Heidenheimer Zeitung vom 19.10.2020
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15 SPORT Montag, 19. Oktober 2020<br />
Glücksfall<br />
Müller schielt<br />
Richtung EM<br />
FC Bayern Der31-Jährige<br />
führt den deutschen<br />
Meisterzum Siegund hat<br />
durchaus noch Lust aufs<br />
DFB-Team.<br />
Bielefeld. DassBundestrainer Joachim<br />
Löw eine Rückkehr von<br />
Thomas Müller in die Nationalelf<br />
aber weiter ausschließt, erweist<br />
sich für Bayern-Trainer<br />
HansiFlickderzeit fast schonals<br />
Glücksfall. Im Mammutprogramm<br />
vor dem Start der Champions<br />
League kürteFlickden ausgeruhten<br />
Ex-Weltmeister zum<br />
Schlüssel für den Erfolg der<br />
Münchner.<br />
Als ernach dem 4:1 (3:0) bei<br />
Arminia Bielefeld zu Lobeshymnen<br />
für Robert Lewandowski aufgefordert<br />
wurde, schlug Flick in<br />
jedemInterviewschnell den verbalen<br />
Haken zum anderen Doppel-Torschützen.<br />
„Ihn muss ich<br />
herausheben“, sagte Flick über<br />
Müller. „Er tut uns sehr gut.“<br />
Die körperlichen Reserven, die<br />
sein ehemaliger Chef Löw dem<br />
31-Jährigen durchdie Pauseinden<br />
Länderspiel-Wochen lässt, nutzt<br />
Flick deshalb gerne aus. Obwohl<br />
Müllerals einziger Stammspieler<br />
aus der Offensive keine 48 Stunden<br />
vorher im Pokalgegen Düren<br />
(3:0) eine Stunde auf dem Platz<br />
gestanden hatte,spielte er in Bielefeld<br />
durch. Undwirdsovor dem<br />
ersten Königsklassen-Spiel des<br />
Titelverteidigers am Mittwoch<br />
gegen Atlético Madrid zum Dauerbrenner,der<br />
in der Länderspielpause<br />
einpaar freie Tage vonFlick<br />
bekam.<br />
Müller, der neben seinen beiden<br />
Toren auch noch als erster<br />
Spieler seit Beginnder Daten-Erfassung<br />
sein 150. Torvorbereitete,<br />
hätte offenbar auch immer<br />
noch Lust auf das Nationalteam.<br />
„Hoffentlichfindet dieEMnächstes<br />
Jahr statt“, sagte er<br />
im ZDF schmunzelnd und zunächst<br />
ausweichend auf die Frage<br />
nachseiner Hoffnung auf eine<br />
Nominierung für die Euro im<br />
Sommer 2021. Ererinnere sich<br />
noch „an die Zeit zurück –lang<br />
ist‘s her –als ich Nationalspieler<br />
war“, sagte Müller: „Über alles<br />
andere wurde viel geredet. Das<br />
lassen wir schön ruhig angehen.<br />
Aber dass ich mich in guter Verfassung<br />
befinde, sieht jeder.“ Sicher<br />
auch Löw.<br />
dpa<br />
In starker Form dank Pausen:<br />
Thomas Müllervon Meister FC<br />
Bayern.<br />
Foto:dpa<br />
DerVfB macht wieder Freude<br />
VfBStuttgart DerAufsteigerspielt in der Bundesligaüberraschend erfolgreichen und guten<br />
Fußball. Wasinder positiven Entwicklung einzelner Spieler begründetliegt. VonGregorPreiß.<br />
Die Bedenken sind nach<br />
den ersten vier Spieltagen<br />
verflogen. Der Aufsteiger<br />
kann in der Bundesliga<br />
nicht nur mithalten, er<br />
kann gegenbesser besetzteTeams<br />
sogar souverän gewinnen. Wie<br />
am Samstag beim 2:0 in Berlin.<br />
Die Gründe für den Senkrechtstart<br />
in die neue Saison.<br />
1. Erfolgreich–und attraktiv<br />
ZumerstenMal seitder Meistersaison<br />
2006/07 haben die<br />
Weiß-Roten ihre ersten beiden<br />
Auswärtsspiele der Saison gewonnen,<br />
unterm Strich steht der<br />
beste Saisonstart in der Fußball-<br />
Bundesligaseit zwölf Jahren. Sieben<br />
Punkte nach den ersten vier<br />
Spielen hattenwohl nicht einmal<br />
die Optimisten gesehen. Nach<br />
dem Auswärtssieg im Olympiastadion<br />
darf der Saisonstart als<br />
vollauf gelungen bezeichnet werden.<br />
Dabei bietet das Team von<br />
Trainer Pellegrino Matarazzo<br />
auch guten, bisweilen sehr ansehnlichen<br />
Fußball. Nun wurde<br />
die Hertha am Samstag zwar keineswegs<br />
überrollt, nach der frühen<br />
Führung war aber stets das<br />
Bemühen erkennbar, weiter mutig<br />
und offensiv zuagieren, auch<br />
wenn nicht alles gelang.<br />
2. Spieler werden besser statt<br />
schlechter<br />
Aktuell starten zahlreiche Talente<br />
durch, was sonicht zu erwarten<br />
war. InBerlin war esTanguy<br />
Coulibaly, der auf der linken Seite<br />
Dampf machte, den Mut für<br />
Eins-gegen-eins-Duelle aufb<br />
rachte<br />
und sogar passabel verteidigte.<br />
„Er hat das ordentlich gemacht“,<br />
war Matarazzo bemüht, den Jungen<br />
nicht inden Himmel zu loben.<br />
Aufder rechten Seitehat sich<br />
der vergangene Saison noch arg<br />
verspielteSilas Wamangitukafast<br />
schon unersetzlich gemacht. Mit<br />
seiner Wucht und Schnelligkeit<br />
weiß er selbst mit unsauberen Zuspielen<br />
meist etwas anzufangen.<br />
Auch für Orel Mangala, Nicolas<br />
Gonzalez und Wataru Endo gilt:<br />
Sie sind beim VfB<br />
zu besseren<br />
Spielern geworden.<br />
Silas Wamangitukarasendschnell<br />
35,4 Stundenkilometerschnell<br />
raste<br />
VfB-Außenbahnspieler<br />
Silas Wamangituka<br />
beim Auswärtsspiel in<br />
Berlin in einem Sprint<br />
die Außenbahn entlang.<br />
Damit legteder 20 Jahre<br />
alteKongolese,der vor<br />
einem Jahr <strong>vom</strong>französischen<br />
Zweitligisten<br />
Paris FC gekommen war,<br />
denbislang schnellsten<br />
Sprint dieser Bundesliga-Spielzeit<br />
hin.<br />
7<br />
Punkte hat<br />
Aufsteiger VfB<br />
Stuttgart aus<br />
den ersten vier Spielen<br />
geholt.Die Bilanz kann<br />
sichsehen lassen. Am<br />
kommenden Freitag (19<br />
Uhr/Sky)gehtesweiter<br />
für die Stuttgarter mit<br />
einem Heimspiel gegen<br />
den 1. FC Köln.<br />
Wirsindauch<br />
aus einerdefensiverenFormationmit<br />
weniger Ballbesitz in<br />
der Lagezupunkten.<br />
Sven Mislintat<br />
VfB-Sportdirektor<br />
3. DerzweiteAnzugsitzt<br />
Erst verletzte sich Abwehrchef<br />
Waldemar Anton am Sprunggelenk,<br />
wenig später mussteder VfB<br />
auch noch dielangwierigeMeniskusverletzung<br />
von Konstantinos<br />
Mavropanos verkraften. Zwei gestandene<br />
Abwehrkräfte auf einmal,<br />
das schien mehrals nur eine<br />
Hypothek für das Spiel bei der<br />
Hertha zu sein. Doch siehe da:<br />
Mit der vierten Abwehrformation<br />
im vierten Spiel bliebder Aufsteiger<br />
erstmals ohne Gegentor.<br />
„Wir haben gut als Block verteidigt“,<br />
lobte Matarazzo den Zusammenhalt<br />
seiner Mannschaft.<br />
Atakan Karazor als zentraler<br />
Mann in der Dreierkette reihte<br />
2018 wechselte<br />
Gonzalo Castro zum VfB<br />
Stuttgart. Inzwischen<br />
istder frühereNationalspieler<br />
33 Jahrealt und<br />
einLeader desTeams.<br />
„Er zeigtesWoche für<br />
Woche, wie wichtig er<br />
istfür uns“,sagtCoach<br />
Pellegrino Matarazzo. In<br />
Berlinerzielteder Mittelfeldmann<br />
den Treffer<br />
zum 2:0.<br />
Artistisch behauptet<br />
StuttgartsTanguy Coulibaly<br />
(links) den Ballgegen<br />
Herthas PeterPekarik.<br />
Foto:Eibner<br />
sich insgesamt nahtlos in die gut<br />
abgemischteTruppe ein.Ermachte<br />
die prominenten Ausfälle genauso<br />
vergessen wie die Offensivabteilung<br />
das Fehlen von Nicolas<br />
Gonzalez kehrte nach seinem<br />
Muskelbündelriss inder zweiten<br />
Halbzeit zurück. Der üppige Kader<br />
macht sich bislang bezahlt.<br />
Der VfB<br />
ist für die Gegner nur<br />
schwer auszurechnen.<br />
4. VfBlerntaus seinen Fehlern<br />
Frühe Rückstände, einfache Fehler,<br />
Standardgegentore: Am ersten<br />
Spieltag bei der Niederlage<br />
gegenden SC Freiburgmachtedie<br />
Mannschaft soweiter wie häufig<br />
in derzweiten Liga.Mit teils haarsträubenden<br />
Aussetzern,die aber<br />
schnell weniger wurden –konzentriert<br />
und abgeklärt spult die<br />
junge Truppe seit dem zweiten<br />
Spieltag ihr Pensum ab. In Berlin<br />
ging sie erstmals in Führung und<br />
machte das zweite Tor zum richtigen<br />
Zeitpunkt. „Wir sind auch<br />
aus einer defensiveren Formation<br />
mit weniger Ballbesitz inder<br />
Lage zu punkten“, sagte<br />
VfB<br />
-Sportdirektor Sven Mislintat.<br />
5. Die Schwächeder anderen<br />
Mainz 05war gegen den VfB<br />
von<br />
der Rolle,BayerLeverkusen noch<br />
nicht eingespielt, Herthas Bruno<br />
Labbadia haderte mit den vielen<br />
Verletzungensamt Corona-Fall in<br />
seiner Mannschaft. Bei vielen<br />
Teams läuft es noch nicht rund.<br />
Davon profitiert der Aufsteiger,<br />
der sein Team gegenüber dem<br />
Vorjahrnahezuunverändert ließ.<br />
Querpass<br />
Manuela Harant<br />
über ein besonderes<br />
Eigentor in der<br />
Oberliga<br />
Fairplayfür den<br />
Fußballgott<br />
FairnessimFußball wird meist<br />
per Statistik bewertet: Das Team<br />
mit den wenigsten gelben und<br />
roten Karten darf sich gemeinhin<br />
den Fairplay-Titel abholen.<br />
Die Bundesliga-Saison ist noch<br />
jung, doch der VfB<br />
Stuttgart<br />
rangiert hier aktuell –anders als<br />
in sportlicher Sicht –amEnde<br />
der Tabelle. Gibt es in der Neckarstadt<br />
etwa kein Fairplay?<br />
Mitnichten. Abseits von Zahlen<br />
und Statistiken hat esnämlich<br />
ausgerechnet der Ur-Rivale<br />
des VfB<br />
,die Stuttgarter Kickers,<br />
gezeigt, dass empathische Spielweise<br />
kein Selbstläufer ist. Im<br />
Oberliga-Duell gegen den FC<br />
Nöttingen hatten die Stuttgarter<br />
den Treffer zum 2:0 erzielt, obwohl<br />
ein Nöttinger am Boden<br />
lag und ein Mitspieler den Ball<br />
offenbar absichtlich ins Aus gespielt<br />
hatte. Nach kurzer Absprache<br />
mit dem Schiedsrichter<br />
ordnete Kickers-Coach Ramon<br />
Gehrmann einen Schuss ins eigene<br />
Toran, was Lukas Kling<br />
prompt umsetzte.<br />
„Ich bin ja katholisch und da<br />
oben gibt es ein Konto, und da<br />
kann man abheben und einzahlen“,<br />
erklärte Gehrmann anschließend:<br />
„Am Mittwoch gegen<br />
Ravensburg haben wir in<br />
der letzten Minuten einen Pfostenkopfb<br />
all gegen uns gehabt.<br />
Da haben wir was abgehoben<br />
<strong>vom</strong> Konto. Heute war eswahrscheinlich<br />
so, dass wir damit<br />
wieder eingezahlt haben.“<br />
Ob der Fußballgott gleich das<br />
Guthaben sofort auszahlte oder<br />
nicht, weiß aber nur er selbst.<br />
Jedenfalls gewannen die Kickers<br />
am Ende noch deutlich mit 4:1.<br />
Erster Schritt<br />
für Schalke<br />
Bundesliga S04 holt beim<br />
1:1 gegenUnion Berlinden<br />
ersten Saisonpunkt.<br />
Gelsenkirchen. Schalke 04 hat<br />
beimHeimdebüt vonTrainer Manuel<br />
Baum den erhofften Befreiungsschlag<br />
in der Fußball-Bundesliga<br />
verpasst und steckt nach<br />
dem 20. Spiel in Folge ohne Sieg<br />
weiter tief in der Krise.Die Knappen<br />
kamen am Sonntagabend gegen<br />
Union Berlin nicht über ein<br />
1:1 (0:0) hinaus, holten aber immerhin<br />
den ersten Punkt in dieser<br />
Saison. Marvin Friedrich<br />
brachten die Gästeinder 55. Spielminute<br />
in Führung, der eingewechselte<br />
Goncalo Paciencia<br />
(69.) rettete das Remis für Schalke.„Wirsind<br />
nicht in einer guten<br />
Situation“, sagte der Schalker<br />
Torschütze bei Sky. „Es ist ein langer<br />
Weg. Heute haben wir einen<br />
Punkt geholt, das ist ein Schritt<br />
vorwärts. Wirmüssen das Positive<br />
sehen – wir verdienen den<br />
Punkt.“<br />
dpa<br />
WORT VOM SPORT<br />
„Es ist an der Zeit,<br />
ein Ausrufezeichen<br />
zu setzen.“<br />
Alexander Rosen, Sportchefvon<br />
1899 Hoffenheim, denktangesichts<br />
der vielen Reisen seiner Spieler für<br />
Länderspiele in Risikogebiete laut<br />
über einen Boykottnach.<br />
1. FC Heidenheim<br />
Ohne Schmidt<br />
klapptnur wenig<br />
Aue/Heidenheim. Ohneseinen erkrankten<br />
Cheftrainer Frank<br />
Schmidt musste sich der 1. FC<br />
Heidenheim in der 2. Fußball-Bundesligamit<br />
1:2 (0:0) beim<br />
FC Erzgebirge Auegeschlagen geben.<br />
Die Schwaben blieben damit<br />
zum dritten Mal in Folge sieglos<br />
und in der unteren Tabellenhälfte.<br />
Bei den Gästen stand vor 500<br />
Zuschauern in Aue statt Frank<br />
Schmidt (Entzündung im Bauchraum)<br />
diesmal Co-Trainer BernhardRaab<br />
als Chef an der Seitenlinie.<br />
dpa<br />
Köln holt denerstenPunkt<br />
Der1.FCKöln hat sich am vierten Bundesliga-Spieltag den ersten Punktder<br />
neuen Saison erkämpft. GegenEintracht Frankfurt gabesein 1:1. AndréSilvatraf<br />
für die Eintracht,Ondrej Duda glich für den FC aus.<br />
Foto:dpa<br />
Niederlande<br />
Mario Götze<br />
mit Traumdebüt<br />
Eindhoven. Startelf-Debüt, Führungstor<br />
und drei Punkte:<br />
Rio-Weltmeister Mario Götze ist<br />
bei derPSV Eindhoveninder niederländischen<br />
Ehrendivision einen<br />
Traumeinstand geglückt. Der<br />
28-Jährige wurde in der Partie in<br />
Zwolle vonTrainerRoger Schmidt<br />
vonBeginn an aufsFeldgeschickt<br />
und bedankte sich auf seine Art.<br />
In der neunten Minute fing Götze<br />
einenRückpass vonClintLeemans<br />
zu PEC-Keeper Michael<br />
Zetterer abund schob den Ball<br />
ins leere Tor.<br />
sid<br />
Finnbogasonfehlt länger<br />
Fußball Bundesligist FC Augsburg<br />
muss länger auf Stürmer Alfred<br />
Finnbogason (31)verzichten. Der<br />
Isländer hat sich in der Nations<br />
League gegen Belgien (1:2) eine<br />
Muskelverletzung am hinteren<br />
Oberschenkel zugezogen. Ein<br />
kleinerMuskelfaserriss wirdvermutet.<br />
WüsteBeschimpfungen<br />
Fußball Dortmunds Sturmtalent<br />
Youssoufa Moukoko wurde nach<br />
einem Dreierpack beim 3:2 im<br />
U-19-Derbyder Bundesligagegen<br />
Schalke 04 von Fans wüst beschimpft<br />
und beleidigt –vermutlichauch<br />
rassistisch. Schalkeentschuldigte<br />
sich für den Vorfall.