Zwölf Apostel - Evangelische Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, Berlin
Zwölf Apostel - Evangelische Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, Berlin
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Als ich im Oktober 1999 die<br />
ersten vorsichtigen Schritte wieder<br />
in Richtung Kirche wagte und, um<br />
meine künftige Gemeinde kennenzulernen,<br />
meinen ersten Gottesdienst<br />
in der <strong>Zwölf</strong>-<strong>Apostel</strong>-Kirche besuchte,<br />
wurde ich herzlich von zwei älteren<br />
Damen mit Handschlag begrüßt:<br />
Frau Wodrig und Frau Wendland. In<br />
jedem Gottesdienst saßen sie hinten<br />
in der letzten Reihe und sorgten für<br />
dessen reibungslosen Ablauf.<br />
Im Oktober 2001 kandidierte<br />
ich dann mit Frau Wendland bei den<br />
Gemeindekirchenratswahlen: 1989<br />
bis 2005 saß sie im Gemeindekirchenrat,<br />
vier Jahre lernte ich sie in<br />
Gremienarbeit kennen – inzwischen<br />
wurde sie „Waltraud“ und „du“ für<br />
mich, wie für die meisten auch der<br />
jüngsten Mitarbeiter in unserer Gemeinde:<br />
Ein Zeichen dafür, wie offen<br />
und zugewandt sie den Menschen<br />
dieser Gemeinde im besonderen<br />
und den Menschen im allgemeinen<br />
ist – noch immer versorgt sie<br />
pflichtbewusst Senioren, zu denen<br />
ihr Altersabstand gar nicht so groß ist.<br />
Am 19. September 1934 wurde<br />
sie als drittes von sechs Kindern<br />
in Würzburg geboren, wo sie auch<br />
aufwuchs. 1956 zog sie mit der Familie<br />
nach Stuttgart. Sie hatte immer<br />
ein großes Interesse an Naturwissenschaften.<br />
Für die Berufsfindung absolvierte<br />
sie verschiedene Praktika,<br />
bevor sie 1956 an der TH Stuttgart<br />
Architektur zu studieren begann.<br />
1958 lernte sie ihren Mann<br />
Bernd Wendland kennen. Der war<br />
- 11 -<br />
auf dem Weg von Hannover – wohin<br />
er von <strong>Berlin</strong> aus geflogen war, weil<br />
er, aufgewachsen in Potsdam, als politischer<br />
Flüchtling nicht durch die<br />
„Zone“ fahren konnte – also von<br />
Hannover mit dem Fahrrad in die<br />
Schweiz und klingelte an der Gartentür<br />
von Waltrauds Eltern, weil<br />
beider Väter sich durch die Jugendbewegung<br />
in den wilden Zwanziger<br />
Jahren in <strong>Berlin</strong> kannten. Es wurde<br />
dann allmählich eine längere Liebesgeschichte,<br />
mit Besuchen hin und<br />
her, einem regen Briefwechsel mit<br />
einem schriftlichen Heiratsantrag,<br />
Verlobung 1958 und dem Umzug<br />
nach <strong>Berlin</strong> ins Studentenwohnheim<br />
Sigmundshof, wo beide ihre eigenen<br />
Studentenzimmer hatten. Der Vater<br />
ließ seine Tochter nur nach großen<br />
Kämpfen ziehen, weil er ja das Leben<br />
<strong>Berlin</strong>s in seiner Jugend kennengelernt<br />
hatte.<br />
Bernd Wendland konnte seine<br />
Familie in Potsdam nicht besuchen,<br />
dafür besuchte Waltraud sie mit ihrem<br />
westdeutschen Pass. Sie selbst<br />
war zwar getauft, aber nicht christlich,<br />
sondern nur mit christlichen<br />
Werten erzogen – die Eltern waren<br />
im Nationalsozialismus aus der Kirche<br />
ausgetreten – und klaubte sich<br />
ihr Wissen über Glaube und Religion<br />
im Religionsunterricht zusammen.<br />
Aber Bernd hatte ein bewusst<br />
christliches Elternhaus, und durch<br />
diesen nahen Kontakt wurde sie religiös<br />
geprägt.<br />
1964 machten beide ihr Diplom<br />
als Architekten und heirateten.