pro aurum Magazin 02/20
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Titelthema<br />
WORLD GOLD COUNCIL<br />
DAS AUSSENMINISTERIUM<br />
DER EDELMETALLBRANCHE<br />
Die Deutschen gelten seit jeher als Sparernation – doch Negativzinsen und geopolitische<br />
Risiken haben offenbar zu einem Umdenken geführt: Inzwischen ist Gold auf<br />
dem besten Wege, der Deutschen liebstes Investment zu werden. Laut einer Erhebung<br />
des World Gold Council (WGC) ist Deutschland auch im Jahr 2<strong>02</strong>0 wieder der<br />
wichtigste Absatzmarkt für Goldbarren und Anlagemünzen.<br />
A<br />
llein im ersten Halbjahr 2<strong>02</strong>0 wurden 83 Tonnen Gold in<br />
Form von Barren und Münzen in Deutschland abgesetzt;<br />
die Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr<br />
als verdoppelt. Der Gegenwert des Goldes, welches im<br />
ersten Halbjahr 2<strong>02</strong>0 den Besitzer wechselte, liegt bei 4,4<br />
Milliarden Euro. Diese Zahl mutet noch erstaunlicher an,<br />
wenn dabei berücksichtigt wird, dass in Deutschland mehr<br />
Gold verkauft wurde als in China – das Land war <strong>20</strong>19<br />
noch mit Abstand der größte Absatzmarkt für Goldbarren<br />
und -münzen.<br />
Der World Gold Council fungiert als Interessenvertretung<br />
von Goldförderunternehmen aus aller Welt. Der Verband<br />
wurde im Jahr 1987 gegründet und hat seinen Sitz in<br />
London. Er unterhält Büros an sechs Standorten und<br />
verfügt über rund 100 Mitarbeiter. Derzeit sind 28 Unternehmen<br />
dem World Gold Council angeschlossen, die in<br />
45 Ländern der Welt aktiv sind. Dazu zählen Branchengrößen<br />
wie Barrick Gold.<br />
Für das dritte Quartal 2<strong>02</strong>0 hat der World Gold Council<br />
ermutigende Daten ermittelt: Soziale Beschränkungen und<br />
eine wirtschaftliche Abkühlung in Verbindung mit einem<br />
starken Goldpreis haben dazu geführt, dass die Schmucknachfrage<br />
rund 29 Prozent unter einem bereits relativ<br />
schwachen dritten Quartal <strong>20</strong>19 lag. Im Gegensatz dazu<br />
stieg jedoch die Nachfrage nach Barren und Münzen im<br />
Jahresvergleich um 49 Prozent auf 222 Tonnen. Ein Großteil<br />
des Wachstums entfiel auf Anlagemünzen, da die Nachfrage<br />
nach sicheren Häfen auf den westlichen Märkten und in der<br />
Türkei, wo Münzen die am weitesten verbreitete Form<br />
von Goldinvestitionen sind, weiterhin stark ist. Im dritten<br />
Quartal war zudem ein verstärkter Kapitalfluss in ETFs zu<br />
verzeichnen.<br />
Auch wenn der World Gold Council bislang vor allem Unternehmen<br />
vertritt, welche Münzen und Barren herstellen,<br />
blickt der Branchenverband in die Zukunft – und hat dabei<br />
vor allem Kryptowährungen wie Bitcoin im Blick. In einem<br />
aktuellen Bericht zum Goldmarkt in Russland hat der WGC<br />
darauf hingewiesen, dass russische Investoren bereits jetzt<br />
Bitcoin gegenüber Gold bevorzugen. Dass ausgerechnet<br />
ein virtuelles Konstrukt, welches in Sekundenbruchteilen<br />
ausradiert werden könnte, zum neuen „sicheren Hafen“<br />
wird, stellt die Gold<strong>pro</strong>duzenten vor existenzielle Fragen.<br />
Deshalb überlegt der Council mit seinen Mitgliedsunternehmen<br />
seit geraumer Zeit, wie ein physisches Investment<br />
wie Gold mit den Vorzügen eines virtuellen Wertspeichers<br />
verbunden werden kann.<br />
<strong>pro</strong><strong>aurum</strong>.de<br />
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