Industrieanzeiger 01-02.2021
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<strong>01</strong>/02.21<br />
09.<strong>02.2021</strong> | 143. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Automatisierung Roboter bestücken die Fräsmaschine Seite 42<br />
Leichtbau Hybride Bleche für die Umformpresse Seite 52<br />
Management Was agile Führungskräfte auszeichnet Seite 20<br />
Im Fokus:<br />
Robotics<br />
Kongress<br />
Seite 32
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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
meinung<br />
Robotics Kongress<br />
jetzt rein online<br />
„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere<br />
Pläne zu machen.“ Dieses Zitat von John Lennon bringt unsere gegenwärtige<br />
Lage auf den Punkt. Wir können tun und machen wie<br />
wir wollen. Corona macht all unsere Pläne zunichte und wir müssen<br />
immer und immer wieder neue Ansätze finden.<br />
Das gilt auch für den Robotics Kongress, der in den letzten Monaten<br />
so manche Wandlung in der Planung durchgemacht hat. Sind<br />
wir im letzten Sommer noch davon ausgegangen, dass er in diesem<br />
Jahr wieder normal stattfinden kann, einigten<br />
wir uns im Spätherbst auf eine hybride<br />
Veranstaltung mit limitierter Teilnehmerzahl<br />
vor Ort und Hygienekonzept. Vor dem Hintergrund<br />
bedrohlicher Infektionszahlen geht<br />
auch das nicht mehr. So wird die zehnte Auflage<br />
des renommierten Events für die Teilnehmer<br />
nur online stattfinden. Aber wie!<br />
Die Teilnahme ist gratis. Alle Vorträge<br />
inklusive Podiumsdiskussion werden in die<br />
Türkei, nach Marokko und voraussichtlich<br />
nach Südafrika digital übertragen. Und es<br />
gibt eine Simultanübersetzung in Englisch<br />
und Französisch. Die Referenten können ihren<br />
Vortrag wie gewohnt vor Ort halten. Ob<br />
das umgesetzt werden kann, hängt natürlich<br />
von den Reiserichtlinien des jeweiligen Unternehmens<br />
ab. Für einen Corona-Schnelltest<br />
vor Ort ist jedenfalls gesorgt.<br />
Ab Seite 32 in dieser Ausgabe finden Sie<br />
wie gewohnt einen Vorbericht zum Robotics<br />
Kongress. Der wurde allerdings in einer Zeit<br />
geschrieben, als das hybride Konzept noch<br />
aktuell war. Die Entscheidung für eine reine<br />
Online-Veranstaltung fiel sehr kurzfristig.<br />
Die Zeit zum Umschreiben des umfang -<br />
reichen Beitrags war einfach zu knapp. Wir<br />
hoffen auf Ihr Verständnis.<br />
Trotz aller Umstände sind wir sicher, dass<br />
wir am 10. Februar einen tollen Jubiläums-<br />
Robotics Kongress auf die Beine stellen. In<br />
diesem Sinne alles Gute für das laufende<br />
Jahr, das sicher nicht einfach und ganz bestimmt<br />
nicht langweilig werden wird. •<br />
Themen <strong>01</strong>/02.21<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
10 Konjunktur<br />
15 Welthandel<br />
20 Führungskräfte<br />
23 Leasing<br />
24 Geschäftsmodelle<br />
28 Serie Industrie 4.0<br />
32 Robotics Kongress<br />
46 Antriebstechnik<br />
50 Instandhaltung<br />
52 Hybrider Leichtbau<br />
66 Verpackungstechnik<br />
68 Steuerungstechnik<br />
77 Produkte<br />
82 Glosse<br />
Neu: Franke Drahtwälzlager LER 1.5<br />
Wenn jeder<br />
Millimeter<br />
zählt.<br />
Minimaler Einbauraum, größtmögliche<br />
Mittenfreiheit, minimales Gewicht –<br />
und das alles mit maximaler Präzision.<br />
Das neue LER 1.5 bietet die Vorteile<br />
des Franke-Prinzips jetzt schon ab<br />
einem Kugelkranz-Durchmesser von<br />
40 mm. Ideal zum Beispiel als Lager<br />
in kleinen Robotern.<br />
Uwe Schoppen<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
www.franke-gmbh.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 3
inhalt <strong>01</strong>/02.21<br />
42 | Robotik<br />
Beim automatischen Beladen<br />
seiner Fräsmaschine setzt der<br />
Spindelhubgetriebe-Hersteller<br />
Zimm auf Roboter von Kuka.<br />
52 | Hybridleichtbau<br />
„Wir erschließen ungenutzte<br />
Leichtbaupotenziale durch<br />
Kombination artfremder<br />
Werkstoffe“, sagt Konsortialleiter<br />
Prof. Tröster über das<br />
neue Verbundprojekt HyOpt.<br />
20 | Führungskräfte<br />
Nur agile Unternehmen<br />
werden künftig Anschluss<br />
halten. Für den Wandel<br />
müssen Führungskräfte ihr<br />
gewohntes Verhalten ändern<br />
und ihre Macht aufgeben.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Industrie<br />
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Der Robotics Kongress findet für die<br />
Teilnehmer rein digital statt<br />
10 Konjunktur<br />
Die Hersteller von Präzisionswerkzeug<br />
sind zuversichtlich trotz Krise<br />
12 5G-Technologie<br />
Ein Forschungsprojekt untersucht<br />
Bedürfnisse der Industrie bezüglich 5G<br />
15 Welthandel<br />
Die Asien-Pazifik-Region wird größte<br />
Freihandelszone der Welt<br />
●20 Reorganisation<br />
Sieben Aufgabenbereiche zeigen auf,<br />
was agile Führungskräfte auszeichnet<br />
23 Leasing<br />
Betreiber von Anlagen können diese<br />
jetzt auch klimaneutral leasen<br />
24 Geschäftsmodelle<br />
Wie innovative Modelle Mehrwert im<br />
Mittelstandsunternehmen schaffen<br />
26 B2B-Marketing<br />
bvik stellt Top-Trends für das<br />
Marketing in 2021 vor<br />
28 Serie Industrie 4.0<br />
Die Bedeutung von C-Teilen wächst<br />
mit ihrer Einbindung in Industrie 4.0<br />
58 Hybrides Kleben<br />
Das Projekt GoHybrid erforscht Klebeverbindungen<br />
für Mischbauweisen<br />
60 Ultraschallschweißen<br />
Wie Weber Ultrasonics mit Pneumatiklösungen<br />
seine Geräte optimiert<br />
62 Arbeitsschutz<br />
Dampfsaugsysteme steigern die<br />
Arbeitssicherheit im Unternehmen<br />
64 Ident-Technik<br />
Zulieferer setzt auf barcodierte<br />
Etiketten und Bodenmarkierungen<br />
66 Intralogistik<br />
Digitale Positionsanzeige drückt die<br />
Umrüstzeit bei Verpackungsmaschinen<br />
68 Steuerungstechnik<br />
PC-based Control von Beckhoff<br />
optimiert automatisiertes Schweißen<br />
70 Verpackungstechnik<br />
Leuze-Sensor detektiert auch<br />
geometrisch schwierige Objektformen<br />
72 Erneuerbare Energien<br />
Wellenkraftwerk in Heraklion wird<br />
zu dezentralen Minigrids ausgebaut<br />
74 Robotik-Foren<br />
Experten geben Tipps für den Einsatz<br />
von Cobots und fahrerlosen Transportsystemen<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
17 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
Technik & Wissen<br />
●32 Robotics Kongress<br />
Die etablierte Veranstaltung findet statt<br />
– digital und mit Simultanübersetzung<br />
●42 Automatisierung<br />
Kuka-Roboter bestückt Fräsmaschine<br />
und entlastet die Werker<br />
46 Antriebstechnik<br />
Dämpfungsaktuator in Roboterachse<br />
verbessert Bahngenauigkeit<br />
48 Wartung<br />
Gute Pflege verlängert Lebensdauer<br />
von Industrierobotern<br />
50 Predictive Maintenance<br />
Projekt bei Audi macht Instandhaltung<br />
mithilfe von Big Data effizienter<br />
●52 Hybride Leichtbaubleche<br />
Das Verbundprojekt HyOpt entwickelt<br />
leichte Faser-Metall-Laminate, die sich<br />
wie Bleche umformen lassen.<br />
57 Laserschweißen<br />
Die Schweißzelle CT-Conni wird leicht<br />
via Robotersteuerung programmiert<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
18 Menschen<br />
77 Produkte<br />
80 Vorschau & Impressum<br />
81 Wir berichten über<br />
82 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Die Hochschule Aalen bildet ihre Studierenden<br />
im Gießereilabor gezielt als Druckguss-Ingenieure<br />
aus. Sie will sie für moderne<br />
Technologien rüsten, wie sie etwa Tesla<br />
propagiert und vorantreibt (mehr dazu auf<br />
Seite 59). Bild: Rainer Pfisterer<br />
Folgen Sie uns online für<br />
noch mehr News.<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21<br />
media.industrie.de<br />
5
augenblicke der technik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Die Roboterzelle „3DQI“ de<br />
s Roboterher-<br />
stel<br />
ellel rs ABB kommt bei<br />
der 3D-Qualitäts-<br />
in<br />
spektion zum Einsatz. Di<br />
e Lösung er-<br />
ke<br />
nnt Mängel an Bauteilen, die weniger als<br />
ha<br />
lb so breit sind wie ein menschliches Haarar<br />
un<br />
d die mit bloßem Auge nicht wahrge<br />
no<br />
m-<br />
me<br />
n werden können. Mit dieser Technik<br />
si<br />
nd zeitraubende manuelle Prüfungen über-<br />
fl<br />
üssig und zugleich wird die Fehl<br />
erwahr-<br />
sc<br />
heinlichkeit reduziert. Der große Vorteil<br />
de<br />
r<br />
Robo<br />
boterapplika<br />
ti-<br />
on<br />
ist die<br />
Kombination<br />
Genauigkeit von unter 1000 Mikrometern.<br />
aus Geschwindigkeit,<br />
Zudem ist das System<br />
modular aufgebaut<br />
Fl<br />
exibilität und einer<br />
und lässt sich den Bedürfnissen des Anwen-<br />
ders anpassen. Die Zelle ist für Offline-<br />
Prüfstationen ti konzipiert. Mit nur einem<br />
optischen Weißlichtsensor, der Millionen<br />
von Raumpunkten pro Aufnahme abtastet,<br />
lä<br />
ss<br />
t sich ein detailliertes digitales Modell<br />
de<br />
s zu<br />
prüfenden Werkstücks erstellen, das<br />
danach<br />
mit<br />
dem CAD-Modell abgeglichen<br />
werden kan<br />
ann. n Die Abläufe sind dabei nach<br />
eigenen Anga<br />
gabe<br />
n zehnmal schneller als mit<br />
herkömmliche<br />
hen Koordinatenmessgeräten.<br />
Bild: ABB<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 7
tipps der redaktion<br />
Wo ist denn schon wieder...<br />
Bild: Vodafone<br />
...der Schlüssel, das Portemonnaie, der<br />
Personalausweis? Jeder kennt das:<br />
Ständig sucht man irgendwelche wertvollen<br />
Alltagsgegenstände. Ein GPS-<br />
Tracker, wie „Curve“, kann dem ein<br />
Ende setzen. Dieser verfolgt Gegenstände,<br />
indem er sich über die Vodafone<br />
Smart Sim mit deren globalem<br />
Mobilfunk-Netz verbindet. Auf diese<br />
Weise können Wertsachen in über 90<br />
Ländern einfacher gefunden werden.<br />
Die Gegenstände werden in Echtzeit<br />
auf dem Smartphone verfolgt.<br />
Bild: GeraMond<br />
Von Zombie-Autos<br />
und Ghost-Cars<br />
Kabellos<br />
konferieren<br />
Das mobile Konferenztelefon<br />
Konftel 300Mx kommt<br />
in einer neuen Version auf<br />
den Markt: erweitert auf 4G.<br />
Mit einer Sprechzeit von 30<br />
Stunden pro Aufladung bekommt<br />
der Benutzer die volle Freiheit, um<br />
überall und kabellos Fernkonferenzen<br />
abzuhalten, so der Hersteller. Dazu<br />
wird nur eine Sim-Karte benötigt, um unabhängig<br />
vom Festnetz Konferenzgespräche<br />
zu führen. Dadurch ist das Telefon nicht an<br />
einen bestimmten Ort gebunden.<br />
Bild: Konftel<br />
@<br />
Eine<br />
In dem Fotoband „Lost Cars“ zeigen<br />
die Fotografen Theodor Barth und<br />
Uwe Sülflohn verlassene, vergessene<br />
sowie vergängliche Autos in beeindruckenden<br />
aber auch gruseligen<br />
Nachtaufnahmen, um die Dramatik<br />
zu steigern. Autos überwuchert vom<br />
Grün, staubig in Scheunen, mal Ruinen,<br />
mal fast unversehrt scheinend,<br />
die alle eines gemeinsam haben: Sie<br />
sind wahre Individuen. Fotografiert<br />
wurden bekannte Marken wie Porsche<br />
und VW aber auch unbekanntere<br />
Modelle von Goggomobil.<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Smartphone neu gedacht<br />
Bild: Hallo Welt<br />
Mit dem Volla Phone wird das Konzept Smartphone neu gedacht.<br />
Das Gerät wird in Kooperation mit der UBports Stiftung sowie<br />
der dahinterstehenden Linux-Community mit einem vorinstalliertem,<br />
mobilen Linux Betriebssystem (Ubuntu Touch) erhältlich<br />
sein. Die Hardware kommt dabei von Produktionspartner Gigaset.<br />
Im Unterschied zu gängigen Mobiltelefonen verzichtet es auf<br />
alles, was den Benutzer ablenkt und legt den Fokus vor allem auf<br />
Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Sägen, Hobeln, Bohren<br />
Ob Weinregal, Spiegelrahmen oder<br />
Wäschebox – Holzarbeiten wie<br />
diese kann jeder selbst machen.<br />
Wie? Das zeigt das fundierte<br />
Grundlagenbuch „Holzarbeiten –<br />
Schritt für Schritt“. Hobby-Schreiner<br />
erfahren in anschaulichen Anleitungen<br />
alles, was sie zur Holzverarbeitung<br />
wissen müssen: von<br />
den richtigen Werkzeugen und ihrer<br />
Handhabung über die gängigen<br />
Techniken zur Bearbeitung bis hin<br />
zu den passenden Holzarten und<br />
ihren Eigenschaften. Acht einfache<br />
Projekte auf 224 Seiten inspirieren<br />
zum Kreieren individueller Einrichtungsstücke<br />
aus Holz.<br />
Bild: Dorling Kindersley<br />
Da fliegt was<br />
Als Kind hat man es geliebt: Drachensteigen<br />
lassen. Dies geht jetzt auch mit reiner Sonnenkraft.<br />
Und zwar mit dem Solar-Luftschiff.<br />
Hierbei handelt es sich um einen zeppelin -<br />
förmigen 3 m langen Ballon aus dünner<br />
schwarzer Folie. Wenn die darin eingeschlossene<br />
Luft von der Sonne erwärmt wird, steigt<br />
dieser in den Himmel auf und kann an einer<br />
50 m langen Schnur festgehalten werden.<br />
Bild: Manufactum<br />
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Transportieren<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 9<br />
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nachrichten<br />
Hoffnung auf ein<br />
besseres Geschäft<br />
Präzisionswerkzeuge | Trotz großer Planungsunsicherheit<br />
sind die Hersteller von Präzisionswerkzeugen<br />
zuversichtlich, in diesem Jahr eine<br />
deutliche Umsatzsteigerung erzielen zu können.<br />
„Die deutschen Präzisionswerkzeughersteller<br />
mussten 2020<br />
einen Umsatzrückgang von<br />
23 Prozent hinnehmen“, teilte<br />
Stefan Zecha, Vorsitzender des<br />
Fachverbands Präzisionswerkzeuge<br />
im VDMA mit und ergänzte:<br />
„Trotz aller Unwägbarkeiten<br />
sind wir zuversichtlich, in<br />
diesem Jahr einen Produktionswert<br />
von rund 9,4 Milliarden<br />
Euro erreichen zu können.“<br />
Corona habe als Brandbeschleuniger<br />
auf das bereits seit<br />
2<strong>01</strong>9 lodernde Krisenfeuer in<br />
wichtigen Kundenbranchen gewirkt,<br />
etwa in der Automobil -<br />
industrie oder dem Maschinenbau.<br />
Zecha sagte: „Allerdings<br />
hat uns gerade im vergangenen<br />
Jahr gerettet, dass unsere Kun-<br />
den mit neuen Werkzeugkonzepten<br />
Produktivitätsgewinne<br />
ohne große Investitionen realisieren<br />
können.“ Entsprechend<br />
mager fiel dafür das Erstausrüstungsgeschäft<br />
2020 aus. Die exportlastige<br />
Branche konnte lediglich<br />
auf dem chinesischen<br />
Markt größere Verluste verhindern.<br />
In allen anderen Ländern<br />
inklusive dem Heimatmarkt<br />
ging das Geschäft stark zurück.<br />
Nach Aussage verschiedener<br />
Unternehmen ist seit November<br />
wieder ein positiver Trend bei<br />
den Aufträgen zu spüren. Das<br />
lässt die Werkzeughersteller zuversichtlich<br />
auf 2021 blicken.<br />
Aktuell geht die Branche in diesem<br />
Jahr von einem Wachstum<br />
um 15 % aus.<br />
Die größte Herausforderung<br />
für das sehr beratungsintensive<br />
Geschäft mit Präzisionswerkzeugen<br />
war der pandemiebedingte<br />
Wegfall von Kundenbesuchen<br />
und Präsenzmessen. Deshalb<br />
seien die neuen digitalen<br />
Wissenstransfer- und Kontaktbörsen,<br />
wie das Innovations -<br />
forum Präzisionswerkzeuge IFP<br />
oder die Metav Websessions<br />
dankbar angenommen worden.<br />
Der VDMA Werkzeugbau<br />
wirbt 2021 für eine faire Partnerschaft<br />
entlang der Wertschöpfungsketten,<br />
um die Krise<br />
erfolgreich zu überwinden. Zudem<br />
hofft die Branche, sich im<br />
Lauf des Jahres wieder mit Kunden<br />
auf Präsenzveranstaltungen<br />
treffen zu können. •<br />
Nach dem Umsatzrückgang<br />
von 23 % im vergangenen<br />
Jahr hofft die<br />
Präzisionswerkzeug-<br />
Branche 2021 auf ein<br />
Wachstum von 15 %.<br />
Bild: Mapal<br />
Kompetenzaufbau treibt Übernahmen<br />
Studie | Der deutsche Facility-Service-Markt<br />
konsolidiert sich weiter. Durch Übernahmen<br />
verfolgt eine deutliche Mehrheit der führenden<br />
Unternehmen derzeit eine anorganische<br />
Wachstumsstrategie. Das ist ein Ergebnis<br />
der aktuellen Studie „Facility-Service-Unternehmen<br />
in Deutschland“, für die Lünendonk<br />
66 führende Anbieter analysiert hat.<br />
Laut Thomas Ball initiiert die Nachfrage<br />
nach digitalisierten Facility Services den<br />
Kompetenzaufbau. Bild: Lünendonk<br />
Einerseits soll das Leistungsangebot hinsichtlich<br />
Gewerken und Kompetenzen sowie<br />
die regionale Präsenz erweitert, andererseits<br />
auch der Umsatz und die Rendite gesteigert<br />
werden. Fast jedes zweite Unternehmen will<br />
darüber zusätzliche Mitarbeiter gewinnen.<br />
„Angesichts der vielen unterschiedlichen<br />
Gewerke, die zum Teil Spezialqualifikationen<br />
erfordern, ist die Strategie, solche Leistungen<br />
durch Übernahmen von Spezialisten<br />
aufzubauen, nachvollziehbar“ sagt Lünendonk<br />
& Hossenfeld-Partner Thomas Ball. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 11
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Gewindetechnik | Um die<br />
Aktivitäten im chinesischen<br />
Markt auszubauen und seine<br />
Präsenz gezielt zu erweitern, hat<br />
Reime Noris, Spezialist für<br />
Gewindewerkzeuge, eine eigene<br />
Vertriebs-Niederlassung gegründet.<br />
Deren Sitz befindet sich in<br />
Shanghai. +++<br />
Forschungsprojekt zu 5G<br />
in der Industrie gestartet<br />
❧<br />
+++ Lasertechnik | Trumpf hat<br />
die Umfirmierung und Verschmelzung<br />
seiner Tochtergesellschaft<br />
SPI Lasers in die<br />
Trumpf Gruppe und unter der<br />
Marke Trumpf abgeschlossen.<br />
Die SPI Lasers UK Ltd. firmiert<br />
nun unter dem Namen Trumpf<br />
Laser UK Ltd. Die Gesellschaften<br />
SPI USA und SPI Korea sind<br />
mit den lokalen Gesellschaften<br />
Trumpf USA respektive Trumpf<br />
Korea verschmolzen. +++<br />
❧<br />
+++ Consulting | Die Consulting-<br />
und IT-Gesellschaft All for<br />
One Group SE hat von Oktober<br />
2<strong>01</strong>9 bis Ende September 2020<br />
355,4 Mio. Euro (-1 % zum<br />
Vorjahr) umgesetzt. Die Erlöse<br />
im Bereich Cloud Services &<br />
Support stiegen um 9 % auf<br />
77,1 Mio. Euro, der Anteil wiederkehrender<br />
Erlöse auf 52 %<br />
(Vorjahr: 49 %). +++<br />
❧<br />
+++ Automation | Der Umsatz<br />
von Rockwell Automation sank<br />
im vierten Quartal im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 9,3 %, der<br />
organische Umsatz um 12,1 %.<br />
Der operative Cash Flow beläuft<br />
sich für das Gesamtjahr<br />
2020 auf 1120,5 Mio. USD. +++<br />
Im Forschungsprojekt<br />
der TU Kaiserslautern<br />
und der Initiative Smart<br />
Factory KL soll ein<br />
Netzwerk entstehen, das<br />
auf die Bedürfnisse der<br />
Industrie bezüglich 5G<br />
zugeschnitten ist.<br />
Bild: A.Sell/Smart<br />
Factory KL<br />
Forschung | Die TU Kaiserslautern und die Technologie-<br />
Initiative Smart Factory KL starteten gemeinsam das<br />
Projekt „5G – Einsatz in der Industrie“.<br />
Die Industrie verlangt nach flexiblen<br />
Produktionsanlagen, wie<br />
sie in Konzepten wie Industrie<br />
4.0 oder Production Level 4 beschrieben<br />
sind. Um eine Wandelbarkeit<br />
in Produk tionshallen zu<br />
erreichen, sind vernetzte Module,<br />
die dynamisch miteinander<br />
verbunden oder getauscht werden<br />
können, unerlässlich, wie<br />
die Technologie-Initiative Smart<br />
Factory KL erklärt. Für diese<br />
hohen Anforderungen hinsichtlich<br />
Latenz, Datendurchsatz und<br />
Zuverlässigkeit bieten sich die<br />
Eigenschaften des Mobilfunkstandards<br />
5G an.<br />
Durch das Vorhaben soll die<br />
TU Kaiserslautern in die Lage<br />
versetzt werden, als versierter<br />
Vorreiter im Themenfeld Industrie<br />
4.0 und intelligente Netze die<br />
fundamentale Basis im Hinblick<br />
auf 5G zu erweitern. Die Imple-<br />
mentierung einer 5G-Infrastruktur<br />
werde eine entscheidende<br />
Rolle beim Kompetenzaufbau<br />
und der adäquaten Ausführung<br />
von Tests zur praxisnahen Erprobung<br />
der Eignung der 5G-Technologie<br />
spielen. Die Erfahrungen<br />
mit 5G und der Transfer in die<br />
angewandte Forschung werden<br />
laut Smart Factory KL dabei<br />
helfen, die Herausforderungen<br />
der Industrie, insbesondere<br />
des Mittelstands, zu adressieren.<br />
Es können gezielt Anforderungen<br />
im Hinblick auf wandelbare<br />
und dynamische Anlagenkonzepte,<br />
neue Funktionalitäten<br />
und die Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />
praxisnah erprobt<br />
und angegangen werden.<br />
Das Forschungsprojekt wird<br />
aus EFRE- und Landesmitteln des<br />
Wirtschaftsministeriums mit rund<br />
830.000 Euro unterstützt. •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Siemens und Merck kooperieren<br />
Automation | Siemens<br />
und Technologieunternehmen<br />
Merck werden<br />
künftig zusammenarbeiten<br />
und am<br />
Hauptsitz von Merck<br />
in Darmstadt ein<br />
Technical Backbone<br />
für die modulare Produktion<br />
entwickeln. Ziel ist, die<br />
Produktionslinie aus einzelnen<br />
verfahrenstechnischen Prozessmodulen<br />
zu kombinieren und<br />
mit Hilfe der Modulare Type<br />
Packaging (MTP)- sowie Process<br />
Orchestration Layer (POL)-<br />
Techniken den Engineering-<br />
Aufwand zu minimieren.<br />
Gleichzeitig soll eine schnelle<br />
Anpassung an die Prozessanfor-<br />
Die Kooperation soll die modulare Produktion<br />
voranbringen. Bild: Merck<br />
derungen möglich sein. Mit<br />
seinem durchgängigen Produktangebot<br />
über die gesamten Produktionsebenen<br />
kann Siemens<br />
alle benötigte Hard- und Softwarekomponenten<br />
aus dem<br />
eigenen Produktportfolio zur<br />
Verfügung stellen. •<br />
Maschinenbau schöpft Hoffnung<br />
Produktionsprognose | Der<br />
deutsche Maschinenbau hat seine<br />
Pandemie-bedingte Talfahrt<br />
im 3. Quartal gebremst. Dieses<br />
sei besser als erwartet verlaufen,<br />
so der VDMA, der seine Produktionsprognose<br />
für 2020<br />
leicht nach oben korrigiert hat.<br />
Statt 17 % Produktionsrückgang<br />
rechnet der Verband nun<br />
für dieses Jahr mit einem Minus<br />
von 14 % auf dann 194 Mrd.<br />
Euro. Zum Vergleich: 2<strong>01</strong>9 waren<br />
es 226 Mrd. Euro. Bis Oktober<br />
ist die Produktion der Unternehmen<br />
laut dem Statistischen<br />
Bundesamt um 13,1 % eingebrochen.<br />
Da die Konjunktur<br />
sich nun leicht aufhellt, geht der<br />
VDMA nach Worten seines Prä-<br />
Der Maschinenbau erholt sich langsam.<br />
Bild: Industrieblick/stock.adobe.com<br />
sidenten Karl Haeusgen für<br />
2021 von einem Zuwachs der<br />
Produktion von 4 % aus. Zuvor<br />
wurde ein Plus von 2 % prognostiziert.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 13
nachrichten<br />
AVK-Innovationspreis<br />
für Kunststoff-Motor<br />
Composite-Technologien | Die renommierten AVK-Awards für faserverstärkte<br />
Kunststoffe, die für das letzte Jahr 2020 vergeben wurden,<br />
sind zur Leistungsschau von Deutschlands anwendungsnaher<br />
Forschung geworden: In allen drei Kategorien sind Institute vorne.<br />
In der Kategorie „Innovative Produkte und Anwendungen“<br />
gewann der „direktgekühlte Elektromotor mit<br />
integralem Leichtbaugehäuse aus faserverstärkten<br />
Kunststoff – DEmiL“ des Fraunhofer ICT mit dem KIT<br />
und der Sumitomo Bakelite Co Ltd den ersten Platz. Der<br />
Motor erreicht eine Dauerleistung von 58 kW bei<br />
10,5 kg Gewicht – eine neue Messlatte für die Leistungsdichte<br />
von großserienfähig herstellbaren Elektromotoren,<br />
wie die Jury der AVK e.V. mitteilte. Um Composites<br />
einsetzen zu können, wurde ein Kühlsystem im<br />
Gehäuse integriert, das die entstehende Verlustwärme<br />
des Motors ableitet. In Tests habe sich die Entwicklung<br />
bereits für potenzielle Anwendungen qualifiziert.<br />
Der Elektromotor mit integralem Leichtbaugehäuse aus faserverstärktem<br />
Kunststoff wurde mit dem AVK-Innovationspreis in der Kategorie<br />
„Produkt und Anwendung“ ausgezeichnet. Bild: Fraunhofer ICT<br />
Platz 1 in „Prozesse und Verfahren“ belegten das<br />
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der<br />
TU Dresden und sein Start-up Robin. Ihre Innovation<br />
„Robotised Injection Moulding“ macht den Spritzguss<br />
mobil: Mit einem Composite-C-Bügel konnten sie die<br />
Spritzgusseinheit so leicht bauen, dass ein Roboter sie<br />
frei bewegen kann. „Wir sehen die Auszeichnung als<br />
Ansporn, das mobile Spritzgießen auf den Markt zu<br />
bringen“, sagt Dr. Michael Krahl, Robin-Mitgründer.<br />
In der Kategorie Forschung errang die FH Münster<br />
den 1. Platz für die „Untersuchung und Zähmodifizierung<br />
neuer hochtemperaturbeständiger ungesättigter<br />
Polyesterharze und ihrer Duromere“. •<br />
Industriefirmen wollen künftig<br />
mehr Produktionsprozesse auslagern<br />
Studie | 25 % der Unternehmen in Deutschland rechnen<br />
damit, dass in den kommenden fünf Jahren mehr Produktionsprozesse<br />
ausgelagert werden. Damit beschäf -<br />
tigen sich vor allem kleinere Unternehmen mit bis zu<br />
50 Mio. Euro Jahresumsatz. Etwa jede zweite Firma<br />
erhofft sich dadurch mehr Flexibilität. Das ergab die<br />
Studie „Outsourcing in der Produktion“, für die im<br />
Auftrag des Materialflussspezialisten Interroll Holding<br />
GmbH 300 Entscheider auf C-Level in Unternehmen ab<br />
50 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz befragt wurden.<br />
Durchschnittlich wollen die Firmen 18,3 % der Kosten<br />
ihrer Produktionsprozesse durch Outsourcing einsparen,<br />
Unternehmen mit unter 50 Mio. Euro Jahresumsatz<br />
erhoffen sich sogar 20,2 % weniger Kosten bei<br />
ausgelagerten Produktionsprozessen. Jedes dritte Unternehmen<br />
im Groß- und Einzelhandel hat als Einsparziel<br />
sogar mehr als 30 % vor Augen. •<br />
Eine Studie von Interroll zeigt: Jede vierte deutsche<br />
Firma will künftig mehr Produktionsprozesse<br />
auslagern. Grafik: Interroll<br />
IPA und HLRS<br />
kooperieren<br />
Datenverarbeitung | Ob für Simulationen,<br />
datenintensive Berechnungen<br />
als Grundlage maschineller Lernverfahren<br />
oder für lernende Roboter: Das<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung (IPA)<br />
arbeitet nun mit dem Höchstleistungsrechenzentrum<br />
Stuttgart (HLRS) zusammen.<br />
Das Forschungsinstitut kann<br />
dadurch auf enorme Rechenleistungen<br />
zugreifen und neue Projekte realisieren.<br />
Mit dem Supercomputer Hawk<br />
bietet das HLRS der Universität Stuttgart<br />
aktuell einen der leistungsstärksten<br />
Rechner in Deutschland. Von seinen<br />
bis zu 26 Petaflops – ein Petaflop<br />
bildet eine Billiarde Rechenoperationen<br />
pro Sekunde – profitieren nun<br />
auch die Mitarbeitenden des Fraun -<br />
hofer IPA für ihre Projekte. •<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Asien-Pazifik wird weltgrößte<br />
Freihandelszone<br />
Welthandel | Mit der Ende Vorjahr<br />
beschlossenen weltgrößten<br />
Freihandelszone entsteht in der<br />
Asien-Pazifik-Region ein Wirtschaftsraum<br />
mit 2,2 Mrd. Einwohnern.<br />
Zum Vergleich: Die<br />
EU ohne Vereinigtes Königreich<br />
umfasst 447 Mio. Einwohner.<br />
Das Regional Comprehensive<br />
Economic Partnership (RCEP)<br />
genannte, von 15 Staaten in<br />
Hanoi unterzeichnete Abkommen<br />
umfasst die zehn Asean-<br />
Staaten – von Indonesien und<br />
Singapur über Indonesien und<br />
Philippinen bis zu Vietnam – sowie<br />
China, Japan, Südkorea,<br />
Australien und Neuseeland.<br />
Indien hat sich gegen eine Teilnahme<br />
entschieden.<br />
Zwischen den RCEP-Mitgliedstaaten<br />
sollen die Zölle<br />
untereinander weitgehend abgebaut<br />
werden. Das Abkommen<br />
enthält unter anderem Bestimmungen<br />
zu Handelserleichterungen,<br />
technischen Standards,<br />
Handelsschutzinstrumenten,<br />
Dienstleistungen, Personenverkehr,<br />
Investitionen, Schutz geistigen<br />
Eigentums, E-Commerce,<br />
Wettbewerbsregeln und öffentlichem<br />
Auftragswesen. Sobald die<br />
jeweiligen Parlamente die Verträge<br />
ratifiziert haben, kann das<br />
größte Handelsabkommen der<br />
Geschichte im asiatisch-pazifischen<br />
Raum in Kraft treten.<br />
Die wirtschaftliche Leistung<br />
des neuen Handelsblocks beträgt<br />
jährlich 25,6 Billionen US-<br />
Dollar, das gemeinsame Handelsvolumen<br />
12,4 Billionen US-<br />
Dollar.<br />
•<br />
Verbindung<br />
mit Zukunft.<br />
Teamplay auf höchstem Level: Die Antriebslösungen<br />
von ebm-papst für SIMATIC Antriebsregler von<br />
Siemens verbinden Netzwerkfähigkeit nach neuestem<br />
Standard mit funktionaler Sicherheit. Für Sie<br />
bedeutet das: ein zusätzliches Plus an Einfachheit<br />
und Verlässlichkeit. Auch in der Zusammenarbeit.<br />
Willkommen im Team unter<br />
ebmpapst.com/siemens-partnerschaft<br />
Der asiatisch-pazifische<br />
Raum nutzt konsequent<br />
die Chancen des Freihandels.<br />
Bild: Kalyakan/<br />
stock.adobe.com<br />
Datenkluft unter<br />
europäischen Unternehmen<br />
Studie | 80 % der datengetriebenen Unternehmen sehen sich<br />
in der Pandemie im Vorteil, so eine von Tableau beauftragte<br />
YouGov-Umfrage. Die Studie zeigt auch, dass nicht daten -<br />
getriebene Unternehmen die Bedeutung von Daten in diesen<br />
Zeiten langsamer begreifen. Nur 29 % sehen darin einen entscheidenden<br />
Vorteil und 56 % sagen, dass sie die Investitionen<br />
in Datenkompetenz reduzieren oder einstellen werden.<br />
Zudem sind nur 36 % überzeugt, gewährleisten zu können,<br />
dass Geschäftsentscheidungen durch Daten unterstützt werden.<br />
Datengetriebene Unternehmen engagieren sich hingegen<br />
stärker dafür, dass Daten für die Zukunft eine wichtige Rolle<br />
spielen, wobei 76 % planen, die Investitionen in Datenkompetenz<br />
mit Blick auf das Jahr 2021 zu erhöhen. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 15
nachrichten<br />
Akzeptanz für KI ist hoch in Deutschland<br />
Studie | Mehr als 50 % der Deutschen erachten den Einsatz<br />
von KI für Unternehmen als notwendig, um im internationalen<br />
Wettbewerb bestehen zu können. Klar ist laut des<br />
Bosch-Zukunftskompasses auch: Der Mensch muss immer<br />
die Kontrolle über KI behalten.<br />
Je ausgeprägter die Kenntnisse über KI, desto höher ist ihre Akzeptanz in der<br />
Bevölkerung. Am meisten wünschen sich Deutsche einen verstärkten Einsatz in<br />
der Produktion. Bild: Robert Bosch GmbH<br />
60 % der Deutschen wünschen<br />
sich einen vermehrten Einsatz<br />
von künstlicher Intelligenz (KI)<br />
im industriellen Umfeld – etwa<br />
bei der Herstellung von Autos<br />
oder Flugzeugen. Das ergab der<br />
„Bosch KI-Zukunftskompass“,<br />
für den 1000 Deutsche befragt<br />
wurden.<br />
Gerade beim KI-Einsatz im<br />
industriellen Umfeld – in der<br />
Qualitätskontrolle, zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz oder<br />
der Effizienz in der Fertigung –<br />
sei das Fach- und Domänenwissen<br />
in Deutschland und Europa<br />
laut Dr. Michael Bolle, Geschäftsführer<br />
der Robert Bosch<br />
GmbH, einzigartig. In der Krankenpflege<br />
oder bei der Anlageberatung<br />
etwa sind die Zustimmungsraten<br />
für den KI-Einsatz<br />
mit 40 % beziehungsweise<br />
31 % deutlich geringer. Über<br />
alle Bereiche hinweg bewerten<br />
53 % der Befragten den Einsatz<br />
von KI positiv, während 36 %<br />
eher negativ eingestellt sind. •<br />
ZVEI: IT-Sicherheitsgesetz unzureichend<br />
Gesetzentwurf | Der Verband ZVEI hält den<br />
vom Bundesinnenministerium vorgelegten<br />
Entwurf zum zweiten IT-Sicherheitsgesetz<br />
für „weiterhin nicht zufriedenstellend“. Es<br />
sei anzuzweifeln, ob so Cybersicherheit effizient<br />
und zielführend avisiert werden könne.<br />
„Die Rechtsunsicherheit für die Hersteller<br />
und die Betreiber kritischer Komponenten<br />
in kritischen Infrastrukturen setzt sich<br />
fort“, kritisiert Wolfgang Weber, Vorsitzender<br />
der ZVEI-Geschäftsführung. „Dies<br />
wiegt besonders schwer, da der Gesetzes -<br />
entwurf nicht nur auf Telekommunikationskomponenten<br />
zielt, sondern auch allgemein<br />
auf kritische Komponenten wie beispielsweise<br />
im Energiesektor.“<br />
Insbesondere müsse der Fokus auf kluges<br />
Risikomanagement gelegt werden, statt<br />
Technologien auszuschließen. „Das Gesetz<br />
sollte auf Regelungen verzichten, die beispielsweise<br />
Kernfunktionalitäten der Industrie<br />
4.0 wie Remote-Access von vornherein<br />
ausschließen“, betont Weber. Es sei besser,<br />
regelmäßig eine ganzheitliche Bedrohungsanalyse<br />
durchzuführen und darauf aufbauend<br />
Maßnahmen umzusetzen, um Infrastrukturen<br />
widerstandsfähig zu machen.<br />
Darüber hinaus mangele es an einer<br />
Anknüpfung und Ausrichtung auf den europäischen<br />
Binnenmarkt. „Cybersicherheit<br />
endet nicht an Ländergrenzen.“ •<br />
Der ZVEI äußert Zweifel, ob der Gesetz -<br />
entwurf zur Cybersicherheit zielführend ist.<br />
Bild: tomfallen/stock.adobe.com<br />
Komplexe Teile<br />
einfach kalkuliert<br />
CNC-Fertigung | Mit der Kalkulationssoftware<br />
„Spanflug für Fertiger“<br />
können CNC-Fertiger auf Basis eines<br />
CAD-Modells vollautomatisch und<br />
sekundenschnell Angebotspreise für<br />
komplexe Dreh- und Frästeile berechnen.<br />
Die sonst aufwendige Kalkulation<br />
wird mit wenigen Mausklicks ohne<br />
manuelle Eingaben und technische<br />
Vorkenntnisse erledigt. Die Software<br />
basiert auf dem Preisalgorithmus, den<br />
die Spanflug Technologies GmbH seit<br />
2<strong>01</strong>8 für ihre Online-Plattform fürs<br />
Beschaffen von CNC-Dreh- und Frästeilen<br />
einsetzt. Dieser wurde anhand<br />
von mehr als 100.000 Teilen optimiert.<br />
Fertigungsrelevante Merkmale<br />
werden automatisch aus einem CAD-<br />
Modell – und optional einer technischen<br />
Zeichnung – ausgewertet. •<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Porsche, MHP und Munich Re gründen die FlexFactory<br />
schaftsunternehmens ist es, die<br />
Fertigung von Kleinserien unterschiedlicher<br />
Produkte flexibler<br />
und kosteneffizienter zu gestalten.<br />
Die FlexFactory agiert dabei<br />
als Beratungsunternehmen<br />
und Business Enabler. Sie stellt<br />
Fertigung | Der Sportwagenhersteller<br />
Porsche, seine Management-<br />
und IT-Beratungstochter<br />
MHP und der Versicherungskonzern<br />
Munich Re haben mit<br />
der FlexFactory ein Joint Venture<br />
gegründet. Ziel des Gemeinkeine<br />
eigenen Produktionsanlagen<br />
zur Verfügung, sondern<br />
bietet das für den Aufbau einer<br />
flexiblen Produktion benötigte<br />
Wissen und entsprechende<br />
Dienstleistungen als Servicekonzept<br />
aus einer Hand an. Zusätzlich<br />
unterstützt sie bei der<br />
Umsetzung des spezifischen<br />
Kundenprojekts. So sollen die<br />
Kunden Artikelvarianten effizienter<br />
als im traditionellen<br />
Produktionsprozess umsetzen<br />
können. •<br />
Leichtes<br />
Umsatzplus<br />
Automatisierung | Das Unternehmen<br />
Beckhoff Automation<br />
verzeichnete im Geschäftsjahr<br />
2020 trotz der Coronakrise ein<br />
geringes Wachstum. „Wir rechnen<br />
vorbehaltlich der Entwicklung<br />
der letzten Wochen mit<br />
einem Umsatz von rund 920 bis<br />
930 Mio. Euro“, erklärte der<br />
geschäftsführende Gesellschafter<br />
Hans Beckhoff in einer Pressekonferenz.<br />
Das ergibt ein Plus<br />
von knapp 2 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr (903 Mio. Euro<br />
Umsatz in 2<strong>01</strong>9).<br />
Zwar entspreche das erreichte<br />
Wachstum nicht dem unternehmenseigenen<br />
Ziel einer jährlichen<br />
Umsatzsteigerung von<br />
mindestens 10 %. Trotzdem<br />
liegt der Verler Automations -<br />
spezialist über dem Branchendurchschnitt.<br />
Grund hierfür sei<br />
vor allem eine hohe Nachfrage<br />
aus China. Dort macht der<br />
Anbieter mittlerweile 20 % seines<br />
Umsatzes.<br />
70 % seines Umsatzes in<br />
Deutschland erwirtschaftete das<br />
Unternehmen im Maschinenund<br />
Anlagenbau, 10 % stammen<br />
aus der Windenergie, der<br />
Rest verteilt sich auf die Bereiche<br />
Gebäudeautomatisierung<br />
und Prozessindustrie.<br />
Für das aktuelle Geschäftsjahr<br />
prognostiziere Beckhoff<br />
laut eigenen Aussagen ein kräf -<br />
tiges einstelliges Umsatzwachstum.<br />
(nu) •<br />
Heute arbeiten Roboter für und mit Menschen. Diese Zusammenarbeit macht die<br />
Produktion smarter und effizienter denn je – selbst in sensitiven Umgebungen.<br />
Menschen gestalten die Zukunft. Roboter beschleunigen diesen Prozess.<br />
www.staubli.com<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />
ROBOTICS KONGRESS<br />
10. Februar 2021<br />
Hannover Messe<br />
Experts in Man and Machine<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 17
nachrichten<br />
Phoenix Contact mit moderatem<br />
Umsatzrückgang<br />
Trotz der Corona-<br />
Pandemie blickt Ulrich<br />
Leidecker, COO bei<br />
Phoenix Contact, mit<br />
einem 3- bis 4%igen<br />
Umsatzrückgang relativ<br />
zufrieden auf 2020 zurück.<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Plattform für nachhaltige<br />
Industrie 4.0<br />
Die Plattform Industrie<br />
4.0 zeigt Praxisbeispiele<br />
und Entwicklungspfade<br />
für eine ressourceneffiziente<br />
und CO 2 -<br />
neutrale Industrie 4.0.<br />
Bild: ipopba/stock.adobe.com<br />
Jahresrückblick | Trotz des weltweit<br />
schwierigen Jahres 2020<br />
blickt Phoenix Contact, Komponenten-<br />
und Lösungsanbieter<br />
für Elektrotechnik und Automation,<br />
positiv zurück. Nach einer<br />
Schätzung wird das Unternehmen<br />
2,37 Mrd. Euro Umsatz in<br />
2020 erwirtschaften gegenüber<br />
2,47 Mrd. Euro im Vorjahr.<br />
„Aus heutiger Sicht werden wir<br />
das Geschäftsjahr mit einem<br />
moderaten Umsatzrückgang<br />
von -4 bis -5 % abschließen“,<br />
sagte COO Ulrich Leidecker<br />
und zeigte sich zufrieden. Die<br />
Mitarbeiterzahl ist mit 17.500<br />
unverändert geblieben. Zudem<br />
hat das Unternehmen nach eigenen<br />
Angaben rund 150 Mio.<br />
Euro in neue Strukturen und<br />
den Bereich F&E investiert. •<br />
Nachhaltigkeit | Die Plattform<br />
Industrie 4.0 hat auf dem<br />
Digital-Gipfel der Bundesregierung<br />
erste praktische Anwendungen<br />
und Entwicklungs -<br />
potenziale einer nachhaltigen<br />
Industrie 4.0 gezeigt. Die Plattform<br />
arbeitet zudem an einer<br />
Charta für Lernen und Arbeiten<br />
in der Industrie 4.0, mit deren<br />
Hilfe die digitale Arbeitswelt<br />
von morgen sozial nachhaltig<br />
gestaltet werden soll. Über das<br />
Projekt Gaia-X, die Industrial<br />
Digital Twin Association und als<br />
Impulsgeber zur Umsetzung von<br />
Ziffer 35c des Konjunkturpaketes<br />
engagiert sich die Plattform<br />
für eine breite Umsetzung digitaler<br />
Ökosysteme. •<br />
menschen<br />
Neuer Vorstand<br />
Finanzen bei Lapp<br />
Veränderung im Vertrieb<br />
Weidmüller stellt seine deutsche Vertriebsgesellschaft neu auf.<br />
Dr. Christian von Toll übernimmt die Geschäftsführung Weidmüller<br />
Deutschland sowie die DACH-Regionalleitung.<br />
Der 36-Jährige lebt in Detmold und ist nach seiner Promotion an<br />
der TU Berlin bereits seit 2<strong>01</strong>4 in verschiedenen Positionen bei<br />
Weidmüller tätig.<br />
Seit dem 1. Januar ist Jan Ciliax (52)<br />
neuer Finanzvorstand der Lapp Holding<br />
AG. Er folgt auf Dr. Ralf Zander,<br />
der sich neuen beruflichen Herausforderungen<br />
widmet. Als Finanzvorstand, CFO, verantwortet<br />
Ciliax die Bereiche Controlling, Riskmanagement,<br />
Corporate Finance, Bilanzen, Steuern und<br />
Rechnungswesen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete<br />
er bei namhaften Konzernen in verschiedenen<br />
Führungs- und Finanzmanagementpositionen in<br />
Deutschland, Frankreich, Spanien, den USA und<br />
der Schweiz.<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Sie haben eine Vorstellung vom<br />
Auslandsgeschäft – wir die Fakten.<br />
Bereit für neue Märkte.<br />
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Wissen ist Erfolg: gtai.de/trade<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 19
news & management<br />
Was agile Führungskräfte auszeichnet<br />
Den Wandel aktivieren<br />
Reorganisation | Unternehmen, die nicht agil und kollaborativ<br />
arbeiten, werden kurz oder mittelfristig den<br />
Anschluss verpassen. Der Wandel wird gelingen,<br />
wenn Führungskräfte bereit sind, ihr gewohntes<br />
Verhalten zu ändern und ihre Macht aufzugeben. Der<br />
Beitrag zeigt auf, worauf es künftig ankommen wird.<br />
Die „Reise zu einem agilen<br />
Unternehmen“ ist ein gravierendes<br />
Change-Vorhaben,<br />
das je nach Unternehmensgröße<br />
eine Zeit von mindestens<br />
zwei bis vier Jahren<br />
erfordert. Bild: wladmir -<br />
1804/stock. adobe.com<br />
Unternehmen müssen in einem volatilen und unsicheren<br />
Marktumfeld immer schneller und flexibler agieren.<br />
Das erfordert grundlegende Veränderungen in den Arbeits-<br />
und Vorgehensweisen. Dieses gilt insbesondere für<br />
die Führungskräfte. Sie müssen ihr Führungsverhalten<br />
vollständig überdenken, um mit gutem Beispiel vorangehen<br />
zu können („People are „boss watchers“).<br />
In zwei Diskussionsforen des Beratungsunternehmens<br />
Lischke Consulting diskutierten 30 Geschäftsführer,<br />
Produktionsleiter und Teamleiter aus Produktions-<br />
unternehmen, welche Eigenschaften eine agile Führungskraft<br />
auszeichnen. Die Entscheidungsträger aus<br />
unterschiedlichen Branchen haben zusammen insgesamt<br />
sieben Aufgabenbereiche identifiziert:<br />
1) Eine klare Vision vorgeben<br />
In Unternehmen herrscht häufig noch ein Spannungsfeld<br />
zwischen „autonom entscheidenden Mitarbeitern“<br />
und der klassischen „Top-down-Führung“. Die Mitarbeiter<br />
fühlen sich häufig im Unklaren gelassen. Es fehlt<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
am Bewusstsein für den Wandel sowie an einer klaren<br />
und guten Kommunikationsstruktur für die notwendigen<br />
Veränderungen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, eine klare<br />
Vision vorzugeben. Die Kultur muss verstanden, akzeptiert<br />
und die Vorteile für die Organisation sichtbar werden.<br />
Dabei ist das einheitliche Verständnis und die Ausrichtung<br />
des Führungsteams (Alignment) ein zentraler<br />
Erfolgsfaktor. Die Mitarbeiter müssen zudem das Recht<br />
haben, die neuen Führungsprinzipien einzufordern.<br />
2) Teams befähigen und entwickeln<br />
Alte Arbeitsstrukturen und alte Gewohnheiten stellen<br />
große Hürden für Veränderungen dar. Das Abteilungsund<br />
Silodenken und eine Over-the-Wall-Mentalität in<br />
der Form von Ab- und Weitergaben von Problemen sind<br />
aktuell noch stark verankert. Um das „traditionelle“<br />
Verhalten abzubauen, sind positive Keimzellen sowie<br />
teaminterne Leader notwendig und wichtig.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, durch bessere<br />
Rahmenbedingungen einen Kulturwandel einzuleiten.<br />
Damit Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen<br />
können, müssen gegebenenfalls Kompetenzen entwickelt<br />
und gefördert werden. Dazu gehört auch, Mitarbeiter<br />
vor Überforderungen zu schützen und Teams neu<br />
zu strukturieren. Positives Handeln von Mitarbeitern<br />
soll belohnt und Entscheidungen von Teams akzeptiert<br />
werden. Außerdem können auftretende Krisen in Teams<br />
als Transformationsbeschleuniger genutzt werden. Es<br />
gilt auch, hybride Arbeitsformen (agil neben klassisch)<br />
zu etablieren, um einen besseren Austausch zwischen<br />
den Bereichen zu ermöglichen.<br />
3) Eine positive Fehlerkultur schaffen<br />
Mitarbeiter scheuen sich häufig, Entscheidungen zu<br />
treffen. Sie haben Angst, Fehler zu machen. Es herrscht<br />
oftmals auch eine Diskrepanz zwischen der Wertschätzung<br />
von Kollaboration und einem sogenannten Heldendenken<br />
(der „einsame Held, der die Karre aus dem<br />
Dreck zieht“).<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, mit einer positiven<br />
Fehlerkultur ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.<br />
Zu der Vorbildfunktion von Führungskräften gehört<br />
deshalb auch, eigene Fehler offen zu benennen und<br />
die Chancen einer positiven Fehlerkultur aufzuzeigen.<br />
So können etwa sogenannte „Fuck-up-Events“ („hinfallen,<br />
wieder aufstehen und darüber reden“ als Einblick<br />
in die Erlebnisse einer Führungskraft) als Mittel für eine<br />
offene Feedbackkultur genutzt werden. Außerdem ist es<br />
hilfreich, eine Austauschplattform für Führungskräfte<br />
einzurichten, um ein besseres Verständnis für die neue<br />
Führungskultur zu fördern.<br />
4) Agilität, wo es sinnvoll ist<br />
Die Agilität ist als Methode nicht für alle Aufgaben und<br />
Bereiche gleichermaßen sinnvoll. Viele Standardprozesse<br />
mit immer gleichen Bedingungen wie eine Serienproduktion<br />
können mit den klassischen Methoden besser<br />
organisiert werden.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, für die reibungslose<br />
Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen<br />
agilen und klassischen Bereichen zu sorgen.<br />
Hybride Ansätze, die agile und klassische Arbeitsweisen<br />
kombinieren, haben sich in der Praxis gut bewährt. Hybride<br />
Arbeitsformen können auch bei der Frage Homeoffice<br />
versus zentrales Büro vorteilhaft sein. Die Transformation<br />
zum Homeoffice hat in der aktuellen Situation<br />
schnell und reibungslos funktioniert. Das Homeoffice<br />
wird bewusster genutzt, aber von den Mitarbeitern<br />
nicht immer gewollt. Bei der Frage, wie das Arbeitsumfeld<br />
zukünftig aussehen kann, spielt deshalb die intrinsische<br />
Motivation der Mitarbeiter eine wichtige Rolle.<br />
Alte Strukturen und Gewohnheiten stellen große Hürden für Veränderungen dar. Es ist die Aufgabe<br />
von Führungskräften, einen Kulturwandel einzuleiten. Bild: Prostock-studio/stock.adobe.com<br />
5) Die neue Kultur vorleben<br />
Führungskräfte sind es gewohnt, allein zu entscheiden.<br />
Deshalb fällt es ihnen schwer, Entscheidungen von<br />
Teams nicht infrage zu stellen und auf gar keinen Fall zu<br />
revidieren.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, das neue Verhalten<br />
beispielhaft vorzuleben und dem Team zu vertrauen<br />
(Vorbildfunktion). In Analogie zum Fußballtrainer<br />
stehen die Führungskräfte zukünftig am Spielfeldrand,<br />
um zu coachen und nicht selbst in das Spiel einzugreifen.<br />
Dabei darf die Führungskraft während der<br />
Transitionsphase die eigentliche Führungsaufgabe seiner<br />
Abteilung nicht vergessen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 21
news & management<br />
Generation und Ausbildungsgrad unterschiedlich<br />
schwer. Es handelt sich um einen lebendigen Prozess. Er<br />
benötigt umso länger, je mehr Abteilungsgrenzen überwunden<br />
und Schnittstellen geschaffen werden müssen.<br />
Ganz entscheidend für die nachhaltige Einführung von agilen Arbeitsmethoden ist es, den<br />
Mitarbeitern ein agiles Mindset zu vermitteln. Bild: zaieiunewborn59/stock.adobe.com<br />
6) Den Mitarbeitern vertrauen<br />
Nicht alle Teammitglieder sind bereit, Verantwortung<br />
zu übernehmen. Sie möchten Entscheidungen wieder an<br />
die Führungskraft zurückdelegieren und Führungskräfte<br />
haben den Impuls, Entscheidungen wieder selbst zu<br />
treffen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskraft, den „Ball ans<br />
Team zurückzuspielen“. Er vertraut seinen Mitarbeitern,<br />
ist wertschätzend und gibt Rückhalt. Die große<br />
Herausforderung besteht darin, die vorhandene Angst<br />
in eine Bereitschaft zur Veränderung umzuwandeln.<br />
7) Geduld bewahren<br />
Die Übergangs- und Transitionsphase von der „alten in<br />
die neue Welt“ erfordert viel Geduld. Fehler werden immer<br />
noch gerne „unter den Teppich gekehrt“ und bei<br />
der Übergabe der Verantwortung an das Team fühlen<br />
sich viele Mitarbeiter überfordert. Generell gilt: Je mehr<br />
Schnittstellen in einem Unternehmen existieren, desto<br />
schwieriger ist die Einführung agiler Strukturen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, die Transitionsphase<br />
geduldig zu begleiten, für Weiterbildungen zu<br />
sorgen und gegebenenfalls Teamanpassungen vorzunehmen.<br />
Dabei fällt das Umdenken je nach Abteilung,<br />
Die drei Ebenen der Umsetzung<br />
Nach den Praxiserfahrungen von Lischke Consulting<br />
werden die Erfolgsaussichten neben dem veränderten<br />
Verhalten der Führungskräfte auch durch die generellen<br />
Herausforderungen von Change-Vorhaben bestimmt.<br />
Die „Reise zu einem agilen Unternehmen“ ist ein gravierendes<br />
Change-Vorhaben, das je nach Unternehmensgröße<br />
eine Zeit von mindestens zwei bis vier Jahren<br />
erfordert. Hier gelten drei Ebenen der Umsetzung,<br />
die für alle Change-Projekte typisch sind:<br />
• Sachebene: Die Mitarbeiter werden geschult. Das<br />
Konzept ist plausibel und die Vorteile sind offensichtlich.<br />
Ein gemeinsamer Konsens wird relativ schnell<br />
erreicht.<br />
• Strukturebene: Die Organisationsstruktur wird umgebaut,<br />
neue Meetings eingeführt und Abteilungen<br />
verändert. Schon die ersten Änderungen auf der<br />
Organisationsebene führen zu erhöhten Widerständen.<br />
Je mehr Personen betroffen sind, umso größer<br />
wird der Widerstand der Beteiligten.<br />
• Kulturebene: Auf der Kulturebene wird der höchste<br />
Widerstandsgrad erreicht, da es hier um das Verhalten,<br />
den Umgang und das konkrete „Wie“ geht.<br />
Bedingt durch sehr viele unterschiedliche Individuen,<br />
älteren und jüngeren Mitarbeitern kommt es zum<br />
Kulturclash.<br />
Die Aufgabe der Führungskräfte besteht darin, den<br />
„Change“ über alle drei Ebenen zu „orchestrieren“.<br />
Ganz entscheidend für die nachhaltige Einführung von<br />
agilen Arbeitsmethoden ist es, den Mitarbeitern ein<br />
agiles Mindset zu vermitteln. Agile Werte und Prinzipien<br />
legen hierfür die Grundlagen. Sie schaffen die Basis für<br />
ein gemeinsames Arbeiten im Team, mit Respekt auf<br />
Augenhöhe und mit viel Spaß an der Arbeit. Die Führungskräfte<br />
übernehmen einen entscheidenden Anteil,<br />
um ein solch förderndes Arbeitsklima zu schaffen. •<br />
Olaf Keßel<br />
Manager und Leiter des Competence Center Agilität<br />
bei Lischke Consulting in Hamburg<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Ausgleich für CO 2 -Emissionen<br />
Maschinen werden klimaneutral<br />
Leasing | Die Betreiber von Anlagen oder Maschinen<br />
können diese jetzt auch klimaneutral leasen. Diese<br />
Wahlmöglichkeit bietet die SüdLeasing, um den Unternehmensalltag<br />
nachhaltiger zu gestalten.<br />
Beim klimaneutralen Vertrag werden die CO 2 -Emissionen,<br />
die beim Betrieb von Maschinen wie Bagger, Krane<br />
und Radlader oder auch bei fest installierten Anlagen<br />
anfallen, hochgerechnet und in Euro umgewandelt. Der<br />
ermittelte Betrag wird in anerkannte Klimaschutzprojekte<br />
investiert. Dadurch werden die unvermeidbaren<br />
CO 2 -Emissionen ausgeglichen und die geleasten Maschinen<br />
und Anlagen klimaneutral.<br />
„Wir wollen unseren Kunden eine vergleichsweise<br />
einfache Möglichkeit bieten, den Unternehmensalltag<br />
nachhaltiger zu gestalten“, sagt SüdLeasing-Direktor<br />
Oliver Drenckhahn. Um beispielsweise die Emissionen<br />
eines Baggers auszugleichen, wird monatlich ein überschaubarer<br />
zweistelliger Betrag fällig, der auf die Leasingrate<br />
addiert wird. Alle klimaneutralen Maschinen<br />
erhalten dafür ein Zertifikat plus einen Aufkleber,<br />
der ihre Klimaneutralität bestätigt. Das Unternehmen<br />
kann damit auch nach außen nachvollziehbar kommunizieren,<br />
dass es sich proaktiv für mehr Klimaschutz<br />
einsetzt.<br />
Ökonomie und Ökologie in Einklang<br />
bringen<br />
Der Handlungsdruck steigt: Mit dem Pariser Klimaschutzübereinkommen<br />
und der UN-Agenda 2030 haben<br />
sich weltweit Regierungen entschieden, einen nachhaltigeren<br />
Weg für Gesellschaft und Wirtschaft zu beschreiten.<br />
Auch mit dem hierauf basierenden EU-Aktionsplan<br />
für ein nachhaltiges Finanzwesen sollen neue<br />
Impulse gesetzt werden. Dabei gilt die LBBW, der Mutterkonzern<br />
der SüdLeasing, bereits seit Jahren als Vorreiter<br />
in Sachen nachhaltiger Finanzprodukte. Um auch<br />
ihre Kunden bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle<br />
begleiten zu können, entwickelte die Gesellschaft<br />
den klimaneutralen Leasingvertrag. Durch<br />
dieses Produkt hat der Kunde die Möglichkeit, einen<br />
Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und genießt dabei<br />
vollkommene Transparenz über die Projekte, in welche<br />
das Geld fließt. Ein weiterer Vorteil sind die durch einen<br />
positiven Imageeffekt erhöhten Chancen auf Aufträge.<br />
Klimaprofi ClimatePartner mit an Bord<br />
Der Leasing-Geber arbeitet bei der Auswahl seiner Klimaschutzprojekte<br />
mit der Climate Partner GmbH<br />
zusammen. Sie bietet als höchste Qualitätsstufe den<br />
Um etwa die CO 2 -Emissionen eines Baggers auszugleichen, wird monatlich ein überschaubarer<br />
zweistelliger Betrag auf die Leasingrate addiert. Dieser proaktive Klimaschutz wird nachvollziehbar<br />
nach außen kommuniziert. Bild: H_Ko/stock.adobe.com<br />
Gold-Standard. Dieser wurde in Kooperation von WWF<br />
und dem Bundesumweltministerium entwickelt und<br />
berücksichtigt neben ökologischer auch soziale Nachhaltigkeit.<br />
Die Kunden können aus weltweiten Klimaprojekten<br />
wählen, ob sie zum Beispiel die Windenergie<br />
in Indonesien, den Klimaschutz in Ghana oder Bergwaldprojekte<br />
in Brasilien und Deutschland unterstützen<br />
möchten. Dabei unterscheiden sich auch die Beitrags -<br />
höhen.<br />
„Wir wollen niemanden missionieren“, betont Oliver<br />
Drenckhahn. Kunden sollten jedoch die Chance<br />
erhalten, im Unternehmensalltag nachhaltig zu wirken,<br />
sagt er. Das Interesse sei groß: „Viele Unternehmen<br />
wollen gerne nachhaltig agieren, es fehlen allerdings oft<br />
Ansatzpunkte. Wir schlagen mit dem klimaneutralen<br />
Leasingvertrag eine Brücke zwischen Nachhaltigkeit<br />
und den betriebswirtschaftlich optimalen Finanzierungswünschen<br />
unserer Kunden.“ (dk) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 23
Eine Veränderung im<br />
Geschäftsmodell ist nicht<br />
wie ein Schalter, den man<br />
einfach umlegt. Verantwortliche<br />
müssen sukzessiv<br />
an die Transformation<br />
herangehen. Bild: peshkova/stock.adobe.com<br />
Geschäftsmodellentwicklung im industriellen Mittelstand<br />
Innovative Modelle<br />
schaffen Mehrwert<br />
Strategie | Wer die Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells<br />
ganzheitlich denkt und seine Führungsteams<br />
direkt in die Gestaltung einbezieht, findet<br />
zu soliden Strategiezielen und kann daraus Handlungen<br />
für neue Geschäftsmodelle entwickeln.<br />
Der industrielle Mittelstand befindet sich in einer Transformation:<br />
Neue Technologien, Digitalisierung, globa -<br />
lisierte Lieferketten, steigende Kundenanforderungen<br />
und zunehmende Vergleichbarkeit sorgen für eine hohe<br />
Dynamik am Markt. Hinzu kommt die Corona-Krise,<br />
die in vielen Branchen wie ein Katalysator des Wandels<br />
wirkt und Verantwortliche zum Handeln zwingt. Den<br />
Unterschied machen künftig diejenigen Unternehmen,<br />
die den Mut aufbringen, ihr Geschäftsmodell an die sich<br />
verändernden Bedingungen anzupassen. Eine Frage<br />
dabei lautet: Lässt sich ein Geschäftsmodell entwickeln<br />
und realisieren, mit dem Unternehmen wieder eine Differenzierung<br />
zum Wettbewerb herstellen können?<br />
Es gibt eine Vielzahl an Geschäftsmodellen mit unterschiedlichen<br />
Dimensionen und Ausrichtungen. Produkte<br />
und Dienstleistungen sorgen für den Kundennutzen, der<br />
wiederum dem Markt zugutekommt. Bestimmte Geschäftsmodelle<br />
zielen direkt auf den Markt, wie etwa<br />
Cross-Selling, User Designed, Loyalty-Programme, Kö-<br />
der und Haken oder Leasing. Andere Geschäftsmodelle<br />
stellen unmittelbar den Kundennutzen in den Mittelpunkt,<br />
wie Fernwartung, Predictive Maintainance oder<br />
die Visualisierung komplexer Prozesse. Geschäftsmodelle<br />
auf der Produkt- und Dienstleistungsseite sind beispielsweise<br />
Individualisierung von der Stange, alles aus<br />
einer Hand oder Reverse Engineering.<br />
Digitalisierung als Chance begreifen<br />
Vor allem die Digitalisierung bietet dem industriellen<br />
Mittelstand zahlreiche Chancen, neue Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln oder bestehenden Modelle zu erweitern.<br />
Beispielsweise wurde das Thema „Service als Geschäftsmodell“<br />
in der Corona-Krise für viele Unternehmen<br />
relevanter. So entwickelte der Tübinger Präzisionswerkzeughersteller<br />
Walter einen digitalen Auswahlassistenten<br />
für Standard-Zerspanwerkzeuge. Das Innotime genannte<br />
System vereinfacht und beschleunigt die Arbeit<br />
der Vertriebsingenieure ungemein. Was vorher Tage<br />
dauerte, liegt nun in wenigen Stunden vor.<br />
Ähnliches bietet die Kölner Sprint Sanierung GmbH<br />
in der Gebäudesanierung. Moderne Sensorik misst<br />
Feuchteveränderungen am zu trocknenden Objekt und<br />
meldet dies dem Unternehmen. So sind Trocknungszeiten<br />
und -ende schon frühzeitig abzusehen, ohne dass die<br />
Baustelle immer wieder angefahren werden muss. Nachfolgende<br />
Gewerke sind besser zu planen. Die Gesamtsanierungszeit<br />
kann reduziert werden. Zukünftig wird der<br />
Kunde diese Information dann per App direkt aufs<br />
Handy bekommen.<br />
Ein weiter Trend für digitale Geschäftsmodellerweiterung<br />
ist Predictive Maintainance: Die eingesetzte Software<br />
in der Maschine selbst meldet den optimalen Wartungszeitpunkt,<br />
unerwarteter Produktionsstillstand<br />
wird vermieden, Wartungen können produktionsopti-<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
news & management<br />
miert durchlaufen. So entwickelte der Lkw-Hersteller<br />
MAN einen Telematikdienst, der Fahrzeugdaten für die<br />
vorrausschauende Wartung übermittelt. MAN konnte<br />
damit die Fahrzugausfälle senken – und somit Lieferkettenunterbrechungen<br />
bei seinen Kunden verhindern.<br />
Diese Beispiele zeigen: Wer Digitalisierung mehr als<br />
Chance denn als Bedrohung begreift, kann mit innovativen<br />
Geschäftsmodellen einen größeren Mehrwert bieten<br />
und sich langfristig am Markt behaupten.<br />
Die Umsetzung ist vielfältig<br />
Die Transformation oder Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen<br />
jeglicher Art wird durch strategische<br />
Ziele geleitet. Im ersten Schritt sollten Verantwortliche<br />
eine Bestandsaufnahme ihrer Geschäftsmodelle vornehmen,<br />
die aus einer Ist-Analyse und einer Soll-Bewertung<br />
besteht. Was sind unsere Geschäftsmodelle? Wie sieht<br />
unser Operating Model aus? Wie zukunftsfähig ist es?<br />
Und: Wo wollen wir hin? Mehr Deckungsbeitrag, mehr<br />
Umsatz, mehr Neukunden, neue Märkte?<br />
Die nächste Frage lautet, wie Unternehmen ihre Ziele<br />
erreichen. Selbstverständlich müssen Verantwortliche<br />
die Märkte beobachten und Trends frühzeitig erkennen.<br />
Die Konsequenzen, die aus dieser Beobachtung resultieren,<br />
müssen mit Kunden und Stakeholdern besprochen<br />
und analysiert werden, um Prozesse auf die Veränderungen<br />
abzustimmen sowie erforderliche Kapazitäten zu<br />
bestimmen. Diese bestehen aus Mitarbeiter-Knowhow,<br />
Ressourcen oder Infrastruktur.<br />
Die strategischen Ebenen schließen dabei Finanzen,<br />
Märkte, Prozesse und Potenziale ein. All diese Ebenen<br />
bedingen sich untereinander. Ein strategisches Ziel auf<br />
der Marktebene ist immer auch mit Prozess- oder Potenzialzielen<br />
verknüpft. Die aus den Zielen abgeleiteten<br />
Handlungsfelder sind vielfältig – und müssen von Geschäftsführung<br />
und Führungsteams priorisiert werden.<br />
Ist ein Finanzziel beispielsweise „Umsatzsteigerung“,<br />
können Unternehmen auf der Marktebene den Kundenwert<br />
steigern, wie es MAN und Walter mit ihren Servicemodellen<br />
gemacht haben. Oder sie können ihre<br />
Markenpräsenz erhöhen. Je nachdem, was die Führungsteams<br />
auf der Marktebene priorisieren, müssen sie<br />
dann auch an Stellschrauben auf der Potenzial- und<br />
Prozessebene drehen. Beim Thema „Markenpräsenz erhöhen“<br />
können Unternehmen unter anderem ihr Vertriebs-Knowhow<br />
verbessern und ihre externe Kommunikation<br />
verstärken.<br />
Doppelbelastung Transformation<br />
Eine Veränderung im Geschäftsmodell ist nicht wie ein<br />
Schalter, den man einfach umlegt. Verantwortliche müssen<br />
sukzessiv an die Transformation herangehen. Zeitweise<br />
bedeutet das eine Doppelbelastung für alle Beteiligten:<br />
Einerseits muss das operative Tagesgeschäft weiterlaufen,<br />
andererseits muss das neue Geschäftsmodell<br />
implementiert und angekurbelt werden. Eventuell kannibalisiert<br />
das neue Modell das alte zeitweise. Doch hier<br />
gilt der Satz von Gisbert Rühl, Vorstand des Duisburger<br />
Metallhändlers Klöckner & Co.: „Ich kannibalisiere<br />
mein Geschäft, bevor es andere tun.“<br />
Erfolgsfaktor Belegschaft<br />
Dieser Wandel gelingt nur, wenn die Mitarbeiter den<br />
Wandel annehmen und mitziehen. Dafür müssen Verantwortliche<br />
sie frühzeitig in das Veränderungsvorhaben<br />
einbeziehen – und auch mitgestalten lassen. Studien<br />
zeigen immer wieder: Eine Business Model-Transformation<br />
erfordert einen Kulturwandel im Unternehmen. Die<br />
erfolgreiche Implementierung eines Geschäftsmodells<br />
gelingt nur, wenn die Mitarbeiter diese mit Leben füllen.<br />
Hierfür muss sich die Geschäftsführung fragen: Erfordern<br />
die neuen Prozesse auch ein neues Verständnis von<br />
Führung? Müssen wir für einen Kulturwandel auch das<br />
Managementsystem adaptieren oder die Organisation<br />
verändern?<br />
Auch wenn Unternehmen des industriellen Mittelständs<br />
unter Handlungsdruck stehen, bedeutet das<br />
nicht, dass die Verantwortlichen panisch irgendwelchen<br />
Trends nachjagen sollten. Eine gründliche Analyse zur<br />
aktuellen Situation muss jeder Veränderung vorangehen.<br />
Bei der Entscheidungsfindung ist es aber notwendig,<br />
die eigene Komfortzone zu verlassen, Mut aufzuwenden<br />
und unternehmerisches Risiko einzugehen, anstatt<br />
lieber nur den Status quo zu verwalten und so lange<br />
am Geschäftsmodell festzuhalten, bis es irgendwann<br />
keines mehr ist.<br />
•<br />
Dipl.-Ing. Olaf Arns, MBA<br />
Unternehmensberater für den industriellen Mittelstand<br />
in Wenden bei Olpe<br />
Die Entscheidungsfindung<br />
erfordert es, die eigene<br />
Komfortzone zu verlassen<br />
anstatt nur den Status<br />
quo zu verwalten und so<br />
lange am Geschäftsmodell<br />
festzuhalten, bis es irgendwann<br />
keines mehr ist.<br />
Bild: andranik123/stockadobe.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 25
vik-Experten informieren über B2B-Marketing-Trends der Zukunft<br />
B2B-Marketing 2021 –<br />
Weichen auf Zukunftskurs?<br />
Marketing-Trends | 2020 war ein Jahr des kompletten<br />
Paradigmenwechsels. Anfang 2021 stellt sich die Frage,<br />
ob und wie die Weichen für mehr Resilienz in der<br />
Marketing-Kommunikation der deutschen Industrie<br />
gestellt wurden. Was sind die Top-Trends, für die sich<br />
der Mittelstand rüsten muss?<br />
Die Digitalisierung ist im Industrie-Sektor auch außerhalb<br />
der Produktionshallen definitiv angekommen. Das<br />
hat der bvik (Industrie-Verband für Kommunikation und<br />
Marketing) auf Basis verschiedener Studien innerhalb der<br />
B2B-Branche im Jahr 2020 festgestellt. Themen wie „Re-<br />
bvik-Trendpaper 2021<br />
Bei Interesse können Sie das Trendpaper kostenlos bei der bvik-<br />
Geschäftsstelle unter geschaeftsstelle@bvik.org anfordern.<br />
Bild: bvik<br />
2021 stellt sich die Frage,<br />
ob und wie die Weichen<br />
für mehr Resilienz in<br />
der Marketing-Kommu -<br />
nikation der deutschen<br />
Industrie gestellt wurden.<br />
Bild: bakhtiarzein/<br />
stock.adobe.com<br />
mote Work“, automatisierte Vertriebsunterstützung, hybride<br />
Event-Formate, virtuelle Showrooms, Storytelling<br />
oder Social Selling wurden seit dem ersten Lockdown im<br />
vergangenen Jahr in den Kommunikationsteams abteilungsübergreifend<br />
in rasantem Tempo etabliert.<br />
Digitale Leadgenerierung als Mega-Trend und<br />
Mega-Herausforderung<br />
Fast ein ganzes Jahr konnten Kundenkontakte ausschließlich<br />
über digitale Kanäle generiert werden. In<br />
Teilen hat dies den flächendeckenden Ausfall der Messen<br />
erstaunlich gut kompensiert – mit branchentypischen<br />
Unterschieden. Mangels Alternativen und abseits<br />
ihrer Komfortzone haben viele Verantwortliche Mut<br />
und Improvisationstalent bewiesen, um neue Wege in<br />
der wertschöpfenden Zusammenarbeit mit Mitarbeitern<br />
und Kunden zu gehen. Laut der bvik-Studie „Digitalisierungsschub<br />
2020 im B2B-Marketing“ sehen 78 %<br />
der befragten Marketer die Möglichkeit, von Online-<br />
Leadgenerierung langfristig zu profitieren.<br />
KI auf dem Vormarsch im B2B-Marketing<br />
Laut Prof. Dr. Klaus Thaler, Professor für Prozessoptimierung<br />
an der Hochschule der Medien in Stuttgart, hat<br />
Künstliche Intelligenz in der Forschungslandschaft der<br />
Hochschulen und Institute in jüngerer Zeit einen großen<br />
Boom erfahren. Insbesondere im Bereich der Anwendungsforschung<br />
für die Kombination von KI mit Marketing-<br />
bzw. Vertriebsprozessen. Das Marketing steht<br />
hier aber noch relativ am Anfang. Marken-Experte<br />
Prof. Dr. Carsten Baumgarth, Professur für Marketing,<br />
insbesondere Markenführung an der HWR Berlin,<br />
warnt in diesem Kontext: „Markenführung findet heute<br />
immer noch sehr technokratisch statt. Um mit den Veränderungen<br />
der Umwelt umgehen zu können, müssen<br />
Marken in Zukunft offener, agiler, digitaler und authentischer<br />
agieren. Sie müssen sich ethisch und moralisch<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
news & management<br />
im Markt bewegen und ihre Stakeholder beteiligen.<br />
Eine große Herausforderung sehe ich darin, KI-basierte<br />
Systeme markenspezifisch zu gestalten.“<br />
Marketing orientiert sich um<br />
Die Konsequenzen der digitalen Zeitenwende sind vielfältig:<br />
Nicht nur die klassische Markenführung befindet<br />
sich in einer Phase der Neuausrichtung, auch das Hinterfragen<br />
von Unternehmensstrategien, der Firmenkultur<br />
und nicht zuletzt des Know-how-Bestands der Mitarbeiter<br />
stehen ganz oben auf der Agenda. Data Literacy wird<br />
laut Baumgarth zur Schlüsselkompetenz: „Marketer<br />
müssen Daten aus verschiedenen Quellen richtig interpretieren<br />
können. Aufgabe des CMO wird es sein, den<br />
Mitarbeitern ausreichend Räume für das kontinuierliche<br />
Lernen zu geben.“ Klassische Marketing-Disziplinen stehen<br />
auf dem Prüfstand und verlangen nach einer Neubewertung.<br />
Messen werden beispielsweise nicht verschwinden,<br />
aber in veränderter Form zurückkommen. Laut dem<br />
AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft – ist<br />
die digitale Transformation der Messelandschaft in vollem<br />
Gange. Der Kern sei und bleibe aber die reale Messe<br />
mit realen Personen und realen Produkten, digitale Medien<br />
sollten dabei Aussteller wie Besucher unterstützen.<br />
Kreativität trotz Rotstift<br />
B2B-Marketing-Verantwortlichen wird also künftig<br />
noch mehr abverlangt, denn sie werden mit ihren ohnehin<br />
Jahr für Jahr sinkenden Budgets in Zukunft noch<br />
mehr Kanäle bespielen müssen. Gleichzeitig werden die<br />
leeren Auftragsbücher zu noch massiveren Budget-Einschnitten<br />
führen: Mehr als die Hälfte aller Marketer<br />
geht davon aus, dass ihre Budgets drastisch verringert<br />
werden. Während B2B-Unternehmen 2<strong>01</strong>7 noch 1,7 %<br />
ihres Umsatzes in Marketing und Kommunikation investierten,<br />
waren es 2020 gemäß der jährlichen bvik-<br />
Studie „B2B-Marketing-Budgets“ nur noch 0,6 %.<br />
Aber den Kopf in den Sand zu stecken darf nicht die<br />
Folge sein. Jetzt gilt es, in Kompetenzen, Fähigkeiten<br />
und neue Teamstrukturen zu investieren.<br />
Blick in die Zukunft: Was sagen Trend-Experten?<br />
Im neuen „bvik-Trendpaper 2021“ lässt der Industrie-<br />
Verband fünf namhafte Experten aus Wissenschaft und<br />
Industriemarketing zu Wort kommen, unter anderem<br />
Dr. Andreas Bauer, Vorstand des bvik, Marc Hibschenberger,<br />
Head of Industry Marketing Germany von SAP<br />
Deutschland oder auch den international bekannten<br />
Kampagnenexperten und Strategieberater Julius van de<br />
Laar.<br />
•<br />
Tanja Auernhamer<br />
Leitung Verbandskommunikation &<br />
B2B-Kompetenz-Werkstatt, bvik<br />
Top-Trends und Top-Herausforderungen in 2021 im B2B-Marketing<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 27
news & management<br />
C-Teile und Industrie 4.0 zwischen Theorie und Politik<br />
Die Macht des<br />
C-Teils<br />
Digitalisierung | Schöne neue Welt 4.0: theoretisch<br />
schnittstellenfrei vom digitalen Zwilling bis hin zur<br />
automatisierten Produktion. Jedes zugelieferte Teil<br />
aber kann dieses Modell auf den Kopf stellen. Die Beispiele<br />
dafür mehren sich.<br />
Zwischen einem und fünf Euro kostet ein Steuerungschip<br />
für das Motormanagement, die Klimaanlage oder<br />
für die Sitzverstellung in einem Pkw. Rund hundert<br />
Halbleiter werden aktuell in einem Mittelklassewagen<br />
verbaut. Oder auch nicht. Volkswagen musste seine Produktion<br />
am Stammsitz in Wolfsburg reduzieren, weil<br />
eben solche Chips fehlen. Bei Audi in Neckarsulm ruht<br />
seit dem 21. Januar die Produktion der Modelle A4 und<br />
A5. Das sind keine Einzelfälle: Bei Daimler stand Ende<br />
Januar 2021 die Produktion in Rastatt, bei Ford in Saarlouis<br />
sind die Bänder bis zum 19. Februar gestoppt.<br />
Besser sieht es bei BMW und Porsche aus – aber auch<br />
dort fahren die Einkäufer auf Sicht. Die Gründe sind<br />
vielfältig: So wurden Anfang 2020 mit der sich abzeichnenden<br />
Pandemie geplante Chiplieferungen storniert<br />
oder zumindest reduziert. Infolgedessen haben die<br />
Halbleiter-Hersteller neue Märkte gesucht und sich neu<br />
ausgerichtet. Dankbare Abnehmer fanden sie beispielsweise<br />
in den Herstellern digitaler Kommunikations-<br />
Technologien. Diese Kontingente fehlen jetzt. Dazu<br />
kommen die Folgen der amerikanischen Handelssanktionen.<br />
Diese haben dazu geführt, dass betroffene Firmen<br />
den Markt kurz vor dem Inkrafttreten komplett<br />
leerkauften. Und nicht zuletzt droht noch ein (Handels-)<br />
Krieg zwischen China und Taiwan – taiwanesische Hersteller<br />
gelten seither nicht mehr als sichere Bank.<br />
Das C-Teil als Politikum<br />
Das klassische Schreckensszenario rund um ein C-Teil<br />
hat sich offensichtlich gewandelt: Es droht nicht mehr<br />
der Ausfall eines langjährigen Stammlieferanten, es ist<br />
vielmehr das komplexe Umfeld, welches ein einzelnes<br />
Serie Industrie 4.0<br />
Wir begleiten Sie mit unserer Serie auf dem<br />
Weg zur Digitalisierung. In dieser Ausgabe<br />
beleuchten wir Einkauf und Management<br />
von C-Teilen im aktuellen digitalen und politischen<br />
Umfeld. Alle Beiträge finden Sie auch<br />
online unter: www.industrieanzeiger.de<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
C-Teile sind definiert als Artikel in großer Menge<br />
und kleinem Preis mit in Summe weniger als 5 %<br />
Wertanteil. Ihre Bedeutung wächst aber mit der<br />
Einbindung in Industrie 4.0.<br />
Bild: XtravaganT/stock.adobe.com<br />
Unternehmen nur schwer überschauen und überhaupt<br />
nicht beeinflussen kann. Ähnlich komplex wie poli -<br />
tische und pandemische Risiken gestalten sich Unwägbarkeiten<br />
in Bezug auf bestimmte Rohstoffe, Transportkontingente<br />
oder auch gesetzliche Vorschriften.<br />
Zukünftig wird sich effizientes C-Teile-Management<br />
im Industrie-4.0-Umfeld deshalb mehr denn je in eine<br />
strategische Planungsphase sowie in die operative Umsetzung<br />
im Unternehmen selbst aufgliedern.<br />
Dual Source beziehungsweise Multi Source-Strategien<br />
bedeuten in diesem Umfeld, statt auf konkurrierende<br />
asiatische Wettbewerber zu setzen, sich zumindest<br />
eine europäische oder amerikanische Alternative aufzubauen.<br />
Der Trend zur Re-Globalisierung zeichnet sich<br />
bereits ab: Eine Studie der Unternehmensberatung Abels<br />
& Kemmner belegt, dass sich inzwischen ein Rückgang<br />
der bis 2<strong>01</strong>9 ungebremsten Globalisierung abzeichnet.<br />
Die Autoren sehen eine „Tendenz zurück nach Europa“.<br />
Rund zwei Drittel der 250 befragten deutschen Manager<br />
und Supply Chain-Experten erwarten eine steigende<br />
Bedeutung der nationalen und europäischen Beschaffungsmärkte.<br />
Diese Entscheidung muss jedes Unternehmen im<br />
Spannungsfeld von Beschaffungskosten und Versorgungssicherheit<br />
selbst treffen. Noch immer besitzt „Asia<br />
Sourcing“ Kostenvorteile. Aber spätestens 2020 ist<br />
deutlich geworden, dass auch bei C-Teilen der günstigste<br />
Preis nicht automatisch der beste ist. Versorgungs -<br />
sicherheit, Serviceleistungen und zuverlässige Qualität<br />
besitzen ebenfalls ihren Wert. Multiple Sourcing aus<br />
mehreren Weltregionen, kombiniert mit höheren Wert-<br />
schöpfungstiefen und aufgestockten Sicherheitsbeständen<br />
werden zusätzliche Kosten verursachen. Ganz zu<br />
schweigen von Einführungs- oder Wechselaufwänden:<br />
beispielsweise für die Recherche und Identifikation<br />
alternativer Beschaffungsquellen sowie für die Einbindung<br />
neuer Lieferanten und Produkte in das eigene<br />
Wertschöpfungssystem.<br />
Vom Weltmarkt auf den eigenen Hof<br />
Halbleiter, Schrauben und Kleinteile machen nur 5 %<br />
des Beschaffungsvolumens für die Produktion aus.<br />
Durch ihre Vielzahl verursachen sie aber bis zur drei<br />
Vierteln des gesamten Beschaffungsaufwandes. Effizientes<br />
C-Teile-Management fokussiert deshalb nicht die<br />
Stückkosten, sondern die Wirtschaftlichkeit der zugrunde<br />
liegenden Einkaufs-, Logistik- und Verarbeitungsprozesse.<br />
Voraussetzung dafür ist ein schnittstellenfreies<br />
Daten-Management vom Lieferanten bis zum eigenen<br />
Shopfloor. Die Daten dazu sind im Industrie-4.0-Umfeld<br />
vorhanden, sofern sie im Unternehmen gesammelt,<br />
aggregiert und analysiert werden. Der technologische<br />
Horizont reicht dabei vom Sensor im Feld bis zum übergeordneten<br />
MES.<br />
Traditionelle Konzepte setzen auf On Premises-Ressourcen<br />
mit eigenen, im Unternehmen installierten IT-<br />
Strukturen. Zunehmend werden sich hier aber Cloud-<br />
Lösungen durchsetzen – auch und gerade im Hinblick<br />
auf die Datensicherheit. Inzwischen sind Cloud-Systeme<br />
mit professionellen Firewalls und automatisierten Updates<br />
unter dem Strich sicherer als hausgemachte Lösungen.<br />
Darüber hinaus erleichtern standardisierte<br />
Zu den klassischen<br />
C-Teilen wie Schrauben<br />
gehören auch indirekte<br />
Güter wie Schrauben -<br />
zieher. Bild: artfoto53/<br />
stock.adobe.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 29
news & management<br />
Von der Entscheidung bis zur Verwendung: Maß der Dinge ist der Mensch.<br />
Bild: Ratchanon/stock.adobe.com<br />
Mit RFID und/oder Sensoren kommuniziert die Kiste mit Computern. Bild: Frank Lambert/<br />
stock.adobe.com<br />
Cloud-Schnittstellen den Datenaustausch entlang des<br />
gesamten Workflows. Die Beratungsspezialisten von<br />
Gartner erwarten in diesem Bereich in den nächsten Jahren<br />
Wachstumsraten von jährlich mehr als 10 %.<br />
Jeder Sensor zählt<br />
Zwei Anwendungen für intelligente Logistikkonzepte<br />
auf dem Shopfloor präsentieren Siemens beziehungsweise<br />
Würth. Mobile Siemens-Materialcontainer unterstützen<br />
zum Beispiel die Verteilung auf dem Shopfloor<br />
in unterschiedlichen Fertigungsstufen. Im Lager, auf<br />
dem Weg oder an der Maschine mussten bei der Identifizierung<br />
bisher Barcode-Scanner helfen. Wurde der<br />
Container falsch abgestellt oder gar nicht ausgeliefert,<br />
musste der Arbeiter auf die Suche gehen – zulasten seiner<br />
Effizienz. Das Funkortungssystem Simatic RTLS<br />
(Real-Time Locating System) unterstützt im Gegensatz<br />
dazu eine kontinuierliche und präzise Ortung innerhalb<br />
der gesamten Produktionsfläche. Der Standort jedes Behälters<br />
steht Realtime zur Verfügung – im Materialwirtschaftssystem<br />
wie auch auf mobilen Industrie-Tablets.<br />
Zum effizienten C-Teile-Handling gehören auch<br />
automatisierte Kanban-Lösungen auf Feldebene. Würth<br />
Von der Massen- zur<br />
Mangelware: Für<br />
elektronische Bauteile<br />
drohen derzeit Lieferengpässe.<br />
Bild: Scanrail/ -<br />
stock.adobe.com<br />
Industrie Services bietet in diesem Bereich ein RFIDbasiertes,<br />
automatisches Warenfluss-System. Mit passiven<br />
Funkchips wird die Beschaffungslogistik inklusive<br />
aller Nachbestellungen für C-Teile vollständig automatisiert.<br />
Ist ein Behälter leer, stellt der Mitarbeiter ihn auf<br />
ein spezielles Kanban-Regal. Die integrierten Radio Frequency<br />
Identification (RFID)-Transponder kommunizieren<br />
daraufhin mit dem Warenwirtschaftssystem. Sie<br />
übermitteln zum Beispiel den Behältertyp, Artikelnummern,<br />
Bezeichnungen, Bestandsmengen und die Chargen.<br />
Noch einen Schritt weiter geht iBin, ebenfalls von<br />
Würth. Dieser automatisierte Kanban-Behälter überwacht<br />
seine Füllmenge visuell via Kameramodul. Damit<br />
kann im Bedarfsfall nicht nur eine automatisierte Bestellung<br />
ausgelöst werden – das Warenwirtschaftssystem<br />
kennt vielmehr in Echtzeit sämtliche Lagerbestände.<br />
Der Vorteil solcher intelligenten Systeme: Der Nutzer<br />
sichert sich einen fehlerfreien, aufwandslosen Beschaffungsprozess.<br />
Die Anbieter stellen eine Halbierung der<br />
Prozesskosten in Aussicht. Eine solche Lösung verlangt<br />
allerdings maßgeschneiderte Rahmenverträge, welche<br />
Preise, Lagerorte, Lieferzeiten und Bestandsmengen<br />
festlegen. Nach der Unterschrift läuft der Beschaffungsprozess<br />
aus Sicht des Kunden quasi von alleine; ab diesem<br />
Zeitpunkt ist allein der Lieferant für die Bestandsführung<br />
der C-Teile verantwortlich.<br />
Aus Daten werden Teile<br />
Industrie 4.0 ist ein technologischer Ansatz, der durch<br />
Digitalisierung Transparenz schafft. In Kombination<br />
mit künstlicher Intelligenz können IT-Systeme zukünftig<br />
Bedarfe über alle Wertschöpfungs-Kettenglieder ermitteln<br />
und beauftragen. Durch die Lernfähigkeit der Systeme<br />
sind sie nach einer Trainingsphase genauer und<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
schneller als ihre menschlichen Kollegen. Erste Verhandlungsbots<br />
sind in der Erprobun. SAP arbeitet an<br />
einem Chatbot, der Verträge überprüft und auf der<br />
Grundlage bestehender Dokumente selbstständig Verbesserungsvorschläge<br />
unterbreitet: zum Beispiel maßgeschneiderte<br />
Zahlungsbedingungen, welche die gültigen<br />
Steuersätze und Versicherungsbeiträge berücksichtigen.<br />
Das System sieht auch Vertragsklauseln vor, die dem Beschaffungsrisiko<br />
Rechnung tragen. Im laufenden Betrieb<br />
analysieren Algorithmen die jeweiligen Konditionen<br />
und vergleichen sie mit aktuellen Angeboten und<br />
Marktpotenzialen. Sie überwachen darüber hinaus alle<br />
Logistikprozesse, Übergaben und Freigaben und schlagen<br />
gegebenenfalls proaktiv Alarm.<br />
”<br />
Der Mensch macht‘s<br />
Allerdings ist in den letzten Monaten eines deutlich<br />
geworden: Der entscheidende Faktor ist und bleibt der<br />
Mensch. Er fällt strategische Entscheidungen, er führt<br />
Verhandlungen und er pflegt die Lieferbeziehungen. Covid-19<br />
hat die Digitalisierung in der Industrie wie auch<br />
im Alltagsleben beschleunigt, die Globalisierung dagegen<br />
vorerst gebremst. Wie nachhaltig diese Entwicklungen<br />
sind, wird die Zukunft weisen. Aber auch in Zukunft<br />
werden sich Menschen um vermeintlich billige<br />
C-Teile wie Schrauben oder Halbleiter kümmern. •<br />
Michael Grupp<br />
freier Journalist in Stuttgart<br />
Menschen, die sich nur am Preis<br />
orientieren, werden die gerechte<br />
Beute unlauterer Verkäufer.“<br />
Quelle: John Ruskin, Wirtschaftsphilosoph<br />
<br />
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D-96145-Seßlach Tel.: (+49) 9569 9221 0 Fax: (+49) 9569 9221 810 www.geiss-ttt.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 31
technik & wissen<br />
Robotics Kongress 2021 findet statt – hybrid und mit Hygienekonzept<br />
Geht doch!<br />
Event | Am 10. Februar steigt der 10. Robotics Kongress in<br />
Hannover. Den runden Geburtstag wollten wir eigentlich so<br />
richtig feiern, doch die Corona-Pandemie hat uns leider etwas<br />
ausgebremst. Unter strengen Hygieneregeln treffen sich nun<br />
maximal 50 Teilnehmer in der Technology Academy. Alle Vorträge<br />
werden live im Internet übertragen. ❧ Uwe Schoppen<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
In diesem Jahr ist der Robotics Kongress nicht nur Garant<br />
für visionäre Robotik-Themen, sondern soll zudem<br />
signalisieren, dass erfolgreiche Events auch in Zeiten<br />
von Corona möglich sind. Bild: AdobeStock, anekoho<br />
Große Events lassen sich in diesen Tagen wahrlich nicht<br />
leicht planen. Die Messeveranstalter können ein Lied<br />
davon singen. Trotzdem sind wir, die Redaktion <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
und die Deutsche Messe AG, guter Dinge<br />
und gehen davon aus, dass der Robotics Kongress als<br />
erste Robotik-Veranstaltung des Jahres im Februar wie<br />
geplant über die Bühne geht.<br />
Allerdings wird der Veranstaltungsort, die Technology<br />
Academy auf dem Hannover Messegelände, nicht<br />
mit knapp 200 Teilnehmern gut gefüllt sein, wie das in<br />
den vergangenen Jahren Fall war. Wegen der Corona-<br />
Pandemie müssen wir in diesem Jahr die Teilnehmerzahl<br />
vor Ort auf 50 Personen beschränken. Alle Vorträge<br />
werden als Live-Stream im Internet übertragen. Somit<br />
findet der Robotics Kongress zum ersten Mal in seiner<br />
Geschichte als hybride Veranstaltung statt. Maximale<br />
Sicherheit für alle Beteiligten vor Ort ist mit einem umfangreichen<br />
Hygienekonzept gegeben. Das neue Format<br />
und das Sicherheitskonzept finden Sie zusammengefasst<br />
in zwei Kästen.<br />
Als der Kongress noch in den Kinderschuhen steckte,<br />
hatte wir schon mal 50 Gäste und sogar weniger. Und es<br />
wurde trotzdem eine herausragende Veranstaltung. Die<br />
eher bescheidene Teilnehmerzahl war damals dem visionären<br />
Thema geschuldet, dass wir uns auf die Fahnen<br />
geschrieben hatten: Die Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />
kurz MRK. Nur wenige Experten hatten diesen<br />
Trend zu der Zeit auf dem Schirm. Wir ließen uns aber<br />
von der bescheidenen Resonanz nicht beirren. Im Gegenteil,<br />
wir bauten den Themenkreis weiter aus, bis heute.<br />
Denn in der Tat durchläuft die Welt der Robotik gerade<br />
einen grundlegenden Wandel. Nachdem Industrieroboter<br />
jahrzehntelang getrennt vom Menschen schwere<br />
Arbeiten verrichteten, rücken der eiserne Werker und<br />
jener aus Fleisch und Blut enger zusammen, um Arbeiten<br />
gemeinsam zu verrichten. Zwei Themenblöcke werden<br />
deshalb den Robotics Kongress auch in diesem Jahr<br />
prägen: Sensorik & Vision sowie MRK & Safety. Das<br />
erste Thema liegt nahe, denn erst Sensoren geben dem<br />
Roboter beim Greifen das nötige Feingefühl. Auch Fügearbeiten<br />
sind nur mit sensortechnischer Unterstützung<br />
möglich. Zusammen mit Vision-Systemen kann<br />
der stählerne Werker seine Umgebung analysieren, auf<br />
unvorhergesehene Ereignisse reagieren und Gefahrsituationen<br />
zuverlässig erkennen.<br />
Das zweite Thema MRK & Safety ist dem aktuellen<br />
Hype geschuldet, der im Moment die Automatisierungsbranche<br />
beherrscht: Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Mensch und Maschine sowie den dabei unverzichtbaren<br />
Wichtiger Hinweis in eigener Sache<br />
Als dieser Vorbericht zum Robotics Kongress entstanden<br />
ist, hatten wir noch eine hybride Veranstaltung<br />
auf dem Zettel. Das hat sich wegen der rasant<br />
steigenden Infektionszahlen irgendwann zerschlagen.<br />
Wir mussten reagieren. Der Kongress findet<br />
nun für die Teilnehmer rein digital statt. Die Entscheidung<br />
fiel sehr kurzfristig.<br />
Zeit zum Umschreiben des Beitrags<br />
gab es nicht mehr. Auch<br />
das Einstiegsbild konnten wir<br />
nicht mehr tauschen. Wir hoffen<br />
auf Ihr Verständnis.<br />
Sicherheitsstandards. Es gibt unterschiedliche Lösungen,<br />
die für die nötige Sicherheit sorgen sollen. Allen ist<br />
dabei gemein, dass die klassischen Schutzzäune wegfallen.<br />
Eine allgemein gültige Patentlösung gibt es allerdings<br />
nicht, denn die Interaktion zwischen Mensch und<br />
Roboter erfordert oft neue Techniken und individuelle<br />
Lösungsansätze. Hochkarätige Fachvorträge zu den genannten<br />
Themen zeigen auf, welche technischen Voraussetzungen<br />
für den optimalen Einsatz von Robotern<br />
in der smarten Fertigung gegeben sein müssen. Mehr Infos<br />
unter http://hier.pro/ahXYH<br />
Uwe Schoppen,<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Dr. Jonathan Balzer, CTO bei der Vathos GmbH in Düsseldorf, wird in diesem Jahr die Keynote halten<br />
und dabei die KI auf Praxistauglichkeit hin abklopfen. Bild: Autor<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 33
technik & wissen<br />
Doch was ist ein Kongress ohne eine knackige Keynote?<br />
In den letzten Jahren konnten wir für den einführenden<br />
Vortrag schon so manches Schwergewicht aus<br />
der Robotik-Szene verpflichten. Zum Beispiel Prof. Sami<br />
Haddadin von der TU München und Prof. Thorsten<br />
Kröger vom Karlsruher KIT. Im letzten Jahr war es Prof.<br />
Gordon Cheng, Inhaber des Lehrstuhls für kognitive<br />
Systeme an der TU München, der mit seinem Vortrag<br />
Appetit auf den Tag machte. Sein Thema: Cobots 2.0 –<br />
Intelligente und sensitive Zusammenarbeit. In diesem<br />
Jahr konnten wir einen Spezialisten aus der Start-up-<br />
Szene gewinnen, der das Publikum vor Ort und im Netz<br />
einstimmen wird. Das Thema von Dr. Jonathan Balzer,<br />
CTO bei der Vathos GmbH in Düsseldorf, lautet:<br />
Künstliche Intelligenz – Nutzen und Praxis in Prozessautomatisierung<br />
und Robotik.<br />
Dr. Jens Kotlarski, CEO der Yuanda Robotics GmbH,<br />
wird in seinem Vortrag sicher auf die außergewöhnlichen<br />
Fähigkeiten des Cobots „Yuniik“ eingehen, mit<br />
dem die Hannoveraner den letzten Robotics Award<br />
gewonnen haben. Bild: Yuanda Robotics<br />
Ein volles Haus wie in den letzten Jahren wird es am 10. Februar nicht geben – aber es gibt ja auch<br />
noch einen Robotics Kongress nach Corona. Bild: Michael Wallmüller<br />
Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde.<br />
Balzer will in seinem Vortrag klären, was sich genau<br />
hinter diesem populären Begriff verbirgt und welche<br />
Möglichkeiten KI-basierte Ansätze in der Robotik eröffnen.<br />
Er wird die nötigen Schritte aufzeigen, mit denen<br />
moderne Algorithmen in wertstiftende und praxistaugliche<br />
Anwendungen überführt werden können, um die<br />
Potentiale von KI voll auszuschöpfen. Alle Punkte will<br />
Balzer in der nötigen Tiefe behandelt, aber dabei die Zuhörer<br />
mit vielen Praxisbeispiele abholen. Das Thema<br />
Computer Vision wird in seiner Keynote näher beleuchtet.<br />
Dabei wird ein Bildverarbeitungssystem vorgestellt,<br />
das moderne Software-Entwicklungsansätze in sich vereint<br />
und so auch dem Mittelstand die KI zugänglich und<br />
nützlich macht.<br />
Das kommt nicht von ungefähr, denn Dr. Jonathan<br />
Balzer hat das Unternehmen Vathos nach langer Forschungsarbeit<br />
im Bereich Computer Vision vor fünf Jahren<br />
gegründet. Seit 2<strong>01</strong>7 liegt der Fokus von Vathos auf<br />
der Vereinfachung der Programmierung von Industrierobotern.<br />
„Viele Mittelständler können Roboter heute<br />
noch nicht wirtschaftlich einsetzen, weil sie keine Mitarbeiter<br />
mit Programmierkenntnissen haben und sich<br />
nicht von externen Experten abhängig machen wollen“,<br />
weiß Balzer aus Erfahrung. „Kern unserer Lösung sind<br />
Computer-Vision-Algorithmen, die aus 3D-Bildern Informationen<br />
gewinnen, die der Mitarbeiter dem Roboter<br />
bisher händisch übermitteln muss.“<br />
Das visuelle Erkennungszentrum in unserem Gehirn<br />
verleiht dem, was unsere Augen sehen, erst eine Bedeutung.<br />
„Wir bei Vathos wollen das visuelle Erkennungszentrum<br />
für Roboter sein“, so Balzer. „Roboter können<br />
nur dann autonome Entscheidungen treffen, wenn sie<br />
ihre Umgebung besser wahrnehmen.“ Dafür stellen die<br />
Düsseldorfer die entsprechenden Algorithmen und<br />
Plattformen zur Verfügung. „Mit dem Prinzip wollen<br />
wir mittelfristig auch Anwendungen außerhalb der industriellen<br />
Produktion erschließen“, so Balzer.<br />
Am 10. Februar liefern natürlich noch weitere hochkarätige<br />
Referenten Antworten auf die Fragen, die uns<br />
allen unter den Nägeln brennen: Wie sicher ist die neue<br />
Robotergeneration wirklich? Reicht es aus, wenn ein<br />
Roboter bei Kontakt mit dem Menschen stoppt? Oder<br />
ist es dann bereits zu spät, je nach Anwendung? Kann<br />
ein produktiver Roboter auch sicher sein? Oder schließen<br />
sich Produktivität und Sicherheit am Ende aus?<br />
Zu den Vortragenden gehören traditionell die Gewinner<br />
des letzten Robotics Award. Der Preis für angewandte<br />
Robotik-Lösungen ist fest mit dem Robotics<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Kongress verbunden und wurde vor der Corona-Pandemie<br />
immer am zweiten Tag der vorangegangenen Hannover<br />
Messe vergeben. In diesem Jahr mussten die Gewinner<br />
auf diese offizielle Zeremonie leider verzichten,<br />
weil es keine Hannover Messe gab.<br />
Auf dem ersten Platz landete das junge Start-up Yuanda<br />
Robotics, das mit einem intelligenten Cobot die<br />
Jury des Robotics Award überzeugen konnte. Das Modell<br />
lässt sich extrem leicht programmieren. Ohne Fachwissen<br />
kann der Nutzer künstliche Intelligenz mit kombinierter<br />
Sensorik für eine teilautonome, wirtschaftliche<br />
und flexible Inbetriebnahme nutzen. Dabei stehen verschiedene<br />
Feautures zur Verfügung. Hierzu gehören eine<br />
flexible Bauteilzuführung, eine Vision-basierte Kommunikation<br />
mit Maschinen und Peripherie und eine robuste<br />
Qualitätskontrolle durch bildbasierte Anomalie- und<br />
Fehlerklassifizierung. Ereignisbasierte, selbstlernende<br />
Prozessoptimierung und Erkennung von Sicherheitszonen<br />
sind weitere Funktionen, die den Einsatz des Roboters<br />
vereinfachen.<br />
Das Unternehmen Autostore hat sich mit einer Weiterentwicklung<br />
seines Cube Storage Systems beworben,<br />
einem automatischen Lager-, Transport- und Kommissioniersystem,<br />
und ist damit auf Platz 2 gelandet. Die<br />
Lösung besteht aus einem Alu-Rahmen (Grid), in dem<br />
langlebige Boxen (Bins) gestapelt sind. Auf dem Grid<br />
fahren Roboter, die drahtlos miteinander verbunden<br />
sind und die die Bins organisieren. An Arbeitsstationen<br />
(Ports) wird die Ware aus den Bins entnommen beziehungsweise<br />
eingelagert. Die Innovation der Einreichung<br />
betrifft den eingesetzten Roboter. Das Modell B1 ist nur<br />
noch halb so groß wie das Vorgängermodell R5. Direktantriebsmotoren<br />
an jedem Rad sorgen für Fahrgeschwindigkeiten<br />
bis zu 4 m/s und ein schnelleres Heben<br />
und Senken der Bins. Im Schnitt bringt der B1 20 %<br />
mehr Leistung gegenüber dem R5.<br />
Yaskawa Europe schließlich ist der dritte im Bunde.<br />
Eingereicht wurde eine patentierte Greifer-Lösung mit<br />
der Bezeichnung Air Grip zum roboterbasierten Handling<br />
von Getränke-Flaschen. Die Lösung umfasst nicht<br />
In den Pausen haben die Teilnehmer Gelegenheit, mit den Referenten in die Tiefe zu gehen – aber nur mit Maske. Nicht wie auf diesem Bild, das während des Robotics Kongress<br />
2<strong>01</strong>9 entstand. Bild: Michael Wallmüller<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 35
technik & wissen<br />
Agenda<br />
Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe AG, wird als Hausherr wie in<br />
den letzten Jahren den Robotics Kongress eröffnen. Bild: Michael Wallmüller<br />
nur den passenden Roboter, sondern die komplette Anlagenumgebung.<br />
Hierzu gehören Greifer, Manipulator,<br />
Robotersteuerung, SPS, Bedienfeld und Frequenzumrichter.<br />
Die Zelle ist auf einer mobilen Plattform montiert<br />
und kann so schnell in Betrieb genommen oder bei<br />
Bedarf mit einem Stapler umgesetzt werden. Die Anlagenkapazität<br />
liegt bei rund 8 Kartons pro Minute, wobei<br />
die Anlage selbst über einen Kartonaufrichter und<br />
eine Verschließeinrichtung verfügt.<br />
Der Robotics Kongress ist inzwischen eine etablierte<br />
Veranstaltung in der Branche. Die Karten sind begrenzt<br />
und erfahrungsgemäß schnell vergriffen. Deswegen am<br />
besten gleich online anmelden unter www.industrieanzei<br />
ger.de unter dem Reiter Veranstaltungen. Hier sind alle<br />
Daten gebündelt inklusive einer vorläufigen Agenda.<br />
Doch was wäre der Robotics Kongress ohne seine<br />
Sponsoren? Die Antwort ist einfach: Es würde ihn nicht<br />
geben. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltung wieder<br />
von einigen Firmen aus dem Robotik-Umfeld unterstützt.<br />
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Advertorials,<br />
mit denen die Sponsoren sich und ihre Themen<br />
vorstellen.<br />
•<br />
Keynote – Dr. Jonathan Balzer, CTO, Vathos<br />
Künstliche Intelligenz – Nutzen und Praxis in<br />
Prozessautomatisierung und Robotik<br />
Dr. Jens Kotlarski, CEO, Yuanda Robotics<br />
Beyond Cobot: Künstliche Intelligenz vereint<br />
menschliche Sinne<br />
Viktor Treichel, Channel Development Manager,<br />
Universal Robots<br />
Cobots, die vom Menschen lernen: KI-Lösungen<br />
für die industrielle Praxis<br />
Peter Bimmermann, Managing Director, Auto-<br />
Store System<br />
Schneller Roboter verbessert die automatische<br />
Lager-Lösung „Cube Storage Systems“<br />
Günter Heinendirk, Manager Digital Transformation,<br />
Stäubli<br />
Auf dem Weg zum gläsernen Roboter<br />
Markus Sandhöfner, Geschäftsführer, B&R<br />
Industrie-Elektronik<br />
Die adaptive Maschine – Ein neues Maschinenzeitalter<br />
beginnt<br />
Tobias Kieferl, Produktmanager, Yaskawa<br />
Europe<br />
Air Grip-Lösung für das roboterbasierte Handling<br />
von Flaschen<br />
Matthias Frey, Leiter Robotik und Versuch,<br />
J. Schmalz GmbH<br />
Selbst automatisieren ganz einfach – mit smarten<br />
Robotik–Lösungen<br />
Dr. Martin May, Head of Research/Advanced<br />
Technology, Schunk<br />
Intelligent Industrial Devices<br />
Alexander Resch, Produktmanager Vision,<br />
Sensopart<br />
Easy.Robot.Vision. Mit Vision-Sensoren bildgeführte<br />
Robotik einfach realisieren<br />
Podiumsdiskussion<br />
Cobots werden immer schlauer – KI und Machine<br />
Learning vereinfachen Inbetriebnahme<br />
und Integration<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Anzeige<br />
Digitale Transformation bei Greifsystemen<br />
Greifer<br />
als Fitness-Coach<br />
Das industrielle Greifen steht vor einem<br />
Umbruch: Intelligente Greifsysteme von morgen<br />
werden eigenständig Daten auswerten und<br />
Prozesse optimieren.<br />
Intelligenz steckt in der Komponente<br />
Vom mechanischen Greifer geht der Trend zu intelligen<br />
ten, autonom agierenden und zugleich hochvernetzten<br />
Komponenten inklusive Bahn- und Greifplanung,<br />
kurz gesagt vom Greifer zum Greifen. Im<br />
Rahmen des Systemdesigns werden die mechanischen<br />
Komponenten um intelligente Softwarebausteine ergänzt,<br />
die die Inbetriebnahme beschleunigen und<br />
individuelle Auswertungen der Prozesse ermöglichen.<br />
Mithilfe des maschinellen Lernens werden autonome<br />
Handhabungslösungen auf Basis vorhandener Datenbestände<br />
und Algorithmen Gesetzmäßigkeiten erkennen<br />
und entsprechende Reaktionen ableiten. Sie<br />
werden wissen, wie Werkstücke zu greifen sind, und<br />
gemeinsam mit dem übergeordneten Hand habungssystem<br />
sowie 2D- und 3D-Kameras die jeweils<br />
optimale Greifstrategie ent wickeln und zugleich die<br />
Bauteile auf zuvor definierte Merkmale prüfen. Kommt<br />
es zu Abweichungen, ver ändert das Greifsystem automatisch<br />
die entsprechenden Prozessparameter.<br />
Bild: SCHUNK<br />
Das Greifsystem wird<br />
zum Fitness-Coach:<br />
Es entwickelt autonom<br />
Greifstrategien,<br />
überwacht den Prozess<br />
und passt ihn an.<br />
Damit Handling-Systeme Industrie-4.0-kompatibel<br />
werden, müssen sie sich zügig und intuitiv in Betrieb<br />
nehmen lassen, selbsttätig an variierende Greifsituationen<br />
anpassen und eine Interaktion mit dem<br />
Menschen in gemeinsam genutzten Arbeitsräumen<br />
ermöglichen. Um dies zu erreichen, wird der Grad der<br />
Intelligenz in Handhabungssystemen steigen: Smartes<br />
Greifen auf Basis lokal integrierter Intelligenz umfasst<br />
zusätzlich zum Greifprozess das sensor gestützte<br />
Detektieren unterschiedlicher Prozess parameter, deren<br />
Analyse sowie die Möglichkeit, situativ zu reagieren<br />
beziehungsweise Veränderungen von Prozess parametern<br />
zu veranlassen. Das Greif system wird zum<br />
Fitness-Coach der Anlage, der im Zusammenspiel mit<br />
vor- und nachgelagerten Komponenten unaufhörlich<br />
und vollautomatisch den Zustand von Hand habungsund<br />
Produktions prozessen ermittelt, die Bau teil qualität<br />
beurteilt, die Effektivität, Prozessfähigkeit sowie<br />
Ausfall raten überwacht und erforderliche Anpassungen<br />
vornimmt.<br />
Smarte Softwarebausteine als Service<br />
Mögliche Ansätze für autonome Handhabungszenarien<br />
sind modellbasierte Konzepte, bei denen im Vorfeld<br />
Objekte und Greifstrategien definiert werden, modellfreie<br />
Konzepte, bei denen das Greifsystem selbst die<br />
bestmögliche Greifstrategie plant, sowie datenbasierte<br />
Konzepte, bei denen das Greifsystem gute und<br />
schlechte Greifvorgänge differenziert und auf Basis<br />
der erfassten Erfahrungswerte die jeweils beste Greifstrategie<br />
ermittelt. Nicht zuletzt die Methoden der<br />
Künstlichen Intelligenz (KI) gewinnen in diesem Zusammen<br />
hang an Bedeutung. Damit wird sich mittelfristig<br />
auch die Servicelandschaft verändern, die künftig<br />
um intelligente Softwarebausteine für Greif systeme<br />
erweitert wird. In welchem Umfang Intelligenz beim<br />
Greifen dann tatsächlich stattfindet, entscheidet der<br />
Anwender: Vergleichbar mit Apps beim Smartphone<br />
wird er sein Greifsystem maßgeschneidert mit den<br />
gewünschten, prozessbezogenen Softwaretools ausstatten<br />
können.<br />
SCHUNK GmbH & Co. KG<br />
Spann- und Greiftechnik<br />
D-74348 Lauffen/Neckar<br />
Bahnhofstraße 106–134<br />
Telefon 07133 103-0<br />
E-Mail: info@de.schunk.com<br />
www.schunk.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 37
Anzeige<br />
Bilder: J. Schmalz GmbH<br />
Jeder Griff ein<br />
Volltreffer<br />
Ob Keks oder Kiste – Schmalz hat für nahezu<br />
jede Handhabungsaufgabe eine Lösung parat.<br />
Die neuesten Greifer für Cobots und Leichtbauroboter<br />
zeigt der Vakuum-Experte aktuell auch<br />
auf seiner Online-Messe, der SchmalzEXPO.<br />
stationäre Handhabungsaufgaben mit kollaborativen<br />
Robotern.<br />
Ebenso wichtig wie das End-of-Arm-Tool ist der<br />
Vakuum-Erzeuger. Ein besonders kompakter Vertreter<br />
ist die CobotPump ECBPMi. Direkt am Roboterarm<br />
montiert, lässt sie mobile Roboter und Cobots saugdichte<br />
Werkstücke sicher halten und ablegen. Schmalz<br />
hat die ECBPMi mit weiteren Schnittstellen ausgestattet:<br />
IO-Link und RS485 unterstützen die direkte<br />
Roboter-Kommunikation. Eine NFC-Schnittstelle<br />
vereinfacht die Verständigung mit dem User.<br />
Schmalz zeigt zudem den Flächengreifer FQE. Er hält<br />
Werkstücke unterschiedlicher Größe und Form schnell<br />
und sicher. Entwickelt wurde der FQE für das Aufnehmen<br />
von Werkstücken unabhängig ihrer Größe und<br />
Geometrie sowie aus verschiedenen Positionen. Es ist<br />
sowohl für den Einsatz an kollaborativen Robotern als<br />
auch für vollautomatisierte Anwendungen geeignet –<br />
für das End-of-Line-Packaging in der Intralogistik<br />
ebenso wie für das sensible Greifen von Produkten im<br />
Automotive-, Glas- oder Elektronikbereich.<br />
Auch digital steht Schmalz den Kunden zur Seite: Tools<br />
wie Filter, Konfiguratoren, Bestellhilfen oder Apps<br />
vereinfachen die Prozesse bei der Produktauslegung,<br />
Beschaffung oder im Betrieb. Selektionshilfen auf<br />
unserer Internetplattform führen schnell und zielsicher<br />
durch das umfangreiche Schmalz Produktportfolio.<br />
Konfiguratoren leiten Schritt für Schritt durch die<br />
Auslegung individueller Greifer und führen den Anwender<br />
zur perfekten Lösung. Zudem bietet Schmalz<br />
Apps und Software-Produkte zur Überwachung,<br />
Visualisierung und Auswertung von Prozessdaten.<br />
Handling mit<br />
Fingerspitzengefühl:<br />
Der Fingergreifer OFG.<br />
Es tut sich viel in Glatten. Zwei neue Greifer für die<br />
Lebensmittelindustrie, Lösungen für Cobots und vollautomatisierte<br />
Intralogistikprozesse sind nur Auszüge<br />
von dem, was der Nutzer unter www.schmalz.com/expo<br />
zu sehen bekommt. Der Fingergreifer OFG gehört zu<br />
den Schmalz-Komponenten, die Gegenstände flexibel<br />
und sanft handhaben. Dadurch kann er auch unverpackte,<br />
empfindliche Lebensmittel wie Berliner oder<br />
Schokoküsse sanft packen und in Trays einordnen. Für<br />
Backwaren mit stark strukturierten Oberflächen wie<br />
Kekse ist der Strömungsgreifer SFG neu im Programm.<br />
Geht es um den zielsicheren Griff in die Kiste, verschafft<br />
sich die Bin-Picking-Lösung „Vision &<br />
Handling-Set 3D-R“ selbst einen Überblick auch über<br />
chaotisch angeordnete Objekte. Zusätzlich zu dieser<br />
Komplettlösung hat Schmalz den separat erhältlichen<br />
Bin-Picker SBPG entwickelt: Auch dieser kommt<br />
anschlussfertig, die Vakuum-Erzeugung ist bereits<br />
integriert. Mit seinem geringen Eigengewicht von<br />
wenigen hundert Gramm eignet er sich vor allem für<br />
J. Schmalz GmbH<br />
Johannes-Schmalz-Str. 1<br />
72293 Glatten<br />
Telefon 07443 2403-105<br />
kundencenter@schmalz.de<br />
www.schmalz.com<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Anzeige<br />
Cobots<br />
mit Köpfchen<br />
Künstliche Intelligenz (KI) und kollaborative<br />
Robotik sind ein Dreamteam: KI-Anwendungsbereiche<br />
wie maschinelles Lernen (ML),<br />
Bilderkennung und Datenauswertung machen<br />
Roboter flexibler und leichter zu programmieren.<br />
wegungen auf Basis dieser Eindrücke anzupassen.<br />
Dadurch können sie spontan auf Aspekte in ihrer<br />
Umgebung reagieren, ohne exakt dafür programmiert<br />
worden zu sein. Die Datenverarbeitung und Ableitung<br />
entsprechender Aktionen funktionieren durch intelligente<br />
Algorithmen. Bildverarbeitungssysteme wie diese<br />
bewältigen somit eine der komplexesten Herausforderungen<br />
der Robotik: die Auge- Hand- Koor di na tion. Sie<br />
macht Roboter flexibler und befähigt sie zu Aufgaben,<br />
die aufgrund ihrer Varianzen bisher dem Menschen<br />
vorbehalten waren – wie das Handling unsortierter<br />
Teile, Volumenmessungen oder Qualitätskontrollen.<br />
Programmierung ohne Vorkenntnisse<br />
Ein Unternehmen, das eine solche Lösung anbietet, ist<br />
Micropsi Industries. Mit ihrer sensorgestützten Robotersteuerung<br />
MIRAI kommen Cobots nicht nur in der<br />
Industrie, sondern auch beim Laden von Elektroautos<br />
zum Einsatz, wo sie das Setzen einer Steckerverbindung<br />
autonom bewältigen. Mitarbeitern gelingt die Programmierung<br />
von MIRAI dabei selbst ohne KI- Kenntnisse.<br />
Sie trainieren den Roboter, indem sie ihn am<br />
Handgelenk führen. Eine Kamera und weitere Sensoren<br />
erfassen und speichern die entstehenden Daten. Mithilfe<br />
von ML leitet der Cobot in neuen Situationen<br />
daraus eigen ständig die richtigen Bewegungen ab.<br />
Kontinuierlich präzisiert er so seine Reaktion und<br />
wendet auch in unbekannten Szenarien die richtigen<br />
Handgriffe an. Er greift also selbst dann präzise, wenn<br />
ein Teil anders positioniert oder geformt ist als geplant.<br />
© Micropsi Industries:<br />
KI-gesteuerte Cobots<br />
benutzen Kameras und<br />
Sensoren, um in Echtzeit<br />
auf die Situation in<br />
ihrem Arbeitsbereich zu<br />
reagieren.<br />
Die Idee, menschliches Denken auf Computer zu übertragen,<br />
fasziniert Menschen schon lange. Nicht umsonst<br />
lassen sich Science-Fiction-Autoren immer wieder<br />
von Künstlicher Intelligenz (KI) inspirieren. Jenseits<br />
der Fiktion sind KI-basierte Anwendungen bereits seit<br />
über 50 Jahren wissenschaftliche Praxis und spielen<br />
heute auch in der Robotik eine wichtige Rolle.<br />
Dreamteam: KI und Cobots<br />
Das gilt auch für kollaborierende Roboter. Kombiniert<br />
mit Peripheriegeräten wie Greifern und Sensoren erledigen<br />
die einfach zu programmierenden Kollegen schon<br />
heute anspruchsvolle Präzisionsaufgaben. KI- Technologien<br />
heben die Fähigkeiten von Cobots nun auf ein<br />
neues Niveau: Sie werden lernfähig. Ein zen trales<br />
Mittel sind dabei Vision-Systeme basierend auf ML. Sie<br />
werden meist in Form von Kameras, einer Computer-<br />
Einheit und entsprechender Software mit dem Roboterarm<br />
verbunden.<br />
Cobots meistern Auge-Hand-Koordination<br />
Vision- Systeme ermöglichen Cobots, Objekte, Oberflächen<br />
oder Strukturen zu erkennen und ihre Be-<br />
Mensch bleibt zentral<br />
KI befähigt Cobots, den Menschen effizienter zu unterstützen<br />
–in der Produktion beweist die Kombination<br />
beider Technologien schon heute ihr enormes Potenzial.<br />
Doch menschliche Qualitäten wie Kreativität, Teamfähigkeit<br />
und Führungskompetenz wird eine KI nie ersetzen.<br />
Wichtige Entscheidungen verbleiben daher auch<br />
angesichts zunehmend intelligenter Robotik-Lösungen<br />
stets beim Menschen.<br />
Universal Robots (Germany) GmbH<br />
81379 München<br />
Baierbrunner Str. 15<br />
Telefon 089 1218972-0<br />
ur.we@universal-robots.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 39
Anzeige<br />
Mit Vision-Sensoren bildgeführte Robotik einfach realisieren<br />
Easy.Robot.Vision<br />
Cobots finden in Handling und Montage immer<br />
mehr Verbreitung. In Kombination mit einem<br />
Vision-Sensor, der ihnen den Weg zum Ziel weist,<br />
lassen sie sich besonders flexibel einsetzen.<br />
Der am Roboterarm<br />
befestigte Vision-Sensor<br />
liefert dem Cobot die<br />
benötigten Umgebungsinformationen<br />
zum<br />
präzisen Anfahren der<br />
Schraubpositionen<br />
Eine wichtige Montageanwendung in der Industrie ist<br />
das automatisierte Schrauben, für das spezielle Cobotbasierte<br />
Schraubautomaten auf den Markt gebracht<br />
wurden.<br />
Durch kamerageführte Robotik lässt sich die Flexibilität<br />
und Vielseitigkeit solcher Systeme noch deutlich<br />
erhöhen. Zum einen kann auf die kostenaufwändige<br />
Herstellung von produktspezifischen mechanischen<br />
Aufnahmen, welche das Bauteil präzise zum Schraubroboter<br />
ausrichten, verzichtet werden, denn die<br />
Positions daten für den Schraubvorgang werden jetzt<br />
vom Vision- Sensor geliefert. Zum anderen führen<br />
Fertigungstoleranzen oder verrutschte Werkstücke<br />
nicht mehr zu Problemen, da Schraublöcher auch bei<br />
Versatz zur eingelernten Position präzise angefahren<br />
werden.<br />
Der speziell für Robotikanwendungen entwickelte<br />
Vision- Sensor VISOR ® Robotic gehört mit seiner<br />
hohen Bildauflösung von bis zu fünf Megapixeln,<br />
mehreren Detektoren für die robuste Teileerkennung<br />
und anwendungsspezifischen Kalibriermethoden für<br />
sämtliche Einsatz zwecke zu den besten Geräten seiner<br />
Klasse. Spezielle Schnittstellenmodule zu den wichtigsten<br />
Roboterplattformen (u. a. Universal Robots<br />
und KUKA) ermöglichen eine ausgesprochen einfache<br />
Einrichtung der Roboteranwendung.<br />
Obwohl es sich beim VISOR ® Robotic um eine<br />
2D- Kamera handelt, ermöglicht der neue Detektor<br />
„Kontur 3D“ eine echte, räumliche Lageerfassung von<br />
Objekten, sodass sich neben der 2D- Position auch<br />
Höhenverschiebung und Neigung von Bauteilen<br />
ermitteln lassen. Auf diese Weise ist ein hochpräzises<br />
Anfahren sämtlicher Schraubpositionen auch dann<br />
noch möglich, wenn das Werkstück im Vergleich zur<br />
eingelernten Position verschoben oder verkippt zugeführt<br />
wird. Die Be wegung des Roboterarms mit der<br />
Schraubspindel wird in diesem Fall automatisch an<br />
die veränderten Koor dinaten angepasst. Bei Bedarf<br />
lässt sich zusätzlich ein „Ergebnis offset“ einstellen;<br />
dies bedeutet, dass ein Bauteil anhand eines charakteristischen<br />
Merkmals erkannt wird, die eigentlichen<br />
Bearbeitungspunkte aber an anderer Stelle liegen<br />
können. Sie können einfach abgeteacht werden, die<br />
Koordinatenkorrektur berechnet der VISOR ® Robotic<br />
automatisch.<br />
In Kombination mit SensoParts integrierter Hand-<br />
Auge- Kalibrierung, bei der das Sichtfeld des Sensors<br />
beim Kalibrieren und der spätere Arbeitsbereich des<br />
Systems nicht identisch sein müssen, ergibt sich eine<br />
zugleich anwenderfreundliche und robuste Lösung, die<br />
flexibel an eine Vielzahl von räumlichen Bedingungen<br />
angepasst werden kann. Somit ist insbesondere bei<br />
schwierig zu positionierenden Werkstücken oder<br />
Fertigungstoleranzen das „sehende“ System im Vorteil,<br />
denn es ist nicht mehr (nur) auf die vorprogrammierten<br />
Schraubpositionen angewiesen. Kosten für produktspezifische<br />
Werkzeugträger können eingespart und die<br />
Bearbeitungsqualität durch das stets präzise Anfahren<br />
der Schraubpositionen erhöht werden. Da Roboter<br />
und Sensor nahtlos mit einander kommunizieren, lässt<br />
sich das System zudem auch von Anwendern ohne<br />
Spezial kennt nisse in Bildverarbeitung oder Roboterprogrammierung<br />
einrichten.<br />
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40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
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Intelligente Robotiklösungen für die Smart Factory<br />
Auf dem Weg zum<br />
gläsernen Roboter<br />
Die Bereitstellung unzähliger Maschinenparameter<br />
macht Stäubli Roboter zur ersten<br />
Wahl für Industrie 4.0-Anwendungen.<br />
Zudem lässt sich diese Datenmenge für die<br />
vorbeugende Instandhaltung heranziehen.<br />
lassen sich auftretende Momente bestimmen und<br />
dergleichen mehr. Diese Daten werden in Echtzeit<br />
erfasst und über OPC UA oder PPMP übergeordneten<br />
IT-Systemen zur Verfügung gestellt. Die durchgängig<br />
digitale Vernetzung aller Intralogistik- und Produktionsschritte<br />
ermöglicht völlig neue Produktions strukturen<br />
mit beispielloser Produktivität und Variabilität.<br />
Für klein- und mittelständische Unternehmen, die<br />
einfache Lösungen bevorzugen, bietet das Stäubli Tool<br />
Optimize Lab eine hervorragende Alternative. Hier<br />
kann sich der Anwender schnell einen Überblick über<br />
das Belastungsprofil seiner Roboter verschaffen. Sind<br />
Überbelastungen an bestimmten Achsen sichtbar, kann<br />
man diese beseitigen, ehe es zu einem Schadensfall<br />
kommt. Zudem lassen sich Toleranzfelder definieren,<br />
bei deren Überschreitung automatisch ein Alarm<br />
ausgelöst wird, In diesem Fall kann sich der Anwender<br />
sofort an die Ursachenforschung und -beseitigung<br />
machen.<br />
Dank der leistungsstarken<br />
CS9-Steuerung sind alle<br />
Stäubli Roboter perfekt<br />
geeignet für die digital<br />
vernetzte Produktion.<br />
In der Smart Factory sind starre Produktionsabläufe<br />
durch hochflexible Fertigungsstrategien substituiert.<br />
Das Konzept basiert auf der Kombination modernster<br />
IT-Technologien mit intelligenten Produktions systemen,<br />
darunter Roboter, Cobots und mobile Roboter systeme.<br />
Die digital vernetzte Produktion ermöglicht damit eine<br />
bislang nie gekannte Flexibilität.<br />
Für die reibungslose Integration von Robotersystemen<br />
in smarte Produktionsumgebungen sind Erfassung<br />
und Bereitstellung unterschiedlichster Maschinendaten<br />
in Echtzeit eine zwingende Voraussetzung. Nicht<br />
zuletzt deshalb erfasst Stäubli eine Vielzahl an<br />
Maschinen daten bei seinen Robotern, Cobots und<br />
mobilen Roboter systemen.<br />
Im Falle der Sechsachser addiert sich diese Anzahl auf<br />
über 2.000. Hier ist jede Achse mit einem Temperatursensor<br />
ausgestattet, drei weitere sind im Gehäuse<br />
positioniert und erfassen Betriebstemperaturen im<br />
Arm, über Encoder sind Geschwindigkeits- und Beschleunigungswerte<br />
transparent, über Stromaufnahme<br />
Predictive Maintenance<br />
für Produktivität und Nachhaltigkeit<br />
Die lückenlose Datenerfassung an den Robotern bietet<br />
auch im Hinblick auf Service und Wartung entscheidende<br />
Vorteile. So erlaubt die uneingeschränkte<br />
Transparenz über den Zustand der Roboter eine<br />
Abkehr von statischen Wartungsintervallen. Stattdessen<br />
lassen sich vorausschauende, proaktive Wartungskonzepte<br />
einfach in die Praxis umsetzen. Dabei greifen<br />
intelligente Predictive-Maintenance-Systeme gezielt auf<br />
bestimmte Daten zu, aus denen sich präzise Aussagen<br />
über den aktuellen Status und das zukünftige Verhalten<br />
des Roboters ableiten lassen.<br />
Der Vorteil für den Anwender: Die Servicemaßnahmen<br />
lassen sich exakt dem individuellen Belastungsprofil des<br />
Roboters anpassen. Diese zielgerichtete Instandhaltung<br />
stellt den Betrieb der Roboter im optimalen Betriebszustand<br />
sicher und sorgt so für höchste Maschinenverfüg<br />
bar keit durch die Vermeidung ungeplanter Stillstände<br />
und vorbildliche Nachhaltigkeit durch eine<br />
maximale Lebensdauer.<br />
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E-Mail: s.koban@staubli.com<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 41
technik & wissen<br />
Kuka-Roboter bestücken die Fräsmaschine und entlasten den Werker<br />
Mannlos durch die Nacht<br />
Automatisierung | Beim Spindelhubgetriebe-Hersteller<br />
Zimm unterstützen Roboter die flexible Fertigung von dreißig<br />
verschiedenen Werkstücken. Die Palette reicht vom Rohling<br />
bis zum fertigen Bauteil. Die neue Technik erhöht die Produktivität<br />
und macht das Unternehmen wettbewerbsfähig.<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Für das Beladen der Fräsmaschine setzt der<br />
Spindelhubgetriebe- Hersteller Zimm auf<br />
Roboter von Kuka. Im ersten Schritt übernimmt<br />
das Modell KR Quantec ein Tablar<br />
mit Rohlingen, das zuvor in die Zelle<br />
eingeschleust wurde. Bilder: Kuka<br />
Die Spindelhubgetriebe des österreichischen Herstellers<br />
Zimm kommen meist im Verborgenen zum Einsatz, ohne<br />
dass sie groß ins Auge fallen. Zum Beispiel unter der<br />
Hebebühne in einer Autowerkstatt, in industriellen Förderanlagen<br />
für die Überbrückung von Höhenunterschieden<br />
oder als Antrieb von Parabolantennen.<br />
Die Produktion der Getriebe am Hauptsitz des Unternehmens<br />
im vorarlbergischen Lustenau ist jedoch ein<br />
echter Blickfang. Hier entstehen mit Hilfe einer Fünfachs-Fräsmaschine<br />
des Herstellers Grob die hochpräzisen<br />
Bauteile aus dem Rohmaterial, sprich aus einfachen<br />
Alu- und Guss-Würfeln in verschiedenen Größen. Das<br />
Besondere an der Anlage ist, dass die Werkzeugmaschine<br />
Teil einer modularen Fertigungszelle ist, in der die Werkstücke<br />
mit zwei Robotern des Herstellers Kuka automatisch<br />
beladen, entladen und nachbearbeitet werden.<br />
Bis vor kurzem war der Weg zum fertigen Bauteil<br />
noch sehr viel mühsamer, denn die Werkstücke wurden<br />
in der Regel manuell auf die Paletten gespannt. „Das<br />
war alles sehr zeitintensiv und kostete deswegen viel<br />
Geld“, versichert Marcel Haltiner, Leiter Automation<br />
bei der Vischer & Bolli GmbH, die zusammen mit HBI<br />
Robotics die Inbetriebnahme der modularen Fertigungszelle<br />
umgesetzt haben. „Fünfzig Maschinenpaletten<br />
zum Beispiel kosten schnell mal 200.000 Euro, wobei<br />
jede Palette zusätzlich eine Spannvorrichtung<br />
braucht und zudem alles immer von Hand auf- und abgespannt<br />
werden musste.“<br />
Aus Werkern werden Roboterbediener<br />
Es gibt Handgriffe in der Produktion, die sich<br />
hartnäckig einer Automatisierung entziehen. Dazu<br />
gehören vor allem Handling-Aufgaben wie die<br />
Bestückung einer Maschine. Mit der Unterstützung<br />
von Profis lassen sich solche Automatisierungs-Lücken<br />
jedoch meist schließen. Und es gibt<br />
dabei in der Regel einen erfreulichen<br />
Nebeneffekt,<br />
denn die internen Arbeitsplätze<br />
werden aufgewertet<br />
und aus den Mitarbeitern<br />
werden Roboterbediener.<br />
Um die Produktion bei Zimm effizienter und produktiver<br />
zu gestalten, entwickelten die Unternehmen Vischer<br />
& Bolli und HBI Robotics gemeinsam eine Automatisierungslösung.<br />
Eine modulare Roboterzelle, bestückt<br />
mit einem KR Quantec und einem KR Agilus von<br />
Kuka, übernimmt dabei alle Aufgaben, die bislang aufwendig<br />
von Hand ausgeführt werden mussten. Hierzu<br />
gehören die Materialzuführung für die Fräsmaschine,<br />
die Nachbearbeitung der Werkstücke und die Ausgabe<br />
der fertigen Getriebekomponenten.<br />
Das Rohmaterial servieren die Mitarbeiter des Spindelhubgetriebe-Spezialisten<br />
im übertragenen Sinne auf<br />
einem Silbertablett. Sie bespannen nicht mehr wie früher<br />
manuell die Maschinenpaletten, sondern bestücken<br />
nun die Tablare in einem Liftsystem. Der 4 m hohe<br />
Uwe Schoppen,<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Die Rohlinge aus Aluminium und Gusseisen werden in einem 4 m hohen Liftsystem<br />
gelagert.<br />
Der Roboter greift die Rohlinge vom Tablar und bestückt damit eine<br />
Vierfachvorrichtung für die anschließende Bearbeitung in der Maschine.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 43
technik & wissen<br />
Auch das Beladen und Entladen der Fräsmaschine ist automatisiert. Nach der Bearbeitung<br />
legt der Roboter die Werkstücke für die Nachbearbeitung ab.<br />
Turm, der bei Bedarf bis zu 18 m hoch werden kann,<br />
nutzt den Raum der Produktionshalle nach oben aus,<br />
um Rohmaterial und bearbeitete Endprodukte zu lagern.<br />
Auch die Spannvorrichtungen und Werkzeuge<br />
werden darin abgelegt. Nach der Übergabe des Rohmaterials<br />
durch die Mitarbeiter beginnt der Arbeitsbereich<br />
der angeschlossenen Roboterzelle.<br />
Ein Roboter KR Quantec vom Typ KR 240 R2900<br />
Ultra entnimmt zunächst die mit Rohteilen bestückten<br />
Tablare aus dem Liftsystem und legt sie auf einem Vorsatztisch<br />
ab. Anschließend positioniert der stählerne<br />
Werker vier Rohteile in einer Vorrichtung und setzt diese<br />
in die Fräsmaschine ein. „Die Maschine kann etwa<br />
30 verschiedene Bauteile in Losgrößen zwischen eins<br />
und 200 aus Aluminium und Gusseisen fertigen“, erklärt<br />
Marcel Haltiner. „Durch die Beladung der Vorrichtung<br />
außerhalb der Maschine vermeiden wir unnötige<br />
Stillstandzeiten.“ Da nun der Roboter die bestückten<br />
Vorrichtungen handhabt, sei der gesamte Prozess<br />
natürlich viel effizienter geworden.<br />
Während die Fräsmaschine die vier Werkstücke bearbeitet,<br />
bestückt der Roboter die nächste Vorrichtung.<br />
Parallel werden die Bauteile in der Maschine auf einer<br />
Seite bearbeitet und automatisch gewendet, wenn diese<br />
Phase abgeschlossen ist. Sind die Bauteile schließlich<br />
von beiden Seiten fertig bearbeitet, legt sie der Roboter<br />
auf dem Nachbearbeitungsplatz in der Zelle ab. Dort<br />
entgratet und reinigt sie ein KR Agilus vom Typ KR 10<br />
R900–2. Der Leitrechner der Roboterzelle übernimmt<br />
dabei die gesamte Logistik. Die Automatisierung soll<br />
schon bald durch einen weiteren Prozess-Schritt ergänzt<br />
werden, bei dem alle Messparameter geprüft werden.<br />
„Über eine Feedback-Schleife zur Fräse lassen sich dann<br />
Toleranzabweichungen übermitteln und automatisch<br />
korrigieren“, ist sich Marcel Haltiner sicher.<br />
Hat ein Bauteil alle Schritte durchlaufen, sortiert der<br />
Roboter es wieder auf seinen Platz auf dem Tablar, das<br />
anschließend im Liftsystem geparkt wird. Die Mitarbeiter<br />
müssen auf der anderen Seite der Automationszelle nur<br />
noch die fertigen Produkte entnehmen. Deswegen ist die<br />
neue Lösung für die Österreicher eine enorme Weiterentwicklung<br />
in der Produktion. „Durch die Automatisierung<br />
können wir jetzt mit mannlosen Schichten in der Nacht<br />
und am Wochenende produzieren“, freut sich Hardy Ponudic,<br />
Produktionsleiter bei Zimm. „Das erhöht natürlich<br />
unsere Produktivität und steigert die Wettbewerbsfähigkeit.“<br />
Was vorher mit großem Personal- und Zeitaufwand<br />
manuell erledigt werden musste, führen nun die<br />
Roboter in der Zelle aus. „Dadurch werten wir auch die<br />
Arbeitsplätze auf, weil unsere Mitarbeiter nun zu Roboterbedienern<br />
weitergebildet werden“, betont Ponudic.<br />
Wegen des aktuellen Fachkräftemangels wird es auch<br />
für Zimm immer schwerer, qualifizierte Mitarbeiter zu<br />
finden. Die Automatisierung schafft hier Abhilfe, denn<br />
Werker, die bislang hauptsächlich das Magazin der Fräse<br />
bestückt haben, können nun intern in anderen Bereichen<br />
eingesetzt werden, wo sie sich auf wertschöpfende<br />
Tätigkeiten konzentrieren können. Fachkräfte von außen<br />
sind nur bedingt notwendig. „Die Lösung läuft<br />
weitgehend ohne menschliches Zutun und entlastet die<br />
Mitarbeiter von eintönigen Aufgaben, die keiner wirklich<br />
gern gemacht hat“, ergänzt Marcel Haltiner. „Das<br />
Ein- und Ausspannen von Werkstücken gehört definitiv<br />
dazu.“ Inzwischen wurde zusätzlich eine mobile Kommunikationslösung<br />
installiert, mit der sich zum Beispiel<br />
Meldungen an ein Smartphone schicken lassen. Der<br />
alarmierte Mitarbeiter kann dann selbst entscheiden, ob<br />
er eingreift oder nicht.<br />
Alle Prozesse innerhalb der Zelle werden über einen<br />
Leitrechner gesteuert, der in das interne ERP-System integriert<br />
werden kann. Die Steuerung übernimmt unter<br />
anderem die Auftragsverwaltung und die Koordination<br />
Das Modell KR Agilus ist für die abschließende Nachbearbeitung der<br />
Bauteile zuständig.<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
”<br />
Durch die neuen Roboter<br />
werten wir auch die<br />
Arbeitsplätze auf.“<br />
Quelle: Hardy Ponudic,<br />
Produktionsleiter bei Zimm<br />
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der Werkstücke, steuert die Peripheriegeräte und liefert<br />
Informationen zu laufenden und anstehenden Prozessen.<br />
Da die Zelle modular aufgebaut ist, sieht Marcel<br />
Haltiner nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für deren<br />
Einsatz – sei es im Maschinen- und Anlagenbau, im<br />
Werkzeug- und Formenbau, in der Medizintechnik oder<br />
im Automotive-Bereich.<br />
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„Im Prinzip bieten wir die Möglichkeit für den Einstieg<br />
in die Automatisierung für alle Zerspaner“, so<br />
Haltiner. Der Leiter Automation bei Vischer & Bolli ist<br />
davon überzeugt, dass sich der Werkzeugmaschinenbau<br />
in Zukunft immer mehr automatisieren wird. Darin seien<br />
auch jene manuellen Handgriffe eingeschlossen, die<br />
sich bislang dieser Entwicklung entzogen haben. Das<br />
betrifft seiner Ansicht nach vor allem das Handling von<br />
Teilen. „Ich sehe da aus Gründen der Wirtschaftlichkeit<br />
keine andere Möglichkeit“, betont Haltiner. Zimm jedenfalls<br />
habe diesen Trend erkannt, denn Gespräche<br />
für den Bau einer weiteren Roboterzelle laufen bereits.<br />
(us)<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 45
technik & wissen<br />
Genauigkeits- und Dynamiksteigerung bei Industrierobotern<br />
Auf die Dämpfung<br />
kommt es an<br />
Robotik | Industrieroboter müssen sehr schnell und<br />
höchst präzise sein. Hochdynamische Bewegungs -<br />
abläufe regen jedoch unerwünschte Schwingungen<br />
an. Damit sind entweder Genauigkeitsabweichungen<br />
verbunden oder es muss langsamer gefahren werden.<br />
Ein Dämpfungsaktuator schafft Abhilfe.<br />
Industrieroboter wurden klassischerweise hauptsächlich<br />
für Handhabungsaufgaben eingesetzt. Bis heute stellt<br />
dieser Bereich das Hauptanwendungsgebiet dar. Hierbei<br />
reicht es meistens aus, den programmierten Zielpunkt<br />
mit hoher Genauigkeit und in möglichst kurzer Zeit zu<br />
erreichen. Eine vorgegebene Bahn dorthin einzuhalten,<br />
ist von sekundärer Bedeutung.<br />
In der jüngeren Historie werden Industrieroboter<br />
jedoch in zunehmendem Maße für Aufgaben eingesetzt,<br />
bei denen es darauf ankommt, die programmierte Bahn,<br />
also die dynamische Bahngenauigkeit, einzuhalten. Als<br />
Beispiele sind hier das Laser-Nahtschweißen oder die<br />
Fräsbearbeitung zu nennen.<br />
Jedoch leiden Industrieroboter unter einer gewissen<br />
Anfälligkeit gegenüber Schwingungen aufgrund des<br />
seriellen Aufbaus und der im Vergleich zu Werkzeug -<br />
maschinen geringen Steifigkeit. Daraus resultieren ungewollte<br />
Genauigkeitseinbußen. Oftmals wird dem durch<br />
Vorgabe weniger dynamischer Bewegungen entgegen -<br />
gewirkt, wodurch die Dauer der Bewegung zunimmt.<br />
Insofern besteht ein Zielkonflikt zwischen Genauigkeit<br />
und Schnelligkeit.<br />
Die Genauigkeitsabweichungen am Tool-Center-<br />
Point (TCP) ergeben sich aus den Fehlern in den Roboterachsen<br />
sowie den Nachgiebigkeiten der Struktur -<br />
glieder. Üblicherweise sind die Abweichungen aus den<br />
Achsen größer als die aus der Struktur. Bei 6-Achs-<br />
Knickarmrobotern ist in besonderem Maße Achse 1 als<br />
größter Fehlerverursacher zu nennen. Hierfür gibt es<br />
mehrere Gründe. Einerseits ist in der Achse das Getriebe<br />
mit dem größten Übersetzungsverhältnis verbaut, das<br />
heißt Abweichungen aufgrund von Fertigungstoleranzen<br />
werden im Vergleich zu den anderen Achsen stärker<br />
übersetzt. Zusätzlich verstärken sich diese Abweichungen<br />
aufgrund des längsten Hebelarms von der Achse<br />
zum TCP hin am größten. Andererseits steht die Achse<br />
bei standardmäßiger Aufstellung des Roboters parallel<br />
zur Gravitationsachse. Deswegen gibt es keine gravi -<br />
tationsbedingte Verspannung des Getriebes, die sich<br />
günstig auf die Genauigkeit auswirkt.<br />
Semiaktive Dämpfung (SAD) verbessert Genauigkeit<br />
Vor diesem Hintergrund wird am Institut für Steuerungstechnik<br />
der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen<br />
(ISW) ein Ansatz zur semiaktiven Dämpfung<br />
von Robotersystemen erforscht. Hierbei wird ein<br />
in Achse 1 des Roboters integrierter Dämpfungsaktuator<br />
(siehe Bild) dazu eingesetzt, auftretende Achs-<br />
Industrieroboter Kuka KR210 mit integriertem<br />
Direktantrieb an Achse 1. Ein in dieser Achse<br />
integrierter Dämpfungsaktuator (kleines Bild)<br />
dämpft Achsschwingungen und verbessert so<br />
die Bahngenauigkeit unmittelbar. Bild: ISW<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
schwingungen durch bedarfsgerechte Bremseingriffe zu<br />
dämpfen. Lediglich im Schwingungsfall werden gezielte<br />
Bremseingriffe vorgenommen, um vorhandene Schwingungsenergie<br />
dissipativ abzuführen.<br />
Der semiaktive Charakter stellt sicher, dass ausschließlich<br />
bremsende und keine beschleunigenden Eingriffe<br />
vorgenommen werden. Zur Schwingungsdetektion<br />
und Entscheidung über die Bremskrafthöhe werden<br />
die an- und abtriebsseitigen Gebersignale (direktes und<br />
indirektes Messsystem) der Achse verwendet. Nicht alle<br />
Industrie roboter verfügen über ein direktes Messsystem,<br />
jedoch lässt sich ein solches einfach nachrüsten<br />
oder mithilfe modellbasierter Ansätze das Gebersignal<br />
rekonstruieren.<br />
Durch den Dämpfungsaktuator verbessern sich nicht<br />
nur die Systemeigenschaften erheblich. Der Roboter ist<br />
deutlich weniger schwingungsanfällig und lässt sich besser<br />
regeln. Dadurch kann die Regelung der Roboterachse<br />
deutlich dynamischer ausgelegt werden, ohne dass<br />
die Gefahr einer Instabilität droht. Daraus folgt, dass<br />
die vorgegebene Bahn besser eingehalten wird. Dies<br />
wiederum ist unmittelbar mit einer höheren Genauigkeit<br />
verbunden. Alternativ kann die erreichte Verbesserung<br />
auch dazu eingesetzt werden, bei gleichbleibender<br />
Genauigkeit schnellere Bewegungsvorgaben zu machen,<br />
wodurch sich die Bewegungsdauer reduziert.<br />
In der Grafik sind die Ergebnisse einer Punkt-zu-<br />
Punkt-Bewegung abgebildet. Hierbei ist erkennbar, dass<br />
die vorgegebene Bahn (blau) einerseits deutlich besser<br />
eingehalten wird und andererseits Schwingungen deutlich<br />
schneller ausgeregelt werden.<br />
Das Fazit: Obwohl Industrieroboter schwingungsanfälliger<br />
als Werkzeugmaschinen sind, lassen sie sich mithilfe<br />
geeigneter Maßnahmen auch für Aufgaben einsetzen,<br />
in denen es auf die Einhaltung einer vorgegebenen<br />
Bahn ankommt. Ein möglicher Ansatz ist die in diesem<br />
Artikel vorgestellte semiaktive Dämpfung. Diese verbessert<br />
die Bahngenauigkeit unmittelbar, kann jedoch auch<br />
mittelbar dazu eingesetzt werden, die Bewegungsdynamik<br />
zu steigern.<br />
•<br />
Michael Neubauer, M.Sc., Lukas Steinle, M.Sc.,<br />
Dr.-Ing. Armin Lechler, Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl<br />
Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität<br />
Stuttgart<br />
Schwingungen gut im Griff<br />
Verläufe am Tool-Center-Point (TCP) für eine Punkt-zu-Punkt Bewegung mit semiaktiver Dämpfung (gelb) und ohne (orange). Die vorgegebene<br />
Bahn (blau) wird deutlich besser eingehalten und Schwingungen werden schneller ausgeregelt. Quelle: ISW<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 47
technik & wissen<br />
Digitalisierte Instandhaltung von Industrierobotern<br />
Roboter müssen<br />
gepflegt werden<br />
Wartung | Roboter sind teuer in der Anschaffung. Ungeplante<br />
Ausfälle sind noch teurer. Umso wichtiger ist<br />
es, sie im Rahmen eines Maintenance-Programms<br />
regelmäßig zu warten und hier nichts dem Zufall zu<br />
überlassen. Digitale Apps unterstützen dabei.<br />
Stillstände in der Produktion sind kostspielig: Eine Studie<br />
aus den USA bezifferte die Downtime-Kosten in der<br />
Automobilindustrie auf 22.000 US-Dollar – pro Minute.<br />
Eine systematische Wartung von Industrierobotern<br />
und anderen Produktionsmitteln ist daher eine wirtschaftliche<br />
Notwendigkeit. Gleichzeitig stellt die regelmäßige<br />
Prüfung einen hohen Kostenfaktor dar. Denn<br />
rund 80 % der Gesamtkosten (Total Cost of Owner-<br />
ship) eines Industrieroboters entfallen auf Betrieb und<br />
Service. Nur 20 % auf deren Anschaffung. Um die Instandhaltung<br />
möglichst effizient zu organisieren, können<br />
Fertigungsunternehmen an vier Punkten ansetzen:<br />
Ausführung, Personal, Timing und Prozesse.<br />
Industrieroboter mithilfe digitaler Checklisten warten<br />
Nicht nur Ausfälle kommen Unternehmen teuer zu stehen.<br />
Fehlfunktionen, etwa in der Präzision, sind ebenso<br />
kritisch. Das System führt dann die gewünschten Wiederholungen<br />
nicht mehr konsistent aus. Ebenso kann es<br />
zu Positionsabweichungen kommen, bei denen der Roboter<br />
außerhalb seines vorgesehenen Aktionsradius<br />
agiert. Im Extremfall handelt er völlig unvorhersehbar,<br />
was ernsthafte Verletzungsrisiken birgt. Gleich doppelt<br />
gefährlich ist die Abnutzung von Strom- und Datenübertragungskabeln<br />
oder Drähten. Dies kann nicht nur<br />
zum Ausfall des Roboters führen, sondern sogar Brände<br />
auslösen. Und auch das Zusammenbrechen der Steuerungssoftware<br />
und den Verlust wichtiger Daten sollten<br />
Unternehmen nicht riskieren.<br />
Um all dies zu vermeiden, empfehlen Hersteller von<br />
Industrierobotern bestimmte Wartungsschritte täglich,<br />
andere monatlich, auszuführen. Zudem raten sie, je<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Der Ausfall von Industrierobotern<br />
verursacht hohe Kosten. Deshalb müssen<br />
diese mithilfe von Connected-Worker-<br />
Plattformen regel mäßig gewartet werden.<br />
Bild: metamoworks/stock.adobe.com<br />
nach Fabrikat, zu halbjährlicher oder jährlicher Inspektion.<br />
Wichtig dabei: Wartungskräfte müssen die korrekte<br />
Reihenfolge der Arbeiten einhalten und Ergebnisse<br />
dokumentieren. Dafür werden vielerorts noch Listen<br />
mit Klemmbrett und Stift geführt – in Zeiten von Industrie<br />
4.0 kaum vorstellbar. Schließlich geht dies mit mobilen<br />
Apps für vernetztes Arbeiten effizienter: Sind die<br />
Standard Operating Procedures (SOPs) im System angelegt,<br />
finden Mitarbeiter auf ihren mobilen Geräten sofort<br />
die richtige Arbeitsanweisung und starten direkt<br />
mit der Erhebung des Systemzustands von Roboterarm,<br />
Getriebe und Kabelbaum. Digitale Checklisten führen<br />
sie durch Routinen wie die Reinigung von Spänen und<br />
Schmutz oder das Schmieren von Lagern und Getriebe.<br />
Weil alle Arbeiten direkt abgehakt und Messwerte eingetragen<br />
werden, erspart der Einsatz mobiler Apps das<br />
spätere Abtippen des Prüfprotokolls. So kommt der Betrieb<br />
seiner Dokumentationspflicht für den Gewährleistungsfall<br />
nach. Ebenso praktisch: Per Foto oder Kurzvideo<br />
können Techniker sich abzeichnende Probleme festhalten<br />
und mit Kollegen teilen.<br />
Wartungspersonal anleiten und schulen<br />
Nach Ablauf der Garantiefrist haben Unternehmen drei<br />
Möglichkeiten: Sie beauftragen den Hersteller weiter<br />
mit der Wartung, suchen einen externen Dienstleister<br />
oder nehmen die Routinekontrollen selbst in die Hand.<br />
Mit letzterem erhöhen Betriebe ihre Reaktionsgeschwindigkeit<br />
und sparen Anreisekosten. Doch natürlich<br />
müssen auch die eigenen Mitarbeiter alle Arbeiten<br />
sachkundig ausführen – egal, ob es sich um eine Inspektion<br />
de Elektronik handelt oder um die Messung der<br />
Präzision.<br />
Dazu lassen sich die SOPs in einer Connected Worker<br />
Plattform flexibel erweitern und anpassen. Von der<br />
Anleitung „on the job“ profitieren insbesondere neue<br />
oder weniger geübte Kräfte: Wer beispielsweise erstmals<br />
ein Lock out/Tag out oder einen Funktionstest durchführt,<br />
wird nicht nur detailliert in Wort, Bild und Video<br />
angeleitet, sondern kann sich auch Hilfe holen: Werden<br />
beispielsweise Vibrationen oder Geräusche bemerkt,<br />
kann der Mitarbeiter direkt Rückfragen stellen. Dies gelingt<br />
am besten via Chat oder Telefon, indem der Techniker<br />
seine aktuelle Situation per Foto oder kurzem Video<br />
mit einer anderen Fachkraft bespricht. So lasten<br />
Wartungsaufgaben nicht nur auf den Schultern weniger<br />
Experten. Dennoch kann das Unternehmen sicher sein,<br />
dass dem teuren Roboter die richtige Behandlung zuteilwird.<br />
Timing der Industrieroboter-Wartung optimieren<br />
Traditionelle Wartungs- und Inspektionspläne gehen<br />
von einem festen Turnus für Preventive Maintenance<br />
aus – unabhängig von der realen Beanspruchung eines<br />
Systems. Neuere, vorausschauende Ansätze orientieren<br />
sich dagegen an der tatsächlichen Auslastung und dem<br />
Zustand eines Industrieroboters. Dafür bieten moderne<br />
Robotersysteme die Möglichkeit, den Status einzelner<br />
Komponenten über Sensoren zu überwachen und per<br />
Datenfeed sichtbar zu machen. Mithilfe von Algorithmen<br />
lassen sich Wahrscheinlichkeiten für einen Ausfall<br />
ableiten. Dies eröffnet die Möglichkeit einer bedarfsorientierten,<br />
vorausschauenden Wartung, bei der nötigenfalls<br />
außerhalb der turnusmäßigen Pflege eingegriffen<br />
wird. Aber egal ob Preventive oder Predictive Maintenance:<br />
Am Ende geht es darum, dass ein Techniker oder<br />
eine Technikerin die Arbeit zuverlässig und schnell ausführt<br />
– beim ersten Mal und jedes Mal.<br />
Smarte Versionen von SOPs erlauben nicht nur die<br />
digitale Werkerführung und die Dokumentation der zu<br />
erledigenden Prüfungen und Wartungsaufgaben. Da sie<br />
in Plattformen für Connected Work eingebettet sind, ist<br />
darüber hinaus die Vernetzung mit nachgelagerten Prozessen<br />
möglich. So kann eine Servicekraft zum Beispiel<br />
direkt einen nötigen Reparaturauftrag auslösen. Oder<br />
die Anwendung meldet verbrauchte Ersatzteile automatisch<br />
an die Materialwirtschaft und den Einkauf. Mit<br />
diesen Leistungen gehen moderne Plattformen weit über<br />
die Möglichkeiten von Tools für digitale Checklisten hinaus.<br />
Gute Pflege verlängert die Lebensdauer<br />
der Industrieroboter<br />
Die meisten Roboter fallen aufgrund von Verschleiß<br />
aus. Regelmäßige Wartungen und Inspektionen helfen<br />
hier gegenzusteuern und ungeplante Downtimes zu vermeiden.<br />
Dabei kann das Wartungsteam Produktionsspitzen<br />
gezielt umgehen und so Produktivität und Qualität<br />
der Fertigung steigern. Insgesamt stellt gute Pflege<br />
sicher, dass sich kleinere Problemchen nicht zu großen<br />
Problemen auswachsen. Und auch die Lebenserwartung<br />
eines Roboters verlängert sich in der Regel deutlich.<br />
Connected-Worker-Plattformen unterstützen sie dabei<br />
mehrfach. Zum einen, indem smarte Apps Effizienz<br />
und Qualität steigern. Zum anderen, weil die Plattform<br />
die von Menschen und Maschinen zusammengetragenen<br />
Daten überall im Unternehmen in Echtzeit nutzbar<br />
macht. Auch für kommende Wartungseinsätze am Roboter<br />
– für eine Pflege erster Klasse. •<br />
Carsten Hunfeld<br />
Head of DACH, Parsable, München<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 49
technik & wissen<br />
Instandhaltungs-Experten bei<br />
Audi haben eine „Predictive<br />
Maintenance“-Lösung<br />
entwickelt. Damit können sie<br />
Verschleiß schon vor dem<br />
Auftreten in Produktionsanlagen<br />
vorhersehen. Bild: Audi<br />
Smarte und digitale Instandhaltung bei Audi<br />
Blick in die Zukunft<br />
mit Big Data<br />
Instandhaltung | Das Projekt „Predictive Main -<br />
tenance“ am Audi-Standort Neckarsulm macht die<br />
Wartung von Produktionsanlagen mithilfe von Big<br />
Data effizienter. Dies führt zu geringeren Ausfallzeiten<br />
in der Produktion.<br />
Beim Automobilkonzern Audi haben Instandhaltungs-Experten<br />
eine Predictive<br />
Maintenance-Lösung entwickelt, mit der<br />
Daten gesammelt und interpretiert werden.<br />
Die Instandhalter können so Verschleiß an<br />
Produktionsanlagen vorhersehen. „In den<br />
Stanznietsystemen werden zwischen<br />
600.000 und 1,2 Mio. Niete mit Druckluft<br />
durch einen Kunststoffschlauch getrieben.<br />
Bei dieser Technik wird der Stanzniet mit bis<br />
zu 20 Metern pro Sekunde durch den<br />
Schlauch befördert. Dadurch entstehen Verschleißspuren<br />
innerhalb des Schlauchs“,<br />
sagt Andreas Rieker, Instandhaltungsplaner<br />
am Audi-Standort Neckarsulm.<br />
Die Instandhalter des Konzerns werten<br />
Millionen an Daten, Big Data, aus, um den<br />
idealen Zeitpunkt für den Austausch der<br />
Schläuche zu bestimmen. Plötzlich auftretende<br />
Anlagenausfälle können damit weitestgehend<br />
ausgeschlossen und anfallende<br />
Wartungsarbeiten in der produktionsfreien<br />
Zeit durchgeführt werden. Das Ziel: Verschleiß<br />
und auftretende Probleme zu erkennen,<br />
bevor sie entstehen. Mithilfe von Daten,<br />
Algorithmen und Messwerten werfen<br />
die Experten einen Blick in die Zukunft.<br />
Die Prozesse werden von den Mitarbeitern<br />
außerdem standardisiert, um mehrere Anlagen<br />
und Maschinen mit Datenbanken zu<br />
verbinden.<br />
Eine App als Wissensdatenbank<br />
Unterstützt werden die Mitarbeiter von der<br />
App „iMaintenance“. Dahinter verbirgt<br />
sich eine Wissensdatenbank mit rund 5 000<br />
Seiten Material, Maßnahmen zur Fehlerbehebung<br />
und Handlungsempfehlungen. Zeigt<br />
eine Maschine einen Fehlercode an, kann<br />
der Techniker diesen einfach auf einem Tablet<br />
eingeben und erhält eine Schritt-für-<br />
Schritt-Anleitung, was bei der Instandhaltung<br />
zu tun ist. Die App informiert den Instandhalter<br />
augenblicklich und vollautomatisch<br />
über Fehler an einer Anlage. Via Push-<br />
Nachricht teilt sie ihm in Echtzeit alle Informationen<br />
mit, die für seine Arbeit relevant<br />
sind.<br />
Das Projekt „Predictive Maintenance“<br />
erleichter die Arbeit der Instandhalter und<br />
fördert eine effizientere Produktion. Nach<br />
einer erfolgreichen Pilotphase soll es in die<br />
Serienproduktion gehen und auch an anderen<br />
Anlagen und in anderen Bereichen eingesetzt<br />
werden. (kk) •<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 51
technik & wissen<br />
Blech war gestern: Leichtbau mit umformbaren Mehrschichtverbunden<br />
Hybridwerkstoffe für die<br />
Umformpresse<br />
Hybrider Leichtbau | „Leichtbau leicht gemacht“ – dieses Ziel<br />
wollen die Forschenden des Verbundprojektes HyOpt mit ihrer<br />
neuen Technologie verwirklicht sehen: Sie arbeiten an<br />
leichten Mehrschichtverbunden, die sich auf konventionellen<br />
Pressen umformen lassen. Das Know-how für Design und<br />
rationelle Fertigung wird der Rechner liefern.<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Ein vorderer Längsträger aus einem<br />
maßgeschneidertem hybriden Mehrschichtverbund<br />
– vor und nach einem<br />
Crashtest. Bild: Bessima Zhiqi,<br />
Universität Paderborn<br />
Am Institut für Leichtbau mit Hybridsystemen (ILH)<br />
der Universität Paderborn forschen mehr als 170 Wissenschaftler.<br />
Ein Team aus Forschung und Industrie<br />
entwickelt im Rahmen von HyOpt eine Leichtbau -<br />
technologie, bei der sich hybride Werkstoffe mit maß -<br />
geschneiderten Funktionseigenschaften nicht nur automatisiert<br />
fertigen, sondern auch automatisiert auslegen<br />
und designen lassen. „Eine Werkstoffentwicklung, die<br />
bis dato ungenutzte Leichtbaupotenziale erschließt,<br />
indem sie konventionelle Materialien beanspruchungsgerecht<br />
kombiniert“, umreißt Konsortialleiter Professor<br />
Thomas Tröster vom Lehrstuhl für Leichtbau im<br />
Automobil der Uni Paderborn den Ansatz. Dieser zielt<br />
darauf ab, die Vorteile von bewährten, rationellen<br />
Fertigungsmethoden auch mit neuartigen Leichtbau -<br />
materialien zu nutzen.<br />
Die Ausgangssituation: Leichtbau ist unverzichtbar.<br />
Das gilt insbesondere auch für moderne Elektromobile<br />
mit ihren schweren Antriebsbatterien. Konventionelle<br />
Konstruktionswerkstoffe wurden in den vergangenen<br />
Jahren bedeutend weiterentwickelt. Doch die hohe<br />
Dichte von Stahl und der verhältnismäßig niedrige<br />
E-Modul von Aluminium limitieren das Leichtbau -<br />
potenzial dieser Werkstoffklassen. Eine Alternative mit<br />
hohem Gewichtseinsparpotential bilden Faserverbundkunststoffe<br />
(FVK). Hohe Werkstoff- und Produktionskosten<br />
und eine komplexe Bauteilauslegung begrenzen<br />
jedoch ihren Einsatz zumeist auf Fahrzeuge des Premiumsegments.<br />
Eine aktuelle Studie des ILH ergab, dass<br />
Bauteile aus FVK bei lediglich 16 von 138 analysierten<br />
Karosserien verbaut wurden.<br />
Einen Paradigmenwechsel verspricht der Hybridleichtbau.<br />
Durch die gezielte Kombination von Metall<br />
und FVK kann er zu hohen gewichtsspezifischen Bauteileigenschaften<br />
bei wirtschaftlich vertretbaren Mehrkosten<br />
führen. Beispiele aus der Praxis belegen, dass<br />
sich dünnwandige Hohlstrukturen mittels FVK lokal so<br />
verstärken lassen, dass das Gewicht deutlich sinkt –<br />
auch unter Serienbedingungen. Der hybride Dachquerträger<br />
des Audi A6 von 2004 gilt als Vorreiter auf diesem<br />
Gebiet. Heute kommen hybride Strukturen speziell<br />
bei Karosserien von BMW zum Einsatz, wie beispielsweise<br />
im 7er, 8er oder auch bei dem neusten E-Fahrzeug<br />
von BMW, dem iX. Porsche setzt bei dem aktuellen<br />
Modell des 911 Cabrio ebenfalls auf eine A-Säule in<br />
Hybridbauweise. Tesla hingegen nutzt die Vorteile des<br />
Hybridleichtbaus bei Fahrwerksteilen des Model 3, X<br />
und Y.<br />
Hybride Mehrschichtverbunde – bis zu 30 % leichter<br />
Hohe Leichtbaupotentiale bieten die aus der Luft- und<br />
Raumfahrt bekannten Mehrschichtverbunde, die auch<br />
als Faser-Metall-Laminate (FML) bekannt sind. Sie<br />
kombinieren Werkstoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />
zu einem flächigen Halbzeug. Der wohl bekannteste<br />
Vertreter dieser Werkstoffklasse „Glare“ ist<br />
ein Verbund aus mehreren alternierenden Schichten aus<br />
Aluminium und Glasfaser-verstärktem Kunststoff und<br />
kommt für große Rumpfbereiche des Airbus A380 zur<br />
Anwendung. Ein direkter Technologietransfer in die<br />
Automobilfertigung ist jedoch nicht ohne weiteres möglich.<br />
Die Fertigungstechnologien und Prozesszeiten<br />
genügen nicht den automobiltypischen Kosten- und<br />
Taktzeitvorgaben. Die Kombination von Werkstoffen<br />
mit teils konträren Eigenschaften stellt zudem vor neue<br />
Herausforderungen.<br />
Professor Thomas Tröster,<br />
Konsortialleiter des<br />
HyOpt-Projektes, berichtet<br />
über die Vorzüge<br />
hybrider Faser-Metall-<br />
Laminate: „Wir erschließen<br />
bis dato ungenutzte<br />
Leichtbau potenziale<br />
durch die beanspruchungsgerechte<br />
Kombi -<br />
nation artfremder<br />
Werkstoffe.“ Bild:<br />
Universität Paderborn<br />
Die Projektpartner in HyOpt<br />
Industrie<br />
D&S Holding (Strahltechnik), EMS (Werkzeugbau), Thyssenkrupp<br />
Steel Europe (Stahlwerkstoffe), Erichsen (Mess- und Prüftechnik),<br />
Clean-Lasersysteme (Lasersysteme), Kraiburg (Elastomere)<br />
Forschung<br />
Fachgruppen des Instituts für Leichtbau mit Hybridsystemen:<br />
Leichtbau im Automobil (LiA), Werkstoffkunde (LWK), Umformende<br />
und Spanende Fertigungstechnik (LUF), Coatings, Materials &<br />
Polymers (CMP) – sowie Technik & Diversity (TuD), alle Univer -<br />
sität Paderborn<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 53
technik & wissen<br />
„Konkret geht es um die Entwicklung von CAE-<br />
Methoden sowie smarten und flexiblen Produktionsprozessen,<br />
um Hybridwerkstoffe mit maßgeschneiderten<br />
Eigenschaften herzustellen“, erklärt Konsortialleiter<br />
Prof. Tröster. Unter Hybridwerkstoffen werden dabei<br />
Verbunde aus faserverstärkten Kunststoffen und metallenen<br />
Blechen verstanden, die sich in ihren Eigenschaften<br />
anpassen lassen. Tröster, der auch die Position des<br />
Vorstandvoritzenden des ILH bekleidet, betont dabei<br />
das hohe Potential, das gerade im Top-Down-Ansatz<br />
von solch anforderungsgerecht (in Struktur- wie auch<br />
Fertigungseigenschaften) ausgelegten Multi-Materialien<br />
liegt. Die konsequente Übertragung auf die Halbzeugebene<br />
erfordert jedoch eine ganzheitliche Betrachtung.<br />
Neben den Grundwerkstoffen im Verbund schließt sie<br />
auch Oberflächeneigenschaften, Haftvermittlersysteme,<br />
ökologische Aspekte, Wirtschaftlichkeit und die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz ein, die im Projekt ebenfalls<br />
thematisiert wird.<br />
So funktioniert die rechnergestützte Auslegung der leichten<br />
Faser-Metall-Laminate: Der Nutzer benötigt keine Zusatzkenntnisse.<br />
Quelle: LiA, Universität Paderborn<br />
Um die Vorzüge hybrider Mehrschichtverbunde auch<br />
für Automobilanwendungen zugänglich zu machen, legt<br />
das interdisziplinäre Forschungsprojekt HyOpt den<br />
Fokus auf eine optimierungsbasierte Entwicklung. Es<br />
startete im Mai 2<strong>01</strong>9 am ILH und läuft bis Mitte 2022.<br />
Ziel ist es, den anforderungsgerechten Leichtbau mit<br />
flächigen Hybridwerkstoffen durch numerische Verfahren<br />
und Automatisierung voranzutreiben.<br />
Dafür entwickelt das Projektkonsortium eine Toolbox,<br />
die dem Design und der Herstellung neuer<br />
Hybridwerkstoffe dient. Getreu dem Credo „der richtige<br />
Werkstoff an der richtigen Stelle“ wird das jeweilige<br />
Eigenschaftsprofil direkt aus Simulationen abgeleitet<br />
und berücksichtigt neben den Strukturanforderungen<br />
an das Bauteil auch die Fertigungsrestriktionen des<br />
umzuformenden Halbzeugs. Der Vorteil liegt in einem<br />
einfach handhabbaren Prozess, der die in der Blechumformung<br />
bewährte Anlagentechnik nutzt. Die erzielbare<br />
Gewichtseinsparung gegenüber konventionellen Blechformteilen<br />
liegt zwischen 25 bis 30 %.<br />
Mit HyOpt App zum richtigen Werkstoffverbund<br />
Die Arbeitsgruppe Leichtbau im Automobil (LiA) erforscht<br />
in der Prozess- und Methodenentwicklung die<br />
ganzheitliche Auslegung durch CAE. Ausgehend von<br />
der Endgeometrie und vorgegebenen Randbedingungen<br />
wird zunächst in der Struktursimulation eine optimale<br />
Materialverteilung für die hybriden Mehrschichtverbunde<br />
ermittelt. Das umformtechnische Verhalten dieser<br />
werkstoffseitig optimierten Halbzeuge ist in diesem<br />
Stadium noch unbekannt. Deshalb wird anschließend<br />
die Umformbarkeit evaluiert. Im iterativen Optimierungsprozess<br />
entsteht durch die Auswahl von Materialverteilung<br />
und Faserorientierungswinkeln ein Entwurf<br />
für ein hinsichtlich mechanischen Eigen schaften und<br />
Umformbarkeit optimales hybrides Halbzeug.<br />
Aufgrund der hohen Anzahl an Werkstoffparametern<br />
und strukturellen Lastfällen erfolgt die werkstoffseitige<br />
Auslegung mithilfe von künstlichen neuronalen Netzen.<br />
Effiziente numerische Verfahren automatisieren den<br />
Auslegungsprozess und beschleunigen ihn signifikant.<br />
Die Bewertung der Umformbarkeit wiederum erfolgt<br />
mit der Finite-Elemente-Methode (FEM) als heute weit<br />
verbreitetem Simulationswerkzeug.<br />
Wie die abgewickelte Platine aussehen muss, leitet<br />
sich aus der Endgeometrie ab. Hierzu entwickelt das<br />
Team eine inverse FE-Methodik, die zudem eine Vorhersage<br />
über die Orientierung der Fasern in der Endgeometrie<br />
trifft und somit Aussagen über die Umformbarkeit<br />
des hybriden Werkstoffsystems macht. Um Umformfehler<br />
wie Faltenbildung oder Material versagen zu vermeiden,<br />
passt das CAE-Tool die Faserorientierungen in den<br />
kritischen Bereichen der einzelnen Laminatschichten an.<br />
Nun kann der eigentliche Fertigungsprozess beginnen.<br />
In einem automatisierten Ablege-Verfahren gelangen die<br />
optimierten Faserlagen auf die Blechplatinen. Auch diesen<br />
Prozessschritt bildet das CAE-System ab.<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Für die Produzenten der hybriden Leichtbauteile<br />
sollen sich die Abläufe so einfach wie möglich gestalten.<br />
Die Wissenschaftler planen daher, alle Teilaspekte der<br />
optimierungsbasierten Auslegung in einer benutzerfreundlichen<br />
Software zusammenzuführen – der HyOpt<br />
App. Die Software wird dabei so konzipiert, dass die<br />
Eingabe keine speziellen Anwenderkenntnisse voraussetzt.<br />
Die einzelnen Funktionen laufen im Hintergrund<br />
ab. Auf diese Weise lassen sich die Forschungsergebnisse<br />
einem breiten industriellen Anwenderkreis zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Bereits das Logo des<br />
Projekts HyOpt deutet<br />
an, worum es bei der<br />
neuen Leichtbautechno -<br />
logie geht: um flächige,<br />
hybride Mehrschicht -<br />
verbunde, die sich ähnlich<br />
wie Blech umformen<br />
lassen. Bild: ILH, Universität<br />
Paderborn<br />
Angepasste Umformtechnik<br />
Die umformtechnischen Fertigungsanforderungen an<br />
die hybriden Halbzeuge stehen allerdings oftmals im<br />
Konflikt mit den Anforderungen an die Bauteile im<br />
Betrieb. Je nach Endgeometrie kann es zu Umformfehlern<br />
kommen, die die Bauteile schwächen. Zum Beispiel<br />
können sich Falten bilden oder Verstärkungsfasern verschieben.<br />
Um solchen Defekten entgegenzuwirken, werden<br />
am Lehrstuhl für Umformende und Spanende Fertigungstechnik<br />
(LUF) unter anderem die Wirkzusammenhänge<br />
zwischen Prozessparametern und dem Umformverhalten<br />
der Hybridplatinen erforscht. Anhand dieser<br />
Erkenntnisse werden Maßnahmen erarbeitet, um das<br />
Prozessdesign anzupassen. Mit speziellen Zwischenelementen<br />
sowie Vorgaben zur Faserpositionierung in kritischen<br />
Umformzonen lassen sich Umformfehler deutlich<br />
reduzieren und so die Form- und Maßgenauigkeit<br />
der hybriden Bauteile steigern. Schließlich forscht das<br />
LUF gemeinsam mit der EMS GmbH & Co. KG an<br />
einer automatisierten Fertigung der maßgeschneiderten<br />
Hybridhalbzeuge, die deren industrielle und wirtschaftliche<br />
Nutzbarkeit sicherstellt.<br />
„Click-Chemie“ verbessert Umform eigenschaften<br />
Werden artverschiedene Materialien flächig verbunden,<br />
so wird meist auf das Kleben zurückgegriffen. Beim<br />
Umformen hybrider Mehrschichtverbunde kann der<br />
Klebstoff jedoch in Bereiche niedriger Flächenpressung<br />
verdrängt werden. Dies führt zu inhomogenen Wandstärken<br />
des Bauteils und erhöht das Risiko von Defekten.<br />
Um diesen negativen Erscheinungen entgegen -<br />
zuwirken, widmet sich der Arbeitskreis Coatings,<br />
Materials & Polymers (CMP) der Entwicklung von<br />
Klebstoffen, deren Fließfähigkeit sich einstellen lässt.<br />
Die sogenannte „Click-Chemie“ steuert die thermisch<br />
reversible Vernetzung zwischen Epoxidharz und speziellem<br />
Härter. Die wirtschaftliche Herstellung solcher<br />
thermoreversibler Härter bildet einen zentralen Schwerpunkt<br />
der Entwicklungen.<br />
Wird der Hybridwerkstoff bei erhöhten Temperaturen<br />
umgeformt, können die Verknüpfungspunkte<br />
schnell geöffnet und nach dem Prozess wieder geschlossen<br />
werden. Das Harz erhält kurzfristig thermoplastische<br />
Eigenschaften, verhält sich im Bereich der Betriebstemperaturen<br />
aber wieder duroplastisch. Die Click-<br />
Links: umgeformter Hybridverbund ohne gesonderte Maßnahmen, Rechts: Umformergebnis<br />
eines Mehrschichtverbunds, bei dem vor dem Besäumen in HyOpt<br />
entwickelte Maßnahmen umgesetzt wurden. Bild: LUF, Universität Paderborn<br />
Ein umgeformter Längslenker aus einem hybriden Mehrschichtverbund. Seine<br />
besondere Beschaffenheit als Leichtbaustruktur wird am Rand sichtbar.<br />
Bild: LiA, Universität Paderborn<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 55
technik & wissen<br />
Chemie lässt sich auch für die polymere Matrix von<br />
Faserverbunden nutzen: Während des Umformens kann<br />
sie das Fasergleiten positiv beeinflussen und auf diese<br />
Weise die Faserschädigung minimieren.<br />
Gradierte Oberflächen im Schichtverbund<br />
Eine gradierte Oberflächenstrukturierung der metallischen<br />
Komponente bietet die Möglichkeit, die Haft -<br />
festigkeit zwischen den einzelnen Schichten und das<br />
Umformverhalten des Hybridverbunds zu beeinflussen.<br />
Am Lehrstuhl für Werkstoffkunde (LWK) werden dafür<br />
Verfahren wie Anodisieren, Laserstrukturieren und<br />
Sandstrahlen analysiert und weiterentwickelt. Ein<br />
besonderer Fokus liegt darauf, die Verfahren zu beschleunigen<br />
und den Materialverzug durch fertigungsbedingte<br />
Eigenspannungen zu minimieren.<br />
Ein Forschungsteam aus ILH und Industrieunternehmen widmet sich neuartigen, umformbaren<br />
Halbzeugen aus Metall und Faserverbundkunststoffen für den Leichtbau. Bild: ILH, Universität<br />
Paderborn<br />
Auch hier gibt es bereits Ergebnisse. In einer eigens<br />
für das Projekt entwickelten Anlage werden zum<br />
Beispiel verzinkte Stahlbleche anodisiert. Auf der Blechoberfläche<br />
bildet sich eine poröse Zinkoxidschicht.<br />
Diese Schicht besitzt sehr gute Benetzungseigenschaften<br />
und ist daher besonders für das adhäsive Fügen mit<br />
faserverstärkten Kunststoffen geeignet. Die Forschenden<br />
arbeiten daran, die Zinkoxidschicht gezielt lokal zu<br />
variieren und dafür die Anlagentechnik weiterzuentwickeln.<br />
Durch vorangegangene Forschungsvorhaben ist das<br />
Laserstrukturieren der Bleche mit Pulslasern bereits<br />
etabliert. Die Methode wird zusammen mit der Clean-<br />
Lasersysteme GmbH weiterentwickelt. Bei diesem<br />
Verfahren erhält das Grundmaterial durch kurzes<br />
Aufschmelzen und Wiedererstarren sowie Verdampfen<br />
und Deposition eine völlig neue Oberflächenstruktur.<br />
Die Scangeschwindigkeit mit dem Laser beträgt bis zu<br />
42 m/s. Durch gezielte Einstellung der Laserparameter<br />
lässt sich eine präzise Gradierung der Hafteigenschaften<br />
bei hoher Zeiteffizienz erreichen.<br />
Die D&S Holding GmbH hingegen erzeugt gradierte<br />
Oberflächenstrukturierungen durch Substratstrahlen.<br />
Evaluiert wird derzeit, wie sich Strahldruck und Körnung<br />
auf Oberflächenstrukturierung, Hafteigenschaften<br />
und den potentiellen Materialverzug auswirken.<br />
Fazit: Umformteile werden leichter<br />
Die in HyOpt entwickelte Auslegungs- und Prozesstechnik<br />
macht die Vorzüge hybrider Mehrschichtverbunde<br />
auch außerhalb der Luft- und Raumfahrt zugänglich.<br />
Sie hebt das Leichtbaupotential von Umformteilen auf<br />
ein neues Niveau. Neben der Automobilindustrie bieten<br />
sich die neuartigen Hybridverbunde für alle Märkte an,<br />
die von leichten Bauteilen profitieren. Zu den zentralen<br />
Anforderungen zählen neben dem Gewichtsvorteil<br />
immer auch die Kosteneffizienz und eine einfache<br />
Prozesshandhabung. Bei HyOpt steht die Prämisse im<br />
Vordergrund, dass die Technologien keine speziellen<br />
Kenntnisse voraussetzen und einfach anzuwenden sind.<br />
Alles Know-how fließt in die HyOpt App ein. Leichtbau<br />
leicht gemacht – für die Praxis. •<br />
Alan A. Camberg<br />
Projektkoordinator HyOpt an<br />
der Universität Paderborn<br />
Das großflächige Anodisieren eines verzinkten Stahlblechs verbessert die Hafteigenschaften von<br />
Klebstoffen und Haftvermittlern. Links die Gefügeübersicht, rechts die nanoporöse Zinkoxidstruktur.<br />
Bild: LWK, Universität Paderborn<br />
Für die finanzielle Förderung im Rahmen des<br />
Forschungsprojektes „HyOpt“ (www.hyopt.de)<br />
danken die Autoren dem Europäischem Fond für<br />
Regionale Entwicklung (EFRE) der EU,<br />
dem Land Nordrhein-Westfalen sowie dem<br />
Projektträger Jülich (PTJ) für die Betreuung.<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
In der Laserschweißzelle CT-Conni ist auch Kuka drin<br />
Laserschweißen wie<br />
mit dem Roboter<br />
Leichtbau | Für komplexe Leichtbauteile bietet die<br />
Laserschweißzelle CT-Conni von Conntronic ein großes<br />
Plus: Die Bahnen lassen sich so einfach wie bei<br />
einem Roboter programmieren dank kombinierter<br />
Linear achsen- und Robotersteuerung.<br />
Konventionell werden Strukturbauteile gegossen.<br />
Deutlich Gewicht sparen lässt sich,<br />
wenn man sie stattdessen aus gestanzten<br />
Blechteilen zusammensetzt. Bis zu 20 % des<br />
Bauteilgewichts lassen sich so einsparen.<br />
Lasertechnologie ermöglicht dafür schlanke<br />
Schweißnähte. Sie stellt aber auch hohe<br />
Anforderungen: Komplexe 3D-Nähte<br />
machen eine hochwertige und präzise Steuerung<br />
erforderlich. Und das Laserschweißen<br />
muss auf verzinkte Bleche abgestimmt sein,<br />
die aus Korrosionsschutzgründen im Fahrzeugbau<br />
die Regel sind.<br />
Für solche Anwendungen hat Conntronic<br />
den Schweißprozess mit dem Laserhersteller<br />
Laserline optimiert. Wegen der niedrigen<br />
Die Laserzelle CT-Conni<br />
ermöglicht es, flexibel<br />
kleine Bauteile mit<br />
komplizierten Schweißnahtverläufen<br />
zu<br />
fertigen – und lässt<br />
sich modular ausbauen.<br />
Bilder: Conntronic<br />
Verdampfungstemperatur von Zink bei<br />
906 °C setzt die Schweißwärme einen vehementen<br />
Verdampfungsprozess in Gang, der<br />
die Nahtqualität durch extreme Schweißspritzer<br />
und Porenbildung sehr in Mit -<br />
leidenschaft zieht. Dazu entstehen giftige<br />
Zinkoxiddämpfe. „Für die Zinkdämpfe<br />
verwenden wir eine Absauganlage mit Precoatiereinheit“,<br />
berichtet Siegfried Wonka,<br />
Vertriebsleiter bei Conntronic.<br />
Der Laserschweißprozess erfordert eine<br />
hohe Bahngenauigkeit, andererseits verlangen<br />
Unternehmen trotz komplexer Schweißbahnen<br />
eine einfache Programmierung.<br />
„Laserschweißanlagen, die auf Linear -<br />
achsen basieren, haben eine hochpräzise<br />
NC-Steuerung und benötigen speziell geschultes<br />
Personal“, erklärt Siegfried Wonka.<br />
„Eine Robotersteuerung mit einem konventionellen<br />
Roboterbediengerät ist günstiger<br />
und bedienerfreundlich. Wir haben es<br />
geschafft, beides zu kombinieren.“<br />
Um die komplexen Schweißbahnen abfahren<br />
zu können, verfügt die neue Schweißzelle<br />
über bis zu fünf Prozessachsen und zwei<br />
optionale Achsen für die Laserschutzhaube.<br />
Dabei bauen die Grundachsen nicht auf -<br />
einander auf wie bei einem Roboter, sondern<br />
die y- ist von der x-Achse getrennt. Steuerungstechnisch<br />
musste dafür eine Fremdkinematik<br />
mit fünf Achsen durch ein mathematisches<br />
Modell neu beschrieben werden. Viele<br />
Robotersteuerungen erlauben es nicht, das<br />
mathematische Modell zu ändern, und stoßen<br />
bei mehr als vier Achsen an Grenzen.<br />
Dem Lösungsansatz bei der CT-Conni<br />
liegt ein Entwicklungsprojekt mit Kuka zugrunde,<br />
bei dem ein komplett neues Modell<br />
in die Robotersteuerung KRC4-ck implementiert<br />
wurde. Hierauf wurden Maschinendaten<br />
erstellt und die Antriebsdaten ausgearbeitet.<br />
Die Achsen verfügen über eine<br />
maximale Beschleunigung von 10 m/s 2 und<br />
einer maximalen Geschwindigkeit von bis<br />
zu 30 m/min. Das ermöglicht kurze Takt -<br />
zeiten und hohe Flexibilität in der Prozessgestaltung.<br />
Die Ernst Klimmer GmbH<br />
beispielsweise, Spezialist für Stanz- und Umformtechnik,<br />
hat sich für die neuentwickelte<br />
Laserschweißzelle CT-Conni entschieden,<br />
um hohe Anforderungen im Automobilbau<br />
effizient zu bedienen.<br />
Die Laserzelle ist flexibel: Bauteile<br />
können manuell oder automatisiert ein -<br />
gelegt werden. Durch Verkettungen lassen<br />
sich weitere Prozesse kombinieren. Handlingsroboter<br />
und die CT-Conni sprechen die<br />
gleiche Sprache. Muss die Laserzelle produktionsbedingt<br />
verlagert werden, reicht es,<br />
sie einfach zu versetzen. Weiter bietet der<br />
modulare Aufbau dem Nutzer einen großen<br />
Gestaltungsspielraum. Zum Beispiel kann er<br />
frei unter marktgängigen Lasern und<br />
Schweißoptiken wählen. Dank ihres Modulbaukastens<br />
lässt sich die Laserzelle ohne<br />
großen Aufwand an neue Produktions -<br />
bedingungen anpassen. •<br />
Dr. Barbara Stumpp<br />
Fachjournalistin in Freiburg<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 57
technik & wissen<br />
Projekt GoHybrid optimiert Hybridverbindungen<br />
Kleben – die hohe<br />
Kunst im Leichtbau<br />
Hybridleichtbau | Wo Leichtmetalle und Faser -<br />
verbund-Kunststoffe „hybrid“ verklebt werden, können<br />
hohe Temperaturdifferenzen zu Eigenspannungen<br />
und Versagen führen. Wie dieses Problem zu<br />
lösen ist, erforscht seit Frühjahr 2020 das Fraun -<br />
hofer LBF mit Partnern im Verbundprojekt GoHybrid.<br />
der industriellen Anwendung von Hybridverbindungen<br />
bei sicherheitsrelevanten Komponenten“, betont Jens-<br />
David Wacker, der das Projekt GoHybrid am Fraun -<br />
hofer LBF betreut. Und zwar deswegen, weil die<br />
gewonnenen Erkenntnisse „sich nicht nur auf verschiedene<br />
automobile Komponenten wie beispiels weise<br />
Querlenker und Achsen übertragen lassen, sondern insbesondere<br />
auch im Aerospace-Bereich und weiteren<br />
Branchen angewendet werden können“, so Wacker.<br />
In dem Projekt passt das Forscherteam prinzipiell<br />
bestehende, jedoch noch nicht großserientaugliche,<br />
stoffschlüssige Verbindungstechnologien an. Dies geschieht<br />
vor allem durch gestalterische Maßnahmen an<br />
den hybriden Werkstoffsystemen, um unterschiedlichste<br />
Einsatzbereiche zu erschließen.<br />
Skizze einer hybriden<br />
Klebverbindung. Die<br />
Pfeile deuten an, dass<br />
bei Temperaturänderungen<br />
mit Verzugserscheinungen<br />
zu rechnen ist<br />
wegen unterschiedlicher<br />
Wärmeausdehnungs -<br />
koeffizienten.<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
Im Zuge der Mischbauweise mit Leicht metallen und<br />
Composite-Materialien rücken „hybride Klebverbindungen“<br />
in den Fokus. Die Anforderungen sind hoch:<br />
Vor allem bei hohen strukturellen Lasten reicht die<br />
Wahl des Klebstoffs nicht mehr aus, um die auftretenden<br />
Eigenspannungen auszugleichen. Es wird notwendig,<br />
die Gestaltungsparameter der Verbindung und der<br />
Fügepartner als System in Gesamtheit zu betrachten.<br />
Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und<br />
Systemzuverlässigkeit LBF untersucht dies gemeinsam<br />
mit Partnern in dem im Frühjahr 2020 gestarteten<br />
Forschungsprojekt GoHybrid.<br />
Ziel des Projektes ist es, durch Gestaltung, Materialauswahl<br />
und -aufbau die Beanspruchungen in der stoffschlüssigen<br />
Hybrid-Verbindung aus Aluminium und<br />
faserverstärkten Kunststoffen (FKV) so zu reduzieren,<br />
dass ein relevantes Leichtbaupotential erschlossen<br />
werden kann. Instrumente dafür sind konstruktive<br />
Methodiken ebenso wie gezielte Modell bildungen und<br />
Simulation und auch die Klebstoffforschung.<br />
„Als Ergebnis dieses Projektes erwarten wir eine<br />
signifikante Steigerung der Marktdurchdringung und<br />
Demonstrator: Rad mit Composite-Felge<br />
Die Umsetzbarkeit und Zuverlässigkeit von Klebverbindungen<br />
unter hohen Betriebs lasten und Temperaturen<br />
soll an einem PKW-Hybridrad mit einem Radstern aus<br />
Aluminium und einer Felge aus faser verstärktem Kunststoff<br />
demonstriert werden. Insbesondere bei Rädern<br />
gibt es solche Klebverbindungen noch nicht. Üblicherweise<br />
werden Räder in hybrider Bauweise aus CFK-<br />
Felge und Aluminium-Stern mit mechanischen Elementen<br />
wie Schrauben gefügt.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojektes GoHybrid<br />
stehen beim Fraunhofer LBF in Darmstadt die Entwicklung<br />
von Gestaltungslösungen der Hybridverbindung<br />
und die experimentelle Untersuchung im Fokus. Dazu<br />
sollen unterschiedliche Verbindungsproben unter<br />
thermischen und zyklischen Beanspruchungen geprüft<br />
werden. Die Expertise des Instituts basiert auf langjähriger<br />
Erfahrung der Lösungsfindung und Prüfung von<br />
strukturellen Komponenten wie Rädern, die hohen<br />
Betriebslasten und thermischen Einflüssen durch die<br />
Temperatur der Bremsen ausgesetzt sind.<br />
Großserien sind im Fokus<br />
Als Projektergebnis erhoffen sich die Wissenschaftler<br />
am LBF verkürzte Entwicklungszeiten, effizientere Fertigung,<br />
günstigere Produkte und höhere Ressourceneffizienz<br />
bei gleichbleibender Sicherheit. „Schlussendlich<br />
geht es um die Entwicklung großserientauglicher, stoffschlüssiger<br />
Verbindungstechnologien für hybride Werkstoffsysteme,<br />
die Anwendung in verschiedenen Einsatzbereichen<br />
finden können – und das mit hoher Individualisierung<br />
und hoher Variantenvielfalt“, so Wacker.<br />
Neben dem Fraunhofer LBF sind am Verbund -<br />
forschungsprojekt GoHybrid die Otto Fuchs KG, die<br />
Inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene<br />
Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH, die<br />
Invent Innovative Verbundwerkstoffe Realisation und<br />
Vermarktung neuer Technologien GmbH, Dupont<br />
Transportation & Industrial und die TÜV Süd Product<br />
Service GmbH beteiligt. (os)<br />
•<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Firmen und Institute mit renommierten Namen arbeiten<br />
im Projekt GoHybrid zusammen – ein Hinweis darauf,<br />
welche Bedeutung hybride Klebverbindungen für den<br />
Leichtbau haben werden. Bild: Fraunhofer LBF<br />
Leichtbau mit Druckguss<br />
Druckgussteile aus Aluminium- und<br />
Magnesium haben Zukunft in der<br />
E-Mobilität – jedenfalls wenn es<br />
nach Tesla-Chef Elon Musk geht.<br />
„Alle Elektro-Autos werden in<br />
Zukunft so aussehen“, erklärte er,<br />
als er beim „Tesla Battery Day<br />
2020“ das größte Druckgussteil der<br />
Welt präsentierte: Musk will die<br />
gesamte Fahrzeugkarosserie seiner<br />
kommenden Modelle erst aus wenigen<br />
und später aus nur einem einzigen<br />
Druckgussteil fertigen.<br />
Diesen Umstand nützt die Hochschule<br />
Aalen, um auf ihre Expertise<br />
in Forschung und Lehre hinzuweisen:<br />
„Das Druckgießverfahren ist<br />
der schnellste Weg von der flüssigen<br />
Schmelze zum fertigen Teil“, sagt<br />
Prof. Lothar Kallien, Leiter Gießereilabor.<br />
„In unserem Labor stehen<br />
allein drei Druckgießmaschinen für<br />
Lehr- und Forschungsvorhaben zur<br />
Verfügung.“ Die Technologie wird<br />
im Bachelorstudiengang Maschinenbau/Produktion<br />
und Management<br />
sowie im Masterstudiengang<br />
Leichtbau praktisch gelehrt.<br />
Die Aalener sind in die Musk-Pläne<br />
gut eingeweiht : Aktuell bestehe eine<br />
Auto karosserie aus bis zu 100 Teilen,<br />
die kosten- und energieintensiv<br />
zusammengefügt werden, erklären<br />
sie. Teslas neue Konstruktions -<br />
methode soll diesen Produktionsaufwand<br />
immens senken. Der US-<br />
Autohersteller will Modelle wie das<br />
neue Model Y mit seiner „Unibody<br />
Casting Machine“, der größten<br />
Druckgussmaschine der Welt, aus<br />
nur einer Handvoll Teilen fertigen.<br />
Tesla habe dazu eine neuartige<br />
Aluminiumlegierung entwickelt, die<br />
nach Musk ohne Hitzeeinwirkung<br />
verarbeitet werden könne. Als finaler<br />
Schritt soll eine Karosserie aus<br />
einem einzigen Stück aus diesem<br />
Verfahren hervorgehen, der „Tesla-<br />
Unibody“. Dazu braucht das Unternehmen<br />
hervorragend qualifizierte<br />
Ingenieure – und die könnten aus<br />
Aalen kommen.<br />
(os)<br />
Im Gießereilabor der Hochschule Aalen werden Studierende als Druckguss-Ingenieure ausgebildet.<br />
Solche Fachleute sind auch bei Tesla gesucht. Bild: Rainer Pfisterer<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 59
technik & wissen<br />
Wie Weber Ultrasonics seine Ultraschallschweißgeräte optimierte<br />
Schneller schweißen<br />
dank Pneumatikplatte<br />
Ultraschallschweißen | Höhere Präzision, kürzere<br />
Zykluszeiten und geringerer Wartungsaufwand – all<br />
dies gelang der Weber Ultrasonics AG bei ihren Ultraschweißgeräten<br />
mit maßgeschneiderten Pneumatik -<br />
lösungen von Konstandin: Individuelle Pneumatikplatten<br />
ersetzen die bisher übliche Verschlauchung.<br />
Die individuelle Konstandin-Pneumatikplatte basiert<br />
auf dem Modell ZK3133. Sie kommt ohne Druckluftschläuche<br />
aus und arbeitet durch das eingebaute<br />
Proportionalventil sehr präzise. Bild: Konstandin<br />
Die Ultraschallschweißgeräte von Weber Ultrasonics verzichten auf eine Verschlauchung und sind so<br />
in Montage und Betrieb deutlich weniger störanfällig. Bild: Weber Ultrasonics<br />
Das Ultraschallschweißen gilt als elegante<br />
Methode, um nicht-metallische Materialien<br />
wie thermoplastische Kunststoffe zu verbinden.<br />
Die Weber Ultrasonics AG setzt auf<br />
diese Technologie seit Beginn ihres Bestehens.<br />
Mit ihr lassen sich Kunststoffteile<br />
ohne Einsatz von Klebern oder Chemikalien<br />
zusammenfügen – etwa auch Alltagsgegenstände<br />
wie Spielzeug, Haushaltsgeräte und<br />
Auto-Funkschlüssel. „Durch die Über -<br />
tragung von hochfrequenten, mechanischen<br />
Schwingungen im Bereich von 20 bis<br />
35 kHz wird der Kunststoff an den<br />
Kontaktflächen erwärmt und plastisch verformbar“,<br />
erklärt Christian Unser, Vorstand<br />
bei Weber Ultrasonics. „Die beiden aneinanderzufügenden<br />
Flächen verschmelzen dadurch<br />
auf molekularer Ebene, was zu einer<br />
absolut stabilen Verbindung führt.“ Die<br />
Sonotrode an der Spitze des Schweißkopfes<br />
überträgt die entstandenen Schwingungen<br />
auf die Werkstücke.<br />
Entscheidend ist das genaue Arbeiten der<br />
Sonotrode. Diese ist jedoch nur gegeben,<br />
wenn die schnelle Abfolge von Triggerkraft,<br />
Schweißkraft und Haltekraft präzise durch<br />
die Pneumatikeinheit eingehalten wird.<br />
„Während die Triggerkraft dafür sorgt, dass<br />
die Werkstücke vorgepresst werden, setzt<br />
die Schweißkraft beim eigentlichen Ver -<br />
bindungsprozess der Kunststoffteile ein“,<br />
erklärt Unser. „Die Haltekraft sorgt für ein<br />
Erkalten der Schmelze unter Druck und<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
erhöht dadurch die Qualität der Schweißverbindung.“<br />
Da herkömmliche Pneumatikeinheiten<br />
oftmals keine Fein-Regulierung ermöglichen,<br />
kann es bei der Ausübung der Kräfte<br />
zu einem ungenauen Verlauf kommen. Das<br />
wiederum wirkt sich direkt auf die Schweißkraft<br />
aus und hat ungleichmäßige Verbindungen<br />
zur Folge. „Der Vorgang des<br />
Schweißens soll beispielsweise bei einem<br />
Funkschlüssel nur etwa 0,5 Sekunden dauern“,<br />
so Unser. „Gleichzeitig wird dieser<br />
Prozess cirka 40 mal pro Minute wiederholt.“<br />
Die Pneumatikkomponenten sind jedoch<br />
in der Regel mit Schläuchen versehen,<br />
sodass sich die Wege für die Druckluft und<br />
damit auch die Zykluszeit verlängern.<br />
„Zudem mussten wir bisher die Pneumatikeinheiten<br />
unserer Schweißgeräte selbst<br />
zusammenbauen“, berichtet Unser. „Diese<br />
bestanden aus mehreren Kleinteilen wie<br />
Ventilen und Schrauben.“ Das ermöglicht<br />
Fehler beim Montieren. Die Schläuche wiederum<br />
waren anfällig für Knicke, was beim<br />
Schweißen zu Problemen bei der Druckzufuhr<br />
oder sogar zu Leckagen führen konnte.<br />
Ausfallzeiten und Verzögerungen im Betrieb<br />
wurden dadurch unvermeidlich.<br />
Um diesen Problemen zu begegnen,<br />
wandte sich Weber Ultrasonics an die<br />
Konstandin GmbH, die als Spezialist für<br />
Pneumatik und Pneutronik langjährige<br />
Erfahrung mit kompakten Bauteilen im<br />
Druckluftbereich hat. Als Lösung wurde<br />
eine individuelle Pneumatikplatte auf Basis<br />
des Modells ZK3133 konzipiert, die auf<br />
Schläuche zur Leitung der Druckluft verzichtet<br />
und dank eines eingebauten Proportionalventils<br />
extrem präzise arbeitet.<br />
„Über dieses lässt sich die Druckluft zur<br />
Steuerung der benötigten Kräfte mit maximaler<br />
Genauigkeit von 0,<strong>01</strong>2 bar regulieren.<br />
Realisiert wird das über eine Piezo-<br />
Ansteuerung in Abhängigkeit von der elektrischen<br />
Spannung“, erklärt Mathias Kraft,<br />
Leiter Technik bei Konstandin. „Sie stellt<br />
sicher, dass die Sonotrode weder zu fest<br />
noch zu sanft auf dem Werkstück aufsitzt, je<br />
nachdem, in welcher Phase des Schweißprozesses<br />
sich die Anlage befindet.“<br />
Gleichzeitig bieten das kompakte Design<br />
der Platte und die schlauchlose Konstruk -<br />
tion den Vorteil, dass die benötigte Luft<br />
ohne Umwege zugeführt werden kann. Das<br />
Umschalten zwischen den einzelnen Kräften<br />
erfolgt schneller. Die Zykluszeit verringert<br />
sich und es lassen sich mehr Schweißvorgänge<br />
in der gleichen Zeit durchführen.<br />
Durch den Verzicht auf eine Verschlauchung<br />
entfallen auch die Risiken von Leckagen<br />
und abgeknickten Leitungen. Die<br />
komplette Druckluftverteilung findet direkt<br />
durch Kanäle innerhalb der Pneumatik -<br />
platte statt. „Ein weiterer Vorteil ist die<br />
einfache Bauweise und Fertigung aus einer<br />
Hand ohne Beteiligung von fremden<br />
Herstellern“, so Kraft. Die Montage bei<br />
Weber gestaltet sich dadurch besonders<br />
leicht: „Da die Platte keine Schläuche benötigt<br />
und nur ein einziges elektrisches Kabel<br />
aufweist, das angeschlossen werden muss,<br />
können hier praktisch keine Fehler unterlaufen“,<br />
bestätigt Unser. „Das gewährleistet<br />
einen zuverlässigen Betrieb.“<br />
Auch die Wiederholgenauigkeit ist mit<br />
der Pneumatikplatte sichergestellt. Dank<br />
eines zusätzlichen Fein-Druckreglers kommt<br />
es bei der Einstellung von Trigger-, Schweißund<br />
Haltekraft auch nach zahlreichen<br />
Arbeitsgängen nicht zu Ungenauigkeiten in<br />
Bezug auf die Parameter. Die pneumatische<br />
Regulierung des Schweißprozesses verläuft<br />
präzise, schnell und 100-prozentig wiederholgenau,<br />
sodass ein exaktes Umschalten<br />
von einer spezifischen Kraft auf die nächste<br />
im Millisekundenbereich möglich ist. Die<br />
gleichbleibenden Ergebnisse sichern wiederum<br />
die Effizienz der ganzen Anlage, da es zu<br />
fast keinem Ausschuss an fehlerhaft geschweißten<br />
Produkten kommt.<br />
„Wir haben bereits vor diesem Projekt<br />
mehrere Kooperationen mit Konstandin<br />
erfolgreich durchgeführt und dabei immer<br />
sehr gute Erfahrungen gemacht“, fasst<br />
Unser zusammen. „Neben den überzeugenden<br />
Produkten wie der Pneumatikplatte<br />
beeindruckten uns die kurzen Entscheidungswege,<br />
konstruktive Lösungsvorschläge<br />
sowie eine detaillierte Dokumentation<br />
der Prozesse. Weitere gemeinsame Projekte<br />
sind bereits in Planung.“ •<br />
Julian Carlos Betz<br />
Journalist in München<br />
Eine Playmobil-Figur in der Mache: Die Sonotrode an der Spitze des Schweißkopfes überträgt beim<br />
Schweißvorgang die entstandenen Schwingungen auf das jeweilige Werkstück. Bild: Weber Ultrasonics<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 61
technik & wissen<br />
Die Modelle der Blue-<br />
Evolution-Reihe sind<br />
eine wirksame Waffe<br />
gegen Bakterien, Keime<br />
und Viren – ideal für<br />
die Reinigung von<br />
Sanitärräumen. Bild:<br />
Lukas Schulze/Beam<br />
Innovative Dampfsaugsysteme ohne Chemie<br />
Heißer Trockendampf<br />
sorgt für mehr Sicherheit<br />
Arbeitsschutz | Mit den Dampfsaugsystemen des Herstellers Beam<br />
können Unternehmen etwas für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter tun.<br />
Die Modelle sorgen für hygienisch reine Arbeitsbühnen und Leitern<br />
und steigern so die Arbeitssicherheit im betrieblichen Umfeld.<br />
Die Dampfsaugsysteme der Baureihen Blue Evolution<br />
S+ und Blue Evolution XL+ arbeiten mit bis zu 180<br />
Grad heißem Trockendampf und lösen nach eigenen<br />
Angaben auch den härtesten Schmutz rückstandslos.<br />
Nach der Reinigung sind die Flächen sofort wieder trocken<br />
und können ohne Rutschgefahr begangen werden.<br />
Da bei der Prozedur auch Bakterien, Keime und Viren<br />
keine Chance haben, eigenen sich die Systeme gut für<br />
die Reinigung von Aufenthaltsräumen und Kontaktflächen<br />
wie Geländer oder Türklinken. „Natürlich kommt<br />
es in der Industrie in erster Linie auf die Beschleunigung<br />
der Abläufe an“, sagt Robert Wiedemann, Geschäftsführer<br />
der beam GmbH. „Die Prozessoptimierung darf<br />
aber auf keinen Fall auf Kosten der Arbeitssicherheit gehen.<br />
Nur saubere Bodenbeläge, Leitern und Treppen<br />
bieten die nötige Sicherheit.“ Prävention ist nach Ansicht<br />
von Wiedemann enorm wichtig. Kein Unternehmen<br />
könne es sich leisten, dass Mitarbeiter durch einen<br />
Unfall für längere Zeit ausfallen.<br />
In ölverschmierten, nassen und staubigen Arbeitsbereichen<br />
sind Trittauflagen nach dem strengen R13-Standard<br />
das Maß aller Dinge. Sie erfüllen die strengen Vorgaben<br />
der höchsten Bewertungsgruppe für Rutschhemmung<br />
und sorgen für einen sicheren Tritt und komfortablen<br />
Stand – vorausgesetzt, die rauen Beläge werden<br />
im industriellen Alltag auch sauber gehalten. Verschmutzungen<br />
setzen sich hier besonders hartnäckig fest<br />
und sind auf die herkömmliche Art mit Eimer, Lappen<br />
und Bürste kaum wegzubekommen. „R13-Beläge haben<br />
einen neuen Benchmark für die Sicherheit in sensiblen<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Bereichen gesetzt“, betont Marco Wiedemann, ebenfalls<br />
Geschäftsführer der Beam GmbH aus Altenstadt. „Aber<br />
was nützen solche Errungenschaften, wenn sie im betrieblichen<br />
Alltag verschmutzt sind und ihren eigentlichen<br />
Zweck nicht erfüllen können?“ Unternehmen seien<br />
deswegen hier in der Pflicht, mit einer effektiven Reinigung<br />
für Arbeitssicherheit zu sorgen.<br />
Die genannten Dampfsaugsysteme kommen ohne<br />
Reinigungsmittel aus und arbeiten mit einer Leistung<br />
von maximal 7200 Watt, einem Dampfdruck bis zu 12<br />
bar und einem 180 Grad heißen Trockendampf, mit<br />
dem auch hartnäckiger Schmutz rückstandslos entfernt<br />
wird. Dabei erledigen die Multifunktionsgeräte vier<br />
Schritte in einem, nämlich Dampfen, Wischen, Saugen<br />
und das Abtöten von Keimen.<br />
Die Blue-Evolution-Reihe bietet einen hohen Reinigungsgrad,<br />
der wissenschaftlich belegt ist. So werden<br />
die Dampfsaugsysteme nicht nur dem strengen HACCP-<br />
Standard gerecht, sondern überzeugen auch beim sogenannten<br />
Vier-Felder-Test. Die Modelle töten 99,9 Prozent<br />
der Keime und Bakterien ab und inaktivieren auch<br />
Viren. Das ist vor allem bei der Reinigung von Kontaktflächen<br />
wie Türklinken und Maschinen-Schaltflächen<br />
wichtig, aber auch in Sozial- und Sanitärräumen von<br />
Unternehmen. Hier punkten die Systeme zusätzlich mit<br />
ihrem UVC-Blaulichtfilter, der aufgesaugte Keime und<br />
Bakterien im Wasserfilter abtötet. So wird bei jedem<br />
Reinigungsvorgang auch die Raumluft mit gereinigt.<br />
„Krankheitserreger haben mit unseren Dampfsaugsystemen<br />
keine Chance“, schwört Marco Wiedemann.<br />
„Das ist spätestens seit Corona nicht nur in den Produktionshallen,<br />
sondern auch in den Aufenthaltsräumen der<br />
Betrieben enorm wichtig.“ Mit einer hohen Reinigungsleistung<br />
sorgen die Geräte hier für Hygiene und schalten<br />
Viren wirkungsvoll aus. In Zeiten der Pandemie erzeugt<br />
das bei den Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit.<br />
Für jede Anwendung das<br />
richtige Modell<br />
Nur mit sauberen Arbeitsbühnen und Leitern lassen sich Unfälle vermeiden und die<br />
Arbeitssicherheit im Unternehmen steigern. Bild: Beam<br />
Mit der Blue-Evolution-Serie erobert die Beam GmbH derzeit eine<br />
Branche nach der anderen. Die Palette reicht von der Lebensmittelproduktion<br />
über die Hotellerie und Gastronomie bis hin zu Industrie<br />
und Handwerk. Je nach Anforderung kann der Anwender aus<br />
drei Varianten wählen. Der Blue Evolution S+ schafft eine Leistung<br />
von 3500 Watt und arbeitet mit einem Druck bis zu 8,0 bar sowie<br />
einer Dampftemperatur von maximal 170 Grad. Ein echtes Kraftpaket<br />
ist der Blue XL+ mit Kraftstromanschluss. Hier liegen die<br />
Maximalwerte bei 10,0 bar, 180 Grad und 7200 Watt.<br />
Speziell zur Maschinenreinigung bietet der Hersteller den Blue Evolution<br />
XXL an. Der Dampfreiniger arbeitet mit einem Druck von<br />
10,0 bar und einem Minimum an Feuchtigkeit, sodass Kugellager,<br />
Umlenkrollen und Kettenantriebe geschont werden. Die Multifunktionsgeräte<br />
verfügen über verschiedene Aufsatzdüsen und ihr<br />
Dampfdruck kann so reguliert werden, dass sich alle Oberflächen<br />
gründlich und schonend säubern lassen. Alle Modelle besitzen ein<br />
zusätzliches Heißwassermodul für hartnäckige Verschmutzungen.<br />
Die Dampfsaugsysteme kommen ohne Reinigungsmittel aus und sorgen<br />
für Sauberkeit und Sicherheit im betrieblichen Umfeld. Bild: Beam<br />
Optional ist die Blue-Evolution-Reihe mit einem acht<br />
Meter langen Schlauch erhältlich, der speziell für den<br />
industriellen Einsatz entwickelt wurde und die Dampfund<br />
Saugreichweite erweitert. Das ist vor allem bei der<br />
Reinigung von großen Anlagen hilfreich. Mit dem längeren<br />
Schlauch kann zudem auf mehreren Ebenen gearbeitet<br />
werden, ohne das gesamte Gerät transportieren<br />
zu müssen. Wahlweise können die Dampfsaugsysteme<br />
auch mit einem zehn Meter langen Schlauch und einer<br />
speziellen Dampfsprühlanze geliefert werden. Das lohnt<br />
sich bei der Reinigung von großen Gewinden oder<br />
schwer zugänglichen Ecken und Kanten. (us) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 63
Zum Portfolio der NTN<br />
Antriebstechnik gehören<br />
Seitenwellen und weitere<br />
Komponenten für den<br />
Automobilbau. Der<br />
Zulieferer musste wegen<br />
steigender Nachfrage<br />
sein Lager in Gardelegen<br />
erweitern und digitali -<br />
sieren. Bilder: NTN<br />
Antriebstechnik<br />
Automobilzulieferer setzt auf chaotische Lagerhaltung<br />
Etiketten verkürzen<br />
Wege und Durchlaufzeiten<br />
Ident-Technik | Die NTN Antriebstechnik erweitert und digitalisiert ihr<br />
Lager in Gardelegen und baut die Produktionslogistik neu auf. Eine<br />
wichtige Voraussetzung dafür sind barcodierte Schilder, Etiketten und<br />
Bodenmarkierungen des Kölner Ident-Spezialisten Onk.<br />
Gardelegen in Sachsen-Anhalt ist der Sitz der NTN Antriebstechnik,<br />
die zum weltweit agierenden japanischen<br />
NTN-Konzern gehört. Rund 200 Mitarbeiter produzieren<br />
hier auf verketteten, computergesteuerten Fertigungsstrecken<br />
im Jahr fast 2 Mio. Seitenwellen und<br />
Festgelenke für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. „Mit<br />
der wachsenden Zahl an Neukunden stieg auch die<br />
Menge der vorgehaltenen Rohwaren inklusive der Fertig-<br />
und Halbfertigteile,“ erläutert Hannes Pöls, Lagerleiter<br />
bei der NTN Antriebstechnik. „Die höhere Komplexität<br />
lässt sich nur mit einer Lagerverwaltungs-Software<br />
beherrschen.“<br />
Derzeit wird das Lager in Gardelegen den neuen Anforderungen<br />
angepasst. Im ersten Schritt wird die Lagerkapazität<br />
auf 3800 Stellplätze erweitert und zudem die<br />
Losgrößen optimiert, um die Ladungsträger besser nutzen<br />
zu können. Mit der Inbetriebnahme der neuen Software<br />
wird das Lager dann von der statischen auf eine<br />
chaotische Lagerhaltung umgestellt. „Allein durch die<br />
dynamische Lagerhaltung können wir unsere Kapazitätsauslastung<br />
um bis zu 40 Prozent steigern“, versichert<br />
Pöls.<br />
Damit die verschiedenen Arbeitsschritte gebündelt<br />
und effizienter durchgeführt werden können, wurde in<br />
Gardelegen zudem eine Produktionslogistik aufgebaut.<br />
Statt wie bisher holen nicht mehr die Werker aus der<br />
Produktion die benötigten Materialien aus dem Lager,<br />
sondern das übernehmen jetzt die Mitarbeiter in der Logistik.<br />
So kann sich die Fertigung auf die eigentliche Produktion<br />
fokussieren. Für diese Umstellung musste zusätzliches<br />
Personal eingestellt und eingearbeitet werden.<br />
Die Lagermitarbeiter, deren Schicht an die der Produktionsmitarbeiter<br />
angeglichen ist, stellen jeweils die für eine<br />
komplette Schicht benötigten Rohmaterialien und<br />
Halbfertigteile bereit. Damit die Werker in der Produktion<br />
schnell auf das richtige Material zugreifen können,<br />
sind in der Fertigung die Flächen mit farbigen Bodenmarkierungen<br />
gekennzeichnet. Die Farbe Blau wurde<br />
dem Rohmaterial zugeordnet, Orange den Halbfertigteilen<br />
und Grün den Fertigteilen. Letztere werden von den<br />
Lagermitarbeitern abgeholt und versandfertig gemacht.<br />
Die Bereitstellung der Materialien erfolgt anhand des<br />
Fertigungsplans der jeweiligen Schicht. Der Logistikmitarbeiter<br />
hält sich dabei an seine Kommissionierliste, mit<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
technik & wissen<br />
Die Stellplätze im Bodenlager sind mit selbstklebenden Bodenmarkierungen<br />
aus PVC-Hartfolie beschriftet.<br />
der er das benötigte Material zusammenstellt. Bei einigen<br />
Fertigungslinien wird aber auch nach dem Kanban-<br />
Prinzip gearbeitet. In diesem Fall erfolgt die Bereitstellung<br />
anhand des tatsächlichen Verbrauchs. Um den zu<br />
ermitteln, fährt ein Logistikmitarbeiter regelmäßig eine<br />
Runde durch die Produktion und füllt die Bereitstellungsflächen<br />
auf, wenn dort wieder Platz ist. „Das ist ein<br />
einfaches, aber effektives Verfahren, das den Aufwand<br />
für Kommunikation und Planung reduziert“, so Pöls.<br />
Rohmaterialien eignen sich für die Blocklagerung,<br />
Fertig- und Halbfertigteile jedoch nicht. Deswegen wurden<br />
neue Regale aufgebaut und moderne Handscanner,<br />
sogenannte MDE-Geräte, angeschafft, um damit die<br />
Stellplatze zu scannen. Um die Kennzeichnung mit den<br />
spezifischen Gegebenheiten vor Ort abzustimmen, hatten<br />
sich die Verantwortlichen bei NTN die Etiketten<br />
mehrerer Anbieter zuschicken lassen, um die Layouts<br />
und insbesondere die verschiedenen Barcodes zu testen.<br />
Am Ende entschied sich Hannes Pöls für den Köllner<br />
Hersteller Onk, weil ihn die fachliche Kompetenz des<br />
Vertriebsleiters und das Design der Produkte überzeugten.<br />
Der geplante Besichtigungstermin vor Ort musste<br />
wegen Corona entfallen. Die Abstimmung erfolgte deswegen<br />
per Telefon und über den Austausch von Bildern<br />
und Mustern.<br />
Die Grundstruktur in den Regallagern wird von<br />
Gangschilder vorgegeben, die gut sichtbar an den Stirnseiten<br />
der Regale befestigt sind. Für die bis zu vier Meter<br />
hohen Regale haben die Spezialisten aus Köln farbige<br />
Man-Down-Etiketten produziert und geliefert. Sie<br />
sind auf der untersten Traverse befestigt, sodass die<br />
Staplerfahrer auch die höheren Ebenen direkt vom Boden<br />
aus scannen können. Auf jedem Etikett sind maximal<br />
fünf QR-Codes und die klarschriftliche Stellplatzbezeichnung<br />
nebeneinander abgedruckt. Diese Daten<br />
bilden jeweils die untere und alle darüber liegenden<br />
Ebenen ab. Damit die Logistikmitarbeiter die Barcodes<br />
den Ebenen fehlerfrei zuordnen können, ist jede andersfarbig<br />
hinterlegt, also zum Beispiel rot für die Ebene 3<br />
oder blau für Ebene 4. „Durch die Farben wird das Lager<br />
für die Mitarbeiter nicht nur übersichtlicher, sondern<br />
auch freundlicher“, freut sich Pöls. Zusätzlich zur<br />
Farbcodierung sind die Lagerebenen 1 und 2 durch<br />
Richtungspfeile ausgewiesen.<br />
Die Stellplätze in den Montage- und Rollregalen, die<br />
sich auf Mannshöhe befinden, haben an jedem Fach ein<br />
Barcodeetikett. „Da wir keine großen Flächen zum Befestigen<br />
der Etiketten hatten, mussten diese besonders<br />
klein ausfallen“, beschreibt Pöls die Anforderung. „Der<br />
QR-Code musste aber dennoch problemlos lesbar sein.“<br />
Die Ident-Profis von Onk haben deswegen den Barcode,<br />
die zugehörige sechsstellige Stellplatzkoordinate in Klarschrift<br />
und einen Richtungspfeil auf 35 mm hohe und<br />
140 mm breite Folienetiketten gedruckt und zum Schutz<br />
laminiert. Die Stellplätze im Bodenlager schließlich sind<br />
mit selbstklebenden Bodenmarkierungen aus PVC-<br />
Hartfolie beschriftet. Die Stellplatzkoordinate ist darauf<br />
als QR-Code und in Klarschrift aufgedruckt.<br />
„An der einen oder anderen Stelle gab es während<br />
der Auftragsabwicklung noch Anpassungen, aber unterm<br />
Strich war der Service von Onk wirklich gut“, fasst<br />
Lagerleiter Pöls zusammen. Der Aufbau der Produktionslogistik,<br />
die Lagererweiterung und die Kennzeichnung<br />
der Stellplätze sind mittlerweile abgeschlossen.<br />
Derzeit wird noch die Lagerverwaltungs-Software implementiert.<br />
„Sobald die in Betrieb ist und die statische<br />
Lagerhaltung auf die chaotische Lagerhaltung umgestellt<br />
wurde, können wir das Potenzial unseres digitalisierten<br />
Lagers voll ausschöpfen“, freut sich Pöls. (us) •<br />
Für die Kennzeichnung<br />
der Stellplätze in den<br />
Regallagern kommen<br />
mehrfarbige Man-Down-<br />
Etiketten zum Einsatz,<br />
mit denen sich auch<br />
Stellplätze in luftiger<br />
Höhe vom Boden aus<br />
einscannen lassen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 65
Mit dem Deckel-Tray-<br />
Packer Somic 424 DT<br />
lassen sich Produkte<br />
sammeln, gruppieren<br />
und verpacken – entweder<br />
in offene Kartons<br />
oder in Deckel-Tray-<br />
Verpackungen.<br />
Elektronische Positionsanzeigen drücken Umrüstzeiten<br />
Der Turbo<br />
für die Verpackung<br />
Automatisierung | Verpackungsmaschinen müssen<br />
flexibel sein und mit verschiedenen Packungsgrößen<br />
zurechtkommen. Das funktioniert nur mit einer intelligenten<br />
Formatverstellung. Elektronische Positionsanzeigen<br />
des Herstellers Siko erleichtern den Umstellungsprozess<br />
bei Modellen von Somic und sorgen<br />
zugleich für mehr Prozesssicherheit.<br />
Bei den Verpackungsmaschinen des Herstellers Somic<br />
wird der Karton um das Produkt in seiner Primärverpackung<br />
herumgefaltet und nicht, wie bei Modellen anderer<br />
Hersteller, mit Picker in einen vorgefalteten Karton<br />
eingesetzt. Zu der Verpackungsmaschine gehört eine<br />
Produktzuführung, mit der die Einzelprodukte in eine<br />
sogenannte Sammelgruppe gelangen. Typischerweise ist<br />
dies ein Fächersammler, der die Produkte so gruppiert,<br />
wie sie auch später im Karton stehen sollen. Je nachdem,<br />
ob es sich um eine einteilige oder zweiteilige Verpackung<br />
handelt, wird ein flacher Kartonzuschnitt von einem<br />
oder zwei Kartonmagazinen aus weitertransportiert, bis<br />
das gruppierte Produkt auf den flachen Zuschnitt geschoben<br />
werden kann. Dieser wird schließlich um das<br />
Produkt schonend herum gefaltet. In der nächsten Station<br />
wird der Artikel schließlich verdeckelt oder individuell<br />
verschlossen. Das hängt davon ab, ob es sich um eine<br />
Wraparound- oder eine Deckel-Tray-Maschine handelt.<br />
Für mögliche Formatverstellungen auf veränderte<br />
Produkt- oder Verpackungsgrößen sind in allen Maschinen<br />
des Herstellers Somic mechanische Positionsanzeigen<br />
von Siko verbaut, einem Spezialisten für industrielle<br />
Mess- und Antriebstechnik. „Mit Siko arbeiten wir bereits<br />
seit Jahren gut zusammen“, betont Dr. Johann<br />
Härtl, Leiter der Konstruktion bei Somic. „Seit rund<br />
neun Jahren setzen wir auch auf die elektronischen, busfähigen<br />
Anzeigen.“ Zuerst war das Modell AP04 im<br />
Einsatz, dann der Nachfolger AP05. Die Geräte seien<br />
kompakt und deswegen einfach in die Maschinensteuerung<br />
zu integrieren. Zudem seien die Positionsanzeigen<br />
eindeutig und gut zu lesen.<br />
Die Verstellmöglichkeiten bei den Kundenmaschinen<br />
sind unterschiedlich. Es gibt sogenannte Highrunner-Linien<br />
mit nur einer Formateinstellung, andere Anlagen<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
technik & wissen<br />
haben dagegen 20 oder 30 Formate und nutzen die volle<br />
Flexibilität aus. Manche Anwender fertigen sogar Wraparound-<br />
und Tray-Verpackungen auf einer Maschine,<br />
wenn unterschiedlichste Produkte verpackt werden<br />
müssen. Der Hersteller Somic deckt mit seinen Lösungen<br />
ein breites Spektrum ab, zu dem der Lebensmittelbereich,<br />
aber auch Non-Food, Pharmazie und Kosmetik<br />
gehören.<br />
Die Vorteile der überwachten Formatverstellung<br />
durch die Integration einer elektronischen Positionsanzeige<br />
sind kürzere Umrüstzeiten, eine ergonomische Bedienung<br />
und eine hohe Prozesssicherheit. Der Bediener<br />
wählt das jeweilige Format, das in der Maschinensteue-<br />
rung als Rezept hinterlegt ist, einfach an. Danach sendet<br />
die Maschinensteuerung die neuen Sollwerte an die zu<br />
verstellenden Anzeigen. Die hinterleuchteten LCD-Dis-<br />
plays sind gut lesbar und mit grünen und roten Status-<br />
LEDs versehen. Wenn über das Drehen einer Kurbel der<br />
korrekte Wert erreicht ist, springt die LED auf Grün um<br />
und signalisiert damit, dass die Position erreicht ist. An-<br />
dernfalls leuchtet die LED weiterhin rot und es muss<br />
nachjustiert werden. Zudem zeigen Pfeile die Richtung<br />
an, in die verstellt werden muss.<br />
Da über die Kommunikationsschnittstelle der Positionsanzeigen<br />
immer die aktuellen Positionsdaten in der<br />
Maschinensteuerung vorliegen, ist es ausgeschlossen,<br />
dass beim Wiederanfahren der Maschine fehlerhafte<br />
Einstellungen zu Qualitätsproblemen oder Beschädigungen<br />
an Maschinenteilen führen können. Die Verstelmit<br />
elektronischen Anzeigen ist gerade bei Maschilung<br />
nen mit vielen Verstellpunkten und häufigen Wechseln<br />
deutlich effizienter, denn in der Anlage sind alle Vorga-<br />
bewerte gespeichert. Die Sollpositionen müssen nicht<br />
mehr händisch aus Formatlisten herausgesucht werden.<br />
Zeit kann der Anwender aber nicht nur beim Formatwechsel<br />
sparen, sondern auch mit dem sogenannten<br />
„Quick Change Prinzip“. Dabei werden Formatteile im<br />
Die hinterleuchteten LCD-Displays lassen sich gut ablesen und sind<br />
mit grünen und roten Status-LEDs versehen. Wenn durch das Drehen<br />
der Kurbel der korrekte Wert erreicht wird, springt die LED auf Grün<br />
um und signalisiert, dass die Position erreicht ist.<br />
Ganzen in der Maschine gewechselt. Dafür reicht in der<br />
Praxis ein Schnellhebelverschluss. Der Nutzer braucht<br />
kein zusätzliches Werkzeug.<br />
„Standardmäßig sind mechanische Zähler in unseren<br />
Maschinen verbaut“, erklärt Johann Härtl. „Der Trend<br />
geht aber klar zu den elektronisch überwachten Anzeigen,<br />
zumal 90 bis 95 Prozent unserer Maschinen Formatverstellungen<br />
erfordern.“ Die Resonanz der Kunden<br />
auf die elektronisch überwachte Formatverstellung sei<br />
durchweg positiv. Etwa die Hälfte der Anwender würden<br />
bereits auf diese Variante setzen, wobei hier noch<br />
ein weiterer Anstieg zu erwarten ist. Nach Ansicht von<br />
Härtl nimmt die Digitalisierung der Maschinen nimmt<br />
weiter zu. Und mit der elektronisch überwachten Anzeige<br />
stünde ein weiterer Sensor zur Verfügung, der dabei<br />
hilft, Maschinendaten zu erfassen. „Mit dieser Technik<br />
weiß der Nutzer auch, wann er welche Charge mit welcher<br />
Einstellung gefahren hat und kann die Daten speichern“,<br />
weiß Härtl.<br />
Der nächste Ausbauschritt wäre die Vollautomatisierung<br />
der Formatverstellung über Stellantriebe. Bei den<br />
bayerischen Verpackungsprofis werden bereits erste<br />
Konzepte erprobt, denn die Anwender fordern flexiblere<br />
Maschinen und zugleich eine hohe Prozesssicherheit,<br />
um möglichst wirtschaftlich viele verschiedene Formate<br />
abbilden zu können. Je mehr Verstellpunkte es gibt und<br />
je häufiger die Formate gewechselt werden müssen, desto<br />
interessanter wird die vollautomatische Verstellung.<br />
Im Gespräch ist auch die Einbindung von IO-Link-<br />
Schnittstellen, um so die Integration in die Maschinensteuerung<br />
zu vereinfachen. Diskutiert wird außerdem<br />
die Vollautomatisierung über anbaukompatible Kompaktstellantriebe.<br />
(us)<br />
•<br />
Die elektronische<br />
Positionsanzeige AP05 –<br />
im Bild unten rechts<br />
oberhalb der Kurbel –<br />
garantiert eine korrekte<br />
Maschineneinstellung<br />
und sorgt für schnelle<br />
Umrüstzeiten.<br />
Bilder: Somic<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 67
technik & wissen<br />
PC-based Control optimiert automatisiertes Schweißen<br />
Präzisionsroboterschweißen mit<br />
„automatisierter Programmierung“<br />
Steuerungstechnik | In der Bauindustrie werden Stahlträger in wechselnden<br />
Losgrößen gefertigt. Systemintegrator AGT Robotics nutzte PC-based Control<br />
von Beckhoff für die Entwicklung eines Roboterschweißsystems, das beim<br />
US-Produzenten McCombs Steel automatisch im Rund-um-die-Uhr-Betrieb<br />
arbeitet.<br />
Stahlträger für Gebäude erfordern präzises Schweißen,<br />
um strukturelle Stabilität und öffentliche Sicherheit zu<br />
gewährleisten. Die McCombs Steel Company Inc. in<br />
Statesville, North Carolina, fertigt beziehungsweise<br />
montiert Baustahl und andere Metalle. Täglich steht das<br />
Unternehmen vor der Herausforderung, hohe Qualität<br />
bei einer möglichst schlanken Fertigung aufrechtzuerhalten.<br />
Das Roboterschweißsystem Beam-Master von<br />
AGT Robotics half dem US-Produzenten, diese Herausforderungen<br />
zu meistern.<br />
AGT Robotics implementierte als Bedienoberfläche des Roboterschweißsystems ein Multitouch-Control-Panel CP2918 von Beckhoff. Bilder: Beckhoff Automation<br />
68 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Das mithilfe von PC-based Control entwickelte<br />
Beam-Master-System verwendet die Cortex-Software<br />
von AGT mit integrierter künstlicher Intelligenz (KI)<br />
und einer Simulations-Engine zur Optimierung von<br />
Schweißplänen. Die Standardversion umfasst zwei oder<br />
mehrere servogesteuerte Drehvorrichtungen für die<br />
Stahlträger, einen Knickarmroboter, der sich parallel<br />
zum Stahlträger auf einer Schiene bewegt, und eine Bedienstation.<br />
Die kreisförmigen Rotatoren können Träger<br />
von circa 10 bis 120 cm Breite und bis zu 27,43 m<br />
Länge sowie mit einem maximalen Gewicht von 4,5 t<br />
handhaben und sich dabei um 360° drehen.<br />
Flexibilität für automatisiertes Schweißen<br />
und Programmieren<br />
Louis Dicaire, Geschäftsführer und Miteigentümer von<br />
AGT Robotics erklärt: „Das Automobilgeschäft produziert<br />
einige wenige Teile vielleicht 100.000 Mal, sodass<br />
nur wenige Roboter jahrelang dieselben Aufgaben wiederholen.<br />
Bei Baustahl aber haben die Träger, obwohl<br />
die Teile ähnliche Formen haben, unterschiedliche Breiten,<br />
Längen, Profile und Zubehörteile in unendlich vielen<br />
Kombinationen. Das hat die Einführung der Robotik<br />
in dieser Branche verlangsamt.“<br />
Um den Zeit- und Kostenaufwand für die Neuprogrammierung<br />
bei derart individuellen Teilen zu minimieren,<br />
setzte sich AGT das Ziel, ein System zu ent -<br />
wickeln, bei dem nicht nur das Schweißen, sondern<br />
auch die Programmierung selbst automatisiert werden<br />
kann. Die AGT-eigene Software Cortex importiert hierzu<br />
3D-Modelle der Stahlträger aus der in der Branche<br />
verbreiteten CAD-Software Tekla und erstellt damit<br />
vollständige Schweißpläne für die Baustahlfertigung.<br />
„Alle Verbindungsarten werden abgedeckt, egal ob<br />
Multi-Pass oder Single-Pass, Viertelzoll-Schweißnaht<br />
oder Halbzoll-Schweißnaht. Die Programmierung der<br />
Abläufe und des Stahlumdrehens erfolgen ebenfalls<br />
automatisch“, sagt Dicaire.<br />
Die Übertragung entsprechender Softwarefunktionalitäten<br />
auf eine Echtzeit-Maschinensteuerung erforderte<br />
jedoch eine ähnlich flexible Automatisierungsplattform.<br />
Diese fand AGT in der PC-basierten Steuerungstechnik<br />
von Beckhoff, als das Ingenieursteam 2<strong>01</strong>5 auf der<br />
Suche nach einem Ethercat-Master-Controller war. „Die<br />
Systemoffenheit von Beckhoff war ausschlaggebend für<br />
AGT“, sagt Ted Sarazin, Regional Sales Manager bei<br />
Beckhoff. Twincat 3 bietet eine deterministische Steuerung<br />
durch einen softwarebasierten Master für Beam-<br />
Master. Die Programmierung aller Funktionen, von<br />
PLC und Motion Control bis hin zu Safety und HMI, ist<br />
direkt in Microsoft Visual Studio integriert.<br />
Hardwareseitig nutzt die PC-basierte Steuerung des<br />
Beam-Masters platzsparende acht- und 16-kanalige<br />
Ethercat-Klemmen, Ethernet/IP-Buskoppler EK9500<br />
zur Anbindung an die Robotersteuerung sowie Twinsafe-Klemmen<br />
für integrierte funktionale Sicherheit. Letztere<br />
stellen sicher, dass sich das Bedienpersonal einem<br />
Stahlträger nur dann nähert, wenn der Roboter in dieser<br />
Zone nicht aktiv ist.<br />
Der PLC-Code läuft auf einem Embedded-PC<br />
CX5130, der mit einem Dual-Core-Intel-Atom-Prozessor<br />
ausgestattet ist. Dieser liefert ausreichend Rechenleistung<br />
für alle Aufgaben der Bewegungs- und Ablaufsteuerung<br />
sowie für andere Anwendungen wie etwa<br />
HMI und SQL-Datenbanken. Ein Multitouch-Control-<br />
Panel CP2918 mit 18,5-Zoll-Widescreen-Display und<br />
integrierten Tastern dient als Bedienerschnittstelle. Die<br />
Bewegungssteuerung zur genauen Stahlträgerpositionierung<br />
ist über Servoverstärker der Serie AX5000 und<br />
Servomotoren AM8000 von Beckhoff realisiert.<br />
Programmieraufwand und Kosten reduziert<br />
Die Entwicklung der Cortex-Software und des Beam-<br />
Masters unter Verwendung von Standardkomponenten<br />
von Beckhoff führten zu Vorteilen für AGT: Während die<br />
Programmierung des ersten Systems noch zwei Monate<br />
dauerte, konnte sie durch die einfache Wiederverwendbarkeit<br />
von Code auf nur einen halben Tag verkürzt werden.<br />
„Durch die Standardisierung auf Beckhoff-Technologie<br />
konnten wir zudem unsere Komponentenkosten im<br />
Vergleich zu früheren Lösungen halbieren, während<br />
gleichzeitig mehr Möglichkeiten und Optionen für kundenspezifische<br />
Anpassungen zur Verfügung stehen“,<br />
fasst Dicaire zusammen.<br />
•<br />
James Figy<br />
Senior Content Specialist, Beckhoff Automation USA<br />
@<br />
Weiterführende<br />
Ein Embedded-PC<br />
CX5130 von Beckhoff<br />
steuert den Beam-Master<br />
und kommuniziert Standardsignale<br />
und sicherheitsrelevante<br />
Daten auf<br />
Basis von Ethercat.<br />
Informationen zum Embedded<br />
PC CX5130 von Beckhoff finden Sie hier:<br />
www.beckhoff.de/cx5130<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 69
technik & wissen<br />
Leuze-Sensor detektiert auch geometrisch schwierige Objektformen<br />
Kein Nachjustieren<br />
bei Objektwechsel mehr<br />
Sensorik | Leuze hat mit dem dynamischen Referenztaster<br />
DRT 25C ein neues Funktionsprinzip in der<br />
schaltenden Sensorik auf den Markt gebracht. Herzstück<br />
ist die CAT-Technologie, die einen Lichttaster in<br />
ein intelligentes Gerät wandelt.<br />
Der dynamische<br />
Referenztaster DRT 25C<br />
von Leuze erkennt mit -<br />
hilfe von drei Licht -<br />
strahlen die Vorderkanten<br />
jeglicher Objekte zuverlässig<br />
– und das für<br />
Produkte aller Art, selbst<br />
solche mit schwierigen<br />
Geometrien. Daher eignet<br />
er sich auch ideal für<br />
Verpackungen.<br />
Bilder: Leuze<br />
Verpackungen und die zu verpackenden Objekte sind in<br />
Farbe, Form und Oberflächenbeschaffenheit sehr verschieden.<br />
Deshalb sind sie nicht so einfach zu erfassen.<br />
Das aber ist die Aufgabe von optischen Tastern in Verpackungsanlagen.<br />
Die Herausforderung bei der Objekterkennung<br />
besteht darin, möglichst schnell, zuverlässig<br />
und am besten direkt von oben zu detektieren. Auch die<br />
Arbeitsumgebung selbst stellt eine Herausforderung<br />
dar: Meist befinden sich die zu erkennenden Objekte<br />
auf Förderbändern, die sich bewegen und vibrieren,<br />
gegebenenfalls verschmutzen oder nass werden.<br />
Bestehende Sensorlösungen am Markt erfüllen diese<br />
Aufgabe bislang nur bedingt. Daher hat der Sensorikspezialist<br />
Leuze aus dem baden-württembergischen<br />
Owen die smarte CAT-Technologie entwickelt. CAT<br />
steht hierbei für Contrast Adaptive Teach. Die Idee<br />
dahinter ist laut des Herstellers einfach: Da sich das Objekt<br />
jederzeit ändern kann, arbeitet man stattdessen mit<br />
seiner Umgebung als konstante Bezugsfläche. In der<br />
Verpackungstechnik ist dies das Förderband. Dieses<br />
dient als einlernbare Referenz. Sobald der Taster die<br />
Kontrastinformation des Bandes eingelernt hat („Te-<br />
70 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
Anstelle die Objekte selbst zu erkennen, arbeitet der Sensor<br />
von Leuze mit der Bandoberfläche als dynamischer<br />
Referenz. So erkennt er zuverlässig alle Objekte, die nicht<br />
der Bandoberfläche entsprechen, selbst bei Verschmutzungen<br />
und Vibrationen des Förderbandes.<br />
ach“), muss er intelligent genug sein, dieses Wissen an<br />
eine mögliche Umgebungsveränderung anzupassen.<br />
Hier setzt die CAT-Technologie an.<br />
Funktionsprinzip des dynamischen Referenztasters<br />
von Leuze<br />
Der dynamische Referenztaster DRT 25C nutzt als erstes<br />
Produkt aus dem Hause des Sensorikanbieters die<br />
CAT-Technologie in einem neuen Funktionsprinzip: Er<br />
lernt über einen Tastendruck die Signalparameter des<br />
Förderbandes ein und speichert diese als „Normal<br />
Null“. Jedes Objekt, das auf dem Förderband transportiert<br />
wird, erzeugt nun ein Signal. Weicht dieses vom<br />
Null-Zustand ab, erkennt der Taster das Objekt sicher<br />
und zuverlässig als „Abweichung von der Referenz“.<br />
Über die Wahl des Teach-Levels wird die Performance<br />
des Geräts optimiert. So gibt es beispielsweise eine<br />
Teach-Routine für Bänder, die im Laufe der Zeit stark<br />
verschmutzen. Ein anderes Teach-Level existiert speziell<br />
für die Erkennung von sehr flachen oder gar transparenten<br />
Objekten. Ist der Sensor einmal „geteacht“, ist<br />
kein erneutes Einstellen oder Nachjustieren notwendig,<br />
heißt es – nicht einmal beim Objektwechsel, da der Sensor<br />
mit dem Band als Referenz zusammenarbeitet.<br />
Wird beispielsweise ein Schokoriegel nicht zuverlässig<br />
detektiert, passiert schnell ein Malheur in der darauffolgenden,<br />
exakt eingetakteten Umverpackungseinheit,<br />
sodass diese dann erst einmal entklemmt und gereinigt<br />
werden muss. Je zuverlässiger die Sensorik das Produkt<br />
erfasst, desto seltener fällt ungeplante Wartungszeit<br />
an. Hierin liegt laut Leuze die Stärke des dyna -<br />
mischen Referenztasters DRT 25C: Mit seinen drei<br />
Lichtstrahlen erkennt der DRT 25C zuverlässig jede<br />
Form – kleine, flache, hohe und kugelförmige Produkte,<br />
sogar unregelmäßige Formen und Umrisse oder Produkte<br />
mit Öffnungen wie beispielsweise Kekskringel. Das<br />
erhöht den Maschinendurchsatz, die Produktionsmenge<br />
und vermeidet Maschinenstillstände.<br />
Da bei Produktwechsel oder der Änderung von Verpackungsmaterialien<br />
keine Justage-Arbeiten am Sensor<br />
anfallen, werden zusätzlich Rüstzeiten eingespart, was<br />
sich wiederum positiv auf die Ausgabemengen auswirkt.<br />
Bisher müssen bei einem Formatwechsel, beispielsweise<br />
von der 100 g-Tafel Schokolade auf einen Minischokowürfel,<br />
die meisten Sensoren neu eingestellt werden. Da<br />
der Taster DRT 25C aber mit dem Band als Referenz<br />
arbeitet, benötigt er dies nicht.<br />
Durch das automatische Einlernen über seine Teach-<br />
Taste ist der Sensor schnell und einfach eingerichtet.<br />
Notwendig dafür sei ausschließlich eine universelle<br />
Montageposition für alle Objekte. Über IO-Link können<br />
Zusatzfunktionen einfach in die Maschinensteuerung<br />
integriert werden, zum Beispiel eine Warnmeldung<br />
bei zu großer Verschmutzung, die Verwendung des<br />
im Sensor eingebauten Zählers oder die Sperrung der<br />
Teach-Taste. (nu)<br />
•<br />
Über die Teach-Taste ‚erlernt‘ der Sensor beim ersten<br />
Einrichten die Bandoberfläche. So entfallen Rüstzeiten<br />
beim Wechsel von Produkten und Verpackungsmaterialien.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 71
technik & wissen<br />
Der Minigrid von Sinn<br />
Power mit den vier<br />
Wellenkraftwerksmodulen<br />
und dem<br />
Windrad im Hafen von<br />
Heraklion könnte bis zu<br />
100 Haushalte mit Strom<br />
versorgen. Bilder: Lapp<br />
Wellenkraftwerk in Heraklion wird zu dezentralen Minigrids ausgebaut<br />
Mehr Effizienz für<br />
Wellenkraftwerke<br />
Stromverteilung | Wie sich modular und vor allem<br />
kostengünstig erneuerbare Energie produzieren lässt,<br />
zeigt die Münchener Firma Sinn Power mit ihrem<br />
Wellenkraftwerk in Griechenland. Gleichstromkabel<br />
von Lapp sorgen für hohe Effizienz.<br />
Das bayerische Start-up Sinn Power hat 2<strong>01</strong>8 im Hafen<br />
der griechischen Stadt Heraklion ein Wellenkraftwerk<br />
installiert. Zunächst als Prototyp. Aktuell sind dort vier<br />
Wellenkraftwerksmodule im Einsatz. Jedes Modul trägt<br />
unten einen Schwimmkörper, das ist ein Teller mit bis zu<br />
3 m Durchmesser, der sich mit dem Wellengang hebt<br />
und senkt. Eine 10 m lange Hubstange führt die Bewegung<br />
nach oben, wo sie bis zu zwölf Generatoren antreibt,<br />
die aus der Bewegung Strom erzeugen.<br />
In der Spitze liefert jedes Modul 24 kW, im Mittel<br />
sind es 2,5 kW, allerdings mit einem kleinen Schwimmteller.<br />
Montiert man den größeren Schwimmteller mit<br />
3 m Durchmesser, wie er für die nächste Generation der<br />
Module vorgesehen ist, ist es doppelt so viel. Eine solche<br />
Anlage mit einer Minimalkonfiguration von 7 x 3 Modulen<br />
soll knapp 550.000 kWh Energie pro Jahr liefern.<br />
Damit könnte man rund 100 Haushalte mit Strom versorgen.<br />
Parallel werden die Betriebsdaten in Echtzeit<br />
nach München übermittelt.<br />
Die Nutzung von Wellenkraft ist gerade dort interessant,<br />
wo es durchgängig hohe Wellen gibt. Wie in der<br />
Karibik: Wenn man bedenkt, dass die Inseln in der Karibik<br />
pro Jahr 1,3 Mrd. Euro für Dieselstrom ausgeben,<br />
müsste es dort einen riesigen Markt für Wellenkraftwerke<br />
geben. Zum finanziellen Vorteil kommt auch, dass<br />
keine Luftverschmutzung durch Dieselabgase anfallen.<br />
Zudem ist Wellenkraft grundlastfähig. Sie liefert also<br />
auch dann noch Energie, wenn andere alternative Er-<br />
72 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
zeuger wetterbedingt pausieren. Für die effiziente und<br />
zuverlässige Energieübertragung braucht der Hersteller<br />
auch die passenden Verbindungslösungen. Hierfür werden<br />
sie seit zwei Jahren von Hermann Robl, Vertriebsingenieur<br />
beim Verbindungstechnikspezialisten Lapp beraten.<br />
Neben den Verschraubungen stammen die Leitungen<br />
zur Leistungsübertragung von den Generatoren<br />
in der Anlage von Lapp, ebenso die Leitungen zur Datenübertragung,<br />
Steuerleitungen wie die Ölflex Robust<br />
200 sowie die Verdrahtung auf den Leiterplatten.<br />
Vorteil der DC-Stromübertragung: Weniger Verluste<br />
Sinn Power will das Wellenkraftwerk in Heraklion nun<br />
weiter optimieren: Mit seinem neuen leistungselektronischem<br />
System, genannt Mod TroniX 4.0, werden nun<br />
dezentrale Minigrids aufgebaut. „Unser modularer Ansatz<br />
ermöglicht, auch andere erneuerbare Energiequellen<br />
sehr einfach in das System zu integrieren. Dabei setzten<br />
wir schon seit Beginn auf eine DC-Übertragung zwischen<br />
den Komponenten. Das hat unter anderem Vorteile bei<br />
der Übertragung der Energie, da Wandlungsverluste entfallen<br />
und die leistungselektronischen Komponenten<br />
leichter kombiniert werden“, erklärt Simon Krüner, Elektroingenieur<br />
bei Sinn Power.<br />
Da für die Erweiterung und den Umbau im Wellenkraftwerk<br />
in Heraklion mit Mod Tronix eine Netzeinspeisung<br />
hinzukommt, wurde die Ölflex-DC-100-Leitung<br />
für den 800-V-DC-Bus verwendet. Die Leitung mit<br />
PVC-Isolation eignet sich für die feste Verlegung ohne<br />
mechanische Belastung und soll eine Strecke von etwa<br />
700 m zum Einspeisepunkt überbrücken. Dafür wird sie<br />
fest in Installationsrohren der Hafenmauer verlegt. Sie<br />
geht von dem Container, in dem unser Equipment untergebracht<br />
ist die Hafenmauer runter bis zum Einspeisepunkt,<br />
wo dann die Netzwechselrichter für die Einspeisung<br />
in das öffentliche Stromnetz installiert werden.<br />
Elektroingenieur Simon Krüner (li.) erläutert Hermann Robl von Lapp das Funktionsprinzip des<br />
Wellenkraftwerks von Sinn Power.<br />
Im Wellenkraftwerk ist bereits ein Windrad integriert.<br />
Im Herbst 2020 wurde die schwimmende Plattform<br />
zudem mit PV-Modulen (Floating-PV) bestückt<br />
und in das Grid integriert. „Wir wollen die DC-Übertragung<br />
genau testen und hoffen, Erfahrung für andere<br />
Projekte sammeln zu können“, bilanziert Krüner.<br />
i<br />
Das Wellenkraftwerk soll circa<br />
550.000 kWh pro Jahr liefern.<br />
Damit könnte man rund 100 Haushalte<br />
mit Strom versorgen.<br />
Das Unternehmen hat auch Pläne, Wellenkraftwerke<br />
in die ungenutzte Fläche zwischen den Windturbinen in<br />
großen Meereswindparks zu platzieren. Oder wie in<br />
Heraklion fest verankert an Hafenmauern. Ideale Voraussetzungen<br />
für solche Konzepte herrschen rund um<br />
den Äquator. Sinn Power hat eine Weltkarte erstellt, in<br />
der hohe Wellen eingezeichnet sind. Die ersten Anfragen<br />
für solche Projekte kommen aus Afrika, Asien und Süd-<br />
Amerika, wo viele Menschen in der Nähe der Küsten<br />
wohnen und die Stromversorgung oft schlecht ist. Derzeit<br />
arbeitet das Münchener Start-up gemeinsam mit<br />
Interessenten an den notwendigen Genehmigungen sowie<br />
an den allgemeinen Abläufen, die unter anderem die<br />
Logistik, den Aufbau und die Wartung betreffen.<br />
Ein aktuelles Beispiel ist das EU-Projekt Musica.<br />
Hier sollen auf einer schwimmenden Plattform, die von<br />
der University of the Aegean gestellt werden, verschiedene<br />
erneuerbare Energiequellen kombiniert werden.<br />
Sinn Power wird dort seine strukturgebundenen Wellenkraftwerke<br />
integrieren.<br />
•<br />
Quelle: Lapp<br />
Bei dem Wellenkraftwerk kommen Ölflex-DC-100-Leitungen von Lapp<br />
für den 800-V-DC-Bus zum Einsatz. Die Leitungen mit PVC-Isolation<br />
eignen sich für die feste Verlegung ohne mechanische Belastung.<br />
Irmgard Nille<br />
freie Journalistin im Auftrag der U.I. Lapp GmbH,<br />
Stuttgart<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 73
Experten geben Tipps für den Einsatz von Cobots und FTS<br />
Flexible Helfer<br />
in der Werkshalle<br />
Robotik | Zwei Online-Foren zeigen, wie mobile und<br />
kollaborative Roboter die Produktion sowie Intralogistik<br />
unterstützen können. Die Botschaft: Projekte müssen<br />
schrittweise vorgehen, auf einfache Nutzbarkeit<br />
zielen und den Werker miteinbeziehen. ❧ Markus Strehlitz<br />
Roboter seien keine Arbeitplatzkiller, meint Professor<br />
Jens Lambrecht. Im Gegenteil: „Durch einen erhöhten<br />
Automatisierungsgrad können wir Arbeitsplätze hier in<br />
Europa erhalten“, so der Geschäftsführer von Gestalt<br />
Robotics.<br />
Den konkreten Nutzen von Robotern – auch für den<br />
Werker selbst – zu zeigen, war das Ziel der beiden Webinare<br />
„Kollaborative Roboter“ sowie „Mobile Roboter<br />
und fahrerlose Transportsysteme“, in denen Experten<br />
wie Lambrecht ihr Wissen zum Besten gaben. Beide fanden<br />
im Dezember statt und wurden von der Fachzeitschrift<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> gemeinsam mit der Technology<br />
Academy der Deutschen Messe veranstaltet.<br />
Die Referenten erklärten dabei, mit welchen Vorteilen<br />
die verschiedenen Systeme punkten können. So sor-<br />
gen mobile Roboter und fahrerlose Transportsysteme<br />
(FTS) für Flexibilität in den Werkhallen. Mit den Technologien<br />
lassen sich Prozesse in Fertigung und Intralogistik<br />
beschleunigen.<br />
Kollaborative Roboter arbeiten gemeinsam mit dem<br />
Menschen – teilweise Hand in Hand. Dabei entlasten sie<br />
Werker bei körperlich schwerer Arbeit – etwa wenn<br />
große Lasten gehoben werden müssen.<br />
Cobot übernimmt Schweißaufgaben<br />
Beispiele aus der Praxis präsentierte Rico Schultz, Technical<br />
Support Engineer bei Universal Robots. Bei Autobauer<br />
Opel etwa übernimmt ein Cobot die Verschraubung<br />
von Klimakompressoren an Motorblöcken, die<br />
von Menschen nur mit anstrengenden Hand- und Schulterbewegungen<br />
durchgeführt werden können. Bei Hodapp,<br />
einem Produzenten von Stahltüren und -toren, erledigt<br />
ein Roboter Schweißaufgaben, die mit einer gesundheitsgefährdenden<br />
Rauchentwicklung verbunden<br />
sind.<br />
Auch Schulz sieht in der Robotik eine Technologie,<br />
die als Unterstützung dienen soll. „Ein Cobot ist ein<br />
Helfer“, so Schulz. Es gehe bei seinem Einsatz darum,<br />
74 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
technik & wissen<br />
Mit mobilen Robotern lassen sich<br />
Prozesse in Fertigung und Intralogistik<br />
beschleunigen. Bild: Fraunhofer IPA<br />
die Ressource Mensch sinnvoll und sicher zu nutzen –<br />
„und nicht um den Abbau von Arbeitsplätzen“.<br />
Wie sich Cobots sinnvoll einsetzen lassen, weiß auch<br />
André Hengstebeck. Er ist strategischer Projektmanager<br />
für Digitalisierung und Industrie 4.0 bei Albrecht Jung,<br />
einem Anbieter von Elektroinstallations- und Gebäudesystemtechnik.<br />
Er erklärte in seinem Vortrag, wie kollaborative<br />
Roboter in seinem Unternehmen die mensch -<br />
lichen Werker unterstützen. Auch dort kommen die<br />
mechanischen Helfer unter anderem bei Schraubprozessen<br />
zum Einsatz.<br />
Laut Hengstebeck bewegt sich Albrecht Jung verstärkt<br />
in Richtung Digitalisierung. Und Cobots würden<br />
dabei als ein wichtiger Bestandteil von Industrie 4.0<br />
gesehen. Er sieht aber auch Hürden beim Einstieg in das<br />
Thema. „Viele Unternehmen haben keine Erfahrung<br />
damit und wissen nicht, wo sie anfangen sollen.“ Bei<br />
der Einführung von Cobots sollte man sich daher einen<br />
möglichst einfachen Anwendungsfall suchen.<br />
Frühzeitig alle ins Boot holen<br />
Auch beim Einsatz von mobilen Robotern und FTS<br />
empfiehlt es sich, klein zu starten. Das sagt Manuel<br />
Schön, Produktmanager Robotik bei Pilz. Die Anwendungen<br />
seien komplex. Das betrifft allein schon die<br />
Kommunikation. Denn in dem Gesamtsystem müssen<br />
Roboter, FTS und die eigentliche Maschine miteinander<br />
Daten austauschen.<br />
Unternehmen sollten daher in kleinen Schritten ihre<br />
Automatisierungslösungen aufbauen. Und sie sollte<br />
dabei frühzeitig alle involvierten Parteien mit ins Boot<br />
holen. Denn Transparenz sei ein wichtiger Faktor, wenn<br />
es um die Akzeptanz der Roboter gehe, erklärte Werner<br />
Varro, Abteilungsleiter Smart Automation beim TÜV<br />
Süd. „Man muss den Mitarbeitern erklären, was der<br />
Roboter macht. Und warum er wie eingesetzt wird“, so<br />
Varro. „Sonst hat man ein System aufgebaut, das zwar<br />
funktioniert, aber das keiner will.“<br />
Über Akzeptanz für die Robotik-Lösungen wurde<br />
viel diskutiert während der beiden Webinare. Varro geht<br />
davon aus, „dass uns alle dieses Thema noch sehr stark<br />
beschäftigen wird“.<br />
Auch Lambrecht hält das Thema für sehr wichtig.<br />
Und er berichtet, was passieren kann, wenn es vernachlässigt<br />
wird. „Wir haben schon von Projekten im Bereich<br />
mobile Robotik und FTS gehört, die komplett<br />
gescheitert sind, weil die Mitarbeiter die Technologie<br />
nicht akzeptiert haben.“ Teilweise seien Roboter sogar<br />
im Müllcontainer gelandet.<br />
Ähnliche Fällen kennt auch Kai Pfeiffer, Leiter Industrielle<br />
Servicerobotik am Fraunhofer IPA. So haben es in<br />
einem Projekt Schwierigkeiten mit der Lokalisierung<br />
der FTS gegeben. „Irgendwann hat die Werksleitung<br />
dann Strafen für die Gabelstapler ausgerufen, wenn sie<br />
die Fahrzeuge rammen. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir<br />
keine Lokalisierungsprobleme mehr.“ Seine Schlussfolgerung:<br />
„Hätte man die Mitarbeiter frühzeitig eingebunden,<br />
hätte es diese Angriffe möglicherweise nicht<br />
gegeben.“<br />
Einfache Programmierung ist entscheidend<br />
Die Programmierbarkeit der Robotersysteme hat nach<br />
Meinung von Matthias Sikora ebenfalls Einfluss auf die<br />
Akzeptanz der Technologien. „Gerade in Fällen, wo<br />
zum ersten Mal ein Roboter eingesetzt wird, begegnen<br />
uns oft Fragen wie ‚Können meine Mitarbeiter das?‘<br />
oder ‚Muss ich den Werker durch einen Programmierer<br />
ersetzen?‘“, berichtet der Sales Manager von Yaskawa<br />
Europe. Dann gehe es darum, den Verantwortlichen<br />
klar zu machen: „Wer heute seine Maschine bedienen<br />
kann, der kann morgen auch den Roboter bedienen.“<br />
Das sei der Anspruch, den man an die Systeme haben<br />
müsse.<br />
In seinem Vortrag stellte er die Möglichkeiten einer<br />
einfachen Roboterprogrammierung vor. Er zeigte auch,<br />
wann einfache Programmier-Tools besonders wichtig<br />
sind – etwa bei einer großen Variantenvielfalt in der<br />
Fertigung.<br />
Mit der Programmierung beschäftige sich auch<br />
Schön von Pilz in seinem Beitrag. Er stellte dabei die<br />
Vorteile des Opensource-Frameworks ROS vor. Laut<br />
Schön unterstützt ROS 145 Robotersysteme und ermöglicht<br />
die Programmierung ohne Expertenwissen.<br />
Kollaborative Roboter arbeiten<br />
gemeinsam mit dem Menschen<br />
– teilweise Hand in Hand.<br />
Bild: Universal Robots<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 75
technik & wissen<br />
In virtuellen Diskussionsrunden<br />
sprachen<br />
Experten über Chancen<br />
und Herausforderungen<br />
beim Thema Robotik.<br />
Bild: Markus Strehlitz<br />
/<strong>Industrieanzeiger</strong><br />
@<br />
Hier<br />
Die generell einfachere Nutzung von Robotern war<br />
Thema bei vielen Referenten der beiden Online-Foren.<br />
Dazu zählt auch Daniel Rubarth, Sales Manager bei<br />
Onrobot. Er stellte das breite Angebot an Equipment<br />
für verschiedene Roboteranwendungen vor. Und er gab<br />
einen Ausblick, was von seinem Unternehmen noch zu<br />
erwarten ist. „Es schreckt viele ab, dass es so viele verschiedene<br />
Robotertypen mit unterschiedlichen Bedienmethoden<br />
gibt“, sagt Rubarth. „Das wollen wir mithilfe<br />
von Software ändern.“ Onrobot arbeite daher an einer<br />
Lösung, mit der sich verschiedene Roboter über eine<br />
einzige Oberfläche bedienen lassen.<br />
Zentrale Verkehrssteuerung für die Fabrikhalle<br />
Die einheitliche Steuerung von autonomen und automatisierten<br />
Fahrzeugen verschiedener Hersteller ist das<br />
Ziel des Startups Naise. In seinem Vortrag zeigte Mitgründer<br />
und CTO Kai Przybsz-Herz, wie sich mit den<br />
Systemen seines Unternehmens eine zentrale Verkehrssteuerung<br />
für die Fabrikhalle aufbauen lässt. „Es ist eine<br />
große Herausforderung, dass diese autonomen Systeme<br />
in einem Mischbetrieb eingesetzt werden – also in einer<br />
Umgebung, in der auch Menschen oder manuell gefahrene<br />
Gabelstapler unterwegs sind“, erläutert Przybsz-<br />
geht es zu den Präsentationen und Video-<br />
Aufzeichnungen zu den beiden Webinaren:<br />
Kollaborative Roboter: http://hier.pro/VE6Cb<br />
Mobile Roboter und FTS: http://hier.pro/XmDs9<br />
Herz. „Das muss man alles miteinander harmonisieren.“<br />
Seiner Meinung nach ist es wichtig, die Standardisierung<br />
weiter voranzutreiben. Eine große Bedeutung dabei<br />
sieht er in der Arbeit an der VDA 5050 – einer neuen<br />
Schnittstelle, mit der FTS und Steuerungssoftware herstellerunabhängig<br />
miteinander kommunizieren sollen.<br />
Auch die anderen Experten der beiden Webinare<br />
sehen die Notwendigkeit zur Standardisierung. „Grundsätzlich<br />
werden wir irgendwann eine gewisse Vereinheitlichung<br />
von Daten brauchen“, sagt Pfeiffer. Gerade<br />
in großen Produktionshallen werde es immer mehr Systeme<br />
zur Automatisierung geben. Und die würden nicht<br />
von einem einzigen Hersteller kommen.<br />
Michael Ries sieht darin aber auch eine Herausforderung.<br />
„Unterschiedliche Anwender haben auch unterschiedliche<br />
Anforderungen. Und jeder hat seine eigenen<br />
Schnittstellen“, sagt Ries, der als Technical Sales Support<br />
bei Stäubli WFT tätig ist. „Eine generelle Standardisierung<br />
scheint mir sehr schwierig zu sein.“<br />
Auf der anderen Seite weiß er aber auch, wie wichtig<br />
dieses Thema ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander<br />
Braun stellte er im Vortrag die Technologien von<br />
Stäubli für eine vernetzte Produktion und Logistik vor.<br />
Eine Botschaft lautete: Die Transportsysteme müssen<br />
eine hohe Konnektivität und offene Schnittstellen mitbringen,<br />
um mit allen Arten von Peripherie, Maschinen<br />
und Software kompatibel zu sein.<br />
Fahrzeuge finden ihre Routen einfacher dank KI<br />
Für die kommenden Jahre erwartet sich Ries gerade für<br />
die mobile Robotik einiges vom Einsatz künstlicher Intelligenz<br />
(KI). Diese werde unter anderem dafür sorgen,<br />
dass die Fahrzeuge dank verbesserter Algorithmen ihre<br />
Routen einfacher finden könnten.<br />
An solchen Möglichkeiten arbeitet Pfeiffer vom<br />
Fraunhofer IPA bereits. In seinem Vortrag zeigte er, wie<br />
sich der Einsatz von FTS etwa mit Machine Learning<br />
optimieren lässt. Ziel eines der vorgestellten Projekte ist<br />
es, ein Google Maps für die Fabrikhalle zu entwickeln.<br />
Wie die KI ist auch 5G ein Thema, das in naher Zukunft<br />
eine noch größere Rolle spielen wird. Was heute<br />
damit möglich ist, erklärte Lambrecht von Gestalt Robotics.<br />
In einem Projekt beim Photonik-Unternehmen<br />
Osram wird 5G schon als Basis für die Kommunikation<br />
der Transportsysteme genutzt. Dank der Technologie<br />
könnten sich FTS-Anwendungen künftig einfacher umsetzen<br />
lassen.<br />
Dass der Verkehr in den Werkshallen nicht nur am<br />
Boden stattfinden muss, zeigte Andreas Seel, Projektingenieur<br />
am Institut für Integrierte Produktion in Hannover<br />
(IPH). Er demonstrierte, wie sich Drohnen für die<br />
Fabrikplanung einsetzen lassen. Drohnen können dabei<br />
automatisiert und mithilfe von KI die Produktionsumgebung<br />
erfassen. Dadurch lassen sich laut Seel Kosten<br />
reduzieren und die Fabrikplanung beschleunigen. •<br />
76 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
produkte<br />
10 Millionen Farben<br />
fürs Büro<br />
3D-Drucker | Mit dem Inkjet-3D-Drucker 3DUJ-2207 bringt<br />
Mimaki Europa nach eigenen Angaben einen Einstiegsdrucker<br />
auf den Markt, der mit 10 Millionen Farben und damit Farbechtheit<br />
glänzt – gezielt geräuscharm konzipiert fürs Büro.<br />
Der UV-Inkjet-3D-Drucker<br />
Mimaki 3DUJ-2207<br />
kann mehr als 10 Millionen<br />
Farben mit einer<br />
Auflösung von 1200 dpi<br />
drucken und ist seit Januar<br />
2021 auf dem Markt<br />
verfügbar. Bild: Mimaki<br />
Bei dem neuen Inkjet-3D-Drucker<br />
des japanischen Herstellers<br />
handelt es sich um den „kleinen<br />
Bruder“ des seit zwei Jahren erhältlichen<br />
3DUJ-553, der nach<br />
Firmen angaben als „weltweit<br />
erster 3D-Drucker“ mit mehr<br />
als 10 Millionen Farben für den<br />
industriellen Einsatz konzipiert<br />
ist. Das nun neue Modell<br />
3DUJ-2207 nutze dieselbe Technologie,<br />
ist aber mit einem Bauraum<br />
von 20,3 x 20,3 x 7,6 cm³<br />
kompakter und für nur rund<br />
40.000 Euro zu haben, so die<br />
bisher genannte Größenordnung<br />
– etwa ein Fünftel des<br />
Preises des Großgeräts. „Wir<br />
wollen einen guten Einstieg ermöglichen“,<br />
sagte Ronald van<br />
den Broek, General Sales Manager<br />
Mimaki Europe, auf der virtuellen<br />
Messe Formnext Connect<br />
im November 2020.<br />
Der Mimaki 3DUJ-2207 hat<br />
den Angaben zufolge durch seine<br />
UV-härtende Inkjet-Technologie<br />
eine etwa doppelt so hohe<br />
Farbauflösung und -qualität wie<br />
Pulverbett verfahren. Sein geräuscharmer<br />
Betrieb und der<br />
optionale Deodoriser zur Beseitigung<br />
unangenehmer Gerüche<br />
mache den 3D-Drucker sehr gut<br />
fürs Büro geeignet. Ein weiteres<br />
Plus für Einsteiger sei seine<br />
Skalierbarkeit zu „multible<br />
units“ – das System lässt sich<br />
bei Bedarf also ausbauen. •<br />
Fürs fliegende Betanken<br />
mit Chemikalien<br />
Mobile Abfüllstation | Mit dem „B1 & B2 Battery Trolley“ hat<br />
Lutz-Pumpen einen praktischen, zeit- und ressourcensparenden<br />
Helfer für die mobile Chemikalien-Betankung von bis zu 100 l<br />
entwickelt. Der Transport im Trolley sorgt dafür, dass selbst<br />
kleinere Mengen nicht mehr verschüttet werden. Per Deckel ist<br />
das Gebinde komplett verschließbar. Pumpe und Zubehörteile<br />
sind sicher am Behälter verbaut. Ausgestattet sind die Trolleys<br />
mit den neuesten Akkupumpen aus dem Programm, die sich<br />
mit den Motoren B1 Battery 10,8 V sowie B2 Battery 21,6 V<br />
kombinieren lassen, jeweils inklusive Ladegerät. Die Akkupumpen<br />
B1 & B2 Battery stehen laut Hersteller für hohe Akkulaufzeit,<br />
niedriges Gewicht und geringe Lautstärke.<br />
Zur genauen Mengenmessung<br />
ist optional auch der<br />
Durchflusszähler TR3-PP möglich.<br />
Mit dem verwendeten<br />
PVC-Schlauch lassen sich eine<br />
Vielzahl von aggressiven, nicht<br />
brennbaren Flüssigkeiten fördern.<br />
Die integrierte Belüftung<br />
ermöglicht eine kontinuierliche<br />
Entnahme der Chemikalien mit<br />
bis zu 20 l/min und mit einer<br />
Viskosität bis zu 400 mPas. •<br />
Siemens präsentiert<br />
industriellen 5G-Router<br />
Netzwerkausrüstung | Siemens stellt<br />
seinen ersten industriellen 5G-Router<br />
für die Anbindung von lokalen Industrieanwendungen<br />
an ein öffentliches<br />
5G-Netz vor. Das Gerät soll im Frühling<br />
2021 verfügbar sein. Mithilfe des<br />
neu entwickelten Scalance<br />
MUM856-1 werden<br />
Industrieanwendungen<br />
wie Maschinen, Steuerelemente<br />
und andere<br />
Geräte über ein öffent -<br />
liches 5G-Netz aus der<br />
Ferne erreichbar, sodass<br />
eine einfache Fernwartung<br />
mit den hohen Datenraten, die 5G<br />
bietet, möglich wird, wie der Hersteller mitteilt.<br />
Die eigene Managementplattform für<br />
VPN-Verbindungen, Sinema Remote Connect,<br />
ermögliche es, komfortabel und sicher auf diese<br />
entfernten Anlagen oder Maschinen<br />
zuzugreifen – auch wenn diese in anderen<br />
Netzwerken eingebunden sind. (nu) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 77
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Leistungs spektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf<br />
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Gesundheitsschutz von Mitarbeitern. Die Produktpalette<br />
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Filteranlagen, raumlufttechnische Lösungen sowie<br />
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wird ergänzt durch Schneid-, Schweiß- und<br />
Brennschneidtische sowie Sicht- und Schallschutz.<br />
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Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
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78 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
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Konstruktion erfand Erich Franke im Jahre 1936 einen<br />
neuen Lagertyp: das Drahtwälzlager. Sein Prinzip der<br />
vier Laufringe haben wir im Laufe der Jahre kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Heute ist Franke als Spezialist für<br />
Wälzlager und Linearsysteme weltweit bekannt. An<br />
unserem Stammsitz in Aalen beschäftigen wir 280 Mitarbeiter.<br />
Darüber hinaus sind wir mit zahlreichen Vertretungen<br />
weltweit präsent. Die von Erich Franke entwickelte<br />
Vier-Punkt-Geometrie bildet die ideale<br />
Voraussetzung für individuelle Produktlösungen, denn<br />
sie erlaubt größtmögliche Variabilität. Unsere Kunden<br />
haben die freie Wahl bezüglich Werkstoff, Geometrie,<br />
Größe, Bohrbild, Verzahnungen oder Abdichtungen.<br />
Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />
www.pasvahl.de<br />
Als Schraubenspezialist mit über 80 Jahren Erfahrung<br />
stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
Wir liefern bis zu 34 Millionen Spezialschrauben –<br />
direkt ab Lager:<br />
• Passschrauben<br />
• Vierkantschrauben<br />
• Verschlussschrauben<br />
• Flachkopfschrauben<br />
• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />
• Rändelschrauben<br />
• Messingschrauben<br />
• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 79
vorschau 03.21<br />
Fertigung<br />
Bild: Johannes Wölper/TU Braunschweig<br />
Nachhaltigkeit ist in fast allen Lebensbereichen<br />
ein großes Thema. Wo die Fertigungstechnik in<br />
Sachen Nachhaltigkeit steht und worauf es<br />
künftig ankommt, das beleuchten wir in einer<br />
dreiteiligen Serie. In Folge 1 zeigen Wissenschaftler<br />
verschiedener Institute, dass es nicht<br />
ausreicht, die eigentliche Fertigung zu optimieren.<br />
Sie arbeiten an Simulationssystemen, mit<br />
denen sich der Einfluss der verschiedenen Glieder<br />
entlang der Prozesskette untersuchen lässt.<br />
Agile Patentstrategie<br />
Patentaktivitäten müssen mehr denn je schnell<br />
und punktgenau konfigurier- und umsetzbar<br />
sein. Ein Mix aus Voll- und Kernanmeldung<br />
verspricht enorme Einsparpotenziale.<br />
Predictive Analytics<br />
In einem Forschungsprojekt beschäftigte sich<br />
der MES-Anbieter Industrie Informatik mit der<br />
Frage, wie die Fertigungsfeinplanung mithilfe<br />
von KI erleichtert werden könne.<br />
erscheint dienstags Impressum<br />
ISSN 0<strong>01</strong>9–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 64<strong>01</strong>879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />
Ana Turina<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 80 vom 1.10.2020.<br />
Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheitsanzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />
konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise: 20 Ausgaben jährlich<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 209,00 € inkl. Versandkosten<br />
und MwSt; Ausland 209,00 € inkl. Versandkosten.<br />
Einzelpreis 10,50 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone <strong>01</strong>256<br />
862589, Fax <strong>01</strong>256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 100<strong>01</strong>, Phone +1 212 8963881,<br />
Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
80 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
produkte<br />
Laser-Distanzsensor mit IO-Link<br />
Sensor | Der Laser-Distanzsensor BOD 24K von Balluff kann Objekte unterschiedlicher<br />
Art erfassen und positionieren. So eignet er sich etwa zur Konturerfassung,<br />
Abstandsbestimmung oder Lagekontrolle in der Montage.<br />
Integriert in ein robustes Kunststoffgehäuse<br />
der Schutzart IP67,<br />
ist der Sensor von Balluff wahlweise<br />
erhältlich für Arbeitsabstände<br />
von 50 bis 100 mm beziehungsweise<br />
50 bis 650 mm bei<br />
einer Auflösung von weniger als<br />
10 μm beziehungsweise 50 μm.<br />
Er liefert dabei ein kontinuierliches,<br />
proportionales Spannungsund<br />
Stromsignal von 0 bis 10 V<br />
beziehungsweise 4 bis 20 mA.<br />
Zwei digitale Ausgänge mit einstellbarer<br />
PNP/NPN-Schaltfunktion<br />
(Schließer/Öffner (NO/NC)<br />
stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />
Mit einer Schaltfrequenz von<br />
500 Hz ist die kontinuierliche<br />
Erfassung auch schneller Bewegungen<br />
für den Sensor keine besondere<br />
Herausforderung.<br />
Dank des präzisen Laserstrahls<br />
erkennt der Sensor auch<br />
kleine Objekte und Objektdetails<br />
zuverlässig. Features wie eine<br />
zuschaltbare Fremdlichtunterdrückung,<br />
ein Präzisionsmodus<br />
für besonders hohe Genauigkeit<br />
sowie ein Filter gegen Störungen<br />
sind alles Besonderheiten, die bei<br />
herkömmlichen Sensoren nicht<br />
unbedingt zum Standard gehören.<br />
Besonders erfreulich laut<br />
Anbieter: Eingeordnet ist der<br />
Sensor in die Laserklasse 1; somit<br />
kann der Sensor ohne Schutzmaßnahmen<br />
eingesetzt werden.<br />
Der Sensor verfügt auf der<br />
Oberseite über ein gut sichtbares<br />
OLED-Display sowie zwei<br />
integrierte Tasten. Über sie kann<br />
der Anwender bequem die verschiedenen<br />
Modi und Funktionen<br />
anwählen. Die intuitive<br />
Menüführung sorgt dabei für<br />
eine schnelle Inbetriebnahme<br />
und Bedienung bei hoher Funktionalität,<br />
heißt es. Alternativ<br />
kann der Nutzer auch alle Einstellungen<br />
via IO-Link noch<br />
komfortabler vornehmen. •<br />
Mit Features wie einer zuschaltbaren<br />
Fremdlichtunterdrückung oder einem<br />
Präzisionsmodus für besonders hohe<br />
Genauigkeit punktet der Laser-Distanzsensor<br />
von Balluff. Bild: Balluff<br />
Wir berichten über<br />
ABB ........................................................... 6<br />
AGT Robotics ........................................ 68<br />
Albrecht Jung ....................................... 74<br />
All for One Group .................................. 12<br />
Arns, Olaf ............................................... 24<br />
Audi ............................................. 28, 50, 52<br />
Auma – Verband der<br />
deutschen Messewirtschaft .............. 26<br />
Autostore ............................................... 32<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe e.V. ................. 14<br />
Balluff ..................................................... 81<br />
Beam ...................................................... 62<br />
Beckhoff Automation ..................... 17, 68<br />
BMW ................................................ 28, 52<br />
Bosch ..................................................... 16<br />
bvik .......................................................... 26<br />
Clean-Lasersysteme ............................ 53<br />
Conntronic ............................................. 57<br />
D&S Holding .......................................... 53<br />
Daimler ................................................... 28<br />
Deutsche Messe AG ............................ 32<br />
Dorling Kindersley .................................. 9<br />
Dupont .................................................... 58<br />
EMS ........................................................ 53<br />
Erichsen ................................................. 53<br />
Ernst Klimmer ........................................ 57<br />
FH Münster ............................................ 14<br />
Ford ......................................................... 28<br />
Fraunhofer ICT ...................................... 14<br />
Fraunhofer IPA ................................ 14, 74<br />
Fraunhofer LBF ..................................... 58<br />
GeraMond ................................................ 8<br />
Gestalt Robotics ................................... 74<br />
Gigaset ..................................................... 8<br />
Hallo Welt ................................................ 8<br />
HLRS ....................................................... 14<br />
Hochschule Aalen ................................ 59<br />
Hochschule der Medien ...................... 26<br />
Hodapp ................................................... 74<br />
HWR Berlin ............................................ 26<br />
ILK, TU Dresden .................................... 14<br />
Inpro ....................................................... 58<br />
Institut für Leichtbau mit Hybridsys -<br />
temen (ILH), Universität Paderborn ... 52<br />
Interroll Holding .................................... 14<br />
Invent ...................................................... 58<br />
IPH .......................................................... 74<br />
ISW der Universität Stuttgart ............. 46<br />
KIT ..................................................... 14, 32<br />
Konftel ...................................................... 8<br />
Konstandin ............................................. 60<br />
Kraiburg ................................................. 53<br />
Kuka .................................................. 42, 57<br />
Lapp ........................................................ 72<br />
Lapp Holding AG ................................... 18<br />
Laserline ................................................ 57<br />
Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil,<br />
Universität Paderborn ......................... 52<br />
Leuze ...................................................... 70<br />
Lischke ................................................... 20<br />
Lünendonk & Hossenfeld .................... 10<br />
Lutz-Pumpen ......................................... 77<br />
Manufactum ............................................ 9<br />
McCombs Steel Company ................... 68<br />
Merck ..................................................... 13<br />
MHP ........................................................ 17<br />
Mimaki .................................................... 77<br />
Munich Re ............................................. 17<br />
Naise ...................................................... 74<br />
NTN Antriebstechnik ........................... 64<br />
Onk .......................................................... 64<br />
Onrobot .................................................. 74<br />
Opel ......................................................... 74<br />
Osram ..................................................... 74<br />
Otto Fuchs .............................................. 58<br />
Parsable ................................................. 48<br />
Phoenix Contact ................................... 18<br />
Pilz ........................................................... 74<br />
Plattform Industrie 4.0 ......................... 18<br />
Porsche ...................................... 17, 28, 52<br />
Reime Noris ........................................... 12<br />
Robin ....................................................... 14<br />
Rockwell Automation ........................... 12<br />
SAP ......................................................... 26<br />
Siemens ..................................... 13, 28, 77<br />
Siko ......................................................... 66<br />
Sinn Power ............................................ 72<br />
Smart Factory KL .................................. 12<br />
Somic ...................................................... 66<br />
Spanflug ................................................. 16<br />
SPI Lasers .............................................. 12<br />
Stäubli .................................................... 74<br />
SüdLeasing ............................................ 23<br />
Sumitomo Bakelite ............................... 14<br />
Tableau ................................................... 15<br />
Technology Academy .......................... 74<br />
Tesla .................................................. 52, 59<br />
Thyssenkrupp Steel Europe ................ 53<br />
Trumpf ..................................................... 12<br />
TU Kaiserslautern ................................. 12<br />
TU München .......................................... 32<br />
TÜV Süd ........................................... 58, 74<br />
UBports Stiftung ..................................... 8<br />
Universal Robots .................................. 74<br />
Unternehmensberatung<br />
Abels & Kemmner ................................ 28<br />
Vathos ..................................................... 32<br />
VDMA ..................................................... 13<br />
VDMA-Präzisionswerkzeuge ............. 10<br />
Vodafone .................................................. 8<br />
Volkswagen ........................................... 28<br />
Weber Ultrasonics ............................... 60<br />
Weidmüller ............................................ 18<br />
Würth Industrie Services .................... 28<br />
Yaskawa Europe ............................. 32, 74<br />
YouGov ................................................... 15<br />
Yuanda Robotics ................................... 32<br />
Zimm ....................................................... 42<br />
ZVEI ......................................................... 16<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 81
zuletzt ...<br />
Hallo aus<br />
dem Jenseits<br />
Lockdown hin oder her, ich kann<br />
Freunde, Familie und Bekannte<br />
mithilfe diverser Videoplattformen<br />
ja einfach ins heimische Wohnzimmer<br />
einladen. Auf dem Bildschirm<br />
grinsen sie mir dann mehr oder<br />
weniger verpixelt entgegen.<br />
Natürlich ist das nicht das gleiche wie ein reales Treffen, aber aktuell besser als<br />
nichts. Künftig könnte ein „Wieder sehen“ sogar mit Personen aus der<br />
Vergangenheit möglich sein. Microsoft hat nun ein Patent zur Erstellung<br />
eines Chatbots angemeldet, das unter anderem auf verstorbenen<br />
Menschen basiert. Anhand von persönlichen Informationen, Sprachaufnahmen<br />
und -mustern auf Social Media sollen so digitale Klone der Menschen<br />
entstehen, mit denen ihre Angehörigen sprechen können. Laut Microsoft kann<br />
die digitale Person auf einem vergangenen oder gegenwärtigen Wesen basieren<br />
– wie einem Freund, einem Verwandten, einer Berühmtheit oder gar einem fiktiven<br />
Charakter. Ein menschlicher Anwender könne sogar mit seinem eigenen<br />
Klon sprechen. In dem Patent ist auch die Idee enthalten,<br />
Menschen anhand von Bildern und Videos<br />
in 2D- oder 3D-Modelle zu konvertieren. Es<br />
heißt, dass die Chatbots eigene Meinungen bilden<br />
oder auf Fragen antworten könnten, die dem realen<br />
Vorbild nie gestellt wurden. Dann könnte ich endlich<br />
mal mit Elvis plauschen, mit den Simpsons<br />
philosophieren, mir Pandemie-Frisurentipps von<br />
Udo Walz holen oder mit meinem eigenen Klon<br />
abhängen. Hoffentlich vertippe ich mich nur<br />
nicht und habe dann Charles Manson vor mir... nu<br />
Bild: adimas/stock.adobe.com<br />
82 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21
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84 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21