FOCUSMONEY_46:2020_Vorschau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FocusMoney Cover
Alle FOCUS-Titel. Digital. Jederzeit.<br />
Einfach und schnell. Im FOCUS E-Paper Shop.<br />
Jetzt<br />
E-Paper<br />
lesen!<br />
focus-shop.de
MONEYINSIDE<br />
Foto: D. Gust/FOCUS-MONEY<br />
Die Klopapier-Gesellschaft<br />
Haben Sie in letzter Zeit einmal das Wort „solidarisch“<br />
gegoogelt? Nein? Dann wissen Sie gar nicht, wie solidarisch<br />
Deutschland ist:<br />
Armin Laschet, potenzieller neuer CDU-Chef und amtierender<br />
Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, betont<br />
bei seinem Besuch in Rom „Deutschlands Solidarität mit<br />
Italien“ in Corona-Zeiten. Außenminister Heiko Maas<br />
(SPD) versichert Zypern und Griechenland „volle Solidarität“<br />
im Gas-Streit mit der Türkei. Fridays for Future<br />
demonstriert nicht nur für ein besseres Klima, sondern verlangt<br />
auch „Solidarität mit den Helden des Alltags“ –<br />
ÖPNV-Beschäftigte, Pflegepersonal, Müllwerker und Erzieher.<br />
Der Hausärzteverband macht sich stark für „mehr<br />
Solidarität für Schwerpunktpraxen“. Und Ärzte ohne Grenzen<br />
fordert in Sachen Covid-19-Impfstoffe „Solidarität der<br />
EU-Staaten statt Exklusivverträge“.<br />
Kennt unsere Solidarität keine Grenzen? Doch, das zeigt<br />
der Blick in die Klopapierregale und eine repräsentative<br />
Umfrage der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg zu Corona-Zeiten.<br />
Ergebnis der Studie: Bei vielen Menschen zeigt sich die<br />
Einstellung „Jeder ist sich selbst der Nächste“, so Studienleiter<br />
Matthias Fifka. Viele seien eher für Maßnahmen,<br />
„die ihnen selbst möglichst wenig schaden, ungeachtet<br />
der Folgen für andere“.<br />
Ergebnis des Klopapier-Checks: leere Regale. Wie eine<br />
Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts ergab,<br />
war der Absatz von Toilettenpapier in der Woche vom 12.<br />
bis 17. Oktober <strong>2020</strong> fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt<br />
der Vorkrisen-Monate August 2019 bis Januar <strong>2020</strong>.<br />
Die Verkaufszahlen von Desinfektionsmitteln lagen in der<br />
betrachteten Woche nach Angaben der Wiesbadener Behörde<br />
vom Donnerstag um knapp drei Viertel über dem<br />
Vorkrisen-Durchschnitt. Auch die Nachfrage nach Mehl<br />
(plus 28,4 Prozent) und Hefe (plus 34,8 Prozent) zog nach<br />
Erkenntnissen der Statistiker wieder deutlich an.<br />
Blitzrechner.de, Deutschlands größtes Rechenportal für<br />
Alltagsfragen, entwickelte im Zuge des ersten Lockdown<br />
einen Toilettenpapier-Bedarfsrechner. Die Daten aus den<br />
72512 Berechnungen des Tools wurden ausgewertet:<br />
Singles horten im Durchschnitt einen Vorrat für 127 Tage,<br />
vierköpfige Familien immerhin noch für 43 Tage.<br />
Für mich ist das eine ernüchternde Erkenntnis, die unsere<br />
„Solidaritäts-Gesellschaft“ ein für allemal entlarvt:<br />
Öffentlich für alle und jeden Solidarität einfordern und<br />
privat erst einmal den eigenen A… retten.<br />
Verzeihen Sie mir die deutlichen Worte, aber das regt<br />
mich einfach auf.<br />
Ganz schön teuer!<br />
Relative Entwicklung des Nasdaq-Composite<br />
zum Dow Jones in Prozent<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
Frank Pöpsel,<br />
Chefredakteur<br />
***<br />
Was das mit Wirtschaft und Börse zu tun hat, fragen Sie<br />
sich? Eine ganze Menge. In der Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
geht es ständig um Solidarität: vor allem wenn es<br />
die, die sie einfordern, nichts kostet.<br />
Der Ökonom Daniel Stelter hat vorgerechnet, dass es in<br />
Deutschland rund 27 Millionen Nettosteuerzahler gibt,<br />
von denen zwölf Millionen beim Staat beschäftigt sind:<br />
Eine Minderheit von rund 15 Millionen Menschen finanziert<br />
also über die freie Wirtschaft das Gemeinwesen –<br />
und sieht sich nicht selten von der Mehrheit überstimmt.<br />
Und die Börse? Sie ist für mich der Ort, an dem die eigentlich<br />
höchst unsolidarischen, aber offensichtlich zutiefst<br />
menschlichen Eigenschaften „Gier“ und „Angst“<br />
ungefiltert zusammentreffen. Das ist das eigentliche Faszinosum<br />
beim Auf und Ab der Kurse.<br />
Überwiegt die Angst, sind die Aktien zu billig, überwiegt<br />
die Gier, überschießen die Kurse – so wie derzeit<br />
an der Technologiebörse Nasdaq. Seit der Corona-Krise<br />
im Frühjahr treiben Hunderttausende unerfahrene<br />
Zocker an der Nasdaq die Kurse. Dank neuartiger Neobroker,<br />
wie Robin Hood oder Trade Republic, die einen<br />
kostenlosen Handel anbieten, hat auch die Generation<br />
Millennium den Aktienhandel als Alternative zum Computerspiel<br />
entdeckt.<br />
Die unten stehende Grafik zeigt, um wie viel Prozent<br />
mehr die Technologiebörse Nasdaq im Vergleich zum<br />
altehrwürdigen Dow Jones angestiegen ist. Und siehe<br />
da: Mit 40 Prozent ist die Überbewertung der Nasdaq<br />
derzeit fast so hoch wie zu Zeiten der Dotcom-Blase im<br />
Jahr 2000.<br />
Nur zur Erinnerung: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase<br />
hat es 13 Jahre gedauert, bis die Nasdaq wieder ihr Vorkrisenniveau<br />
erreicht hat. Wollen wir hoffen, dass das Spiel<br />
aus Gier und Angst diesmal besser ausgeht.<br />
1970 1980 1990 2000 2010 <strong>2020</strong><br />
%<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong><br />
3
MONEYINHALT<br />
Nr. <strong>46</strong> / 4. November <strong>2020</strong> www.money.de<br />
Titel: Die wichtigsten<br />
Themen<br />
Die US-Präsidentschaftswahlen<br />
und<br />
die Corona-Krise bestimmen<br />
die Newsticker.<br />
Anleger sollten<br />
aber Ruhe bewahren<br />
– und die langfristig<br />
wichtigsten Themen<br />
für erfolgreiche Investitionen<br />
im Auge<br />
behalten<br />
36<br />
MONEYTITELTHEMA<br />
36 US-Wahl: Was bringen die Präsidentschaftswahlen<br />
und die Abstimmung über den Kongress für die<br />
Wall Street und den Goldpreis?<br />
40 Corona-Crash: Die Konjunktur bricht ein, die<br />
Staaten steuern mit billionenschweren Hilfsprogrammen<br />
gegen. Birgt das langfristig Inflationsgefahren?<br />
Darauf antwortet Star-Fondsmanager<br />
Hendrik Leber<br />
44 Geldflut: Die EZB öffnet die Geldschleusen, die<br />
Aktienmärkte im Rallymodus. Kann das auf Dauer<br />
gut gehen?<br />
50 Dax 14 000: Bis zum Jahresende soll der Dax bei<br />
14 000 Punkten stehen. Ein Top-Experte wagt diese<br />
mutige Prognose<br />
MONEYMAKER<br />
06 Zweite Corona-Welle: Welche Konzerne nicht nur<br />
einem zweiten Lockdown trotzen, sondern sogar<br />
noch davon profitieren könnten<br />
10 VW und Infineon: Wie sie die Zukunft der deutschen<br />
Auto- und Chip-Industrie gestalten. FOCUS-<br />
MONEY nimmt die Dax-Konzerne unter die Lupe<br />
14 Steico: Wie der Weltmarktführer für Holzfaser-<br />
Dämmstoffe auf dem Parkett für Furore sorgt<br />
15 Wolftank: Alternative Energie für die Straße – warum<br />
die Umweltaktie weiter prosperieren dürfte<br />
16 Geheimtipps: Wenn Vorstände zukaufen, wird der<br />
Markt hellhörig. Wo sich jetzt Investments lohnen<br />
20 Centrotec: Beim Erneuerbare-Energien-Profi winkt<br />
eine 30-prozentige Kurschance<br />
22 Deutsche Smallcaps: Warum sich kleinere Unternehmen<br />
bei der Deglobalisierung leichtertun<br />
28 Regeneron: Mit welchem Wundermittel der<br />
US-Biotech-Konzern Anleger verzaubern will<br />
30 Amazon-Lieblinge: FOCUS-MONEY kennt die<br />
begehrtesten Produkte beim E-Commerce-Riesen.<br />
Welche Konzerne die Verkaufsschlager liefern<br />
34 Pinterest: Der Bilderdienst avanciert zum Börsenknaller.<br />
Wächst ein neuer Online-Gigant heran?<br />
6<br />
Stark in der zweiten Welle<br />
Das Leben wird eingeschränkt, Deutschland fährt<br />
runter. FOCUS-MONEY stellt fünf Konzerne vor,<br />
deren Geschäftsmodelle (fast) immun gegen Krise<br />
und Teil-Lockdown sind<br />
4 FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong>
62<br />
Wenig Stress per Express<br />
Expresszertifikate sind Multitalente, vor allem für<br />
vorsichtige Anleger: Sie eignen sich als Stufen- oder<br />
Rabattlösung, für Nachholeffekte oder die volle<br />
Partizipation – immer mit Sicherheitspuffer<br />
MONEYMARKETS<br />
54 Golddividenden: Hoher Goldpreis und nachhaltigeres<br />
Wirtschaften erlauben es den Minenunternehmen,<br />
ihre Ausschüttungen zu erhöhen<br />
58 Superinvestorin: Die Wölfin der Wall Street brachte<br />
ihren Anlegern seit Jahresanfang 80 Prozent<br />
Gewinn – welche Aktien Cathie Wood jetzt kauft<br />
60 China-Aktien: China – ein sicherer Hafen für<br />
Anleger. Drei Gründe dafür, dass jetzt ein günstiger<br />
Einstiegszeitpunkt ist<br />
62 Zertifikate: Für vorsichtige Anleger eignen sich<br />
Expresszertifikate dank eines eingebauten<br />
Sicherheitspuffers perfekt<br />
66 Musterdepots: Gold schwächelt etwas, Grenke und<br />
Bier neu im Portfolio<br />
68 Chartanalyse: Beim MDax hoffen Anleger auf die<br />
Stütze, beim österreichischen ATX bleibt Geduld<br />
für Investoren Trumpf<br />
70 Sparpläne: Was es bei Sparplänen für Anfänger und<br />
Kinder zu beachten gilt<br />
DSW ANLEGERSCHUTZ<br />
69 ESG-Fonds: Nachhaltige Fonds werden immer<br />
beliebter – worauf Anleger achten sollten<br />
69 Experten-Tipp: Sollen Anleger bei SAP trotz Kurssturz<br />
dabeibleiben?<br />
MONEYSERVICE<br />
74 Ratenkredite: Die besten bonitätsunabhängigen<br />
Konsumentendarlehen mit und ohne Restschuldversicherung<br />
im FOCUS-MONEY-Test<br />
78 Baufinanzierung: Egal, ob Banken oder Vermittler<br />
– welche Immobilienfinanzierer aus Sicht der<br />
Kundschaft wirklich fair agieren<br />
MONEYRUBRIKEN<br />
3 MONEYInside<br />
82 Leserbriefe • Impressum<br />
98 Terminkalender: Zahlen von Adidas, Allianz und<br />
Munich Re<br />
MONEYKURSTEIL<br />
83 Fonds • 86 Aktien Deutschland<br />
92 Aktien international • 96 Zertifikate<br />
97 Neuemissionen<br />
16<br />
Titelthemen sind mit<br />
roten Seitenzahlen<br />
gekennzeichnet<br />
Insider-Deals: Psst, auf keinen Fall<br />
weitersagen!<br />
Dafür aufmerksam lesen. FOCUS-MONEY stellt<br />
vier Aktien vor, bei denen Insider zugreifen. Plus:<br />
Ein Zertifikat, das auf Directors‘ Dealings setzt<br />
54<br />
Goldene<br />
Dividenden<br />
Gold zahlt keine Dividende? Doch!<br />
Immer mehr Minengesellschaften<br />
schütten einen Teil ihrer – dank steigender<br />
Goldpreise und gesenkter Kosten –<br />
höheren Gewinne an die Anteilseigner<br />
aus. Eine lukrative Kombination: Kurschance<br />
plus laufende Einnahmen mit<br />
der Sicherheit von Gold<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong><br />
Inhalt: Fotos: Bloomberg (3), 123RF, Can Stock Photo, L. Dünser, iStock (2), Depositphotos Composing: FOCUS-MONEY 5
MONEYMAKER<br />
Die meistgesuchten<br />
Begriffe auf<br />
Amazon<br />
Besonders<br />
beliebt bei Amazon-Nutzern:<br />
Elektronikartikel.<br />
Neun der zehn<br />
meistgesuchten<br />
Begriffe auf<br />
Amazon sind aus<br />
dieser Kategorie.<br />
Die hohe Nachfrage<br />
nach der<br />
Nintendo<br />
Switch ist auf<br />
die Corona-<br />
Pandemie zurückzuführen.<br />
1<br />
Nintendo Switch<br />
1 020 000<br />
8<br />
Fire Stick<br />
506 000<br />
9<br />
SSD<br />
496 000<br />
2<br />
Laptop<br />
892 000<br />
10<br />
Fitbit<br />
481 000<br />
3<br />
Airpods<br />
693 000<br />
11<br />
Kindle<br />
475 000<br />
17<br />
Externe<br />
Festplatte<br />
412 000<br />
18<br />
Schnellkochtopf<br />
404 000<br />
19<br />
Tablet<br />
403 000<br />
20<br />
Micro-SD-<br />
Karte<br />
402 000<br />
21<br />
Gaming-Stuhl<br />
392 000<br />
27<br />
Papiertücher<br />
357 000<br />
28<br />
Tisch<br />
349 000<br />
29<br />
Bürostuhl<br />
349 000<br />
30<br />
Türklingel<br />
332 000<br />
31<br />
Chromebook<br />
320 000<br />
Amazon-Ranking<br />
Jeff Bezos’ Lieblinge<br />
Welche Produkte werden auf Amazon am meisten verkauft? FOCUS-MONEY kennt die<br />
Antwort und zeigt Ihnen, wie Sie ohne Amazon-Aktien mit Amazon abkassieren<br />
30<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong>
4<br />
Kopfhörer<br />
641 000<br />
5<br />
Kabellose<br />
Ohrhörer<br />
571 000<br />
6<br />
iPad<br />
565 000<br />
7<br />
„Game<br />
of Thrones“<br />
518 000<br />
12<br />
TV<br />
475 000<br />
13<br />
Heißluftfritteuse<br />
456 000<br />
14<br />
Bluetooth-<br />
Kopfhörer<br />
447 000<br />
15<br />
Roku<br />
445 000<br />
16<br />
Toilettenpapier<br />
422 000<br />
22<br />
Apple Watch<br />
388 000<br />
23<br />
Bildschirm<br />
385 000<br />
24<br />
Ohrhörer<br />
376 000<br />
25<br />
PS4<br />
370 000<br />
26<br />
Alexa<br />
362 000<br />
32<br />
Gewichtsdecke<br />
319 000<br />
33<br />
Amazon-<br />
Gutschein<br />
314 000<br />
34<br />
Wasserflasche<br />
314 000<br />
W<br />
as haben Datenschutzbeauftragte, Einzelhändler<br />
und EU-Politiker in Brüssel gemeinsam? Sie alle<br />
führen einen verzweifelten Kampf gegen Amazon. Verzweifelt<br />
deshalb, weil sich die Menschen – trotz aller Bemühungen<br />
seitens der Regierung und der Charmeoffensive<br />
seitens der Konkurrenz – schon lange entschieden<br />
haben: für Amazon, Amazon Prime, Amazon Video und<br />
Twitch (ebenfalls eine Amazon-Tochter). Jeff Bezos hat<br />
ein Imperium geschaffen, das seine Macht fast täglich<br />
ausbaut. Der Umsatz beträgt über 4700 Dollar – pro Sekunde!<br />
Jeden Monat treffen hier knapp 200 Millionen<br />
konsumbereite Nutzer auf 2,3 Millionen Händler. Hinzu<br />
kommen Millionen Produkte, die Amazon selbst vertreibt.<br />
Zwei von drei Amerikanern starten die Suche nach einem<br />
Produkt auf Amazon. Heißt im Umkehrschluss: Die Abhängigkeit<br />
der Händler und Kunden wächst gleichermaßen.<br />
Denn mit jedem weiteren Konkurrenten, der vor der<br />
disruptiven Kraft des E-Commerce-Giganten in die Knie<br />
geht, gibt es immer weniger Alternativen. Ein sich selbst<br />
verstärkender Teufelskreis, der nur eine Schlussfolgerung<br />
zulässt: Wer auf Amazon nicht existent ist, existiert schon<br />
bald gar nicht mehr – insbesondere in der Elektronikbranche.<br />
Eine Gefahr, in der jedoch auch eine Chance<br />
liegt. Denn wer das liefert, was die Millionen Amazon-<br />
Nutzer pro Tag wirklich wollen, befindet sich in der Pole-<br />
Position im wichtigsten Absatzmarkt unserer Zeit. Heißt<br />
für Sie: Es muss nicht immer nur die Amazon-Aktie selbst<br />
sein, um von der „Amazonisierung“ zu profitieren.<br />
Folgende Fragen sind hierfür entscheidend: Welche Produkte<br />
sind auf dem wichtigsten Markt der digitalen Welt<br />
am beliebtesten? Was wird auf Amazon gesucht? Und vor<br />
allem: Welche Unternehmen profitieren davon? Die gute<br />
Nachricht: FOCUS-MONEY kennt bereits die Antworten<br />
und hat die 20 meistgesuchten Artikel auf Amazon –<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong><br />
Composing: FOCUS-MONEY 31
MONEYMARKETS<br />
M NEYMARKETS<br />
USA<br />
GELD<br />
MIT VOLLEN HÄNDEN<br />
AUSGEBEN<br />
Zeremonie zur Amtseinführung:<br />
Der neue<br />
US-Präsident wird Rekordschulden<br />
machen<br />
36 Foto: U.S. Capitol<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong>
Niedrige Zinsen. Konjunkturprogramme. Erholung der Wirtschaft. Rekordschulden –<br />
für die Wall Street und Gold alles wichtiger als der neue US-Präsident<br />
Bleiben Sie ruhig und machen Sie weiter“, rät die<br />
Schweizer Bank UBS ihren sehr vermögenden Kunden.<br />
Dieser Rat gilt derzeit vor allem auf zwei Ebenen, die<br />
das Nachrichtengeschehen dominieren: zum einen für die<br />
Corona-Krise, die sich weiter verschärft. Zum anderen für<br />
die Folgen der US-Wahlen. „Halten Sie Politik aus Ihrem<br />
Depot heraus“, heißt das Rezept der UBS.<br />
FOCUS-MONEY kennt die wirklich wichtigen Themen,<br />
die die Richtung an den Börsen in den nächsten Wochen<br />
und Monaten bestimmen werden – abseits des minütlichen<br />
Nachrichtengetöses: die US-Wahl und die Folgen für<br />
die Wall Street und den Goldpreis. Der Konjunktur-Crash<br />
und Corona-Folgen – droht bald Inflation? Aktienrally<br />
dank EZB-Geldflut – kann das auf Dauer gut gehen? Und:<br />
Spielt die Börse verrückt? Ein Top-Experte sieht den Dax<br />
bis zum Jahresende bei 14000 Punkten – trotz des jüngsten<br />
Kurseinbruchs.<br />
Sie wissen heute mehr als wir. Sie kennen am Mittwochmorgen,<br />
wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, das<br />
Ergebnis der US-Wahlen. Wahrscheinlich steht fest, wer<br />
der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird, und<br />
vielleicht auch schon, welche der beiden großen politischen<br />
Parteien den Kongress und das Repräsentantenhaus<br />
gewonnen hat. Zum Redaktionsschluss gab es diese<br />
Ergebnisse noch nicht. Deswegen lässt sich<br />
FOCUS-MONEY nicht auf ein Rätselraten ein oder legt sich<br />
im Vorhinein fest – denn das sieht oft schlecht aus, wenn<br />
das tatsächliche Endergebnis feststeht.<br />
Neue Höchststände. Die gute Nachricht für Anleger lautet:<br />
„Nach US-Wahlen ging es in der Vergangenheit nach<br />
einer kurzen Phase der Unsicherheit in der Regel aufwärts,<br />
besonders deutlich nach den beiden letzten Wahlen“, sagt<br />
4<br />
Das sind die<br />
US-Wahl<br />
Welche Folgen haben die US-Präsidentschaftswahlen<br />
auf die Aktienmärkte?<br />
Die Prognose für die Wall<br />
Street und den Goldpreis. Seite 36<br />
Jens Ehrhardt. „Auch diesmal könnten noch vor Jahresende<br />
neue Höchstkurse in Sicht sein: Der Saisonrhythmus<br />
spricht im Allgemeinen für eine Aufwärtstendenz spätestens<br />
ab Ende Oktober“, prognostiziert der Vermögensverwalter<br />
und Fondsmanager mit mehr als 50-jähriger<br />
Erfahrung an den Kapitalmärkten.<br />
Allerdings, schränkt Ehrhardt ein, könne die Aufwärtstendenz<br />
durch die Tatsache gebremst werden, dass „die<br />
meisten Umfragen einen relativ hohen Optimismus – gleich<br />
einem hohen Investitionsgrad – widerspiegeln“. Getragen<br />
werde der Markt derzeit vor allem von der Zinspolitik der<br />
Zentralbanken: „Hinzu kommt, dass die US-Notenbank die<br />
Zinsen die nächsten drei Jahre niedrig halten will, was tatsächlich<br />
als Anlagealternative nur Sachwerte wie Aktien<br />
und Gold übrig lässt“, analysiert Ehrhardt.<br />
Investiert bleiben. „Das Wichtigste für Anleger sind nicht<br />
die Wahlergebnisse, sondern investiert zu bleiben“, sagt<br />
Matt Miller von der Capital Group. Der Politikanalysten-<br />
Veteran rechnet vor: In 18 der vergangenen 19 Präsidentschaftswahlen<br />
hätte ein Investment von 10 000 Dollar in<br />
den S&P-500 zu Beginn des Wahljahrs zehn Jahre später<br />
Gewinn gebracht – egal, welcher Partei der Wahlsieger<br />
angehörte. Und: In 15 dieser 19 Zehn-Jahres-Zeiträume<br />
hätte sich ein 10 000-Dollar-Investment mindestens verdoppelt.<br />
„Die Unsicherheiten in einem Wahljahr sollten<br />
Anleger nicht daran hindern, ihre langfristige Perspektive<br />
beizubehalten“, schreibt der erfahrene Analyst Anlegern<br />
ins Stammbuch.<br />
Die Experten des Vermögensverwalters HQ Trust gehen<br />
mit ihren Berechnungen sogar bis ins Jahr 1871 zurück<br />
– und untersuchen, welche Partei besser für die Börse<br />
ist: „Ein simpler Blick in die Historie liefert eine<br />
wirklich wichtigen Themen<br />
Droht Inflation?<br />
Billionenschwere Konjunkturprogramme weltweit,<br />
um die Folgen der Covid-19-Pandemie abzumildern –<br />
finanziert mit immer höheren Schuldenbergen. Ob jetzt<br />
eine Inflation droht, sagt Star-Fondsmanager Hendrik<br />
Leber. Seite 40<br />
Geldflut der Notenbanken<br />
Die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve<br />
fluten die Finanzmärkte mit Billionensummen. Die<br />
Aktienmärkte sind im Rallymodus. Kann das gut gehen?<br />
Seite 44<br />
Dax 14000 bis Jahresende?<br />
14000 Punkte für den Dax bis zum Jahresende? Verrückt?<br />
Nein! Ein Börsenexperte ist überzeugt, dass deutsche<br />
Aktien das schaffen. Seite 50<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong><br />
37
MONEYMARKETS<br />
Cathie Wood<br />
Die Wölfin der Wall Street<br />
Schnell. Gerissen. Provokant. Und 80 Prozent Plus seit Jahresanfang. Cathie Wood<br />
gilt als beste Investorin der Welt. FOCUS-MONEY kennt ihre Strategie<br />
Die Wölfin beobachtet aus ihrem Revier in New York<br />
alles haarscharf, hat ihr Ziel genau im Visier. Sie<br />
wartet nur auf den richtigen Zeitpunkt, um zuzuschlagen.<br />
Die Wölfin polarisiert. Manch einer hält sie für riskant<br />
und gefährlich, andere schlicht für genial. Cathie<br />
Wood ist auf der Jagd nach Investitionen. Den besten der<br />
Welt. Die Fakten sprechen für sich: Einer ihrer ETFs liegt<br />
seit Jahresbeginn 80 Prozent im Plus. Zufall? Wohl kaum.<br />
Wood verfolgt eine ganz bestimmte Strategie.<br />
Die beste Investorin der Welt. Cathie Wood ist so erfolgreich,<br />
dass sie es auf Platz 80 von „Forbes“ reichsten<br />
US-Selfmade-Millionärinnen schafft. Ihr Vermögen: 250<br />
Millionen Dollar. 2016 erhielt sie den „Women in Finance<br />
– Outstanding Contribution Award“. Seit den 80er-<br />
Jahren mischt sie an der Wall Street mit, arbeitete für verschiedene<br />
Börsenhäuser. Schon früh zeigte sich: Diese<br />
Wölfin läuft nicht mit dem Rudel! Durch ihre gewagten<br />
Thesen, etwa, als sie Tesla 2019 eine Bewertung von 1,4<br />
Billionen Dollar prognostizierte, erntet sie häufig Kritik.<br />
Daran stört sich Wood aber nicht. Im Gegenteil: Sie fühle<br />
sich damit wohl, so die 64-Jährige, denn wenn sie<br />
Recht hat, sei die Belohnung umso größer. 2014 gründete<br />
die Wölfin ihre eigene Investmentgesellschaft ARK Invest.<br />
Das Beuteschema: Innovationen! Technologien wie<br />
Robotik, Gentechnik, Kryptowährungen und viele weitere<br />
sind in ihrem Visier. ARK gilt als eine der besten<br />
und stärksten Investmentfirmen der Welt. Bis <strong>2020</strong> konnte<br />
Wood das dort verwaltete Vermögen fast verdreifachen,<br />
mittlerweile sind es rund 29 Milliarden Dollar. ARK ist<br />
nicht wie andere Investmenthäuser. So veröffentlicht<br />
Wood auf der Website regelmäßig Analysen und Transaktionen,<br />
gibt freie Einsicht in Forschungsergebnisse.<br />
Auch setzt die Wölfin bei ihren Mitarbeitern auf Diversität,<br />
stellt vor allem junge Leute aus den verschiedensten<br />
Fachrichtungen ein. Das sei unter anderem ein Faktor<br />
für ihren Erfolg. Doch es gibt noch einen weiteren . . .<br />
Die Wood-Strategie. Es ist kein Zufall, dass die Investitionen<br />
der Wölfin derart durch die Decke gehen. Wood<br />
setzt auf schnell wachsende Unternehmen mit Technologien,<br />
die sich gerade an der Schwelle vom Nischenmarkt<br />
zum Massenmarkt befinden. Die Idee: Anfangs sind neue<br />
Technologien meist teuer und noch nicht ausgereift, sodass<br />
man sie nur für bestimmte Bereiche brauchen kann.<br />
Mit der Zeit aber sinken die Kosten und die Technologien<br />
werden für weitere Bereiche spannend. Sinken sie irgendwann<br />
so tief, erschließen sie einen neuen Markt: den Massenmarkt.<br />
Dann wachsen die Unternehmen nicht nur rasant,<br />
sondern gewinnen auch unfassbar schnell an Wert.<br />
Woods Strategie zahlt sich besonders bei einem Unternehmen<br />
aus: Tesla. Der E-Auto-Konzern von Elon Musk<br />
ist gleich in mehreren ETFs von Wood als größte Position<br />
vertreten. Seit Wood im Mai 2019 prognostizierte, dass<br />
Tesla bis 2023 1,4 Billionen Dollar wert sein könnte, stieg<br />
der Aktienkurs um mehr als das Zehnfache. Anleger<br />
beachten: Im August fand ein Aktiensplit von 1 : 5<br />
statt. Heute ist Tesla mehr wert als BMW, Daimler und<br />
VW zusammen. Denn was viele von Woods Kritikern übersahen:<br />
Die Herstellungskosten von E-Autos sinken im-<br />
58 Foto: Depositphotos<br />
Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>46</strong>/<strong>2020</strong>