Jahresrückblick Senftenberg 2020

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8 JAHRESRÜCKBLICK 2020 Senftenberger im Park-Streit Verkehr Die Freien Wähler im Landkreis Oberspreewald-Lausitz haben im Märzeinen neuen Vorstoß fürdas Kurzzeitparken auf dem SenftenbergerMarkt gewagt.Aber es bleibt tabu. VonTorsten Richter-Zippack Die Rechtslage ist eindeutig: Aufdem SenftenbergerMarktplatz dürfen Fahrzeugenur zum Be- oder Entladen halten. Stopps, um kleine oder große Besorgungen zu erledigen, sind indes tabu. So weit die Theorie. Denn die Praxis sieht andersaus. Täglich stellen Fahrzeugführer ihreAutos unberechtigt auf dem Markt ab. Geht es nach dem Willen der Freien Wähler OSL, könnte das Markt-Parkenkünftig legal werden. „Wir wollen dort mehrere Kurzzeitparkplätze einrichten“, sagte Fraktionsvorsitzende Christina Nicklisch im März gegenüber der Rundschau. Für zwei Stunden sollen die Leute ihreAutos in der gutenStube der Stadt abstellen können. „Wir wollen so Einheimische und Touristen in die Innenstadt locken und die dortigen Unternehmen unterstützen“, begründete die Kommunalpolitikerin. Immer wieder träten Senftenberger mit genau diesem Wunsch an die Freien Wähler heran. Nicklisch schränkte ein, dass das Kurzzeitparken auf die vier Nicht-Markttage proWoche beschränkt bleiben sollte. Mit Bürgermeister Andreas Fredrich (SPD) hatten die Protagonisten umChristina Nicklisch schon einen Befürworter an ihrer Seite. „Das Thema beschäftigt uns bereits seit 25 Jahren. Damals wurde das Verkehrskonzept beschlossen. Ich schlageimmer noch vor, die AutosanMarkttagenzuverbannen, aber ansonsten können sie dort parken. Das wäre eine vernünftige Lösung, die allen hilft.“ DasHaltenauf dem SenftenbergerMarktist nur zum Be-oder Entladen vonFahrzeugen gestattet. Ansonstenist es eine Ordnungswidrigkeit und wirdvon den Politessenentsprechend geahndet. Zugeparkte City befürchtet Ganz anderer Ansicht war hingegen Altbürgermeister und Stadtverordneter Klaus-Jürgen Graßhoff (CDU): „Warum sind wir Erholungsort geworden, wenn wir die Innenstadt zuparken? Wir haben genügend freie Stellflächen, beispielsweise im Parkhaus am Neumarkt und auf dem Neumarkt selbst.“ Tatsächlich wirdinSenftenberg fast alle Jahrewieder über das Markt-Parken diskutiert. Die bereits im Jahr 2011 avisierten 39 Stellflächen auf der zentralen Fläche der Innenstadt sind bis heute nicht umgesetzt worden. Immer wieder ist das Vorhaben von einer Mehrheit der Stadtverordneten abgelehnt worden. In anderen Städten der Region hingegen ist das Abstellen der Autos auf den Marktplätzen durchaus erlaubt. Entsprechende Möglichkeiten gibt es unter anderen in Lauchhammer, Ruhland und Ortrand. Der Vorstoßder Freien Wähler OSL sollte inder Stadtver- FOTO: TORSTEN RICHTER-ZIPPACK ordnetenversammlung am 1. April auf die Tagesordnung gesetzt werden. Sie blieben allerdings erfolglos. Parken auf dem Senftenberger Markt wird auch künftig nicht gestattet. Eine Mehrheit der Stadtverordneten hatte gegen einen 18-monatigen Modell-Parkversuch, den die Freien Wähler angeregt hatten, gestimmt. Das Parkender Fahrzeugeauf dem SenftenbergerMarkt ist indes nicht das einzige Verkehrsproblem in der Seestadt. So beklagte die Senftenbergerin Heike Michalski dieRaserei der Autos inder Schmiedestraße. „Ich habe schonmehrfach erlebt, wie die dort fahrenden Autosdie älterenLeute einfach vonder Straße hupen. Manche erschrecken sich zu Tode.“ Bürgermeister Fredrich bezeichnete die Rasereials „rücksichtslos“. Er stellte klar,dassdie Innenstadtein verkehrsberuhigter Bereich sei und somit die Fußgänger Vorrang hätten. Da müsse die Polizei mehr hinschauen. Schlechter Straßenzustand Darüber hinaus beklagen Anwohner und Passanten den schlechten Zustand mancher Straßen im Altstadtkern.Sowürden in der Salzmarktstraße die mittigen Plattenwackeln, sobald Fahrzeuge darüber rollen. „Es gibt derzeit keine technische Lösung, die Platten dauerhaft zu befestigen“, bedauerte Fredrich im Frühjahr. Ampel wird überprüft Beiden Bürgern in der Kritik stand die Ampelanlage an der Kreuzung Steindamm/Grünstraße am SenftenbergerAmtsgericht. Zu lange Rotphasensowohl für Fußgänger als auch für Autofahrer wurden beklagt. DerSenftenbergerThomas Freund brachteesimMärz wie folgtauf denPunkt: „Der Verkehr regelt sich dort am besten, wenn die Ampel ausgeschaltet ist.“BürgermeisterAndreasFredrich versprach, dasProblem zeitnah zu prüfenund gegebenenfalls Veränderungen vornehmenzulassen. Corona-Teststelle am Klinikum In der Calauer Straße 3inSenftenberg, dem ehemaligen Verwaltungsgebäudeder Klinikum Niederlausitz GmbH, werden Patienten aus der Region im begründetenVerdachtsfallauf das Coronavirus getestet. Foto:KlinikumNiederlausitz GmbH/Steffen Rasche Nachdem ein 62-jähriger Mann aus Lübbenaupositivauf das Coronavirus getestet wurde, richtete dasKlinikum Niederlausitz in Senftenberg im MärzeineAußenstelle für Coronatests ein. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude an der Calauer Straße 3sollen Patienten imbegründeten Verdachtsfall auf das Virus getestet werden. Damit will das Klinikum verhindern, dass die Abläufe in der Notaufnahme durch ein vermehrtes Aufkommen vonPatienten, die Sorge haben, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, übermäßig belastet werden. Werden Test machen lassen möchte, soll sich dafür vorab beim örtlichen Gesundheitsamt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz anmelden, hieß es dazu zum Beginn der Pandemie. Beistarken Symptomen mit Atemnot wurdeum Anmeldung in der Notaufnahme des Klinikums Niederlausitz gebeten. Undsowar das Prozederezu diesem Zeitpunkt: Werzum vereinbarten Termin kommt, fährt durch die geöffneteSchrankebis vors Gebäude und wartet im Auto.Das medizinischeFachpersonal testet die Patienten nach Möglichkeit direkt im Auto durch einen Abstrich der Schleimhäute in Nase und Rachen. Damit solle vermieden werden, dass sich gesunde Personen im Wartebereich anstecken. Das Testergebnis liege in 24 bis 48 Stunden vor. Bisesvorliegt, sollten Betroffene Quarantäne einhalten. red/ts
JAHRESRÜCKBLICK 2020 9 Langes Ringen um Bagger-Schicksal Streitfall DasSchicksaldes vorsich hin rostenden Schaufelradbaggers„BlauesWunder“ sollteimLaufedes Jahres entschieden werden. Senftenberg, Großräschen und Schipkau arbeiten daran. VonAndrea Budich Sein oder Nichtsein. Denkmal oder Schrott. Das sind die Fragen, die seit Monaten rund um Hörlitz die Luft brennen lassen und so manchem alten Bergmann die Tränen in die Augentreiben. Der Rauch um den explosiven Zoff um das Schicksal des Schaufelradbaggers hat sich auch im März nicht gelegt. Die drei Eigentümer-Kommunen Großräschen, Senftenberg und Schipkau wollen den stählernen Zeitzeugen loswerden. Siehaben bei der UnterenDenkmalschutzbehördedes Landkreises Oberspreewald-Lausitz einen Abbruchantrag gestellt. Brandenburgs Denkmalschützer indes haben, nachdem der Bagger-Zoff öffentlich wurde, den DasSchicksaldes „Blauen Wunders“ sollteindiesemJahrbesiegelt werden.Für die drei Eigentümer- Koloss imVorjahr ganz schnell Kommunen istder Stahlriese Sicherheitsrisikound Kostenfaktorzugleich. FürBrandenburgs Denkmalschützer indesist der Bagger ein industrietechnischer Leuchtturm der Lausitz. Foto:SteffenRasche auf dieBrandenburgerDenkmalliste gesetzt und damit Tatsachen geschaffen. Anzeige Kommunen wollen Abbruch Im verminten Spannungsfeld rund umdas „Blaue Wunder“ hatte es Anfang März eine erneute Abstimmungsrunde mit Landrat SiegurdHeinze(parteilos), der Unteren Denkmalschutzbehörde und den Bürgermeistern aus Schipkau, Großräschen und Senftenberggegeben. Überden Abbruchantrag der Eigentümer-Kommunen konnte bisher nicht entschieden werden,weil noch nicht alle notwendigen Unterlagen vorlagen. Das bestätigte der Leiter des Büros des Landrats, Stephan Hornak. Die Schicksalsfrage„Denkmal Streit um Denkmalschutz Das3000 Tonnen schwere Arbeitsgerät ausStahl ist 1964 im Schwermaschinenwerk Lauchhammer hergestellt worden. oder Schrott?“ sollte aber laut Hornak noch in diesem Jahr beantwortet werden, sagteerdamals. Ziel sei es, das Verfahren 2020 abzuschließen. Das Machtwort soll nicht weit wegvom SchussinPotsdam fallen, sondern nur einen Steinwurf entfernt vomSchauplatz in Senftenberg. Landrat Heinzekommt dasletzte Wort im Bagger-Streit zu.Denn dem Landkreis als Trägerdes Denkmalschutzes obliegt der Umgang mit dem Denkmal. „Alle Gründe für einen möglichen Abriss sind inder Denkmalschutzbehördedes Landkreises zu prüfen und abzuwägen, bevor es zur Entscheidung kommt“, hieß es dazu aus dem DerSchaufelradbagger SRs 1500 istein besonderes Symbolfür den Strukturwandel.Der 50 MeterhoheTagebauriese wareinst im Vorschnittander Zerstörung derLausitzer Landschaftbeteiligt. Später,von 1999 bis 2002, warerinder Sanierung der Meuroer Grube eingesetzt undander Geländeprofilierung desGroßräschener Sees beteiligt. Seit 2003thront der Bagger unweit desLausitzringes in derBergbaufolgelandschaft. Im Vertragüberdie Zukunft desBaggers alsLandmarkeam Lausitzring (2002/2003) gibt es keine fest definierteZeitbegrenzung zur verbleibenden Lebenszeit desGerätes.Ursprünglich warenvon derEigentümergemeinschaft15bis 20 Jahreangegeben worden. DieBezeichnung „Blaues Wunder“ hatder Schaufelradbagger wegenseineshellblauen Korrosionsanstriches. Mit am besten istervom Hörlitzer Aussichtsturm zu sehen. Landesamt für Denkmalpflege. Wenn die Entscheidung zum Bagger-Schicksal in Senftenberg gefallen ist, wird das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege ineinem Votum entweder dem Abriss zustimmen oder für den Erhalt des Denkmals plädieren. Liegen die beiden Abschluss-Beurteilungen zum Bagger auseinander und gibt es kein Benehmen, dann wird der Hörlitzer Stahlgigant ein Fall für die Oberste Denkmalschutzbehörde. Gutachtenauf dem Tisch Ein Ende des Bagger-Gezerres zeichnetesich im März nicht ab. Das Ergebniswar ohnehinoffen. Wasdie drei Eigentümer-Kommunen unruhig werden ließ. Denn ein Erhalt des von ihnen vor 17Jahren geretteten Schaufelradbaggersals Relikt der Lausitzer Braunkohleära ist für sie bisheute keine Option mehr.Sie wollen den Bagger möglichst schnell von der Bildfläche verschwinden lassen. Ihr Vorstoß wird von einem Gutachten gestützt –das allerdings von den drei Kommunen selbst beauftragt wurde. Selbiges kommt zu dem Schluss, dass der Bagger aufgrund der Durchrostung und Schäden durch Vandalismus eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. „Das sind Behauptungen, die bisher nicht ausreichend begründet sind“, hieß es dazu aus dem Landesamt für Denkmalpflege. Neujahresgrüße desBürgermeisters Für Brandenburgs Denkmalschützer ist der Bagger als herausragendes Denkmal der Technik- und Wirtschaftsgeschichte schützenswert. Zweifel an der Standsicherheit des Tagebaugroßgerätes gibt esnicht. „Er wird nochin300 Jahren stehen“, hatte Brandenburgs technischer Denkmalpfleger Dr. Matthias Baxmann beieinemVor-Ort-Termin in Hörlitz erklärt. Zaun hält Vandalen nicht ab Die Eigentümer-Kommunen warfen indes ein unkalkulierbares Kosten- und Sicherheitsrisiko ins Feld, weil sichUnbekannte trotz Verbotsschildern und Einzäunung immer wieder Zutritt zum Bagger verschafft und sich damit in Lebensgefahr begeben hatten. Der zwei Meter hohe Zaun ist nicht geeignet, Vandalen ernsthaft abzuhalten. Liebe Leserinnenund Leser, welchesResümee kann man am Ende einesJahres ziehen, wieesdas Jahr 2020 war? Es istdie Gewissheit,dass es in Schwarzheide sehr viele Bürger*innen gibt,die in außergewöhnlichen Zeiten zusammenstehen, die gemeinsam undkreativnach Alternativlösungen fürdie Umsetzungvon Vorhaben aller Artgesucht unddiese mit viel Herzblut umgesetzt haben. Ob Ehrenamtliche, Verantwortungsträger in unterschiedlichen Positionen, Kleinunternehmer oder große Firmenchefs. Ichnehme den Stolzauf meine Stadt Schwarzheide undauf meine Bürgerinnen undBürger mit in ein hoffnungsvollesneuesJahr. Ichfreue michauf einen neuen Anfang im Jahr 2021.Ich freue michauf dasZusammensein mit der Familie, mit Eltern, Großeltern undKindern –der ganzen Familie eben. Ichfreue michauf schöne Stunden mit Freunden, auf ein gemütlichesEssen bei einem Glas Wein im Restaurant. Und ichpersönlichnehme ausdem Jahr 2020 dasBewusstsein mit,dass mansichmehr Zeit fürdie Dinge im Leben nehmen sollte,die wirklichwichtig sind.Ich freue mich auf ein unvergesslichesFest anlässlichdes 600jährigen Jubiläums vonNaundorfimJuni2021.VieleAkteure arbeiten an den Vorbereitungen. Ichbedanke michbei allen, die mithelfen undwünsche ihnen undallen Leser*innen, dass wiruns vondem, wasuns 2020 zwischenmenschlichgetrennt hat, wieder befreien werden! ChristophSchmidt Bürgermeister [Wohnen |Wissen |Wirtschaft]
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