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Jahresrückblick Senftenberg 2020

Die vergangenen zwölf Monate im Süden des Landkreises OSL

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2<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Lindenauer haben<br />

ihr Schloss zurück<br />

Entschieden FürLindenau istder 16.Januar <strong>2020</strong> ein wichtiges Datum: An diesemTag hat die Gemeinde den<br />

jahrzehntelangen Rechtsstreit um ihr Schloss gewonnen. Gesucht wirdein Investor. VonTorsten Richter-Zippack<br />

Dem 16. Januar <strong>2020</strong><br />

dürfte ein Eintrag in<br />

die Lindenauer Geschichtsbücher<br />

sicher<br />

sein. Denn an jenemDonnerstagsprach<br />

der Bundesgerichtshofsein<br />

letztes Wort<br />

zu Schloss und Park Lindenau.<br />

Die Beschwerde gegen das Urteil<br />

des Oberlandesgerichtes<br />

(OLG) Brandenburg des bisherigen<br />

Eigentümers, Dr.Wolfgang<br />

Hamma, wurdezurückgewiesen.<br />

Dr. Christian Zwade, Rechtsanwalt<br />

beim Bundesgerichtshof,<br />

hatte die Lindenauer dort vertreten.<br />

Das OLG Brandenburg<br />

hatte entschieden, dass Schloss<br />

und Park an die Gemeinde Lindenau<br />

rückübertragen werden<br />

müssen.<br />

Damit ging ein inzwischen elfjähriger<br />

Rechtsstreit zu Ende,<br />

wieder Ortrander Amtsdirektor<br />

KerstenSickert im Januar sagte.<br />

Die Lindenauer wollten ihr<br />

Schloss zurück, weil der Eigentümer<br />

die versprochenen Investitionen<br />

nur rudimentär oder gar<br />

nicht umsetzte. Ursprünglich<br />

sollte dort eine Seniorenresidenz<br />

entstehen.<br />

„Ich werde mich jetzt um die<br />

schnellstmögliche Eintragung<br />

der Gemeinde in das Grundbuch<br />

bemühen“, kündigte Sickert<br />

nach dem Urteil an. Denn nur<br />

werimGrundbuch steht, gilt als<br />

tatsächlicher Eigentümer.„Endlich<br />

haben wir für Lindenau klaresFahrwasser.Wir<br />

werden uns<br />

mit aller Kraft für Schloss und<br />

Park einsetzen“, versprach der<br />

Amtsdirektor.<br />

Derstellvertretende BürgermeisterFrank Hoffmann präsentiertimJanuarden Beschluss desBundesgerichtshofes.Damit wardie<br />

Gemeinde wieder Eigentümerin desSchlosses.<br />

Fotos: TorstenRichter-Zippack<br />

DerSchornstein warschwerbeschädigtund drohte, auf das Dach<br />

vonSchloss Lindenau zu stürzen. Er wurde inzwischen saniert.<br />

Pferdestall als Begegnungsstätte<br />

DieGemeinde Lindenau will<br />

dennebendem Schloss befindlichen<br />

altenPferdestall zu<br />

einem Begegnungszentrum<br />

ausbauen. Daskündigte der<br />

stellvertretende Bürgermeister<br />

Frank Hoffmann im Januar an.<br />

DasGebäude soll Platz für rund<br />

70 Personen bieten. Hoffmann<br />

rechnetmit einer Investitionssummevon<br />

rund einer halben<br />

Million Euro.Das Geld soll einerseitsaus<br />

demSchlossverkauf<br />

und andererseitsdurch<br />

Fördermittelherangeschafft<br />

werden. Derunter Denkmalschutz<br />

stehendePferdestall<br />

dientejahrelang als Lagerfür<br />

eineHeizungsfirma. Derzeit ist<br />

das Gebäude ungenutzt.<br />

Professionelle Vermarktung<br />

Bereits Ende Januar tagte im<br />

Pulsnitzdorf erstmals die ArbeitsgemeinschaftSchloss.<br />

„Dabei<br />

wurde ein Fahrplan für das<br />

Ensemble aufgestellt“, berichtete<br />

der stellvertretende Bürgermeister<br />

Frank Hoffmann. Hauptziel<br />

bilde die professionelle Vermarktung<br />

des Schlosses. Das solle<br />

mithilfe eines Maklerbüros<br />

passieren, ebenso durch die Nutzung<br />

einer speziellen Immobilien-App.Auch<br />

auf der gemeindeeigenen<br />

Internetseite werde<br />

künftigdas Schloss angepriesen,<br />

hieß es.<br />

Neben dem eigentlichen Gebäude<br />

erwirbt der künftigeKäufer<br />

auch sieben historische Ölgemälde,<br />

die von den Eigentümern<br />

vor 1945 stammen. „Sie<br />

sind unversehrt“, sagte Frank<br />

Hoffmann. Viele historische Möbel<br />

wurden indes schon kurz<br />

nach Kriegsende 1945 fortgeschafft.<br />

Dennoch verfügt das Schloss<br />

bis heute über eine wertvolle<br />

Ausstattung, unter anderem mit<br />

eisernen Verkleidungen sowie<br />

Abdeckplatten mit szenischen<br />

Darstellungen aus der Mythologie.<br />

Bereits im Jahr 2019 hatten<br />

Amtsdirektor und Bürgermeisterdie<br />

22 Pollerlampen,die einst<br />

den Wegvom Schloss zuden<br />

Sportanlagen ausleuchteten, zurückgeholt.<br />

Siesind bereits wieder<br />

aufgestellt. Die Leuchten<br />

hatte der alte Eigentümer im<br />

Schloss Schönwölkau bei Leipzig<br />

eingelagert.<br />

Millionen-Investition nötig<br />

Welche Summe die Lindenauer<br />

für ihr Schloss verlangen werden,<br />

so Frank Hoffmann im Januar,<br />

hängt von der künftigen<br />

Nutzungsart ab. „Dabei spielen<br />

positive Effekte für unsere Gemeinde<br />

sowie die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen eine Rolle.“ Darüber<br />

hinaus solle der Hauptweg<br />

vom Schloss zum Sportplatz öffentlich<br />

bleiben.<br />

Allerdingsmüsse der zukünftige<br />

Investor zwischen vier bis<br />

fünf Millionen Euro indas Gebäude<br />

stecken. Bislang gebe es<br />

Interessenten, aber nichts Festes,<br />

hieß es damals. Daran hat<br />

sich bis heute nichts geändert.<br />

GroßeSchäden befürchtet<br />

Indes musstedie Gemeindezeitnah<br />

handeln. Denn ein Schornstein<br />

auf der Südseite drohteeinzustürzen<br />

und damit das Dach<br />

zu beschädigen. Die Gemeinde<br />

engagierte Industriekletterer,<br />

die den Schornstein sicherten.<br />

Zudem warenweitere Dachreparaturen<br />

notwendig, um das Eindringen<br />

vonRegenwasser zu verhindern.<br />

Nach Angaben des Lindenauer<br />

Bürgermeisters Ralf Herrmann<br />

hat die Gemeinde rund<br />

10 000Euro für die Schlosssicherung<br />

in ihren Haushalt eingestellt.<br />

„Das dürftefür die jetzt<br />

anstehendenArbeiten nicht ausreichen“,<br />

war sich Frank Hoffmann<br />

am Jahresanfang sicher. Es<br />

seienUmschichtungen im Haushalt<br />

unumgänglich, erklärte er.<br />

So müssten andereProjektelänger<br />

warten. „Unser Schloss besitzt<br />

oberste Priorität“, stellte<br />

der stellvertretende Bürgermeister<br />

klar.


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JANUAR<br />

Das Jahr <strong>2020</strong> beginnt wie viele Jahre zuvor,<br />

nichts deutet drauf hin, dass es ein invielerlei<br />

Hinsicht außergewöhnliches Jahr werden<br />

wird. Die Sternsinger besuchen das Rathaus.<br />

Eine Einwohnerversammlung in Großkoschen<br />

ist bis auf den letzten Platz gefüllt (Foto links<br />

oben). Der Bauhof freut sich über ein neues<br />

Multicar,ein vielfältig einsetzbaresFahrzeug.<br />

FEBRUAR<br />

Die Arbeiten am Gewerbegebiet Sedlitzer<br />

Nordufer kommen gut voran. Der Vorlesewettbewerb<br />

desDeutschen Buchhandels geht<br />

in die nächste Runde. Der Regionalentscheid<br />

für die Region Oberspreewald-Lausitz findet<br />

am22. Februar imRathaus <strong>Senftenberg</strong><br />

statt. Für den 25. Februar lädt Bürgermeister<br />

Andreas Fredrich zur <strong>Senftenberg</strong>er Einwohnerversammlung<br />

<strong>Senftenberg</strong> inden Großen<br />

Ratssaal desRathauses ein.<br />

MÄRZ<br />

Die Laufstrecken rund umden <strong>Senftenberg</strong>er<br />

See sind jetzt durch farbliche Markierungen<br />

ausgewiesen (Foto links, Mitte). Ende März<br />

startet die von Auszubildenden der Stadt und<br />

vom Kinder- und Jugendparlament ins Leben<br />

gerufene Aktion „SFB hilft!“ (großes Foto<br />

oben links). Der Einkaufs- und Lieferservice<br />

ermöglichte esden Kunden von „SFB hilft!“,<br />

angesichts der Corona-Pandemie zuhause zu<br />

bleiben.Auch Vermieter,Hausgemeinschaften<br />

und Privatpersonen organisieren Nachbarschaftshilfe.<br />

APRIL<br />

Nahezu alle für den Aprilund rund um Ostern<br />

geplanten Veranstaltungen müssen abgesagt<br />

werden. Der<strong>Senftenberg</strong>-Passfür berechtigte<br />

Personen wird unbürokratisch über das Ablaufdatumhinausverlängert.<br />

MAI<br />

Die Stadtverordnetenversammlung beschließt<br />

ein Corona-Hilfspaket inHöhe von mehr als<br />

einer halben MillionenEuro fürUnternehmen,<br />

Freiberufler, Künstler und Vereine. Gedenkveranstaltung<br />

zum 75. Jahrestag des Kriegsendes<br />

am8.Mai: AmSowjetischen Ehrenmal<br />

in der Briesker Straße werden, bedingt durch<br />

Corona, in nur kleinem Rahmen Kränze und<br />

Blumen niedergelegt. Die Sondernutzungsgebühr<br />

für Händler und Gastronomen bei<br />

Nutzung vonöffentlichenFlächen wird fürdas<br />

ganzeJahr aufgehoben.<br />

JUNI<br />

Der Verein Kinderfreundliche Kommunen<br />

e.V. verlängert das Siegel „Kinderfreundliche<br />

Kommune“ für die Stadt <strong>Senftenberg</strong> um<br />

weitere drei Jahre (Foto links unten). Damit<br />

würdigt der Verein den zweiten Aktionsplan,<br />

mitdem dieStadt dieVerankerungder Interessen<br />

von Kindern und Jugendlichen in der Verwaltung<br />

und auf der lokalen Ebene fortsetzt.<br />

Das <strong>Senftenberg</strong>er Erlebnisbad öffnet am 13.<br />

Juni seine Pforten wieder für Besucherinnen<br />

und Besucher. Zwei Tage später kehren die<br />

städtischen Kindertagesstätten und Horte<br />

zum Regelbetrieb zurück. Die Stadtverordneten<br />

beschließen die Richtlinien, nach denen<br />

Unternehmen, Einzelpersonen oder Vereine<br />

Finanzhilfen aus dem Corona-Hilfspaket der<br />

Stadtbeantragenkönnen. Schon am nächsten<br />

Taggehen alle Antragsformulareonline.<br />

JULI<br />

Nach ihrer grundhaften Erneuerung wird die<br />

August-Bebel-Straße für den Verkehr freigegeben.<br />

Die Baukosten betragen 1,325 Millionen<br />

Euro.Die neue Spielterrasse fürdas Zwergenhaus<br />

amSee wird ebenfalls freigegeben.<br />

Die Arbeiten ander Zufahrt zum Feuerwehrgerätehaus<br />

in Brieske sind abgeschlossen.<br />

Brandenburgs Wirtschaftsminister Professor<br />

Jörg Steinbach überzeugt sich bei einem Besuch<br />

am Sedlitzer Nordufer vom Fortgang der<br />

Arbeiten amneuen Gewerbegebiet (großes<br />

Foto obenrechts).<br />

AUGUST<br />

Im Rathaus wird dieAusstellung zu Lebenund<br />

Werk des 2010 verstorbenen <strong>Senftenberg</strong>er<br />

KünstlersGerhart Lampa eröffnet (Fotorechts<br />

oben). Der Hamburger Hotelier Gert Prantner<br />

bekundet öffentlich sein Interesse, am neuen<br />

Wohnstandort am Sedlitzer See ein Hotel<br />

bauen zuwollen. Der neue Kunstrasenplatz<br />

im Michael-Bautz-Sportpark in der Rudolf-<br />

Harbig-Straße ist fertig. Die Instandsetzung<br />

der Großenhainer Straße wird ebenfalls abgeschlossen.<br />

SEPTEMBER<br />

Sechs junge Menschen beginnen ihre Ausbildung<br />

bei der Stadt <strong>Senftenberg</strong>. Kleine Maßnahme<br />

–große Wirkung: Die Blumenwiese<br />

am Margaretengraben inBrieske wird später<br />

gemäht und damit zur „Wohlfühloase“ für<br />

städtische Kräuter und Insekten. Das neue<br />

Freigehege „Variland“ im<strong>Senftenberg</strong>er Tierpark<br />

wird eröffnet. Die Eingewöhnungszeit<br />

für die Lemuren beginnt. Dana Kersten übernimmtdie<br />

Leitung derTouristinformationen in<br />

<strong>Senftenberg</strong> und Hoyerswerda.. Bürgermeister<br />

Andreas Fredrich lädt Bürgerinnen und<br />

Bürger zum Stadtteilspaziergang durch das<br />

Theaterviertel ein. In der Niederlausitzhalle<br />

wird der SFB Wunschfilm für Kinder und Jugendliche<br />

gezeigt.<br />

OKTOBER<br />

ProfessorGesineGrandetritt ihrAmt als neue<br />

Präsidentin der BTU Cottbus-<strong>Senftenberg</strong> an.<br />

Mit einem kammermusikalischen Konzert<br />

in der Wendischen Kirche begeht die Stadt<br />

<strong>Senftenberg</strong> den 30. Jahrestag der Deutschen<br />

Wiedervereinigung (Foto rechts Mitte). Von<br />

der Volksschwimmhalle zum Erlebnisbad:<br />

Das <strong>Senftenberg</strong>er Erlebnisbad wird 50 Jahre<br />

jung. Mit einer coronabedingt nur internen<br />

Feier wird der Neubau des Feuerwehrgerätehauses<br />

in Hosenagewürdigt.Das Bürgerfest<br />

anlässlich des Neubaus soll 2021 folgen. Die<br />

Sanierungsarbeiten anden Blauen Elementen<br />

und Informations-Säuleninder Bahnhofstraße<br />

beginnen. Jana Barke-Keller aus <strong>Senftenberg</strong><br />

wird voneiner Fachjury zu „Deutschlands Bester<br />

Kosmetikerin“ gekürt.<br />

NOVEMBER<br />

Mit der Beendigung des dritten Bauabschnittes<br />

inder <strong>Senftenberg</strong>er Rosenstraße ist auch<br />

die Gesamtbaumaßnahme Schulstraße/Rosenstraße<br />

fristgerecht abgeschlossen (Foto<br />

rechts unten). Ein weiteres Millionenprojekt<br />

ist damit fertiggestellt. Stadt und KWG unterstützendie<br />

Arbeit ausgewählterVereinedurch<br />

Spenden in Höhe von 500 beziehungsweise<br />

1000 Euro. Stadtverordnete, Bürgermeister<br />

Andreas Fredrich und Mitarbeiter der Stadt<br />

legenamAltenFriedhofund am Sowjetischen<br />

Ehrenmal anlässlich des Volkstrauertages Blumen<br />

nieder.<br />

DEZEMBER<br />

Der Online-Adventskalender ist ein voller Erfolg<br />

und wird rege genutzt. DerSpielplatzder<br />

GrundschuleamSee istfertig.<br />

Danke für alles. Ich wünsche Ihnen –auch imNamen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter –alles Gute. Ihr Andreas Fredrich, Bürgermeister.<br />

www.senftenberg.de


4<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Polizei ergreift Großdealer<br />

OrganisierterDrogenhandel Er verkaufte kiloweiseRauschgift im Raum Lauchhammerund Schwarzheide.<br />

Die Rundschau berichtete, als Polizeibeamteden 37-Jährigen im Januar festnahmen. VonJan Augustin<br />

Drei Autos, darunter<br />

ein kürzlich angeschaffter<br />

Porsche,<br />

vier Motorräder,<br />

E-Bikes, teure Uhren<br />

und Tausende EuroBargeld –das<br />

großspurigeLeben eines 37-Jährigen<br />

aus Schwarzheide war im<br />

Januar vorerst beendet. Der<br />

Mann kamnach seiner Festnahme<br />

in Lauchhammer erst einmal<br />

in Untersuchungshaft. Das bestätigen<br />

der polizeiliche Chefermittler<br />

Peter Kaiser und der<br />

für Drogenkriminalität zuständige<br />

Staatsanwalt Olaf Jurtz im<br />

Januarauf Nachfrageder Lausitzer<br />

Rundschau.<br />

Anzeigen<br />

Ihr<br />

PeterKaiser aus Cottbus istErsterKriminalhauptkommissar und Chefdes KommissariatsStrukturkriminalität.Erleitete<br />

die Ermittlungen gegenden wegenDrogenhandels festgenommenen 37-jährigen<br />

Mann aus Schwarzheide.<br />

Foto:Jan Augustin<br />

15 Kilo Crystalverkauft<br />

Der wegen Drogenhandels einschlägig<br />

bekannte und bereits<br />

verurteilte Mann muss sich erneut<br />

vor dem Gericht verantworten.<br />

„Das Verfahren kann zügig<br />

zur Anklage gebracht werden“,<br />

betonte damals Staatsanwalt<br />

Jurtz.<br />

Den Ermittlern war mit der<br />

Verhaftung der nächsteempfindliche<br />

Schlag gegen die Drogenkriminalität<br />

im Süden der Lausitz<br />

gelungen. Erst im September<br />

2019 nahm die Polizei eine<br />

dreiköpfige Bande aus Lauchhammer<br />

hoch. Der nun Festgenommene<br />

soll der Lieferant dieses<br />

Trios gewesen sein.Von dem<br />

saßenzudiesem Zeitpunkt noch<br />

zwei in U-Haft. Der dritte, ein<br />

17-Jähriger,war verschontgeblieben<br />

– weil laut Staatsanwaltschaft<br />

eine Einrichtung der Jugendhilfe<br />

überbelegt gewesen<br />

sein soll. Das Landgericht Cottbus<br />

setzte daraufhin den Haftbefehl<br />

außer Vollzug.<br />

Mindestens 15 Kilo der gefährlichensynthetischen<br />

DrogeCrystal<br />

Meth und fast 50 Kilo Marihuana<br />

soll der Festgenommene<br />

in den beiden vergangenen Jahrenandie<br />

Zwischenhändler vertickt<br />

haben.<br />

Die nachgewiesenen Erlöse<br />

sollen sich dabei auf rund<br />

300 000 Euro belaufen haben.<br />

Schon nach der Festnahme war<br />

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Der37-Jährigehat bis zu seiner Festnahme auf großem Fußgelebt:<br />

Ihm gehörtenunter anderem drei Autos, vier Motorräder und zwei<br />

E-Bikes.Zuletzthat er sich einen Porschezugelegt. Die Fahrzeuge<br />

wurden für eine spätereVermögensabschöpfung sichergestellt.<br />

Die Polizeibeamten zogenauch<br />

dieseBox mit teils hochwertigen<br />

Uhren ein, unter anderem<br />

gehörte eine Rolexzuden<br />

Fundstücken.<br />

In einem Waldstück in der Nähe<br />

vonLauchhammer sollen die<br />

Verdächtigen Bunker angelegt<br />

unddie Drogen vergraben haben.<br />

Fotos: Polizeidirektion Süd<br />

abzusehen: Sollteder Mann verurteilt<br />

werden, droht ihm neben<br />

einer mehrjährigen Gefängnisstrafe<br />

auch die Zahlung dieser<br />

Summe an die Staatskasse. Bei<br />

einem aktuellen Straßen-Verkaufswert<br />

von einem Gramm<br />

Crystal, der bei etwa 80 Euro<br />

liegt, sowie einem Preis für Marihuana<br />

von rund zehn Euro ergibt<br />

sich insgesamt sogar ein<br />

Umsatz von circa 1,6 Millionen<br />

Euro.<br />

Peter Kaiser, Chef des Kommissariats<br />

für Strukturkriminalität,<br />

berichtete von einer aufwendig<br />

mit Überwachungen<br />

vorbereiteten und durchgeführten<br />

Festnahme.<br />

Seit 2011, als bei der Polizeidirektion<br />

Süddas Kommissariat<br />

Strukturkriminalität ins Leben<br />

gerufen wurde, sei es das bisher<br />

größte Verfahren. Etwa70Beamte<br />

sollenaktivgewesen sein.Seit<br />

Monatenhatte die elfköpfigeErmittlergruppe<br />

„König“ an dem<br />

Fall gearbeitet.<br />

Der Name König spieltedabei<br />

auf den Lebensstil des 31-jährigen<br />

Bandenkopfes an. Auch er<br />

soll, wie der im Januar Verhaftete,<br />

großspurig und über seine<br />

Verhältnisse gelebt haben.<br />

Nächtlicher Zugriff<br />

Der Zugriff erfolgte schließlich<br />

in der Nacht –inder Nähe des<br />

Garagenkomplexes amButterberg<br />

inLauchhammer, der als<br />

Rauschgift-Umschlagsort berüchtigt<br />

ist. Der 37-Jährige habe<br />

sich ohne Gegenwehr verhaften<br />

lassen.<br />

Bei einem weiteren Verdächtigen,<br />

der zunächst fliehen konnte,klickten<br />

zwei Tage später die<br />

Handschellen. Zudem nahm die<br />

Polizei noch einen drittenMann<br />

aus diesem Dunstkreis fest.<br />

Trotz der vielen Festnahmen<br />

glaubt Polizeihauptkommissar<br />

PeterKaiser nicht an ein absehbares<br />

Ende des Drogenhandels<br />

im Oberspreewald-Lausitz-Kreis,<br />

der einen Schwerpunkt<br />

in Brandenburg bildet.<br />

„Richtig zurückdrängen kann<br />

man das nur, wenn alle gesellschaftlichen<br />

Kräfte an einem<br />

Strang ziehen, insbesonderebei<br />

der Prävention undder Behandlung“,<br />

resümierte der 61-Jährige<br />

gegenüber der Rundschau. Solange<br />

esKonsumenten gebe, sei<br />

die Nachfrage vorhanden, die<br />

bedient werde. „Wir glauben<br />

nicht, dass das aufhört“, sagte<br />

Kaiser.<br />

Ein Freibrief für die Drogenszene<br />

ist das aber nicht. Peter<br />

Kaiser kündigt weitere Ermittlungen<br />

an. „Wir bleiben dran in<br />

dem Gebiet“, versichert er.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 5<br />

Schweineplage<br />

eskaliert in Schipkau<br />

Wildschwein-Terror FürSchipkaus Einwohner istimFebruar die Schmerzgrenzeerreicht.Die Gemeinde reagiert<br />

und bringtimMärzumden Wildschwein-Hotspot ein Stinkespray aus. Und das hilft. VonAndrea Budich<br />

Saumäßig was los in<br />

der Großgemeinde:<br />

Die seit Monaten<br />

grassierende Wildschweinplage<br />

eskaliert.<br />

Die Schwarzkittel sind<br />

überall. Sie haben die Grünflächen<br />

in unmittelbarer Nähe der<br />

Ladenstraße zerwühlt, lassen<br />

sich seelenruhig bei ihrenStippvisiten<br />

am hellerlichten Tagvon<br />

Handykameras filmen, durchpflügen<br />

Gärten und Rabatten<br />

und lieben vor allem den südlichen<br />

Schipkauer Ortseingang<br />

unweit der Tankstelle.<br />

Die Hausbesitzer der Schipkauer<br />

Mühlenstraße konnten das<br />

bestätigen. Dort hatte sich der<br />

Wildschwein-Terror in den Januarnächten<br />

verschärft und schien<br />

nicht zu stoppen zusein. Die<br />

Schwarzkittel rotteten sich zusammen<br />

und verloren jedwede<br />

Scheu.<br />

Des Nachts, wenn in Schipkau Wildschweine haben in einer Nacht den Gartenvon Bernd Janaschak in Schipkau verwüstet.<br />

alles schlief,zogengroße Rotten<br />

Anzeige<br />

mit mehr als20Tieren durch die<br />

Straßen. Die Tiere standen vor<br />

den Haustüren und sorgten auf<br />

den Grundstücken für Verwüstung.<br />

Anwohner hatten Angst,<br />

morgens aus der Tür zugehen.<br />

Die Schmerzgrenze der Schipkauer<br />

war überschritten.<br />

Grundstück verwüstet<br />

Dabei musste Bernd Janaschak<br />

nicht mal aus der Türgehen, um<br />

dieKatastrophe zu begutachten.<br />

Er hatte die Verwüstung morgens<br />

um 5.30 Uhr schon mit einem<br />

Blick aus seinem Schlafzimmerfenster<br />

erspäht. Als er späterdas<br />

ganzeAusmaß des nächtlichenTerrorserkannte,<br />

standen<br />

dem 58-Jährigen die Tränen in<br />

den Augen. DieSchweine hatten<br />

sein Grundstück systematisch<br />

zerlegt und kaum einen Stein auf<br />

dem anderen gelassen. Selbst die<br />

Granitsteine am Pool warensystematisch<br />

umgelegt worden.<br />

Den Täterbeweis erbrachte<br />

die Wildkamera des Nachbarn.<br />

Aufden Fotoswar gutzusehen,<br />

wie die Rotte mit 16 Tieren<br />

durch die Mühlenstraße zog.<br />

Janaschaks Grundstück warin<br />

der Mühlenstraße so etwas wie<br />

ein Hotspot der Schipkauer<br />

Wildschweine. Wassie magisch<br />

anzog, wusste Bernd Janaschak<br />

nicht, denn er hatte sogar seine<br />

Komposthaufen mit Stahlgittern<br />

gesichert.<br />

Allein im Januar hatte er den<br />

Wildschwein-Terror dreimal erlebt.Weildie<br />

Schäden soextrem<br />

waren, hatte der Strabag-Mann<br />

vonseinerFirma freibekommen.<br />

Regelrecht umgepflügthatte die Schweine-Rotte den Gartenvon<br />

Bernd Janaschak.<br />

Fotos: Steffen Rasche<br />

„Wir schließen uns nachbarschaftlich<br />

zusammen, alle rüsten<br />

jetzt auf“, erklärte erder Rundschau.<br />

Dabei hatte er bereitsseinen<br />

Maschendrahtzaun mit Gitterrosten<br />

doppelt gesichert.<br />

Alarmiert vom neuerlichen<br />

Schweine-Terror warinzwischen<br />

auch der Bürgermeister.„Die Jägerschaft<br />

hat am Wochenende<br />

auf der Lauer gelegen und die<br />

Lagesondiert“, bestätigteKlaus<br />

Prietzel (CDU) eine erste<br />

schnelle Reaktion auf die Angriffe.Innerhalb<br />

der bebautenOrtslageist<br />

die Jagd allerdingsgrundsätzlich<br />

verboten. Zu einem Abschuss<br />

kam es nicht,.<br />

Den Gemeindevätern blieben<br />

daher nur geringe Handlungsmöglichkeiten.<br />

Dazu zählte die<br />

finanzielle und organisatorische<br />

Unterstützung vonTreibjagden.<br />

Die Jagdgenossenschaft Klettwitz<br />

hatte im aktuellen Jagdjahr<br />

immerhin schon einen Rekordwert<br />

von 115 erlegten Wildschweinen<br />

vermeldet.<br />

Eine nachhaltige Regulation<br />

des Bestandes durch die Jagd<br />

wurde von den betroffenen<br />

Schipkauern allerdings bezweifelt.<br />

Dazu kommt, dassdas Wild<br />

angesichts der Trockenheit<br />

kaum nochNahrung in den Wäldern<br />

findet. „Deshalb kreuzen<br />

die Schwarzkittelimmer mehr in<br />

Gärten und sogar in den Ortslagenauf“,<br />

suchteder Bürgermeister<br />

nach Erklärungen.<br />

Eine Besonderheit in Schipkauist<br />

zudem die Lagezwischen<br />

LiebeEinwohnerinnen und Einwohner<br />

derGemeindeSchipkau,<br />

ein beispielloses Jahr geht zu<br />

Ende. Ein Jahr, dass nahezu komplett<br />

von der Corona-Pandemie<br />

geprägt war. Feste, Feiern und<br />

Veranstaltungen entfielen, auch<br />

das auf dem Lausitzring geplante<br />

Programm kam nur in geringen<br />

Ansätzen zumTragen.<br />

Ebenso waren die Auswirkungen<br />

im täglichen Leben, in allgemeinen<br />

Abläufen und selbst auf den Baustellenzuspüren.<br />

Trotzdem gelang esuns gemeinsam<br />

mit unseren Partnern, das<br />

Kulturhaus Klettwitz zu modernisieren<br />

und die Kita Schipkau<br />

erheblich zu erweitern. Weitere<br />

erfreuliche Momente waren der<br />

Baufortschritt in der Schipkauer<br />

Wohnresidenz unddie Entwicklung<br />

desEnergieparks Lausitz.<br />

Viele private Vorhabenträger entschieden<br />

sich dazu, imGemeindegebiet<br />

zu investieren.Zum Jahresende<br />

hin startete der Landkreismit<br />

dem Bau der Rettungswache an<br />

der KlettwitzerAutobahnabfahrt.<br />

Das Leben in einer Gemeinde<br />

besteht natürlich nicht nur aus<br />

Baustellen, sondern auch aus den<br />

unzähligen großen und kleinen<br />

Dingen unseres gemeinsamen<br />

Alltags.<br />

Autobahn und Landesstraßen.<br />

„Hier kann nicht ohne Weiteres<br />

gejagt werden“, erklärte Bauamtsleiter<br />

Martin Konzag.<br />

SchwerzugänglicheAltbergbaubereiche<br />

schränken die Jagdausübung<br />

zusätzlich ein.<br />

Doch dann Aufatmen in<br />

Schipkau. „Es ist Ruhe eingekehrt<br />

in den Schweine-Hotspots<br />

der Gemeinde“, bestätigte im<br />

Frühling ein erleichterter Bürgermeister.Der<br />

Anfang März angelegte<br />

Stinke-Streifen zur Abriegelung<br />

von Kleingärten und<br />

der Wohnbebauung hielt stand.<br />

Die Schweine wurden tatsächlich<br />

in die Außenbereiche des<br />

Ortes vertrieben und seitdem<br />

kaum noch gesehen. Die Gemeinde<br />

hatte für mehrereHundert<br />

Euro „Wildschwein Stopp“<br />

– ein fürchterlich stinkendes<br />

Vergrämungsmittel aus der<br />

Spraydose –gekauft und vom<br />

Bauhof ausbringen lassen.<br />

Dafür, dass die Einwohnerschaft<br />

diesen Alltag trotz der beispiellosen<br />

Corona-Entwicklung weiter<br />

stabil meisterte, möchte ich meinen<br />

besonderen Dank aussprechen.<br />

Wirsollten nun tapfer diekommenden<br />

Wochen mit Ruhe und Verantwortungsbewusstsein<br />

absolvieren,<br />

um auf diese Weise gesund den<br />

Start der Impfkampagne und das<br />

Frühjahr zu erreichen.<br />

In diesemSinne wünsche ichIhnen<br />

einen angenehmen und ruhigen<br />

Jahreswechsel sowie beste Gesundheit<br />

undprivatesGlück.<br />

IhrBürgermeister<br />

KlausPrietzel<br />

–Anzeige –


6<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

TV-Sendung in Russland<br />

sucht deutschen Retter<br />

Lebensretter 1945 überlebt ein russischesMädchen nur durch die Hilfedes DeutschenOttoHensel<br />

das KZ in Großkoschen. Mit einem Rundschau-Bericht beginnt im Februar eine Spurensuche. VonAenni Meißner<br />

DasFotozeigt Otto Hensel (r.), seine Schwester Erna und seine Frau Hedwig (l.) in den 1930er-Jahren.<br />

Mit dem Foto begann die Suche nach ihm.<br />

Foto:privat<br />

Otto Hensel rettet im<br />

Jahr 1945 im Großkoschener<br />

Außenlagerdes<br />

KZ Groß-Rosen<br />

einem russischen<br />

Mädchen das Leben. Mehr<br />

als 70 Jahre später sucht die Familie<br />

der mittlerweile verstorbenen<br />

Lukina EkaterinaAndrejewna<br />

über das russische Fernsehen<br />

nach den Nachfahren ihres Lebensretters.<br />

Einziger Anhaltspunkt ist ein<br />

Foto, auf dem Otto Hensel mit<br />

zwei Frauen zu sehen ist. Aufder<br />

Rückseite steht die Widmung:<br />

„Zur Erinnerung. Otto Hensel,<br />

<strong>Senftenberg</strong>, 20.Februar 1945“.<br />

Damit wenden sich Andrejewnas<br />

Angehörige2018andie russische<br />

Fernsehsendung „Schdi<br />

menja“, die im Auftrag von Zuschauern<br />

vermisste Menschen<br />

sucht.<br />

Im selben Jahr klingelt bei Autorin<br />

Renate Hensel aus <strong>Senftenberg</strong><br />

das Telefon. Anna Sledkova,die<br />

für die russische TV-Sendung<br />

in Deutschland nach Spuren<br />

sucht, ruft an. „Sie fragte<br />

mich, ob ich einen Otto Hensel<br />

kenne“, erzählt sie. Rund<br />

30 000 Menschen tragen diesen<br />

Nachnamen in Deutschland. Wie<br />

sie auf sie gekommen ist, kann<br />

sie sich nicht erklären.<br />

„Wahrscheinlich steht mein<br />

Name im Internet“, vermutetRenate<br />

Hensel. Eine Verwandtschaft<br />

besteht nicht, trotzdem<br />

lässt die Geschichte die 79-Jährige<br />

nicht mehr los. Sie forscht<br />

nach.<br />

Im Stadtarchiv <strong>Senftenberg</strong><br />

an die Geschichte erinnert. Sie<br />

nimmt erneut Kontakt zu Anna<br />

das Vergessen“ beschreibe diesen<br />

Fall besonders gut.<br />

findet sie keine Hinweise; dort Sledkova auf. Sie erfährt, dass Der Rundschau-Bericht<br />

verweist man sie nach Calau.<br />

Daraufhin rät sie Anna Sledkova,<br />

sich an das Einwohnermeldeamt<br />

zu wenden.Dannruhtdie<br />

Angelegenheit für eine Weile.<br />

Im Januar dieses Jahres wird<br />

die Nachfahren vonOtto Hensel<br />

noch immer nicht gefunden wurden.<br />

Die Autorin hofft, dass sich<br />

das ändert. Siezeigt sich tief bewegt<br />

davon, dass nach all den<br />

bringt Bewegung in die Spurensuche.<br />

Christoph Weiß aus Haar<br />

in Oberbayern kann es Ende Februar<br />

kaum glauben, als er ein<br />

Foto seines Onkels Otto Hensel<br />

im Internet entdeckt. „Auf dem<br />

Renate Hensel bei der Vernissage<br />

Jahren noch Verwandte von Bild ist links meine Tante Hedwig<br />

von„Meine jüdischen Eltern,<br />

meine polnischen Eltern“ wieder<br />

Anzeige<br />

KZ-Überlebenden auf Spurensuche<br />

gehen. Die Worte „Gegen (Ottos Frau damals) und in<br />

der Mitte meine Mutter Erna<br />

Weiß, OttosSchwester,zusehen.<br />

Rechts ist mein Onkel Otto –fotografiert<br />

hat das Bild mein Vater“,<br />

erklärteder 73-Jährige. Aufgenommen<br />

wurde eswährend<br />

Viel Glückund Gesundheit im neuenJahr!<br />

Für das entgegengebrachte Vertrauen im vergangenen Jahr einer Wandertour im Riesengebirge<br />

in den 30er-Jahren.<br />

sagen wir herzlichst Danke!<br />

Seine Eltern sind nach dem<br />

Krieg zwar nach Dresden und<br />

ANKE RICHTER<br />

später nach Bayreuth gegangen.<br />

Notarin<br />

„Doch als Kind warich regelmäßig<br />

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bei meinem Onkel Otto und<br />

meinen Großeltern in Brieskezu<br />

Besuch –bis 1961 die Mauer gebaut<br />

wurde“, berichtet der Neffe.<br />

Otto Hensel, der 1905 geborenwurde<br />

und in den1990er-Jahrenstarb,hat<br />

viele JahreinBrieske<br />

gelebt und gearbeitet –und<br />

dort auch einige Spuren hinterlassen,<br />

wie sich zeigt.<br />

DerAutorin RenateHenselhat<br />

dieGeschichtekeine Ruhe gelassen.<br />

Sie forschte nach. Foto:jag<br />

KZ Groß-Rosen<br />

und Außenlager<br />

Groß-Rosen wurde im August1940als<br />

einNebenlagerdes<br />

KZ Sachsenhausen<br />

errichtet.Esbefand sich<br />

etwa 60 Kilometer südwestlich<br />

vonBreslau nahe<br />

desOrtes Rogoznica. Im Mai<br />

1941 erhielt es denStatus<br />

eineseigenständigen Konzentrationslagers.Die<br />

Insassen<br />

mussten im nahen<br />

Granitsteinbrucharbeiten.<br />

Schätzungsweise<br />

125 000 Menschen waren<br />

dort interniert.Die größte<br />

Gruppe im Lagerbildeten<br />

Juden, Polen und Bürgerder<br />

ehemaligen Sowjetunion.<br />

Ungefähr 40 000 Menschen<br />

verloren in Groß-Rosenund<br />

in den Außenlagern ihr Leben.<br />

Rund 100 Nebenlager<br />

gehörten zum Stammlager,<br />

zwölf in derLausitz. Die wareninGroßkoschen,<br />

Weißwasser,Klein<br />

Radisch, Niesky,Görlitz,Kunnerwitz,<br />

Rennersdorf,Niederoderwitz,<br />

Zittau, Kamenz, Bautzen<br />

und Brandhofen/Spohla.<br />

Ende Januar 1945begannen<br />

die Nazismit derAuflösung<br />

desKZGroß-Rosenund seiner<br />

Außenlager.Die letzten<br />

Häftlingewurden im Mai<br />

1945von sowjetischen<br />

Truppen befreit.<br />

Denn es meldet sich auch die<br />

Ur-Brieskerin Margaritta Knobloch.<br />

„Ich kann mich an die Familie<br />

noch erinnern. Mit seiner<br />

zweiten Frau und ihren drei Kindern<br />

hat Otto Hensel am Markt<br />

über dem Konsum gewohnt“,erzählte<br />

sie. Und sie recherchierte<br />

weiter: Im Hauptbuch der<br />

Volksschule Grube Marga fand<br />

sie im Jahr 1958den Eintrag von<br />

der Einschulung von Hensels<br />

Tochter Barbara. Dort ist auch<br />

die damaligeberufliche Tätigkeit<br />

vonOtto Hensel genannt: Er war<br />

Fabrikmeister im Briesker Werk.<br />

Im Gespräch mit Peter Pohle,<br />

ebenfalls ein Briesker Urgestein,<br />

fand Margaritta Knobloch noch<br />

heraus, dass Otto Hensel auch<br />

beim Fußball im Ort aktiv war.<br />

In einer Broschüre zum 60-jährigen<br />

Bestehender BSG Aktivist<br />

Brieske/<strong>Senftenberg</strong> wurde er<br />

mehrfach als Spieler in den<br />

1930er-Jahren und später als<br />

Mannschaftsleiter benannt.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 7<br />

Deckenmalerei entdeckt<br />

Kunstwerk Fast 20 Jahregalt ein Gemälde des<strong>Senftenberg</strong>erMalersGünther Wendt als verschollen. Im Mai<br />

berichtetedie Rundschau, dass das Deckenbild wieder zum Vorschein gekommen ist. VonTorsten Richter-Zippack<br />

Fast 20 Jahrelang haben<br />

Holzpaneele und Styropor<br />

kein Tageslicht<br />

an ein Kunstwerk des<br />

<strong>Senftenberg</strong>er Malers<br />

Günther Wendt (1908 bis 1971)<br />

gelassen. Dank Renovierungsarbeiten<br />

ist die Deckenmalerei<br />

wieder aufgetaucht. Und<br />

zwar im einstigen Wohnhaus des<br />

Künstlers inder <strong>Senftenberg</strong>er<br />

Brauhausstraße. Darüber konnte<br />

die Rundschau im Maiberichten.<br />

Das Gebäude, erbaut imJahr<br />

1874,befindet sich seit 1882 im<br />

Besitz der Familie Wendt. Im<br />

Nebengebäude,das zur vorvorigenJahrhundertwende<br />

erweitert<br />

worden war, befindet sich der<br />

Raum mit dem wiederentdeckten<br />

Deckengemälde. Auf der<br />

rund 3,60mal 3,30 Metergroßen<br />

Fläche präsentieren sich junge<br />

Frauen neben Pferden, Blumen<br />

und Theatermasken. DieMotive<br />

sind in relativdunklen Leimfarben<br />

gehalten.<br />

„Im Zimmer stand einst ein<br />

Ofen. Vater wollte mit seiner<br />

EinDetail aus dem Deckengemälde vonGünther Wendt im ehemaligenWohnhaus<br />

des<strong>Senftenberg</strong>erMalers. DasKunstwerk istumdas<br />

Jahr 1950 entstanden.<br />

Foto:Torsten Richter-Zippack<br />

Malerei dem unvermeidlichen<br />

Ruß etwas entgegensetzen. Daher<br />

setzteerauf die gediegenen<br />

Farben“, erklärte Sohn Götz<br />

Wendt. Er schätztedas Alter des<br />

Kunstwerkes auf rund 70 Jahre.<br />

„Vater hatdie Deckenmalerei<br />

mittels Schablonen angefertigt“,<br />

erzählte er weiter. „Die Werkzeuge<br />

hatte er aus hartem Zeichenkarton<br />

selbst hergestellt.<br />

Mit einer Hand hielterdie Schablonen,<br />

mit der anderen wurde<br />

die Farbe aufgetupft.Eswar eine<br />

sehr mühselige Arbeit.“<br />

Der mit der Kunstdecke ausgestattete<br />

Raum war einst das<br />

Bürovon Günther Wendts Vater,<br />

Alfred Wendt. Um die Jahrtausendwende<br />

verschwand dann<br />

das Deckengemälde unter den<br />

hölzernen Paneelen.<br />

Nun erfolgte die Freilegung.<br />

„Wir waren schon sehr gespannt“,<br />

berichteteWendt. Denn<br />

in Vergessenheit geratensei das<br />

Kunstwerk nie. Tatsächlich befindetsich<br />

das Gemälde in einem<br />

guten Zustand. Allerdings sind<br />

kleinereSchäden vorhanden. Familie<br />

Wendt engagierte einen<br />

Biehlener Maler,der das Kunstwerk<br />

wieder behutsam herrichten<br />

sollte.<br />

Deckenmalereien wareneine<br />

Spezialität Günther Wendts.<br />

Viele Räume in der Region tragen<br />

seine Handschrift. Etwa in<br />

der ehemaligen Gastwirtschaft<br />

„Goldenes Roß“ in der <strong>Senftenberg</strong>er<br />

Kreuzstraße. Heute präsentiert<br />

sich das Gemälde mit<br />

„Roß“ allerdings überpinselt.<br />

Ebenfalls mit einer Deckenmalerei<br />

von Günther Wendt verschönert<br />

wurde die Hammermühle<br />

bei Großkoschen. Allerdings<br />

existiert sie schon seit<br />

Jahrzehnten nicht mehr. Sie<br />

musste dem Tagebau Niemtsch<br />

weichen.<br />

Wendt als Kulturbeauftragter<br />

Viele dieser Kunstwerke entstanden<br />

unmittelbar nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges.<br />

Kunst und Kultur wurden damals<br />

von der sowjetischen Besatzungsmacht<br />

gefördert. Nicht<br />

zuletzt war Günther Wendt zu<br />

jener Zeitals Kulturbeauftragter<br />

in <strong>Senftenberg</strong> aktiv. Ab dem<br />

Jahr 1952 bis zu seinem Todim<br />

März 1971 fungierte Günther<br />

Wendt als Leiter des örtlichen<br />

Heimatmuseums, dem Vorgängerdes<br />

heutigen Kreismuseums<br />

im <strong>Senftenberg</strong>er Schloss.<br />

Sohn Götz Wendt, eines von<br />

vier Kindern des Malers, hatindes<br />

eine technische Laufbahn<br />

eingeschlagen. „Vaters Maltalent<br />

habe ich leider nicht vollumfänglich<br />

geerbt“, bekannte der<br />

inzwischen 78-jährige Elektrotechniker<br />

im Ruhestand.<br />

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8<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

<strong>Senftenberg</strong>er<br />

im Park-Streit<br />

Verkehr Die Freien Wähler im Landkreis Oberspreewald-Lausitz haben im Märzeinen neuen Vorstoß fürdas<br />

Kurzzeitparken auf dem <strong>Senftenberg</strong>erMarkt gewagt.Aber es bleibt tabu. VonTorsten Richter-Zippack<br />

Die Rechtslage ist eindeutig:<br />

Aufdem <strong>Senftenberg</strong>erMarktplatz<br />

dürfen Fahrzeugenur<br />

zum Be- oder Entladen<br />

halten. Stopps, um kleine<br />

oder große Besorgungen zu erledigen,<br />

sind indes tabu. So weit<br />

die Theorie. Denn die Praxis<br />

sieht andersaus. Täglich stellen<br />

Fahrzeugführer ihreAutos unberechtigt<br />

auf dem Markt ab.<br />

Geht es nach dem Willen der<br />

Freien Wähler OSL, könnte das<br />

Markt-Parkenkünftig legal werden.<br />

„Wir wollen dort mehrere<br />

Kurzzeitparkplätze einrichten“,<br />

sagte Fraktionsvorsitzende<br />

Christina Nicklisch im März gegenüber<br />

der Rundschau. Für<br />

zwei Stunden sollen die Leute<br />

ihreAutos in der gutenStube der<br />

Stadt abstellen können. „Wir<br />

wollen so Einheimische und<br />

Touristen in die Innenstadt locken<br />

und die dortigen Unternehmen<br />

unterstützen“, begründete<br />

die Kommunalpolitikerin.<br />

Immer wieder träten <strong>Senftenberg</strong>er<br />

mit genau diesem<br />

Wunsch an die Freien Wähler<br />

heran. Nicklisch schränkte ein,<br />

dass das Kurzzeitparken auf die<br />

vier Nicht-Markttage proWoche<br />

beschränkt bleiben sollte.<br />

Mit Bürgermeister Andreas<br />

Fredrich (SPD) hatten die Protagonisten<br />

umChristina Nicklisch<br />

schon einen Befürworter<br />

an ihrer Seite. „Das Thema beschäftigt<br />

uns bereits seit 25 Jahren.<br />

Damals wurde das Verkehrskonzept<br />

beschlossen. Ich<br />

schlageimmer noch vor, die AutosanMarkttagenzuverbannen,<br />

aber ansonsten können sie dort<br />

parken. Das wäre eine vernünftige<br />

Lösung, die allen hilft.“<br />

DasHaltenauf dem <strong>Senftenberg</strong>erMarktist nur zum Be-oder Entladen vonFahrzeugen gestattet.<br />

Ansonstenist es eine Ordnungswidrigkeit und wirdvon den Politessenentsprechend geahndet.<br />

Zugeparkte City befürchtet<br />

Ganz anderer Ansicht war hingegen<br />

Altbürgermeister und<br />

Stadtverordneter Klaus-Jürgen<br />

Graßhoff (CDU): „Warum sind<br />

wir Erholungsort geworden,<br />

wenn wir die Innenstadt zuparken?<br />

Wir haben genügend freie<br />

Stellflächen, beispielsweise im<br />

Parkhaus am Neumarkt und auf<br />

dem Neumarkt selbst.“ Tatsächlich<br />

wirdin<strong>Senftenberg</strong> fast alle<br />

Jahrewieder über das Markt-Parken<br />

diskutiert.<br />

Die bereits im Jahr 2011 avisierten<br />

39 Stellflächen auf der<br />

zentralen Fläche der Innenstadt<br />

sind bis heute nicht umgesetzt<br />

worden. Immer wieder ist das<br />

Vorhaben von einer Mehrheit<br />

der Stadtverordneten abgelehnt<br />

worden.<br />

In anderen Städten der Region<br />

hingegen ist das Abstellen der<br />

Autos auf den Marktplätzen<br />

durchaus erlaubt. Entsprechende<br />

Möglichkeiten gibt es unter<br />

anderen in Lauchhammer, Ruhland<br />

und Ortrand.<br />

Der Vorstoßder Freien Wähler<br />

OSL sollte inder Stadtver-<br />

FOTO: TORSTEN RICHTER-ZIPPACK<br />

ordnetenversammlung am<br />

1. April auf die Tagesordnung gesetzt<br />

werden. Sie blieben allerdings<br />

erfolglos. Parken auf dem<br />

<strong>Senftenberg</strong>er Markt wird auch<br />

künftig nicht gestattet. Eine<br />

Mehrheit der Stadtverordneten<br />

hatte gegen einen 18-monatigen<br />

Modell-Parkversuch, den die<br />

Freien Wähler angeregt hatten,<br />

gestimmt.<br />

Das Parkender Fahrzeugeauf<br />

dem <strong>Senftenberg</strong>erMarkt ist indes<br />

nicht das einzige Verkehrsproblem<br />

in der Seestadt. So beklagte<br />

die <strong>Senftenberg</strong>erin Heike<br />

Michalski dieRaserei der Autos<br />

inder Schmiedestraße. „Ich<br />

habe schonmehrfach erlebt, wie<br />

die dort fahrenden Autosdie älterenLeute<br />

einfach vonder Straße<br />

hupen. Manche erschrecken<br />

sich zu Tode.“ Bürgermeister<br />

Fredrich bezeichnete die Rasereials<br />

„rücksichtslos“. Er stellte<br />

klar,dassdie Innenstadtein verkehrsberuhigter<br />

Bereich sei und<br />

somit die Fußgänger Vorrang<br />

hätten. Da müsse die Polizei<br />

mehr hinschauen.<br />

Schlechter Straßenzustand<br />

Darüber hinaus beklagen Anwohner<br />

und Passanten den<br />

schlechten Zustand mancher<br />

Straßen im Altstadtkern.Sowürden<br />

in der Salzmarktstraße die<br />

mittigen Plattenwackeln, sobald<br />

Fahrzeuge darüber rollen. „Es<br />

gibt derzeit keine technische Lösung,<br />

die Platten dauerhaft zu<br />

befestigen“, bedauerte Fredrich<br />

im Frühjahr.<br />

Ampel wird<br />

überprüft<br />

Beiden Bürgern in der Kritik<br />

stand die Ampelanlage<br />

an der Kreuzung Steindamm/Grünstraße<br />

am<br />

<strong>Senftenberg</strong>erAmtsgericht.<br />

Zu lange Rotphasensowohl<br />

für Fußgänger als auch für<br />

Autofahrer wurden beklagt.<br />

Der<strong>Senftenberg</strong>erThomas<br />

Freund brachteesimMärz<br />

wie folgtauf denPunkt:<br />

„Der Verkehr regelt sich dort<br />

am besten, wenn die Ampel<br />

ausgeschaltet ist.“BürgermeisterAndreasFredrich<br />

versprach, dasProblem<br />

zeitnah zu prüfenund gegebenenfalls<br />

Veränderungen<br />

vornehmenzulassen.<br />

Corona-Teststelle am Klinikum<br />

In der Calauer Straße 3in<strong>Senftenberg</strong>, dem ehemaligen Verwaltungsgebäudeder<br />

Klinikum Niederlausitz GmbH, werden Patienten<br />

aus der Region im begründetenVerdachtsfallauf das Coronavirus<br />

getestet.<br />

Foto:KlinikumNiederlausitz GmbH/Steffen Rasche<br />

Nachdem ein 62-jähriger Mann<br />

aus Lübbenaupositivauf das Coronavirus<br />

getestet wurde, richtete<br />

dasKlinikum Niederlausitz<br />

in <strong>Senftenberg</strong> im MärzeineAußenstelle<br />

für Coronatests ein. Im<br />

ehemaligen Verwaltungsgebäude<br />

an der Calauer Straße 3sollen<br />

Patienten imbegründeten<br />

Verdachtsfall auf das Virus getestet<br />

werden. Damit will das<br />

Klinikum verhindern, dass die<br />

Abläufe in der Notaufnahme<br />

durch ein vermehrtes Aufkommen<br />

vonPatienten, die Sorge haben,<br />

sich mit dem Virus angesteckt<br />

zu haben, übermäßig belastet<br />

werden. Werden Test machen<br />

lassen möchte, soll sich<br />

dafür vorab beim örtlichen Gesundheitsamt<br />

des Landkreises<br />

Oberspreewald-Lausitz anmelden,<br />

hieß es dazu zum Beginn<br />

der Pandemie. Beistarken Symptomen<br />

mit Atemnot wurdeum<br />

Anmeldung in der Notaufnahme<br />

des Klinikums Niederlausitz gebeten.<br />

Undsowar das Prozederezu<br />

diesem Zeitpunkt: Werzum vereinbarten<br />

Termin kommt, fährt<br />

durch die geöffneteSchrankebis<br />

vors Gebäude und wartet im<br />

Auto.Das medizinischeFachpersonal<br />

testet die Patienten nach<br />

Möglichkeit direkt im Auto<br />

durch einen Abstrich der<br />

Schleimhäute in Nase und Rachen.<br />

Damit solle vermieden<br />

werden, dass sich gesunde Personen<br />

im Wartebereich anstecken.<br />

Das Testergebnis liege in<br />

24 bis 48 Stunden vor. Bisesvorliegt,<br />

sollten Betroffene Quarantäne<br />

einhalten.<br />

red/ts


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 9<br />

Langes Ringen um<br />

Bagger-Schicksal<br />

Streitfall DasSchicksaldes vorsich hin rostenden Schaufelradbaggers„BlauesWunder“ sollteimLaufedes<br />

Jahres entschieden werden. <strong>Senftenberg</strong>, Großräschen und Schipkau arbeiten daran. VonAndrea Budich<br />

Sein oder Nichtsein.<br />

Denkmal oder<br />

Schrott. Das sind die<br />

Fragen, die seit Monaten<br />

rund um Hörlitz<br />

die Luft brennen lassen und<br />

so manchem alten Bergmann die<br />

Tränen in die Augentreiben. Der<br />

Rauch um den explosiven Zoff<br />

um das Schicksal des Schaufelradbaggers<br />

hat sich auch im<br />

März nicht gelegt.<br />

Die drei Eigentümer-Kommunen<br />

Großräschen, <strong>Senftenberg</strong><br />

und Schipkau wollen den stählernen<br />

Zeitzeugen loswerden.<br />

Siehaben bei der UnterenDenkmalschutzbehördedes<br />

Landkreises<br />

Oberspreewald-Lausitz einen<br />

Abbruchantrag gestellt.<br />

Brandenburgs Denkmalschützer<br />

indes haben, nachdem der Bagger-Zoff<br />

öffentlich wurde, den DasSchicksaldes „Blauen Wunders“ sollteindiesemJahrbesiegelt werden.Für die drei Eigentümer-<br />

Koloss imVorjahr ganz schnell Kommunen istder Stahlriese Sicherheitsrisikound Kostenfaktorzugleich. FürBrandenburgs Denkmalschützer<br />

indesist der Bagger ein industrietechnischer Leuchtturm der Lausitz. Foto:SteffenRasche<br />

auf dieBrandenburgerDenkmalliste<br />

gesetzt und damit Tatsachen<br />

geschaffen.<br />

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Kommunen wollen Abbruch<br />

Im verminten Spannungsfeld<br />

rund umdas „Blaue Wunder“<br />

hatte es Anfang März eine erneute<br />

Abstimmungsrunde mit<br />

Landrat SiegurdHeinze(parteilos),<br />

der Unteren Denkmalschutzbehörde<br />

und den Bürgermeistern<br />

aus Schipkau, Großräschen<br />

und <strong>Senftenberg</strong>gegeben.<br />

Überden Abbruchantrag der Eigentümer-Kommunen<br />

konnte<br />

bisher nicht entschieden werden,weil<br />

noch nicht alle notwendigen<br />

Unterlagen vorlagen. Das<br />

bestätigte der Leiter des Büros<br />

des Landrats, Stephan Hornak.<br />

Die Schicksalsfrage„Denkmal<br />

Streit um Denkmalschutz<br />

Das3000 Tonnen schwere<br />

Arbeitsgerät ausStahl ist<br />

1964 im Schwermaschinenwerk<br />

Lauchhammer hergestellt worden.<br />

oder Schrott?“ sollte aber laut<br />

Hornak noch in diesem Jahr<br />

beantwortet werden, sagteerdamals.<br />

Ziel sei es, das Verfahren<br />

<strong>2020</strong> abzuschließen.<br />

Das Machtwort soll nicht weit<br />

wegvom SchussinPotsdam fallen,<br />

sondern nur einen Steinwurf<br />

entfernt vomSchauplatz in <strong>Senftenberg</strong>.<br />

Landrat Heinzekommt<br />

dasletzte Wort im Bagger-Streit<br />

zu.Denn dem Landkreis als Trägerdes<br />

Denkmalschutzes obliegt<br />

der Umgang mit dem Denkmal.<br />

„Alle Gründe für einen möglichen<br />

Abriss sind inder Denkmalschutzbehördedes<br />

Landkreises<br />

zu prüfen und abzuwägen,<br />

bevor es zur Entscheidung<br />

kommt“, hieß es dazu aus dem<br />

DerSchaufelradbagger SRs<br />

1500 istein besonderes Symbolfür<br />

den Strukturwandel.Der<br />

50 MeterhoheTagebauriese<br />

wareinst im Vorschnittander<br />

Zerstörung derLausitzer Landschaftbeteiligt.<br />

Später,von<br />

1999 bis 2002, warerinder Sanierung<br />

der Meuroer Grube eingesetzt<br />

undander Geländeprofilierung<br />

desGroßräschener<br />

Sees beteiligt. Seit 2003thront<br />

der Bagger unweit desLausitzringes<br />

in derBergbaufolgelandschaft.<br />

Im Vertragüberdie Zukunft<br />

desBaggers alsLandmarkeam<br />

Lausitzring (2002/2003) gibt<br />

es keine fest definierteZeitbegrenzung<br />

zur verbleibenden Lebenszeit<br />

desGerätes.Ursprünglich<br />

warenvon derEigentümergemeinschaft15bis<br />

20 Jahreangegeben worden.<br />

DieBezeichnung „Blaues<br />

Wunder“ hatder Schaufelradbagger<br />

wegenseineshellblauen<br />

Korrosionsanstriches. Mit<br />

am besten istervom Hörlitzer<br />

Aussichtsturm zu sehen.<br />

Landesamt für Denkmalpflege.<br />

Wenn die Entscheidung zum<br />

Bagger-Schicksal in <strong>Senftenberg</strong><br />

gefallen ist, wird das Brandenburgische<br />

Landesamt für Denkmalpflege<br />

ineinem Votum entweder<br />

dem Abriss zustimmen<br />

oder für den Erhalt des Denkmals<br />

plädieren. Liegen die beiden<br />

Abschluss-Beurteilungen<br />

zum Bagger auseinander und<br />

gibt es kein Benehmen, dann<br />

wird der Hörlitzer Stahlgigant<br />

ein Fall für die Oberste Denkmalschutzbehörde.<br />

Gutachtenauf dem Tisch<br />

Ein Ende des Bagger-Gezerres<br />

zeichnetesich im März nicht ab.<br />

Das Ergebniswar ohnehinoffen.<br />

Wasdie drei Eigentümer-Kommunen<br />

unruhig werden ließ.<br />

Denn ein Erhalt des von ihnen<br />

vor 17Jahren geretteten Schaufelradbaggersals<br />

Relikt der Lausitzer<br />

Braunkohleära ist für sie<br />

bisheute keine Option mehr.Sie<br />

wollen den Bagger möglichst<br />

schnell von der Bildfläche verschwinden<br />

lassen. Ihr Vorstoß<br />

wird von einem Gutachten gestützt<br />

–das allerdings von den<br />

drei Kommunen selbst beauftragt<br />

wurde. Selbiges kommt zu<br />

dem Schluss, dass der Bagger<br />

aufgrund der Durchrostung und<br />

Schäden durch Vandalismus<br />

eine Gefahr für die Allgemeinheit<br />

darstelle. „Das sind Behauptungen,<br />

die bisher nicht ausreichend<br />

begründet sind“, hieß es<br />

dazu aus dem Landesamt für<br />

Denkmalpflege.<br />

Neujahresgrüße desBürgermeisters<br />

Für Brandenburgs Denkmalschützer<br />

ist der Bagger als herausragendes<br />

Denkmal der Technik-<br />

und Wirtschaftsgeschichte<br />

schützenswert. Zweifel an der<br />

Standsicherheit des Tagebaugroßgerätes<br />

gibt esnicht. „Er<br />

wird nochin300 Jahren stehen“,<br />

hatte Brandenburgs technischer<br />

Denkmalpfleger Dr. Matthias<br />

Baxmann beieinemVor-Ort-Termin<br />

in Hörlitz erklärt.<br />

Zaun hält Vandalen nicht ab<br />

Die Eigentümer-Kommunen<br />

warfen indes ein unkalkulierbares<br />

Kosten- und Sicherheitsrisiko<br />

ins Feld, weil sichUnbekannte<br />

trotz Verbotsschildern und<br />

Einzäunung immer wieder Zutritt<br />

zum Bagger verschafft und<br />

sich damit in Lebensgefahr begeben<br />

hatten. Der zwei Meter<br />

hohe Zaun ist nicht geeignet,<br />

Vandalen ernsthaft abzuhalten.<br />

Liebe Leserinnenund Leser,<br />

welchesResümee kann man<br />

am Ende einesJahres ziehen,<br />

wieesdas Jahr <strong>2020</strong> war?<br />

Es istdie Gewissheit,dass es<br />

in Schwarzheide sehr viele<br />

Bürger*innen gibt,die in<br />

außergewöhnlichen Zeiten<br />

zusammenstehen, die gemeinsam<br />

undkreativnach<br />

Alternativlösungen fürdie<br />

Umsetzungvon Vorhaben<br />

aller Artgesucht unddiese mit viel Herzblut umgesetzt<br />

haben. Ob Ehrenamtliche, Verantwortungsträger in<br />

unterschiedlichen Positionen, Kleinunternehmer oder<br />

große Firmenchefs. Ichnehme den Stolzauf meine Stadt<br />

Schwarzheide undauf meine Bürgerinnen undBürger mit<br />

in ein hoffnungsvollesneuesJahr.<br />

Ichfreue michauf einen neuen Anfang im Jahr 2021.Ich<br />

freue michauf dasZusammensein mit der Familie, mit<br />

Eltern, Großeltern undKindern –der ganzen Familie eben.<br />

Ichfreue michauf schöne Stunden mit Freunden, auf ein<br />

gemütlichesEssen bei einem Glas Wein im Restaurant.<br />

Und ichpersönlichnehme ausdem Jahr <strong>2020</strong> dasBewusstsein<br />

mit,dass mansichmehr Zeit fürdie Dinge im<br />

Leben nehmen sollte,die wirklichwichtig sind.Ich freue<br />

mich auf ein unvergesslichesFest anlässlichdes 600jährigen<br />

Jubiläums vonNaundorfimJuni2021.VieleAkteure<br />

arbeiten an den Vorbereitungen. Ichbedanke michbei allen,<br />

die mithelfen undwünsche ihnen undallen Leser*innen,<br />

dass wiruns vondem, wasuns <strong>2020</strong> zwischenmenschlichgetrennt<br />

hat, wieder befreien werden!<br />

ChristophSchmidt<br />

Bürgermeister<br />

[Wohnen |Wissen |Wirtschaft]


10<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Lausitzer Lauf-Papst<br />

kämpft gegenden Ruin<br />

Corona-Pandemie Derfür Mitte März geplanteelfte Schneeglöckchenlauf in Ortrand fällt wegender Corona-Krise<br />

aus. FürCheforganisatorHans-Joachim Weidner geht es um die Existenz. VonJan Augustin und Julia Siebrecht<br />

Eswar schon alles angerichtet<br />

für die elfte<br />

Auflage des Schneeglöckchenlaufes<br />

in<br />

Ortrand und den erwarteten<br />

Teilnehmerrekord:<br />

5000 Schneeglöckchen-Medaillen<br />

waren bestellt und bezahlt,<br />

Absperrgitter, Schilder,Dixi-Toiletten,<br />

Verpflegung und Zeitmessung<br />

warenorganisiert. „Das war<br />

ein Jahr lang arbeiten für umsonst“,<br />

fasste Cheforganisator<br />

Hans-Joachim Weidnernach der<br />

angeordneten Absageder Veranstaltung<br />

zusammen. Der 62-Jährige<br />

aus dem südbrandenburgischen<br />

Hohenbocka stand nun<br />

vor dem Ruin. „Es geht um die<br />

Existenz des Vereins.“ Und damit<br />

um seine. Denn Weidner ist<br />

Vorsitzender des Vereins LausitzerSportevents.<br />

Er haftetdamit,<br />

anders als etwa bei einer GmbH,<br />

persönlich.<br />

Verein hofftauf Staatsfonds<br />

Es geht um viel Geld. Allein die<br />

Medaillen hatten35000 Eurogekostet.<br />

Verbindlichkeiten für<br />

Verträge und weitere Aufwendungen<br />

summierten sich auf insgesamt<br />

62 000 Euro.„Solche hohen<br />

Summen steckt man als Verein<br />

nicht einfach weg“, erklärte<br />

Weidner gegenüber der Rundschau.<br />

Das ist auch der Grund, warum<br />

er den Lauf nicht vonselbst<br />

abgesagt hat. „Wir haben die<br />

Anzeigen<br />

Unternehmensgruppe Hoika<br />

Sie haben Interesse aneinem gut bezahlten Job?<br />

Wir suchen (m/w/d):<br />

➢Glas- u.Gebäudereiniger<br />

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Wir bieten Ihnen übertarifliche Bezahlung und ein gutes Arbeitsklima.<br />

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oder kehl.sfb@web.de,☎ 03573 -798427<br />

Fassaden- und<br />

Trockenbau<br />

Gerald Fey<br />

Hans-Joachim Weidner istCheforganisator vonSchneeglöckchenlauf und Spreewald-Marathon.<br />

FEY<br />

Wir wünschen allen Kunden und Geschäftspartnern<br />

ein gesundes neues Jahr!<br />

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01945 Ruhland<br />

Rechtsauffassung, wer absagt,<br />

musseigentlich auch bezahlen.“<br />

Der Veranstalter hatte zu diesem<br />

Zeitpunkt die Hoffnung, dass er<br />

voneinem vomStaat eingerichteten<br />

Rettungsfonds profitieren<br />

kann, „um überleben zu können“.<br />

Lausitzer Sportevents ist<br />

zwar ein Verein, mittlerweile<br />

aber auch ein Arbeitgeber geworden.<br />

Für den Schneeglöckchenlauf<br />

waren sechs Mitarbeiter,<br />

hauptsächlich für die Zeitmessung,<br />

geplant.<br />

Verständnis für die erlassene<br />

Allgemeinverfügung hatte Weidner<br />

grundsätzlich. Er gehöre in<br />

seinem Alter ja selbst zur Risikogruppe.<br />

„So sehr die Vorfreude<br />

auf den elften Schneeglöckchenlauf<br />

auch war, somüssen<br />

die Ausbreitung und das Risiko<br />

einer Ansteckung mit dem Coronavirus<br />

minimiert werden.“<br />

Trotzdem, der 62-Jährige verhehlteseinen<br />

Ärgerüber die Politik<br />

nicht. Diese habe mit verkehrten<br />

Entscheidungen schon<br />

vorWochen versagt. „Wir brauchen<br />

Rechtssicherheit“, forderte<br />

Weidner.<br />

„Einen schlimmeren Freitag,<br />

den 13., kann es nicht geben“,<br />

sagteHans-Joachim Weidneram<br />

Tagder Absage. Der Lausitzer<br />

Lauf-Papst hatte noch bis zuletzt<br />

gekämpft und gehofft, dass ab<br />

Freitag, 20.März, das dreitägige<br />

Sportfest in Ortrand stattfinden<br />

kann. „Es bringt aber nichts,<br />

wenn Ämter nur nach reinen<br />

Zahlen schauen und nicht nach<br />

Inhalten, Strukturen und Programmabläufen.<br />

Leider hat uns<br />

kein Amt von sich aus kontaktiertund<br />

UnterstützungoderLösungenangeboten“,<br />

sagteerenttäuscht.<br />

Weidner betonte, dass zwar<br />

mit geschätzten 5000 Läufern,<br />

Walkern und Radfahrern viele<br />

Sportler erwartet wurden. Allerdingshättensich<br />

dieTeilnehmer<br />

auf drei Tage mit 18 Wettbewerben<br />

verteilt. Beabsichtigt war,<br />

die Kontaktmöglichkeiten auf<br />

das Äußerstezuminimieren. Die<br />

Pulsnitzhalle sollte nur als Materiallager<br />

genutzt werden. Ohnehin<br />

sollte soviel wie möglich<br />

im Freien stattfinden. Geplant<br />

warengeänderteStartzeiten und<br />

der Verzicht auf die Zeitnahme<br />

sowie die Ausgabe der Starternummern.<br />

Auch Siegerehrungen<br />

sollten ausfallen.<br />

Die Allgemeinverfügungen<br />

hatte der Landkreis Oberspreewald-Lausitz<br />

mit sofortiger Wirkung<br />

erlassen. Demnach waren<br />

Auch für denSpreewald-Marathon<br />

vom16. bis<br />

19. April hatte Cheforganisator<br />

Hans-Joachim Weidner zu diesemZeitpunktnur<br />

noch ganz<br />

wenig Hoffnung.Bis dahin hattensich<br />

etwa 11 000Teilnehmerangemeldet.Weidner<br />

erhielt<br />

aber auch mehrereAbsagenvon<br />

Sportlern. Die Verunsicherung<br />

seinichtnur bei den<br />

Teilnehmern, sondern auch bei<br />

zu diesem Zeitpunkt Großveranstaltungen<br />

ab einer Teilnehmerzahl<br />

von 1000 Menschen untersagt.<br />

Veranstaltungen mit mindestens<br />

100Teilnehmenden<br />

mussten den Kreisbehörden<br />

schriftlich oderelektronisch per<br />

E-Mail angezeigt werden. Die<br />

Kreisverwaltung appellierte<br />

hierbei auch an das Verantwortungsbewusstsein<br />

der Veranstalter<br />

und der Besucher.<br />

Aktuell organisieren fünf Mitarbeiter<br />

vom Verein Lausitzer<br />

Sportevents und dem Spreewald-Marathon-Verein<br />

mehr als<br />

zehn Sportveranstaltungen in<br />

derLausitz für das bevorstehende<br />

Jahr 2021. „Wir arbeiten mit<br />

großer Sorgfalt daran, alle Veranstaltungen<br />

so zu planen, dass<br />

sie auch in der Corona-Pandemie<br />

für die Teilnehmer sicher<br />

sind“, so Hans-JoachimWeidner<br />

im November gegenüber der<br />

Rundschau. „Wenn man von<br />

7bis 20 Uhr Sportler einzeln<br />

FOTO: STEFFEN RASCHE<br />

Absageauchfür<br />

denSpreewald-Marathon<br />

oder in kleinen Gruppen starten<br />

lässt, dann können problemlos<br />

2000 Sportler eine Veranstaltung<br />

besuchen, ohne dasssie jemals<br />

Kontakt zueinander hatten.“<br />

Erfolgreich umgesetzt habe<br />

man das in diesem Jahr beim<br />

Seenland 100 inGroßräschen.<br />

Neuer Anlauf für Marathon<br />

Auch für den Spreewald-Marathon,der<br />

im nächsten April stattfinden<br />

soll, hat das Organisationsteam<br />

einen Zeitplan und ein<br />

umfangreiches Hygienekonzept<br />

entwickelt. „Unser Anliegen ist<br />

es,die örtlichen Behördenindie<br />

Planungen frühzeitig mit einzubeziehen<br />

und so gemeinsam an<br />

einem Konzept zu arbeiten, das<br />

den Spreewald-Marathon im<br />

Jahr 2021 wieder möglich<br />

macht“, so der Vereinsvorsitzende<br />

Weidner.<br />

den vielen ehrenamtlichen Helfern<br />

groß.„Es macht eigentlich<br />

keinenSinn mehr, ihn durchzuführen“,<br />

sagteWeidner damals.<br />

Dann gabesdoch dieoffizielle<br />

Absage.Die finanziellen Folgen<br />

seien noch dramatischer als<br />

beim Schneeglöckchenlauf.<br />

„Hier geht es um<br />

300 000 Euro“, sagteCheforganisator<br />

Weidner.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 11<br />

Nachbarschaftshilfe<br />

im Netz organisiert<br />

Solidarität Die <strong>Senftenberg</strong>erin Maria Meschkat hat im Frühjahr eine Internetseiteentwickelt,die Helfer und<br />

Hilfesuchendezusammenführt.Gerade in Corona-Zeiten seiSolidarität wichtig, sagt sie. VonAenni Meißner<br />

Jede einzelne selbstlose<br />

Handlung, die nicht auf<br />

Geld, Ruhm oder Ehre<br />

aus ist, beeindruckt mich<br />

zutiefst“, das hat Maria<br />

Meschkat aus <strong>Senftenberg</strong> im<br />

Aprildes Corona-Jahres <strong>2020</strong> gesagt.<br />

Das könne der Junge von<br />

nebenan sein, der einen Nachbarschaftsflyerausdruckt<br />

und im<br />

Flur aufhängt, oder die alleinerziehende<br />

Mutter, die für die<br />

Nachbarin einkauft; die Verkäuferinnen<br />

im Supermarkt, die<br />

trotz angespannter Situation<br />

noch lächeln, die Schwestern,<br />

Pfleger, Ärzte, Polizisten.<br />

Mit interaktiver Karte<br />

Die 38-jährige <strong>Senftenberg</strong>erin<br />

hatte gemeinsam mit dem Cottbuser<br />

Christian Mewesdie Website<br />

brandenburghilft.de ins Leben<br />

gerufen. Eine Plattform, die<br />

Helfer und Hilfesuchende zusammenführt.<br />

„Auf einer interaktiven<br />

Karte können sich<br />

Hilfesuchende und Helfer eintragen.<br />

Die Zahl der registriertenHelfer<br />

steigt täglich“, berichtete<br />

Maria Meschkat. Erst im<br />

März online gegangen, bestand<br />

das Netzwerk bereits im April<br />

aus fast 700Personen. „Ich denke,<br />

sogar noch interessanter ist,<br />

dass die letzte Vernetzung von<br />

Suchendemund Helfendem binnen<br />

einer Stunde erfolgt ist“,<br />

sagte Christian Mewes.<br />

„Was die Helfer und Unterstützer<br />

speziell in unserem Kreis<br />

OSL betrifft, muss ich sagen,<br />

läuft es ein wenig zaghaft“,<br />

schätzte Maria Meschkat im<br />

April ein. Doch sie habe tolle<br />

Menschen kennengelernt, die<br />

Projekte ins Leben gerufen haben,<br />

die einfach unglaublich seien.Sozum<br />

Beispiel den Betreuer<br />

Martin, der in einem <strong>Senftenberg</strong>er<br />

Pflegeheim arbeitet und<br />

Bands dazu aufrief, vor dem<br />

Heim zu spielen. Das Kulturstream-Studio<br />

Hörlitz konnte<br />

den Rockmusiker Stefan Krähe<br />

für die Aktion gewinnen,der ein<br />

Konzert auf dem Parkplatz gab.<br />

Solidarität -Gebot der Stunde<br />

Die Idee,Nachbarschaftshilfe zu<br />

fördern, hatte Maria Meschkat<br />

schon lange. Im Februar setzte<br />

sie diese dann mit einer Facebook-Gruppe<br />

in die Tatum. „Die<br />

Nachfrage war schnell daund<br />

auch der Zuspruch. So,als ob jeder<br />

darauf gewartet hat“, sagte<br />

die <strong>Senftenberg</strong>erin. Corona<br />

spieltedabei keine Rolle. „Es ist<br />

Maria Meschkat hat eine Internetseite für Nachbarschaftshilfein<br />

Corona-Zeiten ins Leben gerufen.<br />

Foto:Armando Meschkat<br />

Brandenburghält zusammen<br />

Seit Beginn der Corona-Krise<br />

sindSolidaritätund Hilfsbereitschaftunter<br />

den Menschen<br />

groß.Verschiedene Angebote<br />

sollen sowohl Privatpersonen<br />

als auchUnternehmen durch<br />

die Krisebringen. Die Website<br />

brandenburghilft.de istein Projekt<br />

derbrandenburgischen<br />

Tourismuswirtschaft. Aufder<br />

derGedankesolidarischenHandelns,<br />

der, wie ich finde, leider<br />

sehr leise geworden ist“, bedauerte<br />

sie. Doch bei der Facebook-Seitewolltesie<br />

es nicht belassen.<br />

„In der Cottbuser Nachbarschaftshilfe-Gruppe<br />

traf ich<br />

auf Christian Mewes und Claudia<br />

Eckert. Christian war schon<br />

am Entwickeln einer Website,<br />

Internetseitekönnen Gutscheine<br />

unter anderemfür Geschäfte<br />

und Restaurantsaus derRegion<br />

gekauftwerden. So können<br />

Unternehmenindieser<br />

schwierigenZeit finanziellunterstützt<br />

werden. Die Gutscheine<br />

können eingelöst werden,<br />

sobald die Lädenwieder<br />

geöffnetsind.<br />

und ohne esrichtig greifen zu<br />

können, fanden wir uns alsbald<br />

im Chat wieder und tauschten<br />

Ideen, Ansichten und Wissen<br />

aus. So ergab essich, dass nach<br />

nicht ganz 48 Stunden mit<br />

wenig Schlaf, aber viel Kaffee<br />

www.brandenburghilft.de entstand“,<br />

erzählteMaria Meschkat<br />

der Rundschau.<br />

Das Informationsportal bündelt<br />

alle Angeboteder Regionen<br />

und Städte.Sosollen Helfer und<br />

Hilfesuchende zusammengebracht<br />

werden. „Wir dürfen<br />

nicht vergessen, was Solidarität<br />

heißt.Jetztinder Krise,abervor<br />

allem auch danach. Und dabei<br />

muss nicht immer alles mit Geld<br />

abgegolten werden. Es ist doch<br />

viel schöner, jemandem ein Lächeln<br />

zu entlocken, weil man<br />

ihm gerade geholfen hat“, ist sich<br />

die Dozentin für Deutsch als<br />

Fremdsprache sicher.<br />

Veränderte Gesellschaft<br />

Diese Genugtuung kennt sie<br />

selbst auch. Seit Beginn der Corona-Kriseerledigt<br />

sie für Nachbarn<br />

Einkäufe. „Ich habe auch einigeNachbarn,<br />

die mir am Herzenliegen,<br />

meine Hilfedirekt angeboten.<br />

Nicht jeder sahaber die<br />

Notwendigkeit dafür“, sagtesie.<br />

Anzeige<br />

Durch die Corona-Krise hättendie<br />

Menschenwieder zusammengefunden,<br />

sagte sie. „Nicht<br />

nur die Hilfsbereitschaftist größergeworden,<br />

sondern auch die<br />

Bereitschaft, Hilfe anzunehmen“,<br />

war sie sich im Gespräch<br />

mit der Rundschau sicher. Sie<br />

hofft, dass dies ein Zustand ist,<br />

der Bestand haben wird.<br />

So wie ihre Webseite brandenburghilft.de.<br />

„Die Website<br />

und die dazugehörige Facebook-Seite<br />

bedient ja kein einmaliges<br />

Phänomen“, erklärtesie.<br />

Und Christian Mewes ergänzte:<br />

„Themen wie Einsamkeit, Immobilität,<br />

Armut oder einfach<br />

fehlende Möglichkeiten haben<br />

vorCorona bestanden und werden<br />

fortbestehen.“ Es sei nun an<br />

uns, dies als Aufgabe für uns zu<br />

erkennenund auch überdie Krise<br />

hinaus diese Themen mit Solidarität<br />

zu bekämpfen.<br />

Liebe Einwohnerinnen<br />

und Einwohner derStadt Lauchhammer,<br />

die Gesellschaft für deutsche<br />

Sprache wählte „Corona-Pandemie“<br />

zum Wort des Jahres<br />

<strong>2020</strong>. Ausgewählt werden dafür<br />

Begriffe, die die öffentliche<br />

Diskussion des betreffenden<br />

Jahres besonders bestimmt<br />

haben, die für wichtige Themen<br />

stehen oder sonst als charakteristisch<br />

erscheinen. Diese Pandemie<br />

veränderte unser gesellschaftliches<br />

Zusammenleben<br />

tatsächlich auf dramatische Art<br />

und Weise. Nach einem harten<br />

Lockdown im Frühjahr mit relativgeringen<br />

FallzahlenimLandkreis<br />

OSL folgte eine schwere<br />

2. Welle imHerbst und Winter.<br />

Bitte halten Sie sich andie erlassenen<br />

Verfügungen und Regelungen.<br />

Nur durch die Solidarität<br />

aller Mitmenschen werden<br />

wir das neuartige Coronavirus<br />

besiegen.<br />

Das Jahr <strong>2020</strong> hatte aber auch<br />

schöne Momente. Ich denke<br />

gern andie zum Tag der deutschen<br />

Einheit nachgeholte Feier<br />

zum 65.Jubiläum unserer<br />

Parkeisenbahn imSchlosspark<br />

Lauchhammer-West zurück.<br />

Ein herzliches Dankeschön an<br />

die engagierten Betreiber vom<br />

Traditionsverein Braunkohle<br />

Lauchhammer.<br />

Der im Herbst beschlossene<br />

Doppelhaushalt der Stadt<br />

Lauchhammer erfüllt mich für<br />

2021 mit Zuversicht. Wir werden<br />

3,25 Mio. Euro in Stadtumbau<br />

und Stadtentwicklung<br />

investieren. Für die Digitalisierung<br />

der Schulen stehen für<br />

die nächsten 2 Jahre über 2<br />

Mio. Euro zur Verfügung. Einen<br />

weiteren Schwerpunkt wird der<br />

Straßenbau bilden.<br />

Ich wünsche allen Leserinnen<br />

und Lesern ein gesundes neues<br />

Jahr in der Hoffnung, dass das<br />

Wort desJahres <strong>2020</strong> „Corona-<br />

Pandemie“ bald anBrisanz und<br />

Bedeutung verliert.<br />

IhrBürgermeister<br />

Roland Pohlenz<br />

–Anzeige –


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Seestadt Großräschen<br />

Ein ungewöhnliches Jahr<br />

für Großräschen!<br />

Großräschener Strand<br />

Entwicklung am<br />

Großräschener See<br />

Der Strand ist bereits gut erkennbar,<br />

auch der Radrundweg<br />

soll bald folgen. Für eine<br />

aktive Nutzung des Großräschener<br />

Sees fehlen aktuell<br />

die Genehmigung und das<br />

Wasser. Durch die anhaltende<br />

Aus Liebe<br />

zum Quartier<br />

Trockenheit<br />

sinkt<br />

der<br />

Wasserstand.<br />

Wir haben ein vielversprechendes<br />

Projekt für den<br />

Strukturwandel inder Lausitz<br />

entwickelt, den „IBA-<br />

Terrassen-Campus“. Eine<br />

Touristinformation wird die<br />

dringend notwendigen barrierefreien<br />

öffentlichen<br />

Toiletten beherbergen. In<br />

der Nähe des Lehrbauhofes<br />

soll sich das Innovative<br />

Lernzentrum Lausitz<br />

entwickeln.<br />

Quartiersmanagerin Karin<br />

Krüger hat mit Mitteln des<br />

Förderprogrammes Soziale<br />

Stadt folgende Projekte umgesetzt:<br />

Garten der Kinder,<br />

Streetballfläche, Bepflanzung<br />

in Stadtwappenfarben, Freizeitkalender,<br />

Frühjahrsblühen<br />

2021, Luftballons zur Wiedereröffnung der Spielplätze, Obstbaumpflanzaktion<br />

und Adventsschmuckwettbewerb. Der QuartierstreffimGebäude<br />

desSportvereinsist fast fertig.Das Förderprogramm<br />

BIWAQ hat an der Wilhelm-Pieck-Straße die Nachbarschaftswerkstatt<br />

eröffnet und viele Projektideen entwickelt. Alle<br />

die sich in derKreativwerkstatt,beim Fahrräder undMöbel reparieren,<br />

in der Holzwerkstatt, beim Nähen oder bei Gartenarbeit<br />

ausprobieren möchten, sind herzlich willkommen. Fachkundige<br />

Anleitunggibtesvor Ort.<br />

Eröffnung Spielplätze<br />

Rückbau<br />

Fürein schönes Wohnumfeld<br />

ist ein Abriss nicht immer zu<br />

vermeiden. Auf der Fläche<br />

des ehemaligen HO in der<br />

Rubensstraße wurden Blumenund<br />

Gräserangesätsowiedie<br />

Straße undGehwege<br />

saniert. Der marode Markt an der Wilhelm-Pieck-<br />

Straße ist verschwunden. Bei dem <strong>2020</strong> geplanten Abriss<br />

der ehemaligen Klinkerwerksverwaltung imGewerbegebiet<br />

„Woschkower Weg“ warten wir seit längerem auf den Fördermittelbescheid.<br />

Wirtschaft<br />

Die Gastronomen, Geschäfteund<br />

Dienstleister<br />

kämpfen mit den<br />

finanziellen Auswirkungen<br />

der Corona-<br />

Krise. Für<strong>2020</strong>erwartenwir<br />

für800.000 €<br />

weniger Steuereinnahmen<br />

als im Vorjahr, auch 2021<br />

rechnen wir mit Mindereinnahmen.<br />

Die betroffenen<br />

Unternehmen und Kommunen<br />

hoffen auf die Hilfsprogramme<br />

des Bundes. Aber<br />

es gibt auch positive Entwicklungen.<br />

Im Gewerbegebiet<br />

„Am Räschener Laug“<br />

entstehen zwei neue Hallen.<br />

Die Firma ALTRAD ist be-<br />

Baustellen Nordstadt<br />

und Malerviertel<br />

Abriss Markt W.-P.-Str.<br />

Gewerbegebiet Woschkower Weg<br />

reits in die Halle<br />

auf dem Erweiterungsgebiet<br />

„Industrie- und Gewerbegebiet<br />

Woschkower Weg“<br />

eingezogen und wird hier<br />

mit modernen Anlagen neue<br />

Produkte fürdas firmeneigene<br />

Gerüstsystem herstellen.<br />

Mit Fördermitteln möchten<br />

wir2021unser „Kohleersatz-<br />

Industriegebiet“ fit für die<br />

Zukunftmachen.<br />

Der Liebermannpark wird derzeit<br />

gebaut. Bei einer Coronagerechten<br />

Bürgerbeteiligung<br />

haben die Großräschener digital<br />

für ihren Malerspielplatz abgestimmt<br />

undVorschlägeeingereicht, die in derPlanung berücksichtigt<br />

wurden. An der Wilhelm-Pieck-Straße, gegenüber dem DRK<br />

Seniorenwohnpark entstehen ein Parkplatz und ein Fußweg.<br />

In Richtung Altdöbern wird der Lückenschluss zum Radweg<br />

gebaut.<br />

Entwurf für denMaler-Spielplatz<br />

Alles Gute für 2021!


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Garten der Kinder<br />

in der Nordstadt<br />

5. September Drachenfest<br />

Nur das Großräschener Drachenfest<br />

Corona bestimmte das Jahr <strong>2020</strong>. Die Einschränkungen<br />

waren undsindzum Schutzvon uns allentrotzdemnötig. Unser<br />

verschobenesStadtfest zu „650 JahreErsterwähnung“hoffen<br />

wir nachfeiern zu können. Alle unsere Weihnachtsveranstaltungen,<br />

vieleFesteinden Dörfern undKonzerteimKurmärker<br />

mussten abgesagt werden. Die etwas entspanntere Situation<br />

im Sommer haben wir für ein Corona-Gerechtes Drachenfest<br />

genutzt. Auch die IBA-Terrassen und unsere Gastronomen<br />

haben in dieserZeit mit„Abstand“erfolgreicheEventskreiert.<br />

Stern ander Kita Saalhausen<br />

Kinder, Kinder<br />

<strong>2020</strong> haben wir Fördermittel<br />

für einen Ersatzneubau für<br />

die AWO-Kita Spatzennest in<br />

der Nordstadt genehmigt bekommen.<br />

Im Haus Kunterbunt<br />

entwickeln die Kinder und Er-<br />

Ortsteile<br />

zieher Ideen für verbesserte<br />

Außenanlagen. Als Ersatz für<br />

die abgesagte Kinderweihnachtfeier<br />

haben alle unsere<br />

Kindereinrichtungen einen<br />

Weihnachtsstern bekommen,<br />

er leuchtet für sie in der<br />

Adventszeit.<br />

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

der Kindertagesstätten<br />

der Stadt und ihrer<br />

Ortsteile haben mit großem<br />

Engagement für eine verlässliche<br />

Kinderbetreuung durch<br />

die Corona-Zeit gesorgt.Herzlichen<br />

Dank dafür.<br />

Die Radwege zwischen Meuro<br />

und Freienhufen, Großräschen<br />

und Woschkow und Dörrwalde<br />

und Woschkow wurden saniert<br />

und mit einem Wurzelschutz<br />

versehen. In Dörrwalde wurden<br />

an Stelle der dafür gefällten<br />

Pappeln 16 Spitzahorn gepflanzt. In<br />

Woschkow wird die Feuerwehrzisterne unter dem Springbrunnen<br />

saniert. Für einen neuen Ritter-Spielplatz, einen Mehrgenerationenfitnesspfad<br />

und die energiegerechte Sanierung des Sportgebäudes<br />

in Wormlage wurden LEADER-Fördermittel beantragt. Die Eigenanteile<br />

der ca. 287.000 €teuren Investition sollen aus der Eingliederungsprämieund<br />

ausHaushaltsmitteln derStadt kommen.<br />

Bauberatung Zisterne Woschkow<br />

Schulen<br />

Um auch zukünftig eine stabile Dreizügigkeit sichern zu<br />

können, wurden Räume imhinteren Bereich der „Friedrich-<br />

Hoffmann-Oberschule“für 2Mio.Eurodenkmalgerecht und<br />

barrierefrei saniert. Der Außenbereich und der Parkplatz<br />

wurden bepflanzt und den Schulhof erweitert ein grünes<br />

Klassenzimmer. An der GutsMuths-Grundschule haben wir<br />

2Fluchttreppen angebaut und das Pilotprojekt „medienfit“<br />

abgeschlossen.<br />

Straßen<br />

Dererste Straßenausbau<br />

nach Abschaffung<br />

der Straßenausbaubeiträge,<br />

die<br />

Richtstraße, wurde<br />

Ende Juni für den<br />

Verkehr freigegeben.<br />

Noch im Bau befindet<br />

sich der Radwegeanschlussentlang<br />

der<br />

Calauer Straße. Die Lieber-<br />

Geh- und Radwegen und<br />

mannstraße und der erste neuer Haltestelle saniert.<br />

Teil des Woschkower Weges<br />

wurden gerade fertiggestellt.<br />

Als Start eines sehr kompliziertenStraßenausbaus<br />

wird<br />

die Alte Marienstraße inAngriff<br />

genommen. Im zweiten<br />

Die Pestalozzi-Grundschule<br />

macht diese Straßenverbindungwichtig<br />

fürden Busverkehr.Nachder<br />

Investitionmit<br />

Städtebaufördermitteln von<br />

1Mio. €wird der Schulweg<br />

und dritten Bauabschnitt nicht nur für die Buskinder<br />

wird die Mühlenstraße mit sicherer.<br />

Bauabnahme Richtstraße<br />

Weihnachtssterne am Stadthafen<br />

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünscheIhnen allesGute, Gesundheit, undDurchhaltevermögen auch<br />

im neuen Jahr!Mit Solidarität undgegenseitiger Rücksichtnahme müssen undwerdenwir dieseschwierigeZeit meistern.<br />

Und wirsollten beiallen aktuellenSorgennichtvergessen:UnsereStadt undunser Land undall dieGenerationen voruns<br />

standen oftvor noch größeren Herausforderungen, diebewältigtwerdenmussten.<br />

Wiraberdürfengemeinsamhoffen, dass wirdann im zweiten Halbjahr 2021 wieder unbeschwert mit unseren Freunden<br />

undNachbarn Kontaktpflegen undauchfeiern können. Bleiben wirdaher zuversichtlich.<br />

Mit einem herzlichen Glück auf für das neue Jahr! Thomas Zenker –Bürgermeister Großräschen<br />

www.grossraeschen.de


14<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Mutige Corona-Tester<br />

Im Krisenmodus Zwei DRK-Katastrophenschützer sind im Mai in der Corona-Abstrichstelle in <strong>Senftenberg</strong>bereits<br />

seit neun Wochen unentbehrlich. Angst vor Ansteckung haben sie nicht. VonAndrea Budich<br />

Sechs Personen sind in<br />

Oberspreewald-Lausitz<br />

Ende Mai an Corona<br />

erkrankt. 30 befinden<br />

sich in amtlich<br />

verordneter häuslicher Quarantäne.Für<br />

RobertTaubert und<br />

Steffen Maibaum ist es der<br />

22. Einsatztag in der Abstrichstelle<br />

des Gesundheitszentrums<br />

Niederlausitz in der Calauer<br />

Straße in <strong>Senftenberg</strong>.<br />

Die beiden jungen Männer<br />

sind in den Wochen bis dahin auf<br />

viele Corona-Infizierte getroffen,<br />

haben Hunderte Abstriche<br />

genommen. Robert Taubert und<br />

Steffen Maibaum gehören zu den<br />

Corona-Helden der Lausitz. Sie<br />

nahmenseit dem23. März Coronatests<br />

imZehn-Minuten-Takt<br />

ab. Sie gehören zu den Menschen,<br />

die unser Leben trotz<br />

Ausnahmezustand am Laufen<br />

halten. Sie konnten nicht ins<br />

Homeoffice gehen.<br />

Aufgefährlichem Posten<br />

Die beiden Männer von der<br />

OSL-Katastrophenschutzeinheit<br />

Sanität des Deutschen Roten<br />

Kreuzes leisten in der Abstrichstelle<br />

freiwillig ihren Dienst. Gezögert<br />

haben sie beide nicht, als<br />

Mitte März der Aufrufkam.„Wir<br />

sind für solche Fälle gut ausgebildet<br />

und hoch motiviert. Warum<br />

sollten wir uns dem verweigern“,<br />

fragte Robert Taubert.<br />

Beide gehören im Mai zu insgesamt<br />

zehn Kameraden vom<br />

DRK-Katastrophenschutz, die<br />

als ehrenamtliche Helfer in der<br />

Abstrichstelle im Einsatz sind.<br />

Dass esschon ein außergewöhnlicher<br />

Job ist, für den sich<br />

der <strong>Senftenberg</strong>erBereitschaftsleiter<br />

Robert Taubert da freiwillig<br />

gemeldet hatte, bekam der<br />

26-jährige Erzieher zu spüren,<br />

als er die Nachricht seiner<br />

Freundin Kristin daheim überbringt.<br />

Mit einer schweren<br />

Atemwegserkrankung gehört sie<br />

selbst zur Risikogruppe.Umsich<br />

nicht zu gefährden, zieht Kristin<br />

vorübergehend zu den Eltern<br />

nach Leipzig. In Anbetracht der<br />

Ausnahmesituation geht das Opfer<br />

inder Partnerschaft für Robert<br />

Taubert in Ordnung. Inzwischen<br />

ist Freundin Kristin auch<br />

wieder eingezogen.<br />

Ein eingeschworenesTeam<br />

Mit dem 38-jährigen Steffen Maibaum<br />

aus Schipkau war Robert<br />

Taubert nach neunwöchigem<br />

Einsatzinder Abstrichstelle ein<br />

eingeschworenes Team. „Wir<br />

können uns blind aufeinander<br />

verlassen“, sagte Notfallsanitäter<br />

Steffen Maibaum. Er nimmt<br />

bei den Patienten den Abstrich.<br />

Werzur Abstrichstelle kommt,wirdvon RobertTaubert(l.) und Steffen Maibaum in Empfang genommen.<br />

Das Ganze dauert tatsächlich<br />

nur wenigeMinuten. Die Patienten<br />

werden trotzdem im<br />

Zehn-Minuten-Rhythmus bestellt,damitsie<br />

sich nichtbegegnen<br />

und vielleicht noch gegenseitig<br />

anstecken.<br />

Jeden Taggibt es in der <strong>Senftenberg</strong>er<br />

Abstrichstelle in der<br />

Calauer Straße diese Tests –ausschließlich<br />

nach Terminvereinbarung<br />

über das Gesundheitsamt.<br />

Bis Ende März wurden sie<br />

täglich ausgeführt. Im Mai wurden<br />

die Tests an zwei Werktagen<br />

in der Woche genommen.<br />

Die beiden DRK-Katastrophenschützer im Schulungszentrum in der Schillerstraße.<br />

Am 22.Einsatztag der beiden<br />

DRK-Helfer, waren es sechs Patienten,<br />

bei denen Steffen Maibaum<br />

den Abstrich nahm. Mitte<br />

März waren esineiner Schicht<br />

noch mehr als 30Patienten. Im<br />

Mai sind es im Durchschnitt zwischen<br />

zehn und 15 Personen, die<br />

zum Test kamen. Der jüngste Patient<br />

warein Jahr alt, der älteste<br />

91 Jahre.<br />

Nach knapp 100Einsatzstunden<br />

ist die Vorbereitung auf<br />

ihren besonderen Jobander Corona-Front<br />

inzwischen Routine.<br />

Dafür müssen sich die zwei Ehrenamtler<br />

zu Schichtbeginn zunächst<br />

bis auf Socken und Unterhosen<br />

ausziehen. Danach legensie<br />

Lagefür LageihreDienstkleidung<br />

an. Dazu gehören<br />

OP-Kittel, Masken, OP-Hauben,<br />

Einsatzstiefel mit Überziehern<br />

und zwei Paar Handschuhe.<br />

Steffen Maibaum trägtein Visier,<br />

wenn er mit dem rosa und<br />

weißen Tupfer den Abstrich<br />

nimmt. Den langenweißen Tupferschiebt<br />

er dafür bis tief in den<br />

Rachen und wischt neben dem<br />

Zäpfchen an der Rachenwand<br />

hin- und her.„Du merkst schnell,<br />

Fotos: Steffen Rasche<br />

wenn du an der richtigen Stelle<br />

bist. Denn dann gibt es automatisch<br />

einen Reiz“, erklärt er,warum<br />

eine ruhigeHand und volle<br />

Konzentration bei diesem Einsatz<br />

so wichtig sind.<br />

Keine Angst vorAnsteckung<br />

Angst vorAnsteckunghabenRobert<br />

Taubert und Steffen Maibaum<br />

nicht. „Beim Schieben des<br />

Einkaufswagens im Supermarkt<br />

habe ich ein mulmigeres Gefühl“,<br />

sagteSteffenMaibaum im<br />

Gespräch mit der Rundschau.<br />

Für beide Männer ist der Corona-Dienst<br />

in der Abstrichstelle<br />

der längsteEinsatzinder fast<br />

30-jährigen Geschichte der<br />

DRK-Bereitschaftseinheit. Das<br />

Ende des außergewöhnlichen<br />

Langzeit-Einsatzesist offen. Robert<br />

Taubert und Steffen Maibaum<br />

bleiben in Bereitschaft, solange<br />

eserforderlich ist. Bis dahin<br />

rollen sie in ihrem DRK-Einsatzfahrzeug<br />

morgens kurznach<br />

7Uhr zuverlässig zur Abstrichstelle.<br />

Steffen Maibaum kommt<br />

dann nicht selten direkt aus der<br />

Rettungswache, woerals Notfallsanitäter<br />

arbeitet.<br />

Die zwei stillen DRK-Helden<br />

gehören zu den vielen Helfern<br />

im Landkreis, die uneigennützig<br />

anpacken. „Von diesen Leuten<br />

lebt unsereGesellschaftund ihnen<br />

gilt unser Dank“, so Amtsärztin<br />

Dr. Susanne Rosenthal.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 15<br />

Protest gegenKalbitz<br />

Politik DerAfD-Mann erregtdie Gemüter.Auf dem<strong>Senftenberg</strong>erMarktplatz feiern ihn im Juni<br />

etwa 100Anhänger. Rund 200 Teilnehmer demonstrieren lautstarkgegen seinen Auftritt. VonJan Augustin<br />

Der Mann, vielleicht<br />

Mitte, Ende 40, kurzesdunkles<br />

Haar,will<br />

nicht, dass auf seinem<br />

„Hinterhof“eine<br />

AfD-Demo stattfindet. Er<br />

schmunzelt, weil er damit den<br />

Altmarkt meint, an dem er<br />

wohnt. „Wirhaben so eine schöne<br />

Stadt, die brauchen wir hier<br />

nicht“, sagt er. Zudiesem Zeitpunkt<br />

stehen auf dem weiträumig<br />

mit Polizei-Flatterband abgegrenzten<br />

Platz vielleicht<br />

30 Leute herum. Eine kleine<br />

Bühne, auf der AfD-Mann AndreasKalbitz<br />

späterdie Teilnehmer<br />

der Gegendemonstration<br />

„Linksfaschisten“ nennt, wird<br />

vorbereitet. Der Markt-Anwohner,<br />

der lieber anonym bleiben<br />

möchte, sieht weder besonders<br />

links aus und erst recht nicht wie<br />

ein Faschist. Warum er sich an<br />

der Gegendemo vom Bündnis<br />

Gegenden Auftrittdes AfD-PolitikersAndraesKalbitz riefdas<br />

Bündnis „Demokratisches<strong>Senftenberg</strong>“ zur Protestaktion auf.<br />

FOTO: JAN AUGUSTIN<br />

„Demokratisches <strong>Senftenberg</strong>“<br />

beteiligt? „Weil ich <strong>Senftenberg</strong>er<br />

bin“, antwortet er.<br />

Auch Mario Dannenberg,<br />

Kreistagsabgeordneter der Linken,<br />

hatte sich dieser Gegendemo<br />

mit gut200 Menschen angeschlossen.<br />

Wenige Meter neben<br />

dem Altmarkt schmettert er mit<br />

der Gitarreinder Hand den Ärzte-Song<br />

„Schrei nach Liebe“.<br />

Beim Refrain singen sie fast alle<br />

mit. „Arschloch, Arschloch“,<br />

hallt es bis zum Altmarkt hinüber.<br />

Hier ist mittlerweile im<br />

Bewusstsein seines juristischen<br />

Sieges der rechtsnationale Politiker<br />

Andreas Kalbitz eingetroffen.<br />

Wenige Stunden nach dem<br />

Prozess am Berliner Landgericht<br />

genießt erden Auftritt bei der<br />

Kundgebung in <strong>Senftenberg</strong><br />

sichtlich. Kalbitz darf vorerst<br />

Mitglied bleiben und an Parteigremien<br />

teilnehmen, bis das<br />

AfD-Bundesschiedsgericht eine<br />

Entscheidung trifft.<br />

Aufdem Markt in <strong>Senftenberg</strong><br />

wurde der 47-Jährige vom Jubel<br />

der rund 100Anhänger empfangen.<br />

Unter dem Titel „Zeit zum<br />

Handeln“ hatte der Ortsverband<br />

der AfD zu einer Demonstration<br />

aufgerufen. „Ich freue mich<br />

über die rechtsstaatliche Meinung.<br />

Dasist eine gute Entscheidung“,<br />

sagte Kalbitz kurz nach<br />

seinem Auftritt indie Mikrofone<br />

von Journalisten.<br />

Dass ein Politiker die Stadt<br />

besucht, der sein Leben lang in<br />

rechtsradikalen Kreisen verkehrt<br />

und ein rechtsnationales<br />

Menschenbildvertritt, wollte die<br />

<strong>Senftenberg</strong>erin Lore Seidel<br />

nicht einfach so geschehen lassen.<br />

Innerhalb von wenigen Tagenhatte<br />

siedie Gegendemo mit<br />

Redebeiträgen und einer bunten,<br />

durch die Innenstadtziehenden<br />

Menschenkette auf die Beine gestellt.<br />

„Da mussman Gesicht zeigen“,<br />

sagte Lore Seidel, die betont,dasssie<br />

sichhier als Privatperson<br />

und nichtals Arbeitsrichterin<br />

oder SPD-Parteimitglied<br />

engagiert. IhreBotschaft, die sie<br />

vermitteln will: „Wir stehen für<br />

einsolidarischesund friedliches<br />

Zusammenleben.“<br />

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Viel Glück imneuen Jahr!<br />

Wirmöchten unsfür ein weiteres Jahr<br />

vertrauensvollerPartnerschaft<br />

ganz herzlich beiIhnen bedanken.<br />

Bleiben Sie gesund und einen guten Start in 2021.<br />

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16<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Marder löst Feuerhölle aus<br />

Schicksalsschlag EinkleinesRaubtier hat eine Kroppener Familieineiner Juli-Nacht an den Rand ihrer Existenz<br />

gebracht.Dochdie Brandruine soll wieder aufgebaut werden. VonAndrea Budich<br />

Ein Marder hatte das<br />

verheerende Feuer-<br />

Drama Mitte April in<br />

Kroppen verursacht,<br />

bei dem binnen wenigerStundeneinefünfköpfigeFamilie<br />

obdachlos wurde und vor<br />

den Scherben ihrer Existenz<br />

stand. Die kriminaltechnischen<br />

Untersuchungen der Brandermittler<br />

des Landeskriminalamtesergaben,<br />

dassdie Brandursache<br />

ein Marderbisswar.Das bestätigte<br />

auch Polizeisprecherin<br />

Ines Filohn.<br />

An das im Sommer vorliegende<br />

Gutachten der Brandermittler<br />

knüpfte Familienoberhaupt<br />

RonnyFriedrich die Zuversicht,<br />

bald mit dem Wiederaufbaudes<br />

Dreiseitenhofes starten zu können.Hinter<br />

ihm lagen zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits viele Gespräche<br />

mit dem Versicherer und<br />

Gutachtern. Nachdem die Akte<br />

geschlossen war, endete für die<br />

Kroppener eine wochenlange<br />

quälende Ungewissheit zur Zukunft<br />

des Familienanwesens.<br />

„Ich bin sehr zuversichtlich“,<br />

bekräftigte Ronny Friedrich ein<br />

knappes Vierteljahr nach dem<br />

Feuer-Drama. Da hoffte er, dass<br />

im August erste Abrissarbeiten<br />

starten können. Ein behutsamer<br />

Wiederaufbau ist beschlossene<br />

Sache. Denn am Familiensitz<br />

hängt das ganzeHerz der Friedrichs.<br />

Der Bauantrag ist längst ein-<br />

DasWohnhausder Familie Friedrich istnacheinem Brand unbewohnbar.<br />

gereicht. Inzwischen wartet die<br />

Familie auf die Baugenehmigung.<br />

Sobald die vorliegt, soll<br />

der Wiederaufbau starten. Die<br />

Familie hofft, dass esimFrühjahr<br />

2021 endlich soweit ist.<br />

Mit dem Schicksal hadern Sylvia<br />

und Ronny Friedrich nicht,<br />

wenngleich ihnen die Schreckensnacht<br />

zum 22. April noch<br />

tief in den Gliedern sitzt. Das<br />

Haus in Schlafsachen und Todesangst<br />

gegen 1Uhr morgens<br />

fluchtartig verlassen, hatten sie<br />

am Morgen danach nur noch das,<br />

Fotos: Steffen Rasche<br />

Ronnyund Sylvia Friedrich haben nach der Brandkatastrophe<br />

etliche Wochen im Wohnwagengelebt.<br />

wassie amLeibe trugen.Und einige<br />

wenige Dinge, die die Kameraden<br />

der 19 angerückten Feuerwehren<br />

in letzter Sekunde gerettet<br />

hatten. Ein Berg Hausrat,<br />

ein paar Schuhe, Medikamente,<br />

ein paar Schulbücher.<br />

Ein Dach über dem Kopf gibt<br />

es erst einmal. Das Paar lebt in<br />

einer von Kroppenern zur Verfügung<br />

gestellten Ersatz-Wohnung.<br />

Etliche Wochen hatte Ronny<br />

Friedrich mit seiner Frau im<br />

WohnwagenimGarten gecampt.<br />

Vondort aus konnten die zwei<br />

am besten alles organisieren und<br />

entscheiden –auch wenn der<br />

Anblick der Brandruine sehr geschmerzt<br />

hat.<br />

Kraft gegeben hat Familie<br />

Friedrich bislang die Hilfsbereitschaft<br />

und Nächstenliebe aus<br />

dem Dorf. Hilfekam vonüberall<br />

her. Kleidung, Geld, Arbeitsangebote,<br />

Baumaschinen, frisch gekochte<br />

Kartoffelsuppe über den<br />

Gartenzaun. Das Amt Ortrand<br />

richtete für Familie Friedrich<br />

noch im April ein Spendenkonto<br />

ein.<br />

Dassdas eigene Schicksal die<br />

Herzen so vieler Menschen erreicht<br />

und eine so große Welle<br />

der Hilfsbereitschaft ausgelöst<br />

hat, erfüllt Ronny und Sylvia<br />

Friedrich mit tiefer Demut und<br />

Dankbarkeit. „Wir sind zutiefst<br />

berührt“, dankte Ronny Friedrich<br />

im Gespräch mit der Rundschau.<br />

Licht für Branche am Abgrund<br />

Protest EinHilferuf kommt im Juni vonder Lausitzer Veranstaltungsbranche. DerKirchturm in Ruhland istrot<br />

leuchtendesMahnmal in der Corona-Krise. Die Aufträge fürTontechniker undBühnenbauer sind weggebrochen.<br />

Wo er gebucht ist, da ist Party:<br />

Stadt- und Heimatfeste, Firmenevents,<br />

Bauernmärkte, Sportfeste,Festumzüge,<br />

Konzerte.Veranstaltungstechniker<br />

Ralf-Peter<br />

Petschke aus Ruhland hatte die<br />

Planung für <strong>2020</strong> komplett. Sein<br />

Terminkalender wargut gefüllt.<br />

Erst das Parkfest Lindenau und<br />

die 600-Jahr-Feier in Hosena,<br />

dann der historische Peter- und<br />

Paul-Markt in <strong>Senftenberg</strong> –im<br />

Juni wollte ermit seiner Lichtund<br />

Tontechnik voneinem Highlight<br />

zum nächsten eilen.<br />

Doch dasCoronavirus hatihm<br />

die Arbeitsgrundlage genommen.<br />

Keine Messen, keine Konzerte,<br />

keine Stadtfeste, keine<br />

Konferenzen. Innerhalb kürzester<br />

Zeit fiel die gesamte Jahresplanungvon<br />

Petschkeinsich zusammen.<br />

Der Ruhlander Veranstaltungstechniker<br />

ist hart getroffen<br />

–wie seine Berufskollegen<br />

bundesweit. Die Partystimmung<br />

ist ihm gehörig vergangen.<br />

Ein Ende der Durststreckeist<br />

Vonverschiedenen Positionen aus richteteVeranstaltungstechniker<br />

Ralf-Peter Petschke (r.) die Spotsauf den Ruhlander Kirchturm.<br />

FOTO: STEFFEN RASCHE<br />

nicht in Sicht. Seine letzte Buchung<br />

war der 14.März, ein<br />

Sonnabend. Mit seiner Lichtund<br />

Tontechnik heizte er die<br />

Stimmung im Ruhlander Schützenhaus-Saal<br />

an. Der Karnevalclub<br />

der Elsterstadtveranstaltete<br />

dort die zweitevon insgesamt<br />

vier geplanten Frauentags-Veranstaltungen.<br />

Runde zwei war<br />

dann auch die letzte. Alles, was<br />

danach kam, wurdeabgesagt, gestrichen,<br />

storniert.<br />

Ralf-Peter Petschke, der vor<br />

42 Jahren als Schallplattenunterhalter<br />

einstieg, ist sauer: Seine<br />

Branche sei das erstewirtschaftlicheOpfer<br />

der Corona-Krise gewesen,<br />

sagte er. Der staatliche<br />

Zuschuss habe geholfen, Betriebskosten<br />

wie Miete, Versicherung,<br />

Lagerkosten abzusichern.<br />

Um die finanziellen Engpässe<br />

bei den privaten Lebenshaltungskosten<br />

muss sich der<br />

Solo-Selbstständige, der sich<br />

auch nicht selbst in Kurzarbeit<br />

schicken kann, aber allein kümmern.<br />

Seit Mitte März machte<br />

der 58-Jährigequasi keinen Umsatz<br />

mehr.<br />

Wielange er es schaffen wird,<br />

sich über Wasser zu halten, weiß<br />

er nicht. Mit Sack und Pack ist<br />

er nach Ruhland umgezogen.<br />

Neuer Firmensitz ist das alte<br />

Postverteilerzentrum.<br />

Damit in der Lausitz die Veranstaltungs-Lichter<br />

nicht komplettausgehen,<br />

hattenVeranstalteram22.<br />

Juni bundesweit einen<br />

flammenden Appell zur Rettung<br />

ihrer Branche initiiert. Ralf-Peter<br />

Petschke setzte dabei den<br />

Ruhlander Kirchturm als rotes<br />

Mahnmal in Szene. „Keine Einnahmen,<br />

wenig Aussicht auf Besserung<br />

–uns bleibt nichts anderesübrig,<br />

als die AlarmstufeRot<br />

auszulösen“, hoffte der Ruhlander<br />

auf bessere Zeiten. ab


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 17<br />

Urteil für Alkohol-Radler<br />

Amtsgericht Promille-Grenzen gelten auch für Radfahrer.Ein Großräschener hat das nicht beachtet und deshalb<br />

ein Strafverfahren riskiert.Nach der Geldbuße drohtenoch ein „Idiotentest“. VonAndrea Budich<br />

AmAmtsgericht <strong>Senftenberg</strong><br />

folgt die<br />

Strafe immer öfter<br />

auf dem Fuß. Der<br />

Fall hatte sich am<br />

letzten Maitag in Großräschen<br />

zugetragen. Im Blitzverfahren<br />

hat ein Mann, Anfang 50, schon<br />

sieben Wochen später seine Strafe<br />

einkassiert.<br />

Keine fünf Minuten imVerhandlungssaal<br />

106, dann verlas<br />

RichterinGritBergander ihr Urteil.<br />

Es erlaubte kein Pardon bei<br />

Alkohol am Fahrradlenker, war<br />

aber zugleich ein mildes Urteil.<br />

Denn der Großräschener war<br />

bisherals unbescholtener Mann<br />

durchs Leben marschiert oder<br />

besser gesagt geradelt.<br />

An jenem Pfingstsonntag fiel<br />

Klaus S. (Name von der Redaktion<br />

geändert) bei seiner Heimfahrt<br />

aus allen Wolken: Er wurde<br />

von einer Polizeistreife kurz<br />

vor 23Uhr in der Wilhelm-<br />

Pieck-Straße gestoppt. „Ich habe<br />

mich nach ein paar Bierchen bei<br />

einer Geburtstagsrunde gut gefühlt<br />

und wollte nur noch zu<br />

meiner Frau nach Hause“, erzählte<br />

ervor Gericht.<br />

Dazu kam esdann aber deutlich<br />

verspätet. Denn Klaus S.<br />

wurde von Polizeibeamten von<br />

seinem Fahrrad geholt, die wiederum<br />

eine Alkoholkontrolle<br />

veranlassten.<br />

Mit 1,67 Promille im Sattel<br />

Die Blutprobe kurz vor Mitternacht<br />

im Krankenhaus zeigte:<br />

Der Seestädterhatte 1,67 Promille<br />

im Blut und war damit auch<br />

auf dem sicher geglaubten Fahrradsattelabsolut<br />

fahruntauglich.<br />

„Ich kam mir überhaupt nicht<br />

betrunken vor“, sagteerreumütig<br />

vor der Richterin.<br />

Höchstens achtBierchen habe<br />

er seit dem frühen Nachmittag<br />

bei der Feier getrunken. Für die<br />

Promille-Grenzen<br />

auch für Fahrradfahrer<br />

BetrunkenaufsRad zu steigen,<br />

istkeine guteIdee. Auch<br />

wenn dasmancher gern als Alternative<br />

fürsAutosieht. Auch<br />

für Fahrradfahrer gelten Promille-Grenzen.<br />

Sind dieüberschritten,<br />

drohen hoheGeldbußen.<br />

DieAlkoholgrenze fürsFahrradist<br />

relativhochangesetzt.<br />

Ab 1,6 Promille gelten Radler<br />

als absolutfahruntauglich.<br />

Auch ohne auffälligeFahrweise<br />

oder einen Unfall begeht man<br />

miteiner so hohen Blutalkoholkonzentration<br />

eine Straftat.<br />

kurze Heimfahrt durch Großräschen<br />

habe er sich in der Nacht<br />

noch absolutfitgefühlt. Das bestätigteauch<br />

ein ärztliches Gutachten,<br />

das Richterin Bergander<br />

verlas. Danach hatte Klaus S. tatsächlich<br />

nur leicht unter Alkohol<br />

gestanden. Bei seinen Reaktionen<br />

hatte der Mediziner nur<br />

leichte Verzögerungen feststellen<br />

können. Dass Klaus S. nun<br />

wegen vorsätzlicher Trunkenheit<br />

im Verkehr vor dem Kadi<br />

stand, machteihm ordentlich zu<br />

schaffen.<br />

Seit der Geburtstagsparty<br />

habe er keinen TropfenAlkohol<br />

mehr angerührt. „Ich halte das<br />

durch“, versicherte ervor dem<br />

Gerichtund erntete zustimmendes<br />

Nicken vonseiner Frau. Die<br />

Rentnerin hatte in denZuhörerreihen<br />

Platz genommen, um<br />

ihrem Mann beizustehen.<br />

Denn bei1,6 Promille befinden<br />

sich Radfahrer bereitsin<br />

einem Rauschzustand.Dieser<br />

kennzeichnet sich durchOrientierungsstörungen,Verwirrtheit,einem<br />

Verlustder Bewegungskoordination<br />

undeinem<br />

gesteigertenSelbstbewusstsein<br />

–kurz: Dasist jenerZustand,den<br />

wir als „betrunken“<br />

empfinden.<br />

Zum Vergleich: EinAutofahrer<br />

verliert schonabeinem Wert<br />

von1,1 Promilleseine Fahrerlaubnis,<br />

da er alsfahruntüchtig<br />

eingeschätzt wird.<br />

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Durchhalten<br />

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Geldbuße von300 Euro<br />

Auch ansonsten führte der Angeklagte<br />

ein tadelloses Leben.<br />

AusHartz IV wollteerraus. Ein<br />

Einstellungsgespräch wargut gelaufen,<br />

erzählte ervor Gericht.<br />

Ob es klappt, wusste er am Verhandlungstag<br />

noch nicht.<br />

Richterin Grit Bergander lies<br />

Gnade vor Recht ergehen und<br />

stelltedas Verfahren nach Paragraf<br />

153aStrafgesetzbuch für die<br />

Dauer von sechs Monaten ein.<br />

In dieser Zeit musste der Alkoholfahrer<br />

eine Geldbußevon insgesamt<br />

300 EuroinRatenandas<br />

Deutsche Rote Kreuz bezahlen.<br />

Sobald die Buße bezahltist,wird<br />

das Verfahren komplett eingestellt.<br />

Ein halbes Jahr wollte der Angeklagte<br />

sich dafür keine Zeit<br />

lassen. „Wir versuchen,das vorher<br />

abzustottern“, versprach er<br />

mit seiner Frau mehrmals vor<br />

Gericht.<br />

Ob der Fall damit aber endgültig<br />

zu den Akten gelegt werden<br />

kann, warandiesem letzten<br />

Maitag noch nicht besiegelt.<br />

Denn unabhängig von der Entscheidung<br />

des Gerichts hatte der<br />

Angeklagte noch mit Post von<br />

der Führerscheinstelle zu rechnen,<br />

die Zweifel an der grundsätzlichen<br />

Fahreignung des Betroffenen<br />

anmelden konnte. In<br />

diesemFalldrohtedem Pedalritter<br />

noch der „Idiotentest“, um<br />

wieder lenken zu können.<br />

Auch für Radfahrer gibt es<br />

Promille-Grenzen.<br />

Foto:Patrick Pleul/dpa<br />

Wenn man groß ist. Damit<br />

das bei Ihren finanziellen<br />

Vorsätzen auch gut<br />

klappt, stehen wir Ihnen<br />

als starker Partner zur<br />

Seite.<br />

Wir wünschen Ihnen einen<br />

guten Start ins neue Jahr.


18<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Vor Hitzetod gerettet<br />

Rettung Vier Afghanen sind im Augustauf demRastplatz Freienhufen an der A13aus einem Sattelzug gerettet<br />

worden. Verzweifelt hattendie illegalen PassagiereumHilfegerufen. VonKathleen Weser<br />

Aus einem völlig überhitzen<br />

Sattelzug<br />

sind aneinem August-Wochenende<br />

auf dem Rastplatz<br />

Freienhufen an der Autobahn 13,<br />

die die Ballungszentren Dresden<br />

undBerlin verbindet,vier illegale<br />

Reisende gerettet worden.<br />

Vier junge Afghanen, unter ihnen<br />

ein Minderjähriger, hatten<br />

im Auflieger des rumänischen<br />

Sattelzuges um Hilfe geschrien.<br />

Schreie nach Hilfe<br />

Ein Mitarbeiter des Bundesamtesfür<br />

Güterverkehr warandiesem<br />

Samstagvormittag auf der<br />

Autobahn auf dem WeginFahrtrichtung<br />

Berlin. Ander Tankund<br />

Raststätte Freienhufener<br />

Eck-Ost wurde der Mann vom<br />

aufgeregten Fahrer einer Scania-Sattelzugmaschine<br />

angesprochen.<br />

Er berichtete: Im Auflieger<br />

seien ihm unbekanntePersonen<br />

eingeschlossen. Schreie nach<br />

Hilfe waren zu vernehmen.<br />

„Please, help me and open the<br />

door“ (Deutsch: Bitte helft mir<br />

und öffnet dieTür.). In Höhe des<br />

Daches des Aufliegers kamen<br />

Hände durch die Planezum Vorschein.<br />

Weiter konnten sich die<br />

Eingeschlossenen aus eigener<br />

Kraftnicht ins Freie vorarbeiten.<br />

Helfer organisierten eine Leiter,<br />

um den verzweifelten Insassen<br />

in sengender Hitze schnell<br />

frisches Wasser reichen zu können.<br />

Über den Notruf wurdedie<br />

Polizei informiert. Ordnungshüter<br />

für die Autobahn, die am<br />

Aufdem Rastplatz Freienhufen an der A13sind im August vier illegaleingereiste Männer aus einem<br />

völlig überhitztenSattelzug, der in Rumänien gestartetwar undinUngarn und Tschechien dann<br />

Zwischenstoppseingelegt hatte,befreit worden.<br />

Foto:Henry Gbureck<br />

Rasthof Berstetal bei Luckau<br />

(Dahme-Spreewald) stationiert<br />

sind, eilten herbei und öffneten<br />

wenig späterden Auflieger.Vier<br />

total erschöpfte Menschen stiegen<br />

aus. Alle ohne Ausweisdokumente.<br />

Seit zwei Tagenwaren<br />

sie nach eigenen Angaben in<br />

dem Sattelschlepper.<br />

Der Fahrer, der mit seiner<br />

Fracht nach Deutschland in Rumänien<br />

gestartet war, sagte, er<br />

kenne die blinden Passagiere<br />

nicht. Geladen habe ervier Tage<br />

zuvor, dann habe er mit dem<br />

Fahrzeug eine gewisse Zeit in<br />

Ungarn auch gestanden. Neun<br />

Stunden vordem Halt in Freienhufen<br />

hatte er kurz vorPragdie<br />

letzte Rast eingelegt.<br />

Sanitäter versorgten die jungen<br />

Männer vor Ort. Mitarbeiter<br />

der Ausländerbehörde des<br />

Oberspreewald-Lausitz-Kreises<br />

nahmen die illegal eingereisten<br />

Männer in Obhut. Die <strong>Senftenberg</strong>er<br />

Polizei nahm die weiteren<br />

Ermittlungen zur Irrfahrt<br />

und Herkunft der unberechtigt<br />

eingereisten ausländischen Bürger<br />

auf.<br />

Der Vorfall bei Freienhufen<br />

hatte die Helfer entsetzt. Erinnert<br />

er doch an das Drama auf<br />

der Autobahn 4bei Parndorfim<br />

österreichischen Burgenland in<br />

der Flüchtlingskrise im Jahr 2015.<br />

Damalswaren 71 Flüchtlingeaus<br />

dem Irak, Afghanistan, Syrien<br />

und dem Iran in einem Kühllastwagen,<br />

der sie von Ungarn aus<br />

nach Österreich brachte, qualvoll<br />

ums Leben gekommen.<br />

Die Leichen wurden im August<br />

2015,bei ähnlich sengender<br />

Hitze wie an dem August-Wochenende<br />

in der Lausitz, in dem<br />

luftdicht verschlossenen Laderaum<br />

des Lastwagens gefunden.<br />

Der war ineiner Pannenbucht<br />

abgestellt, die Schleuser waren<br />

verschwunden.<br />

Auch diese Flüchtlingehatten,<br />

das belegten vonder Polizei gesicherteSpuren,<br />

verzweifelt versucht,<br />

sich aus dem Laderaum zu<br />

befreien. Vergebens. Jede Hilfe<br />

kam zuspät.<br />

Lkw werden in der Sommerhitze<br />

schon in kurzen Standzeiten,<br />

in denen die Klimaanlage<br />

nicht laufen kann, zum Glutofen.<br />

Temperaturen bis weit über die<br />

50-Grad-Celsius-Marke sind<br />

dann auch in der Fahrerkabine<br />

schnell erreicht. Zwei Liter Wasser<br />

braucht der Insasse mindestens,<br />

um sich selbst über Wasser<br />

zu halten, raten Experten den<br />

Fahrern. In drückender Hitzeauf<br />

dem aufgeheiztenAsphalt ist der<br />

Aufenthalt im ungekühlten Laderaum<br />

schon nach kurzer Zeit<br />

für den Kreislauf und damit die<br />

Gesundheit extrem gefährlich.<br />

Über Tage ist das Leben bedroht.<br />

Zeitig bemerkbar gemacht<br />

Für die völlig dehydrierten Afghanenendetedas<br />

Drama glücklich.<br />

Sie hatten Glück, dass sie<br />

sich auf dem Rasthof Freienhufen<br />

rechtzeitig bemerkbar machen<br />

konnten. Am Morgen, als<br />

die Außentemperaturen nach einer<br />

zwar warmen, aber doch<br />

deutlich kühleren Nacht erst anstiegen.<br />

Die blinden Passagiere<br />

wurden zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung<br />

für Asylbewerber<br />

in Eisenhüttenstadt untergebracht.<br />

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Dankefür Ihr Vertrauen<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Wirwünschen allen Kunden,<br />

Geschäftspartnern,<br />

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ein gesundes und<br />

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Ab Montag, 4. Januar 2021 sind wir wieder für Sie da.<br />

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JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 19<br />

Schrecklicher Vorfall<br />

auf der Alpaka-Weide<br />

Entsetzen Mit einer kleinen Herde haben sich die LöbnersinZinnitz einen Traum erfüllt.Danndas Drama:<br />

UnzulässigeFütterung durch Fremde hat im Sommer zum Todvon zwei Tieren geführt. VonUwe Hegewald<br />

Essind gemischte Gefühle,<br />

mit denen Marion<br />

Löbner an jedem<br />

Morgen seit diesem<br />

Tag im Sommer aus<br />

demHaus tritt. Ihr Wegführt direkt<br />

zu ihren vier Alpakas mit<br />

dem wolligen Wonneproppen<br />

Paco. „Ich bin jedes Mal glücklich,<br />

wenn ich den Kleinen inmittender<br />

Alpaka-Gruppe sehe“,<br />

sagtesie der Rundschau Anfang<br />

September und räumteein, dass<br />

das leider keine Selbstverständlichkeit<br />

sei. Denn Paco musste<br />

ohne Muttermilch heranwachsen,<br />

wassich in seinem Alter als<br />

äußerstkompliziert erwies. Dass<br />

er auch noch die Flasche verweigerte,<br />

machte die ganze Sache<br />

noch etwas verzwickter.<br />

Falsches Futter am Zaun<br />

Grund ist der Toddes Muttertieres<br />

im Sommer.„Mina ist aber<br />

keines natürlichenTodes gestorben“,<br />

erzählte Marion Löbner<br />

der Rundschauund rang mit den<br />

Tränen. Mina hatte falsche Nahrung<br />

zu sich genommen, die ihr<br />

Fremde durch den Weidezaun<br />

zugesteckt hatten. „Fahrlässig,<br />

weil die Leute nicht wissen, dass<br />

Alpakas einen sehr empfindlichen<br />

Verdauungstrakt haben<br />

und ihnen manches Futterüberhaupt<br />

nicht gereicht werden<br />

darf. Ichgehe noch nicht einmal<br />

davonaus,dassböse Absicht dahinter<br />

steckt“, fasste die Hobby-Züchterin<br />

aus Zinnitz zusammen.<br />

Im Jahr 2014 ist Marion Löbnermit<br />

ihrem Ehemann Frankin<br />

den Calauer Ortsteil gezogen.<br />

Um den Lebensabend und die<br />

dortige Ruhe zugenießen. In<br />

Bayern sind sich der Sachse und<br />

die Thüringerin begegnet und<br />

schreiten seitdem gemeinsam<br />

durchs Leben. Beruflich auch in<br />

Baden-Württemberg und Hessen<br />

lebend, fühlt sich das Paar jetzt<br />

in Zinnitz angekommen.<br />

Das große Grundstück mit<br />

Grünland verlangt regelmäßige<br />

Pflege, weshalb sich Frank und<br />

Marion Löbner für die Anschaffungvon<br />

Tieren entschiedenhaben.<br />

„Es sollten aber Tiere sein,<br />

mit denen wir etwas unternehmen<br />

können. Unsere Wahl fiel<br />

auf diezutraulichen und possierlichen<br />

Alpakas“, begründen sie.<br />

Bei mehreren Züchtern hatte<br />

sich das Paar nötiges Wissen<br />

zum Halten der Tiere angeeignet,<br />

die als domestizierteKamelform<br />

ursprünglich aus den<br />

DasAlpaka-Sextettvon Frankund Marion Löbner istzueinem Quartett geschrumpft.DassZögling Paco ohne Muttermilch gut aufwächst,<br />

grenzt fast schon an ein Wunder.<br />

Foto:Uwe Hegewald<br />

südamerikanischen Anden stammen.<br />

Vonder „Alpaca-Island“-Farm<br />

vonMathias SchellackinHohenbucko<br />

wurden Tiere erworben,<br />

was bei den Zinnitzer Dorfbewohnern<br />

schnell die Runde<br />

machte. Zaungäste waren nun<br />

die Regel, unter ihnenaber auch<br />

Unvernünftige von außerhalb.<br />

Trotz Hinweisschildern, dassdie<br />

Tiere nicht gefüttert werden<br />

dürfen, fanden die Löbners immer<br />

wieder Küchenabfälle und<br />

auch Brot auf der Weide,das Alpakasnicht<br />

zu sich nehmen dürfen.<br />

„Jeden Morgen suchen wir<br />

den Auslauf ab, umsicherzugehen,<br />

dass dort nichts Gefährliches<br />

liegt“, erzählte die<br />

Wahl-Lausitzerin.<br />

Anzeige<br />

Hinweisschilder ignoriert<br />

Höhepunktbildete ein Zwist mit<br />

einer unbekannten Frau, die<br />

trotz Löbners Anwesenheit die<br />

Hinweisschilder ignoriert und<br />

die Alpakas gefüttert habe. „Auf<br />

die Forderung, das zu unterlassen,<br />

musste ich mir noch böse<br />

Worte gefallen lassen“, berichtete<br />

sie. Mit den gehässigen Anmerkungen<br />

hättenLöbners noch<br />

leben können, nicht aber damit,<br />

dass das Muttertier Mina kurz<br />

darauf verstarb.Auch die sofort<br />

hinzugezogene Tierärztin aus<br />

Doberlug-Kirchhain konnte die<br />

Stute nicht retten.<br />

Als die Alpaka-Expertin bei<br />

einem Hengst ähnliche Symptome<br />

entdeckte, läuteten die<br />

Alarmglocken. „14Tage haben<br />

wirumdas Leben unseres Lucio<br />

gekämpft, ihn in die Uni-Klinik<br />

nach Berlin gebracht, wo er dann<br />

verstorben ist“, schilderte die<br />

Rentnerin ihre Trauer. Zum<br />

Schmerz der Zinnitzer Kita-Kinder<br />

und besonnener Spaziergänger<br />

sahen sich Löbners schließlich<br />

gezwungen, einenblickdichtenund<br />

engmaschigen Gewebezaun<br />

zu ziehen.<br />

Appell: Bitte nicht füttern!<br />

Über das Zinnitzer Urgestein<br />

Helmut Jentsch suchte das Paar<br />

denKontaktzur Rundschau und<br />

Wirfeiern<br />

30-jährigesJubiläum<br />

in Lauchhammer<br />

www.kastanienhof-lauchhammer.de<br />

begründete: „Die Leser sollen<br />

vonunserem Leid erfahren.“ Ihr<br />

eindringlicher Appell lautet, keine<br />

Herdentierezufüttern, wenn<br />

es Besitzer nicht ausdrücklich<br />

erlauben. Egal ob es sich dabei<br />

um Alpakas, Lamas, Pferde oder<br />

TiereinSchaf-oder Wildtiergehegen<br />

handele.<br />

Ichwünsche allenein gesundesneues Jahr.<br />

Schenken Sieuns auch in ZukunftIhr Vertrauen.<br />

IHRFREDREINHARDT<br />

Kastanienhof<br />

Restaurant Olympia<br />

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✆ 03574-867258<br />

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✆ 03574-862011<br />

Ichbedankemichganz herzlichbei meiner treuen<br />

Kundschaft undmeinen Geschäftspartnernfür 30 gemeinsame Jahre!<br />

Einganz besonderer Dank gilt meiner Familieund guten Freunden, diemichinall den<br />

Jahrenunterstützt habenund ebenfallsall meinen fleißigen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern,die in den30Jahrenanmeiner Seitetätig waren.


20<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

DDR-Zwangsarbeiter<br />

redetKlartext<br />

Kampf der Opfer Im Menschenrechtszentrum Cottbus schildern ehemaligeStrafgefangene ihreHaftgeschichten<br />

Mitte September voreiner internationalen Jury.Darunter ein Mann aus Lauchhammer. VonKathleen Weser<br />

Die Schicksale der<br />

Zwangsarbeiter in<br />

politischer DDR-Haft<br />

sind erschütternd,<br />

die seelischen Narben<br />

tief –der Kampfgeist trotzdem<br />

ungebrochen. Denn das erlittene<br />

Unrecht ist zwar greifbar,<br />

aber selbst drei Jahrzehntenach<br />

dem Ende der Diktatur des Sozialismus<br />

auf deutschem Boden<br />

noch immer nicht vorbei.<br />

Ein ebenso gnadenlos hartes<br />

wie bewegendes Tribunal tagte<br />

im September im Menschenrechtszentrum<br />

Cottbus. Experten<br />

einer internationalen Jury<br />

befragten Zeitzeugen und verfolgtenein<br />

Ziel: festzustellen, ob<br />

die Arbeit der politischen Gefangenen<br />

im Knast die internationalverbrieftenDefinitionen<br />

von<br />

verbotener Zwangsarbeit und<br />

Ausbeutung erfüllen. Denn die<br />

Opfer warten noch immer darauf,entschädigt<br />

zu werden –für DergebürtigeLauchhammeraner Ralf Steeg (59) musste alsHäftling im VEB Metalldrücker Halle<br />

die ruinierte Gesundheit und Zwangsarbeit leisten. Er warals 16-Jähriger wegenRepublikflucht in den Vorzeige-Jugendknastder DDR<br />

den Vermögensentzug.<br />

in Halle gekommen.<br />

Foto:Frank Hammerschmidt<br />

Belastende Erinnerung<br />

Im Zeugenstand sagteauch Ralf<br />

Steeg (59) aus Berlin aus. Der Diplom-Ingenieurfür<br />

Landschaftsarchitekturund<br />

Umweltplanung<br />

ist in Lauchhammergeboren und<br />

aufgewachsen.Als der Ausreiseantrag<br />

der Eltern schon mehrere<br />

Jahre lang immer wieder abgelehnt<br />

wird, versucht er,aus der<br />

DDR zu fliehen. Steeg wird in<br />

Böhmen nur wenige Meter vor<br />

dem Grenzzaun erwischt. Mit einer<br />

Zange imGepäck, um den<br />

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Ein neues Jahr<br />

heißt neue Hoffnung,<br />

neues Licht,<br />

neue Gedanken und<br />

neue Wege zum Ziel.<br />

Einen guten Start ins neue Jahr wünscht das Team<br />

der Ergotherapie Doreen Handte<br />

allen Patienten, Ärzten und Einrichtungen.<br />

Danke für Ihr Vertrauen.<br />

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Draht zu durchtrennen. Das<br />

bringtden Schüler der ErweitertenOberschule<br />

(EOS) mit 16 Jahren<br />

„wegen schwerer bewaffneter<br />

Republikflucht“ ins Gefängnis:<br />

ins Jugendhaus Halle.<br />

Der Knast heißt zwar „Frohe<br />

Zukunft“. Aber der Eindruck,<br />

„dass hier fröhlich Tischtennis<br />

gespielt wurde, ist falsch“, berichteteRalf<br />

Steeg. Vielmehr sei<br />

Halle eines „der brutalsten Gefängnisse<br />

der DDR“ gewesen.<br />

Mit acht Stunden am Tagteilweiserwahnsinnig<br />

stupider Zwangsarbeit.<br />

Ralf Steeg, selbst an das<br />

triste Einheitsgrau gewöhnt,<br />

wundert sich hier zwar über die<br />

schneeweißen Werkstücke mit<br />

der AufschriftSvit, die er im Akkord<br />

zusammenfügen muss.<br />

Aber erst nach seinem Freikauf<br />

für Devisen entdeckt er in einem<br />

Westberliner Möbelgeschäft die<br />

Leuchtemit dem merkwürdigen<br />

Namen. Und erbegreift: Er hat<br />

im Knast für Ikea geschuftet.<br />

„Die Norm warhoch, und ich<br />

habe sie nie geschafft“, erzählte<br />

er. Das wird bestraft. Mit Marschieren<br />

bis zum Umfallen oder<br />

exzessivem Putzen. Besonders<br />

gemein: der erzwungene Entengang<br />

durch das Treppenhaus bis<br />

zur völligen Erschöpfung. Und<br />

auch das System der Selbsterziehung,<br />

also der Häftlinge untereinander,funktioniert.<br />

Denn bei<br />

nicht erfüllter Arbeitsnorm einzelner<br />

Strafgefangener wird die<br />

Gruppe bestraft. Mit Einkaufsentzug<br />

und Besuchssperre. Mithäftlinge<br />

leben ihren Frust darüber<br />

mit Aggressionen aus.<br />

Ralf Steeg ist zu seiner Zeit<br />

der jüngste politische Häftling<br />

im Jugendhaus Halle, einer von<br />

zwei unter Kriminellen. Die haben<br />

teilweise schon seit dem<br />

Kleinkind-Alter mehrere<br />

DDR-Heime durchlaufen, sind<br />

verroht und terrorisieren die<br />

Mithäftlinge. In der Knasthierarchie<br />

stehen „die Politischen“<br />

ganz unten. Misshandlungen<br />

und sexuelleÜbergriffegehören<br />

zur Tagesordnung.<br />

Die friedliche Revolutionund<br />

die Wiedervereinigung Deutschlands<br />

stimmten Ralf Steeg zehn<br />

Jahrenach seinem Freikauf alles<br />

andere als froh. „Mein bester<br />

Freund hatte der Stasi übermich<br />

berichtet. In Lauchhammer hatten<br />

sich nach dem Ausreiseantrag<br />

alle von uns abgewandt.“<br />

Mit Grauen habe er gedacht,<br />

dass „all diese rückgratlosen<br />

Leute in den Westen“ kommen<br />

Cottbuser Erklärung<br />

zur DDR-Zwangsarbeit<br />

DasTribunal „Zwangsarbeit in<br />

politischer DDR-Haft“, das die<br />

Union der Opferverbände Kommunistischer<br />

Gewaltherrschaft<br />

in Deutschland im Menschenrechtszentrum<br />

Cottbusveranstaltet<br />

hat,richteteeineErklärung<br />

an Politik und Wirtschaft.<br />

Die Jury,die international anerkannteExperten<br />

fürMenschenrechtevereint<br />

hat,stellte<br />

im Ergebnis derAnhörung von<br />

14 ehemaligenpolitischen<br />

Häftlingen der DDR fest:Die<br />

„Merkmale verbotener Zwangsarbeitund<br />

Ausbeutung nach<br />

international anerkannten Definitionen“<br />

sind in Bezugauf<br />

politische Gefangene der<br />

dürfen. Kontakt in die verlassene<br />

alte Heimat hat Steeg nicht.<br />

„Die schönenErinnerungen, wie<br />

die alte Baumallee in Bockwitz,<br />

das Kopfsteinpflaster und der<br />

Friedhof sind verschwunden.<br />

Auch das ist für mich enttäuschend“,<br />

sagte er.<br />

Lange hat Ralf Steeg nicht<br />

über seine Haftzeit sprechen<br />

können.Das geht vielen der ehemaligen<br />

politischen Strafgefangenen<br />

der DDR so. Denn<br />

Zwangsarbeit und Schikane in<br />

der Hafthattennur ein Ziel: den<br />

Häftlingen die Würde zu nehmen.<br />

Die menschenverachtende<br />

Ausbeutung der Häftlinge hat<br />

Politik und Wirtschaft bisher<br />

nicht zurAnerkennung und Entschädigung<br />

desUnrechts veranlasst.<br />

Viele gesundheitlich angeschlagene<br />

Opfer scheitern an<br />

den Versorgungsämtern und<br />

kämpfensich bis heute durch die<br />

Instanzen der Gerichte –oft erfolglos.<br />

Denn sie sind in der Beweispflicht.<br />

Ohne Unterlagen<br />

und Zeugen.<br />

West-Firmen verdienten<br />

Die untergegangene DDR scheffelte<br />

kräftig Devisen mit Exportschlagern<br />

wie Billigmöbeln.<br />

Vorallem aber haben bundesdeutsche<br />

Versandhäuser vonder<br />

Zwangsarbeit im Knast profitiert.<br />

Aus der Haftanstalt Cottbus,<br />

der Pentacon-Halle,kamen<br />

demnach 200000 Fotoapparate,<br />

aus dem berüchtigten Frauengefängnis<br />

Hohenecketwa100 Millionen<br />

Feinstrumpfhosen für<br />

Aldi, Karstadt und Woolworth.<br />

SED-Diktaturerfüllt.<br />

Ausder Werteordnung des<br />

Grundgesetzesder BundesrepublikDeutschland<br />

undArtikel<br />

17des Einigungsvertrages<br />

(Rehabilitierung der Opfer politisch<br />

motivierterStrafverfolgung)<br />

ergebe sich„einerechtliche<br />

Verpflichtung zur dauerhaftenAufarbeitungdes<br />

SED-Unrechtsund zur Schaffung<br />

angemessener Entschädigungsregelungen“.<br />

Gefordert<br />

wirdein eigenständiger Fonds,<br />

in denauch Nutznießer politischer<br />

Zwangsarbeit einzahlen<br />

sollen.Ikeahatte zumCottbuserTribunal<br />

auf Twitterdie Bereitschaftdazuerklärt.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 21<br />

Bombe istentschärft<br />

Alarmbereitschaft Eine auf dem BASF-Gelände in Schwarzheide gefundene 250-Kilogramm-Weltkriegsbombe<br />

istEnde Oktober erfolgreich entschärftworden. Dabei gabeseine Schreck-Sekunde. VonAndrea Budich<br />

Es sind dramatische<br />

Stunden anjenem letzten<br />

Oktobersonntag in<br />

Schwarzheide: Während<br />

die Einwohner am<br />

Frühstückstisch die warmen<br />

Sonntagsbrötchen genießenund<br />

andere noch schnell mit ihrem<br />

Hund Gassi gehen, halten die<br />

160 Einsatzkräfte in den beiden<br />

Krisenstäben und an den 15 Sicherungsposten<br />

des Sperrkreises<br />

die Luft an.<br />

Auch wenn auf den ersten<br />

Blick Schwarzheide in den ganz<br />

normalen Wochenendmodus geschaltet<br />

hatte, befand sich die<br />

Chemiestadtandiesem Sonntag<br />

doch im Ausnahmezustand. Der<br />

Luftraum warandiesemTag gesperrt,<br />

A13und Landesstraße<br />

waren abgeriegelt.<br />

Aufdem BASF-Werksgelände<br />

warendie Sicherheitsvorkehrungenenorm<br />

erhöht worden. Funkstreifenwagen<br />

der Polizei standen<br />

an allen strategisch wichtigen<br />

Punkten in der Stadt, die<br />

Feuerwehr-Löschzüge aus<br />

Schwarzheide, Ruhland, Ortrand,<br />

Lauchhammer und Schipkau<br />

hatten Position bezogen. In<br />

der Stadt herrschte höchste<br />

Alarmbereitschaft.<br />

Weltkriegsbome istAuslöser<br />

Auslöser fürden Alarm wareine<br />

250Kilogramm schwere amerikanische<br />

Weltkriegsbombe, die<br />

bei Bauarbeiten auf dem Werksgelände<br />

derBASF am 8. Oktober<br />

gefunden wurde. Ein beim Aufprallstark<br />

lädierter Blindgänger,<br />

der auch nach 75 Jahren noch<br />

Siehaben die Bombeentschärft: EnricoSchnick, UweZierdt und<br />

Ronald Schulze(v.l.).<br />

Foto:Kampfmittelbeseitigungsdienst<br />

zerstörerische Kraft hätte. Die<br />

Einwohner bekamennochetwas<br />

Aufschub,die Bombenentschärfung<br />

wurde auf Ende Oktober<br />

verschoben.<br />

Dann zog sich die Entschärfung<br />

indie Länge. Erst musste<br />

ein Bagger die Fundgrube rund<br />

um die Bombe freilegen. Dann<br />

war der Einsatz einer ferngesteuerten<br />

Wasserschneidemaschine<br />

beim Krisenstabder Stadt<br />

im Gespräch. Dabei schneidet<br />

ein Roboter per Wasserstrahl<br />

den Zünder aus dem Blindgänger.<br />

Für die drei Spezialisten des<br />

Kampfmittelbeseitigungsdienstes<br />

(KMBD) des Landes Brandenburg<br />

eine heikle Mission.<br />

Ihre Aufgabe ist lebensgefährlich<br />

und die Last der Verantwortung<br />

sehr hoch. Sprengmeister<br />

EnricoSchnick (39) machtesich<br />

mit seinen Helfern daran, mit ruhiger<br />

Hand, professionell und<br />

hochkonzentrierterstden Heckzünder<br />

und dann noch den stark<br />

beschädigten Kopfzünder mit<br />

der Hand auszubauen.<br />

Einen gruseligen Moment<br />

durchlebten die 160Einsatzkräfte<br />

an diesem Oktobersonntag,als<br />

mitteninder hochsensiblen Entschärfungsphase<br />

der Bombe<br />

plötzlich die Sirenen lautstark<br />

Alarm schlugen. Nach einer Minute<br />

gab Einsatz-Abschnittsleiter<br />

Tom Elfering Entwarnung.<br />

Auf der Bundesstraße 169 hatte<br />

es einen Autounfall gegeben.<br />

„Das hatte zum Glück nichts<br />

mit der Bomben-Entschärfung<br />

zu tun“, sagte Elfering. Mit den<br />

Löschzügen aus Schwarzheide-Ost<br />

und -West hielt er mit<br />

vier Einsatzfahrzeugen und<br />

20 Kameraden auf dem Penny-Parkplatz<br />

während der heiklen<br />

Entschärfungsphase die Stellung,<br />

um im Fall der Fälle sofort<br />

einsatzbereit zu sein.<br />

Die Kampfmittelbeseitiger<br />

schafftenestatsächlich: Siebautenvor<br />

Ort die Zünder der Weltkriegsbombe<br />

aus und machten<br />

diese unschädlich. Wenig später<br />

war die Bombe bereits von<br />

Schwarzheide aus auf dem Weg<br />

zum Cottbuser Zwischenlager<br />

des Kampfmittelbeseitigungsdienstes.<br />

Punkt 11.08Uhr gab Sprengmeister<br />

Enrico Schnick dann<br />

Entwarnung. Um 11.27Uhr setzten<br />

die Sirenen der Stadt<br />

Schwarzheide endlich den erlösenden<br />

Entwarnungston ab.<br />

Währenddessen hatte sich auf<br />

der Autobahn und auf den Umleitungspisten<br />

bis nach <strong>Senftenberg</strong>und<br />

Ortrand ordentlich was<br />

zusammengebraut. Die Sonntags-Ausflügler<br />

aus Sachsen und<br />

Berlin, die den sonnigen Oktobertag<br />

nutzen wollten,hattendie<br />

Bombe nicht auf dem Plan. Der<br />

Stau auf der A13war gegen elf<br />

Uhr auf sieben Kilometer Länge<br />

angewachsen.<br />

Stau auf A13und Umgehung<br />

Und auch auf der Umgehungsstreckeder<br />

L60zwischen <strong>Senftenberg</strong><br />

und Hörlitz war alles<br />

dicht: Die Autofahrer wollten<br />

zur Anschlussstelle Klettwitz,<br />

um auf der A13weiter Richtung<br />

Berlin zu kommen. Aber nichts<br />

ging an diesem Tagmehr.<br />

Dass der von der Stadt<br />

Schwarzheide in der Vorwoche<br />

eilends hergerichtete Not-<br />

Sprengplatz mit Hunderten Big<br />

Bags amnördlichen Rand des<br />

Flugplatzes Schwarzheide/<br />

Schipkau nach der geglückten<br />

Entschärfung nicht mehr ins<br />

Spiel gebracht werden musste,<br />

darüber zeigtesich Schwarzheides<br />

Bürgermeister Christoph<br />

Schmidt (parteilos) erleichtert.<br />

Ob es allerdingsnach fünf Bombenentschärfungen<br />

in seiner<br />

zwölfjährigenAmtszeit sein letzter<br />

Bomben-Alarm war, das ist<br />

eher unwahrscheinlich. Beifünf<br />

Angriffswellen im letzten<br />

Kriegsjahr wurden unzählige<br />

Bomben auf Schwarzheide abgeworfen.<br />

Schmidt: „Das Thema<br />

bleibt also aktuell in der Stadt.“<br />

Anzeigen<br />

Mit diesemNeujahrsgrußmöchten<br />

wir uns bei unseren Mietern und<br />

Geschäftspartnern für die vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit bedanken.<br />

Wirwünschen Ihnen<br />

und Ihren Familienfür<br />

das Jahr 2021<br />

viel Glück und Erfolg.<br />

BleibenSie gesund!<br />

035752 7844<br />

Ruhlander Str. 65 a<br />

info@wbg-schwarzheide.de 01987 Schwarzheide<br />

www.wbg-schwarzheide.de<br />

Zum Jahreswechsel DANKE für Ihr Vertrauen und<br />

Ihre Treue. Zum neuen Jahr Gesundheit, Glück,<br />

Erfolg und weitere gute Zusammenarbeit<br />

wünschen wir allen unseren Kunden, Freunden<br />

und Bekannten.


22<br />

JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong><br />

Frust aufder Kippe<br />

Absiedler FürzweiFamilien, die Haus und Hof in Lauchhammerräumenmüssen, ist im November noch immer<br />

nichtsklar.Sie haben seit der Hiobsbotschaft fast zwei JahreNervenkrieghinter sich. VonCatrin Würz<br />

Immobiliensuche<br />

Das ist auch bei Familie Starke<br />

vom Grundstück nebenan der<br />

aktuelle Stand im Jahr zwei nach<br />

der Hiobsbotschaft. Heidi und<br />

Ronald Starke waren 1997 in ihr<br />

auf individuelle Bedürfnisse<br />

maßgeschneidertes Eigenheim<br />

in der Külzstraße eingezogen.<br />

„Das sollteeigentlich unsereAlterssicherung<br />

sein. Doch nun<br />

stehen wir voreinem Scherbenhaufen<br />

und müssen wieder ganz<br />

vonvornbeginnen“,sagt Ronald<br />

Starke (59) verbittert. Ein<br />

Kraftaufwand, mit dem sich die<br />

Familie allein gelassen fühlt.<br />

Denn: Immobilien oder<br />

Grundstücke für ein neues Zuhause<br />

suchen, den notwendigen<br />

Um- oder Neubau realisieren –<br />

das bleibt komplettein Problem<br />

der Betroffenen. „Niemand hat<br />

in Betracht gezogen, vielleicht<br />

einen neuen, gemeinsamen<br />

Wohnstandort für alle von der<br />

Absiedlung betroffenen Famili-<br />

Der Schocksaß tief, als<br />

im Februar 2019 Anwohner<br />

und Firmeninhaber<br />

vonder Wilhelm-Külz-Straße<br />

in<br />

Lauchhammer urplötzlich ein<br />

schrecklichesUltimatum gesetzt<br />

bekommen: Sieerfahren, dasssie<br />

auf einer unsicheren Altbergbaukippe<br />

leben, die durch aufsteigendes<br />

Grundwasser hochgefährlich<br />

wird. Bis spätestens<br />

2022 müssen sie Haus und Hof<br />

räumen und ihr jahrzehntelanges<br />

Zuhause verlassen. „Ein unfassbar<br />

schrecklicher Moment.<br />

So was wünscht man niemandem“,<br />

so beschreibt Helga Moldenhauer<br />

ihre Gefühlslage von<br />

damals.<br />

Im November –fastzweiJahre<br />

später –kann die 65-Jährige<br />

noch immer nicht befreit aufatmen.<br />

Der Schock vondamals ist<br />

inzwischen einer bitteren Erkenntnis<br />

und einer verzweifelten<br />

Wut gewichen. „Wir wissen<br />

jetzt, dass man mit diesem<br />

Schicksalsschlag im Wesentlichen<br />

allein gelassen wird. Und,<br />

dass man bei den Verhandlungspartnern<br />

von offizieller Stelle<br />

weiß GottkeinMitgefühlerwarten<br />

Nach der Külzstraße wurdeinLauchhammer im Sommer auch noch der benachbarte Pappelwegals Gefahrenbereich eingestuft.<br />

darf“, sagt Helga Molden-<br />

hauer resigniert. „Stattdessen<br />

werden wir alsBittsteller behandelt<br />

und müssen uns für alles,<br />

was uns zusteht, auch noch<br />

rechtfertigen“, so beschreibt sie<br />

den Kräfte zehrenden Kampfder<br />

vergangenen Monate.Ein unterschriftsreifer<br />

Vertrag, den alle<br />

Betroffenen mit der LMBV als<br />

Projektträger für diese Absiedlung<br />

abschließen müssen, sei<br />

nochnicht zustande gekommen.<br />

en zu entwickeln und den Aufwand<br />

für jeden Einzelnen damit<br />

geringer zu halten“, monieren<br />

die Starkes weiter. Schließlich<br />

sind inzwischen auch elf Eigenheimstandorte<br />

vom benachbartenPappelwegals<br />

unhaltbar eingestuft.<br />

Die Verunsicherung in<br />

Lauchhammer-Ost wächst –und<br />

damit auch der Frust.<br />

Das Grundproblem für alle<br />

vonder Absiedlung betroffenen<br />

wertgutachten erhalten. „Doch<br />

dann wurde für unsere Grundstücke<br />

ein niedriger Marktanpassungsfaktor<br />

zugrunde gelegt<br />

–und damit ist dieser Aufschlag<br />

bereits wieder futsch“, rechnet<br />

Firmenchefin Moldenhauer vor.<br />

Familien besteht indes in einem<br />

fatalenDefizit: Mit der für sie an-<br />

FOTO: LMBV<br />

FOTO: CATRIN WÜRZ<br />

gekündigten Entschädigungssumme<br />

für die unbewohnbar gewordenen<br />

Anwesen können sie<br />

sich heute keineswegs gleichwertiges<br />

Wohneigentum in der<br />

Region besorgen. HelgaMoldenhauer<br />

stellt ernüchtert fest: Für<br />

die im Verkehrswertgutachten<br />

angegebenen Summen für ihr<br />

1985 errichtetes Eigenheim und<br />

den 1995 errichteten Betriebssitz<br />

ihrer Firma könne man heute<br />

bestenfalls noch ein Wohnhaus<br />

stattzweier Gebäude erwerben.<br />

Das beim Steuerungs- und<br />

Budgetausschuss für die Braunkohlesanierung<br />

ausgehandelte<br />

Entschädigungspaket war im<br />

März dieses Jahres noch vollmundig<br />

als Erfolg betitelt worden.<br />

Damals wurdeentschieden,<br />

dassdie Külzstraßen-Bewohner<br />

einen 20-prozentigen Aufschlag<br />

auf das vorliegende Verkehrs-<br />

„Wir haben 20 MonateNervenkrieghinter uns“, sagenHeidi und<br />

Ronald Starkeund Firmenchefin HelgaMoldenhauer (M.). Bis 2022<br />

müssen sie ihreGrundstückeander Külzstraße geräumt haben.<br />

ErnüchterndesFazit<br />

Dass sie für ein neues Zuhause<br />

natürlich selbst enorme eigene<br />

Investitionen vomErsparten tätigen<br />

müssen, ist den beidenAbsiedler-Familien<br />

längst klar.<br />

„Dazu sind wir jaauch bereit.<br />

Aber wir wollen nicht im Nachgang<br />

auf einem Berg Schulden<br />

sitzenbleiben für etwas, wofür<br />

wir ja nichts können“, sagt Ronald<br />

Starke.<br />

Ihr Fazit nach mehr als 20 Monaten<br />

inAngst und Ungewissheit<br />

fällt ernüchternd aus: „Wir<br />

fühlen uns allein gelassen und<br />

ungerecht behandelt.“Viel Kraft<br />

und Nerven habensie für Widersprüche<br />

auf Gutachten, für Verhandlungen<br />

mit der LMBV, für<br />

Grundstückssuche und dem Erreichen<br />

kleinster Schritte schon<br />

gebraucht. „Wir wollen, dass es<br />

jetzt schneller vorwärts geht.<br />

Dennniemand vonuns hatnoch<br />

einmal 20Jahre Zeit, sich zum<br />

zweitenMal ein schönesZuhause<br />

fürsAlter zu schaffen“, so das<br />

Ehepaar Starke. Firmenchefin<br />

Helga Moldenhauer nickt dazu.<br />

Sie will 2021 in den Ruhestand<br />

gehen.<br />

Pappelwegist<br />

auch betroffen<br />

Im Juni warbekannt geworden,<br />

dass auf der alten<br />

Bergbaukippe in direkter<br />

Nachbarschaftzur Wilhelm-Külz-Straße<br />

auch elf<br />

Eigenheime am Pappelweg<br />

abgesiedelt werden müssen.<br />

Die Anwohner müssen<br />

ebenfalls bis spätestens<br />

Ende 2022 ihreHäuserund<br />

Grundstückeauf dem als<br />

gefährdeteingestuftenAltbergbaugebietimOsten<br />

der<br />

Stadtgeräumthaben.<br />

Diese Frist wurde denAnwohnern<br />

gesetzt,nachdem<br />

die Ergebnisseeinesgeohydrologischen<br />

Gutachtens<br />

vorlagen, das dasLandesbergamt<br />

undder Landkreis<br />

Oberspreewald-Lausitz<br />

beauftragthatten. Mit diesemkonntevor<br />

allem die<br />

zwischenzeitlich bestehende<br />

Befürchtungwiderlegt<br />

werden, dassdie sofortige<br />

Beendigung allerNutzungen<br />

angeordnetwerden müsse.<br />

Seit 17 Jahren wirddie Bergbaufläche<br />

am Pappelweg<br />

mit großem technischen<br />

Aufwand mithilfeeines<br />

Brunnensystems trocken<br />

gehalten, um Rutschungen<br />

zu verhindern.


JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 23<br />

Ungeklärter Dschungeltod<br />

Schicksalsschlag Zwei Jahrenachdem Todvon Vanessaaus Großräschen sind ihreTodesumstände weiter<br />

ungeklärt.Die Staatsanwaltschaftermittelt noch. Die Justizministerin soll einbezogenwerden. VonAndrea Budich<br />

Als in den Lausitzer<br />

Wohnzimmern am<br />

Nikolaustag die<br />

zweiten Adventslichter<br />

angezündet<br />

wurden, stand Solveig Jäckel aus<br />

Großräschen vor dem für sie<br />

schwerstenGangdes Jahres. Die<br />

50-Jährige besuchtedas Grab ihrerTochter.VanessawäreamNikolaus-Sonntag<br />

22 Jahre alt geworden.<br />

Vanessa,die an psychisch verursachter<br />

Epilepsie schwer erkrankte<br />

junge Frau, ist nur<br />

20 Jahre alt geworden. Als letzten<br />

Strohhalm erhoffte sich die<br />

Großräschenerin Heilung im<br />

Amazonas-Dschungel vonPeru.<br />

Jahrelang wardas Mädchenzwischen<br />

ambulanter und stationärer<br />

Behandlung hin- und hergewechselt.<br />

Ohne Aussicht auf<br />

Besserung ihres Zustandes, ohne<br />

Aussicht auf Lehre oder Job.<br />

SchwererSchicksalsschlag<br />

Vonihrer ersten Reise in den<br />

Amazonas-Dschungel kehrte sie<br />

im Sommer 2018 auf Genesung<br />

hoffend ohne weitereAnfälle zurück.<br />

Doch ihrezweiteReise Anfang<br />

2019 endetetragisch.Vanessa<br />

starb aus bisher ungeklärter<br />

Ursache im Dschungelvon Peru.<br />

Knapp zwei Jahre nach dem<br />

schweren Schicksalsschlag sind<br />

die nach wie vorungeklärten Todesumstände<br />

für Familie Jäckel<br />

unerträglich. Ungewissheit und<br />

lange Verfahrensdauer rauben<br />

der Mutter jeden Lebensmut.<br />

Nicht zu wissen, was am30. Januar<br />

2019 genau im Dschungel<br />

vonPeru passiert ist, wie die geliebte<br />

Tochter fern der Heimat<br />

zu Tode gekommen ist, zermürbt<br />

und lähmt die gesamte Familie.<br />

Die offizielle Version eines Todes<br />

durch Ertrinken ist für alle<br />

unglaubhaft.<br />

Trotz Akteneinsicht im Sommer<br />

bei ihrem Anwalt in Frankfurt<br />

(Oder) gibt es noch keinerlei<br />

Klarheit zu den Todesumständen.<br />

„Der Obduktionsbericht<br />

fehlte gänzlich, die<br />

Zeugenaussagender Camp-Teilnehmer<br />

warenunvollständig, ein<br />

Solveig Jäckel mitTochter Veronique am Grab der in Peru verstorbenen Vanessa.<br />

Gutachten gab esnicht“, zählte<br />

die enttäuschte Mutter imDezember<br />

im Gespräch mit der<br />

Rundschau auf.<br />

Dass essich bei den Ermittlungen<br />

um einen schwierigen,<br />

sehrkomplexenFall handelt, ist<br />

Solveig Jäckel durchaus bewusst.<br />

Schließlich warenallein bei den<br />

toxikologischen Untersuchungen<br />

auf Gift-Rückstände von<br />

Amazonas-Pflanzen Dutzende<br />

Tests notwendig. Dennoch ist es<br />

fürsie nicht mehr nachvollziehbar,<br />

dass esnach zwei Jahren<br />

noch immer kein Ermittlungsergebnis<br />

gibt. „Wir stehen noch<br />

immer amPunkt null“, so die<br />

Mutter.<br />

LangeErmittlungsdauer<br />

Die lange Ermittlungsdauer indes<br />

ist für Oberstaatsanwalt Gernot<br />

Bantleon aus Cottbus in einem<br />

solch komplexenFallnichts<br />

Ungewöhnliches. „Die Ermittlungen<br />

sind inzwischen weitgehend<br />

abgeschlossen, wir befinden<br />

uns im Finale“, bestätigteer<br />

gegenüber der Rundschau. Vor<br />

allem die umfangreichen histologischen<br />

und toxikologischen<br />

Untersuchungen hättenviel Zeit<br />

benötigt.<br />

FürSolveig Jäckel hältder unbefriedigende,<br />

schmerzende<br />

Schwebezustand damit auch<br />

weiterhin an. „Das macht uns<br />

alle kaputt; wir finden keine<br />

Anzeige<br />

Foto:SteffenRasche<br />

Gabriele Rostock<br />

Katrin Siering<br />

RobbyLehmann<br />

Ruhe“, sagte die Mutter, die am<br />

schweren Schicksalsschlag fast<br />

zu zerbrechen droht.<br />

Die Kraft, anihren Arbeitsplatz<br />

imJobcenter OSL zurückzukehren,<br />

fehlt ihr noch. Sie ist<br />

vorläufig berentet worden und<br />

befindet sich in psychiatrischer<br />

Behandlung.<br />

Es gibt da aber auch die kleinen<br />

Lichtblicke, die der Familie<br />

in der schwerenZeit immer wieder<br />

Kraftzum Weitermachen geben:<br />

Wenn VanessasFreunde vor<br />

der Haustür stehen, um die Mutter<br />

auf den Friedhof zubegleiten.<br />

Wenn es wieder neue Einträgeauf<br />

VanessasFacebookseite<br />

gibt.<br />

Der Fall Vanessa beschäftigt<br />

inzwischen sogar die Politik. Der<br />

Großräschener Landtagsabgeordnete<br />

Wolfgang Roick (SPD)<br />

steht der Familie seit Jahren bei<br />

und hat ihr versprochen, beim<br />

nächstenPlenum in Potsdam die<br />

Justizministerin erneutzur Verfahrensdauer<br />

anzusprechen.<br />

VorWeihnachten hatte Solveig<br />

Jäckel das Grab ihrer Tochtermit<br />

einemAdventskranz und<br />

einem kleinen Tannenbaum geschmückt.<br />

„Denn Vanessa hat<br />

die Weihnachtsdekosogeliebt“,<br />

sagte die verzweifelte Mutter.<br />

Michael Siering<br />

Impressum<br />

Sonderveröffentlichung desMedienhauses LAUSITZERRUNDSCHAU<br />

Verlag und Herausgeber: LR Medienverlag GmbH,<br />

Straße der Jugend 54, 03050 Cottbus<br />

Geschäftsführer: Clemens Braun, Tilo Schelsky<br />

Redaktion: Oliver Haustein-Teßmer (V.i.S.d.P.)<br />

Anzeigenverkauf: LR Media-VerkaufsgesellschaftmbH, Irina Juckenburg<br />

Druck: LR Druckerei GmbH<br />

RUNDSCHAUdirekt: 0355-481555<br />

Die Datenschutzhinweiseder LR Medienverlag GmbH<br />

finden Sie hier: www.lr-online.de/datenschutz<br />

LIEBE GESCHÄFTSPARTNER,<br />

wirfreuen uns, dass Sieuns auch in diesem Jahr Ihr Vertrauen<br />

geschenkt haben und möchten uns dafür herzlich bedanken.<br />

Wirwünschen Ihnen und Ihrer Familie viel Glück,Gesundheit und<br />

Zuversicht für das kommende Jahr 2021.<br />

Ihr Mediaberaterteam der Lausitzer Rundschau<br />

aus <strong>Senftenberg</strong>


Flexibel, solidarisch, optimistisch –<br />

die BASF Schwarzheide GmbH in <strong>2020</strong><br />

Investitionen für die Zukunft<br />

Trotz Corona-Krise steuert der BASF-Standort<br />

Schwarzheide konsequent den Kurs Wachstum und<br />

Nachhaltigkeit. Im Sommer wurde mit dem Bau einer<br />

Anlage zur Produktion von Kathodenmaterial begonnen,<br />

das Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk wird mit dem<br />

Ziel erneuert, künftig auch erneuerbare Energien in die<br />

Wertschöpfungskette integrieren zu können.<br />

Soforthilfe für die Region<br />

Als Antwort auf die Corona-Krise hat die BASF<br />

Schwarzheide GmbH 25.000 Liter Handdesinfektionsmittel<br />

produziert. Dieses wurde mehr als 300<br />

regionalen medizinischen und sozialen Einrichtungen<br />

kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Verteilung wurde<br />

gemeinsam mit Behörden und den Krisenstäben der<br />

Landkreise koordiniert.<br />

Kultur trotz(t) Corona<br />

Ob Ausstellungen oder Konzerte, das Kulturprogramm<br />

bei BASF in Schwarzheide hat sich <strong>2020</strong> in neuen<br />

Formaten präsentiert. Über einen virtuellen Rundgang<br />

konnte man sich durch die gemeinsame Ausstellung<br />

mit der Kunstsammlung Lausitz klicken. In digitalen<br />

Live-Konzerten bietet das Unternehmen seit Mitte des<br />

Jahres zusammen mit seenluft24 im Lokalfernsehen<br />

und den Social-Media-Kanälen des Senders Rock, Pop<br />

und Klassik-Programme an.<br />

Die BASF Schwarzheide GmbH wünscht allen Lesern der<br />

Lausitzer Rundschau ein gesundes und erfolgreiches 2021.

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