buzzwort<br />
oder doch das künftige<br />
Arbeitsformat?<br />
<strong>Meschede</strong><br />
www.marketingclub-hsk.de
Marketing-Club Hochsauerland:<br />
WE WILL ROCK YOU<br />
„Wir wollen Sie rocken, wir wollen Sie mitreißen. Weil<br />
wir selbst davon begeistert sind, welche Möglichkeiten<br />
modernes Marketing bietet.“<br />
Benjamin Richter ist eingefleischter Sauerländer. Und<br />
er ist Präsident des im letzten Jahr gegründeten Marketing-Clubs<br />
Hochsauerland. Angesichts der vielen<br />
Leerstände in Sauerländer Städten und Dörfern schwirrten<br />
ihm viele Gedanken im Kopf herum. „Was ist hier<br />
schiefgelaufen?“ fragte er sich. Bald schon wurde ihm die<br />
Antwort klar: „Hier fehlt ganz gewaltig etwas. Und ich<br />
weiß auch was… MARKETING!“<br />
Schon immer war es so, dass ein guter Geschäftsmann,<br />
ein guter Firmenchef up to date sein musste. Heute muss<br />
er zudem auch gut vernetzt sein. Das weiß jeder kluge<br />
CEO, wie man Geschäftsführer heute nennt.<br />
Der Club-Präsident ergänzt: „In heutiger Zeit kann sich<br />
kein Unternehmen mehr der Wirkung von Internet und<br />
Social Media entziehen. Nicht mehr nur junge Menschen<br />
nutzen das Internet.“ Ein Netzwerk, das genau auf alle<br />
Klein-, Mittel- und Großunternehmer im Hochsauerland<br />
zugeschnitten ist, ist das des im Juli 2019 gegründeten<br />
Marketing-Clubs Hochsauerland. Sein Ziel ist die<br />
Verbrei tung und Weiterentwicklung des Marketings, als<br />
lebendiger Bestandteil des Wirtschaftslebens in unserer<br />
Region und die Weiterbildung seiner Mitglieder.<br />
Die derzeit 30 Netzwerker treffen sich regelmäßig zu<br />
Clubabenden, man tauscht sich mit Gleichgesinnten aus,<br />
bekommt Schulungen von kompetenten und manchmal<br />
auch prominenten Experten, mit Wissenschaftlern und<br />
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.<br />
Auch Betriebsbesichtigungen, Workshops und gemeinsame<br />
Kampagnen stehen auf dem Programm. Insgesamt<br />
werden gezielte Informationen, praxisnahe Weiterbildung,<br />
Gedanken- und Erfahrungsaustausch in angenehmer<br />
Atmosphäre geboten.<br />
Der nächste Workshop des Marketing-Clubs findet am<br />
22.09.<strong>2020</strong> zum Thema ‘LinkedIn’ bei der IHK Arnsberg<br />
statt. Anmeldungen sind noch möglich bis zum 18.09.<br />
unter: www.marketingclub-hsk.de/veranstaltungen/linkedin-workshop/<br />
■<br />
Vize-Präsident Dragan Matijevic, Präsident Benjamin Richter, Vize-Präsident<br />
Sascha Rademacher, Felix Thönnessen, Geschäftsführer Christoph Kleine (v.l.)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 101
Innovationsstandort Sauerland<br />
Von Prof. Dr. Claus Schuster, Rektor der Fachhochschule Südwestfalen<br />
Prof. Dr. Claus Schuster<br />
FH Südwestfalen<br />
Naturerlebnisse pur. Mit grüner Landschaft, frischer Luft,<br />
wunderschönen Wanderwegen, malerischen Ortschaften,<br />
glasklaren Seen und sportlichen Aktivitäten zu jeder Jahreszeit<br />
hat sich das Sauerland als Tourismusregion erfolgreich<br />
positioniert.<br />
Der Tourismus ist zweifellos ein Aktivposten des Sauerlandes.<br />
Ein weiterer ist seine erfolgreiche Wirtschaft. Das Sauerland<br />
ist nicht nur das „Land der tausend Berge“, sondern<br />
auch das Land der Weltmarktführer. Davon gibt es über<br />
160 in Südwestfalen. Keine andere Region in Deutschland<br />
weist so viele „Hidden Champions“ auf. Südwestfalen und<br />
das Sauerland als Teilregion sind die stärkste Industrieregion<br />
Nordrhein-Westfalens und nehmen Platz drei im<br />
bundesdeutschen Vergleich ein. Mittelständler, Familienunternehmen<br />
– teilweise seit Generationen – haben es verstanden,<br />
Tradition und Innovation erfolgreich miteinander<br />
zu verweben und sich in Nischenmärkten einen Platz an<br />
der Weltspitze zu erobern.<br />
Der starke Mittelstand ist die verantwortliche Kraft für<br />
ein wirtschaftlich starkes Sauerland. Weltmarktführer<br />
und international tätige Unternehmen in den Kernbranchen<br />
Metall- und Maschinenbau, Gebäudetechnik, Automotive,<br />
Kunststoffverarbeitung, Holzindustrie und Gesundheitswirtschaft<br />
sind hier zu Hause. Sie produzieren<br />
Hightech-Produkte, die maßgeblich zum Erfolg des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland beitragen. Ob Auto, Bad,<br />
Hauselektronik oder Medizin – Produkte aus dem Sauerland<br />
sind aus dem Alltag nicht wegzudenken.<br />
Gemeinsam stark<br />
Zum Innovationsstandort wird das Sauerland aber auch<br />
durch das enge Zusammenspiel von Unternehmen und<br />
Wissenschaft. Hochschulen, wissenschaftliche Institute<br />
und gemeinsame Entwicklungszentren sorgen für neue<br />
Produkte oder innovative Prozessoptimierungen und sichern<br />
so die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.<br />
Eine Stärke der Region ist auch die Zusammenarbeit in<br />
Branchennetzwerken oder Kompetenzzentren wie dem<br />
Automotive Center Südwestfalen in Attendorn. Das Automotive<br />
Netzwerk Südwestfalen, das Lichtforum NRW, das<br />
Netzwerk Maschinenbau Südwestfalen, die Brancheninitiative<br />
Gesundheitswirtschaft Südwestfalen e.V., das Zentrum<br />
HOLZ und der Transferverbund Südwestfalen: Sie<br />
alle haben ihren Sitz im Sauerland.<br />
Digital, nachhaltig und authentisch: Mit diesem Motto<br />
beteiligt sich Südwestfalen an der Regionale 2025. Die<br />
Regionale, ein Strukturprogramm des Landes Nordrhein-<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Westfalen, fördert Regionen, die über Kreisgrenzen hinweg<br />
zusammenarbeiten und ihre Stärken, charakteristischen<br />
Merkmale und Qualitäten herausarbeiten. Nach<br />
2013 findet die Regionale bereits zum zweiten Mal in<br />
Südwestfalen statt. Auch diesmal gilt: gemeinsam die Stärken<br />
bündeln und ein Entwicklungskonzept für die digitale<br />
Zukunft erarbeiten.<br />
Mit drei staatlichen und zwei privaten Hochschulen verfügt<br />
Südwestfalen über eine vielfältige und dichte Hochschullandschaft.<br />
Zahlreiche wissenschaftliche Institute<br />
sorgen darüber hinaus für den wichtigen Forschungs- und<br />
Technologietransfer.<br />
Die Fachhochschule Südwestfalen ist eine davon und mit<br />
Standorten in Iserlohn und <strong>Meschede</strong> sowie einem Studienort<br />
in Lüdenscheid im Herzen des Sauerlandes beheimatet.<br />
Unser Studienangebot in den Bereichen Agrarwirtschaft,<br />
Designmanagement und Produktentwicklung,<br />
Gesundheits- und Naturwissenschaften, Informatik und<br />
Digitalisierung, Medien und Kommunikation, Pädagogik<br />
und Psychologie, Technik und Ingenieurwesen, Umwelt<br />
und Nachhaltigkeit sowie Wirtschaft und Recht sorgt<br />
nicht nur für gut ausgebildete Fachkräfte, sondern korrespondiert<br />
auch eng mit der hiesigen Branchenstruktur.<br />
Forschung und Entwicklung:<br />
praxisnah und zukunftsorientiert<br />
Regional verankert, aber auch international ausgerichtet,<br />
verstehen wir uns als Partner für die Wirtschaft. Wir suchen<br />
nach technologischen Lösungen von morgen und<br />
übermorgen, für die Praxis und mit der Praxis. Angeschlossene<br />
Forschungs- und Transferinstitute vernetzen die<br />
Fachhochschule Südwestfalen in den Forschungsfeldern<br />
Agrarwirtschaft und ländliche Entwicklung, Automotive,<br />
Gesundheit, Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Supply Chain Management, Technologie und Innovationsmanagement,<br />
Umwelt und Energie sowie Werkstoffe.<br />
Bei uns steht der Anwendungsbezug im Fokus. Dazu gehört,<br />
dass fast alle unserer Studierenden ihre Abschlussarbeiten<br />
in Kooperation mit Unternehmen verfassen, ihr Wissen<br />
den Firmen also direkt zugute kommt. Ein Beispiel ist Jan<br />
Wiggeshoff. Der Iserlohner Mechatronik-Absolvent hat in<br />
seiner Bachelorarbeit die Mensch-Maschine-Kollaboration<br />
in den Blick genommen, mit dem Erfolg, dass in dem Unternehmen<br />
jetzt Mensch und Maschine einvernehmlich im<br />
Team zusammenarbeiten. Durch die Optimierungen von<br />
Jan Wiggeshoff konnten darüber hinaus störungsbedingte<br />
Ausfälle des Roboters von circa zwei Stunden auf nur wenige<br />
Minuten reduziert werden. Die Auslastung des Roboters<br />
wurde dadurch zusätzlich um 27 Prozent gesteigert. Ein direkter<br />
Mehrwert für das Unternehmen.<br />
Der Nutzwert für die Praxis steht im Mittelpunkt unserer<br />
Forschungsaktivitäten. Im Projekt City-Lab unterstützen<br />
wir beispielsweise Kommunen, auch des Sauerlandes, bei der<br />
digitalen und betriebswirtschaftlichen Stärkung von Einzelhandel,<br />
Gastronomie und Handwerk, um die Innenstädte<br />
zukunftssicher zu machen. Gemeinsam mit der Universität<br />
Siegen, der Ruhr-Universität Bochum und dem Fraunhofer-<br />
Institut für Angewandte Informationstechnik fördern wir<br />
bei den kleineren und mittleren Unternehmen die digitale<br />
Kompetenz. Im Rahmen der Regionale möchten Forscher<br />
aus <strong>Meschede</strong> den regionalen Unternehmen die Blockchain-<br />
Technologie nahebringen, damit diese ihre Lieferketten verbessern<br />
und der Zahlungs- und Bestellverkehr sowie die Abrechnungen<br />
einfacher und sicherer werden.<br />
Die Innovationskraft einer Region hängt auch damit zusammen,<br />
welchen Nährboden sie Unternehmensgründerinnen<br />
und -gründern bietet. Südwestfalen und das Sauerland<br />
sind auch hier ganz vorne. Am Hochschulstandort<br />
<strong>Meschede</strong> bietet die Fachhochschule Südwestfalen den<br />
Studienschwerpunkt Entrepreneurship an. Studierende<br />
lernen hier Unternehmertum nicht nur theoretisch, sondern<br />
auch praxisnah kennen und erfahren, wie ein kreativer<br />
Erfindergeist zu einem erfolgreichen Start-Up führen<br />
kann. Im Forschungsprojekt StreamUp wurden gerade<br />
mobile Coworking Spaces entwickelt, die innovative Köpfe<br />
der Region zusammenbringen sollen. Ein Prototyp steht<br />
im Arnsberger Kaiserhaus.<br />
Keine Frage: Das Sauerland hat ein enormes touristisches<br />
und wirtschaftliches Potenzial und wird sich auch in Zukunft<br />
als Innovationsstandort behaupten.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 103
Foto: Christopher Reuter<br />
MENNEKES Industriesteckvorrichtungen werden in über 90 Ländern der Erde eingesetzt. Christopher und Walter Mennekes<br />
betonen: „Verlässlich tun sie ihren Dienst, wo hohe Ströme sicher übertragen werden müssen!“ Selbst im tiefsten Winter. Stecker,<br />
Kupplungen oder Steckdosen in über 15 000 Varianten – aus Kirchhundem.<br />
„Ausbildung ist Vertrag auf Gegenseitigkeit.“<br />
Zu Gast bei Mennekes in Kirchhundem<br />
Senior Walter und Junior Christopher:<br />
Zwei Sauerländer durch und durch<br />
Gisbert Baltes und Werner Riedel<br />
Für 10:30 Uhr sind wir verabredet. Es ist ein sonniger Dienstagvormittag.<br />
Wir sind pünktlich und wollen uns beim Empfang<br />
anmelden, um in die Chefetage zu gelangen. Doch das<br />
ist nicht nötig. Walter und Christopher Mennekes, Vater und<br />
Sohn, stehen bereits persönlich am Haupteingang und begrüßen<br />
uns im sommerlichen Business Outfit mit freundlichen<br />
Worten und einem kräftigen Sauerländer Ellebogendruck.<br />
Dann bittet Seniorchef Walter (72) erst einmal zu einem kleinen<br />
Sektempfang ins Foyer, das mit großformatigen Fotos an<br />
den Wänden den Werdegang des Unternehmens Mennekes dokumentiert.<br />
Dieser Empfang sei schon ein Ritual für alle Gäste,<br />
sagt er, und fügt hinzu: „Egal, wer kommt.“ Und das mögen<br />
inzwischen ein paar tausend gewesen sein, die sich in den<br />
letzten Jahren und Jahrzehnten bei den „Steckerkönigen“ in<br />
Kirchhundem, in der Aloys-Mennekes-Straße 1, die Türklinke<br />
in die Hand gaben. Benannt nach dem Gründungsvater, der<br />
einst in der Schützenhalle von Kirchhundem den Grundstein<br />
für den Welterfolg legte. Denn die Welt tankt Strom mit Mennekes.<br />
Von Alaska bis Neuseeland.<br />
Wir fahren mit dem Aufzug nach oben, nehmen Platz an<br />
einem runden Tisch. Es gibt Kaffee, Wasser, belegte Brötchen<br />
und Schokoladen-Plätzchen. Der Blick durch die<br />
großen Panoramafenster des Mennekes-Stammsitzes gleitet<br />
über das Hundemtal und fällt auf den Sendemast am<br />
gegenüberliegenden Krähenberg. Nach dem Motto „Probleme<br />
sind dafür da, gelöst zu werden“ hat das Unternehmen<br />
den Mast selbst errichten lassen, um eine ungestörte<br />
Datenübertragung zum betriebseigenen Werkzeugbau im<br />
gerade mal einen Kilometer entfernten Jammertal in Lennestadt<br />
zu gewährleisten.<br />
Ob Tränental oder sich anschließendes Jammertal – von<br />
solchen Namen lassen sich Walter und Christopher nicht<br />
abschrecken. Da hat sich das Unternehmen bei seinen<br />
weltweiten Ambitionen schon ganz anderen Herausforderungen<br />
stellen müssen. Sei es das Engagement in England<br />
seit Beginn des neuen Jahrtausends oder in China. Auf<br />
der Insel sehen die beiden auch nach dem Brexit die wirtschaftlichen<br />
Prognosen nicht so düster wie zahlreiche andere<br />
Branchen: „Die Auftragslage ist gut“, so Christopher.<br />
104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Der Junior habe die Niederlassung in England zu einem<br />
„Juwel“ und die Übergabe vom Senior- zum Juniorchef damit<br />
leicht gemacht, betont der Papa. Dazu lächelt Christopher<br />
zufrieden. Der studierte Betriebswirtschaftler mit<br />
Praktika bei namhaften Firmen in anderen Kultur- und<br />
Sprachräumen wie Frankreich, Singapur oder Portugal hat<br />
nun das Sagen über das erfolgreiche Familienunternehmen.<br />
Umgeben ist er in der Geschäftsleitung von Menschen,<br />
„die du am Sonntag auch in der Kirche siehst“, sagt<br />
sein Vater Walter und meint damit die Führungs-Fachleute<br />
sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich:<br />
„Die kommen aus Würdinghausen, Olpe oder Lennestadt“,<br />
so der Senior. In einem Atemzug fügt er hinzu:<br />
„Wenn uns Corona nicht in die Suppe spuckt, werden wir<br />
<strong>2020</strong> die 200-Millionen-Umsatzgrenze erreichen!“ Mennekes<br />
beschäftigt mit den weltweiten Niederlassungen zusammen<br />
rund 1.200 Menschen. Und ist Weltmarktführer<br />
bei den CEE-genormten Steckern, Senkrechtstarter in Sachen<br />
E-Mobilität.<br />
Bei allen Superlativen hat Familie Mennekes anscheinend<br />
nie vergessen, wo ihre Wurzeln sind. Walter Mennekes<br />
schwärmt: „Wir leben in einer begnadeten Welt hier im<br />
Sauerland. Wir können dem lieben Gott danken, dass<br />
unsere Kinder hier Auslauf haben.“ Und sein Sohn Christopher<br />
nickt zustimmend: „Ich habe schon in zahlreichen<br />
Ländern auf der Welt gearbeitet, mich aber ganz bewusst<br />
für meine Heimat entschieden.“<br />
Foto: privat<br />
Ladies first! Petra Mennekes, vom Bundespräsidenten Frank-<br />
Walter Steinmeier und Ehemann Walter Mennekes in die<br />
Mitte genommen. Wahre Freundschaft. Selbst auf dem roten<br />
Teppich.<br />
Dass damit auch eine soziale Verantwortung für die Menschen<br />
im Südsauerland verbunden ist, weiß die Unternehmerfamilie<br />
nur allzu gut. Ihr Einsatz für die etwa 850<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Durchschnittsalter<br />
von 38 Jahren und deren Familien geht über<br />
ein loses Angestelltenverhältnis weit hinaus. Davon können<br />
auch die ehrenamtlichen Feuerwehren in den umliegenden<br />
Dörfern ein Lied singen. Bei Bränden, schweren Verkehrsunfällen<br />
oder Hochwasser (davon weiß das Unternehmen<br />
selbst metertief zu berichten), kommt es schon einmal vor,<br />
dass ein stattlicher Teil der Mennekes-Belegschaft im Ein<br />
Neubau eines<br />
Multifunktionsgebäudes<br />
für die Sedus Systems<br />
GmbH in Geseke<br />
BMS Industriebau GmbH<br />
Alte Heeresstraße 25 . 59929 Brilon<br />
Tel: 02961 980-200<br />
www.bms-industriebau.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 105
dung kompetenter Nachwuchsleute. Mit einem Prozentsatz<br />
zwischen acht und zehn Prozent der Belegschaft liegt<br />
das Kirchhundemer Unternehmen weit über dem Landes-<br />
und Bundesdurchschnitt. Walter Mennekes bringt<br />
es auf den Punkt: „Wer sagt, Ausbildung sei zu teuer, ist<br />
bescheuert!“ Mit einem Facharbeiterbrief in Deutschland<br />
stünde Frauen und Männern weltweit der Arbeitsmarkt<br />
als Techniker offen. Umso stolzer ist die Firmenleitung,<br />
dass ein Großteil der ehemaligen Azubis für Jahrzehnte im<br />
Unternehmen bleiben: Ausbildung ist also ein Geben und<br />
Nehmen, „ein Vertrag auf Gegenseitigkeit.“<br />
Zwei Weltmeister bestens gelaunt im vertrauten Gespräch:<br />
Philipp Lahm (36), Weltmeister und Ehrenspielführer der<br />
deutschen Fußball-Nationalmannschaft, und Walter Mennekes<br />
(72), „Weltmeister“ der Kommunikation mit Sauerländer<br />
Charme. Mennekes ist seit 2016 2. Vize-Präsident beim FC<br />
Bayern. Lahm ist OK-Chef der Fußball-Europameisterschaft<br />
2024 in Deutschland.<br />
satz ist. Zusätzliche Unterstützung erfahren die Kirchhundemer<br />
Floriansjünger durch das Engagement des Juniorchefs<br />
als Vorsitzender des Fördervereins der Blauröcke.<br />
Auch der ökologischen Strahlkraft der Dieter-Mennekes-<br />
Umweltstiftung wollen Vater und Sohn künftig gerecht<br />
werden. Der 41-jährige Christopher wird als Vorsitzender<br />
der Stiftung das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten.<br />
Apropos Umwelt und E-Mobilität: Mit ihren Stromtankstellen<br />
und Ladesteckern für einige der größten Autohersteller<br />
leistet Mennekes Pionierarbeit, Beispiel Norwegen:<br />
Bereits vor Jahren lieferten die Sauerländer 300 Ladestationen<br />
für die Hauptstadt Oslo, weitere Bestellungen folgten.<br />
Angesichts dieser modernen Infrastruktur schraubten die<br />
Skandinavier den Anteil von Elektroautos in ihrer Metropole<br />
auf inzwischen 40 Prozent. Aber auch in Deutschland<br />
greift das Umweltbewusstsein vor allem in den Städten um<br />
sich. 250 Mennekes-Ladestationen stehen in Hamburg,<br />
160 sollen es in Berlin sein.<br />
Im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie stand und<br />
steht der positive Blick in die Zukunft. Ein wesentliches<br />
Augenmerk legt das Unternehmen dabei auf die Ausbil-<br />
Foto: Uli Hufnagel<br />
Christopher und sein Vater Walter Mennekes sind Sauerländer<br />
durch und durch. Bodenständig und ohne „großes<br />
Theater“ zu machen, führen sie das Gespräch mit uns<br />
Journalisten und nehmen sich Zeit. Beantworten jede Frage<br />
freundlich und konkret – auch die nach dem „Weltmeister“<br />
der Kommunikation, wie Walter Mennekes dank<br />
seiner 1.000 Verbindungen zu Politik, Sport, Kultur und<br />
Wirtschaft gerne genannt wird: „Wenn Ihnen als junger<br />
Bursche jemand gesagt hätte, dass Sie mal ‚Auf du und du‘<br />
mit dem Bundespräsidenten sein würden, was hätten Sie<br />
dem gesagt?“ – „Sie sind total verrückt!“<br />
Walter Mennekes und seine Frau Petra sind mit Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier und dessen Familie seit<br />
vielen Jahren befreundet. Die beiden begleiteten das Staatsoberhaupt<br />
in diesem Sommer auch auf seiner Urlaubsreise<br />
in die Südtiroler Berge.<br />
„Gott und die Welt“ gehören inzwischen zum Freundeskreis<br />
des überzeugten Christdemokraten Walter Mennekes<br />
aus Kirchhundem, der es wie kein anderer schaffte,<br />
als Sauerländer zum 2. Vize-Präsidenten des Deutschen<br />
Rekordmeisters FC Bayern München gewählt zu werden.<br />
Der Mann hat einfach keine Hemmungen. Auch nicht vor<br />
dem Sozialdemokraten und Bundeskanzler a.D. Gerhard<br />
Schröder. Der erzählte schon vor einigen Jahren in einem<br />
WDR-Interview die folgende Geschichte:<br />
„Ich hab‘ ihn kennengelernt auf einer offiziellen Reise nach<br />
China. Er war als einer der Mittelständler Teil der Wirtschaftsdelegation.<br />
Und mir ist er durch sehr unkonventionelles<br />
Verhalten aufgefallen, um es ganz freundlich auszudrücken,<br />
aber auch durch eine wirklich emotional stimmige Vertretung<br />
deutscher Interessen. Natürlich auch der Interessen seiner Firma.<br />
Er hat keine Kamera ausgelassen, um Deutschland im<br />
Allgemeinen und den Kanzler im Besonderen zu loben!“<br />
106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Schon auf der Hinreise hatte Mennekes die ersten Kontakte zu ihm<br />
geknüpft: Er ließ dem Weinliebhaber Schröder „eine gute Flasche Rotwein“,<br />
die er vorher gekauft hatte, in dessen Flugzeug-Suite bringen<br />
– nach dem Motto: „Willste mal sehen, was da passiert?“ Nach einer<br />
halben Stunde wurde er gebeten, doch bitte nach vorne zu kommen:<br />
zum Bundeskanzler!<br />
Mennekes: „Da kam ich da rein, da hatte er gerade noch so’n Eierbecher<br />
voll Wein für mich übriggelassen. Das war, wohlgemerkt, ne Magnum-Flasche.<br />
Dann sagte er, er finde meine Teilnahme gut, ich sei ein guter Geist auf dieser<br />
Reise und werde die Wirtschafts-Delegation gut zusammenhalten, und<br />
deswegen wolle er mir das ‚Du‘ anbieten: Ich heiße Gerd! Dann hab‘ ich<br />
gesagt: Ich weiß. Und ich heiße Walter. Dann sagte er: Ich weiß.“<br />
Foto: Christopher Reuter<br />
Die „Steckerkönige“ Christopher (l.) und Walter Mennekes auf dem Firmengelände<br />
in Kirchhundem. Beide blicken optimistisch in die Zukunft. Senior<br />
und Vater Walter auf die Frage, was ein MENNEKES-Produkt so besonders<br />
macht: „Alles, wofür wir täglich aufstehen. Alles, wofür wir Zeit, Geld und<br />
Leistung investieren. Und alles, wofür wir mit unserem Namen geradestehen.<br />
Wir verkaufen nur etwas, was wir auch selbst kaufen würden! Unsere Marke<br />
ist und bleibt ein Versprechen!“<br />
Das war der Anfang einer langen Freundschaft, die Schröder dann so<br />
schilderte: „Walter Mennekes ist gewiss kein Sozialdemokrat, sondern<br />
eher das Gegenteil. Aber er ist ein aufrichtiger Mensch, und ich schätze<br />
diese Art von Aufrichtigkeit! Und er ist ein Sinnbild guten mittelständischen<br />
Unternehmertums!“<br />
MENNEKES – Plugs for the world. Für Sohn Christopher hängt die<br />
Messlatte hoch. Aber er ist auf einem guten Weg, das Familienunternehmen<br />
erfolgreich in die Zukunft zu führen. Und der Senior ist in<br />
Rufbereitschaft im Büro gleich nebenan …<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 107
108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
3-<br />
ßere Barriereschicht<br />
LAGIG<br />
ies, hydrophob)<br />
3 -<br />
lagig<br />
Mittlere Barriereschicht<br />
(Meltblown-Vlies; Viren- &<br />
Bakterienfilter)<br />
Innere Barriereschicht<br />
(Weiches saugfähiges Vlies)<br />
EINE IDEE<br />
AUS DEM<br />
SAUERLAND<br />
MADE<br />
IN<br />
GERMANY<br />
• 3-lagiger Vliesstoff inklusive Viren- und Bakterienfilter<br />
• geringer Atemwiderstand<br />
• für Allergiker geeignet (glasfaser- und latexfrei)<br />
• elastisches Ohrenband für angenehmen Tragekomfort<br />
IHRE SICHERHEIT IST<br />
UNSER ANSPRUCH<br />
Äußere Barriereschicht<br />
(Vlies, hydrophob)<br />
Alltags-Masken IHRE und SICHERHEIT medizinische Mund-Nasen-Schutzmasken<br />
IST<br />
Typ • II einstellbarer nach DIN EN 14683<br />
Mittlere Barriereschicht<br />
UNSER ANSPRUCH Nasenbügel für anatomisch (Meltblown-Vlies; Viren- korrekten & Sitz<br />
Das Tragen hochwertiger Mund-Nasen-Schutzmasken schützt in<br />
Bakterienfilter)<br />
Äußere Barriereschicht<br />
Das Tragen hochwertiger Mund-Nasen-Schutzmasken schützt in Zeiten<br />
der Covid-19-Pandemie alle: Privatpersonen, medizinisches und<br />
Innere Barriereschicht<br />
MADE<br />
(Vlies, hydrophob)<br />
Zeiten Alltags-Masken der Covid-19-Pandemie und medizinische alle: Mund-Nasen-Schutzmasken<br />
Privatpersonen, medizinisches<br />
und pflegerisches Typ II nach DIN Personal EN 14683sowie Patienten.<br />
Mittlere Barriereschicht<br />
pflegerisches Personal sowie Patienten.<br />
(Meltblown-Vlies; (Weiches Viren- saugfähiges & Vlies)<br />
IN<br />
GERMANY<br />
Bakterienfilter)<br />
Der Anspruch Das Tragen von hochwertiger PRO-tection Mund-Nasen-Schutzmasken lautet, alle Personengruppen schützt in Zeiten<br />
der Covid-19-Pandemie alle: Privatpersonen, medizinisches und<br />
Innere Barriereschicht<br />
MADE<br />
mit<br />
Der qualitativ Anspruch hochwertigen von PRO-tection Masken lautet, made alle Personengruppen in Germany zu beliefern. mit qualitativ<br />
Daher hochwertigen setzen wir auf Masken eine Kombination made Germany verschiedener zu beliefern. Micro-Fil-<br />
Daher<br />
GERMANY<br />
pflegerisches Personal sowie Patienten.<br />
(Weiches saugfähiges Vlies)<br />
IN<br />
TELEFONISCHE BESTELLMÖGLICHKEIT<br />
• 3-lagiger Vliesstoff inklusive Viren- und Bakterienfilter<br />
setzen tervliese, wir die auf die eine Luft Kombination einer Filterkaskade verschiedener reinigen Micro-Filtervliese, und damit die ein<br />
Der Anspruch von PRO-tection lautet, alle Personengruppen mit qua-<br />
• geringer Atemwiderstand<br />
die breites Luft in Einsatzspektrum einer Filterkaskade erlauben. reinigen Unsere und damit Mund-Nasen-Schutzmasken<br />
bestehen erlauben. aus Unsere 3-lagigem Mund-Nasen-Schutzmasken Vliesstoff inklusive Viren- bestehen und Bak-<br />
aus • 3-lagiger Vliesstoff inklusive Viren- und Bakterienfilter<br />
ein breites Einsatzspektrulitativ<br />
hochwertigen Masken made in Germany zu beliefern. Daher<br />
• für Allergiker geeignet (glasfaser- und latexfrei)<br />
setzen wir auf eine Kombination verschiedener Micro-Filtervliese, die<br />
• elastisches Ohrenband für angenehmen Tragekomfort<br />
3-lagigem terienfilter Vliesstoff – nach DIN inklusive EN 14683:2019 Viren- und Bakterienfilter zertifiziert. Die – nach Konformität DIN EN • geringer Atemwiderstand<br />
die Luft in einer Filterkaskade reinigen und damit ein breites Einsatzspektrum<br />
ist bestätigt erlauben. Unsere und ein Mund-Nasen-Schutzmasken CE-Siegel ist erteilt. bestehen aus<br />
• einstellbarer Nasenbügel für anatomisch korrekten Sitz<br />
14683:2019 der Maske ONLINESHOP<br />
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„Nicht nur Abitur und Studium:<br />
Es gibt auch andere Wege, um<br />
beruflich Erfolg zu haben.“<br />
- Andreas Rother<br />
„Self-Made-Man“ und IHK-Präsident<br />
Andreas Rother verkörpert den Aufbruch<br />
ins digitale Zeitalter und sieht<br />
die Berufsausbildung als<br />
„Herzensangelegenheit“<br />
Dirk Bannenberg & Paul Senske<br />
Tom Linke<br />
„Ich habe mich siebenmal neu erfunden.“<br />
Er der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland. Andreas Rother gilt als „Self-Made-Man“ mit einer einzigartigen<br />
bezeichnet sich selbst als „unführbar“, machte sich mit 23 Jahren im Bürofachhandel selbstständig, gründete<br />
vor 33 Jahren das IT-Unternehmen ahd, entwickelte es zu einer Marke und ist seit Januar 2018 Präsident<br />
Karriere. Sein Erfolgsrezept: „Die Unternehmen müssen sich ständig hinterfragen. Ich habe mich siebenmal neu erfunden.<br />
Die IT ist dynamisch und schnelllebig.“ Als IHK-Chef will er die Digitalisierung weiter forcieren. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt ist die Berufsausbildung: „Sie ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Nicht nur Abitur und Studium:<br />
Es gibt auch andere Wege, um beruflich Erfolg zu haben.“<br />
Rother selbst ist ein Musterbeispiel für diesen Weg. Der<br />
1960 in <strong>Meschede</strong> geborene Unternehmer legte an der Realschule<br />
in Werl die Mittlere Reife ab, absolvierte in Soest<br />
eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und wurde<br />
nach dem Wehrdienst Baumarktleiter in einem Baumarkt in<br />
Werl. 1984 machte er sich mit einem Partner selbstständig<br />
und gründete einen Bürofachhandel. Schon damals beschäftigte<br />
sich Rother mit Innovationen und der Weiterentwicklung<br />
des Betriebs. 1987 wagte er den Sprung in ein neues<br />
Geschäftsfeld. Er gründete die Hellweg Data Ingenieurgesellschaft<br />
für Datenverarbeitung mbH, 2001 firmierte das<br />
Unternehmen in ARGE hellweg data GmbH & Co. KG um;<br />
seit 2010 heißt das Unternehmen ahd GmbH & Co. KG.<br />
Der Firmensitz war zunächst in Werl, jetzt ist der Hauptsitz<br />
ein kernsaniertes und stilvolles Mühlengebäude in Ense-<br />
Bremen.<br />
„Die IT unterliegt einem ständigen Wandel“<br />
(Andreas Rother)<br />
Vor gut 30 Jahren galt ein Computer noch als exotisch. Rother<br />
begleitete die atemberaubende Evolution, die eigentlich<br />
eine Revolution ist, mit und baute die ahd schrittweise<br />
aus. Er entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit seiner<br />
heutigen Geschäftspartnerin Elisabeth Treier sowie dem<br />
Management der ahd – Tochter Mirjam leitet die Unternehmenskommunikation<br />
– zu einem bundesweit operierenden<br />
Technologie-Unternehmen, zu einer Marke. „In der IT habe<br />
ich mich siebenmal neu erfunden, die IT unterliegt einem<br />
ständigen Wandel.“ Das Unternehmen sei immer auf die<br />
Zukunft ausgerichtet. Das Kerngebiet der ahd ist die infrastrukturelle<br />
Entwicklung sowie der Betrieb von Rechenzentren<br />
mittelständischer Unternehmen und deren Datenma-<br />
110 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
nagement. Das Unternehmen bietet Lösungen für Kunden<br />
in einem Umkreis von rund 150 Kilometern, die eigene<br />
Rechenzentren vor Ort unterhalten, bundesweit Cloud-Services<br />
oder Lösungen im eigenen Rechenzentrum in Frankfurt/Main,<br />
das wie die Bank von England gesichert ist, oder<br />
in Public Clouds wie Microsoft Azure oder Amazon Web<br />
Services. Daneben ist es das Ziel, einzelne Bereiche wie die<br />
eigenen Managed Services ebenso wie individuelle Software-<br />
Lösungen als eine Antwort auf die Digitalisierung am Markt<br />
zu platzieren. Die eigene Automatisierung sowie Digitalisierung<br />
werden ständig vorangetrieben, so die Philosophie des<br />
Unternehmens, das neben dem Hauptsitz einen weiteren,<br />
wichtigen Standort am Dortmunder U (Zentrum für Kunst<br />
und Kreativität) unterhält. Es geht hier insbesondere um die<br />
Nähe zur Universität. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten für die<br />
ahd, weitere 35 sind es in den Beteiligungen.<br />
IHK-Präsidentschaft „ein Geschenk“<br />
Vor diesem Hintergrund und der ahd-Erfolgsgeschichte<br />
war es nicht verwunderlich, dass IHK-<br />
Hauptgeschäftsführerin Dr. Ilona Lange<br />
nach dem Ausscheiden von Ralf Kersting<br />
im Vorfeld der IHK-Vollversammlung<br />
im November 2017 bei Rother anklopfte<br />
und fragte, ob er sich das Amt<br />
des Präsidenten vorstellen könne. Ja,<br />
Rother konnte sich das vorstellen:<br />
„Präsident der IHK mit immerhin<br />
39.000 Mitglieds-Betrieben zu werden,<br />
wäre für mich ein Geschenk, meine Persönlichkeit<br />
weiter zu entwickeln, mit ihr<br />
zu wachsen.“ Nach dem Familienrat („Meine<br />
Frau Silke stimmte zu“) und dem OK<br />
des eigenen Firmenmanagements wurde<br />
Rother auf der Vollversammlung<br />
zum neuen IHK-Chef und Nachfolger<br />
von Ralf Kersting („Er hat<br />
es sehr gut gemacht“) gewählt und<br />
trat sein Amt am 1. Januar 2018 an.<br />
Der Zeitpunkt war mehr als günstig.<br />
Der Deutsche Industrie- und<br />
Handelskammertag (DIHK) mit seinen<br />
bundesweit 79 Kammern hatte die<br />
Digitalisierung („We go digital“) als ein zentrales<br />
Themenfeld ausgerufen. „Das kann ich mittragen“,<br />
so Rother. „In der Corona-Krise haben wir bei der<br />
Arnsberger IHK das Fruchtbare der Digitalisierung erfahren<br />
können, Videokonferenzen usw. waren wichtige Hilfen. Die<br />
eigene Digitalisierung werden wir weiter ausbauen.“<br />
„Wir dürfen nicht müde werden, für die Berufsausbildung,<br />
die jungen Menschen Spaß macht,<br />
zu werben“ (Andreas Rother)<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Berufsausbildung im Kammerbezirk:<br />
„Sie ist eine Herzensangelegenheit. Wir dürfen<br />
nicht müde werden, für die Berufsausbildung zu werben.<br />
Und zwar für eine Ausbildung, die jungen Menschen auch<br />
Spaß macht. Es gibt auch andere Wege, als Abitur und Studium,<br />
um beruflichen Erfolg zu haben.“ Rother nennt in diesem<br />
Zusammenhang auch Zahlen: Rund 50 Prozent der Jugendlichen<br />
machen Abitur und studieren. In der Wirtschaft<br />
brauchen wir im Verhältnis einen Akademiker und zehn<br />
Facharbeiter. „Die Eltern wollen, dass ihre Kinder studieren.<br />
Sie sollen es einmal besser haben.“ Rother plädiert<br />
mit Nachdruck für das duale System mit<br />
„Arbeiten und Berufsschule“. In<br />
Industrie und Wirtschaft seien<br />
auch Studienabbrecher herzlich<br />
willkommen.<br />
Beim Blick auf die Zukunft<br />
der Wirtschaft in Südwestfalen,<br />
einer „Herzkammer<br />
der Industrie“, spricht der<br />
IHK-Chef von großen Herausforderungen.<br />
„Wir werden<br />
lernen müssen, uns ständig zu<br />
verändern und disruptiv zu denken.<br />
Externe Einflüsse auf das eigene<br />
Geschäftsmodell werden zunehmen.“<br />
Es werde Gewinner und Verlierer<br />
geben. „Diejenigen, die ihren Job<br />
machen, werden es schaffen.“ Was<br />
die aktuelle Corona-Krise und die<br />
teilweise dramatischen Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft betrifft, so<br />
zeigt sich Rother optimistisch: „Ich<br />
bin stolz auf unsere Wirtschaft. Aus<br />
der Krise 2008/2009 ist die südwestfälische<br />
Wirtschaft gestärkt hervorgegangen. Das<br />
wird auch bei Corona der Fall sein. Die Wirtschaft<br />
wird sich 2021 erholen – und zwar mit Wucht.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 111
Das Geheimnis<br />
des Wilzenberges<br />
Ältester Toxikologie-<br />
Standort der Welt<br />
mitten im Sauerland<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Klaus-Peter Kappest<br />
Welche gefährlichen Rückstände sind in unseren Lebensmitteln?<br />
Welche Schadstoffe sind im Boden? Welchen Einfluss<br />
hat dieser oder jener Stoff auf unsere Natur? Dies sind<br />
Fragen, die uns Menschen seit jeher bewegen. Gerade auch<br />
in diesen Tagen. Wer hier nach Antworten sucht und sich<br />
nicht mit Allgemeinplätzen zufriedengeben mag, kommt<br />
an einer Sauerländer Forschungsstätte nicht vorbei. Hoch<br />
oben, am Fuße des sagenumwobenen Sauerländer Wilzenberges<br />
bei Schmallenberg, hat sich im Schatten<br />
der uralten Kultstätte vor 60 Jahren ein Forschungsinstitut<br />
niedergelassen, das heute<br />
als Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie<br />
und angewandte Ökologie<br />
(IME) weltbekannt ist. Forscher mit<br />
Sinn für schwarzen Humor halten<br />
das Schmallenberger Institut sogar<br />
für den ältesten Toxikologie-Standort<br />
der Welt.<br />
Wie das Fraunhofer-<br />
Institut ins Sauerland kam<br />
Im Jahre 1949 wurde das Grundgesetz der<br />
Bundesrepublik Deutschland verkündet. Im gleichen<br />
Jahr, am 26. März, erfolgte in München durch Vertreter<br />
aus Industrie und Wissenschaft, des Landes Bayern<br />
und der gerade entstehenden Bundesrepublik die Gründung<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft in der Rechtsform eines<br />
eingetragenen Vereins. Aus den 103 Mitgliedern der Gründungsversammlung<br />
hat sich bis heute die größte Organisation<br />
für angewandte Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen<br />
in Europa mit rund 28.000 Mitarbeitenden<br />
entwickelt. Joseph von Fraunhofer (1787–1826) war als<br />
Forscher, Erfinder und Unternehmer gleichermaßen erfolgreich<br />
und wurde zum Vorbild und Namenspatron<br />
dieser weithin anerkannten Forschungs-Gesellschaft, die<br />
unter den vier Säulen des deutschen Freiheitssystem den<br />
anwendungsbezogenen Part übernimmt.<br />
Der Fraunhofer-Standort für Angewandte Ökologie in<br />
Schmallenberg-Grafschaft entstand 1959 aus einem Labor<br />
zur Erforschung der Staublungenerkrankung. Der<br />
damals am Klosterkrankenhaus Grafschaft<br />
tätige Chefarzt Karl Bisa gründete vor<br />
60 Jahren das Institut für Aerobiologie<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung<br />
der angewandten Forschung<br />
auf dem Gebiet der orientierten<br />
Grundlagenforschung gegenüber<br />
chemischen, aerogenen und radiologischen<br />
Umwelteinflüssen auf<br />
biologische Systeme. Was lang und<br />
umständlich den Forschungshintergrund<br />
beschreibt, hieß als Einrichtung<br />
damals im sauerländischen Volksmund „Rattenburg“,<br />
weil dort auch an lebenden Ratten geforscht<br />
wurde. Der heutige Institutsleiter Professor Christoph<br />
Schäfers konnte im vergangenen Jahr neben dem<br />
60-jährigen Institutsjubiläum gleichzeitig sein 25-jähriges<br />
Dienstjubiläum an der sauerländischen Forschungsstätte<br />
feiern. Als Kenner der wechselvollen Geschichte des IME<br />
in Schmallenberg-Grafschaft weist er nicht nur seine amerikanischen<br />
Freunde gerne darauf hin, dass der Platz am<br />
Wilzenbeg der älteste Toxikologie-Standort der Welt ist.<br />
Schließlich übergab die damals im Schmallenberger Land<br />
112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Prof. Dr. Schäfers äußert sich zur positiven Entwicklung des Fraunhofer-Instituts in Schmallenberg<br />
herrschende Gräfin Chuniza dem Erzbischof Anno von<br />
Köln vor rund 950 Jahren den Baugrund, auf dem heute<br />
das Fraunhofer-Institut steht, zur Gründung des Klosters<br />
Grafschaft. Der Legende nach soll die Edeldame Chuniza<br />
im Wahn nacheinander sieben Ehemänner mit Gift ermordet<br />
haben. Schmunzelnd meint Professor Schäfers dazu:<br />
„So leisten wir heute an historischer Stätte mit unserer Forschung<br />
an Wirkstoffen in gewisser Weise Abbitte für das<br />
frevlerische Treiben der Edeldame Chuniza.“<br />
Millioneninvestitionen für<br />
führendes Umweltinstitut<br />
Noch bis zum kommenden Jahr dauern die aktuellen Erweiterungsarbeiten<br />
am IME an. Rund 32 Millionen Euro<br />
sind in neue Institutsgebäude geflossen. Ein Teil der bisherigen<br />
Gebäude wurde abgerissen und durch Neubauten ersetzt.<br />
Neben der Renovierung der alten Gebäude entstehen<br />
unter anderem ein neues, viergeschossiges Laborgebäude,<br />
ein Ver- und Entsorgungshof, Lagerhallen, Parkplätze und<br />
eine neue Institutsmitte mit Seminarräumen, einer Cafeteria<br />
und einer Bibliothek.<br />
Der heutige Arbeitsschwerpunkt zielt auf die Erkennung<br />
und Beurteilung der Risiken synthetischer und biogener<br />
Stoffe für die Ökosysteme und die umweltbezogene Belastung<br />
von Verbrauchern. Dabei fungiert der Institutsteil<br />
als wissenschaftlicher Vermittler zwischen behördlicher<br />
Regulation und industrieller Produktion, indem er beide<br />
Kundengruppen unabhängig berät und maßgeschneiderte<br />
Lösungen zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen<br />
entwickelt. Dabei handelt es sich um Test- und<br />
Bewertungskonzepte, die Entwicklung und Validierung<br />
international anerkannter Testverfahren sowie die Erzeugung<br />
qualitätsgesicherter Daten für die Zulassung.<br />
Zunehmend werden auch Screening-Verfahren für Substanzkandidaten<br />
der chemischen Industrie entwickelt, um<br />
mögliche Nebenwirkungen auf die Umwelt frühzeitig zu<br />
erfassen und durch gerichtete Auswahl zu minimieren. Die<br />
Erforschung, Erfassung und Bewertung von Stoffeigenschaften<br />
wie Persistenz (Langlebigkeit in der Umwelt),<br />
Bioakkumulation (Anreicherung in Pflanzen und Tieren)<br />
und Toxizität (Giftigkeit gegenüber Pflanzen und Tieren)<br />
ermöglichen umweltpolitische Entscheidungen, die diesen<br />
Stoffeigenschaften Grenzen setzen und so als Leitplanken<br />
für zielgerichtete Innovationen dienen.<br />
Die Fragestellungen ergeben sich in der Umweltrisikobewertung<br />
von Chemikalien, vor allem auch bei Wirkstoffgruppen<br />
wie Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und Tierund<br />
Humanarzneimitteln. Daneben wird die Aufnahme<br />
dieser Stoffe in Nutzpflanzen, Nutztieren und daraus erzeugten<br />
Lebensmitteln untersucht, speziell auch die Bildung<br />
möglicherweise schädlicher Ab- und Umbauprodukte.<br />
Die Kernkompetenzen zur Erledigung dieser Aufgaben<br />
werden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />
der Chemie (Analytik, Lebensmittelchemie, Molekular<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 113
chemie), Biologie (Molekular-, Mikro-, Populationsbiologen,<br />
Zoologen, Ökotoxikologen), Agrarwissenschaft<br />
(Pflanzen-, Tierproduktion), Ernährungswissenschaft und<br />
Mathematik gestellt, die in den folgenden Abteilungen<br />
arbeiten:<br />
• Ökologische Chemie<br />
• Ökotoxikologie<br />
• Umweltmikrobiologie<br />
• Bioakkumulation und Tiermetabolismus<br />
• Umwelt- und Lebensmittelanalytik<br />
• Umweltprobenbank und Elementanalytik<br />
Die leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
halten Lehrveranstaltungen an verschiedenen Universitäten<br />
und Hochschulen und binden wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs in Forschung und Lehre ein. Professuren bestehen<br />
zurzeit an den Universitäten Münster, Siegen und<br />
Melbourne (Monash), enge Kooperationen bestehen mit<br />
oder werden ausgebaut nach Aachen (RWTH), Wuppertal,<br />
Gießen, Bielefeld und Frankfurt sowie Osnabrück,<br />
Hamm-Lippstadt und Bingen.<br />
Umweltprobenbank des Bundes<br />
Im Auftrag des Umweltbundesamtes ist das Fraunhofer<br />
IME in Schmallenberg-Grafschaft seit Anfang 2000 für die<br />
Lagerung der Umweltproben der Umweltprobenbank des<br />
Bundes verantwortlich. In diesem Archiv werden tierische<br />
und pflanzliche sowie Bodenproben in speziellen Tanks<br />
über Flüssigstickstoff bei Tiefsttemperaturen von unter<br />
-150 °C gelagert (Cryolagerung). Dazu werden die Proben,<br />
die jährlich aus repräsentativen marinen, limnischen und<br />
terrestrischen Ökosystemen genommen werden, unter tiefkalten<br />
Bedingungen zu Homogenaten verarbeitet (Cryomahlung).<br />
Die Homogenate werden auf gesundheits- und<br />
umweltrelevante Stoffe analysiert, wobei am Fraunhofer<br />
IME Elemente und Elementspezies, wie z.B. Quecksilber,<br />
Cadmium, aber auch kritische organische Verbindungen<br />
wie beispielsweise perfluorierte Chemikalien analysiert<br />
werden. Die Untersuchungsergebnisse der Umweltprobenbank<br />
können als Begründungen für umweltpolitische<br />
Maßnahmen verwendet werden, wie etwa Nutzungsbeschränkungen<br />
von Chemikalien.<br />
Das älteste bestehende Fraunhofer-<br />
Institut nördlich des Mains<br />
Nach den frühen Anfängen vor 60 Jahren als Institut für<br />
Aerobiologie in Schmallenberg beschäftigt das Fraunhofer<br />
IME heute (Stand Ende 2019) an den Standorten Aachen,<br />
Schmallenberg, Gießen, Münster, Frankfurt und Hamburg<br />
insgesamt 533 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
(185 in Schmallenberg), davon 54 Prozent weiblich. Die<br />
Wirtschaftserträge liegen im Geschäftsjahr 2019 mit 14,1<br />
Millionen Euro auf konstant hohem Niveau. Das Fraunhofer<br />
IME erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen<br />
Wirtschaftsertragsanteil von 41 Prozent. In Schmallenberg<br />
betrug er sogar 56,3 Prozent, was innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft<br />
zu den Spitzenwerten zählt. Die Freude<br />
über und der berechtigte Stolz auf diese bereits über Jahre<br />
von ihm und seinem Team erreichten Werte sind dem<br />
Standortleiter, Professor Christoph Schäfers, sichtlich anzumerken.<br />
„Mit unseren Sauerländer Technikerinnen und<br />
Technikern und unserer partizipativen Verantwortungskultur<br />
haben wir hier in Schmallenberg durchaus einen<br />
echten Standortvorteil. Das Berufskolleg <strong>Olsberg</strong> bildet<br />
die von uns benötigten Mitarbeitenden aus, die meist einen<br />
Arbeitsplatz im Sauerland anstreben.<br />
Das Fraunhofer IME, Bereich Angewandte Ökologie ist<br />
für viele ein Wunscharbeitsplatz. Wir haben die Möglichkeit,<br />
durch Abschlusspraktika bei uns die Kompatibilität<br />
von Absolventen und Absolventinnen mit unseren Arbeitsfeldern<br />
zu testen. So haben wir im Vergleich zu anderen<br />
Standorten eine sichere Ressource für engagierte, bleibewillige<br />
und verlässliche Techniker und Technikerinnen. Über<br />
Haushalts- und Strategieprozesse gestalten wir unsere Bereichssitzung<br />
Angewandte Ökologie demokratisch. Ideen<br />
diskutieren wir in unserem Strategiekreis aus Abteilungsleitenden<br />
sowie Jungwissenschaftlerinnen und Jungwissenschaftlern.<br />
Umsetzungen organisiert unser operationales<br />
Team aus allen Abteilungen und der Qualitätssicherung.<br />
Dadurch erzeugen wir ein gemeinsames Selbstverständnis<br />
und einen großen Rückhalt gemeinsamer Entscheidungen.<br />
Auch von der Fraunhofer-Zentrale in München wird uns<br />
immer wieder bestätigt, dass man dort diese gewisse sauerländische<br />
Mentalität schätzt, die für Selbstverantwortlichkeit,<br />
pragmatisches Einschätzungsvermögen und Verlässlichkeit<br />
steht. Voll des Lobes ist man dort über unsere<br />
wirtschaftliche Stabilität, aber auch über die Leistungen<br />
unserer einheimischen Baufirmen, nicht nur jetzt in der<br />
langen Bauphase.“<br />
Weitere Informationen zum Fraunhofer IME gibt es auf<br />
der Website www.ime.fraunhofer.de. Dort ist auch der<br />
ausführliche Jahresbericht 2019 mit einem historischen<br />
Rückblick und Informationen, Zahlen, Daten und Fakten<br />
über die zahlreichen Forschungsgebiete einsehbar.<br />
114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Die<br />
BUNTE VOGEL<br />
GmbH & Co. KG<br />
Softwarelösungen eines<br />
Amecker Unternehmens<br />
machen die Wirklichkeit<br />
bunter<br />
Das Unternehmen von Marc<br />
Willecke in Sundern-Amecke wirkt<br />
kompetent und seriös. Seine Mi t-<br />
arbeiterteam ebenso. Auch das Gebäude, in<br />
dem die Firma untergebracht ist, strahlt eher<br />
schlichte Eleganz aus.<br />
Warum dann also die Umfir mierung von der<br />
„Softwareschmiede Willecke“ zur „Bunter<br />
Vogel GmbH & Co. KG“?<br />
Anzeige<br />
Neue „bunte Wirklichkeiten“ erschaffen und einfach<br />
Bestehendes verbessern. „Wir wollten uns mit dem neuen<br />
Namen bewusst etwas kreativer und näher an dem darstellen,<br />
was wir eigentlich tun“, sagt Marc Willecke. „Das, was unsere<br />
Kerntätigkeit ausmacht, sind die Flexibilität und die unterschiedlichsten<br />
Softwarelösungen, die wir anbieten. Seit über<br />
20 Jahren haben wir nicht zwei Mal die gleiche Lösung realisiert.<br />
Es ist ein sehr buntes Spektrum an Kunden-Projekten,<br />
die uns bisher begleitet haben.“<br />
Ein CRM System für Online-Werbeagenturen, ein Analysesystem<br />
für Kapitalversicherungen, eine Abrechnungssoftware für<br />
Sanitätshäuser, B2B-Shops für Industrieprodukte sowie eine<br />
Verwaltungssoftware für Mobile-Device-Management sind nur<br />
einige Beispiele aus der Vergangenheit.<br />
Gleichzeitig ist dies auch die Kernkompetenz des<br />
Unternehmens, sich immer wieder in die individuellen und<br />
fachspezifischen Herausforderungen der Kunden einzuarbeiten<br />
und hierfür passgenaue Lösungen zu liefern.<br />
„Software für Ihre bunte Wirklichkeiten“, nennt es das Unternehmen,<br />
wenn flexibel auf die Kunden eingegangen wird,<br />
Anforderungen umgesetzt und individuelle Softwarelösungen<br />
geschaffen werden.<br />
Technologisch hat sich die Bunter Vogel GmbH & Co. KG<br />
auf die Realisierung von Web- und App-Anwendungen im<br />
B2B- und Portal-Umfeld spezialisiert. Von der Entwicklung<br />
einer neuen „bunten Wirklichkeit“ bis zur individuellen<br />
Unterstützung in bereits laufenden Projekten ist hier alles<br />
möglich. Das Kundenportfolio des „Bunten Vogels“ setzt sich<br />
aus klein- und mittelständischen Unternehmen aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen zusammen. Onlineportale, Industriebetriebe,<br />
Unternehmen der Online-Werbe-Industrie, Abrechnungsdienstleiter,<br />
Dienstleister für Luftfahrtunternehmen und<br />
Telekommunikationsunternehmen sind hier einige Beispiele.<br />
Das Unternehmen freut sich darauf, das Projekt- und Kundenspektrum<br />
jetzt unter dem neuen Namen weiter auszubauen. ■<br />
Bunter Vogel GmbH & Co. KG<br />
Illingheimer Str. 5 ∙ 59846 Sundern<br />
02393/ 220 69 90<br />
www.buntervogel.com<br />
marc.willecke@buntervogel.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 115
Anzeige<br />
30 Jahre EGGER in Brilon -<br />
erfolgreich durch Innovation<br />
und motivierte Mitarbeiter<br />
Nicola Collas<br />
Jürgen Eckert & EGGER<br />
W<br />
as vor 30 Jahren auf grüner Wiese mit dem Bau eines Spanplattenwerkes begann, hat sich in den<br />
vergangenen drei Jahrzehnten überaus erfolgreich entwickelt. Vom ersten Spatenstich bis heute ist das<br />
Betriebsgelände auf nunmehr 570.000 m² gewachsen und aus 250 Mitarbeitern sind inzwischen 1.150<br />
geworden. Das Werk in Brilon ist heute ein vollintegrierter Standort mit Spanplatten- und MDF-Produktion sowie<br />
Veredelung, PP-Kantenproduktion, Digitaldrucktechnik sowie eigenem Sägewerk und Biomassekraftwerk.<br />
„Wir hatten nie Stillstand, sondern haben immer investiert“,<br />
erzählt Martin Ansorge, einer der Geschäftsführer.<br />
Seit der Inbetriebnahme vor 30 Jahren hat EGGER am<br />
Standort in Brilon rund 650 Millionen Euro investiert.<br />
„Hier ist viel für Brilon und die Region bewegt worden,<br />
was sich auch positiv auf Dienstleistung, Handel und<br />
Gewerbe, nicht zuletzt auch die Gastronomie ausgewirkt<br />
hat“, so Ansorge weiter.<br />
Für Geschäftsführer Michael Egger jun. ist das Werk in<br />
Brilon einer der wichtigsten Standorte für die gesamte<br />
EGGER Gruppe: „Die Küchenmöbel-Industrie ist in<br />
einem Umkreis von 150 Kilometern angesiedelt. Unsere<br />
Kunden werden von unserem Werk hier in Brilon zentral<br />
beliefert.“ Eine besondere Investition war im Jahr 2007 ein<br />
eigenes Sägewerk. Anfangs war das eine ungewisse Investition,<br />
mittlerweile ist es eine Erfolgsgeschichte, erzählt<br />
Martin Ansorge: „Wir schneiden jährlich ein Volumen von<br />
gut einer Million Festmeter im Sägewerk. Das ist für einen<br />
alleinigen Standort eine beachtliche Einschnittmenge.“<br />
2015 nahm EGGER eine vollautomatisierte Lackierstraße<br />
am Standort Brilon in Betrieb. Ein Jahr später reagierte<br />
EGGER auf die wachsende Nachfrage der Möbelindustrie<br />
nach Polypropylen-Kanten und baute die Kantenproduktion<br />
auf bzw. aus. „Damit haben wir einen Meilenstein<br />
116 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
1989: Michael Egger sen. begutachtet den Baufortschritt in Brilon<br />
(Foto: Egger)<br />
EGGER Holzwerkstoffe<br />
Brilon GmbH & Co. KG<br />
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59929 Brilon<br />
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T +49 2961 770 0 (Vermittlung)<br />
Führen die Geschichte von EGGER in Brilon fort: Martin Ansorge (li) und<br />
Michael Egger jun. im EGGER Showroom.<br />
gesetzt, der durch die vollautomatische Vernetzung, Regel<br />
ung und Steuerung der Produktion den Ansprüchen der<br />
Industrie 4.0 gerecht wird“, sagt Michael Egger jun.<br />
„Doch unsere Mitarbeiter sind das höchste Gut. Wir sind<br />
in der glücklichen Lage, uns die besten Anlagen leisten zu<br />
können. Aber es bringt nichts, diese Anlagen zu besitzen,<br />
wenn man nicht auch die besten Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Wir haben in jeder Abteilung großartige Mitarbeiter, die<br />
sich für das Unternehmen einsetzen. Und die machen am<br />
Ende den Unterschied“, schwärmt Michael Egger jun.<br />
Beim Familienunternehmen geht es trotz der Größe - allein<br />
in Brilon gibt es 1.150 Beschäftigte - tatsächlich familiär<br />
zu. EGGER steht außerdem für ein hervorragendes<br />
Gesundheitsmanagement: Fitnessstudio-Besuche werden<br />
gefördert und im Bereich Bike-Leasing ist der Holzwerkhersteller<br />
vorn dabei. Mittlerweile sind 80 Prozent der<br />
Belegschaft mit einem Rad ausgestattet. Die Unterstüt <br />
zung sozialer Projekte ist EGGER ein besonderes Anliegen<br />
und wird durch die Initiative „EGGER läuft“ gefördert.<br />
Nicht zuletzt engagiert sich EGGER aktiv bei der<br />
„Unternehmens initiative BigSix Brilon“ sowie im Verein<br />
„Wirtschaft für Südwestfalen e.V.“<br />
Hidden Champion, Marktführer in Europa, ausgezeichneter<br />
Ausbildungsbetrieb, zertifiziertes Familienfreundliches<br />
Unternehmen. Es gibt viele Gründe, mit denen<br />
EGGER bei Fachkräften punkten kann. ■<br />
www.egger.com/brilon<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 117
Die Sauerland-<br />
Botschafterin<br />
Prof. Dr. Anne Jacobi und ihr<br />
Engagement für die Heimat<br />
Petra Kleine<br />
Sabrina Voss<br />
Prof. Dr. Anne Jacobi engagiert sich seit Jahren für das Sauerland<br />
Sobald das Thema Sauerland<br />
auf den Tisch kommt,<br />
ist Professor Dr. Anne Jacobi<br />
voll in ihrem Element. Die gebürtige<br />
Brilonerin setzt sich immer wieder für<br />
ihre Heimat ein und wird nicht müde,<br />
die Attraktivität dieser Region publik<br />
zu machen und an ihrer Zukunftsgestaltung<br />
mitzuwirken.<br />
„Viel zu viele Menschen wissen gar<br />
nicht, wie herrliche Lebensbedingungen<br />
wir hier haben und wie gut<br />
die Arbeitsplatzsituation hier ist. Wir<br />
haben einen starken Mittelstand und<br />
ein umfangreiches Angebot auch an<br />
qualifizierten Stellen“, so Anne Jacobi.<br />
„Nach dem Studium im Sauerland<br />
arbeiten? Kein Problem. Seine persönliche<br />
Work-Life-Balance finden? Im<br />
Sauerland viel einfacher als anderswo.<br />
Denn die Freizeitmöglichkeiten liegen<br />
direkt vor der Haustür.“<br />
In der Tat ist Anne Jacobi selbst<br />
eine von denen, die nach dem Abitur<br />
zunächst Brilon zum Studieren<br />
verließen, aber das „Wiederkommen“<br />
nicht vergessen haben. Nach ihrem<br />
Betriebswirtschaftsstudium in Münster<br />
lebte sie in Düsseldorf und arbeitete<br />
im Henkel-Konzern (berühmt<br />
unter anderem für Persil) in den Bereichen<br />
Vertrieb, Produktmanagement<br />
und Finanzen. Für Henkel schrieb sie<br />
dort auch ihre Doktorarbeit.<br />
Ihr Mann stammt ebenfalls aus Brilon<br />
und schnell war klar, dass ihre beiden<br />
Kinder in der alten Heimat, im<br />
Grünen aufwachsen sollten. „Ob ich<br />
Düsseldorf vermisst habe?“ fragt Anne<br />
Jacobi erstaunt. „Nein, ganz eindeutig<br />
nicht. Ich bin beruflich häufig unterwegs,<br />
zum Beispiel zu Kongressen<br />
und Tagungen. Die finden meist in<br />
Großstädten im In- und Ausland statt.<br />
Es ist schön, dort zu sein, aber ich<br />
freue mich immer wieder, ins Sauerland<br />
zurückzukehren.“<br />
118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
schwärmt Prof. Dr. Anne Jacobi. Im Gespräch mit Woll-Redakteurin Petra Kleine<br />
„In dieser herrlichen Umgebung kann man sich nur wohl fühlen,“<br />
Ein echter Glücksfall<br />
Nach ihrer Promotion arbeitete Dr.<br />
Anne Jacobi als Beraterin und war<br />
Dozentin an der privaten FHDW<br />
in Paderborn. Durch Zufall stieß sie<br />
dann auf eine Stellenanzeige der FH<br />
<strong>Meschede</strong>. Dort sollte der Lehrstuhl<br />
Marketing komplett neu aufgebaut<br />
werden. Sie bekam den Ruf an die FH<br />
und es zeigte sich, dass das für beide<br />
Seiten ein Glücksfall war.<br />
Anne Jacobi investierte viel Herzblut<br />
und bekam gute Entfaltungs- und<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Sie konnte<br />
an Netzwerken mitwirken und arbeitete<br />
zusammen mit Menschen, denen<br />
das Sauerland ebenfalls am Herzen<br />
lag und liegt. Stolz ist sie darauf, jedes<br />
Jahr mit ihren Studen ten ein Marktforschungsprojekt<br />
unter realen Bedingungen<br />
durchzuführen. Es gibt echte<br />
Auftraggeber, die Frage stellungen<br />
wissenschaftlich fundiert beantwortet<br />
haben möchten.<br />
In den letzten Semestern ging es<br />
beispielsweise um die Lebensquali tät<br />
im Sauerland sowie um die Markenführung<br />
der Regionenmarke Sauerland<br />
und um die Studienorientierung<br />
von Schülerinnen und Schülern<br />
in der Region. Da zum Thema<br />
sowohl Sauerländer als<br />
auch Nicht-Sauerländer<br />
befragt wurden, ist es<br />
nicht verwunderlich,<br />
dass das Sauerland<br />
von außen oft anders<br />
wahrgenommen wird<br />
als von innen. In NRW<br />
liegt der Bekanntheitsgrad<br />
des Sauerlandes bei rund<br />
70%, bei jüngeren Menschen<br />
noch darunter. Während vielen<br />
Sauerländern durchaus bewusst ist,<br />
dass man im Sauerland nicht nur<br />
exzellente Freizeitmöglichen direkt<br />
vor der Tür hat (Radfahren, Joggen,<br />
Skifahren, Sport in Vereinen und viel,<br />
viel mehr), sind das ausgezeichnete<br />
Arbeitsplatzangebot und die starke<br />
Wirtschaft über die Grenzen hinaus<br />
noch relativ unbekannt. Aber daran<br />
wird gearbeitet!<br />
„Unsere starke Wirtschaftskraft müssen<br />
wir unbedingt noch weiter nach<br />
draußen transportieren. Auf Basis der<br />
erhobenen Ist-Identität wurde bereits<br />
von Sauerland Initiativ und weiteren<br />
Sauerländern im Rahmen eines<br />
Workshops an der Fachhochschule<br />
die sogenannte Soll-Markenidentität<br />
für die Region Sauerland entwickelt“,<br />
erklärt sie ihr Vorgehen. „Welche<br />
Zielgruppe wir ansprechen müssen,<br />
um Fach- und Führungskräfte für<br />
das Sauerland zu gewinnen, wird<br />
momentan im Rahmen einer Masterarbeit<br />
analysiert.“<br />
Das Sauerland als Marke<br />
Mittlerweile ist ein imposantes Werk<br />
als Hochschulschrift entstanden:<br />
„Sauerlandität. Identitätsorientierte<br />
Markenführung von Regionen am<br />
Beispiel der Region Sauerland“. Es ist<br />
das Herzstück der geleisteten Arbeit<br />
und doch nur ein weiterer Meilenstein.<br />
Ganz aktuell findet eine Studie zum<br />
Einkaufsverhalten in der Region statt.<br />
Ein Vergleich zwischen normalem<br />
Einkaufsverhalten und dem Einkaufsverhalten<br />
in Corona-Zeiten ist mit<br />
dabei. Man will durch die Erhebung<br />
auch neue Erkenntnisse gewinnen,<br />
wie sich durch die Corona-Pandemie<br />
Verhaltensweisen verändert haben.<br />
Eine große Chance für das Sauerland<br />
könnte auch der zunehmende Trend<br />
zum Home-Office sein. Wenn ich<br />
überwiegend von zu Hause aus arbeiten<br />
kann, meine Meetings per Computerschaltung<br />
erledige und vielleicht<br />
nur einmal pro Woche in die Firma<br />
muss, warum soll ich dann nicht da<br />
leben, wo es schön ist? Im Grünen,<br />
auf dem Land, mit bezahlbarem<br />
Wohnraum, Freizeitmöglichkeiten<br />
vor der Tür? Ohne Verkehrslärm,<br />
Staus, Betonsilos!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 119
So mancher wird sicherlich umdenk<br />
en. Professor Dr. Anne Jacobi freut<br />
sich jedes Mal wieder, ins Sauerland<br />
zurückzukommen. „Dieses herrliche<br />
Grün und die saubere Luft sind für<br />
uns so selbstverständlich“, sinniert<br />
sie. „Woanders ist das nicht so.“<br />
Sie erzählt mir von ihrem<br />
Forschungsfreisemester in einem sich<br />
rasant entwickelnden China, bei dem<br />
sie an der dortigen Universität lehrte,<br />
und von dem sie viele Eindrücke mit<br />
zurückbrachte.<br />
Auf Sauerländer trifft<br />
man überall<br />
Auch Sauerländer Firmenvertreter hat<br />
sie dort getroffen, von Hoppecke Batterien<br />
bis zu Ketten-Wulf. Ein weiteres<br />
Forschungssemester führte sie nach<br />
Bangkok, wo sie im Sommer 2019 an<br />
der Universität UTCC unterrichtete.<br />
Neben beeindruckenden Kulturdenkmälern<br />
war es auch spannend, die<br />
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft<br />
der Menschen in Thailand kennenzulernen.<br />
Mitten in der Stadt, bei sehr<br />
schlechter Luft, extremem Verkehr<br />
und halsbreche rischen Fahrten auf<br />
dem Taxi-Mofa, sehnte sie sich in all<br />
dem Beton nach ein bisschen Grün.<br />
Da sich dann selbst der „Park“ als<br />
mit Gehwegen zubetonierter Ort mit<br />
minimaler Grünfläche herausstellte,<br />
genoss sie anschließend das grüne<br />
Sauerland ganz besonders. ■<br />
Weitere Informationen<br />
unter:<br />
ww2.unipark.de/uc/FH_SWF<br />
_Einkaufsverhalten<br />
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im Sauerland zu Hause.<br />
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Britta Melgert<br />
ei der Wahl des nächsten Autos denken Käufer immer häufiger auch über die Anschaffung eines Elektroautos<br />
nach. Technische Verbesserungen, steigende Reichweiten, Kaufprämien und viele weitere Vergünstigungen<br />
der Wahl des nächsten Autos denken Käufer immer häufiger auch über die Anschaffung eines Elektroautos<br />
nach. Technische Verbesserungen, steigende Reichweiten, Kaufprämien und viele weitere Vergünstigungen<br />
ei der Wahl lassen des die nächsten Entscheidung Autos denken immer häufiger Käufer zugunsten immer häufiger der zu einem auch verantwortungsvollen über die Anschaffung Lebensstil eines Elektroautos<br />
nach.<br />
passenden<br />
Wagens<br />
Technische<br />
ausfallen.<br />
Verbesserungen,<br />
Doch mit dem Kauf<br />
steigende<br />
allein ist<br />
Reichweiten,<br />
es nicht getan<br />
Kaufprämien<br />
– eine eigene Ladesäule/Wallbox<br />
und viele weitere<br />
wird<br />
Vergünstigungen<br />
erforderlich.<br />
Da gibt es einiges B zu bedenken. lassen die Entscheidung Drei sauerländische immer Unternehmen häufiger zugunsten haben der sich zu zusammengetan, einem verantwortungsvollen um diese Anschaffung Lebensstil passenden<br />
B lassen die Entscheidung immer häufiger zugunsten der zu einem verantwortungsvollen Lebensstil passenden<br />
von der Beratung Wagens über ausfallen. die elektrische Doch mit Installation dem Kauf bis allein hin zu ist erforderlichen es nicht getan Erd- – eine und eigene Gestaltungsarbeiten Ladesäule/Wallbox alles wird aus erforderlich.<br />
Wagens ausfallen. Doch Da mit gibt dem es einiges Kauf allein zu bedenken. ist es nicht Drei getan sauerländische – eine eigene Unternehmen Ladesäule/Wallbox haben sich zusammengetan, wird erforderlich.<br />
einer Hand anzubieten.<br />
um diese Anschaffung<br />
Da gibt es einiges zu bedenken. von der Beratung Drei sauerländische über die elektrische Unternehmen Installation haben bis hin sich zu zusammengetan, erforderlichen Erd- um und diese Gestaltungsarbeiten Anschaffung alles aus<br />
von der Beratung PRO-EL über aus die Freienohl einer elektrische Hand schult anzubieten. Installation akademisch bereits bis hin seit zu erforderlichen Elektroautos Erd- geplant und ist“, Gestaltungsarbeiten rät Pöttgen. Das Land alles NRW aus<br />
einer Hand Jahren anzubieten. bundesweit Handwerker, Industrie und Energieversorger<br />
zum PRO-EL Thema E-Mobilität. aus Freienohl Mit schult dieser akademisch Kompe-<br />
bereits Prozent seit der anfallenden Elektroautos Kosten, geplant maximal ist“, rät 5.000 Pöttgen. Euro Das pro Land NRW<br />
fördert aktuell den Kauf und die Baumaßnahmen mit 50<br />
PRO-EL aus tenz Freienohl ist PRO-EL schult Jahren erster akademisch bundesweit Ansprechpartner, Handwerker, bereits wenn seit Industrie es um Elektroautos und Energieversorger<br />
intensive Industrie Thema zum Thema Ladeinfrastruktur und E-Mobilität. Energie-<br />
Mit geht. dieser fördert Kompe-<br />
entsprechenden aktuell Prozent Kauf Anschluss und der die anfallenden vor Baumaßnahmen wirklich Kosten, jeder geplanten maximal mit 505.000 Euro pro<br />
Ladepunkt. geplant „Da fördert ist“, lohnt aktuell rät sich Pöttgen. das den Nachdenken Kauf Das und Land die über NRW Baumaßnahmen einen mit 50<br />
Jahren bundesweit das beratungs Handwerker,<br />
„Die Empfehlung tenz ist für PRO-EL das passende erster Modell, Ansprechpartner, die Prüfung wenn es Maßnahme“, um Ladepunkt. rät Pöttgen. „Da lohnt sich das Nachdenken über einen<br />
versorger zum Thema E-Mobilität. Mit dieser Kompetenz<br />
ist PRO-EL erster Ansprechpartner, wenn es um Ladepunkt. „Da lohnt sich das Nachdenken über einen<br />
Prozent der anfallenden Kosten, maximal 5.000 Euro pro<br />
der baulichen das und beratungs infrastrukturellen intensive Thema Möglichkeiten Ladeinfrastruktur und geht. entsprechenden Anschluss vor wirklich jeder geplanten<br />
nicht zuletzt auch „Die die Empfehlung Beantragung für von das passende Fördermitteln Modell, die Ein Prüfung ebenfalls wichtiges Maßnahme“, Thema: rät Pöttgen. Firmen-Fuhrparks. Ob<br />
das beratungs intensive Thema Ladeinfrastruktur geht. entsprechenden Anschluss vor wirklich jeder geplanten<br />
sollte man dem der Profi baulichen überlassen“, und infrastrukturellen sagt Geschäftsführer Möglichkeiten Umstellung und der Firmenwagen-Flotte oder die Überlassung<br />
von Ladestrom Ein ebenfalls für die wichtiges Mitarbeiter Thema: – überall Firmen-Fuhrparks. locken Ob<br />
„Die Empfehlung für das<br />
Thomas Pöttgen. nicht passende zuletzt Modell, auch die die Beantragung Prüfung von Fördermitteln Maßnahme“, rät Pöttgen.<br />
der baulichen und infrastrukturellen sollte man dem Möglichkeiten Profi überlassen“, und sagt Geschäftsführer Kosten- und Steuervorteile. Umstellung der Des Firmenwagen-Flotte Weiteren können für oder den die Überlassung<br />
Sauerland Thema: von Ladestrom durch Firmen-Fuhrparks. den für Aufbau die Mitarbeiter von Ladein-<br />
Ob – überall locken<br />
nicht zuletzt auch die Beantragung Beachtliche Thomas Pöttgen. Förderung von Fördermitteln in NRW Ein ebenfalls Tourismus wichtiges im<br />
sollte man dem Profi überlassen“, sagt Geschäftsführer Umstellung frastruktur der Firmenwagen-Flotte Anreize Kosten- geschaffen und Steuervorteile. werden. oder die Des Überlassung<br />
NRWvon Ladestrom Tourismus für die Mitarbeiter im Sauerland – durch überall den locken Aufbau von Ladein-<br />
Weiteren können für den<br />
Thomas Pöttgen. „Jeder Bauherr, egal ob bei Beachtliche Neubauten Förderung oder bei in<br />
Veränderungen an Bestandsimmobilien, sollte vor Kosten- und Hand-in-Hand Steuervorteile. frastruktur Des zum Anreize Weiteren Vorteil geschaffen des können Kunden werden. für den<br />
Beachtliche geplan ten Maßnahmen „Jeder Förderung Bauherr, unbedingt egal NRW ob mit bei uns Neubauten sprechen, oder Tourismus bei im Sauerland durch den Aufbau von Ladein-<br />
www.e-mobilitaet-wiss<br />
www.e-mobi<br />
www.e-mo<br />
oft eine echte Herausforderung bei komplexen Projekten. erforderlichen Erd- und Gestaltungsarbeiten rund u<br />
„Genau hier setzt unsere Idee zur Kooperation an“, verrät neue Ladesäule in hoher Qualität auszuführen.“<br />
Pöttgen, oft eine echte Herausforderung bei komplexen Projekten. erforderlichen Erd- und Gestaltungsar<br />
oft eine und echte stellt Herausforderung die Arnsberger Traditionsunternehmen<br />
„Genau hier setzt unsere Idee zur Kooperation an“, verrät neue Ladesäule in hoher Qualität ausz<br />
bei komplexen Projekten. erforderlichen Erd- und Gestaltungsarbe<br />
„Genau<br />
Elektro<br />
hier<br />
Jörg<br />
setzt<br />
Schmidt<br />
unsere<br />
und<br />
Idee<br />
Hilgenhaus<br />
zur Kooperation<br />
Grünbau<br />
an“,<br />
vor.<br />
verrät<br />
Alle drei<br />
neue<br />
Spezialisten<br />
Ladesäule<br />
sind<br />
in<br />
sich<br />
hoher<br />
einig:<br />
Qualität<br />
Durch die<br />
auszuf<br />
Erfa<br />
„Bei unserer bisherigen Pöttgen, und Zusammenarbeit stellt die Arnsberger wurde Traditionsunternehmen<br />
Elektro als Jörg auch Schmidt die Verlässlichkeit und Hilgenhaus dieser Grünbau Arbeitsprozess vor. Alle effizienter drei Spezialisten und damit sind schneller sich einig: koord D<br />
deutlich, aus der bisherigen Zusammenarbeit kann der komp<br />
Pöttgen, und stellt die Arnsberger Traditionsunternehmen<br />
Elektro „Bei Jörg unserer Schmidt bisherigen und Hilgenhaus Zusammenarbeit Grünbau wurde vor. deutlich, Alle drei aus Spezialisten der bisherigen sind Zusammenarbeit sich einig: Du<br />
dass sowohl Know-how<br />
beiden Handwerksbetriebe ideal mit unseren hohen niert werden. „Unsere Zusammenarbeit zum Aufbau ka<br />
Ansprüchen<br />
„Bei unserer<br />
harmonieren. dass bisherigen sowohl Know-how Was<br />
Zusammenarbeit<br />
liegt also auch näher, die wurde<br />
als Verlässlichkeit einen<br />
deutlich,<br />
Ladeinfrastruktur dieser aus der Arbeitsprozess bisherigen<br />
ist einzigartig<br />
Zusammenarbeit effizienter in der Region“, und damit kann<br />
sind sc<br />
gemeinsamen dass sowohl beiden Weg Know-how einzuschlagen? Handwerksbetriebe als auch Ein die Hand-in-Hand-<br />
ideal Verlässlichkeit mit unseren dieser hohen alle drei Arbeitsprozess Beteiligten niert werden. einig. effizienter „Unsere und Zusammenarbe damit schn<br />
Konzept beiden zum Handwerksbetriebe Ansprüchen Vorteil des Kunden.“ harmonieren. ideal mit Was unseren liegt also hohen näher, als einen niert werden. Ladeinfrastruktur „Unsere ist Zusammenarbeit<br />
einzigartig in der<br />
Ansprüchen gemeinsamen harmonieren. Weg Was einzuschlagen? liegt also näher, Ein Hand-in-Hand-<br />
als einen Ladeinfrastruktur alle drei Beteiligten ist einzigartig einig. in der R<br />
gemeinsamen Eine Konzept Kooperation Weg einzuschlagen? zum Vorteil mit des Know-How Kunden.“ Ein Hand-in-Hand- alle drei Beteiligten einig.<br />
Konzept zum Vorteil des Kunden.“<br />
„Wir haben uns als eines Eine von wenigen Kooperation Elektrounternehmen<br />
qualifiziert, Eine Ladesäulen Kooperation zu installieren mit Know-How und zu<br />
mit Know-How<br />
warten. Dieses „Wir Fachwissen haben uns hat als nicht eines jedes von Elektrounternehmen“,<br />
erzählt men Jan qualifiziert, Schmidt, Ladesäulen Geschäftsführer zu installieren von und zu<br />
wenigen Elektrounterneh-<br />
„Wir haben<br />
Elektro Jörg Schmidt warten. uns als Dieses eines<br />
aus Arnsberg. Fachwissen von wenigen<br />
Als Spezialist hat Elektrounternehmen<br />
nicht sind jedes wir Elektrounternehmen“,<br />
Ladesäulen erzählt für Jan alles<br />
der richtige<br />
qualifiziert,<br />
Ansprechpartner<br />
zu Schmidt, installieren<br />
rund ums Geschäftsführer Thema<br />
und zu von Timo Hilgenhaus Thomas Pöttgen Jan Schmi<br />
Ladesäulen- warten. Dieses Installation.“ Elektro Fachwissen Jörg Timo Schmidt hat Hilgenhaus, nicht Arnsberg. jedes Bereichsleiter Elektrounternehmen“,<br />
etablierten erzählt der Arnsberger richtige Jan Schmidt, Ansprechpartner Garten- und Geschäftsführer Landschafts-<br />
für alles rund von ums Thema Timo Hilgenhaus Thomas Pöttgen<br />
Als Spezialist sind wir<br />
des<br />
bauunternehmens Elektro Jörg Ladesäulen- Schmidt und dritter aus Installation.“ Arnsberg. Partner im Timo Als Bunde, Spezialist Hilgenhaus, erinnert<br />
der sich: richtige „Als des Ansprechpartner „grünes“ etablierten Unternehmen Arnsberger für alles setzen Garten- rund wir und ums selbst Landschafts-<br />
Thema ein Garant Timo für eine Hilgenhaus erfolgreiche und Thomas zuverlässige Pöttgen Um<br />
sind Bereichsleiter Wir wir als qualifizierte und zertifizierte Unternehmen s<br />
bereits Ladesäulen- seit Jahren bauunternehmens Installation.“ auf aktuelle Timo Technik und Hilgenhaus, dritter und bauen Partner Bereichsleiter<br />
dies im Bunde, setzung erin-<br />
von Ladeinfrastrukturmaßnahmen Wir als qualifizierte und zertifizierte für den Uö
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Bergmann unterstützen die<br />
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mit bunten Eigenkreationen<br />
Inga Bremenkamp<br />
Inga Bremenkamp & Privat<br />
„W<br />
ir haben im Netz die bunt bemalten<br />
Steine gesehen und es dann auch mal mit<br />
Pinsel und Acrylfarbe versucht. Weil das<br />
aber nicht so richtig gescheit funktioniert hat und wir das<br />
ewige Tupfen leid waren, haben wir uns auf die Suche gemacht<br />
– nach Acrylfilzstiften und den perfekten Steinen als<br />
Modell“, erzählt Stephanie Bergmann von den Anfängen<br />
ihres neu entdeckten Hobbys.<br />
Hopp oder top<br />
„Wir können beide schon ganz gut zeichnen und bemalen<br />
jeden Stein frei von der Hand. Man kann natürlich nichts<br />
korrigieren. Entweder es ist gescheit oder man muss den ganzen<br />
Stein komplett pink oder sonst wie anstreichen“, sagt Stephanie<br />
Bergmann, die vor einigen Wochen mit ihrer Tochter<br />
Mascha angefangen hat, im Sinne der Sauerlandstones-Bewegung<br />
Steine zu bemalen und im Wald oder auf Wanderrouten<br />
auszulegen. „Wir sind schon ein wenig perfektionistisch unterwegs“,<br />
gibt die 45-Jährige zu und schmunzelt. „Man wird von<br />
Woche zu Woche besser – im Zeichnen und bei der Suche<br />
nach dem perfekten Stein. Im Idealfall ist der schön flach und<br />
abgerundet – mittlerweile kennen wir die besten Ecken für<br />
unsere Modelle“, sagt die Reiseverkehrskauffrau, die mit ihrer<br />
Tochter vor allem in Bächen fündig wird.<br />
Zeichnen statt fernsehen<br />
„Wenn abends im Fernsehen nichts Besonderes kommt, man<br />
am Küchentisch vorbeischlendert und da ein unbehandelter<br />
Stein herumliegt, dann bleiben meine Tochter und ich<br />
zurzeit gerne stehen und fangen an, ihn zu bemalen“, erzählt<br />
Stephanie Bergmann. Dabei achten die zwei darauf, dass keine<br />
Figur doppelt auftaucht. „Jeder Stein ist ein Unikat und keine<br />
Figur sieht aus wie eine andere. Wir wandeln sie immer ab<br />
und zeichnen oder schreiben vor allem lustige Männchen oder<br />
Sprüche auf die Steine. Unsere Steine sollen ihren Findern<br />
schließlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn sie sie<br />
entdecken“, sagen die Künstlerinnen aus Elleringhausen, die<br />
mittlerweile schon mehr als 60 Steine im Sauerland verteilt<br />
haben.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 121
Mascha Bergmann mit ihrem Hund<br />
Frieda beim Verstecken der Steine.<br />
Ihre Mutter Stephanie beim bemalen<br />
der Steine<br />
Von Siedlinghausen nach Hamm<br />
„Wir scrollen abends schon durch die Internetseiten der Sauerlandstones-Bewegung<br />
und schauen, ob einer unserer Steine<br />
gefunden wurde. Spannend ist dabei natürlich immer, wo der<br />
jeweilige Stein wiederauftaucht. Rekordhalter ist bislang ein<br />
Stein, den meine Chefin in Siedlinghausen ausgelegt hat und<br />
der einige Zeit später im Maximilianpark in Hamm wiedergefunden<br />
und online gepostet wurde. Das ist schon witzig“,<br />
berichtet Stephanie Bergmann und strahlt. Wiedergefundene<br />
Bergmann-Steine kann man auf der Sauerlandstone-Facebookseite<br />
oder auf der Instagrammseite von Mascha Bergmann<br />
melden, die unter dem Namen @beagleglitzer zu finden ist.<br />
Makler · Bauträger · Vermietung · Hausverwaltung<br />
... und manchmal schmerzt das Künstlerherz<br />
Ein ganzes Jahr lang Osterhase spielen – das macht Freude,<br />
wobei es auch kritische Momente im Osterhasen-Dasein gibt.<br />
„Manche Steine gelingen uns einfach so gut, dass uns das Herz<br />
bei der Vorstellung blutet, dass sie nach der Auslegung im<br />
Wald möglicherweise nicht wiedergefunden werden könnten.<br />
Der Abschied von solchen Lieblingssteinen fällt uns manchmal<br />
ganzschön schwer. Solche Exemplare behalten wir dann<br />
erst eine Weile im eigenen Garten und legen sie erst dann im<br />
Freien aus, wenn wir uns an ihnen satt geguckt haben“, erklärt<br />
die Sauerländerin, die mit ihrer Familie hier und da auch<br />
mal in eine Diskussion bezüglich des optimalen Auslageorts<br />
verfällt. „Wir diskutieren schon immer mal wieder darüber,<br />
wo man welchen Stein am besten auslegt. Man muss ihn ja so<br />
auslegen, dass er auch bei Regen und Sturm nicht herunterfällt<br />
und so plötzlich die Chance verliert, gefunden zu werden“,<br />
sagt Stephanie Bergmann, die sich freut, dass seit Beginn der<br />
Coronakrise so viele Menschen an der Bewegung der bunten<br />
Steine teilnehmen.<br />
Ein bunter Familienbetrieb<br />
„Bei uns Bergmanns sind wir eigentlich alle dabei. Meine<br />
Tochter und ich zeichnen und mein Mann wartet nur darauf,<br />
dass wieder ein Stein fertig ist, den er dann mit Klarlack überzieht,<br />
um das steinige Kunstwerk möglichst lang haltbar zu<br />
machen“, berichtet sie weiter.<br />
BEWERTUNGSWOCHEN<br />
Bis 31.10.<strong>2020</strong> bewerten<br />
wir Ihr Objekt<br />
kostenlos!<br />
Der Mixed aus der Suche nach dem perfekten Stein, dem Bemalen<br />
des Steins mit lustigen Figuren, der Suche des perfekten<br />
Ablageortes und der Spannung auf das Wiedersehen mit ihren<br />
Steinen im Netz versüßt Familie Bergmann und vermutlich<br />
vielen begeisterten Findern die aktuell schwere Coronazeit –<br />
genau wie uns in der <strong>WOLL</strong>-Redaktion, die sich herzlich für<br />
die wunderbaren <strong>WOLL</strong>-Steine bedankt. ■<br />
122 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
„Nicht gegen den<br />
Fehler, sondern für<br />
das Fehlende.“<br />
- Paul Mohr, Pädagoge<br />
Birgit Kraft (Mitte) und ihr Team.<br />
Anzeige<br />
Heilpädagogin Birgit Kraft fördert<br />
Kinder von null bis sechs Jahren.<br />
Christel Zidi<br />
Privat<br />
KraftOrt<br />
Heilpädagogische Praxis<br />
Gutenberstr. 5, 59872 <strong>Meschede</strong><br />
Mobil 0170/6920660, Kraftbirgit@gmx.de<br />
Eltern, die in die <strong>Meschede</strong>r Praxis von Birgit<br />
Kraft kommen, machen sich Sorgen um ihr Kind.<br />
Weil es in seiner Entwicklung nicht so weit ist wie<br />
Gleichaltrigeu- aus unterschiedlichen Gründen. Diese Eltern<br />
spüren und wissen, dass ihr Kind - und damit auch<br />
sie - Hilfe benötigen. Hilfe, die ihnen eine Heilpädagogin<br />
wie Birgit Kraft geben kann.<br />
Bereits 2007 hatte Birgit Kraft die Vision einer interdisziplinärer<br />
Frühförderstelle. Ergo-, Physio - und Logopädie mit<br />
der Heilpädagogik - und das alles unter einem Dach. Ein<br />
Förderangebot, das nicht zuletzt den Eltern lange Wege erspart.<br />
In ihrer Heilpädagogischen Praxis in <strong>Meschede</strong> bietet<br />
sie Frühförderung für Kinder von null bis sechs Jahren an.<br />
Null ist kein Tippfehler, denn die Betreuung beginnt oft<br />
schon während der Schwangerschaft.<br />
Viele Kreativräume<br />
Viele kleine und große Kreativräume finden sich in der Praxis:<br />
den „Aktionsraum“ zum Austoben z. B. oder ein kleines<br />
Zelt mit vielen Kissen, wo das Kind mit „Igelbeinen“ spielen<br />
oder eine leuchtende Schneekugel in die Hand nehmen kann<br />
– alles Tätigkeiten, bei denen die sensorische Integration gefördert,<br />
also Sinnesinformationen verarbeitet und verknüpft<br />
werden. In der Praxis gibt es auch einen Raum, in dem das<br />
Kind das so wichtige Stillsitzen lernen kann. Wichtig für die<br />
Konzentrationsförderung, speziell bei der Schulvorbereitung.<br />
Einfache Hilfsmittel, wie ein „Nudelkissen“ unterstützen<br />
dabei. Auf diesem Kissen sitzt das Kind gerade, warm und<br />
angenehm. Zusätzlich gibt es einen kleinen Hocker, auf dem<br />
das Kind seine Beine stellen kann, die sonst wahrscheinlich<br />
hin- und herschaukeln würden. Die Heilpädagogin kennt<br />
noch einige solch wirkungsvoller, gleichzeitig aber kaum mit<br />
Kosten verbundener Hilfsmittel.<br />
Wichtige Elternberatung<br />
Sie und ihr Team beraten die Eltern in dieser Hinsicht ausreichend:<br />
„Wir geben Imput, geben Ideen“, betont Birgit<br />
Kraft. Ohnehin ist die Zusammenarbeit mit den Eltern extrem<br />
wichtig. Sie kann vielen Eltern zeigen, wie sie ihr Kind<br />
besser verstehen lernen. Nicht nur sprachlich. Bei Hausbesuchen<br />
berät sie, um das heimische Umfeld möglichst auf das<br />
Kind abzustimmen. Hier wendet sie die gleiche Methode an<br />
wie in den Praxisräumen: „Der Ort soll Impulse geben zur<br />
Kreativität“. Die meisten Eltern sind begeistert von ihren Anregungen<br />
und nehmen sie dankbar an. Letztendlich sind sie<br />
es, die ihr Kind rund um die Uhr betreuen.<br />
Apropos Hausbesuche, die Therapiestunden finden sowohl<br />
in ihrer Praxis als auch in Kindergärten und gelegentlich<br />
bei Hausbesuchen statt. Derzeit besteht ihr Team aus fünf<br />
Mitarbeitern – vier Frauen und ein Mann – die im gesamten<br />
Sauerland, also auf gut 1.900 km² tätig sind.<br />
Wenn Birgit Kraft mit den Kindern arbeitet, geht sie ganz<br />
auf sie ein. Sie erzieht die Kinder nicht, sondern fördert sie.<br />
Mit Empathie und ganz viel Wertschätzung. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 123
„Die Seele eines Künstlers ist eine andere Seele“<br />
Ulrike Fleischmann kreiert seit fast 50 Jahren Kunstwerke aus Ton<br />
Inga Bremenkamp<br />
„K. unstwerke haben<br />
immer einen Grund.<br />
Sie basieren auf Erfahrung<br />
und haben immer eine<br />
Bedeutung. Sie sind das Spiegelbild<br />
der Künstlerseele und<br />
geben Auskunft darüber, wie<br />
es dem jeweiligen Künstler<br />
zum Zeitpunkt des Modellierens<br />
ging“, erklärt Ulrike<br />
Fleischmann, die im Alter von<br />
22 Jahren angefangen hat, mit<br />
Ton zu arbeiten.<br />
Eine künstlerische Familie<br />
„Kunst ist etwas, was ich selbst nicht kann. Etwas, das man<br />
bewundert“, sagt Ulrike Fleischmann, der die Kunst in die<br />
Wiege gelegt wurde. „Meine Mutter hat sehr gut und realistisch<br />
gemalt und auch ihr Vater, also mein Opa, war schon<br />
Maler. Er hat viele Kirchendecken gestaltet. Meine Kunst ist<br />
definitiv genbelastet“, erzählt die <strong>Meschede</strong>rin, die ihr Wissen<br />
in Form von Keramikkursen an viele Menschen weitergegeben<br />
hat. Als junge Frau, in ihren Anfängen als Künstlerin,<br />
hat Ulrike Fleischmann zunächst Gebrauchsgegenstände wie<br />
Vasen, Teller oder Töpfe aus Keramik gestaltet. „Man muss<br />
das ‚Töpfern‘, das lediglich ein Oberbegriff ist und meist das<br />
Töpfern auf einer Scheibe meint, vom freien Modellieren der<br />
Tonerde ganz klar unterscheiden“, erklärt die 69-Jährige, die<br />
sich selbst entsprechend nicht als Töpferin versteht.<br />
Die Kunst des Modellierens<br />
„In meinen Anfängen habe ich auch getöpfert und VHS-<br />
Kurse im ganzen Sauerland besucht. Aber ich habe mich<br />
weiterentwickelt und irgendwann angefangen, Früchte aus<br />
dem Garten und dem Wald zu modellieren. Daraus ergab<br />
sich zwangsläufig das Abwandeln der Formen und neue, eher<br />
geometrische Formen entstanden. Später habe ich mich dann<br />
Skulpturen in den unterschiedlichsten Formen gewidmet“,<br />
führt die Künstlerin fort, die sich als Autodidaktin viel allein<br />
erarbeitet hat und so erst einmal ihre eigene Linie hat finden<br />
müssen.<br />
Die innere Zerrissenheit eines Künstlers<br />
Auf der Suche nach ihrem eigenen Stil haben ihre Dozenten<br />
der Kunstakademie in Trier geholfen: „Mein Dozent Hans<br />
Gasmann hat mich zum Beispiel gelehrt, plastisch zu sehen<br />
und ein Gefühl für Proportionen und Raum zu entwickeln.<br />
Wirklichkeitsnahe Plastiken wie beispielsweise das Arbeiten<br />
mit Aktmodellen - das ist sehr herausfordernd und führt zu<br />
einer Angespanntheit ohne Punkt und Komma“, sagt Ulrike<br />
Fleischmann, die ihre Kunstwerke damals auch auf der Frankfurter<br />
Kunstmesse ausgestellt hat. „Jede Arbeit eines Künstlers<br />
durchläuft verschiedene Phasen. Zuerst ist da eine Angespanntheit,<br />
vor allem, wenn man etwas Neues schaffen möchte,<br />
dann kommt vielleicht eine starke Zerrissenheit, weil man<br />
das neu Entstandene, aber noch nicht fertige Kunstwerk nicht<br />
wieder zerstören möchte und irgendwann stellt sich eine Entspannung<br />
und Gelassenheit ein, die am Ende zu unendlichem<br />
Glück führt“, führt Ulrike Fleischmann fort, während sie ihr<br />
selbst kreiertes Wandbild in einem ihrer Zimmer bewundert.<br />
Die Philosophie hinter der Kunst<br />
Die Seele eines Künstlers ist eine andere Seele – mit Höhen<br />
und Tiefen wie Ulrike Fleischmann sagt. „Vincent van Gogh<br />
hat in den dunkelsten Tagen seines Lebens, in totaler innerer<br />
Zerrissenheit die besten Bilder gemalt. Die Arbeit eines Künstlers<br />
kann seine Zerrissenheit kompensieren. Künstler sind<br />
immer total emotional. Manchmal haben sie das Gefühl, sie<br />
flögen über das Land. Dann wiederum stürzen sie ab ins Tal,“<br />
erklärt Ulrike Fleischmann, die sich gerne auch der philosophischen<br />
Seite der Kunst widmet. „Ich habe den Theologen<br />
Horstmann getroffen, der sich damit befasst hat, zu welchem<br />
Gefäß sich ein Mensch formen würde, wenn er sich selbst<br />
gestalten würde. Zu einem flachen Teller, einer tiefen Schale<br />
124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
„Künstler sind immer total emotional. Manchmal<br />
haben sie das Gefühl, sie flögen über das Land.<br />
Dann wiederum stürzen sie ab ins Tal.“<br />
Ulrike Fleischmann<br />
oder einem Krug“, berichtet die Künstlerin, die aus solchen<br />
gemeinsamen Gedanken und Gesprächskreisen die Kraft für<br />
ihre Arbeit schöpft.<br />
Pure Handarbeit<br />
Ulrike Fleischmann hat immer viel experimentiert und nie<br />
kommerziell gedacht. „Ich habe meine Glasuren zum Beispiel<br />
immer selbst hergestellt. Die Glasuren, die man fertig kaufen<br />
konnte, habe ich nie gemocht. Natürlich habe ich meine<br />
Arbeiten auch alle selbst gebrannt – in meinem elektrischen<br />
Ofen oder in offener Flamme mit Holz in meinem RAKU-<br />
Ofen“, sagt die Autodidaktin. Heute modelliert sie deutlich<br />
weniger als noch vor ein paar Jahren. Wenn Ulrike Fleischmann<br />
eine Idee in den Sinn kommt, dann widmet sie sich<br />
diesem Projekt ganz bewusst. „Mittlerweile beschäftige ich<br />
mich vor allem mit der Theorie oder male Bilder. Wenn da<br />
aber eine bestimmte Lust ist, dann modelliere ich auch mal<br />
wieder“, sagt die Künstlerin, deren Leben und Entwicklung<br />
sich in ihren Kunstwerken widerspiegelt – man muss nur ganz<br />
genau hinsehen. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 125
Paula Pitrelli<br />
und der<br />
unheimliche<br />
Nachbar<br />
Anke Kemper aus Freienohl<br />
veröffentlicht Kinderkrimi<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
U<br />
mzug ins Sauerland. Paula und ihre Mutter haben Dortmund den Rücken gekehrt und ziehen ins<br />
alte Häuschen der Oma. Während die Mutter renoviert, putzt und einrichtet, macht sich Paula daran,<br />
Freunde zu finden und die Umgebung zu erkunden. Doch dass direkt in ihrer neuen Nachbarschaft<br />
seltsame Dinge vorgehen, hätte sie nicht vermutet.<br />
Anke Kemper aus Freienohl hatte bereits sehr früh ein Faible für Texte und<br />
auch fürs Theater. Was als Schülerin mit der Entwicklung eines Hörspiels<br />
begann, führte sie bald mit dem Schreiben lustiger und spannender<br />
Kurzgeschichten und - als logische Folge ihres Hobbies Laien theater<br />
- auch von Theaterstücken fort. „Mit unserer Theatergruppe<br />
Holterdipolter spielen wir meine Stücke bereits seit zehn Jahren“,<br />
erzählt Anke Kemper. Nicht nur die eigenen, sondern auch<br />
rund 400 Werke von anderen Autoren vermarktet sie inzwischen<br />
im gesamten deutschsprachigen Bereich im eigenen<br />
Theaterverlag.<br />
Schreiben und Malen –<br />
Inspiration und Leidenschaft<br />
Eine weitere Leidenschaft, die Anke Kemper seit ihrer Jugend<br />
begleitet, ist die Malerei. Was mit ersten Versuchen auf der<br />
geschenkten Staffelei begann, hat sich weiterentwickelt zu dekorativen<br />
Wandbildern auf Leinwand sowie am Computer erstellten Illustra<br />
126 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
tionen für Bücher oder auch für das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />
Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch ihr neues<br />
Kinderbuch mit eigenen Zeichnungen dekoriert wurde.<br />
Und so fiebert man mit beim visuell unterstützten Lesen,<br />
wenn Paula und ihre beiden Freunde aufregende Zeiten<br />
erleben. Die Spannung steigt. Was macht der fremde<br />
Mann da im Haus der Nachbarin, die doch im Krankenhaus<br />
liegt? Da stimmt was nicht! Das Trio legt sich auf die<br />
Lauer, um die Sache zu klären …<br />
Für Pia und die Kids von heute<br />
„Über die Abenteuer von Paula habe ich vor zwölf Jahren<br />
für meine damals achtjährige Tochter Pia geschrieben“,<br />
verrät Anke Kemper. „Die Kleine fand die Geschichte<br />
damals so spannend, dass ich mir denke, dass sie auch<br />
andere Kinder in den Bann ziehen und zum Lesen motivieren<br />
wird“, denkt sie. Doch bevor der alte Text nun<br />
zu einem Buch für Kinder von heute verarbeitet werden<br />
konnte, musste er von vorne bis hinten aktualisiert<br />
werden. „Schon erstaunlich, wie sehr sich der Alltag der<br />
Kids in den wenigen Jahren verändert hat, insbesondere<br />
im technischen Bereich“, sagt Kemper und lacht, und sie<br />
ergänzt: “Welcher Schüler griff damals schon zum Handy,<br />
um Freunde zu sprechen? Da fuhr man auf dem Fahrrad<br />
schnell dorthin!“<br />
Flüsterton: Achtung Paula, versteck dich!<br />
Nun ist das Buch erschienen; die erste Auflage findet,<br />
nicht nur hier im Sauerland, regen Absatz, und es erhält<br />
seinen Platz in den Regalen der Kinderzimmer neben den<br />
Geschichten von Enid Blytons „Fünf Freunden“ oder<br />
denen der „Drei ???“. Ob die jungen Leser die 136 Seiten<br />
nun in der Kuschelecke oder lieber mit der Taschenlampe<br />
unter der Bettdecke verschlingen, bleibt Geschmackssache.<br />
Gänsehaut kommt so oder so auf, wenn es richtig<br />
spannend wird. Wer wollte Paula da nicht flüsternd warnen,<br />
wenn sie dort unten im dunklen Keller ihrer Detektivarbeit<br />
nachgeht und sich plötzlich Schritte nähern…?<br />
Doch Schluss jetzt mit dem Buchinhalt, bevor der<br />
Spoiler-Alarm ausgelöst werden muss. Selber lesen, macht<br />
ohnehin mehr Spaß. Der Kinderkrimi „Paula Pitrelli und<br />
der unheimliche Nachbar“ ist im <strong>WOLL</strong>-Verlag erhältlich.<br />
Natürlich dürfen nicht nur Kinder Paulas Abenteuer<br />
lesen, sondern auch Erwachsene, die sich an ihre schöne,<br />
aufregende Kindheit im Sauerland erinnern möchten. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 127
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Von wegen „altes Eisen“<br />
85-jähriger Albrecht Boskamp hält sich im Fitnessstudio fit<br />
Nicola Collas<br />
S. Droste<br />
B<br />
ei der Vorbesprechung für unser Sommer-<br />
<strong>Magazin</strong> fiel beim Thema „Aktive Senioren“ sofort<br />
der Name Dr. Albrecht Boskamp. Der 85-Jährige<br />
war bis zum Jahr 2000 Chefarzt der Chirurgie am St.<br />
Walburga-Krankenhaus und ist auch seit seiner Pensionierung<br />
immer noch sehr aktiv. Viele Jahre war er für<br />
die Organisation „German Rotary Volunteer Doctors“<br />
tätig, half in Krankenhäusern mit, u. a. in Ghana. Der<br />
<strong>Meschede</strong>r ist außerdem sehr sportlich, geht regelmäßig ins<br />
Fitnessstudio.<br />
Als ich den Auftrag bekam, einen Beitrag über Dr. Boskamp<br />
zu schreiben, erinnerte ich mich daran, dass mein Vater in den<br />
70er Jahren einige Male von ihm operiert wurde. Ein guter<br />
Einstieg für unser Interview: „Sie haben früher meinen Papa<br />
ein paar Mal operiert. Der war immer sehr begeistert.“ Dr.<br />
Boskamp meinte daraufhin: „Woran habe ich ihn operiert?<br />
Sie müssen wissen: An Namen kann ich mich nicht mehr so<br />
gut erinnern. Aber wenn ich jemanden in der Stadt treffe,<br />
der mich anspricht, gucke ich als erstes auf den Hals, wegen<br />
der Schilddrüse, oder ich gucke, wo ich ihn sonst operiert<br />
haben könnte und dann fällt mir oft der Name wieder ein“,<br />
schmunzelt Albrecht Boskamp. Da musste ich das erste Mal<br />
laut lachen während unseres Interviews und es war nicht das<br />
einzige Mal. Dr. Boskamp hat einen tollen Humor.<br />
Das schmerzende Knie<br />
„Wie fühlen Sie sich heute?“, will ich von ihm wissen. „Ich<br />
fühle mich sehr wohl. Allerdings macht mir mein linkes Knie<br />
Probleme. Als Student hatte ich 1956 einen Skiunfall. Damals<br />
wurde die Stelle eingegipst. Irgendwann ging es wieder und<br />
ich hatte im Laufe der Jahre wenig Beschwerden - bis zum<br />
Ende meiner Karriere. Da hatte ich wegen eines eingeklemmten<br />
Meniskus Schmerzen“, erzählt er. Wie gut, dass zu der Zeit<br />
schon der Nachfolger von Dr. Boskamp für die Unfallchirurgie<br />
am Walburga-Krankenhaus eingeführt worden war. „Ich<br />
habe mich selbst davon überzeugt, dass der Junge das kann.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>- 129
„Es fehlt mir etwas, wenn ich nicht in die Muckibude gehen kann.“<br />
Dr. Albrecht Boskamp<br />
Dr. Drüppel hat das Knie arthroskopiert, den Teilmeniskus<br />
reseziert und mir gesagt, dass ich mit dem Knie immer Last<br />
haben werde“, erklärt Dr. Boskamp. Vor kurzem bat der<br />
Pensionär seinen Nachfolger Detlef Drüppel noch mal, in sein<br />
Knie zu gucken: „Schön sah das da drin nicht aus, meinte er.<br />
Ich will aber noch kein neues Knie, also ging ich zum Sportphysiotherapeuten<br />
Georg Wüllner in Bödefeld - der ist ja eine<br />
Koryphäe auf seinem Gebiet. Und der gab mir ein intensives<br />
Übungsprogramm mit auf den Weg.“ Drei Mal in der Woche<br />
arbeitet Albrecht Boskamp im Fitnessstudio Enjoy in Wehrstapel<br />
an einer Beinpresse, damit sein Knorpel ordentlich durchgewalkt<br />
wird, was bedeutet, dass er bei Belastung abwechselnd<br />
Druck und Entlastung erfährt. So wird der Knorpel gestärkt.<br />
Viel Zeit im FitnessStudio<br />
In der Corona-Zeit, als die Fitnessstudios dicht waren, fehlte<br />
dem 85-Jährigen das regelmäßige Training. „Das gehört<br />
für mich zu meiner Struktur der Woche. Das gefiel mir gar<br />
nicht, dass ich morgens nicht mehr dorthin konnte.“ Seit 19<br />
Jahren ist Albrecht Boskamp im Enjoy in Wehrstapel aktiv.<br />
Ein halbes Jahr nach seiner Pensionierung trat er als Mitglied<br />
in das Fitnessstudio ein. Seitdem trainiert er dort regelmäßig,<br />
um beweglich zu bleiben und sich seine Kraft zu erhalten. Ab<br />
und an bekommt er Tipps von seiner jüngsten Tochter, die<br />
in Berlin ein Fitnessstudio leitet. Bis vor kurzem machte er<br />
noch bei den Radtouren des SC <strong>Meschede</strong> mit, mittlerweile<br />
ist er mit dem Rad, aber eher alleine unterwegs. Im Wohnzimmer<br />
steht ein Trimmrad, auf dem er regelmäßig trainiert.<br />
Aber: „Es fehlt mir etwas, wenn ich nicht in die Muckibude<br />
gehen kann“. Solange es noch geht, will er das Ritual weiter<br />
beibehalten. „Ich treffe dort immer dieselben Leute, dann hält<br />
man mal ein kurzes Schwätzchen. Ich bin allerdings bekannt<br />
dafür, dass ich nicht lange an der Ecke stehe, sondern mein<br />
Programm durchziehe, das gut eine Stunde dauert. Ich gehöre<br />
ja zu denjenigen, die am längsten im Enjoy aktiv sind“, erzählt<br />
der Pensionär. Während Urlaubsreisen suchte er in den Hotels<br />
sofort den Fitnessraum auf, aber dort fühlte er sich nie so wohl<br />
wie im Enjoy, das für ihn wie ein Zuhause ist, erzählt er mir.<br />
Ärztliches Engagement<br />
Jahrelang engagierte sich Dr. Boskamp als Arzt im Ausland,<br />
speziell in armen Ländern. Diese Tätigkeit übt er mittlerweile<br />
nicht mehr aus: „Nicht, weil ich nicht mehr belastbar wäre.<br />
Mir fehlt das Feingefühl in den Fingern.“ Eigentlich wollte der<br />
Arzt nach seiner Pensionierung ein chirurgisches Sabbatjahr<br />
einlegen. „Aber meine Familie fand, dass ich zu lästig wurde,<br />
da ich mich um Sachen kümmerte, für die ich vorher keine<br />
Zeit hatte. Also meinten meine Kinder: Der Papa muss jetzt<br />
wieder was machen“, schmunzelt der fünffache Vater. Sie<br />
schlugen ihm ein Engagement bei Cap Anamur vor, das Dr.<br />
Boskamp aber ablehnte: „Die schicken ihre Ärzte in Krisenregionen.<br />
Ich wollte mich nicht totschießen lassen.“<br />
Er schloss sich der Organisation German Rotary Volunteer<br />
Doctors an, arbeitete jedes Jahr für ein paar Wochen in zwei<br />
Krankenhäusern in Ghana und führte dort Operationen<br />
durch. Nicht nur das: Albrecht Boskamp versorgte die Ärzte<br />
in Ghana mit OP-Kleidung, Medikamenten, Infusionen aus<br />
den Krankenhäusern in <strong>Meschede</strong> und Arnsberg, vermittelte<br />
den Ärzten vor Ort theoretisches und fachliches Wissen und er<br />
warb Kollegen aus dem Sauerland an, die sich auch der Organisation<br />
anschlossen. „Diese Arbeit hat mein Leben sehr verändert.<br />
Das war eine tolle Zeit, in der ich wirken und meine<br />
Erfahrungen weitergeben konnte“, freut sich Dr. Boskamp. ■<br />
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130 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Papstbiographie<br />
Monika Loerchner<br />
Privat<br />
Der Velmeder Wolfgang Rinschen hat bereits sein viertes Buch<br />
herausgebracht: „Johannes Paul II. - Ein Leben im Namen<br />
Gottes“. Dazu inspirierte den Heimathistoriker seine<br />
Frau Therese, die den Papst noch zu dessen Zeit als Kardinal Karol<br />
Wojtyła an der Krakauer Universität getroffen hatte.<br />
Das Besondere an Rinschens Biographie: „Meine Frau und ich haben in<br />
Polen sämtliche Stätten seines Wirkens besucht.“ So entstand innerhalb<br />
von vier Jahren ein 200 Seiten langes „Lebensbild“. Rund 350 Fotos zeigen<br />
dabei das Leben dieses „besonderen Zeitzeugen“, dessen Blutreliquie<br />
sich auf Initiative des Autors seit 2019 in der Andreas-Kirche Velmede<br />
befindet. Wer Interesse an dem Buch hat, kann sich direkt an den Autor<br />
wenden: rinschen-wolfgang@web.de ■<br />
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rhU rhU 0:71 0:71 - - 0:90 0:90 nov nov 0202.10.13<br />
0202.10.13<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 131
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Mitten in <strong>Meschede</strong><br />
– mitten im Leben<br />
Monika Loerchner<br />
Jürgen Eckert<br />
Christoph Menke ist der Mann für alle Fälle<br />
- und mit seiner SIGNAL IDUNA-Generalagentur<br />
mittendrin in <strong>Meschede</strong>. Seit 2013<br />
befindet sich das Büro in der <strong>Meschede</strong>r Innenstadt,<br />
Ecke Von-Stephan-Straße/Winziger Platz. Denn<br />
Kundennähe ist für den Versicherungsfachmann das<br />
A und O.<br />
„Einen Kunden, den ich nicht kenne,<br />
kann ich nicht versichern.“<br />
„Ich finde es spannend, Menschen und ihre individuellen<br />
Bedürfnisse kennenzulernen. Deshalb mache ich den Job<br />
gern, aber das geht nur mit dem gegenseitigen Austausch<br />
und im persönlichen Gespräch.“ Auf der einen Seite kann<br />
Christoph Menke seinen Mandanten so schon mal einen<br />
überflüssigen Versicherungswunsch ausreden. Auf der<br />
anderen Seite kann der Kunde im Laufe des Beratungsgesprächs<br />
für regionale oder individuell erhöhte Risiken<br />
sensibilisiert werden. Bei einer Hausrat-, Gebäude- oder<br />
Firmenversicherung geht es zum Beispiel oft um hohe<br />
Summen, die abgesichert werden müssen. Bei Krankenund<br />
Lebensversicherungen kommt das höchste Gut hinzu<br />
– unsere Gesundheit. „Sich da nur auf einen virtuellen<br />
Berater namens Internet zu verlassen? Grob fahrlässig, um<br />
es versicherungsspezifisch auszudrücken“, betont Christoph<br />
Menke. Das persönliche Gespräch mit dem Kunden<br />
Thomas Kossmann - Verkaufsleiter im Hochsauerland,<br />
Carolin Rarbach, Christoph Menke, Robert Schäfer - Gebietsdirektor,<br />
sitzend am Schreibtisch Elisabeth Menke<br />
ist daher unerlässlich für ihn. „Im Jahr <strong>2020</strong> haben wir<br />
doch alle gelernt: Die Digitalisierung ist kein Fluch, im<br />
Gegenteil. Sie muss nur richtig eingesetzt werden.“<br />
Das persönliche Gespräch steht bei der SIGNAL IDUNA<br />
und Christoph Menke im Vordergrund. „Mir darf kein<br />
Beratungsprogramm vorgeben, wie ich mit meinen<br />
Kunden zu reden habe“, erklärt der <strong>Meschede</strong>r. „Ich leiste<br />
hier eine Menschen-, nicht eine Maschinenberatung.“<br />
Versicherungsprodukte, so Menke weiter, müssten im<br />
21. Jahrhundert vor allem transparent und verständlich<br />
sein. Der Weg vom bisweilen gefürchteten Versicherungsdeutsch<br />
weg zu einer klar formulierten Sprache sei dabei<br />
unerlässlich. Auf diese Weise stehe am Ende der Beratung<br />
ein Angebot, im Sinne des Kunden und nicht des Versicherers.<br />
„Nur wenn ein Kunde das Büro verlässt mit der<br />
Gewissheit darüber, wofür er unterschrieben hat, dann<br />
habe ich den Job gut gemacht.“<br />
Starke Partner<br />
Dabei steht dem Versicherungsvermittler seit 2011 seine<br />
Mutter Elisabeth als Bürokraft zur Seite. „So ein Vertrauensverhältnis<br />
ist im Betrieb natürlich Gold wert.“ Neu im<br />
Team ist die Versicherungskauffrau Carolin Rarbach, die<br />
ebenfalls aus <strong>Meschede</strong> stammt.<br />
Auch bei der Wahl seines Versicherungspartners legt<br />
132 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Wird das Logo breiter als 900 mm dargestellt, besteht die Option, die<br />
Logo-Schutzzone zu halbieren.<br />
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Christoph Menke<br />
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Tel.: 0291 7683<br />
Mobil: 0170 3007683<br />
E-Mail: Christoph.Menke@signal-iduna.net<br />
Christoph Menke großen Wert auf Verlässlichkeit, Transparenz<br />
und Leistungsstärke. „Mein persönlicher Schwerpunkt<br />
ist neben Krankenversicherungen der Mittelstand,<br />
der gewerbliche Bereich und das Handwerk. Daher<br />
mein Entschluss, seit dem 01.02.<strong>2020</strong> mit der SIGNAL<br />
IDUNA zusammenzuarbeiten, die meine Fokussierung in<br />
den Bereichen mit ausgezeichneten Produkten am besten<br />
gewährleisten kann.“<br />
Mehr als nur finanzielle Leistung im Schadenfall<br />
„Ob eine Versicherung etwas taugt steht in den seltensten<br />
Fällen in der Police. Erst, wenn ein Haus brennt oder eine<br />
Pflanze umgefallen ist, zeigt sich, was das Papier letztlich<br />
wert ist: Bei einem Schaden müssen wir jetzt reagieren<br />
und nicht erst in zwei Wochen.“ Dafür setzt Christoph<br />
Menke auf ein organisiertes Zeitmanagement, das Raum<br />
für schnellen und persönlichen Kontakt lässt. „Bei einem<br />
Hausbrand etwa brauchen Sie von jetzt auf gleich quasi<br />
alles. Oft geht dann etwas über Nachbarschaftshilfe, das<br />
zeichnet diese Gegend ja auch aus, und das ist gelebte<br />
Nächstenliebe. Für den großen Rest sind wir Versicherer<br />
zuständig. Das muss dann einfach funktionieren.“<br />
Wenn zum Beispiel eine 25-jährige Frau von Berufsunfähigkeit<br />
betroffen ist, sollte der Versicherungsvertreter<br />
über das Netzwerk verfügen, ihr aus verschiedenen Richtungen<br />
Hilfe zu vermitteln.“<br />
„Die besten Ideen kommen einem nicht,<br />
wenn man vorm Rechner sitzt.“<br />
Auch privat ist es Christoph Menke ein großes Anliegen,<br />
sich für die Menschen der Region zu engagieren. Der<br />
Familienvater ist bereits seit sieben Jahren ehrenamtlich<br />
im Stadtrat <strong>Meschede</strong> tätig. In seiner knapp bemessenen<br />
Freizeit hält er sich durch Rennradfahren fit. „Eigentlich<br />
müsste ich das als halbe Arbeitszeit verbuchen“, verrät der<br />
Versicherungsfachmann lachend. „Dabei kommen mir<br />
nämlich oft die besten Ideen. Dann fahre ich rechts ran<br />
und schicke mir selbst eine Notiz.“<br />
Sicherheit und Flexibilität<br />
Auch wenn es mal stressig wird: Christoph Menke liebt<br />
seinen Beruf. „Erfolg ist für mich, wenn der Kunde<br />
zufrieden ist. Das bedeutet für mich, vor Ort ein vertrauensvoller<br />
Ansprechpartner zu sein.“ Um das zu<br />
garantieren, passt sich die SIGNAL IDUNA-Generalagentur<br />
immer wieder den Forderungen der Zeit an. Es ist<br />
wichtig, gerade in der sich so rasant ändernden Zeit mit<br />
ihren immer wieder neuen Herausforderungen und den<br />
sich daraus entwickelnden Risiken einen kompetenten<br />
Ansprechpartner zu haben. Denn egal, wie der morgige<br />
Tag auch aussehen mag, eins steht für Christoph Menke<br />
fest: „Ich stehe dafür ein, dass sich meine Kunden im<br />
Schadensfall auf mich verlassen können.” ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 133
Wenn das Motoröl<br />
im Blut steckt<br />
Kai Göttling aus Olpe mischt<br />
seit seiner Jugend beim<br />
Autocross-Sport mit<br />
Anke Kemper<br />
S. Droste<br />
P<br />
ferdestärken, Schmieröl und jede Menge Staub<br />
gehören von Kindesbeinen an zu seinem Alltag. Ob<br />
im Beruf als Mechatroniker oder seinem Hobby, dem<br />
Autocross-Fahren: Kai Göttling hat sich mit Leib und Seele<br />
dem Autosport verschrieben.<br />
Hobby und Berufung<br />
Man muss ihn gar nicht fragen: Wie bist du denn zu diesem<br />
Bewertungen<br />
Hobby gekommen? Bei unserem Besuch zeigt uns Kai einen<br />
Stapel Fotos von diversen<br />
auch<br />
Rennen,<br />
für<br />
an denen er teilgenommen<br />
hat. Aber auch Bildmaterial Oldtimer aus längst & vergangener Zeit, das<br />
dokumentiert, wie Youngtimer<br />
alles für ihn begann. Als Kleinkind haben<br />
ihn seine Eltern schon zu Autocross- Rennen mitgenommen,<br />
wo er zuschauen konnte, wie Papa Thomas einige Rennen<br />
fuhr. „Ich habe meine Eltern immer wieder genervt: Das will<br />
ich auch machen“, erzählt er. Und irgendwann war es dann<br />
endlich soweit. Schon in der Jugendklasse konnte Kai einige<br />
Siege für sich verbuchen und etliche Pokale sammeln. Wie<br />
viele es mittlerweile sind, weiß er gar nicht so genau und man<br />
merkt, dass die Preise für ihn nicht das Wichtigste bei diesem<br />
Sport sind.<br />
Man muss es selbst bauen und montieren können<br />
Auch auf die Frage, wie viel Zeit man in ein solches Hobby<br />
steckt, kann der 22-Jährige keine genauen Angaben<br />
machen: „Einfach jede freie Minute, was sonst!“ Selbst in<br />
den Wintermonaten geht es ausschließlich um sein Fahrzeug.<br />
Dann wird es komplett auseinandergebaut, um jedes Detail<br />
- selbst die Schweißnähte, zu überprüfen und ggfs. etwas<br />
zu ersetzen, bevor alles wieder zusammengebaut wird. Ein<br />
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Ein sicheres, intaktes Fahrzeug<br />
ist das höchste Gebot.<br />
sicheres, intaktes Fahrzeug ist das höchste Gebot. „Man muss<br />
schon alles selbst bauen und montieren können bei diesem<br />
Sport“, weiß er. Die Wahl seines Berufes, Mechatroniker,<br />
stand also außer Frage. Ein teurer Sport, das ist schon mal<br />
klar. „Wenn ein neues Getriebe hermuss, dann wird es richtig<br />
aufwendig.“ Einen Truck, für den Transport der Fahrzeuge,<br />
teilt er sich mit zwei anderen Autocross-Fahrern. „Damit<br />
fahren wir nicht nur zu den Rennen, sondern übernachten<br />
auch darin.“<br />
Mehr als ein Haufen Blech<br />
Für einen Laien ist dieser Sport schwer greifbar. Neben einem<br />
guten Auto mit entsprechender Technik unter der Haube,<br />
Schnelligkeit und Fahrkönnen, spielen auch Faktoren wie die<br />
Fahrpiste und das Wetter eine Rolle. „Jeder Lauf ist anders,<br />
man weiß nie, was kommt“, erzählt er. Bei jeder neuen<br />
Runde kann sich die Beschaffenheit der Strecke geändert haben.<br />
„Und wenn es mal einen Unfall gab, bin ich fast immer<br />
mit einem Blechschaden davongekommen.“ Der Autonarr<br />
fährt einen Spezialcrosser mit 1100 ccm im DRCV und<br />
WACV* in Klasse 7.<br />
2018 den Rennsportverein Sauerland gegründet<br />
Die Leidenschaft für den Rennsport brachte Kai Göttling -<br />
zusammen mit ein paar Gleichgesinnten - dazu, einen Rennsportverein<br />
zu gründen. „Es gibt immer weniger Vereine, die<br />
eine Veranstaltung für den Rennsport organi sieren wollen.<br />
Da kam uns die Idee, einen eigenen Verein zu gründen. Ein<br />
Autocross-Rennen zu veranstalten, ist mit viel Arbeit und Kosten<br />
verbunden. Und ohne Sponsoren geht es gar nicht“, berichtet<br />
er. Mittlerweile zählt der RSV-Sauerland 48 Mitglieder.<br />
Im Oktober 2019 wurde das „Autocross am Homertring“ in<br />
<strong>Meschede</strong>-Schüren durch den RSV erfolgreich veranstaltet.<br />
Es läuft wie geschmiert<br />
Kai Göttling hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.<br />
Seine Arbeit als Mechatroniker geht Hand in Hand mit seinem<br />
Hobby, dem Autocross-Rennen. Selbst zuhause unterm<br />
Carport schraubt er an den Familien-PKW, repariert und<br />
pflegt sie und sorgt dafür, dass alles wieder wie geschmiert<br />
läuft. ■<br />
*DRCV = Deutscher Rallye Cross Verband,<br />
WACV = Westdeutscher Auto-Cross-Verband<br />
Kai Göttling mit Stephan Schustereit und Dominik Steffan<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 135
Bärbel Tittmann:<br />
Mit 69 immer noch<br />
im Klassenzimmer<br />
Nicola Collas<br />
Ende der 50er Jahre in einem Kinderzimmer in <strong>Meschede</strong>: Die damals sechs jährige Bärbel Tittmann<br />
spielte für ihr Leben gern Lehrerin. Schon damals stand für sie fest, dass sie eines Tages Kinder unterrichten<br />
wird. „Ich hatte nie einen anderen Berufswunsch. Ich wollte schon immer Lehrerin werden“, erzählt die<br />
heute 69-Jährige. Während andere in diesem Alter ihren Ruhestand genießen, übt Bärbel Tittmann ihren Traumberuf<br />
immer noch mit viel Freude und Engagement aus.<br />
Nach dem Abi studierte sie auf Lehramt<br />
in Aachen. Als ihr Sohn Oliver<br />
geboren wurde, setzte Bärbel Tittmann<br />
ein Jahr aus. Ihr Referendariat<br />
machte sie an der Marienschule in<br />
<strong>Meschede</strong>, unterrichtete danach ein<br />
Jahr an der Grundschule in Ramsbeck,<br />
bis sie an die Johannesschule<br />
in Eversberg (heute Johannesschule<br />
Eversberg/Wehrstapel) versetzt<br />
wurde. Dort ist sie seit mittlerweile<br />
39 Jahren als Lehrerin tätig.<br />
Die zweifache Mutter ist aktuell<br />
Klassenlehrerin der 3 b. „Eine tolle<br />
Klasse“, schwärmt sie. „Auch die<br />
Zusammenarbeit mit den Eltern<br />
macht Spaß.“ Oft spricht sie dabei<br />
von „meinen Eltern“. Nicht selten<br />
kommt es vor, dass die Eltern ihrer<br />
Schüler früher selbst in Eversberg zur<br />
Schule gingen und Bärbel Tittmann<br />
sie deswegen von klein auf kennt.<br />
„Das ist interessant, dann sprechen<br />
wir gerne über die früheren Zeiten<br />
und erinnern uns gemeinsam an<br />
Erlebnisse“, sagt sie.<br />
Wiedersehen mit ehemaligen<br />
Schülern<br />
Hunderte Kinder hat Bärbel Tittmann<br />
unterrichtet. Für sie ist es<br />
immer wieder schön zu sehen oder<br />
zu hören, was aus den Kindern von<br />
damals geworden ist. „Meine erste<br />
Klasse vor über 40 Jahren war eine<br />
Eins. Die Schülerinnen und Schüler<br />
sind heute ungefähr so alt wie mein<br />
Sohn. Ich freue mich, wenn ich erfahre,<br />
was sie heute machen.“ Oft kommen<br />
ehemalige Schüler auf ihre damalige<br />
Lehrerin zu. Sie erkennt sie sofort<br />
wieder, aber manchmal „muss ich auch<br />
fragen, wer da vor mir steht, weil sie<br />
sich doch sehr verändert haben“.<br />
136 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Auch ältere Lehrer werden<br />
dringend gebraucht<br />
Die vierfache Oma hofft, dass sie<br />
ihre jetzige Klasse noch so lange<br />
behalten kann, bis die Kinder auf<br />
die weiterführende Schule kommen.<br />
Kolleginnen und Kollegen wie Bärbel<br />
Tittmann, die eigentlich schon im<br />
Rentenalter sind, werden in der<br />
Schule dringend gebraucht. Vor allem<br />
in Grundschulen freut man sich über<br />
Lehrkräfte, die noch ein paar Dienstjahre<br />
dranhängen. Laut Schulamt des<br />
Hochsauerlandkreises sind derzeit<br />
acht Kolleginnen und Kollegen in<br />
Pension an Grundschulen im HSK<br />
beschäftigt. „Die Dauer der Verträge<br />
hängt immer davon ab, wie viele<br />
Stellen aufgrund von Elternzeiten<br />
für welchen Zeitraum zur Verfügung<br />
stehen“, erklärt der Pressesprecher<br />
des Kreises Martin Reuther. Meistens<br />
bekommen die Lehrerinnen und<br />
Lehrer im Rentenalter Verträge für<br />
die Dauer des jeweiligen Schuljahres.<br />
Das Leben in der Dorfschule<br />
Bärbel Tittmann liebt ihren Beruf,<br />
glaubt aber auch, dass es vor allem<br />
damit zusammenhängt, dass sie<br />
all die Jahre auf einer Dorfschule<br />
geblieben ist. „Ich weiß nicht, wie<br />
es gewesen wäre, wenn ich in einer<br />
Großstadt gelandet wäre.“<br />
Bärbel Tittmann fühlt sich in Eversberg/Wehrstapel<br />
wohl. Vor allem<br />
liebt sie die Atmosphäre im Eversberger<br />
Schulgebäude, das im Jahr<br />
1912 gebaut wurde und sich mitten<br />
im alten Ortskern, zwischen Rathaus<br />
und Kirche befindet. „Als ich hier anfing,<br />
wohnte unterm Dach, wo jetzt<br />
die Betreuung ist, die Hausmeisterin.<br />
Die lud uns zwischendurch mal zum<br />
Kaffee ein oder brachte uns zum<br />
Frühstück Brötchen runter. Das war<br />
toll“, erinnert sich Bärbel Tittmann.<br />
Die Zeiten haben sich geändert,<br />
heute haben die Kolleginnen und<br />
Kollegen nur noch selten Zeit, in<br />
Ruhe zu frühstücken. Teilweise<br />
müssen sie zwischen den Standorten<br />
in Eversberg und Wehrstapel pendeln<br />
und bei einem so kleinen Kollegium<br />
wie an der Johannesschule müssen<br />
alle Kollegen regelmäßig Pausen- und<br />
Busaufsichten machen.<br />
Offen für Herausforderungen<br />
„Wir haben ein tolles Kollegium,<br />
auch deswegen macht mir der Job<br />
Spaß“, sagt die <strong>Meschede</strong>rin. Und<br />
in der Zeit der Corona-Krise konnte<br />
sie außerdem beweisen, dass sie sich<br />
auch noch auf große Veränderungen<br />
einstellen kann. „Mit dem Computer<br />
arbeiten, das mache ich ja schon<br />
länger. Aber als die Schule wegen<br />
Corona ausfiel, musste ich mich digital<br />
ganz neu aufstellen. Wir Kollegen<br />
trafen uns bei Video-Konferenzen,<br />
ich musste für meine Klasse Arbeitspläne<br />
auf einer Plattform hochladen.<br />
Das war alles neu für mich, aber dank<br />
der Hilfe meines Kollegiums habe<br />
ich das geschafft. Ich freue mich auf<br />
weitere spannende Herausforderung<br />
en, die sich bestimmt noch in<br />
Zukunft ergeben werden“, erzählt die<br />
69-Jährige. ■<br />
Die Lehrerin liebt die<br />
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Schulgebäude<br />
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Lesen. Eine Gleitsichtbrille macht es möglich, in allen<br />
Entfernungen scharf zu sehen. Der perfekte Partner, was<br />
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Becker in den vergangenen 15 Jahren immer mehr<br />
ausgebaut hat. „Die Familien kommen zu uns, wenn die<br />
Lehrer in der Grundschule oder der Kinderarzt Probleme<br />
feststellen. Dazu zählt z. B., dass die Kinder keine Lust<br />
auf Lesen haben, Buchstaben verwechseln, zappelig oder<br />
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Fällen sind aber weitergehende augenärztliche Untersuchungen<br />
oder andere Fördermöglichkeiten nötig. Evtl.<br />
benötigt man auch eine ganz besondere Brillenkorrektur<br />
oder spezielle Übungen. In einem Extra-Trainingsraum<br />
bietet Ludger Becker Visualtraining für diese Kinder an.<br />
Dabei bekommt jedes Kind seinen individuellen Trainingsplan.<br />
Der Schutzhelm für die Augen<br />
Ein weiterer Bereich, auf den sich Becker Optik konzentriert,<br />
sind Sportbrillen. Hier werden Kunden häufig<br />
von Susanne Becker, die sich zur Sportbrillenexpertin<br />
138 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
ZEIT FÜR BIOMETRISCHE<br />
GLEITSICHTGLÄSER<br />
Die ersten hochpräzisen Gleitsichtgläser, die auf einem<br />
allumfassenden biometrischen Augenmodell basieren.<br />
weitergebildet hat, beraten. „Normale Brillen sind nicht<br />
immer geeignet für Sport“, erzählt Susanne Becker.<br />
„Beim Radfahren z. B. schützen sie nicht unbedingt<br />
vor Wind oder Mücken. Sie sind oft aus Metall, was<br />
bei Stürzen zu Verletzungen führen kann. Unsere<br />
Sportbrillen da gegen sitzen nicht nur gut, sie bieten<br />
auch Rundumschutz vor Wind, UV-Strahlung und<br />
Steinschlag.“ Wer auf eine Sehhilfe angewiesen ist, für<br />
den gibt es eine Direkt verglasung oder einen Innenclip<br />
mit Sehstärke für die Sportbrille.Natürlich sind auch<br />
Kontaktlinsen oft eine gute Alternative zur Brille. Zu<br />
diesem Thema und auch wenn es um vergrößernde<br />
Sehhilfen geht, werden die Kunden kompetent beraten<br />
und versorgt. Jetzt einlösen bis 15.07.<strong>2020</strong><br />
Da sich das Team von Becker Optik, zu dem noch die<br />
beiden Augenoptikerinnen Andrea Günster und Katja<br />
Müller gehören, auf einige besondere Bereiche spezialisiert<br />
hat, kommen nicht nur Kunden aus <strong>Olsberg</strong> und<br />
Umgebung, sondern aus VON einem RODENSTOCK<br />
Umkreis von über 100<br />
Kilometern. „Wir möchten auch in Zukunft mit unserem<br />
Team, für unsere<br />
Bahnhofstraße<br />
Kunden da sein.<br />
6<br />
Heimat nah,<br />
59939 <strong>Olsberg</strong><br />
persönlich und auf höchstem Niveau!“, blickt Ludger<br />
Tel.: 02962 / 908790<br />
Becker nach vorn. Einen www.becker-optik.de<br />
ganz besonderen Wunsch hat<br />
er dennoch: Dass das kleine Familien unternehmen<br />
bald neue Mitarbeiter findet. Azubis, Meister oder<br />
Gesellen sollen sich gerne melden. ■<br />
70€ GUTSCHEIN<br />
FÜR BIOMETRISCHE GLEITSICHTGLÄSER<br />
Bahnhofstraße 6 ∙ 59939 <strong>Olsberg</strong><br />
Tel.: 02962/908790 ∙ www.becker-optik.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 139
Schwalbenhotel de luxe<br />
Ostwiger Bauherren erwarten<br />
Erstbezug in etwa drei Jahren<br />
Ellen Sonnenborn<br />
S. Droste<br />
Auf eine wirklich tolle Behausung können sich die<br />
künftigen Saisongäste aus der Familie der Schwalben<br />
in Ostwig, direkt an der Elpe, freuen. Ein<br />
Prunkbau mit Dachzierleisten aus Kupfer, einer optimalen<br />
Höhe von vier Metern, zwölf vorgefertigten Lehmnestern<br />
und hoffentlich dem perfekten Standort steht seit Juni<br />
für die zierlichen und flinken Flugkünstler bereit.<br />
Keine Miste - kein Dachüberstand - keine Schwalben<br />
Schwalben haben hohe Ansprüche. Mehlschwalben benötigen<br />
beispielsweise eine Nisthöhe von etwa vier Metern, eine<br />
Fassadenoberfläche, an der ihre Lehmnester auch haften<br />
können, einen Dachüberstand von mindestens 30 Zentimetern<br />
und freie Anflugzonen. Rauchschwalben hingegen bevorzugen<br />
Nistmöglichkeiten innerhalb von Gebäuden, die natürlich<br />
immer zugänglich sein müssen. Früher boten die landwirtschaftlichen<br />
Kleinbetriebe in unseren Dörfern diese Möglichkeit.<br />
„Seit wir keine Bauern mehr in Ostwig haben, haben wir<br />
auch keine Schwalben mehr“, bestätigt Ferdinand Eggert. Er<br />
ist der Ideengeber und Bauherr des Ostwiger Schwalbenhotels.<br />
„Vor Jahren war ja noch vor jedem Haus eine Miste, sodass die<br />
Schwalben immer genug Nist- und Futtermaterial und freien<br />
Flug durchs Stallfenster hatten“, erinnert sich auch Jörg Liese.<br />
„Zwar sind vereinzelt Schwalbenpaare auf hiesige Reitställe<br />
ausgewichen, aber insgesamt sind es doch deutlich weniger<br />
Tiere geworden“, erklärt Eggert ergänzend.<br />
Drei Monate Bauzeit und viele helfende Hände<br />
An Unterstützern für Ferdinand Eggerts „Schwalbenprojekt“<br />
hat es in Ostwig nicht gemangelt. Nach seinen Recherchen<br />
zu Bau- und Ansiedlungsbedingungen im Internet bekam er<br />
zeichnerische Hilfe von ehemaligen Arbeitskollegen, die ihm<br />
eine 3D-Zeichnung des Luxusbaus anfertigten. Ein befreundeter<br />
Holzverarbeiter spendete ihm einen großen Lärchenstamm<br />
und half mit technischem Gerät beim Aufrichten des 350<br />
140 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Jörg Liese, Karl-Josef Borggrebe, Ferdinand Eggert,<br />
Carl Ferdinand von Lüninck und Franz-Erhard Busch (von li.)<br />
Kilogramm schweren Hotels. Carl Ferdinand von Lüninck<br />
stiftete den Baugrund und stellte Eggert und seiner Baumannschaft<br />
in seiner Scheune den nötigen Platz zur Fertigstellung<br />
des Schwalbenhotels zur Verfügung. Zu guter Letzt<br />
hatte Ferdinand Eggerts Nachbar, nachdem er eine Lehmwand<br />
in sein Haus eingezogen hatte, noch etwas lehmiges<br />
Nistbaumaterial übrig, sodass auch noch zwölf Nestrohbauten<br />
gestaltet werden konnten.<br />
Warten auf die Gäste<br />
„Wir sind inzwischen auf allen gängigen Hotelportalen<br />
angemeldet“, scherzt Carl Ferdinand von Lüninck vor der<br />
Hotelbesichtigung. „Nicht nötig. Aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach wird es eh etwa drei Jahre dauern, bis die ersten Paare<br />
einziehen“, erklärt Ferdinand Eggert. Denn Schwalbenpaare<br />
kehren zu ihren alten Brutstätten zurück. Erst wenn ihr altes<br />
Nest zerstört ist, oder der Lebenspartner die lange Reise nach<br />
Afrika und zurück nicht geschafft hat und ein neuer Partner<br />
gesucht werden muss, ziehen es die wendigen Flugakrobaten<br />
in Betracht, eine neue Behausung zu bauen - oder eben ein<br />
vorgefertigtes „Hotelzimmer“ zu beziehen. Denn das spart<br />
Kraft und Reserven, die zur Aufzucht der Jungen dringend<br />
benötigt wird. Für die Ostwiger Schwalbenhoteltruppe um<br />
Ferdinand Eggert heißt es ab nun also, Geduld und auf das<br />
nötige Quäntchen Glück hoffen, um spätestens 2023 die<br />
ersten fliegenden Hotelgäste an der Elpe willkommen zu<br />
heißen. ■<br />
Schwalben sind brutplatztreue Vögel<br />
Gelebte Inklusion<br />
Der Franziskushof bietet Menschen mit Behinderung einen naturnahen Arbeitsplatz. Im zertifi zierten Grünlandbetrieb werden 365 Tage im Jahr<br />
individuelle Therapie-/ Freizeitangebote (z.B. Kindergeburtstage) ermöglicht. Die Hof-Produkte Nudeln und Schweinefl eisch (nur auf Bestellung)<br />
werden auf dem Hof selbst, die Bio-Eier zusätzlich im Rewe <strong>Olsberg</strong> u. <strong>Bestwig</strong>, bei Edeka in Winterberg und in der Josefsheim-Gärtnerei <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - verkauft. 141<br />
Alle Infos zur landwirtschaftlichen Außenstelle der Bigger Werkstätten unter josefsheim-bigge.de.
im November<br />
Anzeige<br />
175.000 Euro<br />
parkasse-mis.de<br />
uerlandkurier.de<br />
für die Vereine in der Region<br />
Sparkasse Mitten im Sauerland sucht die Vereine des Jahres<br />
Spa<br />
Mit<br />
Die Sparkasse Mitten im Sauerland sucht die<br />
„Vereine des Jahres <strong>2020</strong>“. Anlässlich des Jubiläums<br />
„175 Jahre Sparkasse in <strong>Meschede</strong>“<br />
und der großen Herausforderungen, vor denen die<br />
Vereine aufgrund der Corona-Pandemie stehen, stellt<br />
die Sparkasse Mitten im Sauerland in diesem Jahr insgesamt<br />
175.000 Euro für die Vereine in den Kommunen<br />
<strong>Meschede</strong>, Schmallenberg, Finnentrop und Eslohe<br />
zur Verfügung.<br />
Ab 1. Oktober, 12 Uhr mittags, können sich Vereine<br />
einen Monat lang auf der Internetseite und über die<br />
Facebookseite der Sparkasse Mitten im Sauerland bewerben.<br />
In den sechs Kategorien Sport, Kunst/Kultur, Musik,<br />
Brauchtum, Soziales und Publikumspreis werden je 20<br />
Preise in den Höhen von 4.000 bis 500 Euro ausgelobt.<br />
Der Verein, der mit seinen auf die Zukunft ausgerichteten<br />
Ideen am meisten überzeugt, erhält den „Innovationspreis“<br />
und ebenfalls 4.000 Euro.<br />
142 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
Als Besonderheit im Jubiläums- und Coronajahr<br />
werden zusätzlich ein „Jubiläumspreis“ und ein „Corona-Preis“<br />
für einen in der Corona-Krise besonders<br />
aktiven und kreativen Verein in Höhe von je 3.500<br />
Euro verliehen.<br />
Und so funktioniert der Wettbewerb<br />
In ihrer Bewerbung sollen die Vereine unter dem<br />
emeinsam<br />
Motto „Gut für die Region“ herausstellen, was sie<br />
besonders macht. Zudem sollen sie erläutern, welches<br />
Projekt sie mit den zu vergebenen Preisgeldern umsetzen<br />
wollen. Abschließend ein Foto oder kurzes<br />
Video hinzugefügt, dann kann die Bewerbung<br />
t einfach.<br />
hochgeladen werden. Dabei zahlt sich Schnelligkeit<br />
aus, denn die ersten 40 Vereine, die sich bewerben,<br />
erhalten je 350 Euro.<br />
Nach Bewerbungsschluss am 31. Oktober sind ab<br />
dem 1. November alle Bewohner der Kommunen<br />
<strong>Meschede</strong>, Schmallenberg, Finnentrop und Eslohe<br />
einen Monat lang aufgerufen, für ihre Vereine über<br />
die Homepage oder über die Facebookseite der<br />
Sparkasse Mitten im Sauerland online abzustimmen.<br />
Das Resultat der Abstimmung entscheidet beim<br />
Publikumspreis zu 100 Prozent. In allen anderen<br />
Kategorien fließt die Online-Abstimmung zu 20<br />
Prozent in die Entscheidungen ein. Hier entscheidet<br />
die Abstimmung gemeinsam mit einer vierköpfigen<br />
Jury, die im Dezember tagt.<br />
Aufgrund von Corona verzichtet die Sparkasse in<br />
diesem Jahr auf eine große Spendengala, bei der die<br />
Vereine des Jahres ausgezeichnet werden.<br />
Die Preisgelder werden nach der Entscheidung in einem<br />
kleinen Rahmen übergeben.<br />
Auf der Internetseite der Sparkasse Mitten im Sauerland<br />
gibt es weitere Informationen zum Spendenwettbewerb.<br />
Weitere Fragen beantwortet Simone Rohde,<br />
Mitarbeiterin im Marketing der Sparkasse Mitten im<br />
Sauerland.<br />
Telefonisch ist sie unter 0291/208-552 zur erreichen,<br />
per Mail unter simone.rohde@sparkasse-mis.de. ■<br />
www.sparkasse-mis.de<br />
www.sauerlandkurier.de<br />
Teilnahmebedingungen<br />
•Teilnehmen können alle Vereine mit Sitz in den<br />
Kommunen <strong>Meschede</strong>, Schmallenberg, Finnentrop<br />
und Eslohe.<br />
•Teilnehmende Vereine müssen eine Spenden bescheinigung<br />
ausstellen können<br />
•Jeder Verein stellt bei seiner Bewerbung mit Text und<br />
Foto oder Video sein Projekt vor, das er umsetzen möchte<br />
Und das können Vereine gewinnen…<br />
Schnell sein lohnt sich…<br />
denn die vierzig Vereine, die ihre Bewerbung am<br />
1. Oktober, ab 12 Uhr mittags als erste hochladen,<br />
erhalten je 350 Euro.<br />
Kategorie- und Publikumspreis<br />
Die Vereine werden den Kategorien „Sport“, „Musik“,<br />
„Kunst/Kultur“, „Brauchtum“ und „Soziales“ zugeordnet.<br />
Je Kategorie gibt es 20 Preise. Zusätzlich entscheidet die<br />
Anzahl der Onlinestimmen über die 20 Publikumspreise.<br />
Preise je Kategorie und Publikumspreis:<br />
1. Platz: 4.000 Euro<br />
2. Platz: 3.500 Euro<br />
3. Platz: 3.000 Euro<br />
4. Platz: 2.500 Euro<br />
5. Platz: 2.000 Euro<br />
6-10. Platz: 1.000 Euro<br />
11.-20. Platz: 500 Euro<br />
Vereine des<br />
Jahres <strong>2020</strong>!<br />
175.000 Euro<br />
für die Vereine in<br />
unserer Region.<br />
Innovations-, Jubiläums- und Coronapreis<br />
Der Verein, der mit seinen auf die Zukunft ausgerichteten<br />
Ideen am meisten überzeugt, erhält den mit 4.000 Euro<br />
ausgeschriebenen „Innovationspreis“. Zusätzlich wird in<br />
diesem Jahr ein Sonderpreis in Höhe von 3.500 Euro für<br />
einen besonders in der Coronakrise engagierten Verein<br />
verliehen und anlässlich des Jubiläums 175 Jahre Sparkasse<br />
in <strong>Meschede</strong> ein Jubiläumspreis in Höhe von 3.500<br />
Euro.<br />
Im Oktober bewerben,<br />
im November abstimmen.<br />
Sparkasse<br />
Mitten im Sauerland<br />
hres.indd 1 21.08.<strong>2020</strong> 10:04:30
„Überwiegend fröhliche und dem<br />
Leben zugewandte Menschen“<br />
Betreuungsassistentin Iris Ackermann<br />
über ihre Arbeit mit Demenzkranken<br />
Sabina Butz<br />
144 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong><br />
S. Droste<br />
F<br />
ür das Jahr 2050 müssen wir in Deutschland<br />
mit drei Millionen Demenzkranken rechnen.<br />
Demenz kann jeden von uns treffen. Ein wichtiges<br />
Thema also, mit dem man sich nicht früh genug auseinandersetzen<br />
kann. Das hat sich auch die Freienohlerin<br />
Iris Ackermann gedacht, die 2010 – gemeinsam mit Birgit<br />
Koch - den Verein <strong>Herbst</strong>licht gründete<br />
Betreuung in vertrauter Umgebung<br />
Iris Ackermann, 59 Jahre alt, wohnt seit 1986 in Freienohl.<br />
Sie ist Teamleiterin des Vereins <strong>Herbst</strong>licht. Diesen Verein<br />
für die Bereiche <strong>Bestwig</strong>-<strong>Meschede</strong>-Freienohl gründeten Birgit<br />
Koch und sie vor zehn Jahren. Ziel war die Unterstützung<br />
von demenziell veränderten Menschen und deren Angehörigen.<br />
Neben ihrer kaufmännischen Ausbildung ist Iris<br />
Ackermann ausgebildete Betreuungsassistentin. Sie berichtet:<br />
„Schon vor 2010 haben wir eine demenziell veränderte Seniorin<br />
betreut und dabei erkannt, wie viel Geborgenheit wir<br />
für den demenziell veränderten Menschen und Entlastung<br />
für die Angehörigen mit unserem Einsatz erreichen können.<br />
Wir betreuen die Menschen in ihrer gewohnten häuslichen<br />
Umgebung, sodass die Angehörigen wenigstens stundenweise<br />
z. B. ihren eigenen sozialen Kontakten nachgehen<br />
können. Eine wertvolle Unterstützung, die uns fordert, aber<br />
auch viel zurückgibt.<br />
Die Mehrzahl unserer Mitarbeitenden arbeitet ehren amtlich<br />
gegen eine Aufwandsentschädigung. Daneben gibt es einige<br />
Mitarbeitende auf Mini-Job-Basis.<br />
Geborgenheit und Anerkennung sind<br />
die Basis unserer Arbeit<br />
Für „<strong>Herbst</strong>licht“ arbeiten Betreuungsassistentinnen, Seniorenbegleiterinnen,<br />
Altenpflegerinnen, Krankenschwestern,<br />
Altentherapeuten und andere mehr. „Die Chemie zwischen<br />
den Seniorenbegleitern und dem zu Betreuenden muss<br />
stimmen. Der demenziell veränderte Mensch muss sich<br />
geborgen, akzeptiert und wertgeschätzt fühlen. Das ist unser<br />
wichtigstes Ziel.“ Auf die Frage, was ihr an ihrem Beruf<br />
gefällt und was nicht so, antwortet sie: „Da muss ich jetzt<br />
aber richtig überlegen: Es gibt eigentlich nichts, was mir an<br />
meiner Arbeit nicht gefällt. Zu Anfang hatten wir natürlich<br />
Schwierigkeiten, überhaupt im Pflegesystem akzeptiert zu<br />
werden. Inzwischen haben sich die Pflegekassen geöffnet und<br />
wir arbeiten sehr gut zusammen. Auch die Mesche der Bürger<br />
kennen und schätzen uns. Sie verstehen, dass wir Familien in<br />
schwierigen Lebenszeiten Hilfe anbieten. Die Hemmschwellen,<br />
in diesen schwierigen Lebensphasen Hilfe anzunehmen,<br />
werden geringer. Unser Team ist gut eingespielt und sehr<br />
engagiert. Wir haben kaum Fluktua tion bei den Mitarbeitenden.<br />
Fortbildungsmaßnahmen stoßen auf große Bereitschaft;<br />
regelmäßige Teamgespräche und gemeinsame<br />
Aktivitäten schweißen uns zusammen.“<br />
Größen bis 8 XL<br />
Parken kostenlos<br />
Kinderspielecke<br />
Eigene Änderungsschneiderei<br />
Bestellservice<br />
Größen bis 8 XL<br />
Parken kostenlos<br />
Kinderspielecke<br />
Eigene Änderungsschneiderei<br />
Bestellservice<br />
Alles zu seiner Zeit<br />
Iris Ackermann hat ihre Arbeit gut organisiert, denn obwohl<br />
ihr diese Tätigkeit sehr viel bedeutet, bleibt ihr noch ausreichend<br />
Zeit für die Familie, ihre Kinder und Enkel. Eines<br />
kann Iris Ackermann jedem demenziell Erkrankten und<br />
seinen Angehörigen raten: „Holen Sie sich bitte frühzeitig<br />
Informationen über das Leben mit einem demenziell<br />
veränderten Menschen oder als Betroffener ein. <strong>Herbst</strong>licht<br />
bietet solche Vorsorgegespräche im Vorfeld an. Ohne Hilfe<br />
gehen in den meisten Fällen Zufriedenheit und Freude im<br />
Mode<br />
für die ganze familie<br />
Leben verloren. Dementiell veränderte Menschen sind nicht<br />
automatisch ungehalten oder gar aggressiv. Das entwickelt<br />
sich oft erst durch die Überforderung der Angehörigen.<br />
Unsere Kunden sind überwiegend zufriedene und lebensbejahende,<br />
dem Leben zugewandte Menschen und wir auch! ■<br />
Demenz kann jeden treffen<br />
Die Statistikdatenbank Statista gibt die Anzahl der Demenzkranken<br />
in Deutschland mit 1,6 Millionen an. Derzeit<br />
rechnen wir pro Jahr in Deutschland mit ca. 300.000<br />
Neuerkrankungen. Zwei Drittel der Erkrankten sind<br />
Frauen. Das Risiko, an Demenz zu erkranken, erhöht sich<br />
mit zunehmendem Alter. Pauschal kann man mit einem<br />
von zehn Demenzkranken in der Altersgruppe über 65<br />
Jahren rechnen. Bei den über 80-Jährigen sind es zwei von<br />
zehn und bei den über 90-Jährigen trifft es jeden Dritten.<br />
Mode<br />
für die ganze familie
Impressum<br />
Deine<br />
Gedanken werden Zukunft<br />
Herausgeber:<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Chefredakteur:<br />
Redaktion:<br />
Weitere Autoren:<br />
Korrektorat:<br />
Grundlayout:<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Dirk Bannenberg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />
c/o axo.media west GmbH<br />
Briloner Straße 27<br />
59909 <strong>Bestwig</strong><br />
Tel. 02904 711 80-00<br />
Paul Senske (ps)<br />
Christel Zidi (cz)<br />
Hermann-J. Hoffe (hh)<br />
Anne von Heydebrand<br />
Anke Kemper<br />
Britta Melgert<br />
Daniela Weber<br />
Ellen Sonneborn<br />
Gisbert Baltes<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Inga Bremenkamp<br />
Markus Weber<br />
Monika Loerchner<br />
Nicola Collas<br />
Petra Kleine<br />
Prof. Dr. Claus Schuster<br />
Robert Dröge<br />
Sabina Butz<br />
Sabina Wefing<br />
Sandra Wahle<br />
Silvia Padberg<br />
Sonja Nürnberger<br />
Verena Sen<br />
Werner Riedel<br />
Christel Zidi<br />
Rainer Zepernick<br />
i-dexe werbung-design GmbH<br />
Catharina Schäfer<br />
Luca Cramer<br />
Gestaltung Schwerpunkt<br />
Innovation:<br />
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Illustrationen:<br />
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seit 1886<br />
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FH Südwestfalen<br />
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Matthias Koprek<br />
Marc Niemeyer<br />
Nicola Collas<br />
Philipp Nolte<br />
S. Droste<br />
Sabrina Voss<br />
Silvia Padberg<br />
Tom Linke<br />
Uli Hufnagel<br />
Sjo/Istock<br />
Anke Kemper<br />
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Hellweg-Sauerland<br />
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Es gilt die Anzeigen-Preisliste<br />
<strong>2020</strong>.1<br />
Verkaufsleitung: Oliver Schaeffer<br />
oliver@axo.media<br />
Anzeigenverkauf: Jürgen Eckert<br />
juergen@axo.media<br />
Preis Jahresabo: Für 4 Ausgaben 18,90 EUR<br />
inkl. MwSt. und Versandkosten<br />
Lizenzgeber: <strong>WOLL</strong>-Verlag, Kückelheim 11,<br />
57392 Schmallenberg<br />
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Manuskripte, Fotos und Daten übernehmen wir keine<br />
Haftung. Ebenso nicht für Informationen von Herstellern<br />
oder (und) von Artikeln, die mit Quellenangaben<br />
gekennzeichnet sind, z.B. V.i.S.d.P. etc. Die mit Namen oder<br />
Initialen gekennzeichneten Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält<br />
sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor.<br />
Urheberrecht: Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet,<br />
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />
gestattet.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
Anfang Dezember <strong>2020</strong><br />
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Stöbern lohnt sich!
Berufliche Karriere erfolgreich in der Heimat starten<br />
Zentrales Portal für den Karriereeinstieg informiert über die<br />
Berufsmöglichkeiten in der Region Hellweg-Sauerland –<br />
auch weniger bekannte Ausbildungsberufe werden vorgestellt<br />
sind Bewerber, die offen, zugänglich<br />
und vor allem wissbegierig sind, lieber<br />
„Mir<br />
wie jemand der eine Durchschnittsnote<br />
von 2,0 hat, aber nicht in der Lage ist auf jemanden zu zugehen“,<br />
so lautet die klare Aussage von Firmenchef Werner<br />
Hoffmann und weiter: „Ich möchte das nicht unbedingt an<br />
Schulformen bzw. Zeugnisnoten fest machen, sondern mir<br />
gern ein persönliches Bild der Bewerber machen.“<br />
Im nächsten Jahr wird Werner Hoffmann einen Auszubildenden<br />
(m/w/d) für den Beruf Metallbauer Konstruktionstechnik<br />
einstellen. Ein Beruf mit einem sehr vielschichtigen Aufgabenbereich<br />
- zumindest beim Hoffmann Metall-Anlagenbau. Der<br />
Firmenchef zählt auf, was es in seinem Betrieb zu tun gibt:<br />
„Wir fertigen in eigener Produktion Fenster, Türen, Fassaden<br />
aus Aluminium oder auch Brand- und Rauschschutzelemente,<br />
arbeiten mit verschiedensten Sorten von Verglasungen bis hin<br />
zu Duschkabinen, dann Verdunkelungs- und Sonnenschutzeinrichtungen<br />
etc. Selbstverständlich montieren wir dieses<br />
auch alles selbst, ebenso Kunststofffenster, Türen, Tore etc.<br />
Oder auch die Automation von Türanlagen. Dann natürlich<br />
der klassische Stahlbau wie die Herstellung und Montage<br />
146 - <strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong>
von Geländern, Gittern, Bühne, Treppen usw. und dann im<br />
Besonderen die Edelstahlverarbeitung.“ Ein äußerst breites<br />
Spektrum an Tätigkeiten und Fähigkeiten, die ein Auszubildender<br />
erlernen kann.<br />
Derzeit gibt es vier Auszubildende beim Hoffmann Metall-Anlagenbau,<br />
einem Unternehmen mit 15 Mitarbeitern.<br />
Das allein ist schon eine besondere Anforderung – auch für<br />
die übrigen Mitarbeiter, zu denen auch eine Werkstudentin<br />
und ein Meister gehören. Deshalb lässt Werner die Hoffmann<br />
seine Bewerber zum gegenseitigen Kennenlernen zunächst<br />
einmal zwei bis drei Wochen zur Probe arbeiten. Ihm ist das<br />
Zwischenmenschliche - auch mit den anderen Mitarbeitern<br />
im Betrieb - sehr wichtig: „Immerhin ist man fast täglich rund<br />
neun Stunden zusammen, teilweise - im Zuge von Montagen<br />
– arbeitet man sehr eng zusammen. Wie sagt man noch so<br />
schön: ‘Da muss auch die „Chemie“ passen.’“<br />
Werner Hoffmannn ist seit 2007 Eigentümer und Geschäftsführer<br />
des Unternehmens Hervorgegangen ist seine Firma aus<br />
der Schlosserei Stratmann, später Stratmann Metallbau, die<br />
ihren Sitz in der <strong>Meschede</strong>r Kernstadt hatte. ■<br />
Das Partnernetzwerk:<br />
IHK Arnsberg, Agentur für Arbeit <strong>Meschede</strong><br />
- Soest, Unter nehmensverband Westfalen<br />
Mitte, Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe,<br />
Landwirtschaftskammer NRW, Handwerkskammer<br />
Südwestfalen, Hochsauerlandkreis,<br />
Kommunale Koordinierungsstellen KAoA,<br />
WirtschaftsFörderungsGesellschaft Hochsauerlandkreis,<br />
Kommunen für Arbeit im HSK, DGB<br />
Region Südwestfalen und Dortmund-Hellweg,<br />
Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, Regionalagentur<br />
Hellweg-Hochsauerland, Kreis Soest,<br />
Wirtschaftsförderung Kreis Soest, Jobcenter<br />
AHA Kreis Soest<br />
www.karriere-hier.de<br />
Der Ausbildungskonsens der Region Hellweg-Sauerland<br />
Das Gremium ist breit aufgestellt. Beteiligt sind die Agentur<br />
für Arbeit, die SGB-II-Träger, die Kreiswirtschaftsförderungen,<br />
Kammern und Kreishandwerkerschaften,<br />
der DGB, die Kommunalen Koordinierungen der beiden<br />
Kreise, der Unternehmensverband sowie die Regionalagentur<br />
Hellweg-Hochsauerland. Koordiniert wird das<br />
Gremium bei der IHK Arnsberg. „Dieses Gremium fasst<br />
die Kompetenzen und das Know-How verschiedenster<br />
regionaler Arbeitsmarktpartner an einer Stelle zusammen.<br />
Dies führt zur fundierten und abgewogenen Einschätzung<br />
der Entwicklung des Arbeits- und Fachkräftemarktes“,<br />
so Klaus Bourdick in seiner Funktion als Sprecher des<br />
Gremiums. „Die Verabredung von gemeinsamen und<br />
aufeinander abgestimmten Maßnahmen aller Partner ist<br />
das Besondere in unserer Region. Das gibt es anderswo so<br />
nicht und gemeinsam erreicht man einfach mehr.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2020</strong> - 147
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