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Esche,
Espe
oder Erle?
Pflanzenporträts
aller wild wachsenden
Gehölze Mitteleuropas
Peter Steiger
2. Auflage
Vorwort
5
Vorwort
von Professor Frank Klötzli
Dieses Buch kommt zu einer guten Zeit und ist für verschiedene aktuelle und offizielle
Projekte besonders nötig. Dass es nicht schon früher geschrieben wurde, erhellt
sich aus verschiedenen Gründen, liegt aber vor allem an der Vielzahl von 227 einheimischen
Gehölzarten, deren Verbreitungsgrenzen sich kreuz und quer durch Europa
ziehen. Oft wurde das jeweilige Verbreitungsareal durch den Menschen verändert, und
eine zunehmende Zahl exotischer Gehölze erobert sich ihren Platz unter den heimischen
Arten.
Die heutigen, landschaftsbezogenen Feldarbeiten wie Inventarisierungen, Vegetationskartierungen,
Umweltverträglichkeitsprüfungen und Umweltbaubegleitungen
verlangen nach sehr guten Kenntnissen der Gehölze, ihrer Ansprache und Verbreitung.
Aber schon seit Jahrtausenden fühlt sich der Mensch von der Kraft und Ausstrahlung
der Bäume angezogen und entwickelte Vorlieben für bestimmte Bäume und Sträucher.
Nach heutiger Auffassung stammt der Mensch aus den Savannen Ostafrikas mit
einer grossen Artenvielfalt an Holzpflanzen. Die Struktur dieser Landschaft ist ein
dynamisches, durch die Kulturtätigkeit des Menschen stets beeinflusstes Mosaik aus
Wald und Offenland. Mit seinem Auszug aus den tropischen Savannen und der Entwicklung
der ersten Hochkulturen hat der Mensch dieses ihm vertraute Bild des Landschaftsmosaiks
mit sich genommen, Wälder gerodet und in Feld-Wald-Komplexe
verwandelt, oft mit streifenförmigen Grenzlinien wie Hecken und Baumreihen. Die
Sehnsucht nach einer parkartig offenen Landschaft, die einerseits den Blick in die
Ferne erlaubt und gleichzeitig Schutz und Geborgenheit im Schatten vertrauter Bäume
bietet, hat den Menschen in seiner Kulturgeschichte treu begleitet. So ist es nicht
erstaunlich, dass sich Waldinseln und Heckenlandschaften nicht nur aus praktischen,
sondern auch aus ästhetischen Gründen – und weil der Mensch immer nach Wurzeln
sucht, in ganz Europa erhalten haben – teils natürlichen Ursprungs im Übergang
vom Wald zur Steppe und Halbwüste oder, feuer- und weidebedingt, in offenen mediterranen
Landschaften, in Mitteleuropa jedoch als anthropogene Kulturlandschaften.
Erst die jüngste Entwicklung einer intensivst genutzten Agrarlandschaft mit baumlosem
Horizont entwurzelt uns von den vertrauten Mosaiklandschaften, wie sie auch
gerne in Park anlagen inszeniert werden.
Baum- und Strauchgestalten werden seit jeher geschätzt, wie ein Blick auf Poesie
und Belletristik deutlich zeigt, und führen uns den Jahreskreislauf von der winterkahlen
Silhouette über Frühlingslaub, Blüte, Frucht und Herbstverfärbung deutlich und
in ihrer verlässlichen Wiederkehr auch Vertrauen stiftend vor Augen. Viele Baumarten
wie Eichen, Linden und Ölbäume haben so symbolische, ja heilige Bedeutung erlangt,
gerade im Bedürfnis, Naturgewalten und Übersinnlichem eine Heimat und Wohn -
statt zu geben. Der Wuchs markanter Bäume an Orten besonderer Kraftausstrahlung
führte zur Verehrung von Einzelbäumen und zum Entstehen von Kultstätten in heiligen
Hainen.
Ohne kitschig zu werden, darf ich dieser Haltung beipflichten. Ich habe nicht
nur eine tief empfundene Freude an der Vielfalt schöner Baumgestalten, sondern auch
grosse Achtung vor der über Jahrhunderte aufstrebenden Vitalität alter Bäume.
Irgendwo in Wäldern, Parkanlagen oder in meinem Garten kann mir ein Baum durch
seine Schönheit, Kraft und Ausstrahlung auffallen, und ich fühle mich angezogen
6 Vorwort
und fasziniert von den Lebensspuren in alten Rinden. Sträucher beglücken durch
ihren ausgeprägten Habitus, duftende Blüten oder filigranes Laub und erfreuen mich
in meinem Garten auf Augenhöhe in Geborgenheit unter den schützenden Bäumen …
In der heutigen Zeit hat die Ahnung von Entwurzelung ohne Kontakt zu den
Bäumen unserer Seele aber auch zu verstärkter Achtung und zum Schutz von Bäumen
und Sträuchern geführt, deren Vielfalt einerseits in Gärten und Parks gehegt wird,
andererseits aber auch in der Landschaft, durch die Anlage neuer Hecken, Obsthochstammgärten
und Alleen gewürdigt wird. Dieses wachsende Interesse führt auch dazu,
sich über die Vielfalt, Eigenart und Ansprüche der Gehölze kundig zu machen. In
diesem Sinne ist auch das vorliegende Buch aufgebaut. Es ermöglicht eine bequeme
Bestimmung der einheimischen Gehölze Mitteleuropas. Zusammen mit den hervorragenden
Abbildungen und Silhouetten in Verbindung mit dem anschaulichen Text
macht es jede Bestimmung zum Genuss und die Handhabung des Buches zum
Vergnügen.
Frank Klötzli, Wallisellen, März 2013
Dank
7
Dank
Ein solches Buch mit mehreren Tausend Fotos, aufgenommen zu allen Jahreszeiten und
in unterschiedlichsten Lebensräumen und botanischen Gärten, kommt nur durch jahrelange
akribische Arbeit und mit Hilfe zahlreicher wohlwollender Personen
zustande, denen ich hier meinen Dank aussprechen möchte.
Bruno Erny und Kok van Herk haben sich die Mühe genommen, das ganze Werk zu
lesen und mir viele Verbesserungsvorschläge zu machen. Kok hat mir zudem die notwendigen
Literaturangaben und zahlreiche Verbreitungshinweise für die Niederlande und Belgien
geliefert. Frank Klötzli hat seine weltweite Erfahrung mit Bäumen und Wäldern einfliessen
lassen und mir sein Vorwort geschenkt. Stefan Eggenberg hat mir wertvolle
Anregungen gegeben, und Roland Wenger hat mich mit seiner grossen Erfahrung mit den
Wildrosen unterstützt. Im Wildrosengarten von Marina Eichenberger und Regina Schär in
Uffikon durfte ich mehrmals seltene Wildrosen arten fotografieren. Patrice Prunier und
Pascal Vittoz haben die französischen Gehölznamen unter die Lupe genommen. Gabriele
Carraro hat mir viele Hinweise zu Gehölzen der Alpensüdseite gegeben. Harald Niklfeld
hat Hinweise zu Verbreitungsangaben und Roten Listen in Österreich beigesteuert. Dank
der Gastfreundschaft von Veronika Mandorfer konnte ich die Gehölze des Pannonischen
Beckens um Wien kennenlernen. Gerold Baring Liegnitz und das Team « Ahornblatt »
in Mainz haben mir Fotos seltener Wildrosen zur Verfügung gestellt, Kok die Blütenaufnahme
der Alpen-Bärentraube. Nadine Kofmehl hat im Botanischen Garten Zürich zur
rechten Zeit die Frucht des Alpen-Seidelbastes fotografiert, Bernd Dittrich gelang dies
mit dem Flaumigen Seidelbast. Men Haupt vom ott verlag hat mich zu dieser Buchidee angestossen,
Geraldine Blatter hat die Umsetzung des Buches mit grosser Umsicht betreut,
Nicholas Mühlberg und Corina Stähli haben mit ihren Gestaltungs ideen entscheidend
zur Qualität des Buches beigetragen.
Leiden und Freuden eines Buchschreibenden über Jahre mitzutragen, ist eine mitunter
herausfordernde Leistung, die meine Partnerin Maya und meine Söhne Tibor und Silvan
mit Bravour gemeistert haben, wofür ich mich ganz besonders bedanken möchte. Viele
Freundinnen und Freunde haben mich auf Wanderungen begleitet und mit grossem Verständnis
und mit viel Geduld meine gelegentlich abrupten Ab stecher ertragen, wenn ich
wieder einmal ein Gehölz entdeckte, von dem mir noch ein Bild fehlte und das mich unwiderstehlich
vom Weg lockte. Besonders danken möchte ich Barbara, Beatrice, Benno,
Billy, Birgit, Christian, Christian, Dietmar, Elisabeth, Gonpo, Hilke, Horst, Ingrid, Jeannette,
Joachim, Judith, Karin, Kok, Lena, Michel, Nadine, Norbert, Roland, Rolf, Silvia,
Tanja, Thomas, Urs, Vesna und Waltraud.
Dank vielen Hinweisen aufmerksamer Leser und Leserinnen sowie Rezensentinnen
und Rezensenten, vor allem den detaillierten Richtigstellungen von Bernd Schulz,
konnten Fehler aus der ersten Auflage, insbesondere die korrekte Bezeichnungen der
Fruchttypen, für die nun vorliegende zweite Auflage korrigiert werden. Herzlichen
Dank an alle Beteiligte!
Frühling 2016, Peter Steiger
Folgende Personen und Institutionen unterstützen die Gestaltung des Buches finanziell:
SVS – Birdlife Schweiz ◆ Schweizerische Dendrologische Gesellschaft, Genf
Schweizerische Stiftung für Dendrologie, Aubonne ◆ Peter Lüthi, Landschaftsgestaltung,
Bern ◆ Raymond Vogel, Landschaftsarchitekten, Zürich ◆ Thomas Uebelhart, Naturnahe
Gartengestaltung, Oberägeri ◆ Moeri und Partner, Landschaftsarchitekten, Bern
8 Inhalt
1 Einleitung 10
2 Bemerkungen zu den Gehölzporträts 12
3 Gehölzporträts 15
Aceraceae Ahorngewächse 16
Anacardiaceae Sumachgewächse 30
Aquifoliaceae Stechpalmengewächse 32
Araliaceae Araliengewächse 34
Asparagaceae Spargelgewächse 36
Berberidaceae Berberitzengewächse 40
Betulaceae Birkengewächse 42
Buxaceae Buchsbaumgewächse 62
Caprifoliaceae Geissblattgewächse 64
Celastraceae Baumwürgergewächse 88
Cistaceae Zistrosengewächse 94
Cornaceae Hartriegelgewächse 96
Cupressaceae Zypressengewächse 100
Eleagnaceae Ölweidengewächse 104
Ephedraceae Meerträubchengewächse 106
Ericaceae Heidekrautgewächse 108
Fabaceae Hülsenfrüchtlergewächse 142
Fagaceae Buchengewächse 182
Grossulariaceae Johannisbeergewächse 196
Hippocastanaceae Rosskastaniengewächse 206
Hydrangeaceae Hortensiengewächse 208
Juglandaceae Walnussgewächse 210
Myricaceae Gagelstrauchgewächse 212
Oleaceae Ölbaumgewächse 214
Paulowniaceae Blauglockenbaumgewächse 224
Pinaceae Kieferngewächse 226
Platanaceae Platanengewächse 244
Ranunculaceae Hahnenfussgewächse 246
Rhamnaceae Kreuzdorngewächse 250
Rosaceae Rosengewächse 260
Salicaceae Weidengewächse 364
Santalaceae Sandelholzgewächse 440
Scrophulariaceae Braunwurzgewächse 442
Simaroubaceae Bitterholzgewächse 444
Solanaceae Nachtschattengewächse 446
Staphyleaceae Pimpernussgewächse 448
Tamaricaceae Tamariskengewächse 450
Taxaceae Eibengewächse 452
Thymelaeaceae Seidelbastgewächse 454
Tiliaceae Lindengewächse 464
Ulmaceae Ulmengewächse 468
Vitaceae Weinrebengewächse 476
4 Bildgalerien 481
Blattknospen der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas 482
Blüten der Gehölze Mitteleuropas 501
Inhalt
9
Früchte und Fruchtstände der Gehölze Mitteleuropas 518
Rinden der Gehölze Mitteleuropas 535
Zweige der Gehölze Mitteleuropas 545
Herbstlaub der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas 555
Anhang 567
A1 Erklärung der botanischen Grundbegriffe für die Gehölzbestimmung 568
1.1 Wuchsform 568
1.2 Blattstellung 570
1.3 Sommergrün oder immergrün 571
1.4 Bedornung 573
1.5 Blattform 573
1.6 Anordnung der Nadeln am Zweig 578
1.7 Blattrand 579
1.8 Rinde 580
1.9 Zweig 581
1.10 Blattknospe 582
1.11 Blüte 583
1.12 Frucht 584
A2 Die Pflanzenfamilien der in Mitteleuropa wild vorkommenden Gehölze 586
2.1 Der binominale Artbegriff 586
2.2 Unterarten 587
2.3 Übergeordnete Ebenen der Pflanzensystematik 587
2.4 Die Pflanzenfamilien der Gehölze in Mitteleuropa 588
2.5 Anpassungen des Familiensystems aufgrund neuer genetischer Erkenntnisse 609
A3 Das Pflanzenkleid Mitteleuropas mit den kennzeichnenden Bäumen und Sträuchern 611
3.1 Frische bis trockene Laubwälder 614
3.2 Feuchte bis nasse Laubwälder 619
3.3 Nadelwälder 621
3.4 Gebüsche der Alpen 625
3.5 Moore und Heiden 628
3.6 Offene Felsen 630
3.7 Regionen mit besonderer Flora 631
A4 Die Verbreitungskarten und der Häufigkeitsbegriff 634
4.1 Häufigkeitsbegriff 634
4.2 Gefährdung 635
4.3 Verbreitungskarten 635
A5 Mitteleuropa – oder die Verwendbarkeit dieses Buches ausserhalb der Grenzen von
Deutschland, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und der Beneluxstaaten 636
A6 Exotische Gehölze in Mitteleuropa 640
A7 Liste der einheimischen Gehölze von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtensteins
und der Beneluxstaaten mit Wuchsformen 642
A8 Übersicht Blütezeiten/-farben und Fruchtzeiten/-farben 649
A9 Rote Listen und Übersicht über die Verbreitung der einheimischen Gehölze 655
A10 Liste der zusätzlichen Gehölze Europas nach Staaten (ohne Mittelmeerklima) 676
A11 Literatur 691
A12 Aufnahmeorte der grossformatigen Gehölzfotografien 697
A13 Alphabetische Namenslisten der Gehölze 702
A14 Sachwortregister 724
10 Einleitung
1 Einleitung
Was dieses Buch(paar) möchte
Es gibt fast so viele Bestimmungsbücher für (einheimische) Gehölze wie Bäume im
Wald. Die Entscheidung, ein weiteres hinzuzufügen, hat mit der Erfahrung in meiner
langjährigen Lehrtätigkeit zu tun, dass gut verständliche und bebilderte Bestimmungshilfen
weitgehend fehlen.
Begriffe wie « gegenständig », « doppelt gezähnt » oder « schiefer Blattgrund » sind
zwar notwendig zur Bestimmung von Gehölzen, aber sie müssen Leserinnen und
Lesern mit Bildern direkt beim Bestimmen verständlich gemacht werden, damit
die spannende « Rätselaufgabe » der Pflanzenbestimmung durch das Erfolgserlebnis
der richtigen Bestimmung gekrönt wird (Peter Steiger: Esche, Espe oder Erle?
Bestimmungsschlüssel aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas, ott verlag 2016,
ISBN 978-3-7225-0154-3).
Wenn ein Gehölz bestimmt ist, entsteht vielleicht der Wunsch, mehr darüber zu
erfahren: Wo überall gedeiht die Lärche, woher stammt ihr Name? Welche Bedeutung
spielt sie in der Mythologie und als Heilpflanze? Auf diese und viele weitere Fragen
gibt der Hauptband mit den Porträts der Gehölze umfassend Auskunft, ergänzt durch
umfangreiche Bildgalerien.
Zusätzlich sind im Anhang Erläuterungen zu den Porträts, Verbreitungskarten,
Erklärungen der verwendeten Fachbegriffe, eine Übersicht über die wichtigsten
Gehölzlebensräume und die Pflanzenfamilien zu finden.
Zur Definition von Mitteleuropa
Dieses Buch verspricht Pflanzenporträts von allen wildwachsenden Gehölzen Mitteleuropas.
Zu Mitteleuropa gehören, gemäss geltender geografischer Definition, zumindest
auch Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn und Slowenien, welche in den Verbreitungskarten
dieses Buches aber nicht erscheinen. Dies hat viel mit den mangelnden
Zugriffsmöglichkeiten des Autors auf detaillierte Verbreitungskarten in diesen östlichen
Staaten Mitteleuropas zu tun. Auf Seite 676 ff. sind für alle nicht mediterranen
Vegetationszonen Europas die zusätzlichen, nicht in diesem Buch enthaltenen, Gehölze
aufgelistet. Für Tschechien ist es gerade eine einzige Art, die Schlesische Weide. Für
Polen sind es neun strauchige Arten, in der die Slowakei zehn, in Ungarn zwölf Arten,
darunter auch die drei Baumarten Orient-Hainbuche, Ungarische Birne und Silber-
Linde. Somit beträgt die Gesamtzahl der nicht in diesem Buch enthaltenen, wildwachsenden
Gehölze Mitteleuropas etwas über zwanzig Arten, also knapp zehn Prozent der
mitteleuropäischen Gehölzflora.
Dafür sind die aus geografischer Sicht westeuropäischen Länder Belgien, Niederlande
und Luxembourg mit ihrer Gehölzflora und Verbreitungskarten in diesem Buch mit
eingeschlossen. Alle Wildgehölzarten des dänischen Festlandes, ohne Bornholm, sind
ebenfalls im vorliegenden Buch repräsentiert, ebenso rund zwei Drittel der Fläche von
Frankreich (ohne Mittelmeergebiete und Südwesten). Aus diesen Gründen hat sich der
Autor dazu entschlossen, den eben nicht ganz zutreffenden Untertitel «Pflanzenporträts
aller wildwachsenden Gehölze Mitteleuropas» trotzdem zu verwenden.
Einleitung
11
Spiegel unserer Seele
Bäume und Sträucher sind für uns Menschen weit mehr als nur Pflanzen mit unterschiedlichen
Merkmalen. Das Wachsen der Bäume im Rhythmus der Jahreszeiten,
die Entwicklung arttypischer und doch so individueller Gestalten berührt unsere Seele
zutiefst. Nicht zufällig nehmen Bäume in den meisten Religionen und schamanischen
Traditionen einen wichtigen Platz ein und werden als Heiligtümer verehrt. Bäume
sind fest im Boden verwurzelt, so wie wir Menschen in unserer Herkunft, Geschichte
und Lebensgestaltung verwurzelt sind. Wir können unsere Wurzeln anerkennen
und gleichzeitig neue Wurzeln bilden, Beziehungen knüpfen und uns mit unserer Umwelt
innig verbinden. Das Ahnen und Wissen um meine Wurzeln und meinen Platz
in dieser Welt ist Voraussetzung für Glück und Geborgenheit. Meine Wurzeln verbinden
mich mit meiner Vergangenheit, und gleichzeitig schaffen sie die Voraussetzung
für meine Entfaltung.
Stamm und Krone sind mein Herz, meine Gegenwart. Kann ich mich mit meiner
ganzen Kraft und mit meinem ganzen Wesen frei entfalten? Baue ich in enger Verbindung
zu meinen Wurzeln mit meinen Blättern an meiner Zukunft? Sommergrüne
Laubbäume spiegeln unseren Rhythmus von Ruhen und Wachsen. Die Winterruhe der
Bäume ist genauso unabdingbar wie unser nächtliches Schlafen und Träumen, das
Erwachen am Morgen ein täglicher Frühling. Auf- und absteigende Rhythmen wirken
im Baum wie im Menschen. Gereifte Bäume wie reife Menschen tragen sichtbare
Lebensspuren und formen sich zu eindrücklichen Gestalten. Altersspuren und Totholz
zeugen von einem reichen Leben.
Begegnungen mit Sträuchern und Bäumen berühren unsere Seelen immer wieder
aufs Neue – bewusst oder unbewusst. Mögen die Bilder und Informationen dieses
Buches dazu beitragen, Freude und Staunen ob der Vielfalt der Gehölze zu verstärken
und unsere Ahnungen um das enge Beziehungsgeflecht zwischen Baum und Mensch
lebendig werden zu lassen.
12 Bemerkungen zu den Gehölzporträts
2 Bemerkungen zu
den Gehölzporträts
Silhouettenbilder
Die vom Autor gezeichneten, idealtypischen Baumsilhouetten im Winterzustand entsprechen
seiner subjektiven Sicht. Im Einzelfall kann das betreffende Gehölz auch eine
völlig andere Gestalt annehmen, insbesondere wenn strauchige Arten ausnahmsweise
zu Bäumen auswachsen oder umgekehrt Bäume in extremen Lagen oder nach Rückschnitt
nur als Strauch gedeihen. Zu beachten ist auch der Einzelstand der gezeichneten
Silhouetten, in Konkurrenz zum Nachbarbestand wachsen viele Waldbäume oft
viel schmalkroniger als gezeigt. Die Grössen der jeweiligen Silhouetten sind zueinander
nicht massstäblich.
1 2
3
4
Fotos
Die Fotos der Porträts folgen üblicherweise der Aufreihung : Gehölzansicht – Blatt –
Knospe – Zweig – Rinde – Herbstlaub – Frucht – Blüte. Bei immergrünen Arten
fehlen die meist unauffälligen Blattknospen und die Herbstverfärbung. Bei Zwergsträuchern
ohne nennenswerte Unterschiede zwischen Zweig und Rinde liegt nur
ein gemeinsames Bild vor. Bei einigen Weiden Salix spp. mit meist ähnlichen Blüten
und Früchten liegen nicht immer beide Bilder vor.
8
7
1 Ansicht
2 Blatt
3 Knospe
4 Zweig
5 Rinde
6 Herbstlaub
7 Frucht
8 Blüte
6
5
Namen
Die verwendeten deutschen wie die lateinischen Namen basieren weitgehend auf der
Nomenklatur in der jüngsten Auflage der « Flora Helvetica » 2012, für dort fehlende
Arten haben wir uns an der « Flora Alpina » 2004, am « Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands » 2007 oder an der « Exkursionsflora Österreich, Liechtenstein,
Südtirol » 2005 orientiert. Den deutschen Namen hinzugefügt wurden weitere dem
Autor bekannte deutsche und volkstümliche Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Kommen die Arten im französischen, italienischen, rätoromanischen und flämisch-holländischen
Sprachraum natürlicherweise oder bei den exotischen Arten
gepflanzt vor, sind diese Namen ebenfalls angefügt. Die englischen Namen sind wegen
der hohen Beliebtheit der Gartenkultur in Grossbritannien bei allen Arten aufgeführt.
Die nicht deutschspra chigen Namen sind mehrheitlich der « Flora Alpina » und der
« Flora Helvetica » entnommen, fallweise ergänzt durch das Romanische Wörterbuch
(www.pledarigrond.ch), und in Einzelfällen durch verschiedene Florenwerken gemäss
Literaturangaben auf Seite 691ff.
Erscheinung
Die Beschreibung der Erscheinung nennt die maximale Gehölzhöhe und das maximale
bekannte Alter, das weit über das üblicherweise anzutreffende Höchstalter hinausreichen
kann. Ansonsten entsprechen die Beschreibungen der Erscheinung bewusst
einem subjektiven Eindruck des Autors, der von den Bildern und Erfahrungen der
Leserin und des Lesers durchaus abweichen kann.
Rinde
Mit der Bezeichnung Rinde ist botanisch korrekt die Borke gemeint, also die schützende
äussere, abgestorbene Schicht des Rindengewebes.
Bemerkungen zu den Gehölzporträts
13
Eindeutige Bestimmungsmerkmale
Die für die Bestimmung einer Art entscheidenden Merkmale sind farbig hervor -
gehoben. Die Unterschiede zu Arten mit sehr ähnlichen Merkmalen ( Verwechslungsmöglichkeiten
) sind dahinter in Klammern aufgeführt.
Heilpflanze
Angesichts der mannigfaltigen Verwendung der Pflanzen erhebt der Autor
keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das heisst: Nicht bei jeder Pflanze sind alle
Anwendungs bereiche und -möglichkeiten aufgeführt. Im Literaturverzeichnis
ab Seite 691 unter dem Titel «Mythologie und Heilkunde» ist ersichtlich, welche
Quellen für die vorliegenden Angaben benutzt wurden.
Reihenfolge der Gehölzporträts
Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, 259 Gehölzporträts in eine Reihenfolge
zu bringen. Der Autor hat die Zuordnung zu Pflanzenfamilien gewählt, weil dadurch
die Ähnlichkeiten wie Unterschiede der nächstverwandten und damit meist auch
ähnlichsten Arten betont werden. Diese Pflanzenfamilien könnte man wiederum in
einen – für die meisten Leserinnen und Leser aber wohl wenig einsichtigen – verwandtschaftlichen
Kontext bringen. Der Autor hat sich ganz pragmatisch für eine
alphabetische Reihenfolge der wissenschaftlichen Pflanzenfamilien von Aceraceae bis
Vitaceae entschieden.Innerhalb der Pflanzenfamilien wird wiederum die alphabetische
Reihenfolge der lateinischen Gattungs- und Artnamen eingehalten.
Verbreitungskarte
■
■
■
Natürliches Verbreitungsgebiet häufiger Arten
Natürliches Verbreitungsgebiet seltener Arten
Nur gepflanzt und/oder verwildert
Bei allen 32 im Buch beschriebenen exotischen Arten fehlt die Verbreitungskarte
infolge der oft grossen Arealdynamik durch Pflanzung/Verwilderung.
3 Gehölzporträts
16
Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Feld-Ahorn
Acer campestre
Massholder, Spindelbaum
Érable champêtre, Acero oppio, Ischi champester,
Spaanse aak, Field Maple
Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, bis 10, selten auch bis
20 m hoch, oder vielstämmiger Strauch mit meist runder Krone.
Rinde längs- und netzrissig. Als frei stehender Baum ist der
Feld-Ahorn einer der schönsten kleinkronigen Bäume Mitteleuropas
und zeichnet sich durch seine, im Vergleich zum raschwüchsigen
Berg- und zum Spitz-Ahorn, zierlich kleinen Blätter
mit leuchtend gelber Herbstfärbung aus. Als Heckenstrauch
ist er sehr schnittverträglich. Alter bis 200 Jahre.
Blatt Gegenständig, stets weniger als 10 cm lang, lang gestielt, dreibis
fünflappig ; Lappen schwach wellig gerandet, meist mit
einem stumpfen Zahn oder ganzrandig ; Blatt oberseits dunkelgrün,
unterseits heller, zuerst fein behaart, später kahl.
Herbstfärbung Leuchtendes Gelb, selten rötlich.
Blüte Mai ; hell gelbgrüne Blüten nach dem Laubaustrieb in wenigblütigen,
abstehenden Rispen oder Trauben, insektenbestäubt ;
Kronblätter sternförmig, 4 mm lang, oval, Staubblätter so lang wie
die Kronblätter.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün, reif hellbraun,
Flügel in flachem Winkel, fast waagrecht ; September–Oktober.
Zweig und Knospe Zweig jung gelbbraun bis braun mit zahlreichen Lentizellen,
später matt graubraun, rund oder auffällig korkleistig ;
Blattknospe kugelig-eiförmig, hellbraun, mit vier bis sechs Schuppen.
Blattstiel führt Milchsaft.
Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später längs- oder netzrissig,
ohne eckige Platten, mit rosa Flecken.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles
Bau- und Möbelholz, auch für Drechslerarbeiten gesucht,
wegen des meist geringen Stammdurchmessers seltener verwendet
als Berg- und Spitz-Ahorn.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Als Baum kleine, runde Krone, besonders
in Hecken oft nur strauchig ( Berg- und Spitz-Ahorn viel
grösser, nie strauchig ). Hell graubraune Rinde, auch bei älteren
Bäumen bleibend längs- und netzrissig ( Berg-Ahorn unregelmässig
plattig ablösend mit rosa Flecken ) ; Blatt ahorntypisch dreibis
fünflappig, stets nur wellig stumpf gezähnt oder ganzrandig
( Berg- und Spitz-Ahorn doppelt so gross und vielfach gezähnt ) ;
Blüte hell gelbgrün nach dem Laubaustrieb, in abstehenden,
wenigblütigen Rispen oder Trauben ( Spitz-Ahorn vielblütig vor
Laubaustrieb, Berg-Ahorn mit dem Laubaustrieb in hängenden
Spaltfispen ) ; Spaltfrucht zweiflügelig, Flügel in flachem Winkel
abstehend, fast waagrecht ( Spitz-Ahorn ähnlich, aber nicht waagrecht,
Berg-Ahorn fast rechtwinklig ).
Standort Frische, nie feuchte, meist kalkhaltige, sandige oder lehmige
Böden ; Laubwälder, besonders Waldränder und Hecken, dort
oft nur strauchförmig. Sehr häufig, auch oft gepflanzt, 0–800 m
( in den Alpen selten bis 1400 m ).
Verbreitung Europäisch-westasiatisch ; nordwärts bis Irland, Nordengland,
Südschweden und Südpolen, ostwärts bis zur Wolga
und zum Kaspischen Meer, südwärts bis Nordtürkei, Peloponnes,
Sizilien, Algerien und Sierra Nevada.
D, A, CH, FL und Benelux weit verbreitet, in der Norddeutschen
Tiefebene und den Niederlanden selten oder fehlend, durch
Pflanzungen aber heute überall sehr häufig.
Mythologie Symbol für Licht und Heiterkeit, Schutz vor Dämonen, Naturgewalten
und Hexen. Vereinigung von Gegen sätzen und Unbeschwertheit,
erfüllt Träume und vertreibt Hexen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen des Blattes wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Der alte Name Massholder, vom
altgermanischen « mat » für Speise abgeleitet, weist auf die frühere
Bedeutung der Blätter als Nahrung für Mensch ( als sauerkrautartiges
Mus gekocht ) und Vieh hin. Der Ahornsirup stammt vom
nordamerikanischen Zucker-Ahorn Acer saccharum.
Name Feld-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz
( Blattform ) ; der Zusatz wegen des häufigen Vorkommens in Feldhecken.
Acer campestre : lateinisch acer für scharf, spitz ; campestre von
lateinisch campus für Feld, auf dem Felde wachsend.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
17
18
Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Französischer Ahorn
Acer monspessulanum
Felsen-Ahorn, Burgen-Ahorn
Érable de Montpellier, Acero minore,
Montpellier Maple
Erscheinung Aufrecht wachsender, sparrig verzweigter Kleinbaum,
5–10 m hoch, mit runder oder kegliger Krone. Rinde längsrissig
graubraun. Der auffällig kleinblättrige und kleinkronige Französische
Ahorn ist eine Zierde trockenheisser, felsiger Eichenwälder
im Mittelrheingebiet am isolierten Nordrand seines Verbreitungsgebietes.
Alter bis 200 Jahre.
Blatt Gegenständig, bis 6 cm lang und breiter als lang, lang gestielt,
dreilappig ; Lappen gleich gross, bis auf die Hälfte geteilt, stumpf
und ganzrandig. Blatt oberseits glänzend dunkelgrün und kahl,
Unterseite matt graugrün, kahl.
Herbstfärbung Gelb oder rot.
Blüte April–Mai ; gelbgrüne Blüten mit dem Laubaustrieb in wenigblütigen,
abstehenden Trugdolden, insektenbestäubt ; Kronblätter
sternförmig, 5 mm lang, oval, männliche Staubblätter länger als
die Kronblätter.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün und oft dunkelrot
überlaufen, reif hellbraun, Flügel nur 2–3 cm lang, in spitzem
Winkel parallel stehend, windverbreitet ; September.
Zweig und Knospe Zweig jung braun mit zahlreichen zweigfarbenen
Lentizellen, später matt graubraun, rund ; Blattknospe lang zugespitzt,
dunkel- bis rotbraun, mit zehn bis zwölf Schuppen.
Rinde Hell graubraun und in der Jugend glatt, später fein und bleibend
längsrissig.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wegen
der Seltenheit und zu kleinem Stammdurchmesser kaum verwertet.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Auffällig kleiner, rundkroniger Baum
( alle anderen Ahornarten grösser ). Graubraune Rinde, schon im
jungen Alter bleibend längsrissig ( ähnlich Feld-Ahorn ) ; Blatt
klein, ahorntypisch dreilappig, mit drei gleich grossen, ganzrandigen
Lappen ( andere Ahornarten grösser und nicht dreilappig-ganzrandig
) ; Blüte gelbgrün mit dem Laubaustrieb in abstehenden,
wenigblütigen Trugdolden; Spaltfrucht zweiflügelig,
Flügel kurz, in spitzem Winkel parallel abstehend ( andere Ahornarten
Flügel länger ).
Standort Trockene, flachgründige, kalkreiche und steinige Böden
in wärmsten Lagen, meist über Felsen ; nur Flaum- und Traubeneichenwald,
100–400 m.
Verbreitung Mediterran ; nordostwärts bis in den französischen Südjura
und ins Burgund ; isoliert in der Eifel, Mosel und Mainfranken ;
Italien, Südbalkan, Kleinasien, Kaukasus, Turkestan und Nordafrika.
D nur Eifel, Mosel-, Unterlahntal und Fränkisches Maintal, sehr
selten und bedroht.
Mythologie Symbol für Licht, Heiterkeit, Vereinigung von Gegensätzen
und Unbeschwertheit, erfüllt Träume und vertreibt Hexen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Heute kaum mehr in Gebrauch.
Name Französischer Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für
spitz ( Blattform ) ; der Zusatz verweist auf die Häufigkeit in Südfrankreich.
Acer monspessulanum : von lateinisch acer für scharf, spitz ; die
lateinische Bezeichnung monspessulanum für die Stadt Montpellier
in Südfrankreich, in deren Hinterland die Art häufig ist.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
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Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Eschen-Ahorn
Acer negundo
Exotische Baumart, nicht einheimisch
Steppen-Ahorn
Érable à feuilles de frêne, Acero americano,
Vederesdoorn, Box Elder
Erscheinung Aufrecht wachsender Baum, bis 20 m hoch, mit oft hängenden
Zweigen. Rinde jung fast glatt, später graubraun und
längsrissig. Der Eschen-Ahorn, mit seinem für Ahorne untypisch
gefiederten Blatt, ist als genügsamer und trockenresistenter
Parkbaum oft in Städten gepflanzt anzutreffen, im Herbst fällt
sein hell zitronengelbes oder leuchtend gelbes Laub auf. Seit dem
17. Jahrhundert in Europa eingeführt. Alter bis 150 Jahre.
Blatt Gegenständig und unpaarig gefiedert, mit drei bis sieben Teilblättern,
diese langoval zugespitzt, bis 15 cm lang, unregelmässig
gezähnt oder fast ganzrandig ; Blatt oberseits grün und kahl,
unterseits heller, anfangs behaart, später kahl.
Herbstfärbung Leuchtendes Gelb, in Europa oft hell zitronengelb.
Blüte April–Mai ; zweihäusig, grünlich, ohne Kronblätter, in hängenden
und wenigblütigen Trauben vor dem Laubaustrieb ; die männlichen
Blüten aufrecht und lang gestielt, die weiblichen lang gestielt.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht in vielfrüchtigen, hängenden
Trauben, jung grün, reif blassbraun oder rötlich überlaufen,
Flügel spitzwinklig, oft einwärts gebogen ; September.
Zweig und Knospe Zweig jung glänzend grün und rund, oft mit auffällig
blauweisser Bereifung, später matt graubraun ; Blatt knospe kegelig,
nur zwei weinrote äussere Schuppen, darin die grau grünen, ungeschützten
Knospenblätter.
Rinde Hell graubraun, in der Jugend glatt, später feinrissig.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und gut bearbeitbar.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Aufrechter Baum mit grünen, oft hängenden
Zweigen, diese oft mit auffällig blauweisser Wachsschicht
( alle anderen Ahornarten nicht grünzweigig und hängend ).
Graubraune Rinde, bald längsrissig ; Blatt gefiedert mit drei bis
sieben Teilblättern, diese langoval und unregelmässig oder
nicht gezähnt ( andere Ahornarten nicht gefiedert ) ; Blüte grün
ohne Kronblätter ( andere Ahornarten mit Kronblättern ) ;
Spaltfrucht zweiflügelig, Flügel in spitzem Winkel parallel abstehend
und oft einwärts gebogen.
Standort Gepflanzt, besonders auf sandigen Böden, 0–800 m.
Verbreitung Nordamerikanisch ; von Ontario bis Florida, westwärts
bis Alberta, New Mexico und Kalifornien ; häufig gepflanzt
und besonders in Ostdeutschland oft verwildert.
Mythologie Nordamerikanische Mythologie nicht bekannt.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen Der Ahornsirup stammt vom ebenfalls
nordamerikanischen Zucker-Ahorn Acer saccharum.
Name Eschen-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für
spitz ( Blattform ) ; der Zusatz verweist auf das eschenartig
gefiederte Blatt.
Acer negundo : lateinisch acer für scharf, spitz ; die Wortherkunft
von negundo ist unklar.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
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Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Schneeballblättriger
Ahorn
Acer opalus
Frühlings-Ahorn, Schneeball-Ahorn,
Italienischer Ahorn
Érable à feuilles d’obier, Acero alpino, Italian Maple
Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, 8–15 m hoch, mit runder
oder kegliger Krone. Rinde erst längsrissig graubraun, später in
kleine Platten zerfallend. Als Begleiter wärmeliebender Flaumeichenwälder,
über dem Bielersee und im Unterwallis lokal häufig,
überrascht der Schneeballblättrige Ahorn im Vorfrühling durch
seine zeitige Blüte im sonst noch kahlen Wald und im Herbst
durch seine oft leuchtend orangegelbe oder ziegelrote Herbstfärbung.
Alter bis 200 Jahre.
Blatt Gegenständig, stets weniger als 10 cm lang, lang gestielt, dreilappig
; Lappen nur wenig, höchstens auf ein Drittel geteilt
und schwach wellig stumpf gezähnt ; Blatt oberseits dunkelgrün
und kahl, unterseits graugrün, zuerst fein behaart, später kahl.
Herbstfärbung Leuchtendes Orangegelb, selten weinrot.
Blüte April ; gelbgrüne Blüten vor dem Laubaustrieb in wenigblütigen,
hängenden Doldenrispen, insektenbestäubt ; Kronblätter sternförmig,
8–10 mm lang, oval, Staubblätter so lang wie die Kronblätter.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün und oft dunkelrot
überlaufen, reif hellbraun, Flügel in spitzem Winkel, windverbreitet
; Juli–August.
Zweig und Knospe Zweig jung braun mit zahlreichen Lentizellen,
später matt graubraun, rund ; Blattknospe lang zugespitzt, braunrandig
silbergrau, mit sechs bis vierzehn Schuppen.
Rinde Hell graubraun und glatt, später längs- oder netzrissig und
in kleine Platten zerfallend, darunter manchmal orangebraune
Flecken.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles
Bau- und Möbelholz, insbesondere für Innenausbau, auch für
Drechslerarbeiten gesucht.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Kleine, runde oder kegelige Krone
( Berg- und Spitz-Ahorn viel grösser, Feld-Ahorn ähnlich ). Graubraune
Rinde jung längs- und netzrissig, später kleinflächig plattig
ablösend ( Feld-Ahorn längs- und netzrissig bleibend ) ; Blatt
ahorntypisch dreilappig, stets nur wenig tief gelappt mit schwacher,
wellig stumpfer Zähnung ( Berg- und Spitz-Ahorn doppelt
so gross und vielfach gezähnt, Feld-Ahorn Lappen tiefer eingeschnitten
) ; Blüte gelbgrün vor dem Laubaustrieb in hängenden,
wenigblütigen Dolden ( wie Spitz-Ahorn, aber hängend, Feld-
Ahorn nach dem Laubaustrieb und abstehend ) ; Spaltfrucht zweiflügelig,
Flügel in spitzem Winkel abstehend ( Feld- und Spitz-
Ahorn fast waagrecht, Berg-Ahorn fast rechtwinklig ).
Standort Trockene, flachgründige und steinige Böden über Kalkfels
( Unterwallis auch Silikatfels ) ; nur Flaumeichenwald und trockenwarmer
Kalk-Buchenwald, 400–800 m ( im Unterwallis bis
1200 m ).
Verbreitung Westmediterran ; nordostwärts bis Frankreich ( Plateau
de Langres ), Schweizer Jura und Unterwallis sowie Nordapennin ;
Cevennen, Pyrenäen, Nordostspanien und Nordwestafrika.
D wenige Bäume am Dinkelberg in Grenzach bei Basel, sehr selten
und stark bedroht.
CH nur Jura nordwärts bis Basel und Aarau, Genf, Chablais und
Unterwallis bis Sierre, selten, lokal häufig und regional bedroht.
Mythologie Symbol für Licht, Heiterkeit, Vereinigung von Gegensätzen
und Unbeschwertheit, erfüllt Träume und vertreibt Hexen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen.
Name Schneeballblättriger Ahorn : Ahorn vom indogermanischen
« ak » für spitz ( Blattform ) ; der Zusatz wegen der Ähnlichkeit
des Blatts mit dem des Gemeinen Schneeballs.
Acer opalus : lateinisch acer für scharf, spitz ; die lateinische
Bezeichnung opalus ist ungeklärt.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
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Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Spitz-Ahorn
Acer platanoides
Löhne, Leimbaum
Érable plane, Acero riccio, Ischi giz,
Noorse esdoorn, Norway Maple
Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, bis 30 m hoch, mit meist
geradem Stamm und im Alter bleibend längsrissiger Rinde,
bildet mit aufstrebenden Ästen eine breit ausladende, runde oder
kegelförmige Krone. Der Spitz-Ahorn bietet insbesondere zur
Blütezeit mit seiner grossen, gelbgrün geschmückten Krone im
sonst noch laublosen Mischwald einen eindrücklichen Anblick.
Alter bis 200 Jahre.
Blatt Gegenständig, 10–20 cm lang, lang gestielt, drei- bis fünflappig ;
Lappen stets spitz und in eine Spitze ausgezogen ; Blatt papierartig
dünn, beidseits fast gleichfarbig grün ; Blattrand mit nur wenigen,
stets spitz ausgezogenen Zähnen.
Herbstfärbung Rötlich oder rotorange.
Blüte April ; gelbgrüne Blüten in dichten, abstehenden Trugdolden, vor
dem Laubaustrieb erscheinend, insektenbestäubt ; Kronblätter
sternförmig, 6 mm lang, oval, Staubblätter deutlich kürzer.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün, reif hellbraun,
Flügel in stumpfem Winkel abstehend ; Windverbreitung, bei
Herbststürmen können die Früchte kilometerweit fliegen ;
September–Oktober.
Zweig und Knospe Zweig jung oliv- bis dunkelbraun, später matt hellgrau
bis graubraun, rund ; Blattknospe kegelig, weinrot, mit vier bis
sechs Schuppen. Blattstiel führt Milchsaft.
Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später fein längsrissig.
Holz Einheitlich rötlichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles
Bau- und Möbelholz, auch für Innenausbau, Drechslerarbeiten
und Musikinstrumente gesucht.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Regelmässige, kegelig-runde Krone.
Hellgraue Rinde auch bei älteren Bäumen bleibend längsrissig
( Berg-Ahorn unregelmässig abplattend mit rosa Flecken ) ; Blatt
ahorntypisch drei- bis fünflappig, stets mit wenigen, in eine Spitze
ausgezogenen Zähnen ( Berg-Ahorn ohne deutlich ausgezogene
Spitzen, Feld-Ahorn nur halb so gross ) ; Blüte gelbgrün vor dem
Laubaustrieb in abstehenden Trugdolden ( Feld-Ahorn gleich,
Berg-Ahorn mit dem Laubaustrieb, in hängenden Rispen ) ; Spaltfrucht
zweiflügelig, Flügel in stumpfem Winkel abstehend ( Feld-
Ahorn gleich, Berg-Ahorn fast rechtwinklig ).
Standort Frische bis feuchte, oft kalkhaltige Böden in luftfeuchten Lagen
; Laubwälder, v. a. Lindenmischwälder, Schluchtwälder,
Auenwälder und Eichen-Hainbuchenmischwald. Sehr häufig, auch
oft gepflanzt, 0–1000 m ( selten bis 1600 m ).
Verbreitung Europäisch-westasiatisch ; nordwärts bis Südschweden und
Südfinnland, ostwärts bis zum Ural, Kaukasus und Nordiran,
südwärts bis Nordtürkei, Nordgriechenland, Mittelapennin und
Pyrenäen. Fehlt im atlantischen Westeuropa.
D, A, CH, FL, B und L weit verbreitet, fehlt natürlicherweise in
der nordwestdeutschen Tiefebene und in den Niederlanden, durch
Pflanzungen und Selbstaussaat aber heute überall sehr häufig.
Mythologie Symbol für Unbeschwertheit, Licht und Heiterkeit, Schutz
vor Verhexung, Dämonen und Naturgewalten. Kann Gegensätze
vereinen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Heute kaum mehr in Gebrauch. Der
Ahornsirup stammt vom nordamerikanischen Zucker-Ahorn
Acer saccharum. Die europäischen Ahornarten enthalten keinen
Zuckersaft.
Name Spitz-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz
( Blattform ) ; der Zusatz wegen der spitzen Blattzähne.
Acer platanoides : lateinisch acer für scharf, spitz ( Blattform ) ;
lateinisch platanoides für dem Platanenblatt gleichend.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
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Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Berg-Ahorn
Acer pseudoplatanus
Urle, Trauben-Ahorn
Érable sycamore, Acero di monte, Ischi da muntogna,
Gewone esdoorn, Sycamore
Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, bis über 30 m hoch,
mit meist geradem Stamm und im Alter auffällig gefleckter Rinde.
Die breit ausladende, rundkeglige Krone in Verbindung mit der
rosa gefleckten, reich mit Flechten und Moosen bewachsenen Rinde
und den hübsch gelappten Blättern lässt einen alten, frei stehenden
Berg-Ahorn zu einer der eindrücklichsten Baumgestalten
Mitteleuropas werden. Alter bis 600 Jahre.
Blatt Gegenständig, 10–20 cm lang, lang gestielt, drei- bis fünflappig ;
Lappen stumpf oder spitz, aber nie in eine Spitze ausgezogen ; Blatt
oberseits dunkelgrün, unterseits graugrün ; Blattrand unregelmässig
einfach oder doppelt gezähnt.
Herbstfärbung Leuchtendes Gelb.
Blüte April–Mai ; blass gelbgrüne Blüten in dichten, 5–15 cm langen,
stets hängenden Rispen, mit dem Laubaustrieb erscheinend,
insektenbestäubt ; Kronblätter sternförmig, 5 mm lang, sehr
schmal, Staubblätter deutlich länger.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün, reif hellbraun,
Flügel fast rechtwinklig abstehend ; Windverbreitung, bei Herbststürmen
können die Früchte kilometerweit fliegen ; September–
Oktober.
Zweig und Knospe Zweig grau- bis olivbraun, oft leicht glänzend und
rund, zumindest junge Zweige mit zahlreichen weissen Lentizellen
; Blattknospe kegelig, hellgrün, mit sechs bis acht Schuppen.
Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später fein längsrissig
und im Alter in eckige oder unregelmässige Platten zerfallend,
welche unter der Oberfläche auffällige rötliche oder rosa Flecken
zeigen. Besonders in luftfeuchten Berglagen oft mit reichem Flechten-
und Moosbewuchs.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles
Möbelholz, auch für Innenausbau, Drechslerarbeiten und als
Klangholz für Musikinstrumente sehr gesucht.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Regelmässige, kegelig-runde Krone.
Hellgraue Rinde bei älteren Bäumen mit rosa Flecken auffällig
unregelmässig plattig ablösend und mit meist reichem Flechtenbewuchs
( Spitz-Ahorn bleibend längsrissig ) ; Blatt ahorntypisch
drei- bis fünflappig, unregelmässig gezähnt, ohne ausgezogene
Spitzen ( Spitz-Ahorn : mit deutlich ausgezogenen Spitzen, Feld-
Ahorn nur halb so gross ) ; Blüte mit dem Laubaustrieb blass
gelbgrün in hängenden Rispen ( Spitz-Ahorn kräftig gelbgrün, in
abstehenden Trugdolden ) ; Spaltfrucht zweiflügelig, Flügel
fast rechtwinklig abstehend ( Spitz- und Feld-Ahorn flachwinklig ).
Standort Humose, nährstoffreiche, frische bis sickerfeuchte, oft kalkhaltige
Böden in schattigen Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit ;
Laubwälder, insbesondere in der Montanstufe der Gebirge. Sehr
häufig, auch oft gepflanzt, dann auch an anderen Standorten,
0–1900 m.
Verbreitung Europäisch-westasiatisch ; fehlt im atlantischen Westeuropa,
nordwärts bis zum Nordrand der deutschen Mittelgebirge und
bis Südpolen, ostwärts bis Ukraine und Kaukasus, südwärts bis
Nordtürkei, Nordgriechenland, Sizilien, Sardinien und Pyrenäen.
D, A, CH, FL, B und L weit verbreitet, fehlt natürlicherweise
in der Norddeutschen Tiefebene und den Niederlanden, durch
Pflanzungen und Selbstaussaat aber heute überall sehr häufig.
Mythologie Symbol für Licht, Heiterkeit, Vereinigung von Gegensätzen
und Unbeschwertheit, erfüllt Träume und vertreibt Hexen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Heute kaum mehr in Gebrauch. Der
Ahornsirup stammt vom nordamerikanischen Zucker-Ahorn
Acer saccharum. Die europäischen Ahornarten enthalten keinen
Zuckersaft.
Name Berg-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz
( Blattform ) ; der Zusatz verweist auf häufiges Vorkommen in
Bergwäldern.
Acer pseudoplatanus : lateinisch acer für scharf, spitz ( Blattform ) ;
pseudoplatanus für dem Platanenblatt gleichend.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae 27
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Ahorngewächse
Aceraceae
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Tataren-Ahorn
Acer tataricum
Steppen-Ahorn, Schwarzring-Ahorn
Tatarian Maple
Fehlt im romanischen Sprachraum
Erscheinung Aufrecht wachsender Kleinbaum, 3–6 m hoch, mit runder
oder kegeliger Krone. Rinde graubraun, anfangs fast glatt, später
rau. Der kleinkronige Tataren-Ahorn erscheint in den Steppengebieten
Südrusslands und der Ukraine oft als auffällige, einzeln
stehende, breitkronige Bäumchen, deren Früchte ab dem Spätsommer
auffällig rot leuchten. Im Auenwald des Burgenlandes ist
er dagegen unscheinbar. Alter bis 150 Jahre.
Blatt Gegenständig und ungelappt oder dreilappig, langoval zugespitzt,
bis 10 cm lang, die zwei Seitenlappen oft nur angedeutet oder ganz
fehlend ; Blatt oberseits schwach glänzend hell- oder dunkelgrün
und kahl, unterseits heller ; anfangs auf den Nerven behaart, später
kahl. Der Rand ist unregelmässig oder doppelt gezähnt.
Herbstfärbung Gelb oder orangerot.
Blüte Mai ; grünweisse Blüten mit oder nach dem Laubaustrieb in wenigblütigen,
abstehenden Rispen oder Trauben, insektenbestäubt ;
Kronblätter sternförmig, 5 mm lang, oval, Staubblätter länger als
die Kronblätter.
Frucht Geteilte, lang geflügelte Spaltfrucht, jung grün, reif meist leuchtend
blutrot überlaufen, Flügel 2–4 cm lang, in spitzem Winkel
stehend, windverbreitet; September–Oktober.
Zweig und Knospe Zweig jung braun mit zahlreichen zweigfarbenen
Lentizellen, später matt hellgraubraun, rund ; Blattknospe lang
zugespitzt, dunkel- bis rotbraun mit sechs bis acht Schuppen.
Blattstiel führt Milchsaft.
Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später rau und fast
glatt bleibend.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; kaum
verwertbare Stammdurchmesser.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Auffällig kleiner, rundkroniger Baum
( alle anderen Ahornarten mit Ausnahme des Französischen
Ahorns grösser ). Graubraune Rinde, bleibend ohne oder nur
mit wenigen Rissen ( einzige einheimische Ahornart ) ; Blatt ahorntypisch
dreilappig oder ungelappt, langoval zugespitzt, unregelmässig
gezähnt ( andere Ahornarten deutlicher gelappt ) ; Blüte
grünweiss mit oder nach dem Laubaustrieb in abstehenden,
wenigblütigen Rispen oder Trauben ( andere Ahornarten gelbgrün,
Berg-Ahorn hängend ) ; Spaltfrucht zweiflügelig, Flügel kurz, in
spitzem Winkel parallel abstehend, reif meist blutrot ( Französischer
Ahorn ähnlich, andere Ahornarten Flügel länger ).
Standort Trockene bis nasse, flachgründige Steppenböden oder sandighumose
Auenböden, im Burgenland auf 120–150 m.
Verbreitung Osteuropäisch-westasiatisch ; westwärts bis Burgenland
und Kroatien, nordostwärts bis Ungarn, Ukraine, Mittelrussland,
Ural und Kaukasus, südwärts bis Albanien, Bulgarien und Türkei.
A nur wenige Bäume in Auenwäldern der Leitha im Burgenland,
sehr selten und stark bedroht.
Mythologie Symbol für Heiterkeit, Schutz vor Naturgewalten, Zauberei
und Hexen. Vereinigung von Gegensätzen und Unbeschwertheit,
erfüllt Träume.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen aus Blättern wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Heute kaum mehr in Gebrauch.
Name Tataren-Ahorn ; Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz
( Blattform ) ; der Zusatz verweist auf das Vorkommen im mittelrussischen
Tatarstan.
Acer tataricum : lateinisch acer für scharf, spitz; die lateinische
Bezeichnung tataricum für tatarisch.
Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
Ahorngewächse
Aceraceae
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