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8 | HONIG<br />
HONIG | 9<br />
UNSCHÄTZBARER<br />
WERT JEDER<br />
EINZELNEN WABE!<br />
SO SCHMECKT<br />
ECHTES GOLD<br />
AUS DEM BIENENSTOCK<br />
Die herbstliche Sonne hüllt unseren<br />
Lungau in ein warmes, goldenes<br />
Licht. Die Hektik des Sommers, wie<br />
sie vor allem auch die Landwirtschaft<br />
kennt, pariert langsam zur entspannteren<br />
Gangart durch. War es ein guter,<br />
ertragreicher Sommer, so haben<br />
wir nun die Vorratsschränke gefüllt<br />
und machen uns langsam daran, die<br />
Vorräte für den Winter bereitzulegen.<br />
Die bevorstehende kalte, und<br />
da<strong>mit</strong> enthaltsamere Jahreszeit ist<br />
aber nicht nur im Blickfeld von uns<br />
Menschen. Die fleißigen Bienenvölker<br />
tun es uns gleich, nämlich Flügelschlag<br />
um Flügelschlag.<br />
Dass wir das flüssige Gold aus dem<br />
Bienenstock das ganze Jahr über<br />
griffbereit auf unserem Frühstückstisch<br />
haben, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit.<br />
Schlagzeilen über<br />
Bienensterben, das sich in zunehmender<br />
monotoner Landwirtschaft,<br />
verminderter Artenvielfalt von<br />
Blumen und vermehrter Verwendung<br />
von Insektiziden begründet,<br />
machen uns Kopfzerbrechen. Denn<br />
genau genommen ist es viel mehr<br />
als „nur“ der Honig, den wir dem<br />
fleißigen Summ-Summ zu verdanken<br />
haben. So hängt die gesamte<br />
Frucht- und Gemüsevielfalt in unseren<br />
Einkaufskörben von den Bienen<br />
ab. Verschwinden die Bienen, verschwindet<br />
auch unsere geschmacksintensive<br />
Genussvielfalt.<br />
Das weltweite Bienensterben hätte<br />
aber für uns Menschen noch weitreichendere,<br />
ja katastrophale Folgen:<br />
Forscher haben herausgefunden,<br />
dass wenn Bienen sterben, auch die<br />
Menschen sterben. Durch den Wegfall<br />
der fleißigen Bestäuber könnten<br />
weniger Obst, Gemüse und Getreide<br />
geerntet werden. Die bekannten Vitamin-Lieferanten<br />
würden schlagartig<br />
zu einem unbezahlbaren Luxusgut<br />
werden und ein Großteil unserer<br />
Bevölkerung würde an einem Mangel<br />
und einer Unterversorgung leiden.<br />
Ganz plötzlich käme es zu einer Zunahme<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
und Krebserkrankungen.<br />
Die Folge ist erschreckend, Experten<br />
beziffern jährlich 1,4 Millionen zusätzliche<br />
Todesfälle. Und weil diese<br />
Problematik bereits bekannt ist, haben<br />
sich viele Menschen schon den<br />
Traum vom eigenen Bienenstock<br />
im Garten erfüllt. Es sind nicht nur<br />
mehr die hölzernen Bienenhäuser in<br />
den ländlichen Regionen – <strong>mit</strong>tlerweile<br />
werden auch urbane Dächer zu<br />
Mini-Imkereien adaptiert.<br />
Wer sich intensiv um die Hege und<br />
Pflege eines Bienenvolkes kümmert,<br />
tut dies zwar vorrangig aus Liebhaberei,<br />
trägt aber so zum so wichtigen<br />
Natur- und Artenschutz bei. Auch<br />
die kleinste Bienenzucht leistet so<strong>mit</strong><br />
einen großen Beitrag, dessen<br />
größter Lohn dann ein Glas eigener<br />
Honig ist.<br />
Dass „Bienen Honig sammeln“ wissen<br />
wir alle allein schon dank Biene<br />
Maja und ihrem faulen Freund Willi,<br />
der bekanntlich den köstlichen Nektar<br />
lieber selbst genießt. Weniger bekannt<br />
ist der Produktionsprozess der<br />
Natur an sich: Am Beginn des komplexen<br />
Systems stehen die Honigbienen,<br />
die <strong>mit</strong> kräftigen Flügelschlägen<br />
bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen<br />
ausschwirren und auf die<br />
Suche nach herrlichen Nektar gehen.<br />
Diesen saugen sie dann auf und legen<br />
ihn in ihrer eigenen Honigblase ab.<br />
Dort beginnen Enzyme <strong>mit</strong> der Umwandlung<br />
von Nektar in eine vorläufige<br />
Form von dem uns bekannten<br />
Honig. Wieder im heimischen<br />
Bienenstock angekommen, würgen<br />
sie das klebrige Substrat aus der Honigblase<br />
hervor und übergeben ihn<br />
an ihre Kolleginnen, die es wieder<br />
schlucken und erneut umwandeln.<br />
So lange bis der Prozess beendet ist<br />
und eine köstliche, zuckersüße Flüssigkeit<br />
übrigbleibt. Um den Honig<br />
in die uns Menschen bekannte Konsistenz<br />
- und vor allem Haltbarkeit<br />
- zu bringen, muss dem Honig eine<br />
enorme Menge an Wasser entzogen<br />
werden. Dies wird <strong>mit</strong> purer Bienenkraft<br />
gemacht: Sie schlagen kräftig<br />
und unaufhörlich <strong>mit</strong> ihren Flügeln,<br />
bis die Lösung eintrocknet. Sobald<br />
der Honig fertig ist, wird er in den<br />
sechseckigen Waben gelagert. Von<br />
dort kann ihn der Imker dann ernten<br />
– so, wie er es bereits seit Urzeiten<br />
tut. Neben Propolis, Pollen und<br />
Gelee Royal ist Honig sicherlich das<br />
bekannteste Bienenprodukt. Er hält<br />
offenbar ewig, und dazu gibt es eine<br />
kleine Geschichte, nämlich die Legende<br />
vom Honigfund in einem antik-ägyptischen<br />
Grab: Mehrere Tausend<br />
Jahre lag das Honiggefäß dort,<br />
als man es öffnete, bemerkte man<br />
schnell, dass das wertvolle Süß noch<br />
genießbar war.<br />
Ganz aus Großzügigkeit uns Menschen<br />
gegenüber produzieren die<br />
Bienen aber natürlich nicht. Da sie<br />
im Vergleich zu Wespen oder Hummeln<br />
keinen Winterschlaf halten,<br />
dient der Honig auch den Bienen<br />
selbst als Nahrungsquelle sowie als<br />
Werkzeug zur Wärmeerzeugung zur<br />
Bewältigung der kalten Wintertage.<br />
Ohne Honig wären die Bienen im<br />
Winter nicht überlebensfähig. Und<br />
so sammeln die kleinen Tierchen<br />
Nektar und Honigtau vom Frühling<br />
bis hinein in den späten Sommer. Je<br />
nach Pflanzenumgebung, Flora und<br />
Pollenspektrum kann man hier einen<br />
honigintensiven Fingerabdruck der<br />
Region erkennen. So gibt es in den<br />
Honigregalen eine Vielzahl an diversen<br />
Honigsorten. Von cremigen Blütenhonig,<br />
über intensiven Waldhonig<br />
oder seltenen Wildblütenhonig<br />
kann man dann genüsslich verköstigen.<br />
Die Honigsorten geben Auskunft<br />
darüber, aus welchen Blüten<br />
oder in welcher Jahreszeit die Honigbiene<br />
ihre Beute erzielt hat. Viele<br />
Sorten werden noch weiter veredelt<br />
– einige davon von der tüchtigen Biene<br />
selbst, so beispielsweise Sommerhonig<br />
<strong>mit</strong> Linde oder Löwenzahn.<br />
Ja, die Bienchen sind selbst wahre<br />
Schleckermäuler. Auch wenn sie sich<br />
immer mehr plagen müssen, um eine<br />
Vielfalt ihres Honigs produzieren zu<br />
können. Monokulturen, landwirtschaftlich<br />
eingesetzte Pestizide und<br />
einseitig genutzter Boden machen es<br />
dem strebsamen Völkchen schwer,<br />
über die Saison diverse wildwachsende<br />
Pflanzen zu sammeln. Wobei<br />
hier ab und an ein Umdenken in<br />
der menschlichen Bevölkerung zu<br />
spüren ist. So bauen viele in ihrem<br />
Garten oder auf freien Flächen bienentaugliche<br />
Blühstreifen an, die es<br />
dem Tierchen erlauben, vielfältigen<br />
Nektar zu sammeln.<br />
Das Leben der Honigbiene ist spannend,<br />
fantastisch und auch ein wenig<br />
tragisch, denkt man nur an das kurze<br />
Sommerleben der kleinen Drohnen.<br />
Es wird aber noch dramatischer:<br />
Denn der Bienenstaat ist ein wohlorgansiertes<br />
Matriarchat, bestehend<br />
aus Arbeiterinnen, Putzerinnen,<br />
Brutpflegerinnen und Wächterinnen.<br />
Der männliche Harem der Bienenkönigin<br />
wird von den Drohnen<br />
gestellt, die lediglich die Aufgabe<br />
haben, die Regentin zu befruchten.<br />
Nach diesem Akt endet ihr Leben auf<br />
dramatische Weise. Hat die männliche<br />
Honigbiene den Akt an sich<br />
überlebt, droht ihr postwendend die<br />
soziale Isolation. Arbeiterinnen verweigern<br />
ihr den Zugang in den Bienenstock,<br />
das Futter und ab und an<br />
wird die Drohne sogar totgestochen.<br />
Die anderen Bienen sammeln währenddessen<br />
mehr als 20 Millionen<br />
Flugkilometer über die Sommermonate<br />
– „Miles and More“ quasi, um<br />
uns eine Sortenvielfalt an fruchtigem,<br />
gesunden und herrlichem Obst<br />
und Gemüse zu garantieren. Und natürlich,<br />
um uns die honigsüße Köstlichkeit<br />
zu schenken. Ein herzliches<br />
Dankeschön dafür!<br />
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