Co-Packing - Model Holding AG
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Der mensch – das mass aller Dinge<br />
moDel BoX<br />
06–07<br />
STIFTUNG EGNACH INTERVIEW<br />
In der Stiftung Egnach erhalten Jugendliche und Erwachsene mit geistiger Behinderung eine sinnvolle Tagesstruktur<br />
und werden entsprechend weitergebildet. Die Stiftung fördert und unterstützt interne und externe Begegnungsmöglichkeiten<br />
und nimmt an öffentlichen Angeboten zusammen mit der Bevölkerung teil.<br />
ernst freund ist Werkstattleiter<br />
der stiftung egnach.<br />
herr freund, wo sind sie als leiter einer Behindertenwerkstatt<br />
besonders herausgefordert?<br />
Meine Arbeit ist unter anderem die eines «gewöhn-<br />
lichen» Produktionsleiters; es zählen die technischen<br />
Möglichkeiten, das Team und die Logistik. Was ich und<br />
wir besonders gewichten, ist der Faktor Mensch.<br />
Diesen kann und will ich nicht auf die Seite stellen, da es<br />
unsere Aufgabe ist, Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
sinnvoll zu beschäftigen.<br />
Wir bauen die Beeinträchtigungen unserer Mitarbeitenden<br />
in unsere tägliche Planung mit ein. Die Arbeitswoche<br />
eines Mitarbeitenden ist zu zwei Dritteln mit Lohnaufträgen<br />
ausgelastet. Das andere Drittel wird für Schulung,<br />
Therapien und individuelle Förderung eingesetzt. Jeder<br />
Arbeitsbereich hat einen geschulten Verantwortlichen,<br />
der darauf achtet, dass jeder Mitarbeitende eine seinen<br />
Fähigkeiten entsprechende Arbeit erhält. Es kann schon<br />
mal vorkommen, dass bei einzelnen Mitarbeitern erst eine<br />
Krisenintervention gemacht werden muss, um dann die<br />
Arbeit wieder weiterführen zu können. In den Abteilungen<br />
finden wöchentlich Gruppensitzungen statt, in welchen<br />
Probleme und positive Aspekte der Zusammenarbeit<br />
besprochen werden.<br />
Wo sehen sie die Kernkompetenzen ihrer stiftung?<br />
In Flexibilität, Kundennähe und hoher Qualitätszuverlässigkeit.<br />
Wir pflegen auch einen sehr engen Kontakt zu<br />
anderen Stiftungen und können deshalb kurzfristig<br />
von 60 auf über 200 Mitarbeitende ausbauen.<br />
Mit knapp weniger als 100 Mitarbeitenden sind wir<br />
ein überschaubarer, aber trotzdem leistungsfähiger Betrieb.<br />
In unserer Werkstatt bieten wir im geschützten<br />
Rahmen Ausbildungs- und Dauerarbeitsplätze. Dabei<br />
bieten wir ein abwechslungsreiches Arbeitsangebot an,<br />
das den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden<br />
entgegenkommt.<br />
services rund um verpackungen werden immer öfter ausgegliedert.<br />
Welche aufgaben sind auf ihre Werkstatt zugeschnitten?<br />
Wir übernehmen vor allem Arbeitsprozesse, die nicht ausschliesslich<br />
maschinell durchgeführt werden können. Von<br />
der Montage über die Konfektionierung und Verpackung<br />
bis hin zum Versand übernehmen wir alle Aufgaben.<br />
Wo sehen sie die grenzen der arbeiten, die sie übernehmen<br />
können?<br />
Wir versuchen, unsere Grenzen nicht zu eng zu setzen,<br />
bekennen uns aber klar dazu, dass wir z.B. nicht für Lohnaufträge,<br />
die in die Metall- und Holzverarbeitung gehören,<br />
eingerichtet sind.<br />
Grenzen sind uns nicht durch die Beeinträchtigungen<br />
unserer Mitarbeitenden gesetzt, sondern vielmehr durch<br />
die logistischen Ressourcen. Wir haben zwar eine Lagerkapazität<br />
von über 400 Palettenplätzen, aber diese sind<br />
weder gekühlt noch klimatisiert.<br />
Worauf kommt es ihrer ansicht nach bei der ausführung von<br />
verpackungsservices besonders an?<br />
Auf die Qualität in Bezug auf das Produkt und den Termin.<br />
Der Kunde muss sich auf uns verlassen können. Und<br />
dann braucht es meiner Meinung nach immer noch das<br />
Herz. Unsere Mitarbeitenden verpacken nicht einfach,<br />
sondern wissen, für wen und wofür sie verpacken.<br />
Dieses Herzblut setzen wir ein, um die Qualität<br />
noch weiter zu verbessern und die Mitarbeitenden noch<br />
mehr einzubeziehen. Dafür bilden wir pro Arbeitsprozess<br />
Gruppen, die über einen «Chef» verfügen. Dieser Chef<br />
ist für die Qualität zuständig und weist auch die Mitarbeitenden<br />
in die Arbeiten ein. Für Menschen mit Beein-<br />
trächtigungen ist es wichtig, dass sie innerhalb des Möglichen<br />
auch persönlich Verantwortung übernehmen können<br />
und sollen.<br />
Welche hilfsmittel benötigen resp. setzen sie ein, um ihre<br />
Dienstleistungen umzusetzen?<br />
Wir setzen die erforderlichen Verpackungshilfsmittel<br />
ein, seien dies Schrumpfkanäle, Einschweissapparate,<br />
Paketverpackungsmaschinen oder kleinere Geräte wie<br />
Heissleimpistolen, Spotglueing etc.<br />
Wichtig ist mir aber, dass wir den Maschinenpark<br />
nicht beliebig ausbauen, sondern Arbeiten übernehmen,<br />
die maschinell nur schwer ausführbar sind. Nur so können<br />
wir unsere Mitarbeitenden fördern und ihre körperlichen<br />
und geistigen Fähigkeiten ansprechen.<br />
neben dem verpackungsservice bieten sie noch viele andere<br />
arbeiten an. Welches sind diese?<br />
Montagen: allgemeine Kleinteil- und Komplettmontagen,<br />
Kabelkonfektionierung, Demontage und Recycling,<br />
Schraub-, Press-, Steck- und Endmontagen. Mailing/<br />
Versand: Werbemailings inkl. Postaufgabe, Katalogbestückung<br />
und Musterversand, Bandieren, Kleben, Zählen,<br />
Laminieren etc. Stanzen: Stück- und Formstanzen von<br />
Leder, Folien und Kunststoff.<br />
Wo sehen sie die wesentlichen entscheide für einen Kunden,<br />
ihre Dienstleistungen in anspruch zu nehmen?<br />
Wie für «normale» Betriebe unterbreiten wir unserem<br />
Kunden eine Offerte, die durchaus wettbewerbsfähig ist.<br />
Neben dem Erbringen einer Leistung erfüllen wir mit<br />
der Begleitung von Menschen mit Behinderung eine soziale<br />
Aufgabe. Gleichzeitig kann er auf Qualität zählen und<br />
einen Partner erwarten, der mit Herz bei der Sache ist.