Industrieanzeiger 01-02.2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
C-Teile sind definiert als Artikel in großer Menge<br />
und kleinem Preis mit in Summe weniger als 5 %<br />
Wertanteil. Ihre Bedeutung wächst aber mit der<br />
Einbindung in Industrie 4.0.<br />
Bild: XtravaganT/stock.adobe.com<br />
Unternehmen nur schwer überschauen und überhaupt<br />
nicht beeinflussen kann. Ähnlich komplex wie poli -<br />
tische und pandemische Risiken gestalten sich Unwägbarkeiten<br />
in Bezug auf bestimmte Rohstoffe, Transportkontingente<br />
oder auch gesetzliche Vorschriften.<br />
Zukünftig wird sich effizientes C-Teile-Management<br />
im Industrie-4.0-Umfeld deshalb mehr denn je in eine<br />
strategische Planungsphase sowie in die operative Umsetzung<br />
im Unternehmen selbst aufgliedern.<br />
Dual Source beziehungsweise Multi Source-Strategien<br />
bedeuten in diesem Umfeld, statt auf konkurrierende<br />
asiatische Wettbewerber zu setzen, sich zumindest<br />
eine europäische oder amerikanische Alternative aufzubauen.<br />
Der Trend zur Re-Globalisierung zeichnet sich<br />
bereits ab: Eine Studie der Unternehmensberatung Abels<br />
& Kemmner belegt, dass sich inzwischen ein Rückgang<br />
der bis 2<strong>01</strong>9 ungebremsten Globalisierung abzeichnet.<br />
Die Autoren sehen eine „Tendenz zurück nach Europa“.<br />
Rund zwei Drittel der 250 befragten deutschen Manager<br />
und Supply Chain-Experten erwarten eine steigende<br />
Bedeutung der nationalen und europäischen Beschaffungsmärkte.<br />
Diese Entscheidung muss jedes Unternehmen im<br />
Spannungsfeld von Beschaffungskosten und Versorgungssicherheit<br />
selbst treffen. Noch immer besitzt „Asia<br />
Sourcing“ Kostenvorteile. Aber spätestens 2020 ist<br />
deutlich geworden, dass auch bei C-Teilen der günstigste<br />
Preis nicht automatisch der beste ist. Versorgungs -<br />
sicherheit, Serviceleistungen und zuverlässige Qualität<br />
besitzen ebenfalls ihren Wert. Multiple Sourcing aus<br />
mehreren Weltregionen, kombiniert mit höheren Wert-<br />
schöpfungstiefen und aufgestockten Sicherheitsbeständen<br />
werden zusätzliche Kosten verursachen. Ganz zu<br />
schweigen von Einführungs- oder Wechselaufwänden:<br />
beispielsweise für die Recherche und Identifikation<br />
alternativer Beschaffungsquellen sowie für die Einbindung<br />
neuer Lieferanten und Produkte in das eigene<br />
Wertschöpfungssystem.<br />
Vom Weltmarkt auf den eigenen Hof<br />
Halbleiter, Schrauben und Kleinteile machen nur 5 %<br />
des Beschaffungsvolumens für die Produktion aus.<br />
Durch ihre Vielzahl verursachen sie aber bis zur drei<br />
Vierteln des gesamten Beschaffungsaufwandes. Effizientes<br />
C-Teile-Management fokussiert deshalb nicht die<br />
Stückkosten, sondern die Wirtschaftlichkeit der zugrunde<br />
liegenden Einkaufs-, Logistik- und Verarbeitungsprozesse.<br />
Voraussetzung dafür ist ein schnittstellenfreies<br />
Daten-Management vom Lieferanten bis zum eigenen<br />
Shopfloor. Die Daten dazu sind im Industrie-4.0-Umfeld<br />
vorhanden, sofern sie im Unternehmen gesammelt,<br />
aggregiert und analysiert werden. Der technologische<br />
Horizont reicht dabei vom Sensor im Feld bis zum übergeordneten<br />
MES.<br />
Traditionelle Konzepte setzen auf On Premises-Ressourcen<br />
mit eigenen, im Unternehmen installierten IT-<br />
Strukturen. Zunehmend werden sich hier aber Cloud-<br />
Lösungen durchsetzen – auch und gerade im Hinblick<br />
auf die Datensicherheit. Inzwischen sind Cloud-Systeme<br />
mit professionellen Firewalls und automatisierten Updates<br />
unter dem Strich sicherer als hausgemachte Lösungen.<br />
Darüber hinaus erleichtern standardisierte<br />
Zu den klassischen<br />
C-Teilen wie Schrauben<br />
gehören auch indirekte<br />
Güter wie Schrauben -<br />
zieher. Bild: artfoto53/<br />
stock.adobe.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 29