Alkoholprävention in der Arbeitswelt Foto: Keystone - Sucht Schweiz
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Ungefähr 5600 Jugendliche im<br />
Alter von 15 und 16 Jahren<br />
haben bereits e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch<br />
unternommen.<br />
Das zeigt die <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Schülerbefragung.<br />
Montage: SFA<br />
Chronische Beschwerden und Suizid<br />
11 Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren fühlen sich häufig deprimiert. In dieser Gruppe ist das Risiko,<br />
e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch zu begehen, klar erhöht. Das zeigt die aktuelle Schülerstudie <strong>der</strong> SFA. Die Experten betrach-<br />
ten dies als alarmierend und empfehlen verstärkte Interventionen. Von Mar<strong>in</strong>a Delgrande Jordan und Jan<strong>in</strong>e Messerli<br />
Antwort <strong>der</strong> 15- und 16-jährigen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf die Frage:<br />
"Hast du schon mal an Selbstmord gedacht?" (2002)<br />
Nie<br />
Ich habe manchmal daran gedacht<br />
Ich habe schon oft daran gedacht<br />
Ich habe ernsthaft darüber<br />
nachgedacht und schon Pläne<br />
zur Ausführung gemacht<br />
Ich habe schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
Selbstmordversuch unternommen<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
2,2%<br />
4,1%<br />
1,7%<br />
3,5%<br />
2,6%<br />
4,0%<br />
16,8%<br />
32,0%<br />
56,3%<br />
Jungen<br />
Mädchen<br />
76,7%<br />
Im Jugendalter wird die Gesundheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als<br />
etwas Selbstverständliches und Unerschöpfliches<br />
betrachtet. Auch die Angst, später e<strong>in</strong>mal ernsthaft<br />
zu erkranken, ist bei Jugendlichen kaum vorhanden.<br />
Die meisten Studien aus dem In- und Ausland belegen,<br />
dass die Mehrheit <strong>der</strong> Jugendlichen sich als gesund<br />
betrachtet. Tatsächlich ist das Risiko, an e<strong>in</strong>er<br />
Krankheit zu sterben, im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter am<br />
niedrigsten.<br />
Selbstmord – die zweithäufigste Todesursache<br />
In e<strong>in</strong>em gewissen Wi<strong>der</strong>spruch zu diesen Ergebnissen<br />
steht, dass zahlreiche Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> über körperliche und psychische Beschwerden<br />
klagen, die manchmal bereits chronisch<br />
s<strong>in</strong>d. Ausserdem ist hierzulande wie auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Industrielän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Selbstmord bei Jugendlichen<br />
nach den Unfällen die zweithäufigste<br />
Todesursache. Wie die Schülerbefragung <strong>der</strong> SFA<br />
aus dem Jahr 2002 zeigt, haben 4 Prozent <strong>der</strong><br />
Mädchen und 2,6 Prozent <strong>der</strong> Knaben im Alter von<br />
15 und 16 Jahren e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch gemacht.<br />
Das s<strong>in</strong>d ungefähr 5600 Jugendliche. Weitere<br />
etwa 4400 Jugendliche <strong>in</strong> diesem Alter haben schon<br />
ernsthaft über Selbstmord nachgedacht.<br />
Zahlreiche Studien zeigen, dass Mädchen und Frauen<br />
häufiger Suizidversuche unternehmen als Jungen<br />
und Männer; aber auch, dass die Männer häufiger an<br />
den Selbstmordversuchen sterben als die Frauen.<br />
Dies deshalb, weil sie radikalere Tötungsmittel verwenden.<br />
Faktoren wie gestörte Familienstrukturen,<br />
Leistungsprobleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, Gewalt, Del<strong>in</strong>-<br />
JUGENDLICHE<br />
quenz und Substanzmissbrauch tragen zu e<strong>in</strong>er Suizidgefährdung<br />
bei. Aber auch wer unter physischen<br />
Beschwerden, Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen<br />
leidet, trägt e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für<br />
Suizid.<br />
Die «Beschwerdenfreien», die «Erschöpften»<br />
und die «Deprimierten»<br />
In <strong>der</strong> Adoleszenz durchlaufen die Menschen grosse<br />
körperliche und psycho-soziale Verän<strong>der</strong>ungen. Dabei<br />
kommt es häufig zu psychischen und körperlichen Beschwerden.<br />
Werden diese Störungen chronisch, können<br />
sie das Wohlbef<strong>in</strong>den und das Sozialleben <strong>der</strong><br />
Jugendlichen entscheidend bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Bei den 11- bis 16-jährigen Mädchen s<strong>in</strong>d chronische<br />
Symptome häufiger als bei den Knaben und sie nehmen<br />
mit dem Alter zu. Psychische Beschwerden wie<br />
beispielsweise Müdigkeit, Traurigkeit und Nervosität<br />
s<strong>in</strong>d dabei häufiger als physische (Kopf- und Rückenschmerzen,<br />
Schw<strong>in</strong>del).<br />
Die Verfasser <strong>der</strong> Studie haben festgestellt, dass sich<br />
die Jugendlichen aufgrund ihrer Beschwerden <strong>in</strong> drei<br />
homogene Gruppen e<strong>in</strong>teilen lassen. Die Zugehörigkeit<br />
zur jeweiligen Gruppe erlaubt e<strong>in</strong>e relativ klare<br />
Voraussage über das potenzielle Suizidrisiko. Der<br />
grösste Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler im Alter<br />
von 15 bis 16 Jahren gehört zur Gruppe <strong>der</strong> «Beschwerdenfreien»<br />
(61 Prozent). Die zweite Gruppe<br />
umfasst jene Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die chronisch<br />
müde s<strong>in</strong>d: die «Erschöpften» (28 Prozent). Und die<br />
dritte Gruppe, die «Deprimierten», umfasst all jene<br />
Jugendlichen, die mehrere körperliche o<strong>der</strong> psychische<br />
Beschwerden aufweisen (11 Prozent). Die Analyse<br />
<strong>der</strong> Gruppen zeigt, dass es bei den «Deprimierten»<br />
sehr viel mehr Jungen und Mädchen gibt, die<br />
schon ernsthaft an Selbstmord gedacht o<strong>der</strong> sogar<br />
schon e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch unternommen haben,<br />
als <strong>in</strong> den beiden an<strong>der</strong>en Gruppen.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Intervention<br />
Aus den Resultaten <strong>der</strong> Studie lassen sich wichtige<br />
Konsequenzen für die Prävention ableiten. Die chronischen<br />
physischen und psychischen Beschwerden<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen müssen als Alarmsignal, wie auch<br />
als Chance für die Früherkennung verstanden werden.<br />
Da Jugendliche mit chronischen Symptomen<br />
häufig <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ische Behandlung kommen, bietet<br />
sich dort e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit für e<strong>in</strong>e Intervention.<br />
Aber auch Schule und Elternhaus sollten frühzeitig<br />
reagieren. Bei e<strong>in</strong>em tiefer greifenden Gespräch können<br />
grössere psychische Probleme o<strong>der</strong> seelische<br />
Nöte entdeckt und e<strong>in</strong>e entsprechende Behandlung<br />
e<strong>in</strong>geleitet werden.