Industrieanzeiger 01-02.2021
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Der Ausfall von Industrierobotern<br />
verursacht hohe Kosten. Deshalb müssen<br />
diese mithilfe von Connected-Worker-<br />
Plattformen regel mäßig gewartet werden.<br />
Bild: metamoworks/stock.adobe.com<br />
nach Fabrikat, zu halbjährlicher oder jährlicher Inspektion.<br />
Wichtig dabei: Wartungskräfte müssen die korrekte<br />
Reihenfolge der Arbeiten einhalten und Ergebnisse<br />
dokumentieren. Dafür werden vielerorts noch Listen<br />
mit Klemmbrett und Stift geführt – in Zeiten von Industrie<br />
4.0 kaum vorstellbar. Schließlich geht dies mit mobilen<br />
Apps für vernetztes Arbeiten effizienter: Sind die<br />
Standard Operating Procedures (SOPs) im System angelegt,<br />
finden Mitarbeiter auf ihren mobilen Geräten sofort<br />
die richtige Arbeitsanweisung und starten direkt<br />
mit der Erhebung des Systemzustands von Roboterarm,<br />
Getriebe und Kabelbaum. Digitale Checklisten führen<br />
sie durch Routinen wie die Reinigung von Spänen und<br />
Schmutz oder das Schmieren von Lagern und Getriebe.<br />
Weil alle Arbeiten direkt abgehakt und Messwerte eingetragen<br />
werden, erspart der Einsatz mobiler Apps das<br />
spätere Abtippen des Prüfprotokolls. So kommt der Betrieb<br />
seiner Dokumentationspflicht für den Gewährleistungsfall<br />
nach. Ebenso praktisch: Per Foto oder Kurzvideo<br />
können Techniker sich abzeichnende Probleme festhalten<br />
und mit Kollegen teilen.<br />
Wartungspersonal anleiten und schulen<br />
Nach Ablauf der Garantiefrist haben Unternehmen drei<br />
Möglichkeiten: Sie beauftragen den Hersteller weiter<br />
mit der Wartung, suchen einen externen Dienstleister<br />
oder nehmen die Routinekontrollen selbst in die Hand.<br />
Mit letzterem erhöhen Betriebe ihre Reaktionsgeschwindigkeit<br />
und sparen Anreisekosten. Doch natürlich<br />
müssen auch die eigenen Mitarbeiter alle Arbeiten<br />
sachkundig ausführen – egal, ob es sich um eine Inspektion<br />
de Elektronik handelt oder um die Messung der<br />
Präzision.<br />
Dazu lassen sich die SOPs in einer Connected Worker<br />
Plattform flexibel erweitern und anpassen. Von der<br />
Anleitung „on the job“ profitieren insbesondere neue<br />
oder weniger geübte Kräfte: Wer beispielsweise erstmals<br />
ein Lock out/Tag out oder einen Funktionstest durchführt,<br />
wird nicht nur detailliert in Wort, Bild und Video<br />
angeleitet, sondern kann sich auch Hilfe holen: Werden<br />
beispielsweise Vibrationen oder Geräusche bemerkt,<br />
kann der Mitarbeiter direkt Rückfragen stellen. Dies gelingt<br />
am besten via Chat oder Telefon, indem der Techniker<br />
seine aktuelle Situation per Foto oder kurzem Video<br />
mit einer anderen Fachkraft bespricht. So lasten<br />
Wartungsaufgaben nicht nur auf den Schultern weniger<br />
Experten. Dennoch kann das Unternehmen sicher sein,<br />
dass dem teuren Roboter die richtige Behandlung zuteilwird.<br />
Timing der Industrieroboter-Wartung optimieren<br />
Traditionelle Wartungs- und Inspektionspläne gehen<br />
von einem festen Turnus für Preventive Maintenance<br />
aus – unabhängig von der realen Beanspruchung eines<br />
Systems. Neuere, vorausschauende Ansätze orientieren<br />
sich dagegen an der tatsächlichen Auslastung und dem<br />
Zustand eines Industrieroboters. Dafür bieten moderne<br />
Robotersysteme die Möglichkeit, den Status einzelner<br />
Komponenten über Sensoren zu überwachen und per<br />
Datenfeed sichtbar zu machen. Mithilfe von Algorithmen<br />
lassen sich Wahrscheinlichkeiten für einen Ausfall<br />
ableiten. Dies eröffnet die Möglichkeit einer bedarfsorientierten,<br />
vorausschauenden Wartung, bei der nötigenfalls<br />
außerhalb der turnusmäßigen Pflege eingegriffen<br />
wird. Aber egal ob Preventive oder Predictive Maintenance:<br />
Am Ende geht es darum, dass ein Techniker oder<br />
eine Technikerin die Arbeit zuverlässig und schnell ausführt<br />
– beim ersten Mal und jedes Mal.<br />
Smarte Versionen von SOPs erlauben nicht nur die<br />
digitale Werkerführung und die Dokumentation der zu<br />
erledigenden Prüfungen und Wartungsaufgaben. Da sie<br />
in Plattformen für Connected Work eingebettet sind, ist<br />
darüber hinaus die Vernetzung mit nachgelagerten Prozessen<br />
möglich. So kann eine Servicekraft zum Beispiel<br />
direkt einen nötigen Reparaturauftrag auslösen. Oder<br />
die Anwendung meldet verbrauchte Ersatzteile automatisch<br />
an die Materialwirtschaft und den Einkauf. Mit<br />
diesen Leistungen gehen moderne Plattformen weit über<br />
die Möglichkeiten von Tools für digitale Checklisten hinaus.<br />
Gute Pflege verlängert die Lebensdauer<br />
der Industrieroboter<br />
Die meisten Roboter fallen aufgrund von Verschleiß<br />
aus. Regelmäßige Wartungen und Inspektionen helfen<br />
hier gegenzusteuern und ungeplante Downtimes zu vermeiden.<br />
Dabei kann das Wartungsteam Produktionsspitzen<br />
gezielt umgehen und so Produktivität und Qualität<br />
der Fertigung steigern. Insgesamt stellt gute Pflege<br />
sicher, dass sich kleinere Problemchen nicht zu großen<br />
Problemen auswachsen. Und auch die Lebenserwartung<br />
eines Roboters verlängert sich in der Regel deutlich.<br />
Connected-Worker-Plattformen unterstützen sie dabei<br />
mehrfach. Zum einen, indem smarte Apps Effizienz<br />
und Qualität steigern. Zum anderen, weil die Plattform<br />
die von Menschen und Maschinen zusammengetragenen<br />
Daten überall im Unternehmen in Echtzeit nutzbar<br />
macht. Auch für kommende Wartungseinsätze am Roboter<br />
– für eine Pflege erster Klasse. •<br />
Carsten Hunfeld<br />
Head of DACH, Parsable, München<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>01</strong>/02.21 49