Industrieanzeiger 01-02.2021
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news & management<br />
Generation und Ausbildungsgrad unterschiedlich<br />
schwer. Es handelt sich um einen lebendigen Prozess. Er<br />
benötigt umso länger, je mehr Abteilungsgrenzen überwunden<br />
und Schnittstellen geschaffen werden müssen.<br />
Ganz entscheidend für die nachhaltige Einführung von agilen Arbeitsmethoden ist es, den<br />
Mitarbeitern ein agiles Mindset zu vermitteln. Bild: zaieiunewborn59/stock.adobe.com<br />
6) Den Mitarbeitern vertrauen<br />
Nicht alle Teammitglieder sind bereit, Verantwortung<br />
zu übernehmen. Sie möchten Entscheidungen wieder an<br />
die Führungskraft zurückdelegieren und Führungskräfte<br />
haben den Impuls, Entscheidungen wieder selbst zu<br />
treffen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskraft, den „Ball ans<br />
Team zurückzuspielen“. Er vertraut seinen Mitarbeitern,<br />
ist wertschätzend und gibt Rückhalt. Die große<br />
Herausforderung besteht darin, die vorhandene Angst<br />
in eine Bereitschaft zur Veränderung umzuwandeln.<br />
7) Geduld bewahren<br />
Die Übergangs- und Transitionsphase von der „alten in<br />
die neue Welt“ erfordert viel Geduld. Fehler werden immer<br />
noch gerne „unter den Teppich gekehrt“ und bei<br />
der Übergabe der Verantwortung an das Team fühlen<br />
sich viele Mitarbeiter überfordert. Generell gilt: Je mehr<br />
Schnittstellen in einem Unternehmen existieren, desto<br />
schwieriger ist die Einführung agiler Strukturen.<br />
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, die Transitionsphase<br />
geduldig zu begleiten, für Weiterbildungen zu<br />
sorgen und gegebenenfalls Teamanpassungen vorzunehmen.<br />
Dabei fällt das Umdenken je nach Abteilung,<br />
Die drei Ebenen der Umsetzung<br />
Nach den Praxiserfahrungen von Lischke Consulting<br />
werden die Erfolgsaussichten neben dem veränderten<br />
Verhalten der Führungskräfte auch durch die generellen<br />
Herausforderungen von Change-Vorhaben bestimmt.<br />
Die „Reise zu einem agilen Unternehmen“ ist ein gravierendes<br />
Change-Vorhaben, das je nach Unternehmensgröße<br />
eine Zeit von mindestens zwei bis vier Jahren<br />
erfordert. Hier gelten drei Ebenen der Umsetzung,<br />
die für alle Change-Projekte typisch sind:<br />
• Sachebene: Die Mitarbeiter werden geschult. Das<br />
Konzept ist plausibel und die Vorteile sind offensichtlich.<br />
Ein gemeinsamer Konsens wird relativ schnell<br />
erreicht.<br />
• Strukturebene: Die Organisationsstruktur wird umgebaut,<br />
neue Meetings eingeführt und Abteilungen<br />
verändert. Schon die ersten Änderungen auf der<br />
Organisationsebene führen zu erhöhten Widerständen.<br />
Je mehr Personen betroffen sind, umso größer<br />
wird der Widerstand der Beteiligten.<br />
• Kulturebene: Auf der Kulturebene wird der höchste<br />
Widerstandsgrad erreicht, da es hier um das Verhalten,<br />
den Umgang und das konkrete „Wie“ geht.<br />
Bedingt durch sehr viele unterschiedliche Individuen,<br />
älteren und jüngeren Mitarbeitern kommt es zum<br />
Kulturclash.<br />
Die Aufgabe der Führungskräfte besteht darin, den<br />
„Change“ über alle drei Ebenen zu „orchestrieren“.<br />
Ganz entscheidend für die nachhaltige Einführung von<br />
agilen Arbeitsmethoden ist es, den Mitarbeitern ein<br />
agiles Mindset zu vermitteln. Agile Werte und Prinzipien<br />
legen hierfür die Grundlagen. Sie schaffen die Basis für<br />
ein gemeinsames Arbeiten im Team, mit Respekt auf<br />
Augenhöhe und mit viel Spaß an der Arbeit. Die Führungskräfte<br />
übernehmen einen entscheidenden Anteil,<br />
um ein solch förderndes Arbeitsklima zu schaffen. •<br />
Olaf Keßel<br />
Manager und Leiter des Competence Center Agilität<br />
bei Lischke Consulting in Hamburg<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21