FINDORFF Magazin | November-Dezember 2020
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ANETTE BEHR-KÖNIG<br />
Im Verbund des Orchesters hat Anette Behr-König seit 26 Jahren ein Zuhause gefunden<br />
Hätte sie auch eine Solokarriere gereizt, möchte ich wissen. „Ich liebe es<br />
auch, alleine zu spielen und habe ja auch im Orchester Soloeinsätze, aber<br />
irgendwann entscheidet man sich, und ich bedaure es nicht. Der symphonische<br />
Bereich sagt mir einfach mehr zu. Große Konzerte sind einfach<br />
toll.“<br />
Das Publikum ist sehr wichtig<br />
Trotz ihrer jahrzehntelangen Erfahrung als Musikerin ist ihr Lampenfieber<br />
nicht fremd. „Es hat sich aber auf ein angenehmes Maß zurückentwickelt.<br />
Älterwerden muss sich ja auch mal auszahlen“, lacht sie. „Ich empfinde<br />
das Gefühl als reizvoll und angenehm. Zwar gibt es Situationen in denen<br />
ich nicht zufrieden bin, aber durch die lange Bühnenerfahrung kann ich<br />
meine Stärken und Schwächen gut einschätzen und sogar damit arbeiten.“<br />
Und Üben, ihr täglich Brot, heißt für sie: „Früher habe ich das als<br />
notwendiges Übel empfunden. Inzwischen schätze ich die Stunden, die<br />
ich allein mit meiner Geige verbringe als echte ´Qualitytime´.“<br />
Im großen Saal vor Publikum zu spielen ist eine ganz besondere Atmosphäre.<br />
„Das Publikum ist eine große Komponente bei unserem Spiel,<br />
sogar bei den Proben in Findorff ist das Publikum gefühlt bei uns. Unsere<br />
Motivation ist es, das zu transportieren, was wir auf der Bühne tun, was<br />
wir sagen und ausdrücken möchten. Die Musik soll sprechen, die Botschaft,<br />
die wir im Kopf haben, möchten wir an das Publikum transformieren.<br />
Manchmal fängt dann die Atmosphäre an zu flirren, es passiert<br />
etwas im Publikum, und wir merken regelrecht, wie unserer Musik die<br />
Konzertgäste berührt. Wahre Glücksmomente für alle im Saal!“, freut sie<br />
sich.<br />
Bach gehört zu ihrer Lieblingsmusik<br />
Gefragt nach ihrem Lieblingskomponisten oder ihrem Lieblingsstück,<br />
muss sie einerseits überlegen, weil es so viel Schönes gibt, aber dann<br />
kommt doch ganz klar und spricht mir damit aus dem Herzen: Bach und<br />
seine h-Moll-Messe. „Bach ist mehr als Musik, seine Werke sind göttlich<br />
schön und bewundernswert und stehen außer Konkurrenz. Bei seiner<br />
Musik fühle ich mich besonders zu Hause. Aber in jeder Epoche gibt es<br />
so viel unermesslich Schönes wie Mozart oder Bruckner, und ich liebe<br />
die großen symphonischen Werke. Das ist Musik, die über so viele Jahrhunderte<br />
eine Aktualität bewahren und die Menschen berühren kann,<br />
einfach faszinierend und überwältigend.“<br />
Das Gespräch mit dieser leidenschaftlichen und liebenswerten Violinistin<br />
hat nun mein Herz berührt und ich werde zukünftig noch begeisterter<br />
der Musik der Bremer Philharmoniker lauschen.<br />
www.bremerphilharmoniker.de<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong>