Swissmechanic-Journal_2020-07
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
| |<br />
6 JOURNAL POLITIK<br />
Ein Rückblick<br />
auf die Herbstsession<br />
Im Rahmen der Herbstsession <strong>2020</strong> wurden vom 7. bis 25. September in Bundesbern<br />
(einmal mehr) heftige Debatten geführt und einige wichtige Entscheide gefällt.<br />
Von Claudia Frey Marti<br />
Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft in<br />
eine schwere Rezession gestürzt, wobei die<br />
MEM-Branche noch stärker eingebrochen ist als<br />
die Gesamtwirtschaft. Das derzeitige Hauptproblem<br />
ist der Auftragsmangel, wie der «Wirtschaftsbarometer»<br />
von <strong>Swissmechanic</strong> im Laufe<br />
des Jahres <strong>2020</strong> immer mehr verdeutlicht. Umso<br />
wichtiger ist es, dass die im Frühjahr beschlossenen<br />
Unterstützungen des Bundesrates weitergeführt<br />
werden.<br />
Im Juli fanden im Zusammenhang mit der Covid-19-Epidemie<br />
mehrere eidgenössische Vernehmlassungsverfahren<br />
statt, an denen <strong>Swissmechanic</strong><br />
Schweiz sich beteiligte. Wir berichteten<br />
darüber im <strong>Journal</strong> 5/<strong>2020</strong> (Seite 10).<br />
Inzwischen hat das Parlament in der Herbstsession<br />
über folgende Geschäfte beraten und entschieden:<br />
COVID-19-GESETZ<br />
Mit dem Gesetz sollen wo nötig und sinnvoll Notrechtsmassnahmen,<br />
die der Bundesrat zur Bewältigung<br />
der Corona-Krise ergriffen hatte, in ordentliches<br />
Recht überführt werden. Das Gesetz<br />
tritt bereits am 26. September <strong>2020</strong> in Kraft und<br />
wird in weiten Teilen bis Ende 2021 gültig sein<br />
(Referendum vorbehalten).<br />
Nach mehreren Beratungsrunden konnte am<br />
Ende eine Einigung erzielt und u.a. die Details<br />
der Corona-Finanzhilfe für «vergessene Branchen»<br />
geregelt werden. Ebenso kann der Bundesrat<br />
die Ausrichtung von Entschädigungen des<br />
Erwerbsausfalls bei Personen vorsehen, die ihre<br />
Erwerbstätigkeit aufgrund von Massnahmen im<br />
Zusammenhang mit der Bewältigung der Covid-19-Epidemie<br />
unterbrechen oder massgeblich<br />
einschränken müssen. Zu den Anspruchsberechtigten<br />
gehören insbesondere auch Selbstständige<br />
sowie Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung.<br />
Wer durch die Corona-Krise nur eingeschränkt<br />
arbeiten kann, soll staatliche Hilfe<br />
erhalten. Das Covid-19-Gesetz verpflichtet sodann<br />
den Bundesrat, die Kantone und die Dachverbände<br />
der Sozialpartner bei der Erarbeitung<br />
von Massnahmen einzubeziehen.<br />
ZUSATZFINANZIERUNG DER ALV<br />
Der ausserordentliche Bundesbeitrag soll verhindern,<br />
dass der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung<br />
(ALV) Ende <strong>2020</strong> die Schuldenobergrenze<br />
von 8 Milliarden Franken erreicht. Dadurch<br />
würde die Schuldenbremse ausgelöst, was eine<br />
Erhöhung der Lohnbeiträge um bis zu 0,3 Prozentpunkte<br />
ab 2021 zur Folge hätte. Es herrscht breite<br />
Einigkeit darüber, dass das die wirtschaftliche Krise<br />
noch vertiefen würde.<br />
Mit der nun vom Parlament genehmigten Vorlage<br />
wird auch gleich die rechtliche Grundlage geschaffen,<br />
damit der Bund die ALV nötigenfalls<br />
auch 2021 ausserordentlich unterstützen könnte.<br />
Die National- und Ständeräte debattierten aber<br />
nicht nur über Covid-19-Vorlagen, sondern behandelten<br />
auch weitere Traktanden. Auch hier<br />
vertrat <strong>Swissmechanic</strong> die Interessen seiner Mitglieder<br />
in Bundesbern. Hier zwei Themen aus dem<br />
Nationalrat:<br />
99-PROZENT-INITIATIVE<br />
Die Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht<br />
besteuern» will Kapitaleinkommen stärker<br />
besteuern. Der daraus resultierende Mehrertrag<br />
soll Personen mit tiefen oder mittleren Einkommen<br />
zugutekommen.<br />
Der Nationalrat lehnt die sog. 99-Prozent-Initiative<br />
ohne Gegenentwurf ab. <strong>Swissmechanic</strong> ist<br />
mit diesem Entscheid zufrieden: Eine stärkere<br />
Besteuerung von Kapitaleinkommen würde die<br />
Standortattraktivität der Schweiz verschlechtern,<br />
sich negativ auf die Vermögensbildung auswirken<br />
und dadurch mittelfristig das volkswirtschaftlich<br />
zur Verfügung stehende Kapital verringern. Genau<br />
das wäre in Zeiten von Corona Sand im Getriebe<br />
des Wirtschaftsmotors und würde Arbeitsplätze<br />
gefährden.<br />
LOHNUNGLEICHHEIT<br />
Der Nationalrat hat eine längere Debatte zur Frage<br />
der Lohngleichheit geführt und dabei gleich<br />
mehrere Vorstösse abgelehnt. Drei parlamentarische<br />
Initiativen verlangen eine Verschärfung des<br />
Instruments der Lohngleichheitsanalyse: Zum<br />
einen sollen Unternehmen ab 50 Arbeitnehmenden<br />
(und nicht erst ab 100) zur Durchführung<br />
einer Lohngleichheitsanalyse verpflichtet werden,<br />
zum anderen soll eine schwarze Liste eingeführt<br />
werden für diejenigen Unternehmen, die die<br />
Lohngleichheit nicht einhalten, und schliesslich<br />
sollen Sanktionen eingeführt werden für den Fall<br />
einer wiederholten Nichteinhaltung der<br />
Lohngleichheit.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> setzt sich für Lohngleichheit ein,<br />
spricht sich aber dezidiert gegen die vorliegenden<br />
parlamentarischen Initiativen aus. Es braucht<br />
weder eine öffentlich einsehbare Liste noch Sanktionen<br />
noch eine Ausweitung der Lohngleichheitsanalysepflicht<br />
auf kleine Unternehmen.<br />
Nicht noch mehr Überwachung und Bürokratie<br />
für unsere Unternehmen! n