TE KW 06
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Camp-Petition erhitzt Seefelder Gemeinderat<br />
Räte kontern: „Haben 155 Mobilehomes verhindert und den Campingbetrieb erhalten. Alle Betten werden vermietet!“<br />
Die Seefelder Gemeinderäte können die 618 Unterschriften gegen<br />
Mobilehomes und illegale Freizeitwohnsitze am ehemaligen<br />
„Camp Alpin“ nicht nachvollziehen. Insbesondere Bauausschuss-<br />
Obmann GR Sepp Kneisl argumentiert, dass man bereits vor zwei<br />
Jahren genau das getan habe, was die Unterzeichner der Petition<br />
von Tom Hiltpolt, Jörg Klink, Bettina Moncher, Ingrid Norz<br />
und Birgit Weihs-Dopfer nunmehr fordern. Man habe illegale<br />
Freizeitwohnsitze verhindert, den Campingplatz erhalten und<br />
einen Großbeherbergungsbetrieb geschaffen, der Hotelbetten<br />
vermietet. Durch einen Grundverkauf sei mittels Pönale, Widmungs-<br />
und Veräußerungsverbot gesichert, dass der Betreiber<br />
kein Schlupfloch finden könne.<br />
Von Bernhard Rangger<br />
Wie bereits berichtet, wurde die<br />
Petition über eine Wiener Internetplattform<br />
abgewickelt und die<br />
Unterschriften nur mit Vornamen,<br />
Anfangsbuchstaben des Nachnamens<br />
und Postleitzahl abgegeben.<br />
273 Unterzeichner stammen aus<br />
Seefeld. Erst nach langem Nachbohren<br />
gab Birgit Weihs-Dopfer bekannt,<br />
dass sie die Texte für die Petition<br />
verfasst habe – aber nicht als<br />
Betreiberin. Zur Offenlegung habe<br />
sie sich deswegen breit schlagen<br />
lassen, weil das Thema als Ganzes<br />
extrem wichtig für die Entwicklung<br />
Seefelds sei. Ihre Texte sind es auch,<br />
die Bauausschuss-Obmann GR<br />
Sepp Kneisl, der – seinen Angaben<br />
zufolge – seit 30 Jahren gegen Freizeitwohnsitze<br />
in Seefeld kämpft, zur<br />
Weißglut bringen: „Wir haben ein<br />
Mobilehomedorf mit 155 Mobilehomes,<br />
die zum Verkauf gestanden<br />
wären, abgewendet. Das ‚Leutascher<br />
Modell‘ gibt es in Seefeld also nicht.<br />
Wir haben einen Campingplatz mit<br />
110 Stellplätzen und die Errichtung<br />
eines Großbeherbergungsbetriebes<br />
mit ca. 485 Betten genehmigt. Die<br />
vielen Betten rühren daher, dass<br />
nach dem Tiroler Campinggesetz im<br />
Gegensatz zu anderen Hotelleriebetten<br />
auch Ausziehcouches in die<br />
Gesamtzahl einzurechnen sind. Bei<br />
24 Studios unter 30 Quadratmetern,<br />
30 Appartements unter 70 Quadratmetern<br />
und 55 Ferienlodges um 60<br />
Quadratmeter ist die Zahl von 485<br />
Betten aber kaum zu erzielen.“<br />
WASSERDICH<strong>TE</strong> VERTRÄ-<br />
GE. In Seefeld habe man die Widmung<br />
auf einen Hotelbetrieb für<br />
ständig wechselnde Gäste ausgelegt.<br />
Die Anlage wurde durch einen privatrechtlichen<br />
Vertrag mit Parifizierungsverbot<br />
und Verkaufsverbot<br />
einzelner Objekte belegt. Bei Verstößen<br />
wurde ein extrem hohes Pönale<br />
festgesetzt. „Der Betrieb eines Campingplatzes<br />
ohne alternative Übernachtungsmöglichkeiten<br />
ist wirtschaftlich<br />
schwierig“, so Kneisl. „Ein<br />
Tourismusbetrieb wie am ehemaligen<br />
Camp Alpin ist ein Ausgleich<br />
für die stark sinkende Bettenzahl<br />
in Seefeld und kaum eine Konkurrenz<br />
für bestehende Betriebe!“<br />
Zum Verkauf eines angrenzenden<br />
Waldgrundstückes (ca. 6000 Quadratmeter)<br />
war der hohe Kaufpreis<br />
für ein Waldgebiet ausschlaggebend,<br />
welches nur zu zwei Drittel bebaut<br />
werden kann. Der Erlös wurde bereits<br />
vor zwei Jahren zweckgebunden<br />
für die Errichtung der Tennisanlage<br />
fixiert.GR Sepp Kneisl erklärt weiters:<br />
„Der Käufer der Liegenschaft<br />
ist EU-Bürger mit Hauptwohnsitz in<br />
Seefeld. Rechtlich ist er von der Gemeinde<br />
wie jeder andere EU-Bürger<br />
zu behandeln. (Anm.: Freies Niederlassungsrecht).<br />
Es ist schade, dass<br />
sich kein Seefelder Käufer gefunden<br />
hat. Es ist für den Käufer schon legitim,<br />
aus dieser Investition positiv<br />
aussteigen zu wollen, da dies ja auch<br />
mit einem gewissen Risiko verbunden<br />
ist.“ Kneisl abschließend: „Es<br />
gibt wasserdichte Verträge mit Loek<br />
Beuker und seine Zusicherung, den<br />
Platz wie ein Hotel zu führen. Heute<br />
steht der Kaufvertrag nicht auf der<br />
Tagesordnung. Ich hoffe aber, dass<br />
sich alle Gemeinderäte bei der Abstimmung<br />
daran erinnern, warum es<br />
zu diesem Kompromiss gekommen<br />
ist!“<br />
AUTOMATISCHE BEWÄSSE-<br />
RUNG. Die Golfclub-Vorstände<br />
Jakob Moncher und Markus Daschil<br />
erklärten, dass man am Golfplatz<br />
Wildmoos eine neue automatische<br />
Bewässerung und Cartwege errichten<br />
wolle. Im Zusammenhang mit<br />
dem Umbau wolle man den Platz<br />
bis 2026 pestizidfrei machen und<br />
mit wissenschaftlicher Unterstützung<br />
auf stabile ökologische Gleichgewichte<br />
hinarbeiten. Insgesamt<br />
seien dafür drei Millionen Euro<br />
nötig, die man mit Hilfe des Tourismusverbandes,<br />
mit den Gemeinden<br />
So sieht das Campingplatzkonzept von Seefeld aus: Neben einem Campingareal<br />
gibt es Studios, Appartements und Ferienlodges. Visualisierung: Bürgerliste Seefeld<br />
Seefeld und Telfs sowie Fördergeldern<br />
und Beiträgen der Mitglieder<br />
aufbringen wolle. Unter anderem<br />
seien auch zwei Wasserspeicherteiche<br />
vorgesehen, mit denen man<br />
in Trockenperioden die Bewässerung<br />
speisen könne. Diese stünden<br />
auch im Winter für eine Loipenbeschneiung<br />
zur Verfügung. GR Sepp<br />
Kneisl wies die Clubführung darauf<br />
hin, dass die Gemeinde auf Grund<br />
der derzeitigen finanziellen Situation<br />
keine Haftungen für den Golfclub<br />
übernehmen könne. Insgesamt<br />
herrschte aber eine sehr positive<br />
Stimmung im Gremium. Bürgermeister<br />
Werner Frießer: „Wir müssen<br />
mit drei schwierigen Jahren rechnen,<br />
sind aber schon bisher immer hinter<br />
den Clubaktivitäten gestanden!“<br />
WM-FINANZIERUNG. Einstimmig<br />
wurde auch die Haftungsübernahme<br />
für die sechs Millionen<br />
Euro für die WM-Zwischenfinanzierung<br />
verlängert. Kneisl: „Die<br />
zusätzlichen drei Millionen Euro,<br />
die offenbar der Landeshauptmann<br />
genehmigt hat, kann der Gemeinderat<br />
nicht unterfertigen. Das müssen<br />
der Kreditgeber, der Bürgermeister<br />
und das Land Tirol tun!“ In diesem<br />
Zusammenhang tauchte auch<br />
eine Gesprächsnotiz vom 20. Juli<br />
2020 auf, die bestätigt, dass der<br />
Leiter der Tiroler Sportabteilung,<br />
Reinhard Eberl, die Gesamtfördersumme<br />
von 30 Millionen Euro<br />
anerkannt hat. An dieser Sitzung<br />
nahmen LH-Stv. Josef Geisler, Reinhard<br />
Eberl., Bgm. Werner Frießer,<br />
Überprüfungsausschussobmann<br />
Alexander Schmid und TVB-GF<br />
Elias Walser teil. In einer Antwort-<br />
Email schreibt Eberl: „Basierend auf<br />
der hochbautechnischen Stellungnahme<br />
der Abteilung Baudirektion<br />
(HB-AHB-F/60-2019 ) vom 9. Dezember<br />
2019, sowie der oben angeführten<br />
Besprechung mit LHStv.<br />
Josef Geisler werden die Baukosten<br />
in Höhe von maximal 30 Millionen<br />
Euro genehmigt.“ Die Gemeinde<br />
erwartet sich also demnächst eine<br />
positive Entscheidung vom Land. In<br />
diesem Schreiben wird auch darauf<br />
hingewiesen, dass es eine mündliche<br />
Zusage von LH-Stv. Josef Geisler<br />
gäbe, dass er eine Summe von 30,2<br />
Millionen Euro im Förderschlüssel<br />
Bund 40/Land 40/Gemeinde 10<br />
und Tourismusverband 10 Prozent<br />
garantiere.<br />
VERTRAG GENEHMIGT. Einstimmig<br />
genehmigt wurden auch<br />
die Geschäftsordnung und der Gesellschaftsvertrag<br />
der BIG (Beteiligungs-<br />
und Infrastruktur GmbH),<br />
die aus steuerlichen Gründen eine<br />
Art Dachgesellschaft für die Gemeinde-Gesellschaften<br />
bildet. „Es<br />
gibt nunmehr keine Ausnahmen<br />
der Zuständigkeit mehr. Es werden<br />
vierteljährliche Kontrollsitzungen<br />
mit Gemeinderäten und den Geschäftsführern<br />
eingeführt und eine<br />
Geschäftsordnung für alle untergeordneten<br />
Betriebe erlassen. Bis<br />
15. Oktober sind die Budgets zu<br />
erstellen, damit Zahlungen durch<br />
die Gemeinde rechtzeitig zur Budgeterstellung<br />
bekannt sind“, so<br />
Frießer. Schließlich beschloss der<br />
Gemeinderat auch noch den Flächenwidmungsplan<br />
für die erste<br />
Ausbaustufe der WE-Anlage hinter<br />
der Tennishalle: Bis Herbst sollen<br />
21 Mietwohnungen errichtet werden.<br />
Kurz darauf soll auch mit der<br />
zweiten Baustufe (Eigentumswohnungen<br />
und Reihenhäuser) begonnen<br />
werden. Der Spazierweg zwischen<br />
der Kirchwaldsiedlung und<br />
dem Möserertal wird mitten durch<br />
die Wohnanlage führen.<br />
RUNDSCHAU Seite 14 10./11. Februar 2021