Industrieanzeiger 01-02.2021
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technik & wissen<br />
Auch das Beladen und Entladen der Fräsmaschine ist automatisiert. Nach der Bearbeitung<br />
legt der Roboter die Werkstücke für die Nachbearbeitung ab.<br />
Turm, der bei Bedarf bis zu 18 m hoch werden kann,<br />
nutzt den Raum der Produktionshalle nach oben aus,<br />
um Rohmaterial und bearbeitete Endprodukte zu lagern.<br />
Auch die Spannvorrichtungen und Werkzeuge<br />
werden darin abgelegt. Nach der Übergabe des Rohmaterials<br />
durch die Mitarbeiter beginnt der Arbeitsbereich<br />
der angeschlossenen Roboterzelle.<br />
Ein Roboter KR Quantec vom Typ KR 240 R2900<br />
Ultra entnimmt zunächst die mit Rohteilen bestückten<br />
Tablare aus dem Liftsystem und legt sie auf einem Vorsatztisch<br />
ab. Anschließend positioniert der stählerne<br />
Werker vier Rohteile in einer Vorrichtung und setzt diese<br />
in die Fräsmaschine ein. „Die Maschine kann etwa<br />
30 verschiedene Bauteile in Losgrößen zwischen eins<br />
und 200 aus Aluminium und Gusseisen fertigen“, erklärt<br />
Marcel Haltiner. „Durch die Beladung der Vorrichtung<br />
außerhalb der Maschine vermeiden wir unnötige<br />
Stillstandzeiten.“ Da nun der Roboter die bestückten<br />
Vorrichtungen handhabt, sei der gesamte Prozess<br />
natürlich viel effizienter geworden.<br />
Während die Fräsmaschine die vier Werkstücke bearbeitet,<br />
bestückt der Roboter die nächste Vorrichtung.<br />
Parallel werden die Bauteile in der Maschine auf einer<br />
Seite bearbeitet und automatisch gewendet, wenn diese<br />
Phase abgeschlossen ist. Sind die Bauteile schließlich<br />
von beiden Seiten fertig bearbeitet, legt sie der Roboter<br />
auf dem Nachbearbeitungsplatz in der Zelle ab. Dort<br />
entgratet und reinigt sie ein KR Agilus vom Typ KR 10<br />
R900–2. Der Leitrechner der Roboterzelle übernimmt<br />
dabei die gesamte Logistik. Die Automatisierung soll<br />
schon bald durch einen weiteren Prozess-Schritt ergänzt<br />
werden, bei dem alle Messparameter geprüft werden.<br />
„Über eine Feedback-Schleife zur Fräse lassen sich dann<br />
Toleranzabweichungen übermitteln und automatisch<br />
korrigieren“, ist sich Marcel Haltiner sicher.<br />
Hat ein Bauteil alle Schritte durchlaufen, sortiert der<br />
Roboter es wieder auf seinen Platz auf dem Tablar, das<br />
anschließend im Liftsystem geparkt wird. Die Mitarbeiter<br />
müssen auf der anderen Seite der Automationszelle nur<br />
noch die fertigen Produkte entnehmen. Deswegen ist die<br />
neue Lösung für die Österreicher eine enorme Weiterentwicklung<br />
in der Produktion. „Durch die Automatisierung<br />
können wir jetzt mit mannlosen Schichten in der Nacht<br />
und am Wochenende produzieren“, freut sich Hardy Ponudic,<br />
Produktionsleiter bei Zimm. „Das erhöht natürlich<br />
unsere Produktivität und steigert die Wettbewerbsfähigkeit.“<br />
Was vorher mit großem Personal- und Zeitaufwand<br />
manuell erledigt werden musste, führen nun die<br />
Roboter in der Zelle aus. „Dadurch werten wir auch die<br />
Arbeitsplätze auf, weil unsere Mitarbeiter nun zu Roboterbedienern<br />
weitergebildet werden“, betont Ponudic.<br />
Wegen des aktuellen Fachkräftemangels wird es auch<br />
für Zimm immer schwerer, qualifizierte Mitarbeiter zu<br />
finden. Die Automatisierung schafft hier Abhilfe, denn<br />
Werker, die bislang hauptsächlich das Magazin der Fräse<br />
bestückt haben, können nun intern in anderen Bereichen<br />
eingesetzt werden, wo sie sich auf wertschöpfende<br />
Tätigkeiten konzentrieren können. Fachkräfte von außen<br />
sind nur bedingt notwendig. „Die Lösung läuft<br />
weitgehend ohne menschliches Zutun und entlastet die<br />
Mitarbeiter von eintönigen Aufgaben, die keiner wirklich<br />
gern gemacht hat“, ergänzt Marcel Haltiner. „Das<br />
Ein- und Ausspannen von Werkstücken gehört definitiv<br />
dazu.“ Inzwischen wurde zusätzlich eine mobile Kommunikationslösung<br />
installiert, mit der sich zum Beispiel<br />
Meldungen an ein Smartphone schicken lassen. Der<br />
alarmierte Mitarbeiter kann dann selbst entscheiden, ob<br />
er eingreift oder nicht.<br />
Alle Prozesse innerhalb der Zelle werden über einen<br />
Leitrechner gesteuert, der in das interne ERP-System integriert<br />
werden kann. Die Steuerung übernimmt unter<br />
anderem die Auftragsverwaltung und die Koordination<br />
Das Modell KR Agilus ist für die abschließende Nachbearbeitung der<br />
Bauteile zuständig.<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21