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Jahresrückblick Senftenberg 2020

Die vergangenen zwölf Monate im Süden des Landkreises OSL

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JAHRESRÜCKBLICK <strong>2020</strong> 17<br />

Urteil für Alkohol-Radler<br />

Amtsgericht Promille-Grenzen gelten auch für Radfahrer.Ein Großräschener hat das nicht beachtet und deshalb<br />

ein Strafverfahren riskiert.Nach der Geldbuße drohtenoch ein „Idiotentest“. VonAndrea Budich<br />

AmAmtsgericht <strong>Senftenberg</strong><br />

folgt die<br />

Strafe immer öfter<br />

auf dem Fuß. Der<br />

Fall hatte sich am<br />

letzten Maitag in Großräschen<br />

zugetragen. Im Blitzverfahren<br />

hat ein Mann, Anfang 50, schon<br />

sieben Wochen später seine Strafe<br />

einkassiert.<br />

Keine fünf Minuten imVerhandlungssaal<br />

106, dann verlas<br />

RichterinGritBergander ihr Urteil.<br />

Es erlaubte kein Pardon bei<br />

Alkohol am Fahrradlenker, war<br />

aber zugleich ein mildes Urteil.<br />

Denn der Großräschener war<br />

bisherals unbescholtener Mann<br />

durchs Leben marschiert oder<br />

besser gesagt geradelt.<br />

An jenem Pfingstsonntag fiel<br />

Klaus S. (Name von der Redaktion<br />

geändert) bei seiner Heimfahrt<br />

aus allen Wolken: Er wurde<br />

von einer Polizeistreife kurz<br />

vor 23Uhr in der Wilhelm-<br />

Pieck-Straße gestoppt. „Ich habe<br />

mich nach ein paar Bierchen bei<br />

einer Geburtstagsrunde gut gefühlt<br />

und wollte nur noch zu<br />

meiner Frau nach Hause“, erzählte<br />

ervor Gericht.<br />

Dazu kam esdann aber deutlich<br />

verspätet. Denn Klaus S.<br />

wurde von Polizeibeamten von<br />

seinem Fahrrad geholt, die wiederum<br />

eine Alkoholkontrolle<br />

veranlassten.<br />

Mit 1,67 Promille im Sattel<br />

Die Blutprobe kurz vor Mitternacht<br />

im Krankenhaus zeigte:<br />

Der Seestädterhatte 1,67 Promille<br />

im Blut und war damit auch<br />

auf dem sicher geglaubten Fahrradsattelabsolut<br />

fahruntauglich.<br />

„Ich kam mir überhaupt nicht<br />

betrunken vor“, sagteerreumütig<br />

vor der Richterin.<br />

Höchstens achtBierchen habe<br />

er seit dem frühen Nachmittag<br />

bei der Feier getrunken. Für die<br />

Promille-Grenzen<br />

auch für Fahrradfahrer<br />

BetrunkenaufsRad zu steigen,<br />

istkeine guteIdee. Auch<br />

wenn dasmancher gern als Alternative<br />

fürsAutosieht. Auch<br />

für Fahrradfahrer gelten Promille-Grenzen.<br />

Sind dieüberschritten,<br />

drohen hoheGeldbußen.<br />

DieAlkoholgrenze fürsFahrradist<br />

relativhochangesetzt.<br />

Ab 1,6 Promille gelten Radler<br />

als absolutfahruntauglich.<br />

Auch ohne auffälligeFahrweise<br />

oder einen Unfall begeht man<br />

miteiner so hohen Blutalkoholkonzentration<br />

eine Straftat.<br />

kurze Heimfahrt durch Großräschen<br />

habe er sich in der Nacht<br />

noch absolutfitgefühlt. Das bestätigteauch<br />

ein ärztliches Gutachten,<br />

das Richterin Bergander<br />

verlas. Danach hatte Klaus S. tatsächlich<br />

nur leicht unter Alkohol<br />

gestanden. Bei seinen Reaktionen<br />

hatte der Mediziner nur<br />

leichte Verzögerungen feststellen<br />

können. Dass Klaus S. nun<br />

wegen vorsätzlicher Trunkenheit<br />

im Verkehr vor dem Kadi<br />

stand, machteihm ordentlich zu<br />

schaffen.<br />

Seit der Geburtstagsparty<br />

habe er keinen TropfenAlkohol<br />

mehr angerührt. „Ich halte das<br />

durch“, versicherte ervor dem<br />

Gerichtund erntete zustimmendes<br />

Nicken vonseiner Frau. Die<br />

Rentnerin hatte in denZuhörerreihen<br />

Platz genommen, um<br />

ihrem Mann beizustehen.<br />

Denn bei1,6 Promille befinden<br />

sich Radfahrer bereitsin<br />

einem Rauschzustand.Dieser<br />

kennzeichnet sich durchOrientierungsstörungen,Verwirrtheit,einem<br />

Verlustder Bewegungskoordination<br />

undeinem<br />

gesteigertenSelbstbewusstsein<br />

–kurz: Dasist jenerZustand,den<br />

wir als „betrunken“<br />

empfinden.<br />

Zum Vergleich: EinAutofahrer<br />

verliert schonabeinem Wert<br />

von1,1 Promilleseine Fahrerlaubnis,<br />

da er alsfahruntüchtig<br />

eingeschätzt wird.<br />

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Durchhalten<br />

isteinfach.<br />

sparkasse-niederlausitz.de<br />

Geldbuße von300 Euro<br />

Auch ansonsten führte der Angeklagte<br />

ein tadelloses Leben.<br />

AusHartz IV wollteerraus. Ein<br />

Einstellungsgespräch wargut gelaufen,<br />

erzählte ervor Gericht.<br />

Ob es klappt, wusste er am Verhandlungstag<br />

noch nicht.<br />

Richterin Grit Bergander lies<br />

Gnade vor Recht ergehen und<br />

stelltedas Verfahren nach Paragraf<br />

153aStrafgesetzbuch für die<br />

Dauer von sechs Monaten ein.<br />

In dieser Zeit musste der Alkoholfahrer<br />

eine Geldbußevon insgesamt<br />

300 EuroinRatenandas<br />

Deutsche Rote Kreuz bezahlen.<br />

Sobald die Buße bezahltist,wird<br />

das Verfahren komplett eingestellt.<br />

Ein halbes Jahr wollte der Angeklagte<br />

sich dafür keine Zeit<br />

lassen. „Wir versuchen,das vorher<br />

abzustottern“, versprach er<br />

mit seiner Frau mehrmals vor<br />

Gericht.<br />

Ob der Fall damit aber endgültig<br />

zu den Akten gelegt werden<br />

kann, warandiesem letzten<br />

Maitag noch nicht besiegelt.<br />

Denn unabhängig von der Entscheidung<br />

des Gerichts hatte der<br />

Angeklagte noch mit Post von<br />

der Führerscheinstelle zu rechnen,<br />

die Zweifel an der grundsätzlichen<br />

Fahreignung des Betroffenen<br />

anmelden konnte. In<br />

diesemFalldrohtedem Pedalritter<br />

noch der „Idiotentest“, um<br />

wieder lenken zu können.<br />

Auch für Radfahrer gibt es<br />

Promille-Grenzen.<br />

Foto:Patrick Pleul/dpa<br />

Wenn man groß ist. Damit<br />

das bei Ihren finanziellen<br />

Vorsätzen auch gut<br />

klappt, stehen wir Ihnen<br />

als starker Partner zur<br />

Seite.<br />

Wir wünschen Ihnen einen<br />

guten Start ins neue Jahr.

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