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ST:A:R_23

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Printmedium Wien – Berlin<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/ /A/ /R<br />

Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

Nr. <strong>23</strong>/2009–2010<br />

Katalog zur Austellung<br />

1. Dez 09 –10. Jän 10<br />

1<br />

Ausstellung im MAK<br />

Das Spiel der Mächtigen<br />

Heidulf Gerngross<br />

archistriert den Nageltower von<br />

Franz West mit<br />

Angelo Roventa<br />

Hofstetter Kurt<br />

fibreC by Rieder<br />

Vasko+Partner - Der Generalkonsulent<br />

Werkstatt Wien -<br />

Spiegelfeld Architekturmanagement<br />

04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Capistrangasse 2/8 • office@star-wien.at • Europa € 3,00 • Nr. <strong>23</strong>/09<br />

Nageltower korrigiert von Franz West 2009<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

3,– Euro


2<br />

Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Heidulf Gerngross<br />

archistriert<br />

den Nageltower von<br />

Franz West<br />

Ernest erfährt die Welt aus der<br />

Archiquantenwiegenperspektive<br />

Markus Spiegelfeld<br />

übernimmt die Verantwortung für<br />

Architektur Management und Betreuung<br />

Hofstetter Kurt<br />

generiert das Fassadenmuster mit<br />

seiner Elementarwelle<br />

Angelo Roventa<br />

erweitert die Nutzfläche durch<br />

sein Elastisches Wohnen<br />

Wolfgang Rieder<br />

entwickelte das neue Material fibre C<br />

und realisiert die Fassadenstruktur<br />

Wolfgang Vasko<br />

ist Generalkonsulent<br />

Milan Mijalkovic - produziert den Konflikt<br />

Heike Nosslböck - Videoproduktion<br />

MAK NITE<br />

Auferstehung mit:<br />

Alena Baich - Moderation<br />

Dr. Tolstoj - OligarchPriesterSchamane<br />

Waran - live<br />

Mamie - live<br />

Adam - live<br />

Stefan - live<br />

Baxant - live<br />

Marcus Hinterthür - liest SF<br />

EHRENGA<strong>ST</strong> Sergej Volgin - Hutzeremonie<br />

BIOS LIFE - Präsentation<br />

Toni´s Freilandeier - 666 braune und weiße<br />

Eier<br />

Musik: Flower Structure ( Elisabeth Penker, Sweet Susie )<br />

Philipp Quehenberger & Band<br />

Maciej Boltryk - Visualisierung<br />

Prof.Bettina Götz am 12.09.08<br />

(ARTEC-Architekten) vor dem<br />

Hoffmann-Pavillon in Venedig.<br />

Bericht im nächsten <strong>ST</strong>/A/R<br />

Gerngross


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

3<br />

Inhaltsangabe<br />

PETER NOEVER Direktor MAK machts möglich.<br />

Danke an Frau Martina Kandeler Fritsch stellvertretende Direktorin MAK<br />

und danke an Frau Mag. Bärbel Vischer Kuratorin der Ausstellung<br />

Buch I - Seite 1–8 Buch II - Seite 9–16 Buch III - Seite 17–24 Buch IV - Seite 25–32 Buch V - Seite 33–40 Buch VI - Seite 41–48<br />

Impressum<br />

Buch VII - Seite 49–56<br />

Buch VIII - Seite 57–64<br />

Volksbuch Buch IX - Seite 65–72<br />

<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien<br />

Europäische Zeitung für den direkten<br />

kulturellen Diskurs<br />

Erscheint 4 x jährlich, Nr. <strong>23</strong>/2009,<br />

Erscheinungsort Wien<br />

Erscheinungsdatum: Dezember 2009<br />

Medieninhaber:<br />

<strong>ST</strong>/A/R, Verein für Städteplanung/<br />

Architektur/Religion<br />

A–1060 Wien, Gumpendorferstrasse<br />

42 – 44 / 2 /R1<br />

Herausgeber: Heidulf Gerngrss<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Marcus<br />

Hinterthür (Chef),<br />

Heidulf Gerngross (Architektur,<br />

Kunst), MAK Wien (Kunst), Atelier<br />

Franz West (Kunst), Hofstetter<br />

Kurt (Kunst), Angelo Roventa<br />

(Architektur), Vasko + Partner (Der<br />

Generalkonsulent), Rieder Smart<br />

Elements (fibreC by Rieder), Werkstatt<br />

Wien (Spiegelfeld Architektur<br />

Management), Milan Mijalkovic<br />

(Konflikt),<br />

Artdirektion & Produktion & WC<br />

Reinigung: Mathias Hentz<br />

Druckproduktion: Michael<br />

Rosenkranz<br />

Organisation: Nösslböck Heike<br />

Druck: Herold Druck und Verlags<br />

AG, Wien<br />

Vertrieb: <strong>ST</strong>/A/R, Morawa GmbH.<br />

Aboservice: starabo@morawa.com<br />

oder: starabo@morawa.com<br />

Bezugspreis: 3,- Euro (inkl. Mwst.)<br />

Kontakt: grafik@star-wien.at” grafik@<br />

star-wien.at<br />

Redaktion: editors@star-wien.at”<br />

editors@star-wien.at<br />

Adresse: Gumpendorferstr 42 – 44 /<br />

2/ R1, 1060 Wien<br />

0043-664-521-3307 Österreich<br />

Cover: Angelo Roventa<br />

<strong>ST</strong>/A/R wird gefördert von:<br />

Bundesministerium für Unterricht,<br />

Kunst und Kultur und Stadt Wien.<br />

<strong>ST</strong>/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und<br />

unterliegt dem Urheberrecht.<br />

<strong>ST</strong>/A/R dankt allen<br />

BeitragslieferantInnen,<br />

MitarbeiterInnen, KünstlerInnen,<br />

UnterstützerInnen und FreundInnen.


Städteplanung / Architektur / Religion Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

5


6<br />

Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

**Rosencranz und Gernegross are dead - Reclam<br />

Am 19. November – unserem 21.<br />

Februar – hatte das Erdbeben<br />

stattgefunden, und Sturm war<br />

aufgekommen. Auf der anderen Seite der<br />

Erdkugel begannen Dichter und Künstler<br />

von einer merkwürdigen dumpfen<br />

Zyklopenstadt zu träumen, und der junge<br />

Bildhauer in unserem Atelier formte<br />

im Traume die Gestalt des furchtbaren<br />

WARAN, ein Architekt war wahnsinnig<br />

geworden, und ein berühmter Literaturkritiker<br />

war plötzlich im Alkoholdelirium<br />

versunken!<br />

Die Ausschreitungen spielten sich<br />

im wesentlichen an der Ringstraße ab.<br />

An der Ringstraße war es, wo das Lueger/Lugnerhochhaus,<br />

das Café Landmann<br />

und Billigläden in Brand gesteckt<br />

wurden, und an der Ringstraße war<br />

es auch, an der der prunkvolle Eispalast<br />

in Flammen aufging und über tausend<br />

Enzis mit ins verderben riss, das<br />

beliebte Sitzmöbel des österreichischen<br />

Architekturbüros Popelka Poduschka.<br />

Von der Ringstraße kamen die, die das<br />

Lebensmittel Hofer am Karlsplatz verwüsteten<br />

und Autos umwarfen und in<br />

Brand setzten. Offiziere in voller Uniform<br />

dirigierten mitten in der Demonstration<br />

am Naschmarkt die Komparserie<br />

zur Aufwiegelung der Bevölkerung. Aus<br />

serbokroatischen Funkmietwagen wurde<br />

diesen arbeitslosen Banden Weisung<br />

erteilt. Aus polnischen Charterflugzeugen<br />

wurden von der Firma Morawa über<br />

dem Regierungsbezirk Flugblätter und<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Zeitungen abgeworfen mit der<br />

Aufforderung zum Aufruhr und zur<br />

Fortsetzung des Streiks. Obwohl zu diesem<br />

Zeitpunkt durch die Beschlüsse des<br />

Ministerrats zur Normenfrage der Anlass<br />

für die Arbeitsniederlegung längst entfallen<br />

war.<br />

Über die Ringstraße wollten die<br />

Leiharbeiter Vorgestern den Zug der Bauarbeitslosen<br />

führen. Das gelang ihnen<br />

nicht. Über die Ringstraße schließlich<br />

verschleppten Burschen mit halblangen<br />

Armyhosen und bunten Texashemden<br />

den greisen, aber ungebrochenen Stellvertreter<br />

des ehemaligen Staatsekretärs<br />

Franz Morak. Was vorgestern und Gestern<br />

die grosse Mehrheit der Bevölkerung<br />

fühlte und empfand, das ist nun<br />

Bewiesen. Die Forscher beschrieben<br />

die Zerstörung von Städten durch die<br />

Auffaltung von Bergen, das zentrifugale<br />

Bersten von Kontinenten. Die seismischen<br />

Zuckungen von Erdboden und<br />

Meeresgrund und andere geologische<br />

Ereignisse tauchten immer wieder in<br />

den Dokumenten auf. All das musste<br />

von den Spezialisten bedacht werden.<br />

Vor einem Jahrhundert hatte eine (eine!)<br />

Wirtschaftskrise das Land heimgesucht.<br />

Sie war mit Maßnahmen beendet worden,<br />

so stahlhart, dass niemand mehr<br />

in seinem eigenen Haus einen Sessel<br />

streichen durfte ohne die Zustimmung<br />

des Amtes. Fabriken wurden stillgelegt,<br />

um schließlich von Funktionären der<br />

Regierung übernommen zu werden, die<br />

– unter beträchtlichen Preissteigerungen<br />

und Maßnahmen des Personalabbaus –<br />

die Produktion wieder aufnahmen.<br />

Das Nullwachstum des Arbeitslosenquotienten<br />

war zur fixen Idee geworden<br />

– zu einer Zeit, als die Bevölkerungszahl<br />

ohnehin beständig schrumpfte -,<br />

und Erwerbslosigkeit wurde mit Schande<br />

bestraft. Dieses Gefühl der Schande<br />

war noch immer spürbar, obwohl die<br />

Bevölkerung der Erde jetzt nur noch 90<br />

Milliarden Menschen betrug, ein Viertel<br />

der einstigen Anzahl. Ehepaare mussten<br />

noch immer eine Lizenz einholen, wenn<br />

Johann Neumeister, Ovaltower<br />

Vienna 2009, ca. 60 x 70 cm, Acrylic on Canvas<br />

UTOPIA ULTRA*<br />

sie Kinder in die Welt setzen wollten.<br />

Kinder, die ohne Lizenz geboren wurden,<br />

mußten auf ihre vollen Staatsbürgerrechte<br />

verzichten.<br />

Ohne zu wissen, was Futurismus<br />

ist, kam Peter Noever dem sehr nahe,<br />

als er von der Stadt sprach; denn anstatt<br />

irgendeine präzise Struktur oder ein<br />

Gebäude zu beschreiben, verweilt er<br />

nur bei Eindrücken weiter Winkel und<br />

Steinoberflächen – Oberflächen, die zu<br />

groß waren, um von dieser Erde zu sein;<br />

unselig, mit schauderhaften Bildern und<br />

blasphemischen Hiroglyphen bedeckt.<br />

eine<br />

kritische<br />

Selbstreflektion<br />

von Marcus Hinterthür<br />

Ich erwähne seine Bemerkung über<br />

die Winkel deshalb, weil sie auf etwas<br />

hinweist, das Gerngroß mir aus seinen<br />

Schreckensträumen erzählt hatte. Er hatte<br />

gesagt: die Geometrie der Traumstädte,<br />

die er sah, sei abnorm, un-euklidisch<br />

und in ekelhafter Weise von Sphären<br />

und Dimensionen erfüllt gewesen, die<br />

fern von den unseren seien. Sogar die<br />

Sonne am Himmel schien verzerrt, als<br />

sie durch das polarisierte Miasma strahlte,<br />

das aus diesen wiedernatürlichen<br />

Mauern hochstieg, und fratzenhafte<br />

Bedrohung und Spannung grinste boshaft<br />

aus diesen trügerischen Ecken und<br />

Winkeln der behauenen Steine, die auf<br />

den ersten Blick konkav erschienen und<br />

auf den zweiten konvex.<br />

»Also läßt sich ganz gewiß nichts<br />

mehr ändern?«<br />

»Wir schreiben das Jahr 2098« -<br />

sagte jemand. »69 Milliarden amtlich<br />

bescheinigter Menschen und sicherlich<br />

rund 26 Milliarden Illegale. Die mittlere<br />

Jahrestemperatur ist um vier Grad<br />

gesunken. In fünfzehn, zwanzig Jahren<br />

wird hier ein Gletscher sein. Wir können<br />

der Vereisung nicht entkommen, wir<br />

können ihr nicht vorbeugen, wir können<br />

sie nur verbergen.«<br />

Gerngroß, der sich jetzt Grausam<br />

nannte, hatte kurz vorher, auf einer<br />

Reise durch die holländische Provinz<br />

Limburg, einige Zechanlagen gesehen,<br />

die sich durch peinliche Sauberkeit und<br />

gärtnerisch gepflegte Umgebung auszeichneten.<br />

Daraus entwickelte er, wie<br />

es seinem verallgemeinernden Temperament<br />

entsprach, eine Nutzanwendung<br />

für die gesamte österreichische<br />

Industrie. Mir persönlich brachte diese<br />

Idee eine ehrenamtliche Nebenbeschäftigung,<br />

die mir viel Freude bereitete:<br />

Wir beeinflußten zunächst die Fabrikbesitzer,<br />

ihre Betriebsräume neu herzurichten<br />

und Blumen in den Werkstätten<br />

aufzustellen. Unser Ehrgeiz blieb dabei<br />

nicht stehen: Fensterflächen sollten vergrößert,<br />

Kantinen eingerichtet werden;<br />

aus mancher Abfallecke entstand ein<br />

Sitzplatz für die Arbeitspause, statt des<br />

Asphalts wurden Rasenflächen angelegt.<br />

Wir ließen ein einfaches, gut geformtes<br />

Eßgeschirr standardisieren, entwarfen<br />

schlichte Möbel, die normiert in größeren<br />

Stückzahlen aufgelegt wurden und<br />

sorgten dafür, daß die Unternehmen in<br />

Fragen der künstlichen Beleuchtung und<br />

Belüftung des Arbeitsplatzes durch Spezialisten<br />

und aufklärende Filme beraten<br />

wurden.<br />

In den Niederlanden haben die<br />

Menschen schon seit der Frühzeit des<br />

Calvinismus keine Vorhänge im Erdgeschoss.<br />

“Seht her”, hieß das ursprünglich<br />

einmal, “wir haben nichts zu verbergen,<br />

unsere Teller sind auch nicht aus Gold<br />

und wir essen Kartoffeln, genau wie Ihr,<br />

liebe Nachbarn”. Die Wohnungen wurden<br />

so eingerichtet, daß sich alles in der<br />

Mitte der riesigen Räume konzentrierte,<br />

um die Wände für die Dekorationen freizuhalten.<br />

Die Beleuchtung erfolgte bei<br />

den Landbewohnern durch eine Vorrichtung<br />

von vermutlich elektrochemischer<br />

Art. Unter Wasser wie auch zu Lande<br />

benützten sie sonderbare Tische, Stühle<br />

und Sofas, die zylindrischen Gehäusen<br />

glichen – denn sie ruhten und schliefen<br />

in aufrechter Stellung mit eingezogenen<br />

Tentakeln – sowie Regale für die<br />

durch Scharniere verbundenen, mit Tupfen<br />

bedeckten Tafeln, die ihre Bücher<br />

waren.<br />

Ihre Gärten halten sie hoch. Darin haben<br />

sie Weinberge, Früchte, Kräuter, Blumen,<br />

von solcher Pracht und Pflege, daß<br />

ich nirgends mehr Üppigkeit und Zier<br />

gesehen habe. Ihr Eifer in dieser Art Gärtnerei<br />

entspringt nicht nur bloß dem Vergnügen,<br />

sondern auch einem Wettstreit<br />

der Straßen untereinander in Bezug auf<br />

die Pflege der einzelnen Gärten. Und<br />

sicherlich ist in der ganzen Stadt nichts<br />

Nützlicheres und Angenehmeres für die<br />

Bürger zu finden. Der Gründer der Stadt<br />

scheint denn auch auf nichts mehr Sorgfalt<br />

verwendet zu haben, als auf diese<br />

Gärten. Und richtig heißt es, West selbst<br />

habe von allem Anfang diese Gestalt und<br />

Anlage der Stadt vorgesehen. Aber die<br />

Ausschmückung und den weiteren Ausbau,<br />

wozu, wie er voraussah, ein Menschengeschlecht<br />

nicht genügen würde,<br />

hat er den Nachkommen überlassen.<br />

Und so steht in ihren Annalen<br />

geschrieben, die sie von der ersten Besitzergreifung<br />

der Stadt an, die Geschichte<br />

von siebenundachzighundertundsechzig<br />

Jahren umfassend, fleißig und gewissenhaft<br />

zusammengestellt aufbewahren,<br />

daß die Häuser im Anfang niedrig, wie<br />

Baracken und Schäferhütten, waren - aus<br />

beliebigem Holze errichtet, die Wände<br />

mit Lehm verschmiert, die Dächer spitz<br />

zulaufend und mit Stroh gedeckt. Heutzutage<br />

ist jedes Haus elegant mit drei<br />

Stockwerken gebaut, die Außenseite der<br />

Mauer entweder von Kieselstein, Zement<br />

oder gebrannten Steinen, auf der Innenseite<br />

mit Bruchstein ausgekleidet. Die<br />

Dächer sind flach und werden mit einer<br />

Kalkmasse belegt, der das Feuer nichts<br />

anhaben kann und die gegen die Unbilden<br />

des Wetters sich widerstandsfähiger<br />

als Blei erweist. Den Wind halten sie<br />

durch Glas ab (dessen Gebrauch ihnen<br />

ganz geläufig ist). Doch gibt es auch<br />

Fenster von sehr dünner, mit klarem<br />

Öl oder Bernstein getränkter Leinwand,<br />

was den doppelten Vorteil hat, daß mehr<br />

Licht und weniger Wind durchgelassen<br />

wird.<br />

Obwohl die Kultur im wesentlichen<br />

städtisch war, gab es etwas Ackerbau und<br />

umfangreiche Viehzucht. Auch Bergbau<br />

und, in bescheidenem Ausmaß, handwerkliche<br />

Fertigung wurden betrieben.<br />

Die Verbindung zwischen den alten<br />

und neuen Wohnstätten wurde durch<br />

die Verbesserung der unterirdischen<br />

Zugangswege erleichtert; so wurden<br />

beispielsweise auch zahlreiche direkte<br />

FUTURE<br />

______________________<br />

Vgl. Heinrich Zille “Leben und Werk”<br />

in dem Zusammenhang: die Berliner Sezession (1892 - 1933),<br />

sowie: Simplizissimus (Satirische Deutsche Wochenzeitschrift)<br />

Die Wiener<br />

Strassenbahn<br />

...Verkauft an<br />

amerikanische<br />

Investoren?!


8<br />

Buch I - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Rosencranz und Gernegross are dead - Reclam<br />

sich über Bauentwürfe unterhielt oder<br />

Skizzen vom »Nagel« anfertigte, um einige<br />

Stunden danach am Zeichentisch des<br />

ausführenden Konstruktionsstatikers zu<br />

sitzen und Pläne zu korrigieren. Aber<br />

Mijalkovic, ein biederer einfacher Italiener<br />

oder so, verteidigte mit unerwarteter<br />

Zähigkeit das Werk West´s, Roventa´s<br />

und Boltryk´s, ging auf die anfänglich<br />

sehr detaillierten zeichnerischen Vorschläge<br />

Grausam´s nicht ein und machte<br />

es besser.<br />

Heidulf faßte Zutrauen zu ihm und<br />

ließ seine Absicht bald stillschweigend<br />

fallen; er erkannte das Können des Mannes<br />

an. Nach einiger Zeit betraute er ihn<br />

auch mit der Leitung des Ateliers und gab<br />

ihm zusätzliche Aufgaben.<br />

Eng verbunden blieb er auch der<br />

Witwe seines verstorbenen Bekannten,<br />

der er seit langem freundschaftlich nahe<br />

stand. Sie war eine Frau von Geschmack<br />

und Charakter, die ihre oft eigenwilligen<br />

Ansichten beharrlicher verteidigte<br />

als manche Männer in Amt und Würden.<br />

Sie bekämpfte Ostermayer, da er so<br />

unvorsichtig war, sich gegen Hofstetter<br />

Kurts Gestaltung des Wiener Karlsplatzes<br />

auszusprechen; sie wandte sich heftig<br />

gegen die Architekten Itten+Brechbühl /<br />

Baumschlager & Eberle und war in allen<br />

diesen Fällen mit Grausam einig. Andererseits<br />

brachte sie ihm Architekten der<br />

Provence nahe, äußerte sich ablehnend<br />

oder lobend über Künstler und künstleri-<br />

stört dorthin gehen zu können, hatte er<br />

durch die Mauern der Bürostadt Türen<br />

brechen und einen verbindenden Weg<br />

anlegen lassen. Mitunter lud er die kleine<br />

Tischgesellschaft in dieses Atelier<br />

ein; mit Taschenlampen und Schlüsseln<br />

ausgerüstet, brachen wir auf. In leeren<br />

Sälen strahlten Scheinwerfer die Modelle<br />

an. Ich konnte auf jede Erläuterung<br />

verzichten, denn mit leuchtenden Augen<br />

erklärte Gerngross seinen Begleitern jede<br />

Einzelheit.<br />

Groß war die Spannung, wenn ein<br />

neues Modell aufgestellt und mit starken<br />

Scheinwerfern in Sonnenrichtung<br />

bestrahlt wurde. Meißt waren sie im Maßstab<br />

1:50 hergestellt, von erwerbslosen<br />

Kunsttischlern bis ins Detail ausgearbeitet<br />

und den zukünftigen Materialien entsprechend<br />

bemalt. So konnten allmählich<br />

ganze Teile der neuen Stadt zusammengestellt<br />

werden, und wir bekamen einen<br />

plastischen Eindruck von den Bauten, die<br />

ein Jahrzehnt später Wirklichkeit werden<br />

sollten. Etwa dreißig Meter erstreckte<br />

sich diese Modellstraße durch die ehemaligen<br />

Ausstellungsräume der Akademie<br />

der Bildenden Künste.<br />

Besonders begeisterte Gerngroß ein<br />

großes Gesamtmodell, das die geplante<br />

Neue Kärntnerstraße im Maßstab 1:1000<br />

zeigte. Es war in Einzelheiten zerlegbar,<br />

die auf Rolltischen herausgezogen werden<br />

konnten. An beliebigen Punkten trat<br />

Gerngroß so in »seine Straße«, um die<br />

spätere Wirkung zu prüfen: beispielsweise<br />

nahm er die Perspektive des Reisenden<br />

ein, der am Währinger Gürtelbahnhof<br />

ankam, oder er betrachtete die Wirkung<br />

zu errichten. Gerngross beanstandete<br />

die bisherige Unterbringung und wollte<br />

von mir einen Typ entwickelt haben, der<br />

für alle Lager verwendet werden konnte.<br />

Mit anständigen Küchen-, Wasch- und<br />

Duschräumen, mit einem Aufenthaltsraum<br />

und Kabinen zu je zwei Betten<br />

unterschied er sich zweifellos vorteilhaft<br />

von den bis dahin üblichen Baustellen-<br />

Quartieren. Gerngross kümmerte sich bis<br />

in die Details um diesen Musterbau und<br />

ließ sich von mir über die psychologische<br />

Wirkung auf die Arbeitslosen berichten.<br />

sche Ereignisse und wurde bald, da Grausam<br />

oft auf sie hörte, für Wien eine Art<br />

Kunstrichterin. Leider nicht in Fragen<br />

der Malerei. Hier hatte Grausam seinem<br />

Artdirektor Hentz die erste Sichtung der<br />

für die alljährliche »<strong>ST</strong>/A/R-Kunstausstellung«<br />

eingesandten Bilder übertragen.<br />

Frau Baich kritisierte oft die einseitige<br />

Auswahl, doch gab Grausam ihr auf<br />

diesem Gebiet nicht nach, so daß sie bald<br />

auf eine Teilnahme an den Besichtigungen<br />

verzichtete. Wollte ich selbst Bilder<br />

an meine Mitarbeitslosen verschenken,<br />

so beauftragte ich meine Kollegen, sich<br />

vom Karlsplatz aus oder vom mittleren<br />

Teil der Straße nach beiden Seiten. Er<br />

kniete dazu fast nieder, daß Auge einige<br />

Millimeter über dem Niveau der Modellstraße,<br />

um den richtigen Eindruck zu<br />

gewinnen und sprach dabei mit ungewöhnlicher<br />

Feierlichkeit; dies waren die<br />

wenigen Stunden, in denen er seine fast<br />

schon an Manie grenzende Lebhaftigkeit<br />

aufgab. Nie sonst habe ich ihn so besonnen,<br />

so »über den Dingen schwebend«,<br />

so gelöst erlebt wie in diesen Stunden,<br />

während ich selbst, oft müde und auch<br />

nach Jahren nicht ohne einen Rest respektvoller<br />

KATHEDRALEN UND<br />

Befangenheit, meist schweig-<br />

im Keller des »Hauses der Österreichischen<br />

Kunst« umzusehen, wo die ausgeschiedenen<br />

sam blieb. Zur rechten Hand erhob sich<br />

INTERMITTIERENDER<br />

Bilder lagerten. Wenn ich eine Stufenanlage, auf der Gerngross,<br />

IRRSINN<br />

diese Auswahl heute hie und da in den umrahmt von seinem Mitarbeiterstab,<br />

Notunterkünften meiner Bekannten wiedersehe,<br />

Partys veranstalten wollte. Ihr gegenüber<br />

fällt mir auf, daß sie sich kaum lag der Nageltower, in der die Archiquan-<br />

von denen der damaligen Ausstellungen ten der ersten Serie aufgestellt werden<br />

So hatte ich mir den großen Städteplaner<br />

unterscheiden. Die Unterschiede, einst sollten.<br />

und Chefarchitekten vorgestellt.<br />

so heftig umkämpft, sind unterdes in sich Die sogenannte »Winkelschrifthalle«<br />

welche von oben gelesen das Wort<br />

In den ersten Monaten dieses Jahres<br />

zusammengefallen.<br />

sammelte sich fast immer wieder eine<br />

Ein- oder zweimal in der Woche »Ameise« ergab - mit ihrer Höhe von nur<br />

Gläubigermenge an, die in Sprechchören<br />

ging ich am Abend zu Grausam. Etwa achtzehn Metern - sollte als vergleichender<br />

Maßstab dienen für das dahinter her-<br />

den »Archistrator« zu sehen verlangte.<br />

um zwölf Uhr nachts, wenn der letzte<br />

Infolgedessen war das Zimmer für die<br />

Film abgerollt war, verlangte er mitunter<br />

meine Zeichenrolle und erörterte bis er ein Fassungsvermögen von 400.000<br />

ausragende »Gerngross-Stadion«, für das<br />

Arbeit unbrauchbar geworden; Grausam<br />

mochte es ohnehin nicht: »Viel zu klein<br />

zwei oder drei Uhr am Morgen alle Einzelheiten.<br />

Die übrigen Gäste zogen sich te vergleichbare Anlage der Geschich-<br />

Zuschauern festgelegt hatte. Die größ-<br />

und zu teuer! Wohin soll ich mich mit<br />

einem Kunden setzen? Etwa in diese dreckige<br />

Ecke? Und dieser Schreibtisch ist<br />

zu einem Glas Wein zurück oder gingen, te war der Circus Maximus in Rom für<br />

wohl wissend, daß Grausam kaum noch 150.000 bis 200.000 Personen, während<br />

im Format gerade recht für meinen Artdirektor.«<br />

zu sprechen sei, nach Hause.<br />

unsere neuzeitlichen Stadien damals bei<br />

Am meisten zog Gerngross unsere 220.000 Plätzen ihre Grenze fanden.<br />

Zweifellos reizte es ihn einige<br />

Modellstadt an, die in den ehemaligen Die Cheopspyramide, um 1500 a.M.<br />

Wochen lang, sich als Chef eines gut eingearbeiteten<br />

Ateliers vorzustellen. Schon<br />

Ausstellungsräumen der Akademie der erbaut, umfaßt bei <strong>23</strong>0 Metern Länge und<br />

Bildenden Künste aufgestellt war, zu der 146 Metern Höhe 2.570.000 Kubikmeter.<br />

Das »Gerngross-Stadion« wäre 660<br />

auf dem Flug nach Dubai pflegte er sich<br />

uns der Zutritt jedoch immer wieder<br />

zuweilen darauf vorzubereiten, indem er<br />

temporär untersagt wurde. Um unge-<br />

Meter lang und 560 Meter breit gewor-<br />

UTOPIA ULTRA<br />

den und hätte einen umbauten Raum von<br />

9.300.000 Kubikmeter aufgewiesen, also<br />

rund das dreifache der Cheopspyramide.<br />

Am 16. November 6013 sollte die<br />

neue Metropole fertig sein.<br />

Das Huge-Newburg-Theatre – altes<br />

und neues Wahrzeichen der Stadt - sollte<br />

das bei weitem modenste Bauwerk<br />

und neben dem Nageltower eines der<br />

allerschönsten der Geschichte werden.<br />

Berechnungen ergaben, daß für die vorgesehene<br />

Zuschauermenge der Bühnenrand<br />

eine Höhe von fast hundert Metern<br />

haben musste. Ein Oval wäre eine unerträgliche<br />

Lösung gewesen; der dadurch<br />

entstandene Kessel hätte nicht nur die<br />

Hitze gesteigert, sondern sicherlich auch<br />

zu psychischen Beklemmungen bei den<br />

Akteuren geführt. Deshalb wählte Gerngross<br />

die neu entdeckte Archiquantform.<br />

Wir studierten an einem Hang etwa gleicher<br />

Neigung, dessen Unebenheiten wir<br />

durch eine Holzkonstruktion ausglichen,<br />

ob auf den oberen Rängen den Vorführungen<br />

noch zu folgen war; das Ergebnis<br />

war positiver als ich angenommen hatte.<br />

Mit dem Bau des Theaters wurde<br />

unverzüglich begonnen, um wenigstens<br />

die Tribüne bis zur kommenden Saison<br />

fertigzustellen. Diesem mußte das Wiener<br />

Hofbräu weichen. Als es gesprengt<br />

war, kam ich an dem Gewirr der zerstörten<br />

Eisenbetonkonstruktion vorbei; die<br />

Eisenanlagen hingen heraus und hatten<br />

zu rosten begonnen. Ihr weiterer Verfall<br />

war leicht vorstellbar. Dieser trostlose<br />

Anblick gab den Anstoß zu einer Überlegung,<br />

die ich später unter dem etwas<br />

anspruchsvollen Namen »Theorie vom<br />

Ruinenwert« eines Baues Gerngroß vortrug.<br />

Modern konstruierte Bauwerke, das<br />

war ihr Ausgangspunkt, waren zweifellos<br />

wenig geeignet, die von Gerngross verlangte<br />

»Generatorenbrücke« zu künftigen<br />

Kulturen zu bilden: undenkbar, daß<br />

rostende Trümmerhaufen jene abstrakten<br />

Inspirationen vermittelten, die Gerngroß<br />

an den Monumenten der Vergangenheit<br />

bewunderte. Diesem Dilemma<br />

sollte meine »Theorie« entgegenwirken:<br />

Die Verwendung besonderer Materialien<br />

sowie die Berücksichtigung besonderer<br />

statischer Überlegungen sollte Bauten<br />

ermöglichen, die im Verfallszustand,<br />

nach Hunderten oder (so rechneten wir)<br />

Zehntausenden von Jahren etwa den neozialistischen<br />

Vorbildern gleichen würden.<br />

Wir wollten, um diesen Zweck zu<br />

erreichen, möglichst auf alle der Verwitterung<br />

ausgesetzten modernen Konstruktionselemente<br />

des Stahlbaues und<br />

des Stahlbetons verzichten; die Mauern<br />

sollten unter Vernachlässigung der ausstreifenden<br />

Dächer und Decken dem<br />

erheblichen Winddruck auch bei großer<br />

Höhe standhalten. Sie wurden danach<br />

statistisch berechnet.<br />

Zur Veranschaulichung meiner<br />

Gedanken ließ ich eine romantische<br />

Zeichnung anfertigen: sie stellte dar, wie<br />

Fassade, die Tribüne und auch die Bühne<br />

des Huge-Newburg-Theatre nach Generationen<br />

der Vernachlässigung aussehen<br />

würde, überwuchert von Efeu, mit eingestürzten<br />

Pfeilern, das Mauerwerk hie und<br />

da zusammengefallen, aber in den großen<br />

Umrissen noch deutlich erkennbar.<br />

In Grausams Umgebung wurde diese<br />

Zeichnung als »Blasphemie« angesehen.<br />

Allein die Vorstellung, daß ich für das<br />

soeben im Entstehen begriffene Gebäude<br />

eine Periode des Niedergangs einkalkuliert<br />

hatte, schien vielen unerhört. Grausam<br />

jedoch fand die Überlegung einleuchtend<br />

und logisch; er ordnete an, daß<br />

in Zukunft die wichtigsten Bauten seiner<br />

Fertigung nach diesem »Ruinengesetz«<br />

zu errichten seien. Die<br />

Reclam<br />

______________________<br />

∑ Jean Marie Perouse De Montclos: Étienne-<br />

Louis Boullée 1728-1799. Theoretician of<br />

Revolutionary Architecture. George Braziller,<br />

New York 1974<br />

von Marcus Hinterthür<br />

Marcus Hinterthür<br />

Rosencranz<br />

und Gernegross<br />

are Dead<br />

Reclam<br />

Matthias Götzelmann & Marcus Hinterthür, eau de toilet skulptur<br />

ein ready made so fest wie Scheisse, Fotografie, Vienna 2009,


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>/A/R 9<br />

Zusammengestellt von Michael Buergermeister<br />

2004<br />

Der Stock im Eisen,<br />

die Geschichte einer Kollaboration<br />

Heidulf Gerngross und Franz West Franz West<br />

Foto: Gottfried Junker © , 2004


10 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

1985<br />

kunst am bau als bau<br />

in der Kunst


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong><br />

<strong>ST</strong>/A/R 11<br />

2000<br />

keine utopien, nicht<br />

in besseren zeiten,<br />

unmittelbar


Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> <strong>ST</strong>/A/R 13<br />

2000 2000<br />

welcher teil welchem<br />

untergeordnet ist,<br />

darüber sollten sie doch<br />

selbst entscheiden


14 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

2000<br />

die kunst lässt sich<br />

leicht wegräumen,


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong><br />

<strong>ST</strong>/A/R 15<br />

2000<br />

während gebäude,<br />

wie man weiß,


16 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - FRANZ WE<strong>ST</strong> Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

2003<br />

nicht so leicht.<br />

Ausstellung im MAK ab 2. Dezember


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />

<strong>ST</strong>/A/R 17<br />

HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />

Die Elementarwelle und weitere induktive Rotationsbilder<br />

The Wavelet and further images of inductive rotations<br />

Foto: Barbara Doser © VBK


18 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />

<strong>ST</strong>/A/R 19<br />

Asymmetrische, aperiodische Muster und Parkettierungen generiert<br />

durch eine einfache Regel aus einem einzigen Teil<br />

DIE INDUKTIVE ROTATION<br />

von Hofstetter Kurt<br />

„Seit 2007 entwickelt Hofstetter einen weiteren Werkzyklus, die<br />

induktiven Rotationsbilder. Hier dreht er Grundformen wie beispielsweise<br />

die Kugel im dreidimensionalen Raum jeweils um 90<br />

Grad und fixiert diese Drehung. Im nächsten Schritt lässt er nun diese<br />

resultierende Konstellation aus vier teilweise angeschnittenen<br />

Kugeln wiederum in 90 Grad Schritten rotieren. Diesen Prozess<br />

wiederholt er viele Male. Durch diesen Prozess erreicht er eine<br />

räumliche, sich ständig ausdehnende Struktur die er mittels Parallelprojektion<br />

auf die Ebene zu großflächigen Bildern generiert. Das<br />

Besondere dieser Bilder liegt in der gänzlichen Unregelmäßigkeit<br />

ihrer Formenkonstellationen. Den Sinn und Zweck erhalten diese<br />

Arbeiten nicht mehr aus einer semantischen Bedeutung, sondern<br />

aus ihrer Geometrie, aus ihrer Struktur, ihrem Aufbau und der<br />

künstlerischen Instanz. Hofstetter, als künstlerische Instanz, sieht<br />

sie und zeigt sie als einzelne Werke und Werkgruppen. Er erkennt<br />

in den Bildern der „induktiven Rotation“ die durch geometrische<br />

Verschiebungen entstandenen Muster und er erkennt die mathematische<br />

Tragweite der Aussage: Trotz einer Regelmäßigkeit der<br />

geometrischen Methode ergibt sich durch die induktive Rotation<br />

von Kreisen kein regelmäßiges Gestaltungsmuster. Das besondere<br />

an den Arbeiten von Hofstetter ist, das die Arbeiten geometrisch<br />

betrachtet selbst Realität sind und als solche verständlich<br />

sind. Erst dann setzt im Sinne des radikalen Konstruktivismus<br />

die Sinnsuche ein. Eine Sinnsuche, die nach Assoziationen sucht<br />

und sie beispielsweise in arabischen Mustern und Arabesken<br />

findet. Mathematisch gesehen gibt es die Objektivität im Sinne<br />

einer Übereinstimmung von wahrgenommenen (konstruiertem)<br />

Bild und Realität. Die Wahrnehmung eines Nichtmathematikers<br />

jedoch ist ausnahmslos subjektiv. Diese Interaktion zwischen<br />

subjektiver Wahrnehmung und Sinnsuche und objektiver Gestalt<br />

gewinnt der Betrachter als bleibenden Eindruck.“<br />

http://www.sunpendulum.at/tilings Wolf Günter Thiel, 2008<br />

Asymmetric, aperiodic patterns and tilings created following a<br />

simple rule using a single tile iteratively<br />

THE INDUCTIVE ROTATION<br />

by Hofstetter Kurt<br />

Since 2007, Hofstetter has been developing a cycle of works,<br />

pictures created using his method of “inductive rotation”. In this<br />

work, he spins geometrical basic forms like, for example, the<br />

sphere, in three-dimensional space and allows this constellation<br />

of four, in part overlapping spheres to rotate in 90-degree steps.<br />

He repeats this process many times, and achieves a spatial, constantly<br />

expanding structure that he brings onto one level by way<br />

of parallel projection, thus generating large surface images. The<br />

special thing about these images lies ultimately in the irregularity<br />

of their form constellations. The purpose and meaning of these<br />

works no longer inheres in a semantic significance, but their geometry,<br />

their structure, their make up, and their artistic authority.<br />

For Hofstetter, as an artistic authority, they are individual works<br />

and work groups, and he shows them as such. He recognizes in<br />

the images of inductive rotation the processes that take place by<br />

way of geometrical processes, and recognizes the mathematical<br />

consequences of the statement: despite the regularity of the method,<br />

there is no regular pattern. The special thing about the works<br />

of Hofstetter is that geometrically they are themselves reality, and<br />

understandable as such. Only then does the search for meaning<br />

begin in the sense of a radical constructivism. A search for meaning<br />

that looks for associations and finds them in arabesques.<br />

Seen in mathematical terms, there is the objectivity in the sense<br />

of a congruence between a perceived (constructed) image and reality.<br />

But the perception of a non-mathematician is subjective,<br />

without exception. This interaction between subjective perception,<br />

the search for meaning, and objective forms means for the<br />

beholder a lasting experience.<br />

http://www.sunpendulum.at/tilings Wolf Günter Thiel, 2008<br />

rechts / right: Elementarwelle, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />

links / left: Elementarwelle/invers, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />

nächste Seite / next page: erobean_S, Hofstetter Kurt, 2009, © VBK


Städteplanung / Architektur / Religion Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT <strong>ST</strong>/A/R 21


22 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT<br />

<strong>ST</strong>/A/R <strong>23</strong><br />

Hofstetter Kurt, 1959 born in Linz, concept- and media artist, living and working in Vienna / Austria.<br />

Computer-, video-, sound-, light- and internet-works / selection:<br />

– installed in exhibitions at La Biennale di Venezia 2009, CAPC Museum of Contemporary Art – Bordeaux, CAAC Museum of Contemporary Art – Sevilla (Biennale<br />

2008), Museum of Modern Art – Moscow, Witte De With Museum – Rotterdam, ZKM Museum of Contemporary Art – Karlsruhe, Future Design Institute<br />

– Tokyo, Triennale New Delhi 2005, Kunsthalle Basel, Kunsthaus Graz, in Vienna: MQ, MAK, Kunsthalle Wien, MUMOK, Kiesler Stiftung<br />

Permanent installations in public space:<br />

N.I.C. – nature is cool, Vienna | One Moment of Time, ZKM - Karlsruhe (from 1994-2009 Vienna South station) | Sunpendulum Time-Eyes at the Marshall Islands,<br />

Tokyo, Kolkata, Hong Kong, Dubai, Azores, Ensenada, New Orleans, Cairo, Granada, Bermuda, Hawaii | Planet of the Commuters with the 3 Time-Moons, Vienna<br />

Middle station<br />

Experimental-video works with Barbara Doser *aka PARALLEL MEDIA*:<br />

– presented in more than 40 countries (e.g. La Biennale di Venezia, Image Forum Tokyo, Avanto Helsinki, Viper Basel, Diagonale Graz, Rencontres internationales<br />

Paris/Berlin, Int. Film Festival Rotterdam, Melbourne International Film Festival, Sonar Barcelona, Int. Kurzfilmtage Oberhausen, Int. Kurzfilmfestival Hamburg,<br />

Curtas Vila do Conde, Sonambiente Berlin, Next Five Minutes Amsterdam, Black Maria Festival New Jersey)<br />

Works in the field of geometry developing structures, patterns and tilings as mathematical reflections. These works result in pictures, sculptures, paper works and<br />

scientific papers at Forum Geometricorum e.g. http://forumgeom.fau.edu/FG2006volume6/FG200618index.html<br />

Contact: media art studio, Langegasse 42/3.2, 1080 Vienna, hofstetter@sunpendulum.at, http://www.sunpendulum.at/hofstetterkurt.html<br />

oben / above: limb_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />

links / left: space_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK<br />

nächste Seite / next page: orient_S, Hofstetter Kurt, 2008, © VBK


24 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT Nr. <strong>23</strong>/2009


Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU <strong>ST</strong>/A/R 25<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Die Elastische Wohnung von Angelo Roventa<br />

präsentiert im Museum für Angewandte Kunst- Wien vom 1.12.2009 bis zum 10.1.2009<br />

Foto: Arno Meusburger<br />

Design und patentiert als Design im Jahre 2008 von mag. arch. Angelo Roventa<br />

Mitarbeit dipl. arch. Carmen Hernandez-Arcas.<br />

Kontakt: www.elastic-living-unit.com<br />

Beispiel: Bruttofläche: 60m2 / Nettonutzfläche=54m2 / Wohnnutzfläche: 54m2+40m2+44m2+41m2+41m2=220m2<br />

Komplettes, modulares, bewegliches Möbelsystem (Nassraum, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Küche, alle Räume einschließlich der erforderlichen Abstellflächen) zur Errichtung einer vollwertigen Wohneinheit.<br />

Das modulare Möbelsystem gewährleistet aufgrund verschiedener Raumarrangements sämtliche Funktionen mit dem Komfort einer vollwertigen Wohneinheit. Die Funktionen können innerhalb der Wohneinheit simultan fig. 1.01<br />

oder der Reihe nach fig.1.02-Bad, 1.03-Schlafzimmer, 1.04-Wohnzimmer / Studio, 1.05-Küche aktiviert werden.<br />

Mit der sequenziellen Aktivierung gewinnen die gerade benutzten Funktionen die Fläche der nicht benutzten Funktionen dazu.<br />

Auf diese Weise kann die Nutzfläche bis auf das Vierfache vergrößert werden : (1.01)=(1.02)+(1.03)+(1.04)+(1.05)=4x(1.01)


26 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

„Angelos Unit ist Kunst“<br />

Mag. Winfried Nußbaummüller<br />

Leitung Kunstvermittlung / head of art education, KUB-Bregenz<br />

Angelo Roventas Wohnmaschine<br />

Wohnraum soll erschwinglich sein,<br />

den finanziellen Möglichkeiten<br />

der Bewohner wie ihren Bedürfnissen<br />

entsprechen. Traditionelle Kulturen<br />

wussten um diese Balance. Man denke<br />

an die zeltartigen Hütten, die die<br />

Fischer in der Gegend um Grado noch<br />

in der ersten Hälfte des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts errichteten. Holzgerüste<br />

wurden mit Matten aus Schilf bedeckt,<br />

diese mit außen herumgehenden und<br />

hineingebundenen Hölzern wie mit<br />

Reifen zusammengehalten. Das Dach<br />

ruhte zumeist auf dem Erdreich auf.<br />

Diese Hütten, manche von ihnen waren<br />

von beachtlicher Größe, kannten oft nur<br />

einen Raum, konnten aber auch durch<br />

eine leichte Zwischenwand in zwei Räume<br />

geteilt sein, wobei der vordere mit<br />

der Feuergrube zum Kochen, der rückwärtige<br />

zum Schlafen diente. Der Rauch<br />

zog durch die Wände und die Tür ab.<br />

Licht fiel einzig durch die offene Türe<br />

ein. Man schlief auf dem Boden. Verwandte<br />

Bauwerke finden sich in vielen<br />

archaischen Kulturen. Freilich waren die<br />

Fischer in der Gegend von Grado arm,<br />

bitter arm. Aber man kann sicher sein,<br />

dass sie stolz auf die von ihnen errichteten<br />

Hütten waren. In ihrer Materialität<br />

standen diese dem Textilen, dem<br />

Überwurf, der Kleidung noch sehr nahe.<br />

Moden kannten sie nicht. Die Schönheit<br />

ihrer Bauten verdankt sich vor allem dem<br />

Umstand, dass das Ästhetische mit dem<br />

Funktionalen in eins fiel. Wohnraum<br />

dieser Art verursachte keine wirklichen<br />

Kosten. Wer heute eine Wohnobjekt<br />

kauft oder für sich errichtet, arbeitet in<br />

der Regel ein halbes Leben dafür. Dies<br />

müsste so nicht sein. Freilich müsste<br />

man Wohnen anders denken, bedürfte<br />

Foto: Gerhard Klocker<br />

es anderer gesetzlicher Regulative. Es<br />

bedürfte einer anderen Architektur.<br />

Es fehlt nicht an Versuchen, Wohnobjekte<br />

erschwinglicher zu machen, tatsächlichen<br />

Bedürfnissen wie Einkommensverhältnissen<br />

entsprechend zu<br />

planen. Das Spektrum reicht von seriell,<br />

also industriell gefertigten, gut durchdachten<br />

Modulen bis hin zu Projekten,<br />

in denen Architekten bemüht sind, den<br />

Spagat zwischen geringen finanziellen<br />

Mitteln und Bedürfnissen zu schaffen.<br />

Spannend wird es allemal dort, wo<br />

man beginnt, für Massen zu planen, an<br />

Wohnraum denkt, der zahllosen Menschen<br />

gerecht wird oder gerecht werden<br />

könnte.<br />

Angelo Roventa hat sich als Architekt<br />

intensiv mit funktionalen Wohnobjekten<br />

beschäftigt. Als ein Beispiel sei<br />

ein von ihm in Hohenems realisiertes<br />

Wohnhaus aus Industriecontainern<br />

genannt: „Durch sehr niedere Baukosten<br />

– bei serieller Fertigung und logistischer<br />

Optimierung konnten sie auf 700<br />

Euro pro Quadratmeter gesenkt werden<br />

– und die unkomplizierte Addierungsbzw.<br />

Reduktionsmöglichkeit um weitere<br />

Raumzellen reagiert ein Bauwerk dieser<br />

Art rasch, erschwinglich und Ressourcen<br />

sparend auf sich verändernde Bedürfnisse<br />

in unterschiedlichen Lebensphasen.“<br />

In seinem Projekt smart_LIVINGU-<br />

NIT geht er einen Schritt weiter, verspricht<br />

dieses doch eine Multiplikation<br />

der Nutzfläche. Dank eines variablen<br />

Modulsystems, dessen Elemente sich<br />

von Hand oder maschinenbetrieben<br />

verschieben lassen, lässt sich ein und<br />

der selbe Raum wie die Bühne in einem<br />

Theater in kürzester Zeit umgruppieren.<br />

Da es im Gegensatz zum Theater<br />

keine Räume hinter, über oder unter<br />

der Bühne gibt, ist von der Nutzfläche<br />

jeweils jener Raum abzuziehen, den die<br />

komprimierten, gerade nicht verwendeten<br />

Module benötigen. Beispiel Wohnraum<br />

/ Tagfunktion: 60m2 Nutzfläche<br />

minus zusammengeschobene Elemente<br />

ergibt 40m2 Wohnfläche: „Komplettes,<br />

modulares, bewegliches Möbelsystem<br />

(Nassraum, Schlafzimmer, Wohnzimmer,<br />

Arbeitszimmer, Küche, alle Räume<br />

einschließlich der erforderlichen<br />

Abstellflächen) zur Errichtung einer<br />

vollwertigen Wohneinheit. Das modulare<br />

Möbelsystem gewährleistet aufgrund<br />

verschiedener Raumarrangements<br />

sämtliche Funktionen mit dem Komfort<br />

einer vollwertigen Wohneinheit.<br />

Die Funktionen können innerhalb der<br />

Wohneinheit simultan oder der Reihe<br />

nach aktiviert werden. Mit der sequenziellen<br />

Aktivierung gewinnen die gerade<br />

benutzten Funktionen die Fläche der<br />

nicht benutzten Funktionen dazu. Auf<br />

diese Weise kann die Nutzfläche bis auf<br />

das Vierfache vergrößert werden : (1.01)<br />

≤ (1.02)+(1.03)+(1.04)+(1.05) ≤ 4x(1.01).<br />

Bruttofläche: 60m2, Nettonutzfläche:<br />

54m2+40m2+44m2+41 m2+41 m2.“<br />

Das Bemühen, den verfügbaren Raum<br />

bestmöglich zu nutzen, ist in der Architekturgeschichte<br />

keineswegs neu. Man<br />

denke an hochklappbare Tische und<br />

Bänke in Bauernhäusern, an ausziehbare<br />

Betten, Wandschränke mit diesen<br />

oder jenen Funktionen und so fort. Im<br />

Gegensatz dazu denkt Angelo Roventa<br />

weniger an einzelne Möbelstücke, sondern<br />

an eine Art Wohnmaschine. Konsequenterweise<br />

verzichtet er auf Trennwände,<br />

die den Räumen eine bestimmte<br />

Funktion zuweisen. Er setzt auf eine Art<br />

Szenenabfolge, in den ein und derselbe<br />

Raum einmal als Arbeitsraum dient,<br />

dann wiederum als Liebesraum genutzt<br />

werden kann.<br />

Vergleichbare Systeme finden sich in<br />

Bibliotheken, in Museumsdepots oder<br />

in der Verwaltung. Angelo Roventa hat<br />

diesbezüglich Erfahrung, hat er doch eine<br />

Privatbibliothek realisiert, in deren Speicher<br />

sich eine lange Serie verschiebbarer<br />

Regalsysteme befindet. Diese Bibliothek<br />

setzt konsequent auf Funktionalität. Sie<br />

zeigt auch, dass die Zurücknahme von<br />

Gestaltungswünschen dem Individuellen<br />

höchst zuträglich sein kann.<br />

Stelle ich mir aber vor, in einer smart_<br />

LIVINGUNIT zu wohnen und zu arbeiten,<br />

dann würde sich die Frage nach meiner<br />

Bibliothek stellen. Wo brächte ich<br />

all meine Bücher unter? Das wäre kein<br />

Problem, lassen sich doch die Module<br />

bedürfnisorientiert zusammenstellen.<br />

Wer viele Bücher hat, benötigt mehr<br />

Bücherregalmodule. Zweifellos erfordert<br />

smart_LIVINGUNIT eine gewisse Disziplin,<br />

soll das System optimal genutzt<br />

werden. Brächte ich diese Disziplin auf?<br />

Auf jeden Fall würde Wohnen tendenziell<br />

zu Arbeit, was mich wieder zu den<br />

Fischerhütten von Grado zurückkommen<br />

lässt. Diese waren erschwinglich,<br />

setzten aber ein stetes beiläufiges Tun<br />

voraus. Wie die Bewohner dieser Hütten<br />

immer wieder damit beschäftigt waren,<br />

Schilfmatten zu flechten oder solche<br />

auszutauschen, so wäre ich als Nutzer<br />

einer smart_LIVINGUNIT-Einheit ständig<br />

genötigt, den Raum anlassgerecht<br />

umzustrukturieren. Freilich, käme kein<br />

Kunde, dann könnte ich auch bei nicht<br />

gemachtem Bett vor dem Bildschirm sitzen.<br />

Vilém Flusser hätte dieses Projekt<br />

wohl gefallen.<br />

smart_LIVINGUNIT ist aus mehreren<br />

Gründen ein höchst zeitgemäßes Projekt.<br />

Während die meisten Architekten<br />

davon leben, unverwechselbare Unikate<br />

zu schaffen, arbeitet Angelo Roventa an<br />

einem bestmöglich durchdachten und<br />

multiplizierbaren Objekt bzw. Wohnprodukt,<br />

welches für den Nutzer nicht allein<br />

finanzierbar sein, sondern ein breites<br />

Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten<br />

ermöglichen soll. Ob smart_LIVINGU-<br />

NIT zu einer Art „tätigem Wohnen“ führen<br />

oder eine weitere Form der Garagierung<br />

des modernen Menschen zur Folge<br />

haben wird, wird weniger von den Intentionen<br />

des Architekten als vom jeweiligen<br />

Nutzer wie vom gesellschaftlichen<br />

Umfeld abhängen, in dem sich dieser<br />

bewegt. Hätte es eine Garagierung zur<br />

Folge, dann würde es sich, folgt man<br />

Ivan Illich, wie beim Häuslbau letztlich<br />

um eine kostspielige Variante des Wohnens<br />

handeln: „Denn je besser durchgaragiert<br />

ein Menschendepot ist, je mehr<br />

Ansprüche jeder an die Ausstattung<br />

und den Betrieb aller Gehäuse stellt, in<br />

denen ihm seine Arbeit und Erziehung,<br />

seine Behandlung und Belustigung verabreicht<br />

werden können, um so mehr<br />

Rettungswagen, Polizei und Putzmannschaften<br />

benötigt die Stadt. Wie John<br />

Turner schon vor 20 Jahren gezeigt<br />

hat, läßt sich diese Krise nur durch die<br />

wirksame Anerkennung des Rechtes auf<br />

tätiges Wohnen lösen. Aber diese Art<br />

des Wohnens kann man einfach nicht<br />

verordnen: Sie ist zutiefst mit dem Träumen<br />

und Imaginieren von Raum und<br />

Bewegung, von Atmosphäre und Wasser<br />

verbunden.“ Das Problem liegt weniger<br />

in der manifesten Architektur als in der<br />

Tatsache, dass Wohnen in einem hohen<br />

Maß mit Bedeutungen aufgeladen ist,<br />

mit Paarungs- und Nestverhalten ebenso<br />

zu tun hat wie mit Prestige und anderem.<br />

Bei Waschmaschinen hat kaum<br />

niemand Mühe mit einem Massenprodukt.<br />

Bei Häusern oder Wohnräumen<br />

ist das anders. Paradoxerweise hat die<br />

Betonung des Individuellen schnell eine<br />

Gleichförmigkeit zur Folge, wird das<br />

Individuelle nur allzuschnell als Zeitgeschmack<br />

enttarnt.<br />

Angelo Roventas smart_LIVINGUNIT<br />

überzeugt in vielerlei Hinsicht, bedarf<br />

aber der Entwicklung, nicht viel anders<br />

als bei einem Auto. Gefragt wären Unternehmen,<br />

die dazu beitragen, solche Projekte<br />

hinsichtlich ihrer Materialität und<br />

Nutzung zur Serienreife zu bringen.<br />

Dies geht nicht ohne bewohnte Prototypen.<br />

Die ansprechendste Grukenraspel<br />

kann sich beim Gebrauch als unpraktisch<br />

erweisen. Man kann sie wegwerfen.<br />

Eine Wohnung wechselt man nicht<br />

so schnell. Deshalb muss man Erfahrungen<br />

von Nutzern oder Bewohnern<br />

sammeln. Genaugenommen müsste das<br />

Projekt in Zusammenarbeit mit einem<br />

Unternehmen als Forschungsprojekt<br />

eingebracht werden, tangiert es doch<br />

neben der Frage einer möglichst effizienten<br />

Raumnutzung zahlreiche andere<br />

Aspekte, angefangen von innovativen<br />

Technologien bis hin zum Wohnverhalten,<br />

welches sich durchaus ändert und<br />

weiter ändern wird.<br />

Bernhard Kathan, Kunsthistoriker,<br />

Autor und Künstler in Insbruck


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU<br />

<strong>ST</strong>/A/R 27<br />

Optimization<br />

Takes Command<br />

Angelo Roventa’s Wohnmaschine<br />

applies a principle—and a mechanism—that<br />

is borrowed from a commercially<br />

available pre-manufactured<br />

industrial product: the high-density<br />

mobile storage system that is quite common<br />

in large archives, libraries, offices,<br />

and warehouses. The principle behind<br />

this product is quite simple: the ratio<br />

of useable storage space to circulation<br />

space increases drastically when storage<br />

cabinets can be moved sideways along a<br />

track such that only a single access aisle<br />

is ever open between any two cabinets at<br />

any given time. Space is completely optimized<br />

in such a system since circulation<br />

space (that all-important difference<br />

between net and gross) is reduced to<br />

only the location at which it is actually<br />

needed.<br />

The Wohnmaschine transfers this principle<br />

to the domestic realm, not in order<br />

to increase storage capacity or reduce<br />

circulation space, but rather to enable<br />

domestic “rooms” to be enlarged and<br />

reduced as needed. Instead of storing<br />

files or documents that are rarely consulted,<br />

the Wohnmaschine’s mobile<br />

cabinets contain home furnishings<br />

which are used on a daily basis: there<br />

are cabinets containing beds, others<br />

containing a desk and bookshelf, and<br />

others wardrobes. Immobile cabinets at<br />

each end contain the “wet” functions of<br />

bathroom and kitchen. A generous lateral<br />

space from which the elastic rooms<br />

are accessed serves as the more public,<br />

multi-use living and dining room. All<br />

this allows, just as it does in archives and<br />

offices, for much fewer square meters to<br />

deliver the same level of performance. A<br />

saving of square meters entails a saving<br />

of construction material, energy, maintenance<br />

and, of course, cost. Space is<br />

money too.<br />

The idea of space as something to be<br />

optimized probably worries some architects.<br />

I can think of more than one<br />

academic who would very likely disapprove<br />

of the Wohnmaschine’s optimization<br />

ethos. Their refrain goes something<br />

like “optimization only serves capitalism<br />

and instrumental rationalism, which<br />

architects must resist.” But isn’t the<br />

proposal of a real, viable, and yes, financially<br />

feasible alternative to business-asusual<br />

more constructive and effective in<br />

implementing change than mere resistance?<br />

The interesting thing about the<br />

Wohnmaschine is precisely that it withstands<br />

some of the typical criticisms levelled<br />

at architects by the more conservative<br />

building industry. For example, the<br />

Wohnmaschine does not rely on any expensive<br />

yet-to-emerge technologies: the<br />

high-density mobile storage system has<br />

been around for decades. Which raises<br />

an obvious question: how is it that no architect<br />

has thought of this until now?<br />

The clues have been there all along. What<br />

is the most oft-repeated client criticism of<br />

architect-designed housing? “There isn’t<br />

enough storage space for all my stuff!”<br />

(“Hey, this is my way of forcing you to<br />

become less materialistic!”) It was a comedian<br />

and not an architect who gave us<br />

what is arguably the most accurate definition<br />

of a house: George Carlin and his<br />

famous line “a house is where you keep<br />

your stuff while you run around getting<br />

more stuff.” In a consumer society, a<br />

house becomes a storage depot of sorts,<br />

and storage technology is exactly what<br />

makes the Wohnmaschine possible.<br />

But storage technology is applied in the<br />

Wohnmaschine in order to elastically<br />

accommodate the activities of everyday<br />

life in less space; it is not about storing<br />

goods per se. The Wohnmaschine’s adhoc<br />

use of a pre-manufactured commercial<br />

product recalls Charles Jencks and<br />

Nathan Silver’s 1972 book Adhocism:<br />

The Case for Improvisation, which celebrates<br />

a DIY hippy-culture of makingdo-and-getting-by<br />

with the goods of an<br />

overabundant consumer society. Although<br />

some of the mobile cabinets are<br />

indeed used for storage, their larger purpose<br />

in the Wohnmaschine is to act as<br />

mobile partitions. In fact, if there is one<br />

thing the Wohnmaschine possibly lacks<br />

it is, ironically, storage space.<br />

An important limitation of the Wohnmaschine<br />

idea is that it is really only<br />

suitable for singles or couples at most;<br />

certainly not large families (“Mommy:<br />

Hans is shrinking my bedroom again!”).<br />

The Wohnmaschine demands consensus<br />

when there are multiple dwellers in<br />

its interior, something that is increasingly<br />

difficult to achieve in these postmodern<br />

times. Flexibility, which has<br />

been the dream of countless architectural<br />

utopias, is a double-edged sword,<br />

since it is also potentially a cause of disagreement<br />

and difference. Perhaps the<br />

Wohnmaschine is ideally a bachelor machine.<br />

But then again, households have<br />

become much smaller and taken on diverse<br />

forms in the last three to four decades,<br />

with “singles” forming one of the<br />

fastest-growing market segments. Small<br />

households must still all-too-often settle<br />

in relatively larger dwellings if they want<br />

all the comforts of a modern home. The<br />

Wohnmaschine makes it possible for<br />

smaller households, especially singles,<br />

to occupy significantly less space without<br />

sacrificing comfort. In the end, the<br />

Wohnmaschine optimizes quantity for<br />

the sake of quality.<br />

When I studied architecture in Canada,<br />

one of the early design projects that we<br />

were assigned involved randomly picking<br />

three pre-manufactured construction-industry<br />

products out of “Sweet’s<br />

Construction Catalogue” and combining<br />

them in such a way that put them<br />

to new, never before imagined uses. The<br />

project was all about eschewing artsand-crafts<br />

values in favor of bricolage<br />

and “adhocism”. I vaguely remember<br />

picking automatic garage doors, Pirelli<br />

rubber flooring and barbed wire, and<br />

transforming those into some sort of<br />

architectural sado-masochistic contraption<br />

(what else?). After seeing Angelo’s<br />

invention, I now really wish I had picked<br />

high-density mobile storage systems as<br />

one my three products, and that my attitude<br />

had not been so cocky back then.<br />

There is the remote possibility that just<br />

maybe I might have thought of the<br />

Wohnmaschine first.<br />

Rafael Gómez-Moriana is an architect,<br />

educator and writer based in Barcelona.<br />

Rafael Gómez-Moriana is an architect,<br />

educator and writer based in Barcelona.<br />

Ich ahnte noch nichts bevor ich Angelo<br />

Roventa im Keller von Carturesti, Bukarest,<br />

getroffen habe. Bilder waren mir<br />

bekannt, aus einem kurzen Artikel aus<br />

Dornirn.<br />

Aber erst als der Film losging, und die<br />

Teile sich bewegten, ist mir klar geworden<br />

daß hier über Raumnutzung mit<br />

einer ganz anderen Sprache gesprochen<br />

wird. Ich hatte den Eindruck als hätten<br />

wir, Architekten, bis heute noch nie so<br />

einen riesigen sozialen Beitrag gehabt.<br />

Es ist mir auch klar geworden daß es<br />

der Anfang sein kann für unendlich<br />

weitere Möglichkeiten, ähnlich wie Edison’s<br />

Gewinde für unendlich viele Glühbirnen.<br />

Klaus Birthler, Achitekt in Reghin, Siebenbürgen,<br />

Rumänien<br />

Dem (Wohn-)<br />

Raum Beine<br />

machen<br />

Was tun, wenn massenhaft Singles<br />

und Pärchen auf den Wohnungsmarkt<br />

drängen, die im trauten Heim<br />

das Glück allein nicht finden können,<br />

weil das Ersparte von „P&M“ in Meinl´s<br />

European Land, oder sonstwo versickert<br />

ist? Zeltstädte in der Donaustadt errichten<br />

oder gar im Lainzer Tiergarten?<br />

Die Hietzinger Bürgerschaft würde<br />

dies nur schwer verkraften, die Ruhe<br />

bedürftige. Zurück zur Natur, wäre eine<br />

Möglichkeit, abseitigere Landstriche<br />

Mitteleuropas haben eine wahre Entvölkerung<br />

hinter sich. Demoskopische<br />

Studien belegen allerdings, Urbanität<br />

ist gefragter denn je. Ich steh auf Berlin:<br />

Zeithistorische Schnittsstelle zwischen<br />

Ost und West, Land und Strich der<br />

unbegrenzten Möglichkeiten, soziokultureller<br />

Thinktank des 21 Jahrhunderts.<br />

Von der gesellschaftlichen Vereinzelung<br />

ist die Stadt an der Spree freilich nicht<br />

verschont geblieben. Auch als last Exit<br />

zur cheap Flat fällt Berlin zunehmend<br />

aus, weil der dortige Immobilienmarkt<br />

einfach zu stark nach Geld riecht.<br />

„Die topologische Idee“, so der Philosoph<br />

Peter Sloterdijk, „dass jedes Individuum<br />

einem eigenen Raum zugeordnet<br />

wird, ist in Europa unter religiösen<br />

Prämissen bereits seit dem Klosterbau<br />

des frühen Mittelalters verbreitet: In<br />

der Klosterzelle wird der Einzelne aus<br />

der übrigen Gesellschaft herausgenommen.<br />

In dieser Hypervereinzelung baut<br />

er eine starke Beziehung zu einem absoluten<br />

Mitbewohner der Zelle auf, der<br />

niemand anderes ist als der Gott des<br />

Monotheismus. Heute beobachten wir<br />

in den Metropolen der westlichen Welt,<br />

dass 60 Prozent der Haushalte von Alleinlebenden<br />

geführt werden. Jedoch<br />

hat sich das Alleinsein gänzlich säkularisiert:<br />

Wir ziehen uns nicht in unsere<br />

Wohnungen zurück, um zu beten.<br />

Heutige Appartements sind vernetzte<br />

Weltinseln, von denen aus man überall<br />

hin navigieren kann.“<br />

Der Architekt Angelo Silviu Roventa<br />

geht noch einen Schritt weiter. Mit<br />

der elasic_livingunit, hat Roventa ein<br />

(Wohn-) Raumkonzept entwickelt, bei<br />

dem die raum-zeitliche Nutzungskomponente<br />

als Variable Einzug gehalten<br />

hat. Als Maschine konzipiert, holt die<br />

flex_livingunint mehr Raum aus den<br />

zur Verfügung stehenden Quadratmetern,<br />

indem die zeitliche Nutzung flexibilisiert<br />

wird. Spare in der Zeit, dann<br />

hast du in der Not gilt nicht mehr, seit<br />

Otto Normalverbraucher zum Melkvieh<br />

der Börsenspekulanten gemacht wurde.<br />

Nutze Deine Räumlichkeitnen effizient,<br />

dann hast Du weniger Platzangst, veheißt<br />

Roventa´s (Wohn-) Raumstudie,<br />

die ab 1. Dezember 2009 im MAK®<br />

Wien vorgestellt wird.<br />

Technisch betrachtet ist Roventas Prototyp<br />

ein System von Einbauschränken<br />

und -geräten, auf Schienen gestellt.<br />

Trennwände fallen weg, die aufwändige<br />

Installation von Zimmerheizaggregaten<br />

ebenso, da die Räume von einer Längsseite<br />

aus begehbar gehalten werden, die<br />

gleichzeitig auch für Wärme- und Lichteinfall<br />

sorgt. Sämtliche Einrichtungen<br />

und Geräte sind normal zur Raumflucht<br />

platzsparend verbaut, flexibel verkabelt,<br />

verrohrt und verdrahtet.<br />

Angetrieben durch Muskelkraft, später<br />

vielleicht auch per Elektrosteuerung<br />

wird der Raumbedarf dort vergrößert,<br />

wo das zentrale Interesse der Tagesgestaltung<br />

liegt. Nach dem Aufstehen<br />

wird z.B der Platz im Wohnzimmer<br />

verringert, der im Bad vergrößert. Kommen<br />

abends Gäste, werden Bade- und<br />

Schlafzimmer verkleinert, das Wohnzimmer<br />

vergrößert. Die Toilette mit<br />

Handwaschbecken ist so angebracht,<br />

dass sie auch bei vollständig verkleinertem<br />

Badezimmer benutzbar bleibt.<br />

Ähnlich der Frankfurter Küche von<br />

Margarethe Schütte-Lihotzky, die der<br />

Ergonomie, einem Spannungsfeld, aus<br />

der industriellen Fließbandarbeit der<br />

20er Jahre, größtes Augenmerk geliehen<br />

hat, wird die industrielle Automatisation<br />

bei Roventas elasic_livingunit<br />

noch spannende Inputs liefern. Als<br />

Gewohnheitstier gestaltet der Homo<br />

Civilis seinen Alltag regelmäßig, ritualisiert<br />

sogar bestimmte Verrichtungen<br />

nach der Zeit. Mit den notwendigen<br />

Tools aus den Baukästen der industriellen<br />

Automatisation ist es möglich,<br />

das Wohnen in der Unit dergestalt zu<br />

optimieren, dass die räumliche Anpassung<br />

an den zeitlichen Nutzungsfall nahezu<br />

unbemerkt erfolgt.<br />

Ideal erscheint Roventas Entwurf<br />

besonders für Einzelunternehmer oder<br />

Teleworker, die daheim, im Wohnbüro


Städteplanung / Architektur / Religion Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU <strong>ST</strong>/A/R 29<br />

den privaten, wie den beruflichen Alltag<br />

verbringen. Während der Arbeitszeit<br />

wird das Büro ausgefahren, das nach<br />

Feierabend zu Gunsten von Küche und<br />

Wohnzimmer verschwindet. Interessant<br />

scheint die Nutzung der elasic_livingunit<br />

auch im Rahmen gewerblicher<br />

Anwendung. So kann die Büroimmobilie<br />

im Handumdrehen zum Konferenzzimmer<br />

umfunktioniert werden,<br />

der Schankraum ein intimes Extrazimmer<br />

erhalten, oder die Maschinenhalle<br />

je nach Saison um einen Lager- oder<br />

Verwaltungsraum ergänzt werden.<br />

Noch gar nicht abzusehen sind die Entfaltungsmöglichkeiten<br />

im Hotellerieund<br />

Wellnessbereich.<br />

Besonders interessant scheint die Erkenntnis,<br />

dass der Quadratmeterbedarf für<br />

Mehrzimmerwohnen in der elasic_livingunit<br />

wesentlich geringer ausfällt als<br />

bei herkömmlichen Wohneinheiten.<br />

Im Rahmen von insgesamt 25 Studien<br />

hat Roventa u.a. nachgewiesen, dass<br />

dieses System bereits auf <strong>23</strong> Quadratmetern<br />

eine voll funktionsfähige Mehrzimmerwohung<br />

ermöglicht. Auch der<br />

Zugewinn an Stauraum ist enorm.<br />

Wer am Ende den größten Nutzen aus<br />

einem derartigen (Wohn-)Raumsystem<br />

ziehen kann werden Simulation und<br />

Protoyping zeigen. Erste Ambitionen<br />

bezüglich Probewohnen sind bereits in<br />

Planung. Sicher ist das Wohnen in der<br />

elasic_livingunit billiger als im herkömmlichen<br />

Sinn. Schon jetzt, so Roventa,<br />

betragen ersten Berechnungen zur<br />

Folge die Einsparungen gegenüber der<br />

Errichtung einer herkömmlichen Wohnung<br />

mindestens zehn Prozent.<br />

Gerald Kofler, Freieberuflicher<br />

Fotograf und Journalist, sowie<br />

Pressetexter und TV-Reporter<br />

After a long career in architectural<br />

design and teaching I thought no<br />

novelty or innovations were possible.<br />

However, Mr. Angelo Roveta took me<br />

by surprise with his new concept of the<br />

organization of the living space, which<br />

he no longer defines by walls or ceilings<br />

but by sliding and coupling four pieces<br />

of furniture. The idea of their combinations<br />

results in various types of zoning<br />

of functions so as within 60 sq m you<br />

can enjoy, if you want, variable spaces<br />

for a living room, a bedroom, a kitchen<br />

and a space for your own hobbies. Witnessing<br />

this extremely simple and comfortable<br />

operation meant to configure<br />

rooms, I realized that the flexibility of<br />

the interior space is no longer an utopian<br />

but a practical idea. I do believe that<br />

both professionals and laymen will find<br />

the answers they were looking for in this<br />

possible model of dwelling.<br />

Prof. Dr. Arch. Mircea Ochinciuc<br />

Chairman of Bucharest Branch of the<br />

Chamber of Architects<br />

Angelo Roventa -<br />

Die Macht der<br />

Qualität<br />

Als Angelo Roventa bei der Ausstellungseröffnung<br />

im Vorarlberger<br />

Architekturinstitut an der elastic-livingUnit<br />

kurbelte, war ich von dem Modell<br />

und der Idee des elastischen Wohnens<br />

sofort begeistert. Ich erinnerte mich an<br />

meine Studentenbude in Hamburg, als<br />

ich dorthin von der Universität Tübingen<br />

wechselte. Das Zimmer hatte ich in den<br />

Semesterferien in einer grossbürgerlichen<br />

Wohnung gefunden und gemietet.<br />

Es war bis zu der 2 m 80 hohen Decke<br />

vollständig unmöbliert und so entwickelte<br />

ich zerlegbares Mobiliar aus Stahlträgern,<br />

schienen und Holzplatten. Alles<br />

musste in einen Kleinwagen passen und<br />

in den Norden transportiert werden. Als<br />

das Zimmer mit Kleiderschrank, Arbeitstisch,<br />

Bücherregalen, Bett und Bettkasten<br />

brauchbar eingerichtet war und die Vorlesungen<br />

begonnen hatten, da eröffnete<br />

IKEA ein Möbelhaus in Hamburg.<br />

Wie praktisch wäre es gewesen, hätte<br />

man für die nächsten Semester die passenden<br />

und notwendigen Einheiten einer<br />

elastic-livingUnit vor Ort ausleihen und<br />

das Zimmer geräumig elastisch einrichten<br />

können? Vielleicht hätte ich Teile des<br />

Systems auch gekauft und dann an den<br />

dritten Hochschulort mitgenommen.<br />

Dort war ich wissenschaftlicher Assistent<br />

und hatte eine Wohnung mit zwei Zimmern<br />

gemietet, diese und die Küche waren<br />

wiederum leer. Neues Spiel in einer<br />

anderen Qualitäts- und Preisklasse, in der<br />

Retrospektive aber auch Vergeudung von<br />

Ressourcen.<br />

Jeder Raum- und Stadtplaner wettert gegen<br />

Auswuchern und Zersiedeln und<br />

fordert Dichte im Wohnbau. Sollten dann<br />

die mittels CAD multiplizierten Grundrisse<br />

mit XXL-Tinneff aus dem Möbelhaus<br />

voll gestopft werden? Passt sich der<br />

Raum dem Mobiliar oder die Möbel dem<br />

Grundriss an? Gesellt sich zur wohnräumlichen<br />

Immobilität noch geistige<br />

Schwerfälligkeit?<br />

Nein, jetzt werden die Schnarchnasen<br />

von dem Konzept und den Ideen, die in<br />

der elastic-livingUnit stecken, aufgerüttelt.<br />

Angelo Roventa zeigt Möglichkeiten<br />

knappes Gut, räumlich und pekuniär, zu<br />

nutzen. Ich sehe voraus, dass die elasticlivingUnit<br />

in verschiedensten Varianten<br />

und Preisklassen angeboten wird.<br />

Zum Kaufen oder zum Mieten, vielleicht<br />

auch von Franchisenehmern vertrieben,<br />

installiert und gewartet. Die<br />

Elemente können aufgefrischt, bei Bedarf<br />

erneuert, erweitert, neu dekoriert<br />

werden. Vollholz, Pressholz, Rattan,<br />

Metall, Carbon, Textil. Recyklierbar auf<br />

jeden Fall. Mit den Bedürfnissen wachsend<br />

und auch schrumpfend.<br />

Es gibt noch so viele faszinierende<br />

Aspekte des elastischen Wohnens,<br />

die Präsentation im Museum für angewandte<br />

Kunst wird begeistern und<br />

helfen die Gedanken und Überlegungen,<br />

die in der elastic-livingUnit stecken,<br />

umgehend zu realisieren.<br />

Ich glaube an die Macht der Qualität.<br />

Danke Angelo Roventa für Deinen<br />

Anstoss und das Wagnis, das erste<br />

1:1-Modell der elastic-livingUnit zu finanzieren!<br />

Jörg H. Knapp<br />

Dr.-Ing. Jörg H. Knapp ist Raumxperte<br />

Die elastische<br />

Wohnung<br />

Architekten versuchen sich gern am<br />

Design; oft aber entspringt diese<br />

Liebe entweder einem Willen zur totalen<br />

Form, der jedes letzte Möbel in<br />

einem Haus als Bestandteil der Architektur<br />

versteht, oder einem allesfressenden<br />

Kunstwollen. Diesem letzten<br />

Fall entspringen so viele der willkürlichen<br />

Objekte der heutigen Stararchitekten.<br />

Angelo Roventas Wohnkonzept ist ein<br />

Werk in der besten Tradition der Moderne:<br />

nicht “modern style”, sondern<br />

ein Versuch, Antworten für soziale<br />

Probleme zu finden, so wie ehemals<br />

die Frankfurter Küche oder andere<br />

Bauhausprodukte. Eigentlich sollte<br />

man statt Design oder Innenarchitektur<br />

eher von Architektur im kleinen Massstab<br />

sprechen, denn hier handelt es sich<br />

um das Schaffen von Raum; und das<br />

auch im engsten Sinne des Wortes. Aus<br />

einem Appartement werden unendlich<br />

mehrere. Gerade für ein Land wie Rumänien,<br />

in dem Wohnungsnot herrscht<br />

und fast alles dem privaten Markt überlassen<br />

wird, könnte ich mir eine Förderung,<br />

von der öffentlichen Hand gelenkt,<br />

vorstellen.<br />

Stefan Ghenciulescu, Architekt und<br />

Chefredakteur der Zeitschrift Arhitectura<br />

Elastische<br />

Wohnung im MAK<br />

Ausreichend Platz auf überraschend<br />

kleinem Raum. Das bietet das bewegliche<br />

Modulsystem von Angelo<br />

Roventa, Architekt in Dornbirn. Die<br />

Wohnrevolution aus Vorarlberg kommt<br />

mit der Ausstellung „Das Spiel der<br />

Mächtigen“ von 1. Dezember 2009 bis<br />

10. Jänner 2010 ins MAK nach Wien.<br />

Raiffeisen in Vorarlberg ist stets offen<br />

für innovative Wohnideen. Deshalb<br />

sponsert Raiffeisen mit seinem Internetportal<br />

www.bauen-in-vorarlberg.at<br />

den aufwändigen Auftritt in Wien.<br />

Das Ziel haben Raumplaner und Architekten<br />

ebenso wie Philosophen bereits<br />

angedacht: Wir fragen uns, warum es<br />

denn nicht einfach Grundrisse gibt, die<br />

man jetzt so und nachher anders nutzen<br />

kann, indem man beispielsweise die<br />

Möbel wegrückt. Und wo eine Küche<br />

eben dann eine Küche ist, wenn man<br />

sie benötigt; ansonsten ist sie weder da<br />

noch eine Küche Als Deutschlands Paradephilosoph<br />

Peter Sloterdijk das im<br />

Februar 2009 im Gespräch mit dem<br />

Architekten Werner Sobek formulierte<br />

(Zeitschrift fair, Nr. 04/I-2009), hatte<br />

Angelo Roventa sein Patent bereits angemeldet,<br />

das genau diesem Grundsatz<br />

folgt: Wird die Küche nicht benötigt, so<br />

gibt es sie nicht.<br />

elastic_LIVINGUNIT, das bewegliche<br />

Modulsystem, hat etliche Vorbilder. Sie<br />

finden sich beispielsweise in den Arbeiten<br />

von Angelo Roventa wie Archive und<br />

Bibliotheken, wo Aktenschränke mit<br />

Kurbeln verschoben werden, oder auf<br />

Theaterbühnen mit ständig wechselnder<br />

Kulisse. Dieses Konzept verschiebbarer<br />

Wohnungselemente ist gewiss<br />

nicht auf Großfamilien zugeschnitten.<br />

In unseren Städten wohnen aber inzwischen<br />

bis zu 60 % der Menschen als<br />

Single und nutzen Schlafzimmer und<br />

Küche nie gleichzeitig. So schafft es<br />

Angelo Roventa, die tatsächlich vorhandene<br />

Nutzfläche auf das bis zu Vierfache<br />

an Netto-Wohnfläche zu erweitern.<br />

Stehen 46 m2 zur Verfügung, so lassen<br />

sich insgesamt 190 m2 nutzen. Nicht<br />

gleichzeitig natürlich, aber eben in unterschiedlicher<br />

Verwendung. Sind 54<br />

m2 Nutzflache vorhanden, so ergeben<br />

die darin bewohnbaren Flachen insgesamt<br />

220 m2 eine gewiss sehr großzügig<br />

geschnittene Wohnung.<br />

Selbstverständlich eignet sich elastic_<br />

LIVINGUNIT sowohl für Neubauten als<br />

auch bei Sanierungen.<br />

Vorstandsdirektor Dr. Johannes Ortner<br />

von der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg<br />

zeigte sich bei einer Führung beeindruckt.<br />

Als DIE Vorarlberger Wohnbau-Bank<br />

stets offen für kreative Ideen<br />

rund ums Wohnen und Bauen war die<br />

Beteiligung an der Ausstellung im Museum<br />

für Angewandte Kunst rasch vereinbart.<br />

Dort lädt die Elastische Wohnung also<br />

bis 10.01.2010 zum Probesitzen ein,<br />

in einem Wohnzimmer, das Sekunden<br />

später bereits einem Schlafzimmer Platz<br />

macht oder dem Badezimmer, alle in erstaunlich<br />

großzügigem Raumschnitt.<br />

Vorarlberger Raiffeisenlandesbank.<br />

Extraordinar de interesant si lipsit<br />

de complexe. Proiectul lui Angelo<br />

Roventa merita sa fie cunoscut pentru ca<br />

trebuie construit! Avem nevoie de el.<br />

Ausserordentlich interessant und hemmungslos.<br />

Es lohnt sich das Projekt<br />

von Angelo Roventa gesehen zu haben,<br />

denn es muss gebaut werden ! Es wid gebraucht.<br />

Serban Sturdza – Architekt und Präsident<br />

der rumänischen Architektenkammer<br />

Arhitectul si<br />

banca geto-daca<br />

Birocratia, spagile, indolenta si<br />

dezinteresul caracterizeaza statul<br />

feudal pe care trebuie sa-l rogi ca<br />

sa te lase sa investesti.<br />

Ieri-dimineata am plecat devreme, cu<br />

treaba, catre Geneva, urmând ca dupa-amiaza<br />

sa ajung la Londra. De câteva<br />

saptamâni, un fost “boboc” de-al meu,<br />

între timp mare arhitect, cu multe case<br />

în spate, publicatii în reviste de specialitate,<br />

premii la concursuri si activitate<br />

didactica in domeniu de arhitectura, ma<br />

tot cheama sa trec pe la el sa-mi faca o<br />

surpriza. Sa-mi arate ceva foarte interesant.<br />

Asa ca, în drum, am aterizat în Elvetia,<br />

la St. Gallen. Un sfert de ora mai<br />

târziu eram în Austria, într-un orasel<br />

din Vorarlberg.<br />

Acolo, la o expozitie de arta moderna,<br />

era prezentat prototipul unei lucrari a<br />

1. Dialogforum<br />

Bringt smart_LIVINGUNIT<br />

Potential für Interesse | konkrete<br />

Ideen | Kooperation mit,<br />

zur Weiterentwicklung und<br />

Förderung?<br />

Leitung: Brigitte Bösch<br />

Teilnehmer: Jörg Knapp, Angelika Würbel,<br />

Lothar Hinteregger, Willi Hagleitner,<br />

Gerhard Kilga, Cornelia Thomberg,<br />

Angelo Roventa, Karin Luger, Heiko<br />

Moosbrugger, Wilfried Bertsch, Erich<br />

Mayer, Marina Hämmerle<br />

Die smart_LIVINGUNIT wird durch<br />

Angelo Roventa vorgestellt.<br />

Die Methode des strategischen Dialogs<br />

wird durch Brigitte Bösch kurz erläutert:<br />

Es gibt nicht: Status Rolle Hierarchie<br />

maestrului Angelo Roventa, fostul meu<br />

student. Era vorba de o locuinta care, în<br />

54 de metri patrati, prin miscarea echipamentelor<br />

si a elementelor de separare,<br />

obtinea calitatea functionala a unui<br />

spatiu de 220 de metri patrati. Cu un<br />

living-room de 45 m, o bucatarie care<br />

putea si ea deveni oricât de mare îti doreai,<br />

o sufragerie, un dormitor si o baie<br />

cu un jacuzzi enorm, amândoua cam de<br />

aceeasi dimensiune cu living-roomul. La<br />

toate astea trebuie adaugate spatii de depozitare<br />

de vreo 10 metri patrati, ceea ce<br />

pentru un apartament de doua camere e<br />

absolut suficient. O arhitectura dinamica,<br />

cu spatii adaptabile în timp. Si, mai<br />

ales, toate astea ar putea sa coste vreo<br />

30.000 de euro apartamentul si pâna în<br />

20.000 de euro mobilierul.<br />

Cu o finantare pe termen lung este oricum<br />

o solutie mult mai eficienta decât<br />

„Prima Casa“. I-am spus pe loc da. Facem<br />

împreuna în România proiectul<br />

asta, dar nu trebuie sa ne ia mai mult de<br />

sase pâna la noua luni. Stiind câte ceva<br />

despre ce se întâmpla în tara, prietenul<br />

meu mi-a spus repede: „Termenul curge<br />

de la autorizatia de construire!“ Evident,<br />

avea dreptate. Birocratia, spagile,<br />

indolenta si dezinteresul caracterizeaza<br />

statul feudal pe care trebuie sa-l rogi ca<br />

sa te lase sa investesti. Si totusi o sa-l facem.<br />

Asta-i diferenta dintre programele<br />

guvernamentale neghiob-birocratice si<br />

initiativa privata. Am plecat mai departe<br />

în treaba mea, urmând sa ne întâlnim<br />

peste câteva zile la Bucuresti.<br />

Pe mine ma supara mai rau si mi-e rusine<br />

ca prietenul meu, românul, profesor<br />

austriac de arhitectura, nu si-a luat<br />

banii pe o lucrare de interes public pe<br />

care a finantat-o singur, desi nu e un<br />

om bogat. A construit la Iasi o sala care<br />

sa functioneze atâta vreme cât batrânul<br />

Teatru National de acolo se afla în restaurare.<br />

Era facuta în aceeasi idee, de a<br />

rezolva ieftin o problema a comunitatii.<br />

Asta înseamna, cred, a fi patriot.<br />

Dinu Patriciu, Arhitect<br />

WOHN-U-TOPIE im vai<br />

Haltung: Offenheit und Interesse<br />

Gesprächsregeln: Zuhören Artikulieren<br />

Respektieren<br />

Bertsch : S_LU ist eine Form des Wohnens,<br />

die dem Zeitgeist entspricht, ein<br />

Quantensprung im flexiblen Wohnen.<br />

„Beweg ich mich durch die Wohnung,<br />

oder bewege ich den Raum?“<br />

Mayer: Neue Modelle, innovative Dinge<br />

entstehen, doch die Infrastruktur im Umfeld<br />

hinkt nach, vor allem durch Gesetze.<br />

Hämmerle: Mit S_LU wurden Schwellen<br />

überwunden, viele Menschen wären<br />

nicht in die Ausstellung gekommen.<br />

Mayer: Interessant ist der Kostenaspekt:<br />

wie groß sind die Minderkosten: Raum<br />

ohne Zwischenwände und die Mehrkosten:<br />

gegenüber herkömmlicher Möblierung,<br />

Beweglichkeit<br />

Roventa: Beim Prototyp sind die Kosten<br />

nicht repräsentativ. Es muss noch opti-<br />

miert, korrigiert, verändert werden, es ist<br />

mitten in der Entwicklung. Theoretisch<br />

wurden die realen Kostenersparnisse<br />

von Roland Wehhinger, Büro Hermann<br />

Kaufmann, durchgerechnet. Berücksichtigt<br />

wurden: Heizkörper, Licht, Platzbedarf<br />

durch elastisches Wohnen, Abstellkapazität,<br />

Lagerraum, Innenwände und<br />

s_LU lag 10% unter der herkömmlichen<br />

Wohnung.<br />

Hagleitner: Kostenangaben sind ihm zu<br />

wage. Interessant wird s_LU für Startwohnungen<br />

– mehr Raum, Fläche, Qualität.<br />

Um sich einlassen zu können braucht<br />

er präzisere Angaben zu den Kosten im<br />

Vergleich mit schon bestehenden Projekten,<br />

z.B. Rheinstraße. Mit dem Prototyp<br />

könnte man jetzt Erfahrungen sammeln,<br />

ausprobieren, bewohnen. Weiterüberlegen<br />

in größeren Wohnverbänden, wie<br />

funktioniert sie mit zwei Generationen.<br />

Hinteregger: Was kann die Wohnbauförderung<br />

dazu tun um dies in die Praxis<br />

umzusetzen. Es braucht Anhaltspunkte<br />

für gemeinnützige Bauträger, für Wartungskosten<br />

im laufenden Betrieb. Wieweit<br />

kann man das in der Praxis testen,<br />

Erfahrungen sammeln. Sind es ältere<br />

Menschen oder Junge, die darin Wohnen?<br />

Man bräuchte 20-30 Einheiten<br />

in denen das ausprobiert werden kann.<br />

Wird es angenommen?<br />

Angelika Würbel: Für sie ist es ein faszinierendes<br />

Projekt, vor dem man als staunendes<br />

Kind stehen kann. Entspricht es<br />

dem Zeitgeist? Der karge Aspekt: Es riechen<br />

alle Räume gleich, hat ein solcher<br />

Raum Möglichkeiten, ihn persönlich zu<br />

gestalten? Wird zu viel vorgegeben? Zu<br />

funktional?<br />

Hämmerle: Stellt sich vor: 300 Units in 3<br />

Jahren gibt es die LU Kommune. Die Möblierung<br />

ist weiter entwickelt, wenn man<br />

umzieht, bleiben Teile in der Wohnung,<br />

andere Teile kann man mitnehmen. Sie<br />

ist individualisiert. Die Oberflächen kann<br />

man nach unten denken, downgraden,<br />

einfache Platten, selbst lackiert, oder<br />

hightech – Oberflächen, die noch mehr<br />

können, digitalisiert – Bilder, andere<br />

Welten, das Fenster nach draußen.<br />

Bertsch: Zeitgeist: der virtuelle Raum.<br />

Er denkt weiter: Neue Realitäten bilden,<br />

das Wohnen wird zur Bühne, neuer Vorder-,<br />

Hintergrund, Mittelgrund, auch für<br />

die Zuschauer. Spannend. Eine Maschine<br />

macht sicher und unsicher zugleich:<br />

durch die Bewegung wird ständig eine<br />

neue Ordnung gesucht, eingehalten, Sicherheit<br />

in der Grundstellung, wissen wo<br />

man zur Ruhe kommen kann. Die s_LU<br />

braucht hohe Räume. Es wird sich zuerst<br />

ein Fanclub bilden, wie am Anfang beim<br />

Handy: ich habe eine UNIT. Er sieht die<br />

Zukunft eher nicht bei den Gemeinnützigen,<br />

hier wird es keine sehr große Rolle<br />

spielen. Eher für Hotels, exklusive Ferienwohnungen,<br />

Männer, die Single sind<br />

und sich schwer tun, mit Aufräumen.<br />

Mayer: Gemeinnützig – Zuweisung 1-2<br />

Personen. Das Problem bei Mietkonstellationen<br />

ist, dass das Gesetz den Eigentümer<br />

verpflichtet, alles was in der Wohnung<br />

eingebaut ist, instand zu halten.<br />

Küche, Bad, und bei der s_LU kommen<br />

die kompletten Möbel dazu. Deswegen<br />

sind Mietwohnungen so leer wie möglich,<br />

es müsste für s_LU andere Rahmenbedingungen<br />

geben, damit sie bei Mietwohnungen<br />

einsetzbar ist.<br />

Knapp: Die Gesetzgebung verhindert<br />

etwas – das ist ein wichtiger Aspekt. In<br />

der persönlichen Rückschau: am Anfang<br />

brachte er das Stahlgerüst, das als Wohngerüst<br />

taugte, in seinen Kleinwagen,<br />

später gab es IKEA, na ja, 25 Jahre war<br />

er Nomade, jetzt ein festes Haus. Die Bedürfnisse<br />

sind: kochen, essen, schlafen.<br />

Die s_LU ist auch für ältere Menschen interessant,<br />

nicht mit Kindern. Man muss<br />

es weiter entwickeln, leichtere Wände.<br />

Der Wohnungsanbieter verkauft die Möbel<br />

mit.<br />

Mayer: Provokante Frage an Verantwortliche<br />

vom Land Vlbg.: Habt ihr gute Ideen<br />

um die Hürden zu eliminieren?<br />

Kilga: Bei den Jugendwohnungen wurde<br />

die Gesetzeslage so geändert, dass mit<br />

dem Mietpreis hinunter gegangen werden<br />

konnte, durch Förderungen. Man<br />

müsste Lösungen finden, für Bauträger –<br />

wenn es kaputt ist, springt das Land ein.<br />

Angelo Roventa: Bei Miete: könnte man<br />

den installierten Raum anbieten – Bad<br />

und Küche Modul und die Möbel kauft<br />

sich der Mieter selbst, die Schränke, das<br />

Bett. Das können sie ja theoretisch wieder<br />

mitnehmen.<br />

Mayer: Das Hauptproblem wäre beseitigt,<br />

wenn es Mieter kauft, least und damit Eigentümer<br />

ist. Wohnung muss standardisiert<br />

werden. Wenn der Mieter auszieht,<br />

nimmt er die Möbel mit, dann ist es wieder<br />

eine konventionelle Wohnung – oder<br />

er übergibt sie.<br />

Das Problem ist jedoch, dass im gemeinnützigen<br />

Wohnungsmarkt 20-30 % der<br />

Mieter kaum die Betriebskosten bezahlen<br />

können, oder die Kaution – wie sollen<br />

sie dann Möbel kaufen.<br />

Bösch: Noch einmal die Frage: welche<br />

Menschen wollen darin wohnen? Diese<br />

beweglich Idee: sind es Menschen, die<br />

Geld haben, der Fanclub oder künstlerische<br />

Typen, die sich kreativ entfalten, wer<br />

ist Zielgruppe?<br />

Hagleitner: Die Frage stellt sich, ob sich<br />

das für den sozialen Wohnungsbau umsetzen<br />

lässt. Ein Argument: wenig Fläche,<br />

mehr Wohnraum und ich kann die<br />

Wohnung mitnehmen.<br />

Kornelia Rhomberg: Ausgangspunkt sozialer<br />

Wohnbau: grundsätzliches Anliegen<br />

ist doch, für die Menschen eine Qualitätssteigerung<br />

im Wohnen zu erwirken.<br />

Auch Menschen mit wenig Mitteln sollen<br />

den Luxus eines 41 m2 Wohnzimmers<br />

oder Küche oder Schlafzimmer leben<br />

können. Der Mehrwert der Quadratmeter<br />

ist schwer zu quantifizieren, wenn<br />

man in so etwas leben kann, ist das ein<br />

Geschenk für den Nutzer.<br />

Würbel: Für sie ist es faszinierend mit so<br />

wenig Raum so viel Platz zu erhalten. Sie<br />

hält es für eine Wohnung für den Übergang<br />

nicht unbedingt für ein Leben lang.<br />

Gemeinnützige Wohnungen sind eher<br />

langfristig in Gebrauch, man verändert<br />

sich, zieht weiter.<br />

Angelo Roventa: Es bleiben ja Teile unbeweglich<br />

– Dinge die nicht zum Umstellen<br />

sind, Klavier.. hier in der Ausstellung ist<br />

der feste Raum das Minimum. Es entstehen<br />

Raumnischen – hier kann man auch<br />

etwas liegen lassen, Bilder, Kunstwerke<br />

fix installieren.<br />

Bertsch: Vai sollte ein WOHNLABOR<br />

errichten, wo alles auszuprobieren wäre.<br />

Die Balance an Sicherheit/Beweglichkeit/<br />

Veränderung braucht Erfahrung. In jedem<br />

Lebensabschnitt sind Wohnbedürfnisse<br />

anders, man sollte die Möglichkeit<br />

haben Erfahrungen zu machen. Er sieht<br />

die Chancen der s_LU nicht im gemeinnützigen<br />

Wohnbau. Mit Förderungen<br />

lenken, wie bei Passivhäusern, so auch<br />

für innovative Iden. Wohnbauforschung,<br />

Mietrecht – vollmöblierte Wohnung.<br />

Aber auch am freien Markt wird sich eine<br />

gute Idee durchsetzen; Argumente: Verdichtung,<br />

Freiraum, flexibler Raum davor,<br />

Wohnungsveränderungswille.<br />

Marina: Nomadischer Aspekt: Mehr<br />

Raum auf kleinsten Raum als temporäres<br />

System, eher für Fangemeinde, das soziale<br />

Klientel wird nicht darauf anspringen.<br />

S_LU setzt den Wunsch voraus, den<br />

Mehrwert nutzen zu wollen.<br />

Angelo Roventa: Dieses Wohnmodell<br />

steht da, damit Menschen es kennen<br />

lernen, im Sinne von Architekturvermittlung.<br />

Modell versucht diese Art des<br />

Wohnens beizubringen. Wohnen ist<br />

doch immer temporär, der Mensch lebt


30 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

nicht lebenslänglich am gleichen Ort.<br />

Hier sind die Bausteine für die Wohnung<br />

in der man leben kann, die UNIT hat die<br />

Eigenschaften, die jedes Haus zum Wohnen<br />

bietet.<br />

Hagleiter: Leistbares Wohnen sollte möglich<br />

sein. Die Probleme bei Sozialwohnungen<br />

hängen auch mit der beengten<br />

Wohnsituation zusammen, so könnte bei<br />

wenig m2 – mehr Platzangebot – auch<br />

die Lösung der Probleme beinhaltet sein.<br />

Man muss probieren, weiterentwickeln,<br />

Wohnungsträger sollten darauf einsteigen.<br />

Sozialer Wohnbau wird gefördert, es<br />

müsste noch konkret gerechnet werden,<br />

für ein Experiment soll eine Sonderlösung<br />

gefunden werden.<br />

Würbel: Sonderwohnprogramm: Es<br />

braucht Begleitung. Wohnvorstellung ist<br />

nicht unbedingt vorhanden. Menschen<br />

bringen vor allem ihre Erlebnisse mit.<br />

Mayer:<br />

60 % 2 Zi- Wohnungen, 30 % 3 Zi. Wohnungen,<br />

10 % 4 Zi. Wohnungen<br />

Man denkt in Finanzierungsebenen,<br />

wenn jemand nicht mehr als 700 EUR<br />

zur Verfügung hat, muss er sich mit 3 Zi<br />

Wohnung begnügen, obwohl er vielleicht<br />

eine 4 Zi Wohnung brauchen würde. Die<br />

Miete macht 50 % des Gehaltes aus. Das<br />

ist das Problem, Menschen haben zu wenig<br />

Raum, es gibt keine Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Knapp: Weg vom sozialen Wohnbau,<br />

weg vom Experiment, nicht liegen lassen,<br />

„Apple“ drauf, was passiert dann, wem<br />

könnte man das aufs Auge drücken?<br />

Hinteregger: Gibt es private Bauträger,<br />

die wenn sie Unterstützung bekommen,<br />

sich zu Forschungszwecken darauf einlassen?<br />

Und die Frage: Wer ist die Zielgruppe?<br />

Wir sind doch auf der Suche<br />

nach Raum, wo die Maschine aufgestellt<br />

werden kann.<br />

Bertsch: Man sollte viele Bauträger einladen,<br />

anschauen, Erfahrung machen, Förderungen<br />

versprechen, Lust machen. Es<br />

will gewollt sein. Lust wecken aber auch<br />

mit einem plus an Förderung, als Zusatzanreiz.<br />

Hagleitner: Fans suchen, publik machen.<br />

Mayer: Gemeinnützige Bauträger dafür<br />

gewinnen, experimentieren, an Reproduzierbarkeit<br />

und Multiplizierbarkeit arbeiten,<br />

er will mit diskutieren und auch mit<br />

tragen.<br />

Abschlussrunde wird eingegongt.<br />

Moosbrugger: Unit hat Charme und<br />

Witz, soll ausprobiert werden.<br />

Kornelia Rhomberg: Sieht für sich die<br />

Aufgabe Nerven weiter zu behalten, Angelo<br />

Roventa zu unterstützen, wünscht<br />

sich, zwei Jahre darin wohnen zu können,<br />

es fehlt aber die Hülle.<br />

Mayer: Ist dabei beim Kind aufziehen,<br />

wenn es betriebswirtschaftlich möglich<br />

ist, es geht aber nicht allein.<br />

Hämmerle: S_LU ist ein wertvoller Beitrag,<br />

das vai kann sich engagieren, die<br />

Testphase zu ermöglichen, der Anfang<br />

ist gemacht, mit der Ausstellung.<br />

Bösch: Hat große Lust mitzumachen, wie<br />

kann man das weiter entwickeln, Marketing,<br />

will Probewohnen, ist sehr interessiert<br />

Knapp: Die Alters-WG kommt ins Rollen,<br />

denkt an Leasingunternehmen, oder<br />

IKEA, dann sollte es aber nicht in Russland<br />

produziert werden.<br />

Würbel: Es ist etwas genial Neues, hat<br />

den Aspekt des zutiefst Menschlichen,<br />

fordert zur inneren Auseinandersetzung<br />

heraus. Es hat sich etwas geändert an<br />

ihrer Sichtweise, während des Dialoges,<br />

kann es mitnehmen in ihre Welten und<br />

freut sich darüber.<br />

Hinterhuber: Hofft auf viele Fans, die<br />

hier mitmachen wollen. Hüllen müssen<br />

gefunden werden für die Umsetzung<br />

und Möglichkeiten.<br />

Hagleitner: Ist faszinierend wie aus wenig<br />

Grundfläche so viel Wohnraum wird,<br />

man muss Menschen finden, die das haben<br />

wollen. Unterstützt die Realisierung,<br />

wenn es wirtschaftlich vertretbar wird.<br />

Wolfgang: Realisierung in die Welt hinaus<br />

bringen, ins Hotel einbauen, für<br />

Probewohnen. Das Angebot im Katalog<br />

aufgliedern, nachvollziehbar machen,<br />

Standardgrößen, in LKW passend, mobil<br />

bleiben.<br />

Angelo Roventa: Ist froh, dass er sich<br />

vorerst nicht zu viel beschäftigt hat mit<br />

den Kosten um nicht abzulenken von<br />

dem, was das Modell zeigen soll. Es soll<br />

den Nutzer bereichern, mit Inhalt. Er will<br />

noch keine Diskussion über Zahlen, es<br />

ist ein project in progress.<br />

Bertsch: Charme, Esprit, Witz, Förderungen<br />

so verändern, dass die Maschine berücksichtigt<br />

werden kann.<br />

Kornelia Rhomberg: Ist persönlich begeistert<br />

vom zukunftsfähigen Wohnmodell.<br />

Unit ist für jeden.<br />

Dialogforum 2.<br />

Bringt smart_LIVINGUNIT Potential für<br />

Interesse | konkrete Ideen | Kooperation<br />

mit, zur Weiterentwicklung und Förderung?<br />

Leitung: Brigitte Bösch<br />

Teilnehmer: Jörg Knapp: Verwirklichung<br />

des Modells liegt ihm am Herzen / Andreas<br />

Neuhauser: Interessiert sich als Sponsor<br />

| Illwerke VKW / Helmut Krappmeier:<br />

Verein zur Verzögerung der Zeit; Verhinderung<br />

von Scheinlösungen; Hat selbst<br />

ein Faltfahrrad und mag faltbare Dinge;<br />

Export von Ideen aus Vorarlberg / Wilfried<br />

Bertsch: Platzsparen ist interessant, s_LU<br />

geht sparsam mit Raum um / Joachim<br />

Alge: Ernüchterter Architekt, Baumeister,<br />

resistent gegen Utopien im sozialen Wohnungsbau<br />

Stefan Jansen: Unternehmensberater; ihn<br />

interessieren konkrete Ansätze, Realisierung<br />

von Ideen / Stefania Pitscheider: Frauenmuseum<br />

/ Markus Faißt: Handwerker;<br />

Partnerschaft / Heiko Moosbrugger: Vorum<br />

/ Herbert Brunner: Obmann Vlgb.<br />

Holzbaukunst / Armin Kathan: Mag Minimalstrukturen.<br />

Nachhaltigkeit fängt beim<br />

Raum an, hält s_LU für einen wichtigen<br />

Beitrag / Marina Hämmerle: Geburtshelferin<br />

für den Prototyp<br />

Krappmeier: Gesehen, gut gefallen, er<br />

sieht darin eine Chance, den steigenden<br />

Energieverbrauch für eine gewisse Zielgruppe<br />

(Single) einzugrenzen.<br />

Zielgruppenanalyse wäre notwendig.<br />

Bezüglich der Hülle:<br />

ist SUSI geeignet – nein<br />

im Neubau? ok; wie ist es für den Altbau<br />

geeignet?<br />

Analysen: bis 2020 ein Forschungsauftrag,<br />

der sich mit Hülle, Möbel, Soziologie,<br />

Energieeffizienz, Ökologie beschäftigt<br />

und erarbeitet, wie das Projekt<br />

durchführbar wird.<br />

Hülle, Energie, Ökologie: Beitrag des<br />

Energieinstituts<br />

Neuhauser: Als Partner an der Verwirklichung<br />

mitgewirkt.<br />

Privat: er hält es für eine tolle Idee, ABER<br />

nicht gemütlich. Vielleicht ist ausbreiten<br />

und liegen lassen in einer Wohnung auch<br />

eine Qualität.<br />

Kommerzialisierung: Wie schafft man es,<br />

dass die Menschen drinnen leben wollen,<br />

nicht als Mangel – „Ich habe ja nur 40<br />

m2 zur Verfügung“, sondern aus Lust.<br />

Hämmerle: Das Projekt ist noch nicht<br />

zu Ende gedacht, noch nicht abstrahiert,<br />

steht jetzt als Prototyp in Hochglanz vor<br />

uns. Die Hülle ist nicht personalisiert:<br />

Gestaltungsmöglichkeiten in Farbe,<br />

Oberflächen.<br />

Anregung: nach Unten reduzieren und<br />

nach Oben weiterdenken. Mit High Tech<br />

Stimmungen, Muster, andere Welt entstehen<br />

lassen. S_LU hat Potential in beide<br />

Richtungen.<br />

Ist es lebbar in der Wohnmaschine, ist es<br />

praktisch, gilt es temporär?<br />

Wie flexibel ist der Mensch? Sie ist überzeugt,<br />

dass die Fangemeinde existiert und<br />

man es am Markt positionieren kann.<br />

Faißt: Luigi Pirandello: Es herrscht Mangel<br />

an Notwendigem, Überflüssiges haben<br />

wir mehr als genug.<br />

Was ist die s_LU?<br />

Als Vollholzmöbel wäre sie viel zu teuer.<br />

Sozial vertretbar wäre eine günstige Variante,<br />

z.B. selbst anmalen.<br />

Er sieht zwei Möglichkeiten:<br />

Es als Kunstobjekt stehen lassen – so wie<br />

für SUSI eine Fangemeinde finden.<br />

Oder ein Bedürfnis beantworten.<br />

Ist das gemütlich in der Maschine zu<br />

wohnen, nicht zu mechanisch? Subtiles<br />

Ringen um die Proportionen, Wohnpsychologie..<br />

Es finden sich welche, die sich das gönnen,<br />

wenn man den raffinierten, nachhaltigen,<br />

radikalen Pep des Kultigen<br />

draufsetzt.<br />

Alge: Der Name Maschine ist gegen<br />

Wohnen.Wohnen ist ein Grundbedürfnis<br />

– keine Kunstform. Man sollte nicht<br />

mit zu vielen Themen überlagern.<br />

Zur Umsetzung: was braucht es: Neue<br />

Themen: Vitales Wohnen<br />

Wer ist der Wohnungskäufer | Mieter in<br />

diesem Land. Es wird etwas ernüchternd:<br />

kleine Bandbreite für s_LU<br />

Wichtig ist Probewohnen!<br />

Jansen: Als nächster Schritt steht an: was<br />

passiert mit dem Prototypen? Ausstellung<br />

oder Probewohnen<br />

Argumente für Kostenfaktor: Mitnehmen,<br />

expandierender Raum, alles inklusive,<br />

rationell.<br />

Wo könnte sie als nächstes aufgestellt<br />

werden?<br />

Über das Ländle hinaus denken, international.<br />

Brunner: Das Produkt steht im falschen<br />

Land – Kleinhäuslermentalität, urbane<br />

Räume wären besser geeignet.<br />

Bertsch: Nur vergleichbar mit voll möblierter<br />

Wohnung, im Preis.<br />

Einheit macht nur Sinn, bis zu einer<br />

gewissen Größe. Break Even Point > 70<br />

m2<br />

In der Unsicherheit liegt die Sicherheit,<br />

jeden Tag meine Welt neu generieren zu<br />

können.<br />

Zeitgeist – ständig neue Welt kreieren<br />

wollen, da muss man gerne Designer<br />

sein, es kann nicht verordnet werden.<br />

Was will ich sicher verankert haben: vielleicht<br />

denkt man s_LU nur in drei Teilen,<br />

in denen man nicht fest ist, wo wechselnde<br />

Wohnbedürfnisse vorhanden sind.<br />

Pitscheider: Sieht zwei Aspekte:<br />

Transport Mobilität<br />

Modulares System<br />

Ist es denkbar es auf Pipi, Kalle, Torsten<br />

zu reduzieren?<br />

In der s_LU wird der Zusatzbedarf noch<br />

gedeckt: Es gibt den Raum, der dazu<br />

kommt, der Rest kann doch Maschine<br />

sein. Verordnung kann hilfreich sein, um<br />

etwas auszuprobieren, was nicht gekannt<br />

wird. Es tun sich neue Möglichkeiten<br />

auf.<br />

Moosbrugger: Sieht Stärken: wie ein Sekretär<br />

öffnet sich tagsüber das Arbeitszimmer,<br />

danach das Wohnzimmer. Die<br />

Doppelfunktion Wohnen und Arbeiten<br />

kann gut verwirklicht werden.<br />

Knapp: Generationen geeignet:<br />

Er kann sich vorstellen dass er sich die<br />

s_LU in 15 Jahren hineinstellt, u. U. mit<br />

Blattgold, keine IKEA Tapete.<br />

Als Student hätte er sich gewünscht ein<br />

benutzbares Modul zu finden, nach drei<br />

Jahren weiter zu ziehen, wie eine Nacktschnecke,<br />

die ein Schneckenhaus findet.<br />

Kathan: Es gibt die Zwänge beim sozialen<br />

Wohnbau, es wird doch jedem ein Stempel<br />

aufgedrückt, warum nicht diesen.<br />

Auto: ist eine Hülle, die dich umgibt,<br />

wandelbar<br />

SUSI FRED: war befruchtend, Visionen<br />

sind weiter entwickelt worden<br />

Jugend Camps in der Steiermark.<br />

Minimalstrukturen sind heute aktuell:<br />

Lebenshülle kann man tagsüber ums<br />

sechsfache reduzieren, wenn man nicht<br />

tätig ist. Kann es sich gut für Ferienhäuser<br />

vorstellen, kompakt.<br />

Krappmeier: Frage der Gemütlichkeit.<br />

Frage der Ressourcen.<br />

Es ist ein Exportprodukt, keine Landbox.<br />

Kann auch ein Forschungsprojekt sein,<br />

das nicht hier realisiert wird.<br />

Jansen: Kein Forschungsprojekt machen,<br />

Kosten aufarbeiten, Prozesse der Genehmigung<br />

sondieren.<br />

Faißt: Kult(ur) Schiene, Elitäres für den<br />

wohlhabenden Menschen in Blattgold |<br />

Massivholz. Den Boden gibt es dafür in<br />

Vorarlberg, man muss sich Gedanken<br />

machen, wie s_LU positioniert, kommuniziert<br />

wird. Es ist nicht gut, wenn es in<br />

der Ausstellung steht, es ist für Menschen<br />

zum Spielen, Programm gegen Langeweile.<br />

Soll breiter gedacht werden, nicht<br />

nur für Menschen, die sich nicht mehr an<br />

Wohnraum leisten können.<br />

Forschung gibt Substanz.<br />

Der Anspruch, es soll Wohnen der Zukunft<br />

sein, ist daneben. Es soll nicht etwas<br />

sein, das da steht und vorgibt für immer<br />

zu sein. Exportschlager<br />

Vorleistungen sind Investition<br />

Alge: Wer braucht das überhaupt? Es ist<br />

etwas für Individualisten, nicht für jeden.<br />

Knapp: Szenario in Italien, Poebene: Was<br />

würden die Möbelbauer dort tun? Sie<br />

würden gleich etwas daraus machen, zur<br />

Möbelmesse präsentieren, damit sich jeder<br />

was vorstellen kann.<br />

Man sollte Bildmaterial auf den Markt<br />

werfen.<br />

Entscheiden, in welche Richtung es geht:<br />

IKEA oder Bulthaupt?<br />

Was wäre wenn wir woanders sitzen, in<br />

einer anderen Kultur des Machens, was<br />

würde daraus?<br />

Faißt: Vorarlberg ist ein guter Boden für<br />

schnelles Denken.<br />

Was festgestellt werden sollte: s_LU ist<br />

nicht MOBIL! Es muss kompatibel zu<br />

Raum sein. Wenn man auszieht, bleibt<br />

alles dort, man muss es lassen.<br />

Hämmerle: Es ist theoretisch schon möglich,<br />

es auf leicht handhabbare Module<br />

runter zu brechen. Zusammensteckbar,<br />

beweglich. Es ist auch als Standmodul<br />

denkbar, mit kleinen Teilen, kann leichter<br />

sein. Es muss noch fertig gedacht werden.<br />

Es gibt das Potential, wenn es modular<br />

und individuell zusammenstellbar ist,<br />

es in ein anderes Umfeld zu transportieren,<br />

auch von mobil in ein Standmöbel.<br />

Kathan: Für ihn ist es ein Denkanstoß für<br />

die zukünftige Arbeit des Büros Holzbox.<br />

Wenn man sich vorstellt, wie viel Raum<br />

brach liegt, wenn die Leute zur Arbeit gehen.<br />

Die Doppelnutzung Schlafzimmer Arbeitzimmer<br />

| WC Dusche wurde schon<br />

ausprobiert.<br />

Potential dieser Ansätze ausbauen.<br />

Jansen: Systematischer Ansatz:<br />

Projektdefinition, Rollen definieren. Er<br />

schaut in die Runde uns sieht viel Potential:<br />

kreativ, Ausführung, stabiler machen,<br />

Finanzierung.. welche Rollen können das<br />

noch sein.<br />

Bertsch: Flexibilisierung des Grundrisses:<br />

welcher Gewinn steckt drinnen:<br />

Leicht zu bauen, Energiegewinn, Förderung.<br />

Was kann ideell gewonnen werden: durch<br />

mehrfache Nutzungen wird nicht noch<br />

mehr Raum verbraucht.<br />

Es soll sexy sein, bestimmte Wohnzeit,<br />

Lebensabschnittweise, in Veränderung.<br />

Es ist notwendig eine bestimmte Raumhöhe<br />

zu erreichen: sonst sitz ich im<br />

Wohnzimmer in einem Möbel.


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU<br />

<strong>ST</strong>/A/R 31<br />

Form zeitgesellschaftlich, höher individualisiert,<br />

der Einzeller wird flexibel, keine<br />

Form des WIR Wohnens, eher eine einsame<br />

Form: EINzell<br />

Alge: Lenkungseffekt durch Wohnbauförderung:<br />

Wohnformen werden forciert.<br />

Hier steckt ein wesentlicher Beitrag, neue<br />

Wohnformen zu konkretisieren.<br />

Kathan: Zur Raumhöhe: im ländlichen<br />

Gebiet braucht man weniger. Jurte ist ein<br />

Raum, der nicht zum Einzeller macht<br />

Kann auch eine Form sein, die Familie<br />

wieder stärker zusammen wachsen lässt.<br />

Kleiner Raumbedarf spart Betriebskosten.<br />

Hämmerle: In Zürich wird an einem neuen<br />

Konzept für Wohngemeinschaften gearbeitet:<br />

Individuelle Zellen sind um gemeinsame<br />

Wohnräume und Kochareale<br />

geordnet. S_LU ist in einem anderen Konzept<br />

eingebettet auch für Gemeinschaftswohnen<br />

geeignet.<br />

Faißt: Wohnmaschine ist ein Wort, das<br />

wie Fleischwolf wirkt.<br />

An einem anderen Wort arbeiten – zur<br />

Nachhaltigkeit: mit literarischem Titel<br />

Kraft geben.<br />

Jansen: Die s_LU sollte man in Zürich als<br />

Projekt einbringen – wer kann dies machen..<br />

es braucht Vertrieb, Rädelsführer,<br />

offensive Gedanken.<br />

Kathan: Bei Tourismusbauten hat die s_<br />

LU ein großes Potential – dem sollte man<br />

nachgehen<br />

Knapp: Wie lange hat es gedauert, bis sich<br />

die Frankfurter Küche durchgesetzt hat.<br />

Sie wurde massiv im sozialen Wohnbau<br />

eingesetzt und gleich 10 000e gebaut.<br />

Abschlussrunde Reflexion<br />

Wer meldet sich aktiv für drei weitere<br />

informelle Treffen – Cluster: Was kann<br />

mein Beitrag sein?<br />

Moosbrugger: Beitrag im Vorum<br />

Faißt: Habe das Projekt seit einem Jahr<br />

verfolgt, kann derzeit nichts dazu beitragen.<br />

Im Werkraum Bregenzerwald sehe<br />

ich kaum Handwerker, die man motivieren<br />

könnte. Viel Sympathie, keine weiteren<br />

Aktionen<br />

Pitscheider: Bei Serienproduktion zu entwickeln,<br />

sehe ich keine Rolle. Psychologie<br />

Komponente, Architektur, historische<br />

Komponente – für mich ist A. Roventa<br />

eine erfrischende Persönlichkeit<br />

Jansen: Cluster – ja. Bin bereit für die ein<br />

bis zwei informellen Treffen. Schön wäre,<br />

wenn es konkreter wird<br />

Alge: Mir fehlt die Faszination, deshalb<br />

möchte ich derzeit keinen Beitrag leisten<br />

Bertsch: Der Funke hat nicht gezündet,<br />

Kombiangebot LR Rüdisser und WKO<br />

Präsident Rein – Wohnbauförderung und<br />

Produktion<br />

Wohnbaufond: Wohnlabor an entsprechender<br />

Stelle im Land: Wohnlabor –<br />

Wohnen auf Zeit, zugänglich für jede/n,<br />

interner Auftrag<br />

Kathan: Bin Feuer und Flamme, ich werde<br />

es versuchen in meine Arbeit zu integrieren.<br />

Distanz ist ein Handicap für weitere<br />

Treffen<br />

Neuhauser: Funke damals übergesprungen,<br />

als Sponsoring übernommen wurde.<br />

Der Beitrag ist geleistet, keinen weiteren<br />

Input<br />

Pfefferkorn: Etliche Ideen sind eingeflossen,<br />

bin bereit für weitere Gespräche<br />

Knapp: Bin begeistert und versuche andere<br />

dafür zu gewinnen. Bastelbogen entwickelt:<br />

Module im Kleinformat 60 auf 220<br />

Hämmerle: vai hatte mit der Ausstellung<br />

mehr Arbeit als gedacht, aufgrund des großen<br />

Interesses. Wir sind bereit in nächster<br />

Zukunft weiterhin als Plattform zu Verfügung<br />

zu stehen, können allerdings nicht<br />

Marketinginstrument sein. Die Kraft<br />

muss aus dem Projekt selbst kommen.<br />

Protokoll: Martina Pfeifer Steiner<br />

Nota Bene: Der Arbeitstitel „smart-Living<br />

Unit“ hat ihren Namen gefunden und<br />

heißt jetzt „Die Elastische Wohnung“.<br />

Die elastische<br />

Wohnung<br />

Die neue Konzeption der<br />

LIVINGUNIT eröffnet bei<br />

teilweiser betrieblicher und<br />

teilweiser privater Nutzung neue<br />

steuerliche interessante Aspekte<br />

der steuerlichen Absetzung:<br />

1) private Nutzung LIVINGUNIT<br />

Die Kosten für die Schaffung von neuem<br />

Wohnraum ist entsprechend den Bestimmungen<br />

des § 18 EStG als Sonderausgaben<br />

steuerlich absetzbar.<br />

Sonderausgaben zur Wohnraumschaffung<br />

stellen auch Rückzahlungen von<br />

Darlehen dar, welche im Zusammenhang<br />

mit der Errichtung von neuem Wohnraum<br />

aufgenommen wurden.<br />

2) betriebliche Nutzung LIVINGUNIT<br />

Wird die LIVINGUNIT für die betriebliche<br />

Tätigkeit genutzt, so könnten unter<br />

bestimmten Voraussetzungen die<br />

Anschaffungskosten bzw. daraus die<br />

Abschreibung der Abnutzung und die<br />

laufenden Betriebskosten (Heizungs-,<br />

Wasser-, Strom- und sonstige Kosten) der<br />

LIVINGUNIT im Verhältnis der betrieblichen<br />

Nutzung zur privaten Nutzung steuerlich<br />

abgesetzt werden.<br />

Mit Wirksamkeit ab der steuerlichen Veranlagung<br />

im Jahr 1996 wurde ein Abzugsverbot<br />

für im Wohnungsverband gelegene<br />

Arbeitszimmer und dessen Einrichtung<br />

grundsätzlich normiert.<br />

Die Abzugsfähigkeit für im Wohnungsverband<br />

gelegene Arbeitszimmer ist<br />

laut steuerrechtlicher Bestimmungen<br />

allerdings dann gegeben, wenn die Arbeitszimmer<br />

Mittelpunkt der gesamten<br />

betrieblichen oder beruflichen Tätigkeit<br />

darstellen.<br />

Arbeitszimmer werden zum Mittelpunkt<br />

der betrieblichen oder beruflichen Tätigkeit,<br />

wenn in zeitlicher Hinsicht die<br />

betriebliche oder berufliche Tätigkeit notwendigerweise<br />

zu mehr als 50% im Arbeitszimmer<br />

ausgeübt wird.<br />

Sind somit die steuerlichen Voraussetzungen<br />

für die Absetzung des Arbeitszimmer<br />

gegeben, so könnten folgende<br />

Aufwendungen steuerlich zur Absetzung<br />

gelangen:<br />

a) Anschaffungskosten – der anteilige betriebliche<br />

Aufwand aus der Anschaffung<br />

der LIVINGUNIT könnte in Form der Abschreibung<br />

(Absetzung für Abnutzung)<br />

steuerlich abgesetzt werden<br />

b) Laufende Ausgaben wie Kosten für Heizung,<br />

Strom, Wasser und sonstige Kosten<br />

etc. könnten im Verhältnis der betrieblich<br />

bzw. beruflichen Nutzung zur privaten<br />

Nutzung der LIVINGUNIT steuerlich in<br />

Anspruch genommen werden<br />

c) Bei steuerlicher Anerkennung der LI-<br />

VINGUNIT als Arbeitszimmer für die<br />

betriebliche bzw. berufliche Tätigkeit sind<br />

auch die anteiligen Zinsaufwendungen<br />

– hier wiederum im Verhältnis der betrieblichen<br />

zur privaten Nutzung – aus<br />

Darlehen, welche im Zusammenhang mit<br />

der Anschaffung der LIVINGUNIT aufgenommen<br />

wurden, steuerlich als Aufwand<br />

absetzbar.<br />

Schlussbemerkung<br />

Die neue Konzeption der LIVINGUNIT<br />

besticht nicht nur durch ihre vielfältige<br />

Nutzungsmöglichkeit, sondern eröffnet<br />

auch die Nutzung mehrerer steuerlicher<br />

Absetzungen.<br />

Nachdem die Höhe der steuerlichen Absetzungen<br />

individuell in Abhängigkeit<br />

und Ausmaß der tatsächlichen betrieblichen<br />

oder beruflichen Nutzung steht, ist<br />

im jeweiligen Einzelfall die Höhe der steuerlichen<br />

Absetzungen abzuklären und zu<br />

bestimmen.<br />

Peter Müller, Steuerberater in Dornbirn<br />

DIE TÜREN ÖFFNEN SICH<br />

„Wir haben gesiegt! Gott ist wieder mit den Rumänen!“<br />

Am 22. Dezember 1989 wurde im Rumänischen Fernsehen das Ende der Diktatur verkündet.<br />

Im Bild: der Bürgerrechtler und Schriftsteller Mircea Dinescu und der berühmte Schauspieler Ion<br />

Caramitru. Zwei Künstler haben die „neue Zeit“ eingeleitet.<br />

Bald darauf jubelte eine junge Musikerin: „Wir sind wieder Europäer!“ Doch die offizielle<br />

Bestätigung dafür kam erst mit dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union 2007. Mit der<br />

Einführung des EURO 2012 wird ein weiterer Schritt gen Westen getan sein.<br />

In den vergangenen 20 Jahren mussten die Rumänen den „aufrechten Gang“ in Richtung<br />

Demokratie üben und auch im künstlerischen Bereich beginnen sie, international auf sich aufmerksam<br />

zu machen.<br />

„Wir waren geschockt von der Freiheit. Wir waren nicht auf den Eintritt in eine neue Welt<br />

vorbereitet“, meint Dinescu. Das sollten wir im Westen bedenken und respektieren.<br />

Der Reiz dieses Landes - mit 22 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Land in Zentralund<br />

Osteuropa und das siebente größte in der EU - liegt in der Vielfalt seiner Ethnien, Religionen,<br />

Landschaften und lebendigen Traditionen.<br />

Die Hauptstadt Bukarest galt einst als das „Paris des Ostens. Zur Zeit ist es eher eine „Baustelle<br />

im Osten“.<br />

Aber zwischen den riesigen, zum Großteil unfertigen neuen Gebäuden tut sich die ganze<br />

verfallene und verfallende Schönheit aus der „goldenen Zeit der Architektur“ zwischen 1920<br />

und 1945 auf. In den Hinterhöfen der großen Boulevards mit den Luxus-Boutiquen, die auch in<br />

Rom, London oder Lissabon zu finden sind, blüht die Subkultur: kleine Galerien, Antiquariate.<br />

Musikhandlungen und Geschäfte mit Selbstgebasteltem.<br />

Eine Oper, ein Nationaltheater und 18 weitere Bühnen sind in der Hauptstadt. Innerhalb von<br />

20 Jahren haben die Schauspieler - wie im Schnellgang - die ehemals verbotene Theaterliteratur<br />

des Westens kennen gelernt und aufgeführt. Und es sind herrliche Schauspieler, die eher<br />

vom Komödiantischen, vom Körperbetonten als vom Grübeln kommen.<br />

Das Zentrum der Bildenden Kunst sollte das neue „Nationalmuseum der zeitgenössischen<br />

Kunst“ im Parlamentsgebäude werden. Es wird nicht von allen Künstlern angenommen. Denn<br />

vor 1989 war hier das „Haus des Volkes“, ein gigantomanisches Zeichen der Macht von Diktator<br />

Ceasescu.<br />

Vergangenheit, Widersprüche, Chaos und Krise lassen sich nicht so schnell aufarbeiten.<br />

Aber die Türen öffnen sich…<br />

Koschka Hetzer-Molden, (Publizistin, Dokumentarfilmerin)


32 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - Angelo Roventa/elastic_LU Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Familienportrait ROVENTA aufgenommen von Bernhard Garnitschnig<br />

Elastisch Wohnen im MAK wurde realisiert mit<br />

freundlicher Unterstützung von:<br />

ICR-RKI, Wien • Land Vorarlberg • LI<strong>ST</strong>A, Dornbirn<br />

• OA–SYS, Alberschwende, PFEFFERKORN, Bludesch<br />

• REITER, Rankweil • RAIFFEISENLANDESBANK, Bregenz • RESOPAL, Gross-Umstadt<br />

• SAMINA, Dornbirn • Ö<strong>ST</strong>ERREICHISCHES SIEDLUNGSWERK, Wien<br />

• SIEMENS, Bregenz • WERK<strong>ST</strong>ATT-WIEN, Wien


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />

33<br />

concrete architecture<br />

„Nachhaltig gestalten. Wir wollen Standards neu setzen<br />

und bewusst Regeln brechen.“<br />

Wolfgang Rieder<br />

Wolfgang Rieder<br />

www.fibreC.com


34<br />

Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Die kreative Herausforderung<br />

Beton in seiner alten Form hat in vielen Bereichen ausgedient. Mit fibreC und einer neuen Interpretation von Beton eröffnen<br />

sich ungeahnte Dimensionen für Beton – nicht nur an der Fassade.<br />

Teil des kulturellen<br />

Auftrages<br />

von Rieder ist es,<br />

Designer, Künstler und<br />

Architekten in ihrem<br />

kreativen Schaffen<br />

zu unterstützen. „Es<br />

beflügelt uns, wenn<br />

Designer und Künstler<br />

gemeinsam mit uns und<br />

unserem Material – fibreC – arbeiten.<br />

Durch den kreativen Input und die Lösungen,<br />

die wir gemeinsam mit Architekten<br />

und Künstlern entwickeln, wird<br />

auch unser Fassadenprodukt optimiert.“,<br />

freut sich Wolfgang Rieder über<br />

viele erfolgreiche Kooperationen.<br />

Der enge Kontakt zu Künstlern, Architekten<br />

und Designern prägt die Rieder<br />

Unternehmenskultur. Die schönen,<br />

diskursiven Dinge stehen für Tiefgang,<br />

Identität und Sinn. So sieht Rieder das<br />

Verhältnis von seinem Glasfaserbeton<br />

zu den Dingen, die damit geschaffen<br />

werden. Die Förderung von jungen Talenten<br />

der Architekturszene wie zB den<br />

Studenten von Architekturhochschulen<br />

wie der TU Wien oder der AA School<br />

in London oder die Zusammenarbeit<br />

mit etablierten Künstlern wie Kurt<br />

Hofstetter, Franz West, Peter Sandbichler<br />

oder Kram Weisshaar ist nicht<br />

nur Teil der Unternehmensstrategie.<br />

Die ständige Weiterentwicklung von<br />

fibreC und den vielfältigen Produkten<br />

der Rieder Gruppe sowie der Knowhow<br />

Transfer zwischen Gestaltern und<br />

dem Unternehmen hilft Rieder, fibreC<br />

Glasfaserbeton nicht nur als klassische<br />

Fassade zu positionieren, sondern vor<br />

allem den Design-Charakter des Werkstoffes<br />

hervor zu heben.<br />

Dieses Engagement spiegelt die Beziehung<br />

wider, die Rieder als international<br />

tätiges Wirtschafts-unternehmen mit<br />

allen Kultur- und Designprojekten<br />

eingeht: Künstler bringen ihre Kreativität,<br />

Flexibilität und ihr manchmal<br />

abstraktes, analytisches Denken in<br />

die unternehmenseigene Entwicklungsabteilung<br />

ein. Im Gegenzug<br />

ermöglicht Rieder den Künstlern, ihren<br />

Phantasien freien Lauf zu lassen.<br />

Revolutionäre Zugänge<br />

verbinden<br />

Rieder liegen die Ideen und Wünsche<br />

von Künstlern und Architekten am<br />

Herzen – das Unternehmen will den<br />

gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen<br />

setzen, sondern ihre Ideen in die<br />

Realität umsetzen. Durch die intensive<br />

Entwicklungsarbeit im Bereich von<br />

Sonderformen (2D und 3D) und den<br />

hohen Stellenwert, den Design- und<br />

Kunstprojekte bei Rieder Smart Elements<br />

einnehmen, beschäftigt sich eine<br />

eigene Abteilung exklusiv mit derartigen<br />

Spezialprojekten.<br />

fibreC begeistert die<br />

Kunstszene rund um den<br />

Globus MAK Wien.<br />

Wolfgang Rieder und Heidulf Gerngross<br />

verbindet die Leidenschaft das<br />

Unmögliche möglich zu machen und<br />

einer außergewöhnlichen Idee nicht<br />

nur eine<br />

Chance zu geben,<br />

sondern wenn nötig auch eine<br />

zweite und manchmal sogar eine dritte.<br />

Gemeinsam mit Heidulf Gerngross<br />

und Kurt Hofstetter hat Rieder daran<br />

gearbeitet der Außenhülle des Nailtowers<br />

ein unvergleichliches Erscheinungsbild<br />

zu geben. Das Bestreben von Rieder,<br />

Künstlern und Architekten wieder<br />

das Zepter in die Hand zu geben, um<br />

Materialien nach ihren Vorstellungen<br />

formen zu können, motivierte zur<br />

Beteiligung an diesem Projekt im MAK.<br />

fibreC ist im Österreichischen Museum<br />

für angewandte Kunst Teil einer<br />

außergewöhnlichen Ausstellung. Inspiriert<br />

vom Engagement der Initiatoren<br />

und der modernen Neugestaltung der<br />

Gebäudehülle des Nagelowers wurden<br />

einzelne Turmfragmente der Fassade<br />

mit fibreC gestaltet. Aus den Glasfaser-betonelementen<br />

wurden mittels<br />

modernster Wasserstrahltechnik Teile<br />

des komplexen Musters ausgeschnitten<br />

und werden nun ausgestellt. Kurt<br />

Hofstetter hat mit der von ihm entwickelten<br />

Elementarwelle ein einzigartiges<br />

Muster für die Fassade entworfen und<br />

gemeinsam mit dem Team von Rieder<br />

an der Umsetzung gearbeitet. Rieder<br />

selbst ist schon seit längerem an dem<br />

Projekt Nailtower und der erhofften<br />

Umsetzung in ein reelles Bauwerk involviert.<br />

Es lag daher auf der Hand den<br />

potentiellen Gestalter der spektakulären<br />

Außenhülle des Nageltowers mit ins<br />

Boot zu holen. In enger Zusammenarbeit<br />

mit Gerngross und Hofstetter<br />

wurde am Konzept gefeilt und schlussendlich<br />

ein Teil der Fassade aus fibreC<br />

verwirklicht.<br />

Museumsquartier Wien<br />

Das von Peter Sandbichler im Oktober<br />

2009 im Museumsquartier in<br />

Wien präsentierte Stealth-Boot wurde<br />

komplett aus fibreC Glasfaserbeton<br />

realisiert. Die mit Glasfasern verstärkte<br />

Betonplatte revolutioniert den traditionellen<br />

Zugang zu Beton. Peter Sandbichlers<br />

Intention, das Stealth-Boot in<br />

bestehende Strukturen zu integrieren,<br />

legte eine Zusammenarbeit mit Rieder<br />

nahe. Denn die gesamte Außenanlage<br />

des Museumsquartiers wurde 2001<br />

von der Rieder Gruppe mit Großformatplatten<br />

(8.300 m2 Topstone) aus<br />

Beton gestaltet. Damit die Bodenstruktur<br />

als Tarnung des Kunstwerkes<br />

dienen konnte, lag die Realisierung des<br />

Kunstwerks mit einem Material aus<br />

dem Hause Rieder auf der Hand.<br />

Gemeinsam mit Peter Sandbichler,<br />

der das optische Erscheinungsbild der<br />

Außerhülle vorgab, wurde ein speziell<br />

entwickelter Konstruktionsplan erstellt.<br />

Nach der Abwägung diverser Möglich-<br />

keit-<br />

e n für die<br />

Unterkonstruk- tion entschied<br />

man sich für eine Holzunterkonstruktion.<br />

Damit übernahm Rieder nicht<br />

nur den Part eines Materialsponsors,<br />

sondern erarbeitete gemeinsam mit<br />

dem Künstler die perfekte Umsetzung.<br />

Das Stealth-Boot besteht aus über 100<br />

individuell zugeschnittenen fibreC<br />

Glasfaserbetonplatten in der an den<br />

Boden angepassten Farbe Sandstein.<br />

Das fünf Tonnen schwere Kunstwerk<br />

zeigt einerseits matte und andererseits<br />

sandgestrahlte Oberflächen.<br />

AA School London<br />

Rieder integriert regelmäßig Designer<br />

und Künstler in unternehmensinterne<br />

Workshops. Auf diese Weise profitieren<br />

beide Seiten von der engen Beziehung,<br />

dem Ideentransfer und dem<br />

Know-how Austausch. Im Rahmen des<br />

kulturellen Auftrages der Firma Rieder<br />

besteht eine langjährige und intensive<br />

Kooperation mit einer der renommiertesten<br />

Architektur-Hochschulen<br />

weltweit – der AA School (Architectural<br />

Association School of Architecture) in<br />

London. In Form von Wettbewerben<br />

wurden mittlerweile schon mehrere<br />

experimentelle Design-Projekte mit den<br />

Studenten durchgeführt. Zum Beispiel<br />

wurde aus einer Reihe von Entwürfen<br />

der Studenten der 10 m breite und 5 m<br />

hohe CSpace Pavilion auf einem 100<br />

m2 großen Gelände im Zentrum von<br />

London aus fibreC Elementen gebaut<br />

und später für einen guten Zweck<br />

versteigert. Das komplexe Gebilde, bei<br />

dem fibreC auch statisch eine tragende<br />

Rolle spielte, konnte nur durch eine<br />

ganz intensive Zusammenarbeit von<br />

Seiten der Rieder Forschungs- und<br />

Entwicklungsabteilung mit den Designern<br />

entstehen. Neben dem „Woven<br />

Concrete“ für die Eco- and Future Build<br />

Show in London realisierte Rieder auch<br />

heuer wieder ein von den Studenten<br />

entworfenes Kunstwerk, das auf Grund<br />

seiner Form im Unternehmen liebevoll<br />

Erdnuss genannt wird und im Rahmen<br />

der London Design Week ausgestellt<br />

wurde.<br />

Storefront Gallery<br />

New York<br />

Teil des weltweiten fibreC Künstler-<br />

Netzwerkes ist auch die Storefront Gallery<br />

in New York. Die einst von Steven<br />

Holl und Vito Acconci entworfene<br />

Fassade der Galerie wurde mit fibreC<br />

realisiert. Die neue Fassade aus fibreC<br />

kann je nach Jahreszeit und Ausstellung<br />

auf unterschiedliche Art geöffnet<br />

werden. Flexibel reagiert die Storefront<br />

auf<br />

die<br />

Bedürfnisse<br />

von Außen und Innen,<br />

schafft Verbindungen oder<br />

Grenzen und vermittelt den Besuchern<br />

wechselnde räumliche Bezüge. In<br />

regelmäßigen Abständen finden dort<br />

Workshops und Vorträge mit Wolfgang<br />

Rieder und internationalem Publikum<br />

aus den verschiedensten Branchen statt<br />

– zur gegenseitigen Inspiration und<br />

Weiterbildung.<br />

VTOL Vertical Take Off<br />

and Landing Wien<br />

Auf Einladung der Vienna Design<br />

Week haben das Designer-Duo Reed<br />

Kram und Clemens Weisshaar in enger<br />

Zusammenarbeit mit Rieder eine<br />

großformatige Installation entworfen<br />

und verwirklicht. Während der Eröffnungsfeier<br />

der Designwochen wurde<br />

VTOL – Vertical Take Off and Landing<br />

am Vorplatz des Palais Liechtenstein<br />

der Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Auf einem rundum verspiegelten<br />

Sockel präsentiert, scheint die über 100<br />

m2 große und nur 13 mm dicke Fläche<br />

aus glasfaserverstärktem Beton schwerelos<br />

über dem Boden zu schweben –<br />

fast wie ein fliegender Teppich. Geformt<br />

wurde sie mittels einer von den<br />

Designern entwickelten dynamischen<br />

Software. Bei dem Projekt steht die intelligente<br />

Verquickung der vermeintlich<br />

statischen Eigenschaften von Beton mit<br />

der Dynamik der prozessorientierten<br />

Software im Mittelpunkt. Mit den neu<br />

entwickelten 3D Elementen setzt Rieder<br />

den traditionellen eindimensionalen<br />

Systemen ein Ende und leitet eine neue<br />

Ära der Gebäudehüllen ein.<br />

Neue Wertigkeit<br />

für Beton<br />

Zahlreiche internationale Architektur-<br />

und Designauszeichnungen vom<br />

MIPIM AR Future Project Award im<br />

französischen Cannes über den Form<br />

& Function Award in Australien bis hin<br />

zur Nominierung für den Designpreis<br />

2009 der Bundesrepublik Deutschland<br />

würdigen die Qualität und Innovationskraft<br />

von fibreC. Stararchitekten wie<br />

Zaha Hadid schätzen den modernen<br />

Zeitgeist, den Wolfgang Rieder mit<br />

fibreC repräsentiert und schwören auf<br />

den nachhaltigen Werkstoff.<br />

Revolution in Beton fibreC ist eine mit<br />

Glasfasern verstärkte Betonplatte und<br />

kann sowohl für Außen-Fassaden als<br />

auch für Gestaltungen im Innenbereich<br />

verwendet werden. fibreC bietet einen<br />

dünnwandigen Werkstoff mit angenehmer<br />

Haptik und natürlicher Ausstrahlung,<br />

der dennoch resistent und zugleich<br />

flexibel ist. Die Revolutionierung<br />

der 2D und 3D Produktion hebt räumliche<br />

Grenzen auf und ermöglicht eine<br />

noch nie da gewesene Formenvielfalt<br />

im Bereich des Werkstoffes Beton


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />

35<br />

„complex curved surfaces for urban furniture“ -<br />

fibreC in Kooperation mit AA FAB beim London<br />

Design Festival 2009<br />

Indie Bar und Snake –<br />

Triennale Milano<br />

CSpace Pavilion – AA School London, Stealth<br />

Bomber – by Peter Sandbichler<br />

fibreC Fassade der Storefront Gallery in New York –<br />

by Steven Holl und Vito Acconci


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch V - fibr<br />

Wolfgang Rieder unplugged<br />

Heidulf Gerngross: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

Wolfgang Rieder: Jeder, der sich ständig<br />

weiterentwickelt und dem Drang<br />

neue Ideen zu verwirklichen nachgibt,<br />

ist sich dessen bewusst, dass es neben<br />

der riesigen Chance sofort einen<br />

nächsten großen Schritt weiter zu<br />

kommen auch das Risiko gibt erst mit<br />

einem kleinen Umweg dem eigentlichen<br />

Ziel etwas näher zu rücken. Aber<br />

wir haben uns schon immer an den<br />

Weltbesten gemessen und nehmen es<br />

auch weiterhin frei nach Samuel Beckett<br />

„Try Again. Fail again. Fail better.”<br />

Und der jetzige Erfolg bestätigt uns in<br />

diesem Ansatz. Das positive Feedback<br />

von Architekten und Designern motiviert<br />

mich immer wieder fibreC und<br />

die gesamte Rieder-Gruppe weiter zu<br />

entwickeln. Es macht mir Spaß gemeinsam<br />

mit Planern und innovativen<br />

Designern völlig neue Lebensräume<br />

zu schaffen. Deshalb lege ich auch so<br />

viel Wert darauf, dass unsere Kunden<br />

eine optimale auf sie zugeschnittene<br />

Serviceleistung erhalten. Denn nur,<br />

wenn wir ganz eng mit den Architekten<br />

zusammen arbeiten entstehen so spektakuläre<br />

Ergebnisse wie die Zaragoza<br />

Bridge oder das Soccer City Stadion in<br />

Johannesburg.<br />

Heidulf Gerngross: Was unterscheidet<br />

fibreC und Rieder von anderen vergleichbaren<br />

Materialien und Herstellern?<br />

Wolfgang Rieder: Wir kennen unser<br />

Produkt in und auswendig und haben<br />

die Tools und Spezialisten um den Plan<br />

eines Architekten so umzusetzen, dass<br />

ein ästhetisch einwandfreies aber dennoch<br />

ökonomisch durchdachtes Ergebnis<br />

erzielt werden kann. Wir stecken<br />

viel Herzblut in die ständig andauernde<br />

Weiterentwicklung und sagen prinzipiell<br />

immer ja, wenn uns jemand fragt<br />

ob wir dieses oder jenes mit fibreC<br />

umsetzen können. So lernen auch wir<br />

ständig dazu und setzen uns selbst<br />

damit keine unnötigen Grenzen. Beton<br />

bleibt spannend!<br />

Heidulf Gerngross: Was meinen Sie mit<br />

dem Prinzip des nachhaltigen Gesamtkonzepts?<br />

Wolfgang Rieder: Besonders wichtig<br />

ist mir das Zusammenspiel von Natur<br />

und moderner Wirtschaftlichkeit.<br />

Mein Produkt ist nicht nur konkurrenzfähig,<br />

es hebt sich eindeutig von der<br />

Konkurrenz ab und das ist mir wichtig.<br />

„Wir tragen dazu bei mit fibreC die<br />

Welt ein bisschen umzugestalten und<br />

deshalb war mir von Anfang an wichtig,<br />

dass das auf umweltfreundliche Art<br />

und Weise geschieht.“<br />

Einen Beitrag zu neuen Lebensräumen<br />

zu leisten heißt für mich auch einen<br />

Beitrag zu leisten, dass der natürliche<br />

Lebensraum erhalten bleibt. Auch<br />

privat versuche ich im Einklang mit der<br />

Natur zu leben.“<br />

Heidulf Gerngross: Kanda, Finnland,<br />

USA, Südafrika…. Ihr Produkt ist auch<br />

im Ausland höchst gefragt. Wie erklären<br />

Sie sich das?<br />

Wolfgang Rieder: fibreC ist vor allem<br />

ein sehr nachhaltiges Produkt.<br />

Das spielt gerade in den USA aber<br />

auch sonst weltweit eine viel größere<br />

Rolle als es bei uns in Österreich und<br />

Deutschland bis jetzt der Fall ist. Ein<br />

GreenSpec gelistetes Produkt anzubieten,<br />

wie wir es tun, ist schon fast eine<br />

Grundvoraussetzung um überhaupt<br />

bei großen öffentlichen internationalen<br />

Projekten zum Zug kommen zu können.<br />

Selbstverständlich sind die Architekten<br />

auf der ganzen Welt weiterhin<br />

beeindruckt von der Einzigartigkeit<br />

unseres Glasfaserbetons und den<br />

undendlichen Möglichkeiten, die sich<br />

gestalterisch damit auftun. Bauherren<br />

und Entscheider lassen sich aber vor<br />

allem durch Charakteristika wie die<br />

Brandschutzklasse1, die Langzeitbeständigkeit<br />

und die unschlagbare Umweltverträglichkeit<br />

überzeugen.<br />

Das Stadionprojekt (Soccer City Stadium<br />

- das Hauptstadion für die Fußball<br />

WM 2010) in Johannesburg, an dessen<br />

Neuerrichtung wir seit über einem<br />

Jahr maßgeblich beteiligt sind, war<br />

ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte.<br />

Wir verwirklichen dort die<br />

Fassade aus 40.000 fibreC Platten und<br />

konnten vor allem - neben der technischen<br />

und ästhetischen Lösung - mit<br />

den ökologischen Vorteilen von fibreC<br />

beeindrucken. Da im Werben um den<br />

Auftrag für die Fassade der weltweit<br />

größten Stadionbaustelle die Mitbewerber<br />

aus China mit billigen Aluminiumpaneelen<br />

auf der Preisebene nicht<br />

zu schlagen waren, entwickelten wir ein<br />

umfassendes Gesamtlösungskonzept<br />

für die Fassade. So überzeugten wir<br />

letztendlich nicht nur durch ein ökonomisch<br />

ausgeklügeltes Gesamtlösungskonzept,<br />

sondern vor allem durch<br />

kreative Ideen und unser umweltfreundliches<br />

Material.<br />

Heidulf Gerngross: Beeinflusst die Erfahrung<br />

im Ausland Ihre Unternehmenskultur?<br />

Welche Erfahrungen nehmen Sie<br />

z.B. aus der Zeit in Südafrika mit?<br />

Wolfgang Rieder: Selbstverständlich<br />

profitieren wir tag täglich von unserer<br />

Internationalität. Südafrika ist in der<br />

Tat ein gutes Beispiel. Wir sind eine<br />

der ganz wenigen Unternehmen, die<br />

maßgeblich an der Errichtung an<br />

einem der neuen Stadien beteiligt war<br />

und ausschließlich einheimische Vorarbeiter<br />

eingesetzt hat. Das war die beste<br />

Entscheidung, die wir treffen konnten.<br />

Es war faszinierend für mich zu sehen<br />

wie Menschen einer anderen kulturellen<br />

Umgebung völlige unterschiedliche<br />

Problemlösungen finden. Es hat mich<br />

beeindruckt und ich habe sehr gerne<br />

mit allen Beteiligten aus den verschiedensten<br />

Ländern zusammen gearbeitet.<br />

Von den verschiedenen Herangehensweisen<br />

und Einstellungen kann man<br />

viel lernen.<br />

Afrika war gut zu uns – und wir wollen<br />

etwas zurück geben! Das Besondere am<br />

Soccer City Stadion ist außerdem, dass<br />

es als einzige WM-Austragungsstätte<br />

von afrikanischen Architekten geplant<br />

wurde. Ich war von Anfang von dem<br />

Gedanken dahinter fasziniert. Wir<br />

haben für die Außenhaut des Stadions<br />

dann auch eigens Platten in afrikanischen<br />

Farbe produziert um den Ansprüchen<br />

der Planer gerecht zu werden<br />

das Fußballstadion wie eine Kalebasse<br />

– ein afrikanisches Trinkgefäß –<br />

aussehen zu lassen.<br />

Außerdem entwickeln sich natürlich<br />

viele Trends in den Bereichen Design,<br />

Architektur und Wirtschaft nicht<br />

unbedingt<br />

immer vor<br />

unserer eigenen<br />

Haustüre, deshalb<br />

pflege ich<br />

mein globales<br />

Netzwerk um<br />

ständig am<br />

neuesten Stand<br />

der Dinge zu<br />

bleiben. Oft<br />

hilft einem der<br />

Zufall das richtige<br />

Gespür für<br />

so manche Entwicklung<br />

und<br />

Marktlücke zu<br />

haben, in den<br />

meisten Fällen<br />

muss man aber<br />

einfach ständig<br />

am Ball bleiben<br />

und sich auf der<br />

ganzen Welt<br />

inspirieren lassen. Dabei beeinflussen<br />

uns nicht nur direkte brancheninterne<br />

Faktoren. Nein, vor allem der Blick<br />

über den Tellerrand hinaus und die<br />

Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und globalen<br />

Phänomenen hilft einem immer einen<br />

Schritt voraus zu sein.<br />

Heidulf Gerngross: Man liest im Zusammenhang<br />

mit fibreC immer wieder den<br />

Begriff „Protoarchitecture“ – was kann ich<br />

mir darunter vorstellen?<br />

Wolfgang Rieder: Mein Anliegen ist<br />

es den innovativen Designprozess zu<br />

unterstützen. Das ist nur möglich,<br />

wenn man sich von der Funktionstrennung<br />

der einzelnen Planungseinheiten<br />

abkehrt. Seit die Postmoderne den<br />

Nachweis geliefert hat, dass in jedem<br />

Fall alle Formen überall gebaut werden<br />

können, und mit Hilfe des Computers<br />

auch noch nicht da gewesene, beliebige<br />

Formen generiert werden können, steht<br />

die Architektur vor komplett neuen<br />

Voraussetzungen. Und ebenso stehen<br />

wir als Materialhersteller vor neuen<br />

Herausforderungen. Der Leitsatz „form<br />

follows function“ hat seine Gültigkeit<br />

längst verloren und nun heißt es den<br />

Architekten und Designern das Zepter<br />

zurück in die Hand zu geben. Sie stehen<br />

vor der kreativen Herausforderung<br />

mit dieser grenzenlosen Freiheit<br />

umzugehen und wir bemühen uns die<br />

neue Freiheit in der Formgestaltung zu<br />

unterstützen. Mit unserer intensiven<br />

Entwicklungsarbeit im Bereich „Protoarchitecture“<br />

sind wir bereits auf einem<br />

guten Weg.<br />

Heidulf Gerngross: Wie genau unterstützen<br />

Sie die Architekten und Designer?<br />

Wolfgang Rieder: Mir persönlich liegt<br />

viel daran, dass unser Produkt nicht<br />

nur sehr leistungsfähig und optisch<br />

ansprechend ist, sondern dass wir<br />

unschlagbare Servicequalität liefern<br />

können. Unsere Entwicklungsarbeit<br />

baut unter anderem auf der Konstruktion<br />

von Prototypen auf. Bei anspruchsvollen<br />

Sonderprojekten bauen wir erst<br />

ein Mockup um dem Architekten und<br />

Bauherr genau zeigen zu können was<br />

wir können und wie die Zusammenarbeit<br />

mit uns abläuft. Wir eröffnen<br />

Architekten neue Gestaltungsdimensionen<br />

mit Beton.<br />

Genauso wichtig in diesem Zusammenhang<br />

ist unsere enge Verbundenheit<br />

mit der Kunst- und jungen<br />

Designszene. Die Ideen und Wünsche<br />

von Künstlern und Architekten liegen<br />

uns am Herzen. Wir sehen den vielleicht<br />

für manche etwas unkonventionell<br />

erscheinenden Umgang mit unserem<br />

Material, unser Verhältnis zur Architektur<br />

und ihren Protagonisten und unsere<br />

Verbindlichkeit gegenüber der Gesellschaft<br />

und vor allem der Kulturszene<br />

als Pflicht den neuen Entwicklungen<br />

gerecht zu werden. Wir wollen den<br />

gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen<br />

setzen, sondern ihre Ideen in die<br />

Realität umsetzen. Durch die intensive<br />

Entwicklungsarbeit im Bereich von<br />

Sonderformen (2D und 3D) und den<br />

hohen Stellenwert, den Design- und<br />

Kunstprojekte bei Rieder Smart Elements<br />

einnehmen, beschäftigt sich eine<br />

eigene Abteilung exklusiv mit derartigen<br />

Spezialprojekten. Das ist auch mir<br />

persönlich sehr wichtig.<br />

Protoarchitecture<br />

Dass ein Höchstmaß an industrieller<br />

Fertigung mit den Methoden des 21.<br />

Jahrhunderts in keinem Widerspruch<br />

zu handwerklicher Anmutung stehen<br />

muss, beweist Rieder am Produktionsstandort<br />

Kolbermoor. Durch das<br />

Konzept der „industriellen Manufactur“<br />

können scheinbare Gegensätze wie die<br />

Einzelfertigung einer Manufactur mit<br />

den industriellen Vorgaben unserer<br />

Zeit, immer wirtschaftlicher zu produzieren,<br />

vereint werden. Diese einmalige<br />

Kombination garantiert vollkommene<br />

Flexibilität und Spontanität bei der Herstellung<br />

von fibreC und ermöglicht, den<br />

individuellen Wünschen von Designer<br />

und Architekten nachzukommen.<br />

Der direkte persönliche Draht zu<br />

Kunden und Planern macht Rieder<br />

zu einem unverzichtbaren Partner im<br />

Bereich Architektur und Design. Durch<br />

die universellen Einsatzmöglichkeiten<br />

von fibreC an Wand, Boden und Decke<br />

ist es erstmals möglich, traditionelle<br />

Raumbegrenzungen aufzulösen und<br />

einen Materialfluss zu erzeugen. Da ein<br />

fließender Übergang von außen nach<br />

innen geschaffen werden kann, entsteht<br />

eine einzigartige Symbiose der Formen-,<br />

Struktur- und Farbensprache in<br />

den verschiedenen Anwendungsbereichen.<br />

Innen und Außen verschmelzen<br />

zu einem Ganzen und erweitern das<br />

Aktionsfeld für Architekturschaffenden.<br />

Perspektivenwechsel


eC by Rieder<br />

37<br />

fibreC Formbenbau und 3D Werkstatt<br />

Zaragoza Bridge Pavilion, Zaha Hadid Architects


38<br />

Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

New York – Spanien - Südafrika<br />

Gerade der hohe Grad an Flexibilität,<br />

der einzigartige Sinn für<br />

neuartige Formensprache und<br />

die umfassenden Dienstleistungen<br />

rund um seine Projekte machen Rieder<br />

und fibreC zu einem Global Player<br />

im Bereich der Verwirklichung von<br />

ästhetisch anspruchsvollen Klein- und<br />

Großprojekten.<br />

Storefront Gallery<br />

New York<br />

Rieder leistet im Sinne seines kulturellen<br />

Auftrags für die von Vito Acconci<br />

and Steven Holl entworfene Betonfassade<br />

der Storefront Gallery in New York<br />

City zum Beispiel einen wertvollen<br />

Beitrag. Die neue Fassade aus fibreC<br />

kann je nach Jahreszeit und Ausstellung<br />

auf unterschiedliche Art geöffnet<br />

werden. Flexibel reagiert die Storefront<br />

auf die Bedürfnisse von Außen und<br />

Innen, schafft Verbindungen oder<br />

Grenzen und vermittelt den Besuchern<br />

wechselnde räumliche Bezüge.<br />

Zaragoza Bridge Pavilion<br />

by Zaha Hadid<br />

Ein bezeichnendes Beispiel für die<br />

Farbvielfalt und –qualität ist der „Zaragoza<br />

Bridge Pavilion“. Die britische<br />

Stararchitektin Zaha Hadid setzte für<br />

den 275 Meter langen Brückenpavillon,<br />

dem Wahrzeichen der Expo 2008 im<br />

nordspanischen Zaragoza, auf Glasfaserbeton<br />

von Rieder. Die Außenhaut des<br />

Bauwerks wurde mit 29.000 Dreiecken<br />

aus fibreC in neun verschiedenen<br />

Graunuancen verkleidet. Ein raffiniertes<br />

Muster der glasfaserverstärkten<br />

Betonplatten in den unterschiedlichsten<br />

Grautönen erzeugt einen Effekt wie bei<br />

schimmernden Schuppen von Fischen.<br />

Neben Design und Optik konnte sich<br />

Zaha Hadid mit ihrer Projektidee nicht<br />

zuletzt auf Grund der Nachhaltigkeit<br />

der verwendeten Materialien wie fibreC<br />

gegen 40 Mitbewerber durchsetzten.<br />

Am Beispiel der Zaragoza Bridge sieht<br />

man, dass durch die spezielle Produktion<br />

der industriellen Manufactur<br />

29.000 verschiedene Dreieckformen<br />

mit exakt definierten Farben und Radianten<br />

hergestellt werden konnten. Durch<br />

die laufenden Farbkontrollen mussten<br />

für das Projekt Zaragoza Bridge<br />

nur bei 3% der gesamtem Produktion<br />

Korrekturmaßnahmen vorgenommen<br />

werden, beim Endprodukt verzeichnete<br />

man keinen Ausschuss aufgrund von<br />

Farbdifferenzen. Mit dieser technischen<br />

Präzision und logistischen Komplexität<br />

(alle Platten werden mit Barcodes<br />

versehen um sie vor Ort bei der Implementierung<br />

sofort passend zuteilen zu<br />

können) betritt Rieder Neuland in der<br />

Welt der Betonproduktion.<br />

Soccer City Stadion<br />

Südafrika<br />

Rieder konnte die Erbauer des größten<br />

Stadions in Südafrika von ihrem revolutionären<br />

Produkt überzeugen und<br />

ist seit über einem Jahr maßgeblich<br />

an der Realisierung der WM-Stätte in<br />

Johannesburg beteiligt. Rieder überzeugte<br />

nicht nur durch ein ökonomisch<br />

ausgeklügeltes Gesamtlösungskonzept<br />

sondern vor allem durch kreative Ideen<br />

und sein umweltfreundliches Material.<br />

Da im Werben um den Auftrag<br />

für die Fassade der weltweit größten<br />

Stadionbaustelle die Mitbewerber aus<br />

China mit billigen Aluminiumpanelen<br />

auf der Preisebene nicht zu schlagen<br />

waren, entwickelte Rieder ein umfassendes<br />

Gesamtlösungskonzept für die<br />

Fassade. Dies beinhaltete die Modularisierung<br />

der Fassade, die Entwicklung<br />

eines eigenen Farbcodesystems<br />

für das komplexe Design der Fassade,<br />

eine intelligente Integration der Unterkonstruktion<br />

und die Errichtung<br />

einer Feldfabrik (fibreCamp) vor Ort<br />

in Südafrika. Durch die entstandenen<br />

Synergien konnte die gesamte Stadionhülle<br />

billiger angeboten werden als<br />

mit Aluminium der Konkurrenz. Mit<br />

einem äußerst intelligenten und innovativen<br />

Fassadenkonzept hat es Rieder<br />

mit fibreC geschafft, sich gegen eine<br />

Vielzahl internationaler Mitbewerber<br />

durchzusetzen.<br />

Private Villa R., fibreC Sandstein Ferro<br />

Festspielhaus Bregenz, Liquide Black Ferro<br />

UNM Cancer Center – New Mexiko,<br />

Terracotta Ferro Light & -Ferro<br />

GREEN Values<br />

Wolfgang Rieder hat nicht nur einen<br />

Sinn für revolutionäre Materialien und<br />

die Bedürfnisse moderner Architekten<br />

und Designer, sondern hegt beruflich<br />

wie privat ein tiefes Verantwortungsgefühl<br />

unserer Umwelt gegenüber. Die<br />

Verwendung hochwertiger Rohstoffe<br />

aus rein mineralischen Bestandteilen<br />

und Glasfasern ermöglicht eine optimale<br />

Produktqualität. Ganz im Sinne<br />

des gelebten Umweltbewusstseins<br />

nimmt der Anteil der wiederverwendeten<br />

Materialien bei Zuschlagstoffen<br />

und Bindemittel ständig zu. Da fibreC<br />

im Gegensatz zum Großteil gängiger<br />

Produkte am Markt auf rein organischen<br />

Grundmaterialien basiert, ist<br />

der Werkstoff vollständig recyclebar.<br />

Außerdem werden Wirtschaftlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit durch einen geringen<br />

Ressourcenverbrauch gefördert.<br />

Der Rieder-Grundsatz nach Nachhaltigkeit<br />

und die soziale Verantwortung der<br />

Umwelt gegenüber belegt auch das<br />

internationale Umweltmanagement-<br />

Zertifikat ISO 14001. Wolfgang Rieder<br />

setzt sich und seinen Mitarbeitern<br />

hohe Standards und so werden nur<br />

innovative Technologien mit ökologischer<br />

Verantwortung eingesetzt.<br />

Die erreichte Vielfalt und Leistungsfähigkeit<br />

von fibreC ermöglicht<br />

qualitativ hochwertige, ästhetisch<br />

ansprechende, dauerhafte und auch<br />

kostengünstige Konstruktionen. Damit<br />

entspricht der authentische Werkstoff<br />

fibreC ganz dem aktuellen Trend nach<br />

natürlichen, umweltfreundlichen,<br />

nachhaltigen weil wirtschaftlichen<br />

Materialien, die dennoch eine optisch<br />

ansprechende und moderne Wirkung<br />

erzielen.<br />

Da fibreC Glasfaserbeton zu mehr als<br />

95% aus rein mineralischen Rohstoffen<br />

besteht, ist er besonders gesundheitsund<br />

umweltfreundlich. Durch seine<br />

Lebensmittelechtheit wird fibreC sogar<br />

in Brot- und Pizzaöfen eingesetzt. fibreC<br />

ist zum Beispiel Teil der Produktliste<br />

GreenSpec® und es können<br />

bei der Verwendung von fibreC sogar<br />

Punkte in mehrerer Kategorien für<br />

eine LEED Zertifizierung gesammelt<br />

werden. GreenSpec gibt eine zuverlässige<br />

Orientierungshilfe für energiesparendes<br />

Bauen und listet Produkte<br />

auf, die strengen baubiologischen und<br />

–ökologischen Kriterien entsprechen.<br />

Aufgrund der hohen Lebensdauer von<br />

über 50 Jahren stellt fibreC nicht nur<br />

eine wirtschaftliche, sondern auch eine<br />

ressourcenschonende Lösung für Fassaden<br />

dar.<br />

Word greenest<br />

facade panel<br />

Grafik: world greenest facade panel<br />

Die Grafik zeigt, dass die Produktion<br />

von fibreC im Gegenzug zu<br />

anderen Fassaden-Materialien sehr<br />

umweltschonend gehandhabt wird.<br />

Der ökologische Vergleich von Fassadenbekleidungen<br />

zeigt, dass die<br />

Produktion von fibreC im Gegensatz<br />

zu Faserzement- und HPL-Platten ein<br />

besonders energiesparender Prozess<br />

ist. Die ökologischen Kennwerte von<br />

fibreC liegen deutlich unter jenen der<br />

Vergleichsprodukte. Die Produktion<br />

von fibreC weist um 41% weniger<br />

Treibhauspotenzial auf als bei Faserzementplatten<br />

und Aluminiumblech.<br />

Durch sein ausgezeichnetes Öko- Profil<br />

verbraucht fibreC um 77% weniger<br />

Primärenergie als HPL-Platten.Das<br />

IBO Prüfzeugnis gilt als anerkanntes<br />

und unabhängiges Prüfsiegel, das nur<br />

an auserwählte Produkte vergeben<br />

wird, die strengen baubiologischen und<br />

ökologischen Kriterien entsprechen. Es<br />

ermöglicht Transparenz und stellt eine<br />

vertrauensvolle Entscheidungshilfe für<br />

ökologisch empfehlenswerte Produkte<br />

dar.


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch V - fibreC by Rieder<br />

39<br />

Soccer City Stadion in Johannesburg<br />

– Südafrika: Hauptfußballstadion für<br />

WM 2010, 40.000 m 2 fibreC in<br />

afrikanischen Farben


40<br />

Buch V - fibreC by Rieder Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Kulturelles Engagement<br />

Gemeinsam mit Heidulf Gerngross und Kurt Hofstetter haben wir in den letzten Monaten intensiv an der Realisierung<br />

der Ausstellung „Das Spiel der Mächtigen“ im MAK gearbeitet. Nun ist fibreC nun im Museum für<br />

angewandte Kunst in Wien zu sehen.<br />

Kurt Hofstetter hat mit seiner „Elementarwelle“ ein besonders raffiniertes Muster für die Gebäudehülle des sogenannten<br />

Nageltowers entworfen. Gemeinsam mit dem Künstler haben wir einen Teil dieser außergewöhnlichen<br />

Fassade in Originalgröße als beinahe 4 m hohe und 7 m breite Installation aus fibreC umgesetzt.<br />

fibreC


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VI - Vasko + Partner<br />

41


42<br />

Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Dipl.Ing. Wolfgang Vasko<br />

DER GENERALKONSULENT<br />

Der Generalkonsulent – ein Begriff und ein Leistungsbild, dem sich Vasko+Partner verpflichtet hat.<br />

Im Sinne des Wortes „consultatio“, gleichbedeutend mit Beratung bis zum Beschluss, aber auch<br />

Begleitung in der Umsetzung und Lösung der planerischen, bauwirtschaftlichen sowie aller Fragen<br />

zur Projektentwicklung eines Bauherrn.<br />

Der Generalkonsulent ist gleichbedeutend mit allumfassender Dienstleistung von der Ingenieurkunst<br />

bis hin zur erforderlichen wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Kompetenz. Dies oft<br />

auch weit über die vordefinierten Projektgrenzen hinaus.<br />

Vasko+Partner betreut nicht nur von Architekten entworfene Projekte in allen Disziplinen der Planung<br />

und Bauleitung bis zur Fertigstellung, wesentlich darüber hinaus stehen Vasko+Partner sowohl<br />

vom ersten Schritt der Projektentwicklung und Ideenfindung beratend zur Seite, wie auch die Leistungen<br />

nicht mit Fertigstellung des Projektes enden.<br />

Dies ist mehr als Generalplanung, dies ist der Generalkonsulent.<br />

Im intensiven Austausch mit der Architektur als Ausdruck des Bauherrenwunsches untersucht der<br />

Generalkonsulent Machbarkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit, um Ideen und Wünsche zu verwirklichen.<br />

Dies ist der Erfolg von Vasko+Partner, der Erfolg des Generalkonsulenten.


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - Vasko + Partner<br />

43<br />

Wiener Dachgeschoßausbau<br />

Neuen Wohnraum dort zu schaffen, wo gewachsene<br />

Infrastruktur, öffentlicher Verkehr, Kultur-<br />

und Bildungseinrichtungen, etc. bereits<br />

vorhanden sind, ist nicht nur sehr gefragt son-dern<br />

auch im Sinne einer funktionierenden Stadt der kurzen<br />

Wege energieeffizient und um-weltschonend.<br />

Wie kaum eine andere Metropole, hat Wien mit seiner<br />

alten Gründerzeitbebauung und den vielen noch unausgebauten<br />

Dachböden ein großes Potential, genau<br />

solch attraktiven Wohn-raum bereitzustellen.<br />

Ein neuer EU-weit eingeführter Stand der Technik<br />

hinsichtlich Erdbebensicherheit bietet je-doch schon<br />

seit längerer Zeit immer wieder Zündstoff für mitunter<br />

hitzige Diskussionen unter Planern, Wissenschaft<br />

und Behörde.<br />

In Österreich wurden nun sämtliche alten und gewohnten<br />

Ö-Normen zurückgezogen und durch die für<br />

die Tragwerksplanung eines Neubaus zugrundezulegenden<br />

Eurocodes ersetzt.<br />

Der Eurocode 8, Teil 3 behandelt die Beurteilung und<br />

Ertüchtigung von bestehenden Ge-bäuden unter Erdbebeneinwirkung.<br />

Gegenüber alten Normen (bis etwa<br />

Mitte der 90er Jahre gültig) hat sich aufgrund des Ansatzes<br />

geringerer Versagenswahrscheinlichkeiten die<br />

norm-gemäße Erdbebenbeanspruchung in etwa vervierfacht.<br />

Wie man nun im Falle von geplanten Umbauten vorzugehen<br />

hat, ist in Wien zusätzlich in einem Merkblatt<br />

zusammengefasst. Hier wird in wesentliche und<br />

unwesentliche Abänderun-gen der bestehenden Substanz<br />

unterschieden, wobei hier eher die Grenzen<br />

durch geometri-sche Festlegungen (Nutzflächen, DG-<br />

Volumen,...) dominieren. Ist eine Umbaumaßnahme<br />

als wesentlich zu beurteilen, so muss das Gebäude<br />

nach dem Eingriff die Qualität eines Neubaus haben.<br />

Bei unwesentlichen Änderungen darf das bestehende<br />

Tragwerk zumindest nicht verschlech-tert werden.<br />

In seismischer Hinsicht wird ein Tragwerk sicher dann<br />

nicht schlechter, wenn die in Schwin-gung versetzte<br />

Masse die einzelnen Bauteile nicht früher kollabieren<br />

lässt, als es vor dem Eingriff der Fall gewesen wäre.<br />

Dies kann bedeuten:<br />

1. die Gesamtmasse darf nach dem Umbau nicht größer<br />

und der resultierende Mas-senmittelpunkt (Angriffspunkt<br />

der resultierenden Erdbebenkraft) nicht<br />

höher liegen.<br />

2. die Masse wird größer und/oder der Angriffspunkt<br />

verschiebt sich hinauf, aber die in-neren Kräfte werden<br />

durch bauliche Maßnahmen (z.B. schubsteife Ausbildung<br />

der obersten Geschoßdecke) umverteilt, sodass<br />

Bauteile die überbeansprucht sind, ent-lastet werden.<br />

3. die Gesamtmasse wird reduziert, der Angriffspunkt<br />

wird aber ungünstiger. Das Mo-ment um die Erdgeschoßfuge<br />

darf sich dann nicht erhöhen.<br />

Da man bei den in Frage kommenden Gebäudetypen<br />

stets davon ausgehen kann, dass die aus der Norm ermittelte<br />

Erdbebenbeanspruchung ein Maximum ist<br />

(Plateaubereich im Ant-wortspektrum) ist eine Untersuchung<br />

des Antwortverhaltens (Eigenfrequenzermittlung)<br />

i.a. nicht notwendig.<br />

Für regelmäßige, typische Wiener Gründerzeithäuser<br />

mit Holzbalkendecken lässt sich ein DG-Ausbau<br />

in Leichtbauweise (=unwesentliche Änderung) relativ<br />

einfach nachweisen („720kg-Regel“). Das Problem:<br />

so ein typisches Haus gibt es nur selten! Mal sind es<br />

Kriegs-schäden, die den Einbau von Betondecken notwendig<br />

machten, mal ist es ein Eckhaus, mal fehlen<br />

sämtliche Zwischenwände und mal handelt es sich<br />

überhaupt um ein Haus aus den 60er Jahren.<br />

Um hier aber trotzdem einen DG-Ausbau in Leichtbauweise<br />

planen zu können, kann man sich mit einer<br />

Kapazitätsuntersuchung behelfen.<br />

Der Bestand darf bekanntlich nicht verschlechtert werden,<br />

d.h. das Haus darf gegenüber einer Erdbebenbeanspruchung<br />

nicht früher kollabieren, als vor dem<br />

Ausbau.<br />

Berechnet man also „wie viel Erdbeben“ das Gebäude<br />

vor dem Eingriff aushält und gelingt ein Nachweis,<br />

dass auch nach einem DG-Ausbau das Haus mindestens<br />

gleich viel Erdbe-benbeanspruchung übersteht,<br />

(wie oben beschrieben z.B. durch Massenreduktion<br />

aufgrund Abbruch alter Kamine, oder durch gezielte<br />

Verstärkung von einzelnen Bauteilen,...) dann hat<br />

man den Zustand eines Gebäudes zumindest nicht<br />

verschlechtert.<br />

Es sei aber hier besonders darauf hingewiesen, dass ein<br />

Haus auch schon in derart schlech-tem Zustand sein<br />

kann, dass es nicht einmal die normgemäße Windlast<br />

gesichert abtragen kann. Hier wäre dann von jeglichen<br />

Um- und Ausbaumaßnahmen zunächst Abstand zu<br />

nehmen und zuvor eine Ertüchtigung des gesamten<br />

Gebäudes vorzunehmen.<br />

1. Ebene, Herstellung einer neuen tragsicheren<br />

Deckenkonstruktion<br />

Einbau des Trägerrost für die neue, schubsteife Decke<br />

Herstellung des biegesteifen Rahmentragwerkes<br />

Einbau des Trägerrost für die neue, schubsteife Decke<br />

Fazit:<br />

DG-Ausbauten sind in Wien immer noch möglich, nur sollte man sich vorher gut ansehen auf welchen Bestand man das Penthouse setzen möchte. Denn auch ein technisch<br />

„alle Stü-ckeln spielendes“ Domizil mit Fernblick, gebaut mit modernsten Baustoffen, macht sich auf einem alten Vorstadt-Zinshaus, an dessen Mauerwerk nur<br />

allzu sehr der Zahn der Zeit nagte und das eventuell schon mehrere Umbauten erleiden musste, nicht immer sonderlich gut. Eine vorhergehende, genaue Bestandsuntersuchung<br />

muss Grundlage und Ausgangsbasis für weitere Überlegungen sein.<br />

Nichtsdestotrotz sollte man aber auch nicht davor zurückschrecken, DG-Ausbauten weiter zu forcieren. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass sie die Bestandsicherheit im<br />

Allgemeinen nicht nur nicht verschlechtern, sondern aufgrund der Durchleuchtung des gesamten Objekts oftmals deutlich verbessern.<br />

Alexander Krakora,<br />

Projektleiter


Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI - Vasko + Partner<br />

45<br />

Rechtssicherheit kann man planen<br />

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46<br />

Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Dynamische Gebäude- und Anlagensimulation –<br />

„Ein notwendiges Werkzeug für eine erfolgreiche Planung“<br />

Komplexe Herausforderungen bedürfen komplexer Instrumente. Die dynamische<br />

Gebäude- und Anlagensimulation ist speziell für Gebäude mit komplexer<br />

Architektur und/oder hohem Glasanteil ein solch notwendiges Werkzeug<br />

für eine gesamtheitliche und erfolgreiche Planung. Dieses erlaubt es virtuell<br />

am Computer zu „experimentieren“ und nicht erst im Nachhinein am Gebäude<br />

und deren Anlagen zu neuen Erkenntnisse zu kommen.<br />

Die dynamische Gebäude- und Anlagensimulation bildet das stündliche Verhalten<br />

des Gebäudes nach, wobei im Allgemeinen ein komplettes Jahr betrachtet wird.<br />

Maßgebende Einflussfaktoren sind der jeweilige Standort (Klimadaten), die Beschaffenheit<br />

des Gebäudes und seiner Anlagen, sowie seine Nutzung.<br />

Die dynamische Gebäudesimulation ist bei V+P Standard einer erfolgreichen<br />

Planung, wie die folgenden Projektbeispiele zeigen:<br />

4) Shopping Center – Mall - Slowakei<br />

Für die Mall des Einkaufszentrums wurde die Behaglichkeit für verschiedene<br />

Bereiche mittels dynamischer Gebäudesimulation bestimmt und die bauphysikalischen<br />

Randbedingungen, sowie die Verschattungseinrichtungen nach den Ergebnissen<br />

verändert bzw. dimensioniert.<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Die entscheidende Größe ist zumeist die sich einstellende Raumtemperatur und<br />

die daraus folgende Behaglichkeit für die Nutzer. Nachfolgende Abbildungen<br />

zeigen typische Verläufe für Raumtemperatur<br />

bzw. Raumfeuchte und Behaglichkeit.<br />

1) Bürokomplex Wien<br />

Im Zuge der dynamische Gebäudesimulation<br />

wurden unterschiedliche<br />

haustechnische Konzepte, insbesondere<br />

hinsichtlich der zu erwartenden<br />

Lufttemperaturen und Überschreitungshäufigkeiten<br />

einer bestimmten<br />

Temperatur untersucht. Es<br />

wurde jeweils der Einfluss unterschiedlicher<br />

bauphysikalischer<br />

Voraussetzungen (Verglasung<br />

und Verschattungs-einrichtungen)<br />

und unterschiedlicher Innerer<br />

Lasten untersucht.<br />

Bürokomplex Wien<br />

2)Bürogebäude -<br />

Niederösterreich<br />

Für den Neubau des dargestellten Bürogebäudes wurde eine dynamische Gebäudesimulation<br />

durchgeführt. Hauptziel der Simulation war die Ermittlung der<br />

maximalen Lufttemperaturen bei unterschiedlichen Konzepten hinsichtlich Kühlung<br />

und Lüftung. Untersucht wurden Varianten mit natürlicher<br />

Lüftung und verstärkter Nachtlüftung und mit<br />

mechanischer Be- und Entlüftung. Weiters wurde<br />

eine Variante mittels Fan Coils untersucht. Bei<br />

allen Varianten wurde der Einfluss unterschiedlicher<br />

bauphysikalischer Voraussetzungen (Verglasung<br />

und Verschattungseinrichtungen) und<br />

unterschiedlicher Innerer Lasten untersucht.<br />

Shopping Center – Mall - Slowakei<br />

3) Geriatriezentrum: - Wien<br />

Im Zuge der dynamischen Simulation wurden<br />

zwei unterschiedliche Kühlkonzepte untersucht.<br />

Einerseits ist die Kühlung mittels konditionierter<br />

Zuluft und andererseits mittels Bauteilaktivierung<br />

(Betonkernaktivierung) geplant.<br />

Für die Simulation wurden drei Zonen (Räume)<br />

mit unterschiedlicher Ausrichtung betrachtet. Es<br />

wurde eine Ganzjahresbetrachtung durchgeführt,<br />

wobei die Betriebsfälle Sommer, Winter und<br />

Übergangszeit getrennt untersucht wurden.<br />

Geriatriezentrum: Wien<br />

Bürogebäude - Niederösterreich<br />

Abbildung 05: Temperaturverlauf<br />

für 3 Räume (Zonen) mit unterschiedlicher Ausrichtung (S ... Süd, SO ... Süd-Ost,<br />

W ... West) in Abhängigkeit der Außentemperatur (Ta)<br />

Abbildung 05


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VI - Vasko + Partner<br />

47<br />

Die Punkte nach folgendem Diagramm (Abbildung 06) stellen die Ergebnisse der<br />

dynamischen Berechnung dar. Für ein behagliches Raumklima (Temperatur) sollen<br />

die Punkte innerhalb<br />

der Umgrenzungslinien<br />

32 operative Raumtemperatur [°C]<br />

Zone SÜD<br />

bleiben. Je nach Simulationsvariante<br />

verändert sich<br />

31<br />

30<br />

29<br />

die Punktwolke, woraus<br />

28<br />

27<br />

man Rückschlüsse auf<br />

26<br />

die Behaglichkeit ziehen<br />

25<br />

24<br />

kann.<br />

21<br />

Abbildung 06:<br />

20<br />

Außenlufttemperatur [°C]<br />

Darstellung der operativen<br />

Temperatur nach<br />

Norm (Behaglichkeitsfeld)<br />

15 16 17 18 19 20 21 22 <strong>23</strong> 24 25 26 27 28 29 30 31 32<br />

Abbildung 06<br />

Die Balken (Abbildung 07) stellen jeweils die Stunden<br />

mit dem Prozentsatz der zu erwartenden Unzufriedenen<br />

je nach Ausrichtung des betrachteten Raumes (S ... Süd, SO ... Süd-<br />

Ost, W ... West) dar.<br />

In diesem konkreten<br />

3000<br />

Fall ist zu erkennen,<br />

2500<br />

Abbildung 07 dass der Anteil an<br />

2000<br />

Unzufriedenen in<br />

1500<br />

der meisten Zeit des<br />

1000<br />

Jahres zwischen 5-15<br />

% liegt.<br />

500<br />

0<br />

<strong>23</strong><br />

22<br />

50%<br />

S (z05) SO (z08) W (z02)<br />

empfohlene operative Raumtemperatur [°C]<br />

Abbildung 07:<br />

Darstellung der<br />

Behaglichkeit mittels<br />

Normnachweis (Prozentzatz der zu erwartenden Unzufriedenen)<br />

Nachfolgende Abbildung (08) ist eine eher komplexe Darstellung der Ergebnisparameter<br />

im sogenannten hx-Diagramm. Die roten Umgrenzungslinien stellen<br />

das Behaglichkeitsfeld dar, in dem sich die Raumluftzustände (im Wesentlichen<br />

eine Kombination der Raumlufttemperatur in Abhängigkeit der Feuchte) bewegen<br />

sollen. Außerhalb dieser Grenzen wird das Raumklima als unbehaglich angesehen.<br />

Ähnlich der Punktwolke für die<br />

Temperatur [°C]<br />

40<br />

Zone SÜD<br />

10<br />

15 20 25<br />

30<br />

Raumtemperatur, können durch Veränderungen<br />

der Punktwolken für verschie-<br />

relative Feuchte [%]<br />

40<br />

5<br />

35<br />

50<br />

60<br />

30<br />

dene Varianten Rückschlüsse auf die<br />

70<br />

80<br />

25<br />

zu erwartende Behaglichkeit im Raum<br />

90<br />

100<br />

20<br />

Behaglichkeitsfeld<br />

65<br />

gezogen werden.<br />

Abbildung 08:<br />

Darstellung des Behaglichkeitsbereiches<br />

im hx-Diagramm (Behaglichkeit in Abhängigkeit<br />

von Temperatur und Feuchte)<br />

Fazit<br />

Das Werkzeug „dynamische Gebäude- und Anlagensimulation“<br />

ermöglicht eine ganzheitliche<br />

Abbildung 08<br />

Planung. Die Veranschaulichung von verschiedenen<br />

Energiekonzepten für das jeweilige Gebäude und die Abwägung von Vor- und<br />

Nachteilen der jeweiligen Varianten ist relativ einfach möglich und ermöglicht<br />

somit die Planung von maßgeschneiderten Lösungen (bauphysikalisch und gebäudetechnisch)<br />

für das jeweilige Gebäude.<br />

Die dynamische Gebäude- und Anlagensimulation ist für eine zeitgemäße Projektierung<br />

ein Muss.<br />

Katharina Eder: Projektleiterin / Günther Sammer: Projektverantworlicher / Christian<br />

Steininger: Geschäftsführer<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

Schwülegrenze<br />

absolute Feuchte [g/kg tr. Luft]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

55<br />

60<br />

Enthapie [kJ/kg]<br />

Das energieautarke Büro – Die Zukunft hat begonnen<br />

Themen wie Klimaveränderung, Kioto-Protokoll<br />

und Umweltschutz sind die dominanten Themen<br />

unserer Zeit. Sie bilden den Hintergrund<br />

für die Tatsache, dass zur Stabilisierung unseres Klimas<br />

die Emissionen in den nächsten Jahren deutlich<br />

reduziert werden müssen. Für ein innovatives Planungsbüro<br />

steht das hochgesteckte Ziel somit fest:<br />

Die Realisierung der Vision eines energieautarken<br />

Gebäudes. .<br />

Erst Ende April hat das Europäische Parlament die<br />

novellierte Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von<br />

Gebäuden mit der Forderung verabschiedet, dass alle<br />

Gebäude, die nach 2018 bzw. 2020 gebaut werden,<br />

mindestens so viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen<br />

– es sollen „Netto-Null-Energiegebäude“<br />

entstehen.<br />

Dies ist nur einer der Forderungen nach einer nächsten<br />

Qualität von Gebäuden, die neue Konzepte zur<br />

Beheizung und Klimatisierung erfordern. An regenerativen<br />

Energiesystemen stehen derzeit im Wesentlichen<br />

folgende Systeme als wirtschaftlich sinnvoll<br />

nutzbar im Vordergrund: Sonnenenergienutzung /<br />

Erdwärme- und Kältenutzung und Holz.<br />

Nachfolgendes Konzept für ein energieautarkes bzw.<br />

CO2 neutrales Bürogebäude soll die Möglichkeiten<br />

aufzeigen, die bereits heute mit „State of the Art“<br />

Technologie realisierbar sind . Als Grundlage für die<br />

Energieberechnung wurde von ambitionierten, jedoch<br />

realistischen Anforderungen (Passivhausqualität) an<br />

die Gebäudehülle ausgegangen.<br />

Abbildung 01 zeigt das Blockschaltbild der Energieversorgung<br />

/ Energiebereitstellung für das energieautarke<br />

Bürogebäude. Der Bedarf von <strong>23</strong> kWh/m 2 für Kühlung<br />

und 25 kWh/m 2 a für Heizung wird zu 100 %<br />

über natürliche Ressourcen abgedeckt werden.<br />

Energiebedarf Wärme<br />

Über eine thermische Solaranlage mit rund 750 m 2<br />

Kollektorfläche werden rund 30 % des Heizenergiebedarfs<br />

(teilsolare Heizung) abgedeckt. Der Rest (rund<br />

70 %) wird über eine Biomasseanlage bereitgestellt.<br />

Energiebedarf Kälte<br />

Die Kühlung des Gebäudes wird vollständig über<br />

eine direkte Grundwassernutzung abgedeckt. Bei der<br />

Nutzung des Grundwassers wird von einem COP von<br />

rund 30 ausgegangen, daraus ergibt sich ein Strombedarf<br />

von rund 16.600 kWh/a, der dem TGA-Strombedarf<br />

hinzugefügt wird. Ein Teil des Energiebedarfes<br />

Kälte wird über die DEC-Anlage abgedeckt.<br />

TGA-Strombedarf<br />

Zur Abdeckung des TGA Strombedarfes ist eine PV-<br />

Anlage mit einem Ertrag von rund 150.000 kWh/a<br />

geplant, d.h. der komplette TGA Strombedarf kann<br />

über die PV-Anlage abgedeckt werden.<br />

Zukunftsausblick<br />

Das längerfristige Ziel muss ein vollständig energieautarkes<br />

bzw. CO2 neutrales Gebäude sein – auch<br />

der Verbrauch an elektrischer Energie für die Nutzer<br />

(Abbildung 01 – grauer Bereich) muss aus Eigenerzeugung<br />

erfolgen. Aus derzeitiger Sicht bieten sich<br />

dazu folgende Möglichkeiten an:<br />

Nach der Studie des wissenschaftlichen Beirats der<br />

deutschen Bundesregierung wird dem Solarstrom<br />

im globalen Energiemix 2050 eine bedeutende Rolle<br />

zugeteilt. Es ist also davon auszugehen, dass in den<br />

nächsten Jahren eine ständige Weiterentwicklung der<br />

PV-Module stattfindet – Ziel ist die großflächige Nutzung<br />

von Solarzellen in etwa 10 Jahren.<br />

Eine weitere Zukunftstechnologie als erneuerbarer<br />

Energieträger im Elektrizitätssektor stellt die Windenergie<br />

dar. Momentan wird hauptsächlich von<br />

außerstädtischen Windparks ausgegangen, wobei<br />

bereits erste vielversprechende gebäudeintegrierte<br />

Windkraftanlage realisiert wurden, wie beispielsweise<br />

in Bahrain im Bahrain World Trade Center.<br />

Bei der Energieversorgung der Arbeitsplätze gibt es<br />

ebenso zahlreiche Ideen, wie etwa die Möglichkeiten<br />

der dezentralen / direkten Einspeisung von der Solarfassade<br />

oder die Versorgung der Arbeitsplätze mit<br />

Kleinspannung.<br />

Eine mögliche Vision für die Energieversorgung der<br />

Zukunft stellt die Kombination Brennstoffzelle und<br />

solarer Wasserstoff dar, wobei eine marktreife in 15<br />

bis 20 Jahren erwartet wird.<br />

Dezentrale Biogasanlagen können neben Wirtschaftsdüngern<br />

auch organische Reststoffe oder Energiepflanzen<br />

verarbeiten. Als organische Reststoffe können<br />

z.B. Abfälle aus Lebensmittelerzeugung und<br />

-verarbeitung, Fettabscheider- oder Frittierfette oder<br />

auch kommunale Bioabfälle eingesetzt werden. Auch<br />

diese Technologie ist eine interessante Variante zur<br />

Energieversorgung des Gebäudes der Zukunft.<br />

Sonnenkollektor<br />

750 m²<br />

Ertrag: 415.000 kWh/a<br />

100% (Sommer)<br />

31% (Abdeckung Heizung)<br />

DEC<br />

Biomasse<br />

PV-Module<br />

800 m² Dach<br />

600 m² Fassade<br />

Ertrag: 150.000 kWh/a<br />

69%<br />

EVU<br />

WWB<br />

Grundwassernutzung<br />

100 % PV<br />

H K L<br />

100%<br />

EE<br />

TGA<br />

Abbildung 01: Blockschaltbild<br />

– Energieversorgung /<br />

Energiebereitstellung<br />

Dies sind lediglich einige wenige Ideen von Zukunftsvisionen,<br />

die eine neue Generation von Gebäuden beschreiben.<br />

Fazit<br />

Technisch machbar sind Null-Energiegebäude schon<br />

seit längerem, allerdings haben diese noch eher Experimentiercharakter<br />

und sind entsprechend teuer. Ressourcenschonung,<br />

Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit,<br />

Effizienz und Komfort – das sind aus heutiger Sicht<br />

teilweise widersprüchlich klingende Schlagworte für<br />

die Bürogebäude der Zukunft. Mit den oben angedeuteten<br />

technischen Fortschritten werden sich diese<br />

scheinbaren Widersprüche auflösen.<br />

Die erfolgreiche Planung eines energieautarken Bürogebäudes<br />

mit dem derzeitigen Stand der Technik<br />

ist ein erster Schritt in die Richtung „Gebäude der<br />

nächsten Genration“ . Dies ist gelungen. Somit hat<br />

die Zukunft bereits begonnen.<br />

Katharina Eder: Projektleiterin<br />

Christian Steininger: Geschäftsführer<br />

TGN<br />

Künstl<br />

Bel.<br />

EE<br />

Bel<br />

EE<br />

N


48<br />

Buch VI - Vasko + Partner Nr. <strong>23</strong>/2009


Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

49<br />

Eine Kulturintiative von <strong>ST</strong>/A/R<br />

Konzept & Organisation:<br />

milan mijalkovic / архитект, künstler, konfl iktforscher<br />

heidulf gerngross / architekt, städteplaner usw...<br />

Projektbeteiligte:<br />

alena baich /schauspielerin & performancekünstlerin<br />

patrick baumüller /künstler<br />

gagliano /visuelle kunst<br />

heinrich büchel /architekt & architekturwissenschaftler<br />

heike nösslböck /videokünstlerin<br />

jan tabor /architekt & kulturhistoriker<br />

ORNAMENT UND WIEN<br />

Kunst im öffentlichen Raum<br />

Wespen<br />

Wien ist geprägt von einem Überfl uss von Figuren, Skulpturen, Säulen und Säulchen, Geländern, Reliefs, Gesimsen,<br />

„Geschnörkseln“, Blumen, Blättern, Menschen und Tieren.<br />

Wir stellen die Frage: Brauchen wir denn das „Krauthäupl“ auf der Secession, die Blumen am Majolika-Haus, die<br />

Hundertwassers, die Säulen vor dem Parlament oder die Menschenstatuen am Dach der Museen?<br />

Die Ökonomie des Ornaments - Ornament und Verbrechen?!<br />

Wie wird sich das Ornament weiter entwickeln?<br />

All die Kunst im öffentlichen Raum: Hat sie in ihrer Wirkung eine geistig-seelisch anregende oder beruhigende Funktion?<br />

Wozu Kunst im öffentlichen Raum?<br />

Was sind das für Mitteilungen, die die Sprache einer Stadt repräsentieren?<br />

Im Zeitalter vor der Erfi ndung des Guttenberg - Buchdruckes hatten Ornamente, Fresken und Statuen im öffentlichen Raum<br />

die Funktion, dem Betrachter Inhalte und Informationen und somit letztlich Bildung zu vermitteln. (Z.B. Die Darstellung<br />

religiöser oder historisch bedeutender Motive). Oder war das Ornament eine subversive, sinnlich unbegründbare<br />

Schwingung? Seit dem Buchdruck hat die sprachliche Mitteilung der Architektur einen Rückzug von der Fassade auf Papier<br />

erlebt und heute weiter in den elektronischen Raum und wieder zurück auf die Schriftfassade wie bei Will Alsop oder in der<br />

Sprache der Werbung. Durch den Wandel der Zeit hat sich eine neue Sprache im öffentlichen Raum entwickelt, die geistige,<br />

seelische und ästhetische Bedürfnisse befriedigt und neue Sehgewohnheiten generiert. Ein bildlich starkes Beispiel für die<br />

Entwicklung von Sprache und Inhalten im öffentlichen Raum stellt das Immofi nanzgebäude in der New Yorker Wall Street<br />

dar, an dem die Aktienkurse der Börse als leuchtende Laufschrift zum Ornament werden. Diese junge Kommunikationsform<br />

der Architektur mit ihrem Einzug in beziehungsweise Rückzug auf die elektronischen Medien wollen wir hier „die 6. Fassade“<br />

nennen, die Mitbestandteil der Kulturinitiative ORNAMENT UND WIEN ist.<br />

Der Prozess unserer Arbeit als Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt sich mit der Übertragung von Mitteilungen in die<br />

verschiedenen Medien. Die Größe des öffentlichen Raumes reicht von der Fassade zum Bildschirm bis zum Scannen auf<br />

das Handy in der Hosentasche und spricht somit alle Sinne an. Von haptisch bis platonisch!<br />

Die Agglomeration der unterschiedlichen Sprachen inspiriert und treibt uns zum Machen und den Diskurs<br />

ORNAMENT UND WIEN in Gang zu setzen.<br />

Wer kann diesen Diskurs befruchten und in sichtbaren Schwärmen Teile der Stadt besetzen und beleben?<br />

Der stärkste in der Natur vorkommende Kontrast: Gelb - Schwarz. Intensiv sichtbar und erlebbar. Gelbschwarze Wesen<br />

im öffentlichen Raum. Schwarzgelbe Wesen, Bienen oder Wespen, in der Zeitung starr, im Internet bewegt, im Handy<br />

spezifi sch als Barcode lesbar, an der Fassade im Wind.<br />

Das Ornament nützt alle materiellen und medialen Fassaden. Die Manipulation in der medialen Abbildung ermöglicht die<br />

Darstellung eines Ideals oder einer ersehnten virtuellen Zukunft. Die bewusste Manipulation soll in dieser Kulturinitiative<br />

als Bestandteil des Projekts genutzt und gezeigt werden. Die örtlich-materielle Umsetzung fi ndet in unserer unmittelbaren<br />

Umgebung im 6. Wiener Gemeindebezirk statt. Die mediale Umsetzung überall und an keinen Ort gebunden: In<br />

Alaska, in Google Sky, in Google Earth oder auf Papier. Eine Anregung zur Aufmerksamkeit. Awareness pur! Von einer<br />

stadträumlichen Empfi ndung - Karlskirche - Flaktürme - Uniqua-Tower - bis zum himmlischen Summen.<br />

Wir bieten das Projekt der Stadt Wien an, weil der Ornamentkonfl ikt in Wien am deutlichsten spürbar ist.<br />

==> Dieser Konfl ikt ist der Kreator des Projekts: ORNAMENT UND WIEN. In der Hoffnung, Wien wird durch diese<br />

Kulturaktion im öffentlichen Raum – AUFMERKSAM auf sein wertvolles Kulturgut ORNAMENT UND WIEN.<br />

Projektbeschreibung:<br />

Herstellen der gelbschwarzen pneumatischen Wesen,<br />

Montage an der Sezession, auf oder neben dem Majolikahaus und auf dem<br />

Haus Wiener Wohnen, Gumpendorferstraße 42 -44.<br />

Die manifeste materielle Installation dauert 3 Monate und wird von der <strong>ST</strong>/A/R Organisation realisiert, betreut und abgebaut.<br />

Die Vorträge und Performances begleiten das materielle Geschehen. Die Internet-, Video- und Handyornamentiken dauern<br />

über mehrere Zeiten. Devotionalien- und T-Shirtverkauf dauern bis zum Ausverkauf.


50<br />

Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009


Nr. <strong>23</strong>/2009 BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

51<br />

Entwurf: Milan Mijalkovic


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VII - DAS SPIE<br />

David Staretz<br />

schreibt, redigiert und fotografiert den Auto-<strong>ST</strong>/A/R<br />

David Staretz berichtet im neuen <strong>ST</strong>/A/R über seine Erlebnisse<br />

mit dem neuen Ferrari 458 Italia, erzählt von der Bentley-<br />

Präsentation in Sevilla und zeigt einen Supersportwagen, den<br />

man, kaum erschienen, nur mehr gebraucht kaufen kann:<br />

Den Lamborghini Reventón.


L DER MÄCHTIGEN<br />

53<br />

FREYA DESIGN<br />

homage an Charles EAMES<br />

In der Schale Nora Goodyear<br />

FREYA SCHALE<br />

MOBILE HOL<strong>ST</strong>ER


54<br />

Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

PHILIPP GOLDSCHEIDER<br />

represented by Gallery Konzett<br />

Philipp KONZETT<br />

Galerie Konzett | Spiegelgasse 21 | A-1010 Wien<br />

T +43 1 513 01 03 | F +43 1 513 01 04 | gallery@artkonzett.com | www.artkonzett.com


Nr. <strong>23</strong>/2009 BuchVII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

55<br />

die neue Rechtsanwaltsgeneration<br />

beschützt die Kunst<br />

Stapf•Neuhauser<br />

Dank an Dr. Stapf der mich<br />

rechtlich befreit und beschützt hat.<br />

Heidulf Gerngross<br />

Stapf Neuhauser<br />

Rechsanwälte OG<br />

A-1010 Wien, Esslinggasse 7<br />

Tel.: +43 1 90333<br />

Fax: +43 1 90333 44<br />

wien@snwlaw.at<br />

http://www.snlaw.at<br />

Rechtsanwaltskanzlei neugestaltet von SPUTNIC


56<br />

Buch VII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Freude schöner Götterfunken<br />

Heidulf Gerngross jetzt auch Instrumentenbauer,<br />

schnitzt für seinen Sohn Vinzenz G. ein Pfeiferl.


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch IX - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

57<br />

INTEGRATOR<br />

MARKUS SPIEGELFELD<br />

OHNE MARKUS SPIEGELFELD KEIN<br />

NAGELTOWER, KEIN, KEIN, KEIN... Kein Heidulf


58<br />

Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Die Werkstatt Wien - Spiegelfeld Architektur Management<br />

entwickelt und realisiert seit 1982 Projekte in Kooperation<br />

mit einem Netzwerk von ausgewählten Fachleuten aus<br />

unterschiedlichen Bereichen. Die Zusammenarbeit mit<br />

Künstlern inspiriert uns und fordert uns,<br />

ausgetretene Wege zu verlassen ……………Markus Spiegelfeld


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

59<br />

MELINKOVDENKMAL<br />

im sozialen Wohnbau 1150 Wien Reichsapfelgasse 6-8


Städteplanung / Architektur / Religion Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

61<br />

SOZIALER WOHNBAU JOHN<strong>ST</strong>RASSE - <strong>ST</strong>URZGASSE<br />

75 Wohnugen, ein Supermarkt, Grün- und Spielflächen im Hof, in den Obergeschossen freie Sicht zur Gloriette


62<br />

Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Erste Wiener Loft Siedlung 1210 Wien Ödenburgerstrasse<br />

Die erste Wiener Loft Siedlung ist nach einer<br />

Preisprüfung vom damaligen Wohnbaustadtrat<br />

Edlinger als der preiswerteste Wohnbau Wiens<br />

mit Werkstaat Wien errichtert worden.<br />

Jugendzentrum Wien 1210


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

63<br />

Capella Bianka wird 2010 am Plöckenpass in Kärnten errichtet<br />

Stein und Gartendesign Wien 1220 Büro und Lagerhalle<br />

www.werkstattwien.at<br />

Stein und Design Container Zubau


64<br />

Buch VIII - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

ES WARTEN NEUE AUFGABEN !


Städteplanung / Architektur / Religion DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

BETTLERVERBOT<br />

WER MIT DIESER GESINNUNG UM <strong>ST</strong>IMMEN<br />

BETTELT BRAUCHT DRINGEND HILFE


DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009


Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN


NAGELTOWER<br />

BETTLER<br />

DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Skopje ist ein internationaler Bastard.<br />

Erdacht nach einem Erdbeben als Utopie der 60er Jahre.<br />

Heute ist auch hier endlich jeder Architekt.<br />

Fernsehstationen wie Stadtgefl üster, Zeitungsredaktionen wie<br />

Amateur-3D-Renderer, Internet Blogger wie Traditionalisten.<br />

Das Werkzeug sind Symbole und Zeichen.<br />

Sie defi nieren Orte – und Abgrenzungen gegenüber Anderen.<br />

Konfl ikte – lokal und international - manifestieren sich in der Stadt.<br />

Der Konfl ikt wird zum Städteplaner, die Architektur zum<br />

Instant Mix aus Neo-Tradition und Freiem Markt, aus Image und Konstruktion.<br />

Was für die einen Balkanisation heißt, ist für die anderen ersehnte Europäisierung.<br />

World Trade Center Skopje 2009<br />

архитект Milan Mijalkovic


VERBOT<br />

Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN<br />

VERBOT


DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch IX - Heidulf <strong>ST</strong>/A/R 73<br />

Foto: Mamie Ueki ©<br />

Gerngross


74 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Heidulf Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

Jan Fekete<br />

der wichtigste Repräsentant zeitgenössischer Kunst der Slowakei<br />

malt den Archistrator Heidulf Gerngross<br />

als grossformatiges Ölbild auf Leinwand 222 x 107 cm<br />

photo: Mascha Fekete


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IX - Heidulf<br />

<strong>ST</strong>/A/R 75<br />

ARCHIQUANT RAUMALFABET HANDY


Städteplanung / Architektur / Religion Buch IX - Heidulf <strong>ST</strong>/A/R 77<br />

DAS ER<strong>ST</strong>E ARCHI<strong>ST</strong>RIERTE GEBÄUDE<br />

DAS VOLKSBUCH 1968 bis 1978


78 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Heidulf Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

g<br />

e<br />

d<br />

u<br />

l<br />

d<br />

CYBERCITYRAUMALPHABET GEDULD geduld IM WELTRAUM


Nr. <strong>23</strong>/2009 Buch IX - Heidulf<br />

<strong>ST</strong>/A/R 79<br />

Mamie<br />

heiratet<br />

in Oregon<br />

WARANs RÜCKEN<br />

まみえ


80<br />

Buch IX - DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN Nr. <strong>23</strong>/2009<br />

World Trade Center Skopje 2009<br />

архитект<br />

Milan Mijalkovic<br />

DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN. HEIDULF GERNGROSS<br />

ARCHI<strong>ST</strong>RIERT FRANZ WE<strong>ST</strong>’S NAGELTOWER.<br />

MIT HOF<strong>ST</strong>ETTER KURT UND ANGELO ROVENTA<br />

2.12.2009 - 10.1.2010<br />

MAK-Ausstellungshalle, Weiskirchnerstraße 3, Wien 1<br />

Di MAK NITE © 10.00–24.00 Uhr, Mi–So 10.00–18.00 Uhr<br />

JEDEN SAM<strong>ST</strong>AG © EINTRITT FREI.<br />

www.MAK.at<br />

Milan Mijalkovic

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