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Alkoholprävention in der Arbeitswelt Foto: Keystone - Sucht Schweiz

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SCHWEIZERISCHER SOLIDARITÄTSTAG<br />

Von den Arbeitnehmenden<br />

werden Präventionsmassnahmen<br />

meist gut akzeptiert.<br />

<strong>Foto</strong>: Pedrazzetti<br />

4 5<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> am Arbeitsplatz soll<br />

normal werden<br />

Alkohol und Arbeit – ke<strong>in</strong>e gute Komb<strong>in</strong>ation. Der <strong>Schweiz</strong>erische Solidaritätstag für Menschen mit Alkoholproblemen<br />

greift dieses Jahr das Thema «Alkoholabhängigkeit am Arbeitsplatz» auf. Die wichtigste Frage für viele Fachleute:<br />

Wie können mehr Betriebsverantwortliche, Vorgesetzte und Mitarbeitende dazu bewegt werden, an <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong><br />

teilzunehmen? Von Thomas Pfluger<br />

Durchschnittlich hat e<strong>in</strong>er von zwanzig Mitarbeitenden<br />

<strong>in</strong> jedem Unternehmen e<strong>in</strong> Alkoholproblem.<br />

Alkoholsucht ist gefährlich, und auch sporadischer<br />

Konsum kann es werden. Denn Alkohol verdreifacht<br />

die Unfallgefahr. Jede fünfte Person, die wegen e<strong>in</strong>es<br />

Arbeitsunfalls auf die Notfallstation e<strong>in</strong>geliefert<br />

wird, ist alkoholisiert.<br />

Beson<strong>der</strong>s oft getrunken wird an Arbeitsplätzen, die<br />

den Zugang zu Alkoholischem leicht machen (zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> Bars), bei denen das Tr<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>e soziale<br />

Funktion erfüllt und «e<strong>in</strong>fach dazugehört», wie etwa<br />

bei manchen Handelsvertretenden und <strong>in</strong> so genannten<br />

«Durstberufen» mit anstrengen<strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong><br />

staubiger, heisser o<strong>der</strong> trockener Umgebung (Baustellen).<br />

Langweilige Arbeitsplätze mit ger<strong>in</strong>gen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

verleiten zum Missbrauch, weil e<strong>in</strong>e<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Leistung nicht sofort auffällt. Aber auch<br />

Vorgesetzte, die unbeaufsichtigt und selbstverantwortlich<br />

arbeiten und delegieren können, tragen erwiesenermassen<br />

e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko.<br />

Prävention ist im Interesse aller<br />

Alle sollten daran <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, Alkoholprobleme<br />

am Arbeitsplatz gründlich anzugehen. Die Betroffenen<br />

wissen, dass sie ihre Gesundheit, ihr soziales<br />

Netz und ihre Arbeitsstelle aufs Spiel setzen. Der Arbeitgeber<br />

ist nicht nur gesetzlich dazu verpflichtet,<br />

se<strong>in</strong>e Arbeitnehmenden vor den Folgen e<strong>in</strong>es Missbrauchs<br />

zu schützen, er sollte auch wissen, dass die<br />

Unfallgefahr schon bei ger<strong>in</strong>gen Alkoholmengen zuund<br />

die Leistung um rund e<strong>in</strong> Viertel abnimmt. Und<br />

für die Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d alkoholisierte<br />

Mitarbeitende nicht nur mühsam, son<strong>der</strong>n unter<br />

Umständen auch gefährlich, weil man sich nicht auf<br />

sie verlassen kann.<br />

Viele Betriebe haben das Problem erkannt und nehmen<br />

die <strong>Alkoholprävention</strong> ernst. E<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Umfrage <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen Fachstelle für<br />

Alkohol- und an<strong>der</strong>e Drogenprobleme (SFA) im Jahr<br />

1999 hat ergeben, dass rund 60 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />

schon entsprechende Massnahmen und<br />

Regeln kennen, wobei grosse Betriebe die Vorreiterrolle<br />

übernehmen. Die Qualität <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong><br />

könnte allerd<strong>in</strong>gs noch gesteigert werden: Beson<strong>der</strong>e<br />

Regeln für Personal <strong>in</strong> Sicherheitsbereichen<br />

Durchschnittlich hat e<strong>in</strong>er<br />

von zwanzig Mitarbeitenden<br />

<strong>in</strong> jedem Unternehmen e<strong>in</strong><br />

Alkoholproblem.<br />

gibt es nur bei zwei Dritteln <strong>der</strong> aktiven Unternehmen,<br />

Regeln für den Aussendienst s<strong>in</strong>d sogar noch<br />

deutlich seltener. Und weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Firmen<br />

hat konkrete Richtl<strong>in</strong>ien für den Umgang mit<br />

alkoholkranken Mitarbeitenden. Die SFA hat deshalb<br />

«Goldstandards» für die Prävention entwickelt, also<br />

Regeln, die e<strong>in</strong>e optimale Wirkung <strong>der</strong> Massnahmen<br />

garantieren. Weil kle<strong>in</strong>e und mittlere Firmen oft noch<br />

zu wenig <strong>in</strong>vestieren können, sollen für sie spezielle<br />

Angebote entwickelt werden.<br />

Die Umfragen haben auch e<strong>in</strong>e erfreuliche Überraschung<br />

gebracht: Präventionsmassnahmen werden<br />

von den Arbeitnehmenden viel besser akzeptiert, als<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en vermutet wird. Präventionswillige<br />

Arbeitgeber machen sich also nicht unbeliebt. E<strong>in</strong>e<br />

ermutigende Tatsache, die es den Verantwortlichen<br />

erleichtert, aktiv zu werden.<br />

Informationsmaterial für Betriebe<br />

E<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong> haben natürlich<br />

auch die Unfall- und Krankenversicherer –<br />

Rauschzustände spielen bei vielen Unfällen mit, und<br />

Alkoholsucht ist e<strong>in</strong>e Krankheit. Die SUVA hat deshalb<br />

zusammen mit <strong>der</strong> SFA umfangreiches Informationsmaterial<br />

für Vorgesetzte und Angestellte<br />

erarbeitet, das bei <strong>der</strong> SFA bestellt werden kann. Neben<br />

Überblicksartikeln stehen Broschüren, e<strong>in</strong> Video<br />

und e<strong>in</strong>e CD zur Verfügung, die bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong> helfen. Auch rechtliche Fragen<br />

werden im Informationsmaterial angesprochen. Der<br />

siebte <strong>Schweiz</strong>erische Solidaritätstag für Menschen<br />

mit Alkoholproblemen am 13. November ist e<strong>in</strong>e Gelegenheit,<br />

die Unterlagen anzuwenden. Am selben<br />

Tag wird ausserdem e<strong>in</strong>e Internetplattform aufgeschaltet,<br />

die über die Themen und Ziele des Aktionstages<br />

<strong>in</strong>formiert: www.soldiaritaetstag.ch.

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