Industrieanzeiger 01-02.2021
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am Bewusstsein für den Wandel sowie an einer klaren<br />
und guten Kommunikationsstruktur für die notwendigen<br />
Veränderungen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, eine klare<br />
Vision vorzugeben. Die Kultur muss verstanden, akzeptiert<br />
und die Vorteile für die Organisation sichtbar werden.<br />
Dabei ist das einheitliche Verständnis und die Ausrichtung<br />
des Führungsteams (Alignment) ein zentraler<br />
Erfolgsfaktor. Die Mitarbeiter müssen zudem das Recht<br />
haben, die neuen Führungsprinzipien einzufordern.<br />
2) Teams befähigen und entwickeln<br />
Alte Arbeitsstrukturen und alte Gewohnheiten stellen<br />
große Hürden für Veränderungen dar. Das Abteilungsund<br />
Silodenken und eine Over-the-Wall-Mentalität in<br />
der Form von Ab- und Weitergaben von Problemen sind<br />
aktuell noch stark verankert. Um das „traditionelle“<br />
Verhalten abzubauen, sind positive Keimzellen sowie<br />
teaminterne Leader notwendig und wichtig.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, durch bessere<br />
Rahmenbedingungen einen Kulturwandel einzuleiten.<br />
Damit Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen<br />
können, müssen gegebenenfalls Kompetenzen entwickelt<br />
und gefördert werden. Dazu gehört auch, Mitarbeiter<br />
vor Überforderungen zu schützen und Teams neu<br />
zu strukturieren. Positives Handeln von Mitarbeitern<br />
soll belohnt und Entscheidungen von Teams akzeptiert<br />
werden. Außerdem können auftretende Krisen in Teams<br />
als Transformationsbeschleuniger genutzt werden. Es<br />
gilt auch, hybride Arbeitsformen (agil neben klassisch)<br />
zu etablieren, um einen besseren Austausch zwischen<br />
den Bereichen zu ermöglichen.<br />
3) Eine positive Fehlerkultur schaffen<br />
Mitarbeiter scheuen sich häufig, Entscheidungen zu<br />
treffen. Sie haben Angst, Fehler zu machen. Es herrscht<br />
oftmals auch eine Diskrepanz zwischen der Wertschätzung<br />
von Kollaboration und einem sogenannten Heldendenken<br />
(der „einsame Held, der die Karre aus dem<br />
Dreck zieht“).<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, mit einer positiven<br />
Fehlerkultur ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.<br />
Zu der Vorbildfunktion von Führungskräften gehört<br />
deshalb auch, eigene Fehler offen zu benennen und<br />
die Chancen einer positiven Fehlerkultur aufzuzeigen.<br />
So können etwa sogenannte „Fuck-up-Events“ („hinfallen,<br />
wieder aufstehen und darüber reden“ als Einblick<br />
in die Erlebnisse einer Führungskraft) als Mittel für eine<br />
offene Feedbackkultur genutzt werden. Außerdem ist es<br />
hilfreich, eine Austauschplattform für Führungskräfte<br />
einzurichten, um ein besseres Verständnis für die neue<br />
Führungskultur zu fördern.<br />
4) Agilität, wo es sinnvoll ist<br />
Die Agilität ist als Methode nicht für alle Aufgaben und<br />
Bereiche gleichermaßen sinnvoll. Viele Standardprozesse<br />
mit immer gleichen Bedingungen wie eine Serienproduktion<br />
können mit den klassischen Methoden besser<br />
organisiert werden.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, für die reibungslose<br />
Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen<br />
agilen und klassischen Bereichen zu sorgen.<br />
Hybride Ansätze, die agile und klassische Arbeitsweisen<br />
kombinieren, haben sich in der Praxis gut bewährt. Hybride<br />
Arbeitsformen können auch bei der Frage Homeoffice<br />
versus zentrales Büro vorteilhaft sein. Die Transformation<br />
zum Homeoffice hat in der aktuellen Situation<br />
schnell und reibungslos funktioniert. Das Homeoffice<br />
wird bewusster genutzt, aber von den Mitarbeitern<br />
nicht immer gewollt. Bei der Frage, wie das Arbeitsumfeld<br />
zukünftig aussehen kann, spielt deshalb die intrinsische<br />
Motivation der Mitarbeiter eine wichtige Rolle.<br />
Alte Strukturen und Gewohnheiten stellen große Hürden für Veränderungen dar. Es ist die Aufgabe<br />
von Führungskräften, einen Kulturwandel einzuleiten. Bild: Prostock-studio/stock.adobe.com<br />
5) Die neue Kultur vorleben<br />
Führungskräfte sind es gewohnt, allein zu entscheiden.<br />
Deshalb fällt es ihnen schwer, Entscheidungen von<br />
Teams nicht infrage zu stellen und auf gar keinen Fall zu<br />
revidieren.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, das neue Verhalten<br />
beispielhaft vorzuleben und dem Team zu vertrauen<br />
(Vorbildfunktion). In Analogie zum Fußballtrainer<br />
stehen die Führungskräfte zukünftig am Spielfeldrand,<br />
um zu coachen und nicht selbst in das Spiel einzugreifen.<br />
Dabei darf die Führungskraft während der<br />
Transitionsphase die eigentliche Führungsaufgabe seiner<br />
Abteilung nicht vergessen.<br />
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