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Industrieanzeiger 01-02.2021

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news & management<br />

miert durchlaufen. So entwickelte der Lkw-Hersteller<br />

MAN einen Telematikdienst, der Fahrzeugdaten für die<br />

vorrausschauende Wartung übermittelt. MAN konnte<br />

damit die Fahrzugausfälle senken – und somit Lieferkettenunterbrechungen<br />

bei seinen Kunden verhindern.<br />

Diese Beispiele zeigen: Wer Digitalisierung mehr als<br />

Chance denn als Bedrohung begreift, kann mit innovativen<br />

Geschäftsmodellen einen größeren Mehrwert bieten<br />

und sich langfristig am Markt behaupten.<br />

Die Umsetzung ist vielfältig<br />

Die Transformation oder Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen<br />

jeglicher Art wird durch strategische<br />

Ziele geleitet. Im ersten Schritt sollten Verantwortliche<br />

eine Bestandsaufnahme ihrer Geschäftsmodelle vornehmen,<br />

die aus einer Ist-Analyse und einer Soll-Bewertung<br />

besteht. Was sind unsere Geschäftsmodelle? Wie sieht<br />

unser Operating Model aus? Wie zukunftsfähig ist es?<br />

Und: Wo wollen wir hin? Mehr Deckungsbeitrag, mehr<br />

Umsatz, mehr Neukunden, neue Märkte?<br />

Die nächste Frage lautet, wie Unternehmen ihre Ziele<br />

erreichen. Selbstverständlich müssen Verantwortliche<br />

die Märkte beobachten und Trends frühzeitig erkennen.<br />

Die Konsequenzen, die aus dieser Beobachtung resultieren,<br />

müssen mit Kunden und Stakeholdern besprochen<br />

und analysiert werden, um Prozesse auf die Veränderungen<br />

abzustimmen sowie erforderliche Kapazitäten zu<br />

bestimmen. Diese bestehen aus Mitarbeiter-Knowhow,<br />

Ressourcen oder Infrastruktur.<br />

Die strategischen Ebenen schließen dabei Finanzen,<br />

Märkte, Prozesse und Potenziale ein. All diese Ebenen<br />

bedingen sich untereinander. Ein strategisches Ziel auf<br />

der Marktebene ist immer auch mit Prozess- oder Potenzialzielen<br />

verknüpft. Die aus den Zielen abgeleiteten<br />

Handlungsfelder sind vielfältig – und müssen von Geschäftsführung<br />

und Führungsteams priorisiert werden.<br />

Ist ein Finanzziel beispielsweise „Umsatzsteigerung“,<br />

können Unternehmen auf der Marktebene den Kundenwert<br />

steigern, wie es MAN und Walter mit ihren Servicemodellen<br />

gemacht haben. Oder sie können ihre<br />

Markenpräsenz erhöhen. Je nachdem, was die Führungsteams<br />

auf der Marktebene priorisieren, müssen sie<br />

dann auch an Stellschrauben auf der Potenzial- und<br />

Prozessebene drehen. Beim Thema „Markenpräsenz erhöhen“<br />

können Unternehmen unter anderem ihr Vertriebs-Knowhow<br />

verbessern und ihre externe Kommunikation<br />

verstärken.<br />

Doppelbelastung Transformation<br />

Eine Veränderung im Geschäftsmodell ist nicht wie ein<br />

Schalter, den man einfach umlegt. Verantwortliche müssen<br />

sukzessiv an die Transformation herangehen. Zeitweise<br />

bedeutet das eine Doppelbelastung für alle Beteiligten:<br />

Einerseits muss das operative Tagesgeschäft weiterlaufen,<br />

andererseits muss das neue Geschäftsmodell<br />

implementiert und angekurbelt werden. Eventuell kannibalisiert<br />

das neue Modell das alte zeitweise. Doch hier<br />

gilt der Satz von Gisbert Rühl, Vorstand des Duisburger<br />

Metallhändlers Klöckner & Co.: „Ich kannibalisiere<br />

mein Geschäft, bevor es andere tun.“<br />

Erfolgsfaktor Belegschaft<br />

Dieser Wandel gelingt nur, wenn die Mitarbeiter den<br />

Wandel annehmen und mitziehen. Dafür müssen Verantwortliche<br />

sie frühzeitig in das Veränderungsvorhaben<br />

einbeziehen – und auch mitgestalten lassen. Studien<br />

zeigen immer wieder: Eine Business Model-Transformation<br />

erfordert einen Kulturwandel im Unternehmen. Die<br />

erfolgreiche Implementierung eines Geschäftsmodells<br />

gelingt nur, wenn die Mitarbeiter diese mit Leben füllen.<br />

Hierfür muss sich die Geschäftsführung fragen: Erfordern<br />

die neuen Prozesse auch ein neues Verständnis von<br />

Führung? Müssen wir für einen Kulturwandel auch das<br />

Managementsystem adaptieren oder die Organisation<br />

verändern?<br />

Auch wenn Unternehmen des industriellen Mittelständs<br />

unter Handlungsdruck stehen, bedeutet das<br />

nicht, dass die Verantwortlichen panisch irgendwelchen<br />

Trends nachjagen sollten. Eine gründliche Analyse zur<br />

aktuellen Situation muss jeder Veränderung vorangehen.<br />

Bei der Entscheidungsfindung ist es aber notwendig,<br />

die eigene Komfortzone zu verlassen, Mut aufzuwenden<br />

und unternehmerisches Risiko einzugehen, anstatt<br />

lieber nur den Status quo zu verwalten und so lange<br />

am Geschäftsmodell festzuhalten, bis es irgendwann<br />

keines mehr ist.<br />

•<br />

Dipl.-Ing. Olaf Arns, MBA<br />

Unternehmensberater für den industriellen Mittelstand<br />

in Wenden bei Olpe<br />

Die Entscheidungsfindung<br />

erfordert es, die eigene<br />

Komfortzone zu verlassen<br />

anstatt nur den Status<br />

quo zu verwalten und so<br />

lange am Geschäftsmodell<br />

festzuhalten, bis es irgendwann<br />

keines mehr ist.<br />

Bild: andranik123/stockadobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 25

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