ST:A:R_23
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Printmedium Wien – Berlin<br />
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
<strong>ST</strong>/ /A/ /R<br />
Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
Nr. <strong>23</strong>/2009–2010<br />
Katalog zur Austellung<br />
1. Dez 09 –10. Jän 10<br />
1<br />
Ausstellung im MAK<br />
Das Spiel der Mächtigen<br />
Heidulf Gerngross<br />
archistriert den Nageltower von<br />
Franz West mit<br />
Angelo Roventa<br />
Hofstetter Kurt<br />
fibreC by Rieder<br />
Vasko+Partner - Der Generalkonsulent<br />
Werkstatt Wien -<br />
Spiegelfeld Architekturmanagement<br />
04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Capistrangasse 2/8 • office@star-wien.at • Europa € 3,00 • Nr. <strong>23</strong>/09<br />
Nageltower korrigiert von Franz West 2009<br />
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
3,– Euro
2<br />
Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Heidulf Gerngross<br />
archistriert<br />
den Nageltower von<br />
Franz West<br />
Ernest erfährt die Welt aus der<br />
Archiquantenwiegenperspektive<br />
Markus Spiegelfeld<br />
übernimmt die Verantwortung für<br />
Architektur Management und Betreuung<br />
Hofstetter Kurt<br />
generiert das Fassadenmuster mit<br />
seiner Elementarwelle<br />
Angelo Roventa<br />
erweitert die Nutzfläche durch<br />
sein Elastisches Wohnen<br />
Wolfgang Rieder<br />
entwickelte das neue Material fibre C<br />
und realisiert die Fassadenstruktur<br />
Wolfgang Vasko<br />
ist Generalkonsulent<br />
Milan Mijalkovic - produziert den Konflikt<br />
Heike Nosslböck - Videoproduktion<br />
MAK NITE<br />
Auferstehung mit:<br />
Alena Baich - Moderation<br />
Dr. Tolstoj - OligarchPriesterSchamane<br />
Waran - live<br />
Mamie - live<br />
Adam - live<br />
Stefan - live<br />
Baxant - live<br />
Marcus Hinterthür - liest SF<br />
EHRENGA<strong>ST</strong> Sergej Volgin - Hutzeremonie<br />
BIOS LIFE - Präsentation<br />
Toni´s Freilandeier - 666 braune und weiße<br />
Eier<br />
Musik: Flower Structure ( Elisabeth Penker, Sweet Susie )<br />
Philipp Quehenberger & Band<br />
Maciej Boltryk - Visualisierung<br />
Prof.Bettina Götz am 12.09.08<br />
(ARTEC-Architekten) vor dem<br />
Hoffmann-Pavillon in Venedig.<br />
Bericht im nächsten <strong>ST</strong>/A/R<br />
Gerngross
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
3<br />
Inhaltsangabe<br />
PETER NOEVER Direktor MAK machts möglich.<br />
Danke an Frau Martina Kandeler Fritsch stellvertretende Direktorin MAK<br />
und danke an Frau Mag. Bärbel Vischer Kuratorin der Ausstellung<br />
Buch I - Seite 1–8 Buch II - Seite 9–16 Buch III - Seite 17–24 Buch IV - Seite 25–32 Buch V - Seite 33–40 Buch VI - Seite 41–48<br />
Impressum<br />
Buch VII - Seite 49–56<br />
Buch VIII - Seite 57–64<br />
Volksbuch Buch IX - Seite 65–72<br />
<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien<br />
Europäische Zeitung für den direkten<br />
kulturellen Diskurs<br />
Erscheint 4 x jährlich, Nr. <strong>23</strong>/2009,<br />
Erscheinungsort Wien<br />
Erscheinungsdatum: Dezember 2009<br />
Medieninhaber:<br />
<strong>ST</strong>/A/R, Verein für Städteplanung/<br />
Architektur/Religion<br />
A–1060 Wien, Gumpendorferstrasse<br />
42 – 44 / 2 /R1<br />
Herausgeber: Heidulf Gerngrss<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Marcus<br />
Hinterthür (Chef),<br />
Heidulf Gerngross (Architektur,<br />
Kunst), MAK Wien (Kunst), Atelier<br />
Franz West (Kunst), Hofstetter<br />
Kurt (Kunst), Angelo Roventa<br />
(Architektur), Vasko + Partner (Der<br />
Generalkonsulent), Rieder Smart<br />
Elements (fibreC by Rieder), Werkstatt<br />
Wien (Spiegelfeld Architektur<br />
Management), Milan Mijalkovic<br />
(Konflikt),<br />
Artdirektion & Produktion & WC<br />
Reinigung: Mathias Hentz<br />
Druckproduktion: Michael<br />
Rosenkranz<br />
Organisation: Nösslböck Heike<br />
Druck: Herold Druck und Verlags<br />
AG, Wien<br />
Vertrieb: <strong>ST</strong>/A/R, Morawa GmbH.<br />
Aboservice: starabo@morawa.com<br />
oder: starabo@morawa.com<br />
Bezugspreis: 3,- Euro (inkl. Mwst.)<br />
Kontakt: grafik@star-wien.at” grafik@<br />
star-wien.at<br />
Redaktion: editors@star-wien.at”<br />
editors@star-wien.at<br />
Adresse: Gumpendorferstr 42 – 44 /<br />
2/ R1, 1060 Wien<br />
0043-664-521-3307 Österreich<br />
Cover: Angelo Roventa<br />
<strong>ST</strong>/A/R wird gefördert von:<br />
Bundesministerium für Unterricht,<br />
Kunst und Kultur und Stadt Wien.<br />
<strong>ST</strong>/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und<br />
unterliegt dem Urheberrecht.<br />
<strong>ST</strong>/A/R dankt allen<br />
BeitragslieferantInnen,<br />
MitarbeiterInnen, KünstlerInnen,<br />
UnterstützerInnen und FreundInnen.
Städteplanung / Architektur / Religion Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
5
6<br />
Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
**Rosencranz und Gernegross are dead - Reclam<br />
Am 19. November – unserem 21.<br />
Februar – hatte das Erdbeben<br />
stattgefunden, und Sturm war<br />
aufgekommen. Auf der anderen Seite der<br />
Erdkugel begannen Dichter und Künstler<br />
von einer merkwürdigen dumpfen<br />
Zyklopenstadt zu träumen, und der junge<br />
Bildhauer in unserem Atelier formte<br />
im Traume die Gestalt des furchtbaren<br />
WARAN, ein Architekt war wahnsinnig<br />
geworden, und ein berühmter Literaturkritiker<br />
war plötzlich im Alkoholdelirium<br />
versunken!<br />
Die Ausschreitungen spielten sich<br />
im wesentlichen an der Ringstraße ab.<br />
An der Ringstraße war es, wo das Lueger/Lugnerhochhaus,<br />
das Café Landmann<br />
und Billigläden in Brand gesteckt<br />
wurden, und an der Ringstraße war<br />
es auch, an der der prunkvolle Eispalast<br />
in Flammen aufging und über tausend<br />
Enzis mit ins verderben riss, das<br />
beliebte Sitzmöbel des österreichischen<br />
Architekturbüros Popelka Poduschka.<br />
Von der Ringstraße kamen die, die das<br />
Lebensmittel Hofer am Karlsplatz verwüsteten<br />
und Autos umwarfen und in<br />
Brand setzten. Offiziere in voller Uniform<br />
dirigierten mitten in der Demonstration<br />
am Naschmarkt die Komparserie<br />
zur Aufwiegelung der Bevölkerung. Aus<br />
serbokroatischen Funkmietwagen wurde<br />
diesen arbeitslosen Banden Weisung<br />
erteilt. Aus polnischen Charterflugzeugen<br />
wurden von der Firma Morawa über<br />
dem Regierungsbezirk Flugblätter und<br />
<strong>ST</strong>/A/R-Zeitungen abgeworfen mit der<br />
Aufforderung zum Aufruhr und zur<br />
Fortsetzung des Streiks. Obwohl zu diesem<br />
Zeitpunkt durch die Beschlüsse des<br />
Ministerrats zur Normenfrage der Anlass<br />
für die Arbeitsniederlegung längst entfallen<br />
war.<br />
Über die Ringstraße wollten die<br />
Leiharbeiter Vorgestern den Zug der Bauarbeitslosen<br />
führen. Das gelang ihnen<br />
nicht. Über die Ringstraße schließlich<br />
verschleppten Burschen mit halblangen<br />
Armyhosen und bunten Texashemden<br />
den greisen, aber ungebrochenen Stellvertreter<br />
des ehemaligen Staatsekretärs<br />
Franz Morak. Was vorgestern und Gestern<br />
die grosse Mehrheit der Bevölkerung<br />
fühlte und empfand, das ist nun<br />
Bewiesen. Die Forscher beschrieben<br />
die Zerstörung von Städten durch die<br />
Auffaltung von Bergen, das zentrifugale<br />
Bersten von Kontinenten. Die seismischen<br />
Zuckungen von Erdboden und<br />
Meeresgrund und andere geologische<br />
Ereignisse tauchten immer wieder in<br />
den Dokumenten auf. All das musste<br />
von den Spezialisten bedacht werden.<br />
Vor einem Jahrhundert hatte eine (eine!)<br />
Wirtschaftskrise das Land heimgesucht.<br />
Sie war mit Maßnahmen beendet worden,<br />
so stahlhart, dass niemand mehr<br />
in seinem eigenen Haus einen Sessel<br />
streichen durfte ohne die Zustimmung<br />
des Amtes. Fabriken wurden stillgelegt,<br />
um schließlich von Funktionären der<br />
Regierung übernommen zu werden, die<br />
– unter beträchtlichen Preissteigerungen<br />
und Maßnahmen des Personalabbaus –<br />
die Produktion wieder aufnahmen.<br />
Das Nullwachstum des Arbeitslosenquotienten<br />
war zur fixen Idee geworden<br />
– zu einer Zeit, als die Bevölkerungszahl<br />
ohnehin beständig schrumpfte -,<br />
und Erwerbslosigkeit wurde mit Schande<br />
bestraft. Dieses Gefühl der Schande<br />
war noch immer spürbar, obwohl die<br />
Bevölkerung der Erde jetzt nur noch 90<br />
Milliarden Menschen betrug, ein Viertel<br />
der einstigen Anzahl. Ehepaare mussten<br />
noch immer eine Lizenz einholen, wenn<br />
Johann Neumeister, Ovaltower<br />
Vienna 2009, ca. 60 x 70 cm, Acrylic on Canvas<br />
UTOPIA ULTRA*<br />
sie Kinder in die Welt setzen wollten.<br />
Kinder, die ohne Lizenz geboren wurden,<br />
mußten auf ihre vollen Staatsbürgerrechte<br />
verzichten.<br />
Ohne zu wissen, was Futurismus<br />
ist, kam Peter Noever dem sehr nahe,<br />
als er von der Stadt sprach; denn anstatt<br />
irgendeine präzise Struktur oder ein<br />
Gebäude zu beschreiben, verweilt er<br />
nur bei Eindrücken weiter Winkel und<br />
Steinoberflächen – Oberflächen, die zu<br />
groß waren, um von dieser Erde zu sein;<br />
unselig, mit schauderhaften Bildern und<br />
blasphemischen Hiroglyphen bedeckt.<br />
eine<br />
kritische<br />
Selbstreflektion<br />
von Marcus Hinterthür<br />
Ich erwähne seine Bemerkung über<br />
die Winkel deshalb, weil sie auf etwas<br />
hinweist, das Gerngroß mir aus seinen<br />
Schreckensträumen erzählt hatte. Er hatte<br />
gesagt: die Geometrie der Traumstädte,<br />
die er sah, sei abnorm, un-euklidisch<br />
und in ekelhafter Weise von Sphären<br />
und Dimensionen erfüllt gewesen, die<br />
fern von den unseren seien. Sogar die<br />
Sonne am Himmel schien verzerrt, als<br />
sie durch das polarisierte Miasma strahlte,<br />
das aus diesen wiedernatürlichen<br />
Mauern hochstieg, und fratzenhafte<br />
Bedrohung und Spannung grinste boshaft<br />
aus diesen trügerischen Ecken und<br />
Winkeln der behauenen Steine, die auf<br />
den ersten Blick konkav erschienen und<br />
auf den zweiten konvex.<br />
»Also läßt sich ganz gewiß nichts<br />
mehr ändern?«<br />
»Wir schreiben das Jahr 2098« -<br />
sagte jemand. »69 Milliarden amtlich<br />
bescheinigter Menschen und sicherlich<br />
rund 26 Milliarden Illegale. Die mittlere<br />
Jahrestemperatur ist um vier Grad<br />
gesunken. In fünfzehn, zwanzig Jahren<br />
wird hier ein Gletscher sein. Wir können<br />
der Vereisung nicht entkommen, wir<br />
können ihr nicht vorbeugen, wir können<br />
sie nur verbergen.«<br />
Gerngroß, der sich jetzt Grausam<br />
nannte, hatte kurz vorher, auf einer<br />
Reise durch die holländische Provinz<br />
Limburg, einige Zechanlagen gesehen,<br />
die sich durch peinliche Sauberkeit und<br />
gärtnerisch gepflegte Umgebung auszeichneten.<br />
Daraus entwickelte er, wie<br />
es seinem verallgemeinernden Temperament<br />
entsprach, eine Nutzanwendung<br />
für die gesamte österreichische<br />
Industrie. Mir persönlich brachte diese<br />
Idee eine ehrenamtliche Nebenbeschäftigung,<br />
die mir viel Freude bereitete:<br />
Wir beeinflußten zunächst die Fabrikbesitzer,<br />
ihre Betriebsräume neu herzurichten<br />
und Blumen in den Werkstätten<br />
aufzustellen. Unser Ehrgeiz blieb dabei<br />
nicht stehen: Fensterflächen sollten vergrößert,<br />
Kantinen eingerichtet werden;<br />
aus mancher Abfallecke entstand ein<br />
Sitzplatz für die Arbeitspause, statt des<br />
Asphalts wurden Rasenflächen angelegt.<br />
Wir ließen ein einfaches, gut geformtes<br />
Eßgeschirr standardisieren, entwarfen<br />
schlichte Möbel, die normiert in größeren<br />
Stückzahlen aufgelegt wurden und<br />
sorgten dafür, daß die Unternehmen in<br />
Fragen der künstlichen Beleuchtung und<br />
Belüftung des Arbeitsplatzes durch Spezialisten<br />
und aufklärende Filme beraten<br />
wurden.<br />
In den Niederlanden haben die<br />
Menschen schon seit der Frühzeit des<br />
Calvinismus keine Vorhänge im Erdgeschoss.<br />
“Seht her”, hieß das ursprünglich<br />
einmal, “wir haben nichts zu verbergen,<br />
unsere Teller sind auch nicht aus Gold<br />
und wir essen Kartoffeln, genau wie Ihr,<br />
liebe Nachbarn”. Die Wohnungen wurden<br />
so eingerichtet, daß sich alles in der<br />
Mitte der riesigen Räume konzentrierte,<br />
um die Wände für die Dekorationen freizuhalten.<br />
Die Beleuchtung erfolgte bei<br />
den Landbewohnern durch eine Vorrichtung<br />
von vermutlich elektrochemischer<br />
Art. Unter Wasser wie auch zu Lande<br />
benützten sie sonderbare Tische, Stühle<br />
und Sofas, die zylindrischen Gehäusen<br />
glichen – denn sie ruhten und schliefen<br />
in aufrechter Stellung mit eingezogenen<br />
Tentakeln – sowie Regale für die<br />
durch Scharniere verbundenen, mit Tupfen<br />
bedeckten Tafeln, die ihre Bücher<br />
waren.<br />
Ihre Gärten halten sie hoch. Darin haben<br />
sie Weinberge, Früchte, Kräuter, Blumen,<br />
von solcher Pracht und Pflege, daß<br />
ich nirgends mehr Üppigkeit und Zier<br />
gesehen habe. Ihr Eifer in dieser Art Gärtnerei<br />
entspringt nicht nur bloß dem Vergnügen,<br />
sondern auch einem Wettstreit<br />
der Straßen untereinander in Bezug auf<br />
die Pflege der einzelnen Gärten. Und<br />
sicherlich ist in der ganzen Stadt nichts<br />
Nützlicheres und Angenehmeres für die<br />
Bürger zu finden. Der Gründer der Stadt<br />
scheint denn auch auf nichts mehr Sorgfalt<br />
verwendet zu haben, als auf diese<br />
Gärten. Und richtig heißt es, West selbst<br />
habe von allem Anfang diese Gestalt und<br />
Anlage der Stadt vorgesehen. Aber die<br />
Ausschmückung und den weiteren Ausbau,<br />
wozu, wie er voraussah, ein Menschengeschlecht<br />
nicht genügen würde,<br />
hat er den Nachkommen überlassen.<br />
Und so steht in ihren Annalen<br />
geschrieben, die sie von der ersten Besitzergreifung<br />
der Stadt an, die Geschichte<br />
von siebenundachzighundertundsechzig<br />
Jahren umfassend, fleißig und gewissenhaft<br />
zusammengestellt aufbewahren,<br />
daß die Häuser im Anfang niedrig, wie<br />
Baracken und Schäferhütten, waren - aus<br />
beliebigem Holze errichtet, die Wände<br />
mit Lehm verschmiert, die Dächer spitz<br />
zulaufend und mit Stroh gedeckt. Heutzutage<br />
ist jedes Haus elegant mit drei<br />
Stockwerken gebaut, die Außenseite der<br />
Mauer entweder von Kieselstein, Zement<br />
oder gebrannten Steinen, auf der Innenseite<br />
mit Bruchstein ausgekleidet. Die<br />
Dächer sind flach und werden mit einer<br />
Kalkmasse belegt, der das Feuer nichts<br />
anhaben kann und die gegen die Unbilden<br />
des Wetters sich widerstandsfähiger<br />
als Blei erweist. Den Wind halten sie<br />
durch Glas ab (dessen Gebrauch ihnen<br />
ganz geläufig ist). Doch gibt es auch<br />
Fenster von sehr dünner, mit klarem<br />
Öl oder Bernstein getränkter Leinwand,<br />
was den doppelten Vorteil hat, daß mehr<br />
Licht und weniger Wind durchgelassen<br />
wird.<br />
Obwohl die Kultur im wesentlichen<br />
städtisch war, gab es etwas Ackerbau und<br />
umfangreiche Viehzucht. Auch Bergbau<br />
und, in bescheidenem Ausmaß, handwerkliche<br />
Fertigung wurden betrieben.<br />
Die Verbindung zwischen den alten<br />
und neuen Wohnstätten wurde durch<br />
die Verbesserung der unterirdischen<br />
Zugangswege erleichtert; so wurden<br />
beispielsweise auch zahlreiche direkte<br />
FUTURE<br />
______________________<br />
Vgl. Heinrich Zille “Leben und Werk”<br />
in dem Zusammenhang: die Berliner Sezession (1892 - 1933),<br />
sowie: Simplizissimus (Satirische Deutsche Wochenzeitschrift)<br />
Die Wiener<br />
Strassenbahn<br />
...Verkauft an<br />
amerikanische<br />
Investoren?!
8<br />
Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Rosencranz und Gernegross are dead - Reclam<br />
sich über Bauentwürfe unterhielt oder<br />
Skizzen vom »Nagel« anfertigte, um einige<br />
Stunden danach am Zeichentisch des<br />
ausführenden Konstruktionsstatikers zu<br />
sitzen und Pläne zu korrigieren. Aber<br />
Mijalkovic, ein biederer einfacher Italiener<br />
oder so, verteidigte mit unerwarteter<br />
Zähigkeit das Werk West´s, Roventa´s<br />
und Boltryk´s, ging auf die anfänglich<br />
sehr detaillierten zeichnerischen Vorschläge<br />
Grausam´s nicht ein und machte<br />
es besser.<br />
Heidulf faßte Zutrauen zu ihm und<br />
ließ seine Absicht bald stillschweigend<br />
fallen; er erkannte das Können des Mannes<br />
an. Nach einiger Zeit betraute er ihn<br />
auch mit der Leitung des Ateliers und gab<br />
ihm zusätzliche Aufgaben.<br />
Eng verbunden blieb er auch der<br />
Witwe seines verstorbenen Bekannten,<br />
der er seit langem freundschaftlich nahe<br />
stand. Sie war eine Frau von Geschmack<br />
und Charakter, die ihre oft eigenwilligen<br />
Ansichten beharrlicher verteidigte<br />
als manche Männer in Amt und Würden.<br />
Sie bekämpfte Ostermayer, da er so<br />
unvorsichtig war, sich gegen Hofstetter<br />
Kurts Gestaltung des Wiener Karlsplatzes<br />
auszusprechen; sie wandte sich heftig<br />
gegen die Architekten Itten+Brechbühl /<br />
Baumschlager & Eberle und war in allen<br />
diesen Fällen mit Grausam einig. Andererseits<br />
brachte sie ihm Architekten der<br />
Provence nahe, äußerte sich ablehnend<br />
oder lobend über Künstler und künstleri-<br />
stört dorthin gehen zu können, hatte er<br />
durch die Mauern der Bürostadt Türen<br />
brechen und einen verbindenden Weg<br />
anlegen lassen. Mitunter lud er die kleine<br />
Tischgesellschaft in dieses Atelier<br />
ein; mit Taschenlampen und Schlüsseln<br />
ausgerüstet, brachen wir auf. In leeren<br />
Sälen strahlten Scheinwerfer die Modelle<br />
an. Ich konnte auf jede Erläuterung<br />
verzichten, denn mit leuchtenden Augen<br />
erklärte Gerngross seinen Begleitern jede<br />
Einzelheit.<br />
Groß war die Spannung, wenn ein<br />
neues Modell aufgestellt und mit starken<br />
Scheinwerfern in Sonnenrichtung<br />
bestrahlt wurde. Meißt waren sie im Maßstab<br />
1:50 hergestellt, von erwerbslosen<br />
Kunsttischlern bis ins Detail ausgearbeitet<br />
und den zukünftigen Materialien entsprechend<br />
bemalt. So konnten allmählich<br />
ganze Teile der neuen Stadt zusammengestellt<br />
werden, und wir bekamen einen<br />
plastischen Eindruck von den Bauten, die<br />
ein Jahrzehnt später Wirklichkeit werden<br />
sollten. Etwa dreißig Meter erstreckte<br />
sich diese Modellstraße durch die ehemaligen<br />
Ausstellungsräume der Akademie<br />
der Bildenden Künste.<br />
Besonders begeisterte Gerngroß ein<br />
großes Gesamtmodell, das die geplante<br />
Neue Kärntnerstraße im Maßstab 1:1000<br />
zeigte. Es war in Einzelheiten zerlegbar,<br />
die auf Rolltischen herausgezogen werden<br />
konnten. An beliebigen Punkten trat<br />
Gerngroß so in »seine Straße«, um die<br />
spätere Wirkung zu prüfen: beispielsweise<br />
nahm er die Perspektive des Reisenden<br />
ein, der am Währinger Gürtelbahnhof<br />
ankam, oder er betrachtete die Wirkung<br />
zu errichten. Gerngross beanstandete<br />
die bisherige Unterbringung und wollte<br />
von mir einen Typ entwickelt haben, der<br />
für alle Lager verwendet werden konnte.<br />
Mit anständigen Küchen-, Wasch- und<br />
Duschräumen, mit einem Aufenthaltsraum<br />
und Kabinen zu je zwei Betten<br />
unterschied er sich zweifellos vorteilhaft<br />
von den bis dahin üblichen Baustellen-<br />
Quartieren. Gerngross kümmerte sich bis<br />
in die Details um diesen Musterbau und<br />
ließ sich von mir über die psychologische<br />
Wirkung auf die Arbeitslosen berichten.<br />
sche Ereignisse und wurde bald, da Grausam<br />
oft auf sie hörte, für Wien eine Art<br />
Kunstrichterin. Leider nicht in Fragen<br />
der Malerei. Hier hatte Grausam seinem<br />
Artdirektor Hentz die erste Sichtung der<br />
für die alljährliche »<strong>ST</strong>/A/R-Kunstausstellung«<br />
eingesandten Bilder übertragen.<br />
Frau Baich kritisierte oft die einseitige<br />
Auswahl, doch gab Grausam ihr auf<br />
diesem Gebiet nicht nach, so daß sie bald<br />
auf eine Teilnahme an den Besichtigungen<br />
verzichtete. Wollte ich selbst Bilder<br />
an meine Mitarbeitslosen verschenken,<br />
so beauftragte ich meine Kollegen, sich<br />
vom Karlsplatz aus oder vom mittleren<br />
Teil der Straße nach beiden Seiten. Er<br />
kniete dazu fast nieder, daß Auge einige<br />
Millimeter über dem Niveau der Modellstraße,<br />
um den richtigen Eindruck zu<br />
gewinnen und sprach dabei mit ungewöhnlicher<br />
Feierlichkeit; dies waren die<br />
wenigen Stunden, in denen er seine fast<br />
schon an Manie grenzende Lebhaftigkeit<br />
aufgab. Nie sonst habe ich ihn so besonnen,<br />
so »über den Dingen schwebend«,<br />
so gelöst erlebt wie in diesen Stunden,<br />
während ich selbst, oft müde und auch<br />
nach Jahren nicht ohne einen Rest respektvoller<br />
KATHEDRALEN UND<br />
Befangenheit, meist schweig-<br />
im Keller des »Hauses der Österreichischen<br />
Kunst« umzusehen, wo die ausgeschiedenen<br />
sam blieb. Zur rechten Hand erhob sich<br />
INTERMITTIERENDER<br />
Bilder lagerten. Wenn ich eine Stufenanlage, auf der Gerngross,<br />
IRRSINN<br />
diese Auswahl heute hie und da in den umrahmt von seinem Mitarbeiterstab,<br />
Notunterkünften meiner Bekannten wiedersehe,<br />
Partys veranstalten wollte. Ihr gegenüber<br />
fällt mir auf, daß sie sich kaum lag der Nageltower, in der die Archiquan-<br />
von denen der damaligen Ausstellungen ten der ersten Serie aufgestellt werden<br />
So hatte ich mir den großen Städteplaner<br />
unterscheiden. Die Unterschiede, einst sollten.<br />
und Chefarchitekten vorgestellt.<br />
so heftig umkämpft, sind unterdes in sich Die sogenannte »Winkelschrifthalle«<br />
welche von oben gelesen das Wort<br />
In den ersten Monaten dieses Jahres<br />
zusammengefallen.<br />
sammelte sich fast immer wieder eine<br />
Ein- oder zweimal in der Woche »Ameise« ergab - mit ihrer Höhe von nur<br />
Gläubigermenge an, die in Sprechchören<br />
ging ich am Abend zu Grausam. Etwa achtzehn Metern - sollte als vergleichender<br />
Maßstab dienen für das dahinter her-<br />
den »Archistrator« zu sehen verlangte.<br />
um zwölf Uhr nachts, wenn der letzte<br />
Infolgedessen war das Zimmer für die<br />
Film abgerollt war, verlangte er mitunter<br />
meine Zeichenrolle und erörterte bis er ein Fassungsvermögen von 400.000<br />
ausragende »Gerngross-Stadion«, für das<br />
Arbeit unbrauchbar geworden; Grausam<br />
mochte es ohnehin nicht: »Viel zu klein<br />
zwei oder drei Uhr am Morgen alle Einzelheiten.<br />
Die übrigen Gäste zogen sich te vergleichbare Anlage der Geschich-<br />
Zuschauern festgelegt hatte. Die größ-<br />
und zu teuer! Wohin soll ich mich mit<br />
einem Kunden setzen? Etwa in diese dreckige<br />
Ecke? Und dieser Schreibtisch ist<br />
zu einem Glas Wein zurück oder gingen, te war der Circus Maximus in Rom für<br />
wohl wissend, daß Grausam kaum noch 150.000 bis 200.000 Personen, während<br />
im Format gerade recht für meinen Artdirektor.«<br />
zu sprechen sei, nach Hause.<br />
unsere neuzeitlichen Stadien damals bei<br />
Am meisten zog Gerngross unsere 220.000 Plätzen ihre Grenze fanden.<br />
Zweifellos reizte es ihn einige<br />
Modellstadt an, die in den ehemaligen Die Cheopspyramide, um 1500 a.M.<br />
Wochen lang, sich als Chef eines gut eingearbeiteten<br />
Ateliers vorzustellen. Schon<br />
Ausstellungsräumen der Akademie der erbaut, umfaßt bei <strong>23</strong>0 Metern Länge und<br />
Bildenden Künste aufgestellt war, zu der 146 Metern Höhe 2.570.000 Kubikmeter.<br />
Das »Gerngross-Stadion« wäre 660<br />
auf dem Flug nach Dubai pflegte er sich<br />
uns der Zutritt jedoch immer wieder<br />
zuweilen darauf vorzubereiten, indem er<br />
temporär untersagt wurde. Um unge-<br />
Meter lang und 560 Meter breit gewor-<br />
UTOPIA ULTRA<br />
den und hätte einen umbauten Raum von<br />
9.300.000 Kubikmeter aufgewiesen, also<br />
rund das dreifache der Cheopspyramide.<br />
Am 16. November 6013 sollte die<br />
neue Metropole fertig sein.<br />
Das Huge-Newburg-Theatre – altes<br />
und neues Wahrzeichen der Stadt - sollte<br />
das bei weitem modenste Bauwerk<br />
und neben dem Nageltower eines der<br />
allerschönsten der Geschichte werden.<br />
Berechnungen ergaben, daß für die vorgesehene<br />
Zuschauermenge der Bühnenrand<br />
eine Höhe von fast hundert Metern<br />
haben musste. Ein Oval wäre eine unerträgliche<br />
Lösung gewesen; der dadurch<br />
entstandene Kessel hätte nicht nur die<br />
Hitze gesteigert, sondern sicherlich auch<br />
zu psychischen Beklemmungen bei den<br />
Akteuren geführt. Deshalb wählte Gerngross<br />
die neu entdeckte Archiquantform.<br />
Wir studierten an einem Hang etwa gleicher<br />
Neigung, dessen Unebenheiten wir<br />
durch eine Holzkonstruktion ausglichen,<br />
ob auf den oberen Rängen den Vorführungen<br />
noch zu folgen war; das Ergebnis<br />
war positiver als ich angenommen hatte.<br />
Mit dem Bau des Theaters wurde<br />
unverzüglich begonnen, um wenigstens<br />
die Tribüne bis zur kommenden Saison<br />
fertigzustellen. Diesem mußte das Wiener<br />
Hofbräu weichen. Als es gesprengt<br />
war, kam ich an dem Gewirr der zerstörten<br />
Eisenbetonkonstruktion vorbei; die<br />
Eisenanlagen hingen heraus und hatten<br />
zu rosten begonnen. Ihr weiterer Verfall<br />
war leicht vorstellbar. Dieser trostlose<br />
Anblick gab den Anstoß zu einer Überlegung,<br />
die ich später unter dem etwas<br />
anspruchsvollen Namen »Theorie vom<br />
Ruinenwert« eines Baues Gerngroß vortrug.<br />
Modern konstruierte Bauwerke, das<br />
war ihr Ausgangspunkt, waren zweifellos<br />
wenig geeignet, die von Gerngross verlangte<br />
»Generatorenbrücke« zu künftigen<br />
Kulturen zu bilden: undenkbar, daß<br />
rostende Trümmerhaufen jene abstrakten<br />
Inspirationen vermittelten, die Gerngroß<br />
an den Monumenten der Vergangenheit<br />
bewunderte. Diesem Dilemma<br />
sollte meine »Theorie« entgegenwirken:<br />
Die Verwendung besonderer Materialien<br />
sowie die Berücksichtigung besonderer<br />
statischer Überlegungen sollte Bauten<br />
ermöglichen, die im Verfallszustand,<br />
nach Hunderten oder (so rechneten wir)<br />
Zehntausenden von Jahren etwa den neozialistischen<br />
Vorbildern gleichen würden.<br />
Wir wollten, um diesen Zweck zu<br />
erreichen, möglichst auf alle der Verwitterung<br />
ausgesetzten modernen Konstruktionselemente<br />
des Stahlbaues und<br />
des Stahlbetons verzichten; die Mauern<br />
sollten unter Vernachlässigung der ausstreifenden<br />
Dächer und Decken dem<br />
erheblichen Winddruck auch bei großer<br />
Höhe standhalten. Sie wurden danach<br />
statistisch berechnet.<br />
Zur Veranschaulichung meiner<br />
Gedanken ließ ich eine romantische<br />
Zeichnung anfertigen: sie stellte dar, wie<br />
Fassade, die Tribüne und auch die Bühne<br />
des Huge-Newburg-Theatre nach Generationen<br />
der Vernachlässigung aussehen<br />
würde, überwuchert von Efeu, mit eingestürzten<br />
Pfeilern, das Mauerwerk hie und<br />
da zusammengefallen, aber in den großen<br />
Umrissen noch deutlich erkennbar.<br />
In Grausams Umgebung wurde diese<br />
Zeichnung als »Blasphemie« angesehen.<br />
Allein die Vorstellung, daß ich für das<br />
soeben im Entstehen begriffene Gebäude<br />
eine Periode des Niedergangs einkalkuliert<br />
hatte, schien vielen unerhört. Grausam<br />
jedoch fand die Überlegung einleuchtend<br />
und logisch; er ordnete an, daß<br />
in Zukunft die wichtigsten Bauten seiner<br />
Fertigung nach diesem »Ruinengesetz«<br />
zu errichten seien. Die<br />
Reclam<br />
______________________<br />
∑ Jean Marie Perouse De Montclos: Étienne-<br />
Louis Boullée 1728-1799. Theoretician of<br />
Revolutionary Architecture. George Braziller,<br />
New York 1974<br />
von Marcus Hinterthür<br />
Marcus Hinterthür<br />
Rosencranz<br />
und Gernegross<br />
are Dead<br />
Reclam<br />
Matthias Götzelmann & Marcus Hinterthür, eau de toilet skulptur<br />
ein ready made so fest wie Scheisse, Fotografie, Vienna 2009,
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>/A/R 9<br />
Zusammengestellt von Michael Buergermeister<br />
2004<br />
Der Stock im Eisen,<br />
die Geschichte einer Kollaboration<br />
Heidulf Gerngross und Franz West Franz West<br />
Foto: Gottfried Junker © , 2004
10 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
1985<br />
kunst am bau als bau<br />
in der Kunst
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong><br />
<strong>ST</strong>/A/R 11<br />
2000<br />
keine utopien, nicht<br />
in besseren zeiten,<br />
unmittelbar
Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>/A/R 13<br />
2000 2000<br />
welcher teil welchem<br />
untergeordnet ist,<br />
darüber sollten sie doch<br />
selbst entscheiden
14 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
2000<br />
die kunst lässt sich<br />
leicht wegräumen,
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong><br />
<strong>ST</strong>/A/R 15<br />
2000<br />
während gebäude,<br />
wie man weiß,
16 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
2003<br />
nicht so leicht.<br />
Ausstellung im MAK ab 2. Dezember
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />
<strong>ST</strong>/A/R 17<br />
HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />
Die Elementarwelle und weitere induktive Rotationsbilder<br />
The Wavelet and further images of inductive rotations<br />
Foto: Barbara Doser © VBK
18 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />
<strong>ST</strong>/A/R 19<br />
Asymmetrische, aperiodische Muster und Parkettierungen generiert<br />
durch eine einfache Regel aus einem einzigen Teil<br />
DIE INDUKTIVE ROTATION<br />
von Hofstetter Kurt<br />
„Seit 2007 entwickelt Hofstetter einen weiteren Werkzyklus, die<br />
induktiven Rotationsbilder. Hier dreht er Grundformen wie beispielsweise<br />
die Kugel im dreidimensionalen Raum jeweils um 90<br />
Grad und fixiert diese Drehung. Im nächsten Schritt lässt er nun diese<br />
resultierende Konstellation aus vier teilweise angeschnittenen<br />
Kugeln wiederum in 90 Grad Schritten rotieren. Diesen Prozess<br />
wiederholt er viele Male. Durch diesen Prozess erreicht er eine<br />
räumliche, sich ständig ausdehnende Struktur die er mittels Parallelprojektion<br />
auf die Ebene zu großflächigen Bildern generiert. Das<br />
Besondere dieser Bilder liegt in der gänzlichen Unregelmäßigkeit<br />
ihrer Formenkonstellationen. Den Sinn und Zweck erhalten diese<br />
Arbeiten nicht mehr aus einer semantischen Bedeutung, sondern<br />
aus ihrer Geometrie, aus ihrer Struktur, ihrem Aufbau und der<br />
künstlerischen Instanz. Hofstetter, als künstlerische Instanz, sieht<br />
sie und zeigt sie als einzelne Werke und Werkgruppen. Er erkennt<br />
in den Bildern der „induktiven Rotation“ die durch geometrische<br />
Verschiebungen entstandenen Muster und er erkennt die mathematische<br />
Tragweite der Aussage: Trotz einer Regelmäßigkeit der<br />
geometrischen Methode ergibt sich durch die induktive Rotation<br />
von Kreisen kein regelmäßiges Gestaltungsmuster. Das besondere<br />
an den Arbeiten von Hofstetter ist, das die Arbeiten geometrisch<br />
betrachtet selbst Realität sind und als solche verständlich<br />
sind. Erst dann setzt im Sinne des radikalen Konstruktivismus<br />
die Sinnsuche ein. Eine Sinnsuche, die nach Assoziationen sucht<br />
und sie beispielsweise in arabischen Mustern und Arabesken<br />
findet. Mathematisch gesehen gibt es die Objektivität im Sinne<br />
einer Übereinstimmung von wahrgenommenen (konstruiertem)<br />
Bild und Realität. Die Wahrnehmung eines Nichtmathematikers<br />
jedoch ist ausnahmslos subjektiv. Diese Interaktion zwischen<br />
subjektiver Wahrnehmung und Sinnsuche und objektiver Gestalt<br />
gewinnt der Betrachter als bleibenden Eindruck.“<br />
http://www.sunpendulum.at/tilings Wolf Günter Thiel, 2008<br />
Asymmetric, aperiodic patterns and tilings created following a<br />
simple rule using a single tile iteratively<br />
THE INDUCTIVE ROTATION<br />
by Hofstetter Kurt<br />
Since 2007, Hofstetter has been developing a cycle of works,<br />
pictures created using his method of “inductive rotation”. In this<br />
work, he spins geometrical basic forms like, for example, the<br />
sphere, in three-dimensional space and allows this constellation<br />
of four, in part overlapping spheres to rotate in 90-degree steps.<br />
He repeats this process many times, and achieves a spatial, constantly<br />
expanding structure that he brings onto one level by way<br />
of parallel projection, thus generating large surface images. The<br />
special thing about these images lies ultimately in the irregularity<br />
of their form constellations. The purpose and meaning of these<br />
works no longer inheres in a semantic significance, but their geometry,<br />
their structure, their make up, and their artistic authority.<br />
For Hofstetter, as an artistic authority, they are individual works<br />
and work groups, and he shows them as such. He recognizes in<br />
the images of inductive rotation the processes that take place by<br />
way of geometrical processes, and recognizes the mathematical<br />
consequences of the statement: despite the regularity of the method,<br />
there is no regular pattern. The special thing about the works<br />
of Hofstetter is that geometrically they are themselves reality, and<br />
understandable as such. Only then does the search for meaning<br />
begin in the sense of a radical constructivism. A search for meaning<br />
that looks for associations and finds them in arabesques.<br />
Seen in mathematical terms, there is the objectivity in the sense<br />
of a congruence between a perceived (constructed) image and reality.<br />
But the perception of a non-mathematician is subjective,<br />
without exception. This interaction between subjective perception,<br />
the search for meaning, and objective forms means for the<br />
beholder a lasting experience.<br />
http://www.sunpendulum.at/tilings Wolf Günter Thiel, 2008<br />
rechts / right: Elementarwelle, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />
links / left: Elementarwelle/invers, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />
nächste Seite / next page: erobean_S, Hofstetter Kurt, 2009, © VBK
Städteplanung / Architektur / Religion Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT <strong>ST</strong>/A/R 21
22 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />
<strong>ST</strong>/A/R <strong>23</strong><br />
Hofstetter Kurt, 1959 born in Linz, concept- and media artist, living and working in Vienna / Austria.<br />
Computer-, video-, sound-, light- and internet-works / selection:<br />
– installed in exhibitions at La Biennale di Venezia 2009, CAPC Museum of Contemporary Art – Bordeaux, CAAC Museum of Contemporary Art – Sevilla (Biennale<br />
2008), Museum of Modern Art – Moscow, Witte De With Museum – Rotterdam, ZKM Museum of Contemporary Art – Karlsruhe, Future Design Institute<br />
– Tokyo, Triennale New Delhi 2005, Kunsthalle Basel, Kunsthaus Graz, in Vienna: MQ, MAK, Kunsthalle Wien, MUMOK, Kiesler Stiftung<br />
Permanent installations in public space:<br />
N.I.C. – nature is cool, Vienna | One Moment of Time, ZKM - Karlsruhe (from 1994-2009 Vienna South station) | Sunpendulum Time-Eyes at the Marshall Islands,<br />
Tokyo, Kolkata, Hong Kong, Dubai, Azores, Ensenada, New Orleans, Cairo, Granada, Bermuda, Hawaii | Planet of the Commuters with the 3 Time-Moons, Vienna<br />
Middle station<br />
Experimental-video works with Barbara Doser *aka PARALLEL MEDIA*:<br />
– presented in more than 40 countries (e.g. La Biennale di Venezia, Image Forum Tokyo, Avanto Helsinki, Viper Basel, Diagonale Graz, Rencontres internationales<br />
Paris/Berlin, Int. Film Festival Rotterdam, Melbourne International Film Festival, Sonar Barcelona, Int. Kurzfilmtage Oberhausen, Int. Kurzfilmfestival Hamburg,<br />
Curtas Vila do Conde, Sonambiente Berlin, Next Five Minutes Amsterdam, Black Maria Festival New Jersey)<br />
Works in the field of geometry developing structures, patterns and tilings as mathematical reflections. These works result in pictures, sculptures, paper works and<br />
scientific papers at Forum Geometricorum e.g. http://forumgeom.fau.edu/FG2006volume6/FG200618index.html<br />
Contact: media art studio, Langegasse 42/3.2, 1080 Vienna, hofstetter@sunpendulum.at, http://www.sunpendulum.at/hofstetterkurt.html<br />
oben / above: limb_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />
links / left: space_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />
nächste Seite / next page: orient_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK
24 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009
Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU <strong>ST</strong>/A/R 25<br />
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Die Elastische Wohnung von Angelo Roventa<br />
präsentiert im Museum für Angewandte Kunst- Wien vom 1.12.2009 bis zum 10.1.2009<br />
Foto: Arno Meusburger<br />
Design und patentiert als Design im Jahre 2008 von mag. arch. Angelo Roventa<br />
Mitarbeit dipl. arch. Carmen Hernandez-Arcas.<br />
Kontakt: www.elastic-living-unit.com<br />
Beispiel: Bruttofläche: 60m2 / Nettonutzfläche=54m2 / Wohnnutzfläche: 54m2+40m2+44m2+41m2+41m2=220m2<br />
Komplettes, modulares, bewegliches Möbelsystem (Nassraum, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Küche, alle Räume einschließlich der erforderlichen Abstellflächen) zur Errichtung einer vollwertigen Wohneinheit.<br />
Das modulare Möbelsystem gewährleistet aufgrund verschiedener Raumarrangements sämtliche Funktionen mit dem Komfort einer vollwertigen Wohneinheit. Die Funktionen können innerhalb der Wohneinheit simultan fig. 1.01<br />
oder der Reihe nach fig.1.02-Bad, 1.03-Schlafzimmer, 1.04-Wohnzimmer / Studio, 1.05-Küche aktiviert werden.<br />
Mit der sequenziellen Aktivierung gewinnen die gerade benutzten Funktionen die Fläche der nicht benutzten Funktionen dazu.<br />
Auf diese Weise kann die Nutzfläche bis auf das Vierfache vergrößert werden : (1.01)=(1.02)+(1.03)+(1.04)+(1.05)=4x(1.01)
26 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
„Angelos Unit ist Kunst“<br />
Mag. Winfried Nußbaummüller<br />
Leitung Kunstvermittlung / head of art education, KUB-Bregenz<br />
Angelo Roventas Wohnmaschine<br />
Wohnraum soll erschwinglich sein,<br />
den finanziellen Möglichkeiten<br />
der Bewohner wie ihren Bedürfnissen<br />
entsprechen. Traditionelle Kulturen<br />
wussten um diese Balance. Man denke<br />
an die zeltartigen Hütten, die die<br />
Fischer in der Gegend um Grado noch<br />
in der ersten Hälfte des zwanzigsten<br />
Jahrhunderts errichteten. Holzgerüste<br />
wurden mit Matten aus Schilf bedeckt,<br />
diese mit außen herumgehenden und<br />
hineingebundenen Hölzern wie mit<br />
Reifen zusammengehalten. Das Dach<br />
ruhte zumeist auf dem Erdreich auf.<br />
Diese Hütten, manche von ihnen waren<br />
von beachtlicher Größe, kannten oft nur<br />
einen Raum, konnten aber auch durch<br />
eine leichte Zwischenwand in zwei Räume<br />
geteilt sein, wobei der vordere mit<br />
der Feuergrube zum Kochen, der rückwärtige<br />
zum Schlafen diente. Der Rauch<br />
zog durch die Wände und die Tür ab.<br />
Licht fiel einzig durch die offene Türe<br />
ein. Man schlief auf dem Boden. Verwandte<br />
Bauwerke finden sich in vielen<br />
archaischen Kulturen. Freilich waren die<br />
Fischer in der Gegend von Grado arm,<br />
bitter arm. Aber man kann sicher sein,<br />
dass sie stolz auf die von ihnen errichteten<br />
Hütten waren. In ihrer Materialität<br />
standen diese dem Textilen, dem<br />
Überwurf, der Kleidung noch sehr nahe.<br />
Moden kannten sie nicht. Die Schönheit<br />
ihrer Bauten verdankt sich vor allem dem<br />
Umstand, dass das Ästhetische mit dem<br />
Funktionalen in eins fiel. Wohnraum<br />
dieser Art verursachte keine wirklichen<br />
Kosten. Wer heute eine Wohnobjekt<br />
kauft oder für sich errichtet, arbeitet in<br />
der Regel ein halbes Leben dafür. Dies<br />
müsste so nicht sein. Freilich müsste<br />
man Wohnen anders denken, bedürfte<br />
Foto: Gerhard Klocker<br />
es anderer gesetzlicher Regulative. Es<br />
bedürfte einer anderen Architektur.<br />
Es fehlt nicht an Versuchen, Wohnobjekte<br />
erschwinglicher zu machen, tatsächlichen<br />
Bedürfnissen wie Einkommensverhältnissen<br />
entsprechend zu<br />
planen. Das Spektrum reicht von seriell,<br />
also industriell gefertigten, gut durchdachten<br />
Modulen bis hin zu Projekten,<br />
in denen Architekten bemüht sind, den<br />
Spagat zwischen geringen finanziellen<br />
Mitteln und Bedürfnissen zu schaffen.<br />
Spannend wird es allemal dort, wo<br />
man beginnt, für Massen zu planen, an<br />
Wohnraum denkt, der zahllosen Menschen<br />
gerecht wird oder gerecht werden<br />
könnte.<br />
Angelo Roventa hat sich als Architekt<br />
intensiv mit funktionalen Wohnobjekten<br />
beschäftigt. Als ein Beispiel sei<br />
ein von ihm in Hohenems realisiertes<br />
Wohnhaus aus Industriecontainern<br />
genannt: „Durch sehr niedere Baukosten<br />
– bei serieller Fertigung und logistischer<br />
Optimierung konnten sie auf 700<br />
Euro pro Quadratmeter gesenkt werden<br />
– und die unkomplizierte Addierungsbzw.<br />
Reduktionsmöglichkeit um weitere<br />
Raumzellen reagiert ein Bauwerk dieser<br />
Art rasch, erschwinglich und Ressourcen<br />
sparend auf sich verändernde Bedürfnisse<br />
in unterschiedlichen Lebensphasen.“<br />
In seinem Projekt smart_LIVINGU-<br />
NIT geht er einen Schritt weiter, verspricht<br />
dieses doch eine Multiplikation<br />
der Nutzfläche. Dank eines variablen<br />
Modulsystems, dessen Elemente sich<br />
von Hand oder maschinenbetrieben<br />
verschieben lassen, lässt sich ein und<br />
der selbe Raum wie die Bühne in einem<br />
Theater in kürzester Zeit umgruppieren.<br />
Da es im Gegensatz zum Theater<br />
keine Räume hinter, über oder unter<br />
der Bühne gibt, ist von der Nutzfläche<br />
jeweils jener Raum abzuziehen, den die<br />
komprimierten, gerade nicht verwendeten<br />
Module benötigen. Beispiel Wohnraum<br />
/ Tagfunktion: 60m2 Nutzfläche<br />
minus zusammengeschobene Elemente<br />
ergibt 40m2 Wohnfläche: „Komplettes,<br />
modulares, bewegliches Möbelsystem<br />
(Nassraum, Schlafzimmer, Wohnzimmer,<br />
Arbeitszimmer, Küche, alle Räume<br />
einschließlich der erforderlichen<br />
Abstellflächen) zur Errichtung einer<br />
vollwertigen Wohneinheit. Das modulare<br />
Möbelsystem gewährleistet aufgrund<br />
verschiedener Raumarrangements<br />
sämtliche Funktionen mit dem Komfort<br />
einer vollwertigen Wohneinheit.<br />
Die Funktionen können innerhalb der<br />
Wohneinheit simultan oder der Reihe<br />
nach aktiviert werden. Mit der sequenziellen<br />
Aktivierung gewinnen die gerade<br />
benutzten Funktionen die Fläche der<br />
nicht benutzten Funktionen dazu. Auf<br />
diese Weise kann die Nutzfläche bis auf<br />
das Vierfache vergrößert werden : (1.01)<br />
≤ (1.02)+(1.03)+(1.04)+(1.05) ≤ 4x(1.01).<br />
Bruttofläche: 60m2, Nettonutzfläche:<br />
54m2+40m2+44m2+41 m2+41 m2.“<br />
Das Bemühen, den verfügbaren Raum<br />
bestmöglich zu nutzen, ist in der Architekturgeschichte<br />
keineswegs neu. Man<br />
denke an hochklappbare Tische und<br />
Bänke in Bauernhäusern, an ausziehbare<br />
Betten, Wandschränke mit diesen<br />
oder jenen Funktionen und so fort. Im<br />
Gegensatz dazu denkt Angelo Roventa<br />
weniger an einzelne Möbelstücke, sondern<br />
an eine Art Wohnmaschine. Konsequenterweise<br />
verzichtet er auf Trennwände,<br />
die den Räumen eine bestimmte<br />
Funktion zuweisen. Er setzt auf eine Art<br />
Szenenabfolge, in den ein und derselbe<br />
Raum einmal als Arbeitsraum dient,<br />
dann wiederum als Liebesraum genutzt<br />
werden kann.<br />
Vergleichbare Systeme finden sich in<br />
Bibliotheken, in Museumsdepots oder<br />
in der Verwaltung. Angelo Roventa hat<br />
diesbezüglich Erfahrung, hat er doch eine<br />
Privatbibliothek realisiert, in deren Speicher<br />
sich eine lange Serie verschiebbarer<br />
Regalsysteme befindet. Diese Bibliothek<br />
setzt konsequent auf Funktionalität. Sie<br />
zeigt auch, dass die Zurücknahme von<br />
Gestaltungswünschen dem Individuellen<br />
höchst zuträglich sein kann.<br />
Stelle ich mir aber vor, in einer smart_<br />
LIVINGUNIT zu wohnen und zu arbeiten,<br />
dann würde sich die Frage nach meiner<br />
Bibliothek stellen. Wo brächte ich<br />
all meine Bücher unter? Das wäre kein<br />
Problem, lassen sich doch die Module<br />
bedürfnisorientiert zusammenstellen.<br />
Wer viele Bücher hat, benötigt mehr<br />
Bücherregalmodule. Zweifellos erfordert<br />
smart_LIVINGUNIT eine gewisse Disziplin,<br />
soll das System optimal genutzt<br />
werden. Brächte ich diese Disziplin auf?<br />
Auf jeden Fall würde Wohnen tendenziell<br />
zu Arbeit, was mich wieder zu den<br />
Fischerhütten von Grado zurückkommen<br />
lässt. Diese waren erschwinglich,<br />
setzten aber ein stetes beiläufiges Tun<br />
voraus. Wie die Bewohner dieser Hütten<br />
immer wieder damit beschäftigt waren,<br />
Schilfmatten zu flechten oder solche<br />
auszutauschen, so wäre ich als Nutzer<br />
einer smart_LIVINGUNIT-Einheit ständig<br />
genötigt, den Raum anlassgerecht<br />
umzustrukturieren. Freilich, käme kein<br />
Kunde, dann könnte ich auch bei nicht<br />
gemachtem Bett vor dem Bildschirm sitzen.<br />
Vilém Flusser hätte dieses Projekt<br />
wohl gefallen.<br />
smart_LIVINGUNIT ist aus mehreren<br />
Gründen ein höchst zeitgemäßes Projekt.<br />
Während die meisten Architekten<br />
davon leben, unverwechselbare Unikate<br />
zu schaffen, arbeitet Angelo Roventa an<br />
einem bestmöglich durchdachten und<br />
multiplizierbaren Objekt bzw. Wohnprodukt,<br />
welches für den Nutzer nicht allein<br />
finanzierbar sein, sondern ein breites<br />
Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten<br />
ermöglichen soll. Ob smart_LIVINGU-<br />
NIT zu einer Art „tätigem Wohnen“ führen<br />
oder eine weitere Form der Garagierung<br />
des modernen Menschen zur Folge<br />
haben wird, wird weniger von den Intentionen<br />
des Architekten als vom jeweiligen<br />
Nutzer wie vom gesellschaftlichen<br />
Umfeld abhängen, in dem sich dieser<br />
bewegt. Hätte es eine Garagierung zur<br />
Folge, dann würde es sich, folgt man<br />
Ivan Illich, wie beim Häuslbau letztlich<br />
um eine kostspielige Variante des Wohnens<br />
handeln: „Denn je besser durchgaragiert<br />
ein Menschendepot ist, je mehr<br />
Ansprüche jeder an die Ausstattung<br />
und den Betrieb aller Gehäuse stellt, in<br />
denen ihm seine Arbeit und Erziehung,<br />
seine Behandlung und Belustigung verabreicht<br />
werden können, um so mehr<br />
Rettungswagen, Polizei und Putzmannschaften<br />
benötigt die Stadt. Wie John<br />
Turner schon vor 20 Jahren gezeigt<br />
hat, läßt sich diese Krise nur durch die<br />
wirksame Anerkennung des Rechtes auf<br />
tätiges Wohnen lösen. Aber diese Art<br />
des Wohnens kann man einfach nicht<br />
verordnen: Sie ist zutiefst mit dem Träumen<br />
und Imaginieren von Raum und<br />
Bewegung, von Atmosphäre und Wasser<br />
verbunden.“ Das Problem liegt weniger<br />
in der manifesten Architektur als in der<br />
Tatsache, dass Wohnen in einem hohen<br />
Maß mit Bedeutungen aufgeladen ist,<br />
mit Paarungs- und Nestverhalten ebenso<br />
zu tun hat wie mit Prestige und anderem.<br />
Bei Waschmaschinen hat kaum<br />
niemand Mühe mit einem Massenprodukt.<br />
Bei Häusern oder Wohnräumen<br />
ist das anders. Paradoxerweise hat die<br />
Betonung des Individuellen schnell eine<br />
Gleichförmigkeit zur Folge, wird das<br />
Individuelle nur allzuschnell als Zeitgeschmack<br />
enttarnt.<br />
Angelo Roventas smart_LIVINGUNIT<br />
überzeugt in vielerlei Hinsicht, bedarf<br />
aber der Entwicklung, nicht viel anders<br />
als bei einem Auto. Gefragt wären Unternehmen,<br />
die dazu beitragen, solche Projekte<br />
hinsichtlich ihrer Materialität und<br />
Nutzung zur Serienreife zu bringen.<br />
Dies geht nicht ohne bewohnte Prototypen.<br />
Die ansprechendste Grukenraspel<br />
kann sich beim Gebrauch als unpraktisch<br />
erweisen. Man kann sie wegwerfen.<br />
Eine Wohnung wechselt man nicht<br />
so schnell. Deshalb muss man Erfahrungen<br />
von Nutzern oder Bewohnern<br />
sammeln. Genaugenommen müsste das<br />
Projekt in Zusammenarbeit mit einem<br />
Unternehmen als Forschungsprojekt<br />
eingebracht werden, tangiert es doch<br />
neben der Frage einer möglichst effizienten<br />
Raumnutzung zahlreiche andere<br />
Aspekte, angefangen von innovativen<br />
Technologien bis hin zum Wohnverhalten,<br />
welches sich durchaus ändert und<br />
weiter ändern wird.<br />
Bernhard Kathan, Kunsthistoriker,<br />
Autor und Künstler in Insbruck
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU<br />
<strong>ST</strong>/A/R 27<br />
Optimization<br />
Takes Command<br />
Angelo Roventa’s Wohnmaschine<br />
applies a principle—and a mechanism—that<br />
is borrowed from a commercially<br />
available pre-manufactured<br />
industrial product: the high-density<br />
mobile storage system that is quite common<br />
in large archives, libraries, offices,<br />
and warehouses. The principle behind<br />
this product is quite simple: the ratio<br />
of useable storage space to circulation<br />
space increases drastically when storage<br />
cabinets can be moved sideways along a<br />
track such that only a single access aisle<br />
is ever open between any two cabinets at<br />
any given time. Space is completely optimized<br />
in such a system since circulation<br />
space (that all-important difference<br />
between net and gross) is reduced to<br />
only the location at which it is actually<br />
needed.<br />
The Wohnmaschine transfers this principle<br />
to the domestic realm, not in order<br />
to increase storage capacity or reduce<br />
circulation space, but rather to enable<br />
domestic “rooms” to be enlarged and<br />
reduced as needed. Instead of storing<br />
files or documents that are rarely consulted,<br />
the Wohnmaschine’s mobile<br />
cabinets contain home furnishings<br />
which are used on a daily basis: there<br />
are cabinets containing beds, others<br />
containing a desk and bookshelf, and<br />
others wardrobes. Immobile cabinets at<br />
each end contain the “wet” functions of<br />
bathroom and kitchen. A generous lateral<br />
space from which the elastic rooms<br />
are accessed serves as the more public,<br />
multi-use living and dining room. All<br />
this allows, just as it does in archives and<br />
offices, for much fewer square meters to<br />
deliver the same level of performance. A<br />
saving of square meters entails a saving<br />
of construction material, energy, maintenance<br />
and, of course, cost. Space is<br />
money too.<br />
The idea of space as something to be<br />
optimized probably worries some architects.<br />
I can think of more than one<br />
academic who would very likely disapprove<br />
of the Wohnmaschine’s optimization<br />
ethos. Their refrain goes something<br />
like “optimization only serves capitalism<br />
and instrumental rationalism, which<br />
architects must resist.” But isn’t the<br />
proposal of a real, viable, and yes, financially<br />
feasible alternative to business-asusual<br />
more constructive and effective in<br />
implementing change than mere resistance?<br />
The interesting thing about the<br />
Wohnmaschine is precisely that it withstands<br />
some of the typical criticisms levelled<br />
at architects by the more conservative<br />
building industry. For example, the<br />
Wohnmaschine does not rely on any expensive<br />
yet-to-emerge technologies: the<br />
high-density mobile storage system has<br />
been around for decades. Which raises<br />
an obvious question: how is it that no architect<br />
has thought of this until now?<br />
The clues have been there all along. What<br />
is the most oft-repeated client criticism of<br />
architect-designed housing? “There isn’t<br />
enough storage space for all my stuff!”<br />
(“Hey, this is my way of forcing you to<br />
become less materialistic!”) It was a comedian<br />
and not an architect who gave us<br />
what is arguably the most accurate definition<br />
of a house: George Carlin and his<br />
famous line “a house is where you keep<br />
your stuff while you run around getting<br />
more stuff.” In a consumer society, a<br />
house becomes a storage depot of sorts,<br />
and storage technology is exactly what<br />
makes the Wohnmaschine possible.<br />
But storage technology is applied in the<br />
Wohnmaschine in order to elastically<br />
accommodate the activities of everyday<br />
life in less space; it is not about storing<br />
goods per se. The Wohnmaschine’s adhoc<br />
use of a pre-manufactured commercial<br />
product recalls Charles Jencks and<br />
Nathan Silver’s 1972 book Adhocism:<br />
The Case for Improvisation, which celebrates<br />
a DIY hippy-culture of makingdo-and-getting-by<br />
with the goods of an<br />
overabundant consumer society. Although<br />
some of the mobile cabinets are<br />
indeed used for storage, their larger purpose<br />
in the Wohnmaschine is to act as<br />
mobile partitions. In fact, if there is one<br />
thing the Wohnmaschine possibly lacks<br />
it is, ironically, storage space.<br />
An important limitation of the Wohnmaschine<br />
idea is that it is really only<br />
suitable for singles or couples at most;<br />
certainly not large families (“Mommy:<br />
Hans is shrinking my bedroom again!”).<br />
The Wohnmaschine demands consensus<br />
when there are multiple dwellers in<br />
its interior, something that is increasingly<br />
difficult to achieve in these postmodern<br />
times. Flexibility, which has<br />
been the dream of countless architectural<br />
utopias, is a double-edged sword,<br />
since it is also potentially a cause of disagreement<br />
and difference. Perhaps the<br />
Wohnmaschine is ideally a bachelor machine.<br />
But then again, households have<br />
become much smaller and taken on diverse<br />
forms in the last three to four decades,<br />
with “singles” forming one of the<br />
fastest-growing market segments. Small<br />
households must still all-too-often settle<br />
in relatively larger dwellings if they want<br />
all the comforts of a modern home. The<br />
Wohnmaschine makes it possible for<br />
smaller households, especially singles,<br />
to occupy significantly less space without<br />
sacrificing comfort. In the end, the<br />
Wohnmaschine optimizes quantity for<br />
the sake of quality.<br />
When I studied architecture in Canada,<br />
one of the early design projects that we<br />
were assigned involved randomly picking<br />
three pre-manufactured construction-industry<br />
products out of “Sweet’s<br />
Construction Catalogue” and combining<br />
them in such a way that put them<br />
to new, never before imagined uses. The<br />
project was all about eschewing artsand-crafts<br />
values in favor of bricolage<br />
and “adhocism”. I vaguely remember<br />
picking automatic garage doors, Pirelli<br />
rubber flooring and barbed wire, and<br />
transforming those into some sort of<br />
architectural sado-masochistic contraption<br />
(what else?). After seeing Angelo’s<br />
invention, I now really wish I had picked<br />
high-density mobile storage systems as<br />
one my three products, and that my attitude<br />
had not been so cocky back then.<br />
There is the remote possibility that just<br />
maybe I might have thought of the<br />
Wohnmaschine first.<br />
Rafael Gómez-Moriana is an architect,<br />
educator and writer based in Barcelona.<br />
Rafael Gómez-Moriana is an architect,<br />
educator and writer based in Barcelona.<br />
Ich ahnte noch nichts bevor ich Angelo<br />
Roventa im Keller von Carturesti, Bukarest,<br />
getroffen habe. Bilder waren mir<br />
bekannt, aus einem kurzen Artikel aus<br />
Dornirn.<br />
Aber erst als der Film losging, und die<br />
Teile sich bewegten, ist mir klar geworden<br />
daß hier über Raumnutzung mit<br />
einer ganz anderen Sprache gesprochen<br />
wird. Ich hatte den Eindruck als hätten<br />
wir, Architekten, bis heute noch nie so<br />
einen riesigen sozialen Beitrag gehabt.<br />
Es ist mir auch klar geworden daß es<br />
der Anfang sein kann für unendlich<br />
weitere Möglichkeiten, ähnlich wie Edison’s<br />
Gewinde für unendlich viele Glühbirnen.<br />
Klaus Birthler, Achitekt in Reghin, Siebenbürgen,<br />
Rumänien<br />
Dem (Wohn-)<br />
Raum Beine<br />
machen<br />
Was tun, wenn massenhaft Singles<br />
und Pärchen auf den Wohnungsmarkt<br />
drängen, die im trauten Heim<br />
das Glück allein nicht finden können,<br />
weil das Ersparte von „P&M“ in Meinl´s<br />
European Land, oder sonstwo versickert<br />
ist? Zeltstädte in der Donaustadt errichten<br />
oder gar im Lainzer Tiergarten?<br />
Die Hietzinger Bürgerschaft würde<br />
dies nur schwer verkraften, die Ruhe<br />
bedürftige. Zurück zur Natur, wäre eine<br />
Möglichkeit, abseitigere Landstriche<br />
Mitteleuropas haben eine wahre Entvölkerung<br />
hinter sich. Demoskopische<br />
Studien belegen allerdings, Urbanität<br />
ist gefragter denn je. Ich steh auf Berlin:<br />
Zeithistorische Schnittsstelle zwischen<br />
Ost und West, Land und Strich der<br />
unbegrenzten Möglichkeiten, soziokultureller<br />
Thinktank des 21 Jahrhunderts.<br />
Von der gesellschaftlichen Vereinzelung<br />
ist die Stadt an der Spree freilich nicht<br />
verschont geblieben. Auch als last Exit<br />
zur cheap Flat fällt Berlin zunehmend<br />
aus, weil der dortige Immobilienmarkt<br />
einfach zu stark nach Geld riecht.<br />
„Die topologische Idee“, so der Philosoph<br />
Peter Sloterdijk, „dass jedes Individuum<br />
einem eigenen Raum zugeordnet<br />
wird, ist in Europa unter religiösen<br />
Prämissen bereits seit dem Klosterbau<br />
des frühen Mittelalters verbreitet: In<br />
der Klosterzelle wird der Einzelne aus<br />
der übrigen Gesellschaft herausgenommen.<br />
In dieser Hypervereinzelung baut<br />
er eine starke Beziehung zu einem absoluten<br />
Mitbewohner der Zelle auf, der<br />
niemand anderes ist als der Gott des<br />
Monotheismus. Heute beobachten wir<br />
in den Metropolen der westlichen Welt,<br />
dass 60 Prozent der Haushalte von Alleinlebenden<br />
geführt werden. Jedoch<br />
hat sich das Alleinsein gänzlich säkularisiert:<br />
Wir ziehen uns nicht in unsere<br />
Wohnungen zurück, um zu beten.<br />
Heutige Appartements sind vernetzte<br />
Weltinseln, von denen aus man überall<br />
hin navigieren kann.“<br />
Der Architekt Angelo Silviu Roventa<br />
geht noch einen Schritt weiter. Mit<br />
der elasic_livingunit, hat Roventa ein<br />
(Wohn-) Raumkonzept entwickelt, bei<br />
dem die raum-zeitliche Nutzungskomponente<br />
als Variable Einzug gehalten<br />
hat. Als Maschine konzipiert, holt die<br />
flex_livingunint mehr Raum aus den<br />
zur Verfügung stehenden Quadratmetern,<br />
indem die zeitliche Nutzung flexibilisiert<br />
wird. Spare in der Zeit, dann<br />
hast du in der Not gilt nicht mehr, seit<br />
Otto Normalverbraucher zum Melkvieh<br />
der Börsenspekulanten gemacht wurde.<br />
Nutze Deine Räumlichkeitnen effizient,<br />
dann hast Du weniger Platzangst, veheißt<br />
Roventa´s (Wohn-) Raumstudie,<br />
die ab 1. Dezember 2009 im MAK®<br />
Wien vorgestellt wird.<br />
Technisch betrachtet ist Roventas Prototyp<br />
ein System von Einbauschränken<br />
und -geräten, auf Schienen gestellt.<br />
Trennwände fallen weg, die aufwändige<br />
Installation von Zimmerheizaggregaten<br />
ebenso, da die Räume von einer Längsseite<br />
aus begehbar gehalten werden, die<br />
gleichzeitig auch für Wärme- und Lichteinfall<br />
sorgt. Sämtliche Einrichtungen<br />
und Geräte sind normal zur Raumflucht<br />
platzsparend verbaut, flexibel verkabelt,<br />
verrohrt und verdrahtet.<br />
Angetrieben durch Muskelkraft, später<br />
vielleicht auch per Elektrosteuerung<br />
wird der Raumbedarf dort vergrößert,<br />
wo das zentrale Interesse der Tagesgestaltung<br />
liegt. Nach dem Aufstehen<br />
wird z.B der Platz im Wohnzimmer<br />
verringert, der im Bad vergrößert. Kommen<br />
abends Gäste, werden Bade- und<br />
Schlafzimmer verkleinert, das Wohnzimmer<br />
vergrößert. Die Toilette mit<br />
Handwaschbecken ist so angebracht,<br />
dass sie auch bei vollständig verkleinertem<br />
Badezimmer benutzbar bleibt.<br />
Ähnlich der Frankfurter Küche von<br />
Margarethe Schütte-Lihotzky, die der<br />
Ergonomie, einem Spannungsfeld, aus<br />
der industriellen Fließbandarbeit der<br />
20er Jahre, größtes Augenmerk geliehen<br />
hat, wird die industrielle Automatisation<br />
bei Roventas elasic_livingunit<br />
noch spannende Inputs liefern. Als<br />
Gewohnheitstier gestaltet der Homo<br />
Civilis seinen Alltag regelmäßig, ritualisiert<br />
sogar bestimmte Verrichtungen<br />
nach der Zeit. Mit den notwendigen<br />
Tools aus den Baukästen der industriellen<br />
Automatisation ist es möglich,<br />
das Wohnen in der Unit dergestalt zu<br />
optimieren, dass die räumliche Anpassung<br />
an den zeitlichen Nutzungsfall nahezu<br />
unbemerkt erfolgt.<br />
Ideal erscheint Roventas Entwurf<br />
besonders für Einzelunternehmer oder<br />
Teleworker, die daheim, im Wohnbüro
Städteplanung / Architektur / Religion Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU <strong>ST</strong>/A/R 29<br />
den privaten, wie den beruflichen Alltag<br />
verbringen. Während der Arbeitszeit<br />
wird das Büro ausgefahren, das nach<br />
Feierabend zu Gunsten von Küche und<br />
Wohnzimmer verschwindet. Interessant<br />
scheint die Nutzung der elasic_livingunit<br />
auch im Rahmen gewerblicher<br />
Anwendung. So kann die Büroimmobilie<br />
im Handumdrehen zum Konferenzzimmer<br />
umfunktioniert werden,<br />
der Schankraum ein intimes Extrazimmer<br />
erhalten, oder die Maschinenhalle<br />
je nach Saison um einen Lager- oder<br />
Verwaltungsraum ergänzt werden.<br />
Noch gar nicht abzusehen sind die Entfaltungsmöglichkeiten<br />
im Hotellerieund<br />
Wellnessbereich.<br />
Besonders interessant scheint die Erkenntnis,<br />
dass der Quadratmeterbedarf für<br />
Mehrzimmerwohnen in der elasic_livingunit<br />
wesentlich geringer ausfällt als<br />
bei herkömmlichen Wohneinheiten.<br />
Im Rahmen von insgesamt 25 Studien<br />
hat Roventa u.a. nachgewiesen, dass<br />
dieses System bereits auf <strong>23</strong> Quadratmetern<br />
eine voll funktionsfähige Mehrzimmerwohung<br />
ermöglicht. Auch der<br />
Zugewinn an Stauraum ist enorm.<br />
Wer am Ende den größten Nutzen aus<br />
einem derartigen (Wohn-)Raumsystem<br />
ziehen kann werden Simulation und<br />
Protoyping zeigen. Erste Ambitionen<br />
bezüglich Probewohnen sind bereits in<br />
Planung. Sicher ist das Wohnen in der<br />
elasic_livingunit billiger als im herkömmlichen<br />
Sinn. Schon jetzt, so Roventa,<br />
betragen ersten Berechnungen zur<br />
Folge die Einsparungen gegenüber der<br />
Errichtung einer herkömmlichen Wohnung<br />
mindestens zehn Prozent.<br />
Gerald Kofler, Freieberuflicher<br />
Fotograf und Journalist, sowie<br />
Pressetexter und TV-Reporter<br />
After a long career in architectural<br />
design and teaching I thought no<br />
novelty or innovations were possible.<br />
However, Mr. Angelo Roveta took me<br />
by surprise with his new concept of the<br />
organization of the living space, which<br />
he no longer defines by walls or ceilings<br />
but by sliding and coupling four pieces<br />
of furniture. The idea of their combinations<br />
results in various types of zoning<br />
of functions so as within 60 sq m you<br />
can enjoy, if you want, variable spaces<br />
for a living room, a bedroom, a kitchen<br />
and a space for your own hobbies. Witnessing<br />
this extremely simple and comfortable<br />
operation meant to configure<br />
rooms, I realized that the flexibility of<br />
the interior space is no longer an utopian<br />
but a practical idea. I do believe that<br />
both professionals and laymen will find<br />
the answers they were looking for in this<br />
possible model of dwelling.<br />
Prof. Dr. Arch. Mircea Ochinciuc<br />
Chairman of Bucharest Branch of the<br />
Chamber of Architects<br />
Angelo Roventa -<br />
Die Macht der<br />
Qualität<br />
Als Angelo Roventa bei der Ausstellungseröffnung<br />
im Vorarlberger<br />
Architekturinstitut an der elastic-livingUnit<br />
kurbelte, war ich von dem Modell<br />
und der Idee des elastischen Wohnens<br />
sofort begeistert. Ich erinnerte mich an<br />
meine Studentenbude in Hamburg, als<br />
ich dorthin von der Universität Tübingen<br />
wechselte. Das Zimmer hatte ich in den<br />
Semesterferien in einer grossbürgerlichen<br />
Wohnung gefunden und gemietet.<br />
Es war bis zu der 2 m 80 hohen Decke<br />
vollständig unmöbliert und so entwickelte<br />
ich zerlegbares Mobiliar aus Stahlträgern,<br />
schienen und Holzplatten. Alles<br />
musste in einen Kleinwagen passen und<br />
in den Norden transportiert werden. Als<br />
das Zimmer mit Kleiderschrank, Arbeitstisch,<br />
Bücherregalen, Bett und Bettkasten<br />
brauchbar eingerichtet war und die Vorlesungen<br />
begonnen hatten, da eröffnete<br />
IKEA ein Möbelhaus in Hamburg.<br />
Wie praktisch wäre es gewesen, hätte<br />
man für die nächsten Semester die passenden<br />
und notwendigen Einheiten einer<br />
elastic-livingUnit vor Ort ausleihen und<br />
das Zimmer geräumig elastisch einrichten<br />
können? Vielleicht hätte ich Teile des<br />
Systems auch gekauft und dann an den<br />
dritten Hochschulort mitgenommen.<br />
Dort war ich wissenschaftlicher Assistent<br />
und hatte eine Wohnung mit zwei Zimmern<br />
gemietet, diese und die Küche waren<br />
wiederum leer. Neues Spiel in einer<br />
anderen Qualitäts- und Preisklasse, in der<br />
Retrospektive aber auch Vergeudung von<br />
Ressourcen.<br />
Jeder Raum- und Stadtplaner wettert gegen<br />
Auswuchern und Zersiedeln und<br />
fordert Dichte im Wohnbau. Sollten dann<br />
die mittels CAD multiplizierten Grundrisse<br />
mit XXL-Tinneff aus dem Möbelhaus<br />
voll gestopft werden? Passt sich der<br />
Raum dem Mobiliar oder die Möbel dem<br />
Grundriss an? Gesellt sich zur wohnräumlichen<br />
Immobilität noch geistige<br />
Schwerfälligkeit?<br />
Nein, jetzt werden die Schnarchnasen<br />
von dem Konzept und den Ideen, die in<br />
der elastic-livingUnit stecken, aufgerüttelt.<br />
Angelo Roventa zeigt Möglichkeiten<br />
knappes Gut, räumlich und pekuniär, zu<br />
nutzen. Ich sehe voraus, dass die elasticlivingUnit<br />
in verschiedensten Varianten<br />
und Preisklassen angeboten wird.<br />
Zum Kaufen oder zum Mieten, vielleicht<br />
auch von Franchisenehmern vertrieben,<br />
installiert und gewartet. Die<br />
Elemente können aufgefrischt, bei Bedarf<br />
erneuert, erweitert, neu dekoriert<br />
werden. Vollholz, Pressholz, Rattan,<br />
Metall, Carbon, Textil. Recyklierbar auf<br />
jeden Fall. Mit den Bedürfnissen wachsend<br />
und auch schrumpfend.<br />
Es gibt noch so viele faszinierende<br />
Aspekte des elastischen Wohnens,<br />
die Präsentation im Museum für angewandte<br />
Kunst wird begeistern und<br />
helfen die Gedanken und Überlegungen,<br />
die in der elastic-livingUnit stecken,<br />
umgehend zu realisieren.<br />
Ich glaube an die Macht der Qualität.<br />
Danke Angelo Roventa für Deinen<br />
Anstoss und das Wagnis, das erste<br />
1:1-Modell der elastic-livingUnit zu finanzieren!<br />
Jörg H. Knapp<br />
Dr.-Ing. Jörg H. Knapp ist Raumxperte<br />
Die elastische<br />
Wohnung<br />
Architekten versuchen sich gern am<br />
Design; oft aber entspringt diese<br />
Liebe entweder einem Willen zur totalen<br />
Form, der jedes letzte Möbel in<br />
einem Haus als Bestandteil der Architektur<br />
versteht, oder einem allesfressenden<br />
Kunstwollen. Diesem letzten<br />
Fall entspringen so viele der willkürlichen<br />
Objekte der heutigen Stararchitekten.<br />
Angelo Roventas Wohnkonzept ist ein<br />
Werk in der besten Tradition der Moderne:<br />
nicht “modern style”, sondern<br />
ein Versuch, Antworten für soziale<br />
Probleme zu finden, so wie ehemals<br />
die Frankfurter Küche oder andere<br />
Bauhausprodukte. Eigentlich sollte<br />
man statt Design oder Innenarchitektur<br />
eher von Architektur im kleinen Massstab<br />
sprechen, denn hier handelt es sich<br />
um das Schaffen von Raum; und das<br />
auch im engsten Sinne des Wortes. Aus<br />
einem Appartement werden unendlich<br />
mehrere. Gerade für ein Land wie Rumänien,<br />
in dem Wohnungsnot herrscht<br />
und fast alles dem privaten Markt überlassen<br />
wird, könnte ich mir eine Förderung,<br />
von der öffentlichen Hand gelenkt,<br />
vorstellen.<br />
Stefan Ghenciulescu, Architekt und<br />
Chefredakteur der Zeitschrift Arhitectura<br />
Elastische<br />
Wohnung im MAK<br />
Ausreichend Platz auf überraschend<br />
kleinem Raum. Das bietet das bewegliche<br />
Modulsystem von Angelo<br />
Roventa, Architekt in Dornbirn. Die<br />
Wohnrevolution aus Vorarlberg kommt<br />
mit der Ausstellung „Das Spiel der<br />
Mächtigen“ von 1. Dezember 2009 bis<br />
10. Jänner 2010 ins MAK nach Wien.<br />
Raiffeisen in Vorarlberg ist stets offen<br />
für innovative Wohnideen. Deshalb<br />
sponsert Raiffeisen mit seinem Internetportal<br />
www.bauen-in-vorarlberg.at<br />
den aufwändigen Auftritt in Wien.<br />
Das Ziel haben Raumplaner und Architekten<br />
ebenso wie Philosophen bereits<br />
angedacht: Wir fragen uns, warum es<br />
denn nicht einfach Grundrisse gibt, die<br />
man jetzt so und nachher anders nutzen<br />
kann, indem man beispielsweise die<br />
Möbel wegrückt. Und wo eine Küche<br />
eben dann eine Küche ist, wenn man<br />
sie benötigt; ansonsten ist sie weder da<br />
noch eine Küche Als Deutschlands Paradephilosoph<br />
Peter Sloterdijk das im<br />
Februar 2009 im Gespräch mit dem<br />
Architekten Werner Sobek formulierte<br />
(Zeitschrift fair, Nr. 04/I-2009), hatte<br />
Angelo Roventa sein Patent bereits angemeldet,<br />
das genau diesem Grundsatz<br />
folgt: Wird die Küche nicht benötigt, so<br />
gibt es sie nicht.<br />
elastic_LIVINGUNIT, das bewegliche<br />
Modulsystem, hat etliche Vorbilder. Sie<br />
finden sich beispielsweise in den Arbeiten<br />
von Angelo Roventa wie Archive und<br />
Bibliotheken, wo Aktenschränke mit<br />
Kurbeln verschoben werden, oder auf<br />
Theaterbühnen mit ständig wechselnder<br />
Kulisse. Dieses Konzept verschiebbarer<br />
Wohnungselemente ist gewiss<br />
nicht auf Großfamilien zugeschnitten.<br />
In unseren Städten wohnen aber inzwischen<br />
bis zu 60 % der Menschen als<br />
Single und nutzen Schlafzimmer und<br />
Küche nie gleichzeitig. So schafft es<br />
Angelo Roventa, die tatsächlich vorhandene<br />
Nutzfläche auf das bis zu Vierfache<br />
an Netto-Wohnfläche zu erweitern.<br />
Stehen 46 m2 zur Verfügung, so lassen<br />
sich insgesamt 190 m2 nutzen. Nicht<br />
gleichzeitig natürlich, aber eben in unterschiedlicher<br />
Verwendung. Sind 54<br />
m2 Nutzflache vorhanden, so ergeben<br />
die darin bewohnbaren Flachen insgesamt<br />
220 m2 eine gewiss sehr großzügig<br />
geschnittene Wohnung.<br />
Selbstverständlich eignet sich elastic_<br />
LIVINGUNIT sowohl für Neubauten als<br />
auch bei Sanierungen.<br />
Vorstandsdirektor Dr. Johannes Ortner<br />
von der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg<br />
zeigte sich bei einer Führung beeindruckt.<br />
Als DIE Vorarlberger Wohnbau-Bank<br />
stets offen für kreative Ideen<br />
rund ums Wohnen und Bauen war die<br />
Beteiligung an der Ausstellung im Museum<br />
für Angewandte Kunst rasch vereinbart.<br />
Dort lädt die Elastische Wohnung also<br />
bis 10.01.2010 zum Probesitzen ein,<br />
in einem Wohnzimmer, das Sekunden<br />
später bereits einem Schlafzimmer Platz<br />
macht oder dem Badezimmer, alle in erstaunlich<br />
großzügigem Raumschnitt.<br />
Vorarlberger Raiffeisenlandesbank.<br />
Extraordinar de interesant si lipsit<br />
de complexe. Proiectul lui Angelo<br />
Roventa merita sa fie cunoscut pentru ca<br />
trebuie construit! Avem nevoie de el.<br />
Ausserordentlich interessant und hemmungslos.<br />
Es lohnt sich das Projekt<br />
von Angelo Roventa gesehen zu haben,<br />
denn es muss gebaut werden ! Es wid gebraucht.<br />
Serban Sturdza – Architekt und Präsident<br />
der rumänischen Architektenkammer<br />
Arhitectul si<br />
banca geto-daca<br />
Birocratia, spagile, indolenta si<br />
dezinteresul caracterizeaza statul<br />
feudal pe care trebuie sa-l rogi ca<br />
sa te lase sa investesti.<br />
Ieri-dimineata am plecat devreme, cu<br />
treaba, catre Geneva, urmând ca dupa-amiaza<br />
sa ajung la Londra. De câteva<br />
saptamâni, un fost “boboc” de-al meu,<br />
între timp mare arhitect, cu multe case<br />
în spate, publicatii în reviste de specialitate,<br />
premii la concursuri si activitate<br />
didactica in domeniu de arhitectura, ma<br />
tot cheama sa trec pe la el sa-mi faca o<br />
surpriza. Sa-mi arate ceva foarte interesant.<br />
Asa ca, în drum, am aterizat în Elvetia,<br />
la St. Gallen. Un sfert de ora mai<br />
târziu eram în Austria, într-un orasel<br />
din Vorarlberg.<br />
Acolo, la o expozitie de arta moderna,<br />
era prezentat prototipul unei lucrari a<br />
1. Dialogforum<br />
Bringt smart_LIVINGUNIT<br />
Potential für Interesse | konkrete<br />
Ideen | Kooperation mit,<br />
zur Weiterentwicklung und<br />
Förderung?<br />
Leitung: Brigitte Bösch<br />
Teilnehmer: Jörg Knapp, Angelika Würbel,<br />
Lothar Hinteregger, Willi Hagleitner,<br />
Gerhard Kilga, Cornelia Thomberg,<br />
Angelo Roventa, Karin Luger, Heiko<br />
Moosbrugger, Wilfried Bertsch, Erich<br />
Mayer, Marina Hämmerle<br />
Die smart_LIVINGUNIT wird durch<br />
Angelo Roventa vorgestellt.<br />
Die Methode des strategischen Dialogs<br />
wird durch Brigitte Bösch kurz erläutert:<br />
Es gibt nicht: Status Rolle Hierarchie<br />
maestrului Angelo Roventa, fostul meu<br />
student. Era vorba de o locuinta care, în<br />
54 de metri patrati, prin miscarea echipamentelor<br />
si a elementelor de separare,<br />
obtinea calitatea functionala a unui<br />
spatiu de 220 de metri patrati. Cu un<br />
living-room de 45 m, o bucatarie care<br />
putea si ea deveni oricât de mare îti doreai,<br />
o sufragerie, un dormitor si o baie<br />
cu un jacuzzi enorm, amândoua cam de<br />
aceeasi dimensiune cu living-roomul. La<br />
toate astea trebuie adaugate spatii de depozitare<br />
de vreo 10 metri patrati, ceea ce<br />
pentru un apartament de doua camere e<br />
absolut suficient. O arhitectura dinamica,<br />
cu spatii adaptabile în timp. Si, mai<br />
ales, toate astea ar putea sa coste vreo<br />
30.000 de euro apartamentul si pâna în<br />
20.000 de euro mobilierul.<br />
Cu o finantare pe termen lung este oricum<br />
o solutie mult mai eficienta decât<br />
„Prima Casa“. I-am spus pe loc da. Facem<br />
împreuna în România proiectul<br />
asta, dar nu trebuie sa ne ia mai mult de<br />
sase pâna la noua luni. Stiind câte ceva<br />
despre ce se întâmpla în tara, prietenul<br />
meu mi-a spus repede: „Termenul curge<br />
de la autorizatia de construire!“ Evident,<br />
avea dreptate. Birocratia, spagile,<br />
indolenta si dezinteresul caracterizeaza<br />
statul feudal pe care trebuie sa-l rogi ca<br />
sa te lase sa investesti. Si totusi o sa-l facem.<br />
Asta-i diferenta dintre programele<br />
guvernamentale neghiob-birocratice si<br />
initiativa privata. Am plecat mai departe<br />
în treaba mea, urmând sa ne întâlnim<br />
peste câteva zile la Bucuresti.<br />
Pe mine ma supara mai rau si mi-e rusine<br />
ca prietenul meu, românul, profesor<br />
austriac de arhitectura, nu si-a luat<br />
banii pe o lucrare de interes public pe<br />
care a finantat-o singur, desi nu e un<br />
om bogat. A construit la Iasi o sala care<br />
sa functioneze atâta vreme cât batrânul<br />
Teatru National de acolo se afla în restaurare.<br />
Era facuta în aceeasi idee, de a<br />
rezolva ieftin o problema a comunitatii.<br />
Asta înseamna, cred, a fi patriot.<br />
Dinu Patriciu, Arhitect<br />
WOHN-U-TOPIE im vai<br />
Haltung: Offenheit und Interesse<br />
Gesprächsregeln: Zuhören Artikulieren<br />
Respektieren<br />
Bertsch : S_LU ist eine Form des Wohnens,<br />
die dem Zeitgeist entspricht, ein<br />
Quantensprung im flexiblen Wohnen.<br />
„Beweg ich mich durch die Wohnung,<br />
oder bewege ich den Raum?“<br />
Mayer: Neue Modelle, innovative Dinge<br />
entstehen, doch die Infrastruktur im Umfeld<br />
hinkt nach, vor allem durch Gesetze.<br />
Hämmerle: Mit S_LU wurden Schwellen<br />
überwunden, viele Menschen wären<br />
nicht in die Ausstellung gekommen.<br />
Mayer: Interessant ist der Kostenaspekt:<br />
wie groß sind die Minderkosten: Raum<br />
ohne Zwischenwände und die Mehrkosten:<br />
gegenüber herkömmlicher Möblierung,<br />
Beweglichkeit<br />
Roventa: Beim Prototyp sind die Kosten<br />
nicht repräsentativ. Es muss noch opti-<br />
miert, korrigiert, verändert werden, es ist<br />
mitten in der Entwicklung. Theoretisch<br />
wurden die realen Kostenersparnisse<br />
von Roland Wehhinger, Büro Hermann<br />
Kaufmann, durchgerechnet. Berücksichtigt<br />
wurden: Heizkörper, Licht, Platzbedarf<br />
durch elastisches Wohnen, Abstellkapazität,<br />
Lagerraum, Innenwände und<br />
s_LU lag 10% unter der herkömmlichen<br />
Wohnung.<br />
Hagleitner: Kostenangaben sind ihm zu<br />
wage. Interessant wird s_LU für Startwohnungen<br />
– mehr Raum, Fläche, Qualität.<br />
Um sich einlassen zu können braucht<br />
er präzisere Angaben zu den Kosten im<br />
Vergleich mit schon bestehenden Projekten,<br />
z.B. Rheinstraße. Mit dem Prototyp<br />
könnte man jetzt Erfahrungen sammeln,<br />
ausprobieren, bewohnen. Weiterüberlegen<br />
in größeren Wohnverbänden, wie<br />
funktioniert sie mit zwei Generationen.<br />
Hinteregger: Was kann die Wohnbauförderung<br />
dazu tun um dies in die Praxis<br />
umzusetzen. Es braucht Anhaltspunkte<br />
für gemeinnützige Bauträger, für Wartungskosten<br />
im laufenden Betrieb. Wieweit<br />
kann man das in der Praxis testen,<br />
Erfahrungen sammeln. Sind es ältere<br />
Menschen oder Junge, die darin Wohnen?<br />
Man bräuchte 20-30 Einheiten<br />
in denen das ausprobiert werden kann.<br />
Wird es angenommen?<br />
Angelika Würbel: Für sie ist es ein faszinierendes<br />
Projekt, vor dem man als staunendes<br />
Kind stehen kann. Entspricht es<br />
dem Zeitgeist? Der karge Aspekt: Es riechen<br />
alle Räume gleich, hat ein solcher<br />
Raum Möglichkeiten, ihn persönlich zu<br />
gestalten? Wird zu viel vorgegeben? Zu<br />
funktional?<br />
Hämmerle: Stellt sich vor: 300 Units in 3<br />
Jahren gibt es die LU Kommune. Die Möblierung<br />
ist weiter entwickelt, wenn man<br />
umzieht, bleiben Teile in der Wohnung,<br />
andere Teile kann man mitnehmen. Sie<br />
ist individualisiert. Die Oberflächen kann<br />
man nach unten denken, downgraden,<br />
einfache Platten, selbst lackiert, oder<br />
hightech – Oberflächen, die noch mehr<br />
können, digitalisiert – Bilder, andere<br />
Welten, das Fenster nach draußen.<br />
Bertsch: Zeitgeist: der virtuelle Raum.<br />
Er denkt weiter: Neue Realitäten bilden,<br />
das Wohnen wird zur Bühne, neuer Vorder-,<br />
Hintergrund, Mittelgrund, auch für<br />
die Zuschauer. Spannend. Eine Maschine<br />
macht sicher und unsicher zugleich:<br />
durch die Bewegung wird ständig eine<br />
neue Ordnung gesucht, eingehalten, Sicherheit<br />
in der Grundstellung, wissen wo<br />
man zur Ruhe kommen kann. Die s_LU<br />
braucht hohe Räume. Es wird sich zuerst<br />
ein Fanclub bilden, wie am Anfang beim<br />
Handy: ich habe eine UNIT. Er sieht die<br />
Zukunft eher nicht bei den Gemeinnützigen,<br />
hier wird es keine sehr große Rolle<br />
spielen. Eher für Hotels, exklusive Ferienwohnungen,<br />
Männer, die Single sind<br />
und sich schwer tun, mit Aufräumen.<br />
Mayer: Gemeinnützig – Zuweisung 1-2<br />
Personen. Das Problem bei Mietkonstellationen<br />
ist, dass das Gesetz den Eigentümer<br />
verpflichtet, alles was in der Wohnung<br />
eingebaut ist, instand zu halten.<br />
Küche, Bad, und bei der s_LU kommen<br />
die kompletten Möbel dazu. Deswegen<br />
sind Mietwohnungen so leer wie möglich,<br />
es müsste für s_LU andere Rahmenbedingungen<br />
geben, damit sie bei Mietwohnungen<br />
einsetzbar ist.<br />
Knapp: Die Gesetzgebung verhindert<br />
etwas – das ist ein wichtiger Aspekt. In<br />
der persönlichen Rückschau: am Anfang<br />
brachte er das Stahlgerüst, das als Wohngerüst<br />
taugte, in seinen Kleinwagen,<br />
später gab es IKEA, na ja, 25 Jahre war<br />
er Nomade, jetzt ein festes Haus. Die Bedürfnisse<br />
sind: kochen, essen, schlafen.<br />
Die s_LU ist auch für ältere Menschen interessant,<br />
nicht mit Kindern. Man muss<br />
es weiter entwickeln, leichtere Wände.<br />
Der Wohnungsanbieter verkauft die Möbel<br />
mit.<br />
Mayer: Provokante Frage an Verantwortliche<br />
vom Land Vlbg.: Habt ihr gute Ideen<br />
um die Hürden zu eliminieren?<br />
Kilga: Bei den Jugendwohnungen wurde<br />
die Gesetzeslage so geändert, dass mit<br />
dem Mietpreis hinunter gegangen werden<br />
konnte, durch Förderungen. Man<br />
müsste Lösungen finden, für Bauträger –<br />
wenn es kaputt ist, springt das Land ein.<br />
Angelo Roventa: Bei Miete: könnte man<br />
den installierten Raum anbieten – Bad<br />
und Küche Modul und die Möbel kauft<br />
sich der Mieter selbst, die Schränke, das<br />
Bett. Das können sie ja theoretisch wieder<br />
mitnehmen.<br />
Mayer: Das Hauptproblem wäre beseitigt,<br />
wenn es Mieter kauft, least und damit Eigentümer<br />
ist. Wohnung muss standardisiert<br />
werden. Wenn der Mieter auszieht,<br />
nimmt er die Möbel mit, dann ist es wieder<br />
eine konventionelle Wohnung – oder<br />
er übergibt sie.<br />
Das Problem ist jedoch, dass im gemeinnützigen<br />
Wohnungsmarkt 20-30 % der<br />
Mieter kaum die Betriebskosten bezahlen<br />
können, oder die Kaution – wie sollen<br />
sie dann Möbel kaufen.<br />
Bösch: Noch einmal die Frage: welche<br />
Menschen wollen darin wohnen? Diese<br />
beweglich Idee: sind es Menschen, die<br />
Geld haben, der Fanclub oder künstlerische<br />
Typen, die sich kreativ entfalten, wer<br />
ist Zielgruppe?<br />
Hagleitner: Die Frage stellt sich, ob sich<br />
das für den sozialen Wohnungsbau umsetzen<br />
lässt. Ein Argument: wenig Fläche,<br />
mehr Wohnraum und ich kann die<br />
Wohnung mitnehmen.<br />
Kornelia Rhomberg: Ausgangspunkt sozialer<br />
Wohnbau: grundsätzliches Anliegen<br />
ist doch, für die Menschen eine Qualitätssteigerung<br />
im Wohnen zu erwirken.<br />
Auch Menschen mit wenig Mitteln sollen<br />
den Luxus eines 41 m2 Wohnzimmers<br />
oder Küche oder Schlafzimmer leben<br />
können. Der Mehrwert der Quadratmeter<br />
ist schwer zu quantifizieren, wenn<br />
man in so etwas leben kann, ist das ein<br />
Geschenk für den Nutzer.<br />
Würbel: Für sie ist es faszinierend mit so<br />
wenig Raum so viel Platz zu erhalten. Sie<br />
hält es für eine Wohnung für den Übergang<br />
nicht unbedingt für ein Leben lang.<br />
Gemeinnützige Wohnungen sind eher<br />
langfristig in Gebrauch, man verändert<br />
sich, zieht weiter.<br />
Angelo Roventa: Es bleiben ja Teile unbeweglich<br />
– Dinge die nicht zum Umstellen<br />
sind, Klavier.. hier in der Ausstellung ist<br />
der feste Raum das Minimum. Es entstehen<br />
Raumnischen – hier kann man auch<br />
etwas liegen lassen, Bilder, Kunstwerke<br />
fix installieren.<br />
Bertsch: Vai sollte ein WOHNLABOR<br />
errichten, wo alles auszuprobieren wäre.<br />
Die Balance an Sicherheit/Beweglichkeit/<br />
Veränderung braucht Erfahrung. In jedem<br />
Lebensabschnitt sind Wohnbedürfnisse<br />
anders, man sollte die Möglichkeit<br />
haben Erfahrungen zu machen. Er sieht<br />
die Chancen der s_LU nicht im gemeinnützigen<br />
Wohnbau. Mit Förderungen<br />
lenken, wie bei Passivhäusern, so auch<br />
für innovative Iden. Wohnbauforschung,<br />
Mietrecht – vollmöblierte Wohnung.<br />
Aber auch am freien Markt wird sich eine<br />
gute Idee durchsetzen; Argumente: Verdichtung,<br />
Freiraum, flexibler Raum davor,<br />
Wohnungsveränderungswille.<br />
Marina: Nomadischer Aspekt: Mehr<br />
Raum auf kleinsten Raum als temporäres<br />
System, eher für Fangemeinde, das soziale<br />
Klientel wird nicht darauf anspringen.<br />
S_LU setzt den Wunsch voraus, den<br />
Mehrwert nutzen zu wollen.<br />
Angelo Roventa: Dieses Wohnmodell<br />
steht da, damit Menschen es kennen<br />
lernen, im Sinne von Architekturvermittlung.<br />
Modell versucht diese Art des<br />
Wohnens beizubringen. Wohnen ist<br />
doch immer temporär, der Mensch lebt
30 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
nicht lebenslänglich am gleichen Ort.<br />
Hier sind die Bausteine für die Wohnung<br />
in der man leben kann, die UNIT hat die<br />
Eigenschaften, die jedes Haus zum Wohnen<br />
bietet.<br />
Hagleiter: Leistbares Wohnen sollte möglich<br />
sein. Die Probleme bei Sozialwohnungen<br />
hängen auch mit der beengten<br />
Wohnsituation zusammen, so könnte bei<br />
wenig m2 – mehr Platzangebot – auch<br />
die Lösung der Probleme beinhaltet sein.<br />
Man muss probieren, weiterentwickeln,<br />
Wohnungsträger sollten darauf einsteigen.<br />
Sozialer Wohnbau wird gefördert, es<br />
müsste noch konkret gerechnet werden,<br />
für ein Experiment soll eine Sonderlösung<br />
gefunden werden.<br />
Würbel: Sonderwohnprogramm: Es<br />
braucht Begleitung. Wohnvorstellung ist<br />
nicht unbedingt vorhanden. Menschen<br />
bringen vor allem ihre Erlebnisse mit.<br />
Mayer:<br />
60 % 2 Zi- Wohnungen, 30 % 3 Zi. Wohnungen,<br />
10 % 4 Zi. Wohnungen<br />
Man denkt in Finanzierungsebenen,<br />
wenn jemand nicht mehr als 700 EUR<br />
zur Verfügung hat, muss er sich mit 3 Zi<br />
Wohnung begnügen, obwohl er vielleicht<br />
eine 4 Zi Wohnung brauchen würde. Die<br />
Miete macht 50 % des Gehaltes aus. Das<br />
ist das Problem, Menschen haben zu wenig<br />
Raum, es gibt keine Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Knapp: Weg vom sozialen Wohnbau,<br />
weg vom Experiment, nicht liegen lassen,<br />
„Apple“ drauf, was passiert dann, wem<br />
könnte man das aufs Auge drücken?<br />
Hinteregger: Gibt es private Bauträger,<br />
die wenn sie Unterstützung bekommen,<br />
sich zu Forschungszwecken darauf einlassen?<br />
Und die Frage: Wer ist die Zielgruppe?<br />
Wir sind doch auf der Suche<br />
nach Raum, wo die Maschine aufgestellt<br />
werden kann.<br />
Bertsch: Man sollte viele Bauträger einladen,<br />
anschauen, Erfahrung machen, Förderungen<br />
versprechen, Lust machen. Es<br />
will gewollt sein. Lust wecken aber auch<br />
mit einem plus an Förderung, als Zusatzanreiz.<br />
Hagleitner: Fans suchen, publik machen.<br />
Mayer: Gemeinnützige Bauträger dafür<br />
gewinnen, experimentieren, an Reproduzierbarkeit<br />
und Multiplizierbarkeit arbeiten,<br />
er will mit diskutieren und auch mit<br />
tragen.<br />
Abschlussrunde wird eingegongt.<br />
Moosbrugger: Unit hat Charme und<br />
Witz, soll ausprobiert werden.<br />
Kornelia Rhomberg: Sieht für sich die<br />
Aufgabe Nerven weiter zu behalten, Angelo<br />
Roventa zu unterstützen, wünscht<br />
sich, zwei Jahre darin wohnen zu können,<br />
es fehlt aber die Hülle.<br />
Mayer: Ist dabei beim Kind aufziehen,<br />
wenn es betriebswirtschaftlich möglich<br />
ist, es geht aber nicht allein.<br />
Hämmerle: S_LU ist ein wertvoller Beitrag,<br />
das vai kann sich engagieren, die<br />
Testphase zu ermöglichen, der Anfang<br />
ist gemacht, mit der Ausstellung.<br />
Bösch: Hat große Lust mitzumachen, wie<br />
kann man das weiter entwickeln, Marketing,<br />
will Probewohnen, ist sehr interessiert<br />
Knapp: Die Alters-WG kommt ins Rollen,<br />
denkt an Leasingunternehmen, oder<br />
IKEA, dann sollte es aber nicht in Russland<br />
produziert werden.<br />
Würbel: Es ist etwas genial Neues, hat<br />
den Aspekt des zutiefst Menschlichen,<br />
fordert zur inneren Auseinandersetzung<br />
heraus. Es hat sich etwas geändert an<br />
ihrer Sichtweise, während des Dialoges,<br />
kann es mitnehmen in ihre Welten und<br />
freut sich darüber.<br />
Hinterhuber: Hofft auf viele Fans, die<br />
hier mitmachen wollen. Hüllen müssen<br />
gefunden werden für die Umsetzung<br />
und Möglichkeiten.<br />
Hagleitner: Ist faszinierend wie aus wenig<br />
Grundfläche so viel Wohnraum wird,<br />
man muss Menschen finden, die das haben<br />
wollen. Unterstützt die Realisierung,<br />
wenn es wirtschaftlich vertretbar wird.<br />
Wolfgang: Realisierung in die Welt hinaus<br />
bringen, ins Hotel einbauen, für<br />
Probewohnen. Das Angebot im Katalog<br />
aufgliedern, nachvollziehbar machen,<br />
Standardgrößen, in LKW passend, mobil<br />
bleiben.<br />
Angelo Roventa: Ist froh, dass er sich<br />
vorerst nicht zu viel beschäftigt hat mit<br />
den Kosten um nicht abzulenken von<br />
dem, was das Modell zeigen soll. Es soll<br />
den Nutzer bereichern, mit Inhalt. Er will<br />
noch keine Diskussion über Zahlen, es<br />
ist ein project in progress.<br />
Bertsch: Charme, Esprit, Witz, Förderungen<br />
so verändern, dass die Maschine berücksichtigt<br />
werden kann.<br />
Kornelia Rhomberg: Ist persönlich begeistert<br />
vom zukunftsfähigen Wohnmodell.<br />
Unit ist für jeden.<br />
Dialogforum 2.<br />
Bringt smart_LIVINGUNIT Potential für<br />
Interesse | konkrete Ideen | Kooperation<br />
mit, zur Weiterentwicklung und Förderung?<br />
Leitung: Brigitte Bösch<br />
Teilnehmer: Jörg Knapp: Verwirklichung<br />
des Modells liegt ihm am Herzen / Andreas<br />
Neuhauser: Interessiert sich als Sponsor<br />
| Illwerke VKW / Helmut Krappmeier:<br />
Verein zur Verzögerung der Zeit; Verhinderung<br />
von Scheinlösungen; Hat selbst<br />
ein Faltfahrrad und mag faltbare Dinge;<br />
Export von Ideen aus Vorarlberg / Wilfried<br />
Bertsch: Platzsparen ist interessant, s_LU<br />
geht sparsam mit Raum um / Joachim<br />
Alge: Ernüchterter Architekt, Baumeister,<br />
resistent gegen Utopien im sozialen Wohnungsbau<br />
Stefan Jansen: Unternehmensberater; ihn<br />
interessieren konkrete Ansätze, Realisierung<br />
von Ideen / Stefania Pitscheider: Frauenmuseum<br />
/ Markus Faißt: Handwerker;<br />
Partnerschaft / Heiko Moosbrugger: Vorum<br />
/ Herbert Brunner: Obmann Vlgb.<br />
Holzbaukunst / Armin Kathan: Mag Minimalstrukturen.<br />
Nachhaltigkeit fängt beim<br />
Raum an, hält s_LU für einen wichtigen<br />
Beitrag / Marina Hämmerle: Geburtshelferin<br />
für den Prototyp<br />
Krappmeier: Gesehen, gut gefallen, er<br />
sieht darin eine Chance, den steigenden<br />
Energieverbrauch für eine gewisse Zielgruppe<br />
(Single) einzugrenzen.<br />
Zielgruppenanalyse wäre notwendig.<br />
Bezüglich der Hülle:<br />
ist SUSI geeignet – nein<br />
im Neubau? ok; wie ist es für den Altbau<br />
geeignet?<br />
Analysen: bis 2020 ein Forschungsauftrag,<br />
der sich mit Hülle, Möbel, Soziologie,<br />
Energieeffizienz, Ökologie beschäftigt<br />
und erarbeitet, wie das Projekt<br />
durchführbar wird.<br />
Hülle, Energie, Ökologie: Beitrag des<br />
Energieinstituts<br />
Neuhauser: Als Partner an der Verwirklichung<br />
mitgewirkt.<br />
Privat: er hält es für eine tolle Idee, ABER<br />
nicht gemütlich. Vielleicht ist ausbreiten<br />
und liegen lassen in einer Wohnung auch<br />
eine Qualität.<br />
Kommerzialisierung: Wie schafft man es,<br />
dass die Menschen drinnen leben wollen,<br />
nicht als Mangel – „Ich habe ja nur 40<br />
m2 zur Verfügung“, sondern aus Lust.<br />
Hämmerle: Das Projekt ist noch nicht<br />
zu Ende gedacht, noch nicht abstrahiert,<br />
steht jetzt als Prototyp in Hochglanz vor<br />
uns. Die Hülle ist nicht personalisiert:<br />
Gestaltungsmöglichkeiten in Farbe,<br />
Oberflächen.<br />
Anregung: nach Unten reduzieren und<br />
nach Oben weiterdenken. Mit High Tech<br />
Stimmungen, Muster, andere Welt entstehen<br />
lassen. S_LU hat Potential in beide<br />
Richtungen.<br />
Ist es lebbar in der Wohnmaschine, ist es<br />
praktisch, gilt es temporär?<br />
Wie flexibel ist der Mensch? Sie ist überzeugt,<br />
dass die Fangemeinde existiert und<br />
man es am Markt positionieren kann.<br />
Faißt: Luigi Pirandello: Es herrscht Mangel<br />
an Notwendigem, Überflüssiges haben<br />
wir mehr als genug.<br />
Was ist die s_LU?<br />
Als Vollholzmöbel wäre sie viel zu teuer.<br />
Sozial vertretbar wäre eine günstige Variante,<br />
z.B. selbst anmalen.<br />
Er sieht zwei Möglichkeiten:<br />
Es als Kunstobjekt stehen lassen – so wie<br />
für SUSI eine Fangemeinde finden.<br />
Oder ein Bedürfnis beantworten.<br />
Ist das gemütlich in der Maschine zu<br />
wohnen, nicht zu mechanisch? Subtiles<br />
Ringen um die Proportionen, Wohnpsychologie..<br />
Es finden sich welche, die sich das gönnen,<br />
wenn man den raffinierten, nachhaltigen,<br />
radikalen Pep des Kultigen<br />
draufsetzt.<br />
Alge: Der Name Maschine ist gegen<br />
Wohnen.Wohnen ist ein Grundbedürfnis<br />
– keine Kunstform. Man sollte nicht<br />
mit zu vielen Themen überlagern.<br />
Zur Umsetzung: was braucht es: Neue<br />
Themen: Vitales Wohnen<br />
Wer ist der Wohnungskäufer | Mieter in<br />
diesem Land. Es wird etwas ernüchternd:<br />
kleine Bandbreite für s_LU<br />
Wichtig ist Probewohnen!<br />
Jansen: Als nächster Schritt steht an: was<br />
passiert mit dem Prototypen? Ausstellung<br />
oder Probewohnen<br />
Argumente für Kostenfaktor: Mitnehmen,<br />
expandierender Raum, alles inklusive,<br />
rationell.<br />
Wo könnte sie als nächstes aufgestellt<br />
werden?<br />
Über das Ländle hinaus denken, international.<br />
Brunner: Das Produkt steht im falschen<br />
Land – Kleinhäuslermentalität, urbane<br />
Räume wären besser geeignet.<br />
Bertsch: Nur vergleichbar mit voll möblierter<br />
Wohnung, im Preis.<br />
Einheit macht nur Sinn, bis zu einer<br />
gewissen Größe. Break Even Point > 70<br />
m2<br />
In der Unsicherheit liegt die Sicherheit,<br />
jeden Tag meine Welt neu generieren zu<br />
können.<br />
Zeitgeist – ständig neue Welt kreieren<br />
wollen, da muss man gerne Designer<br />
sein, es kann nicht verordnet werden.<br />
Was will ich sicher verankert haben: vielleicht<br />
denkt man s_LU nur in drei Teilen,<br />
in denen man nicht fest ist, wo wechselnde<br />
Wohnbedürfnisse vorhanden sind.<br />
Pitscheider: Sieht zwei Aspekte:<br />
Transport Mobilität<br />
Modulares System<br />
Ist es denkbar es auf Pipi, Kalle, Torsten<br />
zu reduzieren?<br />
In der s_LU wird der Zusatzbedarf noch<br />
gedeckt: Es gibt den Raum, der dazu<br />
kommt, der Rest kann doch Maschine<br />
sein. Verordnung kann hilfreich sein, um<br />
etwas auszuprobieren, was nicht gekannt<br />
wird. Es tun sich neue Möglichkeiten<br />
auf.<br />
Moosbrugger: Sieht Stärken: wie ein Sekretär<br />
öffnet sich tagsüber das Arbeitszimmer,<br />
danach das Wohnzimmer. Die<br />
Doppelfunktion Wohnen und Arbeiten<br />
kann gut verwirklicht werden.<br />
Knapp: Generationen geeignet:<br />
Er kann sich vorstellen dass er sich die<br />
s_LU in 15 Jahren hineinstellt, u. U. mit<br />
Blattgold, keine IKEA Tapete.<br />
Als Student hätte er sich gewünscht ein<br />
benutzbares Modul zu finden, nach drei<br />
Jahren weiter zu ziehen, wie eine Nacktschnecke,<br />
die ein Schneckenhaus findet.<br />
Kathan: Es gibt die Zwänge beim sozialen<br />
Wohnbau, es wird doch jedem ein Stempel<br />
aufgedrückt, warum nicht diesen.<br />
Auto: ist eine Hülle, die dich umgibt,<br />
wandelbar<br />
SUSI FRED: war befruchtend, Visionen<br />
sind weiter entwickelt worden<br />
Jugend Camps in der Steiermark.<br />
Minimalstrukturen sind heute aktuell:<br />
Lebenshülle kann man tagsüber ums<br />
sechsfache reduzieren, wenn man nicht<br />
tätig ist. Kann es sich gut für Ferienhäuser<br />
vorstellen, kompakt.<br />
Krappmeier: Frage der Gemütlichkeit.<br />
Frage der Ressourcen.<br />
Es ist ein Exportprodukt, keine Landbox.<br />
Kann auch ein Forschungsprojekt sein,<br />
das nicht hier realisiert wird.<br />
Jansen: Kein Forschungsprojekt machen,<br />
Kosten aufarbeiten, Prozesse der Genehmigung<br />
sondieren.<br />
Faißt: Kult(ur) Schiene, Elitäres für den<br />
wohlhabenden Menschen in Blattgold |<br />
Massivholz. Den Boden gibt es dafür in<br />
Vorarlberg, man muss sich Gedanken<br />
machen, wie s_LU positioniert, kommuniziert<br />
wird. Es ist nicht gut, wenn es in<br />
der Ausstellung steht, es ist für Menschen<br />
zum Spielen, Programm gegen Langeweile.<br />
Soll breiter gedacht werden, nicht<br />
nur für Menschen, die sich nicht mehr an<br />
Wohnraum leisten können.<br />
Forschung gibt Substanz.<br />
Der Anspruch, es soll Wohnen der Zukunft<br />
sein, ist daneben. Es soll nicht etwas<br />
sein, das da steht und vorgibt für immer<br />
zu sein. Exportschlager<br />
Vorleistungen sind Investition<br />
Alge: Wer braucht das überhaupt? Es ist<br />
etwas für Individualisten, nicht für jeden.<br />
Knapp: Szenario in Italien, Poebene: Was<br />
würden die Möbelbauer dort tun? Sie<br />
würden gleich etwas daraus machen, zur<br />
Möbelmesse präsentieren, damit sich jeder<br />
was vorstellen kann.<br />
Man sollte Bildmaterial auf den Markt<br />
werfen.<br />
Entscheiden, in welche Richtung es geht:<br />
IKEA oder Bulthaupt?<br />
Was wäre wenn wir woanders sitzen, in<br />
einer anderen Kultur des Machens, was<br />
würde daraus?<br />
Faißt: Vorarlberg ist ein guter Boden für<br />
schnelles Denken.<br />
Was festgestellt werden sollte: s_LU ist<br />
nicht MOBIL! Es muss kompatibel zu<br />
Raum sein. Wenn man auszieht, bleibt<br />
alles dort, man muss es lassen.<br />
Hämmerle: Es ist theoretisch schon möglich,<br />
es auf leicht handhabbare Module<br />
runter zu brechen. Zusammensteckbar,<br />
beweglich. Es ist auch als Standmodul<br />
denkbar, mit kleinen Teilen, kann leichter<br />
sein. Es muss noch fertig gedacht werden.<br />
Es gibt das Potential, wenn es modular<br />
und individuell zusammenstellbar ist,<br />
es in ein anderes Umfeld zu transportieren,<br />
auch von mobil in ein Standmöbel.<br />
Kathan: Für ihn ist es ein Denkanstoß für<br />
die zukünftige Arbeit des Büros Holzbox.<br />
Wenn man sich vorstellt, wie viel Raum<br />
brach liegt, wenn die Leute zur Arbeit gehen.<br />
Die Doppelnutzung Schlafzimmer Arbeitzimmer<br />
| WC Dusche wurde schon<br />
ausprobiert.<br />
Potential dieser Ansätze ausbauen.<br />
Jansen: Systematischer Ansatz:<br />
Projektdefinition, Rollen definieren. Er<br />
schaut in die Runde uns sieht viel Potential:<br />
kreativ, Ausführung, stabiler machen,<br />
Finanzierung.. welche Rollen können das<br />
noch sein.<br />
Bertsch: Flexibilisierung des Grundrisses:<br />
welcher Gewinn steckt drinnen:<br />
Leicht zu bauen, Energiegewinn, Förderung.<br />
Was kann ideell gewonnen werden: durch<br />
mehrfache Nutzungen wird nicht noch<br />
mehr Raum verbraucht.<br />
Es soll sexy sein, bestimmte Wohnzeit,<br />
Lebensabschnittweise, in Veränderung.<br />
Es ist notwendig eine bestimmte Raumhöhe<br />
zu erreichen: sonst sitz ich im<br />
Wohnzimmer in einem Möbel.
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU<br />
<strong>ST</strong>/A/R 31<br />
Form zeitgesellschaftlich, höher individualisiert,<br />
der Einzeller wird flexibel, keine<br />
Form des WIR Wohnens, eher eine einsame<br />
Form: EINzell<br />
Alge: Lenkungseffekt durch Wohnbauförderung:<br />
Wohnformen werden forciert.<br />
Hier steckt ein wesentlicher Beitrag, neue<br />
Wohnformen zu konkretisieren.<br />
Kathan: Zur Raumhöhe: im ländlichen<br />
Gebiet braucht man weniger. Jurte ist ein<br />
Raum, der nicht zum Einzeller macht<br />
Kann auch eine Form sein, die Familie<br />
wieder stärker zusammen wachsen lässt.<br />
Kleiner Raumbedarf spart Betriebskosten.<br />
Hämmerle: In Zürich wird an einem neuen<br />
Konzept für Wohngemeinschaften gearbeitet:<br />
Individuelle Zellen sind um gemeinsame<br />
Wohnräume und Kochareale<br />
geordnet. S_LU ist in einem anderen Konzept<br />
eingebettet auch für Gemeinschaftswohnen<br />
geeignet.<br />
Faißt: Wohnmaschine ist ein Wort, das<br />
wie Fleischwolf wirkt.<br />
An einem anderen Wort arbeiten – zur<br />
Nachhaltigkeit: mit literarischem Titel<br />
Kraft geben.<br />
Jansen: Die s_LU sollte man in Zürich als<br />
Projekt einbringen – wer kann dies machen..<br />
es braucht Vertrieb, Rädelsführer,<br />
offensive Gedanken.<br />
Kathan: Bei Tourismusbauten hat die s_<br />
LU ein großes Potential – dem sollte man<br />
nachgehen<br />
Knapp: Wie lange hat es gedauert, bis sich<br />
die Frankfurter Küche durchgesetzt hat.<br />
Sie wurde massiv im sozialen Wohnbau<br />
eingesetzt und gleich 10 000e gebaut.<br />
Abschlussrunde Reflexion<br />
Wer meldet sich aktiv für drei weitere<br />
informelle Treffen – Cluster: Was kann<br />
mein Beitrag sein?<br />
Moosbrugger: Beitrag im Vorum<br />
Faißt: Habe das Projekt seit einem Jahr<br />
verfolgt, kann derzeit nichts dazu beitragen.<br />
Im Werkraum Bregenzerwald sehe<br />
ich kaum Handwerker, die man motivieren<br />
könnte. Viel Sympathie, keine weiteren<br />
Aktionen<br />
Pitscheider: Bei Serienproduktion zu entwickeln,<br />
sehe ich keine Rolle. Psychologie<br />
Komponente, Architektur, historische<br />
Komponente – für mich ist A. Roventa<br />
eine erfrischende Persönlichkeit<br />
Jansen: Cluster – ja. Bin bereit für die ein<br />
bis zwei informellen Treffen. Schön wäre,<br />
wenn es konkreter wird<br />
Alge: Mir fehlt die Faszination, deshalb<br />
möchte ich derzeit keinen Beitrag leisten<br />
Bertsch: Der Funke hat nicht gezündet,<br />
Kombiangebot LR Rüdisser und WKO<br />
Präsident Rein – Wohnbauförderung und<br />
Produktion<br />
Wohnbaufond: Wohnlabor an entsprechender<br />
Stelle im Land: Wohnlabor –<br />
Wohnen auf Zeit, zugänglich für jede/n,<br />
interner Auftrag<br />
Kathan: Bin Feuer und Flamme, ich werde<br />
es versuchen in meine Arbeit zu integrieren.<br />
Distanz ist ein Handicap für weitere<br />
Treffen<br />
Neuhauser: Funke damals übergesprungen,<br />
als Sponsoring übernommen wurde.<br />
Der Beitrag ist geleistet, keinen weiteren<br />
Input<br />
Pfefferkorn: Etliche Ideen sind eingeflossen,<br />
bin bereit für weitere Gespräche<br />
Knapp: Bin begeistert und versuche andere<br />
dafür zu gewinnen. Bastelbogen entwickelt:<br />
Module im Kleinformat 60 auf 220<br />
Hämmerle: vai hatte mit der Ausstellung<br />
mehr Arbeit als gedacht, aufgrund des großen<br />
Interesses. Wir sind bereit in nächster<br />
Zukunft weiterhin als Plattform zu Verfügung<br />
zu stehen, können allerdings nicht<br />
Marketinginstrument sein. Die Kraft<br />
muss aus dem Projekt selbst kommen.<br />
Protokoll: Martina Pfeifer Steiner<br />
Nota Bene: Der Arbeitstitel „smart-Living<br />
Unit“ hat ihren Namen gefunden und<br />
heißt jetzt „Die Elastische Wohnung“.<br />
Die elastische<br />
Wohnung<br />
Die neue Konzeption der<br />
LIVINGUNIT eröffnet bei<br />
teilweiser betrieblicher und<br />
teilweiser privater Nutzung neue<br />
steuerliche interessante Aspekte<br />
der steuerlichen Absetzung:<br />
1) private Nutzung LIVINGUNIT<br />
Die Kosten für die Schaffung von neuem<br />
Wohnraum ist entsprechend den Bestimmungen<br />
des § 18 EStG als Sonderausgaben<br />
steuerlich absetzbar.<br />
Sonderausgaben zur Wohnraumschaffung<br />
stellen auch Rückzahlungen von<br />
Darlehen dar, welche im Zusammenhang<br />
mit der Errichtung von neuem Wohnraum<br />
aufgenommen wurden.<br />
2) betriebliche Nutzung LIVINGUNIT<br />
Wird die LIVINGUNIT für die betriebliche<br />
Tätigkeit genutzt, so könnten unter<br />
bestimmten Voraussetzungen die<br />
Anschaffungskosten bzw. daraus die<br />
Abschreibung der Abnutzung und die<br />
laufenden Betriebskosten (Heizungs-,<br />
Wasser-, Strom- und sonstige Kosten) der<br />
LIVINGUNIT im Verhältnis der betrieblichen<br />
Nutzung zur privaten Nutzung steuerlich<br />
abgesetzt werden.<br />
Mit Wirksamkeit ab der steuerlichen Veranlagung<br />
im Jahr 1996 wurde ein Abzugsverbot<br />
für im Wohnungsverband gelegene<br />
Arbeitszimmer und dessen Einrichtung<br />
grundsätzlich normiert.<br />
Die Abzugsfähigkeit für im Wohnungsverband<br />
gelegene Arbeitszimmer ist<br />
laut steuerrechtlicher Bestimmungen<br />
allerdings dann gegeben, wenn die Arbeitszimmer<br />
Mittelpunkt der gesamten<br />
betrieblichen oder beruflichen Tätigkeit<br />
darstellen.<br />
Arbeitszimmer werden zum Mittelpunkt<br />
der betrieblichen oder beruflichen Tätigkeit,<br />
wenn in zeitlicher Hinsicht die<br />
betriebliche oder berufliche Tätigkeit notwendigerweise<br />
zu mehr als 50% im Arbeitszimmer<br />
ausgeübt wird.<br />
Sind somit die steuerlichen Voraussetzungen<br />
für die Absetzung des Arbeitszimmer<br />
gegeben, so könnten folgende<br />
Aufwendungen steuerlich zur Absetzung<br />
gelangen:<br />
a) Anschaffungskosten – der anteilige betriebliche<br />
Aufwand aus der Anschaffung<br />
der LIVINGUNIT könnte in Form der Abschreibung<br />
(Absetzung für Abnutzung)<br />
steuerlich abgesetzt werden<br />
b) Laufende Ausgaben wie Kosten für Heizung,<br />
Strom, Wasser und sonstige Kosten<br />
etc. könnten im Verhältnis der betrieblich<br />
bzw. beruflichen Nutzung zur privaten<br />
Nutzung der LIVINGUNIT steuerlich in<br />
Anspruch genommen werden<br />
c) Bei steuerlicher Anerkennung der LI-<br />
VINGUNIT als Arbeitszimmer für die<br />
betriebliche bzw. berufliche Tätigkeit sind<br />
auch die anteiligen Zinsaufwendungen<br />
– hier wiederum im Verhältnis der betrieblichen<br />
zur privaten Nutzung – aus<br />
Darlehen, welche im Zusammenhang mit<br />
der Anschaffung der LIVINGUNIT aufgenommen<br />
wurden, steuerlich als Aufwand<br />
absetzbar.<br />
Schlussbemerkung<br />
Die neue Konzeption der LIVINGUNIT<br />
besticht nicht nur durch ihre vielfältige<br />
Nutzungsmöglichkeit, sondern eröffnet<br />
auch die Nutzung mehrerer steuerlicher<br />
Absetzungen.<br />
Nachdem die Höhe der steuerlichen Absetzungen<br />
individuell in Abhängigkeit<br />
und Ausmaß der tatsächlichen betrieblichen<br />
oder beruflichen Nutzung steht, ist<br />
im jeweiligen Einzelfall die Höhe der steuerlichen<br />
Absetzungen abzuklären und zu<br />
bestimmen.<br />
Peter Müller, Steuerberater in Dornbirn<br />
DIE TÜREN ÖFFNEN SICH<br />
„Wir haben gesiegt! Gott ist wieder mit den Rumänen!“<br />
Am 22. Dezember 1989 wurde im Rumänischen Fernsehen das Ende der Diktatur verkündet.<br />
Im Bild: der Bürgerrechtler und Schriftsteller Mircea Dinescu und der berühmte Schauspieler Ion<br />
Caramitru. Zwei Künstler haben die „neue Zeit“ eingeleitet.<br />
Bald darauf jubelte eine junge Musikerin: „Wir sind wieder Europäer!“ Doch die offizielle<br />
Bestätigung dafür kam erst mit dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union 2007. Mit der<br />
Einführung des EURO 2012 wird ein weiterer Schritt gen Westen getan sein.<br />
In den vergangenen 20 Jahren mussten die Rumänen den „aufrechten Gang“ in Richtung<br />
Demokratie üben und auch im künstlerischen Bereich beginnen sie, international auf sich aufmerksam<br />
zu machen.<br />
„Wir waren geschockt von der Freiheit. Wir waren nicht auf den Eintritt in eine neue Welt<br />
vorbereitet“, meint Dinescu. Das sollten wir im Westen bedenken und respektieren.<br />
Der Reiz dieses Landes - mit 22 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Land in Zentralund<br />
Osteuropa und das siebente größte in der EU - liegt in der Vielfalt seiner Ethnien, Religionen,<br />
Landschaften und lebendigen Traditionen.<br />
Die Hauptstadt Bukarest galt einst als das „Paris des Ostens. Zur Zeit ist es eher eine „Baustelle<br />
im Osten“.<br />
Aber zwischen den riesigen, zum Großteil unfertigen neuen Gebäuden tut sich die ganze<br />
verfallene und verfallende Schönheit aus der „goldenen Zeit der Architektur“ zwischen 1920<br />
und 1945 auf. In den Hinterhöfen der großen Boulevards mit den Luxus-Boutiquen, die auch in<br />
Rom, London oder Lissabon zu finden sind, blüht die Subkultur: kleine Galerien, Antiquariate.<br />
Musikhandlungen und Geschäfte mit Selbstgebasteltem.<br />
Eine Oper, ein Nationaltheater und 18 weitere Bühnen sind in der Hauptstadt. Innerhalb von<br />
20 Jahren haben die Schauspieler - wie im Schnellgang - die ehemals verbotene Theaterliteratur<br />
des Westens kennen gelernt und aufgeführt. Und es sind herrliche Schauspieler, die eher<br />
vom Komödiantischen, vom Körperbetonten als vom Grübeln kommen.<br />
Das Zentrum der Bildenden Kunst sollte das neue „Nationalmuseum der zeitgenössischen<br />
Kunst“ im Parlamentsgebäude werden. Es wird nicht von allen Künstlern angenommen. Denn<br />
vor 1989 war hier das „Haus des Volkes“, ein gigantomanisches Zeichen der Macht von Diktator<br />
Ceasescu.<br />
Vergangenheit, Widersprüche, Chaos und Krise lassen sich nicht so schnell aufarbeiten.<br />
Aber die Türen öffnen sich…<br />
Koschka Hetzer-Molden, (Publizistin, Dokumentarfilmerin)
32 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Familienportrait ROVENTA aufgenommen von Bernhard Garnitschnig<br />
Elastisch Wohnen im MAK wurde realisiert mit<br />
freundlicher Unterstützung von:<br />
ICR-RKI, Wien • Land Vorarlberg • LI<strong>ST</strong>A, Dornbirn<br />
• OA–SYS, Alberschwende, PFEFFERKORN, Bludesch<br />
• REITER, Rankweil • RAIFFEISENLANDESBANK, Bregenz • RESOPAL, Gross-Umstadt<br />
• SAMINA, Dornbirn • Ö<strong>ST</strong>ERREICHISCHES SIEDLUNGSWERK, Wien<br />
• SIEMENS, Bregenz • WERK<strong>ST</strong>ATT-WIEN, Wien
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />
33<br />
concrete architecture<br />
„Nachhaltig gestalten. Wir wollen Standards neu setzen<br />
und bewusst Regeln brechen.“<br />
Wolfgang Rieder<br />
Wolfgang Rieder<br />
www.fibreC.com
34<br />
Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Die kreative Herausforderung<br />
Beton in seiner alten Form hat in vielen Bereichen ausgedient. Mit fibreC und einer neuen Interpretation von Beton eröffnen<br />
sich ungeahnte Dimensionen für Beton – nicht nur an der Fassade.<br />
Teil des kulturellen<br />
Auftrages<br />
von Rieder ist es,<br />
Designer, Künstler und<br />
Architekten in ihrem<br />
kreativen Schaffen<br />
zu unterstützen. „Es<br />
beflügelt uns, wenn<br />
Designer und Künstler<br />
gemeinsam mit uns und<br />
unserem Material – fibreC – arbeiten.<br />
Durch den kreativen Input und die Lösungen,<br />
die wir gemeinsam mit Architekten<br />
und Künstlern entwickeln, wird<br />
auch unser Fassadenprodukt optimiert.“,<br />
freut sich Wolfgang Rieder über<br />
viele erfolgreiche Kooperationen.<br />
Der enge Kontakt zu Künstlern, Architekten<br />
und Designern prägt die Rieder<br />
Unternehmenskultur. Die schönen,<br />
diskursiven Dinge stehen für Tiefgang,<br />
Identität und Sinn. So sieht Rieder das<br />
Verhältnis von seinem Glasfaserbeton<br />
zu den Dingen, die damit geschaffen<br />
werden. Die Förderung von jungen Talenten<br />
der Architekturszene wie zB den<br />
Studenten von Architekturhochschulen<br />
wie der TU Wien oder der AA School<br />
in London oder die Zusammenarbeit<br />
mit etablierten Künstlern wie Kurt<br />
Hofstetter, Franz West, Peter Sandbichler<br />
oder Kram Weisshaar ist nicht<br />
nur Teil der Unternehmensstrategie.<br />
Die ständige Weiterentwicklung von<br />
fibreC und den vielfältigen Produkten<br />
der Rieder Gruppe sowie der Knowhow<br />
Transfer zwischen Gestaltern und<br />
dem Unternehmen hilft Rieder, fibreC<br />
Glasfaserbeton nicht nur als klassische<br />
Fassade zu positionieren, sondern vor<br />
allem den Design-Charakter des Werkstoffes<br />
hervor zu heben.<br />
Dieses Engagement spiegelt die Beziehung<br />
wider, die Rieder als international<br />
tätiges Wirtschafts-unternehmen mit<br />
allen Kultur- und Designprojekten<br />
eingeht: Künstler bringen ihre Kreativität,<br />
Flexibilität und ihr manchmal<br />
abstraktes, analytisches Denken in<br />
die unternehmenseigene Entwicklungsabteilung<br />
ein. Im Gegenzug<br />
ermöglicht Rieder den Künstlern, ihren<br />
Phantasien freien Lauf zu lassen.<br />
Revolutionäre Zugänge<br />
verbinden<br />
Rieder liegen die Ideen und Wünsche<br />
von Künstlern und Architekten am<br />
Herzen – das Unternehmen will den<br />
gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen<br />
setzen, sondern ihre Ideen in die<br />
Realität umsetzen. Durch die intensive<br />
Entwicklungsarbeit im Bereich von<br />
Sonderformen (2D und 3D) und den<br />
hohen Stellenwert, den Design- und<br />
Kunstprojekte bei Rieder Smart Elements<br />
einnehmen, beschäftigt sich eine<br />
eigene Abteilung exklusiv mit derartigen<br />
Spezialprojekten.<br />
fibreC begeistert die<br />
Kunstszene rund um den<br />
Globus MAK Wien.<br />
Wolfgang Rieder und Heidulf Gerngross<br />
verbindet die Leidenschaft das<br />
Unmögliche möglich zu machen und<br />
einer außergewöhnlichen Idee nicht<br />
nur eine<br />
Chance zu geben,<br />
sondern wenn nötig auch eine<br />
zweite und manchmal sogar eine dritte.<br />
Gemeinsam mit Heidulf Gerngross<br />
und Kurt Hofstetter hat Rieder daran<br />
gearbeitet der Außenhülle des Nailtowers<br />
ein unvergleichliches Erscheinungsbild<br />
zu geben. Das Bestreben von Rieder,<br />
Künstlern und Architekten wieder<br />
das Zepter in die Hand zu geben, um<br />
Materialien nach ihren Vorstellungen<br />
formen zu können, motivierte zur<br />
Beteiligung an diesem Projekt im MAK.<br />
fibreC ist im Österreichischen Museum<br />
für angewandte Kunst Teil einer<br />
außergewöhnlichen Ausstellung. Inspiriert<br />
vom Engagement der Initiatoren<br />
und der modernen Neugestaltung der<br />
Gebäudehülle des Nagelowers wurden<br />
einzelne Turmfragmente der Fassade<br />
mit fibreC gestaltet. Aus den Glasfaser-betonelementen<br />
wurden mittels<br />
modernster Wasserstrahltechnik Teile<br />
des komplexen Musters ausgeschnitten<br />
und werden nun ausgestellt. Kurt<br />
Hofstetter hat mit der von ihm entwickelten<br />
Elementarwelle ein einzigartiges<br />
Muster für die Fassade entworfen und<br />
gemeinsam mit dem Team von Rieder<br />
an der Umsetzung gearbeitet. Rieder<br />
selbst ist schon seit längerem an dem<br />
Projekt Nailtower und der erhofften<br />
Umsetzung in ein reelles Bauwerk involviert.<br />
Es lag daher auf der Hand den<br />
potentiellen Gestalter der spektakulären<br />
Außenhülle des Nageltowers mit ins<br />
Boot zu holen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit Gerngross und Hofstetter<br />
wurde am Konzept gefeilt und schlussendlich<br />
ein Teil der Fassade aus fibreC<br />
verwirklicht.<br />
Museumsquartier Wien<br />
Das von Peter Sandbichler im Oktober<br />
2009 im Museumsquartier in<br />
Wien präsentierte Stealth-Boot wurde<br />
komplett aus fibreC Glasfaserbeton<br />
realisiert. Die mit Glasfasern verstärkte<br />
Betonplatte revolutioniert den traditionellen<br />
Zugang zu Beton. Peter Sandbichlers<br />
Intention, das Stealth-Boot in<br />
bestehende Strukturen zu integrieren,<br />
legte eine Zusammenarbeit mit Rieder<br />
nahe. Denn die gesamte Außenanlage<br />
des Museumsquartiers wurde 2001<br />
von der Rieder Gruppe mit Großformatplatten<br />
(8.300 m2 Topstone) aus<br />
Beton gestaltet. Damit die Bodenstruktur<br />
als Tarnung des Kunstwerkes<br />
dienen konnte, lag die Realisierung des<br />
Kunstwerks mit einem Material aus<br />
dem Hause Rieder auf der Hand.<br />
Gemeinsam mit Peter Sandbichler,<br />
der das optische Erscheinungsbild der<br />
Außerhülle vorgab, wurde ein speziell<br />
entwickelter Konstruktionsplan erstellt.<br />
Nach der Abwägung diverser Möglich-<br />
keit-<br />
e n für die<br />
Unterkonstruk- tion entschied<br />
man sich für eine Holzunterkonstruktion.<br />
Damit übernahm Rieder nicht<br />
nur den Part eines Materialsponsors,<br />
sondern erarbeitete gemeinsam mit<br />
dem Künstler die perfekte Umsetzung.<br />
Das Stealth-Boot besteht aus über 100<br />
individuell zugeschnittenen fibreC<br />
Glasfaserbetonplatten in der an den<br />
Boden angepassten Farbe Sandstein.<br />
Das fünf Tonnen schwere Kunstwerk<br />
zeigt einerseits matte und andererseits<br />
sandgestrahlte Oberflächen.<br />
AA School London<br />
Rieder integriert regelmäßig Designer<br />
und Künstler in unternehmensinterne<br />
Workshops. Auf diese Weise profitieren<br />
beide Seiten von der engen Beziehung,<br />
dem Ideentransfer und dem<br />
Know-how Austausch. Im Rahmen des<br />
kulturellen Auftrages der Firma Rieder<br />
besteht eine langjährige und intensive<br />
Kooperation mit einer der renommiertesten<br />
Architektur-Hochschulen<br />
weltweit – der AA School (Architectural<br />
Association School of Architecture) in<br />
London. In Form von Wettbewerben<br />
wurden mittlerweile schon mehrere<br />
experimentelle Design-Projekte mit den<br />
Studenten durchgeführt. Zum Beispiel<br />
wurde aus einer Reihe von Entwürfen<br />
der Studenten der 10 m breite und 5 m<br />
hohe CSpace Pavilion auf einem 100<br />
m2 großen Gelände im Zentrum von<br />
London aus fibreC Elementen gebaut<br />
und später für einen guten Zweck<br />
versteigert. Das komplexe Gebilde, bei<br />
dem fibreC auch statisch eine tragende<br />
Rolle spielte, konnte nur durch eine<br />
ganz intensive Zusammenarbeit von<br />
Seiten der Rieder Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilung mit den Designern<br />
entstehen. Neben dem „Woven<br />
Concrete“ für die Eco- and Future Build<br />
Show in London realisierte Rieder auch<br />
heuer wieder ein von den Studenten<br />
entworfenes Kunstwerk, das auf Grund<br />
seiner Form im Unternehmen liebevoll<br />
Erdnuss genannt wird und im Rahmen<br />
der London Design Week ausgestellt<br />
wurde.<br />
Storefront Gallery<br />
New York<br />
Teil des weltweiten fibreC Künstler-<br />
Netzwerkes ist auch die Storefront Gallery<br />
in New York. Die einst von Steven<br />
Holl und Vito Acconci entworfene<br />
Fassade der Galerie wurde mit fibreC<br />
realisiert. Die neue Fassade aus fibreC<br />
kann je nach Jahreszeit und Ausstellung<br />
auf unterschiedliche Art geöffnet<br />
werden. Flexibel reagiert die Storefront<br />
auf<br />
die<br />
Bedürfnisse<br />
von Außen und Innen,<br />
schafft Verbindungen oder<br />
Grenzen und vermittelt den Besuchern<br />
wechselnde räumliche Bezüge. In<br />
regelmäßigen Abständen finden dort<br />
Workshops und Vorträge mit Wolfgang<br />
Rieder und internationalem Publikum<br />
aus den verschiedensten Branchen statt<br />
– zur gegenseitigen Inspiration und<br />
Weiterbildung.<br />
VTOL Vertical Take Off<br />
and Landing Wien<br />
Auf Einladung der Vienna Design<br />
Week haben das Designer-Duo Reed<br />
Kram und Clemens Weisshaar in enger<br />
Zusammenarbeit mit Rieder eine<br />
großformatige Installation entworfen<br />
und verwirklicht. Während der Eröffnungsfeier<br />
der Designwochen wurde<br />
VTOL – Vertical Take Off and Landing<br />
am Vorplatz des Palais Liechtenstein<br />
der Öffentlichkeit präsentiert.<br />
Auf einem rundum verspiegelten<br />
Sockel präsentiert, scheint die über 100<br />
m2 große und nur 13 mm dicke Fläche<br />
aus glasfaserverstärktem Beton schwerelos<br />
über dem Boden zu schweben –<br />
fast wie ein fliegender Teppich. Geformt<br />
wurde sie mittels einer von den<br />
Designern entwickelten dynamischen<br />
Software. Bei dem Projekt steht die intelligente<br />
Verquickung der vermeintlich<br />
statischen Eigenschaften von Beton mit<br />
der Dynamik der prozessorientierten<br />
Software im Mittelpunkt. Mit den neu<br />
entwickelten 3D Elementen setzt Rieder<br />
den traditionellen eindimensionalen<br />
Systemen ein Ende und leitet eine neue<br />
Ära der Gebäudehüllen ein.<br />
Neue Wertigkeit<br />
für Beton<br />
Zahlreiche internationale Architektur-<br />
und Designauszeichnungen vom<br />
MIPIM AR Future Project Award im<br />
französischen Cannes über den Form<br />
& Function Award in Australien bis hin<br />
zur Nominierung für den Designpreis<br />
2009 der Bundesrepublik Deutschland<br />
würdigen die Qualität und Innovationskraft<br />
von fibreC. Stararchitekten wie<br />
Zaha Hadid schätzen den modernen<br />
Zeitgeist, den Wolfgang Rieder mit<br />
fibreC repräsentiert und schwören auf<br />
den nachhaltigen Werkstoff.<br />
Revolution in Beton fibreC ist eine mit<br />
Glasfasern verstärkte Betonplatte und<br />
kann sowohl für Außen-Fassaden als<br />
auch für Gestaltungen im Innenbereich<br />
verwendet werden. fibreC bietet einen<br />
dünnwandigen Werkstoff mit angenehmer<br />
Haptik und natürlicher Ausstrahlung,<br />
der dennoch resistent und zugleich<br />
flexibel ist. Die Revolutionierung<br />
der 2D und 3D Produktion hebt räumliche<br />
Grenzen auf und ermöglicht eine<br />
noch nie da gewesene Formenvielfalt<br />
im Bereich des Werkstoffes Beton
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />
35<br />
„complex curved surfaces for urban furniture“ -<br />
fibreC in Kooperation mit AA FAB beim London<br />
Design Festival 2009<br />
Indie Bar und Snake –<br />
Triennale Milano<br />
CSpace Pavilion – AA School London, Stealth<br />
Bomber – by Peter Sandbichler<br />
fibreC Fassade der Storefront Gallery in New York –<br />
by Steven Holl und Vito Acconci
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch V - fibr<br />
Wolfgang Rieder unplugged<br />
Heidulf Gerngross: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Wolfgang Rieder: Jeder, der sich ständig<br />
weiterentwickelt und dem Drang<br />
neue Ideen zu verwirklichen nachgibt,<br />
ist sich dessen bewusst, dass es neben<br />
der riesigen Chance sofort einen<br />
nächsten großen Schritt weiter zu<br />
kommen auch das Risiko gibt erst mit<br />
einem kleinen Umweg dem eigentlichen<br />
Ziel etwas näher zu rücken. Aber<br />
wir haben uns schon immer an den<br />
Weltbesten gemessen und nehmen es<br />
auch weiterhin frei nach Samuel Beckett<br />
„Try Again. Fail again. Fail better.”<br />
Und der jetzige Erfolg bestätigt uns in<br />
diesem Ansatz. Das positive Feedback<br />
von Architekten und Designern motiviert<br />
mich immer wieder fibreC und<br />
die gesamte Rieder-Gruppe weiter zu<br />
entwickeln. Es macht mir Spaß gemeinsam<br />
mit Planern und innovativen<br />
Designern völlig neue Lebensräume<br />
zu schaffen. Deshalb lege ich auch so<br />
viel Wert darauf, dass unsere Kunden<br />
eine optimale auf sie zugeschnittene<br />
Serviceleistung erhalten. Denn nur,<br />
wenn wir ganz eng mit den Architekten<br />
zusammen arbeiten entstehen so spektakuläre<br />
Ergebnisse wie die Zaragoza<br />
Bridge oder das Soccer City Stadion in<br />
Johannesburg.<br />
Heidulf Gerngross: Was unterscheidet<br />
fibreC und Rieder von anderen vergleichbaren<br />
Materialien und Herstellern?<br />
Wolfgang Rieder: Wir kennen unser<br />
Produkt in und auswendig und haben<br />
die Tools und Spezialisten um den Plan<br />
eines Architekten so umzusetzen, dass<br />
ein ästhetisch einwandfreies aber dennoch<br />
ökonomisch durchdachtes Ergebnis<br />
erzielt werden kann. Wir stecken<br />
viel Herzblut in die ständig andauernde<br />
Weiterentwicklung und sagen prinzipiell<br />
immer ja, wenn uns jemand fragt<br />
ob wir dieses oder jenes mit fibreC<br />
umsetzen können. So lernen auch wir<br />
ständig dazu und setzen uns selbst<br />
damit keine unnötigen Grenzen. Beton<br />
bleibt spannend!<br />
Heidulf Gerngross: Was meinen Sie mit<br />
dem Prinzip des nachhaltigen Gesamtkonzepts?<br />
Wolfgang Rieder: Besonders wichtig<br />
ist mir das Zusammenspiel von Natur<br />
und moderner Wirtschaftlichkeit.<br />
Mein Produkt ist nicht nur konkurrenzfähig,<br />
es hebt sich eindeutig von der<br />
Konkurrenz ab und das ist mir wichtig.<br />
„Wir tragen dazu bei mit fibreC die<br />
Welt ein bisschen umzugestalten und<br />
deshalb war mir von Anfang an wichtig,<br />
dass das auf umweltfreundliche Art<br />
und Weise geschieht.“<br />
Einen Beitrag zu neuen Lebensräumen<br />
zu leisten heißt für mich auch einen<br />
Beitrag zu leisten, dass der natürliche<br />
Lebensraum erhalten bleibt. Auch<br />
privat versuche ich im Einklang mit der<br />
Natur zu leben.“<br />
Heidulf Gerngross: Kanda, Finnland,<br />
USA, Südafrika…. Ihr Produkt ist auch<br />
im Ausland höchst gefragt. Wie erklären<br />
Sie sich das?<br />
Wolfgang Rieder: fibreC ist vor allem<br />
ein sehr nachhaltiges Produkt.<br />
Das spielt gerade in den USA aber<br />
auch sonst weltweit eine viel größere<br />
Rolle als es bei uns in Österreich und<br />
Deutschland bis jetzt der Fall ist. Ein<br />
GreenSpec gelistetes Produkt anzubieten,<br />
wie wir es tun, ist schon fast eine<br />
Grundvoraussetzung um überhaupt<br />
bei großen öffentlichen internationalen<br />
Projekten zum Zug kommen zu können.<br />
Selbstverständlich sind die Architekten<br />
auf der ganzen Welt weiterhin<br />
beeindruckt von der Einzigartigkeit<br />
unseres Glasfaserbetons und den<br />
undendlichen Möglichkeiten, die sich<br />
gestalterisch damit auftun. Bauherren<br />
und Entscheider lassen sich aber vor<br />
allem durch Charakteristika wie die<br />
Brandschutzklasse1, die Langzeitbeständigkeit<br />
und die unschlagbare Umweltverträglichkeit<br />
überzeugen.<br />
Das Stadionprojekt (Soccer City Stadium<br />
- das Hauptstadion für die Fußball<br />
WM 2010) in Johannesburg, an dessen<br />
Neuerrichtung wir seit über einem<br />
Jahr maßgeblich beteiligt sind, war<br />
ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte.<br />
Wir verwirklichen dort die<br />
Fassade aus 40.000 fibreC Platten und<br />
konnten vor allem - neben der technischen<br />
und ästhetischen Lösung - mit<br />
den ökologischen Vorteilen von fibreC<br />
beeindrucken. Da im Werben um den<br />
Auftrag für die Fassade der weltweit<br />
größten Stadionbaustelle die Mitbewerber<br />
aus China mit billigen Aluminiumpaneelen<br />
auf der Preisebene nicht<br />
zu schlagen waren, entwickelten wir ein<br />
umfassendes Gesamtlösungskonzept<br />
für die Fassade. So überzeugten wir<br />
letztendlich nicht nur durch ein ökonomisch<br />
ausgeklügeltes Gesamtlösungskonzept,<br />
sondern vor allem durch<br />
kreative Ideen und unser umweltfreundliches<br />
Material.<br />
Heidulf Gerngross: Beeinflusst die Erfahrung<br />
im Ausland Ihre Unternehmenskultur?<br />
Welche Erfahrungen nehmen Sie<br />
z.B. aus der Zeit in Südafrika mit?<br />
Wolfgang Rieder: Selbstverständlich<br />
profitieren wir tag täglich von unserer<br />
Internationalität. Südafrika ist in der<br />
Tat ein gutes Beispiel. Wir sind eine<br />
der ganz wenigen Unternehmen, die<br />
maßgeblich an der Errichtung an<br />
einem der neuen Stadien beteiligt war<br />
und ausschließlich einheimische Vorarbeiter<br />
eingesetzt hat. Das war die beste<br />
Entscheidung, die wir treffen konnten.<br />
Es war faszinierend für mich zu sehen<br />
wie Menschen einer anderen kulturellen<br />
Umgebung völlige unterschiedliche<br />
Problemlösungen finden. Es hat mich<br />
beeindruckt und ich habe sehr gerne<br />
mit allen Beteiligten aus den verschiedensten<br />
Ländern zusammen gearbeitet.<br />
Von den verschiedenen Herangehensweisen<br />
und Einstellungen kann man<br />
viel lernen.<br />
Afrika war gut zu uns – und wir wollen<br />
etwas zurück geben! Das Besondere am<br />
Soccer City Stadion ist außerdem, dass<br />
es als einzige WM-Austragungsstätte<br />
von afrikanischen Architekten geplant<br />
wurde. Ich war von Anfang von dem<br />
Gedanken dahinter fasziniert. Wir<br />
haben für die Außenhaut des Stadions<br />
dann auch eigens Platten in afrikanischen<br />
Farbe produziert um den Ansprüchen<br />
der Planer gerecht zu werden<br />
das Fußballstadion wie eine Kalebasse<br />
– ein afrikanisches Trinkgefäß –<br />
aussehen zu lassen.<br />
Außerdem entwickeln sich natürlich<br />
viele Trends in den Bereichen Design,<br />
Architektur und Wirtschaft nicht<br />
unbedingt<br />
immer vor<br />
unserer eigenen<br />
Haustüre, deshalb<br />
pflege ich<br />
mein globales<br />
Netzwerk um<br />
ständig am<br />
neuesten Stand<br />
der Dinge zu<br />
bleiben. Oft<br />
hilft einem der<br />
Zufall das richtige<br />
Gespür für<br />
so manche Entwicklung<br />
und<br />
Marktlücke zu<br />
haben, in den<br />
meisten Fällen<br />
muss man aber<br />
einfach ständig<br />
am Ball bleiben<br />
und sich auf der<br />
ganzen Welt<br />
inspirieren lassen. Dabei beeinflussen<br />
uns nicht nur direkte brancheninterne<br />
Faktoren. Nein, vor allem der Blick<br />
über den Tellerrand hinaus und die<br />
Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und globalen<br />
Phänomenen hilft einem immer einen<br />
Schritt voraus zu sein.<br />
Heidulf Gerngross: Man liest im Zusammenhang<br />
mit fibreC immer wieder den<br />
Begriff „Protoarchitecture“ – was kann ich<br />
mir darunter vorstellen?<br />
Wolfgang Rieder: Mein Anliegen ist<br />
es den innovativen Designprozess zu<br />
unterstützen. Das ist nur möglich,<br />
wenn man sich von der Funktionstrennung<br />
der einzelnen Planungseinheiten<br />
abkehrt. Seit die Postmoderne den<br />
Nachweis geliefert hat, dass in jedem<br />
Fall alle Formen überall gebaut werden<br />
können, und mit Hilfe des Computers<br />
auch noch nicht da gewesene, beliebige<br />
Formen generiert werden können, steht<br />
die Architektur vor komplett neuen<br />
Voraussetzungen. Und ebenso stehen<br />
wir als Materialhersteller vor neuen<br />
Herausforderungen. Der Leitsatz „form<br />
follows function“ hat seine Gültigkeit<br />
längst verloren und nun heißt es den<br />
Architekten und Designern das Zepter<br />
zurück in die Hand zu geben. Sie stehen<br />
vor der kreativen Herausforderung<br />
mit dieser grenzenlosen Freiheit<br />
umzugehen und wir bemühen uns die<br />
neue Freiheit in der Formgestaltung zu<br />
unterstützen. Mit unserer intensiven<br />
Entwicklungsarbeit im Bereich „Protoarchitecture“<br />
sind wir bereits auf einem<br />
guten Weg.<br />
Heidulf Gerngross: Wie genau unterstützen<br />
Sie die Architekten und Designer?<br />
Wolfgang Rieder: Mir persönlich liegt<br />
viel daran, dass unser Produkt nicht<br />
nur sehr leistungsfähig und optisch<br />
ansprechend ist, sondern dass wir<br />
unschlagbare Servicequalität liefern<br />
können. Unsere Entwicklungsarbeit<br />
baut unter anderem auf der Konstruktion<br />
von Prototypen auf. Bei anspruchsvollen<br />
Sonderprojekten bauen wir erst<br />
ein Mockup um dem Architekten und<br />
Bauherr genau zeigen zu können was<br />
wir können und wie die Zusammenarbeit<br />
mit uns abläuft. Wir eröffnen<br />
Architekten neue Gestaltungsdimensionen<br />
mit Beton.<br />
Genauso wichtig in diesem Zusammenhang<br />
ist unsere enge Verbundenheit<br />
mit der Kunst- und jungen<br />
Designszene. Die Ideen und Wünsche<br />
von Künstlern und Architekten liegen<br />
uns am Herzen. Wir sehen den vielleicht<br />
für manche etwas unkonventionell<br />
erscheinenden Umgang mit unserem<br />
Material, unser Verhältnis zur Architektur<br />
und ihren Protagonisten und unsere<br />
Verbindlichkeit gegenüber der Gesellschaft<br />
und vor allem der Kulturszene<br />
als Pflicht den neuen Entwicklungen<br />
gerecht zu werden. Wir wollen den<br />
gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen<br />
setzen, sondern ihre Ideen in die<br />
Realität umsetzen. Durch die intensive<br />
Entwicklungsarbeit im Bereich von<br />
Sonderformen (2D und 3D) und den<br />
hohen Stellenwert, den Design- und<br />
Kunstprojekte bei Rieder Smart Elements<br />
einnehmen, beschäftigt sich eine<br />
eigene Abteilung exklusiv mit derartigen<br />
Spezialprojekten. Das ist auch mir<br />
persönlich sehr wichtig.<br />
Protoarchitecture<br />
Dass ein Höchstmaß an industrieller<br />
Fertigung mit den Methoden des 21.<br />
Jahrhunderts in keinem Widerspruch<br />
zu handwerklicher Anmutung stehen<br />
muss, beweist Rieder am Produktionsstandort<br />
Kolbermoor. Durch das<br />
Konzept der „industriellen Manufactur“<br />
können scheinbare Gegensätze wie die<br />
Einzelfertigung einer Manufactur mit<br />
den industriellen Vorgaben unserer<br />
Zeit, immer wirtschaftlicher zu produzieren,<br />
vereint werden. Diese einmalige<br />
Kombination garantiert vollkommene<br />
Flexibilität und Spontanität bei der Herstellung<br />
von fibreC und ermöglicht, den<br />
individuellen Wünschen von Designer<br />
und Architekten nachzukommen.<br />
Der direkte persönliche Draht zu<br />
Kunden und Planern macht Rieder<br />
zu einem unverzichtbaren Partner im<br />
Bereich Architektur und Design. Durch<br />
die universellen Einsatzmöglichkeiten<br />
von fibreC an Wand, Boden und Decke<br />
ist es erstmals möglich, traditionelle<br />
Raumbegrenzungen aufzulösen und<br />
einen Materialfluss zu erzeugen. Da ein<br />
fließender Übergang von außen nach<br />
innen geschaffen werden kann, entsteht<br />
eine einzigartige Symbiose der Formen-,<br />
Struktur- und Farbensprache in<br />
den verschiedenen Anwendungsbereichen.<br />
Innen und Außen verschmelzen<br />
zu einem Ganzen und erweitern das<br />
Aktionsfeld für Architekturschaffenden.<br />
Perspektivenwechsel
eC by Rieder<br />
37<br />
fibreC Formbenbau und 3D Werkstatt<br />
Zaragoza Bridge Pavilion, Zaha Hadid Architects
38<br />
Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
New York – Spanien - Südafrika<br />
Gerade der hohe Grad an Flexibilität,<br />
der einzigartige Sinn für<br />
neuartige Formensprache und<br />
die umfassenden Dienstleistungen<br />
rund um seine Projekte machen Rieder<br />
und fibreC zu einem Global Player<br />
im Bereich der Verwirklichung von<br />
ästhetisch anspruchsvollen Klein- und<br />
Großprojekten.<br />
Storefront Gallery<br />
New York<br />
Rieder leistet im Sinne seines kulturellen<br />
Auftrags für die von Vito Acconci<br />
and Steven Holl entworfene Betonfassade<br />
der Storefront Gallery in New York<br />
City zum Beispiel einen wertvollen<br />
Beitrag. Die neue Fassade aus fibreC<br />
kann je nach Jahreszeit und Ausstellung<br />
auf unterschiedliche Art geöffnet<br />
werden. Flexibel reagiert die Storefront<br />
auf die Bedürfnisse von Außen und<br />
Innen, schafft Verbindungen oder<br />
Grenzen und vermittelt den Besuchern<br />
wechselnde räumliche Bezüge.<br />
Zaragoza Bridge Pavilion<br />
by Zaha Hadid<br />
Ein bezeichnendes Beispiel für die<br />
Farbvielfalt und –qualität ist der „Zaragoza<br />
Bridge Pavilion“. Die britische<br />
Stararchitektin Zaha Hadid setzte für<br />
den 275 Meter langen Brückenpavillon,<br />
dem Wahrzeichen der Expo 2008 im<br />
nordspanischen Zaragoza, auf Glasfaserbeton<br />
von Rieder. Die Außenhaut des<br />
Bauwerks wurde mit 29.000 Dreiecken<br />
aus fibreC in neun verschiedenen<br />
Graunuancen verkleidet. Ein raffiniertes<br />
Muster der glasfaserverstärkten<br />
Betonplatten in den unterschiedlichsten<br />
Grautönen erzeugt einen Effekt wie bei<br />
schimmernden Schuppen von Fischen.<br />
Neben Design und Optik konnte sich<br />
Zaha Hadid mit ihrer Projektidee nicht<br />
zuletzt auf Grund der Nachhaltigkeit<br />
der verwendeten Materialien wie fibreC<br />
gegen 40 Mitbewerber durchsetzten.<br />
Am Beispiel der Zaragoza Bridge sieht<br />
man, dass durch die spezielle Produktion<br />
der industriellen Manufactur<br />
29.000 verschiedene Dreieckformen<br />
mit exakt definierten Farben und Radianten<br />
hergestellt werden konnten. Durch<br />
die laufenden Farbkontrollen mussten<br />
für das Projekt Zaragoza Bridge<br />
nur bei 3% der gesamtem Produktion<br />
Korrekturmaßnahmen vorgenommen<br />
werden, beim Endprodukt verzeichnete<br />
man keinen Ausschuss aufgrund von<br />
Farbdifferenzen. Mit dieser technischen<br />
Präzision und logistischen Komplexität<br />
(alle Platten werden mit Barcodes<br />
versehen um sie vor Ort bei der Implementierung<br />
sofort passend zuteilen zu<br />
können) betritt Rieder Neuland in der<br />
Welt der Betonproduktion.<br />
Soccer City Stadion<br />
Südafrika<br />
Rieder konnte die Erbauer des größten<br />
Stadions in Südafrika von ihrem revolutionären<br />
Produkt überzeugen und<br />
ist seit über einem Jahr maßgeblich<br />
an der Realisierung der WM-Stätte in<br />
Johannesburg beteiligt. Rieder überzeugte<br />
nicht nur durch ein ökonomisch<br />
ausgeklügeltes Gesamtlösungskonzept<br />
sondern vor allem durch kreative Ideen<br />
und sein umweltfreundliches Material.<br />
Da im Werben um den Auftrag<br />
für die Fassade der weltweit größten<br />
Stadionbaustelle die Mitbewerber aus<br />
China mit billigen Aluminiumpanelen<br />
auf der Preisebene nicht zu schlagen<br />
waren, entwickelte Rieder ein umfassendes<br />
Gesamtlösungskonzept für die<br />
Fassade. Dies beinhaltete die Modularisierung<br />
der Fassade, die Entwicklung<br />
eines eigenen Farbcodesystems<br />
für das komplexe Design der Fassade,<br />
eine intelligente Integration der Unterkonstruktion<br />
und die Errichtung<br />
einer Feldfabrik (fibreCamp) vor Ort<br />
in Südafrika. Durch die entstandenen<br />
Synergien konnte die gesamte Stadionhülle<br />
billiger angeboten werden als<br />
mit Aluminium der Konkurrenz. Mit<br />
einem äußerst intelligenten und innovativen<br />
Fassadenkonzept hat es Rieder<br />
mit fibreC geschafft, sich gegen eine<br />
Vielzahl internationaler Mitbewerber<br />
durchzusetzen.<br />
Private Villa R., fibreC Sandstein Ferro<br />
Festspielhaus Bregenz, Liquide Black Ferro<br />
UNM Cancer Center – New Mexiko,<br />
Terracotta Ferro Light & -Ferro<br />
GREEN Values<br />
Wolfgang Rieder hat nicht nur einen<br />
Sinn für revolutionäre Materialien und<br />
die Bedürfnisse moderner Architekten<br />
und Designer, sondern hegt beruflich<br />
wie privat ein tiefes Verantwortungsgefühl<br />
unserer Umwelt gegenüber. Die<br />
Verwendung hochwertiger Rohstoffe<br />
aus rein mineralischen Bestandteilen<br />
und Glasfasern ermöglicht eine optimale<br />
Produktqualität. Ganz im Sinne<br />
des gelebten Umweltbewusstseins<br />
nimmt der Anteil der wiederverwendeten<br />
Materialien bei Zuschlagstoffen<br />
und Bindemittel ständig zu. Da fibreC<br />
im Gegensatz zum Großteil gängiger<br />
Produkte am Markt auf rein organischen<br />
Grundmaterialien basiert, ist<br />
der Werkstoff vollständig recyclebar.<br />
Außerdem werden Wirtschaftlichkeit<br />
und Nachhaltigkeit durch einen geringen<br />
Ressourcenverbrauch gefördert.<br />
Der Rieder-Grundsatz nach Nachhaltigkeit<br />
und die soziale Verantwortung der<br />
Umwelt gegenüber belegt auch das<br />
internationale Umweltmanagement-<br />
Zertifikat ISO 14001. Wolfgang Rieder<br />
setzt sich und seinen Mitarbeitern<br />
hohe Standards und so werden nur<br />
innovative Technologien mit ökologischer<br />
Verantwortung eingesetzt.<br />
Die erreichte Vielfalt und Leistungsfähigkeit<br />
von fibreC ermöglicht<br />
qualitativ hochwertige, ästhetisch<br />
ansprechende, dauerhafte und auch<br />
kostengünstige Konstruktionen. Damit<br />
entspricht der authentische Werkstoff<br />
fibreC ganz dem aktuellen Trend nach<br />
natürlichen, umweltfreundlichen,<br />
nachhaltigen weil wirtschaftlichen<br />
Materialien, die dennoch eine optisch<br />
ansprechende und moderne Wirkung<br />
erzielen.<br />
Da fibreC Glasfaserbeton zu mehr als<br />
95% aus rein mineralischen Rohstoffen<br />
besteht, ist er besonders gesundheitsund<br />
umweltfreundlich. Durch seine<br />
Lebensmittelechtheit wird fibreC sogar<br />
in Brot- und Pizzaöfen eingesetzt. fibreC<br />
ist zum Beispiel Teil der Produktliste<br />
GreenSpec® und es können<br />
bei der Verwendung von fibreC sogar<br />
Punkte in mehrerer Kategorien für<br />
eine LEED Zertifizierung gesammelt<br />
werden. GreenSpec gibt eine zuverlässige<br />
Orientierungshilfe für energiesparendes<br />
Bauen und listet Produkte<br />
auf, die strengen baubiologischen und<br />
–ökologischen Kriterien entsprechen.<br />
Aufgrund der hohen Lebensdauer von<br />
über 50 Jahren stellt fibreC nicht nur<br />
eine wirtschaftliche, sondern auch eine<br />
ressourcenschonende Lösung für Fassaden<br />
dar.<br />
Word greenest<br />
facade panel<br />
Grafik: world greenest facade panel<br />
Die Grafik zeigt, dass die Produktion<br />
von fibreC im Gegenzug zu<br />
anderen Fassaden-Materialien sehr<br />
umweltschonend gehandhabt wird.<br />
Der ökologische Vergleich von Fassadenbekleidungen<br />
zeigt, dass die<br />
Produktion von fibreC im Gegensatz<br />
zu Faserzement- und HPL-Platten ein<br />
besonders energiesparender Prozess<br />
ist. Die ökologischen Kennwerte von<br />
fibreC liegen deutlich unter jenen der<br />
Vergleichsprodukte. Die Produktion<br />
von fibreC weist um 41% weniger<br />
Treibhauspotenzial auf als bei Faserzementplatten<br />
und Aluminiumblech.<br />
Durch sein ausgezeichnetes Öko- Profil<br />
verbraucht fibreC um 77% weniger<br />
Primärenergie als HPL-Platten.Das<br />
IBO Prüfzeugnis gilt als anerkanntes<br />
und unabhängiges Prüfsiegel, das nur<br />
an auserwählte Produkte vergeben<br />
wird, die strengen baubiologischen und<br />
ökologischen Kriterien entsprechen. Es<br />
ermöglicht Transparenz und stellt eine<br />
vertrauensvolle Entscheidungshilfe für<br />
ökologisch empfehlenswerte Produkte<br />
dar.
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />
39<br />
Soccer City Stadion in Johannesburg<br />
– Südafrika: Hauptfußballstadion für<br />
WM 2010, 40.000 m 2 fibreC in<br />
afrikanischen Farben
40<br />
Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Kulturelles Engagement<br />
Gemeinsam mit Heidulf Gerngross und Kurt Hofstetter haben wir in den letzten Monaten intensiv an der Realisierung<br />
der Ausstellung „Das Spiel der Mächtigen“ im MAK gearbeitet. Nun ist fibreC nun im Museum für<br />
angewandte Kunst in Wien zu sehen.<br />
Kurt Hofstetter hat mit seiner „Elementarwelle“ ein besonders raffiniertes Muster für die Gebäudehülle des sogenannten<br />
Nageltowers entworfen. Gemeinsam mit dem Künstler haben wir einen Teil dieser außergewöhnlichen<br />
Fassade in Originalgröße als beinahe 4 m hohe und 7 m breite Installation aus fibreC umgesetzt.<br />
fibreC
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch VI - Vasko + Partner<br />
41
42<br />
Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Dipl.Ing. Wolfgang Vasko<br />
DER GENERALKONSULENT<br />
Der Generalkonsulent – ein Begriff und ein Leistungsbild, dem sich Vasko+Partner verpflichtet hat.<br />
Im Sinne des Wortes „consultatio“, gleichbedeutend mit Beratung bis zum Beschluss, aber auch<br />
Begleitung in der Umsetzung und Lösung der planerischen, bauwirtschaftlichen sowie aller Fragen<br />
zur Projektentwicklung eines Bauherrn.<br />
Der Generalkonsulent ist gleichbedeutend mit allumfassender Dienstleistung von der Ingenieurkunst<br />
bis hin zur erforderlichen wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Kompetenz. Dies oft<br />
auch weit über die vordefinierten Projektgrenzen hinaus.<br />
Vasko+Partner betreut nicht nur von Architekten entworfene Projekte in allen Disziplinen der Planung<br />
und Bauleitung bis zur Fertigstellung, wesentlich darüber hinaus stehen Vasko+Partner sowohl<br />
vom ersten Schritt der Projektentwicklung und Ideenfindung beratend zur Seite, wie auch die Leistungen<br />
nicht mit Fertigstellung des Projektes enden.<br />
Dies ist mehr als Generalplanung, dies ist der Generalkonsulent.<br />
Im intensiven Austausch mit der Architektur als Ausdruck des Bauherrenwunsches untersucht der<br />
Generalkonsulent Machbarkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit, um Ideen und Wünsche zu verwirklichen.<br />
Dies ist der Erfolg von Vasko+Partner, der Erfolg des Generalkonsulenten.
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - Vasko + Partner<br />
43<br />
Wiener Dachgeschoßausbau<br />
Neuen Wohnraum dort zu schaffen, wo gewachsene<br />
Infrastruktur, öffentlicher Verkehr, Kultur-<br />
und Bildungseinrichtungen, etc. bereits<br />
vorhanden sind, ist nicht nur sehr gefragt son-dern<br />
auch im Sinne einer funktionierenden Stadt der kurzen<br />
Wege energieeffizient und um-weltschonend.<br />
Wie kaum eine andere Metropole, hat Wien mit seiner<br />
alten Gründerzeitbebauung und den vielen noch unausgebauten<br />
Dachböden ein großes Potential, genau<br />
solch attraktiven Wohn-raum bereitzustellen.<br />
Ein neuer EU-weit eingeführter Stand der Technik<br />
hinsichtlich Erdbebensicherheit bietet je-doch schon<br />
seit längerer Zeit immer wieder Zündstoff für mitunter<br />
hitzige Diskussionen unter Planern, Wissenschaft<br />
und Behörde.<br />
In Österreich wurden nun sämtliche alten und gewohnten<br />
Ö-Normen zurückgezogen und durch die für<br />
die Tragwerksplanung eines Neubaus zugrundezulegenden<br />
Eurocodes ersetzt.<br />
Der Eurocode 8, Teil 3 behandelt die Beurteilung und<br />
Ertüchtigung von bestehenden Ge-bäuden unter Erdbebeneinwirkung.<br />
Gegenüber alten Normen (bis etwa<br />
Mitte der 90er Jahre gültig) hat sich aufgrund des Ansatzes<br />
geringerer Versagenswahrscheinlichkeiten die<br />
norm-gemäße Erdbebenbeanspruchung in etwa vervierfacht.<br />
Wie man nun im Falle von geplanten Umbauten vorzugehen<br />
hat, ist in Wien zusätzlich in einem Merkblatt<br />
zusammengefasst. Hier wird in wesentliche und<br />
unwesentliche Abänderun-gen der bestehenden Substanz<br />
unterschieden, wobei hier eher die Grenzen<br />
durch geometri-sche Festlegungen (Nutzflächen, DG-<br />
Volumen,...) dominieren. Ist eine Umbaumaßnahme<br />
als wesentlich zu beurteilen, so muss das Gebäude<br />
nach dem Eingriff die Qualität eines Neubaus haben.<br />
Bei unwesentlichen Änderungen darf das bestehende<br />
Tragwerk zumindest nicht verschlech-tert werden.<br />
In seismischer Hinsicht wird ein Tragwerk sicher dann<br />
nicht schlechter, wenn die in Schwin-gung versetzte<br />
Masse die einzelnen Bauteile nicht früher kollabieren<br />
lässt, als es vor dem Eingriff der Fall gewesen wäre.<br />
Dies kann bedeuten:<br />
1. die Gesamtmasse darf nach dem Umbau nicht größer<br />
und der resultierende Mas-senmittelpunkt (Angriffspunkt<br />
der resultierenden Erdbebenkraft) nicht<br />
höher liegen.<br />
2. die Masse wird größer und/oder der Angriffspunkt<br />
verschiebt sich hinauf, aber die in-neren Kräfte werden<br />
durch bauliche Maßnahmen (z.B. schubsteife Ausbildung<br />
der obersten Geschoßdecke) umverteilt, sodass<br />
Bauteile die überbeansprucht sind, ent-lastet werden.<br />
3. die Gesamtmasse wird reduziert, der Angriffspunkt<br />
wird aber ungünstiger. Das Mo-ment um die Erdgeschoßfuge<br />
darf sich dann nicht erhöhen.<br />
Da man bei den in Frage kommenden Gebäudetypen<br />
stets davon ausgehen kann, dass die aus der Norm ermittelte<br />
Erdbebenbeanspruchung ein Maximum ist<br />
(Plateaubereich im Ant-wortspektrum) ist eine Untersuchung<br />
des Antwortverhaltens (Eigenfrequenzermittlung)<br />
i.a. nicht notwendig.<br />
Für regelmäßige, typische Wiener Gründerzeithäuser<br />
mit Holzbalkendecken lässt sich ein DG-Ausbau<br />
in Leichtbauweise (=unwesentliche Änderung) relativ<br />
einfach nachweisen („720kg-Regel“). Das Problem:<br />
so ein typisches Haus gibt es nur selten! Mal sind es<br />
Kriegs-schäden, die den Einbau von Betondecken notwendig<br />
machten, mal ist es ein Eckhaus, mal fehlen<br />
sämtliche Zwischenwände und mal handelt es sich<br />
überhaupt um ein Haus aus den 60er Jahren.<br />
Um hier aber trotzdem einen DG-Ausbau in Leichtbauweise<br />
planen zu können, kann man sich mit einer<br />
Kapazitätsuntersuchung behelfen.<br />
Der Bestand darf bekanntlich nicht verschlechtert werden,<br />
d.h. das Haus darf gegenüber einer Erdbebenbeanspruchung<br />
nicht früher kollabieren, als vor dem<br />
Ausbau.<br />
Berechnet man also „wie viel Erdbeben“ das Gebäude<br />
vor dem Eingriff aushält und gelingt ein Nachweis,<br />
dass auch nach einem DG-Ausbau das Haus mindestens<br />
gleich viel Erdbe-benbeanspruchung übersteht,<br />
(wie oben beschrieben z.B. durch Massenreduktion<br />
aufgrund Abbruch alter Kamine, oder durch gezielte<br />
Verstärkung von einzelnen Bauteilen,...) dann hat<br />
man den Zustand eines Gebäudes zumindest nicht<br />
verschlechtert.<br />
Es sei aber hier besonders darauf hingewiesen, dass ein<br />
Haus auch schon in derart schlech-tem Zustand sein<br />
kann, dass es nicht einmal die normgemäße Windlast<br />
gesichert abtragen kann. Hier wäre dann von jeglichen<br />
Um- und Ausbaumaßnahmen zunächst Abstand zu<br />
nehmen und zuvor eine Ertüchtigung des gesamten<br />
Gebäudes vorzunehmen.<br />
1. Ebene, Herstellung einer neuen tragsicheren<br />
Deckenkonstruktion<br />
Einbau des Trägerrost für die neue, schubsteife Decke<br />
Herstellung des biegesteifen Rahmentragwerkes<br />
Einbau des Trägerrost für die neue, schubsteife Decke<br />
Fazit:<br />
DG-Ausbauten sind in Wien immer noch möglich, nur sollte man sich vorher gut ansehen auf welchen Bestand man das Penthouse setzen möchte. Denn auch ein technisch<br />
„alle Stü-ckeln spielendes“ Domizil mit Fernblick, gebaut mit modernsten Baustoffen, macht sich auf einem alten Vorstadt-Zinshaus, an dessen Mauerwerk nur<br />
allzu sehr der Zahn der Zeit nagte und das eventuell schon mehrere Umbauten erleiden musste, nicht immer sonderlich gut. Eine vorhergehende, genaue Bestandsuntersuchung<br />
muss Grundlage und Ausgangsbasis für weitere Überlegungen sein.<br />
Nichtsdestotrotz sollte man aber auch nicht davor zurückschrecken, DG-Ausbauten weiter zu forcieren. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass sie die Bestandsicherheit im<br />
Allgemeinen nicht nur nicht verschlechtern, sondern aufgrund der Durchleuchtung des gesamten Objekts oftmals deutlich verbessern.<br />
Alexander Krakora,<br />
Projektleiter
Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI - Vasko + Partner<br />
45<br />
Rechtssicherheit kann man planen<br />
Einkommensteuererklaerung<br />
AA<br />
Steuerberatung | Wirtschaftsprüfung | Unternehmens- und Finanzierungsberatung<br />
www.tpa-horwath.com<br />
Anz_274x405_RZ.indd 1 17.11.09 18:08
46<br />
Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Dynamische Gebäude- und Anlagensimulation –<br />
„Ein notwendiges Werkzeug für eine erfolgreiche Planung“<br />
Komplexe Herausforderungen bedürfen komplexer Instrumente. Die dynamische<br />
Gebäude- und Anlagensimulation ist speziell für Gebäude mit komplexer<br />
Architektur und/oder hohem Glasanteil ein solch notwendiges Werkzeug<br />
für eine gesamtheitliche und erfolgreiche Planung. Dieses erlaubt es virtuell<br />
am Computer zu „experimentieren“ und nicht erst im Nachhinein am Gebäude<br />
und deren Anlagen zu neuen Erkenntnisse zu kommen.<br />
Die dynamische Gebäude- und Anlagensimulation bildet das stündliche Verhalten<br />
des Gebäudes nach, wobei im Allgemeinen ein komplettes Jahr betrachtet wird.<br />
Maßgebende Einflussfaktoren sind der jeweilige Standort (Klimadaten), die Beschaffenheit<br />
des Gebäudes und seiner Anlagen, sowie seine Nutzung.<br />
Die dynamische Gebäudesimulation ist bei V+P Standard einer erfolgreichen<br />
Planung, wie die folgenden Projektbeispiele zeigen:<br />
4) Shopping Center – Mall - Slowakei<br />
Für die Mall des Einkaufszentrums wurde die Behaglichkeit für verschiedene<br />
Bereiche mittels dynamischer Gebäudesimulation bestimmt und die bauphysikalischen<br />
Randbedingungen, sowie die Verschattungseinrichtungen nach den Ergebnissen<br />
verändert bzw. dimensioniert.<br />
Ergebnisdarstellung<br />
Die entscheidende Größe ist zumeist die sich einstellende Raumtemperatur und<br />
die daraus folgende Behaglichkeit für die Nutzer. Nachfolgende Abbildungen<br />
zeigen typische Verläufe für Raumtemperatur<br />
bzw. Raumfeuchte und Behaglichkeit.<br />
1) Bürokomplex Wien<br />
Im Zuge der dynamische Gebäudesimulation<br />
wurden unterschiedliche<br />
haustechnische Konzepte, insbesondere<br />
hinsichtlich der zu erwartenden<br />
Lufttemperaturen und Überschreitungshäufigkeiten<br />
einer bestimmten<br />
Temperatur untersucht. Es<br />
wurde jeweils der Einfluss unterschiedlicher<br />
bauphysikalischer<br />
Voraussetzungen (Verglasung<br />
und Verschattungs-einrichtungen)<br />
und unterschiedlicher Innerer<br />
Lasten untersucht.<br />
Bürokomplex Wien<br />
2)Bürogebäude -<br />
Niederösterreich<br />
Für den Neubau des dargestellten Bürogebäudes wurde eine dynamische Gebäudesimulation<br />
durchgeführt. Hauptziel der Simulation war die Ermittlung der<br />
maximalen Lufttemperaturen bei unterschiedlichen Konzepten hinsichtlich Kühlung<br />
und Lüftung. Untersucht wurden Varianten mit natürlicher<br />
Lüftung und verstärkter Nachtlüftung und mit<br />
mechanischer Be- und Entlüftung. Weiters wurde<br />
eine Variante mittels Fan Coils untersucht. Bei<br />
allen Varianten wurde der Einfluss unterschiedlicher<br />
bauphysikalischer Voraussetzungen (Verglasung<br />
und Verschattungseinrichtungen) und<br />
unterschiedlicher Innerer Lasten untersucht.<br />
Shopping Center – Mall - Slowakei<br />
3) Geriatriezentrum: - Wien<br />
Im Zuge der dynamischen Simulation wurden<br />
zwei unterschiedliche Kühlkonzepte untersucht.<br />
Einerseits ist die Kühlung mittels konditionierter<br />
Zuluft und andererseits mittels Bauteilaktivierung<br />
(Betonkernaktivierung) geplant.<br />
Für die Simulation wurden drei Zonen (Räume)<br />
mit unterschiedlicher Ausrichtung betrachtet. Es<br />
wurde eine Ganzjahresbetrachtung durchgeführt,<br />
wobei die Betriebsfälle Sommer, Winter und<br />
Übergangszeit getrennt untersucht wurden.<br />
Geriatriezentrum: Wien<br />
Bürogebäude - Niederösterreich<br />
Abbildung 05: Temperaturverlauf<br />
für 3 Räume (Zonen) mit unterschiedlicher Ausrichtung (S ... Süd, SO ... Süd-Ost,<br />
W ... West) in Abhängigkeit der Außentemperatur (Ta)<br />
Abbildung 05
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - Vasko + Partner<br />
47<br />
Die Punkte nach folgendem Diagramm (Abbildung 06) stellen die Ergebnisse der<br />
dynamischen Berechnung dar. Für ein behagliches Raumklima (Temperatur) sollen<br />
die Punkte innerhalb<br />
der Umgrenzungslinien<br />
32 operative Raumtemperatur [°C]<br />
Zone SÜD<br />
bleiben. Je nach Simulationsvariante<br />
verändert sich<br />
31<br />
30<br />
29<br />
die Punktwolke, woraus<br />
28<br />
27<br />
man Rückschlüsse auf<br />
26<br />
die Behaglichkeit ziehen<br />
25<br />
24<br />
kann.<br />
21<br />
Abbildung 06:<br />
20<br />
Außenlufttemperatur [°C]<br />
Darstellung der operativen<br />
Temperatur nach<br />
Norm (Behaglichkeitsfeld)<br />
15 16 17 18 19 20 21 22 <strong>23</strong> 24 25 26 27 28 29 30 31 32<br />
Abbildung 06<br />
Die Balken (Abbildung 07) stellen jeweils die Stunden<br />
mit dem Prozentsatz der zu erwartenden Unzufriedenen<br />
je nach Ausrichtung des betrachteten Raumes (S ... Süd, SO ... Süd-<br />
Ost, W ... West) dar.<br />
In diesem konkreten<br />
3000<br />
Fall ist zu erkennen,<br />
2500<br />
Abbildung 07 dass der Anteil an<br />
2000<br />
Unzufriedenen in<br />
1500<br />
der meisten Zeit des<br />
1000<br />
Jahres zwischen 5-15<br />
% liegt.<br />
500<br />
0<br />
<strong>23</strong><br />
22<br />
50%<br />
S (z05) SO (z08) W (z02)<br />
empfohlene operative Raumtemperatur [°C]<br />
Abbildung 07:<br />
Darstellung der<br />
Behaglichkeit mittels<br />
Normnachweis (Prozentzatz der zu erwartenden Unzufriedenen)<br />
Nachfolgende Abbildung (08) ist eine eher komplexe Darstellung der Ergebnisparameter<br />
im sogenannten hx-Diagramm. Die roten Umgrenzungslinien stellen<br />
das Behaglichkeitsfeld dar, in dem sich die Raumluftzustände (im Wesentlichen<br />
eine Kombination der Raumlufttemperatur in Abhängigkeit der Feuchte) bewegen<br />
sollen. Außerhalb dieser Grenzen wird das Raumklima als unbehaglich angesehen.<br />
Ähnlich der Punktwolke für die<br />
Temperatur [°C]<br />
40<br />
Zone SÜD<br />
10<br />
15 20 25<br />
30<br />
Raumtemperatur, können durch Veränderungen<br />
der Punktwolken für verschie-<br />
relative Feuchte [%]<br />
40<br />
5<br />
35<br />
50<br />
60<br />
30<br />
dene Varianten Rückschlüsse auf die<br />
70<br />
80<br />
25<br />
zu erwartende Behaglichkeit im Raum<br />
90<br />
100<br />
20<br />
Behaglichkeitsfeld<br />
65<br />
gezogen werden.<br />
Abbildung 08:<br />
Darstellung des Behaglichkeitsbereiches<br />
im hx-Diagramm (Behaglichkeit in Abhängigkeit<br />
von Temperatur und Feuchte)<br />
Fazit<br />
Das Werkzeug „dynamische Gebäude- und Anlagensimulation“<br />
ermöglicht eine ganzheitliche<br />
Abbildung 08<br />
Planung. Die Veranschaulichung von verschiedenen<br />
Energiekonzepten für das jeweilige Gebäude und die Abwägung von Vor- und<br />
Nachteilen der jeweiligen Varianten ist relativ einfach möglich und ermöglicht<br />
somit die Planung von maßgeschneiderten Lösungen (bauphysikalisch und gebäudetechnisch)<br />
für das jeweilige Gebäude.<br />
Die dynamische Gebäude- und Anlagensimulation ist für eine zeitgemäße Projektierung<br />
ein Muss.<br />
Katharina Eder: Projektleiterin / Günther Sammer: Projektverantworlicher / Christian<br />
Steininger: Geschäftsführer<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
15<br />
20<br />
25<br />
30<br />
Schwülegrenze<br />
absolute Feuchte [g/kg tr. Luft]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
55<br />
60<br />
Enthapie [kJ/kg]<br />
Das energieautarke Büro – Die Zukunft hat begonnen<br />
Themen wie Klimaveränderung, Kioto-Protokoll<br />
und Umweltschutz sind die dominanten Themen<br />
unserer Zeit. Sie bilden den Hintergrund<br />
für die Tatsache, dass zur Stabilisierung unseres Klimas<br />
die Emissionen in den nächsten Jahren deutlich<br />
reduziert werden müssen. Für ein innovatives Planungsbüro<br />
steht das hochgesteckte Ziel somit fest:<br />
Die Realisierung der Vision eines energieautarken<br />
Gebäudes. .<br />
Erst Ende April hat das Europäische Parlament die<br />
novellierte Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von<br />
Gebäuden mit der Forderung verabschiedet, dass alle<br />
Gebäude, die nach 2018 bzw. 2020 gebaut werden,<br />
mindestens so viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen<br />
– es sollen „Netto-Null-Energiegebäude“<br />
entstehen.<br />
Dies ist nur einer der Forderungen nach einer nächsten<br />
Qualität von Gebäuden, die neue Konzepte zur<br />
Beheizung und Klimatisierung erfordern. An regenerativen<br />
Energiesystemen stehen derzeit im Wesentlichen<br />
folgende Systeme als wirtschaftlich sinnvoll<br />
nutzbar im Vordergrund: Sonnenenergienutzung /<br />
Erdwärme- und Kältenutzung und Holz.<br />
Nachfolgendes Konzept für ein energieautarkes bzw.<br />
CO2 neutrales Bürogebäude soll die Möglichkeiten<br />
aufzeigen, die bereits heute mit „State of the Art“<br />
Technologie realisierbar sind . Als Grundlage für die<br />
Energieberechnung wurde von ambitionierten, jedoch<br />
realistischen Anforderungen (Passivhausqualität) an<br />
die Gebäudehülle ausgegangen.<br />
Abbildung 01 zeigt das Blockschaltbild der Energieversorgung<br />
/ Energiebereitstellung für das energieautarke<br />
Bürogebäude. Der Bedarf von <strong>23</strong> kWh/m 2 für Kühlung<br />
und 25 kWh/m 2 a für Heizung wird zu 100 %<br />
über natürliche Ressourcen abgedeckt werden.<br />
Energiebedarf Wärme<br />
Über eine thermische Solaranlage mit rund 750 m 2<br />
Kollektorfläche werden rund 30 % des Heizenergiebedarfs<br />
(teilsolare Heizung) abgedeckt. Der Rest (rund<br />
70 %) wird über eine Biomasseanlage bereitgestellt.<br />
Energiebedarf Kälte<br />
Die Kühlung des Gebäudes wird vollständig über<br />
eine direkte Grundwassernutzung abgedeckt. Bei der<br />
Nutzung des Grundwassers wird von einem COP von<br />
rund 30 ausgegangen, daraus ergibt sich ein Strombedarf<br />
von rund 16.600 kWh/a, der dem TGA-Strombedarf<br />
hinzugefügt wird. Ein Teil des Energiebedarfes<br />
Kälte wird über die DEC-Anlage abgedeckt.<br />
TGA-Strombedarf<br />
Zur Abdeckung des TGA Strombedarfes ist eine PV-<br />
Anlage mit einem Ertrag von rund 150.000 kWh/a<br />
geplant, d.h. der komplette TGA Strombedarf kann<br />
über die PV-Anlage abgedeckt werden.<br />
Zukunftsausblick<br />
Das längerfristige Ziel muss ein vollständig energieautarkes<br />
bzw. CO2 neutrales Gebäude sein – auch<br />
der Verbrauch an elektrischer Energie für die Nutzer<br />
(Abbildung 01 – grauer Bereich) muss aus Eigenerzeugung<br />
erfolgen. Aus derzeitiger Sicht bieten sich<br />
dazu folgende Möglichkeiten an:<br />
Nach der Studie des wissenschaftlichen Beirats der<br />
deutschen Bundesregierung wird dem Solarstrom<br />
im globalen Energiemix 2050 eine bedeutende Rolle<br />
zugeteilt. Es ist also davon auszugehen, dass in den<br />
nächsten Jahren eine ständige Weiterentwicklung der<br />
PV-Module stattfindet – Ziel ist die großflächige Nutzung<br />
von Solarzellen in etwa 10 Jahren.<br />
Eine weitere Zukunftstechnologie als erneuerbarer<br />
Energieträger im Elektrizitätssektor stellt die Windenergie<br />
dar. Momentan wird hauptsächlich von<br />
außerstädtischen Windparks ausgegangen, wobei<br />
bereits erste vielversprechende gebäudeintegrierte<br />
Windkraftanlage realisiert wurden, wie beispielsweise<br />
in Bahrain im Bahrain World Trade Center.<br />
Bei der Energieversorgung der Arbeitsplätze gibt es<br />
ebenso zahlreiche Ideen, wie etwa die Möglichkeiten<br />
der dezentralen / direkten Einspeisung von der Solarfassade<br />
oder die Versorgung der Arbeitsplätze mit<br />
Kleinspannung.<br />
Eine mögliche Vision für die Energieversorgung der<br />
Zukunft stellt die Kombination Brennstoffzelle und<br />
solarer Wasserstoff dar, wobei eine marktreife in 15<br />
bis 20 Jahren erwartet wird.<br />
Dezentrale Biogasanlagen können neben Wirtschaftsdüngern<br />
auch organische Reststoffe oder Energiepflanzen<br />
verarbeiten. Als organische Reststoffe können<br />
z.B. Abfälle aus Lebensmittelerzeugung und<br />
-verarbeitung, Fettabscheider- oder Frittierfette oder<br />
auch kommunale Bioabfälle eingesetzt werden. Auch<br />
diese Technologie ist eine interessante Variante zur<br />
Energieversorgung des Gebäudes der Zukunft.<br />
Sonnenkollektor<br />
750 m²<br />
Ertrag: 415.000 kWh/a<br />
100% (Sommer)<br />
31% (Abdeckung Heizung)<br />
DEC<br />
Biomasse<br />
PV-Module<br />
800 m² Dach<br />
600 m² Fassade<br />
Ertrag: 150.000 kWh/a<br />
69%<br />
EVU<br />
WWB<br />
Grundwassernutzung<br />
100 % PV<br />
H K L<br />
100%<br />
EE<br />
TGA<br />
Abbildung 01: Blockschaltbild<br />
– Energieversorgung /<br />
Energiebereitstellung<br />
Dies sind lediglich einige wenige Ideen von Zukunftsvisionen,<br />
die eine neue Generation von Gebäuden beschreiben.<br />
Fazit<br />
Technisch machbar sind Null-Energiegebäude schon<br />
seit längerem, allerdings haben diese noch eher Experimentiercharakter<br />
und sind entsprechend teuer. Ressourcenschonung,<br />
Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit,<br />
Effizienz und Komfort – das sind aus heutiger Sicht<br />
teilweise widersprüchlich klingende Schlagworte für<br />
die Bürogebäude der Zukunft. Mit den oben angedeuteten<br />
technischen Fortschritten werden sich diese<br />
scheinbaren Widersprüche auflösen.<br />
Die erfolgreiche Planung eines energieautarken Bürogebäudes<br />
mit dem derzeitigen Stand der Technik<br />
ist ein erster Schritt in die Richtung „Gebäude der<br />
nächsten Genration“ . Dies ist gelungen. Somit hat<br />
die Zukunft bereits begonnen.<br />
Katharina Eder: Projektleiterin<br />
Christian Steininger: Geschäftsführer<br />
TGN<br />
Künstl<br />
Bel.<br />
EE<br />
Bel<br />
EE<br />
N
48<br />
Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009
Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
49<br />
Eine Kulturintiative von <strong>ST</strong>/A/R<br />
Konzept & Organisation:<br />
milan mijalkovic / архитект, künstler, konfl iktforscher<br />
heidulf gerngross / architekt, städteplaner usw...<br />
Projektbeteiligte:<br />
alena baich /schauspielerin & performancekünstlerin<br />
patrick baumüller /künstler<br />
gagliano /visuelle kunst<br />
heinrich büchel /architekt & architekturwissenschaftler<br />
heike nösslböck /videokünstlerin<br />
jan tabor /architekt & kulturhistoriker<br />
ORNAMENT UND WIEN<br />
Kunst im öffentlichen Raum<br />
Wespen<br />
Wien ist geprägt von einem Überfl uss von Figuren, Skulpturen, Säulen und Säulchen, Geländern, Reliefs, Gesimsen,<br />
„Geschnörkseln“, Blumen, Blättern, Menschen und Tieren.<br />
Wir stellen die Frage: Brauchen wir denn das „Krauthäupl“ auf der Secession, die Blumen am Majolika-Haus, die<br />
Hundertwassers, die Säulen vor dem Parlament oder die Menschenstatuen am Dach der Museen?<br />
Die Ökonomie des Ornaments - Ornament und Verbrechen?!<br />
Wie wird sich das Ornament weiter entwickeln?<br />
All die Kunst im öffentlichen Raum: Hat sie in ihrer Wirkung eine geistig-seelisch anregende oder beruhigende Funktion?<br />
Wozu Kunst im öffentlichen Raum?<br />
Was sind das für Mitteilungen, die die Sprache einer Stadt repräsentieren?<br />
Im Zeitalter vor der Erfi ndung des Guttenberg - Buchdruckes hatten Ornamente, Fresken und Statuen im öffentlichen Raum<br />
die Funktion, dem Betrachter Inhalte und Informationen und somit letztlich Bildung zu vermitteln. (Z.B. Die Darstellung<br />
religiöser oder historisch bedeutender Motive). Oder war das Ornament eine subversive, sinnlich unbegründbare<br />
Schwingung? Seit dem Buchdruck hat die sprachliche Mitteilung der Architektur einen Rückzug von der Fassade auf Papier<br />
erlebt und heute weiter in den elektronischen Raum und wieder zurück auf die Schriftfassade wie bei Will Alsop oder in der<br />
Sprache der Werbung. Durch den Wandel der Zeit hat sich eine neue Sprache im öffentlichen Raum entwickelt, die geistige,<br />
seelische und ästhetische Bedürfnisse befriedigt und neue Sehgewohnheiten generiert. Ein bildlich starkes Beispiel für die<br />
Entwicklung von Sprache und Inhalten im öffentlichen Raum stellt das Immofi nanzgebäude in der New Yorker Wall Street<br />
dar, an dem die Aktienkurse der Börse als leuchtende Laufschrift zum Ornament werden. Diese junge Kommunikationsform<br />
der Architektur mit ihrem Einzug in beziehungsweise Rückzug auf die elektronischen Medien wollen wir hier „die 6. Fassade“<br />
nennen, die Mitbestandteil der Kulturinitiative ORNAMENT UND WIEN ist.<br />
Der Prozess unserer Arbeit als Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt sich mit der Übertragung von Mitteilungen in die<br />
verschiedenen Medien. Die Größe des öffentlichen Raumes reicht von der Fassade zum Bildschirm bis zum Scannen auf<br />
das Handy in der Hosentasche und spricht somit alle Sinne an. Von haptisch bis platonisch!<br />
Die Agglomeration der unterschiedlichen Sprachen inspiriert und treibt uns zum Machen und den Diskurs<br />
ORNAMENT UND WIEN in Gang zu setzen.<br />
Wer kann diesen Diskurs befruchten und in sichtbaren Schwärmen Teile der Stadt besetzen und beleben?<br />
Der stärkste in der Natur vorkommende Kontrast: Gelb - Schwarz. Intensiv sichtbar und erlebbar. Gelbschwarze Wesen<br />
im öffentlichen Raum. Schwarzgelbe Wesen, Bienen oder Wespen, in der Zeitung starr, im Internet bewegt, im Handy<br />
spezifi sch als Barcode lesbar, an der Fassade im Wind.<br />
Das Ornament nützt alle materiellen und medialen Fassaden. Die Manipulation in der medialen Abbildung ermöglicht die<br />
Darstellung eines Ideals oder einer ersehnten virtuellen Zukunft. Die bewusste Manipulation soll in dieser Kulturinitiative<br />
als Bestandteil des Projekts genutzt und gezeigt werden. Die örtlich-materielle Umsetzung fi ndet in unserer unmittelbaren<br />
Umgebung im 6. Wiener Gemeindebezirk statt. Die mediale Umsetzung überall und an keinen Ort gebunden: In<br />
Alaska, in Google Sky, in Google Earth oder auf Papier. Eine Anregung zur Aufmerksamkeit. Awareness pur! Von einer<br />
stadträumlichen Empfi ndung - Karlskirche - Flaktürme - Uniqua-Tower - bis zum himmlischen Summen.<br />
Wir bieten das Projekt der Stadt Wien an, weil der Ornamentkonfl ikt in Wien am deutlichsten spürbar ist.<br />
==> Dieser Konfl ikt ist der Kreator des Projekts: ORNAMENT UND WIEN. In der Hoffnung, Wien wird durch diese<br />
Kulturaktion im öffentlichen Raum – AUFMERKSAM auf sein wertvolles Kulturgut ORNAMENT UND WIEN.<br />
Projektbeschreibung:<br />
Herstellen der gelbschwarzen pneumatischen Wesen,<br />
Montage an der Sezession, auf oder neben dem Majolikahaus und auf dem<br />
Haus Wiener Wohnen, Gumpendorferstraße 42 -44.<br />
Die manifeste materielle Installation dauert 3 Monate und wird von der <strong>ST</strong>/A/R Organisation realisiert, betreut und abgebaut.<br />
Die Vorträge und Performances begleiten das materielle Geschehen. Die Internet-, Video- und Handyornamentiken dauern<br />
über mehrere Zeiten. Devotionalien- und T-Shirtverkauf dauern bis zum Ausverkauf.
50<br />
Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009
Nr. <strong>23</strong>/2009 BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
51<br />
Entwurf: Milan Mijalkovic
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch VII - DAS SPIE<br />
David Staretz<br />
schreibt, redigiert und fotografiert den Auto-<strong>ST</strong>/A/R<br />
David Staretz berichtet im neuen <strong>ST</strong>/A/R über seine Erlebnisse<br />
mit dem neuen Ferrari 458 Italia, erzählt von der Bentley-<br />
Präsentation in Sevilla und zeigt einen Supersportwagen, den<br />
man, kaum erschienen, nur mehr gebraucht kaufen kann:<br />
Den Lamborghini Reventón.
L DER MÄCHTIGEN<br />
53<br />
FREYA DESIGN<br />
homage an Charles EAMES<br />
In der Schale Nora Goodyear<br />
FREYA SCHALE<br />
MOBILE HOL<strong>ST</strong>ER
54<br />
Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
PHILIPP GOLDSCHEIDER<br />
represented by Gallery Konzett<br />
Philipp KONZETT<br />
Galerie Konzett | Spiegelgasse 21 | A-1010 Wien<br />
T +43 1 513 01 03 | F +43 1 513 01 04 | gallery@artkonzett.com | www.artkonzett.com
Nr. <strong>23</strong>/2009 BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
55<br />
die neue Rechtsanwaltsgeneration<br />
beschützt die Kunst<br />
Stapf•Neuhauser<br />
Dank an Dr. Stapf der mich<br />
rechtlich befreit und beschützt hat.<br />
Heidulf Gerngross<br />
Stapf Neuhauser<br />
Rechsanwälte OG<br />
A-1010 Wien, Esslinggasse 7<br />
Tel.: +43 1 90333<br />
Fax: +43 1 90333 44<br />
wien@snwlaw.at<br />
http://www.snlaw.at<br />
Rechtsanwaltskanzlei neugestaltet von SPUTNIC
56<br />
Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Freude schöner Götterfunken<br />
Heidulf Gerngross jetzt auch Instrumentenbauer,<br />
schnitzt für seinen Sohn Vinzenz G. ein Pfeiferl.
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch IX - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
57<br />
INTEGRATOR<br />
MARKUS SPIEGELFELD<br />
OHNE MARKUS SPIEGELFELD KEIN<br />
NAGELTOWER, KEIN, KEIN, KEIN... Kein Heidulf
58<br />
Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Die Werkstatt Wien - Spiegelfeld Architektur Management<br />
entwickelt und realisiert seit 1982 Projekte in Kooperation<br />
mit einem Netzwerk von ausgewählten Fachleuten aus<br />
unterschiedlichen Bereichen. Die Zusammenarbeit mit<br />
Künstlern inspiriert uns und fordert uns,<br />
ausgetretene Wege zu verlassen ……………Markus Spiegelfeld
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
59<br />
MELINKOVDENKMAL<br />
im sozialen Wohnbau 1150 Wien Reichsapfelgasse 6-8
Städteplanung / Architektur / Religion Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
61<br />
SOZIALER WOHNBAU JOHN<strong>ST</strong>RASSE - <strong>ST</strong>URZGASSE<br />
75 Wohnugen, ein Supermarkt, Grün- und Spielflächen im Hof, in den Obergeschossen freie Sicht zur Gloriette
62<br />
Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Erste Wiener Loft Siedlung 1210 Wien Ödenburgerstrasse<br />
Die erste Wiener Loft Siedlung ist nach einer<br />
Preisprüfung vom damaligen Wohnbaustadtrat<br />
Edlinger als der preiswerteste Wohnbau Wiens<br />
mit Werkstaat Wien errichtert worden.<br />
Jugendzentrum Wien 1210
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
63<br />
Capella Bianka wird 2010 am Plöckenpass in Kärnten errichtet<br />
Stein und Gartendesign Wien 1220 Büro und Lagerhalle<br />
www.werkstattwien.at<br />
Stein und Design Container Zubau
64<br />
Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
ES WARTEN NEUE AUFGABEN !
Städteplanung / Architektur / Religion DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
BETTLERVERBOT<br />
WER MIT DIESER GESINNUNG UM <strong>ST</strong>IMMEN<br />
BETTELT BRAUCHT DRINGEND HILFE
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009
Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN
NAGELTOWER<br />
BETTLER<br />
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Skopje ist ein internationaler Bastard.<br />
Erdacht nach einem Erdbeben als Utopie der 60er Jahre.<br />
Heute ist auch hier endlich jeder Architekt.<br />
Fernsehstationen wie Stadtgefl üster, Zeitungsredaktionen wie<br />
Amateur-3D-Renderer, Internet Blogger wie Traditionalisten.<br />
Das Werkzeug sind Symbole und Zeichen.<br />
Sie defi nieren Orte – und Abgrenzungen gegenüber Anderen.<br />
Konfl ikte – lokal und international - manifestieren sich in der Stadt.<br />
Der Konfl ikt wird zum Städteplaner, die Architektur zum<br />
Instant Mix aus Neo-Tradition und Freiem Markt, aus Image und Konstruktion.<br />
Was für die einen Balkanisation heißt, ist für die anderen ersehnte Europäisierung.<br />
World Trade Center Skopje 2009<br />
архитект Milan Mijalkovic
VERBOT<br />
Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />
VERBOT
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009
Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch IX - Heidulf <strong>ST</strong>/A/R 73<br />
Foto: Mamie Ueki ©<br />
Gerngross
74 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch IX - Heidulf Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
Jan Fekete<br />
der wichtigste Repräsentant zeitgenössischer Kunst der Slowakei<br />
malt den Archistrator Heidulf Gerngross<br />
als grossformatiges Ölbild auf Leinwand 222 x 107 cm<br />
photo: Mascha Fekete
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IX - Heidulf<br />
<strong>ST</strong>/A/R 75<br />
ARCHIQUANT RAUMALFABET HANDY
Städteplanung / Architektur / Religion Buch IX - Heidulf <strong>ST</strong>/A/R 77<br />
DAS ER<strong>ST</strong>E ARCHI<strong>ST</strong>RIERTE GEBÄUDE<br />
DAS VOLKSBUCH 1968 bis 1978
78 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch IX - Heidulf Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
g<br />
e<br />
d<br />
u<br />
l<br />
d<br />
CYBERCITYRAUMALPHABET GEDULD geduld IM WELTRAUM
Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IX - Heidulf<br />
<strong>ST</strong>/A/R 79<br />
Mamie<br />
heiratet<br />
in Oregon<br />
WARANs RÜCKEN<br />
まみえ
80<br />
Buch IX - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />
World Trade Center Skopje 2009<br />
архитект<br />
Milan Mijalkovic<br />
DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN. HEIDULF GERNGROSS<br />
ARCHI<strong>ST</strong>RIERT FRANZ WE<strong>ST</strong>’S NAGELTOWER.<br />
MIT HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT UND ANGELO ROVENTA<br />
2.12.2009 - 10.1.2010<br />
MAK-Ausstellungshalle, Weiskirchnerstraße 3, Wien 1<br />
Di MAK NITE © 10.00–24.00 Uhr, Mi–So 10.00–18.00 Uhr<br />
JEDEN SAM<strong>ST</strong>AG © EINTRITT FREI.<br />
www.MAK.at<br />
Milan Mijalkovic