gletscherderschweiz_ost
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Christoph Käsermann, Andreas Wipf
Gletscher der Schweiz – Ost
37 faszinierende Bergwanderungen
zu Eisströmen der Zentral-, Süd- und Ostschweiz
Spezialwanderführer
Inhaltsverzeichnis
Übersichtskarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Vorwort und Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Aufbau und Gebrauch des Wanderführers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Faszination Gletscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Gletscherregionen und Wanderungen
31 Ghiacciaio del Basòdino, Gh. del Cavagnöö, Val Bavona, TI . . . . . . . . . . . 39
31.1 T3 Robièi – Lago del Zött – Vorfeld Basòdino – Randinascia – Robièi
31.2 T3 Robièi – Cresta dell’Arzo – Lago dei Cavagnöö – Lago Nero – Robièi
32 Glatscher da Medel, Gl. Davos la Buora, Gl. da Lavaz, Medel, GR/TI . . . . . . 47
32.1 T4 Fuor ns – F. dalla Buora – Cna da Medel – F. Sura da Lavaz – Pian Geirètt
32.2 L Cna da Medel – Piz Medel und zurück
33 Greinaebene, Glatscher dil Terri, Gl. dalla Greina, Greina, TI/GR . . . . . . . . 55
33.1 T2 Pian Geirètt – Greina – Cna da Terri – Cap. Motterascio – Lago di Luzzone
33.2 T4 Cna da Terri – Piz Terri – Cap. Motterascio
34 Vadrecc di Bresciana, Länta-, Güfer-, Paradies- und Zapportgletscher,
Adula, TI/GR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
34.1 L Dangio – Cap. Adula – Rheinwaldhorn – Zapporthütte – Hinterrhein
34.2 T4 Zervreila – Canallücke – Zapporthütte – Hinterrhein
34.3 T3 Zervreila – Furggelti – Läntahütte – Passo Soreda – Lago di Luzzone
35 Vadrec da la Bondasca, V. dal Cengal, V. da la Trubinasca, Bergell, GR . . . . 73
35.1 T4 Laret – Cap. di Sciora – Viäl – Cap. Sasc Furä – Laret
36 Vadrec del Forno und V. da l’Albigna, Bergell, GR . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
36.1 T4 Maloja – Lägh da Cavloc – Cap. del Forno – Lto dei Rossi – Maloja
36.2 T3 Staudamm Albigna – Cap. da l’Albigna – Pass da Casnil Sud und zurück
37 Vadret da Roseg und V. da Tschierva, Berninagebiet, GR . . . . . . . . . . . . . 89
37.1 T2 Murtèl – Fcla Surlej – Cna Coaz – Lej da Vadret – Roseg
37.2 T5/WS Roseg – Cna da Tschierva – Piz Tschierva – Roseg
38 Vadret da Morteratsch und V. Pers, Berninagebiet, GR . . . . . . . . . . . . . . . 97
38.1 T4 Diavolezza – Munt Pers – Isla Persa – V. da Morteratsch – Morteratsch
38.2 T2 Morteratsch – Chünetta – Cna da Boval – Morteratsch
39 Vadret da Palü und V. dal Cambrena, Berninagebiet, GR . . . . . . . . . . . . . . 105
39.1 T3 Alp Grüm – Lagh da Caralin – Val da Canton – Lagh da Palü – Cavaglia
40 Vadret da Sesvenna, V. da Triazza, V. da Lischana, Unterengadin, GR . . . . . 111
40.1 T4 S-charl – Sesvennahütte – Lais da Rims – Piz Lischana – San Jon
41 Vadret da Porchabella und V. da Grialetsch, Albula-/Flüelagebiet, GR . . . . 119
41.1 T4 Chants – Cna digl Kesch – Porta d’Es-cha – Madulain
41.2 T3 Dürrboden – Cna da Grialetsch – Fcla Radönt – Flüelastrasse
42 Silvretta- und Verstanclagletscher, Silvretta, GR/A . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
42.1 T4 Sardasca – Lehrpfad – Silvrettahütte – Rote Furka – Tällispitz – Sardasca
42.2 L Silvrettahütte – Silvrettagletscher – Silvrettahorn und zurück
43 Glatschiu dil Segnas, Sardonagletscher, Plaun Segnas Sura und Sut,
Sardonagebiet, GR/SG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
43.1 T4 Fil de Cassons – Sardonapass – Trinserhorn – Plaun Segnas Sut – Naraus
44 Limmerenfirn, Glatscher da Gavirolas, Gl. da Mer, Tödigebiet/Hausstock,
GL/GR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
44.1 T3 Chalchtrittli – Muttseehütte – Kistenpass – Bifertenhütte – Cuolms da Breil
44.2 T3 Bifertenhütte – Panixerpass – Wichlenalp – Büel
45 Hüfi-, Clariden- und Bifertenfirn, Clariden-/Tödigebiet, UR/GL . . . . . . . . 149
45.1 L Hinter Sand – Planurahütte – Piz Cazarauls – Hüfihütte – Guferen
45.2 T3 Fisetenpass – Claridenhütte – Ober Sand – Fridolinshütte – Hinter Sand
45.3 T4 Fisetenpass – Rund Loch – Gemsfairenstock (2972 m ü. M.) und zurück
46 Glärnisch- und Bächifirn, Klöntalergebiet, GL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
46.1 WS Vorder Richisau – Glärnischhütte – Vrenelisgärtli – Chäseren
47 Blüemlisalp-, Chlitaler- und Griessenfirn, Isenthal/Engelberg, UR/OW . . . 165
47.1 T4 St. Jakob – Gitschenhörelihütte – Uri Rotstock – Musenalp
47.2 T4 Brunnihütte – Rugghubelhütte – Wissigstock – Rot Grätli – Chrüzhütte
48 Titlis- und Wendengletscher, Glatt Firn, Engelberg/Erstfeldertal,
NW/OW/UR/BE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
48.1 T3 Klein Titlis – Titlis und zurück
48.2 T4 Wilerli – Matt – Kröntenhütte – Graw Stock – Bodenberg
49 Damma- und Chelengletscher, Flachenstein- und Wallenburfirn,
Göscheneralp/Sustengebiet, UR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
49.1 T2 Göscheneralp – Dammahütte – Seeende – Berg – Göscheneralp
49.2 T3 Göscheneralp – Chelenalphütte – Bergseehütte – Göscheneralp
49.3 T4 Göscheneralp – Bergseehütte – Voralphütte – Abzw. Voralp
50 Sidelen- und Tiefengletscher, Furkagebiet, UR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
50.1 T3 Furkablick – Sidelenhütte – Albert-Heim-Hütte – Tiefenbach
20 ausgewählte Gletscherregionen in den Bündner, Glarner, Nid- und Obwaldner, St. Galler, Tessiner und Urner Alpen mit 37 Touren zu Gletschern
41 Vadret da Porchabella, Vadret da Grialetsch und Vadret da Sarsura
42 Silvretta-, Verstanclagletscher und Vadret Tiatscha
43 Glatschiu dil Segnas und Sardonagletscher
44 Limmerenfirn, Glatscher da Gavirolas und Glatscher da Mer
45 Hüfi-, Clariden- und Bifertenfirn
46 Glärnisch- und Bächifirn
47 Griessen-, Blüemlisalp-, Schlossfirn und Chlitaler Firn
48 Glatt Firn, Titlis- und Wendengletscher
49 Damma- und Chelengletscher, Flachenstein- und Wallenburfirn
50 Tiefen- und Sidelengletscher
31 Ghiacciaio del Basòdino und Ghiacciaio del Cavagnöö
32 Glatscher da Medel, Glatscher Davos la Buora und Glatscher da Lavaz
33 Glatscher dil Terri, Glatscher dalla Greina und Glatscher da Gaglianera
34 Vadrecc di Bresciana, Länta-, Paradies-, Güfer- und Zapportgletscher
35 Vadrec da la Bondasca, Vadrec dal Cengal und Vadrec da la Trubinasca
36 Vadrec del Forno und Vadrec da l’Albigna
37 Vadret da Tschierva, Vadret da Roseg und Vadret da la Sella
38 Vadret da Morteratsch und Vadret Pers
39 Vadret da Palü und Vadret dal Cambrena
40 Vadret da Sesvenna, Vadret da Triazza und Vadret da Lischana
8
Luzern
Glarus
46
42 Scuol
47
45
48
44
1
40
41
38
39
Davos
St. Moritz
37
36
43
Chur
Ilanz
Bern
Engelberg
2
32
33 Splügen
34
35
Interlaken 49 Andermatt
5
6
Airolo
11
50
4
10
3
Gstaad
13
12
9
30
31
7
8
Lausanne
14
Maggia
29
Visp
Sion
Genève
Bellinzona
27
23
22
21
24
20
Martigny
28
19
17
15
26
25
18
16
Wanderungen Band Ost
31 bis 50
1 bis 30 Wanderungen Band West
0 50 km
Vorwort
Nun liegt der zweite Band mit genussvollen Wanderungen zu den Gletschern der Schweiz vor. Während
der erste Band (2011) die Kantone Bern, Waadt und Wallis mit ihren imposanten Eisströmen zum Thema
hatte*, stellt der «Band Ost» Wanderungen in 20 Gletscherregionen der Kantone Glarus, Graubünden,
Nid- und Obwalden, St. Gallen, Tessin und Uri vor. Insgesamt sind so 50 Gebiete mit 140 Gletschern
und 90 Berg- und Alpinwanderungen oder leichten Hochtouren detailliert beschrieben.
Neben den beeindruckenden Gletschern der Berninagruppe, im Bergell, um die Göscheneralp oder im
Claridengebiet behandelt der vorliegende Band auch zahlreiche kleinere oder unbekanntere Gletscher
wie den Vadret da Sesvenna oder den Glatt Firn. Die Tourenvorschläge umfassen sowohl einfache Familienwanderungen
als auch anspruchsvollere Gipfelbesteigungen, eisfreie Routen und solche mit Gletscherquerungen,
halb- bis zweitägige Wanderungen, einsame, aber auch häufig begangene Routen.
Die Gletscher sind durch den raschen Schwund in den letzten zwanzig Jahren in den Fokus von Politik
(Klimawandel, Naturgefahren), Wirtschaft (Wasserkraftnutzung) und Tourismus gelangt. Gleichzeitig
fasziniert die eisige Bergwelt wegen ihrer Schönheit und ihrer Unnahbarkeit. Früher galten die Gletscher
als gefährlich und waren als Wohnsitz von Geistern und Dämonen gefürchtet.
Wenn man die wie erstarrt wirkenden Eisströme innerhalb weniger Jahre mehrmals besucht, nimmt man
die grossen Veränderungen der Hochgebirgslandschaft hautnah wahr: Wo noch vor wenigen Jahren eine
längere Gletschertraverse bestand, ist seither ein kilometerlanger See entstanden, oder über Gletscher
führende Hüttenzustiege mussten wegen des Eisrückgangs und wegen instabiler Moränen durch neue
Höhenwege ersetzt werden. Eisflanken apern aus, braun-graue Felswände verdrängen die gleissenden
Firne und Eisfelder, vermehrter Steinschlag ist die Folge.
Nur wer die Einzigartigkeit und den Wert einer Landschaft erkennt, wird auch Sorge dazu tragen. In diesem
Sinn wünschen wir Ihnen, geschätzte Lesende, erlebnisreiche Abstecher zu den immer noch spek takulären
Eisströmen, und hoffen, dass es Ihnen beim Anblick der eiskalten Gestalten warm ums Herz wird.
Dank
Die Autoren bedanken sich herzlich bei allen, die zu diesem Wanderführer beigetragen haben:
• der Familie Käsermann und A. Leonowicz sowie allen Personen im Umfeld der Autoren, welche die
oft langen Abwesenheiten erduldet und durch ihre Unterstützung dieses Buch erst ermöglicht haben;
• dem Team des ott Verlags für die gute Zusammenarbeit und das grosse Engagement;
• Prof. Dr. M. Maisch, Geografisches Institut Universität Zürich (GIUZ), für die kritische Durchsicht
des Gletscherkapitels, die wertvollen Anregungen und zur Verfügung gestellten Abbildungsvorlagen;
• Dr. F. Paul, GIUZ, und L. Hollenstein, Inst. für Kartografie und Geoinformation der ETH Zürich (IKG),
für die Gletscherinventar- sowie Dr. A. Bauder, VAW ETHZ, für die Gletschervermessungsdaten;
• Dr. H. Holzhauser und Dr. S. Bader, MeteoSchweiz, für Grafikvorlagen im Gletscherkapitel;
• Dr. Ch. Häberling, IKG, für die Vorlage zur Gletscherschwundkarte des Vadret da Porchabella;
• Dr. R. Sieber, IKG, für die Kartengrundlage zur Wander-Übersichtskarte;
• Dr. T. Burri, Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, für Gesteinsbestimmungen;
• G. Valenti für die Überlassung des Führers zum Gletscherpfad am Basodino, TI;
• A. Ackermann, M. Betschart, B. Iseli, A. Leonowicz, D. Regenass, E. Suter, B. Villiger, H. Wäspi,
D. Wenger, S. Widmer und M. Wohlwend für die Begleitung auf verschiedenen Rekognoszierungstouren;
• den Bildautoren, die uns Fotos zur Verfügung gestellt und Abdruckrechte gewährt haben: A. Ackermann,
M. Baggenstos, D. Becker, E. Bucheli, S. Caldera, G. C. Feuerstein, M. Hood, E. Kalt, H. Klauser,
G. Marcolli, D. Regenass, U. Schiebner, B. Udstuen, C. Valeggia und H. Wäspi, Eidg. Archiv für
Denkmalpflege (EAD)
* Im Text wird darauf jeweils mit der Bezeichnung «Band West» Bezug genommen.
9
Aufbau und Gebrauch des Wanderführers
Der vorliegende zweite Teil des Gletscherwanderführers ist in 20 Gletschergruppen in den Kantonen
Glarus, Graubünden, Nid- und Obwalden, St. Gallen, Tessin und Uri aufgeteilt. Die Gletschergruppen
bilden meist einen zusammenhängenden Komplex aus einem bis mehreren kleineren und grösseren
Gletschern. Darunter sind bekannte Gletscher wie Vadret da Morteratsch oder Hüfifirn, aber auch unbekanntere
wie Glatt Firn und Limmerenfirn, Vadrec da l’Albigna oder Vadret da Porchabella. Jede Gletschergruppe
wird auf einer separaten Gletscherinformationsseite mit ihren Charakteristiken, einem
Übersichtsfoto und Kenngrössen zur Gletschergeschichte seit 1850 (Zeitpunkt des letzten Gletscherhochstands)
präsentiert.
Eine bis maximal drei Wanderungen führen zu den Highlights der jeweiligen Gletschergruppe. Die meisten
Wanderungen sind mit einer gewissen Grundkondition für alle Interessierten gut machbar. Nur
wenige Touren, darunter auch leichte Hochtouren wie z. B. auf das Rheinwaldhorn (W 34.1), stellen
höhere Anforderungen und verlangen eine spezielle Ausrüstung. Die Anforderungen werden jeweils auf
einer Wanderinformationsseite angegeben. Zudem werden dort alle Routen pro Gletschergruppe mit
Profilen und Übersichtskarte kurz vorgestellt. Die Wanderbeschreibungen zielen nicht nur auf eine
kurze Übersicht zur Route ab, sondern bieten neben der Landschafts- und Gletscherbeschreibung zahlreiche
kleinere Exkurse zu Natur, Landschaft und Kultur, illustriert mit sieben bis zehn Bildern pro
Gebiet. Eine kurze, prägnante Charakterisierung der entsprechenden Wanderung wird der Beschreibung
stets vorangestellt.
Alle Informationen wurden – Stand Sommer 2012 – sorgfältig zusammengetragen.
Gletscherinformationsseite
Als Besonderheit dieses Wanderführers werden bei jeder Gletschergruppe ein bis fünf Gletscher mit
Text, Panoramabild, Übersichtskarte mit eingezeichneten Gletscherumrissen von 1850, 1973 und 2000
sowie einer Tabelle mit zahlreichen Detailangaben kurz vorgestellt.
Gletscherkärtchen Die Gletscherkärtchen geben die Umrisse der Gletscherausdehnung um 2000 in
Blau, diejenigen des Schwundes seit 1973 in Rot sowie jene des Schwundes zwischen 1850 und
1973 in Gelb an. In Grau sind die umliegenden Gletscherflächen angedeutet (Quelle: Schweizer
Gletscherinventar). Insbesondere bei kleinen Gletscherflecken wurde jedoch im Inventar keine
Rekonstruktion der 2000er-Ausdehnung durchgeführt. Aus diesem Grund wurde für das Buch bei
einigen von diesen (z. B. Gletscher der Greina, in Dunkelblau) bzw. bei Gletschern mit grossen Veränderungen
seit 2000 (z. B. Vadret da Roseg, in Braun) zumindest die «aktuelle» Lage der Gletscherzunge
rekonstruiert. Durch die Verwendung des immer gleichen Massstabs von 1 : 200 000 sind
die Ausdehnungen aller Gletscher untereinander vergleichbar. Auf diesen Kärtchen sieht man eindrücklich
den Rückgang der Gletscher seit dem letzten Hochstand um 1850, aber auch innerhalb
der letzten Jahrzehnte.
Im Kärtchen sind oft mehrere Gletscher abgebildet, wobei die bekanntesten mit einer Nummer
gekennzeichnet sind und in der zugehörigen Gletschertabelle mit Kennzahlen aufgelistet werden
(s. unten). Zudem werden bekannte Gipfel in der Umgebung (Dreiecke) mit ihrer Höhe sowie die
höchsten und tiefsten Punkte der Gletscher (Quadrate bzw. Kreise, Stand 2009 – 2012) ausgewiesen.
Die Zungenhöhe hat sich seit dem Jahr 2000 bereits wieder und teilweise massiv verändert,
deshalb liegen die Kreise z. T. nicht mehr auf der 2000er-Ausdehnung. Durch die rasche Veränderung
zeigen die neusten Landeskarten oder die im Internet bereitgestellten Luftbilder (z. B. von
Google Earth, den Geoportalen des Bundes und von swisstopo) meist nicht den aktuellsten Zustand.
Gletschertabellen In der Tabelle werden zu den im Gletscherkärtchen nummerierten Gletschern unter
anderem der Gletschertyp (S. 18), die Länge 1850, 1973 und «heute» sowie jeweils der prozentuale
Anteil an der Gletscherlänge von 1850 und der summierte Schwund bis «heute» in Kilo metern
10 Aufbau und Gebrauch des Wanderführers
angegeben. Unter «Fläche» sind die absoluten Werte für 1850, 1973 und 2000 in Quadratkilometern
und in Prozent von 1850 aufgeführt, dazu kommen Angaben zur Fläche der Obermoräne
(Schuttbedeckung) um 2000.
In wenigen Fällen kann es vorkommen, dass sich der ursprüngliche Gletscher (Hochstand 1850,
sogenannter Totalgletscher) wegen des Gletscherschwundes in mehrere Teile aufgespaltet hat
(sogenannte Teilgletscher). In der Tabelle wurden aber nur bei grossen Abspaltungen wie beim
Chelengletscher (S. 181) für den Flächenwert 2000 zwei Werte aufgelistet: einer für den Totalgletscher
(das heisst die Summe aller Teilgletscher; zur Vergleichbarkeit mit den anderen Zeitständen)
und einer für die effektive Gletschergrösse des heutigen Teilgletschers. In der Literatur wird jeweils
nur der Flächenwert des aufsummierten Totalgletschers erwähnt. Die Angaben zum tiefsten Gletscherpunkt
entsprechen jenem der aktuellsten Luftbilder (2010 – 2012). Die Höhe der in der Glaziologie
bedeutenden Gleich gewichts linie (GWL 1973; S. 19) rundet die Informationen ab. Die
Daten wurden aus dem Schweizer Gletscherinventar und dem schweizerischen Gletscherbeobachtungsnetz
zusammengetragen und ergänzt.
Wanderinformationsseite
Route Die ein bis drei Wanderungen zu einer Gletschergruppe werden kurz mit Ausgangs-, Endpunkt
und wichtigen Zwischenpunkten, der Gesamtwanderzeit und den Anforderungen charakterisiert.
Anforderungen Zur objektiven Einschätzung der Schwierigkeiten wurden alle Wanderungen und Varianten
nach der Schwierigkeitsskala für Wanderungen des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) respektive
Bügel und Seilsicherungen an der Bergseelücke
(W 49.3), obere Schwierigkeit T4
Widerspruch auf engstem Raum ... eigene Beurteilungen
sind in den Bergen immer wichtig (W 39)
11
der Schweizer Wanderwege eingestuft (Tab. S. 13/14). Dabei gilt für die gesamte Wanderung immer
die Einstufung der schwierigsten Stelle. Eine Route gilt also z. B. auch dann als T4, wenn auf einer
mehrstündigen Wander ung nur zehn Minuten dieser Einstufung entsprechen. Die Einstufung gilt
bei guten Verhältnissen. Bei Nässe, Nebel, Schnee usw. können besonders hochgelegene oder ausgesetzte
Wanderungen rasch wesentlich anspruchsvoller werden. Gletschertraversen werden in der
Regel mindestens als T4 respektive als Alpinwanderweg eingestuft, auch wenn sie einfach zu be -
gehen sind. Schneebedeckte Gletscher dürfen wegen der Spaltengefahr grundsätzlich nur angeseilt
betreten werden. Nach Regenfällen kann die Gletscheroberfläche sehr rutschig sein, dann sind
auch auf gemäss diesem Führer einfachen Routen mög licherweise Steigeisen notwendig.
Die Angaben zum Schwierigkeitsgrad werden ergänzt durch Informationen z. B. zu Gletschertraversen,
gesicherten Wegpassagen, Ausgesetztheit oder notwendigen Voraussetzungen wie Trittsicherheit
oder Schwindelfreiheit. Alle Routen sind, falls im Text nicht anders vermerkt, markiert.
Der Wegzustand und insbesondere die Begehbarkeit von Moränen und die Lage der Gletscherzungen
sind Veränderungen unterworfen. Vielfach lohnt es sich deshalb, vorgängig in der SAC-Hütte
oder beim Tourismusbüro Erkundigungen über den Zustand der Berg- und Alpinwanderwege oder
der Gletscherquerungen einzuholen.
Ausgangs-/Endpunkt Ausgangs- und Endpunkt der Wanderungen sind normalerweise mit dem öffentlichen
Verkehr (ÖV) erschlossen. Bei den wenigen Wanderungen, wo dies nicht der Fall ist, wird auf
die Möglichkeit eines Alpentaxis verwiesen (z. B. Val Bondasca, W 35, Tierfehd bzw. Hinter Sand
im Glarnerland, W 44 und W 45 oder im Erstfeldertal, W 48). Haben mehrere Wanderungen zu einer
Gletschergruppe denselben Ausgangs- oder Endpunkt, werden sie zusammengefasst.
Restaurant/Unterkunft Die Restaurants und/oder Unterkunftsmöglichkeiten entlang den Wanderrouten
werden aus Aktualitätsgründen nur stichwortartig erwähnt. Zusätzliche Informationen wie
auch Telefonnummern und Mailadressen finden sich jeweils beim zuständigen Fremdenverkehrsoder
Tourismusbüro, meist auch im Internet, unter dem Namen der Unterkunft/des Restaurants
sowie, bei SAC-Hütten, unter www.sac-cas.ch.
Karten Angegeben sind die digitale «Swiss Map 25» sowie die gedruckten Landeskartenblätter mit
Nummern und Namen (Karte[n] 1 : 25 000 von swisstopo, Bundesamt für Landestopografie).
Gipfelziele/Übergänge Damit neben den beschriebenen Wandermöglichkeiten auch Gipfelziele
oder Passübergänge nicht fehlen, ist für jede Gletschergruppe eine entsprechende Auswahl
zusammengestellt, mit Hinweis auf die zu erwartenden Schwierigkeiten. Dabei kommt für Bergund
Alpinwanderwege wieder die SAC-Wanderskala zum Zuge, für Gletscherbegehungen wird hingegen
die Hochtourenskala (L-EX) des SAC verwendet. Es wurden allerdings nur einfache Touren bis
maximal WS aufgenommen. Detailliertere Informationen zu diesen Touren finden sich in den entsprechenden
SAC-Führern.
Lebensräume Die Liste der Lebensräume und Vegetationstypen (Verbände), die entlang der Wanderroute
anzutreffen sind, ist zwar nicht vollständig, gibt jedoch eine Vorstellung der durchwanderten
Habitate. Umfassende Vegetationsbeschreibungen finden sich bei Delarze und Gonseth (2008):
Lebensräume der Schweiz.
Hinweis Hier folgen weitere spezifische Angaben, z. B. zu Lehrpfaden oder zu anderen interessanten
Aspekten.
Übersichtskarte Als Grundlage dienen die aktuellsten digitalen Pixelkarten von swisstopo im Massstab
1 : 100 000. Die Übersichtskarte im Massstab 1 : 80 000 oder 1 : 100 000 zeigt in Rot, Gelb und
Weinrot und mit Nummern versehen den beschriebenen Routenverlauf sowie in Grün mögliche Varianten,
welche am Schluss der Wanderung unter der entsprechenden Nummer kurz charakterisiert
werden. Auf der Karte sind zudem in Blau die Gletscherflächen und -umrisse des Jahres 2000 sowie,
in Braunrot, die Hochstandsausdehnung von 1850 zu erkennen.
12 Aufbau und Gebrauch des Wanderführers
Profil Das Höhenprofil zeigt die Routen in dreifacher Überhöhung, damit die Topografie leichter
erfassbar wird. Das Profil enthält detaillierte, aufsummierte Angaben zu Wanderzeit, Distanz und
Höhenmetern sowie die Höhenlage der Wanderroute. Zudem benennt es wichtige Zwischenstationen
und gibt mit einem Häuschensymbol Restaurants und Unterkünfte an. Bei zweitägigen Wanderungen
ist der Übernachtungsort mit einer roten Linie markiert. Gletschertraversen sind im Profil
blau dargestellt. Durch den identischen Massstab und die immer gleichen Höhenabstände sind
die Profile direkt miteinander vergleichbar. Alle Zeiten sind als reine Wanderzeiten ohne Pausen zu
verstehen. Die Angaben wurden alle mit der Wanderzeitberechnung der Swiss Map 25 von swisstopo
bestimmt. Manche der beschriebenen Routen sind sehr lang, viele können jedoch problemlos nur
auf Teilstrecken begangen, abgekürzt oder auf zwei Tage aufgeteilt werden.
Angaben wie links oder rechts werden möglichst vermieden, treten sie trotzdem auf, sind sie bei Gewässern,
Tälern und Gletschern stets in Fliessrichtung (orografisch) gemeint. Ansonsten gelten die Angaben
in Richtung der Beschreibung des Wegs, also in Fortbewegungsrichtung.
Die Auswahl der Wanderungen erfolgte subjektiv, aufgrund der Erfahrungen und Präferenzen der Autoren.
Sie umfasst landschaftlich und naturkundlich interessante Routen im Bereich der beschriebenen
Gletschergruppen. Nach Möglichkeit wurden Routen etwas abseits des grossen Rummels von bekannten
Ferienorten bzw. ausgetretenen Wandergebieten berücksichtigt. Aufstiegshilfen wie Seilbahnen
werden jedoch in Anspruch genommen. Bis auf einige Ausnahmen (z. B. W 32.2, W 34.1, W 37.2,
W 38.1, W 41.1, W 42.2, W 45.1 oder W 46) sind die Wanderungen für alle durchschnittlich trittsicheren
Personen zu schaffen. Einzelne Stellen können erhöhte Aufmerksamkeit oder Trittsicherheit und
Schwindelfreiheit erfordern. Eine Reservierung der Über nachtung in den Talorten oder in beliebten
Berghütten ist zu empfehlen.
Schwierigkeitsskala Wandern des SAC (T1 bis T6)
Die nachfolgende Skala der Schwierigkeitsbewertung für Berg- und Alpinwanderwege stammt vom
Schweizer Alpen-Club SAC. Quelle: http://www.sac-cas.ch/unterwegs/schwierigkeits-skalen.html.
Wanderwegkategorie
Grad Weg/Gelände Anforderungen
Wanderweg T1 Wandern Weg gut gebahnt. Falls vorhanden, sind
exponierte Stellen sehr gut gesichert.
Absturzgefahr kann bei normalem Verhalten
weitgehend ausgeschlossen werden.
Falls nach SWW-Normen (Schweizer
Wanderwege) markiert: gelb.
Bergwanderweg T2 Bergwandern Weg mit durchgehendem Trassee. Gelände
teilweise steil, Absturzgefahr
nicht ausgeschlossen. Falls nach SWW-
Normen markiert: weiss-rot-weiss.
Bergwanderweg
T3 anspruchsvolles
Bergwandern
Weg am Boden nicht unbedingt durchgehend
sichtbar. Ausgesetzte Stellen
können mit Seilen oder Ketten gesichert
sein. Eventuell braucht man die
Hände fürs Gleichgewicht. Zum Teil
expo nierte Stellen mit Absturzgefahr,
Geröllflächen, weglose Schrofen. Falls
nach SWW-Normen markiert: weiss-rotweiss.
Keine, auch mit Turnschuhen geeignet.
Orien tierung problemlos, in der
Regel auch ohne Karte möglich (keine
Wanderung in diesem Führer).
Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe
sind empfehlenswert. Elementares
Orien tierungs vermögen (z. B. W 33.1,
W 37.1, W 38.2 und W 49.1).
Gute Trittsicherheit. Gute Trekkingschuhe.
Durchschnittliches Orientierungsvermögen.
Elementare alpine
Erfah rung (z. B. W 39.1, W 44.1 und
W 45.2).
Aufbau und Gebrauch des Wanderführers 13
Wanderwegkategorie
Grad Weg/Gelände Anforderungen
Alpinwanderweg T4 Alpinwandern Wegspur nicht zwingend vorhanden. An
gewissen Stellen braucht es die Hände
zum Vorwärtskommen. Gelände bereits
recht exponiert, heikle Grashalden,
Schrofen, einfache Firnfelder und
schneefreie Gletscherpassagen. Falls
nach SWW-Normen markiert: weissblau-weiss
(ältere Markierungen oft
noch weiss-rot-weiss).
T5 anspruchsvolles
Alpinwandern
T6 schwieriges
Alpinwandern
Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen.
Exponiert, anspruchsvolles
Gelände, steile Schrofen. Schneefreie
Gletscher und Firnfelder, mit Ausrutschgefahr.
Falls Route nach SWW-Normen
markiert: weiss-blau-weiss.
Meist weglos. Kletterstellen bis II.
Häufig sehr exponiert. Heikles
Schrofen gelände. Schneefreie Gletscher,
mit erhöhter Ausrutschgefahr. Meist
nicht markiert.
Vertrautheit mit exponiertem Gelände.
Stabile Trekkingschuhe. Gewisse
Gelände beurteilung und gutes Orientierungsvermögen.
Alpine Erfahrung.
Bei Wettersturz kann ein Rückzug
schwierig werden (viele Touren, z. B.
W 32.1, W 33.2, W 43.1 und W 47.1).
Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung
und sehr gutes Orientierungsvermögen.
Gute Alpinerfahrung. Elementare
Kenntnisse im Umgang mit Pickel
und Seil (W 37.2).
Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen.
Ausgereifte Alpinerfahrung und
Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen
Hilfsmitteln. In diesem
Führer sind keine Touren dieser Kategorie
enthalten.
Interpretationshilfe SAC: Die Touren im Bereich des Berg- und Alpinwanderns werden jeweils unter
der Annahme günstiger Verhältnisse bewertet, also bei guter Witterung und Sicht, trockenem
Gelände, geeigneter Schnee- und Firnbedeckung usw.
Unter «bewanderbaren» Gletschern versteht die obige Wanderskala Folgendes: Gletscher und Firnfelder,
die im Sommer bei normalen Verhältnissen so weit ausapern, dass allfällige Spalten sicher
erkennbar sind und ohne Spaltensturzgefahr umgangen werden können (dies entspricht der Realität
auf verschiedenen Hüttenwegen). Unter diesen Voraussetzungen ist eine Hochtourenausrüstung
nicht erforderlich. Es versteht sich aber von selbst, dass auf solchen Touren bei ungünstigen
Verhältnissen eine elementare Ausrüstung (Anseilmaterial, Steigeisen) und Kenntnisse über deren
Anwendung erforderlich sein können.
Ein ernstes und immer wieder zu heiklen Situationen führendes Missverständnis ist die Annahme,
dass Wandern dort aufhört, wo die Hochtourenskala einsetzt. In Wirklichkeit ist eine alpine Tour
im oberen Schwierigkeitsbereich (T5, T6) – im Buch nur der Piz Tschierva (W 37.2) mit T5 – in aller
Regel bedeutend anspruchsvoller als beispielsweise eine Hochtour mit der Bewertung L. Ein
wesentlicher Unterschied zur leichten Hochtour liegt darin, dass auf einer T5- oder T6-Route (früher
BG) selten bis nie mit Seil oder sonstigen Hilfsmitteln gesichert werden kann und dass folglich
das entsprechende Gelände absolut beherrscht werden muss, was ein hohes technisches wie auch
Nach Schlechtwettereinbrüchen
werden auch unproblematische
Wege wie hier der eigentlich
schnee- und eisfreie Zugang
zum Titlisgipfel entlang dem
Grat rasch schwierig.
14
Einfache Gletscherquerung (T4):
schneefrei, wenige Spalten und
markiert (Vadrec del Forno)
psychisches Niveau erfordert. Typische Beispiele dazu sind extrem steile Grashänge, wegloses
Schro fen ge lände mit schlechtem Fels oder sehr exponierte Gratpassagen. Aufgrund der unterschiedlichen
Merkmale einer typischen Hochtour und einer typischen «Extremwanderung» lässt sich ein
Vergleich kaum anstellen, doch kann man davon ausgehen, dass eine T6-Route vergleichbare Anforderungen
stellt wie eine Hochtour im Bereich bis WS.
Schwierigkeitsskala Hochtouren des SAC (von L bis EX, im Buch nur bis WS)
Kombinierte Touren im Hochgebirge sind fast nie markiert, erfordern gute Kenntnisse in der Seil- und
Sicherungstechnik und sind in besonderem Masse von den Witterungs- und Sichtverhältnissen abhängig.
Kletterstellen werden in schweren Bergschuhen, manchmal mit Steigeisen, überwunden.
Grad Anforderung Beispieltouren
L = Leicht
WS = Wenig
schwierig
Niedrigste Bewertung für Gletscher; einfache Firnhänge, kaum Spalten;
das Gehen am Seil und mit Steigeisen muss beherrscht werden.
Die Routenwahl ist leicht, und der erfahrene Amateur kann die Anforderungen
an die Führungstechnik meistern; in der Regel wenig steile
Hänge, allerdings mit kurzen steileren Passagen, wenig Spalten; bei
einem Wettersturz ist ein Rückzug möglich. Die Festigkeit von
Schneebrücken über Spalten muss beurteilt werden können.
Rheinwaldhorn (W 34.1),
Silvretta horn (W 42.2), Abstieg
von der Planurahütte ins Maderanertal
(W 45.1)
Piz Kesch (W 41, V4),
Gross Schärhorn (W 45, V1)
Traumstimmung in den Bergen: Morgenlicht vom Sass Queder bei der Diavolezza
15
Faszination Gletscher
Stellt man sich eine attraktive Berglandschaft vor, so dürfen Schnee und Eis keineswegs fehlen. Die
Gletscher spielen in der Wahrnehmung einer intakten Hochgebirgslandschaft eine bedeutende Rolle.
Kaum jemand kann sich dem Bann der gleissenden oder tiefblauen Eismassen entziehen. Insbesondere
die grossen Talgletscher als weit verzweigte und oft spaltenreiche Eisströme sind – wie Edelweiss oder
Enzian – für viele Leute zentrale Symbole der Alpen.
Der Hüfifirn westlich der Planurahütte, einer der grösseren Schweizer Gletscher
Dies war aber nicht immer so: Noch bis ins 18. Jahrhundert wurden Gletscherregionen möglichst gemieden,
als furchtbare Gegenden bezeichnet und als Handels- und Transporthindernisse wahrgenommen.
Allerdings sind die Alpenpässe schon früh, etwa in der Bronze- und Römerzeit, als Verbindungswege
für den lokalen Handel und auch von Jägern begangen worden. Das negative Bild des Hochgebirges
mit den furchterregenden Gletschern veränderte sich erst mit romantischen Beschreibungen wie im
Gedicht Die Alpen von Albrecht von Haller (1729), mit dem Interesse der Wissenschaft und ab der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Bilder verschiedener Alpenmaler. Letztere
hoben die Schönheit der vergletscherten Regionen heraus und weckten so die Neugier auf das Hochgebirge.
Neben der Faszination und Ästhetik haben die Gletscher eine wichtige Bedeutung für den natürlichen
Wasserkreislauf, indem sie in warmen und trockenen Perioden vermehrt Schmelzwasser liefern und
umgekehrt Niederschlag (Schnee) zurückhalten, ja sogar längere Zeit speichern können. Seit Jahrhunderten
ist das Schmelzwasser der Gletscher besonders in den trockenen Regionen des Wallis, aber auch
in Graubünden, z. B. im Münster-, Inn- und Albulatal, eine wichtige Quelle für die Bewässerung der Felder.
Spektakuläre Wasserleitungen, sogenannte Suonen oder Waale, zeugen von der Bedeutung des
Gletscherwassers als Lebensspender. Daneben wurde noch bis ins 20. Jahrhundert hinein an gut
zugänglichen Gletschern Eis zu Kühlzwecken abgebaut (z. B. am Glatt Firn/UR).
Heute haben die Gletscher eine grosse wirtschaftliche Bedeutung für die Elektrizitätswirtschaft und
den Tourismus. Das kostbare Gletscherschmelzwasser wird oft zur Stromgewinnung und Energiespeicherung
in Seen gestaut, vielfach sind dafür attraktive und ökologisch wertvolle alpine Landschaften stark
beeinträchtigt oder Gletschervorfelder gar zerstört worden. Die Gletscher ziehen im Sommer viele Besucherinnen
und Besucher an, und Tourismusregionen mit erschlossenen Gletschergebieten profitieren
vom früheren Saisonstart im Winter (Schneesicherheit) oder gar vom Angebot des Sommerskifahrens
(z. B. Zermatt, Saas Fee). In der Zentral- und Ostschweiz gibt es kein eigentliches Sommerskigebiet
mehr. Am Titlis in Obwalden sowie am Vorab bei Laax, auf der Diavolezza und am Corvatsch in Graubünden
musste wegen des Gletscherschwunds das Sommerskifahren eingestellt werden.
16 Faszination Gletscher
Die Gletscher dienen auch zu Forschungszwecken, u. a. für den Nachweis von Klimaveränderungen: Im
Gletschereis sind Informationen über Hunderttausende von Jahren eingeschlossen, z. B. in den Eisbohrkernen
von Grönland und der Antarktis. Analysen erlauben es, Aussagen über die einstige Luftzusammensetzung,
z. B. betreffend Kohlendioxid- und Methangehalt, und damit über frühere Klimazustände
zu treffen. Zudem liefern sie wichtige Grundlagen zum Verständnis künftiger Klimaentwicklungen.
Durch die über 150-jährige Tradition der Gletscherforschung in der Schweiz besteht heute ein grosses
Wissen über diverse Gletscherprozesse.
Faszination Gletscher auf dem Bifertenfirn
Was wären die Alpen ohne ihre Wahrzeichen, die Gletscher? Diese Frage ist nicht unbegründet, haben
doch die Gletscher der Schweiz in den letzten 160 Jahren über 40 % ihrer Fläche und etwa 50 % ihres
Volumens verloren, und die Entwicklung hält an. Zwar bieten viele Gletscher noch immer einen imposanten
Anblick, andere hingegen sind stark mit Schutt bedeckt oder fristen nur noch ein kümmerliches
Dasein. Viele kleinere Eisflächen dürften in den kommenden Jahrzehnten ganz verschwinden.
Aus Schnee wird Eis – Gletscherentstehung
Damit sich überhaupt ein Gletscher bilden kann, muss in einer dafür geeigneten Muldenlage im Hochgebirge
über Jahre/Jahrzehnte hinweg mehr Schnee fallen, als wegschmilzt. Aus dem Neuschnee entsteht
infolge tageszeitlicher Temperaturwechsel und Schmelzvorgänge sowie durch die Last überlagernder
Schichten zuerst Firn – wenn der Schnee mindestens ein Jahr überdauert – und mit der Zeit
Gletschereis. Dabei nimmt das Porenvolumen (die Lufteinschlüsse) ständig ab, die Dichte hingegen
gleichzeitig zu: Während Neuschnee noch Dichten von 50 bis 100 kg/m 3 aufweist, sind es bei Gletschereis
rund 900 kg/m 3 (Wasser: 1000 kg/m 3 ). Diese Umwandlung dauert bei Alpengletschern einige Jahre
bis wenige Jahrzehnte. Gletschereis findet man heute in den Schweizer Alpen zwischen 1220 m ü. M.
(Unterer Grindelwaldgletscher) und dem höchsten Gipfel, der Dufourspitze (4634 m ü. M.). Meist reichen
die Zungen von Gletschern mit grossen, hochgelegenen Einzugsgebieten am tiefsten hinunter. In
schützender Schattenlage und oftmals nur durch Lawinen genährt, existieren aber auch kleine Firnflecken
bereits in einer Höhenlage von knapp unter 2000 m ü. M.
Faszination Gletscher 17
Ordnung in der Vielfalt – Gletschertypen
Die Gletscher der Schweiz können – gemäss den Vorgaben des Schweizer Gletscherinventars – in vier
Haupttypen eingeteilt werden. Dabei spielen die Gletschergrösse sowie die Ausprägung ihrer Form die
entscheidende Rolle.
1
2
3
4
1 Talgletscher
In dieser Kategorie werden die flächengrössten
Gletscher zusammengefasst. Sie werden meist
aus mehreren Einzugsgebieten genährt und bilden
eine deutliche Zungenform aus, welche das
Tal ausfüllt. Beispiele: Hüfifirn, Vadret da Morteratsch,
Vadrec del Forno.
2 Gebirgsgletscher
Diese Gletscher liegen häufig in einem oder
mehre ren grösseren Karen (steilwandige, glazial
ausgeschürfte Felswannen) und können eine be -
liebige Form auf weisen. Um 1850 bildeten sie
meist noch eine ausgeprägte Zunge aus. Die Gliederung
in ein Nähr- und Zehrgebiet (s. unten) ist
deutlich zu erkennen. Diese Kategorie umfasst
die meisten mittelgrossen Gletscher mit Namen
auf der Landeskarte. Beispiele: Silvretta- und
Paradiesgletscher, Vadrec da la Bondasca, Sardonagletscher.
3 Gletscherfleck
Diese oft kleinen Eisflächen haben eine beliebige
Form und meist keine typisch ausgeprägte Zunge.
Eine Unterscheidung zwischen Nähr- und Zehrgebiet
ist häufig kaum möglich, und sie weisen
nur eine geringe Höhenerstreckung auf. Nur
wenige kleinere Gletscherflecken tragen Namen.
Beispiele: Glatscher da Gaglianera, Pizolgletscher.
4 Firnfleck
Diese kleinsten Eisflächen sind oft kaum mehr als
eigentliche Gletscher zu bezeichnen. Meist existieren
sie nur in Schatten- und Hangfusslagen.
In diese Kategorie eingeschlossen sind alle
lawinen genährten Eisfelder und auch grössere
Wächten. Die Firnflecken tragen in der Regel
keine Namen, Ausnahmen sind z. B. Guspisfirn,
Vadret da Triazza.
1 Die geschwungene Zunge des Vadret da
Morteratsch
2 Silvrettagletscher mit Gletschertor
3 Gletscherflecken am Piz Morteratsch
18
4 Lawinengenährter Firnfleck am Bristen
Von den heute rund 2000 Gletschern in den Schweizer Alpen machen die Firnflecken in der Anzahl etwa
die Hälfte aus, gefolgt von den Gletscherflecken mit etwa einem Viertel und den Gebirgsgletschern mit
etwa einem Sechstel. Die unser Bild prägenden Talgletscher haben einen Anteil von nur etwa zwei Prozent.
Betrachtet man hingegen den Flächenanteil, so zeigt sich das umgekehrte Bild: Die Talgletscher
machen über die Hälfte der gesamtschweizerischen Vergletscherung aus, die Gebirgsgletscher einen
Drittel und die Gletscherflecken nur einen Zehntel. Die grosse Mehrheit der Firnflecken spielt flächenmässig
eine komplett untergeordnete Rolle.
«Buchhaltung» – Nähr- und Zehrgebiet, Gleichgewichtslinie, Massenbilanz
Während eines «Gletscher-Haushaltsjahres» – 1. Oktober bis 30. September des Folgejahres – überwiegt
im Nährgebiet (Akkumulationsgebiet) des Gletschers der Massenzuwachs, während im Zehrgebiet
(Ablationsgebiet) gesamthaft mehr Masse verloren geht – hauptsächlich durch Abschmelzung –, als
dazukommt. Bei hochgelegenen Hängegletschern wird der im Nährgebiet angesammelte Massenüberschuss
durch Eisabbrüche an der Front abgebaut. Reicht die Gletscherzunge in einen See und bricht
dort ab, so spricht man von Kalben, also vom Abstossen von Eispaketen, die dann aufschwimmen. Dies
ist zurzeit am Rhone- und am Gauligletscher zu bestaunen (Gletscher der Schweiz, Band West, W 3 und
W 5). Die Wärme des Seewassers beschleunigt dabei das Abschmelzen der Eiszungen (Thermoerosion).
Nähr- und Zehrgebiet werden am Ende des Haushaltsjahres durch die sogenannte Gleichgewichtslinie
(GWL) getrennt. Diese Linie, oft auch als «Gletscher-Schneegrenze» bezeichnet, repräsentiert die Zone
auf dem Gletscher, wo sich Eiszuwachs und -abtrag die Waage halten, die Bilanz also gleich null ist.
Im Spätsommer ist die GWL aufgrund des Farbkontrastes zwischen dem meist helleren Schnee und dem
ausgeaperten und meist schuttführenden dunkleren Eis gut zu erkennen.
Die Höhenlage der Gleichgewichtslinie ist damit am Ende des Sommers stets ein Indiz für den aktuellen
Ernährungszustand des Gletschers. Bei einem Alpengletscher mit ausgeglichenem Massenhaushalt
erscheint das Nährgebiet in der Regel etwa doppelt so gross wie das Zehrgebiet. Je höher die Gleichgewichtslinie
zu liegen kommt, desto negativer fällt die Bilanz des Gletschers aus. Umgekehrt ist eine
tiefgelegene GWL ein Zeichen für ein positives Haushaltsjahr mit Massengewinn.
Betrachtet man den Schweizer Alpenbogen in einer Übersicht, so stellt man fest, dass die regional über
mehrere Jahre gemittelte GWL in den niederschlagsreichen Regionen am Alpennord- und -südhang
deutlich tiefer liegt (auf 2500 bis 2600 m ü. M.) als in den trockeneren inneralpinen Tälern (im Berninagebiet
z. B. auf über 2900 m ü. M.). Auch in der gletschergünstigen Nordexposition liegt die durchschnittliche
GWL rund 300 m tiefer als in der strahlungszugewandten Südexposition.
1) Ausgeglichener Massenhaushalt
2) Positiver Massenhaushalt
3) Negativer Massenhaushalt
Nährgebiet
Gleichgewichtslinie
Zehrgebiet
Eiszuwachs = Eisabtrag
Gletscher mittelfristig
stationär
Tief liegende Gleichgewichtslinie
deutlicher Massengewinn mit
mittelfristigem Vorstoss
Hoch liegende Gleichgewichtslinie
deutlicher Massenverlust mit
mittelfristigem Schwund
Drei verschiedene Ernährungszustände eines Modellgletschers (Maisch 1993, verändert)
Faszination Gletscher 19
Die Bestimmung der Massenbilanz erfolgt mit verschiedenen Methoden oder Kombinationen davon:
1. Auswertung von Schneeprofilen im Nährgebiet (zur Bestimmung des Massenzuwachses) und Messung
der Einsinkbeträge der Eisoberfläche an sogenannten Ablationspegeln (zur Bestimmung des Massenverlusts)
im Zehrgebiet.
2. Vermessung der Gletscheroberfläche zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, z. B. durch Befliegung mit
anschliessender Luftbildauswertung.
3. Bestimmung der hydrologischen Bilanz aus Niederschlag, Abfluss und Verdunstung in einem definierten
Einzugsgebiet.
Eis kommt in Fahrt – Gletscherbewegung
Hat sich genügend Eis aufgebaut, beginnt es unter dem Einfluss der Schwerkraft plastisch hangabwärts
zu fliessen. Die Bewegung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, der internen Verformung
(Deformation) des Eises und dem Gleiten am Gletscherbett. Während in kalten Regionen der Erde, in
denen das Eis am Untergrund festgefroren ist, die interne Eisdeformation überwiegt, sind bei den temperierten
Alpengletschern im Sommer beide Komponenten etwa gleich gross.
Die Fliessgeschwindigkeit eines Gletschers ist nicht überall gleich: An der Gletscherbasis sowie an den
Seitenhängen ist sie infolge grösserer Reibung reduziert. Die höchsten Fliessgeschwindigkeiten, abhängig
u. a. auch von der Neigung des Gletscherbettes und von der Eistemperatur, werden im Querprofil in
der Gletschermitte an der Oberfläche erreicht. Im Längsprofil nimmt die Geschwindigkeit vom höchsten
Gletscherpunkt (Bergschrund) talwärts bis
in den Bereich der Gleichgewichts linie zu, um
gegen das Zungenende hin wieder abzunehmen.
Beim Grossen Aletschgletscher z. B. er -
reicht die Geschwindigkeit unterhalb des Konkordiaplatzes
bis 200 m/Jahr.
Die Eismassen fliessen laminar, d. h., das Eis
durchmischt sich nicht, im Gegensatz zum turbulenten
Fliessen eines Baches. Sehr schön
lässt sich dies am ruhigen, ungestörten Verlauf
der Mittelmoränen erkennen, welche die Zu -
flüsse aus verschiedenen Einzugsgebieten des
Gletschers bis ans Zungenende hinunter nachzeichnen.
Paradebeispiele hierfür sind der
Vadret Pers (W 38) oder der Gornergletscher
(Band West, W 25).
Eisdicke
Ausgangslinie
basales
Gleiten
interne
Defor–
mation
Gletscherbett (Fels oder Moräne)
Oberflächengeschwindigkeit
nach 2 Jahren
Komponenten der Gletscherbewegung:
Interne Deformation und Gleiten am Gletscherbett
(Jost & Maisch 2006, verändert)
Nähr-/Akkumulationsgebiet
Gleichgewichtslinie (GWL)
Zehr-/Ablationsgebiet
Nährgebiet
Gleichgewichtslinie
Zehrgebiet
Moränenwall
Fliessrichtung
Fliessgeschwindigkeit
Massenzuwachs
eintauchende Eisbewegung
Gletscher
Massenverlust
auftauchende Eisbewegung
Stein
Gletscherfliessen im Grundriss und im Querprofil eines Gletschers
20 Faszination Gletscher
Im Längsprofil lässt sich das Gletscherfliessen am besten mit der Wanderung eines Gesteinsblocks veranschaulichen,
der in den höchsten Partien auf den Gletscher gefallen ist: Im Nährgebiet wird der Stein
alljährlich von Neuschnee überdeckt, sodass er jedes Jahr tiefer in den Gletscher einsinkt. Folglich laufen
hier die Fliesslinien in den Gletscher hinein. Im Zehrgebiet hingegen, wo während eines Jahres
mehr Masse wegschmilzt, als dazukommt, zeigen die Fliesslinien zur Oberfläche hin, und der Gesteinsblock
taucht wieder auf. Dies ist auch der Grund, weshalb insbesondere die Gletscherzungen gebietsweise
sehr stark mit Schutt überdeckt sind (sogenannte Obermoräne). Typische Beispiele sind Vadrec
da l’Albigna (W 36) oder Glatscher da Gavirolas (W 44.2). Die Verweildauer oder Transportzeit einzelner
Eis- oder Gesteinspartikel kann in Alpengletschern je nachdem 100 bis mehrere Tausend Jahre
be tragen.
Beim Gornergletscher (Band West, W 25) kommt das für alpine Verhältnisse extrem kalte Eis vom Colle
Gnifetti (4452 m ü. M., bis etwa – 14 °C) mit seinen vielen Lufteinschlüssen als weisses Gletschereis
erst wieder an der Zunge zum Vorschein. Hat das Eis hingegen nur wenige Lufteinschlüsse, zeigt es mit
zunehmender Mächtigkeit eine bläuliche Farbe.
Der Spannung erlegen – Gletscherspalten
Gletscherspalten sind spektakulär, faszinierend und die augenfälligsten Oberflächenstrukturen eines
Gletschers. Ein Blick in ihre gähnende Tiefe ist atemberaubend, sollte aber nur aus sicherer Distanz
gewagt werden.
Gletscher reissen dann auf, wenn sich der Talquerschnitt abrupt verändert oder wenn ein unregelmässiges
Felsbett zu Geschwindigkeitsunterschieden innerhalb des Eises und somit zu Spannungen an der
Gletscheroberfläche führt. Spalten bilden sich immer senkrecht zur maximalen Zugspannung. Gletscherspalten
können durchaus beachtliche Tiefen von gegen 30 m aufweisen. Da das Eis aber durch
sein Eigengewicht mit zunehmender Tiefe plastisch wird, reichen diese nicht bis ans Gletscherbett. Für
Bergsteigende besonders heimtückisch sind nur gering mit Schnee überdeckte, versteckte Spalten
(Schneebrücken). Darum sind solche Gletscherquerungen nur mit Hochtourenausrüstung zu unternehmen.
Die Spalten lassen sich je nach Lage und Richtung kategorisieren: Der Bergschrund bildet die
oberste Spalte, als Übergang zwischen den am Untergrund festgefrorenen Firnschichten und dem sich
hangabwärts bewegenden Eis. Querspalten, die senk recht zur Fliessrichtung stehen, entstehen dort, wo
sich der Gletscher über eine Felsstufe wälzt. Längsspalten, also in Fliessrichtung an geordnet, findet
man an Stellen, an denen sich der Gletscher ausweitet. Kreuzen sich Quer- und Längsspalten, können
sich Eistürme, so genannte Séracs, bilden. Randspalten öffnen sich infolge von Geschwindigkeitsunterschieden
durch Reibung am Gletscherrand. Radialspalten hingegen entstehen häufig an der Gletscherzunge,
wo sich das Eis nach allen Seiten frei ausbreiten kann.
Grosse Spaltenzonen findet man insbesondere
am Übergang von flachen zu steilen Abschnitten,
je abrupter dieser Übergang, desto zerrissener
der Gletscher (z. B. Vadret da Tschierva
W 37, V. da Morteratsch W 38, Bifertenfirn
W 45 sowie Glatt Firn W 48). Unterhalb dieser
Eisfälle schliessen sich die Spalten wieder, und
im anschliessenden flacheren Abschnitt bilden
sich häufig sogenannte Ogiven aus (z. B. am
V. da Tschierva W 37 und V. da Morteratsch
W 38). Sie widerspiegeln, ähnlich den Jahrringen
von Bäumen, den jahreszeitlichen Bildungsrhythmus.
Die sogenannten Wellen-Ogiven
entstehen dadurch, dass im Sommer die
Ablation (Schmelzung) in der aufgerissenen
Oberfläche erhöht ist (später ein «Wellental»),
Reibung am Gletscherrand
Randspalten
Querdehnung
Längspalten
Entstehung von Gletscherspalten
(Jost & Maisch 2006, verändert)
Zugspannung
Querspalten
Quer- und Zugspannung
Séracs
(Eistürme)
Faszination Gletscher 21
1
2
3
4
1 Bergschrund und Hängegletscher mit Abbruch unter der Bellavista
2 Markante Querspalten mit Mittelmoränen auf dem Vadret Pers
3 Eisbruch mit Séracs am Ochsentaler Gletscher
4 Quer- und Längsspalten mit beginnender Séracbildung auf dem Vadret Pers
während das Eis, das den Eisfall im Winter passiert, vom Schnee geschützt wird (später ein «Wellenberg»).
Als Folge der grösseren Fliessgeschwindigkeit in der Mitte des Eisstroms weisen die Wellen konzentrische,
talwärts ausgebuchtete, konvexe Bogenformen auf. Band-Ogiven hingegen zeigen die Unterschiede
in der Firnschichtung auf: Bei den dunklen Bändern handelt es sich jeweils um im Sommer
abgelagerte, mit Aerosolen angereicherte Schichten (Russpartikel, Blütenstaub usw.), während die hellen
Bereiche die ehemaligen winterlichen Schneezuwächse dokumentieren.
Gletscher als Landschaftsmodellierer – Gletschererosion
Ein Gletscher besteht nicht nur aus Eis, sondern führt auch Gesteinsfragmente von unterschiedlicher
Grösse mit sich. Stellen sich ihm Hindernisse in den Weg, so bearbeitet er mit den im Eis eingefrorenen
Gesteinsblöcken und -partikeln den Felsuntergrund. Die Felsoberfläche wird geritzt, abgeschliffen
und wie mit einem Schleifpapier poliert. So wurden ursprünglich v-förmige, durch Flüsse ausgeräumte
Kerbtäler durch eiszeitliche Erosion in Jahrtausenden zu Trogtälern mit u-förmigen Talquerschnitten
geformt, so z. B. das Läntatal oder das Val Roseg. Die Felsareale im Hochgebirge wurden während der
Kaltzeiten bis hinauf zur sogenannten Schliffgrenze bearbeitet. Diese trennt die glazial erodierten,
weichen Formen von den hauptsächlich unter dem Einfluss der Temperatur- und Frostverwitterung stehenden
splittrigen Formen über dem ehemaligen Gletscherniveau, was z. B. im Göschenertal (W 49)
sehr schön zu sehen ist. Die Schliffgrenze liegt naturgemäss unterschiedlich hoch, im Göschenertal
z. B. bei etwa 2600 m ü. M., bei Bever im Oberengadin auf 2700 m ü. M. Weitere Erosionsformen stel-
22 Faszination Gletscher
len die Kare dar, steilwandig in die Bergflanken eingelassene, glazial ausgeschürfte Felswannen, wie
beispielsweise an den Granitzinnen im Val Bondasca (W 35).
Glaziale Hängetäler sind trogförmige, kleinere Seitentäler, welche wegen der geringeren Erosionskraft
des Seitengletschers weniger tief ausgeschürft wurden und deshalb mit einer Steilstufe ins tiefer erodierte
Haupttal münden. An den Steilstufen am Eingang dieser Hängetäler haben die Schmelzwasserbäche
häufig beeindruckende Schluchten eingefressen oder bilden spektakuläre Wasserfälle, z. B. im Val
Fex und Val Fedoz im Oberengadin oder im Sefinen- und Trümmelbachtal im Berner Oberland.
Besonders schön ist die Wirkung der Gletschererosion auf Fels auch an den stromlinienförmigen Rundhöckern
zu sehen, wo die gletscherzugewandte Seite durch den massiven Eisdruck und den eingefrorenen
Gesteinsschutt sanft abgeschliffen und poliert wurde, während die gletscherabgewandte Seite
durch das Losreissen angefrorener Gesteinsfragmente sowie wegen der Frostverwitterung in Hohlräumen
deutlich steiler abfällt (z. B. Rundhöckerflur unter dem Ghiacciaio del Cavergno bei Robièi W 31).
Gestriemte Felsen und Grundmoränen zeigen selbst in heute unvergletscherten Regionen noch an, in
welche Richtung die eiszeitlichen Eisströme geflossen sind, gut sichtbar auch in den Vorfeldern beim
Vadret da Porchabella (W 41), Claridenfirn (W 45) und Chlitaler Firn (W 47).
Auch das Gletscherschmelzwasser gestaltet die Landschaft mit, indem es den Moränenschutt umlagert
oder indem mitgeführtes loses Gesteinsmaterial den Untergrund bearbeitet. Dringt Schmelzwasser
durch Spalten in den Gletscher ein und erreicht es unter hohem Druck das Felsbett, so kann es dieses
mithilfe der mitgeführten Gesteinsfragmente zu einem Strudelloch auskolken, ein sogenannter Gletschertopf
(früher Gletschermühle) entsteht (s. Box, S. 110). Riesige Gletschertöpfe von mehreren
1 Schliffgrenze zwischen Hoch Horefellistock und Hochschijen (Göscheneralp)
2 Gletscherschliff mit Gletscherschrammen (Silvretta)
3 Typisches Trogtal, das Val Funtauna nördlich der Cna digl Kesch
1
3
2
23
Metern Durchmesser und Tiefe kann man bei Cavaglia im Puschlav (W 39), am Malojapass (W 36) oder
im Gletschergarten Luzern bestaunen.
Das Schmelzwasser fliesst auch oberirdisch, d. h. direkt auf der Eisoberfläche ab. In Extremfällen bilden
sich so tiefe, canyonartige Eisrinnen, die den Bergsteigenden die Überquerung des Gletschers
nahezu verunmöglichen (z. B. Grosser Aletschgletscher am Konkordiaplatz). Am Gornergletscher sind
als alpine Besonderheit neben mäandrierenden Rinnen grosse Gletscherwannen mit Seen herausgeschmolzen
worden (sogenannte Entonnoirs). Da das Eis aus einer Höhenlage von bis zu 4500 m ü. M.
stammt, ist es entsprechend kalt. Es weist im Zungenbereich immer noch eine Temperatur von nur
minus vier Grad Celsius auf und verhindert so oft ein Abfliessen des Schmelzwassers in die Tiefe.
Am Zungenende tritt das gesammelte Schmelzwasser beim Gletschertor aus. Einige Gletscher zeigen
dort trotz Gletscherschwund noch immer einen mächtigen «Höhleneingang» (z. B. Vadret da Morteratsch
W 38 oder Silvrettagletscher W 42). Das Betreten des Gletschertors ist sehr gefährlich, da einerseits
Gesteinsblöcke von der Eisoberfläche herunterfallen können und andererseits das Gletschertor
unvermittelt einstürzen kann.
Vor dem Gletscher kommt es in Verflachungen zur Ablagerung von Gesteinsmaterial durch die Schmelzwässer
und oft zur Bildung von grösseren Schwemmebenen (sogenannten Sandern) mit weit verzweigten
Bachläufen. Zahlreiche dieser Schwemmebenen wurden als national bedeutende alpine Auen inventarisiert
und sind heute geschützt, z. B. beim Vadret da Tschierva (W 37), beim Glatschiu dil Segnas
(W 43), bei drei Gletschern der Medelgruppe (W 32) oder um das Rheinwaldhorn (W 34).
Gletscher als Schuttförderband, Zeugen früherer Gletscherstände – Moränen
Die Moränen sind als wichtigste Ablagerungsformen der Eisströme zu nennen. Der Gletscher transportiert
den aus den umliegenden Felswänden herausgebrochenen Gesteinsschutt und lagert ihn in seinem
Zungenbereich, am Grund oder am Rand als Moräne ab. Typische Wallformen entstehen, wenn der Gletscher
über eine längere Zeit stets etwa die gleiche Ausdehnung hat oder wenn er bei einem Vorstoss
im Vorfeld Gesteinsmaterial aufpflügt. Je nach Lage zum Gletscher und je nach Bildungsort unterscheidet
man mehrere Moränentypen:
• Grundmoräne – Gesteinsmaterial zwischen Felsuntergrund und Gletscher, mit meist grossem Anteil
an Feinmaterial
• Innenmoräne – im Gletscherinnern
• Obermoräne – an der Gletscheroberfläche
• Seitenmoräne – aktuell am Gletscherrand mittransportiertes Moränenmaterial
• Ufermoräne – vom Gletscher abgesetzter Moränenwall einer früheren Hochstandsphase, z. B.
«1850er-Wall»
• Mittelmoräne – unterhalb des Zusammenflusses zweier ursprünglicher Seitenmoränen
• Stirn- oder Endmoräne – im Bereich des Zungenendes des Gletschers
Selbst wenn ein Gletscher, übers Jahr gesehen, schwindet, kann er im Winter, als Folge der verminderten
Ablation, geringfügig vorstossen. Geht im darauffolgenden Sommer die Eisschmelze an der Zunge
weiter, bleibt der im Winter aufgestossene, niedrige Wall im Vorfeld erhalten. Man spricht in diesem
Zusammenhang von Winter- oder Jahresmoränen. Dieser Zyklus kann sich wiederholen, sodass eine
ganze Serie konzentrischer Wälle entsteht. Meist bilden sich diese kleinen Moränenwälle in Zeiten mit
relativem Gletscherstillstand, z. B. nach dem 1920er- oder dem 1980er-Vorstoss.
Im Vorfeld heutiger Talgletscher fallen die oft mächtigen Moränenwälle auf, welche die Gletscher während
der Hochstandsphase um 1850 letztmals erreicht oder sogar erneut überschüttet haben (z. B. Vadrec
da la Bondasca W 35, Vadret da Tschierva und V. da Roseg W 37, V. da Morteratsch W 38, Vadret da
Palü W 39, Dammagletscher W 49 u. a.). Der Kern dieser oft riesigen, hoch aufragenden Wallkomplexe
ist meist schon in früheren, vorneuzeitlichen Hochstandsausdehnungen angelegt worden.
An den übersteilten Innenseiten bilden sich häufig «Racheln» genannte Erosionsformen, die Orgelpfei-
24 Faszination Gletscher
Markante Abgrenzung des Gletschervorfelds mit
Gletschersee im Griess am Clariden
Vorfeld des Dammagletschers mit mächtiger Ufersowie
zwei markanten Vorstossmoränen
fen ähneln und daher auch Orgelpfeifenmoränen genannt werden. Beispiele findet man am Vadret da
Tschierva (W 37) oder am Vadret da Morteratsch (W 38).
Moränenblöcke sind in der Regel kantig (Obermoräne) bis kantengerundet (Grundmoräne), im Gegensatz
zu den beim längeren Transport durch das Wasser deutlich abgerundeten Geröllen der Bäche und
Flüsse. Die Zungen vieler Gletscher sind heute stark mit Schutt bedeckt (z. B. Vadrec da l’Albigna W 36,
Wallenburfirn W 49, Tiefengletscher W 50). Ist die Obermoräne sehr dicht und flächig, isoliert sie grössere
Areale des Gletschers und schützt ihn längere Zeit vor dem Abschmelzen. Umgekehrt verstärkt eine
dünne, eher feinkörnige Schuttbedeckung den Eisschwund, weil sie die Sonnenstrahlung stärker absorbiert,
womit die Wärme direkt auf das Eis übertragen wird. Diese Phänomene sind an «Gletschertischen»
und «Kryokonitlöchern» schön zu zeigen: Bei der Ausbildung eines Gletschertisches schützt
1 Mehrere Mittelmoränen auf dem Vadret Pers mit Piz Cambrena
2 Scharfgratige Ufermoräne am Vadret da Tschierva mit Racheln auf der Innenseite
3 Fein gezeichnete Ufer- und Endmoränenwälle des Vadret Tiatscha vom Piz Linard
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Faszination Gletscher 25
1
2
3
4
1 Markanter Gletschertisch auf dem Glacier de Corbassière (s. Band West W 17.1)
2 Kryokonitlöcher mit der typisch dunklen Mischung von organischem und anorganischem Material
3 Faszinierendes Windloch bei der Planurahütte SAC
4 Gletschertor in der Toteiszunge des Dammagletschers
ein grosser Gesteinsblock das Eis wie ein Schirm vor der Sonnenstrahlung, sodass es verzögert
abschmilzt. Die Gletschertische sind gegen Ende des Sommers wegen der verzögerten Wärmeleitung an
den Eissockel häufig in Richtung der stärksten Sonneneinstrahlung, also gegen Süden bis Südwest,
geneigt. Häufig stürzen die Moränenblöcke von ihrem Sockel, sodass die Herausbildung dieser charakteristischen
Formen im nächsten Frühjahr von Neuem beginnen kann.
Das umgekehrte Phänomen lässt sich an Kryokonitlöchern beobachten: Kleine Gesteinspartikel oder
dunkles organisches Material (wie Blütenstaub, Pflanzen- und Tierreste, vom Wind transportiert), auch
Kryokonit genannt, bringen durch ihre Wärmeabsorption das Eis zum Schmelzen. Die dadurch entstehenden
kleinen, oft durch den Tagesgang der Sonne gegen Norden ausgebuchteten, zentimetertiefen
Kryokonit- oder Mittagslöcher sind oft mit Schmelzwasser gefüllt. Das darin enthaltene Kryokonit dient
verschiedenen Tieren auf den Gletschern, wie z. B. den Gletscherflöhen, als Nahrung.
Eisige Archive – Gletscher als Klimainformanten
Die Gletscher werden durch Schneefälle genährt, umgekehrt führen warme Temperaturen zum Abschmelzen
des Eises. Die Gletscher stehen also in enger Beziehung zum Klima, indem sie über die Atmosphäre
Masse und Energie austauschen. Im Gegensatz zu den grossen Polvereisungen in der Antarktis und Arktis,
die aktiv das Klima beeinflussen, reagieren die Alpengletscher nur passiv auf sich verändernde
Klimabedingungen (v. a. Temperatur- und Niederschlagsänderungen): Einerseits kann eine kühl-feuchte
Witterung in den Sommermonaten über mehrere Jahre hinweg mittelfristig einen Vorstoss bewirken.
Ein typisches Merkmal vorstossender Gletscher ist das steile, tatzenförmig aufgewölbte Zungenende.
26 Faszination Gletscher
Andererseits führt trocken-warme Witterung langfristig zu einem Gletscherschwund, was sich in einer
flach auslaufenden, meist stark schuttbedeckten Zunge zeigt. Die Anpassung der Gletscherausdehnung
erfolgt aber nicht unmittelbar, denn es braucht Zeit, bis z. B. ein Massenüberschuss an der Zunge
ankommt. Bei kleinen Gletschern beträgt diese Reaktionszeit im Zungenbereich nur wenige Jahre, bei
grossen Gletschern (wie z. B. dem Grossen Aletschgletscher) hingegen einige Jahrzehnte. Neben den
kleineren reagieren oft auch mittelgrosse Gletscher auf geringfügige Klimaschwankungen, wie in den
1980er-Jahren z. B. der Damma-, Zapport- oder Tiefengletscher (W 49, W 34.2 und W 50), wie kleine
Vorstossmoränen im Zungenbereich zeigen. Der Obere Grindelwaldgletscher zeigte gar einen etwa
25 Jahre andauernden, kräftigen Vorstoss im Umfang von knapp 600 m. Grosse Gletscher reagieren träger
und zeigen durch den beständigen Rückgang seit dem letzten Hochstand den Haupttrend der Erwärmung
an, ohne kleineren Witterungs- und Klimaschwankungen zu unterliegen.
Aufgrund ihrer nahe beim Gefrier-/Schmelzpunkt liegenden Eistemperatur reagieren die Gletscher im
Vergleich zu anderen Indikatoren (Meerestemperaturen, Vegetation, Ökosysteme u. a.) besonders empfindlich
auf sich verändernde Klimabedingungen; bereits geringe (Temperatur-)Änderungen können
beträchtliche Auswirkungen haben. Das Abschmelzen der Gletscher ist somit ein eindeutiges und für
jedermann leicht zu erkennendes Indiz, dass sich das Klimasystem der Alpen erwärmt hat.
Die Gletscher spielen bei der Rekonstruktion des früheren Klimas eine wichtige Rolle. Mit dem alljährlichen
Schneefall gelangen verschiedene Stoffe aus der Atmosphäre auf den Gletscher und werden im
Eis konserviert. So enthält Eis neben den Lufteinschlüssen z. B. auch Pollen, Vulkanasche oder radioaktive
Elemente. Die Untersuchung der Lufteinschlüsse ermöglicht die Rekonstruktion der früheren
Luftzusammensetzung und erlaubt Rückschlüsse auf das vergangene Klima, hilft, Vulkanausbrüche zu
datieren und den Grad bzw. die Entwicklung der Luftverschmutzung zu verfolgen.
Prädestiniert für solche Analysen sind trockene und kalte Gletscherregionen, da dort nur wenig bis kein
Schmelzwasser anfällt, das die Lufteinschlüsse verunreinigen könnte. In Grönland und in der Antarktis
wurden schon mehrere bis drei Kilometer tiefe Eisbohrungen durchgeführt, die Eis mit einem Basis alter
bis über 800 000 Jahre lieferten. In der Schweiz werden solche Bohrungen in hochgelegenen Sattellagen
mit wenig Eisbewegung durchgeführt (z. B. Colle Gnifetti VS, 4452 m ü. M. oder am Fieschersattel,
3923 m ü. M.).
1 Verschneite Gletscherspalten – eine stete Gefahr für Bergsteiger und Skifahrer
2 Eiszahn im Eisbruch des Vadret Pers
3 Mäandrierendes Schmelzwasserbächlein auf der Zunge des Vadret da Morteratsch
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