Recht & Geld Herbst/Winter 2017
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UNTERNEHMENSNACHFOLGE<br />
„Wer die Nachfolge systematisch regelt,<br />
sichert die Zukunft des Unternehmens“<br />
Schritt für Schritt: Mit ganzheitlicher Beratung zur konkreten Planung<br />
Die Nachfolgeregelung ist ein komplexes Thema, das viele Mittelständler gerne auf die lange Bank schieben. Häufig<br />
ist es nicht einfach, eine familieninterne, unternehmensinterne oder auch externe Lösung zu finden. Martin Siemer,<br />
geschäftsführender Partner der Kanzlei SIEMER + PARTNER und Experte für Unternehmensnachfolge, erklärt, was<br />
Unternehmer bei einer systematischen Nachfolgeregelung beachten sollten.<br />
Herr Siemer, wie gut hat der Mittelstand<br />
die Unternehmensnachfolge im Griff?<br />
Martin Siemer: Viele Mittelständler sind nicht<br />
ausreichend auf die Nachfolge vorbereitet. Sie<br />
schieben die Nachfolgeplanung auf und lassen<br />
die Situation häufig ungeklärt weiter laufen.<br />
Was menschlich häufig verständlich ist, da es<br />
auch etwas mit dem Ende der eigenen Tätigkeit<br />
zu tun hat. Andere haben genaue Vorstellungen<br />
von einem passenden Nachfolger: Sie denken<br />
zum Beispiel an das hervorragend ausgebildete<br />
Kind, den mitarbeitenden Schwiegersohn, den<br />
Prokuristen, der seit Jahren im Haus arbeitet<br />
oder an das befreundete Unternehmen. Das<br />
Problem ist: Häufig versäumen sie es, mit den<br />
Wunschkandidaten (offen) zu sprechen. Daher<br />
gibt es in vielen Fällen keinen systematischen<br />
Prozess der Nachfolgeregelung.<br />
Womit beginnt eine systematische Nachfolgeregelung?<br />
Ein wichtiger erster Schritt ist, wie oben ausgeführt,<br />
das offene Gespräch mit z. B. der Familie.<br />
Möchte das Kind/die Kinder die Unternehmensnachfolge<br />
überhaupt antreten? Viele<br />
Unternehmer halten das für selbstverständlich.<br />
Möglicherweise passen die Aufgaben und Themen<br />
eines Unternehmens aber gar nicht zum<br />
Lebensmodell des Nachwuchses. Insbesondere<br />
bei komplexen Familienverhältnissen gilt:<br />
Unternehmer sollten ihre Nachfolge rechtzeitig<br />
planen, nicht selten entstehen sonst schwierige,<br />
manchmal existenzielle Situationen. Als Berater<br />
müssen wir aber auch akzeptieren, wenn<br />
wir bei unseren Mandanten an Grenzen stoßen:<br />
Längst nicht alle Unternehmer möchten diese<br />
oft auch emotionalen Fragen offen diskutieren<br />
und entscheiden.<br />
Wie sollten Unternehmer die Nachfolge<br />
kommunizieren?<br />
Ein durchdachtes Kommunikationskonzept<br />
ist ein weiterer wichtiger Baustein der Nachfolgeplanung.<br />
Man sollte daran denken, dass<br />
hinter jedem Unternehmen Menschen stehen:<br />
Die Geschäftsführung, leitende Mitarbeiter, die<br />
„Mannschaft“. In jedem Unternehmen gibt es<br />
Schlüsselpersonen, die von dem Nachfolger<br />
„Als Berater finden wir<br />
maßgeschneiderte Lösungen<br />
für unternehmerische<br />
Lebenssituationen.“<br />
Foto: Fotolia<br />
überzeugt werden müssen. Auch die zweite<br />
Reihe hat möglicherweise Karrierehoffnungen<br />
und fühlt sich dann unter Umständen übergangen.<br />
Neben der Führungsmannschaft sollte ein<br />
Unternehmer außerdem Lieferanten und Kunden<br />
informieren. Ein langjähriger Großkunde<br />
z. B. sollte sicher sein, dass er zukünftig einen<br />
kompetenten Ansprechpartner hat – andernfalls<br />
wird er sich nach Alternativen auf dem<br />
Markt umschauen.<br />
Wie helfen Sie Ihren Mandanten bei der<br />
Wahl des richtigen Nachfolgers?<br />
Als Kanzlei haben wir schon viele Unternehmer<br />
bei der systematischen Nachfolgeregelung begleitet.<br />
Ein Beispiel: Eine Bremer Aktiengesellschaft<br />
sucht einen passenden Nachfolger. Da<br />
in der Familie niemand infrage kommt, ist ein<br />
professioneller Personalberater beauftragt worden.<br />
Wir haben unseren Mandanten bei seinen<br />
Entscheidungsprozessen für den geeigneten<br />
Kandidaten unterstützt. Im Anschluss verhandeln<br />
wir für unsere Mandanten die Vertragssituation:<br />
Ein „einfacher“ Anstellungsvertrag reicht<br />
einem potenziellen Unternehmensnachfolger in<br />
der Regel nicht. Er möchte oft eine realistische<br />
Perspektive, wann und wie er in den Status des<br />
Gesellschafters wechseln kann.<br />
Warum ist eine systematische Nachfolgeregelung<br />
auch sonst wichtig?<br />
Mit der Einführung des Regelwerks Basel 1 bis 3<br />
sind die Ratingsysteme der Banken weiterentwickelt<br />
worden. Die Kreditinstitute interessieren<br />
sich seitdem sehr für die Nachfolgeplanung. Ist<br />
die Nachfolge im Unternehmen nicht frühzeitig<br />
geregelt, vergeben die Banken ein schlechteres<br />
Ranking. Das wirkt sich wiederum negativ auf<br />
die Bonität von kreditsuchenden Unternehmen<br />
aus. Auch deshalb empfehlen wir unseren Mandanten,<br />
frühzeitig mit der Entwicklung eines<br />
Nachfolgekonzept zu beginnen, um den langfristigen<br />
Erfolg des Unternehmens sicherzustellen.<br />
Expertentipps: So gelingt die<br />
Unternehmensnachfolge<br />
Frühzeitig klären: Wer kommt infrage?<br />
Wunschkandidaten offen ansprechen.<br />
Schlüsselpersonen im Unternehmen in<br />
den Prozess einbeziehen und Geschäftspartner<br />
rechtzeitig informieren.<br />
Berater übernehmen vermittelnde Funktion,<br />
wenn z.B. familienexterne potenzielle<br />
Nachfolger gesucht werden und Vertragsverhandlungen<br />
geführt werden.<br />
Möglichst konkrete Planung vereinbaren<br />
darüber, wann und wie der Wechsel stattfindet.<br />
Die frühzeitige Regelung der Unternehmensnachfolge<br />
wirkt sich u.a positiv auf die<br />
Bonität aus, da Kreditinstitute die Nachfolge<br />
in ihr Ratingsystem einbeziehen.<br />
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