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Backen mit Christina - Magazin 3

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8 | HONIG<br />

HONIG | 9<br />

UNSCHÄTZBARER<br />

WERT JEDER<br />

EINZELNEN WABE!<br />

SO SCHMECKT<br />

ECHTES GOLD<br />

AUS DEM BIENENSTOCK<br />

Die herbstliche Sonne hüllt unseren<br />

Lungau in ein warmes, goldenes<br />

Licht. Die Hektik des Sommers, wie<br />

sie vor allem auch die Landwirtschaft<br />

kennt, pariert langsam zur entspannteren<br />

Gangart durch. War es ein guter,<br />

ertragreicher Sommer, so haben<br />

wir nun die Vorratsschränke gefüllt<br />

und machen uns langsam daran, die<br />

Vorräte für den Winter bereitzulegen.<br />

Die bevorstehende kalte, und<br />

da<strong>mit</strong> enthaltsamere Jahreszeit ist<br />

aber nicht nur im Blickfeld von uns<br />

Menschen. Die fleißigen Bienenvölker<br />

tun es uns gleich, nämlich Flügelschlag<br />

um Flügelschlag.<br />

Dass wir das flüssige Gold aus dem<br />

Bienenstock das ganze Jahr über<br />

griffbereit auf unserem Frühstückstisch<br />

haben, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit.<br />

Schlagzeilen über<br />

Bienensterben, das sich in zunehmender<br />

monotoner Landwirtschaft,<br />

verminderter Artenvielfalt von<br />

Blumen und vermehrter Verwendung<br />

von Insektiziden begründet,<br />

machen uns Kopfzerbrechen. Denn<br />

genau genommen ist es viel mehr<br />

als „nur“ der Honig, den wir dem<br />

fleißigen Summ-Summ zu verdanken<br />

haben. So hängt die gesamte<br />

Frucht- und Gemüsevielfalt in unseren<br />

Einkaufskörben von den Bienen<br />

ab. Verschwinden die Bienen, verschwindet<br />

auch unsere geschmacksintensive<br />

Genussvielfalt.<br />

Das weltweite Bienensterben hätte<br />

aber für uns Menschen noch weitreichendere,<br />

ja katastrophale Folgen:<br />

Forscher haben herausgefunden,<br />

dass wenn Bienen sterben, auch die<br />

Menschen sterben. Durch den Wegfall<br />

der fleißigen Bestäuber könnten<br />

weniger Obst, Gemüse und Getreide<br />

geerntet werden. Die bekannten Vitamin-Lieferanten<br />

würden schlagartig<br />

zu einem unbezahlbaren Luxusgut<br />

werden und ein Großteil unserer<br />

Bevölkerung würde an einem Mangel<br />

und einer Unterversorgung leiden.<br />

Ganz plötzlich käme es zu einer Zunahme<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

und Krebserkrankungen.<br />

Die Folge ist erschreckend, Experten<br />

beziffern jährlich 1,4 Millionen zusätzliche<br />

Todesfälle. Und weil diese<br />

Problematik bereits bekannt ist, haben<br />

sich viele Menschen schon den<br />

Traum vom eigenen Bienenstock<br />

im Garten erfüllt. Es sind nicht nur<br />

mehr die hölzernen Bienenhäuser in<br />

den ländlichen Regionen – <strong>mit</strong>tlerweile<br />

werden auch urbane Dächer zu<br />

Mini-Imkereien adaptiert.<br />

Wer sich intensiv um die Hege und<br />

Pflege eines Bienenvolkes kümmert,<br />

tut dies zwar vorrangig aus Liebhaberei,<br />

trägt aber so zum so wichtigen<br />

Natur- und Artenschutz bei. Auch<br />

die kleinste Bienenzucht leistet so<strong>mit</strong><br />

einen großen Beitrag, dessen<br />

größter Lohn dann ein Glas eigener<br />

Honig ist.<br />

Dass „Bienen Honig sammeln“ wissen<br />

wir alle allein schon dank Biene<br />

Maja und ihrem faulen Freund Willi,<br />

der bekanntlich den köstlichen Nektar<br />

lieber selbst genießt. Weniger bekannt<br />

ist der Produktionsprozess der<br />

Natur an sich: Am Beginn des komplexen<br />

Systems stehen die Honigbienen,<br />

die <strong>mit</strong> kräftigen Flügelschlägen<br />

bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen<br />

ausschwirren und auf die<br />

Suche nach herrlichen Nektar gehen.<br />

Diesen saugen sie dann auf und legen<br />

ihn in ihrer eigenen Honigblase ab.<br />

Dort beginnen Enzyme <strong>mit</strong> der Umwandlung<br />

von Nektar in eine vorläufige<br />

Form von dem uns bekannten<br />

Honig. Wieder im heimischen<br />

Bienenstock angekommen, würgen<br />

sie das klebrige Substrat aus der Honigblase<br />

hervor und übergeben ihn<br />

an ihre Kolleginnen, die es wieder<br />

schlucken und erneut umwandeln.<br />

So lange bis der Prozess beendet ist<br />

und eine köstliche, zuckersüße Flüssigkeit<br />

übrigbleibt. Um den Honig<br />

in die uns Menschen bekannte Konsistenz<br />

- und vor allem Haltbarkeit<br />

- zu bringen, muss dem Honig eine<br />

enorme Menge an Wasser entzogen<br />

werden. Dies wird <strong>mit</strong> purer Bienenkraft<br />

gemacht: Sie schlagen kräftig<br />

und unaufhörlich <strong>mit</strong> ihren Flügeln,<br />

bis die Lösung eintrocknet. Sobald<br />

der Honig fertig ist, wird er in den<br />

sechseckigen Waben gelagert. Von<br />

dort kann ihn der Imker dann ernten<br />

– so, wie er es bereits seit Urzeiten<br />

tut. Neben Propolis, Pollen und<br />

Gelee Royal ist Honig sicherlich das<br />

bekannteste Bienenprodukt. Er hält<br />

offenbar ewig, und dazu gibt es eine<br />

kleine Geschichte, nämlich die Legende<br />

vom Honigfund in einem antik-ägyptischen<br />

Grab: Mehrere Tausend<br />

Jahre lag das Honiggefäß dort,<br />

als man es öffnete, bemerkte man<br />

schnell, dass das wertvolle Süß noch<br />

genießbar war.<br />

Ganz aus Großzügigkeit uns Menschen<br />

gegenüber produzieren die<br />

Bienen aber natürlich nicht. Da sie<br />

im Vergleich zu Wespen oder Hummeln<br />

keinen Winterschlaf halten,<br />

dient der Honig auch den Bienen<br />

selbst als Nahrungsquelle sowie als<br />

Werkzeug zur Wärmeerzeugung zur<br />

Bewältigung der kalten Wintertage.<br />

Ohne Honig wären die Bienen im<br />

Winter nicht überlebensfähig. Und<br />

so sammeln die kleinen Tierchen<br />

Nektar und Honigtau vom Frühling<br />

bis hinein in den späten Sommer. Je<br />

nach Pflanzenumgebung, Flora und<br />

Pollenspektrum kann man hier einen<br />

honigintensiven Fingerabdruck der<br />

Region erkennen. So gibt es in den<br />

Honigregalen eine Vielzahl an diversen<br />

Honigsorten. Von cremigen Blütenhonig,<br />

über intensiven Waldhonig<br />

oder seltenen Wildblütenhonig<br />

kann man dann genüsslich verköstigen.<br />

Die Honigsorten geben Auskunft<br />

darüber, aus welchen Blüten<br />

oder in welcher Jahreszeit die Honigbiene<br />

ihre Beute erzielt hat. Viele<br />

Sorten werden noch weiter veredelt<br />

– einige davon von der tüchtigen Biene<br />

selbst, so beispielsweise Sommerhonig<br />

<strong>mit</strong> Linde oder Löwenzahn.<br />

Ja, die Bienchen sind selbst wahre<br />

Schleckermäuler. Auch wenn sie sich<br />

immer mehr plagen müssen, um eine<br />

Vielfalt ihres Honigs produzieren zu<br />

können. Monokulturen, landwirtschaftlich<br />

eingesetzte Pestizide und<br />

einseitig genutzter Boden machen es<br />

dem strebsamen Völkchen schwer,<br />

über die Saison diverse wildwachsende<br />

Pflanzen zu sammeln. Wobei<br />

hier ab und an ein Umdenken in<br />

der menschlichen Bevölkerung zu<br />

spüren ist. So bauen viele in ihrem<br />

Garten oder auf freien Flächen bienentaugliche<br />

Blühstreifen an, die es<br />

dem Tierchen erlauben, vielfältigen<br />

Nektar zu sammeln.<br />

Das Leben der Honigbiene ist spannend,<br />

fantastisch und auch ein wenig<br />

tragisch, denkt man nur an das kurze<br />

Sommerleben der kleinen Drohnen.<br />

Es wird aber noch dramatischer:<br />

Denn der Bienenstaat ist ein wohlorgansiertes<br />

Matriarchat, bestehend<br />

aus Arbeiterinnen, Putzerinnen,<br />

Brutpflegerinnen und Wächterinnen.<br />

Der männliche Harem der Bienenkönigin<br />

wird von den Drohnen<br />

gestellt, die lediglich die Aufgabe<br />

haben, die Regentin zu befruchten.<br />

Nach diesem Akt endet ihr Leben auf<br />

dramatische Weise. Hat die männliche<br />

Honigbiene den Akt an sich<br />

überlebt, droht ihr postwendend die<br />

soziale Isolation. Arbeiterinnen verweigern<br />

ihr den Zugang in den Bienenstock,<br />

das Futter und ab und an<br />

wird die Drohne sogar totgestochen.<br />

Die anderen Bienen sammeln währenddessen<br />

mehr als 20 Millionen<br />

Flugkilometer über die Sommermonate<br />

– „Miles and More“ quasi, um<br />

uns eine Sortenvielfalt an fruchtigem,<br />

gesunden und herrlichem Obst<br />

und Gemüse zu garantieren. Und natürlich,<br />

um uns die honigsüße Köstlichkeit<br />

zu schenken. Ein herzliches<br />

Dankeschön dafür!<br />

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